der biomechanische effekt von supramalleolären fehlstellungen auf das obere sprunggelenk

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D.A.F. INTERN 320 D.A.F. Intern Einleitung Der symptomatische Pes plano valgus des Schul- kindes bedarf nach Ausschluss übergeordneter De- formitäten der operativen Therapie. Die subtalare Arthrorise vermag über einen minimal invasiven Zugang die subtalare Pronation zu blockieren, den Triceps surae zu rezentrieren und den Talus im Talonaviculargelenk zu reponieren. Zur Schonung subtalarer nervaler und ligamentärer Strukturen benutze ich die Calcaneus-Stop-Schraube. Sie ist einzeitig doppelseitig mit sofortiger funk- tioneller Therapie anwendbar. Material und Methode Von 4−2007 bis 10−2011 wurden 27 Patienten (54 Füße) mit der Calcaneus-Stop-Schraube operativ behandelt. Die Schulkinder wurden über Jahre in unserer Praxis konservativ therapiert. Die OP er- folgte doppelseitig kurzstationär ohne begleitende Eingriffe. Das Schraubensystem der Firma Merete mit variabler Kombination von Gewindelänge und Kappengröße zur exakten Justierung der Korrek- tur wurde benutzt. Die Implantation erfolgte über einen ca. 4 cm langen Schnitt über dem Sinus tarsi unter BV-Kontrolle. Ab dem 1. postop. Tag wurden die Kinder mit schmerzorientierter Vollbelastung an Gehstützen schrittweise mobilisiert. Gang- schule und Dehnung des Triceps surae folgten für 6 Wochen. Vor OP, nach 6 Wochen, nach 2 Jah- ren oder vermutetem Schluss der Epiphysenfugen wurden standardisierte Rötgenaufnahmen beider Füße im Stand dp und seitlich erstellt. Begleitend fanden aller 6 Monate klinische Untersuchungen in unserer Praxis statt. Ergebnisse 25 Kinder (50 Füße) konnten nach 28 Monaten (54 − 4 Monate) erfasst werden. Es waren 20 Jungen und 5 Mädchen. Das Alter bei OP war 10,5 Jahre (15−6 Jahre). Der präoperative TMT-Index nach Hamel betrug 51,5° (80,2°−28,3°). Er wurde auf 11,7° (23,5°−2,3°) zur 6 Wochen Kontrolle korri- giert und normalisierte sich im 2-Jahresverlauf auf 19,6° (28°−11,2°). Der Calcaneus-Boden-Winkel wuchs von 14,9° (23,3°−2,8°) präop. auf 17,5° (25,7°−6,8°) 6-Wochen postop. an und konnte in der Verlaufsuntersuchung mit 17,1° (33°−10,1°) gemessen werden. Klinisch waren bei vermin- derter Dorsalextension bei der 6-Wochen-Kontrolle noch 5 Kinder (10 Füße) im Fersenvarus, was bei der 6-Monats-Kontrolle sich vollständig normali- siert hatte. Eine dauerhafte Überkorrektur bzw. einen progredienten Korrekturverlust konnte ich nicht nachweisen. Alle Kinder und Eltern waren bei der Nachuntersuchung mit dem Korrektur- ergebnis zufrieden. Es bestand Beschwerdefreiheit ohne Einschränkungen der Sportfähigkeit und ohne Schuhkonflikte. An Komplikationen waren röntgeno- logisch in 3 Fällen eine Diskonnektion der Kappe zum Schraubenanteil des Implantates sichtbar und 2 x ein Lysesaum um das Schraubengewinde ohne Sinterung dieser und auch klinisch ohne Korrektur- verlust oder Beschwerden. Diskussion Im Vergleich der Ergebnisse mit der Literatur wird mit der vorliegenden Untersuchung bestätigt, dass mit der Calcaneus-Stop-Schrauben-Arthrorise eine minimal invasive Methode existiert, den symptoma- tischen juvenilen Pes planovalgus im Adoleszenten- alter sicher und nachhaltig operativ zu behandeln. Korrespondenzautor: Dr. Babett Döhnert Orthopraxis Leipzig, Facharztzentrum für konservative und operative Orthopädie, Antonienstraße 1, 04229 Leipzig, Tel.: 0172-3429870, Fax: 0341-9903360 E-Mail: [email protected] http://dx.doi.org/10.1016/j.fuspru.2012.09.042 Der biomechanische Effekt von supramalleolären Fehlstellungen auf das obere Sprunggelenk M. Knupp, S. Stufkens, L. Bolliger, B. Hintermann Kantonsspital Liestal Einleitung Achsenfehlstellungen werden in 60% der Patienten mit Arthrose am oberen Sprunggelenk (OSG) beo- bachtet. Diese führen zu einer unphysiologischen intraartikulären Druckverteilung und können den Verschleiß im Gelenk beschleunigen. Aus diesem Grund haben die Korrekturosteotomien um das Sprunggelenk bei der Therapie der Arthrose am OSG in den letzten Jahren an Bedeutung gewon- nen. Wir haben an einem In-vitro-Modell die Druck- verschiebungen im OSG bei unterschiedlichen Varus- und Valgus-Fehlstellungen charakterisiert und quantifiziert. Material und Methoden An 17 Kadaverunterschenkeln wurden mittels aufklappender und zuklappender supramalleolä- rer Osteotomie Varus- und Valgus-Fehlstellungen von bis zu 15 Grad simuliert. Anschließend wur- den die Unterschenkel mit 700 N belastet und die intraartikulär entstehenden Druckverschiebungen

