das lebenspraktische magazin fÜr mensch und familie · 2018-09-14 · wenn aus dem prinz ein...

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AUSGABE 2/16 Diakonie der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal Die Kinderseite mit Benjamin Seite 11 DAS LEBENSPRAKTISCHE MAGAZIN FÜR MENSCH UND FAMILIE Ehe: Wenn aus dem Prinz ein Frosch wird, Seite 12 Kinder: Es gibt keine perfekten Eltern, Seite 16 Sterben: Angst und Hoffnung teilen, Seite 20 Ehe: Wenn aus dem Prinz ein Frosch wird, Seite 12 Kinder: Es gibt keine perfekten Eltern, Seite 16 Sterben: Angst und Hoffnung teilen, Seite 20

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AUSGABE 2/16

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Die Kinderseite mit BenjaminSeite 11

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DAS LEBENSPRAKTISCHE MAGAZIN FÜR MENSCH UND FAMILIE

Ehe: Wenn aus dem Prinz ein Frosch wird, Seite 12

Kinder: Es gibt keine perfekten Eltern, Seite 16

Sterben: Angst und Hoffnung teilen, Seite 20

Ehe: Wenn aus dem Prinz ein Frosch wird, Seite 12

Kinder: Es gibt keine perfekten Eltern, Seite 16

Sterben: Angst und Hoffnung teilen, Seite 20

U

EditorialUnruhiges Herz 3

TitelthemaAbschiede bewältigen – und gereift aus ihnen hervorgehen 4

UmfrageMein Abschied – mein Aufbruch 7

ErfahrungVon der ewigen Jugend an der Wursttheke 8

KinderseiteLeb wohl, auf Wiedersehen 11

Familie praktischWenn aus dem Prinz ein Frosch wird 12

nachgefragt„Es gibt keine perfekten Eltern“ 16

nachgedachtDen Abschied zum Segen machen 19

Brennpunkt LebenAngst und Hoffnung teilen 20

Aus den Einrichtungen 23

Stellenanzeigen 34

Impressum 35

Porträt„Deine Kinder warten auf dich!“ 36

Inhalt

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© Syda Productions - Fotolia.com

© Johan Larson - Fotolia.com

© pixelheadphoto - Fotolia.com

I

© Africa Studio - Fotolia.com

Editorial

A K Z E N T E 2 /16 3

Es war wieder mal so weit: Weih-nachten stand vor der Tür. Wie hat-te ich mich darauf gefreut! Wie

wartete ich und fieberte auf den HeiligenAbend und die Weihnachtsfeiertage hin!Bald würde es den Weihnachtsbaum ge-ben, die Krippe, das feierlich geschmückteWeihnachtszimmer, Geschenke – erhofftund sehnlichst erwartet. Bis dahin aber:Warten. Zwischenzeit. Spannungszeit.Und dann war es plötzlich da – und nochschneller wieder alles vorbei. Bis dass dernächste Advent vor der Tür stand. Undwieder diese gespannte Erwartung … Zu-Ende-gehen, Neu-anfangen, Abschiedund Aufbruch liegen dicht beisammen.Diese Pole umspannen unser Leben.

Es liegt in der Natur des Abschieds, dassNeues aus ihm hervorgeht. Wenn einer ei-

ne Reise tut, dann weiß er meistens, wo-hin es geht. Ganz oft aber nehmen wirAbschied, innerlich oder äußerlich, unduns ist noch nicht klar, wohin der Wegführt. Dann spüren wir: Es liegt Verände-rung in der Luft, ein Umschwung, es kün-digt sich Neues an, das man jedoch nichtklar benennen, noch nicht begreifenkann. Abschied und Aufbruch sind ver-bunden durch eine Spannungszeit. Wielange muss ich noch warten, bis das Neueanbricht, bis sich meine Sehnsüchte, mei-ne Träume erfüllen, bis ich wieder gesundwerde, endlich eine passende Arbeitsstel-le, den richtigen Partner finde? Abschiedestellen uns immer auf die Probe. Manch-mal sogar auf eine Zerreißprobe. „Unru-hig ist unser Herz, bis es Ruhe findet inDir“, bringt es der Kirchenvater Augusti-nus auf den Punkt.

Probezeiten sind aber auch Wachstumszei-ten. Wenn etwas wächst, strebt es der Reifezu. Während der Wachstumszeiten zwi-schen Abschied und Aufbruch geschiehtmitunter Einschneidendes und Entschei-dendes, das erst hinterher offenbar wird.Das geschieht oft quälend langsam undscheinbar sinnlos. Wachstumszeiten kön-nen demgegenüber aber auch Zeiten sein,in denen man wie schwerelos unterwegsist: schon abgedockt vom Alten, nochnicht ganz beim Neuen. Es stellt sich einGefühl der Freiheit ein. Man ist offen fürden nächsten Abschnitt im Leben.

Unsere Autorinnen und Autoren habensich in AKZENTE dieses Dualismus vonAbschied und Aufbruch in ganz verschie-denen Facetten angenommen: Der Ab-schied vom Lebensabschnitt, vom „Traum-partner“, am Sterbebett – Ereignisse, die inSpannungszeiten münden und die Reife-prozesse und persönliches Wachstum brin-gen. Erkennen Sie sich, erkennen Sie IhreLebenssituation wieder?

Gleichzeitig verabschiede ich mich per-sönlich von Ihnen als verantwortlicherRedakteur der AKZENTE. Nach fast genauelf Jahren im Werk der EvangelischenBrüdergemeinde Korntal fange ich nocheinmal neu in der Öffentlichkeitsarbeit an,in einem neuen Werk an einem neuen Ortund mit dem neuen Themenkreis der Be-hindertenhilfe. Vieles werde ich mitneh-men, besonders die vielen positiven Re-aktionen dankbarer Leserinnen und Leserauf unsere Ausgaben. Es ist sehr schönzu wissen, dass Menschen AKZENTE mitgroßem Gewinn lesen. Und dann die Mut-machenden Beiträge so vieler engagierterSchreiber, ihr Quer- und Weiterdenken,die vielen bunten Akzente, mit denen siein 18 Ausgaben seit 2008 unsere lebens-praktischen Themen interpretiert und ihreLeser inspiriert haben.

Bleiben Sie AKZENTE gewogen: Ich würdemich darüber sehr freuen!

Ihr

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Unruhiges Herz

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Arbeitsplatz zu einer neuen Arbeitsstelle,die uns aufblühen lässt.

Aber was ist mit den besonders schmerz-lichen Abschieden, die uns oft unfreiwilligabgenötigt werden? Eine Ehe bricht aus-einander und mit dem Partner gehen auchSicherheiten, Pläne und Vorstellungenendgültig verloren. Eltern müssen ihr„flügge“ gewordenes Kind in ein selbst-ständiges Leben ziehen lassen. Lebens-träume, die unrealistisch geworden sind,müssen frustriert abgehakt werden. Letzt-lich liegen allen Veränderungen in unse-rem persönlichen Leben Abschiede zu-grunde. Meist bringen wir Tod und Ster-ben mit Abschiednehmen in Verbindungund vergessen die vielen kleinen undgroßen Abschiede, die wir alltäglich er-leben und nicht selten auch erleiden.

Jeder Abschied führt uns eindringlich vorAugen, dass jetzt nichts mehr so ist, wiees einmal war. Wir haben jemanden – oderetwas – zurücklassen müssen.

Phasen der TrauerVerlusterfahrungen führen uns in einenTrauerprozess. Wir trauern um einen

Menschen, veränderte Lebensumständeoder auch um uns selbst. Abschiede erfor-dern Trauerarbeit, um den erlittenen Ver-lust zu verarbeiten und über unserenHerzschmerz irgendwann hinwegzukom-men. Wenn wir zum Beispiel den Abschiedvon einem geliebten Menschen betrauern,durchlaufen wir in der Regel vier verschie-dene Phasen der Trauer:

Erste Phase: Nicht-wahr-haben-wollenDie Nachricht vom plötzlichen Tod einesgeliebten Menschen versetzt Hinterblie-bene in einen Schockzustand. Der Todwird entweder geleugnet: „Das muss einIrrtum sein!“ – oder es werden keinerleiEmpfindungen über den plötzlichen Ver-lust wahrgenommen. Der Schockzustanddauert von wenigen Stunden bis zu eini-gen Tagen.

Zweite Phase: Chaos der GefühleWenn die Verlustnachricht schließlichüber den Kopf im Herzen angekommenist, brechen viele verschiedene Emotio-nen mit großer Intensität auf. Sie reichenvon tiefer Traurigkeit, Angst und Einsam-keit bis hin zu Zorn, Wut und Ohnmachts-gefühlen. Es können sich außerdem Ge-

Jeder von uns wird im Laufe seinesLebens mit vielfältigen Verlusterfah-rungen konfrontiert. Wir müssen, ob

wir wollen oder nicht, immer von NeuemMenschen, Situationen, Umstände, Pläne,Träume oder auch Denkmuster verab-schieden. Wir durchleben freiwillige undunfreiwillige Veränderungen, müssen Al-tes loslassen, um Neues in Empfang zunehmen.

Wie einprogrammiertDer Abschied scheint geradezu in unseremenschliche DNA einprogrammiert zusein. Von der Wiege bis zur Bahre reihensich zahllose große und kleine Abschiedeaneinander. Bei der Geburt mussten wirden Schoß unserer Mutter verlassen undmit unserem letzten Atemzug werdenwir unser Leben radikal aus der Hand ge-ben müssen. Abschiednehmen beinhaltetunzählige Facetten und unterschiedlicheIntensitäten. Jede unserer Biographienerzählt von individuell erlebten Abschie-den und Verlusterfahrungen. Einige ha-ben einen heiteren, geradezu befreiendenCharakter, wie die Entlassung aus demKrankenhaus nach einer OP oder demWechsel von einem krankmachenden

Titelthema

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Abschiede bewältigen –und gereift aus ihnenhervorgehenEr tut weh! Er kann uns völlig unvorbereitet treffen oder sich schon lange angekündigt haben.

Manchmal scheint er nicht enden zu wollen: der Herzschmerz. Die meisten Abschiede, die

wir erleben, rühren unser Herz. Je mehr uns ein vertrauter Mensch oder ein bestimmter Lebens-

umstand bedeutet, desto schmerzlicher empfinden wir seinen Verlust. Jeder Abschied beinhaltet

eine Verlusterfahrung. Wenn wir einen geliebten Menschen endgültig verabschieden müssen,

reißt uns das ein Loch ins Herz. Und selbst ein Orts- oder Arbeitsplatzwechsel kann uns einen

Stich versetzen.

fühle der Erleichterung zeigen, beispiels-weise weil der Verstorbene nun von lan-gem Leiden erlöst wurde.

Aber auch heftige Schuldgefühle und Ge-wissensbisse können erwachen: „Wennich Vater nicht zur OP gedrängt hätte,würde er noch leben.“ Defizite meldensich zu Wort: „Ich hätte mich mehr um ihnkümmern müssen.“ Aggressive Gefühls-ausbrüche können sich gegen Dritte wen-den: „Gott, warum hast du das zugelas-sen? Warum tust du mir das an?“ DerTrauernde darf all seine Gefühle wahr-nehmen, zulassen und auf ganz persönli-che Weise ausdrücken. Sie werden ihmdabei helfen, den Verlust zu bewältigen.

Gefühlslagen vor Gott aussprechenBesonders die biblischen Psalmen ermuti-gen dazu, alle Gefühlslagen vor Gott aus-zusprechen. Wir dürfen ihm unser Leidklagen, ihn anklagen, ihm unseren Herz-schmerz entgegenschleudern. Wer vorGott sein Herz rückhaltlos ausschüttet,kommt mit einem Frieden in Berührung,der von Gottes Gegenwart, inmitten allerTrauer, herrührt. Wenn wir einen anderenMenschen in seiner Trauer begleiten, müs-sen wir ihm all seine Gefühle in ihrer Hef-tigkeit zugestehen und beteuern, dass ersich nicht zu schämen braucht.

Als Freunde oder Angehörige möchtenwir den anderen über seinen schmerzli-chen Verlust gerne hinwegtrösten. Dabeikönnen wir allerdings der Versuchungerliegen, mit einer Art christlichem Trös-tungsprogramm zu beruhigen: „Gottmacht keine Fehler. Du brauchst nicht sotraurig zu sein, denn er ist doch jetzt er-löst und bei Gott.“ Diese von Herzen kom-menden, gut gemeinten Aussagen kön-nen gefühlsunterdrückend wirken. Dabeihat Gott uns als Menschen erschaffen, diemit der Fähigkeit zu Schmerz und Trauerbegabt sind, damit wir gerade nach einemschmerzlichen Abschied unsere Verlust-schmerzen ausleben. Trauernde leistenseelische Schwerstarbeit. Dabei könnenwir ihnen einfühlsam durch Worte undGesten Folgendes vermitteln: „Ich bin beidir und gehe mit dir. Ich verstehe dich undleide mit dir!“ �

Dritte Phase: Verarbeiten undLoslassenDer Trauernde wendet sich ganz bewusstdem Menschen zu, den er endgültig ver-abschieden musste. Er betrachtet bei-spielsweise Fotos oder Erinnerungstücke,besucht Orte, die ihn mit dem Verstorbe-nen verbinden. Mit der Zeit geschieht eineAussöhnung mit dem erlittenen Verlust,ein Einverstandensein mit der neuen Rea-lität. Der Verabschiedete bleibt aber eininnerer Begleiter und behält einen festenPlatz im Herzen des Hinterbliebenen. DieVerbindung zu ihm hat sich verändert, dieWirklichkeit wird bewusst ohne ihn wahr-genommen.

Vierte Phase: NeuanfangDer Trauernde hat den Verlust des gegan-genen Menschen als Realität akzeptiert.Jetzt gilt es, das eigene Leben, die Mitmen-schen und die Welt um sich herum aktiv inden Blick zu nehmen. Der Wunsch nachRückzug in die Höhle der eigenen Trauerwird von dem Wunsch abgelöst, das eigeneLeben, die Herausforderungen des Alltagsproaktiv anzugehen. Es wird zwar niemalsgenauso, wie es einmal war, aber es wirdtrotzdem gut. Eine von Optimismus undZuversicht geprägte Grundhaltung erwachtund trägt dazu bei, das eigene, von Gott ge-schenkte Leben wieder neu zu umarmen.

Die skizzierten Trauerphasen durchlebenwir auf gewisse Weise nach allen Ab-schieden, die uns Herzschmerz bereiten.Dabei bilden die vier Phasen keine stati-sche Abfolge im Trauerprozess. JedeTrauerarbeit verläuft ganz individuell. Eskann Sprünge und Wiederholungen ge-ben, die Trauerphasen können sich über-lappen. Es gibt eben nicht den Königsweg,einen schmerzlichen Abschied zu bewäl-tigen. Jeder Mensch darf in dem ihmeigenen Tempo und auf seine Weise Ver-luste betrauern. Die Trauerphasen bieteneine gute Orientierung, aber so einmalig,wie jeder Mensch geschaffen ist, bleibtauch die Art, mit Verlusten umzugehen.

Kann ich mich vorbereiten?Es stellt sich natürlich auch die Frage, obund wie wir uns auf kommende Abschie-de und Verlusterfahrungen vorbereiten

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Akzeptanz: Die Widrigkeiten und Belas-tungen des beruflichen und privaten Le-bens werden grundsätzlich als gegeben ak-zeptiert. Die eigene Kraft wird nicht daraufverwandt, Unabänderliches verändern zuwollen, sondern sich mit ihm auszusöh-nen. Es gilt, sich neuen Umständen anzu-passen und das Beste aus ihnen zu machen.

Selbstfürsorge: Es geht darum, die eige-nen Bedürfnisse zu kennen und für sieeinzutreten, sich klar von überzogenenErwartungen anderer abzugrenzen, aucheinmal „nein“ zu sagen und gut für deneigenen Körper und die Psyche zu sorgen.

Beziehungskompetenz: Nach schmerz-lichen Abschieden oder Verlusterfahrun-gen, dem Gefühl, den Boden unter den

können. Was kann uns dabei helfen, Ver-änderungen, Krisen und Abschiede so zumeistern, dass wir nicht an ihnen schei-tern, sondern gereift daraus hervorge-hen? Die moderne Resilienzforschung hatviele verschiedene Faktoren identifiziert,die uns innere Widerstandskräfte verlei-hen und unsere Selbstheilungskräfte ak-tivieren. Im Blick auf die Bewältigungvon Abschieden sind vor allem die nach-folgenden Resilienzfaktoren von beson-derer Bedeutung:

Optimismus: Eine positive Grundhaltunggegenüber der eigenen Person, anderenMenschen und herausfordernden Umstän-den befähigt dazu, Krisen als Chancen zubegreifen. Ein Optimist gießt die Blumenund nicht das Unkraut.

ist Theologe, Paar-und Familienthera-peut, Kommunikati-ons- und Resilienz-trainer (www.paar-therapie-hipler.de).

