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DAS PROGRAMM

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DAS PROGRAMM

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Trigonale 2011 – Das Programm - 3 -

Trigonale 2011Das Programm

Unserem Publikum,unseren Künstlerinnen und Künstlern

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- 4 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 5 -

Liebe Freundinnen und Freunde der Alten Musik,

was im Jahr 2003 als hoffnungsvoller Versuch begonnen hat, das geographische Dreieck, St. Veit an der Glan – Maria Saal, – St. Georgen am Längsee, unter der Bezeichnung »trigonale« mit Alter Musik zu erfüllen, ist mittlerweile eine liebgewor-dene Tradition.

Dass die trigonale zumal in der jüngeren Vergangenheit blüht, ist – neben den Musikern und ihren Darbietungen – vor allem Ihnen, liebes Publikum, geschuldet. Denn ohne Ihren Zuspruch und Ihre Treue wären Fortbestand und Weiterentwicklung des Festivals nicht denkbar. Wir danken für Ihren bisherigen Enthusiasmus und hoffen, auch heuer wieder Ihre Neugier zu wecken und Ihre Erwartungen zu erfüllen.

Als ehrenamtlicher und nur im Hintergrund tätiger Vor-stand des Trägervereins danken wir aber auch jenem, der an vorderster »Front« und mit schier unerschöpflichen Energien (und einem von ihm handverlesenen, engagier-ten Team!) für das Gelingen der trigonale arbeitet: Stefan Schweiger. Er leitet die trigonale heuer im dritten Jahr und hat wiederum ein Programm entworfen und ausgearbeitet, das – Dreieck hin, Dreieck her – im besten Sinn des Wortes rund ist.

Wir wünschen Ihnen und uns berührende und anregende Musikerlebnisse!

Martin WiedenbauerHans SlamanigAlbrecht Haller

Vorstände der trigonale

Vorwort

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Seite | Konzerte

Les Ambassadeurs

Accordone

La Ziriola

Miriam Andersén

Talents in Residence & Alexis Kossenko

Viva Biancaluna Biffi

Sequentia

&Cetera

Steenbrink, Pandolfo & Freunde

Trinity Baroque

Le Tendre Amour

Modena Consort

Johann Joseph Fux Kinderkonzert

Trinity Baroque

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Trigonale Festival der Alten MusikDank 2011

Horst und Judith Danner. Anne Marie Dragosits. Jutta Frank. Albrecht Haller. Gerda Heger. Edith Heilig. Ulrike Hofbauer. Anne Hooss. Manfred Huditz. Bernhard Kreuter. Joachim Kronawetter. Felix Kucher. Almut Lenz-Konrad. Ernst Nickles. Rudolf Pacher. Edgar Sallager. Elisabeth Schleicher. Verena Schneider. Dietmar Schüle. Josef und Elfriede Schweiger. Hans Slamanig. Marcus Stäbler. Franjo Vidovic. Martin Wiedenbauer ...... und in besonderer Weise unseren Subventionsgebern und Sponsoren, sowie all jenen, die durch ihre Unterstützung und Mitarbeit die trigonale 2011 überhaupt erst möglich machen.

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Seite | Konzerte

Trigonale Sonderkonzert

Präsentationskonzert 2012

Anhang

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Inhalt - 9 -

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- 10 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 11 -

Lumières & Ténèbres – Licht und Schatten am Hof Augusts des Starken

Das Goldene Zeitalter des Dresdner Orchesters: Arien und virtuose Konzerte von Vivaldi, Händel, Heinichen, Zelenka, Quantz und Pisendel

Les Ambassadeurs

Alexis Kossenko: Leitung & TraversflöteSabine Devieilhe: Sopran

Freitag, 09.09., 19.00 Uhr Rathaus St. Veit

Zefira Valova: ViolineIvan Iliev: ViolineIsabelle Bania: ViolineCecilia Clares Clares: ViolineIrma Niskanen: ViolineYannis Roger: ViolineLaurent Muller: ViolaGabriel Bania: ViolaTom Pitt: CelloMarco Frezzato: CelloVega Montero: KontrabassJean Rondeau: CembaloLidewei De Sterck: OboeKatharina Andres: OboeMoni Fischaleck: Fagott

Gast:Ida Aldrian: Mezzosopran

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Einle itung

In der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts genoss besonders ein Orchester einen so ausgezeichneten Ruf, dass die besten Komponisten aus ganz Europa ihm gern ihre Werke widmeten. Es handelte sich um die Dresdner Hofka-pelle, eine »Armee von Virtuosen«, die unter der Leitung des Violinisten Johann Georg Pisendel ein unübertroffenes Niveau an Perfektion, Brillanz und Finesse erreicht hat-te und sich durch instrumentale Vielfalt und Klanggewalt auszeichnete. Vielen galt die Dresdner Hofkapelle damals als das »beste Orchester der Welt«. Pisendel, der von seinen Musikern ebenso geliebt wie respektiert wurde, war nicht nur ein ausgezeichneter Konzertmeister, sondern gab dar-über hinaus mit Begeisterung neue Werke in Auftrag und verfügte über einen weitgespannten Freundeskreis: auch Telemann und Vivaldi hielten trotz der Entfernung engen Kontakt mit ihm und versahen regelmäßig glanzvolle und schwierige Konzerte mit Widmungen an »Signor Pisendel« und das »Orchestra di Dresda«.

Les Ambassadeurs laden den Hörer zur Entdeckung des au-ßerordentlichen Repertoires dieses Dresdner Orchesters ein, das in der Kirchenmusik nicht weniger überzeugte als in der Instrumental- oder Opernmusik. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit zählte das Werk von Jan Dismas Zelenka. In den letzten Jahren ist dieser tschechische Komponist wie-der ins Bewusstsein eines breiteren Publikums gerückt und erobert nach und nach seinen rechtmäßigen Platz unter den Genies der Barockzeit zurück. Zelenka war seit 1710/11 als

Kontrabassist Mitglied der Dresdner Hofkapelle. Bald schon übertrug man ihm die wichtige Aufgabe, als Komponist den gesundheitlich angegriffenen Kapellmeister Johann David Heinichen zu unterstützen und gelegentlich zu vertreten. Als Heinichen 1729 starb, sah Zelenka sich als seinen natür-lichen Nachfolger. Das Amt war jedoch insgeheim bereits dem charismatischeren (und international renommierteren) Johann Adolf Hasse versprochen worden – ein Verrat, der möglicherweise zumindest zum Teil den düsteren Charak-ter seiner Musik erklärt. In ihr tritt seine Melancholie, seine Wut, seine Verzweiflung oftmals auf eine Weise zutage, die man fast als »romantisch« bezeichnen kann. Zelenkas unge-wöhnlich lange Proportionen, seine häufige Verwendung von Chromatismen und die für ihn typischen schmerzlichen Harmonien begegnen uns zum Beispiel in dem Gloria Patri des Miserere oder dem Qui tollis der Missa dei Filii. Ganzanders mutet die eingängige und lichte Musik von Heinichen an. Das Et in spiritum sanctum verdeutlicht eines seiner be-vorzugten Instrumentierungsprinzipien: eine Kombination des alten Flötentyps (Blockflöte) mit der neuen Variante (Traversflöte) zu einer einfühlsamen Violinbegleitung, die die Sopranstimme in der engelhaften melodischen Linie ih-res Solovortrags unterstützt.

Die bedeutendste Gruppe von Orchesterwerken Zelenkas trägt den Titel: »6 concerti fatti in fretta a Praga, 1723« – 6 Concerti, 1723 in größter Eile in Prag geschrieben. Seine Eile ist deutlich spürbar: zum einen sind die Handschriften kaum lesbar, zum anderen besteht das Ensemble nur aus ins-gesamt 4 Werken – bzw. 3 fertigen und einem unvollendeten

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- 14 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 15 -

Werk! Die Hypocondrie (eine Ouvertüre im französischen Stil) scheint der erste Satz einer Suite gewesen zu sein – aber es folgen nur leere Seiten. So einzigartig wie der Titel ist die Tatsache, dass Zelenka den Hörer bis zum Schluss in völliger Ungewissheit darüber lässt, ob es sich um ein Stück in Dur oder Moll handelt ... es scheint einer ganz und gar instabilen Stimmung zu unterliegen ...

Faustina Bordoni

Bei einem anderen der »Concerti« han-delt es sich um eine weitere – in diesem Fall offenbar vollendete – Suite oder Ouvertüre. Der tragische Charakter des

Eingangsteils – jede Kadenz führt zu einem dissonanten Akkord, wodurch das Ohr nicht zur Ruhe kommt – wird durch den epischen Mittelteil ausgeglichen. Der Begriff »concertare« findet hier zu seiner ursprünglichen Bedeu-tung zurück (lateinisch concertare: wetteifern, miteinander streiten). Auch die Rückkehr des langsamen Tempos im nächsten Satz vermag es kaum, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Erst nach einem letzten »Coup de théâtre« endet die Musik mehr oder weniger friedlich in F-Dur. Die fol-gende Arie für Streicher solo zeigt Zelenka von einer ganz anderen Seite: anmutig und zart, mit einigen bewegenden Akzenten in der Violenstimme, die herzzerreißende Disso-nanzen enthält ... Nach einem Siciliano auf der Grundlage eines wohldurchdachten Kontrapunkts endet das Werk mit einer ausgelassenen »Folie«.

In Dresden waren damals sogenannte Serenate beliebt, Opern im Miniaturformat, die ohne Inszenierung aufge-führt wurden. In dieses Genre gehört Zelenkas 'Il Diamante'.Die Arie der Venus wurde von der berühmtesten Sopra-nistin der damaligen Zeit gesungen – von Hasses Ehefrau Faustina Bordoni. Auch hier zeigt sich, wie zart und einfühl-sam Zelenka sein konnte, wenn er nur wollte. Auf weitläu-fige Proportionen verzichtete er aber auch in diesem Fall nicht: mit über 10 Minuten Spieldauer übertrifft das Stück jede normale Arie seiner Zeitgenossen um das Doppelte!

Johann Georg Pisendel

Auch der Konzertmeister Pisendel selbst war ein bemerkenswerter Komponist. Die geringe Zahl seiner eigenen Wer-ke, die oft mehr als einmal überarbei-

tet wurden, lässt sich vielleicht durch seine ausgeprägte Bescheidenheit erklären. Urteilt man aber anhand seiner strengen und kurzen sonata da chiesa in c-Moll für Orches-ter, so war er selbst ein Meister seines Faches. Er war ein enger (wenn nicht der einzige) Freund Zelenkas, und dieses Stück erinnert ganz besonders an die düstere Manier des tschechischen Kontrabassisten.Seit ihrer Begegnung in Venedig im Jahr 1712 waren Pisendel und Vivaldi gute Freunde; das in Dresden erhal-tene umfangreiche Werkekorpus Vivaldis (viele Werke sind Pisendel gewidmet) lässt darauf schließen, dass er dort zu den am häufigsten gespielten Komponisten zählte. Das

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- 16 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 17 -

Concerto RV 564 wurde ursprünglich für zwei Violinen und zwei Celli geschrieben, wird hier jedoch in einer Dresdner Bearbeitung für zwei Violinen und zwei Oboen aufgeführt.

Händel besuchte Dresden bekanntermaßen im Jahr 1719, als er den Feierlichkeiten anlässlich der Hochzeit des Kron-prinzen beiwohnte. Bei dieser Gelegenheit begegnete er dem berühmten Kastraten Senesino, den er als Sänger für seine Oper in London gewinnen konnte (der Skandal, der ein Jahr später durch das Zerwürfnis zwischen Senesino und Heinichen entstand, war mit Sicherheit absichtlich herbeige-führt worden, um seinen Vertrag in Dresden beenden und für Händel in London arbeiten zu können). Das Dresdner Orchester führte Händels Opernouvertüren in der Regel als konzertante Stücke auf. Mit ihren theatralischen Modulatio-nen und dem unerwarteten Ende erregt Agrippina besondere Aufmerksamkeit.

Il Ruggiero, die letzte Oper von Johann Adolf Hasse, stellt eine Verbindung zwischen dem Barock und dem Zeitalter der Klassik her: die Oper wurde einen Tag vor Mozarts Ascanio in Alba uraufgeführt. Hasse war damals bereits alt. Sein Ruhm hatte schon über 30 Jahre zuvor seinen Höhepunkt erreicht, als er das Amt antrat, das Zelenka hätte erhalten sollen: Ka-pellmeister der Dresdner Hofkapelle. Die heroische Arie der Bradamante verlangt ungewöhnliche Virtuosität: der gewal- tige Stimmumfang der Sopranstimme in den schnellen Ko-loraturpassagen reicht vom Altregister bis zum Hohen D.

Übersetzung: Almut Lenz-Konrad

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Progr a mm

Johann Georg Pisendel(1687 – 1755)1. Sonata in c minorLargo – Allegro

Jan Dismas Zelenka (1679 – 1745)2. Qui tollis peccata mundi ZWV 20 Aus: Missa dei Filii

Jan Dismas Zelenka3. Gloria Patri ZWV 57 Aus: Miserere

Jan Dismas Zelenka4. Ouverture à 7 concertanti in F major ZWV 188 Arie

Jan Dismas Zelenka5. BenedictusZWV 17 Aus: Missa sanctissimae Trinitatis

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Johann David Heinichen (1683 – 1729)6. Concertino in D major Allegro Aus: Missa 9 for flute and orchestra

Johann David Heinichen7. Et in Spiritum Sanctum Aus: Missa 12

Antonio Vivaldi(1678 – 1741)8. Concerto in D major RV 564a for 2 oboes, 2 violins & orchestraAllegro – Adagio non molto – Allegro

Pause

Jan Dismas Zelenka9. Ouverture à 7 concertanti in F major ZWV 188Ouverture – Siciliano – Folie

Antonio Lotti (ca. 1667 – 1740)10. Aria (Isilde) »Sospirando, lagrimando« Aus: Giove in Argo

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Jan Dismas Zelenka11. Hypocondrie à 7 concertantiZWV 187 Allegro – Lentement

Jan Dismas Zelenka12. Aria di Venere »Qui piegate, qui posate« ZWV 177 Aus: Serenta »Il Diamante«

Georg Friedrich Händel(1685 – 1759)13. OuvertureHWV 6Aus: Agrippina

Johann Adolf Hasse(1699 – 1783)14. Aria di Bradamante »Faro ben io« Aus: Il Ruggiero

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- 20 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 21 -

Te x te

2. Qui tollis peccata mundi

Qui tollis peccata mundi, miserere nobis.Qui tollis peccata mundi, suscipe deprecationem nostram.

3. Gloria Patri

Gloria Patri, et Filio, et Spiritui Sancto.

5. Benedictus Benedictus qui venit in nomine Domini.

7. Et in Spiritum Sanctum Et in Spiritum Sanctum, Dominum et vivificantem,qui ex Patre Filioque procedit.Qui cum Patre et Filio simul adoratur et conglorificatur,qui locutus est per prophetas.Et unam, sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam.Confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum.Et expecto resurrectionem mortuorum.

2. Der du trägst die Sünden der Welt

Der du trägst die Sünden der Welt, erbarme dich unser.Der du trägst die Sünden der Welt, nimm an das Gebet von uns.

3. Ehre sei dem Vater

Ehre sei dem Vater, dem Sohne und dem Heiligen Geist.

5. Gepriesen sei

Gepriesen sei, der kommt im Namen des Herrn.

7. Und an den Heiligen Geist

Und an den Heiligen Geist, den Herrn, den lebendigmachenden,der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht.Der mit dem Vater und dem Sohn zugleich angebetet und zusammen verherrlicht wird,der geredet hat durch die Propheten.Und eine heilige, weltweite und apostolische Kirche.Ich bekenne eine Taufe zur Vergebung der Sünden,und ich warte auf die Auferstehung der Toten.

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10. Sospirando, lagrimando Sospirando, lagrimando, griderò che son tradita senza padre, e senza regno.Minacciando udite l'Idra inuitarui a Radamantogià ministro del mio sdegno.

12. Qui piegate, qui posate Recit (Venere)Dove Amor si festeggia,il nome moi forse posto è in oblio?Votra felicità render perfetta io sola posso, illustri sposi, e scendo dal terzo cielo al bel disegno accinta.Vanti Giugno il suo dono,chè ella da me con più bei doni e vinta.Vengon meco il piacer, gli scherzi arditi,non meno dolci e men cari,quei che sembran ripulse e sono inviti.Io sol porgo gli affetti,io sol secondo i letti,devesi a me quanto respira e vive;e se cosa leggiadra il mondo abbella,tutto è virtù di mia benigna stella.

10. Mit Seufzern und in Tränen

Mit Seufzern und in Tränen werde ich wehklagen, dass ich verraten bin, vaterlos und ohne Reich.Hört die Hydra drohen, Euch zu Radamanto einzuladen, der schon Vollstrecker meiner Empörung ist.

12. Es glänzt im Grau die Lichtlasur Rezitativ (Venus)Dort, wo Liebe gefeiert wird,soll mein Name wohl vergessen bleiben?Euer Glück kann allein ich vollenden,durchlauchte Jungvermählte.Deshalb steige ich vom dritten Himmelskreiszu diesem schönsten Auftrag hinab.Möge denn Juno nach Lust mit ihrer Gabe prahlen,ich werde sie mit schöneren Geschenken schlagen!Zusammen mit mir kommen Lust, feurige Scherze,nicht minder süße und nicht minder liebreiche,solche, die als Zurückweisung erscheinen und Verlockungen sind.Allein ich entzünde Gefühle, die Betten fruchtbar machen,mir verdankt ihr alles, was atmet und lebt;und wenn etwas Anmutiges die Welt ziert,dann samt und sonders durch Verdienst meines wohlwollenden Sternes.

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- 24 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 25 -

Arie Hier faltet sie, meine Tauben,lasst eure irrenden Schwingen ruhen,und lehrt das Liebespaarunter wechselnden Bissen und Küssensüßen Widerstand und süße Versöhnung!

14. Bald werde ich Bald werde ich den Verwegenen erbleichen lassen, der den Frieden einer so standhaften Liebe stört.Er wird sehen, um wieviel kühner die Lust am Kampf wird, wenn sie sich mit der Lust der Liebe verschwört.

Übersetzungen Nr. 10 und 14: Edgar Sallager

AriaQui piegate, qui posate,mie colombe, i vanni erranti.E alternando e morsi e bacidolci sdegni e dolci paciinsegnate alla coppia degli amanti.

14. Faro ben io

Farò ben io frà poco impallidir l'audaceche vuol turbar la pace d'un si costante amor.Vedrà quanto più fiero divien l'ardor guerrieroquando congiura insieme con l'amoroso ardor.

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- 26 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 27 -

Le s A mba ssadeur s

Eine einzigartige Orchesterpersönlichkeit, die ihren Weg außerhalb der Dogmen, Moden und Schulen findet; ein ge-meinsames musikalisches Ideal auf der Grundlage vielfäl-tiger Kulturen; der Wunsch nach Begegnung, Experiment und geteilter Erfahrung zwischen jungen Musikern aus ganz Europa; ein kulturelles und humanistisches Projekt in mu-sikalischem Gewand – dies ist die Mission der Ambassadeurs (deutsch: Botschafter), die von Alexis Kossenko in Anleh-nung an seinen eigenen Werdegang, zwischen traditioneller Ausbildung und Spezialisierung in den alten Repertoires, geformt wurden.Nach vielgepriesenen Konzerten im Auditorium du Louvre in Paris und im Palast der Schönen Künste (Bozar) in Genf setzen Les Ambassadeurs ihren Erfolgskurs 2011 auf den Festspielen von Paradyz und Poznan (Polen), Brežice (Slo-wenien), Sofia (Bulgarien) und auf der trigonale (Öster-reich) fort. Neben der Interpretation bekannter Werke von Händel und Rameau gilt ihr Interesse der Wiederentde-ckung des glänzenden Repertoires der Dresdner Hofkapelle und der Meisterwerke Zelenkas.

Der Flötist Alexis Kossenko ist als Solist ebenso gefragt wie als Orchester- oder Kammermusiker. In der modernen, barocken oder romantischen Flötenmu-sik fühlt er sich ebenso zu Hause wie im Repertoire für Blockflöte. Er ist Erster

Flötist des Chambre Philharmonique (Emmanuel Krivine) –mit dem er 2011 die Konzerte von Mozart spielen wird. Sei-ne Aktivitäten als Orchesterdirigent weitet Kossenko an der Spitze der Arte dei Suonatori (Polen), der Holland Baroque Society (Niederlande) und vor allem seines eigenen Orches-ters Les Ambassadeurs aus. Zurzeit beschäftigt er sich mit theoretischen Arbeiten zu Rameau und Zelenka. Seine Ein-spielungen von Konzerten Telemanns, Haydns, CPE Bachs und Vivaldis (Alpha) haben mittlerweile Referenzcharakter.

Sabine Devieilhe wurde nach ihrem Studium in Cello und Musikwissenschaft 2007 am Pariser Konservatorium (CNS-MDP) aufgenommen. Sie ist Mitglied der Ensembles Les Cris de Paris unter der Lei-tung von Geoffroy Jourdain und Pygma-

lion unter der Leitung von Raphaël Pichon. Außerdem sang sie von 2004 bis 2007 im Opernchor Rennes.Auf der Bühne interpretierte Sabine Devieilhe die Lauretta, Lucia und Die Königin der Nacht. Im letzten Sommer war siemit dem Ensemble Arte dei Suonatori und der Holland BaroqueSociety unter der Leitung Alexis Kossenkos auf den Festspie-len von Brügge und Utrecht in Werken Rameaus zu hören.

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- 28 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 29 -

Im April 2011 wird Sabine Devieilhe an der Produktion »L'enfant et les sortilèges« mit dem Orchestre National d'Île de France (ONDIF) unter der Leitung von David Levi teil-nehmen. Im Oktober dieses Jahres gibt sie die Sonnambula (Die Nachtwandlerin) an der Seite Jean-Claude Malgoires. Ferner wird sie in Aix-en-Provence in einer Inszenierung von Vincent Boussard die Serpetta singen.

Ida Aldrian wurde in Bruck an der Mur(Steiermark, Österreich) geboren. Ihren ersten Gesangsunterricht erhielt sie bei Sigrid Rennert, seit 2004 studiert sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Prof. Leopold Spitzer und

absolvierte das Diplomstudium 2008 mit Auszeichnung. Seit 2008 Studium für Lied und Oratorium bei Prof. KS Mar-jana Lipovšek sowie Musikdramatische Darstellung in der Klasse von Prof. Uwe Theimer und Prof. Didier Orlowsky. 2010 schloss sie das Studium Musikdramatische Darstellung mit dem akademischen Titel Mag. art. mit Auszeichnung ab. Derzeit wird sie stimmlich von Karlheinz Hanser betreut.Ida Aldrian ist Preisträgerin beim Wettbewerb Prima la Musi-ca (2004). 2005, 2006 und 2009 erhielt sie den Förderungspreis der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Des Weiteren ist sie Preisträgerin bei Musica Juventutis (2010).Im Jahr 2011 wurde der jungen Mezzosopranistin der Preis der Armin Weltner Stiftung zuerkannt, welcher alljährlich zur Förderung junger hochbegabter SängerInnen österrei-chischer und schweizerischer Nationalität vergeben wird.

Trotz ihrer jungen Karriere kann sie bereits auf eine regel-mäßige Zusammenarbeit mit europäischen Ensembles und Orchestern, wie der Wiener Akademie, dem Haydn Quartett, den Barockorchestern barucco, Il Concerto Tivoli und Musica Figuralis, Virtuosi Brunensis, Savaria Symphony Orchestra Szombathely, Philharmonisches Orchester Györ und dem Vo-kalensemble a piu voci zurückblicken.Neben ihrer Konzerttätigkeit fühlt sich Ida Aldrian auch aufder Opernbühne zuhause. 2008 verkörperte sie in G. F. Hän-dels ALCINA die Rolle der Bradamante (Neue Studiobühne und Schlosstheater Schönbrunn in Wien). Bei den donauFEST-WOCHEN im Strudengau war sie als Aristea in Vivaldis L'OLIMPIADE zu hören und im Jänner 2010 stand sie alsDorabella in W. A. Mozarts COSI FAN TUTTE im Schloss-theater Schönbrunn (Wien) unter der künstlerischen Leitung von Martin Haselböck auf der Bühne.

Autogr a mme

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- 30 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 31 -

Una Iliade

Eine Neue Oper von Guido Morini mit Texten von Marco Beasley

Accordone

Marco Beasley: Gesang Guido Morini: Orgel, Cembalo, Leitung

Enrico Gatti: 1. ViolineRossella Croce: 2. ViolineGianni Maraldi: ViolaMarco Testori: CelloVanni Moretto: Kontrabass

Samstag, 10.09., 19.00 Uhr Rathaus St. Veit

mit:

Triaca musicale vocal quartet

Paola CialdellaMara ColomboMattia PelosiGuglielmo Buonsanti

Einle itung

Die Ilias umfasst viele wichtige Themen: Stolz als Quelle von Ruin und Größe gleichermaßen; Ruhm, das Schicksal eines jeden Kriegers; Verlockungen und Gräuel des Krieges. Diese Themen waren in der Gesellschaft zu Zeiten Homers von fundamentaler Bedeutung. Neben ihnen kommen ande- re, intimere Themen zum Ausdruck, die den poetischen Kern dieses Werks bilden: Liebe zur Familie, Trauer um den Tod geliebter Menschen, Sorge angesichts der Leiden selbst des Feindes.Diese zentralen Themen in Una Iliade werden in schlichten und direkten Versen und mittels einer Musik präsentiert, die ebenso abwechslungsreich wie bewegend ist. Als Erzähler erleben wir den Kärntner Schauspieler Maximilian Achatz.

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- 32 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 33 -

»Es ist alles eitel. Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden«. Dieser Satz hatte für die Entstehung von Una Iliade katalysatorische Wirkung. Ein Werk, das die Abwesenheit zum Thema hat: der Mensch, der nicht gegen den Tod, son-dern im Grunde für den Tod kämpft; die Leere, die seine Familie bedrückt, der stille Kummer der Witwen und die laute Klage der Waisen.

Was verbirgt sich hinter dieser Seite der Medaille? Und ist dies nicht in Wirklichkeit die düstere Seite? Die Nichtigkeit des Krieges und seine sinnlose Verherrlichung werden in diesem Werk auf dramatische und manchmal groteske Wei-se dargestellt. Una Iliade will nicht dazu ermutigen, ins Ge-fecht zu ziehen, sondern ermutigt den Mann zur Konfron-tation mit sich selbst: eine Aufforderung, in den Spiegel zu blicken, allein, auf seine eigene Zerbrechlichkeit und seine eigenen Schwächen zu hören und zu lernen, mit sich selbst zu leben. Sein Spiegel ist die Frau als idealisiertes Sinnbild für Würde, Weisheit, Wissen um die Welt und ihre Regeln: Sibyllen, Mütter, Geliebte, Stimmen, die allzu häufig zum Verstummen gebracht und manchmal der Lächerlichkeit anheim gegeben werden. Und doch, wenn wir die uns um-gebende Welt betrachten, drängt sich die Frage auf, wie anders die Dinge sein könnten, wenn Männer einfach inne-halten und horchen würden ...

Marco Beasley & Guido Morini

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- 34 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 35 -

Te x te

PrologoSono gabbiani, Padre, quelli che vedo all'orizzonte?E' loro questo volo verso terra, alla ricerca di cibo?Padre, non vedo il loro lento girare, non vedo gaiezza nelle loro ali.Sono i neri corvi, Figlio, e non hanno leggerezza le loro ali.Sono gli uccelli neri che accompagnano l'ombra,Sono il nero colore delle navi Greche.Come andrà, Padre, se i corvi arriveranno?Saremo storia, Figlio, perchè i corvi arriveranno.

Pensieri sparsiRousignol che cantiVieni a cantare ciò Che la mia voce cantare non sa.E vola su tutti noi,Sui padroni della pace,Sui signori della guerra volaE racconta con tragica voceLa più tragica delle storie:Di chi celebra il sangue con gioia.Le grida del giusto urleranno la loro rabbia.Fa che il sole non tramonti, Cielo,Fa che il buio non armi la mia mano omicida.

PrologSind das Möwen, Vater, die ich dort am Horizont sehe?Sind sie es, die sich zum Boden senken, auf der Suche nach Nahrung?Vater, ich seh' ihr langsames Kreisen nicht, auch fehlt die Anmut in ihren Schwingen.Es sind die schwarzen Krähen, mein Sohn. Ihren Flügeln fehlt die Leichtigkeit. Es sind die schwarzen Vögel, die den Schatten begleiten. Sie sind das Schwarz der griechischen Schiffe. Was wird geschehen, Vater, wenn die Krähen hier sind? Dann werden wir Geschichte sein, denn die Krähen werden kommen.

Verstreute GedankenNachtigall, die du singst,Komm her und singe das,Was meine Stimme nicht zu singen weiß.Und kreise über uns allen,Über den Herren des Friedens,Über den Herren des KriegesUnd erzähle mit tragischer StimmeDie tragischste aller Geschichten:Von dem, der das Blut mit Freude preist.Die Schreie des Gerechten werden ihre Wut hinaus brüllen,Oh Himmel, mach, dass die Sonne nicht untergeht,Lass die Dunkelheit meine Mörderhand nicht bewaffnen.

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- 36 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 37 -

Ma la morte dell'empio Non darà requie alla mia anima.

Spada, Scudo, FrecciaEcco la spadaSu cui riflette il raggioD'un sole rosso sangueCh'illumina il passaggioDa questa certa vitaA bruna morte e oscura;Ecco la sconsolataDi cui Destin si cura.

Scudo, fardelloCui affido la mia vitaNé lancia, freccia o spadaTi scavi una ferita.Sii tu il mio fratelloE vieni a me in aitaSe mortal colpo vadaA prendersi la vita.

Vola freccia,Saetta sibilante,Squarcia la vera vitaD'ogni guerriero errante.Vola e nel tuo voloNon ti prender pensieroSe il cor ch'uccidi siaCor di letal guerriero.

Doch wird der Tod des Verruchten meiner Seele keine Ruhe lassen.

Schwert, Schild, PfeilSieh da, der Degen, Auf dem sich der Sonne Strahlen Blutrot widerspiegeln.Er leuchtet dir den Weg, vom sich'ren Leben,Hinein in schwarze, dunkle Todeshallen.Sieh da, wie arg betrübt, Die Maid ist, um die Fortuna sich bemüht.

Dem Bündel und dem SchildIch anvertrau' mein Leben,So solln noch Lanz', noch Pfeil, noch SchwertDich mit Wunden übersäen,Sei du der Bruder mein,Und sollst zu Hilfe mir nun schreiten,Wenn einst der TodeshiebMei'm Leben wird ein End' bereiten.

So sollst' nun fliegen,Pfeil, du pfeifendes Geschoss,Zermalm' das wahre LebenJedes versprengten Kriegesspross.Flieg nur und während du dann zischst,Denk nicht daran, Ob's Herz, das du getötet, Eines sterbend Krieger ist.

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- 38 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 39 -

Die LiebendenHelena Abertausende Pfeile, die gegen uns geschossen,Haben unsre Körper mit abertausenden Wunden übersät.Unsere Leiber haben gesprochen: Mensch, ich weiß, dass dir der Tod beschieden ist.Doch die Liebe, die uns vereint, sie kennt kein Ende; oder kennt sie's doch, so wie der Staub, zu dem wir zerfallen. Doch die Liebe, die uns trennt, wird anders beginnen,oder vielleicht doch nicht, wie das Leben, das uns verlässt.Sprich zu mir, oh Paris, sag, dass du mich liebst.Ohne deine Liebe schwindet mir der Mut, ohne dein Herz vergeht meine Kraft.Dieser Krieg ist nichts anderes als eine Laune, ein sinnloser Hohn der Götter, die nach dem Blute des Volkes Priamos und Acheos dürsten. Paris, ich brauche deine Küsse wie ein Kind den Schlaf.

ParisSollt' in diesem ew'gen KriegeDer Tod mir gar beschieden sein,Um grenzenlos zu kämpfen, setzt' ich aufs Spiel sogar das Herze mein.Sieh' nur, du Frau, die ich stets liebe,Wie unmenschlich die Welt kann sein,Gewährt dir einen Leib, einen gesunden, Doch mit verdammter Seele drinnen.Übrigens: s'ist eine alte G'schicht,Zu töten, ja zu sterben, zu verwunden,

Gli AmantiElenaMille e mille frecce lanciate verso di noi, mille e mille ferite scavano i nostri corpi.Hanno parlato i nostri ventri, Uomo, so che la morte ti attende.Ma l'amore che ci unisce non avrà fine o forse l'avrà, come la polvere che diventeremo.Ma l'amore che ci separa avrà un altro inizio o forse non l'avrà, come la vita che ci abbandona.Dimmi Paride, dimmi che mi ami.Non ho coraggio senza il tuo amore, non ho forza senza il tuo cuore.Ecco cosa è questa guerra: un capriccio, un inutile scherno di Dei assetati del sangue, che sia del popolo di Priamo o dell'Acheo. Ho bisogno dei tuoi baci, Paride, come un bimbo desidera il sogno.

ParideSe dovessi andare a morte,A far guerra senza fine,Per lottar senza confineGiocherei il mio cuore a sorte.Vedi, Donna sempre amata,Come il mondo è poco umano:Ti concede un corpo sanoMa con l'anima dannata.E poi questa è storia antica,Ammazzar, ferir, morire:

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- 40 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 41 -

Der Götter Zorn bisweilen seltsam ist,Ein freundlich Schicksal sie uns nie beschieden.Oh Frau, die du mich liebtest und mich immer liebst,Magst du in unsrer letzten Stund' an meiner Seite liegen?Schenk mir die Zeit und deine Brust,Die trotz der Tränen ist erfüllt von Lieb und Lust.Mögen die Leiber sich im Zwiegespräche wiegen,Bevor ein Schwert mit sich'ren Hieben,Mir einst durchbohrt die Brust, Und dann die starken Glieder nur,Zerschlagen, Dünger sind für Au und Flur.

HelenaDoch was sind die Wolken?Existenz des Nichts …Der Mensch ist Spielball ihnenUnd ebenso sein bebend' Herz.Doch was birgt diese Liebe?Wie die Berührung eines Fingers,Wie ein stechender GeschmackEntflieht sie stets dem Leben.Und was bleibt vom Wind?Der Farbenreigen eines glücklichen SonnenuntergangesIm tanzenden Sand.So lausche doch den Wolken,Dem Geschmack des Windes,Oder der Stille zweier sehnsüchtig liebender Körper.

Degli Dei son strane l'ireNon ci dan mai sorte amica.O donna che mi hai amato e mi ami ancora,Giaci con me che questa è l'ultim'ora.Offrimi il tempo ed offrimi il tuo senoScosso dal pianto ma dell'amore pieno.Lascia che parli il dialogo dei ventriPria che sicura spada nel petto mio si addentri,Quando a brandelli le mie membra fortiCibo saran per nutrir erba ed orti.

ElenaMa cosa sono le nuvole?Esistenza del niente ...Si prendon gioco dell'uomoE del suo cuore tremante.Ma cosa c'è in quest'amore?Come un tocco di dita,Un sapore pungente Sfugge sempre alla vita.Ma cosa resta del vento?I colori cangiantiDi un tramonto feliceNelle sabbie danzanti.E allora ascolta le nuvoleIl sapore dei ventiO il silenzio dei corpiDi due languidi amanti.

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- 42 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 43 -

AtheneSolche Kraft hat der antike KriegesmannDass er mächt'ge Mauern wirft zu Boden.Weiß nicht, ob ich meinem Feinde trauen kann,Oder ob dieser Krieg soll andre holen.Gleich einer wild geword'nen Herde toller Stiere,Hört die Kriegerschar nicht der Kassandra KlagenNoch die mächt'gen Stimmen all der Götter, der erhab'nen.Oh Achilles, Agamemnon und Odysseus, oh ihr Achäerschar,Mit den Trojanern habt ihr gar kein Glück,Niemals wird je kehrn zurück, Die Menelaos schicksalhafte Gattin war.

Kassandra(Der Text basiert auf der Tradition des Grammelot, einer erfundenen Sprache, bei der sich zu den Lautnach-ahmungen erkennbare Verse gesellen. Von einer Übersetzung wurde daher abgesehen, a. d. Ü.)

AthenaTale è la forza del guerriero anticoChe mura di gran pietra getta in terraNo so se confidar nel mio nemicoO se volgere ad altri questa guerra.Esercito guerrier com'una mandraD'infuriati tori e sì feroci,Che non sentono il pianto di CassandraO dei superni Dei le forti voci.O Achille, Agamemnon, Ulisse, e voi AcheiChe coi Troiani avete dura sorteGiammai il ritorno rivedrà coleiChe fu di Menelao fatal consorte.

CassandraKai Zeuth, Kai Zeuth Arthai!Zeuth Arthai!Virgoram frisco acquesum cortaiNeve tallis miseraiOrribil grida dai. Het si milar gaudendo Sanguoso vit marcando Cum glado straferendo Di poi che in guerra andando La vita abbandonai.

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- 44 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 45 -

Erste Schlacht Auf zum Kampfe, auf zum Kampfe!Erschallet nun ihr Trommeln, Cistern ihr und Schellen,Ihr Posaunen tönt den Ruhm und die Gefahren nur hinaus,All dieser Krieger, die die Erde fordern woll'n heraus.Auf zum Kampfe, auf zum Kampfe!Und ihr, ihr stolzen Frauen, warum bekämpft ihr diese Horde Fleisch, von brennenden Lanzen, die alles begraben?Gegen sie werdet ihr nie das Sagen haben!Auf zum Kampfe, auf zum Kampfe!Schreckliche Soldaten, grausame Krieger,Tausende Schreie aus furchtbaren KehlenSchwarzes Geschick versperrt uns die Wege.Auf zum Kampfe, auf zum Kampfe!

Kai Zeuth, Kai Zeuth Arthai!Zeuth Arthai!Malavissions ne nego, ut sem haraiPestiante remiraiNon fregumir, non dego mai. Het si milar gaudendo Sanguoso vit marcando Cum glado straferendo Vita va morendo Per me che Amore ascoltai.

Prima BattagliaAlla guerra, alla guerra, alla guerra!Sonate tamburi, cistri e sonagliGridate voi trombe le glorie, i perigliDi questi guerrieri che sfidan la terra!Alla guerra, alla guerra, alla guerra!E voi donne fiere perché combatteteQuest'orda di carne che mai abbatterete,Di lance infocate che tutti sotterra?Alla guerra, alla guerra, alla guerra!Soldati tremendi, guerrieri ferociMigliaia di grida di orribili vociIl nero destino la porta ci serra!Alla guerra, alla guerra, alla guerra!

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- 46 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 47 -

Träumen, träumen, träumen …Welche Stille heut' Nacht und wie traumschwer sie ist … Die Träume teilen sich, zerbrechen in tausend Stücke … Ein Traum sagt uns, dass es Abend ist und lässt uns einen sanften Strand, ein ruhiges Meer betrachten. Und auf diesem Strand sitzt ein alter Mann, der einsam weint … Aber nein, geh weg, verschwinde. Nicht diesen Traum wollen wir jetzt …

Und schon trägt uns ein anderer auf einem geflügelten Pferd hinauf bis über die Wolken, in neue, weit entfernte Himmel. Ja, das ist der Traum, genau der … Von dort oben sind keine Krieger mehr zu sehen und nicht die schwarzen Schiffe. Die Umrisse Trojas sind kaum zu erkennen. Ist das dort gar der Olymp? Und das, was unsere Ohren hören, sind das vielleicht die Stimmen anderer Krieger, das Tosen einer anderen Schlacht? Nur, ist es diesmal ein Krieg unter Göttern; so wie jener zwischen den Sterblichen, der nie zu enden scheint? Und schon kommt uns die mächtige und stolze Athene entgegen. Sie sieht aus, als wäre sie soeben aus dem Schlaf erwacht: die Haare zerzaust, die Augen halb verschlossen.

An ihrer Seite der gleichgültige, barfüßige Apollo. Sie überholen uns, ohne uns zu sehen – dann ist es also wirklich ein Traum! Da schreiten sie dahin, die beiden Feinde, im Angesicht des Zeus, der sie betrachtet. Doch spricht der Gott mit dünner, ferner Stimme …

Sognare, sognare, sognare …Quanto silenzio, stanotte, e com'è gravido di sogni … E i sogni si dividono, si frammentano … Un sogno ci dice che è sera e ci lascia vedere una spiaggia e un mare quieto. E su questa spiaggia un uomo, un vecchio che lagrima in solitudine … Ma no, và via, via, non è questo ora il sogno che vogliamo …

Ecco, un altro ci porta, su un alato cavallo, lassù, oltre le nubi, in cieli nuovi, distanti. Sì, è questo il sogno, è questo … Dall'alto non più si vedono guerrieri, non più le nere navi: i contorni di Troia si distinguono appena. E' forse questo l'Olimpo? E ciò che le nostre orecchie raccolgono, sono forse le voci di altri guerrieri, i suoni di un'altra battaglia? E stavolta, una guerra fra dei come quella tra gli umani, che sembra non avere mai fine? Ecco la potente e fiera Atena venirci incontro: sembra appena uscita dal sonno, i capelli arruffati, gli occhi socchiusi.

A lei si affianca l'indifferente e scalzo Apollo. Ci sorpassano, non ci vedono – allora è proprio un sogno! E vanno, i due nemici, al cospetto di Zeus. Questi li guarda, ma ha voce sottile il dio, distante …

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- 48 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 49 -

Das Urteil des ZeusKommt her, Apollo und du, Athene,Bereitet vor mir diese Szene:Die Trojaner und die Griechen Sich wie die Hund' bekriegen!Zu groß sind nun der Krieger ScharenSind heut mehr als sie noch gestern warenSchilder, Lanzen, Schwerter, KlingenHinunter in den Hades dringen!Es gibt hier keinen Platz für FriedenNur für verweg'ne TriebeEs gibt hier keinen Platz für LiebeSo soll der Schmerz nun siegen,Blut soll fließen gar in Strömen,Unheil möge sprießen,Der Krieg soll frönenTausend Körper mögen liegen in den Wiesen,Die Meere sollen tobenWüten sollen die Gewitterwolken droben.Nur mehr Wüste soll dort sein,Soll sprießen dort nicht mehr ein Keim.In den Jahrhunderten, die kommen,Solln stets eingedenk wir sein,Wohl jener Männerscharen,Die wir Götter nur aus Langeweil getötet haben.

Il Giudizio di ZeusVieni Apollo, vieni AtenaPreparatemi 'sta scena:Che tra Greci e TroianiCi si morda come cani!Sono troppi 'sti guerrieriSono molti più di ieri,Scudi, lance, lame e spadeSe ne andranno giù nell'Ade!Non c'è spazio per la paceMa soltanto per chi è audaceNon c'è spazio per l'amoreVoglio che vinca il dolore.Voglio sangue in quantitàVoglio una calamitàVoglio che ci sia la guerraVoglio mille corpi a terra.Voglio i mari scatenatiVoglio i nembi infuriati.Il deserto lì io voglioChe non nasca più un germoglio.E che nei secoli futuriLa memoria sempre duriDi quegli uomini ammazzatiDa noi dei un po' annoiati.

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- 50 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 51 -

AchillesDein Blut, oh Hektor, will ich trinken, dein Fleisch will quälen.Das Schwert, das deinen Leib durchdringt, das will ich fühlen,So wie die Klinge, die dich langsam tötet.Bist eingedenk, Unglücklicher, des Todes der Gerechten?Wo war dein Gott, oh Held, wo nur das Leben?Nicht mehr betreten wirst du diese Erde, wirst niemals sie mehr sehen.Kein Wettstreit mehr, kein Krieg, kein' Liebschaft, keine Wonne.So stirb, du heldenhafter Fürst, stirb jetzt, dass alles mag vergehen.Stirb du – trägst schon den Tod in dir – stirb heute noch beim Untergang der Sonne.

Seit zehn Jahren sind unsre Toten nun der Untergrund, auf dem wir schreiten.Wir brüllen unsren Schmerz hinaus und trinken auch das Blut der Toten.Im Geklirr' der Waffen hörn wir ihre Stimmen,Geflüsterte Wörter, wie der Klang des sprießenden Grases, das auf ihnen wächst. Sie sind dieses Gras, sie das Regenwasser, sie des Meeres Wellen.Unsre Kinder haben aufgehört zu spielen. Ihr Lächeln ist verwundet, die Erinnerung getötet.Sieh nur ihre Augen, ohne jede Hoffnung, die sie nährt; leere Herbergen des Nichts.Warum nur dieser Krieg, oh Götter, warum dieser Schmerz?Wo ist all der Ruhm, wo nur der Sieg?

AchilleVoglio bere il tuo sangue, Ettore, tormentarti la carne.Sentire la spada che trafigge il tuo corpo,Lama che lenta uccide.Ricordi, infelice, la morte dei giusti?Dov'è ora il tuo dio, eroe, dove la vita?Non più calpesterai questo mondo, non più potrai vederlo.Non più corse, non più guerra, non più amori, non gloria.Muori, principe eroe, muori adesso che tutto finisce.Muori, portatore di morte, muori oggi al morire del sole.

Da dieci anni camminiamo sul terreno fatto dei nostri morti.Urliamo la nostra pena, il sangue dei morti beviamo.Nel clangore delle armi ascoltiamo la loro voce,Parole sussurrate come il suono dell'erba che nasce,Che cresce su di loro. Sono loro quell'erba,Sono loro l'acqua che piove, sono loro l'onda del mare.I nostri figli non giocano più.Feriti i sorrisi, uccisi i ricordi.Guarda i loro occhi, senza una speranzaChe li nutra, vuoti alberghi del nulla.Perché questa guerra, o Dei, perché il dolore?Dov'è la gloria, dove la vittoria?

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- 52 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 53 -

Geblieben sind das Grau des Himmels und das böse Lachen nur der Zeit.Warum, ihr Götter?

Seit drei Tagen und drei Nächten reite ich mit deiner Leiche, Hektor. Erbarmen fühl ich keins, denn heilig ist der Sieg wohl mir. Mein Freund, mein treuer Freund getroffen ward, verlacht, getötet gar von dir, und seiner heil'gen Waffen noch beraubt.Und ich sollt' seinen Tod nicht rächen?Unendlich dieser Krieg, wo wir unsre Toten nicht mehr zählen,Du Hektor, der du mich zum Kampf gefordert, hast verloren diesen Krieg.Deinen Geist fühl ich an meiner Seite wehen, beweinen ihn verlor'nes Leben, den leeren, zerschmetterten, geschändeten Körper.Doch ist mein Geiste stark, er nährt sich von dem Sieg,von diesem bitt'ren Sieg, der meines Freundes Worte nie zurück wird geben.Oh, Hektor, sollst nun sterben!

Frau TodKrieg ist Krieg und sei's allzeit.Doch ohne Angst zu fühlen, seh ich schon die Maid,Die Lebende in finstre Aun' geleit'Und alle wird sie packen, ist sie doch der Tod.

Und sieh nur wie die Zeit von dannen rinnt,Kaum war's noch Tag und schon ist all's zerschlagenMauern, Tempel, der Altar und wir, die sterblich sind,

Non c'è che il grigio del cieloE la risata cattiva del tempo.Dei, perché?

Sto cavalcando da tre giorni e tre notti col tuo cadavere, Ettore. Pietà non sento, la vittoria mi è sacra. Il mio amico, il mio fedele amico da te è stato colpito, deriso, da te ucciso, spogliato delle sacre armi.Ed io non dovevo vendicare la sua morte?In guerra ancora, in questa guerra infinita dove più non contiamo i nostri morti, qui in questa guerra mi hai sfidato, Ettore, e hai perso. Sento il tuo spirito ancora aleggiare qui accanto, ancora piangere la vita perduta, il corpo sfracellato, violato, vuoto.Ma il mio spirito è forte e si nutre della vittoria, di questa amara vittoria che mai potrà ridare le parole del mio amico.Muori, Ettore.

Signora MorteLa guerra è guerra, e guerra sia ogn'oraMa senza aver paura vedo la Signora,che accompagna i vivi all'oscura sorteche tutti prenderà, perché lei è la Morte.

E vedi, guarda guarda come il tempo fuggeSembrava giorno ed ora tutto si distruggeLe mura, il tempio, l'ara e tutti noi mortali

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- 54 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 55 -

Nur die Steine mögen Flügel haben.Unsre Frauen werden einst als Sklaven darben. In Fesseln werden sie sie legen. Die Schlüssel werfen sie dann weg, Damit sie nie- mals kehren mehr zurück, Dem Tag das Licht zu geben, Oder als Liebende mit schön geschmücktem Haupt sich hinzugeben.

Krieg ist Krieg und sei's allzeit.Doch ohne Angst zu fühlen, seh ich schon die Maid,Die Lebende in finstre Aun' geleit'Und alle wird sie packen, ist sie doch der Tod.

Und alles rundherum zusammenbricht und brennt,Beweg mich nicht und schaue nur, hab kein Vertrauen mehr,Dass mir der Mensch, den ich als solchen glaub', den Sinn mir nennt, Von all dem Tränenmeer.Ich schau den Himmel an, das Meer und seh sie SonneIch lebe noch und fühle ihrer Wärme Wonne,Sicher nützt sie mir, ich werd sie brauchen, Wenn im Traum sich kehrt der Albtraum den ich muss durchtauchen.

Krieg ist Krieg und sei's allzeit.Doch ohne Angst zu fühlen, seh ich schon die Maid,Die Lebende in finstre Aun' geleit'Und alle wird sie packen, ist sie doch der Tod.

Solo le pietre sembra ch'abbiano le ali.Le nostre donne poi le renderanno schiaveLe lasceranno in cella e butteran la chiave,E non ritorneranno a dare luce al giornoO ad essere le amanti con il capo adorno.

La guerra è guerra, e guerra sia ogn'oraMa senza aver paura vedo la Signora,che accompagna i vivi all'oscura sorteche tutti prenderà, perché lei è la Morte.

E tutto crolla cade e intorno il fuoco bruciaIo resto fermo e guardo e non ho più fiduciaChe l'uom che credo tale possa darmi il sensoDi tutto ciò che è soltanto un male immenso.E adesso guardo il cielo, il mare e vedo il soleSon vivo ancora e sento tutto il suo caloreDi certo servirà e sì, ne avrò bisognoSe l'incubo che vivo si trasforma in sogno.

La guerra è guerra, e guerra sia ogn'oraMa senza aver paura vedo la Signora,che accompagna i vivi all'oscura sorteche tutti prenderà, perché lei è la Morte.

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- 56 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 57 -

Letzter Augenblick IDa kommen sie.Wenige Meter noch, dann werden mich die Lanzen suchen. Hoffentlich hält der Schild den Lanzen stand – ja, er wird halten, ich habe ihn eingefettet, hab für ihn gebetet – wenige Meter noch und ich werde den Schweiß des Andren riechen. Wer wird mich treffen, welche Augenfarbe wird er haben, was wird das Letzte sein, das ich sehe? Wen werde ich noch töten, bevor ich getötet werde? Wie werde ich ihn töten? Wie wird er mich töten? Mit der Klinge oder mit der Spitze? Wie werde ich sterben? Mit offenen Gliedern oder wird mein Kopf das Duell gar überfliegen und mir den Feind ein letztes Mal noch zeigen? Oder werde ich zum Meer geneigt hinfallen, mit den Wellen, die über meinen Körper streichen, während am letzten Tage auch die Sonne stirbt.

Da klirren schon die Waffen gegeneinander und die Körper berühren sich, drehen sich, lassen voneinander, um sich gleich wieder ineinander zu verkeilen – eine Todes-, keine Liebes-umarmung. Der Sand dringt in die Rüstungen und das Eisen wird ein Gefängnis voller Schmerzen – schnelles Keuchen, grausamer Schweiß.

L'ultimo attimo IEcco, arrivano.Pochi metri e poi le lance mi cercheranno, speriamo che lo scudo tenga – si, terrà, gli ho dato il grasso, ho pregato per lui – pochi metri e sentirò il sudore dell'altro, chi sarà a colpirmi, di che colore saranno i suoi occhi, cosa sarà l'ultima cosa che vedrò, chi ammazzerò prima di essere ammazzato, come lo ammazzerò, come mi ammazzerà, sarà di taglio o di punta? Come io morirò, con le membra aperte o la mia testa volerà sullo scontro, facendomi vedere un'ultima volta il mio nemico? Oppure cadrò rivolto al mare, con l'onda che accarezzerà il mio corpo, mentre anche il sole morirà nell'ultimo giorno.

Ecco le armi che si vanno incontro, ecco i corpi che si toccano, si rovesciano, si staccano si riuniscono, – abbraccio di morte e non d'amore – la sabbia penetra nelle armature, il ferro una prigione di dolore il respiro veloce il sudore feroce.

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- 58 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 59 -

Ares(Der Text basiert auf der Tradition des Grammelot, einer erfundenen Sprache, bei der sich zu den Lautnachahmungen erkennbare Verse gesellen. Von einer Übersetzung wurde daher abgesehen, a. d. Ü.)

Letzter Augenblick IIKörper. Widerlicher Geruch offener Leiber – warum sind deine Augen noch am Leben, Mensch, wenn du keine Beine mehr hast – das wild gewordene Herz, das die Brust durchdringt, will raus, will weg von so viel Grausamkeit, will sich fernab in Sicherheit bringen. Doch ist es in diese Rüstung aus Knochen und Geschrei gezwängt und schreit selbst, schreit hinaus den Schmerz, die Angst, und schreit und schreit, beruhigt sich nicht und schreit und will nur fliehen.

AresKai Zeuth, kai Zeuth Arthai!Vengam sedeth in loco 'hal mis erum denthaiFir comporim tethis et philiaas Achille,Hal morsit vis emus am eroit fra mille,Nil egam farest virga iovinjos fretanqueOt suter focoi eus de magna pira ardanque,Chennanen, scemamen, orditores tindectaSemprum abixu nero terribilant vendecta.Orchamennoi virgam come ridens la jenaProdus tenda dolor mani liaut catenaEramoc retai miser otua fercamen vistraMicredinins ottaumen fidelis mano distra.Kai Zeuth, kai Zeuth Arthai!Almortis vistrim carnem sermon morgoth de falcoPietàs non revandèm orgoi un non sarbalco:Qui non metallo sento argicolent multedo De ghentis troianoi incendio orribil vedo.Kai Zeuth, kai Zeuth Arthai!

L'ultimo attimo IICorpi. L'odore nauseabondo delle viscere aperte – perché hai ancora gli occhi in vita, uomo, se le tue gambe non ci sono più – il cuore impazzito che penetra il petto, vuole uscire, scappare da tanta ferocia mettersi in salvo lontano. Ma è lì costretto nella sua armatura di ossa e di grida, e anche lui grida, grida il dolore, la paura, grida, non si calma, grida e batte, batte, grida, vuole scappare.

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- 60 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 61 -

Ich seh' die Helden, was bleibt von ihnen? Ein Schleier aus Blut – Pfui Teufel! wie sehr das Blut doch nach Eisen schmeckt – er vernebelt mir die Sicht. Ich erkenne meinen Feind nicht mehr. Die absurde Umarmung der Körper ist kein Zeichen des Friedens, sie bedeutet gar nichts. Nicht einmal der Tod hat Lust zwischen den verschlungenen Körpern umzugehen. Warum soll er sich abmühen, wenn's wer anders für ihn tut?Wer hat gesagt, dass der Tod sich erbarmen würde? Er sieht mich, läuft mir nach und packt jeden, der in ihn hineinstolpert. Er zerfleischt ihn, wie ein gieriger Hund. Er öffnet ihm die Brust mit seinen knöchernen Fingern und versenkt sein Gesicht in den warmen Eingeweiden.Der Tod ist groß. Sein dunkles Gesicht überragt alles. Die stehenbleiben, treibt er an. Er beobachtet die Verwundeten. Er lacht sie aus, nimmt ihnen den Atem und verteilt den eigenen. Er schaut ihnen in die Augen, während sie sich von ihm hinwegraffen lassen. Ja, es ist der letzte Orgasmus, der allerletzte und wahrhaftigste.Nun sieht er mich nicht mehr an. Er ist schon anderswo. Doch weiß ich, dass ich ihn in dieser Schlacht wieder sehen werde, und er mir stolz zulächeln wird, wie ein hinterlistiger, schrecklicher Liebhaber. Wo ist das Heil?

Wie ein Kind, das dir die Hände reicht,So kommt der Tod und trägt dich weit.Was du auch warst, es scheint dir ödeSo wie der Flug der weißen Möwe.Dir Tod, gehört das Leben,Ein ew'ges Abenteuer eben,

Vedo gli eroi, cosa resta di loro? Un velo di sangue – ah che aspro sapore di ferro che ha il sangue – mi turba la vista: non so più chi è il mio nemico, l'assurdo amplesso dei corpi uniti non è di pace, non è di niente, neanche la morte ha voglia di girare fra i corpi intrecciati. Perché affaticarsi se c'è qualcun altro che lo fa per lei?Chi ha detto che la morte è pietosa? Mi vede, mi rincorre, afferra quello che inciampa in lei, lo sbrana come un cane famelico, ne apre il petto con le sue dita ossute, affonda il volto nelle viscere calde.E' alta, la Morte. Il suo viso oscuro tutto sovrasta, incita quelli che si fermano, osserva i feriti, li deride, ne prende il fiato e versa il suo fiato, li guarda negli occhi mentre si lasciano prendere da lei. Sì, è l'ultimo orgasmo, l'ultimo, il più vero.Non mi guarda più ora, è altrove. Ma so che in questa battaglia la rivedrò, fiera, e mi sorriderà come una perfida, orribile amante. Dov'è la salvezza?

Come un bimbo ti stringe la manoViene la Morte e ti porta lontano.Ciò che eri ti sembrerà vanoCome il volo di un bianco gabbiano.A te, Morte, appartiene la vita,Avventura che sembra infinita,

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- 62 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 63 -

Von Lieb' und Hass erfüllt ist er,Und ist doch nur ein betrog'ner Liebhaber.

Stille. Nun ist Stille eingekehrt. Wer bleibt, der spricht kein Wort. Kein Schrei verletzt die von den qualmenden Nüstern der verängstigten Pferde verdunkelte Sonne. Kein Klagen der verwundeten Krieger ist zu hören. Auch der Gesang des Meeres ist verstummt, wie jener des vom sanften Wind bewegten Sandes. Die Nacht wird kommen, zu bedecken all den Schmerz.

Warum kommst du mir gerade jetzt in den Sinn, Frau! Erinnerst du dich noch an den Sand in unseren Kleidern, an unsere Körper im Sand, an unseren … ?

OdysseusIch, Odysseus, wer bin ich?Hab einem Pferd das Schicksal des antiken Krieges anvertraut.Weit weg werd' fliehen ich, werd stets allein nur sein.Ich weiß es, fühl's, es ist gewiss,S'ist eine Strafe, eine Wunde,Ein Gefühl nur, ein Verlassensein,Ein Wunsch nur, eine Mühe, eine Zärtlichkeit.

Bald wird ins Dunkel Licht nun dringen,Von Feuer und von Flammen, oh Nacht der Grausamkeit.Alle Hoffnung, alle Lieb verklingen,In Schmerz sich färbt nun diese Stadt und diese Erden:Troja wird sterben.

Dall'amore e dall'odio riempita:Ma è soltanto un'amante tradita.

Silenzio, c'è silenzio, ora. Chi resta non parla, non un grido ferisce il sole oscurato dalle froge fumanti dei cavalli stanchi e impauriti, non c'è lamento di guerriero ferito, non c'è il canto del mare o della sabbia mossa dal vento leggero. La notte verrà a coprire il dolore.

Perché mi torni in mente tu donna, ora, ricordi, donna, la sabbia nelle vesti, i nostri corpi sulla sabbia, il nostro … ?

UlisseIo, Ulisse, chi sono io?Ho affidato a un cavallo le sorti di una guerra antica.Fuggirò lontano e sarò sempre solo.Lo so, lo sento, è una certezza E' una condanna, è una ferita, Un sentimento, un abbandono,Un desiderio, una carezza, una fatica.

