der wandel der familie und kinderbetreuung: am beispiel...
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Freie Universität Bozen
Fakultät für Bildungswissenschaften
Laureatsstudiengang Bildungswissenschaften für den Primarbereich
Deutsche Abteilung Vollzeit
Der Wandel der Familie und Kinderbetreuung:
am Beispiel Sommerkindergarten Salurn
Betreuer: eingereicht von:
Prof. Dr. Nando Belardi Sabine Laner und Anna Mantinger
Schlagworte: Familie, Wandel, Familienformen, Trennung, Scheidung,
Kinderbetreuung, Sommerbetreuung, Sommerferien
Herbstsession (2. Session 2010/2011)
Akademisches Jahr 2010/2011
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Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort (Anna Mantinger & Sabine Laner) ......................... 5
2. Einleitung (Anna Mantinger & Sabine Laner) ..................... 7
3. Kapitel Eins: Familienwandel und Kinderbetreuung (Anna
Mantinger & Sabine Laner) ................................................... 9
3.1. Wandel und Veränderungen in den Familien (Anna
Mantinger) .................................................................... 9
3.2. Neuentstandene Familienformen (Anna Mantinger) ... 23
3.2.1. Trennungen und Scheidungen (Anna Mantinger) .. 37
3.3. Mütter im Beruf (Anna Mantinger)............................... 45
3.4. Kinderbetreuung (Sabine Laner) ................................ 51
3.4.1. Betreuung allgemein (Sabine Laner) ..................... 52
3.4.2. Unterschiede zwischen Stadt und Land (Sabine
Laner) .................................................................... 62
3.4.3. Betreuung von Kindern in besonderen Lebenslagen
(Sabine Laner) ....................................................... 63
3.4.4. Welche Kinderbetreuungsangebote gibt es heute?
(Sabine Laner) ....................................................... 68
3.4.4.1. Angebote in Südtirol (Sabine Laner) ........... 76
3.4.5. Qualität von Kinderbetreuungsangeboten (Sabine
Laner) .................................................................... 84
3
3.4.6. Gibt es genügend Betreuungsplätze? (Sabine
Laner) .................................................................... 88
4. Kapitel Zwei: Wie sind die Sommerbetreuungsangebote in
Südtirol organisiert? (Anna Mantinger & Sabine Laner) .. 93
4.1. Analyse von Programmen einiger Anbieter in der
Region (Sabine Laner) ................................................ 93
4.1.1. Sommerkindergarten (Sabine Laner) .................... 94
4.1.2. Jugenddienst Unterland: Unterlandler
Sommerferienprogramme 2011 (Sabine Laner) .... 99
4.1.3. Casa bimbo project: „Estate bambini- Kinderferien“
(Sabine Laner) ..................................................... 103
4.1.4. Sommerschule (Anna Mantinger) ........................ 106
4.1.5. Caritas: Meeraufenthalte an der Adria (Anna
Mantinger) ........................................................... 109
4.1.6. Kinderfreunde Südtirol (Anna Mantinger) ............ 112
4.1.7. Rechtliche Auflagen für das Personal bei den
genannten Sommerbetreuungsangeboten (Anna
Mantinger) ........................................................... 115
4.2. Nutzung der Angebote (Anna Mantinger) ................. 116
4.3. Decken die Angebote den Bedarf? (Anna Mantinger)117
5. Kapitel Drei: Sommerkindergarten Salurn 2011 (Anna
Mantinger & Sabine Laner) ............................................... 119
5.1. Allgemein (Sabine Laner) ......................................... 119
4
5.2. Personalstruktur (Sabine Laner) ............................... 121
5.3. Öffnungszeiten (Sabine Laner) ................................. 122
5.4. Programm (Anna Mantinger & Sabine Laner) ........... 122
5.5. Tagesablauf (Anna Mantinger) ................................. 128
5.6. Anzahl der eingeschriebenen Kinder (Anna Mantinger)129
5.7. Reflexion (Anna Mantinger) ...................................... 130
6. Kapitel Vier: Fragebogenerhebung (Anna Mantinger &
Sabine Laner) .................................................................... 132
6.1. Vorgehensweise und Auswertung (Anna Mantinger) 132
6.2. Erhebungsort und Population (Sabine Laner) ........... 133
6.3. Stichprobe (Sabine Laner) ........................................ 134
6.4. Ergebnisdarstellung (Anna Mantinger & Sabine Laner)134
6.5. Welche Aspekte bedingt die Berufstätigkeit der Mutter?
(Anna Mantinger & Sabine Laner) ............................ 158
6.6. Zusammenfassender Überblick über die Ergebnisse
(Anna Mantinger & Sabine Laner) ............................ 169
7. Fazit/Zusammenfassung (Anna Mantinger & Sabine
Laner) ................................................................................. 172
8. Literaturverzeichnis (Anna Mantinger & Sabine Laner) . 176
9. Abbildungsverzeichnis (Anna Mantinger &
Sabine Laner) .................................................................... 185
10. Anhang (Anna Mantinger & Sabine Laner) ..................... 187
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1. Vorwort (Anna Mantinger & Sabine Laner)
Wir, Anna Mantinger und Sabine Laner, haben uns entschlossen,
gemeinsam das Thema des familiären Wandels zu erarbeiten und genauer
auf die dadurch veränderten Betreuungsangebote einzugehen.
In der heutigen Zeit hört man vermehrt davon, dass Familien für ihre Kinder
Betreuungsangebote suchen. Dies zeigt sich vor allem im Sommer, da
durch das Ende des Kindergarten- und Schuljahres im Juni, in den
Sommermonaten eine Betreuungslücke entsteht. Jene Familien, welche
Beruf und Familie vereinen möchten sind dadurch gezwungen für ihr Kind
einen geeigneten Betreuungsplatz zu suchen.
Außerdem interessiert uns dieses Thema persönlich sehr, da wir selbst
schon einige Male in Sommerbetreuungseinrichtungen gearbeitet und
mitgewirkt haben.
In unserer Laureatsarbeit möchten wir außerdem näher auf das Angebot
Sommerkindergarten Salurn eingehen. Da wir im Sommer 2011 in dieser
Institution gemeinsam tätig sind, möchten wir die Theorie zu diesem Thema
mit persönlichen Erfahrungen ergänzen. Zudem werden wir durch einige
Fragebögen die Eltern über ihre Zufriedenheit mit dem Angebot und die
Beweggründe zur Wahl des Sommerkindergartens befragen.
Da dieses Thema in den Kompetenzbereich von Herrn Professor Nando
Belardi fällt, baten wir ihn um seine Unterstützung. Wir möchten ihm bereits
an dieser Stelle aufrichtig dafür danken. Er begleitete uns mit seinem
Fachwissen und stand uns mit Rat und Tat zur Seite. Für all unsere
Anliegen und bei Unklarheiten hatte er immer ein offenes Ohr.
Ebenfalls danken möchten wir Herrn Professor Siegfried Baur, welcher uns
im Laboratorium „Spezialisierung und Vorbereitung auf die Laureatsarbeit“
wichtige Informationen über das Verfassen einer Laureatsarbeit gab.
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Ein Dank gilt dem Kindergartensprengel Neumarkt, besonders Frau
Direktorin Dr. Beatrix Aigner und Frau Vizedirektorin Dr. Vera Rellich, die
es uns ermöglicht haben, die Fragebogenerhebung im
Sommerkindergarten Salurn durchzuführen.
Aufrichtig bedanken möchten wir uns außerdem bei den Kindern des
Sommerkindergartens Salurn, sowie ihren Familien, welche uns bei der
Fragebogenerhebung unterstützt haben.
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2. Einleitung (Anna Mantinger & Sabine Laner)
Mit unserer Laureatsarbeit möchten wir der Frage, welche Auswirkungen
der familiäre Wandel auf die Kinderbetreuung hat, nachgehen.
Das erste Kapitel befasst sich mit den Themen Familie, Beruf, Scheidung
und Kinderbetreuung allgemein.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts befindet sich die Familie in einem
kontinuierlichen Wandel. Während früher eine Familie aus einem
verheirateten Paar und aus Kindern bestand, so gibt es heutzutage viele
verschiedene neue Familienformen. In der Literatur findet man immer
wieder den Ausdruck Pluralisierung familiärer Lebensformen. Auf die
neuentstandenen Familienformen werden wir in der vorliegenden Arbeit
genauer eingehen.
Durch die Scheidung und Trennung der Ehepaare beispielsweise,
entstehen neue Lebens- und Familiensituationen. Viele Mütter und Väter
leben nach einer Scheidung als Alleinerzieher, in Ein-Eltern-Familien oder
in Patchwork-Familien und sowohl die Eltern als auch die Kinder müssen
versuchen, mit dieser neuen Situation umzugehen.
Dieser Wandel der Familie lässt also den Schluss zu, dass Familie und Ehe
nicht mehr zwingend miteinander verbunden werden müssen.
Die starke Veränderung der Familie, bedingt auch eine Neuorientierung der
Betreuungsinstitutionen und fordert vermehrt Betreuungsangebote.
Aufgrund der Tatsache, dass immer mehr Mütter einer Arbeit nachgehen,
entsteht vor allem im Sommer eine Betreuungslücke. Seit einigen Jahren
wird versucht mit Sommerbetreuungsangeboten dieser Lücke
entgegenzuwirken.
Für uns sind folgende Fragen relevant und daher werden wir in der
vorliegenden Arbeit versuchen, diese zu beantworten:
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Welche Betreuungsangebote gab es früher und wie sind sie entstanden?
Welche gibt es heute? Gibt es Betreuung für Kinder im Sommer? Decken
diese Betreuungsangebote im Sommer die Nachfrage und sind die
Familien damit zufrieden?
Um diese Themen aufzugreifen, werden wir die Geschichte der Familie, die
neuentstandenen Familienformen, den Aspekt Mütter im Beruf und die
Kinderbetreuungsangebote vorab näher behandeln.
Außerdem werden wir die theoretischen Aspekte unseres Themas mit
Zahlen und Fakten aus Südtirol ergänzen und auf die Situation in Südtirol
näher eingehen.
Das zweite Kapitel unserer Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit
Südtirol und dem Thema Sommerbetreuungsangebote. Dabei werden wir
auf sechs verschiedene Angebote näher eingehen.
Im dritten Kapitel wird das Angebot des Sommerkindergartens in Salurn
näher beschrieben und erläutert. Die Informationen dafür beziehen wir vor
allem aus unserer persönlichen Berufserfahrung.
Um die Beweggründe der Eltern bezüglich ihrer Wahl des
Sommerkindergartens, ihre Zufriedenheit und die Notwendigkeit zu
erfassen, werden wir im vierten Kapitel unsere Fragebogenerhebung
darstellen.
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3. Kapitel Eins: Familienwandel und
Kinderbetreuung (Anna Mantinger & Sabine
Laner)
3.1. Wandel und Veränderungen in den Familien (Anna
Mantinger)
Als Familie wird eine relativ stabile und andauernde Ordnung des
Zusammenlebens von Familienmitgliedern verstanden. Familie wird durch
drei verschiedene Dimensionen geprägt:
� Normative Dimension: Diese zeigt sich in Verhaltenserwartungen
und kulturellen Deutungsmustern.
� Strukturelle Dimension: Diese wird beispielsweise durch
demographische Daten oder Gesetze vorgegeben.
� Eigendynamische Binnendimension: Diese zeigt sich in familiären
Aushandlungsprozessen.
In jeder dieser drei Dimensionen vollzieht sich auf unterschiedlichste Weise
der familiäre Wandel. Die erste und zweite Dimension laufen Gefahr
auseinander zu fallen, während die Dritte kompensierend wirkt und damit
die Kontinuität der Familie garantiert. Der institutionelle Wandel der Familie
steht in einem Spannungsverhältnis zu weiteren sozialen Institutionen, wie
zum Beispiel dem Arbeitsmarkt.
Die gesellschaftlichen Verhältnisse haben sich zum Ende unseres
Jahrtausends verändert. Diese Veränderungen werden unterschiedlich
wahrgenommen. Einige Menschen befürchten, dass die Moderne an ihren
Antrieben zugrunde gehen wird. Andere hingegen sehen die
Modernisierung gegenwärtiger Gesellschaften als Hoffnungsträger für eine
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bessere Zukunft. Der Begriff Modernisierung ist nicht eindeutig definiert. Er
ist gegenüber dem sehr viel offeneren Begriff des sozialen Wandels stark
wertbesetzt und im Hinblick auf die immer wachsende Komplexität der
heutigen Gesellschaftssysteme zu allgemein gefasst (Bohrhardt 1999, S.
45).
Bis in die vorindustrielle Zeit war der Mann bzw. Vater der Hausherr und
somit das Oberhaupt der gesamten Familie. Er hatte nicht nur die Macht
über die verwandten Familienangehörigen, sondern auch über
Nichtverwandte, wie Knechte oder Lehrlinge. Diese Konstellation war eine
typische Sozialform, vor allem bei Bauern- und Handwerksfamilien; was
bedeutete, dass Produktion und Haushalt vereint waren. Daraus folgte,
dass viele Elemente der Gesellschaft, wie beispielsweise Konsumation,
Produktion, Alters- und Gesundheitsvorsorge in einer einzigen Familie
vertreten waren. Doch es bedeutete auch, dass die Beziehungen meist
gefühlsneutral bzw. gefühlsarm waren. Dies war nicht nur zwischen den
Eheleuten der Fall, sondern auch gegenüber den Kindern, denn sie wurden
als potenzielle Arbeitskräfte angesehen (Peuckert 2008, S. 17).
Es gilt noch zu erwähnen, dass die so genannte Großfamilie, bestehend
aus Großeltern, Eltern und vielen Kindern in der vorindustriellen Phase
nicht so stark vertreten war, wie heute oft angenommen wird. Aufgrund des
mangelnden medizinischen Fortschritts war es nämlich so, dass die
meisten Kinder ihre Großeltern nicht erlebten. Daher gab es nur selten
Drei-Generationen-Familien (Nave-Herz 2002, S. 147).
Durch die Industrialisierung erfolgte für die meisten Familien eine Trennung
von Wohnung und Arbeit. Dadurch verlor die vorher typische Sozialform
der Familie, in der der Mann das Oberhaupt war, enorm an Bedeutung. Es
entstanden erste Familien, die auf Emotionalität und Intimität gegründet
wurden, weil die freie Partnerwahl möglich war. Frauen und Kinder waren
hier von der Arbeit befreit. Solche Familienmodelle entstanden zuerst in
den höheren Bildungsschichten der Gesellschaft und waren somit die
Vorläufermodelle der heutigen Kleinfamilie. Die bürgerliche Familienform
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unterscheidet sich also grundlegend in folgenden Punkten von der früheren
Familie:
1. Räumliche Trennung von Haushalt und Arbeit. Die Produktion findet
nicht mehr im Haus statt, sondern der Arbeitsplatz liegt vom
Wohnort entfernt.
2. Knechte, Gesellen, Lehrlinge und Mägde leben räumlich von der
Familie getrennt und werden als Angestellte betrachtet und
behandelt.
3. Die Liebe und Intimität stehen im Vordergrund der Beziehung. Der
Partner wird als einmalig und einzigartig wahrgenommen.
4. Die Rollen der Geschlechter werden herausgebildet. Der Mann ist
der Ernährer und die Frau ist für Haushalt und Familie zuständig.
5. Die Kindheit erhält den Status einer eigenständigen Lebensphase,
bei der die Frau für die Erziehung verantwortlich ist (Peuckert 2008,
S. 17- 18).
Seit der Epoche der Romantik 1790 – 1830 steht die Liebespartnerschaft
als Ideal im Vordergrund. Dabei spielt die psychische und erotische
Vereinigung eine große Rolle. Diese Liebe ist durch Beständigkeit
gekennzeichnet, beruht auf Gegenseitigkeit und ist nur für einen Partner
bestimmt. Mann und Frau sind gleichwertig.
Durch die Industrialisierung und die Trennung von Wohnung und Arbeit
erhielt die Intimität und Sexualität einen neuen Stellenwert. In der
Romantik, also gegen Ende des 18. Jahrhunderts, entwickelte sich das
Ideal der romantischen Liebe. Es geht um die Einheit von Zuneigung und
Leidenschaft. Die Sexualität gewinnt an Bedeutung, wird dadurch
persönlicher und ist somit ein untrennbarer Bestandteil der Liebe (Peuckert
2008, S. 18).
Nach und nach wurde die Ehe aus Liebe zum gesellschaftlichen Normalfall,
jedoch die Gleichwertigkeit zwischen Mann und Frau aus der Romantik
wurde nicht übernommen. In bürgerlichen Kreisen war es so, dass die Frau
sich um den Haushalt und um die Kinder kümmerte und der Mann
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erwerbstätig war. Dieses Muster setzte sich bis ins 20. Jahrhundert hinein
fort (Peuckert 2008, S.18-19).
In der Nachkriegszeit, also ab 1945, erlangte das Familienleben eine
besonders hohe Wertschätzung. Nach Kriegsende fand man überall
Zerstörung der Produktionsstätten und Infrastrukturen, mangelnde
Nahrungsversorgung und Flucht aus den zerstörten Gebieten vor. Dass die
Familie so hoch geschätzt war, lag vermutlich daran, dass sich die
Familienangehörigen aufgrund des Krieges lange Zeit nicht sahen und
Angst und Not erfahren hatten. Die Politik und die Kirche forderten und
unterstützten das gängige Familienmodell, in welchem die Mutter nicht
erwerbstätig war. Die Frauen mussten während des Krieges die Arbeit der
Männer übernehmen. Durch dieses Modell gelang es jedoch, den Mangel
an Arbeitsplätzen zu kompensieren, da nun die Frauen nicht mehr
erwerbstätig waren, wurden Arbeitsplätze für die Männer geschaffen. Als,
zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Frauenbewegung entstand, kamen
erste Forderungen nach Gleichstellung von Mann und Frau auf. Die Frauen
wollten ein höheres Bildungsniveau erreichen, doch der Wandel vollzog
sich vor allem innerfamiliär in den Bereichen der Arbeitsteilung, der
sexuellen Beziehung und der Erwerbstätigkeit von Müttern (Nave-Herz
2002, S. 45-46).
In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts verbesserten sich die
Lebensverhältnisse aller Einkommensbezieher, was zur Folge hatte, dass
sich das moderne bürgerliche Familienmuster durchsetzte. Die sozialen
Sicherungssysteme wurden verbessert und die Löhne stiegen. Das Leitbild
dieser modernen Familie zeichnete sich durch eine lebenslange und
monogame Ehe aus. Die Eheschließung fand ihren Sinn in der Gründung
einer Familie, in welcher der Vater die Autoritätsperson war und die
Ehefrau als Mutter und Hausfrau (Juniorpartnerin) tätig war. Alternatives
Zusammenleben oder Alleinleben wurde nur in Ausnahmefällen geduldet.
Im Vordergrund dieses Familienmodells stand die Befriedigung des
Bedürfnisses nach Intimität, Sexualität, Geborgenheit und Nähe. Die Kinder
wurden durch Förderung und Zuwendung von den Eltern, vor allem aber
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der Mutter, unterstützt und die Kindheit als Entwicklungsphase erachtet. In
der Mitte der 60er Jahre begann allmählich die Destabilisierung der
bürgerlichen Familie. Dem liegt zugrunde, dass die Menschen begannen,
daran zu zweifeln, eine lebenslange monogame Ehe eingehen zu können,
welche mit der modernen Lebensform nicht mehr zu verbinden war
(Peuckert 2008, S. 19-21).
Theodor Fontane beschrieb 1895 in seinem Roman „Effi Briest“ die frühere
Familiensituation: Das minderjährige Mädchen Effi konnte sich damals
ihren Ehemann nicht selbst auswählen, sondern sie wurde von einem
Mann namens Geert ausgewählt, der viel älter war als sie selbst. Sie wurde
von ihrer Familie unter Druck gesetzt, den Antrag anzunehmen, denn der
zukünftige Ehemann hatte eine gute Stellung und könnte sie gut versorgen.
Das Mädchen heiratete ihn, zog mit ihm in eine gemeinsame Wohnstätte
und gründete sehr bald eine Familie. Den nun verheirateten Eheleuten
gelang es jedoch nicht, geistige Gemeinsamkeiten und eine emotionale
Basis zu schaffen, welche Voraussetzung für das Gelingen einer Ehe sind.
Durch diese Geschichte wird klar, dass die Eltern der Braut einen sehr
großen Einfluss auf das Zustandekommen der Ehe hatten. Sie wurden vom
Bräutigam persönlich um die Hand ihrer Tochter gefragt (Lenz 1997, S.
181-182).
Wenn die von Theodor Fontane geschriebene Geschichte von Effi und
Geert 100 Jahre später passiert wäre, hätte Geert mit Sicherheit nicht bei
ihren Eltern um die Hand ihrer Tochter angehalten, bevor er nicht mit Effi
darüber geredet hätte. Es könnte sein, dass das Paar eines Tages sehr
verschämt zu Effis Eltern gekommen wäre und ihnen von ihren Plänen
einer Heirat oder des Zusammenziehens erzählt hätte. Es wäre möglich,
dass sich das Paar in der Diskothek, beim Studium oder im Sportverein,
kennen gelernt hätte und keine Hilfe der Eltern dafür notwendig gewesen
wäre (Lenz 1997, S. 183).
Seit etwa 30 Jahren sind vermehrt unterschiedliche Haushalts- und
Lebensformen beobachtbar. Auch wird immer wieder von einer
Pluralisierung der Familienformen gesprochen. Als Grund dafür werden
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Individualisierungsprozesse genannt. Diese werden von einem generellen
Wertewandel, der ökonomischen Lage, der staatlichen Sozialabsicherung
und einem größeren Wohnungsbestand unterstützt. Doch Nave-Herz
schreibt, dass diese Pluralitätsthese nur bedingt angenommen werden
kann, da immer noch 85% aller Familien Zwei-Eltern-Familien mit formaler
Eheschließung sind.
Auch wenn die Eheschließungen weniger werden, so heiraten in
Deutschland dennoch 90% der Bevölkerung bis zu ihrem 40. Lebensjahr.
Jedoch wird immer später geheiratet, was durch längere Schul-, Berufs-
und Universitätsausbildung und der gesellschaftlichen Akzeptanz von
nichtehelichen Lebensgemeinschaften begründet werden kann (Nave-Herz
2002, S. 134-136).
Auch in Südtirol hat die Zahl der Eheschließungen seit den 70er Jahren
stark abgenommen. Während Anfang des Jahrzehnts etwa 7,5 Ehen je
1000 Einwohner geschlossen wurden, so waren es Anfang der 80er nur
noch 5,5. In den 90er Jahren war der Rückgang nicht mehr so stark, denn
auf 1000 Einwohner wurden 5 Ehen geschlossen.
Ein weiter starker Rückgang ist von den 90er Jahren zum Jahr 2010
beobachtbar. Demnach wurden 3,8 Ehen je 1000 Einwohner geschlossen,
das sind insgesamt 1906 Ehepaare. Es ist auch erkennbar, dass die
Eheleute immer älter werden und vermehrt standesamtlich den Bund der
Ehe besiegeln (Strickner 2011, S. 1).
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Diese Tendenzen lassen sich anhand der folgenden Tabelle darstellen:
Beschreibung Jahr Wert
Eheschließungsrate 2010 3,8 (a)
Alter des Bräutigams 2010 36,3 (b)
Alter der Braut 2010 33,4 (b)
Kirchliche
Eheschließung
2010 37,5%
(a) je 1000 Einwohner
(b) Durchschnittsalter bei der Erstheirat
(Abb. 1: ASTAT, 2010)
In den Jahren 1997 bis 2006 haben in Südtirol die Ehetrennungen um
30,7% und die Ehescheidungen um 57,1% zugenommen. Im Jahr 2005
fand die Trennungs- und Scheidungsrate ihren Höhepunkt. In diesem Jahr
waren die Trennungsrate mit 17% und die Scheidungsrate mit 9,7% so
hoch wie nie zuvor (Eisenstecken 2007, S. 67).
Wandel der Sexualität
Früher entstand aus einer Ehe bald gemeinsamer Nachwuchs, denn die
bürgerliche Familie basierte auf einer „institutionellen Koppelung“ (Lenz
1997, S. 182) von Heirat und Elternschaft. Sinn und Zweck einer Heirat war
weitgehend die Fortpflanzung, denn durch die Familiengründung und
Elternschaft erfuhr eine Ehe ihre Vollendung.
