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Das Unternehmen und seine Umwelt 1 In diesem Kapitel Definition von Unternehmen und Haushalten Die Funktionen und das Umfeld eines Unternehmens Die Unternehmensformen und -zusammenschlüsse Die Standortwahl Ziele und wichtige Kennzahlen eines Unternehmens G anz zu Anfang fragen Sie sich bestimmt: Was sind eigentlich Unternehmen? Unternehmen, oft auch Betriebe genannt, haben in einem marktwirt- schaftlichen Wirtschaftssystem die Aufgabe, als planmäßig organisierte Wirtschaftseinheiten Sachgüter und Dienstleistungen herzustellen und abzusetzen, damit die materiellen Bedürfnisse der Bevölkerung befrie- digt werden. Güter und Bedürfnisse Die Bedürfnisse von Menschen lassen sich nach der Bedürfnispyramide von Abra- ham Maslow in fünf Stufen einteilen: Stufe 1: Existenzielle Basisbedürfnisse (Essen, Trinken, Schlafen) Stufe 2: Sicherheitsbedürfnisse (körperliche Sicherheit, Versorgungssicher- heit) Stufe 3: Soziale Beziehungen (Integration, Kommunikation, Beziehungen) Stufe 4: Soziale Anerkennung (Ansehen, Status, Wertschätzung) Stufe 5: Selbstverwirklichung (Autonomie, Kreativität) 29

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Das Unternehmen und seine Umwelt1In diesem Kapitel …▶ Definition von Unternehmen und Haushalten

▶ Die Funktionen und das Umfeld eines Unternehmens

▶ Die Unternehmensformen und -zusammenschlüsse

▶ Die Standortwahl

▶ Ziele und wichtige Kennzahlen eines Unternehmens

G anz zu Anfang fragen Sie sich bestimmt: Was sind eigentlich Unternehmen?

Unternehmen, oft auch Betriebe genannt, haben in einem marktwirt-schaftlichen Wirtschaftssystem die Aufgabe, als planmäßig organisierteWirtschaftseinheiten Sachgüter und Dienstleistungen herzustellen undabzusetzen, damit die materiellen Bedürfnisse der Bevölkerung befrie-digt werden.

Güter und BedürfnisseDie Bedürfnisse von Menschen lassen sich nach der Bedürfnispyramide von Abra-ham Maslow in fünf Stufen einteilen:

✓✓ Stufe 1: Existenzielle Basisbedürfnisse (Essen, Trinken, Schlafen)

✓✓ Stufe 2: Sicherheitsbedürfnisse (körperliche Sicherheit, Versorgungssicher-heit)

✓✓ Stufe 3: Soziale Beziehungen (Integration, Kommunikation, Beziehungen)

✓✓ Stufe 4: Soziale Anerkennung (Ansehen, Status, Wertschätzung)

✓✓ Stufe 5: Selbstverwirklichung (Autonomie, Kreativität)

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Nach Maslow strebt der Mensch danach, die verschiedenen Bedürfnisse der Reihenach zu befriedigen, ausgehend von der Stufe 1 bis hin zu Stufe 5.

Unter Ökonomie oder Wirtschaft versteht man den sorgsamen Umgangmit knappen Gütern und Dienstleistungen zur Befriedigung dermenschlichen Bedürfnisse.

Im Unterschied zu den freien Gütern, die im Überfluss vorhanden sind (Luft, Son-nenlicht, Meerwasser) und keinen Preis haben, sind knappe Güter nicht frei ver-fügbar. Sie müssen erzeugt und bereitgestellt werden; man unterscheidet zwischenmateriellen Gütern (Produkte), immateriellen Gütern (Dienstleistungen, Rechte),Produktionsgütern (Maschinen), Konsumgütern (Lebensmittel), privaten und öf-fentlichen Gütern.

Die Güterbegriffe können sich überschneiden. Beispielsweise ist einFließband sowohl ein materielles als auch ein Produktionsgut.

Haushalte und UnternehmenDie knappen Güter werden von Unternehmen und Haushalten gleichermaßen an-geboten und nachgefragt. Unternehmen und Haushalte können Sie einteilen wiein Abbildung 1.1 gezeigt.

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Abbildung 1.1: Unternehmen und Haushalte

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Die UnternehmensfunktionenDamit ein Unternehmen funktioniert, muss es planvoll organisiert sein. Dabei er-geben sich vielfältige Aufgaben, Prozesse und Strukturen.