Nel buio tra poco sarà luceDi fuoco e fiamme, una notte feroce.Non c'è speranza e non c'è amoreE si dipinge di doloreQuesta terra, questa città: Troia morirà.

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- 64 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 65 -

Am Ende der Zeiten …Nach Angst nun riecht der Leibe,In dieser dunklen Nacht.Fern ist meine Hoffnung, fern auch mein Zuhause,Fern mein Leben und mein Krieg,Fern nun auch mein Weibe.

Unser Blut …An meinem Blut willst du, oh Herz, dich laben?Das unsre wie das ihre, dieselbe Farbe haben …Die Lanzen und die Schwerter werden sich treffen,Die Pfeile und die Schilder werden sich sprechen.So gehn die Helden durch den Tod in die Geschichte ein,Die Götter aber fallen dem Vergessen anheim.

Draußen nur der Mut, drinnen ist der TodSo gehn die Helden durch den Tod in die Geschichte ein,Die Götter aber fallen dem Vergessen anheim.

Und das Meer wird unser Leben trinken …Und unser Herz gleicht einer Wüste gar,S'ist Sand von Hass und Raserei so vieler Jahr,So möge Asche nun die Stadt bedecken,Das Schicksal ist besiegelt: Troja wird verrecken.

Lasst den schweren, weiten Schmerz in Tränen sich ergießen.Beweint den bittren Tod, den öden Kummer,Wir sind nur Wolken.Die Zeit läuft schneller als wir's können,Was heute ist, wird morgen nicht mehr sein.

Alla fine del tempo …Il corpo odora di pauraIn questa notte così oscuraLontana è la mia speranza, lontana è la casa mia,Lontana la mia vita, la mia guerra,La donna mia. Il nostro sangue …Il sangue mi chiedi, cuore? Il nostro e il loro, stesso colore …E lance e spade s'incontrerannoE frecce e scudi si parleranno:Che sia la morte allora a dareStoria agli eroi, oblio agli dei.

Fuori c'è sol coraggio, dentro c'è morteChe sia la morte allora a dareStoria agli eroi, oblio agli dei.

Ed il mare berrà la nostra vita …Ed è un deserto il nostro cuore,Sabbia di anni di odio e di furoreCenere copra questa cittàScritto è il destino: Troia morirà.

Piangete il grave e universal dolore.Piangete d'aspra morte il crudo affannoSiamo nuvole.Il tempo corre più di noi, Ciò che oggi è, domani non sarà.

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Schon hat der große, schlaue Odysseus die Gitter und die unbezwingbaren Pforten zerschlagen, eingenommen,So wird Hellas noch stärker und noch kriegslustiger.Unser Blut … EpilogSchau Vater, sieh nur jene grauen Mauern!Sohn, ich sehe sie und das, was jetzt in Asche liegt, war das Symbol unermesslicher Macht.Wie kann das sein, Vater?Ganz einfach: Die Zeit läuft dahin und sie läuft schneller als wir. Wir glauben, alles in diesem Leben zu entscheiden, und niemals denken wir an den, der schon vorher alles entschieden hat und auch danach alles entscheiden wird. Wir sind Wolken, die sich stets verändern.Was heute wichtig ist, ist morgen unbedeutend. Was uns heut' als hier und jetzt erscheint, ist morgen überall.Diese Mauern, gestern noch aus festem Sandstein, sind heute schon verstreut in Rauch und Wind. Vielleicht sind sie es wert, in die Geschichte einzugehen.Die Zeit wird's weisen.Gehen wir, Vater. Der Strand erwartet uns. Schau nur, wie weit der Himmel ist. Schau nur, was für ein Meer!

Übersetzungen: Michael Paumgarten

Già le ferrate e inespugnabil porteIl grande e astuto Ulisse ha rotte e presePer far la Grecia più guerriera e forte.Il nostro sangue ...

EpilogoGuarda, Padre, guarda quelle mura grigie!Vedo, Figlio, e quello che ora è fatto di cenere era il segno di un potere immenso.Come può essere, Padre?E' semplice: il tempo corre via, e corre più di noi. A noi sembra di decidere tutto in questa vita e mai pensiamo a chi ha deciso prima e a chi dopo deciderà. Siamo nuvole, cambiamo continuamente.

Ciò che oggi è importante, domani non lo è più; ciò che oggi ci appare qui e ora, domani sarà ovunque.Queste mura di solida arenaria ieri, oggi sono perse nel fumo e nel vento, e forse saran degne di storia e di memoria.Il tempo deciderà.Andiamo, Padre, la spiaggia ci attende. Guarda che cielo largo, guarda che mare!

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Accordone – Marco Be a sle y & Guido Morini

Marco und Guido zählen unbestritten zu den Künstlern, die in den letzten Jahren eine besondere Beziehung zur trigonale aufgebaut haben. Seit 2003 standen sie mehrfach hier auf der Bühne, und ob sie zu zweit (mit Surprise bei der trigonale 2009) oder in größerer Besetzung auftraten – stets gelang es ihnen, das Publikum in ihren Bann zu ziehen.

Ihr leidenschaftliches Interesse für Fragen der Darbietung und ihre Begeisterung für die italienische Vokalmusik von der Renaissance bis ins frühe 18. Jahrhundert veranlasste die beiden im Jahr 1984 zur Gründung von Accordone. Der Wunsch, sich auf der Bühne noch stärker an den im 17. Jahrhundert gültigen Regeln zu orientieren, führte schließ-lich dazu, sich einer Form von Konzert zuzuwenden, in dem der dramatische Aspekt noch stärker in den Vordergrund tritt und sich der Sänger in einen Bühnencharakter verwan-delt. Darüber hinaus nahmen sie die Herausforderung an, den Instrumenten eine für die Stücke des jeweiligen Pro-gramms »maßgeschneiderte« Rolle zuzuordnen. Aus die-ser Herangehensweise entstand im Jahr 2001 Una Odissea, eine von Guido zu Texten von Marco komponierte Oper. Im

Jahr 2003 erschien Accordones erste Studioaufnahme La Bel-la Noeva beim Label Alpha. Im Jahr darauf folgte Vivifice Spiritus Vitae Vis, ein geistliches Werk von Guido zu latei-nischen Texten des Alten Testaments. Die Alben Frottole und Recitar Cantando sind die ersten beiden Aufnahmen für das belgische Label Cypres; sie wurden 2005 bzw. 2006 ver-öffentlicht. Weitere Aufnahmen, die inzwischen erschienen sind: Sette-cento napoletano (Cypres), Una Iliade (bei NBE live) sowie Frà Diavolo (Arcana).

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Maximilian Achatz Schauspieler und Regisseur. In Klagen-furt geboren. Studium der Schauspiel-technik nach Michael Cechov in Berlin.Gründungsmitglied klagenfurter ensembleund Theater WalTzwerk.

Theaterpädagogische Arbeiten.

Engagements Stadttheater KlagenfurtNeue Bühne VillachFritz Rémond Theater – Frankfurt/Maintheater forum/Kreuzberg – BerlinTheater Neu-UlmOpernhaus Graz – Next Liberty GrazSchauspielhaus Wienaktionstheater ensemble Wien/Bregenztheater 3raum – anatomie theater WienTheater an der WienBühne 04 LinzTheater Kaendace GrazTheater am Ortweinplatz Graz

Diverse Filmrollen und zahlreiche Hörspiele

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Autogr a mme

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Der Wolkensteiner und der Vogelweider

Liebes- und Lebenslieder zweier Dichter und Abenteurer

Ensemble La Ziriola

Robert Weinkauf: Gesang, Sinfonia, Trommel, TriangelPeter Rabanser: Gesang, Laute, Doppelflöte, Dudelsack, TamburelloSusanne Ansorg: FidelKay Krause: Laute, Maultrommel

als Gast: Jörg Peukert – Moderation

Samstag, 10.09., 22.00 Uhr Burg Hochosterwitz

Einle itung

»Ein Leben für drei Leben: Fahrender Ritter und bäuerlicher Edelmann. Politiker und Diplomat. Und Dichter, Komponist, Sänger, so virtuos und reich und vielseitig wie kein anderer in seinem Land und seiner Zeit. Ein sperriger, ichbewußter, fast barock-pompöser Mensch in seiner zerfallenden spätmittelalter-lichen Welt. Oft äußerlich, lärmend, brutal in seinen Liedern wie in seiner Existenz, und zugleich überempfindlich, verwund-bar, von einer bis dahin unbekannten Intensität des Fühlens. Das schiere Gegenbild zur höfisch-idealen Spiritualität seines einzig ebenbürtigen Vorgängers Walther von der Vogelweide.« Klaus J. Schönmetzler, in: Oswald von Wolkenstein. Die Lieder, 1979.

Walther von der Vogelweide (ca. 1170 – ca. 1228) und Oswald von Wolkenstein (1370 – 1445), die Ikonen des mittelalter-lichen Minnesangs. Reisende ihr Leben lang, in diplomati-schen Diensten von Kaisern und Königen unterwegs durch ganz Europa, zu Gast an Fürstenhöfen und in Wirtshäu-sern. Tiroler? Von Oswald weiß man mit Sicherheit, dass er in einem Südtiroler Bergtal geboren wurde. Sieben Städte stritten einst darum, als Heimat Homers zu gelten – in mindestens vierzehn Landschaften wurde der Geburtsort Walthers vermutet; aber einige interessante Indizien deuten darauf hin, dass auch er Südtiroler gewesen sein könnte.

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Beide verbindet ihr unbändiger Wille zur Individualität, auf Seitenwegen abseits der Konventionen der mittelalterlichen Literaturgesellschaft und sie oft übertreffend. Kunstvoll jonglieren sie mit dem Wort, der Waffe des Dichters, und bewegen sich dabei auf einem schmalen Grat: waren beide doch abhängig vom Wohlwollen ihrer jeweiligen Gönner. Dem einen brachte es ein Lehen und einen Pelzmantel, dem anderen mehrere Orden und mehrere Monate Gefangen-schaft.

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Progr a mm

Walther von der Vogelweide (ca. 1170 – ca. 1228)

Oswald von Wolkenstein(1370 – 1445)

1. Ungarischer Tanz (instrumental)Ungarn traditionell

2. Es füget sich do ich was von zehen jaren alt Oswald von Wolkenstein

3. Nu hebe ichz hie mit schirmeslegen / Her Oswald habt irs ere Walther von der Vogelweide

4. Ich saz ûf eime steine Walther von der Vogelweide

5. Ondas do mar (instrumental)Martin Codax, Portugal, 13. Jahrhundert

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- 76 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 77 -

6. Do frayg AmorsOswald von Wolkenstein

7. Mejn hercz das ist versert (instrumental)Francesco Landini, 1325 – 1397 / O. v. Wolkenstein

8. Es leucht durch graw die vein lasurOswald von Wolkenstein

9. Ajn tunckle farb von occident Oswald von Wolkenstein

10. Amor mi fa cantar (instrumental)Codex Rossi, Norditalien, 14. Jahrhundert

11. Steter dienest der tuot gut Der Tanhuser, 13. Jahrhundert

12. A virgen mui gloriosa Cantigas de Santa Maria, Spanien, 13. Jahrhundert

13. Diu menschheit muoz verderben Walther von der Vogelweide

14. Kreuzzugslied (instrumental)Thibaut de Champagne, 1201 – 1253

15. Man de fyer: Ritter EisenhandSage aus den Dolomiten

16. Zergangen ist meins hertzen we Oswald von Wolkenstein

17. Nu alrerst lebe ich mir werde (instrumental)Walther von der Vogelweide

18. Ouwê war sint verswunden alliu mîniu jâr!Walther von der Vogelweide

19. Ich spür ain tyer mit füssen brait Oswald von Wolkenstein

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- 78 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 79 -

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Te x te

2. Es füget sich do ich was von zehen jaren alt

Es fügt sich, do ich was von zehen jaren alt ich wolt besehen, wie die werlt wer gestalt. Mit ellend, armut mangen winkel, haiss und kalt hab ich gebawt bei Cristen, Kriechen, Haiden. Drei pfenning in dem peutel und ain stücklin brot, das was von haim mein zerung, do ich loff in not. Von fremden freunden so hab ich manchen tropfen rot gelassen seider, das ich wand verschaiden. Ich loff ze fuss mit swerer buss, bis das mir starb mein vatter, zwar wol vierzen jar nie ross erwarb, wann aines roupt, stal ich halbs zu mal mit valber varb und des geleich schied ich da von mit laide. Zwar renner, koch so was ich doch und marstaller, auch an dem ruder zoch ich zu mir, das was swër, in Kandia und anderswo, ouch widerhar, vil mancher kittel was mein bestes klaide.

Ain künigin von Arragon, was schon und zart, da für ich kniet, zu willen raicht ich ir den bart. Mit hendlein weiss bant si darein ain ringlin zart lieplich und sprach: »Non mai plus dis ligaides.« Von iren handen ward ich in die oren meingestochen durch mit ainem messin nädelein, nach ir gewonheit sloss si mir zwen ring dorein, die trüg ich lang, und nennt man si »raicades«. Ich sucht ze stund künig Sigmund, wo ich in vand, den mund er spreutzt und macht ain kreutz,

2. Es kam soweit, als ich zehn Jahre erst alt war

Es kam so weit, als ich zehn Jahre erst alt war, dass ich die Welt schon sehen wollt', wie sie denn sei. Hilflos und arm hab' ich gehaust in manchem Land, in Hitze, Kälte, unter Christen, Orthodoxen, Heiden. Drei Pfennige im Beutel und ein Stücklein Brot nahm ich als Wegzehrung mit, als ich ins Elend lief. Durch falsche Freunde hab' ich manchen Tropfen Blut vergossen seither – ich war nah' dem Tode. Ich lief zu Fuß nach Büßerart, bis dass mir, als ich vierzehn war, mein Vater starb. Ich hatt' kein Pferd, ich raubte eins, halb stahl ich es, ein Falbe war's, und derart wurd' ich ihn mit Schmerzen wieder los dann. Ich war auch Laufbursch, Koch und Pferdeknecht, und an dem Ruder zog ich fleißig, das war schwer, in Kreta und auch anderswo und auch zurück. Und viele Kittel war'n die besten Kleider.

Die Königin von Aragon war schön und lieb, ich kniete vor ihr, reichte willig ihr den Bart, mit weißen Händchen flocht sie ein Ringlein mir hinein recht liebevoll und sprach: »Bind' dieses nicht mehr los!« Durch ihre Hände wurden mir die Ohren dann durchstochen sanft mit einem Messing-Nädelein, nach ihrer Art zog sie mir zart zwei Ringlein ein, die trug ich lang, man nennt sie »Raicades«. Ich suchte bald König Sigmund auf, dort wo er war, er riss den Mund auf, kreuzigt' sich,

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- 80 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 81 -

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do er mich kant, der rufft mir schier: »Du zaigest mir hie disen tant«, freuntlich mich fragt: »Tun dir die ring nicht laides?« Weib und ouch man mich schauten an mit lachen so; neun personier kungklicher zier, die waren da ze Pärpian, ir babst von Lun, genant Petro, der Römisch künig der zehent und die von Praides.

Gen Preussen, Littwan, Tartarei, Türkei, uber mer, gen Frankreich, Lampart, Ispanien, mit zwaien königs her traib mich die minn auf meines aigen geldes wer: Ruprecht, Sigmund, baid mit des adlers streiffen. franzoisch, mörisch, katlonisch und kastilian, teutsch, latein, windisch, lampertisch, reuschisch und roman, die zehen sprach hab ich gebraucht, wenn mir zerran; auch kund ich fidlen, trummen, paugken, pfeiffen. Ich hab umbfarn insel und arn, manig land, auff scheffen gros, der ich genos von sturmes band, des hoch und nider meres gelider vast berant; die schwarzen see lert mich ain vas begreiffen, do mir zerbrach mit ungemach mein wargatein, ain koufman was ich, doch genas ich und kom hin, ich und ain Reuss; in dem gestreuss houbgut, gewin, das sucht den grund und swam ich zu dem reiffen.

als er mich sah, und rief sofort: »Du zeigst dich mir mit diesem Tand!« Er fragte freundlich: »Tun dir die Ringe nicht weh?« Und Frau'n wie Männer schauten mich jetzt lachend an; neun Leute königlichen Adels war'n dabei in Perpignan, der Papst von Luna, Petrus war's, als Zehnter dann der Römische König und die Frau von Prades.

Nach Preußen, Litauen, in die Tartarei, Türkei und übers Meer, nach Frankreich, Lombardei und Spanien, in zweier Könige Heer trieb mich die Liebe hin: Ruprecht und Sigmund, mit des Adlers Zeichen. Französisch, Maurisch, Katalanisch und Kastilisch, Deutsch, Latein, Slowenisch, Lombardisch, Russisch, Ladinisch: Ja die zehn Sprachen sprach ich dann, wenn's nötig war; auch fiedeln konnt' ich und trompeten, trommeln, flöten. Ich hab' umsegelt Inseln, viele Länder auch auf großen Schiffen, die im Sturm die Rettung war'n, ich raste über's ganze Meer in Nord und Süd, das Schwarze Meer, das lehrte mich ein Fass umarmen, als mir zum Unheil noch mein Schiff zerbrach dort. Ein Kaufmann war ich, ward gerettet, kam davon – ich und ein Russe; in dem Toben sanken weg zum Grund das Kapital und der Gewinn – ich schwamm ans Ufer.

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3. Herr Oswald, besitzt ihr die Vermessenheit

Herr Oswald, besitzt ihr die Vermessenheit, euch neben den Meister mit seinen meisterlichen Sprüchen stellen zu wollen? Dass man euch zu den Narren zählt, mag noch das wenigste sein, was euch dafür blüht. Selbst wenn Herr Walther kröche, würde man von ihm mehr sehen als von euch. Er ist das Korn, ihr seid die Spreu. Singt ihr ein Lied, so singt er drei. Ihr seid ihm so gleich wie der Arsch dem Mond. Herr Walther singt, was er will, viel kurze und viel lange Lieder; so bereichert er das Spiel der Welt: Ihr falscher Hund aber jagt dem Wahne nach!

4. Ich saß auf einem Stein

Ich saß auf einem Stein und schlug ein Bein über das andere; darauf setzte ich den Ellenbogen; in meine Hand hatte ich das Kinn und eine Wange geschmiegt. So dachte ich eindringlich nach, auf welche Weise man auf der Welt leben müsse: Keinen Rat konnte ich aber geben, wie man drei Dinge so erwerben könne, ohne dass eines von ihnen zugrunde ginge. Zwei von ihnen sind Ehre und Besitz, die einander oft schaden, das dritte ist Gottes Gnade, die viel mehr wert ist als die beiden andern. Diese wollte ich gerne zusammen in einem Kästchen. Aber leider ist es nicht möglich,

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3. Her Oswald habt irs ere

Her Oswald, habt irs êre, daz ir den meister treten welt sin meisterlichen sprüche? Lâtz euch geschehen niht mêre, sît daz manz euch zum witzen zelt. Wan ob Her Walther kröche, man sieht ihn doch besser danne euch. Er ist daz korn, ir sît die spreu. Singent ir einz, er singet drei. Ir sît gelîch als ars unde mond! Her Walther singet, swaz er will, des kurzen und des langen vil, sus mêret er der welt ir spil. Sô jagent ir als ein valscher hunt nach wâne!

4. Ich saz ûf eime steine Ich saz ûf eime steine und dahte bein mit beine; dar ûf satzt ich den ellenbogen; ich hete in mîne hant gesmogen daz kinne und ein mîn wange. Dô dâhte ich mir vil ange, wie man zer werlte solte leben: deheinen rât kond ich gegeben, wie man driu dinc erwurbe, der deheinez niht verdurbe. Diu zwei sint êre und varnde guot, der ietwederz dem andern schaden tuot, daz dritte ist gotes hulde, der zweier übergulde. Die wolte ich gerne in einen schrîn. Jâ leider desn mac niht gesîn,

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- 84 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 85 -

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dass Besitz und weltliche Ehre und Gottes Gnade zusammen in ein Herz kommen. Weg und Steg sind ihnen genommen: Verrat liegt auf der Lauer, Gewalt beherrscht die Straße; Friede und Recht sind schwer verwundet. Die drei haben keine Sicherheit, bevor die zwei nicht gesund werden.

6. Do frayg Amors

Oswald hat hier das Kunststück unternommen, ein Liebeslied aus sieben Sprachen bzw. Dialekten zu montieren, wobei ihm allerdings manche sprachlichen Unrichtigkeiten unterlaufen sind. Für weniger Sprachkundige, die dieses Renommierstück nicht verstehen konnten, hat er selbst eine freie Übersetzung beigefügt. Das Lied ist an »Gret«, Margarethe von Schwangau, gerichtet.

daz guot und werltlich êre und gotes hulde mêre zesamene in ein herze komen. Stîg unde wege sint in benomen: untriuwe ist in der sâze, gewalt vert ûf der strâze; fride unde reht sint sêre wunt. Diu driu enhabent geleites niht, diu zwei enwerden ê gesunt.

6. Do frayg Amors Do frayg amors adiuva me! Ma lot, mein orss, na moy serce, rennt mit gedanck, frow puraty, eck lopp, ick slapp, vel quo uado, wesegg mein krap ne dirs dobro. Lu gslaff ee franck merschy voys gry. Tewczsch wellisch mach, franczoisch wach, vngrischen lach, brot windisch bach, flemming so krach, latein die sybend sprach!

Mjlle schenna, yme, man gür, peromnia des leibes spür cenza befiu mit gschoner war dut seruiray, pur tzschätti gayss, nem tudem fray kain falsche rays Got wett wol twyw, eck de amar. Tewczsch wellisch mach, franczoisch wach, vngrischen lach, brot windisch bach, flemming so krach, latein die sybend sprach!

De mit mundesch, Margaritha well, exprofundes das tun ich snell. Datt löff draga, griet per ma foy! Jnrecommisso dyors et not my ty commando, wo ich trott, jambre, twoya allopp my troy. Tewczsch wellisch mach, franczoisch wach, vngrischen lach, brot windisch bach, flemming so krach, latein die sybend sprach!

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8. Es glänzt im Grau die Lichtlasur Es glänzt im Grau die Lichtlasur durchsichtig ausgesprenget. Blick durch die Brau, oh Kreatur, mit aller Zier gemenget. Du Ehrenfeld, so schön bestellt! Wer auf der Welt trüg so ein zieres Füßlein? Sie ist allein an Tadel rein. Und würde mein auch nur ein liebes Grüßlein, so wär mein Schwer auf leichter Waag und müsste von mir scheiden, von deren Ehr man singen mag vor allen schönen Maiden.

Der Tag erstrahlt so minnig hell, es klingen alle Auen, und singen Vögel in der Kehl zum Dienst der reinen Frauen. Da schallt es licht: ein süß Gedicht sich tröstlich flicht, von Stimmen hell durchzogen. Der Blumen Kranz, des Maien Tanz, der Sonne Glanz, des Firmamentes Bogen ist der Lohn der Kron, die einst gebar den Sohn in keuschem Wissen. Wo ward eine zarte Jungfrau klar so billig je gepriesen?

Das Wasser, Feuer, Erde, Wind, die Kraft der edlen Steine, all Abenteuer, so man findt, gleicht nicht des Mägdleins Reine. Die mich erlöst und täglich tröst, sie wohnt zuhöchst in meines Herzen Klostern. Wie ist sie zart und wohl bewahrt! Ach, reiner Gart, im Heil der frohen Ostern steh vor den Toren meiner Not! Muss sich mein Haupt einst senken zu deinem feinen Mündlein rot, so wolle mein Gedenken!

8. Es leucht durch graw die vein lasur Es leucht durch graw die vein lasur durchsichtiklich gesprenget; plick durch die praw, rain creatur, mit aller zier gemenget. Preislicher jan, dem niemand kan nach meim verstan plasnieren neur ain füesslin, an tadels mail ist er so gail. Wurd mir zu teil von ir ain freuntlich grüesslin, so wär mein swär auff ringer wag vollkomenlich geschaiden, von der man er, lob singen mag ob allen schönen maiden.

Der tag scheint gogeleichen hel, des klingen alle auen, darin mang vogelreich sein kel zu dienst der rainen frauen. Schärfflichen pricht, süesslichen ticht und tröstlich flicht mit strangen heller stimme. All plüemlin spranz, des maien kranz, der sunnen glanz des firmaments hoch klimme dient schon der kron, die uns gepar ain frucht keuschlich zu freuden. Wo wart kain zart junkfrau so klar ie pillicher zu geuden?Das wasser, feuer, erd und wint, schatz, kraft der edlen staine, all abenteuer, die man vint, gleicht nicht der maget raine, die mich erlöst, täglichen tröst. Si ist die höst in meines herzen kloster. Ir leib so zart ist unverschart. Ach rainer gart, im heil frölicher oster ste für die tür grausleicher not, wenn sich mein haupt wird senken gen deinem veinen mündlin rot, so tue mich, lieb, bedenken!

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9. Die dunkle Farb' von Westen her Die dunkle Farb' von Westen her erschreckt im Sehnsuchts-schmerz mich, weil sie mir fehlt, ich einsam lieg' die Nacht und unbedeckt auch. Die mich recht fest mit hellen Ärmlein, Händchen weiß so liebevoll kann drücken, die ist so weit, dass ich aus Angst mit meinem Lied die Klag' nicht kann verbergen. Beim Strecken knackt ein jedes Glied, seufz' ich um meine Liebste, die mein Verlangen weckt allein und meiner Lenden Krämpfe.

Ich wälze mich so hin und her des Nachts und kann nicht schl-a-a-afen, Begierden nähern sich von fern unwiderstehlich kämpfend. Wenn meinen Schatz ich nicht dort find' an seinem Platz, so oft ich nach ihm greife, so gibt es, große Plag', das Feuer auf dem Dach, als ob der Reif mich brennte. Sie dreht und fesselt ohne Strick mich bis zum frühen Morgen. Ihr Mund weckt dauernd mir die Lust bei meiner Sehnsuchtsklage.

Und so vertreib' ich, liebe Gret, die Nacht mir bis zum Morgen, dein zarter Leib durchbohrt mein Herz, das singe ich ganz offen. Komm', höchster Schatz, mich schreckt der »Ratz« recht heftig, wodurch ich oft erwache. Die du mir keine Ruhe lässt, so hilf' dazu, damit das Bettchen krache. Die Freude juble ich hinaus, wenn das mein Herz sich denke, dass mich mein edler, schöner Schatz am Morgen zart umfasste.

9. Ajn tunckle farb von occident Ain tunckle farb von occident mich senlichen erschrecket, seid ich ir darb und lig ellenddes nachtes ungedecket. Die mir zu vleiss mit ermlein weiss und hendlin gleiss kan freuntlich zu ir smucken, die ist so lang, das ich von pang in meim gesang mein klag nicht mag verdrucken. Von strecken krecken mir all bain, wenn ich die lieb beseuffte, die mir mein gier nur weckt allain, darzu meins vatters teuchte.

Durch wincken wanck ich mich verker des nachtes ungesla-a-a-afen, gierlich gedanck mir nahent ferr mit unhilflichem waffen. Wenn ich mein hort an seinem ort nicht vind all dort, wie offt ich nach im greiffe, so ist nur, ach, vil ungemach, feur in dem tach, als ob mich brenn der reiffe. Und winden, binden sunder sail tut si mich dann gen tage. Ir mund all stund weckt mir die gail mit seniklicher klage.

Also vertreib ich, liebe Gret, die nacht bis an den morgen. Dein zarter leib mein herz durchgeht, das sing ich unverborgen. Kom, höchster schatz, mich schreckt ain ratz mit grossem tratz, davon ich dick erwachen, die mir kain ru lat spät noch frü, lieb, dorzu tu, damit das bettlin krache! Die freud geud ich auf hohem stul, wenn das mein herz bedencket, das mich hoflich mein schöner bul gen tag freuntlichen schrencket.

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11. Treue Dienste, die sind gut

Treue Dienste, die sind gut, die man edlen Damen tut. Ich hab meine auch getan, durfte ihr den Salamander bringen. Weiter hat sie mir befohlen, ihr das Meer vors Haus zu holen, ich befolgte jeden Plan, wollte ja ihr stolzes Herz bezwingen. »Schick die Donau in den Rhein«, so und ähnlich klangen die Befehle. »Denn bei mir, da gibt's kein Nein, du sollst ganz mein Diener sein, dass ich dich, ja, dich allein, mir zum Liebsten wähle: Heiahei! Mir gehört dein Herz und deine Seele!« – Heute will sie viel und morgen noch viel mehr. Das, was sie will, das bring ich her, doch macht sie mir das Herz nur schwer. Warum quält mich die Liebste so, die Edle, Holde und Gute? Ihr wisst, sie macht mich niemals froh, da wird mir weh zumute!In meinem süßen Liebeswahn hab ich dies und das getan, sang die schönsten Lieder ihr, war sie nicht die beste aller Frauen? Sie versprach mir ihre Huld, bat mich aber um Geduld, schon verlangte sie von mir, ihr ein Haus aus Elfenbein zu bauen.»Einen See direkt ans Haus, mitten zwischen ewig grünen Bäumen. Schnell, mein Diener, mach dich raus!« Ach, so nutzte sie mich aus. Und ich baute an dem Haus, folgte ihren Träumen: Heiahei! Musste fast mein eignes Glück versäumen. – Heute will sie viel und morgen noch viel mehr …

11. Steter dienest der tuot gut

Steter dienest der ist guot, den man schonen frowen tuot, als ich miner han getan, der muos ich den salamander bringen. Eines hat si mir gebotten, daz ich schike ir abe den rotten hin von provenz in das lant ze nuerenberg, so mag mir wol gelingen. Unde die tuonouwe uber rin, fuege ich das, so tuot si swes ich muote. So selig si daz frowelein sist geheissen guote. Spriche ich ia, si sprichet nein. Sus so hellen wir en ein: Heia hei, sist ze lange gewesen us miner huote! – Ja hiute unde iemer mere ia, heilalle unde aber ia, ziehent herze wafena! Wie tuot mir diu liebe so, diu reine unde div vil guote, daz si mich niht machet fro, des ist mir we ze muote.

Mich tuot wol ein lieber wan, den ich von der schonen han, so der miuseberg zerge sam der sne, o lonet mir diu reine. Alles des min herze gert, des bin ich an ir gewert, minen willen tuot si gar, buwe ich ir ut ein hus von helfenbeine. Swa si will uf einen se, so habe ich ir friuntschaft unde ir hulde. Bringe ich ir von galylee her an alle schulde ein grozen berk, gefuoge ich daz, da her adan uffe sas: Heia hei, daz were aller dienste ein uber gulde! – Ja hiute unde iemer mere ia, heilalle …

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Nur aus Indien noch ein Baum fehlte ihr in ihrem Raum. Schnell schon war ich wieder da, dass ich ihren nächsten Wunsch erriete. Ja, den Gral vom Parzival wollte sie dann auch nochmal mit dem Apfel – ist das klar? –, den einst Paris schenkte Aphrodite. Nein, sie gab so schnell nicht auf, auch Marias Mantel wollt' sie haben. Alles nahm ich still in Kauf, ließ den Launen ihren Lauf, trieb selbst Noahs Arche auf und noch mehr Wunder- gaben: Heiahei – doch jetzt sollen and're weiterdarben! – Heute will sie viel und morgen noch viel mehr …

12. Die Glorreiche Jungfrau

Die glorreiche Jungfrau, die geistliche Königin, wünscht, dass diejenigen, die sie eifersüchtig liebt, nichts Falsches tun.

Hier ist ein herrliches Wunder, das nach Eurem Geschmack sein wird,ich werde euch berichten, was die Jungfrau und Mutter Gottes vollbrachte, um einen falschen Liebhaber vor einem großen Fehler zu bewahren, welcher im Stillen seine Geliebten wechselte, von einer zur anderen … – Die glorreiche Jungfrau, die geistliche Königin, wünscht, dass diejenigen, die sie eifersüchtig liebt, nichts Falsches tun –

Ein boum der stet in yndian, gros, den wil si von mir han. Minen willen tuot si gar, seht ob ich irs alles her gewinne. Ich muos gewinnen ir den gral, des da pflac her parcyfal unde den apfel den paris gab dur minne venus der güttine.

Unde den mantel, der beslos gar die frowen diu ist unwandelbere. Dannoch wil si wunder gros, daz ist mir worden swere. Ir ist nach der arke we, diu da gebûwen hat Noe: Heia hei, brehte ich die, wie lieb ich danne were. – Ja hiute unde iemer mere ia, heilalle …

12. A virgen mui groriosa

A Virgen mui groriosa, Reina espirital,dos que ama é ceosa, ca non quer que façan mal.

Dest' un miragre fremoso, ond' averedes sabor,vos direy, que fez a Virgen, Madre de Nostro Sennor,per que tirou de gran falla a un mui falss' amador,que a mude cambiava seus amores dun en al …

– A Virgen mui groriosa, Reina espirital,dos que ama é ceosa, ca non quer que façan mal –

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… worauf dieser dann für den Rest seines Lebens – wie ich hier geschrieben habe –Santa Maria diente, der Mutter des höchsten Königs,welche dann mit ihm, wie ich glaube und weiß, emporstiegvon dieser Welt ins Paradies, ins himmlische Königreich. Die glorreiche Jungfrau, die geistliche Königin,wünscht, dass diejenigen, die sie eifersüchtig liebt, nichts Falsches tun.

13. Das Menschenleben muss vergehn

Das Menschenleben muss vergehn, soll'n wir den ew'gen Lohn erwerben.Gott wollt um unsretwillen sterben, der Jüngste Tag steht erst bevor.Sein Kreuz, so hoch gepriesen, hat vielen Seelenheil beschert.Wer nur den Zweifel von sich kehrt, hat seine Seel' bewahrt.Sünder, gedankenlos, die Jahr' sind dir gezählt.Der Tod hat uns umstellt, die ihm Verfallenen sind ohne Wehr.Nun eilt dorthin sogleich, wo wir das Himmelreichhingebungsvoll und ganz gewiss erringen!Gott will durch Ritters Hand dort rächen seine Schmach,es sammle sich aus vielen Ländern des Heil'gen Geistes Heer.

Gott, gib uns deine Hilfe: Mit deiner rechten Handbewahre uns am Ende, wenn uns die Seel' verlässt,davor, dass wir nicht stürzen in heiße Höllenglut.Es ist uns allen wohlbekannt, wie jammervoll es steht

… e pois en toda ssa vida, per com' eu escrit' achei,serviu a Santa Maria, Madre do muit' alto Rei,que o levou pois conssigo per com' eu creo e sei,deste mund' a Parayso, o Reino celestial.

A Virgen mui groriosa, Reina espirital,dos que ama é ceosa, ca non quer que façan mal.

13. Diu menschheit muoz verderben

Diu menscheit muoz verderben, suln wir den lon erwerben, Got wolte dur uns sterben, sin dro ist uf gespart:sin kriuze vil geheret hat maniges heil gemêret;swer sich von zwivel keret, der hat den geist bewart.sundic lip vergezzen dir sint diu jar gemezzen:der tot hat uns besezzen, die veigen ane wer.Nu hellent hin geliche das wir daz himelricheerwerben sicherliche bi dulteklicher zer.Got wil mit heldes handen dort rechen sinen anden:sich schar von manigen landen des heile gestes her!

Got, dine helfe uns sende! Mit diner zeswen hendebewar uns an dem ende, so uns der geist verlat,vor helle heizzen wallen, daz wir dar in iht vallen!Ez ist wol kunt uns allen, wie iamerliche ez stat,

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um das reine Heilige Land, so hilflos und allein.Weine, Jerusalem, wie hat man dich vergessen!Der Heiden Übermacht hat dich zum Knecht erniedrigt.Um der Dreifaltigkeit Ehre lass dich erbarmen, Christ,über die Not, mit der sie ringen, die dort auf Beistand hoffen –dass wir auf solche Art bezwungen werden, das wende in kurzer Frist!

16. Vergangen ist mein's Herzens Weh

Vergangen ist mein's Herzens Weh, weil jetzt zerschmelzen wird der Schnee da auf der Seiseralm und Flagg, hört' ich den Mosmair sagen. Die Bodendünste sind erwacht, die Wasserläufe schwellen an von Kastelrut zum Eisack hin – das wird mich richtig freuen. Ich hör' die Vöglein groß und klein in meinem Wald um Hauenstein, die Dreiklänge aus ihrer Kehl' durch helle Töne schallen: vom Ut hinauf bis hoch zum La und dann herab schön auf das Fa aus vielen zarten Stimmen hell, das freut euch, liebe Freunde! Was geht die Red' den Plätscher an? Mein Singen höre ich nicht auf, wem es missfällt, der lass' mich zieh'n, es interessiert mich nicht. Wenn mir die Üblen feindlich sind, dann tröst' ich mit den Guten mich, obwohl jetzt schon in diesem Jahr gefälschte Münzen wertvoll sind.Verschwunden ist mein's Herzens Qual, als ich die erste Nachtigall hinter dem Pflug schön singen hört' dort drüben in der Matzen. Dort sah ich viermal zwei und zwei in einer Reihe eingespannt, die konnten nach des Mutzers Art gut durch die Erde scharren. Wer sich im Winter hat versteckt

daz here laut vil reine, gar helfelos und eine.Jerusalem, nu weine, wie din vergezzen ist!Der heiden überhere hat dich verschelket sere.Dur diner namen ere la dich erbarmen, Krist,mit welher not sie ringen, die dort den borgen dingen,daz si uns also betwingen, daz wende in kurzer frist!

16. Zergangen ist meins hertzen we

Zergangen ist meins hertzen we, seit das nu fliessen wil der sne ab Seuser alben und auss Flack, hort ich den Mosmair sagen. Erwachet sind der erden tünst, des meren sich die wasserrünst von Kastellrut in den Eisack, das wil mir wol behagen. Ich hör die voglin gross und klain in meinem wald umb Hauenstain die musik prechen in der kel, durch scharffe nötlin schellen, auff von dem ut hoch in das la und hrab zu tal schon auff das fa durch manig süesse stimm so hel; des freut euch, guet gesellen! Was get die red den Plätscher an? Mein singen mag ich nicht gelan, wem das missvall, der lass mich gan, und seimir heur als vert! Ob mir die vaigen sein gevar, noch tröst ich mich der frummen zwar, wie wol das heuer an dem jarvalsch pöse münz hat wert.Verswunden was meins herzen qual, do ich die ersten nachtigal hort lieplich singen nach dem pflueg dort enhalb in der Matzen. Da sach ich vier stund zwai und zwai geweten schon nach ainem rai, die kunden nach des Mutzen fueg wol durch die erden kratzen. Wer sich den winder hat

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und vor der bösen Welt verdrückt, der freu' sich auf die grüne Zeit, die uns der Mai wird bringen. Ihr armen Tiere, kommt hervor, geht auf die Weide, gehabt euch wohl! Berg, Au und Tal belaubt und weit – das wird euch gut gefallen. Was geht die Red' den Plätscher an? Mein Singen höre ich nicht auf, wem es missfällt, der lass' mich zieh'n, es interessiert mich nicht. Wenn mir die Üblen feindlich sind, dann tröst' ich mit den Guten mich, obwohl jetzt schon in diesem Jahr gefälschte Münzen wertvoll sind.

18. Wehe, wohin sind alle meine Jahre entschwunden?

Wehe, wohin sind alle meine Jahre entschwunden! Habe ich mein Leben geträumt oder ist es wirklich gewesen? Wovon ich immer glaubte, es wäre, war das alles ein Nichts? Demnach habe ich geschlafen und weiß es nicht einmal. Nun bin ich erwacht, und alles, was mir einst wie meine Hand vertraut war, kenne ich nicht mehr. Die Menschen und das Land,in dem ich als Kind erzogen worden bin, die sind mir fremd geworden, gerade als sei es nicht wahr gewesen. Die meine Gespielen waren, die sind nun träge und alt. Bebaut ist das Land, gerodet ist der Wald. Flösse nicht das Wasser, wie es ehdem geflossen, fürwahr, möcht ich glauben, mein Leid würde wahrlich groß. Mancher grüßt mich lässig, der mich früher gut kannte. Die Welt ist überall voller Undank. Wenn ich an so manche herrlichen Tage zurückdenke, die mir entglitten sind wie ein Schlag ins Wasser, immerdar: o weh!

gesmuckt und von der pösen welt verdruckt, der freu sich gen der grüenen zeit, die uns der mai wil pringen. Ir armen tier, nu raumpt eur hol, get, suecht eur waid, gehabt euch wol! Perg, au und tal ist rauch und weit, des mag euch wol gelingen. Was get die red den Plätscher an? Mein singen mag ich nicht gelan, wem das missvall, der lass mich gan, und seimir heur als vert! Ob mir die vaigen sein gevar, noch tröst ich mich der frummen zwar, wie wol das heuer an dem jarvalsch pöse münz hat wert.

18. Ouwê war sint verswunden alliu mîniu jâr!

Ouwê war sint verswunden alliu mîniu jâr! Ist mir mîn leben getroumet, oder ist ez wâr? Daz ich je wânde ez wære, was daz allez iht? Dar nâch hân ich geslâfen und enweiz es niht. Nû bin ich erwachet, und ist mir unbekant daz mir hie vor was kündic als mîn ander hant. Liut unde lant, dârinne ich von kinde bin erzogen, die sint mir worden vremde rehte als ez sî gelogen. Die mîne gespilen wâren, die sint træge unt alt. Daz velt ist unbereitet, verhouwen ist der walt: wan daz daz wazzer vliuzet als ez wîlent vlôz, vür wâr mîn ungelücke wande ich wurde grôz. Mich grüezet maneger trâge, der mich bekande ê wol. Diu werlt ist allenthalben ungenâden vol. Als ich gedenke an manegen vil wünneclîchen tac, die mir sint gar entvallen als in daz mer ein slac, iemer mêre ouwê.

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Wehe, wie kläglich führt sich die Jugend auf, deren Denken und Trachten früher so höfisch war! Sie kennen nur noch ihre Sorgen. Wehe, weshalb tun sie das? Wo ich auch hinkomme, keiner ist mehr fröhlich. Tanzen, Lachen, Singen geht in Sorgen unter. Nie sah ein Christenmensch einen so beklagenswerten Haufen. Beobachtet nur, wie den Frauen ihr Kopfputz steht und wie die hochgemuten Ritter bäurische Kleidung tragen. Wir haben unerfreuliche Briefe aus Rom erhalten: man hat uns das Trauern erlaubt und die Freude restlos genommen. Das schmerzt mich tief (lebten wir doch früher so glücklich), dass ich jetzt mein Lachen mit Weinen vertauschen muss. Sogar die Vögel in der Wildnis trauern um uns. Ist es da ein Wunder, wenn ich nicht mehr den Mut aufbringe, mich zu freuen? Aber ach, was rede ich Narr in meiner Erregung? Wer irdischem Glück nachjagt, der hat das himmlische verloren, immerdar: o weh!

Wehe, wie hat man uns mit den Süßigkeiten dieser Welt vergiftet! Ich sehe die Galle mitten im Honig schwimmen. Nach außen hin ist die Welt schön, weiß, grün und rot, doch im Innern ist sie schwarz und finster wie der Tod. Wen sie aber verführt hat, der sehe zu, wo er Rettung findet. Durch geringe Buße wird er von schwerer Sünde erlöst. Daran denkt, Ritter, es ist eure Pflicht! Ihr tragt die leuchtenden Helme und die starken Rüstungen, dazu die festen Schilde und die geweihten Schwerter. Wollte Gott, ich wäre dieses Triumphes würdig! Dann könnte ich dürftiger Bettler reichen Lohn verdienen. Doch fürwahr, ich meine weder ein Stück Land noch der Fürsten Gold. Die Krone der Seligkeit möchte ich für immer erkämpfen: die konnte einst ein einfacher

Ouwê wie jæmerlîche junge liute tuont, den ê vil hovelîchen ir gemüete stuont! Die kunnen niuwan sorgen: wê wie tuont si sô? Swar ich zer werlte kêre, dâ ist nieman vrô: der jugende tanzen, singen zergât mit sorgen gar: nie kein kristenman gesach sô jæmerliche schar. Nû merkent wie den vrouwen ir gebende stât: die stolzen ritter tragent an dörpellîche wât. Uns sint unsenfte brieve her von Rôme komen, uns ist erloubet trûren und vreude gar benomen. Daz müet mich inneclîchen (wir lebeten ie vil wol) daz ich nû für mîn lachen weinen kiesen sol. Die vogele in der wilde betrüebet unser klage: waz wunders ist ob ich dâ von an vreuden gar verzage? Ouwê waz spriche ich tumber man durch mînen bœsen zorn? Swer dirre wünne volget, hât jene dort verlorn, iemer mêre ouwê.

Ouwê wie uns mit süezen dingen ist vergeben! Ich sihe die bittern gallen in dem honege sweben: diu werlt ist ûzen schœne, wîz grüene unde rôt, und innân swarzer varwe, vinster sam der tôt. Swen si nû habe verleitet, der schouwe sînen trôst: er wirt mit swacher buoze grôzer sünde erlôst. Dar an gedenkent, ritter: ez ist iuwer dinc, ir traget die liehten helme und manegen herten rinc, dar zuo die vesten schilte und diu gewîhten swert. Wolte got, wan wære ich der segenunge wert! Sô wolde ich nôtic armman verdienen rîchen solt. Joch meine ich niht die huoben noch der hêrren golt: ich wolte sælden krône êweclîchen tragen: die mohte ein soldenære mit sîme sper bejagen.

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Söldner mit seiner Lanze erringen. Könnte ich die herrliche Kriegsfahrt übers Meer mitmachen, dann würde ich »Heil« singen und nimmermehr: »O weh!« Nimmermehr: O weh!

19. Ich spür ein Tier mit breiten Füssen

Ich spür ein Tier mit breiten Füßen, scharf sind seine Hörner, das will mich treten in die Erd' und stoßen und durchbohren. Sein Rachen kommt schon auf mich zu, als ob ich ihm zum Fraße vorgesetzt. Es naht sehr schnell, dem Herzen mein den Tod zu bringen, ich komme diesem Tier nicht aus. Ach, welche großen Nöte, weil meine Jahr', erst halb verbraucht, auf einen Tag sich derart zugespitzt. Man fordert mich zu einem Tanz, wo mir gezeigt dann wird all meiner Sünden Riesenkranz – die Abrechnung trifft mich. Doch will es Gott, der Einzige, dann wird für mich ein Schlussstrich bald gesetzt.

Es dünkt mich gut, sollt' ich nur mehr ein einz'ges Jahr noch leben vernünftig jetzt auf dieser Welt, so würd' ich meine Schulden in Raten doch verkleinern bald, die ich sogleich auf einmal zahlen sollt'. So ist mein Herz von Angst und Sorgen übervoll geworden, der Tod zählt so am wenigsten. Oh Seele, wo bist du morgen? Wer ist dein Trost und Zufluchts- ort, wenn du abrechnen musst in arger Buß'? Oh Kinder, Freunde, edle Leut', wo ist denn eure Hilf'? Ihr nehmt das Geld, lasst mich allein wegfahren zu der Buß', wo keine Münze etwas gilt, nur gute Werke – wenn ich die nur hätt'.

Möht ich die lieben reise gevarn über sê, sô wolte ich denne singen »wol« und niemêr mêre »ouwê«, niemer mêre ouwê.

19. Ich spür ain tyer mit füssen brait

Ich spür ain tier mit füssen brait, gar scharpf sind im die horen; das wil mich tretten in die erd und stösslichen durchboren; den schlund so hat es gen mir kert, als ob ich im für hunger sei beschert, und nahet schier dem herzen mein in befündlichem getöte, dem tier ich nicht geweichen mag, o we der grossen nöte, seid all mein jar zu ainem tag geschübert sein, die ich ie hab verzert. Ich bin erfordert an den tanz, do mir geweiset würt all meiner sünd ain grosser kranz, der rechnung mir gebürt. Doch wil es got, der ainig man, so wirt mir pald ain strich da durch getan.

Erst deucht mich wol, solt ich ner leben eines jares lenge vernünftiklich in dieser welt, so wolt ich machen enge, mein schuld mit klainem widergelt, der ich laider gross von stund bezalen muss. Darumb ist vol das herzen mein von engestlichen sorgen, und ist der tod die minst gezalt. O seel, wo bistu morgen? Wer ist dein tröstlich aufenthalt, wenn du verraiten solst mit haisser buass? O kinder, freund, gesellen rain, wo ist eur hilf und rat? Ir nempt das gut, lat mich allain hin fahren in das bad, da alle münz hat klainen wert, nur gute werck, ob ich der hett gemert.

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Allmächtikait an anefangk noch end, bis mein gelaite durch all dein barmung göttlich gross, das mich nicht überraite der lucifer und sein genos, da mit ich werd enzuckt der helle slauch. Maria, maid, erman dein liebes kind des grossen leiden! Seit er all cristen hat erlost, so well mich auch nit meiden, und durch sein marter werd getrost, wenn mir die seel fleusst von des leibes drouch. O welt, nu gib mir deinen lohn, trag hin, vergiss mein bald! Hett ich dem herren für dich schon gedient in wildem wald, so für ich wol die rechten far: got, schepfer, leucht mir Wolkensteiner … Vogelweider … klar!

Allmächtiger ohn' Anfang oder End', sei mein Geleite, denn dein Erbarmen ist so groß, dass mich nicht überlisten Luzifer und sein Kumpan und ich entrissen werd' der Hölle Schlund. Maria, Magd, erinnere dein Kind der argen Leiden! Da er die Christen hat erlöst, soll er mich nicht verleugnen, durch seine Marter gib mir Mut, wenn meine Seele aus dem Leib entflieht. Oh Welt, nun gib mir deinen Lohn, lass mich, vergiss mich bald! Hätt' ich dem Herrn statt dir gedient in einem dichten Wald, dann ging' ich wohl den rechten Pfad: Gott, Schöpfer, leucht' mir Wolkensteiner … Vogelweider … hell!

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- 106 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 107 -

Ense mble L a Ziriol a

Robert Weinkauf, Ausbildung in Kla-vier, Waldhorn und Gitarre sowie Ge- sangsstudium Jazz/Musical an der Hoch-schule für Musik und Theater Leipzig.Sänger des Leipziger Ensembles für mit-telalterliche Musik Ioculatores, zahlreiche

Konzertreisen, CD-, Rundfunk- und Fernsehproduktionen. Außerdem eigene ChanSong-Programme, Gitarrist, Sänger und Autor der Leipziger Beat-Band The Butlers, seit 2000 Projekt THE BUT – Fake Sixties unplugged. Hauptberuf-lich Repräsentanz für die Musikvertriebe Note1 und Codaex in den Neuen Ländern und Berlin.

Peter Rabanser, Ausbildung in klas-sischer Gitarre, später Instrumente des Balkans und des Nahen Ostens. 1984 Mit-begründer des Ensembles Oni Wytars; seitdem intensive Auseinandersetzung mit süd- und osteuropäischen Musiktra-

ditionen und deren Spuren in der Alten Musik. Workshops in Österreich, Deutschland und Italien. Konzertreisen, CD- und Rundfunkproduktionen mit den Ensembles Oni Wytars,Katharco Consort, Accentus und Unicorn, Ensemble Llull so-wie mit Glen Velez, Renaud Garcia-Fons und René Clemencic. 2004 deutscher Weltmusikpreis Ruth-Newcomer mit Yalla Babo Express Orchestra.

Susanne Ansorg, studierte Musik-wissenschaft und Germanistik in Leipzig sowie mittelalterliche Streichinstrumente und Musiktheorie des Mittelalters an der Schola Cantorum Basiliensis. Konzerte in Europa, Nord- und Südamerika, Japan

und Australien mit verschiedenen Ensembles für mittel-alterliche Musik, u.a. Sarband, Sequentia, Boston Camera-ta und The Harp Consort. Ständige Begleiterin von Maria Jonas/Köln. Lehraufträge, Projektleitung und Workshops zur Musik des Mittelalters. Künstlerische Leitung und Koor- dination des internationalen Musikfestivals montalbâne.

Kay Krause, Grafiker und Musiker.Schon als Schüler mit Folk- und Welt-musik als Gitarrist beschäftigt, dann bald mit Alter Musik auf Laute und Ud. Spielt in verschiedenen Konzert- und CD-Projekten sowie für Bühnenmu-

siken an Theatern, vorrangig mit mittelalterlicher Musik, aber auch experimenteller Musik und Jazz.

Jörg Peukert, Studium der Geschichteund der Germanistik an der UniversitätLeipzig (Freyburg/Unstrut). 2003 Über-nahme der Leitung des Museums SchlossNeuenburg. Seit 1991 wissenschaftlich-künstlerische Tätigkeit im konzeptionellen

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- 108 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 109 -

sowie aufführungspraktischen Bereich: thematische Kon-zertprogramme zur mittelalterlichen Musik und Literatur. Auftritte in Sprecherrollen (mittelhochdeutsch, frühneu-hochdeutsch) mit verschiedenen Gruppen und Ensemb-les; diverse CD- und Rundfunk-Produktionen. In diesem Zusammenhang inhaltliche Schwerpunkte: mittelalterliche Epik, Minnesang und Sangspruchdichtung im mittel- und nordostdeutschen Raum, mittelalterliche Chronistik.3 3

Autogr a mme

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- 110 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 111 -

Ein tönender Rosenkranz

Miriam Andersén Gesang, gotische Harfe, Glocken

Einle itung

Dieses meditative Programm, das die wichtigsten Ereignis-se im Leben der Jungfrau Maria besingt, ist von den »sieben Freuden Mariens«, den »sieben Schmerzen Mariens« und vom traditionellen Rosenkranz inspiriert. Dieser setzt sich aus fünfzehn »Mysterien« oder »Geheimnissen« zusammen. Die Lieder haben ihren Ursprung im Mittelalter, sind zum Teil traditionell überliefert und stammen aus Schweden, Deutschland, Italien und England. Jedes Lied beschreibt ein »Geheimnis«, ein wichtiges Ereignis in Marias und Jesus Leben, und erzählt auf diese Art und Weise die Geschichte von beiden.

Sonntag, 11.09., 06.00 Uhr Magdalensberger Kirche

Die ersten fünf Geheimnisse sind freudenreich: die Verkün-digung, die Heimsuchung, die Geburt Jesu, die Anbetung der Könige und das Wiederfinden von Jesus im Tempel.

Die folgenden fünf Geheimnisse sind schmerzhaft: die Todes-angst in Gethsemane, die Geißelung und Dornenkrönung, die Kreuzigung, der Schmerz Marias beim Verlust ihres erst-geborenen Sohnes und die Kreuzabnahme.

Schließlich fünf glorreiche Geheimnisse: die Auferstehung Jesu, die Sendung des Heiligen Geistes, Mariä Himmelfahrt, die Krönung Mariens als Himmelskönigin und ihr Beistand und ihr Geleit für jeden, der um Hilfe fleht.

Der Rosenkranz

Der Rosenkranz ist der Name für die Zählkette und auch die lange Gebetskette, bestehend aus einem Vater Unser und zehn Ave Maria, welche fünfmal wiederholt werden. Für verschiedene Tage der Woche steht jeweils eine Gruppe von fünf »Mysterien«, über die jeweils meditiert wird. Au-ßerdem gibt es verschiedene Einleitungs- und Abschluss-gebete, welche variieren.

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Der Rosenkranz ist vor allem bekannt als katholisches Phä-nomen und hat seine Wurzeln im Mittelalter. Zu dieser Zeit hatte der Marienkult seinen Gipfel erreicht. Viele der be-deutendsten Künstler, Dichter und Komponisten verehrten die »Mutter Gottes« in ihrer Kunst. Innerhalb der anglika-nischen und evangelischen Kirche werden heute auch Ro-senkränze gebetet. Das Ave Maria tauscht man jedoch hier mit dem Jesusgebet.

Der Gebrauch von Zählketten zur Unterstützung von langen Gebetsketten ist sehr alt und findet sich schon im Hinduis-mus, im Buddhismus, im Sikhismus und auch in den ortho-doxen Kirchen und im Islam. Unter den Urchristen haben die »Wüstenväter« als erste Zählketten in Form von Seilen mit Knoten benutzt. Den letzten Beitrag zu dieser »Flora« von Zählketten und Gebetssystemen sind die »Perlen des Glaubens« des schwedischen Bischofs Martin Lönnebo.

Miriam Andersén

Übersetzung: A. Görmar

Progr a mm

Freudenreiche Geheimnisse

Die Verkündigung 1. Heel maria ful medh nådGegrüßet seist du, Maria!Musikhandschrift aus Hög (Schweden), 1541

Die Heimsuchung2. O rosa in iherico Aus: En klosterbok (Schweden, damals Dänemark), 15. Jh.

Die Geburt Jesu3. Congaudeat, turba fidelium Piæ Cantiones (Finnland, damals Schweden), 1582

Die Anbetung der Könige4. En stjärna gick på himlen fram Schwedischer Volkschoral

Das Wiederfinden von Jesus im Tempel5. Pievisan Schwedische traditionelle Ballade

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Schmerzhafte Geheimnisse

Die Todesangst in Gethsemane 6. Deus, Deus meusGregorianisch, Psalm 22, 1-6

Die Geisselung7. Worldes blisse, have good day! England, 13. Jh.

Die Dornenkrönung8. Voi ch'amate lo criatore Laudario di Firenze, 14. Jh.

Die Kreuzigung9. Skåder, skåder nu här alle! Schwedischer Volkschoral

Die Kreuzabnahme und Übergabe des Leichnams an maria10. Or piangiamo, ché piange Maria Laudario di Firenze, 14. Jh.

Glorreiche Geheimnisse

Die Auferstehung Jesu 11. Alleluia – Pascha nostrumGregorianisch

Die Sendung des Heiligen Geistes12. Kom, helge ande, till mig in! Schwedischer Volkschoral

Die Aufnahme Mariens in den Himmel13. Mary, du bist daz bernde rys Kolmarer Liederhandschrift, 14. Jh., Walther von der Vogelweide, im Hofton

Die Krönung Mariens14. Wer ist die da durchleuchtet? Oswald von Wolkenstein (1376/77 – 1445)

Die Wegweiserin15. Sancta mater gracie / Dou way, Robin England, 13. Jh.

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Te x te

1. Heel maria ful medh nåd

Heel maria ful medh nåd herren är medh tik Welsignath thu owir alla quinnorOk wälsignath är thyns lyfs frukt Ihesus cristus A M E N

2. O rosa in iherico

O rosa in iherico,then hellion munde innen tich boo,then tid thw christum fødhæthu blefft en rein iomfru.

O Arons edle riiswy synghe thic loff ok priis.

O jomfru sker och reen,gem oss fran alskøns meen,thet han oss helpersom ær threfoldich och en.

1. Gegrüßet seist du, Maria!

Gegrüßet seist du Maria!

2. O Rose of Jericho

O Rose of Jericho, the Holy Spirit dwelt within you, when you bore Christ you remained a pure virgin.

O noble rod of Aaron, we sing your praise and honour.

O bright and pure virgin, protect us from all harm! In this he aids us who is both three and one.

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3. Congaudeat, turba fidelium

Congaudeat turba fidelium,Virgo mater peperit filium in Bethlehem.

Ad pastores descendit angelus,Dicens eis: natus est Dominus in Bethlehem.

Loquebantur pastores invicem,Transeamus ad novum hominem in Bethlehem.

Ad præsepe stant bos et asinus,Cognoverunt quis esset Dominus in Bethlehem.

Trini, trino, trina dant munera,Regi regum sugenti ubera in Bethlehem.

4. En stjärna gick på himlen fram

En stjärna gick på himlen fram, Halleluja! För Österns vise undersam. Halleluja! Halleluja! Då märkte de, att Konungen var kommen ned av himmelen. Ty kommo de till Betlehem, diy gudaskenet lyste dem. Guld, rökverk, myrra buro de, och gladdes att få Kristus se. Halleluja! Halleluja!

3. All believers rejoice together All believers rejoice together; the virgin mother bears her child in Bethlehem!

The angel descends to the shepherds, saying to them: The Lord is born in Bethlehem!

The shepherds said one to another: Let us go to this new man born in Bethlehem!

At the manger stand the ox and ass; they recognised the Lord in Bethlehem!

Three kings give three gifts to the triune God, to the King of kings feeding at the breast in Bethlehem!

