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Preprint vom 9. Internationalen Kongreß der IADA, Kopenhagen, 15 - 21 August 1999. 165 Delamination – Abnahme von Kunststoffolien von Notenhandschriften gnieren) oder aus in den Kunststoff eingebetteten Fasern oder vliesartigen Materialien (= verstärkte Kunststoffe) hergestellt werden. In allen Fällen resultiert ein Material mit mehr oder weniger einheitlichen Eigenschaften des erstellten Verbundes. Im Bereich der Papierrestaurierung wird der Begriff Laminierung viel allgemeiner verwendet, da kein völliges Durch- tränken der zu festigenden Objekte damit gemeint ist. Entspre- chend einer Definition [1] bedeutet der Begriff „Laminierung“ allgemein die Herstellung eines flächigen, innigen, jedoch mehr oberflächlichen Verbundes zwischen einem Objekt und einer Kunststoffolie zum Oberflächenschutz und zur Verbesserung der Festigkeit noch unabhängig vom verwendeten Verfahren. Unter der „Delamination“ wird daher die Aufhebung des Verbundes verstanden. Für den Begriff Laminierung kann auch der in der Restau- rierung klassische Begriff „Einbettung“ verwendet werden, es sollte jedoch dann der Zusatz „in Kunststoffolie“ hinzuge- fügt werden. Im Rahmen dieses Beitrages liegt der Schwerpunkt auf der Verwendung von selbstklebenden Folien zur Laminierung. Von einer Selbstklebung [2] oder Haftklebung wird dann gesprochen, wenn gelartige, weiche, klebrige Schichten einge- setzt werden, die sich aufgrund ihrer Elastizität und Verform- barkeit physikalisch in einer Oberfläche verankern können. Die Verklebung wird üblicherweise bereits durch einfachen Kon- takt, meistens unterstützt durch leichten Andruck [3] durchge- führt und kann - muß aber nicht notwendigerweise - durch wei- teren Druck und den Einsatz von Wärme verstärkt werden. Da die Verklebung ohne Verdunstung von Bestandteilen nur durch physikalische Wechselwirkung stattfindet, spricht man von auch von einer Trockenklebung. Unterschied zwischen der Delamination und der Abnahme von Selbstklebebändern Für die Schadenseinordnung sind unter anderem die folgen- den Definitionen wichtig: Unter einer Folie wird ein dünnes, flächiges Material in ei- ner Stärke von etwa 2 bis 500 µm verstanden, noch dünnere Folien sind Membrane, dickere bereits Platten [4]. Durch Zu- schneiden auf bestimmte Maße (Konfektionieren) entstehen die streifen- oder bandartige Folien (Kunststoffbänder). Viele Foli- en wurden erst in den Werkstätten von der Rolle auf die benö- tigten Breiten und Streifen zugeschnitten, so daß eine bestimm- te Streifenbreite oft unspezifisch ist und daher keine eindeutige Aussage über das verwendete Produkt zuläßt. Trotz der technischen Ähnlichkeiten von Klebebändern und Klebefolien ergeben sich jedoch entscheidende Unter- Eva Galinsky, Barbara Hassel, Gerhard Banik, Marina van Bos Zusammenfassung Der Beitrag stellt die Problematik von Laminationstechniken mit selbstklebenden Kunststoffolien vor und erörtert die grund- sätzlichen Unterschiede zwischen einer Delamination, d. h. der ganzflächigen Abnahme von Einbettungsfolien auf syn- thetischer Basis und der Entfernung von Klebebändern. Auf- bau, Zusammensetzung, Technik und Anwendung von Selbst- klebefolien werden beschrieben und gängige Produkte aus den 1950er/60er Jahren genannt. Anhand einer konkreten Restau- rierung von in den 60er Jahren mit Selbstklebefolien behan- delten Notenhandschriften des Komponisten Richard Strauß werden Lösungsansätze und die technische Durchführung ei- ner Delamination in ihren Möglichkeiten und Grenzen darge- stellt. Analytische Daten der im gegebenen Fall vorliegenden Folienmaterialien werden angeführt. Abstract The paper presents problems of lamination techniques employ- ing pressure sensitive plastic sheets and discusses the basic dif- ference between a de-lamination, i.e. the removal of the whole synthetic- based lamination sheet, and the removal of pressure sensitive tape. Construction, composition, technique, and uses of pressure sensitive sheets are described and common products dating from the 1950’s-60’s are named. Presenting the actual con- servation of music autographs by the composer Richard Strauß, which were treated with pressure sensitive sheets in the 1960’s, approaches to solutions and the possibilities and limitations of the technical execution of a de-lamination are shown. Einführung Kunststoffolien wurden in der Papierrestaurierung zur Stabilisierung geschädigter Papiere und als prophylaktischer Schutz vor Verschmutzung und Beschädigung mit sehr verschiedenen Verfahren aufgebracht. In der Kunststofftechnologie wird der Begriff Laminierung („laminar“ = langgestreckt) für die Herstellung von Schicht- kunststoffen, z. B. für den Bootsbau oder in der Bautechnik be- nutzt. Der Verbund konnte aus Kunststofflösungen und faser- oder mattenartigen Stoffen in abwechselnden Schichten (= Laminie- ren), aus mit Kunststoff durchtränktem Fasermaterial (=Imprä-

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P r e p r i n t v o m 9 . I n t e r n a t i o n a l e n K o n g r e ß d e r I A D A , K o p e n h a g e n , 1 5 - 2 1 A u g u s t 1 9 9 9 .

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Delamination – Abnahme von Kunststoffolien vonNotenhandschriften

gnieren) oder aus in den Kunststoff eingebetteten Fasern odervliesartigen Materialien (= verstärkte Kunststoffe) hergestelltwerden. In allen Fällen resultiert ein Material mit mehr oderweniger einheitlichen Eigenschaften des erstellten Verbundes.

