der hakler 2015/16...noch nicht einmal a1 (ganz einfache sätze, einfache informationen, …)...
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THEMEN:
Flüchtlingshilfe an der HAK I
Flüchtlinge in Salzburg
Flüchtlinge weltweit
Flüchtlinge und Sport
Wirtschaft und Flüchtlinge
Amnesty International
Flüchtlinge in der Literatur
DER HAKLER 2015/16
Flucht und Terror
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2
INHALT 2EK mit dabei ..................................................................................................... 3
Dalila Ikache: ein echtes Vorbild! ................................................................... 3
Interview mit Frau Prof. Hafner-Fleischer ........................................................ 6
Das Leben nach der Flucht! – Wie geht es jetzt weiter? ............................. 8
So denkt Salzburg zum Thema Flüchtlinge .................................................. 10
Refugees welcome? ....................................................................................... 12
Bienvenue réfugiés? ........................................................................................ 14
Flüchtlinge und Fußball ................................................................................... 16
Flüchtlinge – Sozialschmarotzer oder Zukunft ............................................. 17
Besuch von Amnesty International ............................................................... 18
Herr Professor Reiter bei Amnesty ................................................................. 19
Buchempfehlung: Dave Eggers „Weit gegangen“ ................................... 20
Filmkritik: „Geh und lebe“ ............................................................................... 21
Die 2 AK dankt Frau Prof. Vital für ihre freundliche Unterstützung!
Inhalt
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2EK MIT DABEI Drei Schüler aus der 2 EK sind in der Flüchtlingshilfe tätig. Max, ein
engagierter Pfadfinder, Alex, der bei der Freiwilligen Feuerwehr Mitglied ist
und Ahmad, der mehrsprachig aufgewachsen ist.
Alex M. hat mit der Feuerwehr Elixhausen Zelte in Freilassing für die
Flüchtlinge aufgebaut, da das Militär unterbesetzt war. Sein
Feuerwehrverein hat sich dazu bereit erklärt ihnen zu helfen.
Max hat mit seiner Pfadfindergruppe die Flüchtlingskinder betreut und mit
ihnen gespielt.
Ahmad half beim Dolmetschen. Er ging zu dem Personal am
Hauptbahnhof, bekam eine Dolmetscherkarte und durfte dann mit dieser
dolmetschen.
DALILA IKACHE: EIN ECHTES VORBILD! Dalila Ikache, eine ehemalige HAK 1-Schülerin mit Wurzeln in Algerien,
hilft tagtäglich bei der Bewältigung des Flüchtlingsproblems. Wir
interviewten sie zu diesem Thema.
Wie verlief deine Schulzeit in der Hak?
Kam auf den Jahrgang an, je näher es zur Matura rückte, desto stressiger
wurde es. An sich hatte ich eine schöne Zeit und tolle und witzige
Erinnerungen. Neue Freundschaften sind entstanden, die jetzt noch immer
halten.
Wie bist du dazu gekommen, den Flüchtlingen zu helfen?
Ich war auf dem Weg nach Deutschland, mit meinem Vater, um dort
einkaufen zu gehen, an der Grenze sah ich sehr viele Menschen und
Polizisten.
Nach dem Einkaufen entschloss ich mich dort nachzusehen, was
eigentlich los war. Ich bemerkte, dass meine Hilfe benötigt wurde, da ich
ihre arabische Sprache übersetzen konnte. Es war sehr unorganisiert. Ich
und zwei andere waren seit Tagen die einzigen Dolmetscher mit meistens
mehr als 600 oder 800 Menschen an der Grenze.
Inwiefern hilfst du ihnen?
Wie erwähnt arbeite ich meistens als Dolmetscherin dort.
Dazu gehört Übersetzen bei der Polizei, die Probleme und Sorgen der
Menschen in deutscher Sprache darstellen. Wenn sie krank sind, beim Arzt
übersetzen oder auch mit ihnen ins Krankenhaus fahren. Sie beruhigen.
Essen und Getränke verteilen.
Bebändern (jeder bekommt ein Band mit einem Buchstaben, jeder
Buchstabe ist eine Gruppe, der wird dann aufgerufen, um dann nach der
Flüchtlingshilfe an der HAK I
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Wartezeit nach Deutschland gehen zu können)
Mit Kindern spielen, für Babys die Babyflaschen machen.
Kleidung ausgeben. Wenn wenig zu tun ist, putze ich auch gerne, damit
die Nachkommenden es sauber haben.
Wo engagierst du dich? Ich habe vier Monate an der Grenze Salzburg-Freilassing gearbeitet.
Manchmal auch beim Bahnhof und bei der alten Autobahnmeisterei
(Asfinag). Jetzt gibt es die Arbeit an der Grenze, beim Bahnhof vorerst
nicht mehr und alles geschieht nun bei der Asfinag.
Welche Erfahrungen hast du mit ihnen bereits gemacht?
Ich habe schlechte, gute, glückliche, herzenszerreißende, traurige
und beindruckende Erfahrungen gemacht.
Es ist immer wieder erstaunlich die einzelnen Geschichten der Flüchtlinge
zu hören, wie sie es bis hierher nach Salzburg geschafft haben, was sie
eigentlich im eigenen Land beruflich waren.
Wie sie ihre Familien verloren haben, wie sie auf ihrem langen
Kilometerweg in den einzelnen Ländern behandelt worden sind.