4. A star sprang forth in the sky A star sprang forth in the sky, hallelujah!, wonderful to the wise men from the East. Hallelujah, hallelujah! Then they beheld that the King was come down from the heavens. Because they arrived in Bethlehem, where the divine light shone. Gold, incense, myrrh they carried and rejoyced at seeing Christ. Hallelujah, hallelujah!

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5. Pievisan

Virgin Mary walked upon a road – praised be God's holy name! – There she met her betrothed – and the Holy Spirit. »And listen up, Josef, to what I'm telling you: have you not seen Jesus, my beloved son?« »I have not seen Jesus, beloved son, since yesterday. Then he was sitting in the temple, amidst our teachers.« Virgin Mary she entered the temple, there she met Jesus, her beloved son. »May I not go wherever I want? Heaven and earth they belong to me.«

6. My God, my God

My God, my God, why have you forsaken me? Why are you so far from saving me, so far from the words of my groaning? O my God, I cry out by day, but you do not answer, by night, and am not silent. Yet you are enthroned as the Holy One; you are the praise of Israel. In you our fathers put their trust; they trusted and you delivered them. They cried to you and were saved; in you they trusted and were not disappointed. But I am a worm and not a man, scorned by men and despised by the people.

5. Pievisan

Jungfru Maria gick vägen fram, lovat vare Guds heliga namn! där mötte hon sin trolovade man – också den helige And. »Och hör du nu, Josef, vad jag säger dig, har du ej sett Jesus, kär sonen min?« »Jag har ej sett Jesus, kär son, sen igår. Då såg jag honom i örtagård.« Jungfru Maria gick i örtagård in, där mötte hon Jesus, kär sonen sin. »Får jag då ej gå vart jag vill? Ty himmel och jord de höra mig till.«

6. Deus, Deus meus

Deus, Deus meus, respice in me: quare me dereliquisti? Longe a salute mea verba delictorum meorum. Deus meus clamabo per diem, nec exaudies: in nocte, et non ad insipientiam mihi. Tu autem in sancto habitas, laus Israel. In te speraverunt patres nostri: speraverunt, et liberasti eos. Ad te clamaverunt, et salvi facti sunt: in te speraverunt, et non sunt confusi. Ego autem sum vermis, et non homo: opprobrium hominum, et abiectio plebis.

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7. Worldly bliss, good day to you

Worldly bliss, good day to you; now depart from my heart! My heart is inclined to love him through whose side a spear tore and who shed his heart's blood for me, nailed to the hard tree. That sweet body was tortured, ransfixed with three nails.Ah, Jesu! thy holy head was encircled with sharp thorns; thy fair face was all spat upon, all wet with mingled spittle and blood. From the crown [of the head] to the toe thy body was full of pain and misery, and wan and red.Ah, Jesu! may thy painful death be my shield, and liberate me from the devil's teaching. Ah, sweet Jesu, thy mercy! For the sake of thy grievous sufferings teach properly my heart to love thee, whose heart's blood was shed for me.

8. You who love the Creator

You who love the Creator, turn your thoughts upon my grief. For I am the heavy-hearted Mary; Christ was my son: my hope and sweet asset was crucified for sinners.

7. Worldes blisse, have good day!

Worldes blisse, have good day; nou fram min herte wend away! Him for to loven min hert is went that thurgh his side spere rent and shed his herte blood for me, nayled to the harde tree. That sweete bodi was yteend, with nayles three ypreend. Ha Jesu! thin holi heved with sharpe thornes was byweved; thi feyre neb was al bispet, with spote and blood meynd al bywet. Fro the crune to the to thi body was ful of pine and wo and wan and red. Ha Jesu! thi smerte ded be my sheeld, and me ared fram devles lore. Ha, sweet Jesu, thin ore! For thine pines sore tech right min herte love thee hwas herte blood was shed for me.

8. Voi ch'amate lo criatore

Voi ch'amate lo Criatore, ponete mente a lo meo dolore! Ch'io son Maria co lo cor tristo; la quale avea per figliuol Cristo: la speme mia et dolce aquisto fue crocifixo per li peccatori.

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O beautiful and delicate head, how I see you bowed! Your hair is entwined with blood that flows down as far as your beard.

9. Behold, behold now everyone!

Behold, behold now everyone how tortured Jesus is! Tears shall flow, mournful cries resound, since our sinful debt he carries. Such a pain as Jesus suffered, never any man has felt. Hand and foot they pierced, stretched and tortured was every joint. The head, by thorns wounded, pale and bloody it sinks down. Such a pain as Jesus suffered, never any man has felt.

10. Let us now weep, since Mary is weeping Let us now weep, since Mary is weeping, on this day sadder than any other. »To whom am I left, since I have lost you? Such a great knife penetrates my heart that, alas, I now regret the sweet salutation announced by Saint Gabriel; the sweetness of giving birth was such a great calamity! If I am parted from you, I will die immediately«.

Capo bello et dilicato, come ti vegio stare 'nkinato! Li tuoi capelli di sangue intrecciati, infin a la barba ne va i 'rrigore.

9. Skåder, skåder nu här alle!

Skåder, skåder nu här alle, huru Jesus plågad är! Tårar flyte, klagan skalle, då vår syndaskuld han bär. Så som Jesu smärta var, aldrig någons varit har. Hand och fot man genomborrat, sträckt och plågad är var led. Huvudet, av törnen sårat, blekt och blodigt sjunker ned. Så som Jesu smärta var, aldrig någons varit har.

10. Or piangiamo, ché piange Maria

Or piangiamo, ché piange Maria, in questa dia sovr' ogna dolente. »A cui rimango, da ch'io t'ò perduto? Al core venuto m'è sì grande coltello, laxa, c'ora piango lo dolze saluto annuntiato da san Gabriello; sì grande flagello lo dolzore del parto! Se mi diparto morrò di presente.«

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11. Alleluia – Christ, our Passover

Hallelujah, Hallelujah! Christ, our Passover, has been immolated.

12. Come, Holy Ghost, into me

Come, Holy Ghost, into me; enlighten my soul, ignite my spirit, that I may stay with you! Let the light of life shine for me and lead me onto the right path! To you I wish to fully give myself. Upon my side always stand, that Satan not may harm me, nor the world seduce me. With mine spirit bear witness that a child of God I also am, that he wants to beautify.

11. Alleluia – Pascha nostrum

Alleluia. Pascha nostrum immolatus est Christus.

12. Kom, helge ande, till mig in!

Kom, Helge Ande, till mig in, upplys min själ, upptänd mitt sinn, att jag i dig må bliva! Låt lysa livets ljus för mig och led mig på den rätta stig! Dig vill jag helt mig giva. Uppå min sida alltid stå, att Satan mig ej skada må, ej världen mig förföra. Med minom anda vittne bär, att ett Guds barn jag också är, det Han vill saligt göra.

13. Mary, du bist daz bernde rys

Mary, du bist daz bernde rys, daz Adam uß dem paradys gesendet wart zu einer helffe sture! Mary, du bist daz lebend zwy, daz Noe machet leydez fry, do in verließ das wasser ungehure! Mary, du bist daz kindelin so cleine, das opfert Abraham, der reine gotte, der ym die besnydung gab!

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15. Holy mother of grace / Stop it, Robin

Stop it, Robin, the child will weep; stop it, Robin. Holy mother of grace, star of brightness, visit us today, full of compassion. Come soon, channel of pardon, to those in prison, as a solace of misery, a source of sweetness.

Mary, du bist die tafel lobeliche, daryn die zehen bot so ffron geschryben worden also schon, die Moyses syder nam dar ab! Mary, du bist die cron herliche, die David trug biß in sin grab.

14. Wer ist die da durchleuchtet?

Wer ist sie, die da leuchtet vor aller Sonnen Glanz, erquicket und durchfeuchtet den rings verdorrten Kranz? Wer ist sie, die voran im Reihen führt den Tanz, und die dem zarten Maien bringt Blüt' und Pflanz? Die hehrste Jungfrau gar, die klar führwahr den Sohn gebar, der sie als Vater keusch erlas, bis sie jungfräulich rein genas der dreifach freien Unitas. Durch sie sind wir getröst, erlöst von scharfer Höllengier.

15. Sancta mater gracie / Dou way, Robin

Dou way, Robin, the child wilë weepë; dou way, Robin Sancta mater graciæ,stella claritatis,visita nos hodie,plena pietatis.Veni, vena veniæ,mox incarceratis,solamen angustiæ,fons suavitatis.

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Remember, mother of Christ, how bitterly thou didst weep; thou didst stand beside the cross sighing at the sad sight. O Mary, royal flower, among all women nonesuch, in thy son unequalled, forgive the sins of our flesh. O with how humble a heart thou didst speak when thou didst receive the words of Gabriel the messenger. »Behold the handmaid of the Lord« thou didst quickly say; thereafter thou didst bear the spring-time of living joy. Rejoice, worthy lady, so gracious, in the throne of heaven; restore thy children, brought low by vice, to the Son.

Recordare, mater Christi,quam amare tu flevisti;juxta crucem tu stetistisuspirando viso tristi.O Maria, flos regalis,inter omnes nulla talis,tuo nato specialis,nostræ carnis parce malis.O quam corde supplicilocuta fuistiGabrielis nunciiverba cum cepisti.'En ancilla Domini'propere dixisti;vernum vivi gaudiipost hoc peperisti.Gaude, digna,tam benigna,cæli solio;tuos natos,morbo stratos,redde filio.

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Die Schwedin Miriam Andersén ge-hört zu den renommiertesten Sängerin-nen Skandinaviens. Ihre Ausbildung – sie studierte Gesang, mittelalterliche Harfe, Notation und Aufführungspraxis des Mittelalters – erhielt sie an der traditi-

onsreichen Schola Cantorum Basiliensis in der Schweiz. Sie ist heutzutage äußerst gefragt als Gesangsinterpretin aller mittelalterlichen Musikstile, und sie ist zudem eine Expertin der schwedischen Volksmusik und deren mittel-alterlichen Wurzeln. Ihr Repertoire ist breit gefächert und umfasst neben der Musik des Mittelalters und der Renais-sance auch Lautenlieder, Barockarien sowie Stücke von Komponisten wie Eric Satie, John Cage, Steve Reich und David Lang.

In eigens von ihr konzipierten Projekten arrangiert und rekonstruiert Miriam Andersén Musik und Text. So hat sie, oft in Zusammenarbeit mit Sprach- und Literaturforschern, altnordische Gedichte und Teile der Eriks-Chronik vertont. In ihren Konzerten ergänzt sie häufig den Klang ihrer Stim-me mit dem der Harfe, auf der sie sich selbst begleitet.

Konzertreisen haben sie in die ganze Welt geführt. In den vergangenen zehn Jahren hat sie zwanzig CDs aufgenom-men, u.a. mit bedeutenden internationalen Ensembles wie Sarband, Josquin Capella, Ferrara Ensemble und Ensemble Gilles Binchois; gemeinsam mit dem Ensemble Theatre of Voices gewann sie 2010 einen Grammy in der Kategorie

»Best Small Ensemble Performance« für die Aufnahme TheLittle Match Girl Passion. Für ihre hervorragenden Leistun-gen als Interpretin wurde sie 2007 mit dem Anders-Zorns-Abzeichen in Silber sowie dem Titel Riksspelman, dem wich-tigsten Volksmusik-Preis Schwedens, ausgezeichnet.

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Autogr a mm

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Matinée derTalents in Residence

Harriet Krijgh: CelloMilan Popovic: Cembalo

Gäste:Karin Hageneder: AltblockflöteJadran Duncumb: TheorbeAlexis Kossenko: Flöte

Sonntag, 11.09., 11.00 Uhr Rathaus St. Veit

Einle itung

Mit Harriet Krijgh (Cello) und Milan Popovic (Cembalo) gibt es bei der trigonale 2011 erstmals zwei »Talents in Resi-dence«, und die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben uns darin bestärkt, unser Engagement in diese Richtung hin auszuweiten. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, ihnen ein eigenes Konzert zu widmen, in dem sie die Mög-lichkeit haben sollen, ihr Können unter Beweis zu stellen und darüber hinaus eigens für sie in Auftrag gegebene Mu-sikstücke zur Aufführung zu bringen.

Tristan Schulze, in Wien lebender Komponist und Musiker,hat mit Un pour tous et tous pour un (Einer für alle und alle für einen) nicht nur unseren beiden Talents 2011 ein Stück zeitgenössische Musik auf den Leib geschrieben, sondern auch Jadran Duncumb (Theorbe) und Karin Hageneder (Alt-blockflöte) – den beiden Talents in Residence der Jahre 2009 und 2010 – Stimmen zugewiesen. Dass diese spontan ihr Kommen und ihre Mitwirkung zugesagt haben, kann nicht nur als besonderer Beweis ihrer Verbundenheit mit der trigonale gesehen werden, sondern unterstreicht für uns auch die Sinnhaftigkeit unserer Bestrebungen, wenn es da-rum geht, herausragende junge Künstler auf ihrem Weg in das Leben als Berufsmusiker zu unterstützen.

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Konzert mit trigonale-

von Tristan Schulze

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- 136 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 137 -

Progr a mm

Johann Sebastian Bach(1685 – 1750)1. Suite No. 1, G-dur für solo Violoncello BWV 1007Prelude – Allemande – Courante – Sarabande –Menuett I, II – GigueHarriet Krijgh: Cello

Johann Sebastian Bach(1685 – 1750)2. Ouverture nach Französischer Art, h-moll für Cembalo BWV 831 Ouverture – Courante – Gavotte 1, 2 – Passepied 1, 2 –Sarabande – Bourree 1, 2 – Gigue – EchoMilan Popovic: Cembalo

Tristan Schulze(*1964)3. Piece for solo Violoncello Harriet Krijgh: Cello

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Mit Solo für Harriet erlebt ein weiteres Musikstück an die-sem Vormittag seine Uraufführung. Die trigonale bedankt sich mit diesem ebenfalls von Tristan Schulze komponierten Werk bei Harriet für ihre Mitwirkung beim heurigen Festival und wünscht ihr viel Glück und Erfolg bei ihrer Tournee, die sie in viele bedeutende Konzerthäuser Europas – auch ins Concertgebouw Amsterdam – führen wird, das trigonale-Auftragswerk Solo für Harriet mit im Gepäck.

Zusätzliche Unterstützung erfahren Harriet und Milan in diesem Konzert auch durch Alexis Kossenko, Dirigent und Solist des heurigen Eröffnungskonzertes (siehe Seite 10).

Zur Auftragskomposition – von Tristan Schulze»Un pour tous et tous pour un« (Einer für alle und alle für einen) ist das Motto von Alexandre Dumas wohlbekannten Drei Musketieren. Ich finde es ein schönes Bild für die wech-selhafte Unterstützung, die Musizierende einander bieten. Mal steht der eine im Vordergrund, dann wieder die ande-re. Mehrere bereiten den Boden dafür, dass einer oder eine strahlen kann. Der gemeinsame Atem markiert den Beginn des gemeinsam gefühlten Pulses, der so stark und klar ist, das ihn alle im Raum spüren können, ob sie nun mitspielen oder nicht. Ich hab mich immer gefragt, was das wohl ist, dieser Puls der Musik. Spürbar ist er nur in der Zeit, man spürt ihn schon, wenn man die Noten nur liest. Für andere wahrnehmbar wird er erst, wenn die Töne auch erklingen, wenn der Klang sich ausbreitet und von den Wänden zu-rückgeworfen wird als abertausend winzige Echos.

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- 138 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 139 -

Jean-Philippe Rameau(1683 – 1764)4. Pieces de Clavecin en Concerts No. 3, A-dur La Poupliniere – La Timide – Tambourin Alexis Kossenko: FlöteHarriet Krijgh: CelloMilan Popovic: Cembalo

Luigi Boccherini(1743 – 1805)5. Sonata for Violoncello and Continuo G. 4, A-durAdagio – Allegro – Affetuoso Harriet Krijgh: CelloMilan Popovic: Continuo Tristan Schulze6. Un pour Tous et Tous pour unKarin Hageneder: AltblockflöteJadran Duncumb: TheorbeHarriet Krijgh: CelloMilan Popovic: Cembalo

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- 140 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 141 -

Harriet Krijgh, 1991 in den Nieder-landen geboren, bekam ihre ersten Cello- stunden im Alter von fünf Jahren bei Johannes Eisenmeier. Im Jahr 2000 wurde sie in die Klasse für junge Talente an der Hochschule für Musik und Kunst in Ut-

recht aufgenommen, wo sie von Lenian Benjamins unter-richtet wurde.Seit 2004 lebt Harriet Krijgh in Wien. Hier setzt sie ihr Cello-studium im vorbereitenden Lehrgang am Konservatorium Wien Privatuniversität bei Mag. Lilia Schulz-Bayrova undProf. Jontscho Bayrov fort. Weitere Impulse bekam sie durch Clemens Hagen, Steven Isserlis, Enrico Bronzi und Dmitri Ferschtman. 2008 nahm Harriet an mehreren Wettbewerben teil; beim Prinses Christina Concours in den Niederlanden bekam sieeinen 1. Preis sowie den Laureaten Sonderpreis, es folgtenzahlreiche Einladungen zu Meisterkursen und Solokonzerten.Bei Prima la Musica 2008 erreichte sie einen 1. Preis mit aus-gezeichnetem Erfolg und den Spezialpreis, eine CD-Ein-spielung ihres vorgetragenen Stückes.Auch beim International Antonio Janigro Cello Competition 2008 in Porec, Kroatien, erspielte sie den 1. Platz und erhielt darüber hinaus auch den Nicole Janigro Sonderpreis.2010 bekam Harriet einen 1. Preis bei dem Wiener Fidelio- Wettbewerb. Im Sommer 2009 und 2010 spielte sie auf Ein-ladung von Lukas Hagen beim Diabelli Sommerfestival und beim Hagen Open Festival auf Burg Feistritz, Niederöster-reich.

Als Solistin spielte sie im August 2009 das Haydn Cellokon-zert in C-Dur mit dem St. Gallen Festival Orchester unter der Leitung von Frieder Obstfeld. Im Oktober 2009 debütierte Harriet mit einem Solorecital im Concertgebouw Amsterdam und im Konzerthaus Vredenburg, Utrecht. Im Oktober 2010 gab sie ein Solorecital im Concertgebouw Rotterdam, de Doelen.Harriet ist Schützling der von Yehudi Menuhin ins Leben gerufenen »Live Music Now Foundation« und spielt ein Ludwig Neuner Cello, Berlin, aus dem Jahr 1880.

Milan Popovic absolvierte sein Stu-dium an der Fakultät für Musik (Bache-lor of Arts in Cembalo und Klavier) in Belgrad, Serbien, wo er auch ein Auf- baustudium in Cembalo abschloss.Während seiner Studienzeit nahm er an

zahlreichen Meisterkursen innerhalb und außerhalb Serbi-ens teil. Er gehörte zu den ersten Studenten, die ihre Kunst auf dem Internationalen Cembalo-Festival Ars vivendi clavi-cembalum von 2005, 2006 und 2007 in Spezialkursen vertie-fen konnten. Milan trat in einer Konzertreihe mit dem Titel »Barocke Nächte an der Fakultät für Musik« auf. Der junge Musiker war Stipendiat der Austria Barock Akademie in den Jahren 2007 und 2008, in denen er die Internationale Sommerschule und Kurse in Gmunden, Österreich, besuchte und sich bei zahlreichen europäischen Cembalisten weiterbildete, da-runter Siegbert Rampe, Jory Vinikour, Erich Traxler, Anne Marie Dragosits und Jeremy Joseph.

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- 142 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 143 -

Er nahm an dem Cembalo-Wettbewerb der Internationa-len Barock-Festspiele MAfestival 2010 im belgischen Brüg-ge teil. 2010 gab er Konzerte auf dem Festival Ars Vivendi Clavicembalum 2010 und trat als Solist im Konzertsaal des Belgrader Kulturzentrums auf. Er gastierte bei dem Orchester der Musikwissenschaftlichen Fakultät Belgrad und dem Jugoslawischen Militärorchester.Milan Popovic tritt als Solist und Kammermusiker auf, wo-bei er immer wieder sein besonderes Interesse für das Cem-balorepertoire des 20. Jahrhunderts unter Beweis stellt. Zurzeit absolviert er ein Postgraduiertenstudium (PhD) im Fach Cembalo in der Klasse von Prof. Zorica Cetkovic.

Karin Hageneder wurde 1987 in Pet-tenbach, Österreich geboren. Vor ihrem Studium lernte sie in Musikschulen bei Christa Anleitner-Obergruber Querflöte und bei Petra Holl und Jacqueline Cle-mens Blockflöte.

Sie studierte an der Anton Bruckner-Privatuniversität in Linz (Ö) bei Prof. Michael Oman und Prof. Helmut Trawöger, wo sie im Juni 2009 beide Instrumente mit dem Bachelor of Art mit Auszeichnung abschloss. 2006 – 07 studierte sie an der gleichen Universität Traversflöte bei Claire Genewein. Seit September 2009 studiert sie Blockflöte am Conservatori-um van Amsterdam bei Paul Leenhouts, Erik Bosgraaf, Jorge Isaac und Daniël Brüggen (Blockflöte) und bei Harrie Star-reveld (Querflöte).

Als Solistin und Ensemblemitglied gewann Karin in Wett-bewerben (u.a. Prima la Musica) 1. Preise. 2005 führte sie im Zuge vom Preisträgerkonzert Prima la Musica im Großen Saal im Brucknerhaus Linz, ein Solostück auf.Karin ist temporäres und fixes Mitglied von diversen En-sembles und Bands. Sie erwarb Erfahrungen durch ver-schiedene Workshops und Projekte in symphonischen und barocken Orchestern, z.B. Oberösterreichisches Jugendsinfo-nieorchester, Quadriga Consort, Austrian Baroque Company, Konzerttourneen in Europa und Australien, Solokonzerte, CD-Aufnahme mit Harfenistin Angela Stummer und The Royal Wind Music, etc.In der Saison 2008 – 09 spielte sie als 1. Blockflötistin im Brucknerorchester am Landestheater Linz in der Barockoper La Calisto. In 2010 war sie Talent in Residence bei der trigo-nale – Festival der alten Musik in Kärnten (A). Seit Oktober 2009 ist sie Mitglied des Ensemble The Royal Wind Music.

Jadran Duncumb wurde 1989 im nordenglischen Sheffield geboren und be- gann mit acht Jahren Gitarre zu spielen. 1999 zog er nach Norwegen und wurde 2002 in die Sektion für junge Talente am Barratt Due Musikinstitut aufgenommen,

wo er bei Vegard Lund Gitarre studierte. Er erhielt Gitarren-unterricht bei Prof. Sven Lundestad an der norwegischen Akademie der Musik. Beim Wettbewerb Norwegan Music Competitions for Youthgewann er den ersten Preis sowohl in der Klasse Gitarre

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als auch in der Kategorie 'Duo' gemeinsam mit seinem Bru-der, dem Pianisten Emil Duncumb. Im vergangenen Jahr war Jadran Finalist bei Virtuos, einem Konzertwettbewerb des norwegischen Fernsehens, bei BBC Young Musician of the Year gewann er den ersten Preis in der Kategorie Saiten-instrumente. Am Royal College of Music in London studiert Jadran seit Herbst 2008 Laute bei Jakob Lindberg.

Der Flötist Alexis Kossenko ist als Solist ebenso gefragt wie als Orchester- oder Kammermusiker. In der modernen, barocken oder romantischen Flötenmu-sik fühlt er sich ebenso zu Hause wie im Repertoire für Blockflöte. Er ist Erster

Flötist des Chambre Philharmonique (Emmanuel Krivine) –mit dem er 2011 die Konzerte von Mozart spielen wird. Sei-ne Aktivitäten als Orchesterdirigent weitet Kossenko an der Spitze der Arte dei Suonatori (Polen), der Holland Baroque Society (Niederlande) und vor allem seines eigenen Orches-ters Les Ambassadeurs aus. Zurzeit beschäftigt er sich mit theoretischen Arbeiten zu Rameau und Zelenka. Seine Ein-spielungen von Konzerten Telemanns, Haydns, CPE Bachs und Vivaldis (Alpha) haben mittlerweile Referenzcharakter.

Tristan Schulze wurde 1964 in An-naberg – Buchholz (Sachsen) geboren. Im Alter von 5 Jahren erhielt er den ers-ten Klavierunterricht mit 12 folgte das Cello und mit 15 die Orgel. Nach dem Cellostudium an der Dresdner Musik-

hochschule spielte er drei Jahre im Orchester der Landes-bühnen Sachsen. Ein sechsmonatiger Studienaufenthalt führte ihn nach Varanasi (Indien), wo er sich dem Studium der klassischen indischen Musik widmete. In Wien folgten Dirigier- und Kompositionsstudien an der Hochschule für Musik. Parallel dazu komponierte er für den ORF Hörfunk und das Theater der Jugend. Gemeinsam mit Daisy Jopling und Aleksey Igudesman gründete er das Streichtrio Triology,mit welchem er eine langjährige internationale Konzerttä-tigkeit unterhielt. Seine Kompositionen wurden u.a. von Julian Rachlin und Janine Jansen, dem Minetti Quartett und Mnozil Brass, dem Niederösterreichischen Tonkünstlerorches-ter und der Tonhalle Zürich aufgeführt. Einige seiner Werke sind bei Doblinger verlegt.

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Autogr a mme

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Fermate il Passo!

VivaBiancaLuna Biffi

Auf der Suche nach den Anfängen des Sprechge-sanges (recitar cantando) zwischen Dichtung und Musik in Italien zu Beginn des XVI. Jahrhunderts

VivaBiancaLuna Biffi: Singstimme und gestrichene Viola [Geige] (viola d'arco)

Vorbemerkung: Zum leichteren Verständnis dieser musikwissenschaftli-

chen Ausführungen werden Übersetzungen bzw. kurze Sachkommentare

[…] hinzugefügt. (Edgar Sallager)

Sonntag, 11.09., 15.00 Uhr Pfarrkirche St. Peter bei Taggenbrunn

Einle itung

Das nur dem Anschein nach unproblematische Repertoire der Frottola [volkstümliches italienisches Tanzlied, satirisch, heiter, lehrhaft] ist ein unerschöpflicher und nach wie vor erstaunlicher Quell künstlerischer und geistiger Inspiration. Je tiefer man in diese unendliche kompositorische und lite-rarische Vielfalt eindringt, desto stärker ist man von dem riesigen dort vorhandenen musikalischen als auch dichte-rischen Potential fasziniert.

Das Instrument: Das Intavolieren für Streichinstrumente

[»Tabulatur« = »Spielbrett«; »tabulare« = »tabellarisch ordnen«; »intavolieren« = Notenschrift mittels Ziffern, Notensymbolen oder Buchstaben in Griffschrift umsetzen].Wenn man von der riesigen Hinterlassenschaft OttavianoPetruccis mit seinen elf den Frottole gewidmeten und zu Be-ginn des XVI. Jahrhunderts veröffentlichten Büchern aus-geht und diese erste Ausgabe gedruckter Musik (in der die originalen Kompositionen vierstimmig vorgesehen sind) mit den später intavolierten Fassungen für Singstimme und Laute von Francesco Bossinenis vergleicht, dann kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit behaupten, dass sich

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Ähnliches auch in der Aufführungspraxis der Streichinstru- mente nachweisen lassen müsste und dass die Gepflogenheit, »ad usum« für viola d'arco [gestrichene Violine] und ihres-gleichen zu intavolieren, als wahrscheinlich wenn nicht ge- radezu als unumgänglich zu erachten ist. Das Vorhanden-sein von Instrumenten wie die lira da braccio [etwa: Armly-ra, ein Streichinstrument] und der lirone [große Lyra, lira da gamba, Gambe], die wesentlich dafür konzipiert wurden, dank dem fast flachen Steg Akkorde für die geeignete Be-gleitung der Gesangslinie zu erzeugen, scheint diese The-orie zu stützen, auch wenn man sich für »Haltet an!« nach reiflicher Überlegung dafür entschieden hat, vorrangig die Instrumente mit gewölbtem Steg zu verwenden, wie eben die viola d'arco, die viella [Drehleier] oder die violetta bas-tarda [kleine viola d'amore; hat mitschwingende Resonanz-saiten]. Zweck dieser Entscheidung ist es, dem Interpreten ein breiteres Spektrum an Ausführungsmodalitäten zu er-möglichen (kontrapunktische Passagen, Akkorde, einzelne melodische Linien, Pizzicato nach Art der liuto/Laute oder der viola da mano/Zupfgeige) und somit in verstärktem Maßdie Erforschung eines kohärenten und effizienten Modus vorantreiben zu können, um dieses Repertoire auf den Streichinstrumenten zu intavolieren.

Der Gesang: die deklamatorische Natur der Frottola

Auf den ersten, oberflächlichen Blick scheinen die Frottole für den, der sie singen will, keine besonderen Schwierig-

keiten darzustellen. Erstaunlicherweise bildet jedoch die von diesem Repertoire erforderte extreme stimmliche und interpretatorische Transparenz auch für den erfahrensten Interpreten ein sehr tückisches Hindernis. In der Tat sind die Linien des Cantus großteils einprägsam, oft ganz schlicht, und zwar sowohl auf Grund der Konstruktion der Sätze als auch wegen des verwendeten melodischen Mate-rials. In Wirklichkeit ist diese vermeintliche Schlichtheit die Frucht einer sorgfältigen kompositorischen Arbeit, die nichts dem Zufall überlässt. Sehr viele Frottole beginnen mit einer einfachen silbischen Repetition auf der ersten Note – der Text scheint sozusagen »es sich bequem zu machen« und raumgreifend zu werden, um sodann mit der eigenen melodischen Entwicklung fortzufahren und oft in Kadenzen mit festgelegten rhythmischen und melodischen Formeln zu enden. Die unmissverständliche Häufigkeit, mit der sich diese Situation darbietet, ist bezeichnend für den speziellen Willen der Komponisten, das deklamatorische Potential des Textes mit größtmöglicher Wirkung wiederzugeben, auch wenn sie ihn auf einer wohlorganisierten Melodie und auf einer harmonischen Struktur anlegen. Eine weit verbreitete Praxis war übrigens die Verwendung von »arie per cantar so-netti, ode, strambotti o arie de capituli« [Melodien/Weisen, um Sonette, Oden, Strambotti/eine der ältesten volkstüm-lichen italienischen Gedichtformen/oder Kapitel-Arien zu singen] für den Vortrag der poetischen Texte; Ottaviano Petrucci selbst schlägt einige dieser Kompositionen ohne Text in seinem IV. Frottole-Buch gerade mit der eben zi-tierten Angabe vor. Darauf gründet auch die Entscheidung, in das Programm »Haltet an!« regelrechte Deklamationen

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einzufügen, die auf Melodien aufbauen, die von den Frotto-le selbst her oder nach einfachen melodischen Mustern re-adaptiert wurden, die noch heutzutage bei den Sängern der uralten Tradition des toskanischen Achtsilbers [Stanze] in Gebrauch sind.

Zur Viola singen: eine historische Praxis

In seinem Libro del Cortegiano (Das Buch vom Hofmann) (Venedig 1528) definiert Baldassare Castiglione die Praxis des Singens zur Viola als eine der erlesensten Künste der Renaissancekultur: »/…/ vor allem das Singen zur Viola scheint mir höchst erfreulich; welches den Worten soviel Anmut und Wirkung hinzufügt, dass es ganz wundervoll ist/…/.«

Eine der hauptsächlichen Eigenheiten von »Haltet an!« be- steht in eben dieser Entscheidung hinsichtlich Interpre-tation und Ausführung: es ist ein Programm, bei dem die Fähigkeit, sich singend mit der Viola zu begleiten, mit all ihrer expressiven und technischen Lauterkeit gefordert ist, ohne irgendein Zugeständnis an den Interpreten, welcher Person, Begleiter, Solist, Deklamator und Kommentator zur gleichen Zeit ist. Aus diesen Beweggründen geht klar hervor, wie sehr die Aufführung aus dem Gedächtnis abso-lut notwendig ist. Es war eine langwierige Arbeit des Expe-rimentierens, der Analyse und der ständigen Beschäftigung mit dem Repertoire durch fünf Jahre hindurch erforderlich, um eine glaubwürdige Ausgewogenheit zwischen Stimme

und Instrument herauszufinden. Eine von vielen anderen möglichen Hypothesen darüber, was im Umfeld des Sin-gens zur Viola getan werden kann. Ein Ansporn, um weiter zu suchen.

Haltet an!: Inszenierung eines Archetyps

Intavolaturen für Steichinstrumente, Deklamation, von der Viola begleiteter Gesang, ein zur Gänze solistisches Pro-gramm und schließlich, in nicht allzu ferner Zukunft (wenn nicht in der unmittelbaren Gegenwart), das Aufkommen des Sprechgesanges (recitar cantando) und seines grundlegen-den Einflusses auf die italienische Musik ab dem XVI. Jahr-hundert.

Wie kann man all diese Konzeptionen in ein Konzertpro-gramm einbringen, ohne deshalb auf den rein künstleri-schen Akt zu verzichten? Und da ist der Archetyp: die Ins-zenierung eines Handlungsgerüsts/einer Vorgabe (oder »Fabula«/Fabel, um es mit Angelo Poliziano zu sagen), die sich in der Form möglichst auf das Ideal des antiken Thea- ters (welches dann das künftige werden sollte) beruft und daher das musikalische und dichterische Material unterteilt, indem sie es in einen Prolog, drei Akte und einen Epilog strukturiert. Die drei Akte (der Sonnenuntergang, die Nacht, die Morgendämmerung) beschreiben den Verlauf einer voll- kommenen und idealisierten Liebesbeziehung ( percorso amoroso), eine hypothetische Zeitreise, von der Dämmerung an – der erste Blick –, über die Nacht – die Qualen –, bis

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zum Heraufdämmern eines neuen Tages – das sich-Erge-ben. Der Prolog und der Epilog verlautbaren indessen die zynische Ernüchterung und die Moral dieser deklamierten »Fabel«: lieber in der Gegenwart leben, als der Liebe ver-trauen und auf eine unsichere Zukunft hoffen. Im Verlauf der Handlung werden poetische Texte von Francesco Petrarca, Jacopo Sannazzaro, Luigi Pulci, Niccolò Machiavelli, Angelo Poliziano und Serafino Aquilano vorgetragen, und zwar so-wohl in Vertonungen durch die großen Exponenten der Gattung der Frottola (wie Bartolomeo Tromboncino, Mar-chetto Cara und Francesco d'Ana, um nur einige der bedeu-tendsten zu nennen) als auch in der deklamierten Fassung.

Die Frottole und die Deklamationen, welche die um den Beginn des XVI. Jahrhunderts bekanntesten dichterischen Formen verwenden (barzellette/Scherze, Strambotti (s.o.), Sonette, Oden, Kapitel, Stanzen), wechseln sich mit kurzen Textauszügen der klassisch lateinischen Literatur ab, die ihrerseits ebenfalls in deklamatorischer Form ausgearbeitet sind: Vergil und Didos bitterer Schmerz, nachdem sie von Äneas verlassen wurde (Äneis), Ovid und der beim Auf-bruch von Cupido gegen 'die Liebenden' gewonnene Kampf, Horaz und die vergebliche Hoffnung (Carmina). Die Phi-losophie und die Mythen der Alten beschreiben die Qual, die Not und den Reichtum der menschlichen Wirklichkeit jenseits aller Zeit und aller Zeiten.

VivaBiancaLuna Biffi

Übersetzung und Sachkommentar von Edgar Sallager

Progr a mm

Fermate il Passo / Haltet an!Die Anfänge des Rezitativs zwischen Musik und Dichtkunst in Italien zu Beginn des XVI. Jahrhunderts

PrologTempus Fugit / Die Zeit flieht dahinIn dem die Rede ist von der flüchtigen Zeit und der sterblichen menschlichen Natur.

Vui che passate qui, fermate il passo* Sonett, Text: Serafino Aquilano

O tempo, o ciel volubil che fuggendo Sonett, Text: F. PetrarcaPaolo Scotti(15./16. Jh.?)

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I . Ak tDie Liebe und der Blick: Der Sonnenuntergang

Se a mi che t'amo tanto doni morte Strambotto

S'io sedo all'ombra Amor giù pone'l strale e l'arco SonettMarchetto Cara(ca. 1470 – 1525)

Se m'è grato il tuo tornare, io so ben che giaccio in focoPhilippus de Luprano(16. Jh.)

Se per colpa del vostro altiero sdegno *Madrigal, Text: Jacopo Sannazzaro

Nasce l'aspro mio tormento donna mia sol per mirarteFrancesco Varoter(ca. 1460 – 1502)

Haimè, perché m'hai privo del tuo divino aspettoOde

I I . Ak tDie Liebe und die Empörung: Die Nacht

Hor che'l ciel e la terra e'l vento tace * Sonett, Text: Francesco Petrarca

Non val aqua al mio gran foco Bartolomeo Tromboncino(ca. 1470 – ca. 1535)

Dissimulare etiam sperasti, perfide * Äneis, Vergil

Scopri, lingua, el mio martire, non tenir più el mal occulto

Io spero, e lo sperar cresce il tormento **Strambotto, Text: Niccolò Machiavelli

Per servirte perdo i passi, donna, e'l tempo e la faticaNiccolò Broco(15./16. Jh.)

Se de fede vengo a meno, prima tu de fe' mancastiMarchetto Cara

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I I I . Ak tDas liebevolle sich-Ergeben: Die Morgendämmerung

O numquam pro re satis indignande Cupido ** Amores, Ovid

Deh non più, deh non più mo', non temer ch'io me sdegnasseMarchetto Cara

Son più matti a questo mondo * InstrumentalversionAntonius Patavus, Stringari(16. Jh.)

Fammi quanto dispetto far mi sai * Rispetto, Text: Angelo Poliziano

Nasce la speme mia da un dolce risoDreifaches KapitelMarchetto Cara

Ostinato vo' seguire la magnanima mia impresaBartolomeo Tromboncino

EpilogCarpe Diem / Geniesse den TagIn welchem die Rede ist von der vergeblichen Hoffnung

Tu ne quaesieris, scire nefas *** Carmen XI, Horaz Io non compro più speranza ché gli è falsa mercanziaMarchetto Cara

Voi che passate qui, firmate il passoStrambotto, Text: Luigi PulciFrancesco Varoter

* Ausarbeitung und Arrangement: VivaBiancaLuna Biffi ** Ausarbeitung von Gloria Moretti, Arrangement von VivaBiancaLuna Biffi *** lateinische Ode, ohne Melodie vorgetragen

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Te x te

PrologoTempus Fugit

Vui che passate qui, fermate il passo,E contemplate la mia acerba morteGiovene fu', amato, ardito e forteEt hor son polve tutto in questo sasso.

Che val essere altiero e far fracassoD'oro, terreni aver, aurate porteSe in un sol punto la incurabil morteAlfin conduce ogni disegno al basso?

Ma virtù che non è sotto sua possaFiorisce più verde al suo dispetto,El resto val nulla (se si) giace in fossa.

Guardate adunque al mio mutato aspettoGioveni, che vil cosa è un corpo d'ossaSe d'immortal virtù non è concetto.

PrologDie Zeit flieht dahin

Ihr, die hier vorbeikommt, haltet anUnd besinnt Euch auf meinen bitteren Tod!Jung war ich, geliebt, war kühn und stark,Und nun bin ich Staub ganz in diesem Stein.

Was nützt es, hochmütig zu sein und mit GoldAufsehen zu erregen, Land zu haben, vergoldete Türen,Wenn an einem einzigen Zeitpunkt unrettbar der TodAm Ende alle Pläne hinabführt?

Doch Tugend, die nicht in seiner Macht steht,Erblüht grüner, ihm zum Hohn,Alles Übrige ist wertlos, wenn man in der Grube liegt.

Achtet daher auf mein verändertes Aussehen,Ihr Jungen, welch schäbiges Etwas ein Gerippe ist,Wenn es nicht Entwurf unsterblicher Tugend ist.

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O tempo, o ciel volubil che fuggendoInganni i ciechi e miseri mortali,O dì veloci più che vento e strali,Hor ab experto vostre frodi intendo.

Ma scuso voi e me stesso riprendo,Ché natura a volar ve aperse l'ali,A me diede occhi, et io pur nei miei maliLi tenni, onde vergogna e dolor prendo.

Et sarebbe hora, et è passata homai,De rivoltarli in più secura parte,E poner fine a gli infiniti guai,

Né dal tuo giogo, amor, l'alma si parte,Ma dal suo mal, con che studio tu'l sai:Non a caso è virtute, anzi è bell'arte.

O Zeit, o unbeständiger Himmel, du entfliehstUnd täuschst die blinden und armen Sterblichen.O Tage, schneller als Wind und Pfeile,Nun begreife ich aus eigener Erfahrung eure Irreführungen.

Doch euch entschuldige ich und mich selbst weise ich zurecht,Hat doch die Natur euch die Flügel zum Fliegen geöffnet.Mir gab sie Augen, und selbst in meinem Unglückließ ich sie geöffnet, wodurch ich Schmach und Schmerz erfahre.

Und es wäre an der Zeit, und sie ist nun gekommen, Sie auf Beständigeres zu richtenUnd dem endlosen Unglück ein Ende zu bereiten,

Und nicht von deinem Joch, Liebe, trennt sich die Seele, Sondern von seinem Leid, mit welchem Eifer, weißt du:Nicht zufällig ist sie Tugend, oder vielmehr schöne Kunst.

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I . Ak t Der Sonnenuntergang

Wenn du schon mir, der dich sosehr liebt, den Tod gibst,wie wirst du erst den bestrafen, der dich nicht liebt?Wenn du schon mir, der ich treu bin, großes Unrecht tust,wie wirst du erst mit den Betrügern umgehen?Wenn du schon mich, der deinetwegen weint, nicht tröstest,was wirst du erst mit dem machen, der dich verlacht?Doch Eines, Herrin, tröstet mich:dass du mich in kurzer Zeit kennenlernen wirst!

Wenn ich im Schatten sitze, legt Amor Pfeil und Bogen ab und setzt sich zu mir.Wenn ich weine, hat er ein verweintes GesichtUnd ist betrübt über meinen Kummer und mein Weh.

Wenn ich über den tödlichen Stoß klage,Tröstet er mich mit liebevoller Stimme.Wenn ich die blutige Wunde herzeige,Trocknet er sie mit seinen weißen Flügeln.

Wenn ich in die Wälder gehe, kommt er durch die Wälder.Wenn ich das Meer durchpflüge, wendet er die TaueUnd hält das Steuerruder geradewegs dem Wind entgegen.

At to IIl Tramonto

Se a mi che t'amo tanto doni morte,a cui non t'ama che pena darai?Se a me che son liale fai gran torto,li traditori come trattarai?Se mi, che per te piango, non conforti,de chi ride di te che ne farai?Ma d'una cossa, donna, i' me conforto:che qualche tempo me cognoscerai!

S'io sedo all'ombra Amor giù pone el strale e l'arco e meco sedendo si posa.S'io piango, e lui la faccia ha lachrymosa,E dolsi del mio affanno e del mio male.

S'io mi lamento dil colpo mortale,Lui me conforta con voce amorosa.S'io mostro la ferita sanguinosa,E lui l'asciuga con le sue bianche ale.

S'io vado in boschi, e lui per boschi viene.S'io solco il mar, e lui volge le sarteE'l timon dritto contro il vento tiene.

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Wenn ich in den Krieg ziehe, wird er Mars.Und damit meine Qualen ewig dauern,Trennt dieser Tyrann sich niemals von mir.

Ob mir deine Rückkehr willkommen ist, weiß ich, obwohl ich in Feuer liege.Noch habe ich Hoffnung, das Herz werde an seiner Stelle einziehen.Ob mir deine Rückkehr willkommen ist …

Wenn es mir schon an Klarsicht gefehlt hat, so bin ich zu dieser Stunde aufgelöst. Mein Weinen war ein Strom,nun bin ich fröhlich und nicht überflutet.Der feindselige Himmel hat sich gewendet,ich lebe und liebe in süßer Fröhlichkeit.Ob mir deine Rückkehr willkommen ist …

Ich kann mich glücklich schätzenabseits von Betrug und Täuschung.Mein Schicksal hat sich darin erschöpft, als es meinen Schaden nährte.Dennoch liegt mir großer Kummer fern,ich neigte schließlich immer zu hoffen.Ob mir deine Rückkehr willkommen ist …

S'io vado in guerra, e lui diventa Marte.E perché siano eterne le mie pene,Questo tiran da me mai non si parte.

Se m'è grato il tuo tornareio el so ben che giacio in foco,anchor spero nel suo locoverrà il cor ad abitare.Se m'è grato il tuo tornare ...

Se già fui privo de lumeson in quel hora disperso,el mio pianger era un fiumehor son lieto e non summerso.Se è voltato el ciel perversovivo in lieto e dolce amare.Se m'è grato il tuo tornare ...

Dirme posso esser beatofuor de fraude e fuor d'inganno.Mio destin se è consumatoqual nutriva del mio danno.Son pur fuor d'un grande affannovolse al fin sempre sperare.Se m'è grato il tuo tornare ...

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Wenn wegen Eurer hochmütigen Verachtung Der Schmerz, der mich betrübt,Meine Dame, mich zum finsteren Styx hinführt, Werde ich keinen Schmerz ob meiner schändlichen Qual empfinden,Noch des ewigen Feuers wegen,Sondern Euretwegen, dass Ihr an einen solchen Ort kommen werdet. Auf dass es, wenn ich Euch oft unverwandt ansehe, Dank dem schönen AntlitzKeine Pein da unten gebe, die mir zu Herzen ginge. Nur eine Qual werde ich haben: die Augen zu schließen.

Es regt sich meine bittere Qual, meine Herrin, nur um dich anzusehenund besser zu betrachten,hätte ich gern der Augen hundert. Es regt sich meine bittere Qual …

Die Süße deines Anblicks,mit einem so starken Gift vermischt,schenkt mir im Herzen soviel Freude,dass Sterben mir nicht als Tod erscheint,und ich, mit solchem Los zufrieden,mein Klagen mit Wonne verrichte. Es regt sich meine bittere Qual …

Se, per colpa del vostro altiero sdegno,Il dolor che me afflige, Madonna, me conduce all'atra Stige,Non avrò duol di mio supplicio indegnoNé de l'eterno foco,Ma de voi, che verrete in simil loco.Perché, sovente in voi mirando fisso,Per virtù del bel visoPena non fia là giù, che'l cor mi tochi.Sol un tormento arò: de chiuder gli ochi.

Nasce l'aspro mio tormentodonna mia sol per mirartee per meglio contemplarevoria haver de gli ochi cento.Nasce l'aspro mio tormento ...

La dolcezza del tuo aspettomista ad un venen sì fortemi dà al cor tanto dilettoch'el morir non mi par mortee contento di tal sortefo con gaudio il mio lamento.Nasce l'aspro mio tormento ...

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Ach, warum hast du mich beraubt Deines göttlichen Anblicks,Dem ich immer untertan Sein möchte?Ach, deinetwegen bin ich betrübt,Und wegen deines geringen Vertrauens,Das deine Hand mir schenkte,Um mich zu lieben.Ach, ich spüre, wie es mirDas Herz in tausend Stücke reißt,Welches gewohnt ist,Dich standhaft immer zu lieben.Ach, wenn mein schlimmes Schicksal es will,Dass ich mich dir zuliebe selber vergesse,Bin ich zufrieden.Ach, wenn doch mein KlagenVon dir nur gehört würde,Würdest du mein entflammtes Herz Erlösen.Ach, warum zürnst du Mir ohne Grund?Du weißt, ich habe sehr wohl Recht,Und dennoch beleidigst du mich.Ach, warum hörst du nichtMein trauriges KlagenUnd meine bittere Qual,Die ich im Herzen trage?

Haimè, perché m'hai privoDel tuo divino aspettoAl qual sempre subiettoEsser voglio.Haimè di te mi doglioE de tua pocha fedeChe la man tua mi diedePer amarme.Haimè sento straziarmeEl cor in mille parteChe fermo è sempre amarteCome el suole.Haimè se così voleLa mia fortuna riaChe me per te me obliaSon contento.Haimè se'l mio lamentoDa te pur fosse intesoE che'l mio cor accesoLiberasti.Haimè per che te irastiVer me senza cagioneTu sai che ho gran ragioneE pur m'offendi.Haimè ché non intendiEl mio grave lamentoE l'aspro mio tormentoCh'al cor porto.

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- 172 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 173 -

Ach, ich bin fast tot,Nur weil ich dich sosehr liebe,Und ich lebe nur von TränenUm deine Liebe.Ach, dass mein HerzFür dich im Feuer schmilztUnd nach und nachSich verzehrt!Ach, dass es bloß bei der AnrufungDeiner gütigen HilfeAm Ende nicht dazu gebracht wird,Dich zu lieben!

I I . Ak tDie NAcht

Da nun Himmel und Erde und der Wind schweigen, und Schlaf die wilden Tiere und die Vögel zügelt,da die Nacht den Sternenwagen herumführt, und spiegelglatt in seinem Bett das Meer daliegt: bin ich wach, denke, brenne, weine, und wer mich zugrunde richtet,ist mir stets gegenwärtig wegen meiner süßen Qual:Krieg ist mein Zustand, voll Wut und Schmerz,und nur wenn ich an sie denke, habe ich ein wenig Frieden.

Haimè son quasi mortoSol per amarte tantoE vivo sol de piantoDel tuo amore.Haimè che il mio corePer te si strugge in focoE vassi a poco a pocoConsumando.Haimè che sol chiamandoEl tuo benigno aiutoChe non sia al fin condutoPer amarte.

At to I ILa Notte

Hor che'l ciel et la terra e'l vento taceet le fere et gli augelli il sonno affrena,notte 'l carro stellato in giro menaet nel suo letto il mar senz'onda giace:

veggio, penso, ardo, piango e chi mi sfacesempre m'è inanzi per mia dolce pena:guerra è'l mio stato, d'ira et di duol pienaet sol di lei pensando ho qualche pace.

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- 174 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 175 -

So rührt einzig von einem lebendig klaren Quelldas Bittersüße her, mit dem ich mich ernähre;eine einzige Hand heilt und verletzt mich;

und damit meine Marter nicht zu Ende geht,sterbe ich tausendmal am Tag, und tausendmal werde ich geboren, so weit bin ich von meinem Heil entfernt.

Es hilft kein Wasser bei meinem großen Feuer, das vom Weinen nicht schwächer wird,sondern ständig umso stärker wird,je mehr ich meinen Tränen freien Lauf lasse.

Mein Feuer hat die Gewohnheit,dass es beim Weinen stets heftiger auflodertund mächtiger wird,wenn ich mein Ziel nicht erreiche. Mein Feuer ist wie der Fisch,der seinen ureigenen Platz im Wasser hat.Es hilft kein Wasser bei meinem großen Feuer …

Ich habe in der Brust einen Vulkan,und in den Augen ein weites Meer,die beide zu meiner größten Peineinträchtig für mein Leiden sind.Ich weine und brenne, und das Tränenvergießenhat mit meiner Hitze mich aus dem Spiel genommen. Es hilft kein Wasser bei meinem großen Feuer …

Così sol d'una chiara fonte vivamove'l dolce et l'amaro ond'io mi pasco;una man sola mi risana et punge;

et perché mio martyr non giunga a riva,mille volte il dì moro et mille nasco,tanto dalla salute mia son lunge.

Non val aqua al mio gran foco,che per pianto non si amorzaanzi ognhor più se rinforzaquanto più con quel mi sfoco.

El mio foco ha tal usanzache per pianto ognhor più cresciee magior prende possanzase'l mio intento non riescie.El mio foco è come el pescieche n l'aqua ha el proprio loco.Non val aqua al mio gran foco …

Ho nel petto un mongibelloe negli occhi un largo mareche per mio magior flagelloson concordi al mio penare.Piango et ardo e il lachrymarecol mio ardor m'han tolto a ioco,Non val aqua al mio gran foco …

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- 176 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 177 -

Es nützt mir nichts, Seufzer auszustoßen,um die Hitze zu mildern, die ich spüre,denn für einen, den ich herauslasse, kommen gleich mehr als hundert nach,weshalb ich, um die Qual zu verringern, immerzu einen bitteren Tod erflehe.Es hilft kein Wasser bei meinem großen Feuer …

Es nützt mir nichts, mich zu beklagen,denn vom Wehklagen wird der Schmerz nicht weniger.Was sind also wohl die richtigen Waffengegen meine so übergroße Pein? Geduldig und mit diesem Vorsatzwohl zu Diensten sein, wer mich wenig liebt.Es hilft kein Wasser bei meinem großen Feuer …

Hast du wirklich gehofft, du Meineidiger, du könntest einen solchen Verrat verheimlichen und ohne ein Wort aus meinem Lande entweichen?Hält dich weder unsere Liebe, noch der gemeinsam geschlossene Bund, noch Dido – ich selbst – zurück, die einem grausamen Tod verfallen wird?

Non mi val getar sospiriper scemar l'ardor ch'io sentoche per un che fuor ne tiripoi ne nascon più di cento,dove per menor tormentomorte acerba ognhor invoco,Non val aqua al mio gran foco …

Non mi vale l lamentarmi,ché per gridi el duol non scema.Qual saran doncha bon armia la pena mia sì extrema?Star patiente e con tal temaben servir chi m'ama pocho,Non val aqua al mio gran foco …

Dissimulare etiam sperasti, perfide, tantum posse nefas tacitusque mea decedere terra.Nec te noster amor?Nec te data dextera quondam?Nec moritura tenet crudeli funere Dido?

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- 178 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 179 -

Enthülle, Zunge, meine Marter,halte den Schmerz nicht mehr geheim,denn töricht muss einer sein, der stillschweigend sterben will. Enthülle, Zunge, meine Marter ...

Ich weiß ja, dass du vielleicht fürchtest,meine Herrin zu verachten.Wozu soll es gut sein, dass du so große Angst hast?Finde den Weg zum Sprechen,damit sie am Ende sagen kann:»Der Schaden für mich, die Reue für dich!«Enthülle, Zunge, meine Marter ...

Wer nicht spricht, verständigt sich nicht,wer nicht bittet, hilft sich nicht,wer nicht jagt, fängt nie was,wer nicht spielt, ermuntert sich nicht; öffne nun meine Wunde,sprich nur, werd' nicht irre!Enthülle, Zunge, meine Marter …

Es ist nicht gut, eine bitterstrenge Qualsosehr zu verheimlichen,es ist nicht gut, allzu lange auf Wind zu warten, wenn Flaute ist,denn in einem Augenblickbricht und schwächt Fortuna alles Begehren.Enthülle, Zunge, meine Marter …

Scopri, lingua, el mio martire,non tenir più el mal oculto,ché bisogna egli è pur stultochi tacendo vuol morire.Scopri, lingua, el mio martire …

Io so ben che forsi temide sdegnar la donna mia.Che convien che tanto temi?De parlar trova la via,per che al fin lei dir potria:»A me il danno, a te il pentire!«Scopri, lingua, el mio martire …

Chi non parla non se intende,chi non chiede non se aita,chi non chaza mai non prende,chi non giocha non se invita;apri hormai la mia ferita,parla pur, non te smarire.Scopri, lingua, el mio martire …

Non convien tanto celareun accerbo, aspro tormento,non convien troppo aspetarequando se ha bonaza el vento,ché Fortuna in un momentorompe e fiacha ogni desire.Scopri, lingua, el mio martire …

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Wenn ich zu hoch hinaus wollte,so war mein Krieg ehrenvoll,denn niemals hat der Adlerzum Schauen die Augen zu Boden gerichtet.Rasch, Zunge, lass den Schmerz heraus,hab' keine Angst mehr zu versagen!Enthülle, Zunge, meine Marter …

Ich hoffe, und das Hoffen vergrößert die Qual,ich weine, und das Weinen ist Nahrung für das erschöpfte Herz,ich lache, und mein Lachen dringt nicht durch,ich brenne, und der Brand ist außen nicht sichtbar,ich fürchte, was ich sehe und was ich höre,alles bereitet mir neuen Schmerz: Solcherart hoffend, weine, lache und brenne ich,und fürchte mich vor dem, was ich höre und sehe.

Dir zu dienen, vergeude ich Schritte, Frau, und Zeit und Mühe,denn wenn ich dich wie meine Feindin ansehe,schlägst du die Augen nieder.Dir zu dienen, vergeude ich Schritte ...

Du bist zu meinem Unglück geboren,zu meinem Krieg und meinem Unheil;deine Schönheit ist so groß und derart,dass sie am Ende meinen Tod herbeiführt;

Sì troppo alto il pè firmaifu d'onore la mia guerraché guardar l'aquila maigià non sol con gli ochi a terrapresto lingua el duol diserranon temer più de falire.Scopri, lingua, el mio martire …

Io spero, e lo sperar cresce'l tormento,io piango, e il pianger ciba il lasso core,io rido, e el rider mio non passa dentro,io ardo, e l'arsion non par di fore,io temo ciò che io veggo e ciò che io sentoogni cosa mi dà nuovo dolore;così sperando, piango, rido e ardo,e paura ho di ciò che io odo e guardo.

Per servirte perdo i passi donna, el tempo e la fatica,per che como mia nemica,si ti guardo, gli occhi abassi.Per servirte perdo i passi …

Tu nascesti per mio male,per mia guerra e mala sorte;tua bellezza è tanta e taleche me induce al fin de morte;

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- 182 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 183 -

nur HOFFNUNG hält mich stark,dass ich nicht aus dem Leben scheide.Dir zu dienen, vergeude ich Schritte …

Wenn du dem, der dich liebt, soviel Mühsal,soviel Kränkung und Unrecht zufügst,was wirst du wohl dem antun,dem es nie in den Sinn kommt, dir zu dienen,wenn du dem, der dich liebt, soviel Ungemach im Herzen bescherst, das für dich zerbricht?Dir zu dienen, vergeude ich Schritte …

Ändere darum deine Ansicht,liebe mich, der nur dich anbetet!Mich zu zerreißen ist nicht recht von dir;wenn ich mich für dich verzehre und sterbe,wirst du dem höchsten Chorden Grund mitteilen, warum du mich nicht geliebt hast.Dir zu dienen, vergeude ich Schritte …

Wenn ich untreu werde,Hast zuerst du gegen die Treue gefehlt,Solange du wahre Treue geübt hast, War ich von wahrer Treue dir gegenüber erfüllt.

Beschuldige jetzt dich selbst,Wenn ich dir nicht treu bin!Mich entschuldigt ein triftiger Grund,Denn im Mund hattest du den Honig,

sol Speranza mi tien forteche di vita non trapassi.Per servirte perdo i passi …

Se a chi te ama tante stente,tanti oltraggi e torti dai,che faresti a chi la mentede servirte n'habe mai,se a chi t'ama tanti guaidoni al cor che per te sfassi?Per servirte perdo i passi …

Volgi adoncha opinione,ama me che sol ti adoro.De straziarmi n'hai rasone;se per ti languisco e mororenderai al somo corola ragion che non mi amasti.Per servirte perdo i passi ...

Se de fede vengo a menoPrima tu de fé mancasti,Fin che vera fede usastiFui ver te di vera fede pieno.