Im Bereich der Papierrestaurierung wird der BegriffLaminierung viel allgemeiner verwendet, da kein völliges Durch-tränken der zu festigenden Objekte damit gemeint ist. Entspre-chend einer Definition [1] bedeutet der Begriff „Laminierung“allgemein die Herstellung eines flächigen, innigen, jedoch mehroberflächlichen Verbundes zwischen einem Objekt und einerKunststoffolie zum Oberflächenschutz und zur Verbesserung derFestigkeit noch unabhängig vom verwendeten Verfahren.

Unter der „Delamination“ wird daher die Aufhebung desVerbundes verstanden.

Für den Begriff Laminierung kann auch der in der Restau-rierung klassische Begriff „Einbettung“ verwendet werden,es sollte jedoch dann der Zusatz „in Kunststoffolie“ hinzuge-fügt werden.

Im Rahmen dieses Beitrages liegt der Schwerpunkt auf derVerwendung von selbstklebenden Folien zur Laminierung.

Von einer Selbstklebung [2] oder Haftklebung wird danngesprochen, wenn gelartige, weiche, klebrige Schichten einge-setzt werden, die sich aufgrund ihrer Elastizität und Verform-barkeit physikalisch in einer Oberfläche verankern können. DieVerklebung wird üblicherweise bereits durch einfachen Kon-takt, meistens unterstützt durch leichten Andruck [3] durchge-führt und kann - muß aber nicht notwendigerweise - durch wei-teren Druck und den Einsatz von Wärme verstärkt werden.

Da die Verklebung ohne Verdunstung von Bestandteilennur durch physikalische Wechselwirkung stattfindet, sprichtman von auch von einer Trockenklebung.

Unterschied zwischen der Delamination undder Abnahme von Selbstklebebändern

Für die Schadenseinordnung sind unter anderem die folgen-den Definitionen wichtig:

Unter einer Folie wird ein dünnes, flächiges Material in ei-ner Stärke von etwa 2 bis 500 µm verstanden, noch dünnereFolien sind Membrane, dickere bereits Platten [4]. Durch Zu-schneiden auf bestimmte Maße (Konfektionieren) entstehen diestreifen- oder bandartige Folien (Kunststoffbänder). Viele Foli-en wurden erst in den Werkstätten von der Rolle auf die benö-tigten Breiten und Streifen zugeschnitten, so daß eine bestimm-te Streifenbreite oft unspezifisch ist und daher keine eindeutigeAussage über das verwendete Produkt zuläßt.

Trotz der technischen Ähnlichkeiten von Klebebändernund Klebefolien ergeben sich jedoch entscheidende Unter-

Eva Galinsky, Barbara Hassel, Gerhard Banik, Marinavan Bos

Zusammenfassung

Der Beitrag stellt die Problematik von Laminationstechnikenmit selbstklebenden Kunststoffolien vor und erörtert die grund-sätzlichen Unterschiede zwischen einer Delamination, d. h.der ganzflächigen Abnahme von Einbettungsfolien auf syn-thetischer Basis und der Entfernung von Klebebändern. Auf-bau, Zusammensetzung, Technik und Anwendung von Selbst-klebefolien werden beschrieben und gängige Produkte aus den1950er/60er Jahren genannt. Anhand einer konkreten Restau-rierung von in den 60er Jahren mit Selbstklebefolien behan-delten Notenhandschriften des Komponisten Richard Straußwerden Lösungsansätze und die technische Durchführung ei-ner Delamination in ihren Möglichkeiten und Grenzen darge-stellt. Analytische Daten der im gegebenen Fall vorliegendenFolienmaterialien werden angeführt.

Abstract

The paper presents problems of lamination techniques employ-ing pressure sensitive plastic sheets and discusses the basic dif-ference between a de-lamination, i.e. the removal of the wholesynthetic- based lamination sheet, and the removal of pressuresensitive tape. Construction, composition, technique, and uses ofpressure sensitive sheets are described and common productsdating from the 1950’s-60’s are named. Presenting the actual con-servation of music autographs by the composer Richard Strauß,which were treated with pressure sensitive sheets in the 1960’s,approaches to solutions and the possibilities and limitations ofthe technical execution of a de-lamination are shown.

Einführung

Kunststoffolien wurden in der Papierrestaurierung zurStabilisierung geschädigter Papiere und als prophylaktischerSchutz vor Verschmutzung und Beschädigung mit sehrverschiedenen Verfahren aufgebracht.

In der Kunststofftechnologie wird der Begriff Laminierung(„laminar“ = langgestreckt) für die Herstellung von Schicht-kunststoffen, z. B. für den Bootsbau oder in der Bautechnik be-nutzt. Der Verbund konnte aus Kunststofflösungen und faser- odermattenartigen Stoffen in abwechselnden Schichten (= Laminie-ren), aus mit Kunststoff durchtränktem Fasermaterial (=Imprä-

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schiede zwischen einem Schaden durch Klebebänder undeiner Lamination und daher auch andere Schwierigkeiten fürden restauratorischen Zugang:1. Klebebänder sind von begrenztem Ausmaß, d. h. nur teilflächig

aufgebracht, Laminationen mit Folien bedecken dagegennormalerweise ganzflächig oder zumindest großflächigdas betroffene Objekt.

2. Laminationen werden meistens beidseitig aufgebracht,Klebebänder mögen auf beiden Seiten des Objekts vorhandensein, aber befinden sich eher selten oder nur vereinzeltzufällig genau gegenüber auf beiden Papierflächen.

3. Eine Testung der Beschreib- und Bedruckstoffe ist beiKlebebandschäden in den unverklebten Bereichen möglich,bei ganzflächigen Folienauflagen nicht.

