das handicap – prinzip ( zahavi & zahavi, 1975 ) susanne gottuck / kristina brinkmann
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Das Handicap – Prinzip ( Zahavi & Zahavi, 1975 )
Susanne Gottuck / Kristina Brinkmann
Übersicht
I. Das Handicap-Prinzip – Einführung
II. Signalaustausch zwischen Beutegreifern und Beute
III. Signalaustausch zwischen Rivalen
IV. Signalaustausch bei der Partnersuche
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
I. Übertragung auf den Menschen
II. Diskussion
I. Das Handicap-Prinzip
Zahavi & Zahavi, 1975– Suche nach Erklärung für die Evolution des
Pfauenrades > Ableitung des Handicap-Prinzips
Systeme biologischer Signalgebung, Kommunikation zwischen Beutegreifern & Beute, Rivalen und Partnern
Zuverlässigkeit von Signalen (Bsp.: Gazelle & Wolf)
I. Das Handicap-Prinzip
1. Grundthema: Signale– Wenn ein Signal wirksam sein soll, muss es
zuverlässig sein; wenn es zuverlässig sein soll, muss es kostspielig sein (Bsp. Pfau, Hirsch)
2. Grundthema: – Logische Beziehung zwischen den Signalen und
den von ihnen übermittelten Botschaften
I. Das Handicap-Prinzip
Warum „Handicap-Prinzip“?– Aufwand, den die Tiere auf ihre Signale
verwenden, ähnelt dem Handicap beim Sport
Ein Handicap beweist eindeutig, dass der Sieg des Gewinners auf seinem Können beruht und nicht auf einem Zufall
Handicaps (wie Pfauenrad oder Hirschgeweih) ermöglichen Tieren ihre Qualität unter Beweis zu stellen
I. Das Handicap-Prinzip
Sind die Signale, die die Tiere aussenden immer zuverlässig?– Lt. Zahavi & Zahavi einfaches Prinzip: Signal ist
dann glaubwürdig, wenn sich das Simulieren nicht lohnt
– Zuverlässigkeit gewährleistet durch die Kosten, die der Sender auf sich nimmt
I. Das Handicap-Prinzip
Erklärt hohen Aufwand bei der Partnerwerbung Erklärt Altruismus bei Tieren und
Zusammenarbeit in größeren Systemen (Graudrossling)
II. Signalaustausch zwischen Beutegreifer und Beute
Graudrosslinge:– Warnrufe, wenn Beutegreifer in der Nähe– Für wen sind die Warnrufe bestimmt?– Welches gemeinsame Interesse haben Beutegreifer
und Graudrossling?– Ist ein „Mogeln“ möglich? (vgl. Gazelle & Wolf)
Weitere Beispiele:– Hyänen/ Wildhunde vs.Gazelle, Eidechsen, Maras,
Kinder beim Fangen spielen
II. Beutegreifer und Beute –weitere Signale
Lautäußerungen der Beute während der Verfolgung:– Aufschluss über Kraft und Ausdauer (Bsp.: Merlin &
Lerche, Kinder beim Fangen spielen)– Laute, um Überlegenheit zu zeigen
Warnfarben (Aposematische Färbung):– Signalgeber vermittelt,
dass er ungenießbar ist– Signalgeber vermittelt,
dass er gefährlich ist
II. Beutegreifer und Beute – weitere Signale
Kommunikation zwischen Beute und Beutegreifer nicht unbedingt nur von Beute zu Beutegreifer (Tiger & Stier, Boxer)
Beutegreifer lässt Beute wissen,
dass er da ist, um leichte Beute heraus zu finden (Hyänen,Leoparden)
II. Beutegreifer und Beute – Zusammenfassung
Es bestehen Wechselwirkungen zwischen Beute und Beutegreifern
Kommunikation zwischen beiden Seiten setzt ein gemeinsames Interesse voraus (z.B. Energie sparen)
Die verwendeten Signale müssen zuverlässig, also mit hohen Kosten für den Sender verbunden sein
III. Signalaustausch zwischen Rivalen
Drohsignale als Ersatz für Aggression– Alle Lebewesen verfügen über Drohgebärden– Oft wird Konflikt nur mit der Aussendung von
Drohsignalen gelöst:(Bsp.:Nachtigall, Hirsche, Fische) Spart Zeit und Energie; Risiko von Verletzung oder Tod
wird vermieden
Arten von Drohsignalen:– Gesang, Flugmanöver, Absonderung schädlicher
Chemikalien, elektrische Schläge, Imponiergehabe
III. Signalaustausch zwischen Rivalen
Was bringt den Rivalen dazu, ohne Kampf aufzugeben?– Zuverlässige Drohung desjenigen mit den besseren
Gewinnchancen– Damit Drohung zuverlässig ist, muss das Signal die
