das wesen des donners

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DIE NATU RWI S S E N S CHAFTE N IIerausgegeben yon Dr. Arnold Berliner ,~4 Pro£ Dr. August Piitter Zweiter Jahrgang. 4. Dezember 1914. Iteft 49. Das Wesen des Donners~D. Von Dr. Wg, helm, Schmidt, Wield. In der Erk]~rung yon Blitz nnd Donner be- gniigte man sieh meist mit dem Vergleieh mit den Erseheinungen bei el,ektrisehen Funken, wie wir sie aus Versuehen im Laboratorium kennen. So wesentliehe Erkenntnisse uns dam~t gegeben sind, so darf doeh eine derartige ~)bertragung aus k]einen Abmessungen in die g'ewaltigen der Na- tarersehe:inung, die yon vollkommen versehiedener GrbBenordnung sind, nut mit grbl~ter ~v'ors~eht er- folgen; nieM, iibersebbare Umst~nde kbnnen da wesentliehen E~nflul~ nehmen. So best~tigen 'sieh z. B. die mehr stetigen und yon seharfen Knieken ~reien F\mkenbahnen aueh bei Blitzen nnd konn~en die all~emeine, ganz nn- begrtindete Ansieht yon deren Ziekzaekform ver- driingen. Die wertvollsten Dienste leistete da die Photographle, die in ihrer Vervollkommnung dureh stereoskopisehe, r~umliehe Aufnahmen (B. Walter-Hamburg) aueh die seheinbaren Eeken ats Perspektivwirkung erkl[rte, kndrer- seits Craten bei. den VersneLen im Kleinen meist esz~llatorisehe Entladungen auf und man nahm solehe naturgem~l~ aueh bei Blitzen an. Aueh hier ~elang erst B. Walter der zwingende mit bewegter Kamera gewonnene Naehweis, dab die Entladung haupts~ehlieh in einer Riehtung' erfolgt, also ~dcht oszitlatoriseh ist, dag'aber ein erster Fnnke, der Vorentladung angehbrend, sieh ver[stelnd blog ein kleines Stiiek in den zu dure]~sehlagenden lLaum vordringt, ihm in kleinem Zeitabstand (Gr5Benordnung etwa ~/~o~ Sekunde) ein zweiter auf hn allgemeinen gleiehem Weg fo]gt, der nun sehon weiter vordringt usw., his sehliel31ieh der ganze Raum fiir die ganz durehgehenden, eben- falls intermittierenden Sehtugen~ladungen vor- berei'tet ist. Noeh deutiieher ats h~er ersle.t~t man den Untersehied zwisehen den Versuehen im Kleh~en und den Verh~ltnissen in der Natur dar- aus, dab die praktiseh so wiehtige Frage des Sehutzes dutch Blitzableiter noeh keine zufrie- denstellende Lbsung gefunden hat, die Ansiehten iiber die Mbg]iebkeit eines solehen und die Art der Ausfbbrung weit auseinander geben. So wird aueh die Erkl~rung des Donners als das ins OroSe iibertragene ]{nistern oder Knallen kleiner Funken besondere Naehpriifung ~n der Na- fur selbst erfordern, um so mehr, als die Angaben, welche das Experiment b]sher lieferte, in dieser i) Vgl. Am~lyse des Donners, Wiem Sitzber., I21, Ha, 1912, f~ber das Wesen des Donners, Wien, Sitzber. [25, Ila, 1.