4. Der restauratorische Zugang ist bei einer Teilflächigkeit ehergegeben, sei es durch lokales Arbeiten oder auch durchBehandlung von der Rückseite. Bei Folien ist es schwierig,den Zugang zu Klebeschicht/ Haftungsbereich zu be-kommen.

5. Bei der Lamination wird häufig Druck und Wärme zusätzlichauch bei selbstklebenden Folien eingesetzt, wohingegenKlebebänder häufig nur mit der Hand angedrückt wurden.Durch Wärme und Druck wird die mechanische Verankerungzwischen Papiervlies und Selbstklebemasse erheblichverstärkt.

6. Der gravierendste Unterschied liegt jedoch im Zustanddes Objekts: Laminationen sollten nur auf starkbeschädigten Objekten eingesetzt worden sein.

Aufbau von Selbstklebebändern und –folien

Selbstklebebänder (vgl. Zeichnung 1) und selbstklebendeFolien (vgl. Zeichnung 2 und 3) weisen einen ähnlichen, ty-pisch schichtartigen Aufbau auf, der jedoch in Details von-einander abweicht:

für die Selbstklebefolie. Es gibt auch Folienträger, auf die her-stellungsbedingt Gleitmittel zur Verminderung der Reibungs-kräfte an den verarbeitenden Walzen auf die Oberfläche übertra-gen wurden.

(B) Das Trägermaterial besteht aus Cellulosedi- und -triacetat, Polyvinylchlorid, Polyester u.a. für typische Selbst-klebebänder und Folien bzw. aus Polyacrylaten für das Pa-tent alito-Haut/Prela-Haut.

(C) Die Grundierungsschicht [7] ist häufig vorhanden zurbesseren Verbindung zwischen Träger und Klebeschicht, ist jedochz.B. nicht notwendig zwischen Trägern und Klebemitteln, diegenügend ähnlich sind, wenn z.B. beide aus Polyacrylatenbestehen (alito-Haut, Prela-Haut, vgl. Zeichnung 3).

(D) Die eigentliche Klebstoffschicht [8] enthält häufig alsHauptsubstanzen Naturkautschuk und/oder Polyacrylsäureester,meist Polyethyl- oder Polybutylacrylat (z.B. auf der Basis der inder Restaurierung bekannten Produkte Plexigum® = PEA bzw.Plextol® = PBA). Weiterhin werden die verschiedensten Zusät-ze eingesetzt: Weichmacher, Klebkraftverstärker, Antioxidantien,Lichtschutzmittel, Füllstoffe etc.. Klebkraftverstärker [9] wirkenauf eine aggressive Klebrigkeit hin. Es sind z.B. Kolophoniumund andere Harze sowie hochpolymere Öle. Eine Übersicht vonHilfsstoffen bietet die Tabelle 1 im Anhang.

(E) Als Haftvermittler werden hauptsächlich Silane ein-gesetzt. Formulierungen von Klebstoffen mit hohem Anteilan Klebkraftverstärkern [9] werden besonders in Produktenbenötigt, bei denen eine spontane, schnelle Anfangs- undstarke Endklebkraft erwartet wird, z. B. bei Packfolien undVerpackungs-Klebebändern.

(F) Die Abdeckung kann aus einem mit einer Trenn-beschichtung aus Anti-Haftmitteln ausgerüsteten Papier odereiner geprägten Folie (z.B. zeitweise für das ProduktMipofolie) bestehen.

Ein Sonderfall ist die Herstellung von Folien aus Polyacrylaten,dargestellt in der Zeichnung 3 (Patent Dr. Johann Friedrichsen,Handelsnamen „alito-Haut“ und „Prela-Haut“). Die Lösung derFoliengrundstoffe wird dabei auf das präparierte, mit einer spezi-ellen Antihaft-Beschichtung versehene Kraftpapier aufgegossenund erstarrt dort beim Verdunsten des Lösungsmittels zu einemFilm, der sich mechanisch beim Erstarren in den Vertiefungender Papieroberfläche verankert.

A = Trennbeschichtung

B = Träger

C = Grundierungsmittel

D = Klebstoff E = Haftvermittler

A = TrennbeschichtungF = Abdeckpapier

B = Träger

D = Klebstoff

E = Haftvermittler

C = Grundierungsmittel

E = Haftvermittler

A = Trennbeschichtung

B = Träger

D =Klebstoff

F (Abdeckpapier)

Zeichnung 3: schematischer Aufbau der Folien zum Patent alito-Haut/Prela-Haut

Zeichnung 1: schematischer Aufbau eines typischen Selbstklebebandes

Auf diesen Film, gestützt durch das imprägnierte Trägerpapier,wird der Auftrag der selbstklebenden Schicht vorgenommen, dasStützpapier dient danach beim Zusammenrollen auch als Schutz-abdeckung für die Selbstklebemasse [10]. Die Papierstruktur desTrägerpapiers hat sich beim Erstarren wie bei einer Prägung imentstandenen Acrylatfilm abgebildet. Durch diese matte, gleich-

Zeichnung 2: schematischer Aufbau einer typischen Klebefolie

(A) Die Trennbeschichtung besteht aus Antihaftmitteln [5]auf Silikonbasis und ermöglicht die Abrollbarkeit. Sie sitzt ent-weder auf dem Trägermaterial [6] oder auf dem die selbst-klebende Schicht abdeckenden Schutzpapier oder auf einemtemporär bis zur Verklebung fungierenden Stabilisierungsträger

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sam eine Papieroberfläche imitierende Struktur entsteht die „Un-sichtbarkeit“ der Folien alito-Haut und Prela-Haut [11].

Grundlagen der Verklebung

Die Haftung eines Klebstoffs findet hauptsächlich durchphysikalische Wechselwirkungen statt. Die eingesetztenKlebstoffe sind normalerweise polar, so daß sich eine guteHaftung zu dem ebenfalls – aufgrund der vielen Hydroxyl-gruppen in der Cellulosemolekülen – polaren Papier ergibt.