Betrieblicher GüterprozessDer betriebliche Güterprozess, auch leistungswirtschaftlicher Prozess genannt,steht im Mittelpunkt des Unternehmens. Er verläuft in drei zusammenhängendenStufen:

✓✓ Beschaffung: Zunächst beschafft sich das Unternehmen von den verschiede-nen Faktormärkten die für die Erstellung der Güter notwendigen Produk-tionsfaktoren. Mehr dazu erfahren Sie in Kapitel 2.

✓✓ Produktion: Zur Erzeugung der Produkte und zur Bereitstellung von Dienst-leistungen werden die Produktionsfaktoren miteinander kombiniert. Nebenden Materialien (auch Werkstoffe genannt) zählen zu den Produktionsfaktorendie Betriebsmittel (Anlagen, Maschinen, Gebäude, Grundstücke) und der Fak-tor Arbeit. Weitere Ausführungen zum Produktionsprozess folgen in Kapitel 3.

✓✓ Absatz: Unternehmen versuchen, ihre Produkte und Dienstleistungen an denAbsatzmärkten an die Kunden zu verkaufen. Dabei können die Unternehmenauf verschiedene absatzpolitische Instrumente (auch Marketingmix genannt)zurückgreifen. In Kapitel 4 können Sie mehr über das Marketing lesen.

Weitere UnternehmensfunktionenDamit ein Unternehmen als System funktioniert, bedarf es weiterer Prozesse undStrukturen (mehr dazu in den Kapiteln 5 bis 12):

✓✓ Finanzwirtschaftliche Prozesse: Die für die Beschaffung und Produktion er-forderlichen finanziellen Mittel erhält ein Unternehmen von den Kunden,wenn diese die erworbenen Sachgüter und in Anspruch genommenen Dienst-leistungen bezahlen. Reichen diese Einzahlungen nicht aus, zum Beispiel zurFinanzierung größerer Investitionen, oder kommen die Einzahlungen erst,nachdem die notwendigen Auszahlungen bereits geleistet wurden, hat ein Un-ternehmen einen Kapitalbedarf und muss im Rahmen der Finanzierung dafürsorgen, zahlungsfähig (liquide) zu sein.

✓✓ Unternehmensführung: Neben den Personen, die ein Unternehmen leiten(Management), ist mit Unternehmensführung auch ein Prozess gemeint, der

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1 ➤ Das Unternehmen und seine Umwelt

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die Planung, Durchführung, Kontrolle und Steuerung von Maßnahmen zurErreichung der Unternehmensziele umfasst.

✓✓ Unternehmensorganisation: Für einen geregelten Arbeitsablauf sorgt die Un-ternehmensorganisation durch die strukturelle Zuordnung von Mitarbeiternund Sachmitteln (Aufbauorganisation) und Vorgaben für den Ablauf der Stan-dardprozesse (Ablauforganisation).

✓✓ Personalmanagement: Die Planung, Durchführung, Kontrolle und Steuerungaller Maßnahmen, die auf die Mitarbeiter ausgerichtet sind. Deren Qualifika-tion und Motivation beeinflusst den Unternehmenserfolg in hohem Maße.

✓✓ Rechnungswesen: Eine systematische Erfassung und Auswertung aller quanti-fizierbaren Beziehungen und Vorgänge, die aus den Geld- und Güterströmeneines Unternehmens resultieren, leistet das Rechnungswesen. Seine Kernbe-standteile sind insbesondere die Buchhaltung, die Erstellung eines Geschäfts-berichts sowie die Kostenrechnung und das Controlling.

Das ökonomische PrinzipDamit Unternehmen Sachgüter und Dienstleistungen möglichst planvoll und ra-tional bereitstellen, sollten sie nach dem ökonomischen Prinzip vorgehen.

Beim ökonomischen Prinzip geht es darum, das Verhältnis aus Produk-tionseinsatz (eingesetzte Mittel und Ressourcen; auch Produktionsfakto-ren oder Input genannt) und Produktionsergebnis (erstellte Sachgüterund Dienstleistungen; auch Ertrag oder Output genannt) möglichst op-timal zu gestalten.