Gefahr für den Drohenden vergrößern– Drohender zeigt, dass er zum Kampf fähig und
bereit ist
III. Signalaustausch zwischen Rivalen – verschiedene Drohsignale
Drohung durch Näherkommen– Zuverlässig, weil sich der Angreifer durch
Annäherung an seinen Rivalen selbst angreifbar macht (drohender Mann)
– Verletzlichkeit wird genutzt, um Drohung zu verstärken
Drohung durch Aufrecken– Nicht unbedingt Größe anzeigen, sondern
Zuversicht vermitteln (Hunde, Damhirsche, Fische)
III. Signalaustausch zwischen Rivalen – verschiedene Drohsignale
Lautäußerungen als Drohsignale– Drohlaute niedrige Frequenzen,
Beschwichtigungslaute hohe Frequenzen– Tiefe der Stimme gibt Aufschluss über Größe des
Drohenden– Tonhöhe zeigt an, wie angespannt ein Rivale ist ( je
mehr Spannung desto höher der Laut) (Bsp.: Kröten)
Weitere Drohsignale:– Anstarren des Gegners– Missachtung des Gegners
III. Signalaustausch zwischen Rivalen – Soziale Hierarchien und Duelle unter Gleichen
Konflikterfahrungen führen zur Herausbildung einer sozialen Hierarchie, Hackordnung
Wenn kein Rivale „zuverlässiger“ drohen kann, ist ein Kampf unausweichlich, aber Drohungen haben trotzdem ihren Nutzen
III. Signalaustausch zwischen Rivalen – Problem bei der Gruppenselektion
Können sich Drohsignale zum Nutzen der Gruppe herausbilden?– Gruppenselektion:
Vorteil von Gruppen „ mit Drohungen“Jedes Individuum einer Gruppe ordnet sich den
Drohungen anderer Mitglieder unter Drohungen nur Konvention Verstoß gg. die Regeln verbessert Fortpflanzungschancen Merkmal geht verloren
III. Signalaustausch zwischen Rivalen – Problem bei der Gruppenselektion
– Handicap – Prinzip:Wesen des Signals schließt Täuschung aus,
Motivation und Fähigkeiten des Drohenden werden zuverlässig vermittelt
Mit dem Signal verbundenes Risiko ist der Preis den der ehrliche Signalgeber bereit ist zu zahlen und der für einen Betrüger zu hoch wäre
Signal ist nicht Konvention, sondern liefert die Information die zur Konfliktlösung gebraucht wird (für jede Drohung/Botschaft gibt es ein optimales Signal)
IV. Signalaustausch bei der Partnerwahl
Balzverhalten nimmt oft gewaltige Ausmaße an Ausprägungen:
– Gesänge, Tänze– Duftstoffe – Brautgaben – Körperteile
Welchen Zweck haben diese Ausmaße der Darbietung? (evolutionär nicht erklärbar)
IV. Signalaustausch bei der Partnerwahl
Balz ist wie ein Wettbewerb (Männchen vs. Weibchen; Verkäufer vs. Käufer)
Männchen übermitteln zuverlässige Signale; direkte Beziehung von Signal zu Botschaft
Entscheidend ist welche Eigenschaften bei der Partnersuche zählen (genetische Eigenschaften, Brutpflege)
IV. Signalaustausch bei der Partnerwahl – Handicaps und vermittelte Informationen
Füttern als Signal Reviergröße als Signal Balzlaute als Signal Farbe als Signal Pheromone Artefakte und Bauten Lange Schwänze Bewegungen und Tänze Kombination von Signalen
IV. Signalaustausch bei der Partnerwahl – Handicap-Prinzip vs. Fisher‘s Modell („Runaway“-Prozess)
Verschwendung bei der Partnerwerbung Handicap – Prinzip: „Verschwendung“ bei der Balz als
Qualitätsbeweis des Freiers Fisher‘s Modell:
– „Verschwendung“ sagt nichts über Qualität „Verschwenderische“ Männchen schlechter angepasst, Vorteil: attraktiv für Weibchen Imponiergehabe wird weitervererbt Nachwuchs zieht mehr Weibchen an Zwickmühle für Weibchen Eigendynamik
– Problem: Abschreckung von Rivalen (dieselben Eigenschaften, die Weibchen anlocken, schrecken Rivalen ab, wenn kein Zusammenhang zur Qualität, dann würden die Rivalen, die nicht auf Drohung reagieren diese Eigenschaft weitergeben, Drohsignal verliert Wirkung
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Hat die Evolution Farbzeichnungen entwickelt, um Aufschluss über Art, Geschlecht und Alter zu geben?
– Gibt es Signale, die sich ohne das Element des Wettbewerbs oder Gegnerschaft entwickeln?