Gleichzeitig spielt die mechanische Verankerung geradebei eher oberflächlichen Verklebungen eine wichtige Rolle.Die nachstehende Zeichnung 4 zeigt die Ausbildung dermechanischen Verankerung in der Kontaktfläche zwischeneinem Klebstoff und einer Oberfläche schematisch. Dabeiunterscheidet man zwischen der geometrischen, der wahrenund der wirksamen Oberfläche [12]:

Erst nach dem Verkleben kann das Stützpapier von derOberfläche der Folie entfernt werden.

Insgesamt werden sehr viele verschiedene Produkte vonSelbstklebefolien eingesetzt, eine Zusammenstellung zeigtdie Tabelle 2 im Anhang.

Fallbeispiel: Das Notenblatt „Muttertändelei“von Richard Strauß (*1864, † 1949)

Allgemeine Daten zu dem NotenblattDas Blatt stammt aus dem Richard Strauss Archiv Garmisch-Patenkirchen. Im Trenner-Verzeichnis ist es unter der Nummer„196“ wie folgt vermerkt: „196, op. 43, Drei Gesänge ältererdeutscher Dichter für eine hohe Stimme mit Pianofortebegleitung... II Muttertändelei „Seht mir doch mein schönes Kind“ (Gott-fried August Bürger)“ [15]. Das Notenblatt ist zeitlich auf den15.8.1899 datiert [16], jedoch nicht signiert.

Das Blatt hat die Maße 25,9 cm in der Höhe und 33,8 cm in derBreite. Es war in einen grünen Halbgewebeeinband mit Elefanten-haut als Bezugspapier gebunden. Auf das Notenblatt wurde aufder linken Blattkante recto wie verso jeweils ein gefalzter Bogenaus Vorsatzpapier im Bereich von ca. 5-10 mm vorgeklebt, d.h. dasVorsatzpapier klebt im Bereich des Falzes direkt auf dem Noten-blatt. Auf diese Weise wurde die Verbindung zum Einband herge-stellt. Das Blatt wurde zur Restaurierung aus dem Einband gelöst.

Zustand der Handschrift mit Schadens- undDetailangaben

Die Notenlinien sind aufgedruckt, die Eintragungen der Noten,Anmerkungen und des Gesangtextes wurden handschriftlich miteiner schwarzen, leicht glänzenden Tinte (eher Tusche) vorge-nommen. Zwischen den einzelnen Zeilen befinden sich zudemeinige Anmerkungen mit Graphitstift und ein Hinweis mit blau-em Buntstift. Gleichzeitig mit dem Einbinden wurde das Blattbeidseitig in eine selbstklebende Folie eingeklebt und beschnit-ten. Unter der Folie ist oben ein tiefer, etwa 6,5 cm langer Riß zuerkennen. Die Folie wurde aufgebracht, ohne daß der Riß vorhergerichtet und ausgefaltet wurde. Weiterhin weist das Blatt einigekleiner Risse und Knicke im Randbereich auf. Verso besteht dieFolie aus zwei aufeinander übergreifenden Folienstücken, dieAbbildung 1 zeigt den Vorzustand (vgl. Abb.1).

Kleber

Fügeteil

geometrischeOberfläche

wahreOberfläche

wirksameOberfläche

Zeichnung 4: physikalische Verankerung

Die geometrische Oberfläche ist die theoretische oderidealisierte Oberfläche. Die wahre Oberfläche ist die tatsäch-liche Oberfläche mit allen ihren Vertiefungen und Erhöhun-gen. Die wirksame Oberfläche ist der Bereich „dazwischen“,d. h. die Zone, in der zwar die Benetzung stattfindet, in derder Kleber jedoch normalerweise nicht alle Vertiefungenausfüllt.

Die mechanische Verankerung hängt von der Viskosität (Fließ-fähigkeit) des Klebstoffes und der gegebenen Rauheit der zu be-klebenden Oberfläche ab. Bei Selbstklebemassen ist die Viskosi-tät der Klebeschicht bereits so eingestellt, daß ein Einfließen indie Oberfläche konstant und „dauerhaft“[13] möglich ist.

Techniken der Aufbringung / Folienprodukte

Im Anhang werden in der Zeichnung 5 die verschiedenen Mög-lichkeiten, der Auf bringung von selbstklebenden Folien fasterschöpfend aufgezeigt und auch beschrieben [14], so daß hiernur auf die besondere Arbeitstechnik der Produkte Prela-Haut/Alito-Haut hingewiesen wird:

Die Besonderheit dieser Folien ist, daß nicht die klebende Schichtsondern die nicht klebende Schicht abgedeckt ist. Nach dem Ab-rollen liegt folglich die klebende Schicht offen, wohingegen dienicht klebende Seite noch immer durch das Stützpapier stabilisiertwird. Ein Auflegen ohne Stützpapier ist nicht möglich, da dieseFolien äußerst dünn und gummiartig dehnbar sind. Beim Auflegenvon oben kann das Objekt nicht gesehen werden, beim Auflegendes Objekts auf die Folie muß wiederum das Objekt angeriebenwerden. Abb. 1:Vorzustand, Notenblatt Muttertändelei, verso, Maßstab 1:0,2

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In der Klebeschicht der Folie zeigte sich eine eigentümlicheStruktur, die als Punktraster bereits mit bloßem Auge in Zonen derVerklebung mit geringer Haftung (Falten, Risse) zu erkennen wa-ren. Außerdem waren die Notenköpfe und handschriftlichen Ein-tragungen schlecht lesbar, da die Tintenlinien schattenartig nebender eigentlichen Linie doubliert waren (vgl. dazu Abb. 2).