Das bürgerliche Familienmodell war dadurch gekennzeichnet, dass die Ehe
„asexuell“ sein sollte. Das Paar durfte sich vor der Ehe nicht sexuell
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austauschen. Bereits die bloße Versuchung wurde systematisch verhindert
wie beispielsweise durch die räumliche Trennung des Paares. Lediglich in
der Ehe durfte das Ehepaar legal ihre Sexualität ausleben. Dieses
Sexmonopol entstand nicht mit dem bürgerlichen Familienmodell, sondern
erlebte dort eine besonders starke Ausprägung. Die Frauen waren im
Unterschied zu den Männern auf das Gebot der vorehelichen Keuschheit
verpflichtet, denn wenn sie ihre „Anständigkeit“ verloren, bedeutete dies
automatisch, dass die Chance auf eine Heirat ruiniert war. Die Frau hatte
vom vorehelichen Geschlechtsverkehr Abstand zu nehmen und
abzuwarten bis sich das Geheimnis der Sexualität in der Ehe zeigte (Lenz
1997, S. 182).
Veränderte Lebenszusammenhänge
In jüngster Vergangenheit haben sich Veränderungen ereignet, welche die
Lebenszusammenhänge von Männern und Frauen betreffen. Lenz erläutert
diese Veränderungen anhand von vier Tendenzen:
1. Frühe Erfahrungen mit der Sexualität
Bis in die 50er und 60er Jahre war es meist noch üblich, erste
sexuelle Erfahrungen in der Ehe zu machen. In den darauf
folgenden Jahrzehnten jedoch änderte sich die Einstellung zu
diesem Themenbereich, sodass Sexualität bereits vor der Ehe zur
Norm wurde.
Bereits im Jahre 1992 ergab eine Studie, dass ein Drittel der
deutschen Frauen und ostdeutschen Männer bzw. ein Viertel der
Männer in Westdeutschland, bis zum 15. Lebensjahr Erfahrungen in
Sachen Beziehungen gesammelt haben. Lediglich drei Jahre später
waren es bereits über 80% derselben Probandengruppe.
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Beim Thema der Sexualität ergaben sich ähnliche Zahlen, nämlich
ein Viertel der Frauen und ein Drittel der Männer hatten im Alter von
15 Jahren erste Sexualkontakte. Die Studie von 1992 ergab
außerdem, dass sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland 80%
aller Jugendlichen bereits vor der Volljährigkeit das erste Mal
Geschlechtsverkehr hatten.
In einer Beziehung hat sich der sexuelle Austausch einen sehr
hohen Stellenwert erkämpft. Dieser erfolgt meistens in der
Anfangsphase, selten warten die Jugendlichen bis die Beziehung
Bestand hat. Es kann auch vorkommen, dass die Beziehung
aufgrund einer sexuellen Begegnung entsteht. Somit kann man
sagen, dass sich die Sexualität nicht nur von der Ehe, sondern auch
von der Idee einer festen Beziehung gelöst hat. Demnach ist der
sexuelle Austausch nicht mehr nur für die Männer, sondern auch für
die Frauen - ohne Ehe und Beziehung - möglich. Die Unterschiede
bei Sexualerfahrungen, welche früher zwischen Mann und Frau
vorherrschten, gibt es nun nicht bzw. kaum mehr. Außerdem vollzog
sich für die Frauen ein Wandel qualitativer Art. Sexualität war von
nun an nicht mehr eheliche Pflicht, sondern Vergnügen durch
sexuelle Selbstbestimmung. Auch den Verhütungsmitteln wurde ein
neuer Stellenwert eingeräumt, denn diese ermöglichen es letztlich
auch, die Sexualität von der Fortpflanzung abzugrenzen (Lenz
1997, S. 183-186).
2. Beziehungen als Ersatz der Partnerwahl
Früher wurde nach einer kurzen Phase des Kennenlernens relativ
bald geheiratet. Heute ist es so, dass das Paar, bevor es den Bund
der Ehe schließt, über einen längeren Zeitraum in einer Beziehung
verweilt. Der Entschluss zu heiraten wird also nicht am Beginn der
Beziehung getroffen. Nur in den seltensten Fällen wird der erste
Partner anschließend auch geheiratet. Viele junge Menschen
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ziehen von zu Hause aus, was aber nicht bedeutet, dass sofort
geheiratet wird. Zuerst leben sie entweder alleine, in einer
Wohngemeinschaft mit Freunden bzw. anderen Studenten oder
probeweise als Paar zusammen.
Jugendliche nehmen Kontakt zum anderen Geschlecht auf, gehen
Beziehungen ein, welche oft nur von kurzer Dauer sind, aber auch
länger bestehen können. In diesen Beziehungen werden
Erfahrungen über Formen des Zusammenseins unterschiedlichster
Art und Weise gesammelt.
Im Vordergrund steht dabei nicht die Suche nach einem Partner fürs
Leben, sondern das Wohlbefinden jedes Einzelnen in der
Beziehung.
Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass sich das
Zusammenleben von der Eheschließung abgetrennt hat, denn
früher war die Ehe mit dem Aufbau eines gemeinsamen Haushaltes
stark verbunden. Immer mehr Paare entschließen sich, in einer
nichtehelichen Lebensgemeinschaft zu verweilen, woraus das
Auseinanderfallen dieser beiden Aspekte deutlich wird. Dies wird als
neue Form des Zusammenlebens bezeichnet, was allerdings eine
spätere Heirat nicht zwingend ausschließt. In der heutigen Zeit
entstehen viele Ehen aus nichtehelichen Lebensgemeinschaften.
Ein Paar kann auch bestehen, wenn es nicht einen gemeinsamen
Haushalt gründet, d.h. es ist möglich, dass beide Partner einen
eigenständigen Haushalt haben oder noch im Elternhaus leben.
Diese Form der Beziehung wird als „living- apart- together“
bezeichnet und ist in Deutschland mehr verbreitet als nichteheliche
Lebensgemeinschaften. Auch aus einer solchen Beziehung wird in
vielen Fällen eine nichteheliche Lebensgemeinschaft oder sogar
eine Ehegemeinschaft.
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Doch trotzdem ist die Anzahl von Alleinstehenden sehr hoch. Sie
werden jedoch nicht mit Ein-Personen-Haushalten gleichgestellt,
denn diese beinhalten auch Menschen, die in einer „living- apart-
together“- Beziehung leben. Zu den Alleinstehenden zählen auch
Menschen, die aktuell keinen Partner haben, jedoch trotzdem nicht
alleine leben z. B. Alleinerziehende. Der Begriff „Single“ ist zu einem
Modebegriff geworden, welcher unterschiedliche Bedeutungen
haben kann. Heute jedoch wird der Begriff für jene Menschen
verwendet, die aktuell in keiner Zweierbeziehung leben, egal für wie
lange und in welcher Haushaltsform. In der heutigen Zeit gibt es
sehr viele Singles. Das hat vermutlich damit zu tun, dass die
Zweierbeziehungen sehr instabil sind. Viele dieser allein stehenden
Personen waren vor nicht allzu langer Zeit in einer Beziehung,
welche in die Brüche ging. Seither sind sie entweder aus freier
Entscheidung oder wegen unzureichender Möglichkeiten ohne
Partner. Während das Alleinsein für kurze Zeit auch als positives
Ereignis wahrgenommen werden kann, ist die Sehnsucht nach
Zweisamkeit auf Dauer größer und die Alleinstehenden suchen sich
einen neuen Partner. Trotzdem ist es in der heutigen Zeit möglich,
auch ohne eine feste Beziehung, eigenständig zu leben (Lenz 1997,
S. 186-188).
Familienrecht Südtirol/Italien
Auch in Südtirol nimmt die Anzahl der nichtehelichen
Lebensgemeinschaften stetig zu. Jedoch sieht das italienische
Recht kaum Bestimmungen für diese vor. Durch den Bund der Ehe
verpflichten sich die Ehepartner zu Treue, sowie geistiger und
materieller Unterstützung. Diese Verpflichtungen und auch die damit
verbundenen Rechte gelten in einer nichtehelichen
Lebensgemeinschaft nicht. Damit haben die Partner im Falle einer
Trennung oder eines Todesfalls, keinerlei Ansprüche auf Unterhalt,
Erbanteil, Hinterbliebenenrente oder Abfertigung. Beispielsweise hat
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eine Hausfrau in einer Lebensgemeinschaft keine Absicherung,
denn sie ist nicht, wie in einer Ehe üblich, finanziell an den Partner
gebunden.
Die Rechte der Kinder hingegen, sind im Jahre 1975 für eheliche,
als auch nichteheliche Kinder gleichgestellt worden. Das hat zur
Folge, dass nichteheliche Kinder ebenfalls vermögens- und
erbberechtigt sind. Obwohl es in der Theorie keine Unterschiede
gibt, sieht es in der Praxis anders aus:
Wenn sich ein verheiratetes Paar trennt, dann werden Sorge-,
Besuchs- und Unterhaltsrecht schnell geregelt.
Bei nicht verheirateten Paaren jedoch, ist dies ein langwieriger
Prozess und in manchen Fällen ist es sogar notwendig, dass sich
die Eltern an zwei unterschiedliche Gerichte wenden (Brunner 2008,
S. 14).
3. Die Distanzierung von der Ehe
In der Gegenwart hat die Ehe an Bedeutung verloren, weil sie nicht
mehr Voraussetzung für ein längeres Zusammenleben von Mann
und Frau sowie für den sexuellen Austausch ist. Die
Eheschließungen werden im Vergleich zu früher immer weniger
bzw. die Paare warten damit deutlich länger. Vor allem Menschen
mit einem hohen Bildungsniveau heiraten wesentlich später.
Während Anfang der 60er Jahre die Ehe noch als etwas
Selbstverständliches angesehen wurde, heiraten heute immer
weniger Menschen
Heutzutage ist die Schließung einer Ehe nicht mehr zwingend das
Ergebnis von Liebe. Die Partner haben unterschiedliche
Möglichkeiten ihre Beziehung zu gestalten. Die Sexualität und der
gemeinsame Alltag sind dennoch fixer Bestandteil der
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Partnerschaft. Die Liebe ist oft nicht Grund genug für eine Ehe.
Häufig heiratet ein Paar erst dann, wenn es bereits ein Kind
erwartet oder plant eine Familie zu gründen. Diese Form der Ehe
wird als kindorientierte Eheschließung bezeichnet (Lenz 1997, S.
183-190). Daraus folgt die neue Idee, dass Kinder die Ehe bedingen
und nicht die Ehe die Kinder (Lenz 1997, S. 190). Doch es gibt nicht
nur die kindorientierte Eheschließung, sondern weitere in der
Literatur vertretene Entscheidungsprozesse für den Bund der Ehe:
� Ehe aufgrund kultureller Normen: Die Heirat wird nicht
hinterfragt und ist selbstverständlich.
� Ehe aufgrund überlegter Berechnung: Die Ehe wird durch
Kalkulation der ökonomischen bzw. finanziellen Lage und
des positiven Ansehens des Partners geschlossen.
� Ehe aufgrund eines spontanen Entschlusses: Die
Entscheidung zur Heirat wird schnell beschlossen und
emotional begründet.
� Ehe aufgrund ambivalenter Entscheidungen: Der Entschluss
wird von Unsicherheiten bestimmt und beinhaltet sowohl
rationale als auch emotionale Momente.
Bei der oben genannten zweiten und vierten Form der
Eheschließung erkennt man, dass die Ehe an Bedeutung verliert
bzw. dass später geheiratet wird. Für viele Menschen macht es
keinen großen Unterschied, ob sie verheiratet sind oder nicht, denn
der Symbolwert der Ehe ist stark verblasst. Der Entschluss zur Ehe
steht nicht mehr so sehr im Vordergrund, denn die
schwerwiegendere Entscheidung ist jene, einen gemeinsamen
Haushalt zu gründen oder nicht. Ob das gemeinsame
Zusammenleben durch die Ehe besiegelt werden soll, ist
zweitrangig.
Sogar verheiratete Personen glauben nicht daran, dass sich die Ehe
moralisch oder emotional auf die Beziehung auswirkt. Häufig stehen
22
rechtliche Aspekte, wie zum Beispiel das Erbrecht und die
steuerlichen Vorteile im Vordergrund (Lenz 1997, S. 188-191).
Laut dem Südtiroler Sozialbericht erkennt man, dass auch in
Südtirol die Eheschließungen kontinuierlich zurückgegangen sind.
Im Jahre 1997 gab es 2.134 Eheschließungen und im Jahr 2006
waren es nur noch 1.941 (Eisenstecken 2007, S. 67).
4. Die Distanzierung von Ehe und Elternschaft
Wie bereits erwähnt, waren früher Ehe und Elternschaft eng
verbunden. Wer eine Familie gründen wollte, musste den Bund der
Ehe eingehen.
Heute ist es so, dass viele Ehepaare ohne Kinder bzw. mit nur
einem Kind leben. Ein möglicher Grund dafür ist, dass Paare erst
spät das erste Kind bekommen. Ein weiterer Aspekt für die
Kinderlosigkeit ist medizinischer Ursache. Aber auch neue moderne
Lebensvorstellungen, die keinen Platz für eigene Kinder bieten,
tragen erheblich dazu bei, dass viele Paare kinderlos bleiben. Durch
die Loslösung der Elternschaft von der Ehe, werden viele Kinder,
vor allem das Erste, nichtehelich geboren (Lenz 1997, S. 191-194).
23
3.2. Neuentstandene Familienformen (Anna Mantinger)
Durch den bereits vertieften Aspekt des familiären Wandels haben sich
auch die Familienformen und die Partnerschaften verändert.
Nave-Herz erwähnt in ihrem Buch, dass in den letzten Jahren das
traditionelle Familienmodell an Stabilität und Verbindlichkeit verloren hat.
Dies wird als De-Institutionalisierungsprozess bezeichnet. Doch die Autorin
schreibt weiter, dass diese schwindende Verbindlichkeit nicht
ausschließlich negativ betrachtet werden soll. Vielmehr ist sie eine Chance,
individuell zwischen unterschiedlichen Formen des Zusammenlebens zu
wählen. Diese so genannte Individualisierung hat eine Pluralisierung der
familiären Lebensformen zur Folge. Sie kommen durch
Familienbildungsprozesse, wie beispielsweise Geburt, Verwitwung,
Scheidung und Rollenzusammensetzungen, wie Zwei-Eltern-Familien und
Ein-Eltern-Familien, zustande (Nave-Herz 1994, S. 4-5).
24
Das folgende Schaubild soll über die heutigen Familientypologien einen
Überblick geben:
Familienbildung
durch:
Eltern-Familien Ein-Eltern-Familien
Mit formaler
Eheschließung
Nichteheliche
Lebens-
gemeinschaften
Mutter-
Familien
Vater-
Familien
Geburt x x x
Adoption x x
Scheidung x x x
Verwitwung x x x
Wiederheirat x
Pflegeschafts-
verhältnisse
x
(Abb. 2: Nave-Herz 1994, S. 7)
Dieses Schaubild zeigt, dass das traditionelle Familienmodell nur eines von
vielen Modellen ist. Es ergeben sich daraus 14 unterschiedliche
Familientypologien, welche sowohl theoretische als auch rechtliche
Familienformen einschließen. Wie bereits erwähnt, kommen diese durch
Familienbildungsprozesse und verschiedenen Rollenzusammensetzungen
zustande (Nave-Herz 1994, S. 6-7). Wir möchten an dieser Stelle
anmerken, dass dies lediglich eine Auswahl an Familientypen ist und nicht
alle weltweit vorhandenen Formen berücksichtigt.
Für ein besseres Verständnis werden wir nun den Begriff „Familie“
definieren und anschließend einige Familientypen näher erläutern.
25
Familie
„Der Begriff „Familie“ lässt sich auf das lateinische Wort „familia“
zurückführen, das nach römischen Recht eine gesamte
Hausgenossenschaft von Freien und Sklaven umschrieb und zudem alles,
was zum Haus gehörte, also Personen und auch Sachen, gezählt wurde“
(Wieners 1999, S. 17).
Als Familie wird ein Zusammenschluss von meist zwei Generationen
verstanden. Dazu zählen die Eltern (leibliche, Stief-, Adoptiv- oder
Pflegeeltern) und deren Kinder (leibliche, Stief-, Adoptiv- oder
Pflegekinder). Zudem gibt es auch Familien, welche aus drei oder vier
Generationen bestehen. Das Familienleben ist gekennzeichnet durch das
Bedürfnis nach Privatsphäre und Intimität, sowie durch die gemeinsame
Aufgabenbewältigung. Beide Partner haben ihre Vorstellung von Familie
und bringen diese in die Partnerschaft mit ein. Durch die soziale Realität
und die Übereinkunft mit den Wünschen des Partners wird die Basis der
Familie geschaffen.
Dies ist eine zusammenfassende Beschreibung von Familie, jedoch ist eine
klare Definition sehr schwierig, da rechtliche, genealogische und
familiensoziologische Merkmale jeweils andere Aspekte der Familie
beschreiben (Cierpka 2008, S. 19-20).
Familientypen
Kernfamilie:
Die Kernfamilie wird als die traditionelle Familienform verstanden und setzt
sich aus mindestens drei Personen zusammen. Zu diesen
Familienmitgliedern zählen zwei verschiedengeschlechtliche Elternteile und
mindestens ein Kind. Theoretisch leben in diesem Familientyp die
26
Erwachsenen eine monogame und lebenslange Ehe. Die
Familienmitglieder verbinden biologische, räumliche und rechtliche
Faktoren, welche sie zu einem geschlossenen System werden lassen. Die
Kernfamilie kann traditionell, sowie untraditionell organisiert sein. Bei der
traditionellen Kernfamilie übernimmt der Vater die Rolle des Ernährers,
während die Mutter meist Hausfrau und für die Kinder zuständig ist. In der
untraditionellen Familie sind die Aufgaben nicht den
Geschlechterstereotypen zugeordnet. Zwischen den beiden Extremen gibt
es unzählige Mischformen (Wieners 1999, S. 24-25).
Nichteheliche Lebensgemeinschaft mit Kindern:
Diese Familienform ist der Kernfamilie sehr ähnlich, jedoch sind die Eltern
nicht verheiratet, d. h. dass sie sich vor allem in der rechtlicher Beziehung
unterscheiden. Viele Paare wählen diese Familienform bewusst, da sie so
ihre individuelle Unabhängigkeit aufrechterhalten können. Der Partner wird
nicht als Ehemann oder als Ehefrau angesehen, sondern als
Lebensgefährte. Viele bezeichnen den Partner dementsprechend als
„Lebensabschnittsgefährten“. Andere wiederum nutzen dieses
Familienmodell als Probe für die Ehe und heiraten zu einem späteren
Zeitpunkt (Lüthi 2001, S. 243).
Stieffamilie (multiple Elternschaft):
Die Stieffamilie stellt eine völlig eigenständige Form der Familie dar, welche
sich erheblich von den Aspekten einer Kernfamilie unterscheidet. Bei einer
Stieffamilie leben das Kind bzw. die Kinder bei einem leiblichen Elternteil,
welches das Sorgerecht für die Kinder innehat. Wenn der leibliche Elternteil
einen neuen Partner findet oder ein womöglich verstorbener Elternteil
durch einen neuen Partner bzw. Stiefelternteil ersetzt wird, kommt es zu
27
einer Stieffamilie. Somit sind die Kinder mit einem Elternteil nicht biologisch
verwandt und wenn es sich um den Stiefvater handelt, tragen die Kinder
auch nicht dessen Nachnamen (außer bei Adoption). Die Kinder haben oft
neben den eigenen Geschwistern auch Halbgeschwister bzw.
Stiefgeschwister. Die Familie muss durch diese besondere Situation einen
funktionierenden Lebensstil entwickeln, welcher den vielfältigen
Beziehungen gerecht wird. Es kann durchaus sein, dass diese
Familiensituation für die betroffenen Kinder oft Schwierigkeiten, wie
Verlustängste, Rivalitäts- oder Loyalitätskonflikte birgt (Berens 2009, S. 1).
Laut Krähenbühl können fünf Typen von Stieffamilien unterschieden
werden, welche sich aufgrund der unterschiedlichen Entstehung
herauskristallisiert haben:
Stiefvater-Familie: entsteht, wenn die leibliche Mutter, nach dem Tode ihres
Ehemannes oder nach einer Scheidung, einen neuen Partner heiratet,
welcher jedoch keine eigenen Kinder in die Familie mitbringt.
Stiefmutter-Familie: entsteht, wenn der leibliche Vater, nach dem Tode
seiner Ehefrau oder nach einer Scheidung, eine neue Partnerin heiratet,
welche jedoch keine eigenen Kinder in die Familie mitbringt.
Legitimierte Stieffamilie: entsteht, wenn die Mutter eines nichtehelichen
Kindes, einen anderen Mann, als den Vater des Kindes, heiratet.
Zusammengesetzte komplexe Stieffamilie: entsteht, wenn beide Partner
Kinder aus einer früheren Ehe in die Familie mitbringen.
Stieffamilie mit gemeinsamen Kind bzw. gemeinsamen Kindern
(Patchwork-Familie): entsteht, wenn eine Stiefmutter, ein Stiefvater oder
eine zusammengesetzte Stieffamilie nicht nur mit Kindern aus einer
früheren Ehe, sondern auch mit einem oder mehreren gemeinsamen
Kindern in einer Haushaltsgemeinschaft leben (Krähenbühl 1991, S. 29).
Es wäre möglich, dass ein Kind eine Stiefmutter und einen Stiefvater hat,
wenn beide leiblichen Eltern wieder geheiratet haben. Jene Familie, bei der
28
das Kind überwiegend wohnt, bezeichnet man als primäre Stieffamilie oder
Alltagsstieffamilie. Die andere Familie, bei welcher sich das Kind während
des Wochenendes oder in den Ferien aufhält, wird als sekundäre
Stieffamilie oder Wochenendstieffamilie bezeichnet.
Stieffamilien gab es bereits zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert, denn
früher hatten Menschen keine hohe Lebenserwartung und die
Müttersterblichkeit war sehr hoch. Um zu überleben waren die Menschen
früher gezwungen eine neue Ehe einzugehen. Heutzutage entstehen
Stieffamilien auf freiwilliger Basis und aufgrund der hohen Scheidungsrate.
Dadurch wurde sie ins Blickfeld der Öffentlichkeit gezerrt (Peuckert 2008,
S.213).
Adoptivfamilie:
Unter einer Adoptivfamilie wird das Annehmen und Erziehen eines fremden
Kindes unter der Obhut von Adoptiveltern verstanden. Für die künftigen
Eltern und das Kind entstehen nach einer Adoption die gleichen Rechte
und Pflichten wie bei den Eltern-Kind-Beziehungen einer Kernfamilie. Die
abgebenden Eltern hingegen verzichten durch diesen Schritt auf alle
Rechte gegenüber ihrem leiblichen Kind (Peuckert 2008, S. 221). Ein
Hauptgrund für die Adoption eines fremden Kindes ist, dass Paare oft keine
leiblichen Kinder bekommen können und sich somit für die Adoption eines
fremden Kindes entscheiden.
Weitere Gründe können sein: „Fehlgeburten, familiäre Belastung durch
eine Erbkrankheit, soziales, religiöses, humanitäres Engagement,
besonders auch gegenüber Drittweltkindern“ (Matter 1997, S. 128).
Eine Familiengründung durch Adoption bringt gewisse Anforderungen mit
sich. Die Adoptiveltern stehen beispielsweise vor der schwierigen Aufgabe,
dem Kind neben Liebe und Geborgenheit, zu vermitteln, dass es nun zu
29
ihnen gehört, jedoch auch dass es nicht ihr leibliches Kind ist und somit
sein Ursprung irgendwo anders liegt (Hildebrandt 2007, S. 29).
Laut Matter können vier Typen von Adoptivfamilien unterschieden werden:
� Stiefkinderadoption
� Verwandtenadoption
� Fremdadoption inländischer Kinder
� Fremdadoption ausländischer Kinder
Es gelten klare Richtlinien für die oben genannten letzten drei
Adoptionsformen: Die zukünftigen Eltern werden genauestens auf die
wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse überprüft. Die Eltern müssen, um
ein Gesuchen anstellen zu können, mindestens 16 Jahre älter als das Kind
und mindestens fünf Jahre verheiratet sein oder das 35. Lebensjahr
erreicht haben. Dazu müssen sie ihre Gründe für die Adoption anführen,
um das größtmögliche Wohl des Kindes anzustreben. Von den
Adoptiveltern der Kinder aus anderen Ländern, wird erwartet, dass sie sich
mit dem Kind gemeinsam intensiv mit seinem Herkunftsland beschäftigen
bzw. auseinandersetzen.
Bei der Stiefkinderadoption gelten andere Regeln. Ein Stiefelternteil kann
bereits nach zwei Jahren Ehe mit dem leiblichen Elternteil die Adoption des
Kindes beantragen.
Die meisten Adoptionen werden „inkognito“ abgewickelt, d. h. dass die
leiblichen Eltern des Kindes mit den Adoptiveltern nicht in Kontakt treten.
Es ist eine Art Schutz für die Adoptiveltern, da die leiblichen Eltern somit
nichts über die Adoptiveltern wissen. Jedoch wird die Adoptivfamilie über
die Herkunftsfamilie informiert.