1. Allgemeine Annahme der Zoologen:– Artspezifische Signale zur Unterscheidung
2. Zahavi & Zahavi:– Artspezifische Signale durch Wettbewerb
entwickelt Qualitätsbeweis
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Artspezifische Markierungen sind nicht willkürlich
Träger des Signals hat sich evolutionär am besten durchgesetzt
Farbzeichnungen und Markierungen heben diese positiven Eigenschaften
am besten hervor
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Farbzeichnung und die dadurch angezeigten
Merkmale Längsstreifen beim Zebrafisch
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Bild von Nemofisch!!!!!!!!!!!!
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Markierungen, die Umriss des Körpers hervorheben
Wasserböcke in Südafrika
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Pfauenauge
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Folgerung aus dem Handicap Prinzip: Markierungen heben Eigenschaften hervor Unterschiede innerhalb der Art > Rückschluss
auf Qualität = Signalfunktion für Rivalen und Weibchen
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Zahavi & Zahavi Sichtweise: Was sagen Markierungen über Eigenschaften
aus? Welche Körperteile werden durch die
Zeichnung hervorgehoben? Welche Bedeutung haben diese Körperteile für
das Tier?
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Flügelmuster des Storchs
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Gesichtsmarkierung bei Vögeln Farbe und Gesundheitszustand Hahnenkamm Lippen und Wangen des Menschen Symmetrische Körperformen
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Wie entstehen Markierungen in der Evolution? Population achtet auf Signal Träger der Zeichen - eher als Partner gewählt - als Rivalen gemieden Markierung breitet sich aus Interesse an best. Merkmalen schafft Schmuckzeichen Ökologische Nischen und spez. Anpassungen
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Statussymbol oder Handicap? Pfauenfederschwanz > Prestige Unauffällige Schmuckzeichnung > Rückschluss auf
soziale Stellung Weißer Streifen der Kohlmeise > Statussymbol
-zuverlässiges Merkmal?
- Warum diese Statussymbol?
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Handicap Prinzip wird deutlich: Nur wer „zuviel hat“, kann sich Signal leisten zuverlässiges Signal für die Population - Schmuckzeichen als geeichter Maßstab Gibt es Signale ohne Handicap? Kosten beziehen sich auf die Botschaft des Signals Gibt es konventionelle Signale? Artspezifische Signale sind keine Konventionen,- - durch Wettbewerb entstanden> Botschaft - Artspez. Unterscheidungsmöglichkeit als Nebeneffekt
V. Artspezifische Signale – Entstehung und Zweck
Was sind Signale?Unterscheidung:1. Nützlichkeitsselektion: Körpergröße,
Fortbewegungsart2. Signalselektion: Informationsvermittlung > Beziehung: Signal + Kosten garantiert
Zuverlässigkeit> Signal inflationär- verliert es Signalbedeutung
VI. Übertragung auf den Menschen
Zahavi& Zahavi: Sozialleben:Kooperation + Rivalität
Fragestellung: Was liegt den Mechanismen des
Sozialverhaltens und den Methoden der Verständigung zu Grunde?
VI. Übertragung auf den Menschen
Angeborenes Verhalten und Signalwirkung: Beurteilung Fremder durch Pupillengröße Inzesttabu Menschlicher Körper und Schmuck Haare und Signalwirkung
Feinmotorik, Intelligenz gesundheitliche Verfassung
VI. Übertragung auf den Menschen
Augen Augenbrauen Wimpern Gesinnung Blickrichtung Bart und Kinn
> Selbstvertrauen und Verletzlichkeit
VI. Übertragung auf den Menschen
Körperliche Vorgänge und Signalwirkung Menstruation
> Gesundheit Weibliche Brust und Körperfett Energiereichtum vs. Selbstkontrolle Kleidung Imponieren Vergleich
VI. Übertragung auf den Menschen
Belastungsproben für soziale Bindungen Überprüfung der Zusammenarbeit durch Aufdrängen Liebesbeweise als Belastungsprobe
Selbstgefährdung als Belastungsprobe
VI. Übertragung auf den Menschen
Menschliche Sprache Verständigung durch Symbole Tiere: Lautsprache als zuverlässiges System -
kontextgebunden Nichtverbale Vokalisation > Grad der Gefühle Wortsprache durch Kontakt mit Fremden
notwendig
VI. Übertragung auf den Menschen
Ästhetisches Empfinden: Häufig symmetrische Formen Verzierungen > Rückschluss auf Qualität niedrige Qualität verziert > kitschig
VI. Übertragung auf den Menschen
Altruismus und Statusgewinn Was spiegelt altruistisches Verhalten wider? Altruistisches Verhalten des Grausdrosslings Handicapprinzip: Wer“ zuviel” hat kann es sich leisten
zu vergeuden > Statusgewinn Altruismus >Lebenserfolg Wohltätigkeitsveranstaltung > Prestigesache Geschenke und Scham des Empfängers
Fragen
Diskussion