Papiers hydrolytisch abgebaut werden können.Eine starke Farbveränderung ist eine direkte Folge dieses Vor-

gangs [19], so daß bei einer starken Verfärbung mit einer bereitsangefangenen Chlorwasserstoffabspaltung gerechnet werden muß.

Weiterhin kann der Weichmacher im Laufe der Zeit, entwe-der durch Absorption des Papiers oder durch allmählichesMigrieren zur Folienoberfläche der Folie verloren gehen, wo-durch eine zunehmende, zeitabhängige Versprödung und Ver-härtung des ursprünglich gummielastischen Materials eintritt.

Durch den Weichmacher oder die Selbstklebemasse kannes auch zu einer Reaktion mit dem Papier und seinenBeschreib- oder Farbstoffen kommen. Die Reaktion kannsich in einer Farbveränderung des Papiers bzw. der Klebe-schicht, in einem Erweichen von Bindemitteln oder in einerMigration von Beschreibmitteln zeigen. Das äußere Merk-mal kann ein „Abklatsch“, bzw. auch ein seitliches Verbrei-tern sein („Ausbluten“, „Schattenbildung“).

Speziell selbstklebende Folien sind häufig so dick undschwer, daß sie auftragen und eine Belastung für den „gesun-den“ Bereich um die Verklebung darstellen. Sie stellen keineorganische Verbindung zwischen Brüchen oder Rissen her.

Die Abnahme einer verbräunten, selbstklebenden PVC-Folie ist daher - je nach Zustand des Objekts - anzuraten.Die mechanische und optische Verbesserung durch dieDelaminierung ist zu erwarten, nicht aber die Rückführungdes Objekts in seinen Zustand vor der Laminierung. DerVorgang der Verklebung ist, chemisch gesehen, nicht mehrvollständig rückzuführen.

Durchführung der Restaurierung

Träger oder Klebstoff einer Folie sind aufgrund des Schicht-aufbaus mit Wärme gut voneinander trennbar, insbesonderedie Grundierungsschicht ist mit Lösungsmitteln (oft bereitsmit Ethanol) angreifbar. Daher bieten sich als kontrollierteMaßnahmen Wärme und gezielter Lösungsmitteleinsatz an.Der Klebstoff ist jedoch fast nur mechanisch und mit Lö-sungsmitteln abzunehmen

Abnahme der Folie mit Wärme

Zuerst wurde rückseitig der schmalere Folienstreifen mitWarmluft von 60 °C abgenommen, dabei war das Blatt aufdem Saugtisch fixiert. Die Temperaturkontrolle erfolgte mitTemperaturindikatoren [20].

Beim Abziehen gestaltet sich der Anfang am schwierig-sten. Der Abzugswinkel mußte möglichst flach erfolgen, umein Anheben von Papierfasern zu vermeiden. Damit die Span-nung beim Abschälen möglichst gleichmäßig gehalten wer-den kann, wurde die Folie nach den ersten abgelösten Zenti-metern in mehrere mit einem Zugwinkel verseheneFlachklemmen aus dem Zeichenbedarf (Bulldog-Klemmen)eingespannt, so daß die Zugkräfte auf eine Linie und nichtauf einen Punkt wirkten.

Unterstützend wurde speziell bei dem oberen Teil der Folieverso und über Rissen mit einem selbstgebauten Werkzeugin Form einer abgeplatteten, beheizbaren Nadel nachgehol-

Abb. 2, Detail Vorzustand Detail recto, Maßstab 1:6

Schaden / Analytische Untersuchung

Die Schadenursachen sind weitgehend auf einige Benutzungs-schäden und die aufgebrachte Folie einzugrenzen. Ansonstenscheint das Blatt unter der Folie noch in einem guten Zustandzu sein, allerdings ist eine erhebliche Vergilbung undBeeinträchtigung der Lesbarkeit festzustellen.

Der genaue Zeitpunkt der Lamination steht nicht fest, liegtaber vermutlich in den 50er/60er Jahren. Das Produkt istebenfalls unbekannt. Es wurden mehrere Proben der einzel-nen Folienstücke entnommen.

Die Proben zeigten einen positiven Beilsteintest [17] unddie Analyse mit der Fourier Transform Infrarot Analyse(FTIR) [18] ergab, daß es sich um ein weichgemachtes Po-lyvinylchlorid handelt. Das Spektrum zwischen etwa 1500und 500 cm-1 ist charakteristisch für die durchstrahlte Sub-stanz und wird daher auch als Fingerprint bezeichnet.

Der Vergleich des Fingerprintbereichs im Spektrum derFolie auf dem Objekt mit Referenzen der zwei in den 50er/60er Jahren gängigsten Produkte Mipofolie® und Filmolux®weist auf eine starke Verwandtschaft dieser Produkte hin,deren Fingerprint sich nur geringfügig unterscheidet (siehePfeile). Die drei Spektren sind in der Abbildung 3 auf dernachfolgenden Seite wiedergegeben.

Begründung einer Delamination

Das hier verwendete Material ist nicht alterungsbeständig,da die Gefahr einer Zersetzung des enthaltenen PVC-Kunst-stoffs unter Freisetzung von Chlorwasserstoff besteht. Chlor-wasserstoff kann Gas abdampfen oder auch durch das Pa-pier diffundieren.

Durch die Eigenschaft von Papier, einen gewissen Pro-zentsatz an Wasser zu speichern, kann es zur Ausbildungvon Salzsäure kommen, wodurch die Cellulosemoleküle des

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fen. Diese Methode wurde auch erfolgreich bei einem zwei-ten Notenblatt angewendet (vgl. Abb.4).

an Ethylacetat mit einer Spritze aus Polyethylen und einer lan-gen , stumpf geschliffenen Stahlkanüle direkt in den Übergangzwischen abzuziehender Folie und der noch klebrigen Papier-oberfläche minimal zugegeben, um die Haftung des Klebstoffsherabzusetzen. Allerdings verdunsten Lösungsmittel bei höhe-rer Umgebungswärme schneller, d.h. die Einwirkzeit ist geringund es findet daher keine Randbildung statt. Zum eigenen Schutzsollte ein Lösungsmittelabzug benutzt werden. Die Abbildung5 zeigt die abgelösten Folien.

