davos klosters unter strom
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Text & Fotos Christian Penning
Mächtige Dreitausender, knackige Trails und grandioses Panorama: Trotz Motorunterstützung ist die Davos Klosters
E-Bike-Hüttentour eine sportliche Herausforderung. Und ein unvergessliches Abenteuer mit so mancher Überraschung.
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UNTERSTROM
Anstrengend bergauf, purer Spass bergab:
die Trails rund um den Scalettapass.
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Unter der Donnerkuppel: Die Radarstation auf dem La Dôle markiert den höchsten Punkt der Tour.
«Ich dachte, mir frieren die Finger
und Zehen ab!» Das Wochenende vor
dieser E-Mountainbike-Durchquerung
wollte Tamara eigentlich nutzen, um
sich ganz entspannt ein paar Trails rund
um Davos und Klosters anzusehen.
«Doch aus dem sommerlichen Ausflug
wurde eine Winterreise», erzählt Tama-
ra und schüttelt sich beim Gedanken
an die Ritte durch Matsch und Schnee.
Auch jetzt, vier Tage später, strahlen
die Nordflanken der Dreitausender
zwischen Prättigau und Engadin im-
mer noch in frisch gezuckertem Weiss.
Selbst im Sommer sind kurze Winterein-
brüche in den Hochtälern rund um Da-
vos und Klosters nicht ungewöhnlich.
Doch als Tamara Günthard und Jessica
Bormolini am Bahnhof von Davos ihre
E-Mountainbikes startklar machen, den
Luftdruck in Reifen und Federung che-
cken und die letzten Utensilien für die
dreitägige Enduro-Etappentour in ih-
ren Rucksäcken verstauen, scheint die
Sonne längst wieder versöhnlich. Trotz
des frischen Morgens sollen die Tem-
peraturen tagsüber deutlich klettern.
«Perfekte Bedingungen», grinst Tama-
ra mit einem schnellen Blick auf die
Wetter-App. «Drei Tage Sonne!» Gut
so, denn für das lange Wochenende
haben sich die beiden Enduro-begeis-
terten Frauen einiges vorgenommen.
Im Klartext: Knapp 130 Kilometer und
an die 5500 Höhenmeter. Nicht als Ta-
gestouren mit komfortablen Bike-Ho-
tels als Basislager, sondern als alpine
Mehrtagestour mit Übernachtungen
auf urchigen Hütten. Eine Route, ge-
spickt mit Überquerungen abgeschie-
dener Bergpässe und anspruchsvollen
Abfahrten, mit knackigen Anstiegen,
aber auch zahllosen Panoramaspots,
die einladen, ein Päuschen einzulegen,
durchzuschnaufen und die Eindrücke
der Natur aufzusaugen.
LOCKER BERGAUF
Jessica ist aus Livigno herüberge-
kommen. Den Sommer über fährt sie
regelmässig E-Enduro-Rennen. Doch
eine Mehrtagestour mit dem E-Bike
im Transalp-Stil hat sie ebenso wie
Tamara bislang noch nicht unternom-
men. Das Abenteuer kann beginnen.
Nach den ersten Kilometern auf den
Waldtrails hinauf nach Tschuggen
wird es knackig. In engen Serpen-
tinen mit steilen Rampen führt ein
langer Trail-Anstieg von der Flüela-
Passstrasse hinauf zur Bergstation Pi-
scha. «Ohne Motor-Support wäre das
die reinste Qual», meint Tamara und
freut sich über ihren motorisierten
Untersatz. «Und das Beste: Wir sind in
der Hälfte der Zeit oben und können
dort wunderschön relaxen und das
Panorama geniessen.» Denn bei aller
sportlichen Herausforderung, eines
soll diese Tour auch sein: grossarti-
ger Berggenuss. Auch wenn die Luft
oberhalb 2000 Meter deutlich dünner
wird, kurbeln die Beine erstaunlich
rhythmisch – den Motoren sei Dank.