Traurige Momente, wenn sie erschöpft vor jemandem sitzen, keine Kraft
mehr haben und einfach nur endlich das Ziel erreichen wollen.
Glückliche Momente, wenn mich die Flüchtlinge anrufen und mir
berichten, dass sie es heil zu ihrem Ziel geschafft haben, dass sie sich mit
ihrer Familie wieder vereinen.
Enttäuschende Momente, wenn man die Hygienezustände in den
einzelnen Camps gesehen hat.
Helfen viele junge Menschen mit?
JA, sehr viele junge Menschen! Am Anfang haben viele Jugendliche und
auch Kinder mit deren Eltern mitgeholfen.
Seit Längerem ist es erst ab 18 Jahren erlaubt. Es sind sehr viele dabei, die
in meinem Alter sind und mithelfen.
Machst du das nebenberuflich?
Ich habe einen Teilzeitjob bei IKEA.
Was ist deine Haupttätigkeit?
In letzter Zeit mein IKEA-Teilzeitjob, das Arbeiten mit den Flüchtlingen und
meine Orientierungsphase, da ich im Oktober zum Studieren anfangen
möchte.
Ich wollte ein Jahr Pause machen, da ich mich nicht so richtig
entscheiden kann, was ich will.
Flüchtlingshilfe an der HAK I
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Hast du jetzt ein anderes Bild von den Flüchtlingen?
Nein, da ich immer das richtige Bild von ihnen hatte.
Was die Syrer angeht, sind sie alle sehr gebildet, gepflegt und respektvoll.
Das wusste ich schon von Anfang an.
Sie sind nicht gierig und nehmen nur das Nötigste. Ich würde jedem
Einzelnen, der Vorurteile gegenüber den Flüchtlingen hat, empfehlen,
einfach mal dort vor Ort mitzuhelfen.
Die Menschen stehlen nicht, man muss keine Angst vor aggressivem
Verhalten haben.
Sie haben alle eigenes Geld und kaufen sich meistens die Sachen, die sie
brauchen, selber.
Flüchtlingshilfe an der HAK I
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INTERVIEW MIT FRAU PROF. HAFNER-FLEISCHER Einige der Professoren/innen an unserer Schule engagieren sich im
Bereich „Flüchtlinge“. Dazu haben wir mit Frau Prof. Hafner-Fleischer
gesprochen, die Flüchtlinge in Deutsch unterrichtet.
Seit wann unterrichten Sie die Flüchtlinge in Deutsch?
Ich habe Mitte Oktober angefangen, die Flüchtlinge in Deutsch zu
unterrichten. Alle Flüchtlinge besuchen einen zweistündigen
Deutschkurs, der vom Staat gefördert wird. Meine Stunden sind nur
für jene, die an einem zusätzlichen Förderkurs interessiert sind.
Wird es gut angenommen?
Mehr als zwei Dritteln der Schüler sieht man an, dass sie vom
Unterricht begeistert sind. Auch die anderen sind sehr dankbar für
die Hilfe, die sie beim Deutschlernen bekommen. Allerdings sind
jene, die mit weniger Begeisterung in den Unterricht gehen, meistens
sprachlich schwächer.
Wann und wo unterrichten Sie die Flüchtlinge?
Glücklicherweise hat mir Frau Direktor Becker die Erlaubnis gegeben,
die Flüchtlinge jeden Dienstag ab 15:00 Uhr in unserer Schule zu
unterrichten. An dieser Stelle möchte ich noch einmal meinen ganz
besonderen Dank an die Frau Direktor aussprechen.
Werden Fortschritte gemacht?
Um eine genauere Prognose abzugeben, ist es noch zu früh. Unser
Ziel ist es, den Status A2 (Sätze verstehen, Einkauf, Arbeit, Familie,
nähere Umgebung, …) zu erreichen. Das Problem ist, dass viele
noch nicht einmal A1 (ganz einfache Sätze, einfache
Informationen, …) erreicht haben.
Treten sprachliche Hindernisse auf?
Ja, das Problem ist, dass einige nur sehr schlecht bis gar nicht
Englisch sprechen. Ein Schüler spricht nur Urdu, eine Sprache, die am
Hindukusch gesprochen wird und vollkommen anders als die
indogermanischen Sprachen ist – wie im Übrigen auch Arabisch.
Zum Glück kann einer der Arabischsprechenden in etwa verstehen,
was er mitteilen will. Allerdings ist es generell schwieriger, ohne
Englischkenntnisse Deutsch zu lernen.
Wie viele unterrichten Sie und woher kommen diese?
Zurzeit unterrichte ich sieben Männer im Alter von 18 bis 27 Jahren. Es
sind nicht alle aus Syrien, ich unterrichte auch zwei junge Männer
aus Somalia und einen aus Afghanistan.
Flüchtlingshilfe an der HAK I
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Entstehen Konflikte zwischen verfeindeten Nationalitäten?
In meinem Unterricht merke ich davon absolut nichts. Allerdings
leben die sieben Männer in WGs in Liefering und ich bin mir sicher,
dass das Zusammenleben nicht immer einfach ist. Man merkt deutlich, dass sie nicht die besten Freunde sind, allerdings verbindet
sie dasselbe Schicksal und sie halten - zumindest soweit ich das
mitbekomme - zusammen.
Welche Materialien verwenden Sie?