Abnahme im Lösungsmittelbad

Die beste und sicherste Quellung des Klebstoffs erfolgte ineinem Lösungsmittelgemisch aus 5% Ethylacetat, 15%Heptanfraktion und 80% Methylethylketon (2-Butanon). Mitdiesem Lösungsmittelgemisch wurde die verbleibende Fo-lie recto im Bad abgenommen:

Die ganze Prozedur fand im Abzug in einer Melinexschalestatt. das Blatt wurde dabei im ersten Schritt vorderseitigvon der Folie befreit, wobei das Lösungsmittel unter die Folie„kriecht“, diese quillt und abhebt. Dann wurde die Klebstoff-schicht angequollen, wobei ein Laborschwinggerät (Hori-zontal-Schüttler) mit einer horizontalen, sanften Bewegungdie Penetration des Lösungsmittels erleichterte [24]. Nach je-weils 30 min. wurde das Bad gewechselt und das Objekt auf

Abb. 4, beheizte Nadel in der Klebeschicht unter der Folie, Maßstab 1:7,5

Abnahme mit lokalem Lösungsmittelauftrag

Erst jetzt konnten die Beschreibstoffe sicher auf geeigneteLösungsmittel zur Abnahme des Klebstoffs und der rectonoch aufliegenden Folie getestet werden.

Die Löslichkeitstests [21] ergaben eine stärkere Empfind-lichkeit der nicht näher untersuchten schwarzen Tusche oderTinte als erwartet. Die bereits weiter oben erwähnteSchattenbildung durch Migration von Bestandteilen aus denSchriftzeichen in die Klebstoffschicht wird von anderer Stel-le für Linien aus Chinatusche berichtet [22] und ist für Druck-farben z.B. auf Plakaten bereits bekannt [23].

Stellenweise wurde für die Entfernung der oberen Folie einLösungsmittelgemisch aus Methylethylketon mit 15% Anteil

Abb. 3, Spektren der Folie vom Objekt (oben); sowie der Referenzen Filmolux (mitte) und Mipofolie (unten)

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eine Glasplatte gelegt. Mit Kartonstreifen wurde die Oberflä-che dann jeweils von dem gequollenem, dennoch hochviskosenKlebstoff durch stufenweises „Abrakeln“ befreit, gegen Endedurch Aufdrücken von Löschkarton (vgl. Abb.6).

Abb. 6, gequollener Klebstoff, Maßstab 1:7, Streiflicht

Zur Schonung der Oberfläche des Objekts war letztend-lich eine vollständige Entfernung des Klebstoffes aus derOberfläche nicht möglich

Insgesamt wurde mit 5 Bädern (insgesamt 2,5 l derLösungsmittelmischung) gearbeitet. Die Arbeit mußte ge-schützt durch Handschuhe aus Neopren und einerAtemschutzmaske stattfinden.

Abschlußarbeiten

Da das Blatt nach drei Tagen noch immer intensiv nach Lö-sungsmittel roch, wurde es kurzzeitig in der Feuchtigkeits-kammer befeuchtet, um eingeschlossene Lösungsmittel-rückstände durch Wasser zu ersetzen (vgl. Hinweis 21). Danachwar kein Geruch mehr nach dem Lösungsmittel am Papier fest-zustellen. Die zeitweilig erhöhte Flexibilität des Papiers durchdie Befeuchtung wurde für die Durchführung der Papierarbeitenausgenutzt. So konnten Risse wieder gut geschlossen werden

Die weitere Aufbewahrung findet im Kontakt mit säure-freien Materialien statt.

Die Abbildungen 7 und 8 zeigen den Nachzustand desBlattes verso bzw. recto im Detail.

Abb. 7, Endzustand, verso, Maßstab 1:0,2

Abb. 8, Endzustand, Detail recto, Maßstab 1:6

Schlußfolgerung

Das Ergebnis im konkreten Fall ist aufgrund der ganz-flächigen Bearbeitung sehr gleichmäßig, gut und überzeu-gend. Allerdings zeichnen sich im UV-Licht genau die Stel-len ab, wo ursprünglich entweder die Folie klebte bzw. dasBlatt mit dem Vorsatz verklebt war.

Eine Delamination löst nur die Verbindung, löscht aber ebennicht die Vergangenheit. Trotzdem sieht und fühlt man dem Blattals Ganzes nicht mehr an, daß es mal ganzflächig eingeklebt war.

Danksagung

Besonderer Dank gilt allen Beteiligten und insbesondere HerrnWilfried Feindt, Herrn Dag-Ernst Petersen und Herrn Henryvan Oort für die Hinweise zur praktischen Durchführung vonDelaminationen. Weiterhin Herrn Dr. Jan Wouters für die wis-senschaftliche Unterstützung sowie dem Richard Strauss Ar-chiv für die Genehmigung zur Veröffentlichung der Bilder.

Bibliographien

Banik, G., Krist, G., (Hrsg.), Lösungsmittel in der Restaurierung,Hrsg. von G. Banik und G. Krist, Verlag der Apfel, Wien,3. Auflage (1989).

Abb. 5, abgelöste Folien Maßstab 1:0,2, Streiflicht

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Wouters, J., Gancedo, G., Peckstadt, A., The CodexEyckensis, an illuminated manuscript from the 8th centuryAD. Laboratory investigation and removal of a 30-year-old PVC lamination, Preprints of the ICOM Committeefor Conservation 9th Triennial Meeting held in Dresden,26.-31- August 1990, ed. ICOM Secretariat, Paris(1990):495-499.