GANZ SCHÖN KNACKIG: IN DREI TAGEN WARTEN
KNAPP 130 KILOMETER SAMT 5500 HÖHENMETERN.
IVolle Power: Der Spitzkehren-Trail von Tschuggen im Flüela- tal hinauf zur Bergstation Pischa ist knackig steil. Doch mit Elektrounterstützung kann man sogar das Pano- rama geniessen.
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Natürlich darf auf einer dreitägi-
gen Tour auch der Fahrspass nicht
zu kurz kommen. Wunderbar flowig
schlängelt sich ein Trail von der Pi-
scha Bergstation über gut zweiein-
halb Kilometer am Pischagrat entlang
hinüber zum Hüreli – Traumblicke auf
Davos, das Weissfluhjoch, das einsa-
me Tal der Mönchalp und das 3085
Meter hohe Flüela Wisshorn inklusive.
Immer wieder legen die Bikerinnen
kurze Stopps ein, lassen ihre Augen
schweifen. «Ein Blick, beinahe wie aus
dem Helikopter», schwärmt Jessica.
Kurz vor dem Hüreli zweigt der Trail
nach Norden ab, wird vorübergehend
steiler, um schliesslich über sanfte
Bergwiesen zu mäandern. Alpenrosen
links und rechts des Pfades sorgen für
farbige Tupfer. «Wundervoll», flüstert
Jessica. Tolle Trails hat sie auch bei
sich zu Hause in Livigno. Doch dieser
Wechsel zwischen sanften Alpwiesen
und wilden Graten ist für sie etwas
ganz Besonderes. Weiter! Jessica löst
die Bremsen, lässt es rasant laufen,
legt sich von einer Kurve in die nächs-
te und – ups! – verliert kurz den Grip.
Mit einem Salto verabschiedet sie sich
in die Botanik. Doch einen Augenblick
später steht sie schon wieder und
klopft sich lachend Hose und Shirt ab.
Oben: Alles im Flow – viele Abfahrten bieten
für routinierte Biker enormen Fahrspass und
geniale Ausblicke – so wie hier am Pischagrat.
Unten: Alpidylle – am traumhaften Ende des Vereinatals lohnt sich
eine kleine zusätz liche Erkundungstour.
Rastplatz: Unzählige Panoramaspots wie
am Pischaboden provozieren geradezu
zu Pausen.
«IM VEREINATAL SPÜRST DU DIE RUHE
DER BERGE.»
Die Bergwiese hat den Sturz weich
abgefedert, fast als wäre Jessica in ei-
ner Schnitzelgrube aus Schaumstoff-
würfeln gelandet.
RÖSTI, RIVELLA UND STROM
Ehe der Trail in den Wald führt, geht es
vorbei an sonnengegerbten Alphütten.
«Heidi hätte sich hier sicher wohlge-
fühlt», scherzt Tamara. In der Tat: ein
romantisches Kleinod wie aus dem
Bergbilderbuch. Als ein Zwischenan-
stieg im Wald wieder Motor-Power
fordert, erschrickt Tamara beim Blick
auf das Display am Lenker. «Mein Akku
ist gleich leer!» Die gut 1000 Höhen-
meter, der steile Anstieg von Davos
auf Pischa und die kurzen, knackigen
Zwischenanstiege haben die Batterie
fast leergesaugt. Gut, dass die Rou-
te auf dem Weg in Richtung Klosters
am Gasthaus Grüenbödeli vorbeiführt.
Hier gibt’s frische Power in jeder Form:
Strom für die Akkus, Rösti und Rivella
für die Bikerinnen. Tamara arbeitet in
ihrer Freizeit auch als Bikeguide. Eine
Tour konsequent zu planen, ist für sie
selbstverständlich. «Aber an die Sa-
che mit dem Akku», gesteht sie au-
genzwinkernd, «muss ich mich erst
noch gewöhnen.» So verschwindet die
Sonne bereits hinter den umliegen-
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den nichts anderes übrig, als die Bikes
zu schultern. Schwerstarbeit mit über
20 Kilogramm Zusatzgewicht! Spä-
testens jetzt wird Tamara und Jessica
klar: Das ist der falsche Weg. «Hätten
wir an der Abzweigung doch lieber
rechtzeitig auf die Karte geschaut!»