Wie ich schon erwähnt habe, darf ich die Flüchtlinge in der Schule
unterrichten und kann daher auch alle Materialien wie PC, Beamer,
Tafeln verwenden. Außerdem haben alle Schüler Unterlagen,
welche in Arabisch, Englisch und Deutsch zur Verfügung stehen. Ich
versuche, den Unterricht möglichst abwechslungsreich zu gestalten,
damit das Lernen auch Spaß macht.
Bleiben die Flüchtlinge in Österreich?
Sie haben noch keinen Asylstatus, da sie erst zwischen zwei und
neun Monaten im Land sind. Allerdings haben sie schon um Asyl
angesucht und somit den Asylwerberstatus.
Erzählen sie eigenständig Erlebnisse?
Da die Flüchtlinge teilweise schwer traumatisiert sind, können bzw.
wollen sie noch nicht über das Erlebte sprechen. Natürlich will ich
auch nicht nachfragen, denn wenn sie bereit dafür sind, werden sie
von selbst darüber reden. Das Einzige, das mir der Mann aus Somalia
erzählt hat, ist, dass er seit über sieben Monaten nichts mehr von
seiner Familie gehört hat und nicht weiß, ob sie überhaupt noch am
Leben ist.
Wir bedanken uns bei Frau Professor Hafner-Fleischer für das Interview und
wünschen ihren Schülern weiterhin viel Glück beim Deutschlernen!
Flüchtlingshilfe an der HAK I
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DAS LEBEN NACH DER FLUCHT! – WIE GEHT ES JETZT WEITER?
Am Dienstag, den 1. Dezember 2015 durften wir beim Deutschunterricht
für Flüchtlinge von Frau Professor Hafner-Fleischer, der in den
Klassenräumen unserer HAK 1 einmal pro Woche stattfindet, einige Fragen
stellen.
Zum Unterricht erschienen diesmal nur zwei von insgesamt sieben jungen
Männern, da die anderen mit kleineren Arbeiten beschäftigt waren. Die
Flüchtlinge kommen aus Syrien und Somalia und sind 27 und 20 Jahre alt.
Sie sind seit fünf bzw. sieben Monaten in Österreich.
Auf unsere Frage, wie ihnen der Unterricht gefällt und ob Deutsch
schwierig zu lernen ist, haben beide geantwortet, dass sie es sehr schön
finden und dass natürlich jede Sprache am Anfang nicht einfach ist,
beispielsweise Arabisch um einiges komplizierter ist.
Zweimal in der Woche besuchen die beiden einen weiteren Deutschkurs
in einer Volkshochschule. Den Kurs von Frau Professor Hafner-Fleischer
besuchen sie, um die Sprachkenntnisse zu vertiefen.
Voller Stolz hat uns der Mann aus Syrien gezeigt, dass er schon
„Oachkatzlschwoaf“ sagen kann. Der Mann aus Somalia hat uns erzählt,
dass sie zurzeit Farben, Artikel und Grammatik üben. In der Stunde, in der
wir dabei waren, lernten sie gerade etwas über Hauptsätze.
Alle beide wollen in Österreich bleiben und auch hier studieren und
arbeiten. Der Syrier will Business studieren, da er auch im Irak zwei Jahre
vor seiner Flucht in diesem Bereich angestellt war. Der Mann aus Somalia
möchte gerne Arzt werden. Daher versuchen beide nun so schnell und
gut wie möglich die Sprache zu lernen, um die Erlaubnis für das Studium zu
bekommen.
In der Woche bekommt jeder Flüchtling 45 € Essensgeld, zusätzlich 40 €
Taschengeld pro Monat. Sie haben uns erzählt, dass sie zusammen in einer
WG wohnen und auch zusammen kochen.
Von dem Taschengeld finanzieren sie den Mitgliedsbeitrag in einem
Fitnessstudio, weil Sport ihnen sehr wichtig ist.
Über ihre Flucht haben die beiden erstaunlich offen gesprochen,
allerdings konnte man ihnen ansehen, dass sie davon gezeichnet sind.
Wie die meisten sind die beiden alleine geflüchtet und haben erst in
Österreich wieder Bekanntschaften geschlossen. Der Somalier hat den
über 12 000 km langen Weg ab Mazedonien entlang der Zuggeleise zu
Fuß zurückgelegt und ist einige Tage durchgehend gegangen. Von der
Türkei nach Griechenland ist er mit einem winzigen, völlig überladenen
Schlauchboot mit Schleppern gefahren.
Flüchtlingshilfe an der HAK I
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Der Syrier ist den Weg teilweise zu Fuß gegangen und hat dann in der
Türkei einem Schlepper ca. 6 000 € bezahlt. In einem Wagen für 5
Personen saßen insgesamt elf. Zwei vorne, fünf in der Mitte und weitere
zwei im Kofferraum. Der Wagen raste mit seinen Insassen mit etwa 200
km/h über die Straßen nach Österreich. Der Mann erzählte uns auch, dass
die meisten Schlepper Waffen hatten.
Beide sind sehr froh, dass in Österreich und vor allem in Salzburg alle
Menschen so nett zu ihnen sind. Zurzeit dürfen sie nur kleine Arbeiten
ausführen, doch die beiden wollen studieren.
Frau Professor Hafner-Fleischer hilft ihnen, damit sie schneller ein Studium
beginnen können und arbeiten dürfen.