Hinweise

1 Galinsky, (1998):11.2 engl. self-adhesive, auch „eigenständig klebend“ wie im

frz. auto-adhésif3 daher im engl. „pressure sensitive adhesives“4 Nentwig, (1994):34.5 engl. „release coat“, to release = loslassen, frz. „couche

anti-adhérence“6 engl. “carrier”, to carry: tragen, frz. „support“7 engl. „prime coat“, to prime = vorstreichen, grundieren,

frz. „couche d’ancrage“8 engl. „adhesive layer“, „adhesive mass“, frz. „masse adhésive“9 engl. „tackifiyer“, to tack = anheften, tacky = klebrig, frz.

„tackifiant“10 Martin, L. F., Pressure sensitive adhesives - Formulations

and technology Chemical Technology Review 34, NoyesData Corporation, Park Ridge, London (1974):169-171.

11 Werksarchiv Henkel Düsseldorf Broschüre „Was ist Prela-Haut“12 schematische Darstellung der Verankerung bei der

mechanischen Adhäsion angelehnt an Michaeli, W.,(1992):138.

13 In den einschlägigen Werbungen und Produktblättern wirddas Wort „dauerhaft“ und „alterungsbeständig“ immer inBezug auf die Adhäsion der selbstklebenden Schichtenaus Polyacrylsäureestern angewendet. Leider ist das sogarterminologisch richtig, wenn auch nicht im Sinne von Restau-ratoren: Gemeint ist damit, daß die Klebkraft dieserMaterialien im Laufe der Zeit nicht nachläßt und dieVerbindung sich nicht mehr löst.

14 aus der Broschüre „Die FILMO-TIPS“, Anleitung für denGebrauch selbstklebender Folien, Neschen Chronik, Bd.3,S. 20 recto

15 Trenner-Verzeichnis, S. 185-213.16 Telefonische Auskunft durch Dr. Christian Strauss, RSA

Garmisch-Patenkirchen17 Intensive Grünfärbung einer Gasflamme nach Berührung

der Probe mit einem glühendem Kupferdraht ist ein positiverNachweis für Halogene, insbesondere für Chlor in Poly-vinylchlorid vgl. Anon., The Beilstein test: Screeningorganic and polymeric materials for the presence ofchlorine, with examples of products tested CanadianConservation Institute, Ottawa, Ontario, 17/1,o.Z.

18 Die Erstuntersuchung eines Folienstücks erfolgte durchDr. Brenda Keneghan vom V&A Museum London, dieKontrolluntersuchung aller drei Folienstücke auf Produkt-gleichheit führte Dr. Marina van Bos, K.I:K, Brüssel aufgrundvon Zweifeln nach der Restaurierung durch. Die Referenzspektren wurden von Eva Galinsky aufgenommen.

19 Kull, S., Untersuchungen zum lichtinduzierten Abbau vonPVC-Folien, Diss. 1980/1282, Auszugsdruck (1979):1-3.

20 Duval, Thermopapers, Tel: GmbH & Co., Kohlhökerstraße59/60, D-28203 Bremen, P.O. Box 101805, 28018Bremen Tel./Fax: 0241 / 336 55 05

21 vgl. Banik, G., Krist, G., (Hrsg.), Wichtige Lösungsmittel -Anwendung des Lösungsmitteldreiecks – Lösungs-mittelinklusion – Bemerkungen zur Reinigung von Textilienund Papier, Toxizität von Lösungsmitteln -Penetrationsverhalten von Lösungsmitteln in porösen Körpern– Lösungsmittelretention (1989):112 sowie 71-72, 91-113;119-121, 122-123, 133-136 und Horie, C. V., (1995): 202-205.

22 Dauga, (1997):13.23 Plakatsammlung Stedilijk Museum Amsterdam, Henry

van Oort – viele Objekte sind aus diesem Grundunrestaurierbar, da die Druckfarbe eine stärkere Bindungzur Folie/dem Klebstoff hat als zum Originalträger Papier.

24 Idee, eine Art Lösungsmitteltasche aus verschweißterMelinexfolie für Lösungsmittelbäder zu verwenden: PerCullhed, An alternative immersion technique, PaperConservator 22, (1998):62-64.

25 Werbung, „Die Filmotips, so arbeitet man mit Filmolux,Filmomatt, Filmoplast“, Filmotips, herausgegeben seit1961, in Neschen Chronik, Band 3, S. 20 recto.

26 Galinsky, (1998):49.

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172

Anhang:

Zeichnung 5: Techniken zum Aufbringen von Folien [25]

Stichwörter:

Lamination, Delamination, Selbstklebefolien, Selbst-klebebänder, Musikautographen, Tusche, Wärme, Lösungs-mittel

Biographien

Eva Galinsky, geboren 1967, gelernte Handwerksbuchbinderin,sammelte ihre Restaurierungserfahrung hauptsächlich in der Ar-beitsgemeinschaft für Papierrestaurierung in Bern, AGPB, diesie durch weitere Fachpraktika (Restaurierungszentrum Düssel-dorf, Stadtarchiv Duisburg, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf) ver-tiefte und durch Büro- und Computertätigkeiten ergänzte. Dar-auf folgte 1994 das Studium der Restaurierung und Konservierungvon Graphik, Archiv- und Bibliotheksgut (Staatliche Akademieder Bildenden Künste, Stuttgart). Während des Studiums arbei-tete sie im Rahmen einer Semesterarbeit in der Forschung überdie Problematik von Naß-Trocken-Grenzflächen (Centre de laRecherche des Documents Graphiques, CRCDG, Paris). Im Jahr1998 schloß sie mit dem Diplom (Schwerpunkt Kunststoffolienin der Papierrestaurierung) ab. Seitdem arbeitet sie als Wissen-schaftlich-Technische Assistentin befristet im Institut für Erhal-tung von Archiv- und Bibliotheksgut in Ludwigsburg an demrestauratorisch-praktischen Teil des Projektes “Optimierung desPapierspaltverfahrens unter Anwendung immobilisierter Enzy-me” der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Barbara Hassel ist Buchbindermeisterin und Buch-restauratorin und war bis 1993 als Restauratorin an der Badi-