Umkehren? Es ist bereits spät und
schon Zeit fürs Nachtessen im Berg-
haus Vereina. Vorsorglich informiert
Tamara per Telefon den Hüttenwirt.
Der weiss sofort, wo die beiden ste-
cken. «Ihr seid auf dem Sommerweg»,
tönt es aus dem Lautsprecher. «Aber
keine Bange, der mündet weiter oben
auf die Fahrstrasse.» Bis dorthin sind
es freilich noch 150 Höhenmeter.
Tragen, schieben, keuchen – bis der
breite, flachere Weg ans Ende des
Vereinatals erreicht ist. Am Berghaus
angekommen, glitzern längst die Ster-
ne. «Ihr brauchtet wohl ein bisschen
Extra-Training», frotzelt Hüttenwirt
Köbi und verschwindet in der Küche,
um die Bikerinnen mit hausgemach-
ten Leckereien wieder aufzupäppeln.
UMWEG INS PARADIES
Mit seinem trockenen Humor bringt
er die beiden schnell wieder zum La-
chen. Die Bergsommer hat der Senior
einen grossen Teil seines Lebens auf
der Hütte verbracht. «Meine Gross-
mutter», erzählt er, «hat hier 30 Som-
mer und Winter gelebt.» Mittlerweile
ist die Hütte im Winter geschlossen,
doch ab und zu kommt Köbi auch
dann ins dann völlig vereinsamte
Vereinatal herauf. «Zum Skitouren-
gehen», verrät er. Die Fitness dafür
holt er sich schon im Sommer – auf
dem E-Bike. Kein Wunder, dass er eine
Menge Tipps hat für kleine Bike-Aus-
flüge von der Hütte aus. Zum Beispiel
ins Vernelatal. Oder ein Stück weiter,
das Süser Tal hinauf.
Als die Sonne aufgeht, realisieren Ta-
mara und Jessica, welch grandiose
alpine Arena das Berghaus Vereina
umgibt. «200 oder 300 Höhenmeter
mehr, das ist mit dem E-MTB doch
gar kein Problem», überlegt Jessica.
Und so starten sie bei Sonnenaufgang
zu einer unvergesslichen Extrarunde
ein Stück voraus die Gletscher der Sil-
vretta schon im Abendlicht. Doch der
Tag ist für die beiden noch längst nicht
zu Ende. «Berghaus Vereina» steht
auf dem Schild an der Abzweigung
an der Alp Untersäss. Bald wird der
Weg steiler und steiler. Selbst der E-
Motor nützt auf dem verblockten Trail
nur wenig. Zum Abschluss der ersten
Etappe ist wohl schieben angesagt. An
einigen steilen Stufen bleibt den bei-
Oben: Ab in die Prärie – Abstecher entlang des Süserbachs am Ende des Vereinatals. Weiter zu den Jöriseen und zum Flüela Wiss-horn im Hintergrund geht's nur zu Fuss.
Unten: Naturnah – tierische Begegnung auf dem Weg von Monbiel ins Vereinatal.
DAVOS KLOSTERSE-BIKE HÜTTENTOUR CHARAKTER
Knapp 130 Kilometer und rund 5500 Höhenmeter in drei Tagen:
Grossartiges Hochgebirgspanorama, Flowtrails, aber auch knacki-
ge Anstiege und Abfahrten – die dreitägige E-Bike-Tour ist eine
anspruchsvolle Route für routinierte Biker mit guter Kondition.
Eine Graubündner Alpenüberquerung im Mini-Format.