Horamai te instessa incolpaS'io non sono a te fidele.Iusta causa a me discolpaPer che in bocha avesti el mele

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- 184 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 185 -

Und, falsch und grausam, wie du bist,Hattest du im Herzen Gift verborgen.Wenn ich untreu werde …

Man kann den Menschen nichtTreulos und lieblos nennenDem gegenüber, der untreu gewesen ist,Denn als erster ist ehrlos,Wer ein Gesicht nach außen zeigtUnd ein anderes in der Brust verbirgt.Wenn ich untreu werde …

Es entspricht nicht meiner Natur,Dem eine Beleidigung zuzufügen, der mich beleidigt,Den ich nicht schätze, und ich kümmere mich nichtUm den, der ständig mit mir in Streit liegt.Denn wenn eine Streitsache zwischen zwei Parteien schwebend ist,Geht der zu Boden, der Unrecht hat.Wenn ich untreu werde …

Wer mich achtet, den achte ich immer,Wer mich schätzt, den schätze auch ich,Und wenn mich jemand liebt, bin ich der erste,Ihn jederzeit dienend zu lieben.Meine Treue bleibt unerschütterlichGegenüber dem, der sich im Zaum hält.Wenn ich untreu werde …

Poi qual perfida e crudeleNascondesti in cor veneno.Se de fede vengo a meno …

Non può l'homo esser chiamatoSenza fede e senza amoreVerso che ha de fé mancatoChé del primo è il disonoreChe dimostra un volto fuorePoi nasconde un altro in seno.Se de fede vengo a meno …

Non è già de mia naturaFar offesa a chi m'offendeCh'io non stimo e non fo curade chi meco ognhor contendeChé se lite fra dui pendeQuel c'ha torto va al terreno.Se de fede vengo a meno …

Che me stima sempre stimoChe me aprezza io prezzo anchoraE chi me ama io so nel primoAd amar servendo ognora.La mia fé ferma dimoraVerso chi non muta freno.Se de fede vengo a meno …

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- 186 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 187 -

At to I I I L'Alba

O numquam pro re satis indignande Cupido,o in corde meo desidiose puerquid me, qui miles numquam tua signa reliqui,laedis, et in castris vulneror ipse meis?cur tua fax urit, figit tuus arcus amicos?gloria pugnantes vincere maior erat.

Deh non più, deh non più mo'Non temer ch'io me sdegnasseNé che mai t'abandonassePoi ch'Amor m'ha fatto tuo.

Deh non più, deh non più maiVoglio teco corrucciarmiNon più mai, non più giamaiTe potrò dal cor levarmiPoi che tuo volse Amor farmiSempre anch'io voglio esser tuo.Deh non più, deh non più mo …

I I I . Ak t Die Morgendämmerung

O Cupido, über den ich nicht genug empört sein kann,o Junge, der sich in meinem Herzen träge herumtreibt,warum verletzt du mich, der ich als Soldat niemals deine Standarte verließ, warum werde ich in meinem eigenen Lager verwundet?Warum verbrennt mich deine Fackel, warum zielt dein Bogen auf Freunde?Größerer Ruhm liegt doch darin, Kämpfende zu besiegen.

Ach, niemehr, ach, niemehrSollst du Angst haben, dass ich mich aufrege,Noch dass ich dich jemals verlasse,Nachdem AMOR mich zu dem Deinen gemacht hat.

Ach, nicht mehr, ach, nie mehrWill ich mich mit dir ärgern,Nie mehr, niemals mehr Werde ich dich aus dem Herzen herausbekommen.Nachdem AMOR mich zu dem Deinen machen wollte,Will auch ich immer dein sein.Ach, nie mehr, ach, nie mehr …

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- 188 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 189 -

I toi begli atti e il parlar gratoLe carezze dolci e accorteM'han il cor preso e ligatoDe catene di tal sorteCh'io son stretto fino a morteAd amarte et esser tuo.Deh non più, deh non più mo …

A tua posta ama e dissamaSi' a me altera e usa ogni arteCh'io vo' quel che'l tuo cor bramaEt non posso altro che amarteNé mai penso de lassartePoi che Amor m'ha fatto tuo.Deh non più, deh non più mo …

Son più matti a questo mondo (versione strumentale)

Fammi quanto dispetto far mi sai,dammi quanto tu vuoi pena e tormento,riditi del mio male e de' miei guai,guastami ogni disegno, ogni contento,mostramiti nimica come fai,tienmi sempre in sospetto, in briga e stento:e' non potrà però mai fare el cieloch'io non ti onori e ami di buon zelo.

Deine anmutigen Gebärden und dein angenehmes Sprechen,Die süßen und bedachtsamen LiebkosungenHaben mein Herz ergriffen und derartIn Ketten gelegt,Dass ich gezwungen bin, dich mein Leben langZu lieben und dein zu sein.Ach, nie mehr, ach nie mehr …

Liebe und hör' auf zu lieben, wie es dir beliebt,Sei hochmütig zu mir und gebrauche jeden Kunstgriff,Denn ich will, was dein Herz begehrt,Und ich kann nicht anders, als dich zu lieben,Noch gedenke ich, dich je zu verlassen,Nachdem AMOR mich zu dem Deinen gemacht hat.Ach, nie mehr, ach nie mehr …

Es gibt mehr Verrückte auf dieser Welt (Instrumentalfassung)

Mach' mir soviel Ärger, wie du nur kannst,bereite mir soviel du willst Pein und Qual,mach' dich lustig über mein Unglück und mein Missgeschick,zerstöre mir alle Pläne, alle Freuden,zeige dich mir, wie du es als Feindin machst,halte mich immer in Argwohn, in Sorge und Entbehrung:und trotzdem wird der Himmel nie erreichen,dass ich dich nicht verehre und mit großer Hingabe liebe.

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- 190 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 191 -

Nasce la speme mia da un dolce riso,ogni mio ben da un humil sguardo pende;la mia felicità sta in un bel viso.

Però che for di quel sempre riprendeun modo tal, una tanta bellezzache'l cor m'alegra e'l corpo in fiamma acende.

S'advien ch'alcun nel mio conspecto sprezzaper trarmi fuor di doglia o di sospetto,o che dolce signal, o che dolcezza!

Se per mirar nel suo leggiadro aspettodriza ver me un suspir con lieto volto,o che dolce piacer, o che diletto!

Se per veder se li posso esser toltoad altra donna parlar mi concede,aimè che libertà senza esser sciolto!

Se'l foco che ho nel petto ognhor mi cedee che pietosa sia d'ogni mio affanno,o che dolce pietà, pur ch'ella el crede!

S'in me compensa l'amoroso dannoe dentro al cor se ne triumphi e gloria,o che gran pompa a mio sublime scanno!

Hoffnung keimt in mir von einem freundlichen Lachen,mein ganzes Wohl hängt an einem ergebenen Blick;meine Glückseligkeit ruht in einem schönen Angesicht.

Doch abgesehen davon, nimmt sie immerein solches Betragen und eine so große Schönheit an,dass sie mir das Herz erfreut und den Körper in Brand setzt.

Wenn es vorkommt, dass sie in meiner Gegenwart jemanden verächtlich macht,um mir den Schmerz und den Argwohn zu nehmen,o was für ein Zeichen, o was für eine Wohltat!

Wenn sie, um zu schauen, in ihrem lieblichen Aussehenmit heiterer Miene mir einen Seufzer zukommen lässt,o was für eine süße Wonne, o was für eine Freude!

Wenn sie, um zu sehen, ob ich ihr abhanden kommen kann,mir zugesteht, mit einer anderen Frau zu sprechen,ach, was für eine Freiheit, ohne entbunden zu sein!

Wenn sie das Feuer, das ich in der Brust habe, mir immer lässt,und Mitleid mit all meinem Leid hat,o welch süße Barmherzigkeit, wenn sie es nur ernst meint!

Wenn sie mich für den Liebeskummer entschädigtund tief im Herzen triumphiert und sich dessen rühmt,o welch großer Prunk für meinen erhabenen Stuhl!

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- 192 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 193 -

Se per mostrar palese la victoriaritratto in cor mi porta in laci avinto,o ch'alta impresa, o che dolce memoria!

Se per veder se'l grande amor mio è fintopotermi a gran cimento s'asicura,o che chiar prova, o che felice istinto!

De sua beltà e de mia fede puraaltro non si po' dir né del mio statose non che'l gaudio mio non ha misuratal che chiamar mi posso hor fortunato.

Ostinato vo' seguirela magnanima mia impresa:fame, Amor, qual voi offesa,s'io dovesse ben morire.Ostinato vo' seguire …

Fame Ciel, fame Fortuna,bene o mal como a te piace:né piacer né ingiuria alcunaper avilirmi o far più audace:ché de l'un non son capace,l'altro più non po' fugire.Ostinato vo' seguire …

Wenn sie, um den Sieg offen zu zeigen,mich als besiegt und gefesselt abgebildet im Herzen trägt,o was für ein hochherziges Unternehmen, o was für ein süßes Andenken!

Wenn sie, um zu sehen, ob meine große Liebe nur vorgetäuscht ist,sich vergewissert und mich hart auf die Probe stellt,o was für ein klarer Beweis, o was für ein glücklicher Spürsinn!

Über ihre Schönheit und über meine reine Treuekann man nichts anderes sagen, auch nicht über mein Befinden,als dass meine Wonne derart unermesslich ist,dass ich mich nunmehr glücklich nennen kann.

Standhaft will ich weiterführenmein großmütiges Unterfangen: beleidigt mich, LIEBE, wie Ihr es tut, wenn ich denn sterben sollte.Standhaft will ich weiterführen …

Bereite mir den HIMMEL, lass FORTUNA walten, Tu mir Gutes oder Böses, wie es dir gefällt:keine Freude, noch irgendeine Beschimpfung kann mich demütigen oder ermutigen:denn zu dem einen bin ich nicht fähig,dem anderen entkomme ich nicht mehr.Standhaft will ich weiterführen …

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- 194 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 195 -

Vinca o perda, io non attendode mia impresa altro che honore:sopra il Ciel beato ascendos'io ne resto vincitore;s'io la perdo, alfin gran coremostrarà l'alto desire.Ostinato vo' seguire …

Epilogo Carpe Diem

Tu ne quaesieris, scire nefas,quem mihi, quem tibifinem di dederint, Leuconoe, nec Babyloniostemptaris numeros. ut melius, quidquid erit, pati.seu pluris hiemes seu tribuit Iuppiter ultimam,quae nunc oppositis debilitat pumicibus mare Tyrrhenum: sapias, vina liques et spatio brevispem longam reseces. dum loquimur, fugerit invida aetas: carpe diem quam minimum credula postero.

Ob ich siege oder verliere, ich erwarte mirvon meinem Unterfangen nichts als Ehre:in den seligen Himmel steige ich auf,wenn ich Sieger bleibe:Verliere ich, wird am Ende das hehre Verlangenein edles Herz zum Vorschein bringen.Standhaft will ich weiterführen …

EpilogNütze den Tag

Du frage nicht – es zu wissen wäre Frevel,welches Ziel die Götter mir, welches sie dirgesetzt haben, o Leuconoë.Befrage nicht babylonischeHoroskope.Wieviel besser ist es, das, was auch geschieht, zu ertragen.Ob viele Winter noch, oder obJupiter dir den letzten zugeteilt hat,der jetzt an widerstrebenden Klippen das Tyrrhenische Meer bricht:Sei klug, kläre den Wein, schneide die lange Hoffnung auf eine kurze Zeitspanne zurück!Während wir reden,ist die neidische Zeit schon entflohen.Pflücke den Tag,traue nimmer dem nächsten!

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- 196 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 197 -

Io non compro più speranzaché gli è falsa mercancia,a dar solo attendo viaquella poca che m'avanza.Io non compro più speranza …

Cara un tempo la comprai,or la vendo a buon mercatoe consiglio ben che mainon ne compri un sventuratoma più presto nel suo statose ne resti con costanza.Io non compro più speranza ...

El sperar è come el sognoche per più riesce in nulla,el sperar è il bisognode chi al vento di trastulla,el sperar sovente annullachi continua la sua danza.Io non compro più speranza ...

Ich kaufe keine Hoffnung mehr, denn sie ist eine gefälschte Ware, ich führe sie nur auf der Soll-Seite,mal der wenigen, die mir als Rest verbleibt.Ich kaufe keine Hoffnung mehr …

Teuer habe ich sie einst eingekauft,jetzt verkaufe ich sie günstig,und ich gebe den guten Rat, nie soll ein Unglücklicher sie kaufen,sondern schleunigst in seinem Zustandweiter ausharren.Ich kaufe keine Hoffnung mehr …

Hoffen ist wie der Traum,der meistens zu nichts führt,Hoffen ist dem ein Bedürfnis,mit dem der Wind sein Spiel treibt, Hoffen schreibt oft den ab, der seinen Tanz weiter tanzt.Ich kaufe keine Hoffnung mehr …

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- 198 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 199 -

Voi che passate qui firmate il passo,Guardate il corpo mio che in terra giaceE queste membra poste in freddo sassoPer seguitar desir sempre fallace.Io son qui posto in loco humido e bassoPer donna altiera ingrata senza pacePerò fugite amor e sua mercedeChe porge altrui a un fin che non si crede.

Ihr, die hier vorüberkommt, haltet an,Seht an meinen Leib, der in der Erde ruht,Und diese Glieder, in kalten Stein gelegtInfolge eines immer trügerischen Begehrens!Ich wurde hier an feuchter und tiefer Stätte beigesetztWegen einer hochmütigen, undankbaren und unverträglichen Frau.Doch flieht vor der Liebe und ihrem Lohn,Die dem anderen ein Ende bereitet, das man nicht wahrhaben will!

Übersetzungen aus dem Italienischen: Edgar Sallager

Übersetzungen aus dem Lateinischen: Felix Kucher

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- 200 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 201 -

VivaBiancaLuna Biffi

Gesang, Viella Medievale und Violetta Bastarda/Mittelalterliche Streichinstru-mente.

VBL Biffi hat in sehr jungem Alter bei Marco Pace ihr Violoncello-Studium begonnen (klassisch und modern). In weiterer Folge trat sie in Kammermusikensembles und auch solistisch in zahlreichen Konzerten in ganz Europa auf.

Parallel dazu erwarb sie sich das Wissen der Kompositions-technik und der ästhetischen Analyse unter Vilmos Leskò. Neben den akademischen Studien galt ihr Interesse der eth-nischen und der experimentellen Musik in Kombination mit verschiedenen Theaterproduktionen.

Von 1997 bis 2001 besuchte sie die Schola Cantorum Basilien-sis (Basel, Schweiz). Dort erwarb sie das Diplom für Viella und Renaissance-Viola da Gamba bei Randall Cook. Gesang studierte sie bei Richard Levitt und Dominique Vellard.

In ihrer Eigenschaft als Sängerin und Instrumentalistin ar-beitet sie seit 1997 mit einigen der bedeutendsten Ensembles für Alte Europäische Musik, die auf der ganzen Welt auftre-ten, zusammen. Zu diesen Ensembles zählen unter anderem: Alla Francesca (Brigitte Lesne und Pierre Hamon, Frank-reich), die Projekte »L'Amoureus Tourment« und »Remede de Fortun« mit Pierre Hamon, Marc und Angélique Mauillon, Salon Des Musiques (Marco Ferrari, Italien), darüber hinaus

mit Gilles Binchois (Dominique Vellard, Frankreich), Tasto Solo (Guillermo Péres, Spanien) und Hesperion XXI – CapellaRaial de Catalunia (Jordi Savall, Spanien).

Von 2005 bis 2008 lehrte sie bei der Fondazione Royaumont (Frankreich) mit dem Ensemble Lucidarium im Bereich der Ausbildungskurse bezüglich der Vokal- und Instrumental-praxis für Alte Musik (z.B. »La Fabula d'Orfeo« und »Codex Chantilly«). Darüber hinaus ist sie regelmäßig eingeladen, Meisterkurse und Praktika am Centre de Musiques Médié-vale de Paris (Frankreich), an den Konservatorien in Genf (Schweiz) und Lyon (Frankreich) sowie an der Schola Can-torum Basiliensis in Basel (Schweiz) zu halten.

Die unermessliche Leidenschaft für die Dichtung und Mu-sik Italiens am Beginn des 16. Jahrhunderts führte zur Kon-zeption zweier Programme, eines für Gesang und Tabula-tur für Violetta Bastarda (Fermate il Passo) und eines für ein Vokal-Instumentalensemble (Ti Par Gran Maraviglia).

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Autogr a mm

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- 202 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 203 -

Endzeitfragmente

Sequentia

Benjamin Bagby: Gesang, Leier, HarfeNorbert Rodenkirchen: Flöten, Leier

Einle itung

Von der Zeit der Christianisierung bis zum Ende des ersten Jahrtausends waren die apokalyptischen Bilder vom 'Ende der Tage' und vom 'Jüngsten Gericht' weit verbreitet, sowohl in Texten als auch in der bildenden Kunst. Diese Bilder, hauptsächlich basierend auf der biblischen 'Offenbarung des Johannes', zeigen bisweilen erstaunliche Ähnlichkeiten mit den germanischen Beschreibungen der Zerstörung der

Sonntag, 11.09., 18.00 Uhr Seminarkirche Tanzenberg

Welt während der fürchterlichen letzten Schlacht (Ragna-rök) zwischen den heidnischen Göttern (Odin, Thor usw.) und ihren Erzfeinden, den Riesen. Diese sehr gegensätz-lichen Quellen (heidnisch und christlich) haben einige ge-meinsame Charakteristika: die Prophezeiungen von weib-lichen Orakeln; der Klang des Horns; die Bedrohung durch übernatürliche Bestien wie Schlangen und Drachen; die An- sammlung von Armeen von unten und oben; der Zusam-menbruch der materiellen Welt und schließlich die Zerstö-rung der Welt durch Feuer.

Das Bild von der Apokalypse, welches am schnellsten ins Auge springt, ist verbunden mit dem rational nicht zu erfas- senden Mysterium vom Ende der Zeit, erfüllt von Terror und Zerstörung. Wir erblicken das erschreckende Bild von den vier Reitern, welche über die untergehende Welt hinwegpre-schen. Aber das griechische Wort apokalypsis heißt in Wirk-lichkeit Enthüllung, Offenbarung – eine Vorstellung, welche eng gekoppelt ist an unsere Sehnsucht nach Zugang zu den Geheimnissen der Existenz über die Sterblichkeit hinaus, zu unserem fast körperlichen Verlangen nach Einheit mit der Schöpfung und dem Göttlichen. Johannes 'Buch der Offen-barung' ist nicht nur ein gläubiger Bericht über das, was er in seinen Visionen auf der Insel Patmos sah und hörte, es ist auch voller Ungeduld und Verlangen. In all diesen diffe-renzierten Wortbedeutungen schufen die mittelalterlichen

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- 204 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 205 -

Künstler ein besonders kraftvolles Werk von singend vor-zutragenden Dichtungen, oft unter Verwendung obskurer Allegorien und sprachlicher Ausdrücke – visionär und pro- phetisch – um Sänger und Zuhörer gleichermaßen auf eine innere Reise des Verstehens vorzubereiten und die Seele aufzuwecken zu der Erfahrung der »Schau« dessen, was ei-nes Tages offenbar werden wird.

In diesem Programm erforschen wir die musikalische Welt dieser überraschenden, kraftvollen Texte, von denen einige nur als Fragment überliefert sind: die apokalyptische Se-quenz 'Fortis atque amara', das althochdeutsche Muspilli, welches das Erwachen der Toten, die Tätigkeit des Satans, den Kampf des Elias mit dem Antichrist, den Ruf zum Ge-richt und Warnungen vor der Nutzlosigkeit weltlich listen-reicher Verteidigung dort beschreibt; die Prophezeiung der eryhräischen Sybille, ein akrostischer Text, welcher erst-mals in Augustinus Gottesstaat erscheint, hier in der musi-kalischen Fassung, wie sie in aquitanischen Klöstern gesun-gen wurde; die gereimten Verse des Alsäßer Mönchs Otfrid, welche Anweisung geben, wie man sich auf den letzten Tag vorzubereiten hat; der altenglische Gesang vom letzten Überlebenden (Auszug aus dem angelsächsischen Beowulf-Epos), welcher das erbarmungslose, einsame Ende eines namenlosen Stammes beschreibt, während dem der letzte Überlebende die nutzlosen Schätze in einer Höhle verbirgt, wo sie nach seinem Tode einem Drachen zuteil werden; meisterhafte lateinische Sequenzen der fränkischen Traditi-on über Engel und Erzengel; instrumentale Zwischenspiele, welche auf sequelae basieren, untextierten Sequenzweisen,

welche höchstwahrscheinlich auch instrumental ausgeführt wurden und schließlich die erschreckende Beschreibung der Götterdämmerung Ragnarök aus der alt-isländischen Edda, wenn die Unterwelt Armeen von Surt und Loki ihren töd-lichen Angriff auf die angestammten nordeuropäischen Götter durchführen.

Die Instrumente, welche in diesem Konzert benutzt werden, sind: germanische Leiern, basierend auf Instrumenten des 7. Jhs. aus Oberflacht in der Nähe von Stuttgart (Rainer Thurau, Wiesbaden), eine frühmittelalterliche Harfe (Geoff Ralph, London) sowie Kopien von mittelalterlichen Travers-flöten, u.a. von einer Schwanenknochenflöte nach einem Fund vor dem 11. Jh. bei Speyer (Friedrich von Huene, Boston).

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Progr a mm

1. Fortis atque amaraFränkische Sequenz mit apokalyptischer Thematik, 9. Jh.

2. ... sin tac piqueme, daz er touuan scal Das Muspilli-Fragment, vermutlich Fulda, frühes 9. Jh.

3. Unsar trohtin hat farsalt [Instrumentalstück basierend auf dem Freisinger Petruslied, Bayern, spätes 9. Jh.]

4. Thes habet er ubar woroltring De die Iudicii aus dem Evangelienbuch des Otfrid von Weißenburg (Elsass, † 875)

5. Gaude coelestis sponsa[Instrumentalstück basierend auf fränkischen Sequenzmelodien, 9. Jh.]

6. Thaer waes swylcra felaDer Gesang vom letzten Überlebenden aus dem Beowulf-Epos (Angelsächsisch, 8. Jh.?)

7. Occidentana[Instrumentalstück basierend auf fränkischen Sequenzmelodien, 9. Jh.]

8. Iudicii signumDie Prophezeihung der Erythräischen Sybille (Aquitanien, 11. Jh.)

9. Scalam ad caelos [Instrumentalstück basierend auf fränkischen Sequenzmelodien, 9. Jh.]

10. Summi regis archangele MichahelSequentia‚ quam Alcuinus composuit Karolo Imperatori(Einsiedeln, 10. Jh. / Ursprung: 8. Jh.?)

11. A fellr austan um eitrdalaDie Prophezeihung der Seherin aus der alt-isländischen Edda (Island, 10. Jh.)

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Endze itfr agme nte Erläuterungen

1. Fortis atque amaraFränkische Sequenz mit apokalyptischer Thematik, 9. Jh.

Die fränkischen Sequenzen – neu geschaffene Stücke, de-ren Rolle in der Liturgie nicht immer klar zu umreißen ist – waren oft Werke von großer Schönheit und Vorstellungs-kraft. Einige ihrer Melodien haben höchstwahrscheinlich Wurzeln in früheren Traditionen und auch die Texte zei-gen eine bezwingende Virtuosität bei der geschickten Ein-bindung der Bildsprache früherer christlicher Autoren auf neue, überraschende Art und Weise. Diese apokalyptische Sequenz, mit seiner ungewöhnlichen Melodik, stellt viele Themen unseres Programmes vor.Transkription: Alejandro Planchart

2. ... sin tac piqueme, daz er touuan scal (Das Muspilli-Fragment, vermutlich Fulda, frühes 9. Jh.)

Von den teilweise sehr rätselhaften Texten in Althochdeutsch hat diese anonyme Meditation über das 'Jüngste Gericht' nur in fragmentarischer Form überlebt. Es wurde im 19. Jh. nach dem mysteriösen Wort Muspilli benannt, welches ge-nerell in Verbindung gebracht wird mit dem Ende der Welt durch Feuer – ein heidnisch germanischer Begriff, welcher im christlichen Kontext überlebte. Der predigtähnliche Vor- trag strömt frei durch eine Reihe von Bildern: Armeen von

Engeln und Dämonen kämpfend um die gerade gestorbene Seele; die Sicherheit und Süße des Paradieses; der Kampf des Elias mit dem Antichrist; das Verbrennen von Erde und Himmeln (Muspilli) als Zeichen des heranrückenden Ge-richts; der Schall des Horns, welcher die Toten aufstehen lässt, um ihrem Richter gegenüberzustehen; die Unmöglich- keit zu bestechen oder vergangene Verbrechen zu verbergen.Quelle: München, Bayr. Staatsb. Clm 14098

Rekonstruktion: B. Bagby

3. Unsar trohtin hat farsalt (instrumental) Das 'Freisinger Petruslied' (Bayern, 9. Jh.)

Das Manuskript, in dem jede Kurzstrophe von einem 'Kyrie eleison' Refrain gefolgt wird, ist durchgehend neumiert, was eine annähernd genaue Transkription möglich macht. Vie-les spricht dafür, dass Teile der archaischen Melodie über Jahrhunderte hinweg zum spätmittelalterlichen Pfingstlied 'Nun bitten wir den heiligen Geist' verwandelt wurden.Quelle: München, Bayr. Staatsb. Clm 6260, fol. 158v.

Transkription: N. Rodenkirchen

4. Thes habet er ubar woroltring 'De die Iudicii' ['vom Gerichtstag'] aus dem Evangelien-buch des Otfrid von Weißenburg (Elsass, † 875)

Diese ans Herz gehende Beschreibung des Letzten Gerichts-tags stammt aus dem Evangelienbuch des Alsäßer Mönchs

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- 210 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 211 -

Otfrid (des ersten deutschen Dichters, dessen Namen wir kennen), der Kommentare und Paraphrasen auf die Bibel im lokalen Dialekt seiner Mitbrüder und naher Adliger schrieb. In seinem Prolog erwähnt er eine fromme Dame namens Judith, die ihn zu dem Werk gedrängt hat. Die Ver-se waren nicht zum stillen Lesen gedacht, sondern wurden wohl vor einem gebildeten, quasi vorliterarischen – auch juristisch kundigem – Publikum musikalisch vorgetragen. Somit bekommen wir nicht nur ein Gefühl für Otfrids per-sönliches Engagement für die furchterregende Geschichte, die er erzählen will, sondern wir erfahren auch etwas über die karolingischen Gebräuche der Rechtssprechung.Quelle: Heidelberg, Cod.Pal.lat. 52

Rekonstruktion: B. Bagby

5. Gaude coelestis sponsa (instrumental)

Die Sequenzmelodien aus der Zeit des St. Gallener Mönchs Notker (9. Jh.) wurden teilweise auch textlos als sogenannte sequelae in Neumenschrift niedergelegt. Erschließen lassensie sich im genauen Notentext leider erst von späteren Quel-len, was aber dennoch aufgrund ihrer kontinuierlichen, reichhaltigen Überlieferung über Jahrhunderte hinweg ein relativ klares Bild von ihrer Gestalt ergibt. Eine sequela konnte mit hoher Wahrscheinlichkeit auch instrumental ausgeführt werden. Die Melodien waren schon vor der Text- dichtung vorhanden und entstammen nicht dem gregori-anischen Repertoire. Sie weisen also eventuell auf eine vor- christliche Tradition hin. In den ex tempore vorgetragenen

Flöteninterludien dieses Programms geht es vorrangig um auffällige Verwandtschaften verschiedener Sequenzen zu-einander, welche den Schluss zulassen, dass sich der melo-dische Strom dieser frühmittelalterlichen Gattung auf eine knappe Handvoll archetypischer Phrasen zurückführen lässt – sozusagen auf einige wenige Ursequenzen, welche hier in der instrumentalen Reflektion improvisatorisch an-gedeutet werden. Im Zentrum steht die in zahlreichen Ma-nuskripten überlieferte St. Gallener Melodie Adducentur, welche ebenso unter mehreren anderen Namen bekannt war, u.a. unter dem Namen Gaude coelestis sponsa ('Freue Dich, Braut des Himmels'). Quelle: München, clm.10075 xiii in

Rekonstruktion: N. Rodenkirchen (unter zusätzlicher Verwendung mehrerer

verwandter Melodien)

6. Thaer waes swylcra fela'Der Gesang vom letzten Überlebenden' aus dem Beowulf-Epos (Angelsächsisch, 8. Jh.?)

Das Ende eines Volkes, die bittere Konfrontation mit dem Verlust aller Freunde, der Familie, der Besitztümer und Er- innerungen, kann als ein Mikrokosmos des Weltendes ange-sehen werden. In diesem Fragment (Auszug aus dem Beo-wulf-Epos, wo es ein trauriges Vorspiel zu der Episode vom gestohlenen Kelch aus dem goldenen Schatz in der Drachen- höhle bildet) erfahren wir, dass ein kompletter nordischer Stamm, dessen Name unerwähnt bleibt, durch Krieg ver-nichtet worden ist und nur ein einziger Mann am Leben

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bleibt. Er schafft die Schätze seines Volkes in eine nahege-legene Höhle (Gold, Waffen und sogar eine Harfe) als letz-te Geste der Erinnerung, verfällt in eine elegische Klage, bevor auch er in einen einsamen Tod hinübergleitet. Der versteckte Schatz wird später von einem Drachen entdeckt, einer übernatürlichen Kreatur, welche in der christlichen Tradition oft in Zusammenhang mit der Apokalypse ge-bracht wird.Quelle: London, BL, Cotton Vitellius A. XV.

Rekonstruktion: B. Bagby

7. Occidentana (instrumental)

Diese Weise hier taucht in zahlreichen Liederhandschriften auf und ist alternativ auch unter dem Namen cithara be-kannt. Der Ursprung und genaue Sinn der oft sehr illus-trierenden Namen für die untextierten Sequenzmelodien wird für alle Zeiten im Dunkeln bleiben müssen und statt-dessen die Fantasie anregen. Diese titelgebenden Namen tauchen in den später hinzugefügten Sequenztexten meist nicht mehr auf; sehr oft sind es Instrumentenbezeichnun-gen. Dieser berühmten Melodie zu Ehren wird das Stück auf der Kopie einer frühmittelalterlichen Flöte, gefertigt aus der Ulna eines Schwans, vorgetragen.Quelle: St. Gallen 10. Jh.

Rekonstruktion: N. Rodenkirchen

8. Iudicii signum'Die Prophezeihung der Erythräischen Sybille' (Aquitanien, 11. Jh.)

Dies ist die Prophezeiung der Erythräischen Sybille, einem heidnischen Orakel, welche zur Zeit Trojas gelebt haben soll. Ihre Worte finden sich in Augustinus Gottesstaat (Ci-vitate Dei, XVIII, 23) in einem akrostischen Gedicht. Die Version in unserem Programm wurde in aquitanischen Klöstern zum Fest der unschuldigen Kinder (28. Dezember) gesungen, einem Fest mit starker Verbindung zu apokalyp-tischen Themen.Quelle: Paris, BN lat. 1154

Transkription: B. Bagby

9. Scalam ad caelos (instrumental)

Hier rekonstruieren wir ein Stück, so wie es als instru- mentale Überlieferung einer alten fränkischen Melodie von Spielleuten wiedergegeben worden sein könnte. Es ist uns als Sequenz des Notker von St. Gallen (ca. 840 – 912) er-halten geblieben ist. Wir kennen die starke Wirkung, die diese Melodie innerhalb wie auch außerhalb der Kirche über die Jahrhunderte besaß. Quelle: Notker-Sequenz Scalam ad caelos

(Transkription: A. Planchart)

Rekonstruktion: B. Bagby & N. Rodenkirchen

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10. Summi regis archangele Michahel'Sequentia‚ quam Alcuinus composuit Karolo Imperatori' ['Sequenz vom heiligen Michael, welche Alkuin dem Kaiser Karl komponiert hat'](Einsiedeln, 10. Jh./Original evtl. 8. Jh.)

'Summi Regis' ist eine der weitverbreitetsten Sequenzen des Mittelalters. In der ausdrücklichen Widmung des Mönchs Alkuin an Kaiser Karl den Großen wird deutlich, dass der Sänger den Kaiser mit dem Erzengel Michael ideell gleich-setzt, welcher den Drachen zur Erlösung der Menschheit besiegt hat. Vielleicht lässt sich die Faszination der mittel-alterlichen Menschen an der christlichen Gestalt des Dra-chentöters mit der damals unterschwellig noch lebendigen heidnischen Mythologie erklären und der darin vorkom-menden Unzahl an Schlangen oder drachenartigen Unge-heuern, besonders im Zusammenhang mit dem Weltunter- gang. Bei 'Summi Regis' ist aufgrund der Quellenlage unklar, ob es sich tatsächlich um eine Originalsequenz von Alkuin oder lediglich eine Nachdichtung des 10. Jhs. han-delt. Alkuin weilte von 782 – 789 im Frankenreich und wirk-te im Gelehrtenkreise um Karl den Großen.Quelle: Einsiedeln, Stiftsbibliothek Codex 121

Transkription: N. Rodenkirchen

11. A fellr austan um eitrdala'Die Prophezeihung der Völva [Seherin]' (aus der alt-isländischen Edda, Island, 9. Jh.)

Völuspá, eine der berühmtesten alt-isländischen Lieddich-tungen, ist der persönliche Bericht einer Seherin von einer grandiosen Schau. Darin gibt sie ihrer Zuhörerschaft eine überwältigende seherische Beschreibung von der Erschaf-fung der Welt, vom Auftauchen der Götter und Zwerge, und schließlich – im heute vorgetragenen Auszug – vom feurigen Weltende wie auch dem Endschicksal der Götter. Auch wenn der Codex Regius in seiner schriftlichen Form aus dem 13. Jh. stammt, ist das darin enthaltene – mündlich überlieferte – Repertoire der Epensänger nachweislich um viele Jahrhunderte älter.Quelle: Reykjavik, Stofnun A. Magnussonar‚

Gl.kgl.sml.2365 4to ('Codex Regius')

Rekonstruktion: B. Bagby & N. Rodenkirchen

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Seque ntia Ensemble für Musik des Mittelalters

1977 durch Benjamin Bagby und die verstorbene Barbara Thornton gegründet, zählt Sequentia zu den innovativsten und international am meisten geschätzten Ensembles für Musik des Mittelalters. Unter der Leitung Benjamin Bag-bys blickt Sequentia nun auf eine fast 35-Jahre andauernde Arbeit zurück. Diese umfasst internationale Konzertreisen, eine umfangreiche, das gesamte Mittelalter umspannende Liste von Veröffentlichungen auf Tonträgern, darunter das Gesamtwerk der Hildegard von Bingen, sowie Film- und Fernsehproduktionen mit mittelalterlichen Musikdramen. Außerdem zogen Mitglieder des Ensembles eine neue Ge-neration von jungen Musikern in professionellen Ausbil-dungskursen heran.

Das Ensemble trat bisher in ganz Europa, in Nord- und Südamerika, in Indien, im Mittleren Osten, in Asien, Afrika sowie Australien auf und konnte zahlreiche Auszeichnun-gen für viele seiner 31 Einspielungen bei der BMG Deut-sche Harmonia Mundi, bei Marc Aurel Edition, bei Raum-klang und anderen Labels entgegennehmen, darunter einen Disque d'Or, mehrere Diapasons d'Or, zwei Edison-Preise, und den Deutschen Schallplattenpreis. Außerdem wurde das Ensemble für einen Grammy nominiert.

Jüngste Veröffentlichungen beinhalten das vielbeachtete Programm des Ensembles mit apokalyptischen Gesängen (Endzeitfragmente), mit Musik der isländischen Edda (Der

Fluch des Rheingolds) sowie der frühesten europäischenLiedern (Verschollene Lieder eines rheinischen Harfners) undmittelalterlich liturgischen Gesang (Chant Wars, eine Ko-produktion mit dem Pariser Ensemble Dialogos unter derLeitung von Katarina Livljanic). Das Programm Endzeit-fragmente ist in 2008 als CD bei Raumklang erschienen.Sequentia hat über 70 innovative, weltweit präsentierteKonzertprogramme geschaffen, welche das gesamte Spek- trum der mittelalterlichen Musik ausloten, zusätzlich zur Durchführung von mehreren großen Musiktheaterprojek- ten, wie Hildegard von Bingens Ordo Virtutum, dem Cividale Planctus Mariae, der Bordesholmer Marienklage, Heinrich vonMeissens Frauenleich und der mittelalterlichen isländischenEdda. Die Arbeit des Ensembles wird zwischen einem klei-neren Ensemble mit Gesangs- und Instrumentalsolisten für die Konzertreisen und einem Männerstimmenensemble für ein- und mehrstimmige Gesänge aufgeteilt. Nach 25 Jahren Köln ist der Sitz des Ensembles nun Paris. www.sequentia.org

Der Sänger, Harfenist und Mediävist Benjamin Bagby, den die mittelalter-liche Musik schon in früher Jugend be-geisterte, nimmt seit über 25 Jahren eine bedeutende Stellung im Bereich Auffüh-rungspraxis mittelalterlicher Musik ein.

Seit 1977 widmet sich Benjamin Bagby fast ausschließlich derForschungs-, Aufführungs- und Aufnahmetätigkeit von

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- 218 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 219 -

Sequentia. Zusätzlich beschäftigt sich Benjamin Bagby in-tensiv mit solistischen Aufführungen von angelsächsischer Dichtung in mündlicher Überlieferung: Eine vielbeachtete bardische Aufführung des Beowulf-Epos wurde weltweit gehört und 2007 als DVD veröffentlicht. In Ergänzung zur Entwicklung von Programmen für Sequentia und der damit verbundenen Forschungsarbeit hat Benjamin Bagby als Au-tor ausgiebig über mittelalterliche Aufführungspraxis ge- schrieben und veröffentlicht. Als Gastprofessor und Dozent hat er Kurse und Workshops in ganz Europa und Nordame-rika gegeben. Seit 2005 unterrichtet er mittelalterliche Auf-führungspraxis an der Sorbonne, Universität Paris.www.BagbyBeowulf.com

Norbert Rodenkirchen ist Mitglied von Sequentia seit 1995. Neben der Arbeitmit Sequentia spielt er im französischen Ensemble Dialogos sowie mit dem En-semble Personat, gibt Workshops zur Auf-führungspraxis des Mittelalters an ver-

schiedenen Musikhochschulen und erforscht in seinen Solo- programmen die Möglichkeiten für eine authentische Re-konstruktion mittelalterlicher Improvisationskunst. Im Jahr 2009 erschien seine zweite Solo-CD Flour de Flours / Guillaume de Machaut / Lais & Virelais bei marc aurel edition.Zusätzlich gründete er 2009 das Ensemble Candens Lilium, welches in seiner ersten, vom WDR produzierten CD die faszinierenden Gesänge des Antiphonars der Anna Hachen-berch / St. Cäcilien, Köln, eingespielt hat (2010).

In den letzten Jahren engagiert er sich auch zunehmend für Projekte mit Neuer Musik und zeitgenössischer Improvi- sation, denen er mit seinen archaischen Flötentönen und seiner an mittelalterlicher Musik geschulten Klangauffas- sung eine unverwechselbare Farbe gibt. In diesem Bereich arbeitet er vor allem mit Albrecht Maurer zusammen. Zudemhat er sich als vielseitiger Komponist im Bereich Film- und Theatermusik einen Namen gemacht. Norbert Rodenkirchen ist künstlerischer Leiter der SchnütgenKonzerte – Musik des Mittelalters im Kölner Museum Schnüt-gen. www.norbertrodenkirchen.de

7 7Autogr a mme

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- 220 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 221 -

Jephta

»eins zu eins – unentschieden«

Ensemble &cetera

Ulrike Hofbauer: SopranKristine Jaunalksne: SopranJulie Comparini: Alt Jakob Pilgram: Tenor Georg Poplutz: TenorJon Stainsby: BassMarie Bournisien: Arpa doppiaJulian Behr: TheorbeBrigitte Gasser: Lirone Ralph Stelzenmüller: OrgelMarkus Hünninger: Cembalo Ann Allen: gestalterische Mitarbeit

Mittwoch, 14.09., 19.00 Uhr Stiftskirche St. Georgen

Einle itung

Zu mancher richtigen Entscheidung kam es nur, weil der Weg zur falschen gerade nicht frei war. Hans Krailsheimer

Wir dürfen in unserem Leben immer wieder Entscheidungen fällen – oder sollte es eher heißen, wir »müssen«? Konse- quenzen zeigen sich häufig erst zu einem späteren Zeitpunkt. Und weil oft alles Überlegen und Abwägen keine Klarheit bringen kann, handeln wir manchmal vorschnell oder schre-cken davor zurück, überhaupt eine Entscheidung zu fällen.

Das Ensemble &cetera befasst sich mit genau diesem Thema, denn an den spannenden Entscheidungs-Punkten im Leben der vorgestellten Helden entzündet sich gewaltige Drama-tik. Namensgebend für das Programm ist die Geschichte von Jephta, der seine eigene Tochter opfert, um ein unbedacht gemachtes Gelübde zu erfüllen. Giacomo Carissimis Verto-nung dieser verstörenden, alttestamentlichen Erzählung mit der ergreifenden Klage der Tochter um ihren vorzeitigen Tod machte das Oratorium im 17. Jh. in ganz Europa be-rühmt. Im weiteren Verlauf des Abends kommen Heroen zu Wort, die mit dem Fällen von Entscheidungen und deren Folgen ihre liebe Not haben. Die Vertonungen stammen von italienischen Meistern des frühen 17. Jahrhunderts.

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- 222 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 223 -

Mit L'Astratto eröffnet eine kapriziöse Sängerin den Kon-zertabend: Sie kann sich nicht entscheiden, mit welchem Lied sie ihr gebrochenes Herz trösten könnte!

In Dispietata pietate klagt Aminta Daphne an, zu Unrecht den Pfeil zurückgehalten zu haben: Er leide so sehr unter seinem gebrochenen Herzen, dass er nur noch den Tod her-beisehne.

Se m'amate, io v'adoro schildert heiter das »richtige« Verhal-ten zweier Liebenden: Wenn der Eine liebt, will der Andere auch lieben, er will sterben, wenn der Andere stirbt und eben auch hassen, wenn der Andere hasst.

Timore e che sarà beleuchtet hingegen einen gespaltenen Charakter: Barbara Strozzi vertonte hier in einem Dialogo a voce sola den inneren Widerstreit zwischen Angst und Hoffnung: Die beiden können sich nicht darauf einigen, ob sie jetzt wagen sollen zu lieben oder es doch lieber bleiben lassen sollen, aus Angst, verletzt zu werden.

Ebenfalls von der venezianischen Komponistin Barbara Strozzi stammt das Madrigal L'Usignuolo. Hier geht der Dichter einer der grundlegenden Fragen zur Musik über-haupt nach: warum singt die Nachtigal und warum singen wir? Aus Freude oder eher aus Wut? Wollen wir singen, oder müssen wir?

Die letzten Momente der schottischen Königin Maria Stuart vertonte Giacomo Carissimi in einer großangelegten Monodie.

Maria Stuart zeigt sich als furchtlose, stolze Frau, die mit unverbundenen Augen ihren Weg zur Guillotine beschrei-tet. Ihren Putsch gegen Königin Elisabeth bereut sie zu kei-nem Zeitpunkt, vielmehr flüchtet sie sich in die wiederholte Beteuerung ihrer Unschuld. Sie kann der Wahrheit nicht ins Auge sehen, dass ihre eigene Ungeschicklichkeit beim Ver-schlüsseln ihrer Briefe zum Scheitern des Attentatversuchs – und damit zu ihrem eigenen Todesurteil – geführt haben.

Den Abschluss des ersten Teils bildet ein zweiteiliges Ma-drigal von Sigismondo D'India. Hier gibt sich der Dichter ein letztes Mal seiner maßlosen Bewunderung für die »gött-lichen und gesegneten« Augen seiner Geliebten hin, die sei-ne Liebe nicht erwidern will oder kann, bevor er seine Kon-sequenzen zieht und sie für immer verlässt. Jedoch weiß er wohl, dass ihre Augen ihn noch sehr, sehr lange verfolgen werden, egal wie viel Distanz er zwischen sich und sie brin-gen wird.

Nach der Pause erklingt die Hohelied-Vertonung »Filiae Jerusalem« des sizilianischen Komponisten Erasmo Marotta:»Sie« sucht »ihn« und kann sich nicht erklären, warum er weggegangen ist, und wohin. Dieser Motette folgt das ein-gangs vorgestellte Oratorium Jephta des römischen Kom-ponisten Giacomo Carissimi.

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- 224 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 225 -

Progr a mm

Barbara Strozzi (1619 Venezia – 1677 Padova)1. L'Astratto. Voglio si vò cantarAus: Arie a voce sola, op. 8, Venezia, 1664

Sigismondo D'India (ca. 1582 Palermo – ca. 1629 Modena?)2. Dispietata pietate Aus: Il terzo libro de Madrigali,Venezia, 1615

Girolamo Frescobaldi (1583 Ferrara – 1643 Roma) 3. Se m'amate io v'adoro Aus: Primo libro d'arie musicali per cantarsi, Firenze, 1630

Barbara Strozzi4. Trà la speranze e'l timore Dialogo à voce sola Aus: Cantate, ariette e duetti, op. 2, Venezia, 1651 Girolamo Frescobaldi5. CorrentiAus: Toccate d'intavolatura di cimbalo et organo, Roma, 1637

Barbara Strozzi 6. L'UsignuoloDonzella Ateniese sforzata dal Re di TraciaAus: Il primo libro de madrigali, Venezia, 1644

Giacomo Carissimi(1605 Marino bei Roma – 1674 Roma) 7. Ferma, lascia ch'io parli

Luigi Rossi (ca. 1597 Torremaggiore? – 1653 Roma) 8. Passacaglia

Sigismondo D'India9. Alme Luci beate Aus: Ottavo libro de madrigali, Roma, 1624

Pause

Erasmo Marotta(ca. 1576 Randazzo in Sizilien – 1641 Palermo) 10. Filiae Jerusalem Aus: Raccolta di mottetti, libro primo, Palermo, 1635

Giacomo Carissimi 11. Jephta Manuskript, Paris

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- 226 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 227 -

Te x te

1. L'Astratto. Voglio si vò cantarText: Giuseppe Artale

Voglio si vò cantar, forse cantandotrovar pace potessi al mio tormentohà d'opprimere il duol forza il concentosi, si pensiero aspettaa sonar comintiamoe a nostro senso una canzon troviamo. hebbi il core legato un did'un bel crin la straccerei subito ch'apro un fogliosento che mi raccorda il mio cordoglioFuggia la notte e sol spiegava intornoeh, si confondon qui la nott'èl giornovolate ò furievolate e conduceteun miserabile al foco eterno …ma che fò nell'inferno?Al tuo ciel vago desiospiega l'ale e vanneà fè che quel che ti composepoco sapea dell'amoroso straledesiderio d'amante in ciel non sale.Goderò sotto la lunahor questa si ch'è peggiofà il destin de gl' amanti e vuol fortuna.

1. Ich will singenText: Giuseppe Artale

Ich will singen, vielleicht kann ich beim Singen Ruhe finden vor meiner Qual.Musik hat die Kraft, das Leid zu unterdrücken.Ja, ja, Gedanken haltet ein!Fangen wir an zu spielenund für unsere Stimmung ein Lied zu finden.»Mein Herz war einst gebunden von wunderschönen Haaren …«Ich will's zerreissen. Sobald ich umblättere, werde ich an meinen Gram erinnert.»Die Nacht ist geflohen und überall scheint die Sonne ...«Ha, hier verwechseln sie Nacht und Tag!»Fliegt, oh Furien,fliegt und führt diesen Elenden zum ewigen Feuer ...«Aber was mache ich in der Hölle? »Nach deinem Himmel, schöne Ersehnte,breite die Flügel aus und fliege ...«Ach wirklich, wer dich geschrieben hat, wusste sehr wenig von den Pfeilen Amors!Das Sehnen eines Liebenden steigt nie bis zum Himmel.»Ich werde im Mondlicht genießen ...«Das ist ja noch schlimmer!Es kennt das Schicksal der Liebenden und erwartet Glück!

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misero i guai m'han da me stesso astrattoe cercando un soggettoper volerlo dir sol cento n'ho detto.Chi nel carcere d'un crinei desiri hà prigionieriper sue crude aspre ruinene men suoi sono i pensieri.Chi ad' un vago alto splendorediè fedel la libertàschiavo al fin tutto d'amorene men sua la mentre havrà.Quind' io misero e stoltonon volendo cantar cantato hò molto.

2. Dispietata pietate Text: Torquato Tasso

Dispietata pietate Fu la tua veramente, o Dafne, alloraChe ritenesti il dardo:Però che'l mio morire Più amaro sarà quanto più tardo.Ed or perché m'avvolgi Per sí diverse strade e per sí variiRagionament' invano? Di che temi?Temi ch'io non m'uccida?Temi del mio bene. Deh, lasciami morire in tante pene.

Ich Arme, mein Unglück hat mich zerrissen und nach einem einzigen Stück suchend, um nur eine Sache zu sagen, hab ich hunderte gesagt. Er, der von seinen Wünschen in ein Gefängnis von schönen Haaren eingesperrt ist, besitzt wegen seines eigenen grausamen, harten Ruins nicht einmal seine eigenen Gedanken.Wer treu seine Freiheit einem hohen schönen Glanz verpfändet hat, – letztlich ein Sklave der Liebe – dem gehört nicht einmal mehr sein eigener Kopf!Daher habe ich, elend und dumm, obwohl ich gar nicht singen wollte, so viel gesungen.

2. Erbarmungsloses Mitleid Text: Torquato Tasso

Es war also wirklich nichts als erbarmungsloses Mitleid, oh Daphne, als du den Pfeil zurückhieltest. Trotzdem wird mein Sterben bitterer sein, je später es eintritt. Und warum verwickelst du mich jetztunnötig in so unterschiedliche Wege und so verschiedenartige Gedankengänge? Wovor hast du Angst? Fürchtest du, dass ich mich nicht töten werde? Du fürchtest um mein Wohl. Ach, lass mich sterben in so großer Pein!

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3. Se m'amate io v'adoro

Se m'amate, io v'adoro,Se pur mi disprezzate, io vi disprezzo,Se morite per me, io per voi moro.Se m'odiate voi, io son' avvezzoA secondar d'Amor gli effetti suoi,Sempre farò quel che farete voi.

4. Trà la speranze e'l timore Dialogo à voce sola

»Timore, e che sarà?Godremo si ò nò?«»Datemi libertà,speranze, e vel' dirò:Non s'accordano maile speranze el' timor,che l'uno sogna guaie l'altre accieca Amor.«»Datemi libertà,speranze, e vel' dirò:»timore, di, di pur di!«»speranze, io vel' dirò, mà se dirò di nò,voi direte di sì.«

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3. Wenn Ihr mich liebt, bete ich Euch an

Wenn Ihr mich liebt, bete ich Euch an,Wenn Ihr mich verachtet, verachte ich Euch,Wenn Ihr für mich sterbt, werde ich für Euch sterben.Wenn Ihr mich hasst, so werde ich, da ich gewohnt bin,Der Liebe in allen Dingen Beistand zu leisten,Stets nachahmen, was Ihr tut.

4. Zwischen Hoffnung und Furcht Dialog für eine Stimme

»O Furcht, was wird sein?Werden wir glücklich, ja oder nein?«»Gebt mir Freiheit, Hoffnung, und ich will es euch sagen:Hoffnung und Furcht stimmen nie überein,denn die eine träumt stets von Schmerzen,Amor aber blendet die andere.«»Gebt mir Freiheit, Hoffnung, und ich will es euch sagen:»Sag, Furcht, sag es!«»Hoffnung, ich will es euch sagen, aber wenn ich nein sage,werdet ihr ja sagen.«

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6. Die NachtigallEin athenisches Fräulein, bedrängt vom König von Thrakien

Die armselige Nachtigallentfaltet den Prunk ihres musikalischen Gesangesund erzählt ihren Schmerz der Quelle, der Wiese, dem Wald und den Winden.Philomena beweint die Schmähungen und das Unrecht, die ihr durch einen thrakischen Betrüger zuteil werden, und sie singt nicht von der Liebe, sondern erinnert mit erzürnter Zungeden Himmel daran, dass er die Verräter auslöschen solle. Wer hätte geglaubt, dass der Zorneine Stimme, so lieblich und süß, zum Singen veranlassen könnte?

6. L'UsignuoloDonzella Ateniese sforzata dal Re di Tracia

Quel misero usignuolospiega la pompa de' canori accentie racconta il suo duoloal fonte, al prato, a la foresta, ai venti.Piange l'ingiurie Filomena e i tortid'un trace ingannatore;e non canta d'amore,ma con l'irata linguaricorda al Ciel che i traditori estingua.Chi credería che vocecara e soave tantomuovan gli sdegni al canto?

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Auch wir, oh ihr schönen Gierigen,die wir selten Lohn erhalten für unsere unterwürfigen Liebesbezeigungen,singen mehr aus Wut als aus Freude.

7. Halt, Lass mich sprechen

Halt, lass mich sprechen, gotteslästerlicher Priester!Wenn auch das ungünstige Schicksal mir einen unverdienten Tod beschert, leb' und sterb' ich in Unschuld.Ich bin vom Blute der Stuarts und ich bin Königin. Warum mir die Augen verbinden? Wenn ich doch so viele Tage vorbeiziehen sah, habe ich auch den Mut, meiner letzten Stunde entgegenzusehen. Und so wie ich sie zum Himmel hob kann ich nun ohne Schleier aus dem Leben scheiden.Halt, wartet, lasst mich doch sprechen!Aber – was werde ich sagen? Leider spricht für mich heute nur die Unschuld und gegen dieses grausame Urteil ruft sie zu Gott. Verachtete Unschuld, wenn sie sogar eine Königin nicht rettet, die dem Neid den Krieg erklärt hat, an wen darf sich dann in England ein Bettler, ein Vasall, ein Unglücklicher wenden? Verachtete Unschuld. Geh weg von mir, kehre zurück zu den Sternen, denn ich werde mit furchtloser, abgeklärter Seele inmitten gottloser Menschenmassen

Noi pur, o belle avare,allor ch'al nostro ossequioso affettoson le mercedi rare,più di rabbia cantiam che per diletto.

7. Ferma, lascia ch'io parli Ferma, lascia ch'io parli, sacrilego Ministro!Se ben fato inclemente a morte indegna come rea mi destina,Vissi e moro Innocente,son del sangue Stuardo e son Regina,perche bendarmi i lumi?s'io mirai tanti giorni,hò petto ancora da mirar l'ultim' ora,e s'io gl' apersi al' cielo,saprò ben' senza velo alla Vita serarli.ferma, ferma, lascia, lascia ch'io parli!Mà, che dirò?Purtroppo hoggi favella à mio pro l'Innocenzae di si rea sentenza a Dio s'appella.Vilipesa Innocenza, s'una Reginaà ti salvar non lice cui l'invidia fà guerra,à chi ricorrer deve in Inghilterraun Mendico, un' Vassalo, un' infelice?vilipesa Innocenza,Vattene pur dà mè, torna alle stelle,ch'io con Anima intrepida, e serenasarò frà tante squadre a Dio rubelle

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in meiner Tragödie Zuschauerin und Szene sein. Zum Sterben! Um Gerechtigkeit und Glauben zu bewahren sollen keine Kronen mehr gelten, denn für Gründe der Vernunft weiß sogar die Wahrheit zu lügen. Zum Sterben! Es wird wohl vom Halse das Blut fließen, aber aus meinen Augen keine Träne, auch wenn ich verblute, wird Standhaftigkeit meinem Schmerz ein Elixier mischen. Zum Sterben! Ihr, meine lieben Mädchen, die ihr vor meinem Thron knietet und klagend meiner Qual folgt, beweint meinen Fall.Und ich, ach, beraubt alles Guten, allen Glückes, unterlasse trotzdem meine Pflichten nicht:Teilt die Liebe, die ich Euch hinterlasse. Erduldet standhaft mein hartes Schicksal, Und wenn der neidvolle Tod mich Euch Aufbegehrenden und Weinenden entreißt, oh, treue Frauen auf der Erde, werde ich Euch, Gefährtinnen, mit einem ewigen Lächeln im Paradies umarmen.Sieh, London, und lerne die Wechselfälle der Welt, und du, die du die Briten regierst, hochmütige Isabella, erwarte von der strengen Gerechtigkeit die Strafe! Und wenn, um dich in Stücke zu hauen, den Bestien Klauen und Bisse fehlen,

di mia Tragedia, e spetatrice e scena.A morire, à morire!Per serbar Giustizia, e fede,più non vaglion le Corone,che di stato la Ragioneanco la verità sà far mentire.à morire, à morire!Versarò dal collo il sanguemà non già dai lumi il pianto,che se bene Io resto esangue,la costanza al mio duol' mesce elisireA morire, à morire!Voi, mie care donzelle,che m'inchinaste al soglioet hor piagenti mi seguite ai tormenti,compatite i miei casi,e s'io lassa rimasi spogliata d'ogni ben', d'ogni fortuna,non per questo morendo gl'oblighi miei tralascio,partitevi l'amor con cui vi lascio.Soffrite costanti la dura mia sorte,e s'invida Morte stillandovi in piantià voi mi toglie, ò fide ancelle in terra,con sempiterno riso v'abbraccerò Compagne in Paradiso.Mira Londra, et impara le vicende mondanee tu, ch'all' Anglicane schiere dai leggeo Jezabelle altera,di Giustitia severa aspetta i colpi,e se per farti in brani mancheranno alle belve artigli e morsi

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bleiben doch die Hunde zu deiner Reue. Ja, ja, tobe dich aus, Wut, regne über meinem Kopf hunderte, tausende Pfeile deines rasenden Zorns! Schlage ohne Erbarmen zu über dieser blutgetränkten Brust mit Qualen, Marter, Geißeln und Wildheit. Lass ein Meer aus Blut meinen Mantel schwarz färben, erschlag mich, denn du wirst mich nicht soviel quälen wie ich leide! Zum Sterben! Hier schwieg sie, und stark und unbesiegt ergab sich die schottische Königin Ihrem Schicksal, und einen Moment später teilte ein unwürdiger und böser Schlag den Körper und vereinte die Seele mit Gott.

9. Ihr seligen Augenlichter

Ihr seligen Augenlichter,die ihr süß branntet und lieblich zerstörtetdas eingeäscherte Herz,wen wird Amor nun mit schönen Blitzen glücklich machen?

Ich gehe, meine Lichter,ich gehe weit weg, meine Götter,und habe keine Hoffnung mehr, die mich trösten könnte.Ihr seligen Augenlichter,wenn für so lange Zeit

serviranno di Cani i tuoi rimorsi.Sì, sì, sfogati, assaliscarica sul mio capo à cento à milledel tuo furor gli strali!Vibra senza pietà sù questo petto esanguestrazi, scempi, flagelli, atrocità.Lascia ch'un' mar di sangue m'inostri il nero Manto,fulmina pur, che tanto stratiarmi non sapraiquant'io soffrire.A morire, à morireQui tacque, e forte e invittaal suo destin s'arrese la Regina Scozzese,ne guari andò ch'un colpo indegno e riodivise il Corpo, et unì l'alma à Dio.

9. Alme Luci beate

Alme luci beate, Che dolcemente ardesteE dolce distrugesteL'incenerito core,Chi di bei lampi hor farà lieto Amore?

Io vi lascio, mie scorte,Io mi parto, bei lumi,Io vò lungi, miei Numi,E non ho speme ohimè che mi conforte.Alme luci beate,Se per sì lunga etate

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liebend und sehnendihr meine Freude wart,werdet ihr nun für so lange Zeitliebend und erinnerndmein Martyrium.

10. Ihr Töchter Jerusalems

- Ihr Töchter Jerusalems, habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt?- Wo ist dein Geliebter hingegangen, o Schönste unter den Frauen?- Ich suchte ihn in meinem Bett des Nachts und fand ihn nicht.- Wie ist dein Geliebter? Wir werden ihn mit dir suchen. - Mein Geliebter ist weiß und rot, sein Kopf lauteres Gold, seine Augen wie Tauben an Wasserquellen, seine Lippen süßer denn Honig und Wabe, seine Hände goldene Rollen, mit Topasen-Stein besetzt;- Wie ist dein Geliebter?- So ist mein Geliebter, ihr Töchter Jerusalems: wenn ihr ihn findet, sagt ihm, dass ich vor Liebe verschmachte.

Amando e desiandoVoi foste il mio gioire,Hor per sì lunga etateAmando e rimembrandoSarete il mio martire.

10. Filiae Jerusalem

- Filiae Ierusalem, num quem diligit anima mea vidistis?- Quo abiit dilectus tuus, o pulcherrima mulierum?- Quaesivi eum in lectulo meo per noctem et non inveni.- Qualis est dilectus tuus? et quaeremus eum tecum.- Dilectus meus candidus et rubicundus, caput eius aurum optimum, oculi eius sicut columbae super rivulos aquarum, labia eius dulcia super mel et favum, manus eius tornatiles aureae plenae iacinthis.- Qualis est dilectus tuus?- Talis est dilectus meus, filiae Ierusalem: si inveneritis, dicite ei quia amore langueo.