Das ökonomische Prinzip gibt es in zwei Ausprägungen:

✓✓ Maximumprinzip: Mit gegebenem Input soll der größtmögliche Output erzieltwerden.

✓✓ Minimumprinzip: Ein vorgegebener Output soll mit möglichst geringemInput erreicht werden.

Das ökonomische Prinzip zielt letztlich darauf ab, dass ein Unternehmen seine Pro-dukte und Dienstleistungen möglichst kostengünstig erstellt und dadurch der Ge-winn des Unternehmens möglichst maximiert wird.

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Das UnternehmensumfeldDas Unternehmensumfeld wird zum einen durch die Interessengruppen (Stakehol-der) bestimmt. Dabei unterscheidet man zwischen internen Stakeholdern (Eigen-tümer beziehungsweise Shareholder, Management, Mitarbeiter) und externen Inte-ressengruppen des Unternehmens (Kunden, Fremdkapitalgeber wie Banken, Lie-feranten, Konkurrenz, Öffentlichkeit). Zum anderen ist aber auch das weitläufigereUnternehmensumfeld zu beachten (ökonomisches, technologisches, physikalisch-ökonomisches, gesellschaftliches Umfeld).

Wegen nicht immer einheitlicher Interessen der Stakeholder und auchwegen unterschiedlicher Anforderungen seitens der weiteren Unterneh-mensumwelt können Zielkonflikte entstehen. Während die Eigentümermöglichst hohe Gewinne und Ausschüttungen erwarten, möchten bei-spielsweise die Kunden möglichst niedrige Preise und der Fiskus mög-lichst hohe Steuerzahlungen, was zu niedrigeren Gewinnen und Aus-schüttungen führt.

Die UnternehmensformenIn Deutschland gibt es mehr als 3,1 Millionen umsatzsteuerpflichtige Unterneh-men. Sie lassen sich nach verschiedenen Kriterien in unterschiedliche Unterneh-mensformen einteilen. Wichtige Unterscheidungskriterien sind:

✓✓ Größe

✓✓ Rechtsform

✓✓ Branche

Unternehmensformen nach der GrößeDie Unternehmen lassen sich beispielsweise nach den Kriterien Zahl der Beschäf-tigten, Bilanzsumme, Umsatz pro Geschäftsjahr, Anzahl der Arbeitsplätze, Lohn-und Gehaltssumme, investiertes Kapital und Produktionsmengen in Klein-, Mittel-und Großbetriebe einteilen.

Kapitalgesellschaften können gemäß § 267 HGB in die in Tabelle 1.1 gezeigtenGrößenklassen eingeteilt werden.

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1 ➤ Das Unternehmen und seine Umwelt

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Von diesen drei Merkmalen müssen zwei zutreffen, damit eine Kapitalgesellschafteiner Größenklasse zugeordnet wird. Am Ende des Geschäftsjahres wird überprüft,ob eine Neueinstufung erforderlich ist. Dies ist der Fall, wenn an den Abschluss-stichtagen von zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren mindestens zwei derdrei Merkmale einer Größenklasse über- oder unterschritten werden. Börsenno-tierte Gesellschaften gelten stets als große Gesellschaften. Die Einteilung hat fürdie Unternehmen bestimmte Offenlegungspflichten gemäß § 325 HGB zur Folge.Die Unternehmenslandschaft in Deutschland ist überwiegend von kleinen undmittleren Unternehmen (KMU) mit einem Umsatz von unter 50 Millionen Euro ge-prägt.

Unternehmensformen nach der RechtsformBezüglich der Rechtsformen der Unternehmen in Deutschland unterscheidet mangrundsätzlich zwischen öffentlichen und privatrechtlichen Unternehmen sowieden sonstigen Rechtsformen wie zum Beispiel Genossenschaften.

Bei der Festlegung der Rechtsform sind eine Reihe von Aspekten und Kriterienvon Bedeutung. In Tabelle 1.2 und Tabelle 1.3 finden Sie die wichtigsten Charakte-ristika für die privatrechtlichen Unternehmen aufgelistet.

In Deutschland gibt es laut der Umsatzstatistik 2010 fast 2,2 MillionenEinzelunternehmen und mehr als 400.000 Personengesellschaften.Diese Rechtsformen sind wegen ihrer einfachen Handhabung und dergeringen Gründungskosten vor allem für kleine und mittlere Betriebegeeignet.