Es gibt auch die „offene Adoption“, bei welcher sich die Adoptiveltern und
die leiblichen Eltern kennen lernen und in Kontakt bleiben. Da diese Form
viele Schwierigkeiten mit sich bringt, entscheiden sich viele für eine
halboffene Adoptionsform. Darunter versteht man, dass beide Eltern die
30
Möglichkeit haben über eine Vermittlungsstelle anonym in Kontakt zu
treten, um die leiblichen Eltern über die Entwicklung des Kindes auf dem
Laufenden zu halten. Den beiden Eltern steht es frei, persönlichen Kontakt
herzustellen oder nicht (Matter 1997, S. 118- 122).
Bei einer Adoption stellt sich den Adoptiveltern früher oder später das
Problem, wann und wie sie den Kindern erklären sollen, dass sie adoptiert
sind. Dies ist sehr wichtig, denn dadurch werden Familiengeheimnisse
vermieden. Die Aufgabe der Adoptiveltern ist es, den Sachverhalt den
Kindern altersgemäß zu erklären und nicht zu lügen. Bei dieser oft
schwierigen Gesprächssituation sind die Eltern jedoch nicht auf sich allein
gestellt, denn es gibt Hilfszentren, welche die Eltern dabei unterstützen.
Pflegefamilie:
Wenn eine Familie nicht mehr in der Lage ist, den Bedürfnissen des Kindes
gerecht zu werden, kommt es in eine Pflegefamilie. Die
Kinderaufsichtsbehörde muss einem Pflegekind zustimmen und
beaufsichtigt es regelmäßig. Ein Pflegeverhältnis kann von kurzer Dauer
oder auch von unbestimmter Zeit sein, je nachdem, welche Probleme die
Herkunftsfamilie zu bewältigen hat. Normalerweise besteht ein Kontakt
zwischen der Pflegefamilie, den Pflegekindern und der Herkunftsfamilie.
Die Pflegefamilie ermöglicht dem Kind ein Aufwachsen als ernst
genommenes, geliebtes Mitglied der Familie und entwickelt somit eine
Vertrauens-, Identitäts- und Gewissensbildung (Matter 1997, S. 95).
Pflegeverhältnisse entstehen meist dadurch, dass die Mutter krank wird,
schlechte Familienverhältnisse vorherrschen oder durch Unfälle in der
Familie.
In Südtirol gibt es zirka 150 Pflegeverhältnisse. Diese sind häufig temporär,
denn viele der Pflegekinder kehren wieder in ihre Familie zurück oder
kommen in ein Heim.
31
Ein-Eltern-Familie:
Eine eindeutige Definition von Ein-Eltern-Familien zu finden ist sehr
schwierig, da es unterschiedliche Meinungen im Hinblick auf die Anzahl
erwachsener Familienmitglieder in einer solchen Form gibt (Wieners 1999,
S. 36).
Die Definition von Fthenakis und Millar besagt, dass nur jene Familien als
Ein-Eltern-Familien bezeichnet werden dürfen, in welcher nur ein
Erwachsener mit einem oder mehreren Kindern lebt. Dadurch können sich
folgende Formen ausbilden:
� „Mutter – Tochter/Töchter; Mutter – Sohn/Söhne; Mutter – Kinder
beiden Geschlechts, variierend durch die Anzahl und Geschlecht
der Kinder;
� Vater – Tochter/Töchter; Vater – Sohn/Söhne; Vater – Kinder
beiden Geschlechts, variierend durch die Anzahl und Geschlecht
der Kinder“ (Wieners 1999, S. 37).
Früher wurden Ein-Eltern-Familien als „zerrüttet“ oder „desorganisiert“
bezeichnet, weil es früher nicht üblich war, sich beispielsweise vom Partner
scheiden zu lassen. Diese Form der Familie war im Gegensatz zur
Kernfamilie negativ angesehen. Heute versucht man, sich von den
Vorurteilen und negativen Äußerungen abzugrenzen und spricht deshalb
von „Alleinerziehenden“, „Ein-Eltern“ oder auch „Ein-Eltern-Familien“
(Wieners 1999, S. 36).
Homosexuelle-Elternfamilie:
Früher wurde die Homosexualität von vielen Menschen vorwiegend als
unnormal angesehen. Jedoch mit der Zeit haben sich viele
Betrachtungsweisen geändert und gewisse Lebensbereiche der
Homosexuellen werden studiert, wie beispielsweise Diskriminierung, Aids
usw. In den letzten Jahren ist dieses Thema ins Blickfeld der Öffentlichkeit
32
geraten und ist nun nicht mehr ein Tabuthema. Die meisten Menschen
zeigen gegenüber diesem Thema Neugier, jedoch die vollständige
Akzeptanz fehlt noch.
In den Medien wird sehr selten etwas über Elternschaft bei homosexuellen
Paaren berichtet. Viele Menschen sind der Ansicht, dass dies nicht
zusammenpasst (Wieners 1999, S. 62).
Das Finden einer Definition von homosexuellen-Elternfamilien ist schier
unmöglich, da es zu viele unterschiedliche Formen gibt. Eines haben sie
aber gemeinsam, und zwar, dass mindestens ein Erwachsener in dieser
Familie homosexuell ist (Wieners 1999, S. 63).
Alleinerziehende lesbische oder allein erziehende schwule Eltern: Dafür
können verschiedene Ursachen in Frage kommen: Beispielsweise kann
dieser Status durch einer Scheidung oder Trennung einer heterogenen Ehe
oder Partnerschaft aufgrund einer homosexuelle Neigung erfolgen. Auf der
anderen Seite kann diese Form auch bewusst gewählt werden. Jedoch
haben Männer damit ein größeres Problem, dies zu realisieren, denn sie
müssen entweder eine Frau finden, welche das Kind für sie austrägt, ein
Kind adoptieren oder ein Kind in Pflege nehmen. Frauen haben es in dieser
Hinsicht einfacher, sie können sich von einem Mann schwängern oder sich
künstlich befruchten lassen (Wieners 1999, S. 65).
Homosexuelles Co-Parenting: In dieser Form teilen sich „ähnlich wie beim
gemeinsamen Sorgerecht, eine Lesbe und ein Schwuler oder aber eine
Lesbe und ein heterosexueller Mann, z.B. auch der leibliche Vater des
Kindes, oder auch ein Schwuler und eine heterosexuelle Frau, evtl. die
leibliche Mutter, die Erziehung des Kindes / der Kinder. Diese Familienform
ist jedoch extrem selten. Wird ein solcher Lebensstil praktiziert, dann wohl
am ehesten in der Konstellation, daß eine Lesbe ein Kind mit einem
heterosexuellen Mann zeugt und dieser sich aktiv an der Betreuung und
Erziehung des Kindes beteiligt“ (Wieners 1999, S. 65).
33
Offene Familie: In dieser Form der Familie zeugt ein lesbisches Paar mit
einem schwulen Paar ein Kind und kümmert sich danach gemeinsam
darum. Es gibt offene Familien, wo alle Familienmitglieder unter einem
Dach wohnen, genauso wie jene, wo jedes Paar getrennt wohnt und das
Kind demnach gleich viel Zeit mit beiden Familien verbringt (Wieners 1999,
S. 67).
Unsere Gesellschaft steht der homosexuellen Elternfamilie immer noch
skeptisch gegenüber, da viele Menschen die Homosexualität als etwas
Abnormales, Perverses oder Minderwertiges, im Vergleich zur
Heterogenität, empfinden. Von solchen Menschen werden heterosexuelle
Personen auch noch in der heutigen Zeit in vielen Lebensbereichen
diskriminiert. Diese Diskriminierungen zeigen sich durch Beleidigungen,
Gewalttätigkeiten, verbale Abwertungen, Ignoranz und Unterdrückung. Im
Beruf bekommen homosexuelle Menschen oft keinen Job oder haben keine
Chance aufzusteigen. Bei einem „Outing“ kann es passieren, dass sie von
Menschen vermieden werden, ihnen im Beruf Inkompetenz unterstellt wird
oder es sie sogar den Job kosten kann.
Da homosexuelle Paare nicht heiraten können und dadurch keine
Erbschaft antreten dürfen, werden homosexuelle Paare nicht als eine
„legitime“ Lebensgemeinschaft betrachtet (Wieners 1999, S. 68-69).
In Deutschland jedoch gibt es für homosexuelle Paare die Möglichkeit einer
eingetragenen Partnerschaft. Diese ermöglicht beinahe eine rechtliche
Gleichstellung gegenüber legitimen Lebensgemeinschaften, d. h. unter
anderem auch, dass die Partner erbberechtigt sind und zudem
Patientenverfügungen für den Partner erlassen können.
34
Binukleare Familie:
Wenn sich eine Ehe oder Partnerschaft auflöst, leben die ehemaligen
Partner meist in zwei getrennten Haushalten. Dies hat für die
gemeinsamen Kinder zur Folge, dass sich aus den zwei neuen Haushalten
ein binukleares Familiensystem herausbildet. Welche Bedeutung den
jeweiligen Haushalten zukommt und wie intensiv der Kontakt zwischen
allen Beteiligten gepflegt wird, ist von Familie zu Familie unterschiedlich. Es
kann vorkommen, dass eine sehr strikte Trennung zwischen den beiden
Haushalten vorliegt, aber auch, dass beide für das Kind eine primäre
Bedeutung haben (Griebel und Ristow o. A.).
Commuter-Ehe:
In dieser Form der Ehe leben die Partner in zwei getrennten Haushalten
führen aber dennoch eine Ehe. Der Grund für diese häusliche Trennung ist,
dass die Partner meist karriereorientiert und nicht bereit sind, ihren Job
zugunsten eines gemeinsamen Haushaltes aufzugeben (Peuckert 2008, S.
269).
Der Grund für eine solche Form der Ehe liegt meist darin, dass die Partner
hochspezialisierte Berufe ausüben und daher ihren Arbeitsplatz und
Wohnsitz nicht aufgeben wollen oder können.
Zwei-Karriere-Ehe:
Bei dieser Eheform handelt es sich um eine besondere Form der
Commuter-Ehe, bei der beide Eheleute eine hohe schulische Ausbildung
haben und stark berufsorientiert sind. Die Partner haben unterschiedliche
berufliche Ziele vor Augen (Peuckert 2008, S. 264).
35
Egalitäre Ehe:
Unter der egalitären Ehe versteht man, dass jeder Ehepartner „sein“
eigenes Leben führen und dabei beruflich unabhängig bleiben will. In der
Partnerschaft geht es um eine gleichberechtigte Rollenverteilung, bei der
gemeinsame Entscheidungen getroffen werden und die Wünsche beider
berücksichtigt werden (Hettlage 1998, S. 251).
Ehen mit bekannten sexuellen Außenbeziehungen:
Diese Form der Ehe wird auch als „Offene Ehe“ bezeichnet. In einer
solchen haben die Partner eine Abmachung, welche es ihnen erlaubt,
andere Partner, unter anderem auch Sexualpartner, zu haben.
Fakten und Zahlen
Die so genannten neuen Familienformen sind gar nicht so neu. Bereits im
Zeitalter der Industrialisierung gab es viele verschiedene Formen von
Familien. Schon zu jener Zeit gab es Ein-Eltern-Familien (sowohl Mutter-
als auch Vaterfamilien), nichteheliche Eltern-Kind-Gemeinschaften und
Stieffamilien. Außerdem gab es noch große komplexe Familien zu denen
verwandte als auch nichtverwandte Personen gehörten, diese Formen
findet man heute jedoch kaum noch. Wenngleich sich die Familienformen
von damals mit den Heutigen vergleichen lassen, so sind allerdings die
Damaligen aufgrund der kulturellen Bedeutung und der Lebenslage der
Menschen unterschiedlich (Peuckert 2008, S. 17).
Durch die 68er Generation wandelte sich die Bedeutung der Ehe. Deshalb
haben seit den 60er Jahren die nichtehelichen Lebensgemeinschaften und
36
die alternativen Familienformen deutlich zugenommen (Sander 1999, S.
11).
Neben der traditionellen Kernfamilie etablieren sich zunehmend die Ein-
Eltern-Familien.
„1997 nahmen sie mit 1.835.000 Familien 20 Prozent an allen Familien mit
minderjährigen Kindern ein; dabei stehen 305.000 allein erziehenden
Vätern rund 1.529.000 allein erziehenden Müttern gegenüber“
(Statistisches Bundesamt 1997).
Der Grund weshalb diese neue Familienform weiterhin steigt, ist die ständig
wachsende Scheidungs- und Trennungsrate in Deutschland. Vom
Statistischen Bundesamt (1997) geht hervor, dass 41% der Mütter, welche
sich in einer Mutter-Kind-Familie befinden, geschieden sind, 15% getrennt
leben, 8% verwitwet sind und 35% ledig sind. Betrachtet man die Rolle des
Vaters in einer Vater-Kind-Familie so ergibt sich dass, 36% geschieden
sind, 16% getrennt leben, 11% verwitwet sind und 36% ledig sind (Sander
1999, S. 14).
Im Jahre 2010 wurden in Südtirol 666 Ehen getrennt und 504 Ehen
geschieden. Daraus erkennt man eine Trennungsrate von 13,2 Trennungen
und eine Scheidungsrate von 10,0 Scheidungen auf 10.000 Einwohner
gerechnet. Damit weist Südtirol, im Vergleich zu Italien, eine deutlich
höhere Scheidungsrate auf (Strickner 2011, S. 1)
Da es heute viele unterschiedliche „neuentstandene“ Familienformen gibt,
ist es häufig der Fall, dass die Familien den Betreuungsanforderungen
nicht mehr gewachsen sind. Aus diesem Grund werden immer mehr
37
Betreuungsinstitutionen notwendig, welche vor allem die Betreuung in den
Sommermonaten gewährleisten.
3.2.1. Trennungen und Scheidungen (Anna
Mantinger)
Zu allen Zeiten unterlag die Eheschließung historischen Einflüssen. Mit der
Zeit hat sich die Einstellung zur Ehe verändert.
Bis ins 18. Jahrhundert waren die Ehepartner gleichermaßen in den
Produktionsprozess eingebunden. Die damalige Hausgemeinschaft
bestand neben den Familienmitgliedern aus Mägden, Knechten, Gesellen
und Lehrjungen. Die Arbeitsprozesse von Mann und Frau hingen vom
reibungslosen „Hand-in-Hand-Greifen“ (Sander 1999, S. 11) ab. Die Ehe
war somit eine Arbeitsgemeinschaft und hatte einen instrumentellen
Charakter. Jedoch mit der zunehmenden Industrialisierung fingen die
Bereiche Arbeit und privates Leben an sich voneinander zu lösen. Durch
diese Veränderung, welche für weite Bevölkerungskreise Wirklichkeit
wurde, veränderten sich demnach auch die Pflichten von Mann und Frau,
welche unterschiedlichen Lebensbereichen zugeordnet wurden. Der Mann
hatte von nun an die Aufgabe, durch Tätigkeiten im Außenbereich der
Familie, die Existenz zu sichern, während die Frau für das harmonische
Familienleben verantwortlich war bzw. für die Erholung des Mannes.
Durch die ideologischen Strömungen, wie die der Romantik, änderte sich
die Auffassung der Bedeutung der Ehe. Somit entstand das bürgerliche
Eheideal des 19. Jahrhunderts. Dieses wurde durch die Liebe der Eheleute
getragen. Doch dieses Ideal war weitgehend eine Fiktion:
38
Frauen waren dennoch gezwungen, einen Mann zu heiraten, damit dieser
sie versorgte. Umgekehrt konnte ein Mann nur heiraten, wenn er in der
Lage war, die Versorgerrolle zu übernehmen (Sander 1999, S. 11).
Scheidung früher
Scheidungen waren in den antiken Kulturen zwar unterschiedlich verbreitet,
aber dennoch möglich. Durch die Christianisierung Europas setzte sich die
Unauflösbarkeit der Ehe durch. In Ausnahmefällen wurde die Annullierung
einer Ehe oder die Duldung einer Trennung genehmigt. Nur unter
bestimmten Bedingungen wurde von der protestantischen Kirche die
Scheidung als letzter Ausweg zugelassen. Zwischen dem 16. und 18.
Jahrhundert wurde das Scheidungsrecht liberalisiert, indem die Gründe
einer möglichen Scheidung ausgeweitet wurden (Sander 1999, S. 12-13).
Der italienische Codice civile beinhaltete vor 1970 keinen Gesetzespunkt
zum Thema Scheidung. Nur in jenen Fällen, in denen ein Ehepartner die
ehelichen Pflichten stark verletzt hatte, konnte eine Trennung gerichtlich
beantragt werden. In diesen Fällen jedoch wurde die Ehe nicht aufgelöst
und die Ehepartner konnten nicht erneut heiraten (Zweigert und Kötz 1996,
S. 105).
In Italien wurde die Scheidung erst im Jahre 1970 in der Verfassung
rechtlich verankert. Dieser Gesetzesbeschluss stieß bei der Democrazia
Cristiana auf großen Widerstand. Dennoch bestanden vor dieser
rechtlichen Bestimmung viele Ehen nur mehr auf dem Papier. Die
Menschen damals lebten oft in unglücklichen Ehen, da sie unter der
Unauflöslichkeit der Ehe litten. Die Zahl dieser zerrütteten Ehen lag vor der
Einführung des Scheidungsgesetztes bei über einer Million. Erst 1969
legalisierte der sozialistische Abgeordnete Loris Fortuna die Scheidung. Als
mögliche Gründe dafür galten: Impotenz, Gefängnisstrafen, unheilbare
geistige Krankheiten, Mordabsichten gegenüber dem Ehepartner, Eheflucht
und Trennung über fünf Jahre. Im Jahre 1970 ging die Scheidung ins
39
italienische Recht ein. Voraussetzung für den Vollzug einer Scheidung
wurde eine fünfjährige Trennung des Ehepaares (Woller 2010, S. 302-333).
Ziemlich spät erlaubte der Staat Italien die Scheidung, welche jedoch in der
Gesellschaft inoffiziell bereits der Realität angehörte.
Scheidung heute
In der heutigen Zeit ist die Ehescheidung kein ungewöhnliches Ereignis
mehr, denn jede dritte Ehe in den westlichen Industrieländern wird
geschieden. Um die Scheidung und die Situation nach der Scheidung
bewältigen zu können, ist es von Nöten unterschiedliche Lebensbereiche
neu zu orientieren. Ein ernst zu nehmendes Problem ist zudem die
Bewältigung der Elternrolle von geschiedenen Personen (Sander 1999, S.
9).
Hier ist zu bemerken, dass bei kinderlosen Ehen die Scheidungsquote am
höchsten ist, während diese bei kinderreichen Familien am niedrigsten ist.
Außerdem, jedoch weniger relevant, werden viele Ehen erst dann
geschieden, wenn die Kinder bereits volljährig sind, d. h. wenn sich die
Eheleute bereits in der nachelterlichen Phase befinden. Diese gilt heute als
die längste Phase des Lebens und umfasst etwa zwei Viertel davon (Nave-
Herz 2002, S. 136- 137).
An eine Partnerschaft, verheiratet oder nicht, werden heutzutage sehr hohe
Anforderungen gestellt. Jeder Mensch strebt nach dem größtmöglichen
Glück und individueller Selbständigkeit, was mit dem Gedanken der
lebenslang andauernden Beziehung nicht immer leicht zu vereinen ist.
Persönliche Entwicklungen und Gefühle sind unvorhersehbar und instabil,
was zur Folge haben kann, dass die Erwartungen an den Partner zu hoch
angesetzt werden und somit die Partnerschaft in die Brüche geht. Dies ist
ein wesentlicher Grund für die starke Zunahme von Scheidungen seit den
60er Jahren in den westlichen Industrieländern. Heute werden ungefähr
30% der Ehen in Deutschland geschieden, in Großstädten sind es sogar
40
ungefähr 50%. Es gibt mehrere zusammenwirkende Ursachen, welche sich
in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben, wie beispielsweise
wirtschaftliche, soziale, juristische und auch politische Veränderungen.
Heute können Frauen ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und sind
somit nicht mehr vom Mann abhängig. Sie können zudem selbst
entscheiden, ob sie Mutter werden möchten oder nicht. (Sander 1999, S.
12.)
Da sich immer mehr Eheleute scheiden lassen, wird dies unbewusst von
den Menschen akzeptiert. Es ist nicht mehr sehr schwierig sich vom
Partner scheiden zu lassen und man ist weniger stigmatisiert als noch vor
nicht allzu langer Zeit (Sander 1999, S. 13).
Sich vom Partner zu trennen oder scheiden zu lassen, bedeutet meist für
die Frau einen sozialen Abstieg. Die Familie mit der Frau als
Haushaltsvorstand ist häufig arm oder sogar von der Armut bedroht. Dies
liegt daran, dass der Expartner für die Frau und die Kinder zwar Unterhalt
bezahlen muss, diese Summe jedoch unter dem Einkommen liegt, welches
die Familie vorher zur Verfügung hatte. Viele Männer sind zudem nicht
verlässlich, was die Unterhaltszahlung betrifft.
Eine Trennung oder Scheidung kann durch die finanzielle Verschlechterung
außerdem zum Wohnungswechsel führen. Meist müssen die Betroffenen in
eine günstigere und kleinere Wohnung in einer schlechteren Wohngegend
ziehen, welche möglicherweise weit vom Zentrum entfernt ist, was zur
Folge hat, dass die sozialen Kontakte vernachlässigt werden. Zudem
könnte es sein, dass der Weg zur Arbeit sehr weit ist, und daher kosten-
und zeitaufwendig ist (Sander 1999, S. 14). Es handelt sich um einen
Teufelskreis, aus welchem man nur sehr schwierig herausfindet.
Geschiedene Väter, welche ihre Kinder alleine erziehen, haben im
Durchschnitt ein höheres Einkommen als allein erziehende Mütter.
Durchschnittlich haben allein erziehende Väter, im Gegensatz zu den allein
erziehenden Müttern, ältere Kinder zu betreuen. Rund 40% der Kinder,
41
welche nach der Trennung oder Scheidung beim Vater leben, sind
zwischen 15 und 18 Jahren.
Wenn ein Vater das Sorgerecht eines Kindes haben will, gehört er
meistens zu den privilegierten Einkommensklassen, d. h. dass er der Mittel-
oder der Oberschicht angehört und sich daher verstärkt an der Betreuung
und Pflege der Kinder beteiligt. Deshalb ist er bei einer Scheidung nicht
bereit, die Kinder ihrer Mutter zu überlassen und kämpft daher um das
Sorgerecht (Sander 1999, S. 15).
In Italien, sowie auch in Südtirol, gelten im Vergleich zum deutschen Recht
andere Gesetze, welche Scheidungen regeln. Bevor eine Scheidung
vollzogen werden kann, muss nach dem italienischen Recht zuerst ein
Trennungsverfahren eingeleitet werden. Es muss somit eine Trennung von
drei Jahren erfolgen bevor der Scheidungsantrag eingereicht werden kann.
Die Trennung beruht auf dem beidseitigen Einverständnis der Partner.
Sollte ein Ehepartner der Trennung nicht zustimmen, kann sie gerichtlich
erzwungen werden, wenn ein Zusammenleben nicht mehr möglich ist.
Nach der Auflösung der Ehe nimmt die Ehefrau für gewöhnlich wieder den
ursprünglichen Mädchennamen an, welchen sie vor der Eheschließung
hatte. In Ausnahmefällen, wenn es besondere Gründe gibt, kann die
Ehefrau beantragen, den Namen des Mannes zu behalten (Zweigert und
Kötz 1996, S. 105).
In Europa gibt es noch immer drei Staaten, in welchen die Scheidung
verboten ist: Malta, Andorra und Vatikanstaat.
In den islamischen Ländern ist die Scheidung grundsätzlich möglich,
jedoch gilt sie als die größte Schande in Allahs Augen.
42
Auswirkung von Scheidung auf die persönliche Entwicklung
Laut Sander (1999, S. 18) gehört die Ehescheidung zu den Lebenskrisen
die Scheidung der Ehe eine Lebenskrise. Darunter versteht man enorme
Veränderungen der Lebenssituation eines Menschen. Das Gleichgewicht,
welches normalerweise zwischen Umwelt und Mensch vorherrscht, wird
gestört. Die bisherigen Verhaltensweisen reichen nicht mehr aus, um das
Leben zu meistern. Diese neue Situation erfordert Unmengen an Energie
und Anpassungsleistung. Im Laufe des Lebens stehen Menschen häufiger
vor Lebenskrisen. Man muss unterscheiden zwischen normativen und nicht
normativen Lebenskrisen. Die normativen Lebenskrisen sind jene, in die
alle oder die meisten Menschen geraten, wie z.B. Pubertät, Berufseintritt,
Heirat, Geburt eines Kindes. Die nicht normativen Lebenskrisen sind
beispielsweise eine schwere Krankheit, Verwitwung in jungen Jahren, Tod
eines Kindes oder Scheidung. Bei den nicht normativen Lebenskrisen folgt
meist eine Trauerreaktion und/oder Kontrollverlust. Beim Kontrollverlust
fühlen sich Betroffene dem Schicksal hilflos ausgeliefert, was demnach
Angstzustände und Depressionen zur Folge hat.
