demokratie und vielfalt in kita und hort

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Demokratie und Vielfalt in Kita und Hort Eine Entdeckungsreise in den pädagogischen Alltag

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Demokratie und Vielfalt

in Kita und Hort

Eine Entdeckungsreise in den pädagogischen Alltag

Herausgeber

RAA BrandenburgDemokratie und Integration Brandenburg e.V.Benzstraße 11/12 | 14482 [email protected]

Redaktion

Julia Vollmer, RAA BrandenburgKatarina Reichmann, www.kita-kreativ.de

Bildnachweise

Titelbild: Otto Wenninger/PixelioFoto „Platz zum Spielen und Toben“: Kita „Anne Frank“Foto „Eröffnung des Verkehrgartens“: Kita „Kleine Naturfreunde“Foto „Eltern am Lagerfeuer“: Kita „Regenbogen“Foto „Wochenplan“: Kita „Anne Frank“alle anderen Fotos: Katarina Reichmann, www.kita-kreativ.de

Gestaltung und Satz

VorSprung Design & Kommunikationwww.werbe-vorsprung.de

Druck

Spree Druck Berlin GmbHwww.spreedruck.de

Potsdam, im Dezember 2009

Gefördert aus Mitteln des Lokalen Aktionsplans der Stadt Fürstenwalde im Rahmen des Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“.

Unter Mitarbeit von:

Demokratie und Vielfalt

in Kita und Hort

Eine Entdeckungsreise in den pädagogischen Alltag

Das Piratenboot der Kita „Kinderrabatz“

„Sich fortbilden ist ein

bisschen wie eine Reise:

Man lernt etwas anderes

kennen und verliert die Angst

vor dem Fremden. Und davor,

dass man vielleicht etwas

nicht sofort kann.“

Inhalt

4 Grußwort

5 Das Projekt

Demokratie und Vielfalt in Kita und Hort erfahren

6 Erfahrungsberichte

6 Die Kita und der Hort „Anne Frank“

8 Die Kita „Pusteblume“

11 Die Kita „Kleine Naturfreunde“

13 Die Kita „Kinderrabatz“

16 Die Kita „Regenbogen“

18 Der „Hort 2“

20 Der heilpädagogische Hort der Erich-Kästner-Schule

21 Der „Hort Rauen“

23 Die Kita und der Hort Heinersdorf „Die Pfiffigen Kobolde“

Fachtexte

10 Demokratie in Kindertagesstätten

15 Im Dialog auf Augenhöhe: Erzieherinnen und Eltern

19 Alle Kinder sind gleich – jedes Kind ist besonders.

Die Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung

22 Auf die Haltung kommt es an!

Lebendig verbunden – Gewaltfreie Kommunikation im Kita-Alltag

Inhalt

Grußwort

die Erziehung zu Demokratie sowie die Fähigkeit,Vielfalt als Chance zu sehen und diese zu nutzen,ist selten ein einmaliger Akt der Einsicht und desWillens. Vielmehr befinden wir uns hier gemein-sam auf einem kontinuierlichen Weg mit kleinenLernschritten, der um so Erfolg versprechender ist,je früher er betreten wird und je mehr er mit derLebenspraxis verbunden, d.h. unmittelbar erfahr-bar ist.

Alle, die in der sensiblen Zeit der frühkindlichenBildung und Erziehung in diese eingebundensind, tragen eine besondere Verantwortung. Dashier bei den Kindern angelegte Erfahrungs- undVerhaltensrepertoire trägt nicht nur wesentlich zuden individuellen Entwicklungschancen der Kin-der bei, sondern gestaltet auch die Zukunftsfähig-keit unserer Gesellschaft mit.

Ich freue mich, dass sich in der Stadt Fürsten-walde/Spree wie auch im ländlichen Raum Einrichtungen mit ihren Teams ganz bewusst den Herausforderungen stellen und das Bundespro-

gramm „Vielfalt tut gut“ im Rahmen des LokalenAktionsplanes für einige von ihnen Möglichkeitender Unterstützung in der Anfangsphase eröffnethat.

Mit der RAA Brandenburg haben wir nicht nureinen erfahrenen und kompetenten, sondern aucheinen sensiblen und äußerst engagierten Projekt-träger und Partner für die Begleitung gewinnenkönnen. Dafür sei an dieser Stelle auch noch ein-mal ausdrücklich Dank gesagt.

Den Eltern, Erzieher/-innen und auch den Trägern der Einrichtungen wünsche ich weiterhin denSchwung und die Begeisterung auch in schwieri-gen Situationen – die sicherlich nicht ausbleibenwerden – Kraft, wohlgesonnene Partner undviele, viele Nachahmer.

Den Leserinnen und Lesern möchte ich nochsagen: Lassen Sie sich von dem Engagement undder Aufbruchstimmung anstecken. Es lohnt sichdabei zu sein und nicht nur daneben zu stehen!

Andreas Politz

Fachgruppenleiter für Familie, Soziales und Bildung der Stadtverwaltung Fürstenwalde

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Grußwort

44

55

Das ProjektDas Projekt

Das Projekt „Demokratie und Vielfalt in Kita undHort erfahren“ wurde von August bis Dezember2009 aus den Mitteln des Lokalen Aktionsplans(LAP) Fürstenwalde im Rahmen des Bundespro-gramms „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt,

Toleranz und Demokratie“ gefördert. Das Ziel des LAP ist es, für die Stadt Fürstenwalde, die Ge-meinde Steinhöfel sowie dem Amt Odervorlandein „koordiniertes, gemeinwesenorientiertes Han-

deln zur Förderung von demokratischer Kultur als

Ausdruck der Würde und Freiheit eines jeden

Menschen [zu entwickeln]. Insbesondere werden

aktivierende, partizipative, menschenrechtliche

und interkulturelle Ansätze und Werte gestärkt.“ 1)

Im Mittelpunkt des Projekts, das von der RAA Bran-denburg durchgeführt wurde, stand die Auseinan-dersetzung mit den Themenbereichen Demokratie-entwicklung, Elternpartizipation und dem Umgangmit Vielfalt in Kitas und Horten, um diese langfristigin den Einrichtungsstrukturen zu verankern.

In einem ersten Projekt wurde im Jahr 2008 damitbegonnen, Ansätze, Methoden sowie praktischeErfahrungen aus Kitas anderer Regionen vorzu-stellen. Als Impuls dafür fand ein ganztägigesFachgespräch für Kitaleiterinnen und Erzieherin-nen statt. Der Titel der Veranstaltung orientiertesich dabei stark am Projekttitel: Stärkung der de-

mokratischen Kultur und des Umgangs mit Vielfalt

im Vorschulbereich und Hort.

Anschließend haben in den Einrichtungen ersteFortbildungen und Beratungen zu Themen wie

„Demokratie in der Kita“, „Anti-Bias/Vorurteilsbe-

wusste Bildung und Erziehung“, „Early Excellence-

Ansatz“ oder „Kommunikation mit Eltern“ stattge-funden. Im Jahr 2009 wurde der Schwerpunktverstärkt darauf gelegt, den bisher stattgefundenProzess zu reflektieren und die Umsetzung metho-discher Ansätze in die Praxis zu begleiten z.B.die Einrichtung eines Eltern-Kind-Zentrums in Brie-sen. Wie auch schon im letzten Jahr wurden denEinrichtungen Materialien sowie Fach- und Kin-derbücher zur Verfügung gestellt.

Die Erfahrungen im Projekt zeigen, dass bei denEinrichtungen eine hohe Bereitschaft besteht, sichden genannten Themen zu widmen, dass jedochzeitliche und personale Ressourcen dieses Enga-gement oft behindern.

Dennoch soll diese Broschüre auch anderen Ein-richtungen Mut machen: Die Erfahrungsberichteder beteiligten Einrichtungen über den bisherigenProzess zeigen, dass es sich lohnt, Zeit und Enga-gement zu investieren, um Themen wie den Um-gang mit Vielfalt und Demokratie in den Einrich-tungen zu verankern.

Wir danken allen am Projekt beteiligten Akteur/-innen und besonders unseren Kooperationspart-ner/-innen, der Stadt Fürstenwalde, dem Kreisver-band der Arbeiterwohlfahrt sowie dem Caritasver-band für das Erzbistum Berlin e.V. in Fürstenwalde,für das in uns gesetzte Vertrauen und die konstruk-tive Zusammenarbeit.