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Bilanzsummein Euro

Umsatzerlösein Euro

Arbeitnehmeranzahlim Jahresdurchschnitt

KleineKapitalgesellschaft

≤ 4,840 Mio. ≤ 9,86 Mio. ≤ 50

MittelgroßeKapitalgesellschaft

≤ 19,25 Mio. ≤ 38,5 Mio. ≤ 250

GroßeKapitalgesellschaft

> 19,25 Mio. > 38,5 Mio. > 250

Tabelle 1.1: Betriebsgrößen nach § 267 HGB

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Die knapp 500.000 Kapitalgesellschaften sind eigenständige Rechtspersonen undsind insbesondere wegen der Haftungsbeschränkung der Gesellschafter interes-sant. Es gibt zwar nur weniger als 8.000 Aktiengesellschaften in Deutschland, je-doch haben die meisten der ganz großen Unternehmen (wie die im Deutschen Ak-tienindex (DAX) gelisteten 30 Unternehmen) diese Rechtsform. Die sogenanntenMischformen wie die GmbH & Co. KG vereinen die Vorteile der Personengesell-schaften mit denen der Kapitalgesellschaften.

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Rechtsform Rechtsgrundlage Leitung Haftung Mindestkapital

Einzelunter-nehmung

Handelsgesetz-buch HGB

Inhaber allein Inhaberunbeschränkt

kein Mindest-kapital

Personengesellschaften:

GesellschaftbürgerlichenRechts

BürgerlichesGesetzbuchBGB

gemeinschaft-lich, durchSatzung andereRegelungmöglich

alle Gesellschafterunbeschränkt

kein Mindest-kapital

OffeneHandels-gesellschaftOHG

HGB undBGB

grundsätzlichalle Gesell-schafter

alle Gesellschafterunbeschränkt

kein Mindest-kapital

Kommandit-gesellschaftKG

HGB undBGB

Komplemen-täre

KomplementäreunbeschränktKommanditistenmit Einlagenhöhe

kein Mindest-kapital

Kapitalgesellschaften:

Gesellschaftmit be-schränkterHaftungGmbH

GmbH-Gesetz Geschäfts-führer

als juristischePerson nur mitGesellschafts-vermögen

25.000 €

Aktiengesell-schaft AG

AktiengesetzAktG

Vorstand, Kon-trolle durchAufsichtsratund Wahldurch Haupt-versammlung

als juristischePerson nur mitGesellschafts-vermögen

50.000 €

Tabelle 1.2: Charakteristika privatrechtlicher Unternehmen Teil I

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Unternehmensformen nach der BrancheDie Unternehmen lassen sich auch nach dem Wirtschaftszweig und der erstelltenLeistung unterteilen. Während Industrieunternehmen Sachleistungsunternehmensind, werden Handels-, Verkehrsunternehmen, Banken, Versicherungen und sons-tige Dienstleistungsunternehmen als Dienstleistungsunternehmen bezeichnet.

Die große volkswirtschaftliche Bedeutung des Dienstleistungssektors in Deutsch-land zeigt sich etwa daran, dass nach vergleichsweise aktuellen Daten circa vierFünftel aller Unternehmen (mit etwa drei Viertel aller Erwerbstätigen) auf denDienstleistungssektor entfallen und dass der Anteil der gesamtwirtschaftlichenWertschöpfung seitens des Dienstleistungssektors bei circa 70 Prozent liegt.

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Rechtsform Steuerbelastung Gründerzahl Publizitätspflicht Handelsregister

Einzelunter-nehmung

Einkommen-steuer

1 Gründer keine Eintragungerforderlich

Personengesellschaften:

GesellschaftbürgerlichenRechts

Einkommen-steuer, Gewerbe-steuer beiGewerbe

2 Gründer keine nichterforderlich

Offene Han-delsgesell-schaft OHG

Einkommen-steuer,Gewerbesteuer

2 Gründer keine, nur beiGroßunter-nehmen

alle Gesell-schafter

Kommandit-gesellschaftKG

Einkommen-steuer,Gewerbesteuer

Komplemen-tär, Komman-ditist

wie bei OHG,Einsichtsrechtdes Kom-manditisten

Eintragerforderlich

Kapitalgesellschaften:

Gesellschaftmit be-schränkterHaftungGmbH

Körperschaft-steuer

1 Gründer wie bei OHG Eintrag alsFirmaerforderlich

Aktiengesell-schaft AG

Körperschaft-steuer

1 Gründer publizitäts-pflichtigerJahresabschluss

Eintrag alsFirmaerforderlich

Tabelle 1.3: Charakteristika privatrechtlicher Unternehmen Teil II

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Die UnternehmenszusammenschlüsseUnternehmenszusammenschlüsse entstehen, wenn sich bisher rechtlichund wirtschaftlich selbstständige Unternehmen zu größeren Wirt-schaftseinheiten verbinden.

