den berufseinstieg von lehrkrften professionell gestalten · 2018. 3. 24. · die schulleitung hat...

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Den Berufseinstieg von LehrkrȨften professionell gestalten MAJA DAMMANN Die Einarbeitung und Integration neuer LehrkrȨfte ist ein wesentliches Instrument innerschulischer Personalentwicklung. Schulleitungen kçnnen durch kluge Begleitung des Berufseinstiegs folgende positiven Effekte erzielen: l durch gute organisatorische Vorbereitung und Begleitung des Berufseinstiegs unnçtige Reibungsverluste vermeiden; l durch klugen Personaleinsatz eine Ƞberforderung der Neuen verhindern und eine Kooperation von alten und neuen LehrkrȨften stȨrken; l eine (selbst)reflexive Haltung der neuen LehrkrȨfte stɒtzen, die von großer Bedeutung ist fɒr deren weitere Kompetenzentwicklung; l die Sichtweisen, Ideen und VorschlȨge der Neuen wahrnehmen und produktiv fɒr die Schulentwicklung nutzen; l damit verhindern, dass eine frɒhzeitige platte Anpassung an die vorgefundenen Gegebenheiten erfolgt. Inhaltsverzeichnis 1 Basiswissen 1.1 Einen schulischen Einarbeitungsplan erstellen 1.2 Gute organisatorische Vorbereitung des Starts 1.3 Das GesprȨch ɒber den Unterrichtseinsatz – ein wichtiges Steuerungsinstrument 1.4 Ein Spezialfall: Referendare mit hohem Anteil eigenverantwortlichen Unterrichts 1.5 Persçnliche Einfɒhrung und Begleitung in den ersten Tagen und Wochen 1.6 Die Patenschaft zwischen Jung und Alt: eine produktive Konstellation 1.7 BilanzierungsgesprȨch mit der Schulleitung nach sechs bis acht Wochen 1.8 Weitere PersonalgesprȨche zum Halb- oder Schuljahresende 1.9 Kollegiale Fallberatung/Supervision 2 Weiterführende Literatur 3 Arbeitshilfen 3.1 Checkliste: Einarbeitungsplan 3.2 Checkliste: Was gehçrt in einen schulinternen Wegweiser fɒr Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger? 3.3 Checkliste: Organisatorische Maßnahmen bei Neueinstellungen 3.4 Checkliste: GesprȨch ɒber den Unterrichtseinsatz neuer LehrkrȨfte 3.5 Checkliste: Was beim Einsatz von Referendaren/Referendarinnen besonders zu beachten ist 3.6 Vorschlag fɒr die Aufteilung von ZustȨndigkeiten bei der Betreuung von Referendaren an der Schule 3.7 Checkliste: Einarbeitungsschritte in den ersten Tagen 3.8 Checkliste: Arbeitsgrundlagen fɒr Teamarbeit klȨren 1 Basiswissen Die Berufseingangsphase ist nach Auffassung der KMK-Kommission Lehrerbildung „die entschei- dende Phase in der beruflichen Sozialisation und Kompetenzentwicklung von LehrkrȨften“, da hier die Weichenstellung erfolgt fɒr einen reflektierten Umgang mit der eigenen Lehrerpersçnlichkeit, den Anforderungen der Berufsrolle und den Gege- benheiten der Schule. Aus Studien zur Lehrergesundheit ist bekannt, dass sich die so genannten Belastungsmuster, die eine besondere GefȨhrdung hinsichtlich spȨterer BerufsunfȨhigkeit darstellen kçnnen, schon in den ersten Berufsjahren herausbilden. Deswegen kommt es darauf an, den Ƞbergang der Lehrkraft von der Ausbildung in die volle Be- rufstȨtigkeit professionell zu begleiten, um eine anhaltende Ƞberforderung im Anfang zu vermei- den. Diese nȨmlich wɒrde zur Entwicklung von schȨdlichen „Ƞberlebensstrategien“ fɒhren, zum Beispiel der kollegialen Abschottung statt Koope- ration, der Entwicklung von psychologischen Ent- lastungsstrategien wie Ironie, Zynismus und Schuldzuschreibung an andere statt Selbstreflexion, der Camouflage von Schwierigkeiten statt deren ak- tiver Bearbeitung. Was kçnnen nun Schulleitungen tun, um die Be- rufseingangsphase fɒr die neuen LehrkrȨfte an ihrer Schule produktiv zu gestalten? 75.50 Bartz u. a.: PraxisWissen SchulLeitung Grundschule, 2011 1