ROUTE
Etappe 1: Bahnhof Davos Dorf – Flüelatal – auf dem Singletrail
am Flüelabach nach Tschuggen – steiler Trail zur Bergstation
Pischa – am Pischakamm Richtung Hüreli – weiter zur Alp
Drusatscha – Grüenbödeli – Richtung Klosters – Alp Garfiun –
Vereinatal – Berghaus Vereina
Länge: 40,6 km
Höhenmeter: 1785 m, 1383 m
Etappe 2: Berggasthaus Vereina (mögliche Abstecher ins Vernelatal
oder Süser Tal) – Vereinatal talauswärts – Gotschnabahn – Schi-
ferbahn – Durannapass – Grüensee – Casannapass – Parsenn-
furgga – Totalpsee – Davos – Dischmatal – Berggasthaus Dürrboden
Alternative: mit der Gotschnabahn zur Parsenn
(fast 1500 hm weniger)
Länge: 51,5 km
Höhenmeter: 2143 m, 2079 m
Etappe 3: Berggasthaus Dürrboden – teils sehr steiler Anstieg
zum Scalettapass – Singletrail zur Alp Funtauna – Val Funtauna
– Richtung Sertigpass zu den Ravais-ch-Seen – Trail nach
Bergün – auf Strasse nach Filisur – mit der Rhätischen Bahn
nach Davos
Länge: 36,1 km
Höhenmeter: 1104 m, 2031 m
UNTERKÜNFTE
Berghaus Vereina, Tel. +41 81 422 1216, berghausvereina.ch
Berggasthaus Dürrboden, Tel. 081 416 3414, duerrboden.ch
Tipp: Länger bleiben zahlt sich aus! Denn wer seinen Aufent-
halt in Davos Klosters vor oder nach der E-Bike Hüttentour in
einem offiziellen Bike-Hotel verlängert, profitiert unter ande-
rem vom inkludiertem Biketransport der Bergbahnen und von
einem kostenlosen Bike Guide (freitags & samstags).
Mehr Infos unter: davos.ch/bike-hotels
BIKEVERLEIH UND GUIDING
Davos Bike Academy: Michi Wild und sein Team sind die
perfekten Partner für geführte Touren, Fahrtechnik- Training,
Bike-Vermietung und Reparaturen. bike-academy.ch
BIKE-SHUTTLE
Bike Shuttle Davos. Fahrzeiten und Treffpunkte nach
Vereinbarung, CHF 10.– pro Fahrt, Tel. 081 417 0707
PREMIUM CARD
Ab dem 1. Mai 2020 gibt es für Feriengäste in Davos Klosters die
«Premium Card» mit zahlreichen Vorteilen und Vergünstigungen.
Unter anderem gibt es ab der ersten Übernachtung vergünstigte
Bergbahn-Tickets (Tageskarte CHF 15.–), davos.ch/premium.
Übernachtet man in einem offiziellen Bikehotel, ist der Biketrans-
port ab der ersten Übernachtung sogar inklusive.
Mehr Infos unter: davos.ch/bike
TRAGEN, SCHIEBEN, KEUCHEN – DER
WIRT DER VEREINA-HÜTTE VERSCHIEBT DAS NACHTESSEN.
den Bergrücken, als die Akkus endlich
genügend «Saft» getankt haben und
sich die beiden wieder auf ihre Velos
schwingen.
«Naja, wir haben ein bisschen he-
rumgetrödelt, aber das war es wert»,
lacht Jessica, als sie mit Tamara die
Forstwege und Pfade zur Abzweigung
ins Vereinatal entlangcruist. Als eine
Lichtung den Blick freigibt, leuchten
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oberhalb der Hütte. «Die Ruhe der
Berge lässt sich wohl kaum besser
spüren als in solchen Momenten»,
meint Jessica, als die Sonne über den
Taleinschnitt am Vereinapass klettert
und das Hochtal in goldenes Licht
taucht. Als sie wieder talauswärts
rollen, tauchen bei Monbiel urchige
Holzhäuser auf.