MATTHIAS HIPLER

Füßen verloren zu haben, fängt uns in ers-ter Linie ein stabiles Beziehungsnetz auf.Wenn wir Zeit und Kraft in unsere freund-schaftlichen und familiären Beziehungeninvestieren, zahlt sich das in Krisen- undTrauerzeiten aus.

Zukunftsgestaltung: Der Erfahrungs-schatz rund um die Bewältigung zurück-liegender Lebenskrisen wird genutzt, umaktuellen oder zukünftigen Herausforde-rungen mutig zu begegnen. Was uns in derVergangenheit geholfen hat, Problemeund Krisen zu meistern, lässt uns unserezeitweilige Hilflosigkeit überwinden. ImBlick auf die Zukunft richten wir unserenFokus darauf, was uns im Leben wirklichwichtig und bedeutsam ist.

Glaube: Aus dem Glauben daran, dassGott mit uns geht, schöpfen wir Halt undGeborgenheit in Krisenzeiten. In ihm istunser Leben verankert, selbst wenn dieWechselstürme des Lebens über uns he-reinbrechen.

Die kurz skizzierten Resilienzfaktoren fin-den sich an vielen Stellen der Bibel wieder.Wir werden beispielsweise herausgefor-dert, uns selbst zu lieben, unsere Sorgenabzugeben und zuversichtlich nach vornezu schauen, die eigenen Grenzen zu ak-zeptieren und vertrauensvolle Beziehun-gen zu gestalten. Wir sind herausgefor-dert, unsere inneren Widerstandskräfte zuentdecken und auszubauen. Gottes Zielfür unser Leben besteht auch darin, uns le-benstüchtiger werden zu lassen, damit wirdie vielen kleinen und großen, mehr oderminder schmerzlichen Abschiede und Ver-lusterfahrungen bewältigen können undgereift aus ihnen hervorgehen. �

© Johan Larson - Fotolia.com

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Die letzten Monate ergaben bei mirviele Veränderungen. Ich kam von

meinem FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr)zurück und bin wieder zu Hause eingezo-gen. Ich habe gearbeitet und Praktika ge-macht. Seit Anfang Juli mache ich nun in

Wo ist mein Platz?

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Umfrage

„Du musst bereit sein, alles hinter dirzu lassen, auch wenn das bedeu-

tet, mitten in der Nacht aufzubrechen undnicht mehr zurückzublicken“, sagte einstein Freund zu mir. Weise Worte, die auchvon Abraham oder Jakob stammen könn-ten, oder eben von Jesus. Auch er sagt zuuns: Gib mir dein ganzes Leben, nichtdein halbes. Gib mir die Kontrolle darü-

Geh deinen Weg …!ber, denn du wirst sehen, du hast dein Le-ben nicht in der Hand – aber ich habe es!Ich sorge für dich und werde dich mit al-lem Nötigen versorgen, was du brauchst.Das war etwas, was ich vor meiner Aus-reise als Lernhelferin nach Indonesienlernen durfte, ja musste: Wenn die Weltplötzlich Kopf steht, weil du merkst:Hoppla, ich weiß überhaupt nicht, wasmich erwartet. Und man fragt sich unwi-derruflich: Bin ich bereit, alles zurückzu-lassen, was ich aus Deutschland kenne,liebe und mich ein Stück weit auch aus-macht? Fragen, die mich verändert undmir gezeigt haben: Jesus wünscht sich,dass wir ihm bedingungslos vertrauen,gerade auch in Zeiten des Umbruchs. Undwirklich: Gott hat mich in Indonesienüberreich beschenkt – mit einer tollen Fa-

milie, engen Freunden, einer Gemeindeund vielem, vielem mehr. Doch die Kehr-seite davon war: Es ging irgendwannnach Hause zurück. Ich war neu verwur-zelt an diesem Ort, in der Kultur, fühltemich verbunden mit den Menschen undkonnte mir nicht vorstellen, alles auf ein-mal aufgeben zu müssen, ja ausgerissenzu werden, wie ein junger Setzling, dergerade erst seine ersten Wurzeln geschla-gen hat. Doch Jesus sagte auch diesesMal: Geh deinen Weg mit Freuden. Ichwerde dich nicht verlassen, egal wohindu auch gehst!Debora Traub (im Vordergrund), 20 Jahre,Studentin an der DHBW Ravensburg, Stu-diengang BWL, Medien- und Kommunika-tionswirtschaft, Unternehmenskommuni-kation und Journalismus

Stuttgart meine studienintegrierte Ausbil-dung zu Physiotherapeutin. Das war vielVeränderung mit manchem Abschied undNeuanfang. In diesem ganzen Prozesshieß es loslassen von Altem und Gewohn-tem und sich neu einlassen auf das Unbe-kannte. Für mich war es nicht immer ein-fach, die Prioritäten richtig und neu zusetzen. Wie viel Zeit verbringe ich mitmeiner Familie, mit Freunden, für dieSchule, in der Gemeinde? Und wo ist meinneuer Platz in dem alten, gewohnten undirgendwie auch neuen Umfeld?In dieser Zeit habe ich mich manchmalweit weg von Gott gefühlt und wusstenicht, wo mein Platz ist. Aber dennoch

wusste ich, dass Gott mit mir geht und mirdie Kraft schenkt für das, was vor mir lag.Er war und ist der gleiche Gott, egal anwelchem Ort ich mich befinde, und wirdes auch immer sein! Dieses Wissen hat mirin den Phasen der Veränderung sehr ge-holfen und mich gestärkt!Begleitet hat mich folgender Bibelvers:„Und beständig wird der Herr dich leitenund er wird deine Seele sättigen an Ortender Dürre und deine Gebeine stärken.Dann wirst du sein wie ein bewässerterGarten und wie ein Wasserquell, dessenWasser nicht versiegt.“ Jesaja 58,11Katharina Schühle, 20 Jahre, Auszubil-dende und Studentin der Physiotherapie

Mein Abschied –mein AufbruchZwei junge Frauen geben einen Einblick in ihre Umbruchsituationen. Die eine hat Erfahrung

bei einem Auslandsjahr gesammelt. Die andere setzt den Fuß ins Berufsleben. Was macht das

mit ihrem Glauben?

ten. Klick, und schon war es passiert.Schon flogen die Mails quer durchDeutschland, von einem Schreibtisch zumnächsten. Ich lehnte mich genüsslich zu-rück und stellte mir vor, wie irgendwo aneinem anderen Schreibtisch eine Freun-din lauthals zu lachen beginnt! Eben nochim Montagmorgentran und von jetzt auf

LieberHansjörg,letzten Montag bekam ich eine Mail, vonder ich dir erzählen muss: „Heute ist IT-GAVKF“ – stand da unter Betreff. I-T-G-A-V-K-F – alles in Großbuchstaben! Ichwar echt verwirrt. I könnte für internatio-nal stehen und T für Tag, aber das Kürzelwar viel zu lang … ich hatte keine Ah-nung. Ungeduldig öffnete ich die Mailund las: „Heute ist der Internationale Tagder gut aussehenden und verdammt klu-gen Frau. Also sende diese Nachricht anjemanden, auf den diese Beschreibungperfekt passt. Bitte schicke sie nicht anmich zurück, weil ich ja schon von einerverdammt gut aussehenden klugen Fraudiese Nachricht erhalten habe und somiteine verdammt gut aussehende klugeFrau bin. Viele Grüße und: Habe einenwunderbaren Tag!“

Ich war echt perplex und wusste immernoch nicht so recht. Mal was anderes,dachte ich, kennst du noch nicht undscrollte weiter nach unten. Lauter kleineComicfrauen waren da zu sehen, die wun-derbare Sprüche von sich gaben: „Das Al-ter ist kein Platz für Weichlinge“, stand dazum Beispiel. Oder besser: „Wenn duschon kein gutes Beispiel sein kannst, seiwenigstens eine grausame Warnung.“Oder noch besser: „In mir lebt eineschlanke Frau, die rauswill. Und ich kannsie nur mithilfe von Keksen zum Schwei-gen bringen.“

Jetzt war ich hellwach und musste nurnoch lachen. Alle Montagmorgen-Mü-digkeit war verflogen. Auf der Stelle juck-te es mich in den Fingern. Natürlich besaßich auch ein paar Freundinnen und Kol-leginnen, die diesen internationalen Tagder gut aussehenden und verdammt klu-gen Frau auf keinen Fall verpassen soll-

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Erfahrung

Von der ewigen Jugendan der WurstthekeIn der Mitte des Lebens: Wie erleben Mann und Frau das Älterwerden? Antje Rösener und

Hansjörg Federmann tauschen sich per E-Mail über ihre „Midlife Brise“ aus. Ihre Meinung:

Humor könnte die Lösung sein.

Antje Rösener (Jahrgang 1961) ist Geschäftsführerin des Ev. Erwachsenen-Bildungs-werks Westfalen und Lippe e.V. in Dortmund. 2007 wurde ihr der Deutsche Predigt-preis verliehen. Die Autorin mehrerer Bücher ist verheiratet und hat zwei Kinder.

A

gleich sitzt sie lachend im Stuhl. Als ichmir danach einen Kaffee holte, dachte ich:Humor ist so was Wundervolles. Es müss-te ein Schulfach geben, in dem nichts an-deres geübt wird, als das Leben humorigzu nehmen. Und gerade so unangenehmeThemen, wie das Älterwerden bei unsFrauen …, sind doch mit Humor am ehes-ten zu meistern.

Ich habe die Männer eben bewusst nichtgenannt …, weil ich tatsächlich glaube,dass wir das Älterwerden unterschiedlicherleben. Zumindest bilde ich mir immerein, dass der Stress der Männer mit demAlter frühestens bei 60 beginnt …, dennangeblich sind sie ja davor noch immer„in den besten Jahren“. Während das beiuns Frauen doch wesentlich eher losgeht.

Darüber rede ich übrigens selten. Und esgibt auch nur ganz wenige ältere Freun-dinnen, mit denen ich darüber gespro-chen habe. Dabei habe ich mir schon vorLängerem vorgenommen, ältere Frauenmal zu fragen, was ihnen eigentlich ammeisten geholfen hat beim Älterwerden.Aber es findet sich so selten eine Gelegen-heit, dieses in die Tat umzusetzen. Deswe-gen fand ich vielleicht die Mail und vorallem die Bildchen und Sprüche darin sogut: Da wurden einfach ein paar Witzegemacht über dieses tabuisierte Thema.Das ist irgendwie befreiend, das löst dieZunge. Das macht es so leicht, normal undalltäglich.

Vor zwölf Jahren war ich mal mit meinemMann auf einem Psychoseminar. Ein ame-rikanisches Paar leitete das. Die meisteZeit haben Männer und Frauen getrenntgearbeitet. Es gab einen Abend, da setztensich die drei ältesten Frauen in die Mitteund wir anderen durften fragen, was wirauf dem Herzen hatten. Das muss ein Ri-tual aus der indianischen Tradition sein.Es war klasse, ich erinnere mich, dass auchdie jungen Mädchen ganz ernsthafte unddrängende Fragen hatten.

So was haben wir viel zu wenig – oderhast du ältere männliche Freunde, mit de-nen du darüber sprichst oder die für dichso was wie Ratgeber sind?

Liebe Antje!Erstmal eine Antwort aus dem Fach Hu-mor: Manchmal fühle ich mich alt. Danngehe ich Brötchen kaufen. Oder Wurst.Wenn ich dran bin, schau ich abwesendzur Seite … und dann kommt es garan-tiert: „Was darf’s denn sein, jungerMann?“ Herrlich. Ich glaube, Verkaufs-theken sind der einzige Ort, wo man ewigjung bleibt.

Aber zu deiner Frage: Ich kann mir kaumMänner vorstellen, die gern übers Älter-werden reden. Allenfalls, dass man in ei-ner munteren Runde die Älteren mal an-frotzelt: „Na, übersteht deine Bandscheibenoch eine Nacht auf der Luftmatratze odermuss es schon der orthopädische Latten-rost sein?“ Manchmal ein spontanerSchulterschluss: „Wir sind auch schonganz schön alte Säcke geworden, was?“Wer von den körperlichen Folgen des Äl-terwerdens spricht, erzählt lieber vonüberstandenen Leiden als von einer blei-benden Einschränkung. Ich habe den Ver-dacht, dass Männer sich zwar leichter da-mit tun, äußerlich zu altern, aber schwerdamit zurechtkommen, wenn ihre Vitali-tät nachlässt. Es ist ja eigentlich herrlich,einen Bauch haben zu dürfen, wenn dasBindegewebe anfängt nachzugeben. Män-ner dürfen dann im Sommer sogar T-Shirts mit der Aufschrift „Bier formtediesen wunderbaren Körper“ tragen. Aberwehe, wenn der rechte Arm nicht mehrzum Einlochen der Golfbälle, zum Anzie-hen von Schrauben oder gar zum Bindender Schnürsenkel taugt.

Ich ertappe mich selbst bei der Angst,einmal nutzlos zu sein. Mein Kopf sagt:Das wäre doch auch in Ordnung, einfachnur da zu sein und das Leben zu genießen.Aber mein Inneres rebelliert gegen dieseVorstellung: zu ungeschickt oder zuschwach zu sein, um etwas Brauchbareszustande zu bringen, mich mit Dingen zubeschäftigen, nur um beschäftigt zu sein.Ich glaube, bis sie an diesen Punkt kom-men, können Männer das Altern primaaushalten – dann wird es kritisch. MartinTeising, ein Professor aus Frankfurt,

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schreibt dazu: „Ältere Männer, die lebens-lang gewohnt waren, Konflikte heldenhaftzu lösen, können unvermeidbare Krän-kungen und Verluste kaum verarbeiten.Abhängig, ausgeschlossen, sterblich – dassind die grundlegenden Kränkungen imAlter.“ Ich glaube, er hat recht. Aber dieseKränkungen werden kommen. Alle wissenes: Das Alter wird uns vor die Herausfor-derung stellen, damit zu leben. Menschenfrüherer Zeiten haben eine Kunst darausgemacht, sich aufs Sterben vorzubereiten.Deren Frage nach dem Übergang in dieEwigkeit treibt heute kaum mehr jeman-den um. Aber die Kunst, sich aufs Altseinvorzubereiten – die möchte ich gerne ler-nen, bevor es zu spät ist. Wann, meinstdu, ist die richtige Zeit dafür. Etwa schonjetzt, Mitte vierzig? Und womit fängt manan?

Mann, du stellst aber Fragen. Ich könntejetzt verdammt klug antworten und dirschreiben, dass man diese Kunst jedenTag üben kann. Manchmal überkommt esmich und ich habe Lust, in einem ganzanderen Arbeitsfeld zu arbeiten, imTheater zum Beispiel. Es geht aber nicht,wir brauchen mein Gehalt, Experimentesind nicht drin, also muss ich diesenWunsch loslassen. Und bei jedem Loslas-sen lerne ich, dass ich nicht alles in derHand habe, dass ich „begrenzt“ bin, dassich mich begnügen muss. Heute Morgenwäre ich fast auf ein anderes Auto aufge-fahren … wir fuhren alle langsam, es hät-te mich nicht umgebracht …, aber mirwurde doch ganz plötzlich wieder klar,dass kein Tag meines Lebens selbstver-ständlich ist.Aber … wenn ich dir etwas weniger klugantworten würde, dann muss ich dir ein-gestehen, dass ich darüber auch nichtgerne nachdenke. Freiwillig schon garnicht. Meistens gibt es einen äußeren An-lass, meistens muss mich das Schicksal(oder Gott?) dazu zwingen: Jemand inmeinem Alter wird schwer krank und ichkapiere wieder mal: Deine Gesundheit istein hohes Gut. Hüte es! Oder ich verrenkemir in der Hektik den Rücken, weil ichdrei Dinge auf einmal machen wollte unddenke ärgerlich: Du bist nicht mehr zwan-zig, begreife es doch endlich. �

übrig bleibt, nehm ich zumindest das Al-tern sportlich.“ Und vielleicht würde Gottdann sagen: „Vertreib mich jetzt nicht mitdeinem Streben, dich zu beweisen. Ich bingern bei dir zu Gast und teile deine Zeit,deine Erinnerungen, deine müden Glieder– und allmählich tauschen wir die Rollen,bis ich ganz dein Gastgeber werde.“ �

ein Wunder an Fruchtbarkeit zu erleben –und das Lachen hat den Boden dafür be-reitet. Ich muss nicht mehr – umso schö-ner, wenn es doch geschieht. Und Abra-ham? Seine Rührigkeit als Gastgeberzahlt sich aus. Der Sohn, auf den er immergehofft hat, wird versprochen und gebo-ren. Sein Altmännertraum, noch immeralles erreichen zu können, erfüllt sich einweiteres Mal. Vielleicht ist es dennoch füruns Männer ein Segen, wenn Gott unslehrt, diesen Traum irgendwann loszulas-sen. Was wäre, wenn er zu uns sagt: „Eskommt nichts Neues.“ Das würde denAbraham in uns zum Lachen bringen:„Wie, nichts Neues? Männer leben dochdavon, dass sie sich neuen Herausforde-rungen stellen. Wenn gar nichts anderes

Aber muss ich deswegen eigentlich einschlechtes Gewissen haben? Das Alterund das Sterben würden in unserer Ge-sellschaft verdrängt, heißt es immer wie-der. Da ist ja auch was dran. Aber eine alteFreundin, die inzwischen schon tot ist,sagte auch mal: Die große Versuchung desAlters ist es, viel zu viel über Krankheitenzu reden.