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    Den Berufseinstieg von Lehrkr�ften professionell gestaltenMAJA DAMMANN

    Die Einarbeitung und Integration neuer Lehrkr�fte ist ein wesentliches Instrumentinnerschulischer Personalentwicklung. Schulleitungen kçnnen durch kluge Begleitung des

    Berufseinstiegs folgende positiven Effekte erzielen:l durch gute organisatorische Vorbereitung und Begleitung des Berufseinstiegs

    unnçtige Reibungsverluste vermeiden;l durch klugen Personaleinsatz eine �berforderung der Neuen verhindern und

    eine Kooperation von alten und neuen Lehrkr�ften st�rken;l eine (selbst)reflexive Haltung der neuen Lehrkr�fte st�tzen, die von großer Bedeutung ist

    f�r deren weitere Kompetenzentwicklung;l die Sichtweisen, Ideen und Vorschl�ge der Neuen wahrnehmen und

    produktiv f�r die Schulentwicklung nutzen;l damit verhindern, dass eine fr�hzeitige platte Anpassung an die vorgefundenen

    Gegebenheiten erfolgt.

    Inhaltsverzeichnis

    1 Basiswissen1.1 Einen schulischen Einarbeitungsplan erstellen1.2 Gute organisatorische Vorbereitung des Starts1.3 Das Gespr�ch �ber den Unterrichtseinsatz – ein

    wichtiges Steuerungsinstrument1.4 Ein Spezialfall: Referendare mit hohem Anteil

    eigenverantwortlichen Unterrichts1.5 Persçnliche Einf�hrung und Begleitung in den

    ersten Tagen und Wochen1.6 Die Patenschaft zwischen Jung und Alt: eine

    produktive Konstellation1.7 Bilanzierungsgespr�ch mit der Schulleitung nach

    sechs bis acht Wochen1.8 Weitere Personalgespr�che zum Halb- oder

    Schuljahresende1.9 Kollegiale Fallberatung/Supervision

    2 Weiterf�hrende Literatur

    3 Arbeitshilfen3.1 Checkliste: Einarbeitungsplan3.2 Checkliste: Was gehçrt in einen schulinternen

    Wegweiser f�r Berufseinsteigerinnen undBerufseinsteiger?

    3.3 Checkliste: Organisatorische Maßnahmen beiNeueinstellungen

    3.4 Checkliste: Gespr�ch �ber den Unterrichtseinsatzneuer Lehrkr�fte

    3.5 Checkliste: Was beim Einsatz vonReferendaren/Referendarinnen besonders zubeachten ist

    3.6 Vorschlag f�r die Aufteilung von Zust�ndigkeitenbei der Betreuung von Referendaren an der Schule

    3.7 Checkliste: Einarbeitungsschritte in den erstenTagen

    3.8 Checkliste: Arbeitsgrundlagen f�r Teamarbeitkl�ren

    1 Basiswissen

    Die Berufseingangsphase ist nach Auffassung derKMK-Kommission Lehrerbildung „die entschei-dende Phase in der beruflichen Sozialisation undKompetenzentwicklung von Lehrkr�ften“, da hierdie Weichenstellung erfolgt f�r einen reflektiertenUmgang mit der eigenen Lehrerpersçnlichkeit,den Anforderungen der Berufsrolle und den Gege-benheiten der Schule.

    Aus Studien zur Lehrergesundheit ist bekannt,dass sich die so genannten Belastungsmuster, dieeine besondere Gef�hrdung hinsichtlich sp�tererBerufsunf�higkeit darstellen kçnnen, schon in denersten Berufsjahren herausbilden.

    Deswegen kommt es darauf an, den �bergangder Lehrkraft von der Ausbildung in die volle Be-rufst�tigkeit professionell zu begleiten, um eineanhaltende �berforderung im Anfang zu vermei-den.

    Diese n�mlich w�rde zur Entwicklung vonsch�dlichen „�berlebensstrategien“ f�hren, zumBeispiel der kollegialen Abschottung statt Koope-ration, der Entwicklung von psychologischen Ent-lastungsstrategien wie Ironie, Zynismus undSchuldzuschreibung an andere statt Selbstreflexion,der Camouflage von Schwierigkeiten statt deren ak-tiver Bearbeitung.

    Was kçnnen nun Schulleitungen tun, um die Be-rufseingangsphase f�r die neuen Lehrkr�fte an ihrerSchule produktiv zu gestalten?