Wie viele andere Ortschaften in der
Region ist Monbiel ein Walserdorf. Als
die ersten Walser Ende des 13. Jahr-
hunderts in die Region um Davos
Klosters einwanderten, leisteten sie
Pionierarbeit – ähnlich wie die Sied-
ler im amerikanischen Wilden Westen
ein paar Jahrhunderte später. Die tie-
fer gelegenen Regionen Graubündens
waren damals bereits besiedelt, also
mussten die Walser wildes Land an
der Grenze des Bewohnbaren erkun-
den und kultivieren. Oft hatten sie auf
Oben: Smaragdgrüne Juwelen – Flowtrail am Bergsee Lai da Ravais-ch Suot im Ducanmassiv.
Links: Heimelig wie bei Heidi – die Unterkunft im Berggasthaus Dürrboden.
Rechts: Konditionell anspruchsvoll – einigen Anstiegen ist selbst der kraftvolle E-Antrieb nicht gewachsen.
Verdiente Pause: Durchschnaufen nach dem langen und steilen Anstieg vom Dürrboden
zum Scalettapass.
ihren langen Märschen ihr gesamtes
Hab und Gut dabei. Bisweilen sogar
ihre Häuser. Diese transportierten sie
in Einzelteilen auf dem Rücken von
Pferden und Maultieren. Ursprüngli-
che Walserhäuser sind clevere Holz-
konstruktionen, die sich ohne Nä-
gel zusammenstecken lassen und
trotzdem Wind, Wetter und hohen
Schneelasten trotzen.
Kurz vor Mittag erreichen Tamara
und Jessica Klosters. Über den Du-
rannapass und den Casannapass sind
es fast 1500 Höhenmeter bis hinauf
zur Parsenn nördlich des Weissfluh-
gipfels. «Zum Glück gibt’s die Berg-
bahn», meint Tamara lachend, als sie
ihr Bike in die Gondel der Gotschna-
bahn schiebt. «Eine Ankunft im Dun-
keln, so wie gestern, muss ich heu-
te nicht haben.» Schliesslich ist die
Parsenn noch lange nicht das Ziel.
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Oben angekommen, führt ein flow-
iger Panorama-Trail zum Totalpsee.
Als Kulisse blinken wieder die weiss
angezuckerten Dreitausender der
Silvretta. Und dann geht’s zur Sache.
Der steile, teils verblockte Downhill
hinab nach Davos stellt Fahrkönnen
und Fingerkraft beim Bremsen auf die
Probe. Am Davosersee blickt Tamara
auf die Uhr. «Wir haben gut aufgeholt.
Wir wär’s mit Beachlife?» Die Wiese
an der Surfstation ist wie geschaffen
für eine Gelati-Pause. Sogar ein biss-
chen Strandurlaub hat diese Durch-
querung im Programm. Gut, dass
sich die verbleibenden 16 Kilometer
durchs Dischmatal zum Dürrboden
mit E-Unterstützung flott und kraft-
sparend absolvieren lassen. Denn
sich vom sonnigen Seestrand loszu-
KLEINE TIPPS FÜR GROSSE E-TOUREN
ETAPPENPLANUNG
Die Logistik bei langen E-Bike-Touren
ist anders als bei herkömmlichen
Biketouren. Im besten Fall spart man
zwar bergauf Zeit, doch sollte man
für Ladepausen ausreichend Zeit ein-
planen und schon vor der Tour ge-
eignete Stützpunkte checken, wo die
Akkus geladen werden können.
LADEGERÄT
Natürlich sollte jeder in der Gruppe
das passende Ladegerät für sein Bike
dabeihaben. Herausnehmbare Akkus
erleichtern das Laden, denn gerade
auf Hütten ist die Zahl der Steckdosen
im Aussenbereich meist stark limitiert.
Und nicht immer ist es gerne gesehen,
die Bikes ins Gebäude zu nehmen.
REICHWEITE
Es muss nicht immer die höchste
Unterstützungsstufe sein. Auf lan-
gen Touren hat ein ökonomisches
Akku-Management Vorrang.