Humor könnte die Lösung sein: Dennwenn ich einen Witz machen kann übermein Alter, dann stehe ich über den Din-gen. Ich muss nichts verschweigen, ganzim Gegenteil, aber das Unabänderlichedient dem Spaß, der Lebensfreude, demLachen. Dein Beispiel von der Wurstthekezeigt mir allerdings wieder mal, dass ihrMänner es diesbezüglich doch besserhabt. So viele nette Frauen hinter so vie-len netten Theken dieser Welt, die alle viellieber Männer mit Komplimenten umgar-nen als unsereins.

Wir Frauen müssen uns einfach selbst dieKomplimente machen, die uns an denWursttheken dieser Welt entgehen. Wobeiich mich schon fast wieder in mein Bürobegeben könnte, um die herrliche Mailvom I-T-G-A-U-V-K-F ein weiteres Malquer durch Deutschland zu schicken …!

Lachende alte Frauen, rührige alte Män-ner. Beide kommen in der biblischenGeschichte vom Besuch Gottes bei Saraund Abraham vor (1. Mose 18,1–15). Einhochbetagtes, faltiges Paar, die Wechsel-jahre lange hinter sich. Als drei Männerdes Wegs kommen, zieht Abraham alleRegister der Gastfreundschaft: „Ich kanndas noch!“ Und dann lassen die Männer,aus denen Gott spricht, den Satz fallen,dass Sara schwanger werden wird. Sie hatlängst aufgehört, darauf zu hoffen, undlacht: „Nein danke, körperliche Liebe …das muss jetzt nicht mehr unbedingtsein.“ Die konnte lachen über das, wasnicht mehr geht. Und Gott nimmt ihr daskeineswegs übel. Der Sohn, den sie danndoch noch bekommt, wird die Erinnerungan ihr Lachen sogar in seinem Namentragen. Isaak – so werden die Eltern ihnnennen, bedeutet „das Lachen“. Vielleichthat es Sara gutgetan, im Alter noch mal

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Erfahrung

Der Text ist ein Auszug aus demBuch „Die Midlife-Brise“ (adeo Ver-lag, 2011), das inzwischen vergrif-fen ist. Einzelne Exemplare könnenbei den Autoren angefordert wer-den: [email protected] [email protected].

Hansjörg Federmann (Jahrgang 1966) ist Psychologe und evangelischer Theologe. Viele Jahre war er Gemeindepfarrer und ist heute Pfarrer für Fundraising und Mitglie-derbindung im Landeskirchenamt der Ev. Kirche von Westfalen. Er ist verheiratet undhat zwei Kinder.

Deine Bibel-geschichte

Dir gefällt die Kinderseite? In der evangelischen Kinderzeitschrift Benjamin findest du noch mehr Geschichten, Bastel- und Kochtipps und Spannendes über Gott und die Welt. Benjamin - die evangelische Kinderzeitschrift, die den Glauben lebendig macht. Jeden Monat 24 Seiten zum Lernen, Entdecken und Mitmachen und 4 Seiten Elternbeilage.

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Leb wohl, auf Wiedersehen!

Abschied bedeutet auch Neues!

Noemi und Ruth sind plötzlich alleine. Was sollen sie hier noch? Vor langer Zeit sind sie hierhergezogen, aber nun sind ihre Männer gestorben. Die Äcker und Felder sind verdorrt. Noemi, die Ältere sagt: „Ich gehe zurück in meine alte Heimat, nach Israel.“ Rut, ihre Schwiegertochter, war aber noch nie in Israel und würde dort fremd sein.

Trotzdem: „Wo du hingehst,geh auch ich hin“, erklärt sie der alten Noemi. Die beiden Frauen lassen alles hinter sichund gehen gemeinsam nach Bethlehem in Israel. Was wird sie erwarten? Noemi ist alt und Rut ist schutzlos.Doch sie haben Glück!

Lies im Alten Testament nach, was die beiden mutigen Frauen erleben: Buch Rut 1-4

Von Gott behütetViel Segen auf all deinen Wegen! Du verabschiedest dich, aber du gehst trotzdem nicht allein. Gott bleibt an deiner Seite!

Geheime BotschaftVerschenke zum Abschied eine Nuss mit Gruß!Öffne vorsichtig mit einem Nussknacker eine Walnuss, so dass sie an der Naht in zwei Hälften aufgeht. Schreibe einen Abschiedsgruß und gute Wünsche auf einen Zettel, falte ihn und lege ihn in eine Nusshälfte. Gib etwas Klebstoff auf den Rand der Nuss.Drücke und klebe die andere Nusshälfte darauf.

Kinderseite

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Familie praktisch

Ich – Elizabeth – liebe Märchen. Aller-dings sollten sie nicht schlimm ausge-hen und die Bösen dürfen schlussend-

lich nicht gewinnen. Bei einem gewissenMärchen jedoch bin ich am Ende jedesMal in einer eigenartigen Spannung. Es istdas Märchen vom Froschkönig. (Das weni-ger bekannte Gegenstück dazu heißt: DieFroschprinzessin.) So wunderbar die Ge-schichte vom verzauberten Prinzen klingt,so sehr würde ich gerne wissen, wie esdenn den beiden im Märchenalltag wirk-lich erging. Was bedeutet der Schluss: „Sielebten glücklich bis an ihr Ende“? Heißtdas bis an ihr Lebensende oder nur bis andas Ende ihrer Beziehung? In meiner Ver-sion würde das Ende ungefähr so lauten:

„Nachdem der König und seine Braut vomTraualtar kamen, lebten sie glücklich biszum Abend. Der König, in Hochstimmungschwebend, hatte sich von ihren Eltern garnicht richtig verabschiedet. Als er sie dannschwungvoll über die Schwelle des Schlaf-zimmers trug, stieß sie die Knöchel am Tür-pfosten an und verlor ihren rechten zierli-chen Schuh. Dann ließ er sie auch noch un-sanft aufs Bett fallen, und jetzt war sie si-cher, seine Froschhände gespürt zu haben.Das durfte doch nicht wahr sein! Würdesich ihr Bräutigam jetzt noch vor der Hoch-zeitsnacht wieder in einen Frosch zurück-verwandeln? Natürlich waren ihre Ängsteunbegründet und die erste Hälfte der Flit-terwochen (eigentlich nur vier Tage!) warein Traum.

Am dritten Tag, auf dem Heimweg nach ei-ner ausgedehnten Wanderung, kamen siean einem Teich vorbei, wo er unbedingt

noch schwimmen wollte. Sie war hungrigund sehnte sich nach einer richtigen Du-sche mit sauberem Wasser. Wer konntesich nur in einem Tümpel wohlfühlen?Doch nur ein Frosch! Und sie war sauer.Doch später war er wieder ganz der ihr sovertraute Liebhaber. Fröhlich hielt er ihreHand und summte ein Lied. Am nächstenTag bereitete er ihr ein tolles Frühstück zu.Sie würden immer glücklich sein, dachtesie.

Bald ging der Alltag los und immer öfterbeobachtete sie seine besorgte Miene. „Wasbedrückt dich, mein Liebster?“, fragte sie.Er konnte es nicht genau sagen, außer, dasser eine Art Druck verspürte, da sein Job zu-sätzliche Auslandsreisen erfordern und erfür sie beide nicht mehr so viel Zeit habenwürde. Sie versuchte ihn zu trösten undverschwieg ihm ihre eigenen Sorgen.

In den folgenden Monaten und Jahren gabes immer wieder Überraschungen, manch-mal schmerzliche und manchmal schöne.In der Regel verging kaum eine ganze Wo-che, wo sie durch sein Verhalten nicht auchan den Frosch von früher erinnert wurde.Ebenso oft jedoch fühlte sie sich geborgenund geliebt. Mit der Zeit lernte sie, auch mitseinem froschähnlichen Verhalten zu leben,manches zu verstehen und anderes sogar zulieben. Und er? Er verriet es nur seinembesten Freund, dass er eben auch nur eineFroschprinzessin geheiratet hatte.“

Elizabeth erzählt dazu aus ihrem Leben:Meine eigenen Eltern hatten keine liebe-volle Ehe geführt und stritten sich fast an-dauernd. Oft sagte meine Mutter: „Als ich

deinen Vater heiratete, dachte ich, er seiso …, aber leider ist er ganz anders!“ Wieoft habe ich diesen traurigen Satz von ihrhören müssen, als sie über meinen Vaterklagte. Meine Eltern heirateten nur dreiMonate, nachdem sie sich kennengelernthatten. Und offensichtlich gab es vieleEnttäuschungen! Daraufhin habe ich ent-schieden, meinen zukünftigen Mann sogut kennenzulernen, dass ich nie sagenmüsste: „Ich habe mich in dir getäuscht.“

Als ich Arthur kennenlernte, wollten wirunsere Beziehung langsam und sorgfältigangehen. Wir haben miteinander allemöglichen Lebenssituationen durchlebt,zum Beispiel bei der Arbeit, in der Freizeit,unter Freunden und bei unseren Her-kunftsfamilien. Wir haben auch sehr in-tensive Gespräche geführt über Themenwie Lebensziele, Umgang mit Geld, Se-xualität, Familienplanung, Kindererzie-hung etc. In den nun mehr als dreißig ge-meinsamen Jahren haben wir viel Freudemiteinander erlebt und auch schwere Zei-ten durchgemacht. Aber es gab keine soböse Überraschung, bei der ich hätte sagenmüssen: „Arthur ist ganz anders als amAnfang unserer Beziehung.“

Natürlich gab es Frustrationen und Ent-täuschungen, aus denen ich lernen muss-te. Im Laufe der Zeit habe ich drei ver-schiedene Gründe für Enttäuschungen,bzw. Missverständnisse entdeckt:1. Übersteigerte Träume und unrealisti-

sche Erwartungen meinerseits.2. Realistische Erwartungen, die ich

aber nicht deutlich genug angespro-chen habe.

Wenn aus dem Prinzein Frosch wirdArthur und Elizabeth Domig geben Einblicke in ihre Ehe und Tipps, wie man kreativ mit

Enttäuschungen umgehen und Abschied von (falschen) Vorstellungen nehmen kann.

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feiern möchten. Ich habe einfach ange-nommen, dass jede Familie so feiert, wiewir es zu Hause gemacht haben – mit ei-ner köstlichen Torte, vielen liebevoll ein-gepackten Geschenken auf einem schöngeschmückten Tisch. Voll freudiger Er-wartung bin ich also an meinem Geburts-tag aufgewacht und war sehr neugierig zusehen, was mein lieber Mann alles vorbe-reitet hatte. Die Enttäuschung war abergroß, als ich zum Frühstückstisch kamund nichts Besonderes sah, außer einerneuen Dose Schwarztee. „Happy Birth-day!“ sagte Arthur. „Ich habe Dir zum Ge-

3. Erwartungen und Wünsche, die mirtrotz klarer Kommunikation nichterfüllt werden.

Übersteigerte TräumeIch erinnere mich noch gut an jene Auto-fahrt in unserem ersten Ehejahr. Wir hat-ten ein Seminar abgehalten und zwei Ta-ge angestrengt gearbeitet. Es war 18 Uhr,als wir endlich ins Auto stiegen, um diezwei Stunden nach Hause zurückzufah-ren. Ich war bereits hungrig und träumtestill vor mich hin, wie schön es jetzt wäre,unterwegs bei einer Raststätte zu haltenund ein gemütliches Abendessen zu ge-nießen. Ich habe aber nichts von meinemWunsch geäußert, weil ich so sicher war,dass Arthur das Gleiche denkt. Jeden Mo-ment wird er sagen: „Schatz, wir warenheute so fleißig. Lass uns jetzt Halt ma-chen und etwas Gutes essen.“ Geduldigsaß ich auf dem Beifahrersitz und warteteauf diese romantische Einladung. Aber jemehr wir uns unserem Zuhause näherten,umso tiefer sank mein Gemüt. Als Arthurfröhlich und nichts ahnend das Auto vorunserem Haus parkte, war ich so stinksau-er, dass ich ohne Wort ausstieg und dieTür zuschlug! Ich war bitter enttäuscht!

Wie konnte er nur so gefühllos und unsen-sibel sein? Hatte er nicht gespürt, dass ichhungrig und müde war? Wenn er michwirklich liebte, dann hätte er mir meineWünsche von den Augen ablesen können!Heute lachen wir über diese Begebenheit,aber ich denke, das ist ein gutes Beispieleiner unrealistischen Erwartung, nämlichdass mein Partner meine Gedanken lesenkann und genau weiß, was ich brauche.Arthur war übrigens sehr glücklich, zuHaus angekommen zu sein, da im Kühl-schrank noch Brot und Käse auf ihn war-teten!

Realistische ErwartungenEs gibt auch realistische Erwartungen, diedeshalb nicht in Erfüllung gehen, weil sienicht richtig bzw. deutlich ausgesprochensind. Von dieser Art Enttäuschung könnteich viele Geschichten erzählen! Ein gutesBeispiel dafür war mein Geburtstag imersten Ehejahr. Arthur und ich hatten niedarüber gesprochen, wie wir Geburtstage

burtstag einen besonderen Tee gekauft,weil du gerne Tee trinkst.“ Vielleicht be-merkte er mein enttäuschtes Gesicht, je-denfalls fügte er schnell hinzu: „Ich habeüberlegt, Dir ein Parfum oder Schmuck zukaufen, aber ich hatte keine Ahnung, wasDu gern hast.“

Ja, diese erste Geburtstagsfeier in der Ehewar eine große Enttäuschung! Später habeich erfahren, dass in Arthurs Herkunftsfa-milie – einer Bergbauernfamilie mit achtGeschwistern – Geburtstage nicht sonder-lich gefeiert wurden, sondern nur die Na- �

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menstage, aber auch eher bescheiden. ImInternat durfte Arthur zu seinem Namens-tag die Kerze auf dem Tisch des Erziehersanzünden. Das war alles. Bald lernte ich,dass mein Mann eigentlich sehr gernemeine Wünsche erfüllt, wenn er einmalweiß, welche es sind! Früher meinte ich,Geschenke seien nur wertvoll, wenn sie alsÜberraschung kommen. Aber Arthur hatmir gestanden, dass er sich in diesem Be-reich nicht so leicht tut und er es schätzt,wenn ich ihm ein paar geheime Wünscheverrate. Also bin ich ihm entgegengekom-men und heute fällt es mir leichter, ihm zusagen, was ich mir zum Geburtstag, anWeihnachten oder auch so zwischendurchwünsche.

Unerfüllte WünscheEs gibt noch einen dritten Bereich, woEhepaare immer wieder Enttäuschungenerleben. Es sind dies jene Bereiche, wo

Erwartungen und Wünsche zwar klar aus-gesprochen worden sind, wo es aber demPartner aus irgendeinem Grund nichtmöglich ist, sie zu erfüllen. Der Grund da-für kann sehr unterschiedlich sein: Viel-leicht ist es unsere Lebenssituation, derGesundheitszustand oder finanzielle En-ge. Die meisten Enttäuschungen jedocherleben wir im Bereich unserer unter-schiedlichen Persönlichkeiten mit ihrenAusprägungen und Begrenzungen. Arthurkommt von einer recht musikalischen Fa-milie und kann gut singen und Gitarrespielen. Ich habe zwar Musik sehr gern,bin aber leider auf diesem Gebiet über-haupt nicht begabt. Als Arthur erkannte,dass ich in dem Bereich nicht seinerTraumfrau entspreche, war er ziemlichenttäuscht. Obwohl er inzwischen damitfertig geworden ist, kommen immer wie-der Gelegenheiten, wo ihm diese Enttäu-schung neu bewusst wird, z. B. bei Ad-

ventfeiern oder anderen Festen, wo er sei-ne Gitarre herausholt und in der Familiesingen möchte. Gott sei Dank sind unsereKinder alle sehr musikalisch gewordenund können hier ihren Vater gut unter-stützen!