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RN320 D.A.F. Intern

EinleitungDer symptomatische Pes plano valgus des Schul-kindes bedarf nach Ausschluss übergeordneter De-formitäten der operativen Therapie. Die subtalare Arthrorise vermag über einen minimal invasiven Zugang die subtalare Pronation zu blockieren, den Triceps surae zu rezentrieren und den Talus im Talonaviculargelenk zu reponieren. Zur Schonung subtalarer nervaler und ligamentärer Strukturen benutze ich die Calcaneus-Stop-Schraube.

Sie ist einzeitig doppelseitig mit sofortiger funk-tioneller Therapie anwendbar.

Material und MethodeVon 4−2007 bis 10−2011 wurden 27 Patienten (54 Füße) mit der Calcaneus-Stop-Schraube operativ behandelt. Die Schulkinder wurden über Jahre in unserer Praxis konservativ therapiert. Die OP er-folgte doppelseitig kurzstationär ohne begleitende Eingriffe. Das Schraubensystem der Firma Merete mit variabler Kombination von Gewindelänge und Kappengröße zur exakten Justierung der Korrek-tur wurde benutzt. Die Implantation erfolgte über einen ca. 4 cm langen Schnitt über dem Sinus tarsi unter BV-Kontrolle. Ab dem 1. postop. Tag wurden die Kinder mit schmerzorientierter Vollbelastung an Gehstützen schrittweise mobilisiert. Gang-schule und Dehnung des Triceps surae folgten für 6 Wochen. Vor OP, nach 6 Wochen, nach 2 Jah-ren oder vermutetem Schluss der Epiphysenfugen wurden standardisierte Rötgenaufnahmen beider Füße im Stand dp und seitlich erstellt. Begleitend fanden aller 6 Monate klinische Untersuchungen in unserer Praxis statt.

Ergebnisse25 Kinder (50 Füße) konnten nach 28 Monaten (54 − 4 Monate) erfasst werden. Es waren 20 Jungen und 5 Mädchen. Das Alter bei OP war 10,5 Jahre (15−6 Jahre). Der präoperative TMT-Index nach Hamel betrug 51,5° (80,2°−28,3°). Er wurde auf 11,7° (23,5°−2,3°) zur 6 Wochen Kontrolle korri-giert und normalisierte sich im 2-Jahresverlauf auf 19,6° (28°−11,2°). Der Calcaneus-Boden-Winkel wuchs von 14,9° (23,3°−2,8°) präop. auf 17,5° (25,7°−6,8°) 6-Wochen postop. an und konnte in der Verlaufsuntersuchung mit 17,1° (33°−10,1°) gemessen werden. Klinisch waren bei vermin-derter Dorsalextension bei der 6-Wochen-Kontrolle noch 5 Kinder (10 Füße) im Fersenvarus, was bei der 6-Monats-Kontrolle sich vollständig normali-siert hatte. Eine dauerhafte Überkorrektur bzw. einen progredienten Korrekturverlust konnte ich nicht nachweisen. Alle Kinder und Eltern waren bei der Nachuntersuchung mit dem Korrektur-ergebnis zufrieden. Es bestand Beschwerdefreiheit