Beim Unterricht merkt man, dass die Schüler ein recht gutes Verhältnis zur
Professorin haben und diese versucht auch, sie bei privaten Problemen zu
unterstützen.
Wir glauben fest daran, dass die beiden ihre Träume verwirklichen können
und wünschen ihnen weiterhin ganz viel Glück!
Flüchtlingshilfe an der HAK I
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SO DENKT SALZBURG ZUM THEMA FLÜCHTLINGE Wir wollten wissen, was Salzburgs Bevölkerung über die Flüchtlingssituation
denkt. Deshalb gingen wir auf die Straßen unserer Stadt und befragten
Menschen jeder Herkunft, jedes Alters und GeschlechtS. Die Ergebnisse
sind sehr aufschlussreich.
Wie stehen Sie zum Thema Flüchtlinge?
Die Meinungen zu dem Thema sind sehr ähnlich. Flüchtlinge seien ein
„Problem“, das könne nur durch gemeinsame Hilfe und Unterstützung
gelöst werden. Die Situation belaste schwer, denn täglich kommen immer
mehr flüchtende Menschen zu uns.
Der Großteil ist der Meinung, Menschen in Not sollte man unbedingt
helfen, denn wenn wir in einer solchen Situation wären, wären wir auch
auf fremde Hilfe angewiesen.
Die Befragten haben teilweise sehr viele Vorurteile und bezeichnen Syrer,
Afghanen und Serben als Kriminelle und „Schnorrer“. Sie finden, diese
sollten wieder abgeschoben werden.
Was würden Sie ändern bzw. verbessern?
Es wurden viele interessante Änderungen vorgeschlagen, z.B. sind viele
der Meinung, man sollte nicht warten, bis die Flüchtlinge den weiten und
gefährlichen Weg nach Europa gehen und schließlich in Österreich
ankommen, sondern man sollte bereits vor Ort die Menschen unterstützen.
Auch sollten mehr Länder Flüchtlinge aufnehmen, da Österreich und
Deutschland mit dieser Situation überfordert und überlastet sind. Mit mehr
Unterstützungen von anderen EU-Ländern und von weiteren
Organisationen wäre das Problem einfacher zu bewältigen.
Außerdem sollte man strengere Grenzkontrollen durchführen sowie die
Waffenlieferungen an Krisengebiete stoppen.
Helfen Sie bei Organisationen?
33%
67%
Ja Nein
Flüchtlinge in Salzburg
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Wie lange denken Sie, wird diese Situation anhalten?
In diesem Punkt waren alle Befragten einer Meinung. Die Flüchtlingskrise
wird noch einige Jahre aktuell bleiben und solange keine Veränderungen
geschehen, wird die Situation immer kritischer.
Was halten Sie von der Vorgehensweise der Innenpolitiker?
Viele meinen, die Politiker/innen haben selber keine Ahnung, was sie
eigentlich tun sollten. Die Handlungen der Politiker/innen sind chaotisch
und sie verbessern nicht gerade die Situation. Die Politiker/innen waren
weder vorbereitet noch sind sie jetzt in der Lage, das Problem zu meistern.
Denken Sie, es wird auch in Österreich Terroranschläge geben?
73%
27%
Ja Nein
27%
73%
Politik
Positiv Negativ
Flüchtlinge in Salzburg
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REFUGEES WELCOME? Der Flüchtlingsstrom reicht sogar bis nach Großbritannien. Auf der Insel ist
man seit Jahrhunderten mit Einwanderung konfrontiert. Doch wie ist die
Einstellung der Briten? Dazu haben wir unsere Englischassistentin Grace
befragt.
In England leben viele Einwanderer. Wie haben Sie das in Ihrer Kindheit
empfunden? Wie ist es heute?
Ich habe es nie wirklich bemerkt, da in England immer schon, auch vor
meiner Geburt, viele Menschen verschiedener Kulturen und Religionen
gelebt haben. Ich lebe in der Nähe von London, dort leben mehrere
Immigranten bereits in der zweiten Generation. Es hat sich eher mehr
verteilt und es sind keine Ballungsräume entstanden.
Haben sich diese gut integriert und Arbeit gefunden?
Es kommt darauf an. Die irischen Immigranten hatten anfangs Probleme.
Unter diesen Migranten waren Terroristen. Auch aus Indien sind manche
gekommen. Gettos haben sich entwickelt, doch es sind nicht wirklich
Armenviertel, sondern eher Lebensgemeinschaften. Die Polen sind ein
Beispiel dafür.
Waren sie ein Problem? (für
Infrastruktur, Schulwesen,
Krankenwesen)
Die Unternehmen Englands stellen
meist talentierte und ausgebildete
Menschen ein. Immigranten mit
hohem Bildungsstandard bekamen
gute Arbeitsplätze. Für die
Einheimischen stellte das ein Problem
dar, da jeder eine Gratis-
Krankenversicherung bekam. Das
Schulwesen litt darunter, weil die
meisten kein oder schlecht englisch
sprachen.
In welchen Gebieten leben die
meisten Flüchtlinge?
Sie leben verteilt auf das ganze Land,
wie gesagt sind es eher Immigranten
und keine Flüchtlinge.
Eurotunnel
Flüchtlinge weltweit
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Leben in Ihrer Heimatstadt viele Flüchtlinge?
