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Der Prebound-Effekt und Bewohnerverhalten Ray Galvin Department of Architecture, Cambridge University [email protected] FCN, RWTH-Aachen University [email protected] Sunikka-Blank, M. and Galvin, R. (2012) Introducing the prebound effect: the gap between performance and actual energy consumption, Building Research and Information, 40: 260-273.

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Page 1: Der Prebound-Effekt und Bewohnerverhalten Ray Galvin Department of Architecture, Cambridge University rg445@cam.ac.uk FCN, RWTH-Aachen University rgalvin@eonerc.rwth-aachen.de

Der Prebound-Effekt und Bewohnerverhalten

Ray GalvinDepartment of Architecture, Cambridge University

[email protected]

FCN, RWTH-Aachen University

[email protected]

Sunikka-Blank, M. and Galvin, R. (2012) Introducing the prebound effect: the gap between performance and actual energy consumption, Building Research and Information, 40: 260-273.

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Ein Raetsel:

• 38 Millionen Bewohnte Wohneinheiten

• Durchschnittliche Nutzflaeche 104 m2

• Heizenergieverbrauch 550 TWh fuer Wohnbau in ganz Deutschland 2009

• DESWEGEN ist der durchschnittliche Heizenergieverbrauch 139 kWh/m2a (Primaerenergie)

• Empirische Studien von grossen Probestuecken (>100.000) zeigen, dass der durchschnittliche Heizenergieverbrauch ungefaehr 149 kWh/m2a (e.g. Greller et al., 2010; Walberg et al., 2011; Schroder et al., 2011) ist.

Durchschnittlicher Verbrauch ≈ 145 kWh/m2a

Auf der einen Seite… In Deutschland:

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Aber auf der andere Seite ist ….

der durchschnitliche berechnete Heizenergiebedarf 225 kWh/m2a.

Diese Werte wird benutzt:• Auf die meisten Energieausweise• In den Verordnungen, die die thermische

Qualitaet von Gebaeuden definiert (Energetische Einsparverordnung – EnEV)

• Um die Einsparungen durch energetishce Sanierungen zu berechnen

• Um die Amortisationszeit einer Sanierung zu berechnen

• Um die Wirtschaftlichkeit einer energetischen Sanierung zu berechnen

Der Bedarf wird nach eine DIN-Formel kalkuliert – ist auf die Eigenschaften des Gebaeude basiert – voll geheizt das ganze Jahr

Verbrau

ch (g

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en)

Bedarf

(bere

chnet)

0

50

100

150

200

250

kWh/

m2a

Energie- Per-formance Luecke

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Wh

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n (

kWh

/m2a

)

Berechnet (kWh/m2a) Berechnet(kWh/m2a)

Verhaeltnis zwischen Bedarf (berechnet) und Verbrauch (gemessen) in Ein- und Mehrfamilienhaeusern (aus Erhorn (2007))

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Bedarf und Verbauch bei 30 Wohngebaeuden in Nord-Rhein Westfalen (Kassner et al., 2010)

‘Low energy’ buildings – consumption generally higher than EPR

Other buildings – consumption generally lower than EPR

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to

Verbrauch/Bedarf

Erwartete Mittelwert

Frequenzverteiung

der Quotient

Verbrauch/Bedarf

bei ausgewahlten

Gruppierungen

nach Bedarf, 1702

Gebaeude. Quelle:

Loga et al. (2011).