TRAGE- UND SCHIEBE- PASSAGEN
Sollte man sich vorher auf der Karte
ansehen. Mit E-MTBs erfordern sie
Zeit und kosten Kraft.
HÜTTEN-CHECK
Hüttenübernachtungen am besten
vorab reservieren. So ist man vor
bösen Überraschungen gefeit. Im
Falle von Verspätungen oder Ab-
sagen den Hüttenwart informieren.
KONDITION & KRAFT
Hochalpine Mehrtagestouren sind
auch mit dem E-MTB kein Kinder-
spiel. Eine gute Grundkondition ist
daher die Grundvoraussetzung.
FAHRTECHNIK
Hochalpine Singletrails bedeuten
fahrtechnische Herausforderungen
– bergauf wie bergab. Entsprechen-
des Können ist unverzichtbar. Gera-
de mit schweren E-Mountainbikes.
reissen, fällt Tamara und Jessica wirk-
lich schwer.
SCALETTAPASS – BERGAUF AM LIMIT
Die Sonne versteckt sich noch hinter
den Flanken des Piz Grialetsch, als
die beiden am nächsten Morgen vom
Berggasthaus Dürrboden Richtung
Scalettapass aufbrechen. Ein Früh-
start mit Hintergedanken, denn die
Etappe ist lang – und wieder knackig.
Auf dem letzten Stück hinauf zum
Scalettapass kommen an einigen
Passagen selbst die vortriebsstarken
E-Bikes ans Limit. Dann hilft nur noch
Stossen. Doch die Plackerei lohnt
sich. Auf der anderen Seite wartet
ein fast fünf Kilometer langer Flow-
trail durch hochgebirgige Mondland-
schaften zur Alp Funtauna.
MIT UNVERGESS LICHEN EINDRÜCKEN IM
HISTORISCHEN ZUG ZU-RÜCK NACH DAVOS.
Erst flach, dann immer steiler, zieht
sich der Weg weiter durchs baumlose
Val Funtauna. Der weite Blick, die ho-
hen Gipfel ringsum – ein Hauch von
Tibet. Die Pulsfrequenz steigt. «Puh!
Da soll noch einer sagen, E-Biken
wäre kein Sport», schnauft Tamara
an der Abzweigung zwischen Kesch-
Hütte und Sertigpass. Doch es ist noch
nicht geschafft. Immer wieder fordern
knackige Anstiege alle Kraft von den
Fahrerinnen – und den Motoren.
«Ich glaub‘, ich träume!», stammelt
Jessica. Oben am Übergang auf gut
2500 Metern Höhe spiegeln sich
in den tiefgrünen Bergseen Lai da
Ravais-ch Sur und Suot die schrof-
fen, bleigrauen Felsgrate des Ducan-
massivs, gesäumt von Bändern grü-
ner Alpwiesen – eine der schönsten
Bergsee-Idyllen der Schweiz. Der Trail
schlängelt sich versonnen am Ufer
entlang und macht das Erlebnis noch
intensiver. An einem grossen Boulder-
Felsen parken die Durchquererinnen
ihre Velos. Durchatmen!
«Jeder Schweisstropfen war das
wert», meint Tamara und geniesst die
Ruhe vor dem teils ruppigen Down-
hill-Ritt. Ab jetzt geht’s fast nur noch
bergab: auf schmalen Trails das Val
da Ravais-ch hinaus, auf breiteren
Wegen nach Bergün und schliess-
lich ganz zum Schluss auf Asphalt
bis nach Filisur zum Bahnhof. Mit ei-
nem historischen Zug der Rhätischen
Bahn geht es für Tamara und Jessica
wieder zurück nach Davos. Vor ihrem
Fenster zieht die imposante Zügen-
schlucht vorbei. Die Bilder mischen
sich mit den Eindrücken der letz-
ten Tage zu einem unvergesslichen
Bergfilm – Arbeitstitel «Abenteuer
unter Strom».
Unter Strom zurück: Mit dem historischen
Zug der Rhätischen Bahn geht es wieder
nach Davos.