Ich würde die, die in meiner Heimatstadt leben, nicht als Flüchtlinge,
sondern eher als Immigranten bezeichnen. Sie sind meist schon in der
dritten Generation hier und darum merkt man es fast nicht mehr.
Wo kommen die meisten Flüchtlinge an?
Der Euro Channel, zwischen Calais und Dover, ist die meist gebrauchte
Route. Leider gibt es dort keinen Platz für Fußgänger, also keine
Gehsteige, darum kamen manche ums Leben. Aber jene, die nach
Frankreich wollen, bleiben meist in Frankreich hängen. Ansonsten ist das
Land nur per Flugzeug oder über das Meer erreichbar. An den Küsten
machten sie sich nicht so bemerkbar.
Woher (aus welchem Land) kommen sie?
Wie es bei den Flüchtlingen ist, kann ich dir leider nicht beantworten, aber
die Immigranten kamen aus Irland, wie meine Mutter, oder aus Indien,
Jamaika und den anderen afrikanischen Kolonien Englands. Sie erhofften
sich bessere Möglichkeiten in England.
Wie empfinden Sie die Flüchtlingssituation in Salzburg?
Ich war überrascht, wie schlimm es hier ist. Das bin ich nicht gewöhnt. In
England kann man das Flüchtlingsproblem einigermaßen ignorieren, da
die Flüchtlinge nicht durch das Land reisen wollen. Die Österreicher und
Österreicherinnen machen meiner Meinung nach das Beste mit den ihnen
zur Verfügung stehenden Mitteln daraus.
Glauben Sie, dass England in der Zukunft wieder mehr Flüchtlinge
aufnehmen wird?
Die Einwohner von England würden Flüchtlinge aufnehmen, doch die
Regierung ist dagegen, weil man in den letzten Jahren so viele integriert
hat.
Werden Grenzzäune errichtet?
Diese Frage ist irrelevant für England, weil das nicht geht und wir den Euro
Channel auch ohne Zaun zumachen können.
Wie steht generell die Bevölkerung zu diesem Thema? Werden Flüchtlinge
in den Alltag integriert und aufgenommen?
Die meisten Engländer würden, wenn sie gefragt werden würden, sagen,
dass sie Flüchtlinge aufnehmen, weil sie wissen, dass es nicht so weit
kommt. In Wirklichkeit würden sie sich der Verantwortung entziehen.
Manche würden als Freiwillige arbeiten. Andere nicht, weil es Vorurteile zu
Menschen aus der syrischen Gegend gibt.
Wir, die 2AK, möchten unserer Fremdsprachenassistentin Grace recht
herzlich für das Interview und die aufgebrachte Zeit danken.
Flüchtlinge weltweit
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BIENVENUE RÉFUGIÉS? Frankreich: das Land der Verschiedenheiten, Kulturen und Liebe. Auch die
Franzosen sind vom Flüchtlingsstrom betroffen. Doch die letzten Tage und
Wochen nach den Anschlägen in Paris haben das Land verändert. Wir
haben Capucine, eine Fremdsprachenassistentin aus Frankreich, dazu
befragt.
In Frankreich leben viele Einwanderer. Sie sind in Reims aufgewachsen.
Wie haben Sie das in Ihrer Kindheit empfunden? Wie ist es heute?
In meiner Schule gab es Nordafrikaner. Heute ist es ganz anders. Auf
meiner Universität waren auch Einwanderer, die den gleichen Kurs wie ich
besuchten. Es war am Anfang schon ein bisschen komisch mit der
Verständigung, weil sie entweder nicht französisch sprachen oder einen
schwierigen Akzent hatten. Auch die andere Hautfarbe verursachte am
Anfang ein mulmiges Gefühl. Sie kamen aus Osteuropa und Afrika und sie
waren immer sehr freundlich.
Haben sich diese gut integriert und Arbeit gefunden?
Die Immigranten und Flüchtlinge gehören jetzt zu unserem Staat. Jobs wie
Lieferer, Babysitter sind von
Anfang an möglich, aber
manche schaffen es auch
weiter rauf in der
Karriereleiter. Die Chefs
sind sehr zufrieden mit
ihren Arbeitskräften, die in
anderen Ländern geboren
sind, weil sie länger und
härter arbeiten und meist
gut aufgelegt sind.
Waren sie ein Problem?
(für Infrastruktur, Wirtschaft,
Schulwesen,
Krankenwesen)
In Frankreich verursachten
sie in keinem dieser
Bereiche ein Problem.
In welchen Gebieten
leben die meisten
Flüchtlinge?
Die meisten leben in den großen Städten wie
jenen, die auf der Karte eingezeichnet sind.
Lyon
Paris
Reims
Marseille
Strassbourg
Stadt ohne Flüchtlinge
Stadt mit Flüchtlingen
Ankunftszonen von Flüchtlinge
Flüchtlinge weltweit
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Dort leben sie in sogenannten „Cités“. In Österreich würde man Ghettos
sagen. Logischerweise ziehen die, die bereits eine Familie haben, zu ihren
Verwandten.
Leben in Ihrer Heimatstadt Reims viele Flüchtlinge?
Dort leben nicht so viele.
Woher (aus welchen Ländern) kommen sie?
Aus Syrien, wie die in Österreich. Die von
früher kommen aus Nordafrika oder vom
Balkan.
Wie empfinden Sie die
Flüchtlingssituation in Salzburg?