    75.50

    Bartz u. a.: PraxisWissen SchulLeitung Grundschule, 2011 1

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    1.1 Einen schulischen Einarbeitungsplanerstellen

    Das Schulleitungsteam sollte kl�ren, wer an der je-weiligen Schule f�r die Einarbeitung neuer Lehr-kr�fte zust�ndig ist. Ein schulischer Einarbeitungs-plan erleichtert die �bersicht �ber die notwendigenSchritte bei der Integration neuer Lehrkr�fte undsollte vom Schulleitungsteam erarbeitet und ver-abschiedet werden. Er wird bei der Einstellung andie neue Lehrkraft ausgegeben und ermçglicht sobeiden Seiten, darauf bei Bedarf zur�ckzugreifen.

    Arbeitshilfe 75 50 01:Checkliste: Einarbeitungsphase

    1.2 Gute organisatorische Vorbereitung desStarts

    Eine Umfrage unter Berufseinsteigern hat ergeben,dass der organisatorische Standard bei der Einarbei-tung an der Schule noch relativ niedrig ist, ver-glichen mit denen in Betrieben. Die Erkenntnis,dass �berfl�ssige Such- und Orientierungsanstren-gungen neuer Mitarbeiter sehr, sehr teuer sind,scheint so lange noch nicht Allgemeingut zu sein,wie die daf�r verwendete Zeit nicht getrennt abge-rechnet und bezahlt wird.

    Was sollte zum Standard einer organisatorischguten Einarbeitung gehçren?

    Neue Lehrkr�fte sollten unaufgefordert alle not-wendigen Schl�ssel, ein Post- und ein Schließfachmit ihrem Namen vorfinden. In einer schulinternenInformationsmappe sollten zentrale Daten �ber-reicht werden wie Kollegiumsliste, Lageplan derSchule, Liste der schulischen Funktionen wie Fach-leitungen o. �., Aufsichtsregelungen und -pl�ne,Feuerschutzregelungen und Fluchtpl�ne, Jahrester-minplan, Informationen �ber Konferenzen, wich-tige Konferenzbeschl�sse, Schulprogramm etc.

    Arbeitshilfe 75 50 02:Checkliste: Was gehçrt in einen schulinternenWegweiser f�r Berufseinsteigerinnen undBerufseinsteiger?

    Wenn die neue Lehrkraft eine Klassenleitung�bernimmt, sollten zus�tzlich alle Fragen hinsicht-lich des Klassenraumes rechtzeitig gekl�rt werden,da dies ja meist einen Vorlauf bençtigt und aufden Weg gebracht werden muss, lange bevor dieneue Lehrkraft da ist.

    Arbeitshilfe 75 50 03:Checkliste: Organisatorische Maßnahmen beiNeueinstellungen

    Auch die Bereitstellung eines Sitz- beziehungs-weise Arbeitsplatzes im Lehrerzimmer gehçrt in die-sen Bereich, jedenfalls da, wo es noch feste Sitz-pl�tze in Kollegien gibt.

    1.3 Das Gespr�ch �ber den Unterrichtseinsatz –ein wichtiges Steuerungsinstrument

    Wenn Schulleitung und neu eingestellte Lehrkraft�ber den k�nftigen Stundeneinsatz reden, so spie-len neben den Daten und Fakten immer auch vielezun�chst nicht benannte Erwartungen, Hoffnun-gen, Bef�rchtungen und W�nsche mit. Im Interesseder Schulleitung und der Schule sollten mçglichstviele der unausgesprochenen Bedingungsfaktorenw�hrend des Gespr�ches auf den Tisch kommen.Wenn zum Beispiel die neue Lehrkraft in der Ausbil-dung faktisch nur in der Sekundarstufe I unterrich-tet hat, so hat sie sicher Bedenken, ihren Schwer-punkt komplett in der Primarstufe zu setzen, wirdaber die Bedenken aus Angst, unversch�mt zu er-scheinen, vielleicht im Gespr�ch nicht �ußern.Die Schulleitung ahnt nichts von diesem Problem,setzt sie als Klassenlehrer einer ersten Klasse einund produziert damit eine �berforderung, schnellgibt es Elternbeschwerden. Ein solcher �ußerst pro-blematischer Einstieg kann nur noch schwer kor-rigiert werden. Ein offenes Gespr�ch, in dem dieSchulleitung gr�ndlich nach den Ausgangspositio-nen der neuen Lehrkraft fragt, ist daher unabding-bar. Nat�rlich kann in der Konsequenz nicht einSchonraum f�r Berufseinsteiger entstehen, wohlaber ein sorgf�ltig abgestimmtes Belastungsprofil,in dem zum Beispiel Unterricht in schon bekanntenJahrg�ngen und Stufen mit neuen Anforderungenkombiniert wird, in dem durch parallele Kurse dieVorbereitungszeit reduziert werden kann oder �hn-liches. Die Arbeitshilfe 75 50 04 bietet Anhalts-punkte f�r ein Gespr�ch �ber den k�nftigen Ein-satz.