In einer Längsschnittstudie von Wallerstein und Kelly 1980 zeigt sich, dass
allein erziehende Mütter nach fünf Jahren Scheidung immer noch
unglücklich und unzufrieden waren. Die Trauerreaktion, welche eine
geschiedene Person durchläuft, ist vergleichbar mit dem Tod eines
Lebenspartners. Einziger Unterschied ist, dass der geschiedene Partner
die Verantwortung der Konsequenzen des Verlustes tragen muss. Neben
den Gefühlen der Einsamkeit und dem Erlebnis des Verlustes müssen
weitere Gefühle verarbeitet werden, wie Gefühle des Zweifels, Schuld- und
Hassgefühle und Gefühle des Versagens. Zudem muss der Betroffene mit
den negativen Äußerungen und Anmerkungen von Freunden und
Nachbarn rechnen. Diese Belastungen führen zu einer erhöhten
Stresssituation und somit zu einer Überproduktion der corticoiden
Hormone, was zu einer Hemmung der Abwehrmechanismen bei
Krankheiten führt. Deshalb kann man beobachten, dass bei Geschiedenen
43
die Krankheits-, Sterbe- und Selbstmordrate sehr hoch ist (Sander 1999, S.
18).
Bohannan (1970) entwickelte ein Phasenmodell zum Scheidungsprozess.
Laut diesem verläuft die Scheidung in sechs parallel, teilweise gleichzeitig
ablaufenden Prozessen:
1. Trennung vom Partner auf emotionaler Ebene
2. Die Scheidung als rechtliches Verfahren
3. Materielle Trennung
4. Umgangs- und Sorgerecht für die Kinder
5. Abkoppelung vom Freundeskreis und dem sozialen Umfeld
6. Scheidung auf psychischer Ebene
Im der letzten Phase ist es das Ziel der Beteiligten unabhängig zu werden
und eine innere Ausgeglichenheit zu erlangen (Sander 1999, S. 19).
Das Modell von Kessler (1975) analysiert den Scheidungsprozess sehr
detailliert. Es wird in sieben Phasen unterteilt:
1. Die Unzufriedenheit mit dem Partner kann längere Zeit vor der
Scheidung auftreten. Wenn in diesem Stadium die Ehepartner nicht
miteinander eine Lösung finden, wird die zweite Phase eingeleitet.
2. Die zweite Phase wird Erosion genannt. In diesem Stadium drücken
die Eheleute ihre Enttäuschung vorwiegend mit Streit aus,
woraufhin die dritte Phase beginnt.
3. Die Ehepartner grenzen sich in dieser Phase emotional
voneinander ab. Sie kommunizieren kaum noch miteinander und
der sexuelle Austausch wird vermieden. Erste Gedanken an die Zeit
ohne den Partner kommen auf.
4. Es kommt zur körperlichen Trennung, welche meist als die
schwierigste und schlimmste Phase empfunden wird.
5. Die Aufarbeitung des Verlustes durch die Trauer ist geprägt durch
Wut und Kummer. Diesen Gefühlen liegt das Erfahren von Schuld
44
zugrunde. Das Schuldgefühl wird nach außen hin durch Ärger und
nach innen durch Depression ausgedrückt.
6. Das sechste Stadium ist dadurch gekennzeichnet, dass die
Depression in Traurigkeit übergeht und der Ärger konstruktiv wird.
Kessler bezeichnet diese Phase als zweite Adoleszenz, da es hier
gelingen kann, erwartungsvoll in die Zukunft zu blicken und den
Ärger hinter sich zu lassen. Viele laufen Gefahr diese neu
gewonnene Freiheit über zu bewerten und somit die
Schwierigkeiten der Zeit nach der Scheidung zu verdrängen. Jeder
Betroffene muss sich dieser Gefahr bewusst werden, da ansonsten
die Harmonie und die Zufriedenheit mit sich selbst nicht mehr
wiederhergestellt werden kann. Wenn es gelingt, diese Phase
positiv abzuschließen beginnt die siebte Phase
7. Dies ist die Phase, in welcher die Kontrollüberzeugung
wiedergewonnen wird, d. h. dass man wieder das Gefühl hat die
Ziele des Lebens frei wählen zu können und durch das
wiedererlangte Selbstvertrauen diese Ziele auch erreichen zu
können (Sander 1999, S. 19-20)
In allen Scheidungsmodellen wird deutlich, dass Krisen zum Leben
gehören. Jede Krise kann Betroffene zum Scheitern, aber auch zur Reifung
und zum Wachstum der Persönlichkeit bringen. Personen, welche sich in
einer Lebenskrise befinden, versuchen mit allen Mitteln sich der
neuentstandenen Situation anzupassen. Dadurch wollen sie die Krise zu
überwinden, indem sie das Gleichgewicht wiederherstellen. Dieser Prozess
der Bewältigung kann sich über Jahre hinziehen, wobei es nicht nur
Fortschritte, sondern auch Rückschritte geben kann.
Geschiedene Personen müssen sich neu orientieren, sowohl im sozialen
Umfeld als auch im Erlebnisbereich und in der elterlichen Sorge. Sie
müssen sich Gedanken machen über das eigene Befinden wie
beispielsweise: Darf ich mich als geschiedene Person oder allein
erziehende Mutter/Vater gut fühlen und positiv bewerten?
45
Wir möchten im Folgenden zwei verschiedene Bewältigungstheorien in
Scheidungsfällen näher erläutern:
Lazarus (1966) entwickelte die Copingtheorie, welche aussagt, dass das
emotionale Bewältigungsverhalten von der jeweiligen Wertung der
Umweltsituation abhängt. Demnach kann eine Scheidung auch positive
Eigenschaften beinhalten, wie beispielsweise die fast in Vergessenheit
geratene Selbständigkeit der Mutter, welche nach Jahren wieder motiviert
in den Beruf zurückkehrt. Wenn diese Aspekte als positiv gewertet werden,
erleichtert dies eine positive Bewältigung.
Levinger (1965) hat die soziale Austauschtheorie von Thibault und Kelly
(1959) auf eheliche Stabilität und Scheidung angewandt. Mit Hilfe der
Feldtheorie von Lewin (1951) verband Levinger die zwei Schlüsselbegriffe
Attraktion und Barriere. Diese beiden Aspekte bedingen die Stabilität einer
Beziehung. Je weniger Barrieren der Auflösung einer Beziehung im Wege
stehen und wenn diese zusätzlich auch wenig attraktiv ist, desto
wahrscheinlicher ist eine Beendigung dieser. Diese erfolgt meist nur dann,
wenn eine andere attraktive Möglichkeit in Aussicht ist (Sander 1999, S.
20-21).
3.3. Mütter im Beruf (Anna Mantinger)
In der heutigen Zeit ist es so, dass immer mehr Mütter Beruf und Familie
miteinander verbinden möchten und müssen (Rustemeyer, Wilde & Fischer
2006, S. 17). Diese Verbindung ist nach wie vor Aufgabe der Frauen. Die
meisten von ihnen unterbrechen nach der Geburt des Kindes ihren Beruf,
arbeiten weniger oder geben ihn endgültig auf (Krone und Stöbe-Blossey
2010, S. 17). Aufgrund des hohen Bildungsniveaus vieler Frauen, sind die
Anforderungen als Mutter und Hausfrau, als Lebensaufgabe für sie nicht
mehr ausreichend (Seeg 2000, S. 112). In Europa ist es mittlerweile eine
46
Selbstverständlichkeit, dass viele Frauen trotz Kinder einen Beruf ausüben.
Von welchen Faktoren dieses Phänomen abhängt, ist ungewiss, jedoch
könnten finanzielle Gründe, die höhere Ausbildung der Frau, veränderte
Berufswünsche und die Verbesserung der Dienstleistungen für Frauen eine
Rolle spielen (Gerhard, Knijn & Weckwert 2003, S. 8). Weiter erachtet
Seeg folgende Gründe als ausschlaggebend für den vermehrten
Berufsanstieg bei Frauen: Die Entlastung durch technische
Haushaltsgeräte, wie zum Beispiel Waschmaschine, Spülmaschine usw.
Früher wurden diese Arbeiten in mühsamer und zeitaufwendiger
Handarbeit erledigt. Auch das umfangreiche Angebot von Fertigprodukten
erleichtert die Hausarbeit erheblich. Die Tatsache, dass die öffentlichen
Erziehungseinrichtungen verbessert und ausgebaut wurden, nimmt der
Frau eine zusätzliche Aufgabe ab (Seeg 2000, S. 112). Die Sozialpolitik hat
durch den Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten und die
entgegenkommende Regelung der Elternzeit dazu beigetragen, dass die
Mütter vermehrt einen Beruf ausüben können. Doch auch der kulturelle
Hintergrund, sowie die Normen beeinflussen das Berufsverhalten der
Frauen. Demnach hängt die Erwerbstätigkeit von Frauen davon ab, welche
Vorstellungen diese von den Geschlechterrollen, der Haushaltsführung,
den Bedürfnissen des Kindes und des Mutterseins haben. Aber auch die
Vorstellungen des Partners, der Angehörigen und Kollegen und die
zufrieden stellende Verbindung von Beruf und Muttersein bedingen die
Erwerbsentscheidung einer Frau (Gerhard, Knijn & Weckwert 2003, S. 8-9).
Durch die Emanzipation sind Frauen nicht mehr gewillt, das
Machtungleichgewicht zwischen den Geschlechtern zu unterstützen, indem
sie Billiglohnarbeiten verrichten. Seeg ist der Ansicht, dass es
unverantwortlich sei, die Erziehung- und Familienarbeit alleinig den Frauen
aufzubürden. Dies führt ihrer Ansicht nach dazu, dass sich Männer und
Frauen zunehmend als Gegner statt als Partner wahrnehmen. Dadurch
haben sich die Lebensansprüche der Frau stark verändert, was man
beispielsweise bei der absteigenden Geburtenrate erkennt. Durch die
zunehmende Erwerbstätigkeit der Mütter hat die „Nur–Mutterschaft“ an
Bedeutung verloren. Für die Männer ist es daher wichtig ein
47
dementsprechend verändertes Verhalten aufzuzeigen. Für einige Frauen
hat das Berufsleben einen ebenso hohen Stellenwert wie das
Familienleben erlangt. Natürlich ist hierfür die Qualität des Berufs
ausschlaggebend. Der Beruf ist heutzutage Bestandteil der Biographie
einer Frau geworden und das Leben wird dementsprechend geplant. Somit
rückt das traditionelle Familienmodell immer mehr in den Hintergrund.
Wenn eine Frau in ihrem Beruf sehr qualifiziert ist, will sie ihren Job meist
nicht aufgeben, da sie dadurch finanzielle Unabhängigkeit,
Selbstbestimmung und außerfamiliäre Erfahrungen erlangt. Zudem ist das
Streben nach Selbstbestätigung und Anerkennung ein weiterer Grund für
die Erwerbstätigkeit, da die Mühe im Haushalt von außen meist unbemerkt
bleibt. Die meisten Frauen, welche beruflich und familiär orientiert sind,
geraten bei der Entscheidung, ob sie ein Kind bekommen wollen, in einen
Konflikt, weil die Betreuung der Kinder immer noch den Frauen
zugeschrieben wird (Seeg 2000, S. 112-113).
Auf europäischer Ebene gibt es erhebliche Unterschiede, in welchem
Ausmaß die Frauen am Arbeitsmarkt beteiligt sind. Die Erwerbsquote von
Frauen ist beispielsweise in Dänemark, Schweden und Finnland weitaus
höher, als in Italien, Irland, Luxemburg und Deutschland (Klammer & Daly
2003, S. 193-194). Doch nicht nur innerhalb Europas, sondern auch in den
einzelnen Ländern, sind Unterschiede bei der Arbeitsmarktbeteiligung von
Frauen feststellbar, denn diese hängt stark vom Bildungsstand ab (Gerhard
et al. 2003, S. 8). Dennoch ist es so, dass Frauen überwiegend bei der
Kindererziehung und im Haushalt tätig sind, während Männer mehr
außerhäusliche Arbeit verrichten und somit die Familie finanziell versorgen
(Rustemeyer, Wilde und Fischer 2006, S. 18). Eines der größten Probleme
bei der Erwerbstätigkeit von Müttern ist die Unterbrechung der Mutter-Kind-
Beziehung für etliche Stunden täglich. Nach Winnicott ist diese Trennung
zwischen Mutter und Kind für das Kind nicht nur von Nachteil, denn durch
diese zeitliche Unterbrechung kann das Kind ein Gefühl der
Unabhängigkeit entwickeln und lernen, über kurze Zeit alleine zu Recht zu
kommen (Saccomani 2011, S. 8).
48
In Südtirol lag die Erwerbsquote der Frauen im Jahre 2006 bei 61,4%. Man
kann sagen, dass eine leichte steigende Tendenz wahrzunehmen ist
(Eisenstecken 2007, S. 67).
Die rechtliche Entwicklung der Arbeitsregelung der Frau
Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, unter anderem die
Lohngerechtigkeit, ist im Artikel 119 des EWG-Vertrages von 1957
festgelegt. Dieser Artikel bestand zwar auf dem Papier, wurde jedoch in der
Realität nicht umgesetzt. Erst durch die Frauenproteste in Belgien, 20
Jahre später, änderte sich diese Situation. Auch die Klage der Stewardess
Gabrielle Defrenne trug maßgeblich zur Verbesserung der
Gleichberechtigung bei. Diese Klage richtete sich gegen die Regelung,
welche besagte, dass Frauen ab 40 Jahren nicht mehr den Beruf der
Stewardess ausüben dürften, Männer hingegen schon. 1967 trat ein
Gesetz in Kraft, worin speziell gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit von
Männern und Frauen gefordert wurde. Zwischen 1970 und 1980 wurden
von der europäischen Kommission weitere Gesetze erlassen, welche die
Gleichberechtigung von Frau und Mann im Beruf regelten. Durch diese
Bestimmungen wurde die Benachteiligung verboten. Die Gesetze der EU
regelten zwar die Erwerbstätigkeit von Frauen, aber das Problem der
Vereinbarkeit von Familie und Beruf blieb dennoch bestehen. In den Jahren
zwischen 1992 und 1997 wurden Artikel verfasst, welche die Bereiche
Mutterschutz, Elternurlaub und Teilzeitarbeit regeln. Die letzten zwei
Aspekte wurden in Form eines Entwurfes der Kommission bereits Anfang
der 80er Jahre festgehalten, die Durchsetzung gelang jedoch erst Anfang
der 90er Jahre. Der Vertrag von Amsterdam vom 2. Oktober 1997 löste den
Vertrag von Maastricht, welcher 1992 beschlossen wurde, ab. In diesem
neuen Kontrakt sind nicht nur Gesetze zur Gleichstellung im Berufsleben,
sondern auch Frauenförderungsmaßnahmen verankert. Er entstand
aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und dem Einfluss der wirtschaftlichen
Lage. Sein Ziel war es, die Arbeitslosenquote zu senken. Durch die
Veränderung der Gesetzeslage im Bereich der Frauenerwerbstätigkeit
49
erhielt das Thema der Kinderbetreuung und der geschlechtsspezifischen
Arbeitsteilung von Seiten der Politik und der Gesellschaft immer mehr
Aufmerksamkeit (Gerhard et. al. 2003, S. 15-18).
Fakten und Zahlen aus Südtirol
Im Jahr 2002 betrug die Bevölkerungszahl in Südtirol 461800. Von diesen
waren 225700 Erwerbspersonen, das sind all jene Personen, welche
berechtigt sind, einem Beruf nachzugehen. 220400 davon haben im Jahr
2002 einen Beruf ausgeübt und 5300 waren Arbeitssuchende.
In diesem Jahr lebten 234700 Frauen in Südtirol. Von ihnen waren im
Jahre 2002 94900 Erwerbspersonen. Erwerbstätige waren 92100 und 2800
Frauen waren arbeitssuchend. Die Arbeitslosenquote betrug bei den
Frauen 2,9% und bei den Männern 1,9% (Autonome Provinz Bozen-
Südtirol 2006, S. 16).
Im Vergleich dazu lebten im Jahr 2010 498800 Menschen in Südtirol.
Davon waren 247100 Personen im arbeitsfähigen Alter. Von ihnen gingen
240300 einem Beruf nach. 6700 Personen waren auf Arbeitssuche.
Im Jahr 2010 betrug die Bevölkerungszahl Südtirols eine halbe Million.
Davon waren 252600 Frauen. Von ihnen waren 107600 Erwerbspersonen.
104200 übten einen Beruf aus, während der Rest, also 3500 Frauen,
Arbeitssuchende waren. Die Arbeitslosenquote betrug insgesamt 2,7%,
davon waren 2,3% Männer und 3,2% Frauen (Huber 2011, S. 2).
50
Bevölkerung Südtirols nach Erwerbstätigkeit 2002/2006/2010:
2002 2006 2010
Bevölkerung
insgesamt
461800 47800 498800
Männer 227100 236300 246200
Frauen 234700 241800 252600
Erwerbspersonen (a) 225700 233700 247100
Männer 130800 135500 139400
Frauen 94900 98200 170600
Erwerbstätige 220400 227700 240300
Männer 128300 132900 136200
Frauen 92100 94700 104200
Arbeitssuchende 5300 6100 6700
Männer 2500 2600 3200
Frauen 2800 3500 3500
Arbeitslosenquote
(b)
2,4 2,6 2,7
Männer 1,9 1,9 2,3
Frauen 2,9 3,6 3,2
(a): Erwerbspersonen = Erwerbstätige + Arbeitssuchende
(b): Prozentanteil der Arbeitssuchenden an den Erwerbspersonen
Die Absoluten Zahlen wurden auf 100 gerundet. Die Prozentwerte
hingegen auf die nicht gerundeten Daten gewertet.
(Abb. 3: Autonome Provinz Südtirol 2006, S. 16 und Huber 2011, S. 2)
51
Aus dieser Tabelle wird ersichtlich, dass bei den Frauen in allen oben
dargestellten Jahren die Differenz zwischen Erwerbspersonen und
Erwerbstätigkeit größer war als bei den Männern. Außerdem wird
ersichtlich, dass zwischen den Jahren 2002 und 2010 diese Differenz
zugenommen hat. Dies könnte unserer Meinung nach damit zusammen
hängen, dass immer mehr Frauen eine höhere Berufsausbildung anstreben
und sich daher die Studienzeit verlängert.
Was die Arbeitslosenquote betrifft, erkennt man, dass sie bei den Männern
zwischen den Jahren 2002 und 2006 nicht und im Jahr 2010 nur gering
gestiegen ist.
Bei den Frauen dagegen, ist die Arbeitslosenquote vom Jahr 2002 bis 2006
stetig angestiegen, jedoch von 2006 bis 2010 ist sie wieder abgesunken.
Im Vergleich zwischen 2002 und 2010 erkennt man aber dennoch einen
Anstieg, was vielleicht auf den familiären Wandel und den zunehmenden
Berufswunsch der Frau zurückzuführen sein könnte.
3.4. Kinderbetreuung (Sabine Laner)
In der Regel entwickeln sich Kinder von Geburt an in ihrer eigenen Familie.
Einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hat die
Lebenslage seiner Familie. Wenn Eltern selbst Probleme haben, dann sind
sie meist überfordert und sind sich nicht bewusst, dass die Kinder die
Leidtragenden sind. Die Nutzung von öffentlichen Institutionen, das
Einkommen, die Bildung, und der Beruf der Eltern, sowie die Wohnsituation
und das soziale Umfeld bedingen die Interaktionen innerhalb der Familie.
Für jedes Kind ist eine Hauptbezugsperson wichtig, welche sowohl
psychisch, als auch emotional stabil und erwachsen sein soll. Wenn diese
Bereiche nicht erfüllt sind, kann es zu Bindungsstörungen kommen (Lorenz
2008, S. 91).
52
Da heutzutage viele Mütter einen Beruf ausüben, sind viele Familien auf
eine institutionelle Kinderbetreuung angewiesen. Durch die Veränderung
der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau haben sich neue
Herausforderungen und Risiken entwickelt. Ein Verhandeln und Abstimmen
des Tagesablaufs zwischen den Familienmitgliedern ist notwendig
geworden. Wenn nicht genügend Betreuungsplätze vorhanden sind, dann
kann sich dies negativ auf die Lebens- bzw. Berufsplanung der Eltern
auswirken. Viele Eltern, die keinen Platz für ihre Kinder in
Betreuungsinstitutionen haben, greifen auf andere Ressourcen wie zum
Beispiel Familienmitglieder, Bekannte, Nachbarn, private
Betreuungsangebote oder private Krippen zurück. Diese teils
provisorischen Formen der Betreuung bedeuten für die Eltern
Unzufriedenheit, Belastung und Stress. Außerdem sind die gewandelten
Lebensformen der heutigen Zeit mit ein Grund für den zunehmenden
Betreuungsbedarf bei Kleinkindern (Nitschke 2009, S. 23).
3.4.1. Betreuung allgemein (Sabine Laner)
Die Geschichte der Kinderbetreuung
Im 18. Jahrhundert wurden Spiel- und Warteschulen, vor allem für die
ärmere Landbevölkerung errichtet. In diesen wurden Kinder außerfamiliär
betreut. Gründe für die Nutzung dieser Einrichtung waren beispielsweise,
dass beide Elternteile einer Arbeit nachgingen oder die Kinder von den
Heimarbeiten fernzuhalten, da sie womöglich dem reibungslosen
Wirtschaftsablauf im Wege standen. Jedoch nicht nur Menschen aus den
unteren Schichten schickten ihre Kinder zu den Spiel- und Warteschulen,
sondern auch Patrizier gaben ihre Kinder in die Obhut solcher Schulen.
Dies ergaben zahlreiche Nachforschungen auf dem Gebiet der Geschichte
der Kinderbetreuung. Die Kinder wurden dort frühzeitig sittlich und
53
moralisch richtig erzogen, sie wurden beschäftigt und unterhalten, sie
spielten, sie lernten Buchstabieren, Lesen und Handarbeiten (Erning 1987,
S. 16-17).
Dass Einrichtungen für Kinder errichtet wurden, ist kein Zufall, sondern ist
durch die vielen Veränderungen auf wirtschaftlicher, politischer und
gesellschaftlicher Basis zu begründen. Bereits im 18. Jahrhundert musste
sich die Gesellschaft neu orientieren, da das traditionelle Gefüge der
Gesellschaft zerstört wurde (Erning 1987, S. 15).
Bereits im Jahre 1825 gab es in Deutschland „Kleinkinderbewahranstalten“
und „Kleinkinderschulen“. In den 40er Jahren kam die Einrichtung des
„Kindergartens“ hinzu. Es gab bereits vor diesen Einrichtungen Formen von
Betreuung für Kinder, jedoch erst seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts
veränderten sich die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der
Menschen. Somit war die Kinderbetreuung als qualitativ gut ausgebaute
Einrichtung willkommen und notwendig geworden. Aber nicht in jeder
Region brauchten bzw. nutzten die Menschen diese Kinderbetreuung. Dies
hing stark vom Entwicklungsstand des Landes und den politischen
Richtlinien ab (Erning 1987, S. 13).
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die öffentliche Kleinkindererziehung in
Deutschland eine beliebte Alternative. Anfänglich ging es um einen
Unterricht für die Kinder, der nach den Prinzipien einer „unvermerkten
Belehrung“ und „beiläufigen Übung“ gestaltet war. Dies zeigt uns deutlich,
dass die Schule als Vorbild fungierte. Die allgemeine Auffassung damals
war, dass Kinder nur eine geringe Fassungskraft hätten. Daher wurden die
schulischen Lerninhalte stark reduziert und in kleine Teilbereiche zerlegt.
Bald jedoch erkannte man, dass kindliches Lernen auf diese Weise
problematisch war. Die Forderung nach Aufgaben und
Beschäftigungsformen, die dem kindlichen Interesse angepasst waren und
somit eine elementare Grundbildung versicherten, kam auf. Durch die
Bewahranstalten, Kleinkinderschulen, Kindergärten und die Konzeptionen
von Johann Georg Wirth, Theodor Fliedner und Friedrich Fröbel, versuchte
54
man dieser Forderung gerecht zu werden. Im Folgenden möchten wir
genauer auf die einzelnen Konzeptionen eingehen:
� Johann Georg Wirth (1807-1851) - Pädagogik der Bewahranstalten:
Johann Georg Wirth wurde im Jahr 1832 von der Stadt Augsburg
beauftragt eine Kleinkinderbewahranstalt zu gründen. Bald folgten
zwei weitere dieser Institutionen. Im Anschluss daran veröffentlichte
er mehrere Publikationen, die er aufgrund seiner praktischen
Erfahrungen als Leiter der Bewahranstalten verfasste. Wirths
Hauptwerk „Über Kleinkinderbewahr- Anstalten. Eine Anleitung zur
Errichtung solcher Anstalten so wie zur Behandlung der in
denselben vorkommenden Lehrgegenstände, Handarbeiten, Spiele
und sonstigen VorgängeD“ ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil
bietet eine Anleitung zur Einrichtung einer Bewahranstalt. Der
zweite Teil beinhaltet die Didaktik und Methodik, welche durch die
Aspekte „Unterricht“, „Arbeit“ und „Spiel“ dargestellt werden. Der
dritte Abschnitt widmet sich besonderen Vorkommnissen,
Feiertagen, Krankheiten und dem Sterben von Kindern. Im Anhang
dieses Werkes gibt Wirth außerdem eine Anleitung für die
Errichtung einer Kinderbewahranstalt auf dem Land.