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11. Jephta Text nach Richter XI, 29-38

Alt Solo Als der König der Ammoniter die Israeliten zum Kampf gefordert hatte und die Worte Jephtes nicht beachten wollte, kam über Jephte Gottes Geist, und da er gegen die Ammoniter vorrückte, sprach er vor dem Herrn ein Gelübde:

Jephte – Tenor Solo Wenn der Herr die Kinder Ammon in meine Hand gibt, dann werde ich dem Herrn als Opfer darbringen, wer auch immer mir als erster aus meinem Hause entgegentritt.

ChorAlso zog Jephte gegen die Ammoniter, um mit tapferem Geist und der Kraft des Herrn gegen sie zu kämpfen.Es schmetterten die Trompeten und es dröhnten die Pauken, als die Schlacht gegen Ammon begann.

Bass solo Flieht, weicht, ihr Gottlosen, geht zugrunde, fallt unter dem Schwert. Der Herr der Heeresteht auf zur Schlacht und kämpft gegen euch.

ChorFlieht, weicht, ihr Gottlosen, stürzt zusammen und werdet zersprengt unter dem Wüten des Schwertes.

11. Jephta Testo: Richter XI, 29-38

Altus solo Cum vocasset in proelium filios Israel rex filiorum Ammon et verbis Jephte acquiescere noluisset, factus est super Jephte Spiritus Domini, et progressus ad filios Ammon votum vovit Domino dicens:

Jephte – Tenor solo Si tradiderit Dominus filios Ammon in manus meas, quicumque primus de domo mea occurrerit mihi, offeram illum Domino in holocaustum.

Chorus Transivit ergo Jephte ad filios Ammon, ut in Spiritu forti et virtute Domini pugnaret contra eos; et clangebant tubae, et personabant tympana, et proelium commissum est adversus Ammon.

Basso solo Fugite, cedite, impii, perite, gentes; occumbite in gladio, Dominus exercituum in proelium surrexit et pugnat contra vos.

Chorus Fugite, cedite impii, corruite et in furore gladii dissipamini.

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SoloUnd Jephte zertrümmerte zwanzig Städte Ammons mit einem über alle Maßen gewaltigen Schlag.

ChorUnd die Ammoniter weinten, da sie öffentlich von den Israeliten gedemütigt wurden.

SoloAls aber Jephte als Sieger nach Hause zurückkehrte, trat ihm seine einzige Tochter entgegen und sang mit Pauken und Reigen:

TochterSchlagt die Pauken, lobsingt mit Zimbeln. Lasst uns dem Herrn ein Loblied singen und einen Freudenchor anstimmen. Lasst uns den König des Himmels loben, den Kriegsfürsten, der den Feldherrn der Israeliten als Sieger zurückgegeben hat.

A 2Lasst uns dem Herrn ein Loblied singen und einen Freudenchor anstimmen, denn er schenkte uns Ruhm und Israel den Sieg.

TochterSingt mit mir dem Herrn, singt alle Völker, lasst uns den Kriegsfürsten preisen, denn er schenkte uns Ruhm und Israel den Sieg.

SoloEt percussit Jephte viginti civitates Ammon piaga magna nimis.

Chorus Et ululantes filii Ammon facti sunt coram filiis Israel humiliati.

SoloCum autem victor Jephte in domum suam reverteretur, occurrens ei unigenita filia sua cum tympanis et choris praecinebat:

F (Filia) Incipite in tympanis et psallite in cymbalis, hymnum cantemus Domino et modulemur canticum. Laudemus Regem coelitum, laudemus belli Principem, qui filiorum Israel victorem ducem reddidit.

A 2 Hymnum cantemus Domino et modulemur canticum, qui dedit nobis gloriam et Israel victoriam.

F (Filia) Cantate mecum Domino, cantate omnes popoli, laudate belli Principem, qui nobis dedit gloriam et Israel victoriam.

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Chor Lasst uns alle dem Herrn singen, lasst uns alle den Kriegsfürsten preisen, denn er schenkte uns den Ruhm und Israel den Sieg.

SoloAls Jephte, der dem Herrn das Gelübde geleistet hatte, seine einzige Tochter ihm entgegentreten sah, zerriss er in Schmerz und Tränen seine Kleider und sagte:

JephteWehe, meine Tochter, wie täuschst du mich, meine einzige Tochter, und du gleichermaßen, wie bist du getäuscht.

TochterWarum habe ich dich, Vater, getäuscht und weshalb bin ich, deine einzige Tochter, getäuscht?

JephteIch habe dem Herrn versprochen, ich würde ihm als Opfer darbringen, wer mir als erster aus meinem Hause entgegentrete.Wehe mir, meine Tochter, du hast mich getäuscht, meine einzige Tochter, und du meine Tochter, wehe, bist gleichermaßen getäuscht.

Chorus Cantemus omnes Domino, cantate omnes popoli, laudemus belli Principem, qui nobis dedit gloriam et Israel victoriam.

Solo Cum vidisset Jephte, qui votum Domino voverat, filiam suam venientem in occursum, prae dolore et lachrimis scidit vestimenta sua et ait:

Jephte Heu mihi, filia mea! Heu, decepisti me, filia unigenita.et tu pariter, heu, filia mea, decepta es.

F (Filia) Cur ego te, pater, decepi, et cur ego, filia tua unigenita, decepta sum?

Jephte Aperui os meum ad Dominum ut quicumque primus de domo mea occurrerit mihi, offeram illum Domino in holocaustum. Heu mihi, filia mea! Heu, decepisti me, filia unigenita; et tu pariter, heu, filia mea, decepta es.

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- 248 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 249 -

Tochter Mein Vater, mein Vater, wenn du dem Herrn dies versprochen hast und nun als Sieger über deine Feinde heimkehrst, siehe, dann biete ich, deine einzige Tochter, mich zum Brandopfer an für deinen Sieg. Nur eines gewähre mir, deiner einzigen Tochter, bevor ich sterben soll.

Jephte Was wird deine Seele, was wird dich, todgeweihte Tochter, trösten können?

Tochter Lass mich gehn, dass ich zwei Monate lang im Gebirge umherwandere, um mit meinen Freundinnen meine Jungfräulichkeit zu beklagen.

JephteGeh, meine Tochter, geh, und beklage deine Jungfräulichkeit.

Chor Also ging die Tochter Jephtes in die Berge und beklagte mit ihren Freundinnen ihre Jungfräulichkeit und sagte:

F (Filia) Pater mi, si vovisti votum Domino, reversus victor ab hostibus, ecce ego filia tua unigenita: offer me in holocaustum victoriae tuae. Hoc solum, pater mi, praesta filiae tuae unigenitae ante quam moriar.

Jephte Quid poterit animam tuam, quid poterit te, moritura filia, consolari?

F (Filia) Dimitte me, ut duobus mensibus circumeam montes, ut cum sodalibus meis plangam virginitatem meam.

Jephte Vade filia, vade filia mea unigenita, et plange virginitatem tuam.

ChorusAbiit ergo in montes filia Jephte et plorabat cum sodalibus virginitatem suam, dicens:

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Tochter Weint, ihr Hügel, trauert, ihr Berge, und heult mit mir über meine Herzensqual. Seht, ich sterbe als Jungfrau und kann in meinem Tod nicht von meinen Söhnen getröstet werden. Seufzt, ihr Wälder, Quellen und Flüsse, weint über den Untergang einer Jungfrau. Wehe mir Armer, beim Jubel des Volkes, beim Sieg Israels und beim Ruhm meines Vaters muss ich, seine einzige Tochter, kinderlos als Jungfrau sterben und darf nicht leben. Erschauert, ihr Felsen, erstarrt, ihr Hügel, und ihrTäler und Schluchten, hallt wider in schrecklichem Klang. Beweint meine Jungfräulichkeit, ihr Kinder Israelsund beklagt Jephtes einzige Tochter in einem Trauergesang.

Chor Weint, ihr Kinder Israels, weint, alle Jungfrauen und beklagt Jephtes einzige Tochter in einem Trauergesang.

F (Filia) Plorate colles, dolete montes et in afflictione cordis mei ululate. Ecce, moriar virgo et non potero morte mea meis filiis consolari. Ingemiscite silvae, fontes et flumina, in interitu virginis lachrimate. Heu me dolentem, in laetitia populi, in victoria Israel et gloria patris mei; ego sine filiis virgo, ego filia unigenita moriar et non vivam! Exhorrescite rupes, obstupescite colles, valles et cavernae in sonitu horribili resonate. Plorate filii Israel, plorate virginitatem mea, et Jephte filiam unigenitam in carmine doloris lamentamini.

Chorus Plorate filii Israel, plorate omnes virgines et filiam Jephte unigenitam in carmine doloris lamentamini.

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Ense mble &ce te r a

movere gli affetti dell'animo – den Zuhörer mitreißen in einem Konzerterlebnis, das bewegt und definitiv nicht »von der Stange« ist – das ist das Ziel von &cetera. Auf der Grund-lage aktuellster Erkenntnisse aus der Aufführungspraxis widmen wir uns mit Spielfreude und Esprit musikalischen Entdeckungen aus der italienischen Musik des Früh- und Hochbarocks.

Ulrike Hofbauer, Sopran und Mo-tor des Ensembles, ist fasziniert davon, wie, warum, wobei, und wann Menschen ihre oft überraschenden Entscheidungen fällen. Die geistliche Oper Jephta von Giacomo Carissimi begleitet sie seit ihrer

Jugend und war ein wichtiger Impuls für Ulrikes Entschluss,Sängerin zu werden. Sie studierte Gesang und Gesangspädagogik an den Hoch- schulen Würzburg und Salzburg und an der Schola CantorumBasiliensis. Zu ihren maßgeblichen Lehrern zählen Sabine Schütz, Evelyn Tubb und Anthony Rooley. In der Arbeit mit Christina Pluhar und Andrea Marcon erhielt sie weitere wert-volle Anregungen.Die in Oberbayern geborene Sängerin ist heute in der Nähe von Basel ansässig und musizierte als Solistin unter anderem mit Singer Pur, dem Collegium Vocale Gent, L'Arpeggiata, LaChapelle Rhénane, L'Orfeo Barockorchester und Cantus Cölln

und arbeitete mit Philippe Herreweghe, Gustav Leonhardt, Daniel Reuss, Manfred Cordes, Christoph Siebert und Jos van Veldhofen zusammen. Neben Radiomitschnitten und live-Hörfunkauftritten do-kumentieren CD- und Film-Produktionen die Vielseitig-keit der Sängerin.Ihr schauspielerisches Interesse kann Ulrike auch auf der Opernbühne ausleben. Sie sang unter anderem am Theater Basel und am Theater Bern und war als Calisto in Cavallieris gleichnamiger Oper, als Galathea in Händels Acis and Gala-thea, als Euridike in Telemanns Orpheus und in sämtlichen Frauenrollen in Purcells Dido and Aeneas zu hören. Mit ihrem eigenen Ensemble savadi hat sie 2003 den York Early Music International Young Artists Competition und 2004 den Van Wassenaer Concours in Den Haag gewonnen. Bis vor Kurzem unterrichtete sie Barockgesang an der Universität Mozarteum Innsbruck. www.savadi.net

Ulrikes Repertoire umfasst alle Epochen und Stilrichtungen. Die intensive Beschäftigung mit musikalischer Rhetorik, Ornamentik und dem »recitar cantando« Stil bildet einen Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit. www.ulrikehofbauer.com

Kristine Jaunalksne, Sopran, gebo-ren in Riga, Lettland, studierte zunächst Chorleitung an der Musikakademie in Lettland. Unter ihrem Dirigat erhielt der Mädchen- kammerchor Tonika bei verschiedenen

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internationalen Chorwettbewerben zahlreiche Auszeichnun- gen und Preise. Nach dem Diplom kam sie in die Schweiz und studierte Gesang an der Schola Cantorum Basiliensis bei Andreas Scholl und Evelyn Tubb und am Konservatorium Neuchâtel bei Jeanne Roth. Derzeit arbeitet sie mit Sabine Schütz. Als gefragte Solistin im Oratorienbereich reist sie durch ganz Europa. Daneben gilt ihre besondere Liebe den musik- dramatischen Formen. Kreative Impulse erhielt sie dabei durch Projekte wie Se m'amate io v'adoro unter der Re-gie von Joachim Schlömer, Rappresentatione di Anima, et di Corpo von Emilio de' Cavalieri unter Christina Pluhar, Il matrimonio segreto von Dominico Cimarosa am Theater von Neuchâtel, Combattimento di Tancredi e Clorinda von Claudio Monteverdi unter der Regie der Berliner Tänzerin und Cho-reographin Mirella Weingarten und Barockburlesque, einer Verbindung klassischer Barockmusik mit klassischem Jazz unter der Regie von Ann Allen.Neben ihrer Arbeit als Solistin musiziert Kristine Jaunalksne auch gerne in kleinen Ensemble-Besetzungen, so arbeitete sie z.B. mit dem Collegium Vocale Gent unter der Leitung von Peter Phillips, der Akademie für Alte Musik Berlin unter der Leitung von Attilio Cremonesi, L'Arpeggiata unter Chris-tina Pluhar und »Sette Voci« unter Peter Kooij. Ihr besonderes Engagement gilt ihrem eigenen Ensemble savadi, mit welchem sie im Jahr 2003 den Early Music Wett-bewerb in York und im Jahr darauf auch den Van WassenaerConcours in Den Haag gewonnen hat. In der Musik von savadi kann Kristine ihr Bemühen um historische Authen-tizität mit dem modernen Esprit unserer Zeit verbinden.

BBC, ORF und DRS haben das Ensemble regelmäßig im Programm. Ihre neue CD Fabellae sacrae wurde von der Kritik begeistert aufgenommen.

Julie Comparini, Alt, ist als Opern-und Oratoriensolistin sowohl unter der Leitung von Michi Gaigg, Reinhard Goebel, Thomas Hengelbrock und MarcMinkowski aufgetreten, als auch in inter-disziplinären Theaterprojekten in St.

Pölten (Festival Nox Illuminata), Berlin (theaterbar), Olden-burg (Staatstheater) und Regensburg (Tage Alter Musik).Sie singt regelmäßig mit dem Balthasar-Neumann-Chor und der Schola Heidelberg und ist Gründungsmitglied des belgischen Ensembles Sospiri Ardenti, für welches sie die theatralischen Konzerte Liefde en Magie bij Shakespeare, Métamorphoses und De nachtegaal, eine Pasticcio-Oper für Kinder mit Musik von G. P. Telemann, entwickelte. www.juliecomparini.com

Georg Poplutz, Tenor, wurde in Arnsberg, Deutschland, geboren. Er schloss an sein Staatsexamen für Musik und Englisch ein Gesangsstudium an den Musikhochschulen in Frankfurt a. M. und Köln bei Berthold Possemeyer und

Christoph Prégardien an, das er 2007 mit dem Konzertexa-men erfolgreich beendet hat.

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Konzertengagements im Oratorienfach führten Poplutz in zahlreiche Städte Deutschlands und des europäischen Aus-lands sowie nach China, Mexiko, Singapur und durch das südliche Afrika. Dabei arbeitete er u.a. mit Marcus Creed, Georg Grün, Ludwig Güttler, Matthias Jung, Tonu Kaljuste, Peter Neumann, Ralf Otto, Ralf Popken, Wolfgang Schäfer, Winfried Toll und Roland Wilson zusammen. Liederaben-de gibt er u.a. mit seinem Klavierpartner Hilko Dumno. Im Johann Rosenmüller Ensemble unter der Leitung von Arno Paduch sowie in Konrad Junghänels Cantus Cölln, mit dem er 2010 bei der trigonale zu hören war, widmet er sich in Kon-zert und Rundfunk der Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts.Poplutz ist regelmäßig in großen Konzerthäusern und bei Musikfestivals zu Gast und macht sich vor allem als Evan-gelist einen Namen. 2010/11 ist er u.a. im Berliner Konzert-haus, in der Dresdner Frauenkirche, in der Frankfurter Alten Oper, im Hamburger Michel, in der Kölner Philharmonie, bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen, beim Rheingau-Musik-Festival und in verschiedenen Rundfunk- und CD-Produktionen zu hören. www.georgpoplutz.de

Jakob Pilgram, Tenor, studierte beiHans-Jürg Rickenbacher in Basel (Lehr-diplom mit Auszeichnung) und WernerGüra in Zürich (Konzertdiplom mit Aus-zeichnung). Er ist Dirigent des profes-sionellen Vokalensembles larynx sowie

Mitglied im Balthasar Neumann-Chor. Er wirkt bei verschie-denen Konzerten als Lied- und Oratoriensänger im In-

und Ausland mit und hat Engagements an den Theatern Basel, Bern und Luzern. Seit 2005 ist er fester Bestand-teil im Ensemble des Festival Cultural Origen. Er ist Trä-ger der Studienpreise der Friedl Wald Stiftung und des Migros-Genossenschafts-Bundes. 2008 wurde er mit dem Kammermusikpreis der Basler Or-chestergesellschaft ausgezeichnet. www.jakobpilgram.ch

Jon Stainsby, Bass, promovierte in Englischer Literatur des 17. Jahrhun-derts an der University of Oxford bevor er sich ganz dem Singen zuwendete. Neben seiner Tätigkeit als Oratorien-solist und Konzertsänger ist er Mitglied

verschiedener Ensembles, darunter der Academy of Ancient Music, Choir and Orchestra of the Age of the Enlightenment, EXAUDI consort und English Voices. Er setzte seine Studien an der Schola Cantorum Basiliensis und an der Royal Scottish Academy of Music and Drama,Glasgow, und privat bei Rudolf Piernay fort.

Marie Bournisien, Arpa doppia, studierte moderne Harfe an der Musik-schule Montbéliard (Frankreich) und am Konservatorium in Paris bei Frédérique Cambreling. Im Jahr 1999 schloss sie mit dem Prix de la ville de Paris ab. Seit 1999

beschäftigt sie sich vorwiegend mit historischen Harfen.

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Sie studierte Barockharfe bei Marion Fourquier am Centre de Musique Médiévale de Paris und danach bei Heidrun Ro-senzweig an der Schola Cantorum Basiliensis. In Basel nahm sie auch Unterricht bei Hopkinson Smith, Andrea Marcon und Jesper Christensen (basso continuo). 2002 begann sie ein Aufbaustudium am Konservatorium von Den Haag bei Christina Pluhar und schloss mit dem Diplom 2005 ab. Zahlreiche Konzerte mit Ensembles wie savadi (www.savadi.net), La Chapelle Rhénane, Akadémia, Musica Nova, und Le poème harmonique führten sie durch ganz Europa. Als gefragte Continuospielerin wurde sie eingeladen, bei Händels Lotario am Stadttheater Karlsruhe, Monteverdis Il ri-torno di Ulisse und dem Orfeo an der Oper Frankfurt und am Theater Basel mitzuwirken.Derzeit unterrichtet Marie Bournisien Barockharfe an der Musikhochschule Zürich.

Julian Behr, Theorbe, studierte klas-sische Gitarre und Laute bei Mario Sicca,Robert Barto, Joachim Held und bei Hop-kinson Smith in Stuttgart, Hamburg undan der Schola Cantorum Basiliensis in Basel. Er trat als Solist und in verschie-

denen Kammermusik-Formationen auf Festivals in den meisten Ländern Europas sowie in Südamerika auf. Neben kammermusikalischer Arbeit ist die Mitwirkung an Barock-opern-Produktionen ein Bestandteil seiner Arbeit, zuletzt an der Hamburgischen Staatsoper, an der Deutschen Oper Berlin, den Opernhäusern in Amsterdam, Ferrara, Lissa-

bon, Brüssel und Luzern. CD-Aufnahmen bei Alpha, ORF Wien, mit Andreas Scholl bei Harmonia Mundi und bei Ca-priccio dokumentieren die Arbeit des Musikers. Julian Behr hat einen Lehrauftrag für Laute an der Hochschule für Musik Nürnberg.

Brigitte Gasser, Lirone, studierte Gambe an der Schola Cantorum Basili-ensis bei Jordi Savall und erhielt ihr Di-plom 1990. Seitdem arbeitet sie als frei-berufliche Musikerin und konzertiert mit verschiedenen Solisten und Ensembles

in ganz Europa. Ihr stilistisches Repertoire reicht vom 15. Jahrhundert bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen. Daneben unterrichtet sie seit vielen Jahren vor allem Kin-der und erwachsene Amateure und gibt regelmäßig Kurse für Alte Musik. Sie ist Autorin eines Unterrichtswerkes Viola da Gamba, Schule für Anfänger, erschienen 2008 beim deutschen Verlag Musiche Varie.Brigitte Gasser wirkte bei zahlreichen Radio- und Platten-aufnahmen mit, etwa mit dem Concerto Vocale (René Jacobs), dem Parlement de musique (Martin Gester) und dem Ensemb-le Daedalus (Roberto Festa), und dem von ihr mitgegründe-ten Concerto di Viole und The Earle his Viols. Sie war anOpernprojekten im Grand Théâtre in Genf, im Theater Basel und an den Festspielen in Innsbruck beteiligt. Neben ihrer Arbeit mit stilistisch getreuen Kopien von Gambeninstru-menten des 16. bis 18. Jhs. beschäftigt sie sich seit einigen Jahren mit der Lira da Gamba als Continuo-Instrument.

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Markus Hünninger, Cembalo, ab-solvierte 1981 – 1984 ein Studium für His- torische Tasteninstrumente an der ScholaCantorum Basiliensis. Anschließend setz-te er seine Ausbildung bei Johann Sonn-leitner an der Musikhochschule in Zürich

fort, wo er 1986 ein Konzertdiplom mit dem Cembalo ab-legte. Seit 1989 unterrichtet er an der SCB Cembalo, Clavi-chord und Generalbass.Neben seiner Unterrichtstätigkeit verfolgt er eine Karriere als Solist und Ensemblespieler, die auch zu zahlreichen Ra-dio- und CD-Aufnahmen führte. Mit Solisten wie ChristopheCoin oder Paolo Pandolfo verbindet ihn eine enge musikali-sche Zusammenarbeit.Er ist künstlerischer Leiter einer Konzertreihe für Alte Mu-sik in Südfrankreich (Les Moments Musicaux de Cacharel ).

Ralph Stelzenmüller, Orgel, wur-de in Burghausen/Salzach geboren. Er studierte Kirchenmusik und Orgel an der Universität Mozarteum in Salzburg. In einem Aufbaustudium an der ScholaCantorum Basiliensis bei Jean-Claude

Zehnder spezialisierte er sich auf Alte Musik. Ein Lehr-auftrag für Musikgeschichte und Korrepetition führte ihn für drei Jahre an die Athanor Akademie für Theater. Neben seiner solistischen Tätigkeit gilt seine Aufmerksamkeit der Liedbegleitung und dem Continuospiel. So arbeitete er mit vielen Namen der Alten Musik-Szene zusammen, wie auch

mit Anthony Rooley (u.a. Royal Stationers Hall, London, St. Gallen Festival ). 2005 gründete er das Ensemble Combassal. Im Moment wirkt er als Universitätsorganist und Dozent an der University of Aberdeen, wo er auch über die Entwicklung des Basso Continuo in England promoviert.

Ann Allen, gestalterische Mitarbeit, wurde in England geboren. Sie studierte Musikwissenschaft an der Universität von Manchester und Barockoboe und Blockflöte in London an der Royal Aca-demy of Music, bevor sie nach Basel an

die Schola Cantorum Basiliensis kam. Hier spezialisierte sie sich auf Musik des Mittelalters und das Spiel der Schallmei. Mit ihrem Ensemble Mediva, das sich der Musik des Mittel-alters widmet, behauptete sie sich als Finalistin beim EMN Young Artists Competition (England) und der Antwerp Young Artists Presentation (Belgien). Sie arbeitet als Barockobois-tin und als Spielerin früher Holzblasinstrumente mit unter-schiedlichen Ensembles und Orchestern in ganz Europa. 2003 rief Ann Allen das Nox Illuminata Festival ins Leben, in der Musik mit Licht, Dekorationen, Visuals und Theater lebendig gemacht wird. Das Festival findet jährlich in Basel statt und wurde vom Festspielhaus St. Pölten (Österreich) insein Programm aufgenommen. Darüber hinaus inszeniert Ann Allen die Konzertreihe ILLUMINATIONEN im Burg-hof Lörrach (Deutschland).

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Autogr a mme

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Verwandtschaft

Steenbrink, Pandolfo & Freunde

Judith Steenbrink: ViolineTineke Steenbrink: CembaloAndrea Pandolfo: TrompetePaolo Pandolfo: Viola da Gamba

Merel Kriegsman: SopranDagmar Valentova: ViolineThomas Boysen: Theorbe, GitarreAdrián Rodríguez Van der Spoel:Percussion, Gesang

Donnerstag, 15.09., 19.00 Uhr Rathaus St. Veit

Einle itung

Zwei Brüder aus Italien und zwei Schwestern aus den Nie-derlanden, zwischen denen rund 1.000 km liegen. Was kann diese verbinden?

Sowohl Andrea und Paolo Pandolfo als auch Judith und Tineke Steenbrink sind mit Musik aufgewachsen und entwi-ckelten schon in jungen Jahren eine große Liebe zur Alten Musik. Sowohl die Brüder als auch die Schwestern gründe-ten unterdessen eigene Ensembles – Fratelli Pandolfo und Severijn – mit breitgefächertem Repertoire, das von grego-rianischer Musik und italienischen Tänzen des 17. Jahrhun-derts bis zu den Sonaten und Kantaten Bachs reicht. Und in den Projekten beider Ensembles gibt es stets reich-lich Platz für unerwartete Improvisationen ...

Wenn Judith, Tineke, Andrea und Paolo gemeinsam mit ihren Freunden nun also ihre Leidenschaft zur Musik teilen und auf der Bühne die Konfrontation suchen, so erklingen neben Werken von Komponisten des 16., 17. und 18. Jhs. auch ei-gene Kompositionen.

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Die Idee zu diesem Konzert wurde übrigens schon während der trigonale 2009 geboren. Damals fragten wir Judith und Tineke – sie waren mit ihrem Programm Diese Nacht und allezeit zu Gast – nach einem Projekt, das ihnen besonders am Herzen liegt und dessen Realisierung ihnen bisher noch nicht ermöglicht wurde. Die musikalische Antwort auf die-se Frage erleben wir heute ...

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Progr a mm

Johann Joseph Fux (ca. 1660 – 1741)1. Janitshara aus der Synfonia in C Abschrift im Stift Kremsmünster um 1701

Tarquinio Merula (1595 – 1665)2. Ballo Detto Pollico Aus: Libro terzo, opera duodecima, Venedig, 1637

Marin Marais(1656 – 1728) 3. Plainte Aus: Suite in g-moll, Pièces de viole 3e livre, Paris, 1711

François Couperin(1668 – 1733)4. Sarabande grave et tendre Aus: 8e concert dans le goût théatral / Nouveaux concerts, in Les goûts-réünis, ou Nouveaux concerts, Paris, 1724

Anonym5. MelodiaOst-Europa um 1700

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6. Improvisation über Dialogo sopra un pass'emezzo

Johann Heinrich Schmelzer(1623 – 1680) 7. Sarabanda variata Aus: Düben collection

Claudio Monteverdi (1567 – 1643)8. Maledetto sia l'aspetto Aus: Scherzi Musicali, Venedig, 1632

Paolo Pandolfo(*1958)9. Baghdad's Spring Majida el Roumi(*1956)10. Ya nab' muhabbah Arr. Judith und Tineke Steenbrink (*1977)

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Paolo Pandolfo11. Keep Going

Andrea Pandolfo(*1963)12. Addaura

Wolfgang Dachstein(1487 – 1553)Text: Paul Gerhardt13. Variationen über: Mein herzer Vater, weint ihr noch?Auf den Tod eines Kindes des Rektors Adam Spengler (1650)

Thomas Tallis(1505 – 1585) 14. If ye love me

Judith Steenbrink (*1977)15. Ciacona thema

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Te x te

8. Maledetto sia l'aspetto

Maledetto sia l'aspettoChe m'arde tristo me!Poich'io sento rio tormentoPoich'io moro ne ristoroHa mia fè sol per te.Maledetto sia l'aspettoChe m'arde tristo me!

Maledetta la saettaCh'impiago ne morro;Così vuole il mio soleCosì brama chi disamaQuanto può – che farò?Maledetta la saettaCh'impiago ne morro.

Donna ria morte miaVuol così chi ferì.Prende gioco del mio foco;Vuol ch'io peni, che mi sveni;Morrò quì, fiero dì;Donna ria morte miaVuol così chi ferì.Donna ria morte miaVuol così chi ferì.

8. Verflucht sei der Anblick

Verflucht sei der Anblick,Der mich verbrennt, ich Armer!Da ich schlimme Qual verspüre,Da ich sterbe, hat meine TreueTrost nur durch dich.Verflucht sei der Anblick,Der mich verbrennt, ich Armer!

Verflucht der Pfeil,Denn an der Wunde werde ich sterben;So will es meine Sonne,Solches ersehnt, wer so gut er kannnicht mehr liebt – was soll ich tun?Verflucht der Pfeil,Denn an der Wunde werde ich sterben.

Böse Herrin, meinen TodWill, wer mich so verwundet hat.Macht sich einen Spaß aus meinem Feuer, Will, dass ich leide, mir die Adern aufschneide;Ich werde hier sterben, grausamer Tag;Böse Herrin, meinen TodWill, wer mich so verwundet hat.Böse Herrin, meinen TodWill, wer mich so verwundet hat.

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10. Ya nab' muhabbah

Ya nab' muhabbah Wa hadduka saakina qalbi Laa tatakhalaa 'anaa aynaka aw … bi'l ayaamil sa'biiMiladuka miladu'l khayr Ya nur al-haqiiqah Maa basharta bi ghayril khayr wa khalaasil khaliiqatWa basharta bis-salaám Wa 'adaáka salaám Qultu ya rabbi dakhulaka saamih sha'bii Ya naba' muhabbah wa hadduka saakina qalbiBilaaduka ya faadii alkaun.

13. Mein herzer Vater, weint ihr noch?

Mein herzer Vater, weint ihr noch?Und ihr, die mich geboren?Was grämt ihr euch? Was macht ihr doch?Ich bin ja unverloren.Ach, sollt ihr sehen, wie mirs geht,Und wie mich der so hoch erhöht,Der selbst so hoch erhoben;Ich weiß, ihr würdet anders tunUnd meiner Seele süßes RuhnMit eurem Munde loben.

10. O Source beloved O source beloved your appearance soothens my heartyou have not withdrawn from me your eyes nor left me alone in days of hardshipyour birth is a wonderful birthOh light of truthyou have never brought a message but a good one and the fullness of creationand you bring a message of peaceand your return is peaceI say: my Lord, bring happiness to my peopleyour town, oh master of the universe.

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14. If ye love me

If ye love me,keep my commandments,and I will pray the Father,and he shall give you another comforter,that he may bide with you forever,e'en the spirit of truth.

14. Wenn Ihr mich liebt

Wenn ihr mich liebt,so haltet meine Gebote,und ich werde den Vater bitten,und er wird euch einen anderen Tröster geben,der immer bei euch bleiben soll,nämlich den Geist der Wahrheit.

Übersetzung »Maledetto sia l'aspetto«, Nr. 8: Edgar Sallager

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Tineke Steenbrink studierte Orgel bei Bernhard Winsemius und Willem Tanke in Utrecht und Cembalo bei Professor Ketil Haugsand an der Hoch-schule für Musik in Köln. Sie schloss ihr Studium 2004 mit dem »Konzertexa-

men« ab. Tineke gastierte u.a. bei der Cappella Amsterdam,Concerto Köln und der Akademie für Alte Musik Berlin. Seit 2006 ist sie Hauptfachdozentin für Cembalo und Vocal- Coach am Art-EZ-Konservatorium in Zwolle. Sie ist außer-dem Organistin an der St. Martinuskerk in Cuijk, wo sie dieberühmte Severijn-Orgel von 1650 spielt. Tineke ist Grün-dungsmitglied der Holland Baroque Society und Besitzerin eines Schwinn Manta Ray.

Judith Steenbrink (Barockvioline)begann ihr Studium bei Alda Stuurop am Konservatorium von Utrecht, wo sie 2000mit dem ersten akademischen Grad ab- schloss. Ein Studium bei Lucy van Dael folgte am Konservatorium von Amsterdam.

Judith gastiert bei Ensembles wie dem Concerto Copenhagen, Les Talens Lyriques, B'rock und dem Amsterdam Baroque Or-chestra. Zurzeit ist sie Konzertmeisterin am Tallinn Barock-orchester und beim Barockorchester der Europäischen Union.Während ihrer Studienzeit gründete sie zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Tineke das Ensemble Severijn. Gemein-sam mit einer Gruppe gleichgesinnter junger Kollegen ist sie außerdem Gründungsmitglied der Holland Baroque Society.

Paolo Pandolfo (Viola da Gamba) ist ein richtungsweisender Musiker in der europäischen Szene der Alten Musik. Sein Interesse an Renaissance- und Ba-rockmusik begann 1979 mit der Grün-dung des Ensembles La Stravaganza.

1989 wurde Paolo Pandolfo Dozent für Viola da Gamba an der Schola Cantorum Basiliensis.Neben den »klassischen« Werken für Viola da Gamba aus dem 17. und 18. Jh. hat er immer ein spezielles Interesse am weniger bekannten frühen Repertoire des Instrumentes gezeigt.

Andrea Pandolfo, Trompeter und Komponist, wurde in Rom geboren. Seit 1997 ist er Mitglied des Klezmer-Ensembles Klezroym. Die Musiker von Klezroym schreiben und spielen Original-melodien, für die sie sich von der Musik

der jüdischen Diaspora Europas und Nordafrikas inspirie-ren lassen. Andrea Pandolfo war künstlerischer Leiter für Paolo Pandolfos Album Travel Notes und spielte in der dar-auffolgenden Produktion Travel Notes Project.2007 war er Mitautor und Arrangeur in Abel Ferraras Film Go Go Tales. 2005 komponierte und spielte er die Musik zu dem Dokumentarfilm In un altro paese (Excellent cadavers) von Marco Turco.

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Adrián Rodríguez Van der Spoel wuchs in Rosario, Argentinien, auf. Sehr früh entdeckte er seine Vorliebe für Folk und Alte Musik. 1989 wanderte er in die Niederlande aus, wo er sein Musikstudi- um am Sweelinck Konservatorium in Ams-

terdam fortsetzte. Viel Zeit widmete Adrián Rodríguez dem Studium der Alten Lateinamerikanischen Musik. Er ist Gast- dirigent des argentinischen Ensembles Promusica de Rosariosowie beim Bach Festival von Rosario. 2005 dirigierte er die Kammeroper Don Quichote mit den I Piccoli Holandesi und erhielt gute Kritiken für seine Aufführung von Thomas Tallis' Motette für 40 unabhängige Stimmen, Spem in Alium, beim Eröffnungskonzert des Festivals Oude Muziek in Utrecht.

Thomas C. Boysen (Lauteninstru-mente) stammt aus Norwegen und wuchs in einer musikalischen Familie auf. Er be- endete 1995 sein Lautenstudium an der Hochschule für Musik Oslo und absol-vierte erfolgreich sein künstlerisches Auf-

baustudium bei Prof. Rolf Lislevand am Institut für Alte Musik in Trossingen. Die letzten Jahre konzertierte Thomas u.a. mit Labyrinto, Armonico Tributo Austria, dem Baltha-sar-Neumann-Ensemble, Freiburger Barockorchester und dem Oman Consort. Er wirkte mit bei Rundfunkproduktionen und CD-Aufnahmen sowie Konzerten mit einflussreichen Musikern der europäischen Szene Alter Musik wie Emma Kirkby, Rolf Lislevand und Paolo Pandolfo.

Dagmar Valentova studierte Geige und Bratsche am Konservatorium von Tep-litz (CZ). Seit ihrer Studienzeit trat sie mitverschiedenen internationalen Barock-ensembles auf, darunter Musica AntiquaPraha und Musicalische Compagney.

Dagmar Valentova war eines der Gründungsmitglieder und Konzertmeisterin des Ensembles Musica Florea.Nach ihrem Studienabschluss am Konservatorium erhielt sie ein Stipendium für Barockvioline an der Musikakademie Krakau in Polen und setzte ihr Studium anschließend zwei weitere Jahre bei Enrico Gatti in Mailand fort.Dagmar Valentova ist weiter als Violinistin und Bratschis-tin tätig und arbeitet regelmäßig mit zahlreichen interna-tionalen Barockensembles zusammen, unter anderem mit Tragicomedia, dem BEMF Orchestra, Solamente Naturali, Orlandi Bremen, dem Festspielorchester Göttingen, Les Ta-lens Lyriques und Alla Polacca. Seit 1999 ist sie Mitglied von Epoca Classica.

Die Sopranistin Merel Kriegsman (Arnheim, Niederlande) begann im Al-ter von 13 Jahren zu singen, nachdem sie bereits seit einigen Jahren Cello- und Klavierunterricht hatte. Nach ihrem 16. Geburtstag nahm sie Unterricht bei der

Sopranistin Iris de Koomen. Merel Kriegsman wird 2011 ihr Studium bei Professor Harry van Berne am Art-EZ-Konser-vatorium in den Niederlanden abschließen.

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Noch Studentin, sang sie bereits als Solistin in Pan and Syrinx von Galliard und La Catena d'Adone mit dem bel-gischen Ensemble Scherzi Musicali. Merel und ihre Part-nerin Heleen Vegter geben regelmäßig Vokalkonzerte. Ihr Repertoire beinhaltet unter anderem Werke französischer Komponisten wie Fauré, Debussy, Viardot und Chaminade. Vor kurzem sang sie Schumanns berühmten Liederzyklus »Frauenliebe und Leben«. Merel liebt die Musik Rameaus, ebenso wie übrigens den Gesang der Vögel! (»Merel« ist auch das holländische Wort für »Amsel«).

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Meines Herzens Weide

Trinity Baroque

Julian Podger: Leitung Rachel Elliott, Christine Maria Rembeck: SopranJoanna Campion, Catherine King: AltJulian Podger, Hermann Oswald: TenorTom Guthrie, Matthew Brook: BassArno Jochem: VioloneJames Johnstone: Orgel

Freitag, 16.09., 19.00 Uhr Seminarkirche Tanzenberg

Einle itung Bachs Motetten sind für Ausführende und Zuhörer glei-chermaßen ein Fest des Ensemblegesangs: die musikalische Spannung, der Einfallsreichtum, die Bandbreite des Aus-drucks, die Schärfe, der pure Spaß am Concertato-Gesang, die Art und Weise wie jedes Stück an Komplexität und Raf-finesse zunimmt, die Intensität, mit der es uns berührt, die Visionen, die es in uns erweckt ...

Die Meinungen über die Zahl der von Bach geschriebenen Motetten gehen ebenso auseinander wie die Ansichten da-rüber, welche seiner Vokalwerke als Motetten bezeichnet werden können. Da wir von »starren Zuordnungen« nicht besonders viel halten, haben wir von sechs Bach-Motetten, die üblicherweise als eine zusammengehörige Gruppe be-trachtet werden, fünf ausgewählt. Mit einer Ausnahme sind die Daten der Erstaufführungen nicht bekannt und auch zu den Anlässen, für die sie geschrieben wurden, gibt es al-lenfalls Vermutungen. Aber möglicherweise braucht diese Musik – die so zugänglich, so kompromisslos gut ist – über-haupt keine wissenschaftliche Einführung ...

Es genügt zu sagen, dass viele Musikwissenschaftler der Meinung sind, dass die hier aufgezeichneten Motetten ihre heute bekannte Form um die Mitte der 1720er Jahre oder nur

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wenig später erhielten und dass sie für Begräbnisse und Ge-burtstage lokaler Würdenträger geschrieben wurden – das heißt für Gelegenheiten, die für Bach während seiner Zeit als Kantor der Leipziger Thomaskirche außerhalb der üblichen Routine des Chorbetriebs lagen. Bach selbst vermerkte in der Handschrift, dass die erste Aufführung von 'Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf ' im Jahre 1729 anlässlich des Begräbnisses eines Professors der benachbarten Thomas-schule stattfand.

Jede dieser Motetten hat sicherlich ihren zugrundeliegen-den Sinn durch den entsprechenden Anlass, durchdrungen von der eleganten Haltung und Festlichkeit der Tanzfor-men des 18. Jahrhunderts. In der Auswahl von biblischen Textstellen und geistlicher Poesie sind sie in ihrer (lutheri-schen) Schilderung des christlichen Glaubens besonders er-greifend und bringen damit eine besonders starke seelische Investition zum Ausdruck. Geschichte und spezifische An-lässe einmal beiseite lassend, haben wir für diese Aufnahme, die auf keine Weise eine historische Rekonstruktion ist, eine Abfolge aus diesen beeindruckenden Motetten und dazwi-schengestreuten lutherischen Chorälen und Orgelpräludien – Säulen von Bachs musikalischem Erbe – gestaltet. Letz-tere dienen als Wegweiser in einem Verlauf, der mit einem »Aufruf der Inspiration« ('Komm, Gott Schöpfer' und 'Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf') beginnend in ein »Rin-gen mit den Prüfungen des Lebens« ('Jesu, meine Freude') führt und schließlich in einem »ekstatischen Jubel« endet, der zurück auf die Quelle der Inspiration gelenkt wird ('Meine Seele erhebt den Herren' und 'Singet dem Herrn').

Zur Aufführungspraxis

Man kann davon ausgehen, dass der Bestand an Motetten, den Bach bei seinem Amtsantritt in Leipzig vorfand, von seinen unmittelbaren Vorgängern in Leipzig bis zurück in die Zeit Palestrinas reichte. Im Vergleich zum Kantaten-repertoire ist diese Musik relativ leicht zu singen und der ganze Chor hätte in der Aufführung beteiligt gewesen sein können. Heute sind viele davon überzeugt, dass die Kanta-ten – besonders diejenigen Bachs – mit ihrem anspruchs-volleren virtuosen Stil nur von Solisten gesungen wurden. Obwohl sich Bach auf die verschiedenen, im frühen 18. Jahrhundert üblichen Stile der Motettenkomposition stütz-te, ist der Vokalstil seiner Motetten etwas komplexer und anspruchsvoller als der des normalen Motettenrepertoires, er ist dem Concertato-Stil der Kantaten ähnlicher. Wir ha-ben diese Beobachtung fortgeführt und mit dem Singen sei-ner Motetten in solistischer Besetzung experimentiert.

Nicht gesichert ist auch, ob die Motetten generell von Instru- menten, die die Vokalstimmen colla parte mitspielten, be-gleitet wurden. Zur Motette 'Der Geist hilft unsrer Schwach- heit auf' existiert ein Stimmsatz für Holzbläser und Strei-cher; möglicherweise ist dies ein Hinweis, dass die instru-mentale Begleitung von Motetten ein Teil des Klangideals dieser Musik war. Für die anderen Motetten unseres Pro- gramms sind aber keine colla parte Instrumentalstimmen vorhanden; dies könnte bedeuten, dass sie im Allgemeinen fakultativ waren. Auch scheint der Einsatz von Basso conti- nuo-Instrumenten (Orgel, Streichbass, usw.) variabel zu sein.

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Wahrscheinlich wurden einige der Trauerstücke im Freien gesungen, eventuell bei dem Begräbnis selbst; dies hätte eine Instrumentalbegleitung ausgeschlossen. Die Gepflogenheiten einiger Kirchen verlangten ohnehin, dass die Instrumente während der Trauergottesdienste »schweigen« sollten. An-dererseits war es in der Kirche üblich, Generalbassinstru-mente für die Begleitung von Motetten zu verwenden – mit bis zu zwei oder sogar drei Instrumenten im Continuopart.

Vermutlich wurden Entscheidungen bezüglich der Instru-mentation je nach Aufführungssituation und Verfügbarkeit der Instrumente getroffen, und vermutlich gab es keine all-gemeingültige Art, die Musik aufzuführen. Innerhalb der Sprache der Orchestrierung gibt es außerdem viel Raum für Variationen je nach Geschmack. Der musikalische Stoff ist zudem so stark, dass er auf verschiedenste Art erfolgreich wiedergegeben werden kann. Subjektiv betrachtet funkti-oniert Bachs Musik mit oder ohne colla parte-Instrumente. Wir haben uns entschlossen, sie vor allem mit vokalen Mit-teln darzubieten. Uns hat die Idee von der Färbung und Be-tonung der Funktion der Basslinie in dieser Musik gefallen.

Julian Podger

Übersetzung: Howard Weiner

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- 288 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 289 -

Progr a mm

Komm, Gott Schöpfer, Heiliger GeistChoral, überliefert /Martin Luther

Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf Motette, BWV 226Johann Sebastian Bach(1685 – 1750)

Gott, nimm dich ferner unser anIntonationDu heilige BrunstChoral, BWV 226Johann Sebastian Bach

Zünd uns ein Licht an im Verstand(Komm, Gott, V3, V6)Choral, überliefert /Martin Luther

Komm, Jesu, komm Motette, BWV 229Johann Sebastian Bach

Denn du bist der Tröster (Komm, Gott, V2) Choral, überliefert /Martin Luther

Fantasia super 'Jesu, meine Freude' BWV 713, Orgel Johann Sebastian Bach

Nun freut euch, lieben Christen g'mein Choral Johann Sebastian Bach Jesu, meine FreudeMotette, BWV 227 Johann Sebastian Bach

Pause

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- 290 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 291 -

Was ich getan hab und gelehrt (Nun freut euch v10) BWV 734a, Orgel & ChoralJohann Sebastian Bach

Trostesvolle Gnaden (3vv)Geistliches LiedGeorg Böhm(1661 – 1733)

Meine Seele erhebt den Herren (1v)Gregorianik Anonym

Fürchte dich nicht Motette, BWV 228Johann Sebastian Bach Ehre sei dem Vater (Meine Seele erhebt) Gregorianik Anonym

Allein Gott in der Höh Fuge, BWV 711 Johann Sebastian Bach

Alles was Odem hat Intonation und Responsorium

Gott Vater sei Lob (Komm, Gott, V7)Choral, überliefert /Martin Luther

AlleluiaResponsoriumHeinrich Schütz (1585 – 1672)

Singet dem Herrn ein neues Lied Motette, BWV 225Johann Sebastian Bach

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- 292 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 293 -

Te x te

Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist,besuch das Herz der Menschen dein,mit Gnaden sie füll, wie du weißt,dass's dein Geschöpf vorhin sein.Martin Luther (1483 – 1546)

Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf, denn wir wissen nicht, was wir beten sollenwie sich's gebühret,sondern der Geist selbstvertritt uns aufs bestemit unaussprechlichem Seufzen.

Der aber die Herzen forschet, der weiß, was des Geistes Sinn sei,denn er vertritt die Heiligen,nachdem, das Gott gefället.Römer 8, 26-27

Gott, nimm dich ferner unser an, denn ohne dich ist nichts getan,mit allen unsern Sachen.

Du heilige Brunst, süßer Trost,nun hilf uns fröhlich und getrostin deinem Dienst beständig bleiben,die Trübsal uns nicht abtreiben.O Herr, durch dein' Kraft uns bereit'

und stärk des Fleisches Blödigkeit,dass wir hier ritterlich ringen,durch Tod und Leben zu dir dringen.Hallelujah!Martin Luther (1483 – 1546)

Zünd uns ein Licht an im Verstand,gib uns ins Herz der Liebe Brunst,das schwach Fleisch in uns, dir bekannt,erhalt fest dein Kraft und Gunst.Lehr uns den Vater kennen wohl,dazu Jesum Christ, seinen Sohn,dass wir des Glaubens werden voll,dich, beider Geist, zu verstahn. Martin Luther (1483 – 1546)

Komm, Jesu, komm, mein Leib ist müde,die Kraft verschwind't je mehr und mehr,ich sehne mich nach deinem Friede;der saure Weg ist mir zu schwer!Komm, komm, ich will mich dir ergeben;du bist der rechte Weg,die Wahrheit und das Leben.

Drum schließ ich mich in deine Händeund sage, Welt, zu guter Nacht!Eilt gleich mein Lebenslauf zu Ende,ist doch der Geist wohl angebracht.

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- 294 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 295 -

Er soll bei seinem Schöpfer schweben,weil Jesus ist und bleibtder wahre Weg zum Leben.Paul Thymich (1656 – 1694)

Denn du bist der Tröster genannt,des Allerhöchsten Gabe teur,ein geistlich Salb an uns gewandt,ein lebend Brunn, Lieb und Feur. Martin Luther (1483 – 1546)

Nun freut euch, lieben Christen g'mein, und lasst uns fröhlich springen,dass wir getrost und all in einmit Lust und Liebe singen,was Gott an uns gewendet,und seine süße Wundertatgar teur' hat er's erworben.Martin Luther (1483 – 1546)

Jesu, meine Freude, meines Herzens Weide,Jesu, meine Zier,ach wie lang, ach langeist dem Herzen bangeund verlangt nach dir!Gottes Lamm, mein Bräutigam,außer dir soll mir auf Erdennichts sonst liebers werden.Johann Franck (1618 – 1677), 'Jesu, meine Freude' v1

Es ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind,die nicht nach dem Fleische wandeln,sondern nach dem Geist.Römer 8, 1

Unter deinem Schirmenbin ich vor den Stürmenaller Feinde frei.Lass den Satan wittern,lass den Feind erbittern,mir steht Jesus bei.Ob es itzt gleich kracht und blitzt,ob gleich Sünd und Hölle schrecken:Jesus will mich decken.Johann Franck (1618 – 1677), 'Jesu, meine Freude' v2

Denn das Gesetz des Geistes,der da lebendig machet in Christo Jesu,hat mich frei gemachtvon dem Gesetz der Sünde und des Todes.Römer 8, 2

Trotz dem alten Drachen,Trotz des Todes Rachen,Trotz der Furcht darzu!Tobe, Welt, und springe,ich steh' hier und singein gar sichrer Ruh.

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Gottes Macht hält mich in acht;Erd und Abgrund muss verstummen,ob sie noch so brummen.Johann Franck (1618 – 1677), 'Jesu, meine Freude' v3

Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich,so anders Gottes Geist in euch wohnet.Wer aber Christi Geist nicht hat,der ist nicht sein.Römer 8, 9

Weg mit allen Schätzen!Du bist mein Ergötzen,Jesu, meine Lust!Weg ihr eitlen Ehren,ich mag euch nicht hören,bleibt mir unbewusst!Elend, Not, Kreuz, Schmach und Todsoll mich, ob ich viel muss leiden,nicht von Jesu scheiden.Johann Franck (1618 – 1677), 'Jesu, meine Freude' v4

So aber Christus in euch ist,so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen;der Geist aber ist das Lebenum der Gerechtigkeit willen.Römer 8, 10

Gute Nacht, O Wesen, das die Welt erlesen,mir gefällst du nicht.Gute Nacht, ihr Sünden,bleibet weit dahinten,kommt nicht mehr ans Licht!Gute Nacht, du Stolz und Pracht!Dir sei ganz, du Lasterleben,gute Nacht gegeben.Johann Franck (1618 – 1677), 'Jesu, meine Freude' v5

So nun der Geist des, der Jesum von den Totenauferwecket hat, in euch wohnet,so wird auch derselbige, der Christum von den Toten auferwecket hat,eure sterbliche Leiber lebendig machenum des willen, dass sein Geist in euch wohnet.Römer 8, 11

Weicht, ihr Trauergeister,denn mein Freudenmeister,Jesus, tritt herein.Denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrübenlauter Zucker sein.Duld ich schon hier Spott und Hohn,dennoch bleibst du auch im Leide,Jesu, meine Freude.Johann Franck (1618 – 1677), 'Jesu, meine Freude' v6

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- 298 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 299 -

Herr! nimm Dank und Ehrefür die reine Lehre,die von Jesu fließt,lass uns sein geflissen,dass ein Angstgewissensolches Heils genießt,also wird uns, treuer Hirt,deine süße Weide laben,dass wir satt Trost haben.Geistliches Lied – Hamburg 1681

Meine Seele erhebt den Herren und mein Geist freut sich Gottes,meines Heilandes. Lukas 1, 47

Fürchte dich nicht, ich bin bei dir,weiche nicht, denn ich bin dein Gott;Ich stärke dich, ich helfe dir auch,ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöset,ich habe dich bei deinem Namen gerufen,du bist mein.Jesaja 41, 10; 43, 1

Was ich getan hab und gelehrt das sollst du tun und lehren,damit das Reich Gotts werd gemehrtzu Lob und seinen Ehren,und hüt dich vor der Menschen Satz,davon verdirbt der edle Schatz,das lass ich dir zur Letze. Martin Luther (1483 – 1546)

Trostesvolle Gnaden, uns in Lust zu baden,gehn von Gott herfür,unsern Seelenlüstenquillt aus Gottes BrüstenMilch und Labung hier.Kommet dann, wer eilen kann,schmeckt den Honig, der hier fließet,wohl, wer des genießet.

Hört die Friedensstimmen,seht den Brand erglimmen,merkt den Sonnenschein.Fühlet Wolkentauenfreudig sonder Grauen,trinket Labung ein.Gottes Schrift uns Menschen trifft,alles, was darin verschriebenzeugt von Gottes Lieben.

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- 300 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 301 -

Wie sich ein Vater erbarmetüber seine junge Kinderlein,so tut der Herr uns allen,so wir ihn kindlich fürchten rein.Er kennt das arm Gemächte,Gott weiß, wir sind nur Staub,gleich wie das Gras vom Rechen,ein Blum und fallend Laub!Der Wind nur drüber wehet,so ist es nicht mehr da.Also der Mensch vergehet,sein End, das ist ihm nah.Johann Gramann (1487 – 1541) nach Psalm 103, vv 13-16

Gott, nimm dich ferner unser an,denn ohne dich ist nichts getan mit allen unsern Sachen;Drum sei du unser Schirm und Licht,und trügt uns unsre Hoffnung nicht,so wirst du's ferner machen.Wohl dem, der sich nur steif und festauf dich und deine Huld verlässt.Anonymus (Picander?)

Lobet den Herrn in seinen Taten,lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit!Alles, was Odem hat, lobe den Herrn,Halleluja!Psalm 150, vv 2, 6

Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden!Du bist mein, ich bin dein; niemand kann uns scheiden.Ich bin dein, weil du dein Lebenund dein Blut, mir zugut, in den Tod gegeben.

Du bist mein, weil ich dich fasse,und dich nicht, O mein Licht! aus dem Herzen lasse!Lass mich, lass mich hingelangen,wo du mich, und ich dich, ewig werd' umfangen.Paul Gerhardt (1607 – 1676)

Ehre sei dem Vater und dem Sohnund auch dem Heiligen Geiste.

Alles, was Odem hat, lobe den Herrn. Alleluia.

Gott Vater sei Lob und dem Sohn,der von den Toten auferstund,dem Tröster sei dasselb getan,in Ewigkeit alle Stund. Martin Luther (1483 – 1546)

Singet dem Herrn ein neues Lied, die Gemeine der Heiligen sollen ihn loben.Israel freue sich des, der ihn gemacht hat.Die Kinder Zion sei'n fröhlich über ihrem Könige,sie sollen loben seinen Namen im Reigen,mit Pauken und Harfen sollen sie ihm spielen.Psalm 149, vv 1-3

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Trinit y Baroque

Trinity Baroque wurde am Trinity College in Cambridge gegründet. Schon bald entwickelte sich das Ensemble zur treibenden Kraft in der dortigen Szene der Alten Musik. Seine Aufführungen bekannter und bedeutender Renais-sance- und Barockwerke, sowie »Celebrations« mit szeni-schen Elementen aus eigener Komposition zu bestimmten Themen oder Jahreszeiten, fanden schnell begeisterte An-hänger.Mit seinem festen Kern von sechs bis acht Sängern erkundet Trinity Baroque weiterhin die Musik der Renaissance und des Barock. Seinem Ansatz treu, historisch fundierte Inter-pretationen mit der Spontaneität des Augenblicks zu kom-binieren, machte das Ensemble Programme mit innovativen Zusammenstellungen aus geistlicher und weltlicher Musik zu seinem Markenzeichen. Trinity Baroque ist mittlerweile im Vereinigten Königreich und darüber hinaus bekannt. Seine erste Einspielung mit dem Titel Rites of Spring (»Can-toris Records« CRCD6031) wurde von der Kritik begeis-tert aufgenommen. Das Ensemble trat regelmäßig auf dem Festival Oude Muziek Utrecht und dem Flanders Festival, auf den Internationalen Festtagen Alter Musik Stuttgart, dem Feldkirch Festival (Österreich) und dem Spitalfields Festival auf, wo es die Elegie Umbra Sumus interpretierte, die der britische Komponist Terry Mann speziell für das Ensemble komponiert hatte. Trinity Baroque spielte auch auf Festivals in York und Edinburgh und führte – in einer erweiterten Be-setzung mit Renaissance-Blasinstrumenten – auf dem Fes-tival der Alten Musik Sevilla ein Programm mit polyphonen

spanischen Werken auf. Trinity Baroque interpretierte BachsMotetten bei zahlreichen Auftritten in Deutschland, Eng-land, Frankreich und Österreich und war häufig beim staatlichen Rundfunksender BBC sowie auf anderen euro-päischen Radiosendern zu hören. Seine jüngste Veröffentli-chung einer Aufnahme von Bachs Motetten für Singstimmen solo (2007, Raumklang RK 2601) sicherte Trinity Baroque einen festen Platz unter den barocken Vokalensembles. Zu- dem gastierte das Ensemble wiederholt mit einer Reihe von musikalischen Programmen des Mittelalters und der Tudor-zeit und wirkte als Solistengruppe bei einer Einspielung von Rosenmüllers Psalmen mit dem Wiesbadener Knabenchor mit.Trinity Baroque arbeitete mit Instrumentalensembles wie The English Concert, Florilegium und The English Cornett and Sackbut Ensemble zusammen. Zu seinen Projekten für Singstimmen und Instrumente im Vereinigten Königreich zählten außerdem ein Programm mit Musik der Tudorzeit in einer Bearbeitung für Stimmen und Blechblasinstrumente, Psalms, Songs and Sundrie Natures; Monteverdis 'Il ballo dell' ingrate'; die Auferstehungs-Historia und die Musikalischen Exequien von Schütz sowie einstimmige und zweistimmige Interpretationen der Johannespassion, der Messe in h-moll und des Weihnachtsoratoriums von Bach.Unter den künftigen Projekten sind eine Aufnahme der Mu-sikalischen Exequien von Schütz und eine Einspielung der Psaulmes de David von Sweelinck zu nennen.www.trinitybaroque.com | [email protected]

Übersetzung: Almut Lenz-Konrad

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Julian Podger begann seine Laufbahnals Leiter und Dirigent während seiner Schulzeit in Kassel. Er erhielt 1987 ein Stipendium für das Trinity College in Cambridge, wo er sein Ensemble TrinityBaroque gründete, das ihm auch bei sei-

nem Studium der historischen Aufführungspraxis half. In- zwischen leitet er in ganz Europa Projekte und ist als Gast- dirigent und Dozent tätig.Als Sänger ist Julian Mitglied mehrerer renommierter En-sembles, u.a. Gothic Voices und The Harp Consort. Als Solist ist er besonders gefragt als Evangelist in den Passionen von Bach, Telemann und Schütz. Weiters ist er regelmäßig in denHauptrollen von frühen Opern zu sehen. Höhepunkte sei- ner bisherigen Laufbahn waren Projekte mit Andrew Par-rott, John Eliot Gardiner (Bach Cantata Pilgrimage) und als Ulisse (Monteverdi) mit dem Ricercar Consort und der Hand-spring Puppet Company.