Je nach der Intensität der Unternehmensverbindung können die rechtliche Selbst-ständigkeit (eigene Rechtspersönlichkeit) und/oder die wirtschaftliche Selbststän-digkeit (freie Willensbildung und Geschäftsführung) verloren gehen:

✓✓ Kooperation: Ein freiwilliger Zusammenschluss von Unternehmen, bei demdie Unternehmen rechtlich selbstständig bleiben und nur einen Teil ihrerwirtschaftlichen Selbstständigkeit aufgeben. Man unterscheidet Interessen-gemeinschaften (zum Beispiel Einkaufs- oder Forschungsgemeinschaften),Gelegenheitsgesellschaften (zum Beispiel Bankenkonsortien oder Arbeits-gemeinschaften für Bauprojekte), Gemeinschaftsunternehmen (Beispiel: JointVentures mit ausländischen Partnern), und (Absatz- oder Beschaffungs-)Kar-telle voneinander.

✓✓ Konzentration: Die beteiligten Unternehmen geben ihre wirtschaftlicheSelbstständigkeit auf und begeben sich unter eine sogenannte einheitliche Lei-tung. Erfolgt dies unter dem Dach eines Konzerns, bleiben die Konzernunter-nehmen rechtlich selbstständig. Bei einer Fusion verlieren die Unternehmenneben der wirtschaftlichen auch ihre rechtliche Selbstständigkeit.

Unternehmen können sich auch zu Verbänden zusammenschließen, um ihre ge-meinsamen Interessen zu bündeln und der Öffentlichkeit gegenüber zu vertreten(Fachverbände der Wirtschaft wie der Bundesverband der deutschen Industrie(BDI), Industrie- und Handelskammern, Arbeitgeberverbände wie die Bundesverei-nigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)).

Kartelle können zu einer Verhinderung, Einschränkung und Beschrän-kung des Wettbewerbs führen und sind daher nach § 1 GWB (Gesetzgegen Wettbewerbsbeschränkungen) grundsätzlich verboten. Unter dasKartellverbot fallen beispielsweise Preisabsprachen, Wettbewerbsverbo-te, ausschließliche Bezugs- oder Lieferpflichten oder Marktaufteilungen.Bestimmte Arten von Wettbewerbsbeschränkungen können unter beson-deren Voraussetzungen vom Kartellverbot ausgenommen sein, wie Mit-telstands- oder Rationalisierungskartelle. Über die Einhaltung des Kar-tellverbots wachen in Deutschland das Bundeskartellamt und dieLandeskartellbehörden und in der Europäischen Union die EuropäischeKommission.

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Unternehmenszusammenschlüsse (international auch als Mergers and Acquisitionsbezeichnet) können folgende Ziele haben:

✓✓ Rationalisierung: Durch die Ausnutzung von Synergieeffekten soll die Wirt-schaftlichkeit der verbundenen Unternehmen verbessert werden – etwa durchden Abbau beziehungsweise durch die Zusammenlegung von doppelt vorhan-denen Abteilungen (Einkauf, Personal) oder durch den Austausch von in denUnternehmen vorhandenem Know-how (Forschung und Entwicklung).

✓✓ Diversifikation: Durch Aufteilung des wirtschaftlichen Risikos auf mehrerePartner bei der Kooperation beziehungsweise durch neu erschlossene Produk-te und Märkte bei der Konzentration soll das wirtschaftliche Risiko für die zu-sammengeschlossenen einzelnen Unternehmen verringert werden.

✓✓ Konzentration: Durch die Zusammenlegung von Unternehmensaktivitätenentstehen größere Einheiten, die eine entsprechend große Verhandlungs-macht gegenüber den Lieferanten und Kunden haben.