    Arbeitshilfe 75 50 04:Checkliste: Gespr�ch �ber denUnterrichtseinsatz neuer Lehrkr�fte

    Ein entsprechender Gespr�chsleitfaden kçnntedem Berufseinsteiger auch schon vor dem Gespr�chausgeh�ndigt werden, als Hinweis darauf, welchePunkte angesprochen werden kçnnen/d�rfen. Da-mit kann die neue Lehrkraft eine aktive Rolle imGespr�ch einnehmen. Wenn sie dann noch dieSchulleitung als interessiert und unterst�tzend er-lebt, wenn sie sich in ihren Talenten, aber auch inihren Sorgen und Bed�rfnissen wahrgenommen

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    f�hlt, ist eine wichtige Grundlage f�r offene Gespr�-che in der Zukunft gelegt. Nat�rlich kann es passie-ren, dass an einer Schule kein Spielraum beim Un-terrichtseinsatz existiert – eine neue Lehrkraft er-setzt mitten im Schuljahr eine plçtzlich ausgeschie-dene und muss nun deren Stundenplan �berneh-men. In einem solchen Fall kommt es darauf an,die Zwangslage als �bergangssituation zu gestalten.Die Schulleitung hat im Moment keine Wahl, abersie kann versprechen, zum n�chsten Schuljahr ver-st�rkt auf die W�nsche der neuen Lehrkraft ein-zugehen – und sie kann gegebenenfalls die H�rtenein wenig abpuffern. So bot ein Hauptschulrektorseiner jungen Kollegin an, die mit Biologie als stu-diertem Fach unter anderem zehn Stunden einesausgeschiedenen Chemie-Kollegen ersetzen sollte,mit Anrechnungsstunden an einem wçchentlichenFortbildungskurs Chemie am Fortbildungsinstitutteilzunehmen und die Chemiekurse erst drei Wo-chen zeitversetzt zu beginnen, sodass sie zumindestdie Sicherheitseinweisung in die Chemier�ume ab-solvieren und erste Ideen �ber den Anfangsunter-richt in Chemie erwerben konnte, bevor sie denUnterricht aufnahm. Gleichzeitig versprach dieSchulleitung, �ber den Unterrichtseinsatz zumneuen Schuljahr neu zu verhandeln. Diese Abspra-che trug: Die junge Kollegin unterrichtet mittler-weile im dritten Jahr Chemie und ist sehr zufriedenmit ihrer Situation an ihrer Schule.

    1.4 Ein Spezialfall: Referendare mit hohemAnteil eigenverantwortlichen Unterrichts

    In vielen Bundesl�ndern arbeiten Referendarinnenund Referendare schon kurz nach Beginn ihrer Aus-bildung mit bis zu einer halben Stelle eigenverant-wortlichen Unterrichts. Deswegen muss ihrer Integ-ration ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmetwerden, weil hier besondere Stolpersteine im Wegliegen, insbesondere bei der Frage der Koordinationder Anforderungen der Ausbildung mit denen derSchule. Auch haben Referendarinnen und Referen-dare meist noch keinerlei Routine im Umgang mitschwierigen Sch�lerinnen und Sch�lern, in derLeistungsbewertung, in Gespr�chen mit Elternund Sch�lern. Die Arbeitshilfen 75 50 05 und75 50 06 machen Vorschl�ge, welche zus�tzlichenAspekte bei einer verantwortlichen Integration vonReferendaren wichtig sind.