1) Leitziel des Lokalen Aktionsplanes der Stadt Fürstenwalde

Demokratie und Vielfalt in Kita und Hort erfahren

Julia Vollmer

Angela Fleischer-Wetzel

RAA Brandenburg

Erfahrungsberichte

Die Kita und der Hort „Anne Frank“

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Im Folgenden werden in kurzen Texten Kinderta-gesstätten und Horte vorgestellt, die im Rahmendes Lokalen Aktionsplanes in Fürstenwalde imZeitraum von August 2008 bis Dezember 2009am Projekt „Demokratie und Vielfalt in Kita undHort erfahren“ bzw. am Vorgängerprojekt „Stärkung der demokratischen Kultur und des Umgangs mit Vielfalt im Vorschulbereich undHort“ teilgenommen haben.

Grundlagen für die Erfahrungsberichte waren in-tensive Beratungsgespräche mit den Ansprech-

partnerinnen vor Ort. Das Ziel war es, das Au-genmerk auf deren projektbezogene Aktivitätenin Kita oder Hort zu richten, diese zu reflektierenund im Hinblick auf ihre Erfahrungen und Ergeb-nisse zu bilanzieren.

Zwischen den Erfahrungsberichten der Einrichtun-gen wird in kurzen Fachtexten über einige derThemen und Fortbildungsinhalte des Projektes in-fomiert. Die Texte wurden von am Projekt beteilig-ten Referentinnen und Referenten verfasst.

Erfahrungsberichte

Unsere Einrichtung befindet sich in einer ruhigenUmgebung in der Nähe der Grundschule 1 inFürstenwalde-Süd. Große und helle Räume ladendie ca. 200 Kinder (davon 90 Hortkinder) im

Alter von 0 bis 12 Jahren zum Spielen, Toben,Lernen, Basteln, Experimentieren und Selberma-chen ein. Die großzügig gestaltete Freifläche mitBadebecken und Fußballfeld bietet Platz für Groß

und Klein, die Insel der Sinne sorgt für Rückzugs-möglichkeiten. Wir arbeiten pädagogisch nachdem Infans-Konzept mit offenen Gruppen und bieten den Kindern verschiedenste Beschäfti-gungsmöglichkeiten im Bau-, Turn- und Kreativ-raum oder in der Kinderküche an. Feste und Fei-ern haben eine schöne Tradition in unserem Haus. Kita und Hort begreifen wir demzufolge als wichtige soziale Treffpunkte und Orte desKennenlernens verschiedenster Alltagskulturen,daher achten wir besonders auf die Integrationausländischer Kinder. Wir bieten Schulanfängernein spezielles Vorschulprogramm und kooperiereneng mit der benachbarten Grundschule.

Was hat bisher stattgefunden?

Im Projekt „Demokratie und Vielfalt in Kita undHort erfahren“ der RAA Brandenburg waren wir

Konzept, Beratungsgespräche und Text:

Katarina Reichmann, www.kita-kreativ.de

Kita und Hort „Anne Frank“

Ansprechpartnerin: Leiterin Marion Sucker

Splettstößerstraße 4 |15517 FürstenwaldeTel.: 03361 24 26Fax: 03361 76 06 64E-Mail: [email protected]

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bereits beim ersten Vorbereitungstreffen in derStadtverwaltung dabei. Seitdem haben wir an ei-nigen Fortbildungen teilgenommen und uns inten-siv mit dem Thema „Demokratie leben in der Kita“beschäftigt. Sehr kreativ und lebendig waren wirbei einer Fortbildung im offenen und kollegialenAustausch und in der Diskussion zu Fragen derPartizipation von Kindern: Kann ich bereits imKrippenbereich Babies, kann ich Kleinkinder mit-bestimmen lassen? Wie können wir dies umset-zen? Wo ist mir als Erzieherin Vielfalt und der Prozess des Aushandelns wichtig? Wieviel kannich im personell schlecht besetzten Kita- und Hort-alltag umsetzen, wo ist meine Grenze?

Wir haben Alltagssituationen beleuchtet, detail-liert hinterfragt und viele Anregungen mitnehmenkönnen.

Sehr interessant waren für uns auch die einzelnenPunkte des Demokratie-Evaluationsbogens, dendie Fortbildnerin mitgebracht hatte: Vieles waruns bekannt und wir setzen es bereits um. Eswaren aber doch neue Dinge dabei, die wir bis-her anders lösten und in Zukunft mit den Kindernzusammen gestalten könnten.

Insgesamt gesehen haben wir einen neuen Blickauf die Kinder gewonnen: Wir nehmen jetzt vielstärker die Potentiale wahr – die der Kinder, aberauch die der Erzieherinnen. Und das belebt un-sere Arbeit.

Bilanz – Wohin soll es gehen?

Ein beeindruckendes Beispiel für die gelungenePartizipation von Kindern an dieser Stelle: Im Frühhort, der in den Kita-Räumen angesiedelt ist,

brachte immer wieder eine kleine Gruppe von Jungen ruppig und aggressiv den morgendlichenAblauf durcheinander. Die Horterzieherin sprachdiese Kinder auf ihr störendes Verhalten an. Stattsie lediglich zurechtzuweisen, fragte sie, ob esihrer Meinung nach etwas zu verändern gäbe.

Daraufhin zeigte sich, dass die provisorischenräumlichen Bedingungen im Frühhort für die älte-ren Kinder unpassend waren. Dank ihrer Mithilfekonnten die Räume in einem konstruktiven Prozessmiteinander umgestaltet werden. So wurde z.B.eine kleine eigene Spielecke eingerichtet. Seitdembringen sich die Jungen aktiv und sehr verantwor-tungsbewusst in den Hortalltag und dessen Gestal-tung ein. Mit weniger Aufmerksamkeit und Weit-sicht der Erzieherin hätte sich eine anhaltende undmit der Zeit schwer zu beeinflussende problema-tische Situation entwickeln können.

Wir wünschen uns, dass wir unsere Augen undOhren weiterhin im Alltag für demokratische Mit-bestimmung offen halten und unsere partizipativeHaltung ausbauen können.

Zudem werden wir uns nun wieder intensiv mit„unseren“ Eltern und mit Elternarbeit beschäfti-gen: Damit wir auch die Eltern stärker als bishereinbeziehen können, damit wir unsere eigenenTunnelblicke und die der Eltern verändern kön-nen, wollen wir uns theoretisch und praktisch

weiterbilden, stärken und auf den aktuellenfachlichen Stand bringen.

„Ein verändertes Umfeld

verlangt auch verän-

derte Erzieher/-innen.

Da braucht es eine Art

„Gedankenanschub“, um

sich auf den aktuellen

Stand zu bringen.“

Platz zum Spielen und Toben

Die Kita „Pusteblume“

Unsere Einrichtung befindet sich in direkter Nähe zur Spree im südlichen Teil von Fürstenwalde. Wir betreuen aktuell 86 Kinder zwischen 8 Wochen und 7 Jahren in fünf altersgemischtenGruppen. Elemente verschiedener Pädagogik-richtungen fließen in unsere Arbeit mit ein, denHauptschwerpunkt bildet jedoch das Infans-Kon-zept. Angebote für die Kinder erfolgen auf vielfäl-tigen Ebenen und beinhalten Themen aus Natur-wissenschaft/Mathematik, Musik, Darstellen/Gestalten, Sprache/Kommunikation/Schriftkultur,Körper/Bewegung/Gesundheit und sozialemLeben. Alle Themenbereiche bieten die Möglich-keit an, die Persönlichkeit des Kindes in Bezug aufdie soziale, kognitive, motorische und emotionaleEntwicklung zu stärken. Die pädagogischen An-gebote orientieren sich an den Ideen und Wün-schen der Kinder, Eltern und Erzieherinnen. Sie erfolgen in Projektform, als Tagesthema oder inoffenen Spielangeboten. Gezielte Beobachtun-gen innerhalb des Tagesablaufes helfen Verhal-ten, Erleben und Entwicklung jedes Kindes besserzu verstehen. Sie bilden die Grundlage für unserpädagogisches Handeln.

Was hat bisher stattgefunden?

Über unseren Träger, den AWO KreisverbandFürstenwalde e.V., wurden wir auf das Projekt„Demokratie und Vielfalt in Kita und Hort erfah-ren“ der RAA Brandenburg aufmerksam gemacht.In einer Auftaktveranstaltung sind uns interessanteAngebote und Inhalte vorgestellt worden. Wirhatten im Alltag bereits angefangen, über Alterna-tiven und Spielräume für Kinder in Entscheidungs-prozessen nachzudenken, darum entschieden wiruns für das Thema „Demokratie als Alltagskultur“:Wie können Kinder konkret bei gemeinsamen Unternehmungen und Projekten mitentscheiden?