Wirth beschrieb zudem verschiedene „Lehrgegenstände“, die
verschiedene Übungen umfassen. Diese Übungen beinhalten
Gebete, Übungen für die einzelnen Sinne, Farbübungen,
körperliche Übungen und Sprechübungen. Diese Übungen sollen
die Aufmerksamkeit und das Hören der Kinder fördern, auflockernd
sein und einen spielerischen Charakter haben. Der Kleinkindlehrer
nimmt dabei eine anleitende und belehrende Position ein. Auch die
so genannten „Beschäftigungsmittel“ hat Wirth in seinem Werk
beschrieben. Dabei handelt es sich um Handarbeiten, wie
Auszupfen, Sortieren und Legen von unterschiedlichen Materialien,
nach Farben und Formen, Klöppeln, Weben und Stricken, sowie
55
Klebe- und Flechtarbeiten. Es ging ihm nicht darum, dass die Kinder
frei arbeiten oder basteln durften, sondern dass die selbst
hergestellten Basteleien verkauft oder verwendet werden konnten.
Dem Thema „Spiel“ stand Wirth seiner Epoche entsprechend
kritisch gegenüber. Sein Leitsatz war: „Erst die Arbeit, dann das
Spiel“, denn das Spiel war für ihn eine Art der Erholung. Sein
Konzept hat sich jedoch nur in kleinem Rahmen bewährt (Erning
1987, S. 30-33).
� Theodor Fliedner (1800-1864) - Pädagogik der christlichen
Kleinkinderschulen:
Der evangelische Pfarrer Theodor Fliedner und vor allem seine Frau
erlangten durch ihre Konzeption einen bedeutenden Einfluss auf die
Entwicklung der Kleinkindererziehung. Ihr pädagogischer
Schwerpunkt lag darin, die Kinder durch strenge Disziplin nach dem
Vorbild der Schule zu unterrichten. Sie wollten ihnen „Wille zur
Ordnung, Reinlichkeit und einen pünktlichen Gehorsam“ lehren. Das
höchste Ziel ihrer Institution war es, den Eltern zu helfen die Kinder
gemäß der apostolischen Ermahnung zu erziehen. Dies erfolgte
durch strikte religiöse Erziehung. Durch das Auswendiglernen von
Gebeten und religiösen Liedern, wollten sie eine „Heiligung“ der
Kinder erreichen. Dieses Ziel legitimierte es, wenn viele Inhalte das
kindliche Auffassungsvermögen überschritten. Sie wollten die
Kinder vor „Roheit, Zügellosigkeit, Faulheit, Unreinlichkeit und
Unsittlichkeit“ schützen, indem sie sie nach einem strikten Glauben
erzogen. Außerdem hofften sie, dass das Verhalten der Kinder für
ihre Eltern als Vorbild dient. Unter ihren Zeitgenossen stieß ihre
Konzeption auf starke Kritik. Fliedner und seine Frau jedoch
nahmen diese nicht ernst, denn sie empfanden diese Kritik als
Zeichen von Nichtwissen und fehlender Religion (Erning 1987, S.
33-34).
56
� Friedrich Fröbel (1782-1852) – Pädagogik des Kindergartens
Friedrich Fröbel gilt als der Begründer des Kindergartens. Er
gründete ihn nicht nur unter dem Aspekt der Notwendigkeit von
Betreuungsplätzen, sondern aufgrund seiner Auffassung, durch
Bildung positiv auf Kleinkinder einzuwirken. 1840 gründete er den
ersten „Allgemeinen Deutschen Kindergarten“ in Bad Blankenburg.
Ihm gelang es, eine neue Art der Kleinkindbeschäftigung zu
entwickeln, welche sich nicht mehr am schulischen Vorbild
orientierte. Fröbel entwickelte außerdem die Theorie der
Kleinkindpädagogik, welche die Bildung des Menschen in den
Vordergrund stellt. Das Konzept der „Freiarbeit“ war ein wichtiger
Bestandteil seiner Pädagogik. Das Spiel erachtete er als
fundamental, denn dadurch konnte sich das Kind mit der Welt und
dem eigenen Ich auseinandersetzen. Somit erlangte das Spiel einen
hohen Bildungswert. Fröbel wollte das Kind durch die Entwicklung
seiner Mutter- und Koselieder in die Erwachsenenwelt integrieren.
Dadurch erhielt auch die Mutter einen entscheidenden Stellenwert
in seiner Pädagogik, denn er war der Auffassung, dass sie unter
Anleitung und Mitarbeit dem Kind lebenspraktische, mathematische
und ästhetische Kenntnisse vermitteln kann. Am Beispiel des
Pflanzenwachstums wollte er den Kindern ihre eigene
Selbstwerdung anschaulich vermitteln.
Nach dem Vorbild seiner Spieltheorie entwickelte er Spielgaben und
Beschäftigungsmittel. Diese verbreitete er auf unzähligen Reisen
und brachte sie den Familien persönlich nahe.
Friedrich Fröbel entwickelte außerdem eine Ausbildungsanstalt für
Kindergärtnerinnen.
Auch heute noch finden seine Spiel- und Lernmaterialien in der
Pädagogik Verwendung.
57
� Robert Owen (1771-1858) - Hilfe zur Selbsthilfe:
Robert Owen war ein Frühsozialist und trug maßgeblich zur
Verbreitung von Kleinkinderziehungsanstalten bei. Owen errichtete
aus sozialreformerischen Gründen im schottischen New Lanark eine
Kleinkinderschule, welche unter dem Namen „Infant School“
bekannt war. Diese Institution nahm die Kinder von Arbeitern auf,
die in seiner Baumwollspinnerei tätig waren (Franke-Meyer 2010, S.
23). Diese Spinnerei war eine Weltsensation, denn Owen reduzierte
die tägliche Arbeitszeit seiner Angestellten auf zehneinhalb
Stunden. Er kämpfte zudem für den Schutz der Arbeiter durch
entsprechende Fabrikgesetze. Sein pädagogisches Konzept
basierte hauptsächlich auf den Aspekten der Bildung des
Charakters und der Sozialkompetenz.
Ferner setzte er sich außerdem mit Problemen wie Arbeitslosigkeit
und Kinderarbeit auseinander und versuchte diesen
entgegenzuwirken (Euchner 2005, S. 37).
Die Entwicklung des Kindergartens in Südtirol
Den ersten Anstoß zur Gründung einer so genannten Kinderbewahranstalt
gab es in Brixen im Jahre 1830. Zu dieser Zeit gehörte Südtirol noch zu
Österreich. Der Initiator zur Gründung der Kleinkinderbewahranstalt war
der Brixner Ignaz Theodor von Preu. Zum selben Zeitpunkt stand ein
geeignetes Haus zur Versteigerung frei, welches für den Dienst der
Bewahranstalt bestens geeignet war. Das Haus war damals in Besitz von
Preus Frau, Anna von Kempter. Die Armenkommission ersteigerte am 21.
Juni 1838 das Gebäude.
Daraufhin wurde im Jahre 1839 die Kempterschule gegründet. Sie war eine
der ersten Kleinkinderbewahranstalten für Kinder von zwei bis sechs
Jahren. In dieser Einrichtung wurden Kinder aus allen sozialen Schichten
58
aufgenommen, betreut, erzogen und gebildet. Die pädagogischen
Fachkräfte in dieser Kinderbewahranstalt wurden damals Wärterin und
Gehilfin genannt. Sie versuchten den Kindern Moral und Verstand zu
lehren. Zeitweise besuchten über 100 Kinder diese Institution.
Die Kirche in Österreich stellte sich gegen die Gründung solcher
Kinderbewahranstalten. Ihre Sorge bestand darin, dass durch die
Erziehung und Bildung der niedrigeren Gesellschaftsschicht die bisherige
Schichtverteilung des Volkes verändert wird.
Die Finanzierung der Kempterschule erfolgte durch Lokalarmenfonds.
Nur gesunde und geimpfte Kinder, von drei bis sechs Jahren, wurden in der
Kinderbewahranstalt in Brixen aufgenommen. Die Betreuung war
unentgeltlich und unabhängig vom sozialen Status der Familie. Durch die
Aufnahme der Kinder in die Bewahranstalt hatten die Eltern die Aufgabe,
das Kind gewaschen, gekämmt und mit sauberer und intakter Kleidung in
die Institution zu bringen.
Die Öffnungszeiten dieser Kinderbewahranstalt waren den Bedürfnissen
der Eltern angepasst. Die Institution hatte von Montag bis Samstag von
8:00 Uhr bis 11:00 Uhr und von 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. In den
Monaten August bis September war sie geschlossen (Burger 2009, S. 133-
139).
Das pädagogische Konzept der Kempterschule unterlag dem kirchlichen
Aufgabenbereich (Burger 2009, S. 139).
59
Aufgrund der kirchlichen Konzeption der Kinderbewahranstalt wurde der
Tagesablauf wie folgt gestaltet:
(Abb. 4: Burger 2009, S. 142)
Vormittag Nachmittag
8-9 Uhr 9-10 Uhr 10-11 Uhr 13-14 Uhr 14-15 Uhr 15-16 Uhr 16-17
Uhr
Montag Morgengebet
und
Religions-
unterricht
Gedächtnis-
übungen
Buchstaben-
kenntnis und
Schlussgebet
Gebet und
Religions-
wiedergebung
Verstandes-
übungen
Jausen und
Hand-
arbeiten
Spielen
und
Schluss-
gebet
Dienstag Morgengebet
und biblische
Geschichte
Zahlen und
Ziffern-
kenntnis
Kleine
Arbeiten und
Schlussgebet
Gebet und
biblische
Erzählungen
Buchstaben-
kennen und
Zählen
Jausen und
körperliche
Bewegungen
Spielen
und
Schluss-
gebet
Mittwoch Morgengebet
und
moralische
Erzählungen
Verstandes-
übungen
Körperliche
Übungen
und
Schlussgebet
Gebet und
moralische
Erzählungen
Gedächtnis-
übungen
Jausen und
Hand-
arbeiten
Spielen
und
Schluss-
gebet
Donnerstag Morgengebet
und
Religions-
wiederholung
Gedächtnis-
übungen
Hand-
arbeiten und
Schlussgebet
Gebet und
Religions-
unterricht
Verstandes-
übungen
Jausen und
körperliche
Bewegungen
Spielen
und
Schluss-
gebet
Freitag Morgengebet
und biblische
Geschichte
Gedächtnis-
übungen
Körperliche
Übungen
und
Schlussgebet
Gebet und
biblische
Geschichte
Buchstaben-
kennen und
Zählen
Jausen und
Hand-
arbeiten
Spielen
und
Schluss-
gebet
Sonnabend Morgengebet
und
moralische
Erzählungen
Verstandes-
übungen
und Zählen
Buchstaben-
kenntnis und
Schlussgebet
Gebet und
moralische
Erzählungen
Gedächtnis-
übungen
Jausen und
körperliche
Bewegungen
Spielen
und
Schluss-
gebet
60
Diese Erziehungs- und Lehrmethoden, gehen auf die erste Wärterin der
Bewahranstalt in Brixen, Elisabeth Kall, zurück. Die von ihr 1839
angewandten Methoden, wurden auch noch Mitte des 19. Jahrhunderts
beibehalten.
Trotz großer Skepsis gegenüber dieser Kinderbewahranstalt von Seiten der
Bevölkerung, hatte Elisabeth Kall zu dieser Zeit 24-36 Kinder in ihrer
alleinigen Obhut. Erst im Jahre 1849 bekam sie eine siebzehnjährige
Gehilfin. Maria Thaler übernahm im Jahr 1865 die Leitung der
Kempterschule und unterrichtete 41 Jahre lang dort. Mit ihrem Namen
verband man in Brixen die Kempterschule. Die ersten vorliegenden
Besucherzahlen gibt es vom Jahr 1855/56. In diesem Schuljahr besuchte
jedes zweite bzw. dritte Kind in Brixen die Bewahranstalt (Burger 2009, S.
143-145).
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Aspekte der Pädagogik
erweitert, indem sowohl entwicklungspsychologische, intellektuelle,
psychische sowie emotionale Perspektiven berücksichtigt wurden. Das Ziel
der Erziehung in solchen Kleinkinderbewahranstalten war es, die Kinder zu
tüchtigen und gottesfürchtigen Untertanen zu erziehen. Eine mangelnde
Erziehung im Elternhaus sollte durch die Bewahranstalten kompensiert
werden (Augschöll Blasbichler 2009, S. 155).
In Südtirol wurde 1874 der erste Kindergarten in deutscher Sprache in
Bozen gegründet. Es folgten weitere Kindergärten, welche von
Frauenvereinen oder Ordensschwestern geführt und finanziert wurden. Im
Jahr 1890 wurde im Nachbarland Italien eine Organisation gegründet,
welche es sich zum Ziel machte, die Erziehung und die berufliche
Ausbildung von Mädchen zu unterstützen. Diese Organisation wurde
„Opera Nazionale di Assistenza all`Italia Redenta“, kurz ONAIR, genannt.
Die ONAIR übernahm späte, im Jahr 1924, die Errichtung und Führung von
italienischsprachigen Kindergärten. Zwei Jahre später fielen auch die
deutschsprachigen Kindergärten in den Kompetenzbereich der ONAIR.
Diese Tatsache wurde vom Faschismus politisch ausgenutzt. Erst im Jahr
61
1943 konnten mit Hilfe der ONAIR und dem deutschen Militär einige
deutsche Kindergärten wieder in Betrieb genommen werden.
Die Kindergärten unterlagen früher vorwiegend privaten Trägerschaften.
Erst in den 60er Jahren wurden die meisten von den Gemeinden
übernommen.
Zur „Beratung, Betreuung, Weiterbildung, Koordinierung und Führung von
Kindergärten“, wurde 1957 der „Landesverein Südtiroler
Kindergärtnerinnen“ gegründet.
Im Jahre 1968 wurde durch das Staatsgesetz Nr. 444 vom 18.3.1968 eine
staatsübergreifende Regelung des Kindergartenwesens erlassen. Für das
Südtiroler Kindergartenwesen jedoch wurde erst mit dem
Verfassungsgesetz Nr. 1 vom 10.11.1971 und den
Durchführungsbestimmungen für die Schule vom 20.1.1973 eine
zufriedenstellende rechtliche Grundlage geschaffen (Andergassen 1977, S.
4-8).
„Die didaktische Kontrolle über die Tätigkeit im Kindergarten übt das
Schulamt bzw. Schulamtleiter im Auftrage des Staates aus. Das Schulamt
hat ebenso Zuständigkeiten hinsichtlich der Genehmigung zur Führung des
Kindergartens. Der Landesausschuß übt als Geldgeber eine gewisse
Kontrolle über die Verwendung der finanziellen Mittel aus.“ (Andergassen
1977, S. 9).
62
3.4.2. Unterschiede zwischen Stadt und Land (Sabine
Laner)
Was den Bedarf und die Nutzung der Kinderbetreuung angeht, gibt es
beträchtliche Unterschiede zwischen Stadt und Land. In ländlichen
Gebieten haben Familien meist größere soziale Netzwerke. Aus diesem
Grund sind berufstätige Mütter auf dem Land meist weniger auf
institutionelle Betreuungsangebote angewiesen. Die Einwohnerzahl einer
Gemeinde beeinflusst demnach den Bedarf an
Kinderbetreuungsangeboten. Man kann daher davon ausgehen, dass je
größer eine Gemeinde ist, desto wahrscheinlicher ist ein erhöhter Bedarf
an Betreuungsplätzen (Spieß 1998, S. 214).
Laut dem Sozialbericht 2007 zeigt sich auch in Südtirol ein
gebietsbedingter Unterschied in der Nachfrage von Betreuungsdiensten.
Traditionell ist die Nachfrage in ländlichen Gebieten geringer als in der
Stadt. Dies zeigt sich sowohl beim Tagesmütter-/ Tagesväterdienst, als
auch im Kinderhort (Eisenstecken 2007, S. 70 und 77).
63
3.4.3. Betreuung von Kindern in besonderen Lebenslagen
(Sabine Laner)
Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen
Bevor wir auf den Einfluss von sozialer Benachteiligung eingehen, möchten
wir den Begriff der Armut näher definieren.
Es gibt eine Unterscheidung zwischen relativer und absoluter Armut:
Relative Armut: Sie geht davon aus, dass das Einkommen einer Person im
Vergleich zu der restlichen Gesellschaft unter dem Durchschnitt liegt. Sie
kann zudem in einer milden, relativen Armut und einer strengen, relativen
Armut eingeteilt werden. In der Regel wird davon ausgegangen, dass
diejenigen arm sind, deren Einkommen weniger als 50% des
Durchschnittseinkommens beträgt.
Absolute Armut: Darunter versteht man einen Mangelzustand, welcher auf
Dauer die physische Existenz nicht sichern kann. Es betrifft das körperliche
Existenzminimum, d. h. die Familien unterschreiten die zur physischen
Existenz notwendigen Güter wie Essen, Kleidung, Unterkunft und
Gesundheitsfürsorge (Wehner 2009, S. 7).
In der heutigen Gesellschaft wachsen viele Kinder in Armut auf. Dies ist
auch in den westlichen Industrieländern vermehrt der Fall. Das Aufwachsen
in Armut kann für die Kinder und Jugendlichen gravierende Folgen haben.
Die Zahl der Familien, welche in Armut leben, steigt kontinuierlich an.
Grund dafür kann die fehlende Schulausbildung der Eltern sein, was zur
Folge hat, dass sie Schwierigkeiten haben einen Arbeitsplatz zu finden und
somit ein geregeltes ausreichendes Einkommen fehlt.
Es kommt hinzu, dass sozialen Einrichtungen Defizite aufweisen und somit
Mängel bei der Kinderbetreuung, im Bildungswesen und bei der
64
Gesundheitsvorsorge entstehen. Diese Defizite betreffen vor allem
Familien in finanziellen und sozialen Notlagen.
Armut beinhaltet in diesem Zusammenhang nicht nur finanzielle Notlagen,
sondern auch noch weitere Aspekte:
� Psychische und physische Gesundheit, Nutzung von
Gesundheitseinrichtungen
� Soziales Umfeld, Wohnsituation
� Arbeitssituation
� Soziale Integration
� Ausbildung
� Familiensituation
� Partizipation an Gesellschaft und Kultur
� Nutzung von öffentlichen Institutionen
Doch in erster Linie ist die finanzielle Armut ausschlaggebend, da sie alle
anderen oben genannten Dimensionen beeinflusst. Für Kinder, die in
Mittellosigkeit aufwachsen, ist die Kindertagesbetreuung oft die wichtigste
Ressource. Eine finanzielle Unterversorgung bedingt häufig auch eine
schulische Benachteiligung, welche sich beispielsweise dadurch zeigt, dass
das Kind an Ausflügen nicht teilnimmt oder Gegenstände, welche in der
Institution benötigt werden, nicht von zu Hause mitbringt. Kinderarmut zeigt
sich zudem an der immer gleichen Kleidung, der fehlenden Schultüte bzw.
Spielsachen. Außerdem kann es meist nicht vom Urlaub berichten, wird
selten zu Geburtstagen eingeladen oder lädt andere Kinder nicht zum
eigenen Geburtstag ein. Die meisten Familien in Armut besitzen kein Auto,
was zudem ein Grund sein kann, dass die sozialen Kontakte negativ
beeinflusst werden. Viele Eltern in Armutslagen schämen sich dafür,
meiden Kontakte zu anderen, nehmen selten aktiv am Kindergarten- bzw.
Schulgeschehen teil, können Angebote der Institution oder das Essensgeld
nicht bezahlen, haben Angst davor, dass Andere ihre Situation erkennen,
flüchten sich in Ausreden, kommen nicht zu
Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen, haben oft Schulden und streiten sich
häufig innerhalb der Familie (Lorenz 2008, S. 89-94).
65
Was müssen Institutionen und pädagogische Fachkräfte bei Kindern
in Armutslagen berücksichtigen?
Wenn ein Kind aus armen Verhältnissen eine pädagogische Einrichtung
besucht, dann gilt es bestimmte, der Situation angepasste, Maßnahmen zu
ergreifen. Das Problem sollte so früh wie möglich erkannt werden, um die
Förderung der sozialen und kulturellen Aspekte zu gewähren. Das Kind
sollte Kontakte zu anderen Kindern aufnehmen und stabile Bindungen
erfahren. Gegenüber den Eltern sollten die pädagogischen Fachkräfte
wertschätzend auftreten und einfühlsam auf ihre Situation eingehen, denn
es ist wichtig, dass die Eltern Vertrauen in die Institution entwickeln. Nur so
ist es möglich, der Familie Hilfe zu bieten und sie zu unterstützen. Auch die
Entwicklung der Kindergruppe muss genauestens beobachtet werden, um
eine geeignete Umgebung für die betroffenen Kinder zu schaffen. Die
Kinderarmut sollte Bestandteil der Struktur, der Einrichtung, der Konzeption
und der Öffentlichkeitsarbeit sein. Der Kontakt zu öffentlichen Dienststellen,
wie beispielsweise Familienzentren, Kinder- und Jugendtherapeuten,
Schuldnerberatung, sozialpädagogischen Familienhilfen, Förderstellen
usw. ist unverzichtbar, da die Situation der betroffenen Familien sehr
komplex sein kann. Eine Kooperation mit Fachdiensten und Experten ist
daher unumgänglich (Lorenz 2008, S. 97-98).
Kinder aus Migrantenfamilien
Laut Nitschke profitieren Kinder mit Migrationshintergrund von der
institutionellen Kinderbetreuung. Ein regelmäßiger Besuch in der Institution
fördert nicht nur die sprachlichen Kompetenzen, sondern auch die
Integration in die Gesellschaft (Nitschke 2009, S. 44). Der Bedarf an
sprachlicher Unterstützung ist nicht nur für die Kinder notwendig, sondern
auch für ihre Eltern, da sie dadurch besser in die Gesellschaft integriert
werden können (von Hehl 2011, S. 76). Da Migrantenfamilien meist eine
andere Sprache sprechen, einer anderen Religion angehören und einen
anderen Alltag leben, können Probleme auftreten. Heutzutage gehören
66
Kinder mit Migrationshintergrund zum Betreuungsalltag, doch es gibt lokale
Unterschiede. In einigen Institutionen gibt es einen hohen Migrantenanteil,
in anderen hingegen nur einen geringen Prozentsatz. Daher wirft sich die
Frage auf, ob diese Situation im pädagogischen Konzept der Institution
ausreichend berücksichtigt wird. Da Familien mit Migrationshintergrund
meist isoliert von der restlichen Gesellschaft leben, besuchen deren Kinder
häufig nur das Jahr vor der Einschulung den Kindergarten. Migrantenkinder
von null bis drei Jahren besuchen in der Regel nur selten eine
Kinderkrippe. Dies könnte dadurch zu erklären sein, dass ihre Familien
meist sehr kinderreich sind und durch die steigende Kinderanzahl die
Nutzung früher Kinderbetreuung sinkt.
Die Migrationsbevölkerung hat sich in den letzten 50 Jahren stark
verändert, da sie sich aus verschiedenen Einwanderungsströmen
zusammensetzt. Einige Familien leben demnach zum Beispiel schon seit
drei Generationen im „neuen Land“, andere kommen aus EU-Ländern und
wiederum andere aus Flüchtlingsfamilien. Daher unterscheiden sich die
Familien mit Migrationshintergrund in rechtlichen Aspekten,
Lebensumständen und ihrer Aufenthaltsgenehmigung. Es gilt zu beachten,
dass Migrantenfamilien nicht automatisch Risikofamilien sind (Berg-Lupper
2006, S. 84- 93).
Die Betreuung von Kindern mit Migrationshintergrund
Die frühkindliche Betreuung von Kindern mit Migrationshintergrund ist in
der heutigen Zeit immer wieder zentrales Thema in der bildungspolitischen
Diskussion. Der Erstkontakt mit der deutschen Sprache und Kultur findet
für die meisten Migrantenkinder im Kindergarten statt. Dadurch wird die
Sprache gefördert (Berg-Lupper 2006, S. 91).