    Arbeitshilfe 75 50 05:Checkliste: Was beim Einsatz vonReferendaren/Referendarinnen besonderszu beachten ist

    Arbeitshilfe 75 50 06:Vorschlag f�r die Aufteilung vonZust�ndigkeiten bei der Betreuung vonReferendaren an der Schule

    1.5 Persçnliche Einf�hrung und Begleitung inden ersten Tagen und Wochen

    Eine persçnliche Vorstellung neuer Lehrkr�fte imKollegium, in der Schulleitungsgruppe, im Sekreta-riat und beim Hausmeister ist atmosph�risch wich-tig. Wenn dabei auch noch gleich wenige infor-melle S�tze den Anfang erleichtern (z. B. „Bitte ach-ten Sie als Klassenlehrer unbedingt darauf, dass sieden Elternabend eine Woche vorher beim Haus-meister anmelden, er muss dann aufschließen unddas betrifft seine Feierabendplanung!“), wird einwichtiger Schritt zur reibungslosen Integration ge-leistet. Sehr n�tzlich ist auch eine Schulf�hrung.Diese Aufgaben muss nicht unbedingt die Schullei-tung �bernehmen, die Einf�hrung eines Patensys-tems hat sich an vielen Schulen bew�hrt. Allerdingssollte darauf geachtet werden, dass f�r die Berufs-einsteiger nicht unbedingt die selben Personen zu-st�ndig sind wie f�r die Referendarsbetreuung,denn in vielen F�llen hat der Schritt aus der Ausbil-dungskonstellation in die Festanstellung symboli-sche Bedeutung, und neue Lehrkr�fte mçchtendas Mentorenverh�ltnis hinter sich lassen. Bei derkollegialen Vorstellung sollte besonderer Wert aufdie Herstellung von direktem Kontakt zu wichtigenFunktionstr�gern wie Fachleitungen, Jahrgangs-sprechern, Verantwortlichen f�r Lernb�cher, PCsoder �hnliches gelegt werden.

    Arbeitshilfe 75 50 07:Checkliste: Einarbeitungsschritte in den erstenTagen

    1.6 Die Patenschaft zwischen Jung und Alt:eine produktive Konstellation

    Manchmal gibt es in der Personalplanung Gl�cks-f�lle. Ein �lterer Kollege erkl�rt sich bereit, eineneue f�nfte Klasse zu �bernehmen, mçchte abergerne Verst�rkung bekommen. Eine neu eingestellteKollegin gesellt sich zu ihm. Es entsteht eine Part-nerschaft der gegenseitigen Befruchtung: Der �ltereKollege erf�hrt sehr intensiv, �ber welchen Schatzan Kenntnissen und Routinen er verf�gt, denn diejunge Kollegin fragt begierig und interessiert undmeldet ihm immer wieder zur�ck, wie froh sie�ber seine Erfahrung ist. Andererseits erlebt diejunge Kollegin, dass ihre F�higkeit, Lernarrange-ments zu etablieren, in denen die Sch�lerinnen

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    und Sch�ler selbstt�tig arbeiten, von ihnen unddem �lteren Kollegen gleichermaßen erstaunt undbegl�ckt angenommen wird. Ein Idealfall? Sicher,aber einer, der sich h�ufiger als gedacht in Schulenereignen kçnnte, denn welcher �ltere Kollegemçchte nicht erleben, dass seine Erfahrung Wert-sch�tzung erf�hrt, und welche junge Kollegin h�ttenicht gerne Unterst�tzung beim mutigen Auspro-bieren von Neuem? Was es braucht f�r eine gelun-gene Partnerschaft, ist eine „Geburtshilfe“ durchdie Schulleitung, die die h�ufig auf beiden Seitenvorhandenen �ngste vor Entwertung ernst nimmtund thematisiert und die sich f�r Teamentwicklunginteressiert und diese nicht als Zufallsprodukt, son-dern als Ergebnis zielgerichteter Kooperation ver-steht, eine Schulleitung, die Teamentwicklung aktivvorantreibt, indem sie die Standards f�r Zusam-menarbeit offen benennt.