~14. L~ber den Donner, i~et. Zeitsehr. 31, [914. Riehtung ziem]ich d/irftig sin& Von zwef wJeh- tigen Umst~nden abet, der kurzen Dauer d.er Er- scheinung m~d der auBerordentlieh gr0flen Ener: gieanhiiufung auf engem Raum, kbnnen wir aus- gehen. Die ]etztere erzeugt: eine starke Abstoflung der gleiehnamig elektrisehen Luftteilehen, also eine p]btzliehe Druekerh5hung in der Funkenbahn. H. Mache und E. Haschelc haben diese bei einem k]einen, 3 mm langen Fnnken zu mehr als 60 At- mosph~ren bestimmt, allerdings aueh dure]l den Einflug yon verdampftem ElektrodenmaCeria] ge- steigert. Von der Druekerhghung gebt nun eine We]le nacll allen Seiten aus, und zwar keine ge- wgtmliehe ,,Sehalhvelle", sondern, da die Druck- sehwankungen nieht mehr klein sind gegeniiber dem Normaldruek, eiae sogenannte ,,Explosions- wel]e", wie sie bei gewissen, ebenfalls sehr raseh und krg.ftig nor sieh gehenden ehemisehen Um- lagerungen vornehmlleh beobaehtet ~;ird. So]d~e Explosionswellen, die wir ats Kna, ll wahrnehmen, pfla~zen sieh mit Gesehwin.digkeJten fort, die be- deutend fiber denen der Sehallwellen liegen kbn- hen, gehen aber mit der Zeit in die letzt.eren ~ber, da ihre Intensitgt raseh abnimmt. D~e erste Sehuld daran tragen naeh Tum.lirz sieh ablbsm~de znriiekbleibende Wellen, wodureh die ,,Breite", also die Dauer des Vori~berwanderns der Erseheb ,m~g', anwiiehst. Belege fiir diese Vorging~e lie- fern. fiir den ]t~unken Beobaehtungen mit Sehl~e- ten- und In~erferenzmethoden, die man besonders E. Mach und seinen Sehfilern verdankt. Ihnen kann man deutlieh den plStzliehen Anfangsstol~, eine Verdiehtnng, eine darauffotgende l~nger dauernde sehwaehere Verdfinnungswelle, endlieh noeh gelegentlieh kleinere aufgesetzte Wellen ent- nehmen. Der ~:bergang auf den Donner, etwa indem man sieh die Intensit~t gesteigert denkt, ist kber nieht ohne weiteres er]aubt, denn hier hbren wit m~r selten und unter besonderen Umst~nden einen wirkIiehen Knall, das Erkennungszeiehen. der Explosionswelle. Es shad also direkte lFnter- suehungen notwendig. Solehen dienten in den beiden wiehtigsten Rietitungen, der Auflbsung der eigentliehen Sehallerseheinufigen und jener der ]~ngerclauern- den Drueksehwankungen, zwei Apparate. Der eine setzte naeh einem an das ~Iarbesehe ange- lehnten Verfahren die Luftstbge in Sehwankun~:en der Sehw~irzung elnes sebne]l vorbeigezogenen Papierstreifens dutch eine ruBende Flamme urn, der andere ze~ehnete die Versebiebungen eines auf:~erordentlieh leieht beweg'liellen Stempels, der ein grbf~eres Luftvohlmen (410 1) gegen die ~'w, 191 I. 138