Wie können Erzieher/-innen die Mitbestimmungvieler Kinder umsetzen? Wie können Kinder Mit-bestimmung lernen? In welcher Form können Pro-jekte geplant werden?

Den Einstieg in das Thema bildete eine Teamfort-bildung mit unserem Nachdenken über die Aus-wirkung von mehr Mitbestimmung und Mitent-scheidung: Warum ist es wichtig, Kindern dieseChancen zugeben? Warum kann ich mit einigenEntscheidungen nicht so leicht umgehen, wiemeine Kollegin? Dabei hat uns der kollegialefachliche Austausch als Team sehr bereichert undmotiviert. Es hat uns gut getan, im Team Zeit mit-einander zu haben, uns in unserer persönlichenund fachlichen Vielfalt kennenzulernen.

Erstes Ergebnis der Fortbildung war, bestimmte Tageszeiten unter dem Aspekt Mitsprache/Mitbe-stimmung zu beleuchten, erste Veränderungenz.B. bei den Mahlzeiten vorzunehmen, Aushand-lungsprozesse mit den Kindern zu führen undihnen demokratische Methoden und Wege aufzu-zeigen. Außerdem haben wir angefangen, unsereTeamkultur und unser eigenes Verhalten zu be-leuchten.

Die Fortbildung haben wir im Vorfeld unter Ein-bezug der Eltern geplant, ihnen die Thematikdurch Elternbriefe und persönliche Gesprächevermittelt und die Ergebnisse im Anschluss inForm einer Infowand präsentiert. Die Resonanzauf das Thema war groß.

Anregungen aus der Fortbildung

Kita „Pusteblume“

Ansprechpartnerin: Leiterin Gabriele Schreppel

Lotichiusstraße 31 | 15517 FürstenwaldeTel.: 03361 22 95Fax: 03361 74 88 28E-Mail: [email protected]

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Das Ziel, die Kinder an der Gestaltung ihres all-täglichen Zusammenlebens zu beteiligen, konntenwir in ersten kleinen Schritten erreichen.

Eigenständiges Entscheiden und Bedienen wäh-rend der Mahlzeiten haben wir in jeder Gruppeumgesetzt. Erste positive Ergebnisse wurden beiEntscheidungsprozessen innerhalb einer Gruppesichtbar: Kinder stellten ihre eigenen Regeln aufund hielten diese auf Zeichnungen in ihren Spiel-bereichen fest. Die Reflektion unseres eigenenVerhaltens gelang uns in kleinem Rahmen. Wei-tere Schritte wollen wir in einer nächsten Fortbil-dung angehen.

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Visualisierte Kinderregel „Nichts Wegnehmen“

Bilanz – Wohin soll es gehen?

Mehr Zeit für kollegialen, fachlichen Austausch zuhaben, wäre schön: Wo stehen wir als Team? Wowollen wir hin? Und was brauchen wir dafür?Wichtig wäre es, Ressourcen zu schaffen, auf dieman zurückgreifen kann, wenn Personal ausfällt.Wir wollen eine weitere Fortbildung mit externerBegleitung durchführen.

Die Auseinandersetzung mit Partizipation kanneine Bereicherung für jede Einrichtung sein aberauch für den persönlichen Alltag. Wir haben alleeine Geschichte, die uns prägt, darum ist dasNachdenken darüber so wichtig. Es lohnt sich!

„Zusammenleben von

Menschen ist immer ein

Prozess. Es gibt Tage,

an denen es mir gut

geht und Tage, an denen

es nicht so ist. Den

Kindern und Kolleginnen

kann ich das sagen.

Wichtig ist es, selbst

Klarheit darüber zu

haben, dass es nicht

möglich ist, alles zu

können und alles errei-

chen zu müssen.“

1100

Demokratie in Kindertagesstätten

Sabine Beyersdorff

Kindertagesstätten sind Lernorte der Demokratie. Im gesamten Tagesablauf erfahren die Kinder, welcheNormen und Werte in unserer Gesellschaft gelten und welche Rechte ihnen zugestanden werden. Hier kön-nen sie Erfahrungen von gelebter Demokratie machen und Fähigkeiten für das Zusammenleben in einer de-mokratischen Gesellschaft entwickeln.

Demokratie in der Kita meint die Art und Weise des täglichen Umgangs miteinander. Eine demokratischeAlltagskultur, in der Menschen sich gleichberechtigt miteinander austauschen und verantwortungsvoll fürsich in der Gemeinschaft eintreten. Die Gestaltung des Alltags durch die Pädagoginnen 1) und die Möglich-keiten, die sie den Kindern einräumen, dabei mitzuwirken – oder auch nicht; die Kommunikation der Er-zieherinnen mit den Kindern und miteinander und die Gestaltung der Beziehungen zu den Eltern habenentscheidenden Einfluss darauf, ob die Kinder sich demokratische Kompetenzen aneignen – oder auchnicht.

Kinder lernen Demokratie, wenn sie ihren Bedürfnissen, Interessen und Vorstellungen in Aushandlungspro-zessen Geltung verschaffen können. Sie wachsen in eine demokratische Alltagskultur hinein, indem sie ihrRecht ausleben, sich an der Gestaltung des alltäglichen Zusammenlebens zu beteiligen und für sie Wich-tiges mitzubestimmen.

Eine Kita, in der Kinder Demokratie erleben, ist ein Ort, an dem sie die Möglichkeit haben, ein Gefühl fürsich selbst zu entwickeln. Die Erwachsenen unterstützen Kinder darin, für sich herauszufinden: Was will ichund was brauche ich? Solch eine Kita ist ein Ort, an dem Kinder erfahren: Ich gehöre dazu. Ich bestimmemit. Meine Gefühle und meine Meinungen sind wichtig. Ich werde beachtet und geachtet. Auf mich kommtes an. Ich habe Einfluss auf das, was um mich herum passiert.

Erzieherinnen in einer Kita, in der Demokratie gelebt wird, reflektieren ihr pädagogisches Handeln und ent-wickeln es ständig weiter. Sie fragen sich z.B.: Sind wir uns unserer Vorbildfunktion für einen demokrati-schen Umgang bewusst? Begegnen wir allen Eltern, Kindern und Kolleginnen mit Wertschätzung? WelcheRechte gestehen wir den Kindern zu?

Beteiligen wir die Kinder an den vielfältigen Entscheidungen im Alltag? In welcher Weise können Kindermitbestimmen, wann sie sich wo in der Kita aufhalten? Wählen sich die Kinder ihre Tischpartnerinnen beiden Mahlzeiten selbst aus und bedienen sie sich mit Essen und Getränken, bis sie satt sind? Wie beteili-gen wir die Kinder dabei, Regeln aufzustellen und bei Bedarf zu verändern? Wie unterstützen wir die Kin-der, sich über unterschiedliche Erwartungen auszutauschen und ihre Interessen auszuhandeln?

Erzieherinnen in einer demokratischen Kita setzen sich auch für ihre eigenen Beteiligungsrechte ein. Sie be-teiligen die Eltern an den Angelegenheiten der Kita und sorgen im Gemeinwesen dafür, dass die Belangevon Kindern gehört werden.

Max Frisch sagte: „Demokratie heißt, sich in die eigenen Angelegenheiten einzumischen“. Wenn Kinder, Erzieherinnen und Eltern sich in Kitas in ihre eigenen Angelegenheiten einmischen, dann ent-wickeln sie eine demokratische Alltagskultur. Dann sind Kindertagesstätten Erfahrungs- und Übungsräumefür Demokratie.

1) Es wird nur die weibliche Form gewählt. Die (noch) wenigen männlichen Kitaerzieher sind dabei mit genannt.

i

1111

Die Kita „Kleine Naturfreunde“

Unsere Kita grenzt am Ende von Neuendorf imSande direkt an den Wald an und ist eine kleineEinrichtung mit 40 Kindern im Alter von 9 Mona-ten bis 6 Jahren. Wir arbeiten nach dem Infans-Konzept in offenen Gruppen und haben die Kitadementsprechend nach Funktionsräumen geglie-dert (Kinderbüro, Atelier, Sportraum, Laborecke,Musikraum, Ruheraum u.v.m.). In unserer päda-gogischen Arbeit ist es wichtig, Kindern den Zu-gang zur Natur zu ermöglichen, damit sie ihreUmwelt mit allen Sinnen erfassen und erleben ler-nen, um sich eigenständig Lebensräume erdenkenund erschaffen zu können.