    Arbeitshilfe 75 50 08:Checkliste: Arbeitsgrundlagen f�r Teamarbeitkl�ren

    1.7 Bilanzierungsgespr�ch mit der Schulleitungnach sechs bis acht Wochen

    Nach etwa sechs bis acht Wochen, nachdem neueLehrkr�fte an eine Schule gekommen sind, solltensie von der Schulleitung zu einem ersten Bilanzie-rungsgespr�ch gebeten werden. Gibt es mehrereneue Kolleginnen und Kollegen, so sollten sie ruhigzusammen eingeladen werden. Denn dieses Ge-spr�ch, in angenehmer Atmosph�re (mçglichstmit einer kleinen Bewirtung und in einem stçrungs-freien Raum) gef�hrt, soll schwerpunktm�ßig einerR�ckmeldung der Neuen an die Schulleitung die-nen: Wie hat die Einarbeitung und Begleitung ge-klappt? Wo dr�ckt der Schuh? Was war bemerkens-wert, unklar, verstçrend, begeisternd . . . in den ers-ten Wochen? Was haben die neuen Lehrkr�fte er-lebt? Gibt es Kl�rungs- oder Unterst�tzungsbedarf?Wenn es gelingt, das echte Interesse der Schullei-tung an R�ckmeldung glaubhaft zu machen (alsokein empfindliches Zusammenzucken, wenn Kritik-punkte formuliert werden!), dann kann mit diesemGespr�ch ein weiterer Grundstein f�r eine vertrau-ensvolle Zusammenarbeit gelegt werden. Es gibtdie Mçglichkeit, bei Bedarf nachzusteuern oder zukl�ren, und die Schulleitung bekommt kostenloseine R�ckmeldung �ber das System ihrer Schulevon Menschen, die erst anfangen, heimisch zu wer-den, und deshalb noch den Blickwinkel von außeneinnehmen kçnnen.

    1.8 Weitere Personalgespr�che zum Halb- oderSchuljahresende

    Je nach Einstellungsdatum sollte jeweils zum Halb-oder Schuljahresende, also zum ersten Mal nacheinem halben Jahr und dann erneut nach einemweiteren Jahr ein weiteres Personalgespr�ch mitdem Ziel gef�hrt werden, die Zufriedenheit mitdem Unterrichtseinsatz festzustellen und gegebe-nenfalls nachzubessern, mçgliche Probleme zu be-nennen und mçglicherweise Fortbildungs- oderUnterst�tzungsmaßnahmen zu vereinbaren. Nacheinem halben beziehungsweise anderthalb Jahrenist schon klarer erkennbar, wie erfolgreich die Integ-ration bisher war. Mit besonders leistungsstarkenLehrkr�ften kçnnte zu diesem Zeitpunkt auch�ber die �bernahme (weiterer) Verantwortungengesprochen werden.

    1.9 Kollegiale Fallberatung/Supervision

    In der Arbeit mit Berufseinsteigern hat sich be-sonders die Methode der Intervision (also der kolle-gialen Fallberatung) oder die Einrichtung von Su-pervisionsgruppen bew�hrt. Egal ob diese Gruppenals Peer-Gruppen von Berufseinsteigern eingerich-tet werden oder f�r alle Kollegen einer Schule offensind – die Mçglichkeit, gemeinsam bewertungsfreiund lçsungsorientiert vertieft an bestimmten F�l-len zu arbeiten, entlastet, erweitert die Perspekti-ven, erçffnet neue Handlungsmçglichkeiten undschafft bei erfolgreicher Arbeit ein erweitertes Re-pertoire. Dieses Angebot wird in einigen Bundes-l�ndern zentral gemacht, von Lehrerbildungsinsti-tuten oder Universit�ten, es l�sst sich aber auchauf schulischer Ebene oder im Regionalverbundetablieren.

    2 Weiterf�hrende Literatur

    l Erwin Beck, Marianne Huttel, Michael Schratz:Berufseingangsphase (Induction Phase). In: jour-nal f�r lehrer/innenbildung, Heft 1/2001, Studi-en-Verlag Innsbruck

    Ein knapper �berblick �ber die Forschung zur Be-rufseingangsphase und den Stand der Entwicklungvon Konzepten im deutschsprachigen Raum.

    l Bçhmann, Marc und Hoffmann, Kirsten: Kurs-buch Berufseinstieg. Beltz Verlag, Weinheim,und Basel, 2002

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    Ein Buch f�r die Hand der Berufseinsteiger mitknappen Orientierungstexten und vielen Materia-lien und Checklisten.

    l Buhren, Claus G. und Rolff, Hans-G�nter: Perso-nalentwicklung in Schulen. Beltz-Verlag, Wein-heim und Basel, 2002

    Ein Grundlagenwerk zum Thema, nach einer Ein-f�hrung und theoretischen Grundlegung folgenpraktische Anregungen f�r unterschiedliche Instru-mente der Personalentwicklung an Schulen, auchf�r den Umgang mit neuen Kolleginnen und Kolle-gen.

    l Dammann, Maja: Als Schulleiter neu im Amt.Raabe-Verlag, Stuttgart, 2004

    Das Buch richtet sich speziell an neue Schulleiter,enth�lt aber im Kapitel „Eine strategische Aufgabe:Personalentwicklung“ eine F�lle von praktischenTipps zum Thema „Integration“ neuer Mitarbeiter.