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DIE NATU RWI S S E N S C HAFTE N IIerausgegeben yon

Dr. Arnold Berliner ,~4 Pro£ Dr. August Piitter

Zwei ter Jahrgang. 4. D e z e m b e r 1914. I tef t 49.

Das Wesen des Donners~D. Von Dr. Wg, helm, Schmidt, Wield.

In der Erk]~rung yon Blitz nnd Donner be- gniigte man sieh meist mit dem Vergleieh mit den Erseheinungen bei el,ektrisehen Funken, wie wir sie aus Versuehen im Laboratorium kennen. So wesentliehe Erkenntnisse uns dam~t gegeben sind, so darf doeh eine derartige ~)bertragung aus k]einen Abmessungen in die g'ewaltigen der Na- tarersehe:inung, die yon vollkommen versehiedener GrbBenordnung sind, nut mit grbl~ter ~v'ors~eht er- folgen; nieM, iibersebbare Umst~nde kbnnen da wesentliehen E~nflul~ nehmen.

So best~tigen 'sieh z. B. die mehr stetigen und yon seharfen Knieken ~reien F\mkenbahnen aueh bei Blitzen nnd konn~en die all~emeine, ganz nn- begrtindete Ansieht yon deren Ziekzaekform ver- driingen. Die wertvollsten Dienste leistete da die Photographle, die in ihrer Vervollkommnung dureh stereoskopisehe, r~umliehe Aufnahmen (B. Walter-Hamburg) aueh die seheinbaren Eeken ats Perspektivwirkung erkl[rte, kndrer- seits Craten bei. den VersneLen im Kleinen meist esz~llatorisehe Entladungen auf und man nahm solehe naturgem~l~ aueh bei Blitzen an. Aueh hier ~elang erst B. Walter der zwingende mit bewegter Kamera gewonnene Naehweis, dab die Entladung haupts~ehlieh in einer Riehtung' erfolgt, also ~dcht oszitlatoriseh ist, dag'aber ein erster Fnnke, der Vorentladung angehbrend, sieh ver[stelnd blog ein kleines Stiiek in den zu dure]~sehlagenden lLaum vordringt, ihm in kleinem Zeitabstand (Gr5Benordnung etwa ~/~o~ Sekunde) ein zweiter auf hn allgemeinen gleiehem Weg fo]gt, der nun sehon weiter vordringt usw., his sehliel31ieh der ganze Raum fiir die ganz durehgehenden, eben- falls intermittierenden Sehtugen~ladungen vor- berei'tet ist. Noeh deutiieher ats h~er ersle.t~t man den Untersehied zwisehen den Versuehen im Kleh~en und den Verh~ltnissen in der Natur dar- aus, dab die praktiseh so wiehtige Frage des Sehutzes dutch Blitzableiter noeh keine zufrie- denstellende Lbsung gefunden hat, die Ansiehten iiber die Mbg]iebkeit eines solehen und die Art der Ausfbbrung weit auseinander geben.

So wird aueh die Erkl~rung des Donners als das ins OroSe iibertragene ]{nistern oder Knallen kleiner Funken besondere Naehpriifung ~n der Na- fur selbst erfordern, um so mehr, als die Angaben, welche das Experiment b]sher lieferte, in dieser

i) Vgl. Am~lyse des Donners, Wiem Sitzber., I21, Ha, 1912, f~ber das Wesen des Donners, Wien, Sitzber. [25, Ila, 1.~14. L~ber den Donner, i~et. Zeitsehr. 31, [914.

Riehtung ziem]ich d/irftig sin& Von zwef wJeh- tigen Umst~nden abet, der kurzen Dauer d.er Er- scheinung m~d der auBerordentlieh gr0flen Ener: gieanhiiufung auf engem Raum, kbnnen wir aus- gehen.

Die ]etztere erzeugt: eine starke Abstoflung der gleiehnamig elektrisehen Luftteilehen, also eine p]btzliehe Druekerh5hung in der Funkenbahn. H. Mache und E. Haschelc haben diese bei einem k]einen, 3 mm langen Fnnken zu mehr als 60 At- mosph~ren bestimmt, allerdings aueh dure]l den Einflug yon verdampftem ElektrodenmaCeria] ge- steigert. Von der Druekerhghung gebt nun eine We]le nacll allen Seiten aus, und zwar keine ge- wgtmliehe ,,Sehalhvelle", sondern, da die Druck- sehwankungen nieht mehr klein sind gegeniiber dem Normaldruek, eiae sogenannte ,,Explosions- wel]e", wie sie bei gewissen, ebenfalls sehr raseh und krg.ftig nor sieh gehenden ehemisehen Um- lagerungen vornehmlleh beobaehtet ~;ird. So]d~e Explosionswellen, die wir ats Kna, ll wahrnehmen, pfla~zen sieh mit Gesehwin.digkeJten fort, die be- deutend fiber denen der Sehallwellen liegen kbn- hen, gehen aber mit der Zeit in die letzt.eren ~ber, da ihre Intensitgt raseh abnimmt. D~e erste Sehuld daran tragen naeh Tum.lirz sieh ablbsm~de znriiekbleibende Wellen, wodureh die ,,Breite", also die Dauer des Vori~berwanderns der Erseheb ,m~g', anwiiehst. Belege fiir diese Vorging~e lie- fern. fiir den ]t~unken Beobaehtungen mit Sehl~e- ten- und In~erferenzmethoden, die man besonders E. Mach und seinen Sehfilern verdankt. Ihnen kann man deutlieh den plStzliehen Anfangsstol~, eine Verdiehtnng, e i n e darauffotgende l~nger dauernde sehwaehere Verdfinnungswelle, endlieh noeh gelegentlieh kleinere aufgesetzte Wellen ent- nehmen.