Die StandortwahlDie Auswahl des Standortes bei der Gründung, einer Standortverlagerung oder-spaltung bindet in der Regel für ein Unternehmen über einen längeren Zeitraumerhebliche Ressourcen. Die Standortauswahl sollte daher besonders sorgfältigdurchgeführt werden. Bei der Analyse der infrage kommenden Standorte sollte einUnternehmen sorgfältig verschiedene Kriterien prüfen, die als Standortfaktorenbezeichnet werden (siehe hierzu Abbildung 1.2).

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Abbildung 1.2: Standortfaktoren

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Neben der Orientierung an Checklisten gibt es verschiedene quantitative und qua-litative Modelle zur Standortwahl, die auf den Standortfaktoren aufbauen. Ein ein-faches und praktikables Verfahren sind Scoring-Modelle in Form der Nutzwertana-lyse.

Die Unternehmensziele

Unternehmensziele sind bewusst angestrebte zukünftige Zustände. Siedienen als Orientierungsgrößen zur Steuerung und Beurteilung des un-ternehmerischen Handelns.

Arten von UnternehmenszielenUnternehmensziele können nach unterschiedlichen Kriterien eingeteilt werden.

Ausrichtung der ZieleNach der Ausrichtung der Ziele unterscheiden sich die in Abbildung 1.3 aufgeführ-ten Ziele.

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Abbildung 1.3: Unternehmensziele

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Die Zuordnung der Unternehmensziele in eine der drei Ausrichtungenist oft nicht eindeutig, weil bestimmte Unternehmensziele mehrere Wir-kungen haben können. Das Ziel der Nachhaltigkeit kann beispielsweisedurch eine besonders ökologisch ausgerichtete Produktion erreicht wer-den. Diese wiederum kann aber zu einem besseren Unternehmensimageund letztlich zu höheren Umsätzen beitragen.

Rangordnung der ZieleDes Weiteren lassen sich Ziele nach der Rangordnung einteilen in:

✓✓ Oberziele

✓✓ Zwischenziele

✓✓ Unterziele

Ein strategisches Oberziel eines Unternehmens könnte zum Beispiel in einer Ge-winnerhöhung durch die Senkung der Stückkosten liegen. Ein taktisches Zwi-schenziel könnte es sein, die Kostensenkung durch eine Erhöhung der Produk-tivität im Produktionsbereich zu erreichen, wozu als operatives Unterziel dieModernisierung der Maschinen beitragen soll.

Zeitbezug der ZieleNach dem Zeitbezug lassen sich Ziele wie folgt unterscheiden:

✓✓ Kurzfristige Ziele: Sie umfassen einen Zeitraum von bis zu einem Jahr undsind operativ ausgerichtet.

✓✓ Mittelfristige Ziele: Sie gelten für einen Zeitraum von einem bis zu fünf Jah-ren und sind der taktischen Planung zuzuordnen.

✓✓ Langfristige Ziele: Sie haben einen Planungshorizont von über fünf Jahrenund sind daher für die strategische Planung typisch.

ZielbeziehungenZiele können in verschiedener Weise zueinander in Beziehung stehen:

✓✓ Komplementäre Ziele: Die Verfolgung des einen Ziels trägt zur Zielerreichungdes anderen Ziels bei.

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✓✓ Konkurrierende Ziele: Die Verfolgung des einen Ziels führt zu einer schlech-teren Erreichung des anderen Ziels.

✓✓ Indifferente Ziele: Die Verfolgung des einen Ziels hat keine Auswirkungen aufdie Zielerreichung des anderen Ziels.

Ziele »SMART« formulierenZiele zu formulieren und ein in sich stimmiges Zielsystem für ein Unternehmen zuentwickeln, ist eine schwierige Aufgabe. Die Unternehmensziele sollten nämlich

✓✓ inhaltlich richtig und vollständig formuliert sein,

✓✓ miteinander konsistent (das heißt nicht konkurrierend) sein,

✓✓ von den Mitarbeitern verstanden und akzeptiert sein, damit sie motivierendwirken.

Dabei hilft die Beachtung der SMART-Regel weiter. Ihr zufolge sollen Ziele

✓✓ S: spezifisch, klar, eindeutig und verständlich,

✓✓ M: messbar, das heißt operational feststellbar und kontrollierbar,

✓✓ A: anspruchsvoll,

✓✓ R: realistisch und

✓✓ T: zeitlich terminiert sein.