Es war die erste Sache, die ich gesehen
habe, als ich mit dem Zug ankam. Diese
Menschen taten mir sehr leid. Ich war
aber auf die Situation vorbereitet, weil
sie sogar im französischen Fernsehen
darüber berichtet hatten. Es gibt sehr
viel Solidarität von österreichischer Seite,
das finde ich gut.
Glauben Sie, dass Frankreich in Zukunft
wieder mehr Flüchtlinge aufnehmen
wird?
Ja, auf jeden Fall.
Werden Grenzzäune errichtet?
Nein, ich glaube nicht. Sie werden mit
Zelten empfangen, aber Zäune kann ich
mir nicht vorstellen.
Wie steht die Bevölkerung generell zu diesem Thema? Werden die
Flüchtlinge in den Alltag integriert?
Die Franzosen, glaube ich, werden ihnen schon helfen, aber ich glaube
auch, dass sie alleine gut zurechtkommen können und Arbeit finden.
Capucine ist im Jahre 1989 in Reims geboren und ist jetzt
Fremdsprachenassistentin an unserer Schule. Sie hilft im Französisch-
Unterricht und studierte Deutsch und Englisch in Reims, Strasbourg und
Irland.
Wir, die 2AK, möchten unserer Fremdsprachenassistentin Capucine
recht herzlich für das Interview und die aufgebrachte Zeit danken.
Flüchtlinge weltweit
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FLÜCHTLINGE UND FUßBALL Viele Flüchtlinge nutzen den Sport als Ablenkung. Da Fußball eine
internationale Sportart ist, können sie, indem sie hier Fußball spielen, ihre
traumatischen Erlebnisse vergessen. Einige Flüchtlinge haben es durch
ihren Willen ganz nach oben geschafft.
Ein großes Beispiel ist der erst 18-jährige Ousman Manneh, der jetzt bei der
A-Mannschaft von SV Werder Bremen spielt.
Bei seinem Debüt erzielte er einen
Viererpack in nur 15. Minuten! Zwar war
dieses Spiel gegen den sechstligisten SV
Wilhelmshaven, dennoch erwartet man sehr
viel vom Youngster. Sein Trainer sagte, dass
Manneh in der dritten Liga noch sehr viel
lernen kann, um dann in der Bundesliga
erfolgreich werden zu können.
Über seine Flucht aus Gambia möchte er nicht viel erzählen, da diese
höchstwahrscheinlich mit sehr viel Trauer und Angst verbunden ist.
In Österreich versucht man mit
Flüchtlingen tolerant umzugehen.
Beispiele dafür sind Clubs wie der SV
Grödig oder Wiener Clubs wie Rapid
Wien oder Austria Wien. In der Akademie
von Austria Wien findet jeden Freitag ein
Training für Flüchtlinge statt. Am 1.9.2015
hat ein Benefiz-Spiel stattgefunden,
dessen Reinerlös für den Samariterbund, der für die Betreuung der
minderjährigen Flüchtlinge zuständig ist, gespendet wurde. Das
Eintrittsgeld betrug 10 €.
Der Fußballplatz in der Alpenstraße wird seit Anfang August von
Flüchtlingen benutzt. Neben dem „normalen Alltag“ in der Zeltstadt
versuchen die Flüchtlinge so ihre Sorgen loszuwerden. An Wochenenden
finden dort Turniere statt.
Fußballplatz wo Turniere
stattfinden
Hier sind ihre Zelte
aufgebaut
Fußballplatz wo
Turniere stattfinden
Flüchtlinge und Sport
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FLÜCHTLINGE – SOZIALSCHMAROTZER ODER ZUKUNFT?
Die Flüchtlingskrise stellt uns vor große soziale Probleme, doch auch die
wirtschaftliche Seite sollte beleuchtet werden.
Vorurteile gegen Flüchtlinge
Immer wieder werden nur die negativen Seiten der Flüchtlingskrise
benannt, vor allem wenn es ums Geld geht. Es heißt immer, Flüchtlinge
kosten den Staat viel Geld, tragen selbst nichts zur Gesellschaft bei und
leben als Sozialschmarotzer in Österreich.
Das und noch einige Vorurteile mehr hört man immer wieder.
Diese beruhen vermutlich auch auf der Tatsache, dass Flüchtlinge, bevor
sie keinen gültigen Asylbescheid erhalten, gar kein Recht auf Arbeit
haben. Dabei hätten viele Asylwerber in ihrer jeweiligen Heimat durchaus
Berufe gelernt und könnten dadurch getrost als Fachkräfte bezeichnet
werden.
Doch leider wird durch die Durchwanderung des österreichischen
Staatsgebietes auch oftmals der berufliche Nahverkehr behindert. Dies
wiederum hat negative wirtschaftliche Auswirkungen, da beispielsweise
die Produktivität einer Fabrik sinkt, wenn Güter nicht zeitgerecht
ankommen.
Wirtschaft wird angekurbelt
Doch nicht nur die Flüchtlinge selbst sind wirtschaftlich relevant, auch die
Versorgung und Transportation von diesen sind ein wichtiger Bestandteil
der Wirtschaft. Die Lebensmittel, die benötigt werden, um die Flüchtlinge
zu versorgen, sind meist regional und unterstützen unsere Bauern. Aus
diesem Grund ist die Flüchtlingskrise eher eine wirtschaftliche Triebfeder für
den Lebensmittelhandel.