Der ~:bergang auf den Donner, etwa indem man sieh die Intensit~t gesteigert denkt, ist kber nieht ohne weiteres er]aubt, denn hier hbren wit m~r selten und unter besonderen Umst~nden einen wirkIiehen Knall, das Erkennungszeiehen. der Explosionswelle. E s shad also direkte lFnter- suehungen notwendig.

Solehen dienten in den beiden wiehtigsten Rietitungen, der Auflbsung der eigentliehen Sehallerseheinufigen und jener der ]~ngerclauern- den Drueksehwankungen, zwei Apparate. Der eine setzte naeh einem an das ~Iarbesehe ange- lehnten Verfahren die Luftstbge in Sehwankun~:en der Sehw~irzung elnes sebne]l vorbeigezogenen Papierstreifens dutch eine ruBende Flamme urn, der andere ze~ehnete die Versebiebungen eines auf:~erordentlieh leieht beweg'liellen Stempels, der ein grbf~eres Luftvohlmen (410 1) gegen die

~'w, 191 I. 138

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Au~enluf t abschlog, mit entspreehender Ver - grbl?erung und Zei tskala auL Beide waren be- t r iebsfer t ig aufgestel l t , so dab bei e inem Gewitter sofort mi t den Aufzeiehnungen begonnen werden konnte.

Aus ihnen ergab sieh, dag so gut wie hie wirk- l ieh regelmg.13ige Folgen yon Wel len gleieher L~nge auf t ra ten , es gab also keine e igent t iehen ,,TSne", web1 aber ein Gerg, useh, das nach den Aufzeieh- nungen mit dem k l i r render Fensterseheiben grol3e Xhnl iehkei t hatte. Am st~irksten war die Un- regelmgl3igkeit in den kr i i f t igs ten Tei len des Dommrs, bei den Sehlggen, w~ihrend sieh insbegon- dere am Sehlul? doeh gelegent l ieh einige Reget- m~[~igkeit einstetlte. Eine s ta t is t isehe Auswer- tung zeigte, daft die Schwankungen desto hi iufiger gezghlt wurden, je grSJ]er ihre Dauer (z. B. der Zei tabstand you einer Verd ich tung zur niichs~en) war. Der ~ a u p t a n t e i l entfgl]~ auf sotehe fiber x/~o Sekunde, den t iefs ten TSnen bis etwa

E

an die Seite zu stetlen, wdihrend naeh einem seltene- ren Vorkommen yon Donnern zwisehen 1/~0 und *[7~ Sekunde rasehere, yon ~/75 bis */12o (etw.a Dis bis A entspreehend), wieder 5fret auf t ra ten. ]~firzere Sehwingungsdauern , die in der 5fusik meist ge- brg.uehliehen, zeigten sieh n u r mehr setten.

Das ~%erwiegen der ]gngerdauernden Sehwan- kungen setzt sieh naeh den Anfzeiehnungen des zweiten Appara t s in noeh st~rkerem 3£age in das Gebiet h ine in fort , dessen Wel len wegen ihrer Lmag'samkeit f iberhaupt n ieht mehr mi t dem ,Ohr wahrg'enommen werden kSnnen. Die stgrkm:en Verd ieh tungen folgen sieh hler in Abstgnden yon */to bis 1/s Sekunden, in einem Fa l l e wurde sehon einer yon 0,54 Sekunden beobachtet.