Die individuelle Arbeit mit dem jeweiligen Kind istfür uns am wichtigsten. Die Ideen der Kinder sindzentral, die Erzieherinnen und der Erzieher stehenihnen bei ihrer Verwirklichung unterstützend zurSeite. Nach dem Motto: „Hilf mir, es selbst zutun“ wollen wir Kinder dabei begleiten, ihr Lebenselbständig und selbstbewusst zu gestalten.

Was hat bisher stattgefunden?

Die Einbeziehung von Kindern in die Gestaltungdes Kita-Alltags war uns schon immer wichtig, dassteht auch in unserem Kita-Konzept. Nun hattenwir die Möglichkeit, an Veranstaltungen im Rah-men des Projektes „Demokratie und Vielfalt in Kitaund Hort erfahren“ der RAA Brandenburg teilzu-nehmen. Wir erhofften uns Anregungen und Hin-tergrundwissen für eine bessere Umsetzung derThematik und wurden nicht enttäuscht.

Die Fortbildnerin arbeitete intensiv mit uns und dieThemen haben uns sehr gefordert. Sie hat uns dieTheorie näher und uns in den kollegialen Aus-tausch und ins Arbeiten miteinander gebracht. Am stärksten beeindruckt hat uns der Evaluations-bogen zu „Demokratie leben in der Kita“, den wirbearbeitet haben. Einerseits hat er uns gespiegelt,wieviel wir bereits umsetzen. Andererseits gab esauch neue Dinge, die uns inspiriert haben, wiez.B. die Gestaltung des gemeinsamen Essens

Kita „Kleine Naturfreunde“

Ansprechpartnerinnen: Leiterin Elke Seilz und Regina Krüger

Waldstraße 1415518 Steinhöfel OT Neuendorf im SandeTel.: 03361 34 09 47Fax: 03361 36 74 72E-Mail: [email protected]

„Leider haben wir

keine Kinder mit

Migrationshintergrund

mehr in unserer Kita.

Früher waren die Kinder

der russischen Soldaten

hier. Wir hätten gerne

verstärkt unterschied-

liche Kulturen im Kita-

Alltag gelebt.“

1122

oder der Mittagsruhe der Kinder. Den Bogen wer-den wir auch weiterhin zur Kontrolle verwenden. Nach den Fortbildungen war auffällig, wie viel inunserer Kita mit den Kindern gesprochen und ab-gestimmt, wie viel gezählt wurde: „Wer ist dafür?Wer ist dagegen?“ Es war nicht mehr zu hören,dass Erzieher/-innen alleine das Ziel des Spazier-gangs bestimmt haben, die Kinder stimmtenimmer mit ab.

Eine tolle Errungenschaft ist das Verkehrsprojekt:Die Erzieher/-innen hatten konkrete Ideen, wie imVorgarten ein kleiner Verkehrsgarten gebaut wer-den könnte. Die Kinder jedoch hatten ihre eige-nen Vorstellungen, sogar drei unterschiedlicheIdeen. Sie haben letztendlich mit unserer Unter-stützung abgestimmt, wie der Verkehrsgarten aus-sehen soll. Auch den weiteren Verlauf initiiertendie Kinder maßgeblich selbst: das Basteln undMalen der Verkehrsschilder, die Internet-Recher-che und das Einführen der Verkehrsregeln bis hinzur feierlichen Eröffnung gemeinsam mit der Poli-zei. Dabei haben wir alle viel gelernt.

Wir sind unheimlich froh und dankbar, dass wir imRahmen des Projekts unseren Kita-Alltag unter dieLupe genommen haben. Jetzt bieten wir den Kin-dern immer mehrere Entscheidungsmöglichkeitenan und unser Bild der Kinder hat sich stärker hinzu eigenständig handelnden Kindern verändert.

Bilanz – Wohin soll es gehen?

Wir wollen an unsere guten Erfahrungen anknüp-fen und uns tiefergehend mit dem Thema „Ge-waltfreie Kommunikation“ beschäftigen. UnsereKinder haben bereits einen guten Umgang im so-zialen Miteinander. Sie haben selbst Regeln ein-geführt und einen Kinderrat gebildet. Aber da jaimmer wieder neue Kinder in die Kita kommen,müssen und wollen wir weiter an diesen Themenarbeiten.

Eröffnung des Verkehrsgartens

Die Kita „Kinderrabatz“

Unsere Einrichtung liegt am Rande des Ortes ineinem Wald- und Seengebiet. Wir nutzen ein mo-dernes helles Haus mit viel Platz für Spiel und Be-wegung, das entsprechend unserem pädagogi-schen Konzept gebaut wurde. Der 18-eckigeBewegungsraum ist der Mittelpunkt des Gebäu-des. Hier können sich die Kinder begegnen, zu-rückziehen oder mal so richtig Dampf ablassen.Etwa 115 Kinder teilen sich im Haus auf drei –durch Farben und Symbole – markierte Bereicheauf: Kinderkrippe, Kindergarten und Vorschule mitHort. Der AWO Kreisverband Fürstenwalde e.V.ist Träger der Einrichtung und die Grundwerte derAWO – Demokratie, Freiheit, Gerechtigkeit undSolidarität – prägen unsere Arbeit. Wir wollen füralle Kinder verschiedener gesellschaftlicher Grup-pen und Nationalitäten ein differenziertes, vielsei-tiges, bildendes und soziales Lernangebot schaf-fen. Das pädagogische Arbeiten ist geprägtdurch den Situationsansatz und das Infans-Kon-zept. Wir arbeiten mit offenen und altersgemisch-ten Gruppen in den jeweiligen Bereichen und bie-ten zu besonderen Zeiten Lernwerkstätten odergrößere Projekte an (z.B. das Piratenprojekt).

Was hat bisher stattgefunden?

Seit längerem sind wir mit dem Aufbau eines El-tern-Kind-Zentrums (EKZ) hier in Briesen beschäf-tigt. Das EKZ wird Sommer 2010 eröffnet, eineAuftakt- und Infoveranstaltung gab es bereits imNovember 2009. Für das Zentrum wird es eigeneRäume in Briesen geben, aber vorerst wird es ausder Kita heraus wachsen. Der Kontakt und dieVermittlung zum Projekt der RAA Brandenburg„Demokratie und Vielfalt erfahren“ kamen überunseren Träger, den AWO Kreisverband Fürsten-walde e.V., zustande. Die Fortbildung zum EarlyExcellence-Ansatz haben wir als Anregung undUnterstützung für uns Erzieherinnen gewählt. Siewurde durch zwei Referentinnen in der Kita mitdem gesamten Team durchgeführt. Es war schönund informativ. Wir bekamen Theorie vermittelt,aber auch viel Praktisches. Das Beispiel eines aneine Berliner Kita angegliederten EKZ hat unsIdeen und Anregungen gegeben, wie z.B. eineKrabbelgruppe anders gestaltet werden kann. Eswar interessant zu hören, wie Kolleg/innen Eltern-arbeit umsetzen und wie der Early Excellence-An-satz funktioniert. Sehr hilfreich war, dass es eine

Teamfortbildung war und wir uns kollegial austau-schen konnten. Endlich hatten wir die Zeit undRuhe, miteinander zu arbeiten, zu denken und zureden.

In dieser Fortbildung konnten wir Strategien fürunser EKZ erarbeiten, sowohl als individuelle Erzieherin als auch als gesamtes Team: WelcheZiele wollen wir erreichen? Welche Wege wollenwir dazu gehen? Wie wollen wir Zusammenar-beit und vor allem mit wem gestalten?

Bilanz – Wohin soll es gehen?

Der Gewinn war für uns, zu einem anderen Blickauf Eltern und Kinder eingeladen zu werden. Wirkönnen nun sicherer und bewusster damit umge-hen, wie wir schon Vorhandenes für unsere wei-

Kita „Kinderrabatz“

Ansprechpartnerin: stellvertretende Leiterin Christina Hauffe

Petershagener Str. 23 | 15518 BriesenTel.: 033607 59 71 3Fax: 033607 59 71 4E-Mail: [email protected]

1133Kinderhände

1144

tere Arbeit nutzen können. Einiges in der Fortbil-dung war neu, anderes nur eine Auffrischung.Wir konnten einen großen Teil unserer Ängstedavor abbauen, dass zuviel auf uns zukommt. Außerdem haben wir gemerkt, wie viel wir schonmachen. Möglicherweise waren das aber auchdie Ergebnisse unserer Weiterbildung. Im Vorfeldder Fortbildung hatten wir bereits eine Elternum-frage zu den Bedürfnissen „unserer“ Eltern ge-macht. Vor kurzem veranstalteten wir ein Früh-stück für die Eltern in Verbindung mit einemAdventsbasteln, was sehr gut besucht wurde.Auch eine Elternversammlung zum Thema ‘Grenzen setzen’ wurde über die Kita hinaus von Eltern angenommen.