Durch die Unterbringung und Versorgung der Asylbewerber entstehen
jährliche Kosten von geschätzt 400 Millionen Euro.
Diese 400 Millionen Euro fließen zumeist jedoch direkt in die österreichische
Wirtschaft.
Investition in die Zukunft
Weiters entstehen durch die Integration und Aufnahme in den
Arbeitsmarkt weitere 150 Millionen Euro Kosten jährlich.
Diese sollte man jedoch nicht als solche sehen, sondern als Investition in
die Zukunft, da ausgebildete Asylwerber die österreichische Wirtschaft
bereichern und ankurbeln können.
Langfristig gesehen entsteht dadurch ein positiver volkswirtschaftlicher
Effekt.
Wirtschaft und Flüchtlinge
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18
BESUCH VON AMNESTY INTERNATIONAL Am Montag, dem 16. November haben wir, die 2 AK, Besuch
von drei Angehörigen der Amnesty International bekommen.
Doch was ist Amnesty International eigentlich?
Amnesty International ist eine Organisation, die sich für unterdrückte
Menschen einsetzt. Als die Vertreter bei uns waren, haben sie uns vor
Augen geführt, wie viele unterdrückte Menschen und welch
schreckliche Gewalttaten es eigentlich gibt. Regierungen und Clans
foltern unschuldige Personen, auch Kinder und Frauen.
Zum Glück können wir in Österreich einen funktionierenden
Rechtsstaat genießen, doch in Ländern wie beispielsweise Nigeria ist
dies nicht der Fall. Die Regierung Nigerias ist korrupt und die Polizei
foltert und misshandelt die Bevölkerung, meist zu Unrecht. Auch im
Fall des Moses Akatugba, eines 15-jährigen unschuldigen Jungen,
der festgenommen, angeschossen und gefoltert wurde.
Wir danken Frau Prof. Haffer für einen sehr interessanten Nachmittag.
Die drei Mitglieder von Amnesty haben uns alle zum Nachdenken
angeregt. Amnestys Engagement für Menschenrechte und gegen
Gewalt ist beachtlich. Viele sind der Organisation bereits
beigetreten, wie zum Beispiel Herr Prof. Reiter, unser Administrator. Wir
denken, viele Schüler der BHAK I könnten über Amnesty helfen.
Auch wegen der erfolgten Anschläge in Paris, die uns alle sehr
betroffen gemacht haben, finden wir es wichtig, dass junge
Menschen sich für mehr Rechte für Unschuldige und weniger Gewalt
einsetzen.
Amnesty International
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19
HERR PROFESSOR REITER BEI AMNESTY Menschenrechte werden in vielen Ländern auf der Welt verletzt.
Menschen leiden unter Folter oder werden ermordet oder unschuldig
eingesperrt. Amnesty International ist dort, wo solche Menschen
Unterstützung brauchen.
Herr Professor Reiter, unser Administrator, der bei Amnesty International
Österreich jahrelang als Finanzvorstand gearbeitete hat, beantwortete
uns ein paar Fragen.
Die Frage, ob Amnesty International Menschenrechte vertritt, bejaht Herr
Prof. Reiter und er erklärt uns, dass Amnesty im Jahr 1961 von Journalisten
gegründet wurde.
Herr Prof. Reiter studierte in Wien und begann dort seine Laufbahn als
Mitglied einer AI-Gruppe. Zehn Jahre lang übte er die Tätigkeit als
Finanzvorstand aus und heute ist er Rechnungsprüfer bei Amnesty
International Salzburg.
Jugendliche, Schüler/innen und Studenten/innen können jederzeit bei
Amnesty International mitmachen, da schon kleine Gruppen der
Organisation helfen. Es gibt immer wieder Leute, die bereits für so eine
Gruppe arbeiten wollen, auch in unserer Schule wäre eine solche Gruppe
möglich.
Amnesty International engagiert sich zurzeit immer am 10. Dezember, dem
Tag der Menschenrechte. Jedes Jahr startet dann eine Briefaktion zur
Befreiung von unschuldig gefangenen Menschen. 2014 konnte Moses
Akatugba nach 9-jähriger Gefangenschaft gerettet werden. Aktionen im
Jahr 2015 waren zum Beispiel die Briefaktion im Europark am 9. Dezember.
Dazu gab es am 10. Dezember eine Weihnachtsfeier im Yoko.
Amnesty ist überall dort vertreten, wo Menschen anderen Menschen
helfen wollen, überall auf der Welt. Doch leider ist Amnesty nicht in jedem
Land erlaubt. Die Zentrale mit 200 Mitarbeitern liegt in Großbritanniens
Hauptstadt London. Auch in Wien gibt es ein Büro mit etwa 18
angestellten Personen.
Im gesamten Österreich sind etwa 80.000 Geldgeber und rund 550
offizielle Ehrenamtliche aktiv. Hierbei werden die unzähligen nicht
eingetragenen Gruppen nicht berücksichtigt.
Auch größere Sponsoren sind vertreten, doch nur Unternehmen, die es mit
den Menschenrechten in aller Welt ganz genau nehmen, dürfen Amnesty
International sponsern. Deshalb muss jeder Sponsor vorher geprüft
werden.
Amnesty International
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20
Amnesty kann nur stark sein und für Aufsehen sorgen, wenn viele
Menschen sich der Bewegung anschließen. Wenn nur zwei Menschen für
etwas stehen, wird es keine Veränderungen geben, doch
wenn mehrere Menschen dahinter stehen, kann die Menge
etwas bewegen.