ohne Einschränkungen der Sportfähigkeit und ohne Schuhkonfl ikte. An Komplikationen waren röntgeno-logisch in 3 Fällen eine Diskonnektion der Kappe zum Schraubenanteil des Implantates sichtbar und 2 x ein Lysesaum um das Schraubengewinde ohne Sinterung dieser und auch klinisch ohne Korrektur-verlust oder Beschwerden.

DiskussionIm Vergleich der Ergebnisse mit der Literatur wird mit der vorliegenden Untersuchung bestätigt, dass mit der Calcaneus-Stop-Schrauben-Arthrorise eine minimal invasive Methode existiert, den symptoma-tischen juvenilen Pes planovalgus im Adoleszenten-alter sicher und nachhaltig operativ zu behandeln.

Korrespondenzautor:Dr. Babett DöhnertOrthopraxis Leipzig, Facharztzentrum für konservative und operative Orthopädie, Antonienstraße 1, 04229 Leipzig, Tel.: 0172-3429870, Fax: 0341-9903360E-Mail: [email protected]

http://dx.doi.org/10.1016/j.fuspru.2012.09.042

Der biomechanische Effekt von supramalleolären Fehlstellungen auf das obere SprunggelenkM. Knupp, S. Stufkens, L. Bolliger, B. Hintermann

Kantonsspital Liestal

EinleitungAchsenfehlstellungen werden in 60% der Patienten mit Arthrose am oberen Sprunggelenk (OSG) beo-bachtet. Diese führen zu einer unphysiologischen intraartikulären Druckverteilung und können den Verschleiß im Gelenk beschleunigen. Aus diesem Grund haben die Korrekturosteotomien um das Sprunggelenk bei der Therapie der Arthrose am OSG in den letzten Jahren an Bedeutung gewon-nen. Wir haben an einem In-vitro-Modell die Druck-verschiebungen im OSG bei unterschiedlichen Varus- und Valgus-Fehlstellungen charakterisiert und quantifi ziert.

Material und MethodenAn 17 Kadaverunterschenkeln wurden mittels aufklappender und zuklappender supramalleolä-rer Osteotomie Varus- und Valgus-Fehlstellungen von bis zu 15 Grad simuliert. Anschließend wur-den die Unterschenkel mit 700 N belastet und die intraartikulär entstehenden Druckverschiebungen

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mittels Tekscan©-Sensoren gemessen. In einer ers-ten Gruppe (n=11) wurde isoliert der Winkel der tibiotalaren Gelenkfl äche in der Frontalebene verändert und in einer zweiten Gruppe (n=6) zusätz-lich die Fibula osteotomiert.

ErgebnisseDie isolierte Varusfehlstellung führte zu einer pos-terolateralen und die Valgusfehlstellung zu einer zu einer anteromedialen Verschiebung der Kraft- und der Druckübertragung. Bei zusätzlicher Osteotomie der Fibula wurde eine anteromediale Verschie-bung bei der Varusfehlstellung und eine poste-rolaterale Verschiebung bei der Valgusfehlstellung beobachtet. Diese Verschiebungen des Zentrums der Druck- und Kraftübertragung im Gelenk waren statistisch signifi kant (p<0.05).