Umgekehrt wollte ich immer gern einenMann haben, der weit vorausplant, wich-tige Vorbereitungen macht und alles bisins Detail organisiert. Arthur jedoch isteher ein spontaner Typ, der sich ungernim Voraus festlegt. Sogar in die Flitter-wochen sind wir einfach Richtung Südenlosgefahren, ohne vorher einen Platz zureservieren! Solche Aktionen machenmich jedes Mal recht nervös. Nach vielenVersuchen, meinen Mann zu ändern,musste ich endlich erkennen, dass er aufdiesem Gebiet nicht meinen Idealvorstel-lungen entspricht – und es wahrschein-lich auch nie tun wird.

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unterrichten als diplomierte Lebensberater in verschiedenenBeratungs-Ausbildungen und halten Vorträge hauptsäch-lich im deutschsprachigen Raum. Ihre Themenschwerpunk-te sind Persönlichkeit, Partnerschaft und Familie. Sie habendrei erwachsene Kinder und leiten gemeinsam das Institutfür Systemische Bildung und Beratung in Salzburg(www.isbb.at).

ARTHUR UND ELIZABETH DOMIG

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nur zwei Möglichkeiten: Entweder meinPartner schätzt meine Wünsche nichtoder er kann tatsächlich trotz seines per-sönlichen Bemühens meine Erwartungnicht erfüllen. Im ersten Fall könnte dieseine ernste Beziehungskrise bedeutenund sollte dringend mit geschulten Bera-terpersonen besprochen werden. Derzweite Fall kommt häufig vor und weistauf ein möglicherweise „unlösbares Pro-blem“ hin, weil es mit einer tief sitzendenPersönlichkeitsstruktur zu tun hat.

Ausgesprochene,aber unerfüllte Wünsche Elizabeth hat geschildert, wie sie am An-fang unserer Ehe über meine „Gabe zurImprovisation“ verwirrt und oft frustriertwar. Sie nannte es meine „Schwäche derOrganisation“. Ich jedoch war meinerseitsüberzeugt, eine zwanghafte Frau geheira-tet zu haben, die alles bis ins Detail genauplanen muss. Nachdem wir eine Zeit langdie enttäuschende Andersartigkeit erlebthatten, entdeckten wir irgendwann auchdie Faszination der Ergänzung. So lerntesie, dass es durchaus Situationen gibt, dieam besten spontan improvisiert werden,eine Tischrede zum Beispiel oder ein Über-raschungsbesuch bei Freunden. Dennmanchmal kann es ganz schön stressvollwerden, wenn man alles im Leben planenwill.

Ich hingegen lernte es zu schätzen, wennmeine Frau mir half, wichtige Termine frühgenug zu planen und konsequent durchzu-ziehen, ohne mich von neuen Ideen ablen-ken zu lassen. Es ist ja bekannt, dass dieIdeen von Visionären (wie ich es bin) nur

Arthur ergänzt dazu:Übersteigerte TräumeJa, übersteigerte Träume können unserLeben stark belasten. Andererseits solltenwir unsere Hoffnungen und Erwartungennicht von vornherein begraben, auchwenn sie dem Partner zu romantisch undüberzogen vorkommen mögen. Es gehteher darum, achtsam mit ihnen umzuge-hen und bei einem „romantischen Irrtum“eventuell doch Teilergebnisse anzustreben.

Folgende Schritte können dazu helfen:Erster Schritt: Wenn Erwartungen trotzklarer Bitte wiederholt nicht erfüllt wur-den, empfiehlt es sich, eine Vertrauensper-son zu konsultieren und das Anliegen zubesprechen. Im Austausch mit erfahrenenund ehrlichen Menschen können eventu-elle unrealistische Erwartungen leichterals solche erkannt werden.Zweiter Schritt: Falls man einsieht, dasseine Erwartung eher eine romantischeÜbersteigerung war, kann man gemein-sam überlegen, was von diesem Traumoder dieser Erwartung erfüllbar ist. Oftgenügt auch schon eine Teilverwirkli-chung, um übersteigerte Erwartungen los-lassen zu können. Dies kann zusätzlich dieSelbstkompetenz und den Selbstwert bei-der Partner steigern und die Beziehungs-qualität verbessern.

Realistische ErwartungenWenn es für jemand, wie im Falle meinerFrau, wichtig ist, Geschenke mit schönemPapier eingepackt zu erhalten, ist das einerealistische Erwartung. Jeder kann einGeschenkpapier um einen Karton wickelnoder dies im Geschäft machen lassen (au-ßer man ist ein Naivling mit Froschgeha-be, wie ich es damals war!). Wenn manseine Gedanken dem Partner mitteilt, soll-te man allerdings darauf achten, dassman Wünsche als Wünsche und nichtals Forderungen formuliert. Manchmalbraucht es viel Geduld und die Bereit-schaft, ohne Vorwürfe die Bitten zu wie-derholen, wenn sich nicht gleich das er-hoffte Verhalten einstellt.

Wenn ausgesprochene realistische Er-wartungen über längere Zeit hinwegnicht erfüllt werden, gibt es eigentlich

in dem Maße verwirklicht werden, wie sievon stetigen, gewissenhaften Praktikern(wie es meine Frau ist) umgesetzt werden.Das ist der Segen der gegenseitigen Ergän-zung in der Ehe! Wo wir früher einanderVorwürfe gemacht hatten wegen unsererUnterschiedlichkeiten, können wir heutegenau diese Verschiedenheit genießen.Letztlich möchte jeder so geliebt werden,wie er ist und nicht erst, nachdem er vomPartner „zurechtgestutzt“ wurde. DieseWahrheit hat der Dichter Eugen Roth soausgedrückt: „Nörgeln ist das Aller-schlimmste. Keiner ist davon erbaut,keiner fährt, und wär’s der Dümmste,gern aus seiner werten Haut!“

FazitWir alle kennen und erfahren, dass wiruns im Laufe eines gemeinsamen Lebensvon so manchen Erwartungen und Wün-schen verabschieden müssen. Vollstän-digkeitshalber möchten wir erwähnen,dass wir uns in so manchen Situationen,am Ende mit unserer Weisheit und Kraft,zu Gott hingewandt haben. Dabei habenwir beide erlebt, wie er unser Gebet er-hört und uns, wenn auch sehr unter-schiedlich, antwortete. Manchmal hat eruns zur Veränderung befähigt, manch-mal uns von unserem Egoismus und un-serer Sturheit überführt, manchmal ein-fach auch Gelassenheit und einen SchussHumor geschenkt. Auch heute fühlen wiruns auf unser Bitten hin immer wiederneu in seinen Frieden hineingenommen,dessen wir uns bereits beraubt gesehenhatten. So sind wir trotz mancher uner-füllter Wünsche gerne miteinander ver-heiratet. �

nachgefragt

AKZENTE: Zurzeit ist der Begriff „Resi-lienz“ in aller Munde. Was bedeutet dieserBegriff und warum ist sie so wichtig fürKinder?Sandra Boltz: Resilienz heißt wörtlich„abprallen“. Es ist die Fähigkeit, Wider-standskräfte zu entwickeln und auch ausschwierigen Situationen relativ unbe-schadet herauszugehen.Es gibt verschiedene Faktoren, die Kinderkrisenfest machen. Einige sind angebo-ren, wie Intelligenz, Humor oder auch dasAussehen. Manche Kinder sehen so süßaus, dass man sie sofort ins Herz schließt,ohne dass sie viel dazu beitragen. AndereKinder sind positiv eingestellt und ma-chen das Beste aus Problemen.Aber es gibt auch äußere Faktoren. An ers-ter Stelle sind die Eltern zu nennen. Sieprägen ihre Kinder. Wenn sie eine festeBindung zu ihrem Kind aufbauen und esin seinen Fähigkeiten bestärken, dannwird das Kind selbstbewusst und resilient.

AKZENTE: Und was, wenn Eltern dies nichtleisten?Sandra Boltz: Für ein Kind ist es wichtig,mindestens eine feste Bezugsperson zuhaben, um eine stabile Bindung aufbauenzu können. Es ist auch möglich, dass die-se Beziehung durch andere Personenübernommen werden, wie beispielsweisedurch die Großeltern oder auch die Nach-barn, zu denen das Kind immer wiedergehen kann, wenn die Eltern oft weg sind

oder keine Zeit haben. Oder eine anderePerson, die an das Kind glaubt und es inseinen Fähigkeiten bestärkt.

AKZENTE: Sie sind verantwortlich für fünfstationäre Wohngruppen der JugendhilfeKorntal, darunter auch eine Mutter-Kind-Wohngruppe. Was kann man sich genaudarunter vorstellen?Sandra Boltz: In unserer Mutter-Kind-Wohngruppe, die die einzige dieser Art imLandkreis Ludwigsburg ist, leben sechsMütter mit insgesamt acht Kindern. Vieleder Mütter, die zu uns kommen, hattenselbst eine schwierige Kindheit und Ju-gend und müssen lernen, was es bedeutet,eine gute Mutter zu sein. Andere habenProbleme, mit Geld umzugehen, Strukturin ihren Alltag zu bekommen oder mit allden Themen, die mit einem Kind auf sieeinstürzen umgehen zu können.

AKZENTE: Was können die Mütter dort ler-nen?Sandra Boltz: Wichtig ist, dass die Müt-ter die Bedürfnisse von Kindern sehenund gut darauf eingehen können: Wasbraucht mein Kind gerade? Welche Sig-nale sendet es aus? Was meint mein Kind,wenn es schreit? Braucht es Nähe, Essenoder einfach nur Ruhe? Außerdem ist eswichtig, dass die Mütter Geduld mit ih-rem Kind haben. Es soll spüren: MeineMama liebt mich, sie verbringt gerne Zeitmit mir, sie findet mich toll.

AKZENTE: Was sollen die Kinder in derWohngruppe erfahren?Sandra Boltz: Die Kinder, die zu uns in dieWohngruppe kommen, sind häufig erstein paar Wochen oder Monate alt. Was dieMütter im Umgang mit ihren Kinder jetztim Rahmen der Wohngruppe verändernund entwickeln, ist eine Grundlage, diesie ihr ganzes Leben begleiten wird.Denn die ersten Jahre sind ganz bedeu-tend für das Leben eines Kindes. Je früherman bei einem Kind ansetzt, etwas zu ver-ändern, desto größer ist die Veränderungfür ihr gesamtes Leben. Das motiviert unsMitarbeiter: Wir haben das Privileg, dieMütter dabei zu unterstützen, ihren Kin-dern einen guten Start ins Leben zu geben.

AKZENTE: Viele Eltern sind wahnsinnigbesorgt, ob sie in der Erziehung ihrer Kin-der auch alles richtigmachen. Sie sorgensich, ob das Kind das Abitur schaffenkann, schleppen schon Babys zu Frühför-derkursen und sind am Ende total ge-stresst.Sandra Boltz: Es gibt keine perfekten El-tern. Eltern machen Fehler und das istauch in Ordnung so, denn letztendlichmüssen die Kinder auch lernen, wie manmit Fehlern umgeht, und da sind die El-tern die idealen Modelle, die vorlebenkönnen, wie man das macht.Eltern, die alles perfekt machen wollen,sollten dagegen eine innere Gelassenheitentwickeln. Sie können sich sagen: Ich tue

„Es gibt keineperfekten Eltern“Eine der größten Aufgaben ist es, die eigenen Kinder in ein selbstständiges Leben zu be-

gleiten. Aber wie eng darf die Begleitung der Eltern sein, wie viel ist genug, damit das Kind

für das Leben gewappnet ist? Sandra Boltz, u. a. verantwortlich für die Mutter-Kind-Wohn-

gruppe im Kinderhaus Saalstraße in Korntal, macht Eltern Mut und beschreibt im AKZENTE-

Interview wie der nötige und positive Ablösungsprozess gelingen kann.

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gefördert werden soll. Aber sie sollen dasKind nicht überfordern.Was das richtige Maß an Förderung ist,hängt stark vom Kind ab. Wichtig ist, zusehen: Wo kann ich mein Kind fördernund seine Schwächen ausgleichen, wasbraucht es? Unabhängig von dem, was ichmöchte.Manche Kinder sind sehr neugierig undsaugen alles in sich auf. Manche sind sehrängstlich und benötigen besonders vielNestwärme und Sicherheit. Und manch-mal auch mehr Zeit für Entwicklungs-schritte als ihre Altersgenossen.

AKZENTE: Sollten sich Eltern auch von denhohen Erwartungen, die sie an sich selbstals Eltern haben, verabschieden?Sandra Boltz: Alle Mamas und Papaswollen gute Eltern sein. Man sollte insich hineinhorchen: Was ist meine inne-re Haltung? Wenn es Eltern schaffen, ge-lassen zu sein, dann gibt das auch denKindern mehr Ruhe im Alltag. Kinderschaffen es immer, die Schwachstelle,

das, was ich tun kann, und ich gebe meinBestes. Aber wenn ich mich nur stresse,weil ich alles perfekt machen will, dannspürt das mein Kind und dieser Stress tutmeinem Kind nicht gut.

AKZENTE: Stichwort „Helikoptereltern“,also Eltern, die ständig um ihre Kinderherumschwirren, um sie zu bewachen undzu behüten. Was würden Sie solchen El-tern raten?Sandra Boltz: Auch hier gilt: Zu vieleÄngste sind nicht hilfreich, weder für dasKind noch seine Eltern! In den erstenJahren sprechen die Kinder noch nicht,sie nehmen aber Emotionen wahr. DieKinder spüren, wenn die Eltern in ständi-ger Angst sind, und diese Angst überträgtsich auf das Kind.

AKZENTE: Sollten sich die Eltern also vonden hohen Erwartungen, die sie an ihrKind haben, verabschieden?Sandra Boltz: Erwartungen sind generellgut, weil das Kind ja auch gefordert und

den roten Knopf der Eltern zu finden.Das ist sehr gut: Die Kinder schulen denCharakter und die ganze Persönlichkeitder Eltern – wenn sich diese darauf ein-lassen und auch ihre Schwachpunkte an-gehen.

AKZENTE: Wieviel Führung braucht einKind? Wie viel Freiheit benötigt es?Sandra Boltz: Ein Kind sollte im Laufe desLebens lernen, mit Entscheidungen um-gehen zu können. Im Kleinkindalter sindKinder mit zu vielen und zu großen Ent-scheidungen überfordert. Wenn eine Mut-ter beispielsweise beim Einkaufen an derWursttheke ihr Kleinkind fragt: WelcheWurst willst du haben? Dann kann essein, dass das Kind sich auf den Bodenlegt und schreit. Es ist überfordert mit derEntscheidung.Deshalb entscheiden die Eltern am An-fang, wenn die Kinder ganz klein sind,und nicht das Kind. Im Kleinkindalterkommt der nächste Schritt, wo das Kindlernt, kleine Entscheidungen zu treffen,und zum Beispiel wählen kann, ob es diegelbe oder rote Marmelade aufs Brot will.In anderen, komplexen Situationen brau-chen die Kinder aber in diesem Alter nochKlarheit. Da müssen sich Eltern hinstellenund sagen: „So ist es jetzt!“

AKZENTE: Und wie sieht es im Schulalteraus?Sandra Boltz: Im Schulalter müssen Kin-der lernen, dass Entscheidungen Konse-quenzen mit sich bringen. Wenn ich michentscheide, abends mit meinen Freundin-nen länger auf der Straße zu bleiben,dann muss ich am nächsten Tag zu Hausebleiben.

AKZENTE: Und dann kommt die Pubertät… Spätestens jetzt wollen die Kinder nurnoch „ihr Ding“ machen, oder?Sandra Boltz: Die Pubertät ist die ex-tremste Form der Ablösung in der Ent-wicklung eines Kindes, wo es darum geht,dass die Kinder erwachsen werden möch-ten, was sie natürlich noch nicht sind.Diese Spannung ist das Problem. VielePubertierende sind auch mit sich selbstüberfordert und die Eltern sind ratlos, wiesie mit ihrem Kind umgehen sollen.

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Sandra Boltz: Der Ablösungsprozess beginnt bereits mit der Geburt

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schwierig, man gibt zwar die Verantwor-tung als Eltern ab, wenn das Kind erwach-sen ist, aber man wird immer Eltern sein,egal wie alt das Kind ist. Als Eltern sollteman das Angebot machen: „Ich bin fürdich da, ich möchte dir helfen!“ In man-chen Fällen ist es sicherlich hilfreich,Hilfe von außen zu holen.