Die Betr~ge der Diehtesehwankungen in diesen Wellen erheben sieh nun aul~erordentlieh fiber die gewShnlieh bei Sehall getroffenen, ebenso aueh fiber die in den r a s e h e r e n noeh gehSrten (die untere t l5 rg renze mug man bei Sehwingungs- zahlen fiber 20 in der Sekunde annehmen) Wel len des Donners gefundenen. So wurden , obwohl Blitze hie ganz nahe eingesehlagen ha t ten (Zeit- abstand zwisehen Bli tz und Beginn des Donners meist etwa 5 Sekunden) , in der Regel Druek- schwankungen yon fiber ~/1~o mm Queeksilber auf- a'ezeiehnet.

] )ami t ]Jegt abet der weitaus grSgte Teil der gesamten Energie des Donners in solehen ]ang- samen Sehwingungen, man wird a]so diese als das Wesent l iehe ansehen mfissen. S o seltsam es kl in- gen mag, dar~ man doeh sagen, dal~ man nut den /,,lei~.sten Teil des Donners w~irlclich hSren ~an~, da~ die Hauptsache unseren Sinnen entgeb% wenn sie m~s n icht dureh das Z i t t e rn yon Gegenst~inden oder etwa das K] i r r en yon Fensterseheiben - - die i~brigens ~ene Sehwankungen sehr gut dutch den Tasts lnn wahrnehmen ]assen - - zug~tng]ich ge-

Schmidt : Das ~Vesen des Donners. [ Die Natar- [wissenschaften

maeht wird. I n n~ehster N~he der Bl i tzbahn sind nat i i r l ich diese Druckschwankungen ganz gewat- rig, und ihnen di i r f te da ein gro~er TeiI re in me- eh'anlscher Zers tbrungen zuzusehreiben sein.

Die Anzahl dera r t iger hef t iger Wel]en is t abet nie groJ]; manehesmal b i lden etwa drei his vier eine n ieht regelm~/]ige Folge in versehiedenen Teilen des Donners, bei den st~rksten Donnern aber, die wir als diejenigen ansehen dfir ien, die ira a l lgemeinen erst einen kfirzeren Weg zuriick- gelegt haben a n d deshalb weniger gestSrt sind, s teh t die Hauptschwankung als Einzelwel]e gleich am Beginn~). t I i e r ist die ~be re in s t immung mit den frf iher erw~hnten Explosionswellen eine voll- kommene, wir dth'fen also Folgerungen heriiber- ne]lineil.

Man h~tte sieh denmaeh vorzuste]len, da~ sieh yon de) Bt i tzbahn weg eine Stoflwelle nach allen Sei ten b in fortpf lanzt . Zum Tell wohl schon bei der Aus]Ssung selbst ~ die eingangs erw~hnten in t e rmi t t i e renden En t l adungen mugten ja auch getrennte Wellen in entsprechend kurzem Ab- stand erzeugen - - , hauptsgchl ieh aber yon der StoBwelle sieh ablSsend entstehen kiirzere, auch hSrbare, Sehwingungen, deren Breite , Bauer, auf Kosten der In tens i tg t jener s tgrksten Sehwan- kung raft der Zei t zunimmt. Reflexion, nicht so sehr an Wolken oder Regenw~nden, sondern vie]- mehr an der Grenze verschieden temper ier te r Luftschichten, in erster Linie abet der Einflufi yon WindstrSmungenS), setzt die Dauer noch welter h inauf . Der ursprfing]iehe seharfe Knal] wird in ein Ro]len abgegnder% kann auch zeit: l ich in zwei oder mehrere Schlgge gespalten wer- den, die kurzen unregelm~l]igen Wellen, die das k l i r rende Ger~usch naher Blitze hervorrnfen, gehen al]mghlich gegenfiber den regelm~l~igen verloren, so dag bei fernem Donner mi tnn te r ganz gut ein Ton festgestel l t werden kann.