DiskussionDie isolierte Veränderung der Orientierung der distalen tibialen Gelenksfl äche führt zu parado-xen Druck- und Kraftübertragungs-Verschiebungen, wenn die Gelenkkongruenz nicht erhalten bleibt. Grund dafür ist die ausgewiesene Kongruenz des Gelenkes, die vor allem auch durch die Fibula gewährleistet wird. Daher können Korrekturosteo-tomien der distalen Tibia nicht mit denen der proximalen Tibia verglichen werden, wo Entlas-tungen durch eine isolierte Tibia-Valgisationsoste-otomien erreicht werden können. Die Planung von supramalleolären Korrekturen muss neben der Tibia immer auch die Fibula miteinbeziehen.

SchlüsselwörterOberes Sprunggelenk, Arthrose, supramalleoläre Osteotomie

Korrespondenzautor:Dr. med. Markus KnuppKlinik für Orthopädie und Traumatologie, Kantonsspital Liestal, 4410 Liestal, Schweiz, Tel.: 0041 61 925 22 26E-Mail: [email protected]

http://dx.doi.org/10.1016/j.fuspru.2012.09.043

Therapie der asymmetrischen Arthrose am Oberen SprunggelenkM. Knupp, L. Bolliger, S. Stufkens, A. Barg, B. Hintermann

Kantonsspital Liestal

EinleitungÜber 60% der Patienten mit einer Arthrose im Oberen Sprunggelenk (OSG) weisen eine Achsenfehlstellungen

am Rückfuß auf. Aus diesem Grund haben Korrek-turosteotomien in der Behandlung von frühen und mittleren Arthrose-Stadien an Bedeutung gewonnen. Aufgrund der Vielschichtigkeit der Ätiologie und Mor-phologie der arthrotischen Gelenke sind Zusatzein-griffe häufi g. Wir haben Patienten mit asymmetrischer Arthrose am OSG nach klinischen und radiologischen Kriterien in Gruppen eingeteilt und anschließend mit einer supramalleolären Osteotomie behandelt. Die Indikation für Zusatzeingriffe wurde mittels neuem Algorithmus gestellt.

Material und Methoden92 Patienten (94 OSG) wurden mittels supramalle-olärer Osteotomie behandelt. Entsprechend der präoperativen Präsentationen wurden zusätzlich Osteotomien der Fibula, des Kalkaneus und am Mittelfuß und durchgeführt. Die prospektiv durch-geführte Nachuntersuchung beinhaltete klinische und radiologische Parameter.

ErgebnisseSignifi kante Verbesserungen des AOFAS Hindfoot Scores von 55,6 ± 17,2 auf 72,8 ±18,9 und der Werte der Visuellen Analog Skala für Schmerz von 4,6 ± 1,9 auf 2,8± 2,3 (p<0,05) wurden beobachtet. Unter den verschiedenen Gruppen zeigten sich keine sig-nifi kanten Unterschiede. Valgus-Rückfüße mit einem verkippten Talus in der Malleolargabel zeigten einen Trend zu einem besseren klinischen Resultat. Das Alter und Geschlecht hatte keinen Einfl uss auf die Resultate. Radiologisch zeigte sich neben der Nor-malisierung der Rückfußachse eine signifi kante Ver-besserung des Takakura Arthrose Scores (p<0,05) bei Patienten im Stadium III. Die anderen Grup-pen zeigten lediglich eine Tendenz zur Verbesse-rung. Zehn Sprunggelenke wurden sekundär in eine Sprunggelenkprothese (9 Fälle) oder Arthrodese (1 Fall) konvertiert. Risikofakto ren, die für ein schlech-tes Resultat verantwortlich waren persistierende Gelenksinkongruenz (nicht angepasste Läge/Position der Fibula, Instabilität und fortgeschrittene Arthrose im medialen Anteil des tibiotalaren Gelenkes.

DiskussionWir konnten frühere Beobachtungen über gute Resultate nach supramalleolären Osteotomien re-produzieren. Es zeigte sich jedoch auch, dass eine Normalisierung der intraartikulären Drucke in vie-len Fällen nicht durch eine alleinige Korrektur der distalen tibialen Gelenksfl äche erreicht werden kann. Weiter bestehen Risikofaktoren, die zu einem schlechten Resultat nach einer supramalle-olären Osteotomie führen können.