Teile aus dem Early Excellence-Ansatz wollen wirübernehmen. Ein Ergebnis der Fortbildung ist,dass wir das existierende Eltern-Kind-Turnen unddie Krabbelgruppe jetzt amtsweit öffnen und überein spezielles Kursangebot für die Bedürfnisse derjungen Mütter nachdenken.

Kreativecke

Darüber hinaus werden wir einen Elternstamm-tisch oder ein Elterncafé etablieren. Das ist alsIdee der Eltern entstanden und wir greifen es auf.Wir werden Progressive Muskelentspannung fürEltern anbieten, vielleicht sogar auch für die Kin-der. Dafür möchten wir uns gerne weiter zumThema Elternarbeit fortbilden. Außerdem wollenwir natürlich das EKZ mit möglichst vielen Kooperationspartner/-innen eröffnen, um die Region zu bereichern.

Unser Fazit: Es lohnt sich auf jeden Fall, sich anre-gen lassen, andere Ansätze kennenzulernen undfür sich das Passende herauszunehmen!

„Elternarbeit ... ist

ja eigentlich keine

Arbeit. Wir wollen ja

zusammen was erreichen

mit den Eltern – für

die Kinder!“

1155

Im Dialog auf Augenhöhe: Erzieherinnen und Eltern

Günther Schicht

Die Auswirkungen der Beziehungsqualität zwischen Erzieherinnen 1) in Kita sowie Hort und Eltern für diekindliche Entwicklung sind, soweit bekannt, wenig erforscht. Plausibel erscheint, dass eine Übereinstim-mung in wesentlichen Werten und Interaktionsformen eine stabile Entwicklung der kindlichen Psyche un-terstützen dürfte. Wie aber wirken sich Meinungsverschiedenheiten und Konflikte zwischen den Erziehe-rinnen und den Eltern aus? Was ist die Folge wahrgenommener Unterschiede in der „Kita/Hort-Kultur“und der „Zuhause-Kultur“? Eine Schlüsselkategorie zur Reduzierung bzw. konstruktiven Verarbeitung mög-licher Dissonanzen stellt dazu die Qualität der Kommunikation zwischen Erzieherinnen und Eltern dar. AlsThese sei behauptet: Erweisen sich die Erzieherinnen als „Meisterinnen der Kommunikation“ mit den Eltern,kann sich dies direkt und vermittelt positiv auf eine Sozialisation der Kinder entsprechend den Werten einerdemokratischen Kultur 2) auswirken.

Auf der Grundlage dieser Annahmen wurde eine Fortbildung zum Thema „Kommunikation zwischen Erzie-herinnen und Eltern“ konzipiert.

Am Anfang empfiehlt es sich, die Teilnehmerinnen ihr bisheriges Kommunikationsverhalten mit Elternreflektieren zu lassen. Dies erfolgt mit einem wertschätzenden Grundgestus: Was gelang ihnen beson-ders gut? An welchen Beispielen zeigte es sich, wie ein Konflikt erfolgreich gelöst werden konnte? Wieschafften sie es, in bestimmten Fällen Antipathien und Vorurteile zu überwinden? Mit welchen Mitteln konn-ten sie Eltern von ihren Anliegen überzeugen? Daneben geht es in dieser Phase der Fortbildung auchdarum, Beispiele für problematische Kommunikationssituationen festzuhalten. Im weiteren Verlauf wählendie Teilnehmerinnen unter verschiedenen Kommunikationstools jene aus, von denen sie sich den größ-ten Nutzen für eine Verbesserung der Kommunikation mit Eltern versprechen. Hier werden beispielsweiseÜbungen und Instrumente gewählt, die unter den Überschriften stehen „Was stört mich im Gespräch?“, „DieAufregung in den Griff bekommen“ oder „Sachlich bleiben – wie?“

Bei der Analyse der problematischen Beispiele zeigte es sich, dass insbesondere beidseitiges Rollenver-halten und damit in Verbindung stehende Vorurteile einer gelingenden Kommunikation oftmals im Weg ste-hen. Erzieherinnen neigen dazu, ihre pädagogische Kompetenz auf das Elterngespräch zu übertragenund mit Eltern aus einer Art Lehrerposition zu reden, was Eltern wiederum in eine Schülerrolle (transakti-onsanalytisch: Kinder-Ich) drängt. Dazu steht im Widerspruch, dass Eltern ihrerseits Erzieherinnen oftmalsprimär als Dienstleister und sich selbst als Kunden wahrnehmen, die in erster Linie fordern dürfen. Diese un-terschiedlichen Rollen sind mit Erwartungen verknüpft, die nahezu zwangsläufig in Konflikte und Missver-ständnisse münden müssen. Einen Ausweg aus dieser Situation stellt die Einnahme einer Position dar, sichwechselseitig als Expertinnen für das Kind in dessen verschiedenen Lebenswelten zu betrachten undsich als solche wertzuschätzen, voneinander zu lernen und gemeinsam kreativ nach Lösungen für Problem-stellungen und Konflikte zu suchen.

1) Es wird nur die weibliche Form gewählt. Die (noch) wenigen männlichen Kitaerzieher sind dabei mit genannt.

2) Vgl. dazu: Demokratie in Kindertagesstätten, S. 10.

i

Kita „Regenbogen“

Ansprechpartnerinnen: Leiterin Beatrice Smith und Ramona Nienas

Paul-Frost-Ring 42 | 15517 FürstenwaldeTel.: 03361 23 84Fax: 03361 74 99 36E-Mail: [email protected]

1166 Eltern am Lagerfeuer

Unser Haus liegt am Fuße einer Binnendüne miteinem kleinen Wäldchen am Rande eines Wohn-gebietes. Die Kita bietet Platz für 150 Kinder imAlter von 8 Wochen bis zum Schulalter in einerKrabbelgruppe, einer Vorschulgruppe und in fünfaltersgemischten Gruppen. Zu dem vielfältig gestal-teten Spielplatz gehören eine Bewegungsbaustelle,Blumen- und Gemüsebeete, Spielgeräte, über-dachte Sandkästen und ein Rodelberg. Unsere hel-len Gruppenräume, der Bewegungsraum, die Kin-derküche und der Sinnesraum schaffen viel Platz fürabwechslungsreiches und anregendes Tätigsein.Mit den Kindern arbeiten wir nach dem Infans-Handlungskonzept in gruppenübergreifenden Lern-angeboten und Projekten. Die Vorschulkinder erhal-ten darüber hinaus altersspezifische Angebote(z.B. Theaterfahrten, Verkehrserziehung u.v.m.).

Im Kinderhaus, einer Einrichtung in unserem Haus,werden nachmittags Kinder und Jugendliche zwi-schen 6 und 14 Jahren betreut. Ehrenamtliche ge-stalten verschiedenste Arbeitsgemeinschaften vomBacken bis hin zum Modelleisenbahnbau, Bastelnoder dem „Miniclub“ als kostenloses Angebot(ohne Rechtsanspruch wie in der Kita) für die Kin-der und Jugendlichen.

Was hat bisher stattgefunden?

Die Auftaktveranstaltung zum Projekt „Demokratieund Vielfalt in Kita und Hort erfahren“ der RAABrandenburg und die Fortbildungen waren hoch-interessant. Sie fanden in einem schönen Rahmenstatt und wir als Erzieherinnen möchten uns erst-mal sehr herzlich dafür bedanken!

Wir haben uns aus den verschiedenen Schwer-punkten das breite Thema „Von Elternarbeit zurErziehungspartnerschaft“ ausgesucht. Wir wolltenuns innerhalb unseres Teams zunächst mit unsererQualitätssicherung und unserer professionellenHaltung als Erzieherinnen befassen: Wie sehenwir uns im Wandel der Gesellschaft als Erziehe-rinnen? Welchen Stellenwert nahm Erziehung inder DDR ein und wie sehen wir Erziehung heute?Haben junge Eltern und Kinder heute andere The-men als damals? Setzen sie Prioritäten anders alsfrüher? Was bedeutet der gesellschaftliche Wan-

Die Kita „Regenbogen“

del für die Eltern und damit auch für uns als Erzie-herinnen?

Bilanz – Wohin soll es gehen?