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Autogr a mme

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Samstag, 17.09., 19.00 Uhr Rathaus St. Veit

Unterstützt von/

supported by

institut

ramon llull

Adriana Alcaide: ViolineBárbara Barros: ViolineKaty Elkin: OboeLixsania Fernández: Viola da GambaKrishnasol Jiménez: Theorbe, GitarreAdrián van der Spoel: GitarreEsteban Mazer: CembaloSergey Saprychev: SchlagzeugAdrián Schvarzstein: Schauspieler

Einle itung

Literes und das spanische Theater im 18. Jahrhundert

Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, wurde Antonio Literes später zum vielleicht bedeutendsten spanischen Büh-nenmusik-Komponisten des 18. Jahrhunderts. Literes wurde auf Mallorca geboren, verließ seine Heimatinsel aber im Al-ter von etwa 15 Jahren und begann in Madrid sein Musikstu-dium am Konservatorium Real Colegio de Niños Cantoricos. Dort spielte er außerdem violón (Violoncello) und vihuela de arco (Viola da Gamba). Kurz darauf wurde Literes als »violón principal de la Real Capilla« (Erster Violoncellist

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Los Elementos

Vier Soprane und ein Bass treffen sich zum Dinner – und die verblüffende Kammeroper von Literes ist das schmackhafte Ergebnis

Le Tendre Amour

Katy Elkin, Esteban Mazer: Musikalische Leitung Adrián Schvarzstein: Szenische Leitung

Luanda Siqueira da Silva: Sopran (Luft)Lidia Vinyes Curtis: Sopran (Erde)María Hinojosa Montenegro: Sopran (Wasser und Aurora)Marina Pardo: Sopran (Feuer)Donato di Gioia: Bariton (Zeit)

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der Capilla Real) unter Vertrag genommen. Später wurde er Leiter des Orchesters und Direktor der höfischen Musik. In Los Elementos verleiht Literes den Stimmen für Gamba und Bass einen besonderen Stellenwert und lässt damit seine persönliche Vorliebe für diese Instrumente erkennen.

Der berühmte benediktinische Professor Feijoo, ein drei Jahre älterer Zeitgenosse von Literes, beschrieb letzteren wie folgt: »Antonio Literes [ist] ein erstklassiger Komponist und vielleicht der Einzige, dem es gelang, zwischen dem fei-erlichen und getragenen Charakter der Alten Musik und dem geschäftigen Dröhnen der Moderne Brücken zu schlagen. Ganz besonders aber zeichnet er sich durch seine Handhabung von Versetzungszeichen aus; wo immer er sie einsetzt, erfüllen sie die Musik je nach Wortbedeutung mit pulsierender Energie. Dies erfordert Können und Inspiration – aber mehr noch Inspi-ration als Können.«

Die Zeiten waren für die Musiker damals hart. Noch wäh-rend Literes der höfischen Musik vorstand, starb König Karl II. Der neue König, Philipp V., stürzte das Orchester in eine Krise, als er die Aufnahme einer großen Anzahl italienischer Musiker erzwang und verfügte, dass ein ita-lienisches Repertoire zu spielen sei. Doch damit nicht ge-nug – er beschnitt die Einkünfte der Musiker so drastisch, dass sie gezwungen waren, andernorts zusätzliche Beschäf-tigung zu finden. Als Reaktion darauf gaben sie Konzerte für die Aristokratie und andere hochstehende Familien und komponierten Werke nach deren Geschmack. Unter diesen schwierigen Bedingungen schrieb Literes seine wichtigsten

Bühnenwerke. Und anders als der Königshof stand der eng-lische Adel Neuerungen durchaus aufgeschlossen gegenüber!

Die Musik

Die Partitur von Los Elementos, die in der Nationalbiblio-thek von Madrid entdeckt wurde, enthält ein kunstvoll ges-taltetes Titelblatt, auf dem das Werk als eine »harmonische Oper im Italienischen Stil« bezeichnet wird. Die Widmung galt möglicherweise María Ana Sinforosa, der Gattin des Herzogs von Medina, anlässlich eines ihrer Geburtstage (A LOS AÑOS DE LA Excma. Sra. DVQUESA DE MEDINA DE LAS TORRES MI SEÑORA, »Zum Jahrestag Ihrer Hoheit, der Herzogin von Medina de las Torres, My Lady«). Leider fehlt auf dem Titelblatt allerdings das Datum. Tradi-tionelle Elemente der spanischen Bühnenmusik gegen Ende des 17. Jahrhunderts – wie z.B. eine starke Präsenz der obe-ren Stimmlagen (fünf Soprane und ein Bariton), sowie eine schlicht gehaltene tonale Palette (im wesentlichen werden nur zwei Tonarten, mit ihren parallelen Moll-Tonarten, ver- wendet) – lassen eine Entstehung des Werks in dieser Zeit vermuten. Der italienische Einfluss (Rezitative im 4/4-Takt) und die Da Capo-Arien deuten jedoch darauf hin, dass das Werk zu Beginn des 18. Jahrhunderts komponiert wurde. Die spanische Manier, für eine vollständig weibliche Beset- zung zu schreiben, erlebte im ausgehenden 17. Jahrhundert insbesondere in Madrid, Barcelona und Valencia eine letzte Blüte. Weibliche Interpreten sollten in üblicherweise mas-kulinen Rollen, wie z.B. Wasser oder Feuer, eindrückliche

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Effekte erzielen. Wann immer er jedoch Los Elementos schrieb – Literes verwendete wechselnde Taktmaße in atem-beraubender Geschwindigkeit, und seine berühmten Poly-rhythmen und Hemiolen verliehen seiner Musik eine rhyth-mische Lebendigkeit, deren ansteckende Wirkung bis heute anhält.

Nebenbei sei bemerkt, dass Literes für seine typischen Syn-kopierungen eine Notation verwendete, die sich von der heutigen unterscheidet: er notierte synkopierte Noten ge-füllt, nicht-synkopierte Noten hingegen leer. Auch änderte er – ohne entsprechende Hinweise in der Partitur – etwa in jedem zweiten Takt das Tempo, was jede moderne Ausgabe seines Werks zur Herausforderung macht.

Die zwölf Arien von Los Elementos mit ihren entsprechenden Rezitativen sind in drei größere Blöcke zu je vier Arien un-terteilt. Jeder Block wird von Choralpassagen eingerahmt. Auf jeden der sechs Charaktere (die vier Elemente, Mor-genröte und Zeit) entfallen in gleichmäßiger Aufteilung zwei Arien. Neben den Arien enthält die Oper acht Chöre, eine Reihe von Ariosi, Duette und ein außergewöhnliches Trio in der Form eines Kanons für drei Stimmen in hoher Lage. Häufig nutzt Literes die Instrumentalstimmen als eine Art Ritornello oder Echo als Gegenpart zum Gefüge der Singstimmen. Der Chor, oder treffender ein »Ensemble« aus Solisten, tritt in allen denkbaren Formationen auf, an-gefangen vom einfachen Duett bis zu einer sechsstimmigen Gruppe. Literes schöpfte alle ihm zur Verfügung stehenden Optionen und Stimmkombinationen aus.

Besondere Beachtung schenkte er der musikalischen Um-setzung der unterschiedlichen Charaktere. So fallen die Schönheit und Einfühlsamkeit der beiden Stücke auf, die der Morgenröte gewidmet sind; zunächst eine bewegende Klage, »¡Ay amor!« (Ach, Liebe!), dann das eindringliche Villancico »Dormida fatiga« (Ermatteter Schlaf ), zur Be-gleitung der beiden Obbligato-Instrumente. Auffallend ist auch Literes' Bemühung um die Textvertonung – wenn EL AYRE (Die Luft) zum Beispiel einen Stieglitz besingt, des-sen Lied aus traurigen Molltönen besteht, bewegt sich die Musik chromatisch abwärts, oder wenn EL AYRE fragt, warum die Vögel nicht singen, imitiert sie den Gesang der Vögel mit ihren eigenen Trillern. In der Arie »Iras fatales … « (Tödlicher Zorn ...) wird der Satz »los torpes movimien-tos destemplados …« (dissonante, plumpe Bewegungen ...) mit Musik in einem instabilen Dreierrhythmus unterlegt, und »bolviendo va en bemoles …« (wiederkehrendes B ...) mit Modulationen, die uns auf ein für die Barockmusik un-sicheres und ungewöhnliches Terrain führen – die Tonart Ces und ihre Dominante.

Die Geschichte

Der Librettist bleibt ebenso wie das Entstehungsdatum un-gewiss. Es wird angenommen, dass er ein Mitglied dersel-ben Adelsfamilie war, die den Auftrag zu der Oper erteilt hatte: der Herzöge von Medina de las Torres, für die Literes eine Reihe von Werken komponierte.

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Der verwendete Sprachstil ist barock und blumig, aber in-mitten dieser eleganten Verse zeichnet sich ein Handlungs-strang ab: jedes der vier Elemente erzählt in seinen Arien vom Warten auf die Morgenröte im Dunkel der Nacht. In dem Villancico ¡Ay amor! tritt die Morgenröte auf, gefolgt von der Zeit, und kündigt das Anbrechen eines neuen Tages an. Die vier Elemente erscheinen erneut, bevor die ersehnte Morgenröte den Reigen der zwölf Arien mit dem VillancicoDormida fatiga beschließt. Im Verlauf der Oper lassen sich zwei klar umrissene Teile erkennen: der eine enthält die Vorstellung der Elemente und ihr Sehnen nach Licht und nach dem Anbruch des Tages; der andere nimmt die er-sehnte Zeit ankündigend bereits vorweg. In dem abschlie-ßenden Villancico kann jedes der Elemente – sowie die Zeit – seine Rolle reflektieren. Als der Tag endlich anbricht, besingen sie zusammen, wie »das Licht der Morgendämme-rung den Tag feiert«, und das Werk kommt zu einem feu-rigen, rhythmischen Abschluss.

Übersetzung: Almut Lenz-Konrad

Le Tendre Amour wird unterstützt von

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- 314 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 315 -

Te x te

1. AyreFrondosa apacible estancia,verde esperanza florida,blando ospedaje del alva,vistoso catre del dia.

TierraPomposo, fertil alvergue,de bruta esmeralda rica,noble pensil donde el aurarisueño aljofar destila.

2. Tierra y AyreMoradores de estas playas,Huespedes de estas riveras,Alerta, aplaudid el dia,Despertad que el alva llega.Y su luz zelebren con clausulas tiernaslos dulzes sonidos y suaves cadencias.Las flores tributen el ambar que alberganlos ramos se ajiten,que el aura se acerca,los prados se rian, las ojas se mueban.

1. LuftDichtbelaubter, ruhiger Aufenthalt, grüne keimende Hoffnung, weiche Herberge der Morgendämmerung, prächtiges Ruhebett des Tages. ErdePrunkhafte und fruchtbare Unterkunft, reich an ungeschliffenen Smaragden, edler Lustgarten, dort wo ein Lufthauch freudig Tautropfen spendet.

2. Erde und LuftBewohner dieser Strände, und ihr, die ihr an diesen Gestaden beherbergt seid, begrüßt freudig den Tag. Erwacht, auf dass die Morgendämmerung komme. Heißt ihr Licht mit lieblichen Klängen, weichen Rhythmen und süßen Kadenzen willkommen. Die Blumen mögen den Amber entbieten, den sie bergen, die Zweige sich bewegen, damit der Morgenwind sich nähere. Die Auen sollen lachen, die Blätter sich bewegen;

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- 316 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 317 -

Y el rustico rumor de tanta lyrabastardo, bejetable armonioso,matizado boscaje, vulgo hermoso,de q(uan)to ocupa el orbe el ayre jira.

3. A4Y asi le festejen celebren y sirvancon tiernos arrullos y suaves caricias.

4. Ayre y TierraPues reverentes aves le gorgeanquando rendidos pajaros le trinan.

5. A6La tierra con flores,el fuego que anima,el viento gorgeos,el agua la risa.

6. AguaY al rapido sonido de mi alientodespertaran las flores apacibles,susurrando con blando mobimientolos ramos y los troncos insensibles,la venida del sol vaticinando,unos con rudo estilo y otros cantando.

und die Luft durchquert das ländliche Stimmengewirr wohlklingender Pflanzen und des schön schattierten Gebüschs, die den Erdkreis bedecken.

3. A4So sollen sie den Tag feiern, preisen und ehrenmit zartem Getändel und weichen Liebkosungen.

4. Luft und ErdeUnd wenn die ergebenen Vögel ihm ihr Tirilieren weihen, so soll auch das ehrerbietige (niedere) Federvieh sein Zwitschern erklingen lassen.

5. A6Die Erde bringt Blumen, das Feuer belebt, der Wind gibt sein Säuselnund das Wasser sein Lachen.

6. WasserZum schnellen Klang meines Atemserwachen die sanftmütigen Blumen, es murmeln mit sanften Bewegungendie Zweige und die gefühllosen Stämme, sie sagen die Ankunft der Sonne voraus, die einen mit rauhen Klängen, die anderen mit Gesängen.

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- 318 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 319 -

7. Die sanftmütige Ulme Lindert mit vernehmbarer Stimmedie Furcht und das Grauen. Die düsteren Schattender finsteren Nacht, sollen sich am Licht des Sonnenaufganges entzünden, damit dessen Glut uns vor ihnen beschütze.

8. FeuerJedoch, obwohl diese flüchtige, immergrüne und scheue Pflanze der Liebling Apollos ist, muss sie sich, um alleine zu bestehen, demütig und ehrerbietigmit einer Menge von Smaragden an den Blätterneinem anderen Kult unterwerfen, damit der Tribut nicht missverstanden werde;denn aller Beifall gebührt ihr.

9. Wie entflammtes Feuer soll der Diamant sein:Mit wechseldem Leuchten, reich und klar. Sein feuriger Glanz soll alles, was blüht, zum Leuchten bringen.

7. Olmo apacibleq(ue e)n voz perzeptibleel susto mitigadel palido horror;de la noche severalas sombras opacas, que su centro embia,al salir el sol en la luz se enziendan,que su ardor abriga.

8. FuegoMas si fuese la planta fugitiva,siempre verde y esquivala adorada de Apolo,para que hallase soloqu(e e)n humilde dedique reverente,de esmeraldas hunidas,con sus hojas texidas su culto diferentesin que assi se equiboque lo rendido,pues quanto fuere aplauso le es devido.

9. Fuego enzendido sea el diamante:de luz cambiante,rico y luzido,haga brillante su ardor flamantelo que es florido.

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10. Wasser und FeuerIch bin das Wasser, ich bin das Feuer.Die salzige Gischt ermüdet die Ruder.Und die brennende Esse presst sich anmaßend auf die kristallenen Gläser.

11. Und obwohl es keine brennbare Materie gibt, an der ich meinen wütenden Zorn auslassen kann, bezwingen meine Vulkane die Wogen, die Meere werden zu Flammen. Man hört das Gewirr der Stimmen, gegensätzlich und doch vereint.Feuer und Wasser: wie das Feuer ertrinkt!Wasser und Feuer: wie das Wasser verbrennt!Die dürstenden Furien speien Flammen, wenn das Wasser seine gekräuselten Wellen ausschickt. Und das unersättliche Feuer trinkt durstigdessen Fluten, doch es erlöscht nicht.

12. LuftIch bin die Luft und hele der Harmonie, die die kalten Dämpfe niedergeschlagen hat. Und wenn ich über die schattigen Ödlande streife,

10. Agua y FuegoPues soy el agua.Pues soy el fuego.La espuma salada fatigue los remos,porque la ardiente fraguareprima en los cristales su arroganzia.

11. Y aunque no aya materia combustible,donde esgrima mis iras irritadas,fatigando las ondas mis bolcaneslos pielagos undosos seran llamas,y al oir el estruendo de vozes contrapuestas y encontradas,fuego, agua, que el fuego se anega,agua, fuego, que el agua se abrasa,las furias sedientas inzendios exalansi el agua despide sus olas rizadas,hidropico el fuego,que nunca se sazia,sus raudales bebe,pero no se apaga.

12. AyreEl ayre soy que aliento la armonía,que condensaron los vapores frios,y vagando los paramos umbrios

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muss alles meinem Atem weichen. Die schwarzen Wolken werdendie Ödnis mit Schatten füllen. Doch das Gebiet mit meinen Winden verjagd die Nebel, die es gab;und wenn die Sonne sich von meinen Gegenden entfernt, lasst sie mich an ihrer Stelle wohlwollend zurück.

13. LuftDurchquere freudig die goldene Sphäre, den anmutigen Stolz des weichen Lüftchens. Und nachdem sie ihre schöne Wohnung einnimmt, ruhe aus und entspanne mit sanftem Wohllaut.

14. ErdeNein, es darf nicht sein, dass auf meiner (vielförmigen) Oberfläche die Brände weiter lodern und meine zerklüfteten Gebirge mit ihren Felsen die Schatten noch vergrößern. Ich bin doch die Erde, gelenkt von den Sternen, die mich in Abwesenheit der Sonne leiten. So vielen Blumen fehlt nun das Licht, die einstdurch einen anderen Himmel ihre Farbenpracht darboten. In der wirren und finsteren Nacht, grüßt nicht die Wiesenihr sanfter und köstlicher Duft, obwohl der milde Westwind sie zärtlich bewegt.

todo a mis respiraziones se desvia;los negros arreboles sin el diade sombras van llenando los vazios,pero el espazio con los soplos mioslas nieblas va dejando que tenia,pues q(uan)do el sol de mi region se aleja,a sostituir benebolo me deja.

13. AyreSurque alagüeña la esfera doradadel aura suave los dulzes orgullos,y luego que ocupe su hermosa morada,descanse y sosiegue con blandos arrullos.

14. TierraNo podrá, que en mis senos intrincadosestaran los inzendios embozados,y mis incultas breñasabultaran las sombras con sus peñas,y pues que soy la tierra a q(uie)n influyen los Astros,que en su ausenzia sostituyen,faltandoles la luz a tantas flores,que otro cielo adornavan sus coloresen la noche confusa y tenebrosa,el suave olor, fraganzia deliziosa,al campo no saluda,aunque el zefiro blando le sacuda.

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15. Gekleidet in Blumen blickt die Erde, vor Kälte erstarrt, mit finsterer Miene drein, denn der Nordwind lähmt, macht welk und hemmt. Wie sehr auch der milde Südwind, freudig und sanft, mit seinem Hauch ihren Duft verteilt, man sieht in den Blättern schon den Frost sitzen.

16. A4In solch trauriger Verwirrung beklagen die soeben gehörten Stimmenmit rauhen Seufzern der Sonne Abwesenheit.

17. AuroraAch Geliebte, ach Geliebte!Wie zärtlich hört man den Atem, wie süß, wie sanft das flinke Echo, von der Luft geformt, kehrt mir die Stimme zurück,Wohlklang gibt ihr die Repetition.

18. ZeitBedaure die Erde!Wenn die Sonne ihre Strahlen verdunkelt, werden die Schatten, die die Hemisphäre verhüllen, zu unheilvollen Trauerfloren.

15. De flores vestida,la tierra aterida con zeño erizado,que el zierzo entumeze,marchita ê impide,por mas que el favoniorisueño y templadoaromas le mueva su aliento,en las hojas se mira ya elado.

16. A4En tan triste confusión,las ya repetidas vozescon destemplados suspiros le lloren la ausenzia.

17. AuroraAy amor!que tierna se escucha la respirazion,que dulce, que suave el eco veloz,del ayre formado me buelve la voz,haziendo armonia la repetizion.

18. TiempoSienta la Tierraquando el sol obscureze sus reflexossiendo funestos lutos las sombras con que viste el emisferio.

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Und schließlich hilft nichts mehr!Denn wenn das Licht fehlt, muss alles vergehen. Sind ihre (der Sonne) Strahlen erloschen, erlahmen auch ihre Einflüsse, bis sie letztendlich ersterben.

Beklage den Untergang der Sonne!Denn wenn ihre Strahlen verlöschen, singt das düstere Land, aus dem sie floh, die Exequien.

Und schließlich hilft nichts mehr!Denn wenn das Licht fehlt, muss alles vergehen. Sind ihre (der Sonne) Strahlen erloschen, erlahmen auch ihre Einflüsse, bis sie letztendlich ersterben.

Stöhne und seufze!Und erdulde dein Schicksal, denn wenn das Licht verlöscht, kann es dir nicht zur Zierde dienen.

Und schließlich hilft nichts mehr!Denn wenn das Licht fehlt, muss alles vergehen. Sind ihre (der Sonne) Strahlen erloschen, erlahmen auch ihre Einflüsse, bis sie letztendlich ersterben.

Y pues que nada sirvey faltando la luz todo falleze.Ha desmayar sus rayostrepiden sus influxos,pues que mueren.

Llore el ocaso,y q(uan)do ya se apaguen sus incendios,las exequias le cantela funebre region de que va huyendo.

Y pues que nada sirve,y faltando la luz todo falleze.Ha desmayar sus rayostrepiden sus influxos, pues que mueren.

Jima y suspire,y sus deliquios vaya padeciendo, que, si la luz se apaga,de que servira su adorno lisonjero.

Y pues que nada sirve,y faltando la luz todo falleze.Ha desmayar sus rayostrepiden sus influxos, pues que mueren.

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19. FeuerDoch in der dunklen Nacht öffnet sich der Ätnaund schickt seine falschen, unerbittlichen Flammen aus. Sie züngeln unter kriegerischem Lärm durch seinen Wirkungskreis;und einmal entzündet, sind sie nicht mehr zu löschen.

Mein flammendes Feuer soll die Führung der Lichter übernehmenund sich mit Hilfe des strahlenden Apolloin den vier Elementen widerspiegeln.

20. FeuerDürstend nach Einflüssen hat mein stolzer Hochmutbei der Sonne neue Glut getrunken. Und mitten in die Schatten hat das Feuerschöne Strahlen gleißenden Lichtes ausgestreut.

19. FuegoMas en la obscura nocheel Monjiuelo oculto desabrochelas hypocritas llamas rigurosas,que bolando a su azento belicosas,quando en su esfera vaganuna vez enzendidas no se apagan.

Y pues mi ardiente hogueraen los quatro elementos reverbera,hasta que Apolo luminoso venga,la presidenzia de las luzes tenga.

20. FuegoEdienta de influjos, al sol ha bebidomi altiva arroganzia ardores flamantes;y entre las sombras el fuego esparzidolos rayos hermosos de luzes brillantes.

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21. A3: Luft, Erde und WasserIn erbittertem Zorntoben die gegensätzlichen Elemente, doch so ebenbürtig greifen sie einander an, dass das Getümmel zum Gleichklang wird;sie kämpfen im Takt, doch klingt das gegensätzlich:die Klänge harten Schlagens, das Echo süßen Lärmens. Gefräßig ächztdas unbeugsame Feuer;die gewichtige Erde knarrt irritiert;das stürmische Meerkommt mit seinen Wasserfluten.Der traurige Zustand der heftigen Luft verwandelt die plumpen, unharmonischen Bewegungen in Moll und in Triller. Sie vereinigt den Zorn (der Elemente) mit dem Wind, damit er ihrem Unmut als Instrument diene.

22. ZeitTrotz Ermüdung, Täuschung, Grauen und Furcht, versucht ihr, wirre Stimmen, meinen Frieden zu stören!Doch der dreiste, hochmütige Stolzder wütenden Elementekann weder meine Arroganz mäßigen,

21. A3: Ayre, Tierra y AguaIras fatales fulminan los contrarios elementos,mas, tan iguales se embisten,que conziertan el estruendo;lidian dentro del compas donde suenan contrapuestos,duro golpe los sonidos, dulze ruido con los ecos.Y el fuego tenaz, que jime voraz; la tierra pesada,ya cruxe irritada; el mar prozeloso que va caudaloso;y triste el azento del ayre violento,Los torpes movimientos destempladosbolbiendo va en bemoles y trinados,acordando las iras en el vientoporque sirva su enojo de instrumento.

22. TiempoY aunque intente la fatiga, Ilusión, orror o miedo,con tan confusos rumores, interrumpir mi sosiego.Ni el audaz, altivo orgullo, de furiosos elementospodra entiviar mi arroganzia,

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noch meinen Eigensinn lähmen. Denn unerreichbar für ihren Druckund ihre feindlichen Einflüsse besteht die Zeit, ohne dass einer je sie beenden könnte. Und da ich schon im Osten die Vorboten des Lichtes bemerke, sage ich, euren Zornmissachtend, folgendes:

23. ZeitFreudig kündigt Aurora, die Vorbotin der Sonne, deren Licht an, die Nacht verdrängend. Sie tilgt das dunkle Gewölk, voll massiger Schwaden, das seine Zerstörung fürchtet, da es sieht, wie Apollo für sie die Glutseiner Strahlen schleudert.

24. ErdeDann wird das Licht des werdenden Tages den Rauhreif auftauen. Und in zahlreichen Schattierungen und Farben wird die Pracht der Blumen offenbar, die, einem Gemälde gleich, sich über die grünen Teppiche ausgestreut haben. Die Vögel, die in der finsteren Nacht

ni entorpezer mi denuedo;que esempto a las impresiones, y â sus influjos adversos,reservado el tiempo dura sin que nadie acave al tiempo;y pues que ya en el oriente preludios de luz advierto,vuestras furias olvidando vayan mis vozes diziendo. 23. TiempoRisueña el aurora, del sol precursora, su luz vatizinaborrando a la noche; los negros celagesdel vasto vapor, que teme su ruina,mirando que Apolo por ella el ardor de sus rayos fulmina.

24. TierraY pues la luz del dia que amaneze,las asperas escarchas enternece,y de varios matizes y coloresse registra el adorno de las flores,que en las verdes alfombras esparzidas,pareziendo pintadas, son nazidas.Las aves, que su noble arquitectura

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ihre edle Baukunst bewahrten, machen Aurora, wenn sie sie sehen, den Hof, ein jeder mit seinem Schnabel. Dann geben ihr Blumen und Vögel süße Düfte und weiche Harmonien.

25. ErdeMöge die Erde den Kerker aus starren Smaragden aufbrechen, der die Blumen einschließt, und dann ihren gemeinsamen Duftüber die Lande verteilen. Und wenn die Sonne sie bescheint, singen sie ihr Lieder der Dankbarkeit.

26. A4 Ihre gemeinsamen Düfte entbieten ihr dankbar:Die Erde mit prachtvollen Blumen, der Tau mit zärtlichem Lachen, um zu wetteifern, um zu feiern, um mit blühenden Düften den Tag zu ersehnen, das Ende des Frostes.

alvergan en la triste noche obscura,al mirar a la auroracada qual con su pico la enamora,pues le rinden las flores y las avesfraganzias dulzes y armonias suaves.

25. TierraRompa la tierra la carzel de esmeralda entumezida,que las flores enzierra;y su fraganzia unida derramen en la campaña,y quando el sol la baña le cante agradezida.

26. A4Y sus acordes fraganzias le tribute agradezida:la tierra vistosas flores, y el rozio tierna risa,porque compitan,porque celebren, porque anelen al dialos floridos aromas, las escarchas marchitas.

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27. LuftDoch schon weiden die Dämpfe, die in der unheilvollen Nacht lebendig wurden und die sich in schwärzester Finsternis ausbreiteten, und zur dumpfen Empörung der Blumen (durch ihr Weichen) den Schrecken zur Freude wandelten. Beschwingt fangen die Distelfinken, die bisher schwiegen, kunstfertig an zu singen und lassen Liebeslieder erklingen. Und mit der Hilfe des Lichtes, ausgesandt vor der Luft, verschmilzt ihr Atem zu Harmonie, denn meine Stimmen imitierend, erklingen die Strophen, die sie so lieblich erproben.

28. LuftIn den Armen der Morgendämmerung durchquerte der sanfte Distelfink die Sphäre. In einem geheimnisvoll-geistvollen Idiom,das chromatisch erklingt,formt er trauriges Moll zu einem weichen Tonfall, um mit seinem schmeichelnden Singen zu erfreuen und Staunen zu machen.

29. WasserIhr Götter, die ihr auf dem zweigeteilten Berge dem göttlichen Apollo die Harmonie verliehen habt, damit er ab heute als fester Pol diene und euern Gesang mit seiner Anteilnahme kröne.

27. AyreY pues ya se desvian los vapores,que en la funesta noche se animaron,y en sus densas tinieblas se quajaronpara escandalo torpe de las flores,conviertiendo en aplausos los horrores.Alegres los jilgueros que callaron,con destreza sus picos entonaronsus enfaticas clausulas de amores,y a soplos de la luz que el ayre embiahizieron con su aliento la armonía,porque mis vozes imitando vayanlos metros que tan dulzemente ensayan.

28. AyreEn brazos del alva surcaba la esferael dulze gilguero. En el discreto idioma, que canta cromáticos,forma su blando conzentode triste bemol, que alaga y suspendesu ruido alagüeño.

29. AguaDeydades, que en el monte vipartidole prestais armonia al dios de Apolo,porque sirva desde oy de fijo polopremiando vuestro canto con su oído,

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Jetzt, da die Instrumente schon gestimmt sind, erbitte ich eure Aufmerksamkeit. Euch rufe ich an und lade diesmal ein, Clio Gefälligkeiten zu erweisen, auf dass sie meine Stimmung hebe und meine Kythara sanft leite. Euch bitte ich, mich dadurch zu ermuntern, dass ihr mein großes Vorhaben mit Beifall bedenkt.

30. Wasser/A4Erschallt, ihr Trompeten, erklingt, ihr Instrumente!In zarten Liedern, mit sanften Weisen senden die süßen Violinen ihre Klänge aus.

31. AuroraSchläfrige Mattigkeit, mach dich auf, erwache von meiner Stimme,auf dass die schändliche Schlafsucht der Morgendämmerung weiche.

Schweigt!Stille! Dass man vernehmedie ruhige Rückkehr des Echos.

ya que suenan los plectos acordados,vuestra atenzion os pido;y de mi voz llamados, esta vez os combidoporque obsequiosas le mandeis a Clioque mi azento corrija, y a mi zitara suave la dirija.De vosotras lo fio, que assi podre alentarmey en aplauso tan alto dedicarme.

30. Agua/A4Suenen los clarines, toquen los instrumentos,y en clausulas tiernas y suaves azentosembien sus ecos los dulzes violines.

31. AuroraDormida fatiga despierta â mis ecos,que el torpe letargo del alva va huyendo.

Quedito, silenzio,que se oye apazible bolver el azento.

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Das süße Schmeicheln der Morgenröte verkehrt den Lärm in Wohlklang. Das wohlige Gähnensei das Zeichen des beginnenden Tages.

Schweigt! Stille! Dass man vernehme die ruhige Rückkehr des Echos.

32. WasserDer wogende Diamant aus gekräuseltem Schaum, starr vor Frost, irrt auf dem Lande umher. Er bereichert die geliebte Morgendämmerung, und wenn es tagt, schmücken seine Lichterihre Strahlen mit selbstgeschaffenen Perlen.

Del blando alago del aura al rumor acorde vuelve,siendo el bostezo fragante la seña de que amaneze.

Quedito, silenzio,que se oye apazible bolver el azento.

Del aliento la armonia apacible flores muevey del contacto las luzes acordes suenan y alegres.

Quedito, silenzio,que se oye apazible bolver el azento.

32. AguaEl moble diamante de espuma rizada,del yelo erizada en campo volante,del alva es amante, pues ya la enriqueze.Y quando amaneze las Luzes que embia,con perlas que cria sus rayos guarneze.

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ErdeMan sucht sie, diese Hemisphäre, diesen harten Obelisk, der so vielen Lebewesen zum Schutze dient. Man fühlt sie schon, den schönen Quell des Lichts, das schöne Morgenrot, das die Schatten der Dämmerung löscht, die eilends der Sonne zu entfliehen suchen.

LuftMeine Sphäre empfängt die gefiederte Schwinge, die zur Prüfung des herrschenden Zentrums fliegt. Dort bekommt sie das ungewohnte Licht der göttlichen Morgendämmerung. Und der strahlende Apolloschleudert die fliegenden Flammen seiner Strahlen.

FeuerDas furchtsame, ängstliche Feuer beklagt die Kälte des eisigen Frostes. Sein brennendes Licht

TierraAqueste emisferio y duro obelisco,que sirve de aprisco a tanto viviente,si busca, si siente el hermoso farolel bello arrebol, del alva le borrela sombra que corre huyendo del sol.

AyreMi esfera recive el plumado velamen,que buela al examen del cento que viveen donde percibe del alva divinala luz peregrina, y Apolo brillante,la llama bolante de rayos fulmina.

Fuego La timida hoguera y llama medrosa,al frio quejosa, al yelo severa,si ya rebervera,

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ist doch nur ein anmaßendes Nachahmen der Sonne. Es muss seine Schwäche spüren und die Strahlen der Sonne fürchten, als Feigling wird es schließlich erscheinen.

33. A4Dann steigern Erde, Wasser und Luft mit ihren Trophäen im Spiegel des Feuers ihre wütende Erscheinung.

34. LuftIhr Blumen, Vögel, Quellen und Flüsse: hört meine Lieder.

ErdeIhr Wiesen, Felder, Berge und Wälder: venehmt mein brennendes Kosen.

LuftIhr Vögel, die ihr die Luft durchquert, warum singt ihr nicht?

ErdeIhr Quellen, die ihr die Auen durcheilt, warum haltet ihr euch zurück?

y la luz que ardedel sol es alarde, padezca desmayosy tema sus rayos, pues luze covarde.

33. A4Y pues tierra, agua y ayre son sus trofeos,con el fuego se aviven sus luzimientos.

34. AyreFlores, aves, fuentes, ríos,Oid los azentos mios.

TierraPrados, riscos, montes, selvas,escuchad mis ardientes finezas.

AyreAves, que el ayre jirais,por que no trinais.

TierraFuentes, que el prado correis,por que os suspendeis.

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35. Luft und ErdeDas Licht der Morgenfrühe, warum besingt ihr es nicht, wenn ihr schon die Sonne in einer silbernen Wiege ehrt?

36. LuftAngeküdigt von Lichtstrahlen, hört man schon den Sonnenwagen mit dem Apollo,der Schatten tilgt und das Licht entfacht. ErdeMan sieht ihn vom Wachturm aus, steil wie ein Berg und hoch wie die Wolken. Ihn treffen zuerst die schnellen Strahlen, denn er ist der erste, der wahrnimmt ihr Licht.

37. A4Auf diese Weise bieten die Vögel ihren Gesang, die Blumen ihren Duft, ihre festlichen Stimmenund Farben dar, mit sanften Harmonien und zarten Wohlgerüchen.

35. Ayre Y TierraY a la luz que madruga, por que no cantais,si en cuna de plata al sol le mezeis.

36. AyreMas ya se escucha el estruendo del carro del sol, que aguijan golpes de luz con que Apololas sombras apaga, los rayos aviva.

TierraY dejandose ver de la atalaya,empinado penacho y cumbre altiva,la bieren velozes sus rayos primero,por que es la primera que su ardor registra.

37. A4Y assi el canto de las aves y el aroma de las flores,con armonias suaves, con apacibles olores,ofrezcan sus vozes graves y tributen sus colores.

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38. LuftDie Sphäre reich an pilgerndem Licht, in ihm harmonierend, sanft, wohlklingend mit jener Nachtigall, deren Gesang jedes Mal vor dem Grauen bewahrt.

A4Auf dass sie mit zierlichen Schnäbelnihre Triumphe erheitern, und den sie ins Leben rufenden Tag freudig willkommen heißen.

WasserDer trällernde Bach, redselig heiter, zur angebeteten Wiese eilt beschwingt, bald ist er verliebt in die, die er eigentlich liebt, bald erringt er eilig des Liebesgottes Sieg.

38. AyreEsfera copiosa de luz peregrina,en donde se afina suave, armoniosacon voz deliziosa, de aquel ruiseñor,que siempre que canta, preserva el horror.

A4Y con dulzes picos sus triunfos alegren,y al dia en que naze le den parabienes.

AguaFuente canora,risueña y parleraque corre ligera al prado que adora,si ya la enamora quien quiere en rigor,si logra corriendo los triunfos de Amor.

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- 350 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 351 -

A4Er glättet die Wasser zu Spiegeln klar, in denen seine Trophäen er allen offenbart.

FeuerReines Element ausnahmslos gefürchtet, gierig, entfacht, unaufhörlich dürstend, weshalb die Blutgier in deiner Wut, du weißt doch zu entflammen, zu schmeicheln mit deiner Glut.

A4Mit Lichtern und Bränden verkünde ich Feuer, dass es strahlt und belehrt, dass es lebt und beseelt.

ErdeIhr Wälder, in verschiedene Farben gekleidet, worin die Blumen ausgestreut sind, seid ihr weise, so vergießt euren Duft, damit dieser Wohlgeruch euch Schönheit verleihe.

A4Poniendo las aguas en claros espejos,a vista de todos sus altos trofeos.

FuegoPuro elemento de todos temido,voraz, enzendido y siempre sediento,por que tan sangriento esta tu furorsi sabes quemar y alagar con tu ardor.

A4Con luzes e inzendios el fuego publique,que ilustra, que brilla que anima, y vive.

TierraSelvas vestidas de varios colores,en donde las flores se ven esparzidas,si sois advertidas, verted vuestro olor,pues ya essa fraganzia os da el esplendor.

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- 352 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 353 -

A4 Einen Teppich aus Blumenentbietet der Erdein zahlreichen Farbtönen von Lichtern und Sternen.

AuroraWenn die Stimmen der Elemente meinen sanften Odem einatmen, tilgen meine leuchtenden Strahlen die Schatten. Sie zeigen sich heiterund schmücken die Farbenmit schönstem Licht.

A4Und voll des Ansehens preist das wunderbare Licht der Morgendämmerung den Tag.

A4Alfombra de flores tribute la tierra,de varios matizes de luzes y estrellas.

AuroraSi vozes respiran mis suaves alientos,de los elementos las sombras retiran,y alegres se miran vistiendo el colormis rayos brillantes con luz superior.

A4Y llena de influxos la luz peregrinadel alva que naze celebre su dia.

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- 354 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 355 -

ZeitWas die Jahrhunderte vereint haben, trennt nun die Zeit. Fortuna ermisst, ob das Erreichte verdient war. Dafür das Glück zu beschuldigen, wäre ein Fehler, denn der große Verdienst ist die höchste Auszeichnung.

A4Augenblicke umfassen ganze Jahrhunderte, wenn der Beifallso gross wie ihr Verdienst ist.

TiempoLos siglos ha unido que el tiempo divide.La dicha que mide lo que ha conseguido,si lo ha merezido culpable es error,que el merito grande es el premio mayor.

A4Ynstantes abrazen los siglos enterosen que aplausos logren sus merezimientos.

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Le Te ndre A mour

Das Ensemble Le Tendre Amour, dessen Name auf ein ver-breitetes literarisches Thema der Zeit Ludwigs XIV. zurück-geht, ist eine Gruppe dynamischer Musiker, die sich mit dem gemeinsamen Ziel zusammengefunden haben, Musik des späten 17. und des 18. Jhs. so aufzuführen, dass sie das Publikum der heutigen Zeit inspiriert und bewegt. Das En- semble unter der Leitung und Organisation von Katy Elkin und Esteban Mazer ist in Barcelona beheimatet, obwohl seineMitglieder ursprünglich aus unterschiedlichen Teilen der Welt stammen. Seit seinen Anfängen lag der Schwerpunkt des Ensembles auf der Interpretation ungewöhnlicher Pro- gramme, stets mit dem Ziel, ein Publikum quer durch alle Altersgruppen anzusprechen. In den letzten Jahren wandte sich das künstlerische Interesse von Le Tendre Amour ver-stärkt der Kammeroper zu, obwohl das Ensemble in seiner ursprünglichen Formation von sieben Musikern weiterhin in unterschiedlichen Repertoires zu hören ist. Seine For-schungsarbeit im Bereich der Jüdischen Barockmusik wur-de 2008 mit dem Preis für die beste Interpretation bei den Varazdiner Barockabenden (Kroatien) belohnt und führte in der Folge zur ersten Kammeropernproduktion des Ensemb-les, Esther von C.G. Lidarti. Der Erfolg dieses Werks in Paris inspirierte die Produktion des Intermedio Le Devin du Village von J.J. Rousseau für die steirischen Festspiele Styriarte im Jahr 2009. Seine jüngste Opernproduktion rea-lisierte Le Tendre Amour mit Pergolesis La Serva Padrona in Barcelona (2011). Alle genannten Produktionen sind wei-terhin auf Tour und entstanden in Zusammenarbeit mit dem

Schauspieler Adrián Schvarzstein. Zu den kommenden Pro-duktionen zählen La Foire im Jahr 2012 und Don Quixote im Jahr 2013. Das Ensemble realisierte Aufnahmen für das renommierte Label K617 und ist gegenwärtig bei Brilliant Classics unter Vertrag.

Der Regisseur und Schauspieler Adrián Schvarzstein vereint in sich Elemen-te Spaniens, Argentiniens, Italiens und vieles mehr. Adrián ist bekannt für sei-ne kreativen Produktionen, die Künst-ler und Publikum miteinander in Kon-

takt bringen. Ein Unterhaltungskünstler durch und durch, lockt Adrián das Kind in jedem von uns hervor. Seine Er-fahrungen mit der Commedia Dell'Arte (nach dem Studi-um bei Dario Fo in Italien) halfen ihm dabei, seinen eige-nen Straßentheaterstil und einen einzigartigen Charme zu entwickeln. Zahlreiche Projekte verbinden ihn mit der Welt des Zirkus (Circus Ronaldo, Circus Klezmer, Call Me Maria) und des Straßentheaters (The Greenman, Dans). Die Urauf-führung seines Straßentheaterprogramms Kamchatka (Mira-miro-Preis 2008) und die Leitung der Oper La Barca in derNationalen Reisopera in Holland zählen zu seinen jüngsten erfolgsgekrönten Projekten. Adrián erhielt 2008 den Ernst-Preis auf dem Festival La Strada; 2010 wurde er mit dem Zirkolika-Preis als bester Zirkusdirektor ausgezeichnet. Mehrere Jahre wirkte er in Inszenierungen am Opernhaus Tel Aviv in Israel mit. Seit 2003 arbeitet er mit Le Tendre Amour zusammen und brachte die Opern Esther, Le Devin du

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Village, La Serva Padrona sowie vor kurzem Los Elementoszur Aufführung. Zu den künftigen Projekten mit Le Tendre Amour zählen La Foire 2012 und Don Quixote 2013.

Die brasilianische Sopranistin LuandaSiqueira da Silva begann ihr Opern-studium bei Therezinha Schiavo an der Musikakademie der Bundesuniversität von Rio de Janeiro. 2000 erhielt sie ein Stipen-dium der französischen Regierung, um

an der Klasse für Barockgesang des Conservatoire Supérieur de Paris (CNR) teilzunehmen. Dort studierte sie bei Michel Laplénie, Sophie Boulin, Kenneth Weiss und Howard Crook. 2003 schloss sie dieses Aufbaustudium mit dem einstimmi-gen Prädikat 'summa com laude' ab. Seither ist Luanda Si-queira da Silva Solistin beim Maîtrise et Orchestre du Palais Royal und wurde vom Opernstudio der Opéra National du Rhin/Straßburg in mehreren Rollen unter Vertrag genom-men. Sie trat als Solistin in unterschiedlichen Projekten auf, unter anderem mit Le Parlement de Musique unter der Leitung von Martin Gester. Sie sang an der Opéra National de Lyon, der Opéra de Rouen, an der Opéra Comique und dem Théâtre des Champs-Élysées, um nur einige zu nen-nen. Luanda Siqueira da Silva gewann den ersten Preis beim Concours International de Chant Baroque du Château de Chimay, Belgien, unter der Leitung von William Christie. Sie war Preisträgerin des Förderprogramms des Ouvre des Saints Anges und Finalistin der 8. Handel Singing Competi-tion in London. Ihre erste Aufnahme mit Le Tendre Amour

erschien 2009 bei K617 unter dem Titel Le Passage de la Mer Rouge (Der Durchzug durchs Rote Meer).

Die Mezzosopranistin Lidia Vinyes Curtis wurde in Barcelona (Spanien) geboren. Neben Gesang studierte sie Geige und absolvierte am Konservatori-um der Region Toulouse (Frankreich) ei-nen Master-Studiengang in Alter Musik

und Barockvioline. Lidia Vinyes Curtis studierte Gesang an der Schola Cantorum Basiliensis, Schweiz, bei Richard Levitt, David Mason und Rosa Dominguez. Von 2008 bis 2009 war sie Solistin (Alt) im professionellen Vokal-Oktett Nova Lux Ensemble, das sich auf spanische Renaissancemu-sik spezialisiert hat. Außerdem arbeitete sie für die Vozes de Al Ayre Español unter der Leitung von Eduardo López Banzo, mit Martin Gester in seinem Le Parlement de Musique (Straß-burg, Frankreich) und mit La Capella Reial de Catalunya unter der Leitung von Jordi Savall. Sie trat unter anderem auf dem Internationalen Festival von Santander, dem Festi-val Música Antiga von Loulé, dem Festival Castelo Brancound dem Musikfestival von Alcobaça auf. Im September 2010interpretierte sie auf dem Festival d'Ambronay die Rol-le der La Fama in der Oper La Guerra de los gigantes von Sebastián Durón, mit dem Dirigenten Gabriel Garrido und dem Ensemble Elyma. Für die Spielzeiten 2011 und 2012 er-hielt sie Einladungen zur Mitwirkung an zwei Barockopern am Theater Freiburg (Deutschland). Dies ist ihr erstes Pro-jekt mit dem Ensemble Le Tendre Amour.

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Die Sopranistin María Hinojosa Montenegro wurde in Sabadell, Spa-nien, geboren und graduierte mit Aus-zeichnung an der School of Music of Cata-lonia (ESMUC). Ihre ersten Bühnen-erfahrungen sammelte sie im Alter von

16 Jahren als Hauptdarstellerin in mehr als 20 Zarzuelas. »Zarzuela« ist die Bezeichnung für eine typisch spanische Gattung des Musiktheaters, die einige Ähnlichkeit mit der französischen »Opéra comique« oder der Operette hat. Neben ihrer Zusammenarbeit mit Ensembles wie Le Parle-ment de Musique, Al Ayre Español, Des Honnestes Curieux, Elyma, Concerto Italiano, Accademia Bizantina, Le Tendre Amour und La Capella Mediterránea nahm sie auch zahlrei-che Opern und Zarzuelas für die Labels Harmonia Mundiund K617 auf; eine Aufnahme mit einer Auswahl von Werken des katalanischen Komponisten Joan Guinjoan istin Planung. Zu ihren jüngsten Produktionen zählen El dúo de la Africana (Buenos Aires), L. Cunillés Oper LaPajarera Catalana (Teatre Lliure, Barcelona), A. VivaldisOratorium Juditha triumphans (Venedig, unter OttavioDantone), W. A. Mozarts Don Giovanni (Oviedo), S. Pro-kofjews Der Spieler (Gran Teatre del Liceu, Barcelona),H. Purcells Dido und Aeneas (Opera Lausanne), und Martini Solers l'Arbore de Diana unter der Leitung von Fabio Biondi(Montpellier). Seit 2003 tritt sie regelmäßig mit Le TendreAmour auf.

Die Mezzosopranistin Marina Pardowurde in Santander, Spanien, geboren und schloss ihr Studium mit dem Prädi-kat 'summa cum laude' an der Universität Oviedo ab. 1994 konnte sie auf Empfeh-lung von Alfredo Kraus ihr Studium an

der Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid fortset-zen. Sie arbeitete mit Dirigenten wie Alberto Zedda, Helmut Rilling, Peter Guth, James Levine, Rafael Frübeck de Burgos und Jesús López Cobos zusammen. Marina Pardo debütierte am Teatro Campoamor in Prokofjews Alexander Nevsky und gab unterschiedliche Konzerte, unter anderem die Alt-Rhapsodie von Brahms am Teatro Monumental in Madrid,Schuberts Messe in b-moll in der Liederhalle Stuttgart und Fallas El amor brujo im Auditorio Nacional in Madrid. Sie trat mit der Nationalen Spanischen Tanzkompanie in Rap-tus, in einer Choreographie von Nacho Duato auf, sowie am Teatro Real Madrid, wo sie Wagners Wesendonck-Lieder in-terpretierte. Sie ist Mitglied des Ensembles Al Ayre Español, mit dem sie auf vielen renommierten europäischen Festivals auftrat und unter anderem barocke Zarzuelas sang. MarinaPardo trat mit fast allen spanischen Orchestern auf, sowie mit dem Sacro Cuore di Milano, den London Schubert Play-ers und der Bachakademie Stuttgart. Zu ihren jüngsten und künftigen Projekten zählen Rigoletto von Verdi, Manon von Massenet, das Internationale Festival von Granada im Palacio de Carlos V. und Fallas La vida breve mit Rafael Frühbeck de Burgos und dem Israel Philharmonic Orchestra. Los Ele-mentos ist Marina Pardos erste Zusammenarbeit mit Le Tendre Amour.

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Der in Campobasso (Italien) geborene Bariton Donato di Gioia absolvierte sein Violin- und Klavierstudium sowie seine technische Stimmausbildung bei Maestro Bruno Praticò und Maestro Pa-ride Venturi. Sein Talent trat bereits bei

seinem Bühnendebüt in Il Borgomastro di Saardam von Do-nizetti deutlich zutage. Es folgten bald Verträge renommier-ter Häuser, die es ihm erlaubten, sein Repertoire zu erwei-tern und sich über die nationalen Grenzen hinaus Ansehen zu erwerben: zu seinen Stationen gehören das Verdi-Theater Triest; das Regio-Theater Turin; das Carlo Felice-Theater Genua; die Opernfestspiele Arena von Verona; das Puccini-Festival Torre del Lago; das Calderon-Theater Madrid; das Concertgebouw, Amsterdam und das Opernhaus Bayreuth.Zu seinen beachteten Opernauftritten zählen La Serva Pa-drona von Pergolesi; Il Matrimonio Segreto von Cimarosa; Il Barbiere di Siviglia und Gli Astrologi Immaginari von Paisiel-lo; Don Giovanni, Le Nozze di Figaro und Così fan Tutte von Mozart; sowie Il Barbiere di Siviglia, Cenerentola, Adina, Il Signor Bruschino und La Cambiale di Matrimonio von Rossi-ni. Donato di Gioia gewann den ersten Preis beim Zweiten Internationalen Gesangswettbewerb Gaspare Spontini in Maiolati Spontini (Ancona) und wurde vom Verdi-Theater Triest als Bester Junger Sänger der Spielzeit 1999/2000 aus-gezeichnet. Er spielte Opern für die Labels Dynamic und BmG Arte Nova ein. Im April dieses Jahres gab Donato di Gioia als Uberto in Pergolesis La Serva Padrona seine ersten Konzerte mit Le Tendre Amour.

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Autogr a mme

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Vox dilecti mei

Modena Consort

Ulrike Hofbauer: Gesang

Sarah van Cornewal, Claudio Santambrogio,Hiroko Suzuki, Richard Robinson: RenaissancetraversflötenRené Genis: Laute

Samstag, 17.09., 22.00 Uhr Stadtpfarrkirche St. Veit

Einle itung

Die jahrtausendealte Dichtung des Hohelieds hat seit je-her die Menschheit bewegt – seine Botschaft der Liebe hat gleichermaßen die jüdische, christliche und sogar die Sufi-Tradition inspiriert. Das Canticum Canticorum ist ein orien-talisches, erotisches Gedicht, das in der jüdischen Tradition als die Liebe Gottes zu Israel, in zahlreichen christlichen Traditionen als die Liebe Christi zu seiner Kirche und in mittelalterlichen Stundenbüchern als ein Lobgesang auf die Jungfrau Maria interpretiert wurde.

Für die Komponisten der Renaissance bedeutete das Canti-cum eine schier unerschöpfliche Quelle der Inspiration: Die Musik des vorliegenden Programms bietet eine Auswahl von Hohelied-Vertonungen aus dem gesamten 16. Jahrhundert. Den ersten Teil des Konzerts bilden Kompositionen der ers-ten Generation franko-flämischer Komponisten, wie Josquinde Prez und Gaspar van Weerbecke, sowie des Schweizer Kom-ponisten Ludwig Senfl. Im zweiten Teil stellen wir italieni-sche Werke aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vor.

Als Autor der sinnlichen Hohelied-Gedichte wurde lange Zeit der biblische König Salomon angenommen. Die For-schung der letzten Jahre hat sich jedoch von dieser Annah- me gelöst1 und geht von einem eher »weltlichen« Ursprung

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aus. Dies haben wir zum Anlass genommen und den Hohe-lied-Vertonungen »Frottole« gegenübergestellt – scheinbar einfach gestrickte Melodien, die eigentlich eine Art gesun-gene Textrezitation ermöglichen sollten – sowie »Hofwei-sen« und »Gesellschaftslieder«, deutsche Formen weltlicher Liebesliederdichtung.

1 als weiterführende Lektüre sei »Das Hohelied Salomons« von Klaus Rei-

chert, dtv-Verlag, 1998, empfohlen.

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Progr a mm

Josquin des Prez (ca. 1450 – 1521)1. Ave MariaAus: Petrucci, Motetti A, (1502)

Josquin des Prez 2. Una Musca Aus: Bologna, Q 18

Marco Dall'Aquila (ca. 1480 – 1538) 3. Recercare Aus: Herwarh lute MS

Gaspar van Weerbecke (1440 – 1518)4. Anima mea Aus: Brussels, Ms 228

Marchetto Cara (1465 – 1525)5. Dolci ire dolci sdegniAus: Petrucci, Frottole XI, (1514)

Anonymus 6. Tente aloraAus: Paris, Bibliothèque Nationale, Rés Vm7 676

Franciscus Bossinensis (Wirkungszeit um 1510) 7. Recercare Aus: Tenori e contrabassi intabulati […] libro secundo (1509)

Niccolo Brocco (ca. 1480 – 1530) 8. Se mia trista e dura sorte Aus: Canzoni sonetti strambotti e frottole libro quarto (1517)

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Ludwig Senfl (1486 – 1542) 9. Alme Luci beate Prima pars: Tota pulchra esSecunda pars: Iam enim hiemsTertia pars: Et vox turturisAus: Munich Mus. ms. 12

Orlande de Lassus(1532 – 1594) 10. Madona mia, pietà Aus: Il primo libro de madrigali (1555)

Vincenzo Ruffo (1508 – 1587)11. Giovene donnaAus: Il primo libro de madrigali, (1552)

Orlande de Lassus12. Per pianto la mia carne Aus: Il primo libro de madrigali, (1555)

Paul Hoffheymer (1459 – 1537) Leonhard Kleber (1495 – 1556) 13. Die Brünnlein, die da fliessen Aus: Wien, Österreichische Nationalbibliothek MS 18810

Erasmus Lapicida (ca. 1440 – 1547) Hans Newsidler (ca. 1508 – 1563) 14. Tannernack Aus: Ein newgeordent künstlich Lautenbuch, Nürnberg

Paul Hoffheymer 15. Ich hab heimlich ergeben michAus: Harmoniae poeticae, Nürnberg, 1539

Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525 – 1594) 16. Vox dilecti mei17. Dilectus meus descendit 18. Pulchra es amica mea Aus: Motettorum liber quartus ex Canticis canticorum (1584)

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Te x te

1. Ave Maria

Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum Virgo serena. Ave coelorum Domina, Maria plena gratia coelestia, terrestria, mundum replens laeticia. Ave cuius nativitas, nostra fuit solemnitas, ut lucifer lux oriens, verum solem praeveniens. Ave pia humilitas sine viro foecunditas, cuius annunciatio nostra fuit salvatio. Ave vera virginitas immaculata castitas, cuius purificatio nostra fuit purgatio. Ave praeclara omnibus angelicis virtutibus, cuius fuit assumptio nostra glorificatio. O Mater Dei, memento mei. Amen.

4. Anima mea Text: Hohelied, Kapitel 5

Anima mea liquefacta est, ut dilectus meus locutus est. Quaesivi illum et non inveni,vocavi, et non respondit mihi.Invenerunt me custodes civitatis,Et percusserunt me et vulneraverunt me. Tulerunt pallium meum custodes murorum. Filiae Jerusalem, nunciate dilecto meo, quia amore langueo.

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1. Gegrüßet seist du, Maria

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade. Der Herr ist mit dir, o milde Jungfrau. Gegrüßet seist du, Herrin des Himmels, Maria, voll der Gnade. Du erfüllst Himmel und Erde und die Welt mit Freude. Gegrüßet seist du, deren Geburt für uns ein Fest war. Du erstrahlst wie der Morgenstern, bevor die Sonne erwacht. Gegrüßet seist du, o heilige Demut und jungfräuliche Frucht-barkeit, deren Verkündigung unsere Errettung war. Gegrüßet seist du, wahre Jungfrau, unbefleckte Keuschheit, deren Reinigung unsere Läuterung war. Gegrüßet seist du, Erhabene, die du den Engeln gleichst, deren Himmelfahrt unsere Verherrlichung war. O Mutter Gottes, gedenke meiner. Amen.

4. Meine Seele Text: Hohelied, Kapitel 5

Meine Seele war außer sich, als er redete. Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht,ich rief, aber er antwortete mir nicht. Es fanden mich die Hüter, die in der Stadt umhergehen, die schlugen mich wund, die Hüter auf der Mauer nahmen mir meinen Schleier. Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, findet ihr meinen Freund, so sagt ihm, dass ich vor Liebe dahinschmachte.

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5. Se m'amate io v'adoro Text: Francesco Petrarca

Dolci ire, dolci sdegni & dolci paci,dolce mal, dolce affanno & dolce peso,dolce parlar & dolcemente inteso,hor di dolce ora, hor pien di dolci faci.

Alma non ti lagnar, ma soffra & taciet tempra il dolce amaro che n'à offeso,col dolce honor che d'amar quella ài presoa cui io dissi: Tu sola mi piaci.

Forse anchor fia chi sospirando dica,tinto di dolce invidia: Assai sostenneper bellissimo amor quest'al suo tempo.

Altri: O fortuna a gli occhi miei nemica,perché non la vid'io? perché non venneella più tardi, over io più per tempo?

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5. Süßer Zorn Text: Francesco Petrarca

Süßer Zorn, süße Verachtung und süßer Frieden,süßer Schmerz, süßes Leid und süße Last,süßes Reden und süßes Verstehen,teils süße Stunden, teils süßes Glühen.

Meine Seele, klage nicht, sondern leide in Stilleund mildere die süße Bitterkeit, die dich verletzte,mit der süßen Ehre, die dir zuteil wird, weil du diejenige liebst,der ich sagte: Du allein gefällst mir.

Vielleicht wird einer seufzend sagen,in sanftem Neid errötend: Jener littfür die allerschönste Liebe.

Andere wiederum: Ach, du mein feindlich' Glück,warum sah nicht ich sie? Wieso ist sie nichtspäter geboren, wieso nicht ich zu ihrer Zeit?

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- 376 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 377 -

8. Wenn mein trauriges und erbarmungsloses Schicksal will, daß ich sterbe

Wenn mein trauriges und erbarmungsloses Schicksal will,dass ich sterbe, so geschehe es in Gottes Namen.Ich werde mich selber töten,um dich zufrieden zu stellen, mein Geliebter.Wenn du mich zu Unrechtum meine reine Keuschheit gebracht hast,soll ein jeder aus Mitleidum mich weinen.

Gott weiß es wohl, ich bin eine Jungfrau und handle rechtschaffen. Die Wahrheit wird falsche Beschuldigungen beseitigen.

Ich habe mich ehrlich verhalten,mit Liebe und ohne Bosheit,undankbares Herz,so trügerisch und falsch.Du nützt ohne Schammeine reine Keuschheit aus.

Gott weiß es wohl, ich bin eine Jungfrau und handle rechtschaffen. Die Wahrheit wird falsche Beschuldigungen beseitigen.

8. Se mia trista e dura sorte vol ch'io mora

Se mia trista e dura sortevol ch'io mora, sia con dio,Con mia man mi darò morte.Per sactiarti, amante mio,Se incantata m'ai a tortoDe mia pura castitade,Voglio ognun che per pietadeDi me habia lachrimare.

Ben lo sa dio, son vergine, e pura nel ben fare. Però che false infamie Rimoverà la veritade.

Gita mai sintieramente,con amore senza malitia,cor ingrato e scognoscente,pien de inganni e de nequitia.Tu ti avanti apertamentede mia pura castitade.

Ben lo sa dio, son vergine, e pura nel ben fare. Però che false infamie Rimoverà la veritade.