Wichtige Kennzahlen eines UnternehmensFür die Steuerung eines Unternehmens durch das Management und die Beurtei-lung seiner Leistungsfähigkeit gibt es eine Fülle von Kennzahlen. In diesem Kapi-tel werden nur einige der wichtigsten Kennzahlen vorgestellt. Weitere spezielleKennzahlen folgen in den späteren Kapiteln.

ProduktivitätDer Produktivität liegt eine reine Mengenbetrachtung zugrunde, indem der men-genmäßige Produktionseinsatz (Input) und das mengenmäßige Produktionsergeb-nis (Output) zueinander ins Verhältnis gesetzt werden:

Produktivität ¼ OutputmengeInputmenge

oderInputmengeOutputmenge

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Um die Produktivität unterschiedlicher Einsatzfaktoren (wie Arbeits-stunden, Materialverbrauchsmengen oder Maschinenstunden) miteinan-der vergleichen zu können, nutzt man nicht die Einsatzmengen der Ein-satzfaktoren, sondern bewertet die Einsatzstoffe mit Geld. Genau dazudient die nächste Kennziffer, die Wirtschaftlichkeit.

WirtschaftlichkeitBei der Kennziffer Wirtschaftlichkeit werden der wertmäßige Output (= Ertrag)und der wertmäßige Input (= Aufwand) zueinander in Beziehung gesetzt. Wertmä-ßig bedeutet, dass die Einsatzmengen mit Preisen bewertet werden.

Ertrag und Aufwand ermitteln Sie folgendermaßen:

Ertrag = Outputmenge × Güterpreis

Aufwand = Inputmenge × Faktorpreis

Wirtschaftlichkeit ¼ wertmäßiger Outputwertmäßiger Input

¼ ErtragAufwand

Die Wirtschaftlichkeitskennziffer sollte > 1 sein, da dann ein positiver Beitrag zumUnternehmensgewinn entsteht. Ist die Kennziffer aber < 1, lohnt sich die Produk-tion nicht. Indem der Aufwand gesenkt (beispielsweise durch eine Verbesserungder Produktivität in der Produktion) oder der Ertrag (etwa durch eine Preiserhö-hung) gesteigert wird, kann man die Wirtschaftlichkeit verbessern.

RentabilitätUm die Gewinnsituation eines Unternehmens besser einzuschätzen, kann man denGewinn in Relation zur Kapitalbasis setzen. Das Ergebnis ist eine relative Kenn-zahl, und zwar für

✓✓ den Zeitvergleich über die letzten Jahre und

✓✓ den Unternehmensvergleich gegenüber anderen Unternehmen.

Die mit dem Gewinn im Zähler eines Quotienten gebildeten Kennzahlen werdenRentabilitätskennzahlen genannt.

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Diese relativen Kennzahlen werden im Gegensatz zu absoluten Kennzahlen, wiebeispielsweise dem Gewinn in Euro, als Prozentwerte abgebildet. Dadurch wird dieAussagekraft und Vergleichbarkeit von Kennziffern verschiedener Unternehmenerhöht.

Die beiden in der Praxis am häufigsten verwendeten Rentabilitätsformeln sind dieEigenkapital- und die Umsatzrentabilität.

✓✓ Eigenkapitalrentabilität: Dies ist eine wichtige Kennzahl für die Anteilseignerdes Unternehmens, weil sie die Verzinsung des investierten Kapitals angibt:

Eigenkapitalrentabilität ¼ GewinnEigenkapital

! 100

✓✓ Umsatzrentabilität: Sie drückt als Prozentgröße aus, wie viel Gewinn voneinem Euro Umsatz übrig bleibt. Eine Umsatzrentabilität von 5 Prozent be-deutet also, dass dem Unternehmen von 1 Euro Umsatz gerade 5 Cent als Ge-winn verbleiben:

Umsatzrentabilität ¼ GewinnUmsatz

! 100

Als Gewinngröße wird in der Regel der Jahresüberschuss nach Steuern genom-men, den Sie der Gewinn-und-Verlust-Rechnung des Unternehmens (siehe Kapitel11) entnehmen können. Für ein Unternehmen bietet sich im vorliegenden Zusam-menhang auch ein Soll-Ist-Vergleich an, um zu sehen, ob die eigene Planung auf-gegangen ist.

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