schen Landesbibliothek in Karlsruhe beschäftigt. Von 1993bis 1998 betreute sie als Werstattleiterin den Studiengang“Restaurierung und Konservierung von Graphik- Archiv- undBibliotheksgut” der Staatliche Akademie der Bildenden Kün-ste Stuttgart. Seit ihrer Beurlaubung 1998 ist sie als selbstän-dige Restauratorin tätig.

Gerhard Banik ist Chemiker und hat im Jahre 1977 an derTechnischen Universtität Wien promoviert. Seit 1990 ist erProfessor am Institut für Technologie der Malerei in Stutt-gart und Leiter des Studiengangs “Restaurierung und Kon-servierung von Graphik, Archiv- und Bibliotheksgut” an derAkademie der Bildenden Künste Stuttgart. Er ist Dozent amInstitut für Angewandte Botanik, Technische Mikroskopieund Organische Rohstofflehre der Technischen UniversitätWien und ständiger Mitarbeiter von ICCROM in Rom. Erleitet Entwicklungsarbeiten auf den Gebieten: nichtwäßrigeEntsäuerung, Massenkonservierungsverfahren, Ènzym-anwendungen in der Papierrestaurierung und Malschicht-konsolidierung mittels ultraschallzerstäubter Bindemittel-lösungen.

Marina Van Bos ist Chemikerin und hat an der Universtitätvon Gent promoviert. Seit 1981 ist sie am Koninklijk Instituutvoor het Kunstpatrimonium (KIK) tätig und befaßt sich mitder Untersuchung von Malmaterialien und Fragestellungenzur Maltechnik.

Kontaktadressen

Eva GalinskyBarbara HasselGerhard BanikStaatliche Akademie der Bildenden KünsteHöhenstraße 16,D-70736 Fellbach

Marina van BosKoninklijk Instituut voor het KunstpatrimoniumJubelpark 1,B-1000 Brussel

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Hilfsstoffe bei der Herstellung von Klebstoffen

Art des Hilfsstoffes Beispiele für häufige Hilfsstoffe

Lösungsmittel Aromatische Kohlenwasserstoffe (z.B. Toluol, Xylol), Chlorkohlenwasserstoffe

(Methylenchlorid, Trichlorethan, Trichlorethylen), Ester (Ethylacetat), Ketone (Aceton,

Methylethylketon, Methylisobutylketon, Cyolohexanon), Ether (Glykolmonoethylether,

Glykolmonobutylether), Alkohole (4-Methyl-2-Pentanol, Propanol)

Füllstoffe Kreide, Bariumsulfat, Calciumsulfet, Aluminiumsilicat, Talk, Titandioxid

Weichmacher meist Phthalate, z.B. Dibutylphthalat, Adipate, Phosphate, z.B. Tiarylphosphat, Epoxide,

Niedermolekulare Polvmere (z. B. PE).

Thixotropie-Mittel pyrogene und gefällte Kieselsäuren, Siliciumdioxid (Teilchengröße meist < 0,02 ,um), Asbest

Pigmente Titandioxid, Eisenoxidbraun, Ruß, Lithopone

Alterungschutzmittel je nach eingesetztem Grundstoff

Haftvermittler Silane

nicht reaktive Harze Kolophoniumharze, Kohlenwasserstoffharze, Cyciohexanonharze

Polymerart des

Trägers

Abkürzung

.

Polymerart

des

Klebstoffs

Selbstklebende

Produkte

Firmen

(teilweise nicht mehr

existent)

Cellulosediacetat

oder

Cellulosetriacetat

CA/

CTA

Polyacryl-

säureester

- Stoxfolie®

- Symbolux®

- Scotch Magic

Tape 810

- Dr. Paul Stock

GmbH

- Hans Neschen GmbH

(ehemals „Georg König,

Fabrik pharmazeutischer

Präparate GmbH)

- 3 M Minnesota Mining

Manufactoring

Cellulosediacetat

oder

Cellulosetriacetat

CA/

CTA

Kautschuk-

Harz

- Tesafilm - Beiersdorf GmbH

Copolymer aus

Vinylchlorid und

Vinylacetat

(Mipolam®)

VC/VAC Polyacryl-

säureester

- Mipofolie

- Folioplast

- ASLAN GmbH

(ehemals Alfred Schwarz

GmbH)

- (Dynamit Nobel AG)

Papier

(Zündspulenpapier)

/ Papier +

Polyacryl-

säureester

- Filmoplast P

- Filmoplast P90

(dünn)

- Hans Neschen GmbH

Polyacrylsäureester P-Acryl,

Acronale

Polyacryl-

säureester

- alito-Haut®

- Prela-Haut®

- Vulnoplast Lakemeier

GmbH

- Henkel & Cie.

Polyethylen-

terephthalat

(Hostaphan ®)

PETP Polyacryl-

säureester

- Filmolux S®

- Filmomatt S®

- Hans Neschen GmbH

- (Kalle GmbH)

Polyvinylchlorid PVC Polyacryl-

säureester

- Filmolux®, W, H

- Filmomatt®

- X-Film

- Hans Neschen GmbH

- Plastiflex GmbH

Tabelle 1: Hilfsstoffe bei der Verarbeitung von Klebstoffen [26]

Tabelle 2: Zusammenstellung von selbstklebenden Folienprodukten

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