AKZENTE: Kann Ihrer Meinung nach derchristliche Glaube Eltern helfen, ihr Kindloszulassen?Sandra Boltz: Ja, auf jeden Fall! Wenn ichweiß, da ist noch jemand, der mein Kind inseiner Hand hält und darüber wacht, dann

In der Pubertät finde ich ganz wichtig,dass Eltern ihre Kinder ernst nehmen,auch wenn sie manchmal Dinge tun, woman denkt: Das kann ich nicht ernst neh-men. Es geht darum, sich als Eltern he-rausfordern zu lassen, ins Gespräch zugehen, sich mit dem Kind im wahrstenSinne des Wortes „auseinandersetzen“.Das kann heißen, dass es auch mal einenStreit mit dem Kind gibt, wenn Eltern kla-re Grenzen festlegen. Aber auseinander-setzen kann auch heißen, ich setze michmit meinem Leben auseinander. In derPubertät machen sich Jugendliche vieletiefgründige Gedanken über das Leben.Sie „philosophieren“, stellen alles infra-ge. Hier ist es wichtig, sich infrage stellenzu lassen und mit den Jugendlichen ge-meinsam Dinge durchzudenken und zuhinterfragen. Jugendliche wollen ernstgenommen werden, diese Haltung derErwachsenen kann einer Beziehung indieser Phase sehr helfen.

AKZENTE: Das heißt, Eltern müssen ihreKinder immer mehr in die Freiheit undSelbstständigkeit verabschieden?Sandra Boltz: Für Eltern beginnt bereitsmit der Geburt ihres Kindes ein Ablö-sungsprozess. Die Kinder werden jedenTag ein Stück selbstständiger. Jeder Tagist ein kleiner Abschied.Als Eltern ist es wichtig, sich das bewusstzu machen. Ablösung ist etwas Positives.Schon von Anfang an ist es das Ziel, dassmein Kind auf eigenen Beinen stehenkann. Die Frage ist, was möchte ich fürmein Kind? Es ist wichtig, dass Elternbereit sind, das Kind gehen zu lassen undes nicht an sich zu binden, weil sie dieNähe selber brauchen. Wenn man als El-tern das Kind gehen lässt, dann wird esvon selbst zurückkommen. Wenn man esan sich bindet, dann ist die Gefahr, dassdas Kind nie auf eigenen Beinen stehenkann. Und das ist für das Kind nicht gut.

AKZENTE: Und was mache ich, wenn sichmein erwachsenes Kind in eine Richtungentwickelt, die mir gar nicht gefällt?Sandra Boltz: Man hat nicht alles in derHand, auch die besten Eltern können esnie ganz verhindern, dass das Kind viel-leicht sogar mal im Knast landet. Das ist

kann ich für mein Kind beten, es segnenund unter Gottes Schutz stellen. Klar stehtdem Kind immer noch offen, die Entschei-dungen zu treffen, dieses Geschenk Gottesan uns anzunehmen oder abzulehnen.Aber ich weiß: Ich und mein Kind sind nieallein! Er ist immer da! Dieses Vertrauengibt mir innere Ruhe und ich kann diesesVertrauen meinem Kind mit auf den Weggeben. Ich kann meinem Kind sagen, daist Gott, der dich begleitet, der für dich daist. Ob das Kind das annimmt, ist wiederumseine freie Entscheidung.

AKZENTE: Danke für das Gespräch.

arbeitet als Fachleitung der Mutter-Kind-Wohngruppe im Kinder-haus Saalstraße und vier weiteren stationären Wohngruppen derJugendhilfe Korntal sowie als Systemische Kinder- und Jugend-therapeutin (www.jugendhilfe-korntal.de).

SANDRA BOLTZ

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Das Angebot steht: „Ich bin für dich da, ich möchte dir helfen!“

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Nach germanischem Verständnis gingesie „ins Elend“. Aber im ersten Buch Mose,Kapitel 24 wird diese Geschichte ganz anders erzählt. Sie geht keinesfalls insElend. Sie nimmt zwar Abschied von ihrerHeimat und der Familie, aber vor ihr liegteine neue Zeit. Es ist in der Tat die ersteAbschiedsgeschichte in der Bibel. Und esüberrascht mich, dass das hebräischeWort, das hier zum ersten Mal für Ab-schied gebraucht wird, aus dem Wort„Segnen“ abgeleitet ist. Es ist daher nichtzu viel gesagt, dass Abschied im Hebräi-schen im Grunde Segnen bedeutet.

Rebekka blickt nach vorn. Vor ihr liegtein Neues. Und sie ist eine Gesegnete, weildie Zurückbleibenden sie segnen. So er-schließt sich Abschied im tiefsten Grundeals ein Segnen und Gesegnet-werden.

Den Abschied gestaltenÜbertragen wir das auf unsere Abschieds-kultur, unser Erleben von Abschied unddie damit verbundenen inneren und äu-ßeren Handlungen und Gemütszustände,dann mag sich über das alte biblisch-heb-räische Verständnis ein neuer Zugang füruns öffnen. Wir unterscheiden gewöhn-lich Abschied und Segnen sehr voneinan-der. Aber im tiefsten Grunde gehören siezusammen. Abschied darf ein Segnensein. Sich verabschieden wird zum Sich-gegenseitig-segnen. Menschen, die Ab-schied nehmen, segnen die, die gehen.Die, welche gehen, werden zu Gesegnetenund dürfen getrost nach vorne blicken.Indem sie selber segnen dürfen, sollenZurückbleibende getröstet sein. Es liegtetwas Aktives, Gestaltendes in solch ei-nem Verständnis von Abschied. Das raubtdem Abschied die schmerzhafte Lähmunginfolge einer oftmals so empfundenen,

Das Leben ist voller Abschied.Menschen, die einander etwas be-deuten, gehen auseinander – sei

es im Guten oder im Bösen. Menschen, dieuns nahe stehen, gehen von uns oder wirlassen Menschen, die uns nahe stehen,zurück. Wir nehmen Abschied von Ver-trautem, von Orten und gemeinsamenZeiten, von unserer Kindheit, von Lebens-phasen. Wir nehmen Abschied von Ar-beitsstellen und wenden uns neuen Auf-gaben zu. Wir nehmen alle irgendwann,irgendwo, auf irgendeine Weise Abschied.Er gehört zum Leben, aus dem wir alleeines Tages für immer werden Abschiednehmen müssen. Abschied nehmen isteine innere und äußere Handlung undoftmals mit einem Schmerz verbunden.

Sackgasse für die GedankenVor denen, die gehen, liegt eigentlich im-mer ein Neues. Sie müssen nach vornesehen, wenn sie an ihr Ziel gelangen wol-len. Die, die zurückbleiben, blicken ihnenhinterher. Sie können nicht mitgehen –Abschied eben. Schon der Gedanke anAbschied tut uns weh. Und dann rührtsich vielleicht auch unser altes kulturellesErbe, wonach im Germanischen der Aus-druck „im Elend sein“ gleichbedeutenddamit ist, abgeschieden, also im Abschiedvon der Heimat, leben zu müssen. Ab-schied tut weh. Das ist irgendwie eineSackgasse für die Gedanken.

Abschied auf HebräischAuf der Suche nach Abschiedserzählun-gen, von denen wir hier etwas lernenkönnten, stoße ich in der Bibel zuerst aufdie Geschichte der Rebekka. Sie wird vonihrer Familie verabschiedet, als sie sichauf den weiten Weg macht, um ihren zu-künftigen Ehemann Isaak zu treffen.

ohnmächtig hinzunehmenden Trennung.Der Segen im Abschied ist etwas Kraftvol-les und fordert durch alles Schmerzhaftehindurch den Blick nach vorne. In demMoment des Segnens dürfen alle gemein-sam in einem wichtigen Moment nachvorne blicken, bevor der Abschied sie auf-teilt in Bleibende und Gehende. Dann istzwar eine gemeinsame Zeit vorüber, unddas erfordert gewiss eine wichtige Zeit derBewältigung, eine Zeit auch, um eine ge-sunde Kultur der Erinnerung zu gestalten,aber der Segen bleibt bestehen und gehtmit.

Im Segnen des Abschieds überstrahlt et-was Ewiges aus Gottes Welt unsere Wahr-nehmung von Endlichkeit und Vergäng-lichkeit, die uns beim Abschiednehmenoft bedrängt. Wenn dem so ist, dann soll-ten wir, wenn wir Abschied nehmen müs-sen, wieder segnen. �

nachgedacht

Den Abschied zumSegen machen

ist verheiratet mitMarlies. Sie lebenin Korntal. Er istTheologe und Do-zent an der Akade-mie für Weltmis-sion (www.awm-korntal.eu).

JOACHIM POMREHN

20 A K Z E N T E 2 /16

„Ich muss bald sterben“Im Sterben gibt es für alle Sterbenden Ge-meinsames und Persönliches. Jeder Ster-benskranke wird mit den typischen Er-kenntnissen, Aufgaben und Einschrän-kungen konfrontiert, vor allem damit:„Ich muss bald sterben.“ Aus dieser Er-kenntnis und aus der Erkrankung, derTherapie und den Nebenwirkungen erge-ben sich viele Aufgaben als auch Ein-schränkungen. Wie der Einzelne mit die-sen Erkenntnissen, Aufgaben und Ein-schränkungen umgeht, hängt von vielenFaktoren ab, zum Beispiel von seiner Per-sönlichkeit, der Art der Erkrankung, derBehandlung durch Ärzte und Pflegendeund seinen Angehörigen. Das Zusammen-spiel dieser Faktoren ergibt das ganzPersönliche und Einmalige des Sterbens.

Begegnungen im Hier und JetztSterbenskranke und Sterbende erlebenihre Gegenwart intensiv. Sterbenskrankist jemand, dessen Leben von einer Todbringenden Erkrankung bedroht ist. Ster-bende haben nur noch wenige Tage oderStunden zu leben. Begegnungen mit ih-nen finden im Hier und Jetzt statt. Damitsind die unmittelbaren Vorgänge hierin diesem konkreten Krankenzimmer, indieser Klinik, in diesem Heim und jetztgenau zu diesem Zeitpunkt gemeint. DasHier und Jetzt ist eine der Hauptquellenfür heilsame Begegnungen. Im Hier undJetzt zeigt sich, was Sterbenskranke und

Die Kommunikation zwischen ge-sunden und sterbenskrankenMenschen erinnert oft an ein

Spiel, in dem ein Schachspieler und einDamespieler nach ihren eigenen Regelnan einem B(r)ett miteinander spielen. DasSpiel kann nicht gelingen: Sie verstehensich nicht und spielen aneinander vorbei.Das Ziel gelingender Kommunikation istaber, sich zu verstehen. Dadurch unddurch gemeinsames Handeln entstehtGemeinschaft. Darauf sind Sterbenskran-ke in besonderer Weise angewiesen. Ster-benskranke erleben ihre körperlichenGrenzen, die Bedrohung ihres Lebens undihr Ausgeliefertsein an andere Menschen.Sie sind davon abhängig, dass andere,gesunde Menschen sich auf sie einstellenund sich ihnen zuwenden.

Es gibt vieles zu beachtenWas sollte man beachten, wenn manSterbenskranke begleitet? Dafür gibt esweder verbindliche Modelle noch festeRegeln oder Standardsätze. Die Kommu-nikation mit Sterbenskranken ist zu kom-plex. Mit festgelegten Vorgaben kannman sie nicht meistern. Soll die Beglei-tung gelingen, sind die Bedingungen derjeweiligen Situation, die Lebenswirklich-keiten und die verschiedenen Charakter-eigenschaften aller Beteiligten sowie dieKomplexität von Kommunikation über-haupt zu berücksichtigen. Gute Absich-ten allein reichen nicht aus.

Sterbende bewegt und was ihnen wichtigist.

Der Wunsch, zu lebenSterbenskranke kennen nur ein Thema:ihre lebensbedrohliche Erkrankung undden Wunsch, (noch) nicht zu sterben, son-dern zu leben. Sie sprechen fast nur nochvon den schlechten Nachrichten, ihremProtest und Zorn, ihren Schmerzen undKonflikten, ihren Ängsten und Hoffnun-gen, ihren Verlusten und ihrer Trauer,ihrem Wunsch nach Ruhe und Frieden.Die lebensbedrohliche Erkrankung scheintnicht nur den Körper, sondern auch dieGedanken zu besetzen; sie ist der rote Fa-den, der sich durch alles zieht. Man kannsie kaum von ihrer Erkrankung und ihrendunklen Gedanken ablenken, sondern nurbegleiten.

Sterbenskranke sind auf Menschen, dieihnen zuhören, angewiesen. Ein wirkli-cher Begleiter geht einen kleinen Schritthinter dem Sterbenskranken her, lässt ihmden Vortritt, folgt ihm bescheiden und ge-duldig. Im gemeinsamen Gespräch nimmtsich der Begleiter zugunsten des Sterbens-kranken zurück und lässt ihn „zu Wort“kommen. Er fühlt sich nicht genötigt, denSterbenskranken aus seiner Trauer zu rei-ßen oder reinen Optimismus und positivesDenken zu verbreiten, sondern hält dieTrauer mit ihm aus.

Trösten heißt treu seinDer Begleiter versucht zu erkennen, wasden Sterbenskranken bewegt und um-treibt. Er weicht nicht von der Seite, wenndie Klagen über das Unglück nicht aufhö-ren, die Angst vor weiteren Verlusten sichausbreitet, der Neid auf die Gesunden unddas Weinen über das eigene Los nicht auf-hören. Der Begleiter lässt den Sterbens-kranken seine Einmaligkeit erfahren undteilt seine Angst und seine Hoffnung; erweiß: Trösten heißt treu sein.

Fast immer wird von Sterbenskranken er-wartet: Sie sollen (endlich) einsehen, dasssie sterben müssen und dem zustimmen.Genau das können Sterbenskranke abernicht. Sie wehren sich für gewöhnlich biszuletzt gegen ihr Schicksal und hoffen

Brennpunkt Leben

Angst undHoffnung teilenFür Ernst Engelke ist Sterbebegleitung Hoffnungsvermittlung.

Seit über 50 Jahren beschäftigt er sich mit den Möglichkeiten

der Kommunikation mit Sterbenskranken.

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immer noch auf ein Wunder. Ärzte, Pfle-gende und auch Angehörige sollten be-herzigen: Sterbenskranke akzeptierenihre lebensbedrohliche Erkrankung nicht.Sie spüren, dass sie sterben müssen undwehren sich vehement dagegen. Siemöchten leben. Ihre Begleitung ist letzt-lich eine Begleitung in ihrem Kampf ge-gen den Tod.

Sterben ohne Angst?Jeder von uns empfindet in bestimmtenLebenssituationen Angst. Angst begleitetuns von der Geburt bis zum Tod. Sie ge-

hört zu unserer Existenz und spiegelt un-sere Abhängigkeiten. Jeder lebt Angst so,wie sie zu ihm und seiner Persönlichkeitpasst. Wir können Angst nicht vermeidenoder ausschalten. Versuche, Angst zu un-terdrücken, gelingen auf Dauer nicht.Wir sehnen uns nach einem angstfreienLeben und sind dankbar, wenn uns je-mand verspricht, dass er uns unsereAngst nehmen kann. Das gilt insbeson-dere für unsere Angst vor dem Sterben.Denn die Angst vor dem Sterben spielteine Schlüsselrolle in unserem Leben,auch wenn sie uns nicht immer bewusst

ist. Auch Jesus kannte die Todesangst(Lukas 22, 39–44).

Arten der AngstDie Ängste unterscheiden sich nach Dauerund Intensität. Sie können sich vom Pessi-mismus über Verzweiflung bis zur pani-schen Todesangst steigern. Angst kannleicht in Wut umschlagen; Wut darüber,dass es so ist, wie es ist. Und diese Wut wirddann oft an Ärzten, Pflegenden und Ange-hörigen ausgelassen. Es handelt sich dannum eine Angstwut. Allerdings kann Angstzuweilen auch lebenserhaltend wirken.

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22 A K Z E N T E 2 /16

Unsere Angst kann uns lähmen, sie kannuns aber auch aktivieren. Wir können Ge-genkräfte gegen sie entwickeln: Hoff-nung, Mut, Vertrauen, Erkenntnis, Glaubeund Liebe. Ängste werden dann am bestenüberwunden, wenn wir bereit sind, sie unseinzugestehen und auszuhalten, und zwarso lange, bis sie abnehmen. Das kann dau-ern. Die behutsame Begleitung durch je-manden, der jetzt gerade nicht von Angstbesetzt ist, kann es erleichtern, Angstauszuhalten.

Die Depression im psychiatrischen Sinneist eine ernste behandlungsbedürftige Er-krankung. Die Diagnose wird nach Symp-tomen und Verlauf gestellt. Die Symptomeentziehen sich der Beeinflussung durchreine Willenskraft und sind medikamen-tös oder/und psychotherapeutisch zu be-handeln.

Niemand lebt ohne HoffnungHoffnung ist eine unserer Grundempfin-dungen, konträr zur Angst. Hoffnung istein Prinzip unseres Lebens, eine innerli-che, optimistische Haltung. Wir erwarten,dass etwas Gewünschtes in Zukunft ein-tritt, ohne dass es gewiss ist. Wir hoffenüber den gewordenen Tag hinaus undträumen von einem besseren Leben.