    l Dammann, Maja: Die Berufseingangsphase inHamburg. In: journal f�r lehrerInnenbildung,Heft 2/2004, StudienVerlag, Innsbruck

    Eine knappe Darstellung der wissenschaftlichen Be-gr�ndung f�r die Einf�hrung einer Berufseingangs-phase in Hamburg sowie der ersten praktischen Er-fahrungen.

    l Dammann, Maja: Der Zusammenhang von indi-vidueller Qualifizierung neuer Lehrerinnen undLehrer und Schulentwicklung. In: journal f�rschulentwicklung, Heft 2/2004, StudienVerlag,Innsbruck

    Verschiedene Angebote der Berufseingangsphasewie kollegiale Fallberatung und Coaching werdenan realen Beispielen in ihren Wirkungen auf Schulegeschildert.

    l Ender, Bianca und Strittmatter, Anton: Personal-entwicklung als Schulleitungsaufgabe. Studien-Verlag, Innsbruck, 2001

    Eine knappe, motivierende Darstellung (der Text istnur insgesamt 60 Seiten lang) der Handlungsfelder

    von Personalentwicklung in der Schule. Besondersausf�hrlich wird auf die unterschiedlichen Ge-spr�chsformen zwischen Schulleitung und Lehr-kr�ften eingegangen.

    l Mutzeck, Wolfgang: Kooperative Beratung. �ber-arbeitete Neuauflage, Beltz Verlag, Weinheim,2002

    Ein hilfreicher Leitfaden f�r Beratung und Super-vision im Schulalltag.

    l Thurn, Susanne: Berufseingangsphase konkret:Der Neuenkreis. In: P�dagogik Heft 7/8 2005,Beltz Verlag, Weinheim

    3 Arbeitshilfen

    Folgende Arbeitshilfen finden Sie in unserem Online-Angebot unter www.praxiswissen-schulleitung.de(in Klammern finden Sie die jeweilige Nummer derArbeitshilfe):3.1 Checkliste: Einarbeitungsplan (Nr. 75 50 01)

    ! abgedruckt3.2 Checkliste: Was gehçrt in einen schulinternen

    Wegweiser f�r Berufseinsteigerinnen und Be-rufseinsteiger? (Nr. 75 50 02)

    3.3 Checkliste: Organisatorische Maßnahmen beiNeueinstellungen (Nr. 75 50 03)

    3.4 Checkliste: Gespr�ch �ber den Unterrichts-einsatz neuer Lehrkr�fte (Nr. 75 50 04)

    3.5 Checkliste: Was beim Einsatz von Referenda-ren/Referendarinnen besonders zu beachtenist (Nr. 75 50 05)

    3.6 Vorschlag f�r die Aufteilung von Zust�ndig-keiten bei der Betreuung von Referendaren ander Schule (Nr. 75 50 06)

    3.7 Checkliste: Einarbeitungsschritte in den erstenTagen (Nr. 75 50 07)! abgedruckt

    3.8 Checkliste: Arbeitsgrundlagen f�r Teamarbeitkl�ren (Nr. 75 50 08)

    Maja Dammann,Landesinstitut f�r Lehrerbildung und Schulentwicklung,Hamburg

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    Arbeitshilfe 75 50 01: Checkliste: Einarbeitungsplan

    Maja Dammann, Den Berufseinstieg von Lehrkr�ften professionell gestalten, 75.50

    Checkliste: Einarbeitungsplan

    Erster Schritt: circa drei Monate vor Dienstantritt

    l Organisatorische Vorbereitungen der Schulleitung(Raum, Mçbel, Schl�ssel, Kopien wichtiger Be-schl�sse und Pl�ne)

    Zweiter Schritt: vor Dienstantritt

    l Kontaktaufnahme, Orientierungsgespr�ch mitSchulleitung

    Dritter Schritt: vor Dienstantritt

    l Vertrag gekl�rt?l Info aus Personalabteilung erhalten?

    Vierter Schritt: vor Dienstantritt

    l Informationen und Material erhalten (z. B. Lehr-pl�ne, Wegweiser, Schl�ssel)?

    l Pate/Patin festgelegt?

    F�nfter Schritt: erster Tag

    l Mit Patin/Paten bekannt gemacht worden?l Im Kollegium vorgestellt worden?l Dienstantrittsmeldung erledigt?l Diewichtigsten Kontakte hergestellt? (z. B. zu Fach-

    kollegen, Teamkollegen) und Info-Mappe erhalten(z. B. Stundenplan, Vertretungen, Aufsichten)?