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- 378 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 379 -

Du siehst wohl, dass duden Sinn und den Verstand verloren hast.Da ich dich lieb gehabt habemusst du mir Respekt zollenund dich nicht rühmen,dass du meine reine Keuschheit besiegt hast.

Gott weiß es wohl, ich bin eine Jungfrau und handle rechtschaffen. Die Wahrheit wird falsche Beschuldigungen beseitigen.

9. Du bist so schön Text: Hohelied, Kapitel 2 und 4

Du bist so schön, meine Freundin,und es ist kein Makel an dir. Wie eine Honigwabe tropfen deine Lippen,Honig und Milch unter deiner Zunge und der Geruch deiner Salben übertrifft alle Gewürze. Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist weg und dahin, Blumen sind aufgegangen, die Blüten der Weinstöcke verströmen ihren Geruch. Und die Stimme der Turteltaube lässt sich hören in unserem Land:Steh auf, meine schöne Freundin, komm aus dem Libanon, und du wirst gekrönt sein.

Vedi ben c'hai perso in tuttola memoria e lo intellecto.Se gran ben io t'ho volutotu dovevi aver rispettoE non dir che havessi havutoLa mia pura castitade.

Ben lo sa dio, son vergine, e pura nel ben fare. Però che false infamie Rimoverà la veritade.

9. Tota pulchra esText: Hohelied, Kapitel 2 und 4

Tota pulchra es, amica mea,et macula non est in te,favus distillans labia tua,mel et lac sub lingua tua,odor unguentorum tuorumsuper omnia aromata.Iam enim hiems transiitimber abiit, et recessit:flores apparuerunt, vineae florentes odorem dederunt.Et vox turturis audita est in terra nostra:Surge, propera amica mea,veni de Libano, coronaberis.

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- 380 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 381 -

10. Meine Dame, ich bitte um Gnade und Hilfe

Meine Dame, ich bitte um Gnade und Hilfe, da ich sterbe und erlösche, und dennoch wendet ihr euch weg. Ich rufe und ihr hört nicht: »Wasser, meine Dame, es brennt, ich sterbe langsam, Stück für Stück!«

Eure stolze Schönheit ist einzig und allen Ursache meines Brennens, und ihr lasst dies zu.Ich rufe und ihr hört nicht: »Wasser, meine Dame, es brennt, ich sterbe langsam, Stück für Stück!«

Ich bin schon heiser vom vielen Flehen und ihr macht euch von meinen Schmerzen Spaß. Ich rufe ständig:»Wasser, meine Dame, es brennt, ich sterbe langsam, Stück für Stück!«

12. Durch Weinen schmilzt mein Körper Text: Jacopo Sannazaro

Durch Weinen schmilzt mein Körper wie in der Sonne der Schnee, oder wie im Wind der Nebel sich auflöst,und ich weiß mir nicht zu helfen. Denkt an meinen Schmerz, der sein muss.

10. Madonna mia, pietà chaim' et aita Madonna mia, pietà chiam' et aita,ch'io moro e stento a torto, e pur volete.Io grido e nol sentete:»Acqua madonn' al foco,ch'io mi sento morire, a poco a poco«.

Vostra altiera beltà sola infinitaè causa ch'io me abbruscia, e 'l consentete.Io grido e nol sentete:»Acqua madonn' al foco,ch'io mi sento morire, a poco a poco«.

Di chiedervi mercè son quasi roco,sol della pena mia prendete gioco.Pur grido in ogni loco:»Acqua madonn' al foco,ch'io mi sento morire, a poco a poco«.

12. Per pianto la mia carne si distilla Text: Jacopo Sannazaro

Per pianto la mia carne si distilla,sì come al sol la neve,o com'al vento si disfà la nebbia,né so che far mi debbia.Or pensate al mio mal qual esser deve.

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- 382 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 383 -

15. Ich hab heimlich

Ich hab heimlich ergeben micheim schönen helden werdein ehr und treu, on alle reu:seinsgleichen lebt nicht auf erde.An wolgestalt findt man kein bald, schön Absalon muß weichen.Salmon ist er zu vergleichen.Den helden könfür all ich krön,von edlem stamm geboren.Zu im stet hinmein mut und sinn,zu lieben in erkoren.Er ist mein freud,mein augenweid,mein bester schatz auf erden.Ich bin im hold,hoff auch, er soll mir werden.Hoffnung mich nert,ich werd gewert,in disem fall beglücken.Ein kleine zeitich wol erpeit,Gott kanns und wird's wol schicken,auf den ich bau,

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- 384 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 385 -

16. Die Stimme meines Geliebten

Die Stimme meines Geliebten: Siehe, da kommt er, springt über die Hügel und Berge.Mein Geliebter gleicht der Gazelle und dem Böcklein der Hirsche.Siehe, da steht er hinter unserer Mauer durch unsere Fenster schauend und durch die Tore guckend.Das sagte mein Geliebter zu mir.

17. Mein Geliebter

Mein Geliebter steigt in seinen Garten herab zu den Gartenterassen des Balsams, zu weiden in den Gärten und um Lilien zu sammeln. Ich bin meines Geliebten und mein Geliebter ist mein,der unter den Lilien weidet.

hoff und vertrau,zu im mein stetes flehen.Gib im die sach,er wird mich wol versehen.

16. Vox dilecti mei

Vox dilecti mei: ecce iste venitsaliens in montibus, transiliens colles.Similis est dilectus meus capreae hinnuloque cervorum.En ipse stat post parietem nostrum respiciens per fenstras prospiciens per cancellos. En dilectus meus loquitur mihi.

17. Dilectus meus

Dilectus meus descendit in hortum suumad areolam aromatum, ut ibi pascatur in hortis et lilia colligat. Ego dilecto meo et dilectus meus mihi qui pascitur inter lilia. 12 12

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18. Pulchra es

Pulchra es, amica mea,suavis et decora sicut Jerusalem,terribilis ut castrorum acies ordinata.Averte oculos tuos a me,quia ipsi me avolare fecerunt.

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18. Schön bist du

Schön bist du, meine Freundin, süß und anmutig wie Jerusalem, furchterregend wie Kriegsscharen. Wende deine Augen von mir ab, denn sie verwirren mich!

Übersetzungen 5, 8, 10, 12: Claudio Santambrogio

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Mode na Consort

Das Modena Consort lässt Renaissance-Polyphonie auf his-torischen Traversflöten erklingen. Zusammen mit der So-pranistin Ulrike Hofbauer und dem Lautenisten Réne Genis hat das Ensemble in zahlreichen Festivals in den Niederlan-den, in Belgien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz konzertiert und wurde zu internationalen Veranstaltungen rund um die Renaissanceflöte eingeladen. Die erste CD des Ensembles, 2007 erschienen bei dem deutschen Label Cor-netto, ist der Musik am Hofe der Margarete von Österreich gewidmet. Die Tour durch die Schweiz mit diesem Pro-gramm wurde 2007 von DRS 2 aufgezeichnet. 2011 erschien die neue CD des Ensembles Frottole.

Die vom Consort gespielten Traversflöten wurden durch den Instrumentenbauer Boaz Berney nach originalen Vor-bildern aus dem Instrumentenmuseum in Brüssel gebaut.www.modenaconsort.com

Sarah van Cornewal, Traversflöte, hat ihre musikalische Ausbildung an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel (Schweiz) und am Königlichen Konser-vatorium Den Haag (Holland) in den Hauptfächern Traversflöte und Block-

flöte absolviert.Sie spielt in Europa sowie in Brasilien, Korea und Japan mit verschiedenen Ensembles und Orchestern wie Modena Consort, Anasarel, Fue, Il Désidério, La Cetra, Café Zimmer-mann, Elyma, l'Ensemble Baroque du Léman. Außerdem ist sie mit zwei Soloprogrammen zu hören (Telemann »Fanta-sien« und »La flûte dans tous ses états«).Sarah van Cornewal unterrichtet in Wettingen und Genf (Schweiz) Blockflöte und gibt regelmäßig Master-Classes in Frankreich.Sie ist Preisträgerin des Internationalen Telemann Wettbe-werbs in Magdeburg (2007), sowie des Traversflöten-Wettbe-werbs der National Flute Association (USA), ebenfalls 2007.

Cl audio Santambrogio, Travers-flöte, studierte am Sweelink Conservatori-um in Amsterdam bei Marten Root. Er ist sowohl auf dem Gebiet der frühen wie auch der neuen Musik tätig und hat sich in der Aufführungspraxis auf Original-

instrumenten spezialisiert.Er hat mit zahlreichen europäischen Ensembles gearbeitet und ist besonders auf dem Gebiet der Kammermusik tätig.

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In zunehmendem Maße widmet er sich dem Spätmittelalter und vereint dabei Musik mit Literatur, wobei er auch als Schauspieler auftritt. Er hat ausgiebige Studien zur Ikono-graphie der Querflöte im Mittelalter betrieben.

Hiroko Suzuki, Traversflöte, wurde 1981 geboren. Er studierte Musikwis-senschaft an der Oxford University mit einem »St-Anne's-College Stipendium« und schloss 2004 ein Master of Music- Studium am King's College London an,

wo er eine Auszeichnung für seine Hauptdissertation über Henry VIII's Manuscript erhielt.Neben seiner akademischen Ausbildung studierte er Quer-flöte bei Paul Edmund-Davies und Jonathan Rimmer. Er war im Jahr 2000 Halbfinalist beim BBC Young Musicians Natio-nalwettbewerb und gewann im selben Jahr als einer von drei britischen Flötisten die erste Runde des Tunbridge Wells International Young Concert Artists Competition. Im folgen-den Jahr bestand er sein Diplom mit Auszeichnung. 2006 setzte er seine Studien der Traversflöte an der Schola Cantorum Basiliensis fort. Er wurde auf Radio DRS 2 über-tragen und wirkte 2009 beim Radiosender WPRB Prince-ton (USA) an der Weltpremiere-Übertragung einer unver-öffentlichten Arie Händels, Dell'onda instabile (HWV 214) mit. Er hat mit dem Ensemble Arcimboldo aufgenommen.

Ulrike Hofbauer studierte Gesang und Gesangspädagogik an den Hoch-schulen Würzburg und Salzburg und an der Schola Cantorum Basiliensis. Zu ih-ren maßgeblichen Lehrern zählen Sabine Schütz, Evelyn Tubb und Anthony Rooley.

In der Arbeit mit Christina Pluhar und Andrea Marcon er-hielt sie weitere wertvolle Anregungen.Die in Oberbayern geborene Sängerin ist heute in der Nähe von Basel ansässig und musizierte als Solistin unter anderem mit Singer Pur, dem Collegium Vocale Gent, L'Arpeggiata, LaChapelle Rhénane, L'Orfeo Barockorchester und Cantus Cölln und arbeitete mit Philippe Herreweghe, Gustav Leonhardt, Daniel Reuss, Manfred Cordes, Christoph Siebert und Jos van Veldhofen zusammen. Neben Radiomitschnitten und live-Hörfunkauftritten do-kumentieren CD- und Film-Produktionen die Vielseitig-keit der Sängerin.Ihr schauspielerisches Interesse kann Ulrike auch auf der Opernbühne ausleben. Sie sang unter anderem am Theater Basel und am Theater Bern und war als Calisto in Cavallieris gleichnamiger Oper, als Galathea in Händels Acis and Ga-lathea, als Euridike in Telemanns Orpheus und in sämtlichen Frauenrollen in Purcells Dido and Aeneas zu hören. Mit ihrem eigenen Ensemble savadi hat sie 2003 den York Early Music International Young Artists Competition und 2004 den Van Wassenaer Concours in Den Haag gewonnen (www.savadi.net). Größer besetzte Projekte verwirklicht sie mit ihrem neu gegründeten Ensemble &cetera (www.ensemble-etcetera.com).

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Bis vor Kurzem unterrichtete sie Barockgesang an der Uni-versität Mozarteum Innsbruck. Ulrikes Repertoire umfasst alle Epochen und Stilrichtungen. Die intensive Beschäftigung mit musikalischer Rhetorik, Ornamentik und dem »recitar cantando« Stil bildet einen Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit. www.ulrikehofbauer.com

René Genis, Laute, entdeckte seineLiebe zu ganz früher Lautenmusik schon während seines Studiums am Sweelinck Conservatorium in Amsterdam bei AnthonyBailes. Er erforschte begeistert Lauten-werke in den frühesten Quellen.

Nach dem Erlernen der Barocklaute, der Theorbe und ver- wandter Instrumente konzentrierte er sich nach beendetem Studium auf die früheste Musik für die Laute. Im Laufe der Jahre arbeitete er mit verschiedenen Ensembles, darunter dem Ensemble Antequera ( Johannette Zomer), Ensemble L'Alba (Mikae Natsuyama), dem Modena Consort, Super Lib-rum (Jankees Braaksma) und Fala Música (Maurice van Lies-hout). Sowohl als Solist als auch als Ensemblespieler kann er sich mit Begeisterung der Musik widmen, die ihm am ver-trautesten ist: Musik aus dem Mittelalter und dem frühen 16. Jahrhundert, gespielt mit den Fingern oder dem Plektrum.12 12

Autogr a mme

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Vom steirischen Bauernbuben zum Wiener Hofcompositeur

die spannende Lebensgeschichte des Johann Joseph Fux

Lucia Froihofer: Violine, LeitungJohanna von der Deken: Erzählerin

Mitwirkende MusikerInnen SpielmusikAnna Larissa Fischer (9)Anna Tropper (11)Luka Wibmer (11)Johannes Bartl (12)Amadeus Köck (12)

Sonntag, 18.09., 14.00 Uhr Rathaus St. Veit

KammermusikAlexandra Röck (17)Gerda Naftz (17)Marianne Haditsch (15)Anna-Maria Zechner (15)Violine: Gabriel Karacsonyi (16)Gesang: Johannes Bartl (12)Hackbrett: Hugo MaliOrgel/Cembalo: Vilimas Norkunas

SpafudlaLucia FroihoferBernadette FroihoferDaniel FuchsbergerGabriel Froihofer

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KammerorchesterLucia FroihoferAlexandra RöckGerda NaftzAitak FarziGabriel KaracsonyiJohannes Jeindl

Bernadette FroihoferMarianne HaditschFranziska LangSteffi WaegnerAnna Maria ZechnerHerbert Lang

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Einle itung

Der um 1660 in Hirtenfeld in der Nähe von St. Marein bei Graz – damals hieß es noch »am Pickelbach« – geborene Bauernsohn Johann Joseph Fux durchlebte eine beispiellose Karriere, die so manche Erfolgsstory heutigen Zuschnitts gehörig in den Schatten stellen könnte. Nach Studien in Graz und Ingolstadt avancierte er nach mehreren musika-lischen Positionen in Ingolstadt und Wien schließlich zum hoch angesehenen kaiserlichen Hofkapellmeister, beklei-dete von 1715 bis 1740 eines der bedeutendsten musika-lischen Ämter Europas. Obwohl sein Name in der Musik-welt hinlänglich bekannt sein dürfte und so mancher weiß, dass sein Lehrbuch Gradus ad parnassum (Wien 1725), die führende Kompositionslehre des 18. Jahrhunderts, von ei-ner ganzen Reihe von Komponistengenerationen bis ins 20. Jahrhundert hinein benützt wurde, gehört der bedeutendste österreichische Barockkomponist nach wie vor weithin zu den großen Unbekannten. Lange hat man – vollkommen zu Unrecht – seine Musik als die eines »komponierenden The-oretikers« und deshalb als »trocken« abgetan. Ein solches Urteil, welches ja aufgrund mangelhafter Kenntnis seiner Werke gebildet wurde, ist heute freilich längst überholt und die Musik von Johann Joseph Fux gilt als ganz erstaunlich temperamentvoll und innovativ.Klaus Hubmann

Lucia Froihofer und Johanna von der Deken nehmen ihr junges Publikum mit auf eine musikalische Reise auf den Spuren des großen steirischen Komponisten Johann Joseph

Fux. Erzählt wird die erstaunliche Geschichte des begabten Buben aus einfachen Verhältnissen, der es mit viel Mut und Fleiß bis an den Wiener Hof schaffte und Komponist des Kaisers wurde.

Junge, ambitionierte Musikerinnen und Musiker des Johann Joseph Fux-Konservatoriums im Alter von 8 Jahren aufwärts, spielen in verschiedenen Besetzungen Musik aus den viel-seitigen musikalischen Welten des Johann Joseph Fux. Das Ensemble Spafudla wird seine Musik stilistisch umspielen und quasi »Weltmusik à la Fux« humorvoll dazwischenpfef-fern. Die Schauspielerin Johanna von der Deken erzählt und spielt auf mitreißende Weise die Geschichte des kleinen Jo-hann Joseph.

So wird neben alter Volksmusik und Kirchenmusik des 17. Jahrhunderts, die der junge Johann Joseph als Kind gehört haben mag, auch Musik zu hören sein, die an die Zeit der Türkenkriege erinnert. Den Höhepunkt jedoch bilden die Werke aus der Feder des Meisters selbst, die auch nach drei-hundert Jahren immer noch mitreißend schön sind.

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Progr a mm

J. J. Fux (ca. 1660 – 1741)1. Marche des Ecurieus, K 356Spafudla

Traditional (1651)2. Branlé Spielmusik

Aufgezeichnet von Ritter von Spaun (1790 – 1849)3. Alter Steirer Spielmusik

Aus der Knaffl-Handschrift(1813)4. »Deutscher« Spafudla

Philipp Nicolai (1556 – 1608) 5. Wie schön leuchtet der Morgenstern/Ave Maria zartVolksweise (1675)Johannes Bartl

H. I. F. Biber(1644 – 1704)6. Variato aus Sonata in A-Dur für Violine Gabriel Karacsonyi

J. K. F. Fischer (1656 – 1746)7. Air des Combattans Kammermusik

J. J. Fux 8. Janitschara Spafudla

J. J. Fux / Spadulfa9. Valse chic Spafudla

J. J. Fux 10. Sonata Quarta, K 401: (Grave)-Allegro assai Vilimas Norkunas

J. J. Fux / Spadulfa11. Contredance Spafudla

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Volkslied aus Wien(17. Jh.)12. Oh, du lieber Augustin Daniel Fuchsberger

J. Pachelbel (1653 – 1706) 13. Kanon Kammermusik

J. J. Fux 14. Rigaudon, K 323 Kammermusik

J. J. Fux15. Arie der Ifigenia aus »Diana placata« Kammerorchester

J. J. Fux 16. Ouverture für Streicher in C-Dur, K 356 Ouverture – Menuet – Aire la Volage – Marche des EcurieusKammerorchester

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Johanna von der Deken wurde in Graz geboren, lernte am dortigen Kon-servatorium Violine und absolvierte eine Schauspielausbildung an der Schule des Wiener Volkstheaters. Es folgten Enga-gements in Fernsehen, Film und Theater.

Ihre Gesangsausbildung erhielt sie am Konservatorium der Stadt Wien, sowie im Privatstudium bei Hilde Rössel-Maj-dan, Hilde Zadek und Herwig Reiter. Ihr vielfältiges Re-pertoire erstreckt sich von Barockmusik bis zu zeitgenös-sischen Werken.Die lyrische Sopranistin gastierte im Rahmen von Opern-projekten am Theater an der Wien, der Grazer Oper, der Ber-liner Staatsoper, der Wiener Kammeroper, der Neuen Oper Wien, dem Wiener Odeon, bei der Ruhrtriennale, der OperKlosterneuburg, am Wiener Schauspielhaus, am Stadttheater Klagenfurt, beim Carinthischen Sommer, sowie an der Pari-ser Opéra Garnier. Im Konzertbereich wurde sie zur Zu-sammenarbeit mit renommierten Ensembles wie Die Reihe,das Klangforum Wien, die Wiener Akademie, Armonico Tri-buto, das Haydn-Trio Eisenstadt, Ensemble Prisma Wien, La Capella Reial de Catalunya sowie die Wiener Symphoniker ein-geladen. Projekte der jüngsten Vergangenheit waren 'König David' von Arthur Honegger im Wiener Konzerthaus, 'Opernder Zukunft' an der Grazer Oper, 'Death in Venice' im Theater an der Wien, 'Xenos-Szenen' von Beat Furrer mit dem Klang-forum Wien, Haydns 'Schöpfung' bei der Styriarte, 'Sinfonia' von L. Berio im Herkulessaal in München unter R. Chailly, sowie 'Jahrlang ins Ungewisse hinab' von F. Cerha unter J. Kalitzke im Mozarteum Salzburg.

Seit vielen Jahren macht Johanna von der Deken in Zusam-menarbeit mit der Jeunesse, der Philharmonie Luxemburg, sowie der Styriarte Kinderproduktionen, die von Opernbe-arbeitungen (Die Entführung aus dem Serail, Die Hochzeit des Figaro, La finta giardiniera, Il mondo della luna), über Konzertprogramme (Es werde Licht) bis zu eigenen Stücken(Ein Lipizzaner in Havanna) führen, und für die sie stets als Texterin, als auch als Sängerin tätig war. Zur Zeit schreibt sie im Auftrag der Wiener Staatsoper an dem Libretto für eine Kinderoper, die von Lisi Naske vertont wird.

Lucia Froihofer studierte Violine undInstrumentalpädagogik in Graz und spe- zialisierte sich auf die Alte Musik; Studi-um der Barockvioline in Leipzig, Brüssel und Novarra. Ihre sehr rege Konzerttätig- keit, vorwiegend in (eigenen) Kammer-

musikensembles, führt sie in viele Länder Europas und zu zahlreichen Festivals wie z.B. Styriarte, Bachfest Leipzig, Festival di Cremona, Salzburger Festspiele, Festspiele Mecklen- burg-Vorpommern, RuhrTriennale etc. Seit 2000 Unterrichtstätigkeit am J.J.-Fux-Konservatorium(Violine, Kammermusik, Volksmusik) und seit 2007 auch an der Kunstuniversität in Graz (Barockvioline).

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Ense mble s a m Johann -Jose ph - Fux- Konse rvatorium

Eine inhaltliche Nähe von Alter Musik und Volksmusik auf-greifend, etablierten Kolleginnen des Johann-Joseph-Fux-Konservatoriums den teamorientierten Ensembleunterricht der Spielmusik unter der Leitung von Lucia Froihofer. Der Fokus liegt auf dem Zusammenspiel, dem Erlernen der Stü-cke nach dem Gehör und der Kombination von verschie-denen Instrumenten. So waren im Laufe der Jahre Schüle-rinnen und Schüler mit Geige, Cello, Blockflöte, Gambe, Klarinette und Klavier vertreten, die zum Teil im Team un-terrichtet wurden. Das Repertoire wird an die jeweils vor-handene Besetzung angepasst und reicht naturgemäß von der Volksmusik, die ja eine vorwiegend mündlich tradierte ist, über Renaissancetänze bis hin zu modernen Kompositi-onen und Improvisationen.

Auch die älteren Schüler/innen, die Sie im Konzert hören, waren einst Kinder der Spielmusik, wo sie die Grundlagen des Zusammenspiels erlernten.

Das Kammerorchester ist langjähriger Bestandteil der En-semblekultur am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium. Vor ca. 10 Jahren übernahm Lucia Froihofer die Verantwortung für das Ensemble und leitete von nun an das Orchester vom Konzertmeisterpult aus. Ziel dieses Ensembles ist u.a. die Schülerinnen und Schüler zum aktiven, eigenverantwort-lichen Musizieren im Orchester mit und ohne Dirigenten anzuleiten. Die Zusammenarbeit mit Franz Herzog und den

Studierenden des Chorleiter/innen/lehrgangs prägte das Ensemble in den letzten Jahren stark, ebenso die jährlichen Konzerte mit Preisträger/innen des Wettbewerbs prima la musica in Schloss Schielleiten. So wurden u.a. folgende Wer-ke aufgeführt: Haydn – Schöpfung, Mozart – Requiem, Zeisel – Requiem Ebraico, Mendelssohn – Psalm 42, Fux – Te Deum, Vivaldi – Gloria, Bach – Magnificat uvm.

Ein weiterer Höhepunkt war auch die Einladung in das Jugendtheater next liberty, wo das Kammerorchester ge-meinsam mit den Bläsern des Musikgymnasiums und dem Dirigenten Mag. Robert Fischer bei 17 Aufführungen Durch-haltevermögen, Konzentration, Aufmerksamkeit und Be-geisterung über eine lange Dauer bewies.

SpafudlaEin Spafudla ist einmerkwürdiger Artge- nosse, ein liebenswer-ter Schalk oder einer, der mit dem (Licht-)

Span fuchtelt. Wenn so ein Spafudla seine Liebe zur traditi-onellen Musik wieder findet, drei musikalische Artgenossen entdeckt und sich von volkskulturellen Konventionen nicht einschränken lässt, dann entsteht Musik, voller Leiden-schaft, Witz und Originalität.

Das Ergebnis ist ein Repertoire, bestehend aus heimischer und weniger heimischer Volksmusik, Liedern und Jodlern,

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sowie eigenen Kompositionen und barocker Musik des stei-rischen Meisters Fux – immer arrangiert und interpretiert nach Spafudla-Art.

Johannes Bartl (12): Schüler des Konservatoriums (G. Illenberger) und Mitglied des hib-art-chores. 2. Preis bei Prima la Musica 2010 (Gesang).

Gabriel Karacsonyi (16): Schüler des Konservatoriums (H. Fister/L. Froihofer), Mitglied und Solist der Singschule der Grazer Oper. Zahlreiche Preise bei Wettbewerben, u.a. 2. Preis in Triest 2008, 1. Preis bei Prima la Musica 2010.

Der aus Vilnius stammende Musiker Vilimas Norkunas (geb. 1981) studiert zur Zeit an der Kunstuniversität Graz Chorleitung, Kirchenmusik und Alte Musik und ist bereits in zahlreichen Konzerten als Organist, Dirigent und Cem-balist in ganz Europa an die Öffentlichkeit getreten.

Hugo Mali unterrichtet am J.J. Fux-Konservatorium Hack-brett und beschäftigt sich auch intensiv mit der Sololiteratur für Salterio des 18. Jhs.

Autogr a mme

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Wielkopolska

Georg Friedrich Händel: Messiah

Arte dei Suonatori | Trinity Baroque

Arte dei SuonatoriDaniela Ivanova: Leitung

Aureliusz GoliŃski, Ewa GoliŃska, Adam Pastuszka, Marta MamulskaVioletta Szopa-Tomczyk, Anna Nowak: ViolineDymitr Olszewski, Rastko Roknic: ViolaTomasz PokrzywiŃski: CelloDaniel Zorzano: KontrabassJoanna BoŚlak-Górniok: CembaloMarcin ŚwiĄtkiewicz: OrgelRodrigo Gutierréz, Matthieu Loux: OboeGyörgyi Farkas: Fagott

Sonntag, 18.09., 18.00 Uhr Seminarkirche Tanzenberg

Trompeten-Consort Innsbruck Andreas Lackner, Herbert Walser: Trompete Georg Tausch : Pauke

Trinity BaroqueRachel Elliott, Nicki Kennedy, Andrea Oberparleiter: SopranJoanna Campion, Catherine King, David Allsopp: AltJulian Podger, Hermann Oswald, Nils Giebelhausen: TenorThomas Guthrie, Matthew Brook, Paul Willenbrock: Bass

Einle itung

»Händel ist so faul und halsstarrig, ich zweifle an einem Er-folg«, schimpfte der Librettist Charles Jennens über Georg Friedrich Händel und seinen Messiah. Tja. So kann man sich täuschen. Heute wissen wir: Das Oratorium gehört auch rund 270 Jahre nach seiner Entstehung zu den meistgespiel-ten Kompositionen der Musikgeschichte.

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Es verdankt seine Popularität nicht zuletzt dem Halleluja-Chor, einem unsterblichen Ohrwurm, der schon mehrfach verjazzt, verpoppt und verrockt wurde: Ein echter Ever-green, ohne Frage einer der größten Hits aller Zeiten.

Aber es wäre falsch, den Messiah auf diese prachtvollen Minuten – für die sich viele Engländer von ihren Sitzen er- heben – zu reduzieren. Denn das »Halleluja« (auf Hebrä-isch: »preiset Jahwe!«) ist nur ein kleiner und keinesfalls repräsentativer Ausschnitt aus dem rund zweieinhalbstün-digen Meisterwerk. Händels Oratorium verströmt gerade deshalb eine zeitlose Kraft, weil es die Glaubensbotschaft in einer besonders vielschichtigen Klangsprache verkündet.

Charles Jennens hat das Libretto aus Texten des Alten Testa-ments zusammengestellt, die sich der christlichen Heilsge-schichte widmen: In drei Teilen berichtet das Stück zunächst von den Prophezeiungen des Jesaja, dann von der Geburt Jesu und seinem Leben bis zum Tod am Kreuz, und schließ-lich von seiner Wiederkehr am 'Jüngsten Tag'.

Händel beseelt diese Erzählung mit einer Musik, die selbst nicht-religiöse Hörer berührt.

Da ist etwa – um nur ein Beispiel zu nennen – dieser magische Moment im Bass-Rezitativ For behold, Darkness shall cover the Earth. Beim Wort »arise« schält sich aus den dunklen Orchesterfarben allmählich der helle Vokal »a«, während die Melodielinie langsam aufsteigt: Als schiene ganz vorsichtig ein zarter Sonnenstrahl hinter den Wolken

auf. Schöner lässt sich die Hoffnung auf ein Licht nach lan-ger Dunkelheit kaum ausdrücken. Man muss kein Christ sein, um diese Hoffnung zu kennen. Genau das macht die zeitlose Größe des Stücks aus: Händel findet stets den emotionalen Kern der Handlung und offen-bart die Aussage auf eine Weise, die allgemein verständlich ist. Seine Musik erspürt den universalen Gehalt der religi-ösen Botschaft.

Wir erleben die unschuldige Freude (For unto us a child is born) ebenso wie das tiefe Mitleid (Behold the lamb of God ), oder eben den majestätischen Jubel im »Halleluja«, mit Pauken und Trompeten.

Die besondere Inbrunst des Stücks lässt sich vielleicht auch mit der biografischen Situation des Komponisten erklären. Als Händel seinen Messiah schrieb, steckte er in einer tiefen persönlichen Krise: Er erholte sich nur mühsam von einem Schlaganfall und hatte Gläubiger am Hals; seine italieni-schen Opern waren inzwischen völlig aus der Mode. Mit dem neuen Oratorium kehrte die Inspiration zurück: Hän-del schrieb den Messiah in einem wahren Schaffensrausch von nur drei Wochen nieder. Von Faulheit konnte also keine Rede sein. Jennens war trotzdem nicht überzeugt und mo-serte: »Sein Messias enttäuscht mich, er wurde in großer Eile geschrieben, ich werde ihm wohl keine heiligen Worte mehr an-vertrauen, da er sie so misshandelt.«

Marcus Stäbler

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Te x te

Part I

Overture

Recitative (Accompanied – Tenore) Comfort ye, comfort ye my people, saith your God; speak ye comfortably to Jerusalem; and cry unto her, that her warfare is accomplished, that her iniquity is pardoned. The voice of him that crieth in the wilderness: Prepare ye the way of the Lord, make straight in the desert a highway for our God.

Air (Tenore)Every valley shall be exalted, and every mountain and hill made low, the crooked straight and the rough places plain.

Chorus And the glory of the Lord shall be revealed, and all flesh shall see it together, for the mouth of the Lord hath spoken it.

Recitative (Accompanied – Basso)Thus saith the Lord of HostsYet once a little while and I will shake the heavens and the earth, the sea and the dry land;

Te il I

Ouverture

Rezitativ (Accompagnato – Tenor)Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Bringt die Freudenbotschaft nach Jerusalem und rufet ihr zu, dass die Drangsal ist beendet und ihre Missetat vergeben. Vernehmt den Ruf des Predigers in der Wüste: Bereitet die Wege des Herrn und bahnt in der Wildnis die Pfade unserm Gott.

Arie (Tenor)Alle Tale, ihr sollt euch heben, ihr Berg und Hügel, senkt euch herab! Der krumme Pfad werde eben und grad!

Chor Denn die Herrlichkeit Gottes des Herrn wird offenbaret! Alle Völker werden es sehen, da es Gott, unser Herr, verheißen hat.

Rezitativ (Accompagnato – Bass)So spricht der Herr, der Herr der Welt: Noch eine kleine Weil, und ich beweg den Himmel, die Erd, das Meer und das Trockne, 14 14

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and I will shake all nations; and the desire of all nations shall come. The Lord, whom ye seek, shall suddenly come to His temple, even the messenger of the covenant, whom ye delight in: behold, He shall come, saith the Lord of Hosts.

Air (Alto) But who may abide the day of His coming? and who shall stand when He appeareth? For He is like a refiner's fire.

ChorusAnd He shall purify the sons of Levi, that they may offer unto the Lord an offering in righteousness.

Recitative (Alto)Behold, a virgin shall conceive and bear a Son, and shall call his name Emmanuel, God with us.

Air (Alto) and Chorus O thou that tellest good tidings to Zion, get thee up into the high mountain: O thou that tellest good tidings to Jerusalem, lift up thy voice with strength; lift it up, be not afraid; say unto the cities of Judah, behold your God!

und ich erreg die Völker; dann wird die Sehnsucht der Völker erfüllt: der Herr, den ihr sucht, kommt plötzlich zu seinem Tempel; und der Bote des neuen Bundes, des ihr begehret, er kommt, ja, er kommt! So spricht Gott, der Herr.

Arie (Alt) Doch wer kann bestehn am Tag seiner Ankunft, und wer erträgt des Herrn Erscheinen? Denn er durchglüht wie ein läuternd Feuer.

ChorUnd er wird reinigen seine Priester, auf dass sie bringen Gott, ihrem Herrn, das Opfer in Gerechtigkeit.

Rezitativ (Alt)Denn sieh, eine Jungfrau wird gebär'n den Menschensohn, und sein Name heißt Emanuel, »Gott mit uns«.

Arie (Alt) und Chor O du, der uns frohe Botschaft verkündet, steig empor zur Höhe der Berge! O du, der bringt frohe Botschaft nach Jerusalem, erheb die Stimm mit Macht, ruf es laut und unverzagt, verkünde den Städten in Juda: Der Herr ist da!

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- 416 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 417 -

O du, er uns frohe Botschaft verkündet, steh auf, strahle, dein Licht ist nah, und die Herrlichkeit des Herrn erscheint über dir.O du, der uns frohe Botschaft verkündet in Jerusalem, steh auf, verkünde den Städten in Juda: Der Herr ist da, die Herrlichkeit des Herrn ist über dir erschienen.O du, er uns frohe Botschaft verkündet, verkünde den Städten in Juda: die Herrlichkeit des Herrn erscheint über dir.

Rezitativ (Accompagnato – Bass)Schau umher! Dunkel bedecket die Welt, finstre Nacht alle Völker. Doch der Herr wird erstrahlen vor dir, seine Herrlichkeit erscheinet vor dir, und die Heiden, sie wandeln im Licht, die Fürsten im Glanze deines Aufgangs.

Arie (Bass) Das Volk, das da wandelt im Dunkel, es sieht ein großes Licht. Und die da wohnen im Lande der Schatten des Tods, vor ihnen geht ein strahlend Licht auf.

ChorDenn es ist uns ein Kind geborn, es ist uns ein Sohn gegeben, und die Herrschaft ist gelegt auf seine Schulter, und sein Name wird heißen: Wunderbar, Herrlicher, der starke Gott, der ewig Vater und Friedefürst!

O thou that tellest good tidings to Zion, arise, shine, for thy light is come, and the glory of the Lord is risen upon thee.O thou that tellest good tidings to Zion, arise, say unto the cities of Judah, behold your God! behold, the glory of the Lord is risen upon thee.O thou that tellest good tidings to Zion, say unto the cities of Judah, behold, the glory of the Lord is risen upon thee.

Recitative (Accompanied – Basso)For Behold, darkness shall cover the earth, and gross darkness the people; but the Lord shall rise upon thee, and His glory shall be seen upon thee, and the Gentiles shall come to thy light, and kings to the brightness of thy rising.

Air (Basso) The people that walked in darkness have seen a great light; and they that dwell in the land of the shadow of death, upon them hath the light shined.

Chorus For unto us a Child is born, unto us a Son is given, and the government shall be upon His shoulder; and His name shall be called Wonderful, Counsellor, The Mighty God, The Everlasting Father, The Prince of Peace.14 14

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- 418 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 419 -

Pastorale

Rezitativ (Sopran) Es waren Hirten beisammen auf dem Feld, hielten Wacht bei ihren Herden zur Nacht:

Rezitativ (Accompagnato – Sopran) Und sieh, der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn umglänzte sie, und sie fürchteten sich sehr.

Rezitativ (Sopran)Und der Engel zu ihnen sprach: Fürchtet euch nicht! Ich bringe euch Kunde großen Heils, das da wird allen Völkern. Denn es ist euch geboren heut in der Stadt König Davids ein Heiland, der ist Christ, der Herr!

Rezitativ (Accompagnato – Sopran) Und alsobald war da bei dem Engel die große Schar des himmlischen Heers, Gott, dem Herrn, lobsingend:

ChorEhre sei Gott in der Höhe, und Fried auf Erden und allen Menschen Heil, allen Heil!

Pastoral Symphony

Recitative (Soprano) There were shepherds abiding in the field, keeping watch over their flock by night.

Recitative (Accompanied – Soprano) And lo! the angel of the Lord came upon them, and the glory of the Lord shone round about them, and they were sore afraid.

Recitative (Soprano)And the angel said unto them, Fear not; for behold I bring you good tidings of great joy, which shall be to all people. For unto you is born this day in the city of David, a Saviour, which is Christ the Lord.

Recitative (Accompanied – Soprano) And suddenly there was with the angel a multitude of the heavenly host, praising God and saying:

Chorus Glory to God in the highest, and peace on earth, good will towards men.

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- 420 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 421 -

Arie (Sopran)Frohlock, frohlock und jauchze, du Tochter Zion! Auf, du Tochter von Jerusalem, denn sieh, dein König kommt zu dir. Er ist der rechte Helfer, er bringt den Frieden zu den Heiden, er bringt den Frieden, er ist der rechte Helfer.

Rezitativ (Alt)Dann wird sich auftun das Aug' des Blinden, und des Tauben Ohr wird hören; der Lahme wird springen wie ein Hirsch, und der Stumme fängt an zu singen.

Duett (Alt und Sopran)Arie (Alt) Er weidet die Herd' wie ein Hirte und sammelt die Lämmer gar sanft in seinem Arm; er trägt sie liebend an dem Herzen und leitet die Mütter mit milder Hand.

Arie (Sopran)Kommt her zu ihm, die ihr in Nöten seid, kommt her zu ihm, die ihr schwer beladen, er spendet süßen Trost. Nehmt auf euch sein Joch und lernt von ihm, denn er ist sanft und liebevoll, so findet ihr Ruh für euer Herz.

ChorSein Joch ist sanft, die Bürde ist leicht.

Air (Soprano)Rejoice greatly, O daughter of Zion; Shout, O daughter of Jerusalem! behold, thy King cometh unto thee! He is the righteous Saviour, and He shall speak peace unto the heathen.

Recitative (Alto)Then shall the eyes of the blind be opened, and the ears of the deaf unstopped; then shall the lame man leap as an hart, and the tongue of the dumb shall sing.

Duet (Alto and Soprano)Air (Alto) He shall feed His flock like a shepherd: and He shall gather the lambs with His arm, and carry them in His bosom, and gently lead those that are with young.

Air (Soprano)Come unto Him, all ye that labour and are heavy laden, and He will give you rest. Take His yoke upon you, and learn of Him, for He is meek and lowly of heart, and ye shall find rest unto your souls.

Chorus His yoke is easy and His burthen is light.

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- 422 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 423 -

Te il I I

Chor Seht an das Gotteslamm, es träget hinweg die Sünde der Welt.

Arie (Alt) Er ward verschmähet, von allen verschmäht, ein Mann der Schmerzen und beladen mit Gram.Den Rücken bot er der Geißel, bot die Wangen dar dem, der das Haar ihm riß; er barg nicht die Stirn vor Schmach und Schande.

Chor Wahrlich, er hat unsre Qual und Schmerzen erlitten; ward verwundet um unsre Sünden, ward zerschlagen für unsre Missetat; und die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden.

ChorDurch seine Wunden sind wir geheilet.

ChorDer Herde gleich warn wir zerstreut, und wir suchten jeder seinen eignen Weg; doch der Herr Gott warf auf ihn unsre Sünde und Missetat.

Part I I

Chorus Behold the Lamb of God that taketh away the sin of the world.

Air (Alto) He was despised and rejected of men; a man of sorrows and acquainted with grief. He gave His back to the smiters, and His cheeks to them that plucked off the hair: He hid not His face from shame and spitting.

Chorus Surely He hath borne our griefs, and carried our sorrows! He was wounded for our transgressions; He was bruised for our iniquities; the chastisement of our peace was upon Him.

Chorus And with His stripes we are healed.

Chorus All we like sheep have gone astray; we have turned every one to his own way. And the Lord hath laid on Him the iniquity of us all.

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- 424 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 425 -

Rezitativ (Accompagnato – Tenor) All die, die ihn sehen, lachen ihm Hohn, sie sperren das Maul und schütteln den Kopf, sagen:

Chor Er traute auf Gott, dass er würd befreien ihn; mag er befreien ihn, wenn er hat Lust an ihm.

Rezitativ (Accompagnato – Tenor) Diese Schmach zerbrach ihm das Herz; er ist voll von Traurigkeit. Er schaute umher, ob sich keiner erbarm; aber da war keiner, da war auch nicht einer, zu trösten ihn.

Arie (Tenor) Schau hin und sieh, wo gibt es solche Qualen gleichwie seine Qualen?

Rezitativ (Accompagnato – Tenor) Er ist dahin, fort aus dem Land der Lebend'gen, der für die Sünden seines Volkes ward geschlagen.

Arie (Tenor) Doch du ließest ihn dem Tode nicht, noch wollts du dulden, dass dein Heiliger Verwesung sähe.

Recitative (Accompanied – Tenore) All they that see Him laugh Him to scorn; they shoot out their lips, and shake their heads, saying:

Chorus He trusted in God that He would deliver Him; let Him deliver Him, if He delight in Him.

Recitative (Accompanied – Tenore) Thy rebuke hath broken His heart; He is full of heaviness. He looked for some to have pity on Him,but there was no man, neither found He any to comfort Him.

Air (Tenore) Behold, and see if there be any sorrow like unto His sorrow.

Recitative (Accompanied – Tenore) He was cut off out of the land of the living; for the transgression of Thy people was He stricken.

Air (Tenore) But Thou didst not leave His soul in hell; nor didst Thou suffer Thy Holy One to see corruption.

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- 426 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 427 -

ChorHebt euer Haupt und öffnet das Tor der ewigen Stadt, dass der Ehren König ziehe ein! Wer ist der Ehren König? Der Herr, stark und mächtig im Streite. Hebt euer Haupt und öffnet das Tor der ewigen Stadt, dass der Ehren König ziehe ein.Wer ist der Ehren König? Gott Zebaoth, er ist der Ehren König, Gott Zebaoth.

Pause

Rezitativ (Tenor) Denn zu welchem der Engel hat er jemals gesagt: Du bist mein Sohn, und heut hab ich gezeuget dich?

ChorLasst alle Engel des Herrn preisen ihn.

Arie (Alt) Du fuhrst zum Himmel auf, ins Gefängnis warfst du die Häscher, hast erworben Gnad für uns, ja selbst für deine Feinde, dass der Herr Gott stets wohne bei ihnen.

Chorus Lift up your heads, O ye gates, and be ye lift up, ye everlasting doors, and the King of Glory shall come in. Who is the King of Glory? The Lord strong and mighty, the Lord mighty in battle. Lift up your heads, O ye gates, and be ye lift up, ye everlasting doors, and the King of Glory shall come in. Who is the King of Glory? The Lord of Hosts, He is the King of Glory.

Pause

Recitative (Tenore) Unto which of the angels said He at any time, Thou art My Son, this day have I begotten Thee?

Chorus Let all the angels of God worship Him.

Air (Alto) Thou art gone up on high; Thou hast led captivity captive, and received gifts for men, yea, even for Thine enemies, that the Lord God might dwell among them.

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- 428 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 429 -

ChorDer Herr gab das Wort: Groß war die Menge der Boten Gottes.

Arie (Sopran) Wie lieblich ist der Boten Schritt, sie künden Frieden uns an, sie bringen frohe Kunde, die Kunde des Heils.Ihr Schall gehet aus in jedes Land und ihr Wort bis an die Enden der Welt.

Arie (Bass) Warum denn rasen die Heiden und toben im Zorne, warum verblendet der Wahn ein jedes Volk? Die Fürsten der Welt stehn auf, und die Herrscher entfachen den Aufruhr wider den Herrn und seinen Gesalbten.

ChorAuf, zerreisset ihre Bande und schüttelt ab ihr Joch von uns.

Rezitativ (Tenor)Der da wohnet im Himmel, verlacht ihren Zorn; und Gott, der Herr, wird ihrer spotten.

Arie (Tenor) Du zerschlägst sie mit dem Eisenzepter, du zerbrichst sie zu Scherben wie die irdnen Töpfe.

Chorus The Lord gave the word, great was the company of the preachers.

Air (Soprano) How beautiful are the feet of them that preach the gospel of peace, and bring glad tidings of good things.Their sound is gone out into all lands, and their words unto the ends of the world.

Air (Basso) Why do the nations so furiously rage together, and who do the people imagine a vain thing? The kings of the earth rise up, and the rulers take counsel together against the Lord, and against His Annointed.

Chorus Let us break their bonds asunder, and cast away their yokes from us.

Recitative (Tenore)He that dwelleth in heaven shall laugh them to scorn; the Lord shall have them in derision.

Air (Tenore) Thou shalt break them with a rod of iron; Thou shalt dash them in pieces like a potter's vessel.

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- 430 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 431 -

Chor Halleluja, denn Gott der Herr regieret allmächtig! Das Königreich der Welt ist fortan das Königreich des Herrn und seines Christ, und er regiert auf immer und ewig, Herr der Herrn, der Welten Gott, Halleluja!

Te il I I I

Arie (Sopran)Ich weiß, dass mein Erlöser lebet und dass er erscheint am Jüngsten Tag auf dieser Erd. Und ob Würmer mich verzehren, in meinem Fleisch werd ich Gott sehn. Ich weiß, dass mein Erlöser lebet: Denn Christ ist erstanden von dem Tod, der Erstling derer, die schlafen.

ChorKam durch Einen Tod, so kam durch Einen die Auferstehung von dem Tod. Denn wie durch Adam alles stirbt: Also lebt durch Christ nun alles wieder auf.

Rezitativ (Accompagnato – Bass)Vernehmt, ich künd' ein Geheimnis an: Wir entschlafen nicht alle, doch werden alle verwandelt, und das plötzlich, in einem Augenblick, beim Schall der Tromba.

Chorus Hallelujah: for the Lord God Omnipotent reigneth. The kingdom of this world has become the kingdom of our Lord, and of His Christ; and He shall reign for ever and ever. King of Kings, and Lord of Lords. Hallelujah!

Part I I I

Air (Soprano)I know that my Redeemer liveth, and that He shall stand at the latter day upon the earth; and though worms destroy this body, yet in my flesh shall I see God. I know that my Redeemer liveth: For now is Christ risen from the dead, the first fruits of them that sleep.

ChorusSince by man came death,by man came also the resurrection of the dead.For as in Adam all die, even so in Christ shall all be made alive.

Recitative (Accompanied – Basso)Behold, I tell you a mystery; We shall not all sleep; but we shall all be changed in a moment, in the twinkling of an eye, at the last trumpet.14 14

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- 432 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 433 -

Arie (Bass) Die Tromba erschallt und die Toten erstehn zu neuem Leben; wir werden verwandelt. Denn dies Verwesliche wird erstehn unverweslich, und dies Sterbliche muss anziehn die Unsterblichkeit. Rezitativ (Alt) Dann wird erfüllt das Wort, das da geschrieben stehet: Tod ist in den Sieg verschlungen.

Duett (Alt und Tenor) O Tod, wo ist dein Stachel? Grab, wo deine Siegesmacht? Der Stachel ist die Sünde und der Sünde Kraft das Gesetz.

ChorDrum Dank sei dir, Gott, der uns den Sieg gegeben hat durch Christum, unsern Herrn.

Arie (Sopran) Ist Gott für uns, wer kann widerstehen? Wer wird dann noch verklagen, die Er hat auserwählt? Hier ist Gott, der da gerecht macht! Wer kann uns noch verdammen? Hier ist Christ, der gestorben, vielmehr, der auferstanden vom Tod. Er sitzt zu der Rechten des Herrn, bei dem er uns Gnade erwirkt.

Air (Basso) The trumpet shall sound, and the dead shall be raised incorruptible, and we shall be changed. For this corruptible must put on incorruption, and this mortal must put on immortality. Recitative (Alto) Then shall be brought to pass the saying that is written: »Death is swallowed up in victory.«

Duet (Alto and Tenore) O death, where is thy sting? O grave, where is thy victory? The sting of death is sin, and the strength of sin is the law.

ChorusBut thanks be to God, who giveth us the victory through our Lord Jesus Christ.

Air (Soprano) If God be for us, who can be against us? who shall lay anything to the charge of God's elect? It is God that justifieth, who is he that condemneth? It is Christ that died, yea, rather that is risen again, who is at the right hand of God, who makes intercession for us.14 14

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- 434 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 435 -

ChorWürdig ist das Lamm, das da starb und hat versöhnet uns mit Gott durch sein Blut, zu nehmen Stärke, und Reichtum, und Weisheit, und Macht, und Ehre, und Hoheit, und Segen. Alle Gewalt, Lob, Ehr und Preis gebühret ihm, der auf dem Stuhle thront, gebühret auch dem Lamm, von nun an auf ewig, Ehre.Amen.

Chorus Worthy is the Lamb that was slain, and hath redeemed us to God by His blood, to receive power, and riches, and wisdom, and strength, and honour, and glory and blessing. Blessing and honour, glory and power, be unto Him that sitteth upon the throne, and unto the Lamb, for ever and ever. Amen.

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- 436 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 437 -

Arte de i Suonatori

Ein Barockorchester? Ja. Mehr noch – ein Orchester nach barocker Manier. Ein Orchester also, das über eine bloße historisch versierte Interpretation der vor 300 Jahren kom-ponierten Stücke hinausgeht. Ein Orchester mit einem wahr- haft barocken Ansatz des Musizierens. Ein Orchester, das Partitur, theoretische Abhandlungen und Instrumente als Ausgangspunkt für künstlerische Experimente nimmt, für lange Expeditionen ins Unbekannte, für den Schaffenspro-zess mehr als für die Wiedergabe!

Arte dei Suonatori gibt durchschnittlich fast hundert Kon-zerte pro Jahr, wobei seine Musiker in verschiedenen Be-setzungen und Instrumentenkombinationen auftreten. Das Orchester war Initiator und Gastgeber von fünf Festivals für Alte Musik in Polen: Festival der Alten Musik – Persona Gra-ta (seit 1998); Musik im Paradies (2003 – 2009 in Paradyz); Torun Haendel Festival (2004 – 2006); Drei Barock Festival (2004 – 2007 in Wroclaw) und Festival der barocken Bogen und Saiten (2005 – 2009 in Poznan).

Die CD's von Arte dei Suonatori erschienen bei renommier-ten Labels wie Alpha, Channel Classics und BIS Records. Siefanden internationale Anerkennung und wurden mit be- gehrten Preisen ausgezeichnet: Gramophone Award 2003 für die »Beste Barocke Instrumentalaufnahme« (für Vivaldis La Stravaganza mit Rachel Podger), Diapason d'Or, Gramo-phone Editor's Choice, Choc du Monde de la Musique, Luister 10, 10 de Repertoire, Classics Today und Classic CD.

Daniela Ivanova – Dirigentin, wur-de 1977 in Burgas, Bulgarien, geboren und erhielt im Alter von vier Jahren ihren ersten Violin- und Klavierunter-richt, später studierte sie auch Bratsche, Gesang und Barockgeige. Nachdem sie

1999 ihr Studium als Bratschistin an der Bulgarischen Nati-onal Akademie mit dem Bakkalaureat abgeschlossen hatte, setzte sie die Ausbildung bei Hans Peter Ochsenhofer an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien fort, wo sie 2008 die Diplomprüfung mit ausgezeichnetem Er-folg ablegte. Im Jahr 2003 wurde ihr der frauen.kunst.preis (Sparte Musik) von Bundesministerin Elisabeth Gehrer im Parlament in Wien verliehen. Daniela gründete 2004 ein Kammerorchester, mit welchem sie in Österreich, Bulgarien und Italien bis 2007 zahlreiche Konzerte gab. Wichtige künstlerische Inspirationen gewann sie bei Meisterkursen und Workshops für Dirigieren bei Ralf Weikert, Simeon Pironkoff, Daniel Harding, Daniel Barenboim, Riccardo Muti, Mariss Jansons, Bertrand de Billy, Sir Simon Rattle.Seit 1999 wohnt Daniela in Wien, widmet sich neben ihrerFortbildung als Dirigentin auch der Tätigkeit als Solistin, Kammermusikerin und Pädagogin und tritt in Europa, Israel, Japan und den USA auf.Seit September 2007 ist sie Bratschistin im Orchester der Wiener Staatsoper, 2010 erfolgte die Aufnahme in den Ver-ein der Wiener Philharmoniker.

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- 438 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 439 -

Trinit y Baroque

Trinity Baroque wurde am Trinity College in Cambridge gegründet. Schon bald entwickelte sich das Ensemble zur treibenden Kraft in der dortigen Szene der Alten Musik. Seine Aufführungen bekannter und bedeutender Renais-sance- und Barockwerke, sowie »Celebrations« mit szeni-schen Elementen aus eigener Komposition zu bestimmten Themen oder Jahreszeiten, fanden schnell begeisterte An-hänger.Mit seinem festen Kern von sechs bis acht Sängern erkundet Trinity Baroque weiterhin die Musik der Renaissance und des Barock. Seinem Ansatz treu, historisch fundierte Inter-pretationen mit der Spontaneität des Augenblicks zu kom-binieren, machte das Ensemble Programme mit innovativen Zusammenstellungen aus geistlicher und weltlicher Musik zu seinem Markenzeichen. Trinity Baroque ist mittlerweile im Vereinigten Königreich und darüber hinaus bekannt. Seine erste Einspielung mit dem Titel Rites of Spring (»Can-toris Records« CRCD6031) wurde von der Kritik begeis-tert aufgenommen. Das Ensemble trat regelmäßig auf dem Festival Oude Muziek Utrecht und dem Flanders Festival, auf den Internationalen Festtagen Alter Musik Stuttgart, dem Feldkirch Festival (Österreich) und dem Spitalfields Festival auf, wo es die Elegie Umbra Sumus interpretierte, die der britische Komponist Terry Mann speziell für das Ensemble komponiert hatte. Trinity Baroque spielte auch auf Festivals in York und Edinburgh und führte – in einer erweiterten Be-setzung mit Renaissance-Blasinstrumenten – auf dem Fes-tival der Alten Musik Sevilla ein Programm mit polyphonen

spanischen Werken auf. Trinity Baroque interpretierte BachsMotetten bei zahlreichen Auftritten in Deutschland, Eng-land, Frankreich und Österreich und war häufig beim staatlichen Rundfunksender BBC sowie auf anderen euro-päischen Radiosendern zu hören. Seine jüngste Veröffentli-chung einer Aufnahme von Bachs Motetten für Singstimmen solo (2007, Raumklang RK 2601) sicherte Trinity Baroque einen festen Platz unter den barocken Vokalensembles. Zu- dem gastierte das Ensemble wiederholt mit einer Reihe von musikalischen Programmen des Mittelalters und der Tudor-zeit und wirkte als Solistengruppe bei einer Einspielung von Rosenmüllers Psalmen mit dem Wiesbadener Knabenchor mit.Trinity Baroque arbeitete mit Instrumentalensembles wie The English Concert, Florilegium und The English Cornett and Sackbut Ensemble zusammen. Zu seinen Projekten für Singstimmen und Instrumente im Vereinigten Königreich zählten außerdem ein Programm mit Musik der Tudorzeit in einer Bearbeitung für Stimmen und Blechblasinstrumente, Psalms, Songs and Sundrie Natures; Monteverdis 'Il ballo dell' ingrate'; die Auferstehungs-Historia und die Musikalischen Exequien von Schütz sowie einstimmige und zweistimmige Interpretationen der Johannespassion, der Messe in h-moll und des Weihnachtsoratoriums von Bach.Unter den künftigen Projekten sind eine Aufnahme der Mu-sikalischen Exequien von Schütz und eine Einspielung der Psaulmes de David von Sweelinck zu nennen.www.trinitybaroque.com | [email protected]

Übersetzung: Almut Lenz-Konrad

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- 440 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 441 -

Julian Podger begann seine Laufbahnals Leiter und Dirigent während seiner Schulzeit in Kassel. Er erhielt 1987 ein Stipendium für das Trinity College in Cambridge, wo er sein Ensemble TrinityBaroque gründete, das ihm auch bei sei-

nem Studium der historischen Aufführungspraxis half. In- zwischen leitet er in ganz Europa Projekte und ist als Gast- dirigent und Dozent tätig.Als Sänger ist Julian Mitglied mehrerer renommierter En-sembles, u.a. Gothic Voices und The Harp Consort. Als Solist ist er besonders gefragt als Evangelist in den Passionen von Bach, Telemann und Schütz. Weiters ist er regelmäßig in denHauptrollen von frühen Opern zu sehen. Höhepunkte sei- ner bisherigen Laufbahn waren Projekte mit Andrew Par-rott, John Eliot Gardiner (Bach Cantata Pilgrimage) und als Ulisse (Monteverdi) mit dem Ricercar Consort und der Hand-spring Puppet Company.

Trompeten-Consort Innsbruck Das Trompetenensemble war im höfischen Leben des ausgehenden 16. Jhs. zu einem unumgängli-

chen Instrument der Machtdemonstration geworden. Die Einbindung in die Kunstmusik im 17. Jh. erweiterte die bis dahin auf militärische und höfische Repräsentationsmusik beschränkte Literatur um ein Vielfaches.

Das Trompeten-Consort Innsbruck wurde 1990 von Andreas Lackner gegründet um die Tradition dieser Epoche wieder aufleben zu lassen und sich der virtuosen Trompetenlitera-tur des 17. und 18. Jhs. zu widmen. Das Repertoire erstreckt sich von prachtvollen Repräsentationsmusiken über Kir-chenmusik des Barock bis hin zu groß besetzten Instrumen-talwerken aus der Blütezeit der Trompetenkunst. Das Trompeten-Consort Innsbruck arbeitet mit Ensembles wie dem Concentus Musicus (Nikolaus Harnoncourt), Con-certo Palatino, Cantus Cölln (Konrad Junghänel), Il Giardi-no Armonico, Armonico Tributo Austria (Lorenz Duftschmid) zusammen und tritt bei verschiedenen Festivals, wie Reso-nanzen (Wien), Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, Styriarte (Graz), Festival für Alte Musik Berlin, Tage Alter Musik Herne, Les journées folles Nantes, Daroca Zaragoza etc auf.Für unsere Messiah-Aufführung wird das Trompeten-Con-sort Innsbruck durch einen weiteren Tiroler, Georg Tausch an der Pauke, verstärkt.