Hoffnung und Sehnsucht gehören auchzum Leben Sterbenskranker und Sterben-der. Sie helfen ihnen, den Tag zu überle-ben. Und so träumen sie, dass eines Tagesalles wieder gut sein wird. Gerade in be-sonders schwierigen Situationen lassen siesich von ihrer Hoffnung tragen. Vornehm-lich vertrauen sie Menschen, insbesondereÄrzten, die ihnen Raum für ihre Hoffnunglassen. Gläubige Menschen erhoffen auchein Eingreifen Gottes. Dabei ist es gleich-gültig, ob die Hoffnung realistisch und be-rechtigt oder trügerisch und unberechtigtist. Sterbenskranke und Sterbende habenein Recht auf Hoffnung und pochen auchdarauf, noch Hoffnung haben zu dürfen.Sie hoffen auf die Hochleistungsmedizin,auf neue Therapien und Medikamente. AusSicht der Gesunden ist es Überversorgung,aus Sicht Sterbenskranker aber Grund ih-rer Hoffnung, dass der Sterbezeitpunktnoch in weiter Ferne liegt.

nem stabilen Gleichgewicht. Bei Sterbens-kranken ist das Gleichgewicht dagegen la-bil. Die Stimmung kann sehr schnell vonder Hoffnung zur Verzweiflung und vonder Verzweiflung zur Hoffnung kippen.Wenn die Begleiterscheinungen des Ster-bens heftiger werden und der Lebensraumenger wird, gelingt es immer seltener,Angst und Hoffnung auszubalancieren,ausgeglichen zu sein.

Es ist ein alter Gedanke: Je schärfer undunerbittlicher wir eine These formulieren,desto unwiderstehlicher ruft sie nach derAntithese. Sterbenskranke reagieren hef-tig, wenn Besucher einseitig versuchen, siepositiv aufzubauen. Wenn einem Ster-benskranken nur von Hoffnung, Optimis-mus, positivem Denken und guten Aus-sichten erzählt wird, dann wird er vermut-lich antworten: „Ja, aber ...“ und seineAngst herausstellen. Wenn ihm nur mitAngst, Pessimismus, negativem Denkenund schlechten Aussichten begegnet wird,dann wird er geradezu gezwungen, vonseiner Hoffnung zu erzählen: „Ja, aber mirgeht es schon wieder besser.“

Das Schlüsselwort für das Gleichgewichtist das Wörtchen „und“. Mit ihm werdenHoffnung und Angst verbunden: „Du hastAngst und Du hoffst.“

Sterben müssen wir alle. Warum solltenwir uns da nicht ein bisschen bemühen,Sterbenskranke zu verstehen und uns aufihre Situation einlassen? Hoffend, dass je-mand sich auch für uns so abmüht, wennunsere Zeit einmal gekommen ist. �

Hoffnung aus dem GlaubenDie Hoffnung kann irgendwann brüchigwerden, schwinden und auf den Nullpunktsinken: Wenn die Hoffnung verbraucht istund der Sterbenskranke nicht mehr hofft,dass der Tod abgewendet werden kann, lie-fert er sich ihm aus. Wenn ein Sterbenderüberhaupt keine Hoffnung mehr zu erken-nen gibt, ist das meistens ein Zeichen da-für, dass sein Tod unmittelbar bevorsteht.

Für gläubige Menschen ist Hoffnung keingewöhnlicher Optimismus, nicht bloß einesonnige Aussicht auf die Zukunft, nachdem Motto: Hoffen wir mal das Beste! Einesolche Sicht der Hoffnung hat wenig odernichts mit der Hoffnung gläubiger Men-schen gemeinsam. Die religiös begründeteHoffnung basiert auf dem Glauben, dassGott den Tod des Menschen nicht will, derTod nicht zum Leben gehört und derMensch auch nach seinem Tod weiter le-ben wird.

Gläubige Menschen versammeln sich seitjeher, um ihren Glauben und ihre Hoff-nung gemeinsam und in Gemeinschaft mitGott zu leben, Gott zu ehren und sich ge-genseitig im Leben zu unterstützen. Ster-bende sind in besonderer Weise auf die Ge-meinschaft und das Verbundensein mitMenschen angewiesen. die mit ihm und fürihn hoffen und glauben.

Angst und Hoffnung gehören zusammenAngst und Hoffnung sind eng miteinanderverbunden und konkurrieren miteinander.Geht es uns gut, sind wir ausgeglichen:Angst und Hoffnung befinden sich in ei-

ist Sozialwissenschaftler, Diplom-Psychologe und Theologe, ar-beitet seit vielen Jahren als Supervisor in Kliniken, Heimen undHospizen und ist Referent in der Akademie für Palliativmedizin,Palliativpflege und Hospizarbeit der Stiftung Juliusspital Würz-burg. Bis zum Jahr 2007 war er Professor für Soziale Arbeit ander Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg. Erist Autor des Buches „Die Wahrheit über das Sterben. Wie wirbesser damit umgehen.“, erschienen im Rowohlt TaschenbuchVerlag, Reinbek bei Hamburg, 2015.

PROFESSOR DR. ERNST ENGELKE

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Aus den Einrichtungen

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Das Werk der EvangelischenBrüdergemeinde Korntal trauertum seinen langjährigen Vorste-her, den ehemaligen Notar vonKorntal Dieter Messner, der am

Sonntag, 26. Juni nach langer, schwererKrankheit im Alter von 69 Jahren verstor-ben ist. Klaus Andersen, sein Nachfolgerim Amt des Vorstehers: „Dieter Messnerwar ein Visionär mit langem Atem, derseine Ziele kreativ verfolgte und Men-schen überzeugend gewinnen konnte. Wirverlieren einen brillanten Netzwerker fürunser Werk und einen intimen Kennerder pietistisch-kirchlichen Szene. DieterMessner hat aus seiner Kenntnis derBrüdergemeinde-Geschichte heraus einenverantwortlichen Blick für die Gegenwartund Zukunft entwickelt. Durch die engeZusammenarbeit mit der Stadt hat er dasBrüdergemeinde-Werk fest im Gemeinwe-sen verankert. Persönlich verliere ich alssein Nachfolger einen engen Glaubens-bruder und konstruktiven Berater.“1994, kurz nach dem Amtsantritt vonDieter Messner, wurde das AltenzentrumKorntal an der Friederichstraße einge-weiht, 2002 kam mit dem Orientierungs-jahr, dem Berufsbildungsjahr für deutscheSchulabgänger aus dem In- und Ausland,ein neuer Arbeitszweig der Brüdergemein-de hinzu. 2004 erfolgte die organisatori-

sche Neufassung der diakonischen Ein-richtungen der Brüdergemeinde in einergemeinnützigen GmbH. Schließlich wurde2011 der Schulbauernhof Zukunftsfelderin Betrieb genommen, der zur Diakonie derEvangelischen Brüdergemeinde gehört.

Für Dieter Messner stand immer fest, dassdie Brüdergemeinde als Gründerin derKommune und als engagierte Gemein-schaft von Christen ihren Platz mitten inKorntal behalten müsse, was nicht zuletztam Bau des Gemeindezentrums am Saal-platz, dem historischen Herz der Stadt, ab-zulesen ist. Messner selbst nannte es ein„Jahrhundertwerk“. Das Haus ging 2010 inBetrieb. Es war ihm wichtig, nach dem bib-lischen Auftrag „Suchet der Stadt Bestes“aus Jeremia 29,7, Verantwortung für Korn-tal-Münchingen und seine Menschen un-abhängig von der Zugehörigkeit zur Brü-dergemeinde, sozialem Stand und Natio-nalität zu übernehmen. Dies spiegelt sichwider im vielfältigen sozial-diakonischenEngagement der Brüdergemeinde währendseiner Amtszeit und bis heute, beispiels-weise in der Errichtung des Familienzen-trums an der Wilhelmsdorfer Straße imJahr 2004 und der Arbeit für ausländischeMitbürger, Migranten und Flüchtlinge.Mit dem Bürgermeister initiierte er einen„Runden Tisch“, an dem sich die Spitzender Stadtverwaltung und die Brüderge-meinde als Sozialpartner regelmäßig überwichtige Themen austauschen.

Bis kurz vor seinem Tod war Dieter Mess-ner ein von vielen Personen und christli-chen Werken gesuchter und hochgeschätz-ter Ratgeber. Ein großes Engagement zeig-te er bis zuletzt in zahlreichen Stiftungen,die er als Notar maßgeblich begleitet hatteoder in deren Vorstand er war.

Klaus Andersen: „Die Evangelische Brü-dergemeinde Korntal gedenkt in großerDankbarkeit ihres ehemaligen Vorstehersund wird Dieter Messner stets ein ehrendesAndenken bewahren.“ �

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Dieter Messner (1947–2016)

Aus den Einrichtungen

Zum zweiten Mal veranstaltetedie Jugendhilfe Korntal zusam-men mit der Johannes-Kullen-

Schule einen gemeinsamen Suchtpräven-tionstag. Diese Gemeinschaftsproduktionist auch notwendig, denn jedes Mal wirdein für die Jugendlichen dichtes, kurzwei-liges und vor allem sehr eindrücklichesProgramm zusammengestellt. Mit von derPartie sind einige Kooperationspartner,die die Folgen des Alkohol- und Drogen-missbrauchs authentisch vermitteln. ImJuni hatten sich u.a. die Polizei Ludwigs-burg, die Jugend- und Drogenberatungdes Landkreises Ludwigsburg „ChillOut“,die JVA Rottenburg, das Seehaus Leon-berg (Strafvollzug in offenen Formen),das Blaue Kreuz sowie die Zeitung Trott-war engagiert. 15 Stationen waren aufge-baut worden, an denen viel über die Wir-kung von Suchtmitteln zu erfahren war.Die Polizei hatte u. a. eine Rauschbrille imGepäck, mit deren Hilfe man Betrunken-heitszustände simulieren kann. Erlebnis-pädagogische Einheiten gab es beimMountainbike-Parcours, Fitnesstrainingund Kickboxen. Die Botschaft hier: lieberdas Selbstvertrauen aus den eigenensportlichen Fähigkeiten ziehen als ausvermeintlichen Stimmungshebern, die

Jugendhilfe Korntal

Präventionstag: Unterwegs mit der Rauschbrille

24 A K Z E N T E 2 /16

am Ende doch nur abhängig und krankmachen. Unter die Haut gingen vor allemdie Erfahrungsberichte der Referenten,die einst selbst ins Drogenmilieu abge-rutscht waren. Einer berichtete von sei-nem Leben im Jugendgefängnis. Ein an-derer offenbarte, dass er 20 Jahre langdrogenabhängig gewesen sei. Heute habeer realisiert, dass Rauschmittel wie Cana-bis und Ecstasy nur eine falsche und ge-

fährliche Realität vorgaukelten: „Wirwollen alle geliebt und anerkannt sein.Drogen geben einem dieses Gefühl. Dasmacht sie so gefährlich.“ Ihm habe seinGlaube an Jesus Christus geholfen, seinenWert als Mensch zu erkennen und vonden Drogen loszukommen. Den aufmerk-samen Schülern sprach er Mut zu: „Ihrseid wunderbar gemacht. Wenn ihr daswisst, braucht ihr keine Drogen!“ �

Gespannt lauschtendie Schüler den Erfah-rungsberichten beimSuchtpräventionstag.

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Johannes-Kullen-Schule Korntal

Erdbeeren pflücken als Unterricht

„Erdbeeren liebe ich und hier istalles voll davon!“ Der 8-jährigeTim strahlt mit der Sommerson-

ne um die Wette. Zusammen mit 18Schulkameraden von der Vaihinger Au-ßenstelle der Johannes-Kullen-SchuleKorntal (JKS) steht er auf dem Feld vonObstbauer Andreas Beck in Nußdorf. DieKids wollen ihm bei der Ernte über dieSchulter schauen und dabei auch selbstHand anlegen.Seit mehreren Jahren schon besteht dieKooperation zwischen der Schule für Er-ziehungshilfe und Obstbauer Beck. Sie

„Erdbeerernte“ alsSchulfach? Das trifftden Geschmack derSchülerinnen undSchüler der Vaihinger-Außenstelle der JKSvoll und ganz.

ermöglicht es, die Erdbeeren kostenlos zusammeln und nebenbei einen interessan-ten und lehrreichen Schulausflug auf dieBeine zu stellen. Denn für viele Kinder istes eine ganz neue Erfahrung, Erdbeerenselbst zu pflücken, statt sie aus dem Su-permarkt zu holen. Die Früchte sind beiden Schülern sehr beliebt und dement-sprechend waren auch in diesem Jahrwieder alle fleißig dabei, zu pflücken undzu naschen.Nach etwa einer Stunde bei schönstemWetter machte sich die Klasse mit vollenKörben wieder auf den Heimweg. In der

Schule wurden die süßen Früchte an-schließend zu leckerem Erdbeereis undduftender Marmelade weiterverarbeitet.Die Außenstelle der JKS besteht seit Sep-tember 2011 und befindet sich seit demSchuljahr 2013/14 im Alten Postweg 10/1in Vaihingen/Enz. Dort werden 18Grund- und Förderschüler jahrgangs-übergreifend in zwei Klassen unterrich-tet. Mit der Schule unter einem Dach be-findet sich die Tagesgruppe der Jugend-hilfe Korntal, in der die meisten Kinderam Nachmittag sozialpädagogisch be-treut werden. �

„Tooor…!“ auf Arabisch, Eng-lisch und Deutsch, so klang es inden Pfingstferien auf dem Fuß-

ballplatz im Hoffmannhaus in Korntal.Ein arabisch-kanadisches Team war an-gereist, um gemeinsam mit jungen Er-wachsenen der Evangelischen Brüderge-meinde eine Sportwoche zu veranstalten.Es kamen auch etwa 20 Jungen der Ju-

gendhilfe Korntal, unbegleitete minder-jährige Flüchtlinge zwischen 13 und 18Jahren, die in der Einrichtung betreutwerden.Mit sportlichem Ehrgeiz und viel Spaßkonnten sie ihre Kräfte messen und esblieb nicht nur beim Fußballspiel: Mit ge-spitzten Ohren hörten sie zu, wenn es umdie Bibel und den Glauben an Jesus Chris-

Jugendhilfe Korntal

Internationale Sportwoche

tus ging. Schnell gewann das arabisch-kanadische Team ihr Vertrauen, denn ge-meinsame Sprache und Kultur verbindet.Bewegend war der Anblick, wenn sich dieKöpfe über die Bibel beugten und Ant-worten auf Fragen gesucht wurden. Gottkann weiter bewegen, was angestoßenwurde. Und Fußball versteht man auchüber verschiedene Kulturen hinweg … �

Schulbauernhof Zukunftsfelder

Schulbauernhof Zukunftsfelder – Nachfrage ungebrochen

gen, Schulen mit integrativen Klassen,Grund-, Gemeinschafts- und Realschulenden Hof bewirtschaftet und entdeckten dieWunder der Schöpfung täglich neu:Im Garten und auf dem Feld wird je nachJahreszeit gesät, gepflanzt oder geerntet,so dass die Schüler das Wachsen und Ge-

Der Schulbauern-hof Zukunftsfel-der ist nun in sein

mittlerweile siebtes Jahr gestartet. Im ver-gangenen Schuljahr haben wir gemeinsammit über 1.200 Schülern von Gymnasien,Schulen für Kinder mit Beeinträchtigun-

Aus den Einrichtungen

26 A K Z E N T E 2 /16

deihen von der Aussaat über die Blüte biszur Ernte erfahren. Im Stall werden dieTiere versorgt, gemolken und anschlie-ßend auf die Weide gebracht. Die Milchwird pasteurisiert und zu Butter, Quarkund Frischkäse weiterverarbeitet. DieSchüler erleben somit, woher unsere Nah-rungsmittel kommen, wie sie erzeugt wer-den, und lernen die Bedürfnisse der Tiereund eine artgerechte Tierhaltung kennen.Aus den Lebensmitteln vom Hof wird di-rekt ein frisches und gesundes Mittag-essen zubereitet, zu dem jeder Einzelneseinen Beitrag leistet.Im vergangenen Schuljahr verbrachten 52Klassen aus 30 Schulen ihren Schulland-heimaufenthalt auf den Zukunftsfeldernund auch im laufenden Schuljahr freuenwir uns wieder auf 51 Schulklassen aus34 Schulen! �

Jugendhilfe Korntal

Sheep TV: Jugendliche Stadtreporter unterwegs in Markgröningen

men eine Einführung in die Technik vonVideoaufnahmen. Danach bereiteten siegemeinsam die Interviews mit dem Bür-germeister, der Rektorin des HGG und demKonrektor der Realschule vor und konntenanschließend ihr Interviewtalent unterBeweis stellen.Der Abschluss fand an einem sonnigenSommerabend in Mühlacker-Lienzingenstatt. Hier gestalteten die Mitwirkendenein edles und leckeres Abendessen fürEltern, Lehrer, Erzieher und alle Inter-viewpartner in einer schönen und gemüt-lichen Atmosphäre. Alle Gäste waren be-eindruckt, wie gut die Gruppe im Laufe desProjekts zusammengewachsen war. Derentstandene Film gab tolle Einblicke undwar sehr unterhaltsam.