In Kleingruppenarbeit mit externer Begleitungdurch die Fortbildnerin konnten wir uns in unse-rem individuellen Selbstverständnis neu kennen-lernen, im Team ins Gespräch miteinander und zuöffnendem Austausch kommen. Endlich hatten wirdie Möglichkeit gefunden, den Blick auf unsereBeziehung zu den Eltern zu richten und uns in dieunterschiedlichen Perspektiven von Eltern hinein-zuversetzen. Dazu fehlte uns im Alltag häufig dieZeit. Wir haben von der Fortbildnerin Wertschät-zung und die Bestätigung unseres soliden Fach-wissens als Erzieherinnen bekommen. Das hat unsselbstbewusster gemacht. Mit Hilfe eines Kriterien-katalogs analysierten wir unsere bisherige Eltern-arbeit. Dabei stellten wir fest, wie umfangreich Elternarbeit ist und welche Bedeutung die vielenkleinen Dinge und unsere an die Eltern gestelltenFragen haben. Uns wurde deutlich, wie viel wirdavon bereits in unserem pädagogischen Alltagumsetzen: Z.B. in einer Elternrunde durch inten-sive Gespräche oder durch das von uns angefer-tigte Video, das wir den Eltern vorführen. Wir verdeutlichen ihnen die Individualität der Entwick-lungsschritte ihrer Kinder, so können sie deren Unterschiedlichkeit schätzen und Vielfalt als Vor-teil begreifen lernen. Als ein Ergebnis kann auchunser erstmaliger Arbeitseinsatz mit Eltern ge-nannt werden oder die mit Eltern und Kindern ge-meinsam gestaltete Weihnachtsfeier mit Kuchenund Liedern am Lagerfeuer.

Auf jeden Fall haben wir eine andere Kultur imUmgang miteinander entwickelt. Damit könnenwir Vorbilder für die Kinder sein – und für die Eltern: Unser Wissen voneinander und unser Ver-ständnis füreinander sind eine wichtige Vorausset-zung für unsere Toleranz und Akzeptanz von Un-terschiedlichkeit und Vielfalt – im Team, bei denKindern und den Eltern. Wir legen Wert auf Ehr-lichkeit und Offenheit in unseren Gesprächen mitEltern. Wir wollen uns im Vertrauen und auf glei-cher Augenhöhe begegnen, aber trotzdem inguter professioneller Distanz.

Demnächst wollen wir im Team verstärkt denFokus auf die Lernprozesse der Kinder legen: Wie arbeiten und lernen Kinder? Wie gehen wirmit Auffälligkeiten der Kinder um und wie bezie-hen wir die Eltern dabei mit ihren jeweiligen Ressourcen konkret ein?

1177

Elterntreff

„Einfach auch mal

etwas ausprobieren. Es

muss nicht immer alles

sofort gelingen. Das

ist ein Prozess – und

wir sind dran.“

1188

In unserem Hort werden ca. 100 Kinder im Altervon 6 bis 10 Jahren der 1. Grundschule in Fürs-tenwalde nach dem Infans-Konzept in sechsGruppen betreut. Wir verstehen uns als familien-ergänzendes Angebot und wollen für die KinderBezugspersonen neben ihren Eltern sein. Zeit zuhaben für Gespräche mit den Eltern, ist für unsein zentrales Anliegen und wir legen großenWert darauf, im Hortalltag z.B. an gemeinsamenBastelabenden oder anderen lockeren Elternver-sammlungen für Eltern ansprechbar zu sein. DerSchwerpunkt des Hortes ist die Bewegungserzie-hung. Zusätzlich stellen wir den Kindern ein brei-tes Spektrum an Freizeitangeboten (Kochen,Sport, Yoga, Sauna, Bastel- und Kreativbereichbis hin zur Umwelterziehung) zur Verfügung. InKooperation mit Stadt und Pneumant-Sportvereinsind wir seit langen Jahren aktiv im Bewegungs-sport. Darüber hinaus gibt es im Stadtteil Südeine enge Kooperation mit dem benachbarten Ju-gendclub und dem Bauspielplatz.

Was hat bisher stattgefunden?

Die Stadt Fürstenwalde, unser Träger, hat unseine Teilnahme am Projekt der RAA Brandenburg„Demokratie und Vielfalt in Kita und Hort erfah-ren“ angeboten, die wir gerne aufgegriffenhaben. Gemeinsam mit „Hort 4“ haben wir anverschiedenen Fortbildungen teilgenommen, dieuns gut gefallen haben. Wir waren bereits sehraktiv und engagiert in punkto Elternarbeit, wolltendiese jedoch theoretisch und praktisch vertiefen.

In der Fortbildung haben wir zum Thema Ge-sprächsführung und Elternarbeit sowohl theore-tisch als auch praktisch in Rollenspielen und Klein-gruppen gearbeitet. Dies war für uns sehrnützlich, da wir Zeit hatten, in Ruhe den Blick auf

unseren Berufsalltag zu richten. Wir konnten vieleAnregungen für die Vorbereitung und Durchfüh-rung verschiedenster Gespräche mit Eltern mitneh-men. Sehr hilfreich war es, in unserem Team undmit den Kolleg/-innen vom „Hort 4“ in kollegialenAustausch zu treten sowie vorhandenes Wissenaufzufrischen und auszubauen. Das hat uns wirk-lich vorwärts gebracht.

Bilanz – Wohin soll es gehen?

Wir fühlen uns souveräner in schwierigen Gesprä-chen mit Eltern. Der nächste Schritt wird für unssein, im Hinblick auf die verschiedensten Bedürf-nisse der Hortkinder Themen und Anforderungenzu formulieren, die wir aktuell in unserer Hortar-beit sehen. Ein Thema, das aktuell vordergründigist, sind verhaltensauffällige und durch familiäreTrennungen oder andere familiäre psychische Be-lastungen emotional stark beanspruchte Kinder.

Der „Hort 2“

Hort 2

Ansprechpartnerin: Leiterin Ute Wiedmaier

Heuweg 9 | 15517 FürstenwaldeTel.: 03361 43 72Fax: 03361 43 72E-Mail: [email protected]

„Es bereichert ein

Team, derartige Pro-

jektangebote anzuneh-

men. Auch wenn es

erstmal mehr Arbeit

macht, geht man ge-

stärkt daraus hervor.“

1199

Alle Kinder sind gleich – jedes Kind ist besonders. Die Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung

Evelyne Höhme-Serke

Die Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung ist ein Praxiskonzept gegen Benachteiligung und Diskrimi-nierung, das vom Projekt KINDERWELTEN 1) in Berlin auf der Basis des Anti-Bias-Ansatzes von Louise Der-man-Sparks und ihren KollegInnen in Kalifornien entwickelt wurde.

Kinder nehmen sehr früh wahr, wie in ihrer Umgebung die Unterschiede von Menschen bewertet werden,welche Merkmale als „normal“, als „schön“ oder als „schlecht“ gelten. Kitas und Schulen sind Teil derGesellschaft; die Auswirkungen von Ungleichbehandlung zeigen sich auch hier.

Bei der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung geht es darum, Einseitigkeiten, Vorurteile und Diskrimi-nierung wahrzunehmen, zu problematisieren und Wege der Veränderung zu suchen. Der Ansatz der Vor-urteilsbewussten Bildung und Erziehung versteht sich als eingreifend: Es geht nicht allein um eine bessereVerständigung zwischen Menschen verschiedener Herkunft oder Lebenssituationen, sondern auch darum,ungerechten und ausgrenzenden Mechanismen und Strukturen entgegenzutreten.

PädagogInnen, die sich auf den Weg gemacht haben, ihre pädagogische Praxis durch die Brille der Vor-urteilsbewussten Bildung und Erziehung zu betrachten, stellen sich viele Fragen:

Welche Botschaften erhalten Kinder in ihrem Lebensumfeld?Fühlen sie sich mit ihren Eigenartigkeiten in ihrer Gruppe zugehörig?Machen sie die Erfahrung, dass ihre Familienkulturen wertgeschätzt werden? Werden die Kompetenzen, Interessen, Besonderheiten aller Kinder in der Einrichtung widergespiegelt?Sind Spuren der Kinder sichtbar?Wie wird die Welt in den Kinderbüchern präsentiert? Kommen in den Kinderbüchern z.B. auch Hausmän-ner, schwarze Ärztinnen, aktive Rollstuhlfahrer vor? Erleben die Kinder Verschiedenheit als etwas Positives? Was tun wir dafür, dass die Kinder Menschen, dieanders aussehen oder sich anders verhalten als sie selbst, nicht als Bedrohung sehen, sondern sie sich mitihnen wohl fühlen können?Regen wir die Kinder zu kritischem Denken über Vorurteile und Diskriminierung an?Haben die Kinder die Möglichkeit anzusprechen, wenn sie etwas als unfair empfinden?Lassen wir zu, wenn Kinder ein anderes Kind als „fett“, „Schokokeks“ oder „schwul“ bezeichnen?Ermutigen wir die Kinder, sich gegen einseitige Äußerungen und Verhaltensweisen zur Wehr zu setzen?Lernen sie bei uns, sich selbst und andere zu schützen?Setzen wir uns selbst ein, wenn wir mit Diskriminierung konfrontiert sind?