67
Kulturelle Vielfalt in Südtirols Kindergärten
Im Kindergartenjahr 2010/2011 besuchten 1742 Kinder aus
Migrantenfamilien einen Kindergarten in Südtirol. Auf 100 Kinder
aufgerechnet entspricht dies einer Quote von 10,7. Von diesen stammen
42,1% aus europäischen Ländern, welche nicht zur EU gehören. 20%
stammen aus Afrika und 18,9% aus Asien. Albanien, Marokko, Pakistan,
Kosovo und Mazedonien sind die am häufigsten vertretenen
Herkunftsländer.
In Kindergärten mit italienischer Sprache betrug die Ausländerquote 23,3 je
100 Kinder. In deutschsprachigen Kindergärten betrug sie 7,2 und in
ladinischsprachigen Kindergarten 4,0 je 100 Eingeschriebene.
78,7%, also 1371 der ausländischen Kinder sind in Italien geboren
(Zambiasi 2011, S. 2).
In der Stadt Bozen werden im Sommer für Kinder und Jugendliche mit
Migrationshintergrund Sprachkurse angeboten. Diese werden von den
Sprachzentren im Zeitraum vom 22. August bis 10. September 2011
organisiert. Das Ziel dieser Kurse ist, die Migrantenkinder in ihrer
Sprachentwicklung bestmöglich zu fördern
(http://www.schule.suedtirol.it/ssp-
bozeneuropa/Schulnachricht%20Nr.%207.pdf).
68
3.4.4. Welche Kinderbetreuungsangebote gibt es
heute? (Sabine Laner)
In diesem Kapitel werden wir auf verschiedene außerfamiliäre
Kinderbetreuungsangebote eingehen und diese erklären:
Familienzentren/Eltern-Kind-Zentren, Kinderkrippen, Kindergarten,
Tagesmütter und Hort.
Zudem werden wir uns mit folgenden Sommerbetreuungsangeboten
beschäftigen, auf welche wir zu einem späteren Zeitpunkt näher eingehen:
Sommerkindergarten, Jugenddienst Unterland - Unterlandler
Sommerferienprogramme 2011, Casa bimbo project, Sommerschule,
Meeraufenthalte an der Adria mit der Caritas, Kinderfreunde Südtirol.
Für ein besseres Verständnis werden wir nun die oben genannten
Betreuungsangebote für Kinder näher erläutern:
69
Familienzentren/Eltern-Kind-Zentren:
Diese Einrichtungen unterstützen Eltern und ihre Kinder durch gezielte
Betreuungsangebote. Sie haben sich besonders auf die frühkindliche
Erziehung spezialisiert. Zu ihren Aufgabenbereichen zählen unter anderem
die Beratung und Unterstützung der Familien und die individuelle
Förderung der Kinder. Die Familienzentren können durchaus auch Eltern-
Kind-Zentren genannt werden, da beide Einrichtungen dieselben Bereiche
abdecken. Nach Diller sollen diese Zentren Bildungs- und Erfahrungsorte
sein, welche nach dem Modell der nachbarschaftlichen Zusammenarbeit
arbeiten und somit den Eltern Selbsthilfepotential verleihen. Sie richten sich
nach den individuellen Bedürfnissen der zu betreuenden Kinder, woraus
sich eine regionale Vielfalt ergibt (Diller 2005, S. 37).
Laut Diller sind folgende Aspekte für die Einrichtung von Familienzentren
ausschlaggebend:
Erleichterung bei der Vereinbarung von Beruf und Familie, Unterstützung in
Scheidungsfällen, bei Migrationshintergrund und verunsicherten Eltern.
Diller erklärt zudem, dass es unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten
von Familienzentren gibt:
1. Eine bereits bestehende Kindertageseinrichtung wird ausgebaut
2. Externes Fachpersonal kooperiert mit der Institution
3. Verschiedene Angebote werden organisiert, welche der
Verantwortung von unterschiedlichen Institutionen obliegen.
In Deutschland werden Familienzentren entweder ehrenamtlich oder
staatlich organisiert und gefördert.
Die Schwerpunkte der Familienzentren liegen bei der Sprach- und
Bewegungsförderung, gesundem Essen und interkulturellen Aktivitäten.
Die Familienzentren sind jedoch nicht nur für die Bedürfnisse der Kinder
da, sondern haben verschiedene Angebote auch für Eltern:
70
Soziale Kontakte mit anderen Eltern, Hilfe bei Ehe-, Erziehungs- und
Familienproblemen, eventuelle Weiterleitung an externe Fachkräfte bzw.
Beratungsstellen sowie das Anbieten verschiedener Kurse für Eltern (Diller
2005, S. 38).
Kinderkrippen:
Unter Kinderkrippen werden auch Kindertagesstätten verstanden. Sie sind
Einrichtungen zur Ganztagsbetreuung für Kinder von null bis drei Jahren
und ermöglichen die Verbindung von Erwerbstätigkeit und Familie vor allem
für Mütter. In Kinderkrippen betreuen ausgebildete Pädagogen und
Pädagoginnen sowie Kinderpfleger und Kinderpflegerinnen die Kinder.
Früher gab es eine Unterteilung in „Liegekrippen“, für Kinder bis zum 1.
Lebensjahr, und „Krabbelstuben“, für Kinder von ein bis drei Jahren. Diese
Unterscheidung gibt es heute nicht mehr. Um für die Kinder eine höchst
mögliche räumliche Kontinuität zu gewährleisten, sind viele Krippen mit
Kindergärten oder Horten kombiniert. Die Kinderkrippe wurde früher nur als
letzte Instanz erachtet, wenn keine Großeltern oder andere privaten
Kinderbetreuer vorhanden waren. Heute jedoch sind sie auf die
Bedürfnisse der Kinder spezialisiert und werden als familienergänzende
Institution angesehen (Diehl und Diehl 2000, S. 33-34).
Kindergarten:
Der Kindergarten ist eine öffentliche Institution, welche finanziell entweder
durch die Gemeinden oder durch freie Träger unterstützt wird. Er hat den
Auftrag die Kinder zu erziehen, zu bilden, zu sozialisieren und zu betreuen.
Den Kindergarten besuchen überwiegend Kinder zwischen drei und sechs
Jahren.
71
Der Kindergarten ist im Gegensatz zur Schule nicht verpflichtend. Jedes
Kind in Deutschland hat neuerdings ab seinem dritten Lebensjahr Anspruch
auf einen Kindergartenplatz. Die Aufgabe des Kindergartens ist es, das
Kind individuell zu fördern und es zu Eigenverantwortlichkeit und
Gemeinschaftsfähigkeit zu erziehen. Je nach Kindergarten werden
verschiedene thematische Schwerpunkte gesetzt. Außerdem gibt es
Kindergärten mit unterschiedlichen pädagogischen Konzepten und
besonderen Ausrichtungen wie zum Beispiel Kindergärten nach
Montessori, Waldorfkindergärten nach Rudolf Steiner, Waldkindergärten
und Integrationskindergärten (Rauschenbach 2006, S. 10).
Der Kindergarten gilt heute als Basis der Bildung, welche
familienergänzende Erziehungsarbeit leistet. Viele Kinder wachsen heute
ohne Geschwister auf, daher ist für sie der Kindergarten ein Ort des
Erstkontaktes mit Gleichaltrigen, aber auch mit jüngeren und älteren
Kindern. Die Kindergruppen sind altersheterogen. Dadurch wird das
gesellschaftliche Miteinander bereits in Kinderjahren gefördert, was den
Schuleintritt bzw. Schulalltag erleichtert.
In der Regel werden alle Kinder im Herbst in das Kindergartenjahr
aufgenommen. Es gibt jedoch durchaus flexible Kindergärten, welche das
Kind während des laufenden Jahres aufnehmen, sobald es das dritte
Lebensjahr erreicht (Diehl und Diehl 2000, S. 38-46). Die Öffnungszeiten
werden dem Bedarf angepasst, d. h. es gibt Einrichtungen, in welchen die
Kinder täglich bis zu acht Stunden betreut werden (Rauschenbach 2006, S.
10).
Die Kindergartensituation in Südtirol
In Südtirol besuchten im Jahr 2010/2011 insgesamt 16270 Kinder den
Kindergarten. Diese Kinder waren in 335 Kindergärten und in 773 Gruppen
untergebracht. Im Vergleich zum vorigen Kindergartenjahr ist eine
Zunahme von 224 Kinder zu verzeichnen. Einen deutschsprachigen
72
Kindergarten besuchten 72,8% der Kinder, einen italienischsprachigen
Kindergarten 22,7% und einen ladinischsprachigen Kindergarten 4,6%
(Zambiasi 2011, S.1).
In Südtirol gibt es bestimmte Kriterien, nach welchen die Aufnahme der
Kinder geregelt wird. Prinzipiell haben alle Kinder die Möglichkeit im
ausgewählten Kindergarten einen Platz zu bekommen. Wenn jedoch nicht
alle Kinder aufgenommen werden können, erfolgt die Auswahl in der
folgenden Reihenfolge:
Einen vorrangigen Anspruch auf einen Kindergartenplatz haben jene
Kinder, welche eine dieser Kernkriterien erfüllen:
� Jene Kinder, welche in dem Ort ansässig sind, wo sich der
Kindergarten befindet.
� Jene Kinder, deren Eltern oder der alleinerziehende Vater bzw. die
Mutter einen Beruf ausüben und dabei mindestens ein Elternteil die
Arbeitsstelle im Einzugsgebiet des Kindergartens hat.
� Jene Kinder, deren Betreuungsperson im Ort des Kindergartens
ansässig ist.
Alle oben genannten Punkte enthalten folgende Unterkriterien, von
denen die Auswahl zudem abhängt:
o Kinder, für welche die Nutzung des Kindergartens aus
sozialerzieherischen Gründen notwendig ist.
o Kinder, welche bereits im vorgehenden Kindergartenjahr
eingeschrieben waren.
o Kinder, welche dem Alter der Schulpflicht am nächsten sind.
o Kinder, welche bereits Geschwister in diesem Kindergarten
haben
(http://www.provinz.bz.it/schulamt/download/vorrangskriterie
n_aufnahme_kindergarten.pdf 05.07.2011).
73
Tagesmutter:
Für viele Familien, die ihre Kinder nicht in eine institutionelle
Kinderbetreuungseinrichtung geben wollen bzw. können, ist die
Tagesmutter eine Alternative. Die familienähnliche Betreuungsform der
Tagesmutter ist überwiegend privat organisiert, trotzdem wird sie als
gleichgestellte Art der Betreuung angesehen. In Deutschland gibt es den
Beruf der Tagesmutter nicht, daher werden Familien auch nicht vom Staat
unterstützt. Tagesmütter gelten nicht als institutionalisierte Betreuung, d. h.
also, dass sie „freiberuflich“ tätig sind. Für beide Parteien, sowohl für die
Tagesmutter, als auch für die Eltern, ist es empfehlenswert, einen
schriftlichen Vertrag abzuschließen. Dadurch wird eine rechtliche
Absicherung erlangt, welche wichtige Aspekte, wie beispielsweise
Vergütung, Ferien, Essensgebühr, Überstunden und anfallende Spesen
beinhaltet. Die pädagogischen Qualifikationen einer Tagesmutter können
nicht mit denen einer pädagogischen Fachkraft verglichen werden,
dennoch müssen sie sich jährlich fortbilden. Ob eine Person für diese
Tätigkeit geeignet ist oder ob sie angemessene Räumlichkeiten zur
Verfügung hat, wird aufgrund von rechtlichen Verankerungen entschieden.
Tagesmütter werden in der Regel von den Jugendämtern vermittelt, aber
Personen, die diese Tätigkeit ausüben, brauchen vom Jugendamt nur dann
eine Erlaubnis, wenn sie mehr als drei Kinder betreuen möchten. Aus
diesem Grund sind viele Tagesmütter nicht offiziell bekannt. Deshalb haben
Eltern auch die Möglichkeit auf privatem Wege eine solche Betreuerin zu
finden.
Tagesmütter betreuen meist eine geringe Anzahl von Kindern anderer
Eltern, was eine kindzentrierte Betreuung ermöglicht. Die Altersspanne der
Kinder erstreckt sich vom Säuglings- bis ins Schulalter. Die Kinder
erfahren, durch die geringe Anzahl der zu betreuenden Kinder der
Tagesmutter, eine individuelle Zuwendung und Förderung. Eltern sollten
sich beim Erstkontakt mit der Tagesmutter über Erziehungsgrundsätze und
eventuelle Anliegen austauschen. Mit der Tagesmutter gemeinsam erleben
die Kinder Alltagsbeschäftigungen, wie beispielsweise putzen, einkaufen u.
74
ä. Sie gewöhnen sich außerdem an eine fixe Bezugsperson (Diehl und
Diehl 2000, S. 60-70).
Als Alternative gibt es außerdem auch so genannte
„Großtagespflegestellen“, welche sich aus mehreren Tagesmüttern oder
Tagesvätern zusammensetzen. Wenn in einer solchen
Großtagespflegestelle mehr als neun Kinder betreut werden, muss
mindestens eine pädagogische Fachkraft unter den Betreuern sein. Die
Vorteile dieses Modells sind einerseits die Aufteilung der Kosten für die
Räumlichkeiten, andererseits wird dadurch eine größere Flexibilität
gewährleistet, da die Tagespflegepersonen bei Abwesenheit oder
Krankheit vertreten werden können (Textor 2010, S. 15-16).
Die Tagesmuttersituation in Südtirol
In Südtirol gibt es den Dienst der Tagesmutter bzw. Tagesvater seit dem
Jahre 1996 mit dem Ziel, das Angebot der Betreuung für Kinder zu
ergänzen und zu erweitern. Die Organisation wurde an Träger des Non-
Profit-Bereiches übergeben. Die Ausbildung der Tagesmütter bzw.
Tagesväter muss in der Landesfachschule für Sozialberufe absolviert
werden. Dadurch erhalten die Betreffenden ein Befähigungszeugnis und
können sich im Landesverzeichnis eintragen lassen. Die Wohnungen der
Tagesmütter bzw. Tagesväter müssen bestimmte Voraussetzungen
erfüllen. Außerdem dürfen Tagesmütter bzw. Tagesväter nicht mehr als
sechs Kinder (inklusive der eigenen unter 10 Jahren) betreuen.
Im Jahr 2006 gab es 190 Tagesmütter bzw. Tagesväter, welche im
Landesverzeichnis registriert waren. Von diesen waren 124 aktiv
beschäftigt und arbeiteten rund 168.387 Arbeitsstunden. In diesem Jahr
haben 850 Kinder diese Betreuung in Anspruch genommen. Das sind
6,5%, also 52 Kinder, mehr als im letzten Jahr (Eisenstecken 2007, S. 77).
75
Hort:
In Südtirol ist der Begriff Hort ein Synonym für den deutschen Begriff der
Kinderkrippe. Im Folgenden jedoch, werden wir diesen Begriff nach der
deutschen Bedeutung erläutern.
Der Begriff Hort bezeichnet eine pädagogische Kindertagesbetreuung für
Grundschüler bis zur vierten Klasse. Die Aufgaben eines Hortes sind
Betreuung, Bildung und Erziehung. Die meisten öffnen bereits vor
Schulbeginn um 7.30 Uhr und ermöglichen somit den Kindern dort zu
frühstücken. Bei Bedarf werden sie von einer Fachkraft zur Schule
gebracht. Viele Horte haben auch während der Schulzeit geöffnet, damit
die Kinder bei Unterrichtsausfall betreut werden. Doch hauptsächlich
werden Horte nach Schulende bis ca. 16.30 Uhr in Anspruch genommen.
Im Idealfall befindet sich der Hort im Schulgebäude oder in dessen
unmittelbarer Nähe, damit die Kinder nicht gefährliche Wegstrecken
zurücklegen müssen. Aber es gibt auch Horte, die in einem eigenen
Gebäude oder auch in Kindertagesstätten untergebracht sind.
Da der Hort eine Nachmittagsbetreuung für Schulkinder ist, wird auch vom
Begriff Schulhort gesprochen. In einigen Schulen in Deutschland gibt es
zwar geregelte Schulzeiten, die aber häufig nicht eingehalten werden und
viele Eltern deshalb erneut vor der Frage nach einer geeigneten Betreuung
für ihr Kind stehen. Manche Eltern entscheiden sich für eine
Ganztagsschule, jedoch ist die Nachfrage größer als das Angebot. Einige
wählen speziell Schulen aus, in denen die Kinder Mittagessen können.
Dabei ist das Problem der Nachmittagsbetreuung aber nicht gelöst, hierfür
ist der Schulhort gedacht.
Heutzutage assoziieren viele Menschen den Begriff Hort negativ. Das liegt
daran, dass früher diese Kinderbetreuung meist in dunklen und rar
möblierten Räumen stattfand und auch heute noch überwiegend Kinder
aus sozial schwachen Familien aufnimmt. Jedoch tragen Horte dazu bei,
dass berufstätige Eltern, in der knapp bemessen gemeinsamen Zeit, die
76
Beziehung zu ihren Kindern fördern und genießen können. Die Kinder
können im Schulhort nicht nur zu Mittag essen, sondern bekommen auch
Hausaufgabenhilfe und Freizeitaktivitäten angeboten. Einige Horte sind
nicht nur während der Schulzeit geöffnet, sondern auch in den
Sommerferien (Diehl und Diehl 2000, S. 46-53).
3.4.4.1. Angebote in Südtirol (Sabine Laner)
Kindergarten:
Der Kindergarten in Südtirol ist ähnlich wie in Deutschland organisiert. Die
Gruppen sind altersheterogen und bestehen aus bis zu 25 Kindern. In den
meisten Gruppen befinden sich eine Kindergärtnerin und eine
pädagogische Mitarbeiterin. Gruppen, in welchen sich Kinder mit
Funktionsdiagnose befinden, haben zusätzlich noch eine Mitarbeiterin für
Integration oder eine Integrationskindergärtnerin. Die Kindergärten in
Südtirol werden teils von privaten oder teils von öffentlichen Trägerschaften
organisiert. Die Öffnungszeiten sind von Kindergarten zu Kindergarten
unterschiedlich. Einige öffnen bereits um 7:15 Uhr, andere erst um 7:30
Uhr bzw. 7:45 Uhr. Die Abholzeiten sind mittags um 12:30 Uhr oder
nachmittags um 14:30 Uhr. Einige Kindergärten bieten außerdem die
Möglichkeit der verlängerten Unterweisung an, d. h. dass die Kinder um
16:30 Uhr abgeholt werden können. In einigen Institutionen ist die
Unterweisung sogar bis um 17:30 Uhr gewährleistet. Jeder Kindergarten
verfügt über eine Kindergartenleiterin, welche ab vier Gruppen freigestellt
ist.
Jeder Kindergarten unterliegt einem Kindergartensprengel. In Südtirol gibt
es insgesamt neun Kindergartensprengel:
� Sprengel Bruneck
77
� Sprengel Mühlbach
� Sprengel Brixen
� Sprengel Bozen
� Sprengel Neumarkt
� Sprengel Lana
� Sprengel Meran
� Sprengel Schlanders
� Sprengel Ladinia
Seit einigen Jahren werden von den Kindergartensprengeln in einigen
Institutionen Sommerkindergärten organisiert. Bei diesem Angebot werden
im Sommer über mehrere Wochen die Kindergärten geöffnet. Später
werden wir noch näher auf die Sommerkindergärten eingehen.
Alle Bürger einer jeden Südtiroler Gemeinde haben Zugang zu einem
Kindergarten. Die Tarife sind von Gemeinde zu Gemeinde verschieden. Im
Kindergartenjahr 2010/2011 betrug der günstigste Preis pro Monat 22,00
Euro in Kastelbell-Tschars, während sich der teuerste Kindergarten in
Leifers befand mit 74,00 Euro monatlich. Der Durchschnittspreis lag somit
bei 50,36 Euro im Monat.
Normalerweise steigen die Preise jährlich nicht an und wenn, dann um
höchstens fünf Euro. Im Vergleich zum Kindergartenjahr 2009/2010 sind
die Tarife um 0,9% angestiegen (Fuchs 2011, S. 1-2).
78
Der Anstieg der Kindergartentarife zwischen den Kindergartenjahren
2009/2010 und 2010/2011 in einigen Südtiroler Gemeinden wird in der
folgenden Tabelle ersichtlich:
(Abb. 5: Fuchs 2011, S. 3)
Kinderhort:
Unter dem Begriff Kinderhort versteht man einen sozialen Dienst, welcher
Kinder von drei Monaten bis drei Jahren betreut und erzieht. Die Kinder
sind nach Altersspannen in unterschiedlichen Gruppen von maximal 15
Kindern untergebracht. Die erste Gruppe umfasst Kleinkinder von drei bis
zwölf Monaten, die zweite Gruppe betreut Kinder von ein bis drei Jahren.
Das zuständige Personal verfügt über eine qualifizierte Ausbildung und
orientiert sich an einem pädagogischen Konzept, welches Erziehung,
Erholung und Spielen beinhaltet. Zudem bietet der Kinderhort den Kindern
79
die Möglichkeit des aktiven Zusammenseins, Rhythmus, Bewegung und
Raum zu erfahren, sowie Geborgenheit. Der Hort hat es sich zur Aufgabe
gemacht, die Eltern in der Erziehungsarbeit zu unterstützen und die Familie
in den pädagogischen Alltag zu integrieren. Der Kinderhort übernimmt auch
Aufgaben, welche die Verpflegung und Pflege des Kindes betreffen. Die
pädagogischen Fachkräfte berücksichtigen dabei die Muttersprache des
Kindes, die Fähigkeit des Sprachgebrauchs, die Selbständigkeit und die
individuellen motorischen und kognitiven Entwicklungen des Kindes. Um
die pädagogische Kontinuität zu gewährleisten, ist es Voraussetzung, den
Hort über einen längeren Zeitraum regelmäßig besuchen.
Die Kinderhorte in Südtirol haben in der Regel das ganze Jahr von Montag
bis Freitag geöffnet. Die Öffnungszeiten können je nach Kinderhort
variieren. Sie umfassen aber meist die Zeitspanne von 7:30 Uhr bis 18:00
Uhr.
Die Aufnahme des Kindes in einen Kinderhort erfolgt ebenso wie die
Aufnahme in einen Kindergarten (siehe S. 71: Die Kindergartensituation in
Südtirol).
Die Unterweisungsgebühren im Kinderhort sind von der jeweiligen
Gemeinde abhängig. Zusätzlich werden die Kosten auch von der
finanziellen Lage, dem Einkommen der Eltern und der Unterweisungsdauer
beeinflusst. Wenn ein Kind aus Krankheitsgründen längere Zeit vom
Kinderhort fern bleibt, werden die Kosten dementsprechend reduziert
(http://www.aziendasociale.bz.it/de/kinderhorte.asp ).
In Südtirol gibt es lediglich in vier Städten Kinderhorte. Diese befinden sich
in Bozen, Meran, Leifers und Brixen (Fuchs 2011, S. 3). Dies ist angesichts
des Bedarfs eine viel zu geringe Anzahl.
80
In der folgenden Tabelle werden die Plätze, die Betreuten, sowie die
Auslastung im Jahr 2006 ersichtlich:
Einricht
ung mit
BZG
Plätze
(31.12.2
006)
Eingeschri
ebene
Kinder
(31.12.2006
)
Punktueller
Auslastung
sgrad
(31.12.2006
)
Besuche
rzahl pro
Öffnung
stag
(2006)
Allgem.
Auslastung
sgrad
(2006)
Leifers 60 47 78,3 41,1 68,5
Meran 60 60 100,0 39,9 66,5
Meran 32 31 96,9 19,1 59,7
Bozen 136 135 99,3 99,9 73,5
Bozen 44 44 100,0 31,8 72,3
Bozen 76 76 100,0 57,1 75,1
Bozen 16 15 93,8 12,8 80,0
Bozen 20 20 100,0 15,0 75,0
Bozen 19 19 100,0 14,5 76,3
Bozen 38 38 100,0 29,3 77,1
Bozen 28 28 100,0 19,7 70,4
Brixen 49 49 100,0 37,1 75,7
Insgesa
mt
578 562 97,2 417,3 72,5
(Abb. 6: Eisenstecken 2007, S. 71)
Aus dem Südtiroler Institut für Statistik (ASTAT) konnten wir folgende
Gebühren für den Kinderhortbesuch entnehmen: Der Standardtarif in
Bozen liegt bei 310,00 € monatlich, in Meran bei 296,00 €, in Brixen bei
300,00 € und in Leifers bei 289,00 € (Fuchs 2011, S. 3).
81
Kindertagesstätte:
Die Kindertagesstätte betreut, ebenso wie der Kinderhort, Kinder von drei
Monaten bis drei Jahren. Der Unterschied zum Kinderhort liegt darin, dass
eine größere Flexibilität gewährleistet ist, denn Familien können die
Kindertagesstätte ihrem individuellen Bedarf anpassen, d. h. dass die
Eltern entscheiden können, ob ihr Kind mehrere Tage in der Woche oder
nur einige Stunden am Tag dort verbringt. In der Kindertagesstätte wird auf
das Wohlbefinden und die harmonische Entwicklung großen Wert gelegt.