Die Schulsozialarbeiter der Re-alschule Markgröningen unddes Hans-Grüninger-Gymnasi-

ums Markgröningen (HGG), Alex Ghazaliund Meike Haußmann, der Stadtjugend-pfleger Frank Becker sowie Sebastian Löwvon der Jugendhilfestation Markgrönin-gen haben vom 8. Juni bis 21. Juli dasGemeinschaftsprojekt „Sheep TV“ durch-geführt. Das Ziel war, die Zusammen-arbeit zwischen den Schulen und der Ju-gendhilfe Korntal zu verstärken sowieHemmschwellen abzubauen.Drei Mädchen der SonderpädagogischenIntegrationshilfe (SIH) Markgröningen undvier Jungen der Realschule sowie des Gym-nasiums trafen sich wöchentlich. Zu-nächst lernten sie sich kennen und beka-

Das Projekt stärkte sichtlich das Selbstbe-wusstsein der Jugendlichen, die sehr mo-tiviert sind, weitere gemeinsame Aktio-nen zu unternehmen. Wir bedanken unsbei allen Beteiligten für das tolle Projektund freuen uns auf die weitere Zusam-menarbeit! �

Auf den Felderngibt es zurErntezeit immerviel zu tun.

Ein Familienfest zu Ehren der erfolgrei-chen jungen TV-Macher.

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Kinder und Jugendlichen bietet“, sagteJens Buchmüller.

In Sachen Zukunftsfähigkeit waren er undsein Kollege in den letzten beiden Jahrenbereits ganz konkret gefordert. Seit die-sem Sommer wird nämlich der Pausenhofder Hoffmannschule umgebaut (s. Beitragauf Seite 33) und mit mehr Spiel- undSportmöglichkeiten ausgestattet. Ein Pro-jekt, das Jens Buchmüller und AlexanderStickel bis zu dessen Fertigstellung nocheinige Monate begleiten werden.

Die Hoffmannschule ist ein Sonderpäda-gogisches Bildungs- und Beratungszen-trum (SBBZ) mit dem Förderschwerpunktemotionale und soziale Entwicklung. Eswerden die Bildungsgänge Förderschule,Grundschule, Werkrealschule sowie eineeinjährige Sonderberufsfachschule (VAB)angeboten. Zurzeit wird sie von rund 80Schülern besucht. Die Hoffmannschulewird von der Jugendhilfe HoffmannhausWilhelmsdorf getragen, die zur Diakonieder Evangelischen Brüdergemeinde Korn-tal gehört. �

Bereits seit September 2014 ha-ben sie die Hoffmannschule Wil-helmsdorf erfolgreich kommis-

sarisch geleitet. Im Frühjahr 2016 bekamdas Schulleitungsteam die Amtsbezeich-nungen verliehen und im September wur-den Jens Buchmüller (43) und AlexanderStickel (31) während einer Feierstundeendlich auch offiziell ins Amt eingeführt.

Grußworte sprachen Wilhelmsdorfs Bür-germeisterin Sandra Flucht und ErhardHofrichter als Schulleitungskollege desSonderpädagogischen Bildungs- und Be-ratungszentrums St. Anna in Leutkirch.Schulrätin Simone Daasch vom SchulamtMarkdorf führte ein kurzweiliges Inter-view mit dem neuen Schulleitungsteam.Erklärtes Ziel der beiden Schulleiter ist es,die Hoffmannschule als Sonderpädagogi-sches Bildungs- und Beratungszentrumzukunftsfähig zu machen. „Wir sehen einenormes Potential in den Möglichkeiten,die uns die Gesamteinrichtung der Ju-gendhilfe Hoffmannhaus Wilhelmsdorfund die attraktive ländliche Umgebungfür die Förderung der uns anvertrauten

Jugendhilfe Hoffmannhaus Wilhelmsdorf mit Hoffmannschule

Die Hoffmannschule Wilhelmsdorf hateine neue Leitung

Das neue Leitertandem an der Hoffmannschule Wilhelmsdorf: Jens Buchmüller (links)und Alexander Stickel.

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Aus unserer Diakonie

Ein Fest der Generationen

Vom Baby bis zum Greis – dieDiakonie der EvangelischenBrüdergemeinde Korntal küm-mert sich um Menschen jedenAlters. Das spiegelt sich im Jah-

resfest ihrer Korntaler Einrichtungen mitder Jugendhilfe, der Johannes-Kullen-Schule, dem Schulbauernhof, den Kinder-gärten und dem Altenzentrum wider. Sobot das Fest der Generationen am 3. Juli2016 Action und Nervenkitzel für die Jün-geren sowie gemütliches Beisammenseinfür die Älteren.

Die Kinder konnten sich über eine rund40 Meter lange Seilrutsche über die Fest-wiese im Hoffmannhaus schwingen oder– ebenso professionell angeseilt – dieKletterwand erklimmen. Ganz Mutige lie-ßen sich in den Astrotrainer einspannenund herumwirbeln. Die Schüler der Jo-hannes-Kullen-Schule (JKS) traten aufder Festbühne mit einem Piraten-Thea-terstück auf und führten spektakuläreTrampolinsprünge vor. Für Begeisterungsorgte ebenso die Rope Skipping-Truppe

Aus den Einrichtungen

des TSV Leinfelden. Im Gebäude der JKSindes konnte man sich in den Räumen derSchüler-Kunstausstellung ergehen unddazu selbstgemachte Cocktails schlürfen.Der Flohmarkt auf dem angrenzendenGelände der Jugendhilfe Hoffmannhausging über in eine Lounge mit Liegestühlenund Kaffeespezialitäten, die die Brüder-gemeinde mittels ihrer „Kaffeekarre“ bot,die sonst nach dem Gottesdienst auf demSaalplatz zu finden ist. Für viele Familienging es von der ausstellenden FeuerwehrKorntal schnurstracks zum Ponyreiten indie Reithalle.

Im Altenzentrum an der Friederichstraßewar es währenddessen gediegener, wenn-gleich nicht unsportlicher. Neben einemriesigen Kuchenbuffet und leckeren Eis-variationen im „Café Olympia“ gab es hierdie „olympische Disziplin“ Dosenwerfen.Die Teilnehmer konnten Medaillen ge-winnen. Die Kindergärten der Diakoniewaren diesmal im Park des Pflegeheimszu finden, mit einer großen Legobaustelleund einem Décopatch-Angebot. Bürger-

meister Dr. Joachim Wolf verteilte hierdas traditionelle „Bürgermeistereis“ andie Kids, der Posaunenchor sorgte mit ei-nem Medley aus Nationalhymnen für einstimmungsvolles „EM-Abschlusskonzert“.Ganz andere Beats waren zuvor im Ju-gendgottesdienst und beim Festabschlussauf der Bühne zu hören gewesen. DerWolfsburger Rapper Kevin Neumann mu-sizierte und erzählte, wie der Glaube anJesus Christus sein Leben verändert hat.

Die Kinder im Hoffmannhaus hattengleichzeitig ein ganz besonderes Erlebnisim Hühner-Pferch, den der Schulbauern-hof Zukunftsfelder zum Jahresfest mitge-bracht hatte. Sie machten – oft zum erstenMal – reichlich Gebrauch davon, mit demlieben Federvieh auf Tuchfühlung zu ge-hen: anfassen, streicheln, auf den Schoßnehmen, bis das Huhn eingenickt war.Manchmal braucht es eben kein spekta-kuläres Jahresfest-Programm, um Kin-deraugen strahlen zu lassen. �

Ein Bild sagt mehr als tau-send Worte: Das Jahresfestmacht offensichtlich großenSpaß.

Johannes-Kullen-Schule Korntal

Korntaler Schüler erlaufen fast 1.800 Euro

fasst 7.003 Haushalte mit 39.038 Men-schen, die direkt von den umgesetztenMaßnahmen profitieren. Ein Fokus liegtauf heranwachsenden Mädchen undFrauen im Projektgebiet. Auch die Situa-tion von Schulkindern soll nachhaltigverbessert werden. Daher wird an ver-

Bereits zum dritten Mal betei-ligten sich die Schüler der Jo-hannes-Kullen-Schule Korntal

am Spendenlauf zugunsten der Hilfsor-ganisation „Viva con Agua“ (Leben mitWasser). Mit dem Erlös dieses Projekteswerden Brunnenprojekte in Afrika undNepal unterstützt. Die Schüler sichertensich in ihrem Bekanntenkreis, bei Eltern,Verwandten, Erziehern und Lehrern,Sponsoren, die jede gelaufene Runde miteinem fixen Betrag honorierten. Auf die-se Weise kamen genau 1752,60 Euro für„Viva con Agua“ zusammen. Der Organi-sator des Spendenlaufs, Lehrer FlorianBrabenetz, und die Schüler freuten sichüber die Hilfe, die mit ihrem Beitrag mög-lich wird.

Unter der Schirmherrschaft von „Vivacon Agua“ gibt es jährlich bundesweitca. 50 Spendenläufe. Mit den Spenden-geldern werden weltweite Wasserprojektefinanziert und Nöte gelindert. Dieses Jahrfließt der Erlös in ein Wasserprojekt inNepal. Das ländliche Projektgebiet um-

schiedenen Schulen sowohl die Ausstat-tung mit Toiletten als auch eine dauerhaf-te Wasserversorgung angestrebt. Ziel istes, dass 90 % der Kinder und Jugendli-chen in ihren Schulen sauberes Trinkwas-ser nutzen können und saubere Toilettenbekommen. �

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Vor dieser Leistungkniet sogar derSchulleiter Karl-Georg Gutjahr nie-der. Die Schülerder Johannes-Kul-len-Schule helfenAltersgenossen inarmen Ländernganz konkret mitihrer Spende.

Jugendhilfe Korntal

Wohngruppe „Luchse“ für unbegleitete Minderjährige eröffnet

aus einer lose betreuten Wohnform in diestationäre Wohngruppe umgezogen. Hierist es möglich, die Jugendlichen in ihremAlltag zu unterstützen, sie in die Kultureinzuführen, beim Lernen zu helfen undihnen die nötige Struktur zu bieten. Immernoch werden dem Landkreis LudwigsburgJugendliche zur Betreuung zugewiesen.Sie leiden unter dem Verlust ihrer Heimat,der Trennung von ihrer Familie, fühlen

sich oft einsam, enttäuscht, traurig undwütend. Ihre Gefühle ernst zu nehmen, ih-nen realistische Perspektiven in Deutsch-land aufzuzeigen und sie zu motivieren,erste Schritte zu ihrem Ziel zu gehen, dasist eine Herausforderung. Wir wünschendem Team und den Jugendlichen auf demgemeinsamen Weg Gottes Segen und dieAufmerksamkeit eines Luchses für jedegute Gelegenheit. �

Anfang September sind acht un-begleitete minderjährige Flücht-linge in die Wohngruppe auf

dem Hoffmannhausgelände in Korntaleingezogen. Sie kommen aus verschiede-nen arabischen und afrikanischen Län-dern. Unsere „Luchse“ werden betreut voneinem Team von engagierten Erzieherin-nen und Sozialpädagoginnen. Manchevon ihnen kennen Korntal schon und sind

Aus den Einrichtungen

30 A K Z E N T E 2 /16

„Manege frei!“ hieß es beimdiesjährigen Zirkuscamp, einemFerienprogramm der Stadt Vai-

hingen an der Enz vom 8. bis zum 13. Au-gust. Bei einer Kooperation der Tages-gruppe unserer Jugendhilfe mit der dorti-gen Jugendarbeit hatten acht Kinder un-serer Einrichtung die Möglichkeit, für eineWoche „Urlaub vom Alltag“ zu machen

und einmal Zirkusluft zu schnuppern.Beim „Zirkus Soluna“ sind die Kinder dieSternchen: Einmal Teil einer großen Zir-kus-Show sein und seine eigenen Fähig-keiten neu entdecken, das stärkt dasSelbstbewusstsein und ist eine unvergess-liche Erfahrung!Diese Erfahrung haben auch unsere Ta-gesgruppenkinder gemacht. Voller Be-

Jugendhilfe Korntal

„Manege frei!“ beim Zirkuscamp

geisterung waren sie am ersten Tag dabei,als sie verschiedenste Zirkuskünste ein-mal selbst ausprobieren konnten, um sichdann am Ende des Tages für zwei Kunst-stücke zu entscheiden. Egal ob Seiltänzer,Zauberer, Clown, Feuerspucker oder Fakir– bei den vielen Angeboten war für jedesKind etwas Passendes dabei!Als jeder seine Zirkusnummer gefundenhatte, hieß es üben, üben, üben … Jeder ar-beitete auf das Finale hin, den großenAuftritt am Samstag in einem richtigenZirkuszelt, vor einem riesigen Publikum.Jetzt waren die Kinder die Stars in der Ma-nege und standen im Mittelpunkt derShow. Sie waren plötzlich in der Lage eineganze Zirkus-Show aufzuführen und dasPublikum zu begeistern. Die Eltern staun-ten nicht schlecht, dass so manches ihrerKinder über seine Grenzen hinausgewach-sen war. Man konnte es an den Gesichternder Kinder ablesen, dass sie stolz waren,etwas so Tolles geschafft zu haben! �

Die Dienste der Diakonie derEvangelischen Brüdergemeindean ihren Standorten Korntal undWilhelmsdorf sowie an vielenAußenstellen sind sehr vielfältig:

Von der Unterstützung junger Mütter undihrer Säuglinge in den Mutter-Kind-Grup-pen über die Schulen für Erziehungshilfe,die Jugendhilfen mit ihren anschließendenAngeboten an Jugendliche, erste Schritteim Berufsleben zu tun, über den Schulbau-ernhof Zukunftsfelder bis hin zum Alten-zentrum Korntal ist das ganze Spektrummenschlicher Lebensphasen abgebildet.Hier arbeiten ausgebildete Kräfte. Es sind

Profis, die auf ihre jeweilige Zielgruppe inbesonderer Weise eingehen können. Aberes gibt auch Raum und Bedarf an – sehrwillkommenen – ehrenamtlichen Mitar-beitern. Das sind Menschen, die andere anihrer Lebenserfahrung teilhaben lassenwollen, die junge oder alt gewordene Mit-menschen ein Stück auf ihrem Weg beglei-ten möchten.

In den Kindergärten werden beispiels-weise Vorlese-Omas gesucht. Im Schul-bauernhof sind gärtnerisch beschlagenePaten für die Jahreszeitenbeete willkom-men. In der Jugendhilfe Korntal könnte

Aus unserer Diakonie

Vorlesen, gärtnern und vieles mehr:Unsere Diakonie braucht ehrenamtliches Engagement

man gut die Unterstützung bei hand-werklichen Arbeiten und beim Musikun-terricht für Kinder gebrauchen. Und anvielen Ecken mehr ist Mithilfe mit Herzsehr willkommen! Je nach Lebenserfah-rung und Zeit kommen ganz unter-schiedliche Einsatzfelder infrage. Spre-chen Sie direkt unsere Einrichtungen an,fragen Sie in der Hauptverwaltung derDiakonie nach, Telefon 0711/839877-0oder [email protected]. Gemeinsamfinden wir eine für Sie aus- und erfüllen-de Aufgabe, die hilfsbedürftige Men-schen weiterbringen wird. Wir freuenuns auf den Kontakt mit Ihnen! �

Jeden Herbst ist „Diakonie-Sonntag“ in der EvangelischenBrüdergemeinde Korntal. Dannwerden die neuen Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter unserer dia-

konischen Einrichtungen in Korntal undWilhelmsdorf willkommen geheißen. AlsZeichen der Verbundenheit zwischen derGemeinde und ihren diakonischen Arbeits-bereichen wurden während des Gottes-dienstes im Großen Saal bunte Bänder vonden Plätzen der Gottesdienstbesucher biszum Rednerpult gespannt. Jedes Bandsymbolisierte dabei eine Einrichtung: Kin-dertagesstätten, Jugendhilfen, Erziehungs-

hilfeschulen, Alten-zentrum und Schul-bauernhof Zukunfts-felder. Ausgedrücktwerden sollte: DieMitarbeiterinnen undMitarbeiter dürfenMenschen im Hinter-grund wissen, die ih-ren Dienst schätzenund für ihre heraus-fordernde und wert-volle Arbeit beten. �

Aus unserer Diakonie

Herzlich willkommen den Neuen in unserer Diakonie

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonie stehen beim„Diakonie-Sonntag“ im Gottesdienst im Mittelpunkt derEvangelischen Brüdergemeinde Korntal.