Die Frage , ob die Energ ie der elektrisehen En t l adung allein wirk l ich hinreieht , um alle die Ersche inungen hervorzubringen, macht keine Schwierigkei t . I s t auch die im Donner angelegte Energ ie - - beim stgrksten ausgemessenen iiber 22 000 2 ~ f e t e r k i l o g r s m m g e w i c h t - grol3 gegen- fiber der des gewShnlichen Schalles - - um eine Zahl anzuffihren, wiiren fiber 200 ]~fil]ionen Hornbliiser notwendig, um wiihrend 13 Sekunden, der Baue r jenes Donners, dessen gesamten Ener- g ie inhal t zu erzeugen - - , so versehwindet sie doch vollkommen gegenfiber der eines Blitzes. Ft~r

1) Daft mit diesen Sehwa.nkungen such gleichzeitig die heftigsten h~rbaren Sehwingungen einhergehen, kann sieh wohl jeder aus der eigenen Erfahrung des Gegensstzes zwischen den Donnern, die gleich mit dem hmtesten Schall einsetzen, and den andern, die, leiser beginnend, erst allmithlich anwschsen, erinnern. Auch bei ersteren kann in einem sp~teren Teile gelegentlich eine weitere Lautzunahme, ,,Schlag" oder ,,Knoten", eintreten; diese ist dann abet such yon den - - nun- mehr schwgcheren - - lgngeren ~retlen begleitet.

2) VgL aueh die Beobachtungen bei Explosionen, Die Naturwis~ens(.haften 2, Heft 4l, 926. 1914.

H e f t 49. ] 4. 12. 1914]

diesen kann man unter n icht gerade extremen Verh~l tnissen etwa 10 ~° Meterk i logrammgewicht annehmen. N u t ein kleiner Tel l der Energie des B l i t z e s wi rd in Druckschwankungen und SchaI1 umgesefz t , jedenfalIs das mciste in anderc Ener- g ieformen iibergeffihrt , so z. B. W~rme und Licht .

Daml t wfiren denn die Haupte rsche inungen des Donners n icht n u t beschrieben, sondern auch erkl~rt. Von e iner Eel]e, die dabei die L~nge der ~ Bli tzbahn spielt , wurde aber nichts erw~hnt. Entgegen der - - auch f i i r Rechenbeispiele in der Schute benutzten - - Ansicht , als miiBte der Schal l yon den n~chsten Teiten der Bl i tzbahn zuers t den Beobachter erreiehen, yon der en t fern tes ten zu- letzt, wobei die Dauer des Donners durch diesen Zei tunterschied gegeben w~re, is t n icht zu ver- gessen, dab in dem als erste Anni iherung anzu- nehmenden Fa l l elner g le ichfJ rmigen AuslJsung l~ngs einer yon scharfen Knicken f re ien Baha immer nur eine einzige sich a l lse i t ig ausbrei¢ende W~lle enfsteht, der Beobachter also nur einen ein- faehen kurzen Sehal l vernimmt, dessen Ein- t re f fen yon der E n t f e r n u n g des ni~chsten Teiles der Bl i tzbahn abh~ngt. Dies wird unmi t te lbar dutch die t tuyghenssche Theorie der Ausbre i tung yon Wellenbewegung gefordert . Auch Knicke in der Bahn werden nur eine beschr~nkte Zahl you ,,Sch]~gen", hie aber das Rol len erkl~iren Iassen.

Neuere Arbeiten des Ausschusses fiir Einhei ten und Formelgr~iflen.

Von Prof. Dr. I~arl Scheel, Berlin-Dahlem. (Schlu~.)

Entwurf XVI : Energieeinhei~ der Wiirme. Die Energ iee inhe i t is¢ das in te rna t iona le Ki lo- joule oder die in te rna t iona le Ki lowat tsekunde.

I n der Begrf indung wi rd u. a. folgendes aus- geff ihr t : Es is t eine Fo]ge der En tdeckung des mechanisehen Wiirmefiquivalents, dal] man mecha- nische Arbe i ten und W~xmemengen durch die- selbe ~[aBeinheit ausdri icken kann. Dies bedeute¢ in vielen F~]len einen Rechenvortei] , den man sich aber fas t gar n ich t zunutze gemacht hat. H i e r a n ist v ie l fach der Umstand schuld, dal] die Tabellen der W~rmekons tan ten noch n icht au~ mechanisches Mal~ umgerechnet vorl iegen ; es kostet indessen nu r eine einmalige verhfil tnis- miil~ig kleine Miihe, dies H inde rn i s aus dem Wege zu r~umen. - - Nachdem der ¥o r sch l ag des AEF. , ffir al le Energ ie fo rmen als Le is tungse inhe i t das Ki lowat t zu benutzen, a t lse i t ig Zus t immung und n i rgends Widerspruch gefunden hat, so ergibt sich daraus ffir den A E F . die Folgerung, da~ er als W~rmeeinhei t das Ki lo joule oder die Ki io- watt.sekunde verzusehlagen hal . Sta% dessen kann man nati ir l iCh aueh, we es bequem ist, deka- dische ¥ i e l f ache oder Tei le des Kilojou]es be- nutzen, un te r anderem das Jou le selbst.