Damit Kinder erfahren können, dass sie respektiert werden, Vielfalt schätzenswert ist und unfaires Verhal-ten nicht hingenommen wird, müssen die Erwachsenen das eigene Handeln im pädagogischen Alltag hin-terfragen – ihre Kommunikation mit den Kindern, den Eltern und auch miteinander. Und sie müssen sich mitder eigenen Position in der Gesellschaft auseinandersetzen, sich die eigenen Vorurteile und Voreingenom-menheiten bewusst machen und sich über die eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung austauschen. Dasträgt dazu bei, sicherer und klarer die Kinder dabei zu unterstützen, Ausgrenzung zu widerstehen.

1) Siehe www.kinderwelten.net

i

In einer Fortbildung zum Thema Visualisierung ar-beiteten wir z.B. intensiv daran, wie wir Veranstal-

tungen und Projekte durch zeichnerisches Proto-kollieren visualisieren können. Wir haben dabeieine bestimmte Zeichentechnik gelernt und geübt,diese als Dokumentationstechnik einzusetzen.Diese Methode erlaubte es, Präsentationen z.B.auf Elternversammlungen anschaulich und interes-sant zu gestalten. Dadurch war es uns möglich, El-tern intensiver und offener in Gespräch und Aus-tausch mit uns Erzieher/-innen und untereinandereinzubinden.

Wir haben die Veranstaltungen gemeinsam mitdem Team des Hortes Rauen besucht und den kol-legialen, konzeptionellen und fachlichen Aus-tausch über die eigene Einrichtung hinaus sehrgeschätzt. Die fachliche Selbstreflektion, das Auf-frischen von Bekanntem und konkrete neue Anre-gungen erden für den beruflichen Alltag mit denKindern und schaffen einen guten und qualitati-ven Arbeitsprozess. Gerade bei niedrigschwelli-ger Arbeit ist es wichtig, den eigenen Horizont zuerweitern, um sich zu entlasten und ein Ausbren-nen in der anspruchsvollen Arbeit zu verhindern. 2200

Stimmungsbarometer

„Sich fortbilden ist

ein bisschen wie eine

Reise: Man lernt etwas

anderes kennen und

verliert die Angst vor

dem Fremden. Und

davor, dass man viel-

leicht etwas nicht

sofort kann.“

In unserem Hort betreuen wir 85 Kinder der Grund-und Förderschule in halboffener Gruppenarbeit. Bei der heilpädagogischen Arbeit mit den Kindernfließen die Elemente von Kneipp (Wasser, Entspan-nung, gesunde Ernährung, viel Bewegung, Kräuter-heilkunde) mit ein und dienen als Struktur in der Tagesgestaltung. Im Hort sollen die Kinder dieGrundlagen für eine gesunde und naturgemäße Le-bensweise spielerisch erwerben und über Vorbildergesundheitsbewusstes Verhalten lernen und üben.Am Nachmittag stehen den Kindern nach demSpielen im Freien und dem Hausaufgabenblock dieArbeitsgemeinschaften und alle – nach Bildungsbe-reichen gestalteten – Räume offen. Die Kinder wäh-len täglich selbständig und frei ihre Tätigkeit. Wirwollen ihre Neugier anregen und ihre Freude amTun und Entdecken wecken. Das Wissen der Kindersoll derart erweitert und ihre Selbstständigkeit undKreativität gefördert und entwickelt werden.

Was hat bisher stattgefunden?

Eingeladen durch die Fachbereichsleiterin HeikeHubert unseres Trägers Jusev e.V. nahmen wir andem Projekt der RAA Brandenburg „Demokratieund Vielfalt in Kita und Hort erfahren“ teil. Wirkonnten dort praxisnah und konkret Informationenund Anleitungen bekommen und uns für unserealltägliche Arbeit mit den unterschiedlichsten Kin-dern anregen lassen.

Der heilpädagogische Hort der Erich-Kästner-Schule

Heilpädagogischer Hort der Erich-Kästner-Schule

Ansprechpartnerin: Leiterin Andrea Berlt

Heinrich-Mann-Straße 8 | 15517 FürstenwaldeTel.: 03361 77 37 28Fax: 03361 74 77 79 9E-Mail: [email protected]

Wochenplan

2211

Bilanz – Wohin soll es gehen?

An diesen Erfolgen möchten wir ansetzen und unsintensiver mit Elterngesprächen beschäftigen

Der „Hort Rauen“

In unserem Hort, der an die evangelische Grund-schule Rauen angegliedert ist, betreuen wir 66Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren in altersge-mischten und offenen Gruppen. Wir arbeiten reli-gionspädagogisch und vermitteln christlicheWerte und Normen. Jedes Kind wird mit seineneinzigartigen Stärken und Schwächen angenom-men und respektiert.

Erzieher/-innen, Lehrer/-innen und Ehrenamtlichebieten den Kindern über das ganze Schuljahr hin-weg vielfältige Wahlangebote und Arbeitsge-meinschaften (Schach, Kindersport, Tanzenu.v.m.) an. Die Themen der Kinder werden ent-wicklungs- und altersgerecht im partnerschaftli-chen Erziehungsstil aufgegriffen, um ihnen indivi-duell praktische Erfahrungen zu ermöglichen.Jeden Freitag bieten wir außerdem den Kindern„die Waldumweltdetektive“ im Freien an.

Was hat bisher stattgefunden?

An den Veranstaltungen des Projektes „Demokra-tie und Vielfalt in Kita und Hort erfahren“ der RAABrandenburg nahmen wir mit großem Interesseteil. Wir wurden dazu von der Fachbereichsleite-rin Heike Hubert unsers Trägers Jusev e.V. einge-laden. Das Thema „Elternbeteiligung fördern,aber wie?“ fand unser besonderes Interesse. Wirbetreiben intensive und individuelle Elternarbeit,diese bleibt aber nicht immer reibungslos. In derFortbildung zum Thema Visualisierung arbeiteten

wir gemeinsam mit unseren Kolleginnen vom heilpädagogischen Hort daran, wie wir Veranstal-tungen und Projekte konkret und praxisnah doku-mentieren können. Wir haben dabei eine Visuali-sierungstechnik, eine bestimmte Zeichenmethodegelernt und geübt. Das Schöne dabei war, dassman danach etwas in der Hand und ein Ergebnisproduziert hatte. Darüber hinaus erwarben wirHandwerkszeug, um z.B. den Tagesablauf imHort zu visualisieren. In der alltäglichen Arbeit mitden Kindern haben wir das Gelernte ebenfallsumgesetzt, indem wir ihnen diese Zeichenme-thode gezeigt haben und sie die Visualisierens-technik eigenständig ausprobieren ließen.Da wir diese Fortbildung als ein recht frisch zu-sammengesetztes Team besucht hatten, konntenwir uns in einem anderen beruflichen Rahmenkennen lernen und fachlich kollegial austauschen,um als Team zusammen zu wachsen. Das ist imbetriebsamen Hortalltag sonst kaum möglich.

Bilanz – Wohin soll es gehen?

Wir werden uns weiter mit dem Thema Elternge-spräch und Elternarbeit befassen. Außerdem über-legen wir, wie wir unsere Hort-Kinder stärker an derGestaltung ihres Alltages beteiligen können, ob z.B.Kinderkonferenzen eine sinnvolle Methode der Par-tizipation sein könnten. Für diese konzeptionellenÜberlegungen suchen wir nach Impulsen, Anregun-gen und nach mehr theoretischem und praktischemHandwerkszeug, als wir bereits haben.

Hort Rauen

Ansprechpartnerin: Ramona Redlich

Schulstraße 3 | 15518 RauenTel.: 03361 37 37 17Fax: 03361 37 37 87E-Mail: [email protected]

„Man nimmt immer etwas

mit. Ich möchte nicht

wie vor 20 Jahren ar-

beiten. Es ist gut,

über den Tellerrand

zu kucken.“

sowie Kommunikationstechniken lernen undüben. Dazu sind Rollenspiele hilfreich, die das Er-leben und die Sichtweise von anderen Menschen,z.B. den Kindern oder den Eltern nahe bringen.