Herr Professor Reiter, Mitglied bei Amnesty International, ist am
31. 3. 1961 geboren. Er arbeitet als Lehrer, Bibliothekar und
Administrator an unserer Schule. Seit dem Abschluss des
Wirtschaftspädagogikstudiums unterrichtet er verschiedene
Wirtschaftsfächer, unter anderem Business Training.
BUCHEMPFEHLUNG: DAVE EGGERS „WEIT GEGANGEN“
„Weit gegangen“, im Originaltitel „What is the what“, ist eine
Autobiographie von Valentino Achak Deng, erzählt von Dave Eggers,
welcher Valentinos unglaublich schicksalhafte Erlebnisse von seiner Flucht
aus dem Sudan nach Amerika in einem fesselnden Roman schildert.
Eggers erzählt sie als Rückblende des mittlerweile erwachsenen Mannes,
dessen Leben sich nun in Atlanta abspielt.
Durch den Roman wird begreiflich, welche Grausamkeiten die Regierung
des Sudans während des Bürgerkrieges begangen hat. Zweieinhalb
Millionen Sudanesen wurden versklavt und getötet.
Valentino ist gerade mal sieben Jahre alt, als sein Dorf, Marial Bai, im
Süden des Sudans, von einer Rebellengruppe überfallen wird. Männer
werden erschossen, Frauen und Kinder verschleppt und versklavt, Häuser
und Sträucher werden niedergebrannt, bis von dem Dorf nichts mehr
übrig bleibt. Bei dem überraschenden Angriff müssen Valentino und seine
Mutter alles zurücklassen, mitunter auch seine Geschwister, Stiefmütter
sowie seinen Vater, um flüchten zu können. Doch bei dem Weg aus dem
Dorf verliert Valentino seine Mutter und ist nun auf sich allein gestellt. Tage
später jedoch, schließt er sich einer Gruppe heimatlos gewordener
Jungen an, die von seinem ehemaligen Lehrer Dut geleitet wird. Sie sind
auf dem Weg nach Äthiopien, doch während ihrer Reise werden sie nicht
nur von rebellischen Truppen, Bomben und wilden Tieren bedroht, sondern
auch von Hunger und Durst. Nach monatelangem Marschieren durch die
Wüste, wo tausende Jungen die Hoffnung verlieren und an Krankheiten
sterben oder verhungern, erreichen sie schließlich das scheinbar sichere
Äthiopien. Jedoch werden sie wieder mit Gewehren und durch
Bombenangriffe vertrieben.
Amnesty International
Flüchtlinge in der Literatur 20
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Nun sind Valentino gemeinsam mit weiteren flüchtenden Sudanesen auf
dem Weg nach Kakuma, Kenia. Valentino lebt in dem Flüchtlingslager mit
40.000 anderen Flüchtlingen. Erst nach Jahren gelingt es ihm, Afrika zu
verlassen, um in den Vereinigten Staaten ein neues Leben zu beginnen.
Durch die detaillierte Beschreibung, welchen Gefahren sich ein Mensch
bei der Flucht aus seiner Heimat aussetzt, schafft es Eggers, dass der
Lesende/ die Lesende sich besser in die Lage und Situationen versetzen
kann. Wer sich nicht nur für Romane, sondern auch für geschichtliche
Ereignisse interessiert, für den ist dieses Buch ideal!
FILMKRITIK: „GEH UND LEBE“ Der Film „Geh und lebe“ handelt von einem Jungen (der sich am Anfang
vom Film in einem Flüchtlingslager im Sudan befindet), dessen Mutter sich
mit den letzten Worten „Geh und lebe“ von ihm trennt, damit er überleben
kann.
Shlomo, der eigentlich Christ ist, gibt sich als Jude aus und begibt sich mit
den anderen jüdischen Jungen nach Israel. Dort ist er zunächst sehr allein.
Eine jüdische Familie adoptiert ihn und bemüht sich um sein Vertrauen.
Schließlich lässt er sich auf diese Menschen ein, sein Geheimnis behält er
jedoch für sich.
Nach und nach gewöhnt er sich an sein neues Leben und er lernt seine
Freundin Sarah kennen, die er später auch heiratet. Trotzdem verlässt ihn
seine Angst nicht, dass sein Geheimnis aufkommt und er das Land verlassen
muss. Doch der Tag rückt näher, an dem seine Wahrheit ans Licht muss,
denn auch seine Freundin bemerkt, dass Shlomo etwas bedrückt.
Der Film ist hervorragend. Nicht umsonst hat er so viele Auszeichnungen
bekommen. Er wurde nach einer wahren Geschichte geschrieben und
daher ist es für uns fast unvorstellbar, dass einem einzigen Jungen solche
Erlebnisse widerfahren. Außerdem ist es sehr berührend, dass Shlomo von
seiner Mutter getrennt wird und dann in Israel seinen Glauben verleugnen
muss, nur um weiterleben zu dürfen. Das überraschende Ende, als er als Arzt
wieder ins Flüchtlingslager
in den Sudan zurückkehrt
und seine leibliche Mutter
wieder findet, berührt.
Wir empfehlen jedem, der
sich für ernsthafte Themen
dieser Art interessiert, sich
den Film anzuschauen.
Flüchtlinge in der Literatur
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