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50 100 150 200 250 300 350 400 450 5000

50

100

150

200

250

Durchschnittlicher Verbrauch bei spezifischen Werten von Bedarf in 7 Studien, insgesamt 3700 Wohngebaeuden

Erhorn EFH

ErhornMFH

Loga 2011 All<8dw

Knissel Fos DH

Knasser EnEff

Jagnow

Knissel Nat Gas

Bedarf – (kWh/m2a)

Durc

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m2a

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50

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150

200

250

Zusammengesetzte Kurve der gewogenen arithmetischen Mit-telwerten der Datenpunkten aus den 7 Datensaetzen (3700

Datenpunkte)

Bedarf (kWh/m2a)

Dur

chsc

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r Ver

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ch (k

Wh/

m2a

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200

250

300

Kurvenanpassungen fuer gewogene arithmetische Mittelwerte der Verbrauch/Bedarf bei 3700 Wohngebaeuden in Deutschland

Weighted average

Curve fitting: E=12D^0.499-29.3

E=4.50D^0.641

Bedarf (berechneter Energiekonsum kWh/m2a)

Verb

rauc

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m2a

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0 100 200 300 400 500 600

-40

-30

-20

-10

0

10

20

30

40

50

60

Prebound-Effekt Deutscher Wohnungsbestand (nach Sunikka-Blank and Galvin, 2012)

Bedarf (kWh/m2a)

Preb

ound

Effe

ct (B

-V/B

x 1

00 )(

%)

𝑷=𝑩−𝟒 ,𝟓𝟎𝑩𝟎 ,𝟔𝟒𝟎

𝑩×𝟏𝟎𝟎(%)

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Folgen des Prebound-Effekts:

Energy performance gap

Prebound effect

[Siehe konkrete Bespiele in Galvin (2013)]

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Folgen des Prebound-Effekts in den deutschen Wohnungsbestand• Gemessener Heizenergieverbrauch ist im Durchschnitt 30% hoeher als

(berechneter) Bedarf• Dieser Prozentteil erhoehrt sich je nach Bedarf• In Gebaeuden mit Bedarf < 100 kWh/m2a wird er negative – d.h. ‘Rebound’• Man sieht das gleiche Phaenomen unter den Wohnungsbestand in Belgien,

Frankreich und Holland; es ist auch in Grossbritannien ersichtlich

• Wegen des Prebound-Effekts ist das Einsparpotenzial durch enertetische Sanierung wesentich weniger als berechnet

• ‘Wirtschaftlichkeit’ sieht ganz anders aus, wenn man die Berechnungen auf Verbrauch besiert statt auf Bedarf

• Das ist ein Grund warum deutsche Energiepolitik bei der EnEV steckengeblieben ist

• Es koennte auch hinweisen, dass der durrchschnittliche deutsche Haushalt viel energiesparender ist als geglaubt

• Es koennte auch auzeigen, dass es Energiearmut ein grosses Problem in Deutschland ist.

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Was sollten wir tun? – ein paar Vorschlaege

1. Wirtschaftlichkeitsrechnungen nach EnEG und EnEV auf Verbrauch order einen Verbrauch-orientierten Quasi-Bedarf basieren (wie sie in GB seit Jahrnen versuchen)

2. Energiearmut bei Raumheizung in Deutschland viel ernster nehmen! Beispeiel-Land Grossbritannien!

3. Frag noch mal ob 80%-Reduktionen des Heizenergieverbrauchs in den Wohnbestands realistisch ist (obwohl es in anderen Sektoren shon realistisch sein koennte – z.B. PKW-Transport)

4. Von den Haushalten lernen, die einen hohen Prebound-Effekt zeigen aber komfortabel und zufrieden sind – sie leiden nicht unter Energiearmut

5. KfW-Foerderungen oekonomisch-effizienter ausgeben (Rosenow und Galvin, 2013)

6. Der beste Weg kann ein Kompromis sein: ‘Wenn schon, denn schon’ ist nicht immer der beste Weg!

7. Den Haushalten spezifisch finden und ‘helfen’, die viel zu viel verbrauchen - ‘Target the (bad) behavers’ (Galvin, 2013a)

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Vielen Dank fuer das Zuhoeren!!

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Walberg, D., Holz, A., Gniechwitz, T., Schulze, T. (2011) Wohnungsbau in Deutschland - 2011 Modernisierung oder Bestandsersatz: Studie zum Zustand und der Zukunftsfähigkeit des deutschen „Kleinen Wohnungsbaus“, Arbeitsgemeindschaft für zeitgemäßes Bauen, eV.