2222

Auf die Haltung kommt es an!Lebendig verbunden – Gewaltfreie Kommunikationim Kita-Alltag

Ute S. F. Radüg

Die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) ist eine von Marshall B. Rosenberg entwickelte Kommunikations-und Konfliktlösungsmethode, die zur Absicht hat, in einen einfühlsamen Kontakt mit anderen beziehungs-weise mit sich selbst zu kommen. Ziel ist, die Anliegen aller Beteiligten aufzuspüren und zu berücksichtigen.

Rosenberg nennt die GfK auch „language of the heart“ oder „Giraffensprache“, mit der Giraffe als Sym-boltier für die GfK, denn sie ist das Landtier mit dem größten Herzen.

Worum geht es dabei? Sicher kennen Sie folgende Situation: Wenn Kinder etwas tun, was uns nicht ge-fällt, möchten wir, dass sie sich ändern. Dabei greifen wir oft auf eine der folgenden Verhaltensweisen zu-rück: Bewerten, urteilen, kritisieren, ermahnen, fordern, beschämen, beschuldigen oder bestrafen.

So richten wir unsere Aufmerksamkeit also darauf, was die Kinder falsch machen bzw. was „verkehrt“ anihnen ist. Der Ausgangspunkt all dieser Verhaltensweisen ist eine negative Bewertung des Kindes oder sei-nes Verhaltens. Die Reaktion darauf ist meist Widerstand.

In der Gewaltfreien Kommunikation richten wir unsere Aufmerksamkeit dagegen darauf, was uns wichtigist und vermeiden in der Kommunikation alles, was beim anderen als Bewertung, Beschuldigung, Kritikoder Angriff ankommen könnte – daher die Bezeichnung „Gewaltfreie Kommunikation“.

Das Vier-Stufenmodell der Gewaltfreien Kommunikation

Wenn uns etwas nicht gefällt, sagen wir dem anderen...1. Was wir beobachten – ohne Bewertung.2. Wie es uns geht (Gefühl).3. Was wir brauchen (Bedürfnis).4. Was der andere tun/sagen kann, unser Bedürfnis zu erfüllen (konkrete Bitte).

Dieses Modell der Gewaltfreien Kommunikation hilft dabei, die Kinder im Laufe ihrer Entwicklung dabeizu unterstützen, ihre Gefühle wahrzunehmen, zu verbalisieren, sie zu akzeptieren und so mit sich selbst inKontakt zu kommen. In diesem Kontakt finden sie leichter einen Zugang zu ihren Bedürfnissen. In der Übungvon Mitgefühl und Achtsamkeit mit sich selbst werden beste Voraussetzungen geschaffen, dann auch mitanderen in Kontakt zu treten. Wenn sie von klein auf lernen, ihre eigenen sowie fremde Bedürfnisse wahr-zunehmen und zu berücksichtigen, sowie Freude am Geben zu empfinden, werden sie diese Fähigkeit inihrem weiteren Leben selbstverständlich anwenden.

Auch die Erzieher/-innen profitieren von der heilsamen Wirkung der Empathie. So können sie erleben,wie kraftvoll die Wandlung sein kann, wenn die Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse gelenkt wird. Anstattüber die Eltern zu schimpfen oder die Kinder zu bestrafen, entsteht Verständnis für die Hintergründe deseigenen Verhaltens. Daraus wächst eine Bereitschaft, neue Lösungen zu finden.

„Frieden beginnt in uns selbst. Damit meine ich nicht, dass wir uns zuerst von all unseren inneren gewaltvol-

len Erfahrungen befreien müssen, bevor wir nach außen auf die Welt schauen. Was ich meine ist, dass wir

diese Dinge gleichzeitig tun müssen.“ Marshall B. Rosenberg

i

In unserer Einrichtung betreuen wir 109 Kinder(43 in der Kita und 66 im Hort), denen wir einenOrt voller Geborgenheit und zahlreicher Lern-möglichkeiten bieten wollen. Die Kinder stehenmit ihren Bedürfnissen, Wünschen und Interessenim Mittelpunkt unserer Arbeit. In Ihrer Entwicklungunterstützen und begleiten wir sie durch gezielteBeobachtung und individuelle Förderung. Beson-deren Wert legen wir auf Bewegungs- und Sinnes-erfahrungen (im Bewegungsraum, in der Schul-turnhalle, in den Funktionsräumen des Hortes) undauf Naturerfahrungen bei den wöchentlichenAusflügen in Wald und Tierpark. Im Medienraummit Computer- und Leseecke können die Kinderunter Anleitung Erfahrungen mit dem MediumComputer sammeln und in pädagogischen Spie-len gezielt ihr Wissen erweitern.

Eltern sind für unsere Arbeit wichtige Partner, mitdenen wir gemeinsam in der Kita und im Hortzum Wohl der Kinder aktiv sein wollen.

Was hat bisher stattgefunden?

Aufmerksam auf das Projekt „Demokratie undVielfalt in Kita und Hort erfahren“ der RAA Bran-denburg wurden wir aufgrund persönlicher Vor-erfahrungen mit dem Ansatz Anti-Bias (Vorurteils-bewusste Bildung und Erziehung). Wir habensehr gerne gemeinsam als Team von Kita undHort an den Veranstaltungen teilgenommen.Sehr erleichternd war für uns, dass es Fortbildun-

gen waren, die bei uns im Haus stattgefundenhaben. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken.In den Fortbildungen haben wir sowohl zu Anti-Bias (Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung)als auch zu Konfliktgesprächen gearbeitet.

Vor allem die Veranstaltung „Konfliktgesprächeführen“ mit dem theoretischen Hintergrund derMediation hat uns gefesselt. Die Zeit war leiderzu knapp, weil das Thema uns sehr beschäftigthat. Das Besondere dieser Fortbildung war es,Zeit mit den Kolleg/-innen für das Thema und dieFallarbeit zu haben und einen Perspektivwechselvorzunehmen.

Als Gewinn der Fortbildung nehmen wir mit, dasswir unsere alltägliche Arbeit analysiert haben.Wir haben uns unser eigenes Konfliktverhaltenvor Augen geführt, erfahren, was Ich-Botschaftenerleichtern und überlegt, wie wir in die Konfliktklä-rung der Kinder untereinander gehen wollen. Die

Die Kita und der Hort Heinersdorf „Die Pfiffigen Kobolde“

Kita und Hort Heinersdorf „Die Pfiffigen Kobolde“

Ansprechpartnerinnen: Kerstin Neitsch und Leiterin Manuela Mosters

Straße der Jugend 515518 Steinhöfel OT HeinersdorfTel.: 033432 88 34E-Mail: [email protected]

Kinderbeteiligung in der Kinderkonferenz

2233

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Beobachtung und Expertise von außen ist hilf-reich. Außerdem sind wir in den Elterngesprächensensibler und gewandter geworden und fragenbei möglichen Irritationen schneller nach. Dasführt zu einem bessern Kontakt mit den Eltern.

Bilanz – Wohin soll es gehen?

Aus unserer Beschäftigung mit dem Thema Kon-fliktgespräche heraus überlegen wir, ob wir für un-sere Einrichtung evtl. mit der Unterstützung einerexternen fachlichen Begleitung ein Programm zurKonfliktklärung für die Kinder (z.B. als Streitschlich-terprogramm) einführen könnten. Dies könnte auchin Kooperation mit der Schule stattfinden. Da gabes ja schon mal einen Anlauf vor ein paar Jahrenmit der Mediationsstelle Frankfurt/Oder. Vielleichtist es auch möglich, die bestehende wöchentlicheKinderkonferenz stärker in die Verantwortung derKinder zu geben, als es bisher der Fall ist.

Interessant für unsere Berufspraxis finden wirebenfalls den Ansatz Early Excellence, der im benachbarten Berlin an einigen Kitas umgesetztwird. Außerdem würden wir uns über einen weite-

Ein etwas anderes Museum

„Der Austausch im Team

zu den grundlegenden

fachlichen Themen wie

Demokratieerziehung

und Verhaltensweisen

ist wichtig: dass wir

alle den gleichen

Kenntnisstand haben,

uns einigen oder nicht

und unsere Positionen

kennen.“

ren Fachtag freuen, der für uns mit den hoch inte-ressanten Arbeitsgruppen, der Vernetzung unter-einander und der vorgestellten aktuellen Fachlite-ratur sehr anregend war.