    Sechster Schritt: nach sechs Wochen

    l Gespr�ch zwischen Schulleitung und neuen Kolle-ginnen/Kollegen, gegebenenfalls mit Paten, �berdie ersten Erfahrungen und Eindr�cke

    l Gegebenenfalls Verabredung von Prozedere bei ersterHospitation, Festlegung von Beobachtungsaspekten

    Siebter Schritt: nach erster Hospitationsrunde

    l Auswertung der Hospitationenl Gegebenenfalls Hilfestellung bei Problemen

    Achter Schritt: nach einem halbem Jahr

    l Gespr�ch mit der Schulleitungl Gegebenenfalls Ver�nderung des Unterrichtsein-

    satzesl Gegebenenfalls Information �ber Prozedere bei

    Verbeamtungl Gegebenenfalls erste �berlegungen zur �ber-

    nahme von Aufgaben �ber den Unterricht hinaus

    Neunter Schritt: nach ein bis zwei Jahren

    l Bei Referendaren: Bilanzierung der schulischenAusbildung, des Ausbildungsstandes, Benennenvon individuellen Entwicklungsaufgaben

    l Bei Berufseinsteigern: Bilanzierung der Einarbei-tungsphase

    l W�nsche der Kolleginnen und Kollegen f�r die Zu-kunft

    l Hinweis auf zuk�nftige Gespr�chsrituale an derSchule

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    Arbeitshilfe 75 50 07: Checkliste: Einarbeitungsschritte in den ersten Tagen

    Maja Dammann, Den Berufseinstieg von Lehrkr�ften professionell gestalten, 75.50

    Checkliste: Einarbeitungsschritte in den ersten Tagen

    Maßnahme Verantwortlich: Erfolgt:

    Benennung eines schulinternen Paten Schulleitung

    Aush�ndigen der schulischen Informationsschrift „Herzlich willkommen“ Schulleitung

    Aush�ndigen einer Mappe mit wichtigen schriftlichen Unterlagen:l Ggf. Pr�fungsordnungenl Schulprogramml Schulinterne Lehrpl�ne, Rahmenpl�nel Persçnlicher Stundenplanl Raumplanl Hausordnungl Kollegiumslistel Organigramm der Schule oder Liste der schulischen Funktionen mit aktueller Besetzungl Pausenregelung, Stundentaktl Ggf. Sonderregelungen bez�glich Parken/Fahrradaufbewahrungl Jahresterminplanl Wichtige Lehrerkonferenzbeschl�ssel Handhabung der Lernmittel-Beschaffung

    Schulleitung

    Treffen zwischen neu eingestelltem Kollegen und Paten zu Beginn des ersten Schultagesarrangieren

    Schulleitung

    Vorstellung im B�ro; Aufnahme der Personalien f�r Kollegiumsliste Schulleitung

    Dienstantrittsmeldung Schulleitung

    Vorstellung bei Hausmeister Schulleitung

    Aush�ndigen der Schl�ssel Schulleitung

    Schulf�hrung Pate/Schulleitung

    Vorstellen im kleinen Kollegenkreis (Team, parallel unterrichtende Fachkollegen, „Nach-barn“ im Lehrerzimmer)

    Pate

    Bekanntmachen mit Fachleitern Pate

    Vorstellung in Schulleitungsgruppe bzw. bei stellvertretendem Schulleiter Schulleiter

    Kl�rung der Modalit�ten im Krankheitsfall und bei Vertretung Stellv. Schulleiter

    Bekanntmachen mit schulinternen Informationssystemen (Stundenplan, Vertretungsplan,Raumpl�ne, Mitteilungsbuch, Protokolle der Gremien etc.)

    Pate

    Bekanntmachen mit schulinternen Gepflogenheiten der Terminplanung (Konferenztage;Jahresterminplan, Konferenzen, Elternabende, Klassenreise- und Projektzeiten, Praktikaetc.)

    Pate

    Ggf. Kl�rung aller Fragen hinsichtlich des Arbeitsvertrages Schulleitung

    Ggf. Beratung zu Beihilfe/Krankenversicherung/Fahrkarte Schulleitung

    Berufseingangsphase 75.50

    Bartz u. a.: PraxisWissen SchulLeitung Grundschule, 2011 7

  • {luchterh_neu}PraxisWissen_GS/Lfg-00_GW/k75-50.3d 8

    Berufseingangsphase75.50

    � Wolters Kluwer Deutschland8

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