Es besteht v ie l faeh die ]~feinung, dab das Joule keine meehanisehe, sondern eine e l e k t r i s c h e

Seheel: Neuere Arbeiten d e s A u s s c h u s s e s ffir Einheiten undiFormelgriiSen. 1023

Einhe i t sei; eine solche •e inung ist i rr ig und nur dadurch hervorgerufen, daI3 man bei der E n t w i c k h n g der E lek t ro technik kein eigent]iches e lektr isches EnergiemM] (wie in der W~irmelehre die Kalor ie) schuf, sondern sofort zur mecha- nischen Energ iee inhe l t fiberging, was je tzt auch e inhei t l ich £fir die W~irmelehre anges~rebt wird. Tatsgchlich besteht nun e iu k l e i n e r Unterschied zwischen dem in der E lek t ro techn ik gebrguch- l ichen in te rna t iona ten Jou le ( ~ 1 in te rna t iona le Wat t sekunde) und der mechanischen E inhe l t 10 ~ ]~rg, der sigh abet zurzei t noch n ich t genau angeben l~St. Aus re in £ormellen Gri inden wird das internationale KiIojoute als Energ iee inhe i t der W~irme vorgeschlagen, ffir welches in Satz I , Nr. 4 (vgl. diese Zeitschr. 1, S. 922, 1913) die Beziehung zur 15 °-Kalor ie bereits festgesetzt i s t : 1 in ternat ionales Ki lo jou le -~ 0,23865 15 °-kcaL Umgekehrt is t also die Wgrmemenge, die die Tempera tu r yon 1 kg Wasser yon 14,5 auf 15,5 o erh5ht : 1 15 °-kcal _~ 4,190 in te rna t iona le Ki lo- joule.

Aber selbst, wenn man das Ki lojoule als rein elektr ische Energ iee inhe i t ansprechen wollte, wiirde man seine Berecht igung, ats a l lgemeine Energiee inhei t zu dienen, n ich t in F r a g e stellen kJnnen. Denn je mehr die elektr ischen t~[el]- methoden f iberhaupt an Boden gewonnen haben, um so mehr s lnd auch elektr ische ]~[ethoden zur ~[essung yon Wfirmekonstanten verwendet worden (vgl. z. ]3. die ~fessungen der spezlfischen W~rmen yon festen K J r p e r n und Gasen in t i e fen Tempe- r a tu ren yon Nernst und in der Reichsans ta l t ; fe rner die Unte rsuchungen im ~[finehener I n s t i t u t f i ir technlsche Phys ik fiber den Wiirme-

I. Wiirmeaufspeicherung.

Kalorisehes ~[echanisches Energiemal] Energiemail

l. S p e z i f l s c h e W~irme.

Aluminium . . . . . g -Kal 0,~14 ~gra~

Wasser . . . . . . .

2. Sehmelzw~rme.

Aluminium . . . . .

Eis . . . . . . . . .

3. V e r d a m p f u n g s - w~rme.

XNasser bei I000 . . .

4. V e r b r e n n u n g s - w~rme.

Steinkohlengas . . . .

7 7 . . . . g

8 0 .

538

g - Kal

5800 n

5 3-g-" Kal , era 3

Joule 0,896 - -

g. Grad 4,19 ,,

323 - - g

335 .

2,254

Joule

Kilo joule

24,3 , Joule

22,3 cm3

Nw. 1914. 134