Die Eltern bekommen durch diese Institution eine angemessene
pädagogische Unterstützung, um das Familienleben mit dem Beruf besser
in Einklang zu bringen. In einer Kindertagesstätte werden maximal fünf
Kinder einer Betreuungsperson zugeteilt (Fuchs 2011, S. 2).
Kindertagesstätten gibt es sowohl in deutscher, als auch in italienischer
Sprache und sie werden von qualifizierten pädagogischen Fachkräften
geleitet.
In Südtirol gibt es fünf Sozialgenossenschaften, welche die
Kindertagesstätten führen:
� „Coccinella – Marienkäfer“
� „Casa Bimbo Tagesmutter“
� „Babycoop“
� „Popele“
� „Kinderfreunde Südtirol“
Die Träger der Tagesstätten sind die jeweiligen Gemeinden, welche die
Sozialgenossenschaften mit der Führung derselben beauftragen.
Der zu bezahlende Betrag ist von der jeweiligen finanziellen und sozialen
Familiensituation, der gewählten Sozialgenossenschaft und der Anzahl der
Betreuungsstunden bzw. –tage abhängig.
In Südtirol gibt es zurzeit 37 Kindertagesstätten in 26 Gemeinden. Diese
befinden sich in: Bozen, Meran, Bruneck, Brixen, Leifers, Algund, Branzoll,
82
Eppan, Kaltern, Lana, Latsch, Naturns, Neumarkt, Pfatten, Salurn, Sand i.
Taufers, St. Christina, St. Leonhard/Abtei, St. Leonhard i. Passeier, St.
Martin i. Passeier, Schlanders, Sterzing, Terlan und Vahrn
(http://www.familientipps.info/de/foerderung/strukturelle_leistungen/betreuu
ng ).
Im ASTAT Info zum Thema „Gemeindetarife für Kindergarten,
Kindertagesstätte und Kinderhort 2010/2011“ haben wir folgende
Informationen gefunden: Die Nutzung der Kindertagesstätten ist monatlich
für maximal 160 Stunden vorgesehen. Der Stundentarif variiert von
Institution zu Institution, er liegt aber in einer Preisspanne von 1,88 € bis
4,00 €. Im Durchschnitt beträgt der Stundentarif 3,51 €. Den niedrigsten
Stundensatz findet man in Brixen, den höchsten in den Gemeinden
Naturns, Pfatten, Schlanders, Terlan und Vahrn.
Früher wurde den Familien durch ein Landesgesetz eine monatliche
Höchstgebühr von 400,00 € garantiert. Diese Garantie gibt es heute aber
nicht mehr. Diese Höchstgebühr von 400,00 € haben lediglich die
Gemeinden Bozen, Meran und Branzoll beibehalten. Brixen liegt mit der
monatlichen Höchstgebühr von 300,00 € deutlich unter dem früheren
Grenzwert.
Tagesmutter/ Tagesvater (casa bimbo):
Die Entwicklung des Dienstes, sowie die Betreuungskapazität wurden auf
Seite 57 bereits beschrieben. Zu ergänzen ist hier, dass die Verbreitung
des Dienstes in den einzelnen Südtiroler Landesteilen variiert. Im
Vinschgau, Pustertal und Eisacktal wird der Tagesmutter-/Tagesväterdienst
seltener in Anspruch genommen (Eisenstecken 2007, S. 77).
83
Mit der folgenden Tabelle möchten wir nochmals auf die Entwicklung des
Dienstes vom Jahr 2000 bis 2006 eingehen:
Entwicklung des Tagesmütter-/Tagesväterdienstes in den Jahren
2000-2006
Jah
r
Eingetrage
ne
Tagesmütt
er/-väter
Aktiv
tätige
Tagesmütt
er/-väter
Betreu
te
Kinder
im
Jahr
Geleistete
Arbeitsstun
den
Geleistete
Betreuungsstu
nden
200
0
170 99 432 144355 --
200
1
176 105 584 206700 --
200
2
179 123 656 250000 --
200
3
212 135 775 288010 415860
200
4
197 117 781 202613 360262
200
5
195 110 798 152948 260320
200
6
190 124 850 168387 292813
(Abb. 7: Eisenstecken 2007, S. 77)
84
3.4.5. Qualität von Kinderbetreuungsangeboten
(Sabine Laner)
Die Qualität von öffentlichen Betreuungseinrichtungen ist schwierig
festzustellen, da sie von allen Beteiligten, Institutionen, Eltern,
pädagogischen Fachkräften und Kindern, unterschiedlich wahrgenommen
wird.
Die European Foundation of Quality Management (EFQM) hat es sich zur
Aufgabe gemacht, für Unternehmen und Institutionen geeignete
Maßnahmen zur Qualitätssicherung auszuarbeiten. Diese Maßnahmen
wurden nach den DIN EN ISO 9000 ff. entwickelt. Dabei handelt es sich um
standardisierte Normen, welche Einrichtungen eine Zertifizierung verleihen.
Das EFQM-Modell wurde zur Verbesserung der Qualität entwickelt und um
diese kontinuierlich zu steigern. Es stützt sich auf folgende Säulen:
� Mensch
� Prozess
� Ergebnis
Nicht nur Produkte, sondern auch Dienstleistungen unterliegen diesen
Normen. Damit ein Unternehmen das Qualitätsmanagement umsetzen
kann, muss es diesen Anforderungen entsprechen. Heutzutage gibt es
viele Schulen, Kindergärten und kommerzielle Betriebe, die sich von EFQM
qualifizieren lassen. In Zukunft werden sich pädagogische Institutionen
zunehmend derart bewerten lassen müssen.
Alle Normen, welche in DIN EN ISO 9002 enthalten sind, beinhalten eine
Umsetzung speziell für Kindertageseinrichtungen (Esch, Klaudy, Micheel
und Stöbe-Blossey 2006, S. 133).
85
Doch Qualitätsmerkmale können auch individuell festgelegt werden.
Während für viele Eltern Qualitätsmerkmale, wie beispielsweise die Nähe
zum Wohnort oder bestimmte Öffnungszeiten, ausschlaggebend sind,
haben die Pädagogen meist andere Vorstellungen von Qualität. Die
„National Association for Education of Young Children“ hat seit einigen
Jahren das Kind ins Zentrum der Qualitätsdiskussion gesetzt. Vom
frühpädagogischen und entwicklungspsychologischen Standpunkt aus, sind
die Struktur-, Orientierungs-, Prozess- und Ergebnisqualität für Institutionen
ausschlaggebend:
� Strukturqualität: Dazu zählen die räumlichen Bedingungen, die
Größe und Konstellation der Kindergruppe, das Materialangebot,
die Qualifikation und Berufserfahrung der Pädagogen und
Pädagoginnen.
� Orientierungsqualität: Darunter versteht man alle Aspekte der
Konzeption der Einrichtung, wie zum Beispiel die pädagogische
Haltung, die Wertvorstellungen, die Überzeugungen und das Bild
vom Kind.
� Prozessqualität: Sie beinhaltet die Handlungsabläufe des
pädagogischen Alltags, die Erfahrungen und Erlebnisse, welche die
Kinder in der Einrichtung sammeln, das pädagogische Handeln in
unterschiedlichen Situationen und die Reflexion desselben, die
Auswahl und das Bereitstellen der benötigten Materialien, die
Interaktion zwischen den pädagogischen Fachkräften, zwischen
den Kindern, zwischen Kindern und Fachkräften sowie zwischen
Erzieher/innen und Eltern.
� Ergebnisqualität: Sie beinhaltet die Ziele, welche durch bestimmte
Handlungen erreicht werden. Diese werden durch die Auswertung
und durch Vergleiche erfasst.
Wenngleich die pädagogische Konzeption die Qualität einer Einrichtung
bedingt, bedeutet das nicht, dass bei Institutionen mit derselben
Konzeption auch die Qualität gleich sein muss (Ahnert 2010, S. 153-156).
86
„Je nachdem wie gut Erzieher/innen die Beziehungen zu ihren Kindern
entwickeln, können sie das Kind zielführend unterstützen, die richtigen
Impulse setzen und damit im Sinne der kindlichen Entwicklung wirken“
(Ahnert 2010, S. 156).
Laut von Ditfurth wird die Qualität einer Einrichtung anhand von folgender
Aspekte sichtbar:
1. Fühlt sich das Kind in der Tageseinrichtung wohl?
2. Wie verhält sich das Kind gegenüber anderen Kindern und dem
pädagogischen Personal? Gelingt es ihm, stabile Beziehungen
aufzubauen?
Halten sich die Pädagogen und Pädagoginnen an diese Leitfragen, wird für
sie erkennbar, was die betreuten Kinder brauchen, um sich wohl zu fühlen
und sich entsprechen zu entwickeln. Um angemessen handeln zu können,
benötigen pädagogische Fachkräfte geeignete Fähigkeiten und Fertigkeiten
im Umgang mit den Kindern. Auch eine Anpassung der
Rahmenbedingungen ist erforderlich (von Ditfurth 2004, S. 84).
Um eine maximale Qualität der Betreuung zu gewährleisten, braucht es
neben gut ausgebildeten Fachkräften auch dementsprechend geeignete
Rahmenbedingungen, welche sich nach den Möglichkeiten der kindlichen
Entwicklung richten (Ahnert 2010, S. 157).
Mit der Qualität im Bereich der Kinderbetreuung setzten sich Experten nicht
nur in jüngster Zeit auseinander (Fthenakis 1998, S. 52).
„Diese Frage wird bereits seit Platon und Aristoteles thematisiert und sie ist
seitdem untrennbar mit der pädagogischen Konzeption und mit Faktoren
87
des jeweiligen soziokulturellen Hintergrunds verbunden. Dies gilt für alle
Qualitätskonzepte seit der griechischen Antike bis zur Gegenwart“
(Fthenakis 1998, S. 52).
Die Qualitätsbestimmungen müssen den gesellschaftlichen Bedingungen
ihrer Zeit angepasst werden, d. h. sie werden zeitgemäß modifiziert. Auch
die Erziehungskonzepte unterliegen dem Wandel der Zeit. Demnach
standen beispielsweise in den 60er Jahren die kindlichen Kompetenzen im
Vordergrund, in den 70er Jahren die Förderung der Gesamtpersönlichkeit
des Kindes und in den 80er Jahren rückten das Wohlergehen der einzelnen
Kinder und die Bereitstellung von optimalen Bedingungen in den
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. In den 90er Jahren gewann der Aspekt
der Qualität von Erziehung vermehrt an Bedeutung, denn die Eltern
realisierten, dass ihre Kinder viele Stunden am Tag in der Institution
verbringen. Es kam die Befürchtung auf, dass aufgrund des rechtlichen
Anspruchs auf einen Kindergartenplatz, die Qualität zurückgedrängt wird
(Fthenakis 1998, S. 52-53).
Die Bildungs- und Betreuungsinstitutionen sind immer wieder ein zentrales
Thema der Gesellschaft, doch das Hauptaugenmerk dieser Diskussion liegt
im Mangel von Betreuungsplätzen. Dabei befürchten Fachkräfte, dass der
Aspekt der Qualität nicht genügend berücksichtigt wird.
Betreuungseinrichtungen, welche eine hohe Qualität aufweisen, haben eine
positive Auswirkung auf die Entwicklung und Bildung der Kinder. Zusätzlich
wird dadurch auch die Beziehung zwischen Kind und Eltern gefördert. Zu
den Qualitätsmerkmalen gehören zum Beispiel die Gruppengröße,
Ausbildung der pädagogischen Fachkräfte, die Raumausstattung und die
Erzieher-Kind-Beziehung. Diese Qualitätskriterien werden durch rechtliche
Rahmenbedingungen festgelegt. Ob diese jedoch zur Sicherung der
Qualität beitragen ist ungewiss (Colberg-Schrader 1998, S. 86).
88
3.4.6 Gibt es genügend Betreuungsplätze? (Sabine
Laner)
Wenn es um das Thema Verfügbarkeit von Betreuungsplätze geht, dann
sind europaweit Versorgungslücken erkennbar. Obwohl das Angebot an
Plätzen ausgeweitet wurde, sind weiterhin noch Mängel vorhanden.
Im Jahr 2002 haben die europäischen Staats- und Regierungschefs Ziele
verfasst, welche die Kinderbetreuungsangebote regeln. Demnach sollen für
90% der Kinder ab drei Jahren und für 33% der Kinder unter drei Jahren
Plätze in Bildungsinstitutionen gewährleistet sein. Diese Ziele wurden
verfasst, um Eltern, in erster Linie Müttern, die Möglichkeit zur
Erwerbstätigkeit bieten zu können.
In vielen EU-Mitgliedsstaaten jedoch, wurden diese Ziele nicht erreicht.
Der europäische Kommissar für Beschäftigung, Soziales und
Chancengleichheit, Vladimír Špidla, hat zum Thema
Kinderbetreuungsangebote Stellung genommen:
„Kinderbetreuungsangebote sind auch unverzichtbar für die Bewältigung
des demografischen Wandels: Ohne geeignete Unterstützung entscheiden
sich weniger Menschen dafür, Kinder zu bekommen. Das derzeitige
Angebot ist nach wie vor unzureichend. Die Regierungen der
Mitgliedstaaten müssen sich dieser Herausforderung stellen. Die EU wird
ihre Anstrengungen unterstützen, indem sie bis 2013 eine halbe Milliarde
Euro für den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verfügung
stellt“
(http://ec.europa.eu/social/main.jsp?langId=de&catId=89&newsId=404
2008).
Das Angebot an Kinderbetreuungsplätzen bedingt unmittelbar die
Berufstätigkeit der Eltern. Sechs Millionen Frauen in der EU, zwischen 25
und 49 Jahren, können aufgrund der familiären Situation nicht bzw. nur
89
Teilzeit einem Beruf nachgehen. Ein Viertel dieser sechs Millionen Frauen
geben den Mangel an Kinderbetreuungsplätzen als Hauptgrund dafür an.
Je besser also die Öffnungszeiten den Bedürfnissen der Eltern angepasst
sind, desto mehr Frauen können einem Beruf nachgehen. Durch die
vermehrte Erwerbstätigkeit wird eine Möglichkeit geschaffen, die Armut zu
verringern. Vor allem Alleinerziehende sind dadurch weniger einem
Armutsrisiko ausgesetzt.
Ein ausreichendes Angebot an Kinderbetreuungsplätzen wirkt außerdem
dem Geburtenrückgang entgegen. Es ist europaweit ersichtlich, dass jene
Staaten mit einem gut ausgebauten Betreuungssystem die höchsten
Geburtenraten und Frauenerwerbstätigkeitquoten aufweisen. Dies ist
beispielsweise in Schweden und Dänemark der Fall.
Vor allem Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren müssen die
anzustrebenden Ziele noch erreichen. Die europäische Kommission
versucht den Mitgliedsstaaten zu helfen, die Ziele von Barcelona, welche
für die EU-Staaten die zu Schaffenden Betreuungsplätze vorgeben,
umzusetzen. Sie hat jedoch keine direkte Autorität bei dieser
Angelegenheit, versucht aber dennoch durch finanzielle Mittel, wie
beispielsweise den europäischen Sozialfond, die Staaten zu unterstützen
(http://ec.europa.eu/social/main.jsp?langId=de&catId=89&newsId=404
2008).
Die EU-Kommission sieht vor allem in Deutschland einen großen Mangel
an Krippenplätzen. EU-Fachleute haben erkannt, dass sowohl die
Öffnungszeiten, als auch die zur Verfügung stehenden Plätze unzureichend
sind und fordern daher eine Abstimmung dieser auf die Bedürfnisse der
vollzeitbeschäftigten Eltern. Laut der europäischen Kommission zählt
Deutschland in Sachen Betreuungsplätzen europaweit zu den
Schlusslichtern. Die Behörde in Brüssel stellte, in den Jahren 2000 bis
2006, Deutschland 1,15 Milliarden Euro für die Gleichstellung von Mann
und Frau und den Ausbau von Betreuungsangeboten zur Verfügung.
90
Die Lage in Frankreich war bereits im Jahre 2003 wesentlich besser als in
Deutschland. Jedes französische Kind im Vorschulalter hatte Anrecht auf
einen Betreuungsplatz und bei den Kindern unter drei Jahren waren es
43%. Auch in Belgien, Dänemark und Schweden findet man ähnlich gute
Werte.
Lediglich Bulgarien, Griechenland, Polen und Ungarn schnitten im
europäischen Vergleich schlechter ab als Deutschland.
Der Europäische Sozialfonds garantiert den Mitgliedsstaaten auch in den
Jahren 2007 bis 2013 Zuschüsse für den Ausbau von
Kinderbetreuungsangeboten. Jedoch wie und was die Staaten damit
fördern ist ihnen selbst überlassen
(http://www.focus.de/politik/deutschland/kinderbetreuung_aid_125968.html.
2007 2011).
Familienpolitik in Südtirol
Auch in Südtirol gibt es zahlreiche Debatten auf dem Gebiet der
Familienpolitik. Im Entwurf des Landessozialplanes 2007 bis 2009 wird
Familienpolitik als eine kooperative Aufgabe aller einzelnen Politikfelder
bezeichnet. Um eine angemessene Familienpolitik zu ermöglichen, sind
nicht nur finanzielle Mittel notwendig, sondern auch
Familienförderungskonzepte, welche einen Ausbau von Infrastrukturen und
Dienstleistungen berücksichtigen. Somit ist es der Familienpolitik ein
Anliegen, Frauen und Männern die Erwerbstätigkeit zu ermöglichen, um
Beruf und Familie in Einklang zu bringen.
Der Landessozialplan 2007 bis 2009 sieht für die Betreuung von
Kleinkindern vor, einen Ausstattungskoeffizienten von 15% zu erreichen, d.
h., dass je 100 Kleinkinder 15 Betreuungsplätze geschaffen werden. Im
Jahr 2002 gab es lediglich 5,3 Plätze je 100 Kinder, im Jahr 2006 waren es
91
bereits deutlich mehr, nämlich 9,2. Dieser Ausbau soll in den nächsten
Jahren noch weitergeführt werden (Eisenstecken 2007, S. 68-69).
In der folgenden Tabelle wird der Anstieg an Betreuungsplätzen für
Kleinkinder ersichtlich:
Aufnahmekapazität der Dienste für Kleinkinder- 2002-2006
2002 2003 2004 2005 2006
Öffentliche Kinderhorte 503 501 518 578 578
Kindertagesstätten 119 282 342 371 462
Betriebskinderhorte 25 25 68 76 87
Tagesmutterdienst
(aktive Tagesmütter x 3
Plätze)
369 405 351 330 372
Aufnahmekapazität
insgesamt
1016 1213 1279 1355 1499
Kinder 0-3 Jahre 15825 15800 15821 16128 16206
Ausstattungskoeffizient
(Plätze auf 100 Kinder
0-3 J.)
6,4 7,7 8,1 8,4 9,2
(Abb. 8: Eisenstecken 2007, S. 70)
Wenn man das Angebot an Betreuungsplätzen in den verschiedenen
Bezirken Südtirols miteinander vergleicht, erkennt man, dass Bozen den
höchsten Ausstattungskoeffizienten aufweist. Er beträgt 23,3 Plätze je 100
Kleinkinder. Die niedrigsten Werte ergeben sich im Vinschgau und im
Gebiet Salten-Schlern. Der Ausstattungskoeffizient liegt in beiden
Bezirken bei 2,8 Betreuungsplätzen. Laut dem Sozialbericht 2007 kann
man davon ausgehen, dass das Angebot an Betreuungsplätzen nicht den
Bedürfnissen der Familien angepasst ist.
92
Dies zeigt sich sehr deutlich bei dem Angebot Kinderhort. Die Wartelisten
der Kinderhorte sind der beste Indikator um aufzuzeigen, dass das
Angebot dem Bedarf nicht gerecht wird. Beispielsweise standen 263
Kinder am Ende des Jahres 2006 auf den Wartelisten der Südtiroler
Kinderhorte, d. h., dass ein Nachfrageüberschuss von 45,5% bestand
(Eisenstecken 2007, S. 72).
Wir haben nun sehr ausführlich über das Thema Wandel der Familie und
Betreuung berichtet. Im nachfolgenden Kapitel werden wir uns mit den
Sommerbetreuungsangeboten befassen.
93
4. Kapitel Zwei: Wie sind die
Sommerbetreuungsangebote in Südtirol
organisiert? (Anna Mantinger & Sabine Laner)
Es gibt sehr viele Sommerbetreuungsangebote in Südtirol. Im folgenden
Kapitel werden wir nur auf eine bestimmte Auswahl genauer eingehen.
Diese haben wir unter dem Aspekt eines länger angebotenen Zeitraumes
ausgewählt:
Sommerkindergarten, Jugenddienst Unterland- Unterlandler
Sommerferienprogramme 2011, Casa bimbo project, Sommerschule,
Caritas: Meeraufenthalte an der Adria, Kinderfreunde Südtirol
4.1. Analyse von Programmen einiger Anbieter in der
Region (Sabine Laner)
Im folgenden Abschnitt werden wir auf die oben genannten
Sommerangebote in Südtirol genauer eingehen. Die Informationen über die
Angebote haben wir zum Teil aus Broschüren, von den Webseiten der
Anbieter, sowie aus unserem eigenen Wissen, welches wir durch die
Berufserfahrung bei einigen Anbietern gesammelt haben.
94
4.1.1. Sommerkindergarten (Sabine Laner)
Dauer
Der Sommerkindergarten wird in der Regel in einem Zeitraum von sechs
bis sieben Wochen angeboten. Im Passeiertal dauert der
Sommerkindergarten neun Wochen. Einige Kindergärten beginnen im
Sommer 2011 mit der Unterweisungstätigkeit am 27. Juni, andere hingegen
beginnen erst am 04. Juli.
Die Öffnungszeiten sind von Sommerkindergarten zu Sommerkindergarten
verschieden. Je nach Bedarf kann das Kindergartenteam die
Öffnungszeiten den Bedürfnissen der Eltern anpassen, d. h. dass viele
Eltern berufsbedingt die verfrühte Eintrittszeit um 7:30 Uhr wünschen. In
einigen Sommerkindergärten beginnt die Unterweisungstätigkeit hingegen
um 7:45 Uhr.
Die Betreuung im Sommerkindergarten dauert entweder bis 14:30 Uhr oder
14:45 Uhr. Die verlängerte Unterweisung, welche im Regelkindergarten
üblich ist, wird im Sommer nicht angeboten.
Zielgruppe
Kinder von drei bis sechs Jahren dürfen den Sommerkindergarten
besuchen. Wenn genügend Platz vorhanden ist, dürfen auch siebenjährige
Kinder dieses Angebot wahrnehmen, allerdings nur, wenn ein jüngeres
Geschwisterkind denselben besucht. In einigen Fällen, beispielsweise
wenn noch Plätze frei sind, können auch Kinder, die erst zweieinhalb Jahre
alt sind, aufgenommen werden.
Inhalte
Der Sommerkindergarten wird in Südtirol in allen Kindergartensprengeln
angeboten. Das erste und wichtigste Ziel ist, dass die Kinder Spaß am
95
Angebot haben und gerne in den Sommerkindergarten kommen. Auch die
Aspekte Erholung und Feriengestaltung stehen im Vordergrund.
Für jeden Sommerkindergarten wählen die zuständigen pädagogischen
Fachkräfte ein Motto aus, welches die Aktivitäten und Angebote der
Wochen begleitet. Das Team im Sommerkindergarten steht nicht unter
einem Bildungsauftrag. Dennoch ist ein weiteres Ziel, pädagogische
Professionalität zu vermitteln und dies auch in der Öffentlichkeitsarbeit zu
präsentieren. Es ist außerdem wichtig, den Eltern das Gefühl zu vermitteln,
dass die Kinder gut betreut sind, damit sie ihr Kind beruhigt und gerne in
den Kindergarten bringen.
Kosten und Finanzierung
Die Finanzierung des Sommerkindergartens erfolgt zum Teil durch die
jeweilige Gemeinde und zum Teil durch die Eltern. Früher gab es
Landeszuschüsse, diese wurden jedoch gestrichen. Die Personalkosten
werden aber weiterhin über das Familienpaket des Landes beglichen. Mit
wie viel Zuschüssen jede Gemeinde den Sommerkindergarten unterstützt,
obliegt ihrer Entscheidung. Dementsprechend sind auch die Beiträge der
Eltern unterschiedlich. Der zu begleichende Betrag ist wöchentlich zu
verstehen.
Beispielsweise bezahlen die Eltern für den Sommerkindergarten in Salurn
40,00 Euro pro Woche. In Bruneck hingegen belaufen sich die Kosten auf
35,00 Euro. Der Sommerkindergarten in Brixen kostet wöchentlich 70,00
Euro. Im Passeiertal ist der wöchentliche Tarif am niedrigsten. Dort
bezahlen die Familien für das erste Kind 30,00 Euro pro Woche und für das
zweite Kind 20,00 Euro.