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Jugendhilfe Hoffmannhaus Wilhelmsdorf mit Hoffmannschule

Es hat begonnen: Ein neuer Pausenhof wird gebaut

Allerdings benötigen wir für die Verwirk-lichung des zweiten Bauabschnitts wei-terhin Unterstützung. Das gesteckteSpendenziel ist leider noch nicht ganz er-reicht. Das „Mini-Höfle“ für die Älterenund ein Kleinspielfeld für die Sportlerwarten noch auf ihre Realisierung. DieHoffmannschule Wilhelmsdorf dankt al-len Spendern für ihre bisher geleistete

Die Neugestaltung unseresSchulhofes hat nun endlich be-gonnen! Um Neues zu schaffen,

musste aber erst Altes weichen und so be-gannen am 20. Juli genau um 7 Uhr dieBagger mit dem Abriss des alten Schulho-fes. Es wird in zwei Bauphasen gearbeitetund wir werden voraussichtlich im Früh-jahr 2017 fertig sein.Der erste Bauabschnitt wurde bereits wäh-rend der Sommerferien verwirklicht undwir konnten pünktlich zum Schuljahres-beginn einen Teil in Betrieb nehmen. Indiesem Abschnitt wurden verschiedeneinteressante Klettergeräte und eine großeNestschaukel installiert; ein schickerSandkasten erfreut nun unsere jüngerenSchüler.Mit großer Begeisterung nehmen unsereSchülerinnen und Schüler das neu geschaf-fene Pausenangebot an und freuen sich aufdie jetzt noch viel aufregenderen Erho-lungszeiten zwischen den Schulstunden.

Unterstützung und hoffen, dass Sie unsauch weiterhin bei unserm Vorhaben hel-fen.Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie einenBeitrag leisten wollen – wir freuen unsauf den Kontakt mit Ihnen! Telefon07503/203-770 oder per E-Mail anSchulleiter Jens Buchmüller: [email protected]

abdruck sahen wir, dass Gott uns einzig-artig geschaffen hat. Davon erzählt auchPsalm 139,14: „Ich preise dich darüber,dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeich-nete Weise gemacht bin.“Gott hat uns mit Sorgfalt und Kreativitäterschaffen – erstaunlich und ausgezeich-net! Es gibt niemanden, der genauso aus-sieht oder so ist wie der andere. JederMensch ist absolut einmalig! Das Ausse-hen, das Temperament, die Talente sind ge-nau von Gott durchdacht. Sie alle machenuns zu dem, was wir sind: ein Wunder!Diese Einzigartigkeit und das Besondere

bezieht sich nicht nur auf unseren Finger-abdruck. Nicht nur unser äußeres Erschei-nungsbild und unsere bio-chemische Zu-sammensetzung sind einzigartig. Auch un-sere Seele, unser Inneres ist einzigartig, un-verwechselbar. Dazu gehören Gedanken,Gefühl und Charaktereigenschaften. Kurz-um: Wir sind ein Volltreffer Gottes! DieseBotschaft wollten wir beim Jahresfest be-sonders unseren Senioren zusprechen undsie damit ermutigen. Schön, dass sich soviele daran beteiligt haben und unser Fin-gerabdruck-Baum reiche Früchte trägt.Danke an alle, die mitgemacht haben! �

„Dabei seinist alles!“ wardas Mottobeim dies-jährigen Jah-

resfest und der Sommerolympiade im Al-tenzentrum Korntal (AZK). Deswegen ha-ben wir an diesem Tag die Fingerabdrückevon möglichst vielen Bewohnern, Mitar-beitern und Gästen, die ins AZK gekom-men waren, gesammelt. An jedem Finger-

Altenzentrum Korntal

Viele Wunder wurden sichtbar: Der Fingerabdruck-Baum im Altenzentrum

Aus den Einrichtungen

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Johannes-Kullen-Schule Korntal

Schüler der Johannes-Kullen-Schule im Landtag

Abgeordneten von Dr. Rösler anschaulicherklärt. Außerdem wurden politische The-men wie z.B „Europa“ diskutiert. Anschlie-ßend ging es ins Parlamentscafé. Nebenleckeren Spaghetti Bolognese und vegeta-rischer Pasta beantwortete das Mitglieddes Landtages noch viele weitere Fragender Schüler zum Politikerleben und wieman überhaupt Landtagsabgeordneterwird. Markus Rösler beendete den interes-

Die Klassen der Förderstufe 8 und9 der Johannes-Kullen-Schulebesuchten im Oktober den neu

renovierten Landtag in Stuttgart. Dr. Mar-kus Rösler (Grüne), Landtagsabgeordneterfür Vaihingen/Enz und damit auch fürKorntal, hatte sie eingeladen. Schon die Si-cherheitsmaßnahmen des Hohen Hausessorgten für Erstaunen bei den Schülern.Nach einer kurzen Besichtigung der gro-ßen, hellen Eingangshalle ging es in denjetzt viel schöneren Plenarsaal. Dort durf-ten die Schüler in verschiedene parlamen-tarische Rollen schlüpfen: Als „Politiker“nahmen sie Platz auf den Abgeordneten-stühlen und auf der Regierungsbank undwaren nun entweder Fraktionssprecheroder Minister, Stenograph, Protokollantoder sogar Landtagspräsidentin. Die Rolleals Ministerpräsident spielte die Klassen-lehrerin, sozusagen als „Frau Kretsch-mann“. Sodann wurde eine fiktive Parla-mentsdebatte durchgeführt und die vielfäl-tigen Aufgaben von Politik, Parlament und

santen Vormittag mit einem Appell: Er un-terstrich, warum auch junge Menschenvon ihrem Wahlrecht Gebrauch machensollten – ab 16 Jahren darf man in Baden-Württemberg den Landtag wählen. Er freuesich jederzeit auf Besuch von Schülern derJohannes-Kullen-Schule Korntal und wer-de auch weiterhin als Fördermitglied dieSchule unterstützen. Unser Fazit: Der neueLandtag ist eine Reise wert! �

Dem politischen Betriebganz nah: Schüler derJKS mit dem Abgeord-neten Dr. Marcus Röslerim Stuttgarter Landtag.

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Jugendhilfe Hoffmannhaus Wilhelmsdorf mit Hoffmannschule

„Sommer Ferien Laune“ in Wilhelmsdorf

Angebot war u.a. eine Dorfrallye durchWilhelmsdorf. Hier mussten Fragen zuunserer Gemeinde beantwortet werden.Dann gab es verschiedene Bastelaktionen,Aktionsspiele, eine Schnitzeljagd und na-

Seit gut sieben Jahren arbeitetunser Mitarbeiter Jens Braun-schmid auch als Kinder- und

Jugendbeauftragter für die GemeindenWilhelmsdorf und Illmensee. Sein Bürohat er im Rathaus in Wilhelmsdorf undvon dort aus koordiniert er seine vielfäl-tigen Aufgaben. Unter anderem ist erfür die Jugendtreffs in Illmensee undWilhelmsdorf verantwortlich. Außerdemsteht er den beiden Gemeinden in Sachen„Jugendarbeit“ beratend und unterstüt-zend zur Seite und führt verschiedeneAufgaben und Aktionen durch.Beispielsweise in den letzten Sommerfe-rien: Da trafen sich 28 Kinder im Alterzwischen 6 und 13 Jahren zur „SommerFerien Laune“, die eine Woche dauerte.Am Lengenweiler See verbrachten sie ge-meinsam mit ihren Betreuern die Zeit von9 bis 17 Uhr. Gestartet wurde morgensimmer mit einem Frühstück an einer lan-gen Tafel im Freien. Sann ging es gestärktmit den einzelnen Aktivitäten weiter. Im

türlich immer wieder Schwimmen undPlantschen im Lengenweiler See. Leiderwar die Woche wieder viel zu schnell zuEnde, aber vielleicht gibt es ja ein Wieder-sehen im nächsten Jahr. �

Im Frühjahr 2016 gab es ersteGespräche über das Angebotder katholischen Kirchenge-

meinde in Münchingen, unbegleitetenminderjährigen Ausländern (umA) einZuhause zu geben. Der Kirchengemein-derat hatte einstimmig beschlossen, dasUntergeschoss des Gemeindehauses ineine Wohnung umzugestalten. Diese wirdvon der Jugendhilfe Korntal angemietet.Bisher fanden dort u.a. die Jungschar, derMutter-Kind-Kreis und die Bandprobenstatt. Nach großer Eigenleistung derMenschen vor Ort wurden Bad- und

Jugendhilfe Korntal

Kooperation mit der katholischen Pfarrgemeinde Münchingen/Hemmingen

Waschmaschinenmöglichkeiten einge-baut und angeschlossen, das Baurechts-amt wegen der Fluchtwege befragt, einArchitekt für die Bauplanung beauftragt,ein Helferkreis gefunden, die Küche aufVordermann gebracht, Türzylinder aus-gewechselt, Telefonate und E-Mails ge-wechselt und vieles mehr. Nun ist allesfertig und vier Jugendliche sind zum 1.Oktober eingezogen. �

UmA sind in der Jugendhilfe Korntalherzlich willkommen.

A

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(Ausbildungsbeginn: 1. April /1. Oktober)• Pflegehelfer/in in Teilzeit• Pflegefachkräfte in Teilzeit• Plätze für FSJ (Freiwilliges Soziales

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Wir suchen Sie!Offene Stellen in unserer Diakonie …

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Unsere diakonischen Einrichtungen

Verwaltung Diakonie der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal

www.diakonie-korntal.de• Geschäftsführer: Veit-Michael Glatzle

Jugendhilfe Wilhelmsdorf (Kreis Ravensburg)

www.hoffmannhaus-wilhelmsdorf.de• Gesamtleitung: Gerhard Haag, Dipl.-Sozialpädagoge (FH)

Hoffmannschule Wilhelmsdorf (Kreis Ravensburg)

www.hoffmannhaus-wilhelmsdorf.de• Leitung: Alexander Stickel und Jens Buchmüller

Johannes-Kullen-Schule Korntal

www.johannes-kullen-schule.de• Leitung: Karl-Georg Gutjahr

Jugendhilfe Korntal

www.jugendhilfe-korntal.de• Gesamtleitung: Joachim Friz, Diakon, Sozialarbeiter, Transaktionsanalytiker

Altenzentrum Korntal

www.altenzentrum-korntal.de• Leitung: Esther Zimmermann, Dipl.-Pflegewirtin (FH)

KM Sozialstation

• Geschäftsführer: Jörg Henschke• Pflegedienstleitung: Schwester Silvia Berthele

Kindergärten

www.kindergarten-korntal.de• Leitung: Gudrun Woschnitzok

Wir wollen das Evangelium von JesusChristus nicht nur in Worten, sondern auchin Taten weitergeben. Wir orientieren un-ser Handeln am christlich-biblischen Men-schenbild. Die diakonischen Einrichtungensind tätiger Ausdruck dieses Gedankensund daher organisatorisch eng mit derEvangelischen Brüdergemeinde Korntalverbunden.

AUS UNSEREM LEITBILD

IMPRESSUMAKZENTE, das lebenspraktische Magazin fürMensch und FamilieHerausgeber: Diakonie der Ev. BrüdergemeindeKorntal gemeinnützige GmbHErscheinungsort: Korntal-MünchingenErscheinungsweise: halbjährlichRedaktionsleitung: Manuel Liesenfeld

Anschrift der Redaktion:Diakonie der Ev. Brüdergemeinde Korntalgemeinnützige GmbHSaalplatz 170825 Korntal-MünchingenTelefon 0711/83 98 77-0, Fax [email protected]

Gestaltung: CB Werbeproduktion, FellbachDruck: Henkel GmbH, 70499 Stuttgart-WeilimdorfFotos: Bernhard Weichel, Manuel Liesenfeld,Manuela Seeber, Chris Riekert, Harald BarthTitelseite: © hanseat - Fotolia.comDiakonierat: Klaus Andersen, Jochen Hägele, Veit-MichaelGlatzle, Peter Engenhart, Matthias Rebel, Hartmut Schühle,Oliver Konanz, Axel Schäfer, Marco Mander

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Porträt

wusste ich nicht, wohin ich gehen sollte oder wo ich hätteschlafen können. Ich musste doch meine Familie wiederfinden“,erzählt Katharina Stahl, jetzt sichtlich in Aufruhr. Die ständigeAngst vor Verrat, vor Rache und Verschleppung, nur weil siedeutscher Abstammung war, und die Sorge um ihre Kinderbegleiteten sie auf Schritt und Tritt.

Und doch zog sich das unsichtbare Band der Bewahrung immerwieder durch diese Zeit. „Es waren immer Menschen da, die mirgeholfen haben“, berichtet Katharina Stahl. Ein Engel in derNot war die tschechische Hotelbesitzerin, die sie gütig versorg-te und ihr Arbeit und ein Dach über dem Kopf gab. Als sie in ih-rer Ausweglosigkeit vorhatte, wieder in ihre Heimat zurückzu-kehren, traf sie einen Bekannten vor dem Konsulat in Prag. Ge-rade rechtzeitig konnte er sie warnen: „Verschwinde, bevor eszu spät ist! Der Transport bringt Dich sonst in ein Vernich-tungslager der Serben!“ Und dann gab es den tschechischenPförtner, der sie vor dem Verrat einer ungarischen Kommunis-tin warnte und ihr half, im Morgengrauen zu fliehen. Und dochgab es einen Tag, da konnte Katharina nicht mehr, da wollte siesich sogar das Leben nehmen. „Dann vernahm ich auf einmalganz deutlich die Worte: ‚Deine Kinder warten auf dich!‘ Undich wusste: Ich muss sie finden!“

Ihre Hoffnung hatte wieder neue Nahrung. „Ich habe jeden Taggemeint, ich werde meine Töchter finden“, erzählt sie. Einelange Kette von Hinweisen brachte sie schließlich auf wun-dersame Weise ihrem Herzenswunsch näher. Als sie sichschließlich 1946 von Tschechien mit dem Zug nach Deutsch-land aufgemacht hatte, fand sie ihre Kinder nach zwei Jahrenkräftezehrender Suche in Stuttgart-Mühlhausen wieder - dankder Vermittlung des Polizeipräsidiums München. Dieses un-glaubliche Glücksgefühl begleitet sie noch heute. In den Jah-ren, die folgten, wurde Stuttgart ihre neue Heimat, wo sie u. a.als Schulhausmeisterin tätig war. Seit 2013 wohnt sie im Al-tenzentrum der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal underfreut mit ihrer positiven Ausstrahlung Bewohner und Pfle-gekräfte. Sie hat, wie sie sagt, eine beständige Hoffnung undvertraut darauf, dass ein unbeschreiblicher Gott in jeder Lagean ihrer Seite ist.

Debora Traub

Katharina Stahl ist eine zierliche Frau mit schneeweißenHaaren. Ihrem Charme, ihren fröhlichen Augen, die ihrGegenüber fest im Blick haben, kann man sich nicht

entziehen. Kaum zu glauben, aber sie ist mit 103 Jahren diezweitälteste Bürgerin Korntal-Münchingens. „Ich erzähle im-mer gern“, sagt sie mit einer klaren, fließenden Stimme, die zumZuhören einlädt. Und erzählen kann sie viel. Besonders vondem wohl prägendsten Ereignis ihres Lebens.

Im Jahr 1913 wurde Katharina Stahl als deutschstämmigeDonauschwäbin im ehemaligen Jugoslawien geboren. 1944dann der große Bruch: Die Rote Armee rückte vor und die„Volksdeutschen“ mussten fliehen. Die damals 31-Jährigemachte sich mit ihren beiden Töchtern, Angehörigen und an-deren Bekannten auf einen langen, ungewissen Weg in dieZukunft. Während der Flucht erlitt Katharina Stahl einenNervenzusammenbruch, war bewusstlos und nicht mehr an-sprechbar. Die einzige Möglichkeit einer medizinischen Ver-sorgung war die Aufnahme in einem tschechischen Kranken-haus. Der Zug fuhr ohne sie weiter – und mit ihm ihre Töchter!

Als sie nach Tagen im Krankenhaus aufwachte, waren nicht nurdeutsche Ärzte und Krankenschwestern durch russisches Per-sonal ausgetauscht, sondern auch ihre Lebenslage dramatischverändert. „Ich war ganz allein. Und als ich entlassen wurde,

„Deine Kinderwarten auf dich!“Katharina Stahl ist 103 Jahre alt. Sie hat eine traumatische, herzzerreißende Geschichte von

Flucht und Trennung erlebt – und dabei die Hoffnung nie aufgegeben.