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Autogr a mme

Arte dei Suonatori wird unterstützt von der Region Wielkopolska

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- 444 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 445 -

Das Land, das ich suchte

Aus dem Schiffstagebuch des Christoph Kolumbus

Chris Pichler, Stefano Rocco, Fabio Accurso

Chris Pichler: ErzählerinStefano Rocco, Fabio Accurso: Lute, archlute, theorbo, baroque guitar

Samstag, 17.09., 14.00 Uhr Schloss Frauenstein

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E inle itung

»... und dennoch glaubten sie, dass die ungeordneten Gefühle von süßen und lieblichen Harmonien in ihrer Art zu mildern an-geregt würden, so dass zwischen ihnen keine Missklänge seien.«Vincenzo Galilei (1520 - 1591), aus: Il Fronimo

Während der gesamten Renaissance und auch während eines großen Teils des Barock war die Laute in der musi-kalischen Landschaft als Instrument massiv präsent. Es ist also ein natürlicher Vorgang, dass die Musik für Laute, oder allgemeiner gesprochen für Zupfinstrumente, oft Ten-denzen antizipiert hat, die später zum Usus wurden. Das ist der Fall für jene Musik, die sich nach der Entdeckung Amerikas in Europa verbreiten wird und die eine ähnliche Art der Diffusion erleben wird wie die Briefe von Kolumbus und Vespucci, die die Neue Welt – Mundus Novus – und ihre Wunder und Absonderlichkeiten präsentierten und damit die Phantasie der Alten Welt eroberten. Neue musikalische Formen, importiert aus der Neuen Welt oder schon dort aus autochtonen Elementen und europäischer Tradition ver-schmolzen, waren anfangs wie die Ciaccona und Sarabanda nur im Repertoire für Gitarre präsent, verbreiteten sich von Spanien ausgehend und kreuzten sich manchmal mit bereits existierenden Gattungen wie der Passacaglia.

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- 446 - Trigonale 2011 – Das Programm Trigonale 2011 – Das Programm - 447 -

Ab dem Ende des 16. Jhs. wird jeder Komponist seine eigene Version, und oft auch zahlreiche verschiedene Versionen, von diesen Tanztypen hinterlassen, die über einen sogenannten »basso ostinato«, eine Figur, die sich ohne Pause von An-fang bis Ende der Komposition wiederholt, aufgebaut sind. Dieser Gattung »neuer« Kompositionen stellt das Programm typische Formen der Lauten- und Instrumentalmusik wie Toc-cate, Fantasie, Passamezzi, Saltarelli und Gagliarde zur Seite.

Das »Compendium Tarantulae« ist eine Bearbeitung von uns, die das von dem deutschen Jesuiten Kircher in einem seiner Traktate erwähnte »Antidotum Tarantolae«, also dem Gegengift für den Biss der Tarantel, mit den Tarantelle vermischt, über die im achzehnten Jahrhundert Xavier Cid, ein spanischer Arzt berichtet, der damit Zeugnis von Riten der Besessenheit auch in Spanien gibt.

Anstatt das gut bekannte Repertoire für zwei Lauten, das umfangreich ist, zu spielen, konzentrieren wir uns schon seit einiger Zeit auf eine Praxis, die von einem Werk für Laute solo ausgeht und uns zu einer Ausführung für zwei Lauten führt, in der Texttreue und Improvisation sich verschmel-zen, ohne eine dauerhafte Lösung zu bilden. Der Zugang zu den Kompositionen ist also philologisch in der Auffüh-rungspraxis, aber frei im Umgang mit den musikalischen Materialien, und schließt damit den Rückgriff auf improvi-sierende Momente nicht aus – all das in der Gewissheit, dass die Musik (und vor allem die »Alte« Musik) oft »Ketten« im Moment der Interpretation braucht, aber dass es ebenso oft angebracht ist, dass diese Ketten durchbrochen werden.

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Progr a mm

Francesco da Milano (1497 – 1545)1. Fantasia

Pietro Paulo Borrono(1490 – 1563)2. La Milanese Pavana e Saltarello

Giovanni Girolamo Kapsberger (1580 – 1651)3. Toccata 6ta per il liuto4. Gagliarda 5a

Giovanni Antonio Terzi(1580 – 1620)5. Balletto Francese

Hieronimo Ferrutio(16. Jh.) 6. Passemezzo col suo Todaro saltarello7. Saltarello Vien dal porto

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Francesco Corbetta(1615 – 1681)8. Preludio9. Chiacona per la chitarra spagnola

Alessandro Piccinini (1566 – 1639)10. Passacagli11. Aria di Saravanda in varie partite

Claudio Monteverdi (1567 – 1643)12. Si dolce è'l tormento

Anonymus 13. La bela noeva

Giovanni Girolamo Kapsberger 14. Toccata X per il chitarrone 15. Gagliarda

Athanasius Kircher / Anonymus(1601 – 1680)16. Compendium Tarantulae

Alessandro Piccinini 17. Corrente

Alessandro Piccinini / Giovanni Girolamo Kapsberger 18. Ciaccona

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Aufbruch in die neue Welt

Christoph Kolumbus sticht am 3. August 1492 bei Huelva in See, um den Osten im Westen zu suchen. Er wollte das fer-ne Indien, wie damals das östliche Asien genannt wurde, nicht auf dem bekannten Landweg, sondern auf dem west-lichen Seeweg über den Atlantik erreichen.

Sein Flagschiff ist die Santa Maria, von ihm selbst befehligt,begleitet von der Niña mit Kapitän Alonzo Pinzón und der Pinta mit Kapitän Vicente Yáñez Pinzón. Die gesamte Be-satzung soll ungefähr 90 Mann betragen haben. Am 69. Tag seiner Reise, am 12. Oktober 1492, erreicht er Indien, wie er glaubt, es ist aber eine Insel der Bahamas, die er als erster betritt, von den Eingeborenen Guanahani genannt, und von dort aus segelte er weiter bis Kuba und Haiti. Für Kolumbus sind die Ureinwohner zukünftige Untertanen, Entdeckung und Annexion waren kaum voneinander zu trennen. Da er sich in Indien glaubt, nennt er sie Indianer.

Jeden Tag führt Kolumbus genau Buch über das, was er be-obachtet und was ihn bewegt, so dass wir jetzt nach mehr als 500 Jahren die Abenteuer und Anforderungen, Schwie-rigkeiten und überwältigenden Eindrücke der ersten Reise des Christoph Kolumbus in allen Einzelheiten nach-, ja mit-erleben können.

Das Land, das Kolumbus suchte, fand er nicht, obgleich er sein Leben lang in dem Glauben blieb, Teile Indiens er-schlossen zu haben. In Wirklichkeit entdeckte er einen neuen

Kontinent. Die auf Amerigo Vespucci zurückgehende Be-zeichnung »America« für den neuen Kontinent, wurde erst nach seinem Tod gebräuchlich.

Es muss zu Anfang eine friedliche Begegnung gewesen sein, kein feindlicher Zusammenstoß, als Konquistadoren und »Indios« zum ersten Mal aufeinandertrafen. Das Bordtage-buch erwähnt mit keinem Wort von bösen Menschen in der näheren Umgebung gehört zu haben. Er sagt im Gegenteil von ihnen, dass sie ihren Nächsten lieben wie sich selbst. Dem Tagebuch ist auch zu entnehmen, dass der Seefahrer bald auf den Gedanken kam, die freundlichen und zurück-haltenden Ureinwohner als Arbeitskraft auszunutzen, nach-dem sie zum christlichen Glauben bekehrt worden waren. Jede Insel, die Kolumbus entdeckte, annektierte er als Erstes für Spanien.

Im Glauben an die Kugelgestalt der Erde wollte er »Indien«, wie damals das östliche Asien bezeichnet wurde, von Wes-ten über den Atlantik erreichen. Dabei betrat er auf einer Insel der Bahamas als Erster den Boden Amerikas und ent-deckte und erforschte im Auftrag des spanischen Königs-hauses bei mehreren Entdeckungsfahrten Teile Mittel- und Südamerikas. Kolumbus glaubte bis an sein Lebensende »In-dien« gefunden zu haben.

Er schildert dabei auch das Asien- und Afrikabild des Spät-mittelalters, das entscheidend für Kolumbus werden sollte und bietet einen Einblick in die Konflikte zwischen Europa und der muslimischen Welt während des 15. Jahrhunderts.

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Die erste Reise, 1492/1493, beginnt nur wenige Monate nach der Vertragsunterzeichnung. Da nach nur drei Tagen auf der Pinta ein Schiffsmast bricht, muss die kleine Flotte für einen Monat auf den Kanarischen Inseln Halt machen.

Weiter ging es dann am 6. September 1492 nach einem Monat und sechs Tagen Fahrt. Die Fahrt drohte mehrfach zu scheitern, da die Matrosen wegen Unzufriedenheit und Angst mehrmals zu meutern drohten. Die entdeckte Insel wird San Salvador (Heiliger Retter) genannt. Wahrscheinlich ist es die Insel Samana Kay. Kolumbus machte leider keine ein-deutigen Hinweise zum geografisch korrekten Landungsort.

Bei seiner ersten Fahrt entdeckt er auch Kuba, Hispaniola (heute Haiti und Dominikanische Republik). Kolumbus wähnt sich in Ostindien. Am 25. Dezember strandet hier die Santa Maria, aus den Überresten des Schiffs errichtet Christoph Kolumbus die erste spanische Festung, La Navidad(Weihnachten). La Isla Española ist die erste Kolonie in der neuen Welt, Christoph Kolumbus deren Gouverneur und Vi-zekönig. Dort trifft er auch zum ersten Mal auf die Urein-wohner der Insel, den Arawak. Von deren König Guacana-gari wird er freundlich empfangen.

Rückreise nach Europa – Vertrag von Tordesilla

Bereits am 16. Januar 1493 macht sich Kolumbus mit seinenverbleibenden zwei Schiffen auf die Rückreise. Da diese beiden Schiffe zu klein sind, lässt er einen Teil seiner Mann-

schaft, etwa 40 Mann, auf La Isla Española in La Navidad zurück. Keine gute Idee, sie werden später von den Kaziken ermordet und die Stadt La Navidad wird niedergebrannt. Da sein Flagschiff ja zerstört worden ist, übernimmt er das Kommando der Niña. Am 15. März erreicht er nach stür-mischer Fahrt Spanien. Dort wird ihm ein triumphaler Emp- fang bereitet. Seine Privilegien werden von Isabella und Fernando, die ihn begeistert empfangen, bestätigt.

Auch Papst Alexander VI. bestätigt in der Bulle Inter caetera das Anrecht Spaniens auf die entdeckten und noch zu entde-ckenden Gebiete, er teilt die Welt quasi in einen spanischen und einen portugiesischen Teil auf. Die Grenze legt er 100 spanische Meilen westlich der Kapverdischen Inseln fest. Damit wollte der Papst einen Krieg zwischen den damals bedeutendsten katholischen Mächten in Europa verhindern. Vielleicht spielte aber auch eine Rolle, dass Alexander VII. in Spanien geboren worden war. Diese Grenze wird ein Jahr später durch den Vertrag von Tordesilla modifiziert und auch von Portugal anerkannt. Die Grenze wird auf 370 spanische Meilen (Leguas) westlich der Kapverdischen Inseln ver-schoben. Portugal behält damit die Kontrolle des Seewegs nach Indien entlang der afrikanischen Küste und – was da-mals noch nicht bekannt war – erhält später die Kontrolle über Brasilien. Es ist aber nicht auszuschließen, dass Portu-gal von der Existenz Brasiliens wusste.

Auf der Grundlage des Vertrages von Tordesilla ließ Kö-nig Ferdinand II. von Aragon das Dokument Requerimiento (Aufforderung) anfertigen. Dieses sollten die spanischen

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Fabio Accurso & Stefano Rocco,

beide mit einem Lautendiplom des Kon-servatoriums Verona ausgestattet, haben eine rege Konzerttätigkeit mit weitgefä-chertem Repertoire: von mittelalterlicher Musik (besonders Fabio Accurso) bis zu Musik der Renaissance und des Barock, von traditioneller Musik zu Verbindun-gen von Alter und elektronischer Musik. Gemeinsam haben sie das Duo Acrocco! gegründet, ein experimentelles Projekt für Lautenduo mit elektronischen Mit-teln und digitalen Effekten. Kontinuier-

liche Zusammenarbeit mit verschiedenen Ensembles für mittelalterliche, Renaissance- und Barockmusik, zahlreiche CD-Aufnahmen (Philips, Alpha, Cypres), Radio- und Fern-sehproduktionen (RAI, ZDF, ORT, ORF, Radio della Sviz-zera Italiana, Radio Bremen, Radio Capodistria).

Kapitäne vortragen, wenn sie in der Neuen Welt auf Einhei-mische stießen. Die Kapitäne sollten dieses eröffnen, dass der Papst als Stellvertreter Gottes das betreffende Land dem König geschenkt habe. Die Einheimischen wurden darin aufgefordert, den Papst, die Kirche und den König als neue Herren anzuerkennen. Sollten sie dieses nicht tun, wurde in der Aufforderung Requerimiento mit Gewalt gedroht und die Versklavung von Frauen und Kindern.

Chris Pichler

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Chris Pichler lebt in Wien und Ber-lin, spielt an den renommierten deutsch-sprachigen Bühnen in Berlin, Wien, Frankfurt, Köln, Weimar (Deutsches The-ater Weimar, Volkstheater Wien, Theater in der Josefstadt, Schauspiel Frankfurt, Ber-

liner Ensemble, Schauspiel Dortmund, Hans Otto Theater Ber- lin Potsdam ...). Die mehrfach mit Preisen ausgezeichnete österreichische Schauspielerin verfügt über ein großes Cha- rakterrollenrepertoire, dessen Bandbreite von der Klassik bis zur Moderne reicht. Die Zuseher kennen sie aus verschiedenen Kino- und Fern-sehproduktionen (Salzbaron, Kommissar Rex, Der Elefant, Herzdamen, Winzerkönig. Kino: Gebürtig, Blindflug ...), die Zuhörer aus vielen Produktionen der Sender in Deutsch-land, Österreich, Schweiz aus zahlreichen preisgekrönten Hörbüchern und Hörspielen. Von Kritik und Publikum gefeiert sind ihre zahlreichen aus-drucksstarken Soloprogramme, in deren Mittelpunkt Frau- en der Zeitgeschichte stehen: »Jackie Kennedy«, «Molly Bloom«, »Marie Antoinette«. Allen voran: »Romy Schnei-der – zwei Gesichter einer Frau«, ein Soloabend, mit dem sie u.a. am Hamburger Schauspielhaus, Berliner Ensemble, inWien, Stuttgart, Köln, Düsseldorf und derzeit am Schloss-parktheater Berlin gastiert und wurde damit 2009 zur Schau-spielerin des Jahres des ORF Ö1 ausgezeichnet.

PreisePrix Italia, Prix Europa, Prix Suisse 2009, Carl Skraup Preis, Theaterpreis der Europäischen Kulturhauptstadt 09, Deutscher Kritikerpreis 2009, 'Schauspielerin des Jahres' des ORF 2009, Nominierung Theatertreffen NRW 2010. Wichtige Stationen 2010/11 Schlossparktheater Berlin (Gast) 2009/10 Hans Otto Theater (Gast)2008/10 Schauspiel Dortmund (Gast)2007/09 Berliner Ensemble (Gast)2008/11 Ruhrfestspiele Recklinghausen2006/09 Schauspiel Frankfurt (Gast) 2004-05 Theater in der Josefstadt2003/04 Festspiele Reichenau 1999 – 2004 Volkstheater Wien1994 – 1998 Deutsches Nationaltheater Weimar

Kino Rattenkinder – Andreas KurzGebürtig – Robert Schindel, Lukas StepanekBlindflug – Ben von GrafensteinTweeny – Ulrike SchweigerDer Nachbar – Goetz Spielmann

TV Schnell ermittelt – Andreas KoprivaHerzdamen – Karola HattopWinzerkönig – Claudia Jüptner Jonsdorf Da wo es noch Treue gibt – Heidi Kranz

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Der Elefant – Andreas ProhaskaKommissar Rex – Holger BarthelSokokitz – Klaus GendriesJulia, eine ungewöhnliche Frau – Holger BarthelDr. Schwarz und Dr. Martin – Bernd FischerauerSchlosshotel Orth – Stefan KlischDer Salzbaron – Bernd Fischerauer

Rollenrepertoire Goethe Gretchen, Stella, Iphigenie, Prinzessin LeonoreSchiller Luise Miller, Königin Elisabeth, Agnes Sorel, Prinzessin LeonoreLessing Franziska, RechaHauptmann Käthe Vockerat, Pipercarcka Shakespeare Jessica Cechov WarjaGrillparzer Königin KunigundeBüchner LenaHorvath Marianne, Karoline, Frl. PollingerBrecht Polly, Lucie Schnitzler Lina Loos, Süßes Mädl, Adele Sandrock, Josefine WeningerSternheim Luise Maske Ionesco Fräulein DaisyShaffer Konstanze MozartFranzobel, Jelinek, Turrini, Nis Momme Stockkmann

SoloChris Pichler Romy Schneider – zwei Gesichter einer Frau (am Berliner Ensemble, Hamburger Schauspielhaus, Köln, Düsseldorf, Wien ...)Elfriede Jelinek Jackie James Joyce Molly Bloom Jean Cocteau Geliebte StimmeJanis Ritsos CrysothemisTheresia Walser Kleine Zweifel, Bombenfrau, Marie Antoinette

RegiearbeitenRabbit Hole, Wahlverwandtschaften, Antigone, Lottes Wer-ther, Romy Schneider, Jackie, Marie Antoinette. Im Musikverein Uraufführung ihres Librettos 'Gestiefelter Kater' mit ihr in der Hauptrolle. Eine besondere Liebe liegt für Chris Pichler in Rezitationen mit Musik: Rosenkavalier, Schöne Magelone, Melodrame. Brucknerhaus: Peter und der Wolf. OÖ Stiftskonzerte: Marie d'Agout und Liszt. Wiener Akademie: Mayröcker Requiem mit Martin Haselböck.

Regisseure Theater Manfred Karge, Frank Hoffmann, Katja Paryla, Niels Peter Rudolph, Leander Haussmann, Amelie Niermeyer, Michael Gruner, Anselm Weber, Eric Uwe Laufenberg, Harald Cle-men, Thirza Bruncken, Horst Schönemann, Georg Schmiedleit-ner, Emmy Werner, Brigitte Landes, Hans Gratzer, Ernst Josef Köpplinger, Otto Schenk, Janusz Kiza, Marc Günther.

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Arbeiten mit Musik Marcel Prawy Matinee: Rosenkavalier – Octavian, Frau ohne Schatten – Färberin, Tannhäuser – Elisabeth, Dreigroschen- oper – PollyKammeroper: Haus aus Stimmen – Frau Melodrame: Schöne Magelone, Ennoch Arden, Leonore, Hei-deknabe, Peter und der Wolf Auftragsarbeit Musikverein: Gestiefelter Kater, Kleine Ko-mödie mit Hermann Beil

Hörbücher Romy Schneider – zwei Gesichter einer Frau, Radiotatort, Madame Bovary, Medea Stimmen, Hercule Poirot, Dr. Faus- tus, Steppenwolf, Rot und Schwarz, An der Arche um Acht, Jane Goodal, Agatha Christie, Gräfin von Carliostro, Stru-delhofstiege, Romy Schneider – 'Fragen sie mich nicht wie einsam ich bin', Geboren in Bagdad, Die Jagd nach dem Schnatz, Assoult/Anschlag.

www.chrispichler.com

Autogr a mme

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Einle itung

EINE REISE

Alles, was in unserem Konzert geschieht, ist Frucht unserer Vorstellungskraft. Ein Traum; ein Verlangen danach, zu hören, wie unsere Musik sich den Orten annähert, die uns lieb sind; mit Personen zu sprechen, denen wir selbst viel-leicht gerne begegnet wären; Erzählungen und Geschichten zu lesen und zu hören, die begraben sind in einer alten Erin-nerung. Ihre Verse und unser Gesang begegnen sich in die-sem Programm, sollen aber nicht eine Abgrenzungslinie oder eine stilistische Anthologie illustrieren, sondern die Etappen einer Reise, die – wie jede Reise – aus Geschmä-ckern, Gefühlen, Vorstellungen und Farben gemacht ist – mit einem Wort: aus Fantasie.

Von den Frottole, wahren musikalischen Juwelen, die aus dem brodelnden Leben an den Höfen Norditaliens entstan-den, zu den Tarantelle, Ausdruck einer von den vulkanischen Eingeweiden Süditaliens geschmiedeten Kultur. Von Nea-pel bis Sizilien und Apulien, Orten, die später zu dem Reich der »zwei Sizilien» (Neapel-Sizilien) wurden und stets ein natürlicher Schnittpunkt der mediterranen Kulturen des Orients und des Okzidents waren. Hier sind bis heute die

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Sonntag, 05.02.2012, 17.00 Uhr Großer Wappensaal des Landhauses zu Klagenfurt

VorankündigungPräsentationskonzert Trigonale 2012:Con voce sola

Eine Reise durch das Italien des Cinquecento:Von den leidenschaftlichen Frottole des Nordens zu den temperamentvollen Tarantellen des Südens

Marco Beasley, Stefano Rocco & Fabio Accurso

Marco Beasley: GesangStefano Rocco: Arciliuto & ChitarraFabio Accurso: Laute

Zählkarten zum Preis von 0,– | 7,– | 10,–

gibt es ab sofort bei unseren Verkaufsstellen (siehe Seite 480).

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Zeichen und Einflüsse antiker Kulturen sichtbar: Griechen, Römer, Araber und Normannen haben dieses freigebige Stück Erde mit seinem außergewöhnlich milden Klima zu ihrer Heimat auserkoren.

Abgesehen von unseren eigenen Recherchen in Bibliothe- ken und Archiven, haben wir uns dafür entschieden, auf den Straßen des Südens im »Feld« zu sammeln, von den letzten Bewahrern einer mündlichen Tradition, lebendige Bezeu-gungen und Erinnerungen an die alten Gesänge, um den authentischsten und geheimsten Traditionen des südlichen Italien eine Stimme zu geben: dem Gesang und dem Spiel als Magie und Medizin.

Ein Programm, in dem die zarteste Feinheit einer unwider-stehlichen und mitreißenden Lebenslust begegnet:

Con voce sola lasciai parlare al cuoreAmor che dona ad amator amante:Ma dianzi a te 'l mio cor si fe' esitanteDonna che della voce mia senti 'l languore.

Nur mit der Stimme allein ließ zum Herzen ich sprechendie Liebe, die dem Liebenden die Geliebte gibt.Aber es zögerte mein Herz vor dir, Donna, die du durch meine Stimme mein Sehnen fühlst.

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PROGR A MM

1. Tarantella del Passariello Tanz, trad. Apulien 2. Alla CarpineseTrad. Apulien

3. Per fuggir d'amor le punteMarco Cara (1470 – 1525)Libro I, Franciscus Bossiniensis, 1509

4. L'amor, donna, ch'io te portoJacopo Fogliano (1468 – 1548) Settimo libro del Petrucci, Venezia, 1507

5. Saltarello e PivaGio Ambrogio Dalza (? – 1508) Intabolatora … Libro II, Petrucci, Venezia, 1508

6. Su, su leva alza le cigliaBartolomeo Tromboncino(1470 – 1535) IV Libro di Andrea Antico, Roma, 1517

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7. Io non compro più speranzaMarco CaraLibro I, Franciscus Bossiniensis, Venezia, 1509

8. Capra mozza sonemus et cantemusPaolo Scoto(16. Jahrhundert) Settimo libro del Petrucci, Venezia, 1507

9. Pavana e Saltarello della MilanesePietro Paolo Borrono(ca. 1490 – ca. 1563)Intavolature de leuto … G. A. Casteliono, Milano, 1546

10. Ostinato vo'seguireMarco CaraLibro I, Franciscus Bossiniensis, Venezia, 1509

11. Tu dormiMarco Beasley (*1957) Nach einer Frottola von Bartolomeo Tromboncino, Libro I di Franciscus Bossiniensis, Venezia, 1509

12. Compendium Tarantulae (Variationen)Anonym, aus einer Erwähnung Athanasius' Kirchers 13. Tarantella per strumentiTrad. Kampanien

14. Tu bella ca tieni lu pettu tunduTrad. Kampanien/Apulien 15. Sona CarmagnolaAnonymer Gesang der Truppen des Kardinals Ruffo di Calabria (1799)

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Te x te *

1. Tarantella del Passariello

O re, re, lu passariello 'nta ll'avena, e si nun lu va' a parà tutta ll'avena se magnarrà.'O riavulo, stanotte e mugliereme è caduta da lu liette;'O riavulo stanotte. La jatta s'è magnata li cunfiette. E si prima eremo a tre a ballà la tarantella, mo' simmo rimaste a dduje e mugliereme quant'è bella.Santo Michele sarva ogne Christiane: moniche, monicelle e artigiane.O re, re, lu passariello 'nta ll'avena, si nun lu va' a parà tutta ll'avena se magnarrà.

2. Alla Carpinese

Pigliate la paletta e vae pi' ffoco e va' alla casa di lu 'nnammurato e passa duje ore 'e juoco. Si mamma se n'addona 'e chiste juoco dille ca so' state falelle de foco, e vule di' e llà, chello che vo' la femmena fa!Luce lu sole quanno & egrave; buono tiempo, luce lu pettu tujo, donna galante, mpietto li tieni duje pugnali argiento. A chi li tocchi bella, nci fa santo, e ti li tocchi je ca so' l'amante e 'mParaviso jamme certamente … E vule di' e llà, chello che vo' la femmena fa!

* Die Übersetztungen ins Deutsche lagen uns bei Redaktionsschluss leider

noch nicht vor.

3. Per fuggir d'amor le punte

Do Tienti alora. Tienti alora, ruzelnenta, tu sarai la malcontenta.Per fuggir d'amor le punte come ingrato e rio tiranno, vagabondo in piano e in monte era un giorno in grave affanno; Quando ahimé ch'io non me inganno vidi un divo e sacro aspetto ad amar tutto subietto, se ne gìa cantando allora: Do Tienti alora. Tienti alora, ruzelnenta, tu sarai la malcontenta. Io che mai udito avìa si' soave e dolce canto, pian pian drieto gli venia confortando il duol mio alquanto; e da poi, dall'altro canto per trovare in lei pietade poi riposta in libertade se ne gìa cantando allora: Do Tienti alora. Tienti alora, ruzelnenta, tu sarai la malcontenta.

4. L'amor, donna, ch'io te porto

L'amor, donna, ch'io te porto volentier vorria scoprire e 'l mio affanno vorria dire che per te pena sopporto. L'amor, donna, ch'io te porto volentier vorria scoprire.Io non so come ti possa descovrir l'ardente foco, che me bruza nfino all'ossa e non vedo tempo e loco: e che ahimé! io bruzo in foco senza aver alcun conforto! Non me fido a mandar messo per che temo esser gabbato; s'io te passo per appresso, tu te volti in altro lato; chiuso son più giorni stato e son anche a pergior porto!

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6. Su, su leva alza le ciglia

Sú, sú leva, alza le ciglia, non dormir ché non dorm'io; e se hai caro el viver mio, apri li ochi e te resviglia. Sú, sú leva …Lassa il somno et odi il canto d'un che va per te penando e che affetto è d'amor tanto, che per te va quinci errando e si forte lamentando, che col strido te resviglia. Sú, sú leva … Tu riposi et io, qua fora, per te fo pensier diversi e l'ardor che cresce ognora tenmi i spirti in duol sumersi, tal che con dolenti versi forza m'è che ti resviglia. Sú, sú leva … Lassa adonque, o donna, il somno e pietà ti svegli il core ché mie forze piú non pono riparar a un tanto ardore; e se hai dramma in te d'amore, odi il canto e te resviglia. Sú, sú leva …

7. Io non compro più speranza

Io non compro più speranza che gli è falsa mercanzia! A dar sol attendo via quella poca che m'avanza, io non compro più speranza che gli è falsa mercanzia! Cara un tempo la comprai or la vendo a buon mercato, e consiglio ben che mai non ne compri un sventurato, ma sempre nel suo stato se ne resti con costanza. Io non compro più speranza che gli è falsa mercanzia!El sperare è come il sogno che per più riesce in nulla.

El sperar proprio il bisogno de chi al vento si trastulla, el sperar sovente a nulla chi continua la sua danza. Io non compro più speranza che gli è falsa mercanzia!

8. Capra mozza sonemus et cantemus

Turlurù la capra è moza, tu me pass no de bebé, pò fa' quest Domedè, che de mi not curi goza.Mavres pensat che un asnel sfus voltat ai me pregheri, et anchora i bis e i feri, ma tu à orechi d'un mastrel! T'ho amada za tant agn e servida fidelmet, ma comprendi chiaramet, ch'o spis el tep e rot i pagn.Snot fasti cont di fat me, che nol disivi al prim trat, crit perzò che sia u' mat: e so' pur, ché so el ma fè. Horsù da po' che veg za, la to perversa opiniò, e no' so' miga u' babiò: sta' con Dè che men vo in za!

10. Ostinato vo'seguire

Ostinato vo' seguire la magnanima mia impresa fammi Amor qual voi offesa s'io dovessi ben morire, ostinato vo' seguire la magnanima mia impresa.Famme ciel, famme fortuna, bene o male come a te piace, nè piacer, nè ingiuria alcuna per avilirmi o far più audace, che de l'un non son capace, l'altro più non po' fuggire. Ostinato vo' seguire la magnanima mia impresa.

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Vinca o perda io non attendo de mia impresa altro che ono-re; sopra il ciel beato ascendo s'io ne resto vincitore: s'io la perdo alfin gran core mostrarà l'alto desire. Ostinato vo' seguire la magnanima mia impresa.

11. Tu dormi

Tu dormi, io veglio alla tempesta e al vento su la marmorea petra di tua porta.Tu dormi, io veglio e sto sempre in tormento e l'anima ed il core da me scampo.Tu dormi, io veglio e con amaro accento ognhor chiamo pietà che è per me morta. Tu dormi, io veglio e poi in un sol momento di lagrime e di pianto io qui divampo.Tu dormi, io veglio con grave tormento né trovo al mio penar chi me conforta.Tu dormi, io veglio e solo mi lamento di vita vo' soffrir tutto l'inciampo.Tu dormi riposata senza affanno, e gli occhi miei serrati mai non stanno.Tu dormi ed io, crudel, lamento e ploro, e moro ahimé, ch'io moro.

14. Tu bella ca tieni lu pettu tundu

Tu bella ca lu tienu lu pettu tunnu non saccio ci sò menne o sò cutugna. Maria ti chiami tu, ci bellu nomi, stu nomi ti la misu la Madonna. Stateve citte, stateve 'n sulenzia vogghiu ca vuje sintiti lu mia cantare. Bellu è lu mare e bella è la marina. Bella è la figghia di lu marinaru. La ninà, ni ninà, la nininena, ha dittu l'amuri miu, staseri vena. Marange e marangelle vogghiu chiantari nu limuncello pi lu beni mia. Tu rondine ca rundini u mare ferma quando ti dicu dduje parole.

15. Sona Carmagnola

A lu suono de grancascia viva lu popolo vascio, a lu suono de tammurrielli so' risorti li puverielli, a lu suono de campane viva li pupulane, a lu suono de violine morte alli giacubbine! Sona, Carmagnola, sona li cunziglie, viva 'o Rre cu la famiglie!A Sant'Eramo tanta forte l'hanno fatto comm'a ricotta, a stu cornuto sbrevugnato l'hanno mise 'a mitria ncapa; maistà, chi t'ha traduto, chistu stommaco chi ha avuto, 'e Signure, 'e Cavaliere te vulevano priggiunniere! Sona, Carmagnola … A lu tridece de giugno Sant' Antonio gloriuso, 'e Signure, sti birbante, 'e ffacetero 'o mazzo tan-to. So' arrivate li francise ati ttasse nc'anno mise, Libbertè, Egalitè, tu arruobbe a mme, io arruobbe a tte! Sona Carmagnola …

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Li francise so' arrivate, nc'anno buono carusate, e vualà, e vualà, cavece nculo a la libbertà a lu muolo senza guerra se tiraje l'albero nterra afferrajeno 'e giacubbine, 'e facettero na mappina! Sona, Carmagnola … Venne lu mese chiuvuso, lu ventuso, l'addiruso, a lu mese ca se mete, hanno avuto l'aglio arreto! Viva Tata maccarone ca rispetta 'a religgione, Giacubbine, jate a mmare ca v'abbrucia lu panare! Sona, Carmagnola …

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Stimme der Bühne

Im Laufe der letzten vierzig Jahre haben musikwissen-schaftliche Studien zu einem Umdenken in Fragen der Ins-trumentaltechnik geführt; der Bereich Gesang blieb davon bislang jedoch unberührt. Die heute übliche Gesangstech-nik – ursprünglich für das große Opernrepertoire des 18. und 19. Jahrhunderts entwickelt – folgt einem ästhetischen Ideal, das für drei Jahrhunderte zuvor entstandene Musik schlichtweg unpassend ist. Marco Beasley hat im Zuge sei-ner (in Europa möglicherweise einzigartigen) Recherchen eine Gesangstechnik entwickelt, die es ihm ermöglicht, den Text absolut verständlich zu transportieren und gleichzei-tig die völlige Übereinstimmung mit der charakteristischen Klangqualität der historischen Instrumente zu erzielen. Das Ergebnis ist eine unverwechselbare Stimme, die durch die Schönheit ihrer Klangfarbe sogleich erkennbar ist und nie gekünstelt wirkt.Sie steht in einem perfekten stilistischen Gleichgewicht zu den begleitenden Instrumenten. Wir haben für jedes Pro-gramm eine einfache Faustregel: das Notenpult wird ent-fernt und der Sänger wird zu einem »Charakter« wie in einer Theateraufführung, der mit Recitar cantando den Emo-tionen des Textes mehr Ausdruck und Glaubwürdigkeit verleiht.

Marco Beasley kam 1957 als Sohn ei-nes englischen Vaters und einer neapoli-tanischen Mutter zur Welt. Er wuchs in Neapel auf, der musikalischsten aller ita-lienischen Städte. Mit außerordentlicher stimmlicher Begabung und einem ange-

borenen Talent für das Kommunizieren ausgestattet, zog er aufgrund seiner Begeisterung für das Singen nach Bologna, wo er an der Universität Klassen für darstellende Kunst belegte und sich dabei vor allem auf Vokalmusik der Re-naissance und des Barock spezialisierte. Er begeisterte sich insbesondere für die äußerst vielfältige traditionelle Musik Süditaliens, die – genau zu dieser Zeit (in den frühen 1980er Jahren) wieder entdeckt – entscheidend zur Herausbildung seiner ganz besonderen künstlerischen Persönlichkeit bei-trug. Seine große stimmliche Begabung, die bereits voll des persönlichen und leidenschaftlichen Ausdrucks war, wurde wohl auch von jenen Eigenschaften bereichert, die seiner englischen Herkunft zugeschrieben werden müssen: starke Selbstkontrolle, eine tiefe Empfindsamkeit für Klang und eine breite Palette an ausgeprägten Timbres. So kann er ein weites Spektrum an Klangfarben in allen Registern er-tönen lassen. In diese Jahre fiel auch das Zusammentreffen mit Cathy Berberian, das für ihn von zentraler Bedeutung war. Berberian, unvergessene Ikone der zeitgenössischen Kunst, war – leider nur für kurze Zeit – seine Lehrerin. Ihr vorzeitiger Tod hatte geradezu katalytische Wirkung auf Marco Beasley: auf der Grundlage seiner vielseitigen musi-kalischen Erfahrungen fand er zu seinem einzigartigen, wenn auch schwer zu definierenden künstlerischen Ausdruck. Es

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ist kaum möglich zu sagen, was bei seinen Auftritten wich-tiger ist – der Zauber seiner schönen Stimme oder seine außergewöhnliche Bühnenpräsenz. Gemeinsam mit Stefano Rocco und Guido Morini gründete er Accordone, jenes En-semble, in dem er seinen künstlerischen Ausdruck zur vol-len Entfaltung bringen konnte und das zum Zentrum seiner musikalischen Tätigkeit und zur natürlichen Umgebung für die Entwicklung neuer Ideen geworden ist. Seit 2001 schreibt Marco Beasley auch die Texte für die neuen Werke des Ensembles.

Fabio Accurso & Stefano Rocco,

beide mit einem Lautendiplom des Kon-servatoriums Verona ausgestattet, haben eine rege Konzerttätigkeit mit weitgefä-chertem Repertoire: von mittelalterlicher Musik (besonders Fabio Accurso) bis zu Musik der Renaissance und des Barock, von traditioneller Musik zu Verbindun-gen von Alter und elektronischer Musik. Gemeinsam haben sie das Duo Acrocco! gegründet, ein experimentelles Projekt für Lautenduo mit elektronischen Mit-teln und digitalen Effekten. Kontinuier-

liche Zusammenarbeit mit verschiedenen Ensembles für mittelalterliche, Renaissance- und Barockmusik, zahlreiche CD-Aufnahmen (Philips, Alpha, Cypres), Radio- und Fern-sehproduktionen (RAI, ZDF, ORT, ORF, Radio della Sviz-zera Italiana, Radio Bremen, Radio Capodistria).

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Autogr a mme

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Buchhandlung HeynKramergasse 2 – 4, 9020 Klagenfurt

Buchhandlung HermagorasViktringerring 26, 9020 Klagenfurt

Landhaus Buchhandlung Wiesbadener Straße 5, 9020 Klagenfurt Kärntner Buchhandlung Neuer Platz 14, 9020 Klagenfurt

Kärntner Buchhandlung8. Mai Platz 3, 9500 Villach

Buchhandlung BesoldHauptplatz 14, 9300 St. Veit/Glan

Buchhandlung NestHauptplatz 2, 9800 Spittal/Drau

Buch-Papier Huber, Obervellach 169, 9821 Obervellach

Kleintierpraxis Dr. LadstätterGailtalstraße 33, 9620 Hermagor

Verkaufsstellen

Buchhandlung-Galerie MagnetHauptplatz 6, 9100 Völkermarkt

Kärntner BuchhandlungAm Weiher 7, 9400 Wolfsberg

Trafik Kohlweg Hauptstraße 3, 9063 Maria Saal

Alpen-Adria UniversitätAbteilung Musikwissenschaft, Carmen Strutz, Raum I.1.36 (Nordtrakt), Universitätsstraße 65 – 67, 9020 Klagenfurt

Für Kelag-Pluskunden gelten die üblichen Ermäßigungen (siehe Kelag-PlusClub-News). Online ist die Bezahlung aus- nahmslos nur mit Kreditkarte möglich. Bei Online-Buchung erhalten Sie eine Bestätigung per Email, die Karten liegen dann an der Konzertkasse für Sie bereit.

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Carinthische Musikakademie im Stift Ossiach

Carinthischer Brass Herbst im Stift OssiachAuf Tuchfühlung mit den Stars

Zum dritten Mal zieht in Ossiach der Brass Herbst ins Land. Waren es in den ersten beiden Jahren Kärntner und öster-reichische Formationen, die den Brass Sound verbreiteten, blicken wir 2011 erstmals über die Grenzen hinaus. Im September und Oktober 2011 gastieren im Alban Berg Konzertsaal Top Ensembles. Von Kärnten bis nach Canada, von der klassischen Quintett-Besetzung bis zur originalen Brass Band reicht der musikalische Bogen. Wichtig ist uns dabei zu zeigen, wie vielfältig die Möglich-keiten der Besetzung und der Klangfarben in diesem Genre sind. So gastiert erstmals eine Band aus dem Ursprungsland des Brass, aus England, in Kärnten, die in der Brass Band Originalbesetzung zu hören ist. Brass Formationen wie Ca-nadian Brass und die »königlichen Blechbläser« des Concert-gebouw Orchestra aus den Niederlanden genießen Weltruf.

Mit dem HoViHoLoHoff Austrian Brass Quintett und der Brass Band des Musikschulwerkes ist die heimische Brass Sze-ne vertreten. Dass die ausgezeichnete Arbeit des Musik-schulwerkes ihre Früchte trägt, zeigt der Brass Nachwuchs, der im diesjährigen Programm des Brass Herbstes präsen-tiert wird. Die Jugend Brass Band präsentiert sich im Rah-men des Brass Herbstes dem Publikum. Österreichischen Brass Sound versprechen die Brass Boys, die gemeinsam mit HoViHoLoHoff den Brass Herbst und gleichzeitig den 8. Ös-terreichischen Blasmusikwettbewerb eröffnen.

Neben dem Konzerterlebnis ist uns die musikalische Fort-bildung ein wichtiges Anliegen. Beim Workshop mit Cana-dian Brass kann man mit den Stars auf Tuchfühlung gehen. Das Ensemble spielt in Ossiach sein einziges Österreich- Konzert. Beim Workshop verraten die Musiker Tipps und Tricks aus ihrer internationalen Konzerterfahrung und zei-gen natürlich, wie es geht!

Ich freue mich auf viele »Begegnungen mit dem Blech« im Carinthischen Brass Herbst 2011!

Marion Rothschopf

CMA Carinthische Musikakademie Stift Ossiach

Geschäftsführung

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Konzertüberblick

Fr, 23.09., 19.30 Uhr HoViHoLoHoff Austrian Brass Quintett & Brass Boys

Fr, 30.09., 19.30 Uhr Fairey (Geneva) Band (GB)

So, 09.10., 11.00 Uhr Brass of the Royal Concertgebouw Orchestra (NL)

Fr, 14.10., 19.30 Uhr Canadian Brass (CAN) Mi, 26.10., 19.30 Uhr

Brass Band Kärntner LandesmusikschulwerkDirigent: Hans PircherKärntner Jugend Brass BandDirigent: Robert Hofer

KartenpreiseErwachsene: Euro 18,– / ermäßigt * Euro 10,–Festivalpass: 4 Konzerte + 1 gratis **Besuchergruppen: 5 Karten + 1 gratisFür Jugendliche bis zum vollendeten 14. Lebensjahr kosten-loser Eintritt

KartenCMA Carinthische Musikakademie GmbHStift Ossiach 1, 9570 OssiachTel.: +43 (0) 4243 [email protected]

CMA PlatzhalterGenerell gilt freie Platzwahl. Sitzplatzreservierungen inner- halb der ersten 4 Reihen für 50 Besucher pro Konzert sind gegen einen Aufpreis von Euro 10,–/Karte möglich. Die Reservierung ist schriftlich oder telefonisch bis spätestens einen Tag vor dem Konzert bekannt zu geben.

Programmänderungen vorbehalten.

* Schüler, Studenten, Pensionisten, Menschen mit Behinderung,

Lehrlinge, Wehr- und Zivildiener

** Bei Buchung aller 5 Konzerte

Carinthische Musikakademie im Stift Ossiach

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Die Ensembles und ihr Programm

HoViHoLoHoff Austrian Brass QuintettDas aus Kärnten stammende Ensemble hat es sich zur Aufgabe gemacht, die klanglichen Möglichkeiten eines Brass Quintetts quer durch alle Sparten der Musik auszuloten, will aber auch neue Wege finden, um die sogenannte E-Musik einem breiten Publikum unterhaltsam näher zu bringen.

MitgliederStefan Hofer, TrompeteRobert Hofer, TrompetePeter Vierbach, PosauneWerner Loipold, HornJohannes Ogris, Tuba

Programm Antonio Vivaldi/Johann Sebastian Bach: Concerto in D-DurGioacchino Rossini: Ouvertüre zu »Die Italienerin in Algier«Malcolm Arnold: QuintettEnnio Morricone: Gabriels OboeJohn Lennon/Paul McCartney: Penny Lane, When I'm Sixty-FourJohann Strauss: Perpetuum Mobile

Brass BoysFreude an der Musik, Spaß am gemeinsamen Musizieren und professionel-les Proben, um optimale Resultate und Erfolge zu erreichen. Dank dieser Zielsetzung erspielten die Brass Boys im Jahre 2010 ihre tollen Erfolge bei Landes- und Bundeswettbewerben, sowie auch bei einem internationalen Wettbewerb. Alle Musiker sind ausgezeichnete Solisten, deren Spielfreude sich rasch auf das Publikum überträgt. Der musikalische Leiter der Grup-pe ist Peter Vierbach.

MitgliederBernhard Winkler, TrompeteMichael Mayer, TrompeteDaniel Loipold, HornBernhard Vierbach, PosauneManuel Mayer, TubaLeitung: Peter Vierbach

ProgrammJean-Joseph Mouret: RondeauIvan Jevtic: QuintettKlaus-Peter Bruchmann: Cinq Pour CinqJeffrey Agrell: Oh no!Joseph Horowitz: Music Hall Mürztalermarsch

Carinthische Musikakademie im Stift Ossiach

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Fairey (Geneva) Band Leitung: Russel GrayDie Fairey (Geneva) Band wurde im Jahre 1937 in Stockport von Ange-stellten der Fairey Aviation Works gegründet. Bis dato wurde diese welt-weit zu den besten Brassbands zählende Formation insgesamt 16 Mal mit dem Titel der British Open Champions ausgezeichnet, darüber hinaus 9 Mal mit dem Titel National Champions of Great Britain. Zudem war die Fairey (Geneva) Band in der Vergangenheit drei Mal Sieger der 'BBC Television Champion Brass' und einmaliger Gewinner der 'BBC Best of Brass'. Zwei Mal wurde die Formation in Granada die Band Of The Year. Damit gehört die Fairey (Geneva) Band weltweit zu den führenden Brassbands.

Programm Arr. Reid Gilje: Blackbird Special Arr. Reid Gilje: Wedding Dance Hector Berlioz Arr. Frank Wright: Overture »Carnival Romain«Arr. Sandy Smith: The DebutanteArr. James Curnow: Psalm of PraiseChuck Mangione / Arr. Reid Gilje: The Children of SanchezEdward Elgar /Arr. Eric Ball: Nimrod Boelman /Arr. Eric Ball: Toccata from Suite Gothique James Curnow: Blenheim FlourishesPeter Graham: Bravura Maynard Ferguson / Arr. Sandy Smith: Birdland Beatles /Arr. Sandy Smith: Honey PieBill Geldard Arr.: Autumn LeavesTraditional /Arr. Reid Gilje: Rasarit Traditional /Arr. Phil Harper: In Love for Me Aram Khatchaturian /Arr. Ray Farr: Finale Symphony No. 3

Brass of the Royal Concertgebouw Orchestra Die Blechbläser des Königlichen Concertgebouw-Orchesters treten seit 2003 als gesamte Blechbläsergruppe auf und konzertieren weltweit. Das Ziel der Blechbläser des RCO ist es, der Öffentlichkeit und Musikstudenten anhand von Konzerten und Masterclasses auf hohem Niveau die Vielseitigkeit der Blechblasinstrumente zu vermitteln, sowohl was das Repertoire betrifft, als auch durch unterschiedliche Zusammenstellungen. Diese variieren vom Quartett bis hin zum großen Ensemble von ungefähr 20 Spielern, zuweilen ergänzt um Schlaginstrumente. 2007 erschien die erste CD.

Programm Otto Ketting: Intrada Festiva Sergei Prokofjew: Leutnant Kishe Saverio Mercadante: Concerto for HornGottfried Veit: Gustav Mahler-MusikRichard Wagner: Elza's ProcessionTylman Susato: Suite aus DanseryeDmitri Shostakovich: Jazz-SuiteCamille Saint-Sains: Danse Bacchanale

Carinthische Musikakademie im Stift Ossiach

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Canadian Brass Das Quintett wurde 1970 von Chuck Daellenbach und Gene Watts ge-gründet und hat im Laufe seines Bestehens mehrfach seine Besetzung gewechselt. Das Ensemble hat über 5000 Auftritte und Konzerte weltweit durchgeführt, mehr als 60 Tonträger aufgenommen, eine Serie von Blech-blasinstrumenten des Herstellers Yamaha Corporation unter eigenem De-sign herausgegeben und vertreibt die eigenen Arrangements. Musikpäda-gogik spielt eine Schlüsselrolle in der Geschichte von Canadian Brass. Bei ihren weltweiten Tourneen pausieren die Mitglieder des Öfteren, um in Workshops und Meisterklassen zu unterrichten. Canadian Brass schafft es nahtlos, zwischen allen Stilen und Epochen einen musikalischen Bogen zu spannen. Mit ihrer unschlagbaren Mischung aus Virtuosität, Spontaneität und Humor bleiben diese Herren weltweit die Lineups von Konzertsälen, internationalen Festivals und Orchester-Reihen.

MitgliederChris Coletti, TrompeteBrandon Ridenour, TrompeteEric Reed, HornAchilles Liarmakopoulos, PosauneChuck Daellenbach, Tuba

Programm Samuel Scheidt: Galliard BattagliaGiovanni Gabrieli: Canzona per sonare IVJohannes Brahms: WaltzesGeorge Gershwin: Porgy & Bess SuiteLuther Henderson: Well-Tamperad BachBrandon Ridenour: Adagio for Brass (2002)Sonny Kompanek: Tribute to the ballet

Jugend Brass BandLeitung: Robert HoferDie erste Kärntner Jugend Brass Band geht – wie auch die Gründung der Brass Band des Kärntner Landesmusikschulwerkes – auf Initiative von Robert Hofer zurück. Fachgruppenleiter für Blechblasinstrumente im Kärntner Landesmusikschulwerk und Mitglied des Austrian Brass Quintetts HoViHo-LoHoff. Die Umsetzung der Idee in die Tat wurde durch die Zusammenar-beit zwischen dem Landesmusikschulwerk und der Carinthischen Musikaka-demie Ossiach, welche einige Instrumente sowie die nötige Infrastruktur fürdieses Projekt zur Verfügung stellte.

ProgrammNorman Tailor: Ceremonial FanfareArthur Frackenpohl: Celebration OvertureJean-Francois Michel: Tower MusicBertrand Moren: Brass PassionBertrand Moren: Jazzy BrassH. Belolo/J. Morali/V. Willis: Y.M.C.APhilip R. Buttal: Samba alla Turca

Carinthische Musikakademie im Stift Ossiach

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Brass Band Kärntner LandesmusikschulwerkLeitung: Hans PircherDie Brass Band des Kärntner Landesmusikschulwerkes wurde 2007 anlässlich einer Blechbläserfortbildung vom Fachgruppenleiter des Kärntner Mu-sikschulwerkes und Mitglied des Austrian Brass Quintetts HoViHoLoHoff, Robert Hofer, gegründet. Sie setzt sich vorwiegend aus Blechbläser- und Schlagwerklehrern des Kärntner Landesmusikschulwerkes sowie einigen Musikstudenten zusammen. Nach dem überaus erfolgreichen Start 2007 gestaltete die Brass Band 2008 das Eröffnungskonzert des 'Österreichi-schen Blasmusikwettbewerbes' in Feldkirchen. Der Tiroler Brass Band Pionier Hannes Buchegger, der als Jurymitglied auch bei internationalen Brass Band Wettbewerben aktiv ist, leitete 2007 bis 2009 als Gastdirigent das Orchester.Seit 2010 leitet Hans Pircher die Brass Band. Der gelernte Instrumenten-macher mit Meisterprüfung (Spezialgebiet Harfenbau) ist seit 2009 Leiter der Landesmusikschule Lienzer Talboden und verfügt als Musiklehrer, Leiter zahlreicher Konzertprojekte in Südtirol und Kärnten und Dirigent (u.a. Dirigentenstudium an der Musikhochschule Maastricht) über eine reiche Erfahrung im Bereich der Orchesterleitung.

ProgrammJames Curnow: Blenheim Flourishes Paul Lovatt-Cooper: Vitae Eternum Gustav Holst: Mars Philipp Sparke: Hymn of the HighlandsJohn Williams: Fanfare & Flying Theme from E.T.

Carinthische Musikakademie im Stift Ossiach

Joy of performanceExklusiv Workshop mit Canadian Brass

Freitag, 14. Oktober 2011, ab 14.00 UhrKosten: Euro 68,– für Workshop und Konzert

Wie spielt man leichter und wie kann man den Erfolg optimal genießen? Das und vieles mehr erfährt man aus erster Hand. Bei diesem Spezialwork-shop verraten die Musiker von Canadian Brass Tipps und Tricks für einen erfolgreichen Bühnenauftritt. Sie zeigen, wie es geht und stehen den Teil-nehmer/innen für Fragen zur Verfügung.

Info / Anmeldung: CMA Carinthische Musikakademie GmbHStift Ossiach 1, 9570 OssiachTel.: +43 (0) 4243 [email protected]

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- 494 - Trigonale 2011 – Anhang Trigonale 2011 – Anhang - 495 -

Kinderlieder.Texte und Melodien mit Harmonien. Hrsg.: A. Mohr u. F. Trüün. Illustr.: M. Lefrançois. Mit CD zum Mitsingen.128 S., HC, 10784, 25.60 Euro (Oktober)

Rund 80 der schönsten Kinderlieder für alle, die mit ihren Kindern singen wollen. Mit wunderbar verspielten und fre-chen, teils ganzseitigen Illustrationen.

Volkslieder.Texte und Melodien mit Harmonien. Illustr.: C. Mett. Mit CD zum Mitsingen. 128 S., HC, 10794, 25.60 Euro

»Endlich ein richtig schönes deutsches Volksliederbuch.«Stuttgarter Nachrichten

»Ein schmuckes Liederbuch.« Südwest Presse

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- 496 - Trigonale 2011 – Anhang Trigonale 2011 – Anhang - 497 -

Wiegenlieder.Texte und Melodien mit Harmonien. Illustr.: F. Walka. Mit CD zum Mitsingen. 128 S., HC, 10739, 25.60 Euro

»Schöner können Eltern wohl kaum dazu aufgefordert werden, ihre Kinder mal wieder in den Schlaf zu singen.« dpa

»Traumhaft … ein wirklich großes Geschenk.« Brigitte

Die Welt hebt an zu singen.Musik-Gedichte. Hrsg.: G. Sander.192 S., HC, 10832, 10.30 Euro

Lyrik und Musik gehören wie Geschwister zusammen, seit im alten Griechenland der mythische Orpheus Lieder zum Vortrag mit der Lyra dichtete. Gedichte über dieses familiäre Verhältnis gehören zum Schönsten, was man lesen kann – den Wunsch nach gelegentlicher Ruhe mit eingeschlossen.

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- 498 - Trigonale 2011 – Anhang Trigonale 2011 – Anhang - 499 -

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Johann Sebastian Bach: MotettenMeines Herzens WeideTrinity Baroque, Julian PodgerBest.-Nr.: RK 2601

Derart lebendig in Tempo und Phrasierung, homogen im Ensembleklang, aber auch derart innig und berührend, hat man Bachs Motetten lange Zeit nicht gehört. BR-Klassik

Una musa plebeaDas »gemeine« Repertoire der italienischen RenaissanceEnsemble Lucidarium & Traditionelle Poeten aus der Toskana und Korsika Best.-Nr.: RK 2410

Eine Muse ... nimmt sich unbekümmert Zeit. Und damit Freiraum – für ihre ganz eigene Version eines leuchtenden Utopia aus der Vergangenheit. CD-Tipp, HR 2

Rosenmond und LindentraumLieder von Liebe und LebenChristine Maria Rembeck – Gesang, KlavierEmilia Gliozzi – VioloncelloBest.-Nr.: RK 3002

Schlicht und zugleich kunstvoll sind diese Arrangements ...FAZ, 21. 5. 2011

Bon Voyage – Musik von Giovanni Paolo FoscariniThe Foscarini ExperienceFrank Pschichholz – Chitarra SpagnuolaNora Thiele – Percussion Daniel Zorzano – Violone

Best.-Nr.: RK 2904Einmal mehr Musik des 17. Jahrhunderts mit viel Drive und Beat. Dem Label entsprechend wunderbar aufgenommen. Radio Stephansdom

Modena 1665Georg Kallweit – ViolineBjörn Colell – Theorbe, BarockgitarreBest.-Nr.: RK 2905

Hier stimmt einfach alles, das Können auf dem Instrument, die Klanggebung, die Beweglichkeit der langen Töne, die rasante Spieltechnik … Bernhard Morbach, RBB

EndzeitfragmenteSequentiaBenjamin Bagby, Norbert RodenkirchenBest.-Nr.: RK 2803

Die Produktion ermöglicht mit vielen bislang nicht oder nur wenig bekannten Sequenzen einen weiteren Einblick in die tiefe, mystische Welt des mittelalter-lichen Denkens und Fühlens. BR-Klassik

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- 500 - Trigonale 2011 – Anhang Trigonale 2011 – Anhang - 501 -

WinterreiseNataša Mirković-De Ro – GesangMatthias Loibner – DrehleierBest.-Nr.: RK 3003

Nicht nur wegen des letzten Lieds (Der Leiermann) eine Idealbesetzung! Das gilt auch für Nataša Mirkovic-De Ro, die ungekünstelt und tief ergreifend in-terpretiert. CD-Tipp, Ö1

Mütterkinderlieder(Bertl Mütter nach Gustav Mahler)Bertl Mütter – PosauneBest.-Nr.: RK 3009

… großartig! BR-Klassik

Heinrich Schütz – Ich hebe meine Augen aufMusik aus der Dresdner Schlosskapelle ICappella Sagittariana Dresden, Norbert Schuster Best.-Nr.: RK 3001

Schütz-Interpretation auf sehr hohem Niveau … Die Einspielung zeigt Hein-rich Schütz als Meister des Klangeffekts und als Souverän der expressiven Mög-lichkeiten im Frühbarock. Klassik.com

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Von den letzten Dingen Barocke Trauermusiken aus Mitteldeutschlandamarcord, Cappella Sagittariana DresdenBest.-Nr.: RKap 30107

Trauermusik als beseelter Klangzauber! MDR-Figaro

Rose van JherichoDas Liederbuch der Anna von Köln (um 1500)Ars Choralis Coeln, Maria JonasBest.-Nr.: RK 2604

Die volle Stimme von Maria Jonas mit ihrer leidenschaftlichen Betonung gibt den Melodien ihre große Überzeugungskraft. Le monde de la musique 6/2007

Vita S. ElisabethæDas Leben der heiligen Elisabeth von Thüringen (1207–1231), erzählt in mittelalterlichen Liedern und TextenIoculatores, Ars Choralis Coeln, amarcord

Best.-Nr.: RK 2605Über fast 80 Minuten entfaltet sich ein Spannungsbogen, der der Chronolo-gie der Ereignisse von Ungarn über die Wartburg bis nach Marburg folgt, um schließlich im überirdischen Mönchsgesang mit dem Wort ›Elisabeth‹ zu ver-klingen. Minnesang.com

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- 502 - Trigonale 2011 – Anhang Trigonale 2011 – Anhang - 503 -

Der Erlauchte FürstHöfische Kultur zur Zeit des Naumburger MeistersIoculatores & Jörg PeukertBest.-Nr.: TAL 90003

Amours me fait desirerLiebeslieder aus dem 14. JahrhundertEnsemble Alta musica, Rainer BöhmBest.-Nr.: TAL 90004

Chanterai d’aquestz Trobadors Live at montalbâne Ensemble BelladonnaBest.-Nr.: TAL 90006

Raumklang & TalantonSchloss Goseck | D-06667 GoseckFon: +49 - 3443 - 348008-0 | Fax: +49 - 3443 - [email protected]

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Frolich, zärtlich, lieplich ... Oswald von Wolkenstein – LiebesliederEnsemble Unicorn, Michel PoschBest.-Nr.: RK 2901

Tromba HispanicaBattallas y CancionesBarocktrompeten Ensemble BerlinJohann PlietzschBest.-Nr.: RK 2906

Les Caractères de la Danse Purcell, Corelli, Rebel, Albinoni, Telemann Harmony of Nations Baroque OrchestraAlfredo Bernardini – Oboe Best.-Nr.: RK 2704

Virgo Sancta CaeciliaGesänge aus dem Antiphonar der Anna HachenberchCandens Lilium, Norbert RodenkirchenBest.-Nr.: RKma 20044

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- 504 - Trigonale 2011 – Anhang Trigonale 2011 – Anhang - 505 -

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- 506 - Trigonale 2011 – Impressum

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Impressum

Trigonale FestivalbetriebsgmbHGeschäftsführer Ing. Stefan Schweiger

Winklern 17 A - 9063 Maria Saal Telefon: +43 - (0)4223 - 29079E-Mail [email protected] www.trigonale.com

Herausgeber Trigonale

Redaktion Stefan Schweiger

Redaktionsassistenz Gerda Heger

Artdirector Anne Hooss

Fotografie Anette Friedel-Prenninger, Nancy Horowitz, Karina Körbler, Katrin Kreiner, Stefan Schweiger

Übersetzungen Anne Marie Dragosits, Almut Lenz-Konrad, Felix Kucher, Michael Paumgarten, Edgar Sallager, Claudio Santambrogio, Elfriede Schweiger

Herstellung Philipp Reclam jun. Graphischer Betrieb GmbH, Ditzingen

Stand August 2011, Änderungen vorbehalten