Personal
Das Personal, welches im Sommerkindergarten zum Einsatz kommt, wird
nach folgenden Kriterien ausgewählt:
96
� Jenes Personal, das keinen Anspruch auf bezahlten ordentlichen
Urlaub hat und all jene, welche den ordentlichen Urlaub nur zum
Teil zugesprochen bekommen. Diese Personen werden nach dem
regulären Kindergarten auch im Sommerkindergarten eingesetzt
� Jenes Personal, welches einen befristeten Arbeitsvertrag hat und
weniger als sieben Monate Unterweisungstätigkeit geleistet hat.
� Jenes Personal, das im regulären Kindergartenjahr einen
Teilzeitvertrag hat. Die Entlohnung für Teilzeitarbeitende erfolgt
folgendermaßen:
50% Teilzeit:
o Kindergärtner/in: 160,00 Euro brutto in der Woche
o Pädagogische/r Mitarbeiter/in: 130,00 Euro brutto in der
Woche
o Mitarbeiter/in für Integration: 130,00 Euro brutto in der
Woche
75% Teilzeit:
o Kindergärtner/in: 200,00 Euro brutto in der Woche
o Pädagogische/r Mitarbeiter/in: 170,00 Euro brutto in der
Woche
o Mitarbeiter/in für Integration: 170,00 Euro brutto in der
Woche
� Jenes Personal, welches in Vollzeit angestellt wird. Die Entlohnung
erfolgt für Vollzeitangestellte folgendermaßen:
o Kindergärtner/in: 250,00 Euro brutto in der Woche
o Pädagogische/r Mitarbeiter/in: 220,00 Euro brutto in der
Woche
o Mitarbeiter/in für Integration: 220,00 Euro brutto in der
Woche
(http://www.provinz.bz.it/personal/themen/kindergarten-
sommerkindergarten.asp ).
97
� Jenes Personal, welches für den Sommerkindergarten den
Sonderurlaub oder Wartestand unterbrechen möchte. Durch diese
Tätigkeit wird ein Gehalt bezogen.
� Jenes Personal, das ab 1. Mai die Dienstzeit antritt, wird als
„überzähliges Personal“ bezeichnet. Auch dieses kann die
Arbeitszeit auf den Sommer verschieben.
� Jenes Personal, welches über die Direktberufung angestellt wird.
Im Sommerkindergarten werden sowohl ausgebildete Fachkräfte, welche
über Berufserfahrung verfügen, als auch Studenten, vorwiegend der
Fakultät für Bildungswissenschaften für den Primarbereich, angestellt. In
jedem Sommerkindergarten übernimmt eine pädagogische Fachkraft die
Aufgabe der Ansprechpartnerin. Diese übernimmt die Koordinierung und
Organisation der Sommerkindergartenzeit.
In einigen Sommerkindergärten gibt es außerdem Springerinnen. Diese
haben in einem bestimmten Kindergarten ihren Sitz und werden bei Bedarf
oder als Unterstützung in einem anderen Kindergarten eingesetzt.
Qualität
Im Sommerkindergarten wird sehr auf die Qualität des Angebotes geachtet.
Dies zeigt sich sowohl bei der Auswahl des Personals, der gesunden
Ernährung und Betreuung der Kinder, als auch bei den didaktischen
Planungen und Reflexionen. Die Institutionen werden täglich von
qualifiziertem Raumpflegepersonal gereinigt.
Um die kontinuierliche Qualität zu gewährleisten, werden die Kindergärten
regelmäßig von der/dem Kindergärtner/in mit Koordinierungsaufgaben und
der/dem Sprengeldirektor/in besucht.
Die Ausarbeitung des Menüs im Sommerkindergarten erfolgt in
Zusammenarbeit mit dem diätetischen Dienst. Es wird darauf geachtet,
dass es abwechslungsreich, reichhaltig und mit Früchten und Gemüse der
Saison zubereitet wird. Die Zubereitung erfolgt unter der Berücksichtigung
98
der hygienisch-sanitären Normen. Außerdem werden im Falle von
Intoleranz und Allergien besondere Diäten eingehalten. Dafür ist jedoch ein
ärztliches Zeugnis notwendig.
Die Eltern sind verpflichtet im Falle einer vorliegenden Krankheit des
Kindes, die Institution darüber zu informieren.
Die Daten der eingeschrieben Kinder sind durch das Datenschutzgesetz
abgesichert. Die Eltern müssen ihr Einverständnis für Foto-, Video- und
Tonaufnahmen schriftlich bestätigen. Außerdem haben die Eltern die
Sicherheit, dass ihr Kind nur von den ihnen gewünschten Personen
abgeholt werden darf. Am Beginn des Sommerkindergartens müssen alle
Erziehungsberechtigten eine entsprechende Liste mit den befugten
Personen ausfüllen und bei den pädagogischen Fachkräften abgeben.
Sollte sich in einer Sommerkindergartengruppe ein Kind mit besonderen
Bedürfnissen befinden, dann wird zusätzlich eine Mitarbeiterin für
Integration bzw. eine Integrationskindergärtnerin bereitgestellt.
Werbung
Die Sommerkindergärten präsentieren sich im jeweiligen Kindergarten
durch Informationsblätter. Auch in den Gemeindeblättern der einzelnen
Dörfer wird für die Organisation des Sommerkindergartens geworben. Die
vermutlich gängigste Form der Werbung ist jedoch die Mundwerbung in
den Dörfern. Die Familien können Informationen außerdem über das
Internet beziehen. Die Einschreibeformulare erhalten die Familien direkt im
Kindergarten.
99
4.1.2. Jugenddienst Unterland: Unterlandler
Sommerferienprogramme 2011 (Sabine Laner)
Dauer
Die Angebote der „Unterlandler Sommerferienprogramme 2011“ werden
vom Jugenddienst Unterland organisiert. Die Dauer des
Sommerprogramms ist von der Zielgruppe abhängig, d.h. die Betreuung
der Grundschüler beträgt sechs Wochen, vom 4. Juli bis 12. August. Das
Sommerprogramm der Mittelschüler hingegen wird lediglich vier Wochen
angeboten, vom 4. Juli bis 29. Juli.
Zielgruppe
Das Sommerprogramm der Grundschüler wird in Auer, Margreid, Kurtatsch
und in Tramin angeboten. In Auer dürfen die Grundschulkinder aus Auer
teilnehmen, in Margreid dürfen die Grundschulkinder aus Salurn, Kurtinig
und Margreid teilnehmen, in Tramin die Kinder aus Tramin und in Kurtatsch
können die Kinder der Grundschule Kurtatsch teilnehmen.
Die Betreuung der Mittelschüler wird in drei Gemeinden angeboten. In
Tramin haben die Kinder aus derselben Ortschaft und den umliegenden
Dörfern die Möglichkeit am Sommerprogramm teilzunehmen. In Neumarkt
können die Mittelschulkinder aus Neumarkt und den umliegenden
Ortschaften teilnehmen und in Salurn dürfen die Kinder aus Salurn, Kurtinig
und Margreid das Angebot wahrnehmen.
Inhalte
Das Sommerprogramm der Grundschüler:
Die Kinder werden von ausgebildeten und erfahrenen pädagogischen
Fachkräften betreut. Die Teams erarbeiten für die sechs Wochen ein Motto,
an das sie ihre Aktivitäten anlehnen. Mit den Kindern wird gebastelt,
100
gesungen und getanzt. Die Kinder sind während der Sommerferien sehr
gut betreut und können „Kind“ sein. Das Wohlbefinden des Kindes steht an
erster Stelle. Die Kinder können mit Freunden beisammen sein und die Zeit
genießen. Mit den Kindern werden Dorfrundgänge, Besuche im
Schwimmbad und auf Spielplätzen, Museumsbesuche, Wanderungen und
wöchentliche größere Ausflüge gemacht. Bei jenen
Sommerbetreuungsangeboten, bei welchen Kinder aus umliegenden
Gemeinden aufgenommen werden, kommen Kinder aus verschiedenen
Dörfern in Kontakt. Dort wird besonders auf ein harmonisches Miteinander
großen Wert gelegt.
Das Sommerprogramm der Mittelschüler:
Das Ziel der Sommerbetreuung für Mittelschüler ist es die
Heranwachsenden zu fördern, aber auch zu fordern. Die Kinder haben die
Möglichkeit, Einblicke in verschiedene private und öffentliche Betriebe zu
bekommen, indem sie jeden Vormittag in einen Beruf hinein schnuppern
dürfen. Außerdem wird den Kindern an den Nachmittagen ein kreatives
Programm geboten. Es beinhaltet die Interessen der Kinder wie
beispielsweise Medien, Musik und Leben. Jedoch darf der Spaß und die
Erholung im Sommer nicht zu kurz kommen, d. h. dass die gesamte
Gruppe jede Woche verschiedene Ausflüge unternimmt oder Besuche im
Schwimmbad wahrnimmt. Somit finden sie den Kontakt zu Gleichaltrigen.
Kosten und Finanzierung
Die Betreuung für Grundschüler in Auer kostet wöchentlich 35,00 Euro. Für
das zweite eingeschriebene Kind erhält die Familie eine Ermäßigung von
5,00 Euro pro Woche.
Der zu bezahlende Betrag für Grundschüler aus Salurn, Margreid, Kurtinig
und Kurtatsch ist gleich hoch. Für das erste Kind bezahlen die Eltern
wöchentlich 45,00 Euro und für das zweite eingeschriebene Kind nur mehr
35,00 Euro in der Woche.
101
Die Kosten für die Betreuung der Mittelschüler sind in allen Gemeinden
gleich. Somit bezahlen die Eltern für ein Kind 50,00 Euro in der Woche.
Eine Ermäßigung gibt es für das zweite Kind, welches eingeschrieben wird.
Für dieses bezahlen die Eltern wöchentlich 40,00 Euro.
Personal
Das Personal für dieses Angebots wird aufgrund von Bewerbungen
Interessierter ausgewählt. Dabei werden Aspekte wie beispielsweise
Erfahrungen mit Kindern, Ausbildungen, Kurse und Alter der Bewerber
berücksichtigt.
Das Personal setzt sich vorwiegend aus Studenten und Studentinnen
zusammen. Es kommt vor, dass auch Praktikanten und Praktikantinnen
das Angebot mitgestalten.
Qualität
Der Leiter des Jugenddienstes Unterland ist zugleich der Koordinator des
Angebotes „Unterlandler Sommerferienprogramme 2011“. Er ist für alle
Gruppen der Ansprechpartner, der bei Anliegen und Problemen zur
Verfügung steht.
Die aufgenommenen Daten der eingeschriebenen Kinder werden nur zur
allgemeinen Verarbeitung im Rahmen des Angebotes verwendet und
unterliegen den Datenschutzbestimmungen. Die Eltern haben außerdem
die Möglichkeit Bild-, Video- und Tonaufnahmen ihrer Kinder zu
verweigern.
Mit der Einschreibung ist jedes Kind automatisch gegen Schäden an Dritte
haftpflichtversichert. Eine Unfallversicherung gibt es jedoch nicht. Diese
kann aber von den Eltern privat abgeschlossen werden.
Für Kinder mit besonderen Bedürfnissen stehen außerdem zusätzliche
Betreuer zur Verfügung. Damit möchte der Jugenddienst Unterland Kinder,
die ein besonderes Betreuungsangebot benötigen, integrieren.
102
Werbung
Für das Angebot „Unterlandler Sommerferienprogramme 2011“ wird sowohl
in landesweiten Zeitungen, als auch in regionalen Zeitschriften aus dem
Unterland wie beispielsweise den Dorfblättern und der „Weinstraße“
geworben. Auch im Internet ist die Broschüre als Download erhältlich.
Diese liegt zudem in Grund- und Mittelschulen, Kindergärten und
Geschäften auf. Auch bei diesem Angebot ist jedoch die Mundwerbung der
wichtigste Zweig der Verbreitung (Broschüre 1: siehe Anhang).
103
4.1.3. Casa bimbo project: „Estate Bambini-
Kinderferien“(Sabine Laner)
Dauer
Das Angebot „Estate Bambini-Kinderferien“ wird in unterschiedlichen
Gemeinden veranstaltet. Der Zeitraum des Angebotes erstreckt sich vom
14. Juni bis 10. September und ist in jeder Gemeinde individuell geregelt.
Die Eintrittszeit ist von 7:30 Uhr bis 8:30 Uhr. Die Austrittszeit ist von 14:00
Uhr bis 16:30 Uhr.
Zielgruppe
In allen Gemeinden, außer in Leifers, werden Kinder von vier bis elf Jahren
betreut. Es handelt sich um eine heterogene Gruppe, d. h. dass alle Kinder,
unabhängig vom Alter, in derselben Gruppe sind.
In Leifers hingegen werden Kinder von drei bis vierzehn Jahren betreut. Sie
sind in drei Gruppen unterteilt und befinden sich auch in unterschiedlichen
Gebäuden. Die erste Gruppe setzt sich aus Kindern im Kindergartenalter,
die zweite Gruppe aus Kindern im Grundschulalter und die dritte Gruppe
aus Jugendlichen im Mittelschulalter zusammen.
Inhalte
Mit dem Angebot „Estate Bambini-Kinderferien“ wird den Kindern die
Möglichkeit geboten, gemeinsam mit Gleichaltrigen den Sommer zu
verbringen, Aktivitäten und verschiedene Ausflüge zu unternehmen.
Beispielsweise gehen die Gruppen in Museen oder ins Schwimmbad. Auch
innerhalb der Institutionen sorgen die Betreuer für ein abwechslungs- und
erlebnisreiches Angebot.
104
Für die Eltern und die Familie bietet dieses Programm eine große
Flexibilität. Bei gewissen Angeboten gibt es für Geschwisterkinder die
Möglichkeit in derselben Gruppe zu bleiben.
Die Kinder werden zudem vom pädagogischen Personal in italienischer
und deutscher Sprache begleitet und gefördert.
Kosten und Finanzierung
Die zu bezahlenden Beträge sind in Bozen, Salurn, Laag, Neumarkt,
Branzoll und Pfatten gleich. Sie betragen 65,00 Euro pro Woche für das
erste Kind und 60,00 Euro pro Woche ab dem zweiten Kind.
Im Gadertal wird das Ferienprogramm auch an Samstagen angeboten.
Daher beläuft sich der zu bezahlende Betrag pro Woche auf 75,00 Euro.
Wenn jedoch nur die Fünftagewoche in Anspruch genommen wird, ist der
Betrag gleich hoch wie in den oben genannten Gemeinden.
In Leifers ist dieses Angebot am günstigsten. Die Eltern bezahlen pro
Woche 57,00 Euro. Ab dem zweiten eingeschriebenen Kind, bezahlen sie
insgesamt 100,00 Euro und ab dem dritten Kind 129,00 Euro.
Personal
Das Personal für das Sommerferienprogramm wird aufgrund von
Bewerbungen ausgewählt. Interessierte Personen können sich bei der
Sozialgenossenschaft „casa bimbo project“ bewerben und müssen sich
anschließend bei einem Gespräch vorstellen.
Die ausgewählten Personen müssen anschließend einige Kurse zu
Themen, wie Brandschutz, Erste Hilfe und einem allgemeinen
Einführungskurs, ablegen.
105
Qualität
Sowohl die Genossenschaft „casa bimbo project“ als auch das Projekt
„Estate Bambini-Kinderferien“ wurden mit den ISO 9001:2008 Normen
zertifiziert.
Eltern, die ihre Kinder in das Programm einschreiben, erhalten am Ende
einen Fragebogen, durch welchen die Zufriedenheit und mögliche
Verbesserungsvorschläge sichtbar werden. Anhand dieser Informationen
können die Organisatoren dieses Angebot kontinuierlich verbessern.
Die Daten der Kinder werden vertraulich behandelt und unterliegen den
Datenschutzbestimmungen. Auch bei diesem Angebot haben die Eltern die
Möglichkeit anzugeben, welche Personen befugt sind ihr Kind in der
Institution abzuholen.
Die Erziehungsberechtigen haben die Möglichkeit, bei der Einschreibung
des Kindes ihr Einverständnis für Foto-, Video- und Tonaufnahmen zu
erteilen.
Für Kinder mit besonderen Betreuungsbedürfnissen steht zusätzliches
Personal zur Verfügung.
Das Menü für die Kinder in der jeweiligen Institution wird in
Zusammenarbeit mit einer Diätologin erstellt. Für Kinder mit Allergien wird
nach Vorweisung eines ärztlichen Zeugnisses eine spezielle Diätkost
zubereitet.
Werbung
Die Sozialgenossenschaft „casa bimbo project“ wirbt für ihr Angebot in
Zeitungen, im Internet, sowie mit Flugblättern. Die stärkste Werbung ist wie
bei den bisher genannten Sommerferienprogrammen die Mundwerbung
(Broschüre 2: siehe Anhang).
106
4.1.4. Sommerschule (Anna Mantinger)
Dauer
Die Sommerschule wird für fünf Wochen angeboten. Im Sommer 2011
startet sie am 20. Juni und endet am 09. September. Von Anfang Juli bis
Mitte August findet keine Sommerschule statt. Lediglich zwei Wochen nach
Schulende und drei Wochen vor dem Beginn der regulären Schule wird
dieser Dienst angeboten.
Die Eintrittszeit in der Sommerschule ist nicht so strikt geregelt wie beim
regulären Unterricht. Es handelt sich um eine gleitende Eintrittszeit, die von
8:00 Uhr bis 9:00 Uhr stattfindet.
Die Abholzeit ist immer um 14:00 Uhr.
Zielgruppe
Die Sommerschule findet nur in einigen Grundschulsprengeln Südtirols
statt, so zum Beispiel im Sprengel Bozen und Klausen. Die Zielgruppe der
Sommerschule sind Kinder im Grund- und Mittelschulalter.
In der Regel sind nur begrenzte Plätze frei, wenn jedoch die Nachfrage
größer ist, als Plätze vorhanden sind, wird die Aufnahme durch ein
Auslosverfahren geregelt.
Inhalte
Das Ziel der Sommerschule ist es, die Kinder bestmöglich in der
schulfreien Zeit zu unterhalten, zu beschäftigen und die sprachlichen
Kompetenzen zu fördern. Die Betreuer in der Sommerschule bieten den
Kindern anregende Lernmöglichkeiten, es wird aber auch spielerisch
Deutsch und Englisch gelernt. Auf dem Programm stehen außerdem
sportliche Aktivitäten und die Erziehung zum umweltbewussten Menschen.
107
Den Kindern wird zudem durch verschiedene Lehrausflüge Abwechslung
geboten.
Dieser Dienst bietet somit eine Entlastung für berufstätige Eltern, welche
ihre Kinder durch die Sommerschule optimal fördern möchten.
Kosten und Finanzierung
Der zu bezahlende Betrag variiert in den unterschiedlichen
Sommerschulen. Er beläuft sich von 30,00 Euro bis 100,00 Euro pro
Woche.
Personal
Das Personal in der Sommerschule setzt sich aus einer Reihe von
Personen zusammen. Unterrichtet werden die Kinder von Lehrpersonen,
aber auch von Studenten, welche sich für diese Arbeit bewerben. Zudem
gibt es in einigen Klassen Sozialpädagogen und Kulturmittler.
Qualität
Die Qualität der Sommerschule zeigt sich vor allem darin, dass ein
abwechslungs- und lehrreiches Angebot für die Kinder organisiert wird.
Dieses Programm wird von kompetenten und erfahrenen Lehrpersonen
geleitet. Es zeugt außerdem von Qualität, dass die Beteiligten um eine
bestmögliche Integration von Migrantenkindern bemüht sind. Dafür stehen
Integrationslehrpersonen und Kulturmittler zur Verfügung.
Auch auf die Qualität der Ernährung wird großen Wert gelegt. Daher wird
das Menü gemeinsam mit dem diätologischen Dienst ausgearbeitet.
108
Werbung
Informationen über die Sommerschule kann man in den jeweiligen Schulen
und deren Informationsblättern erhalten. Außerdem wird für die
Sommerschule in Form von Flugblättern geworben. Da in den meisten
Sprengeln diese Sommerschule schon einige Jahren angeboten wird,
verbreiten sich die Informationen hauptsächlich über Mundwerbung. Ein
weiteres Verbreitungsmedium ist das Internet.
109
4.1.5. Caritas: Meeraufenthalte an der Adria (Anna
Mantinger)
Dauer
Der Dienst der Caritas wird von Mitte Juni bis Ende August angeboten. Die
Aufenthalte werden jeweils durch zweiwöchige Turnusse geregelt.
Im Jahr 2011 werden folgende Turnusse angeboten:
� Fr. 17.06.11 – Fr. 01.07.11
� Sa. 02.07.11 – Sa. 16.07.11
� So 17.07.11 – So. 31.07.11
� Mo. 01.08.11 – Mo. 15.08.11
� Di. 16.08.11 – Di. 30.08.11
Zielgruppe
Die Meeraufenthalte werden für Kinder im Alter von sechs bis fünfzehn
Jahren organisiert.
Inhalte
Von der Organisation Caritas werden, wie bereits erwähnt, zweiwöchige
Meeraufenthalte für Kinder organisiert. Die Kinder verbringen den
Aufenthalt in Ferienstrukturen in Caorle. Dort werden sie rund um die Uhr
betreut. Die Kinder erleben Spiel, Spaß, Erholung und Ausflüge. Durch die
gemeinsamen Mahlzeiten sollen sich die Kinder kennen lernen und das
Gruppengefühl gestärkt werden. Die Strukturen liegen direkt am Meer,
wodurch es möglich ist, Schwimmkurse zu besuchen. Das pädagogische
Personal organisiert zudem Wattturniere (typisches Südtiroler Kartenspiel)
und Strandpartys.
110
Kosten und Finanzierung
Die Caritas bietet Ermäßigungen für jene Familien, die finanziell schwächer
sind. Der Mindestbeitrag liegt bei 250,00 Euro, der Normalbeitrag bei
280,00 Euro und der Solidaritätsbeitrag bei 320,00 Euro pro Turnus. Die
Familien können selbst entscheiden, welchen Beitrag sie bezahlen
möchten.
Der zu bezahlende Betrag enthält sowohl die Unterkunft und Verpflegung,
als auch die Hin- und Rückfahrt ins Ferienlager, die Betreuung, tägliches
Freizeitprogramm und einen Eintritt in den Wasserpark von Caorle.
Personal
Das Betreuerteam der Caritas setzt sich aus ehrenamtlichen,
ausgebildeten Personen, sowie Krankenpfleger/in und Bademeister/in
zusammen.
Qualität
Die Organisation der Caritas ermöglicht auch Kindern aus finanziell
schwächeren Familien einen Aufenthalt am Meer. Die Betreuung erfolgt
rund um die Uhr von engagierten und erfahrenen Personen. Diese bieten
den Kindern Abwechslung, Spaß und Erholung.
Die Ferienstrukturen sind Eigentum der Caritas und werden von der
Organisation instand gehalten.
Das Wohlbefinden der Kinder steht im Mittelpunkt. Die Verpflegung besteht
aus einem gesunden und abwechslungsreichen Menü, welches täglich
frisch zubereitet wird (http://www.caritas.bz.it/de/caritas-info-point/ferien-in-
caorle/feriendorf-j-ferrari/kinder-und-jugendliche-von-6-bis-15-jahren/kinder-
und-jugendliche-von-6-bis-15-jahren/224-0.html).
111
Werbung
Von den Angeboten der Caritas berichten zahlreiche Zeitungen und
Flugblätter. Dem Internet kann man zudem Informationen über die
Ferienaufenthalte entnehmen. Jedoch ist die Mundwerbung, wie bei den
oben genannten Sommeraktivitäten, die gängigste Methode der
Verbreitung.
112
4.1.6. Kinderfreunde Südtirol (Anna Mantinger)
Dauer
Die Angebote der „Kinderfreunde Südtirol“ erstrecken sich von sechs bis
zehn Wochen in den Sommermonaten. In zirka 30 Gemeinden wird dieses
Programm angeboten.
Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag von 7:30 Uhr bis 17:00
Uhr. Die Eintrittszeit ist gleitend, d.h. die Kinder können von 7:30 Uhr bis
10:00 Uhr zur Unterweisung erscheinen.
Einige Gemeinden beginnen mit dem Angebot am 27. Juni 2011, andere
am 4. Juli und wiederum andere am 18. Juli.
Das Angebot endet in den Gemeinden zu unterschiedlichen Zeiträumen.
Zielgruppe
Das Angebot findet für Kinder im Alter von drei bis elf Jahren statt. Die
Kinder verbringen die Unterweisungszeit in altersheterogenen Gruppen.
Inhalte
Das Programm der Kinderfreunde Südtirol bietet den Familien die
Möglichkeit, Familie und Beruf zu vereinbaren. Dabei ist das Angebot der
Sozialgenossenschaft flexibel, um auf die individuellen Bedürfnisse der
einzelnen Familien einzugehen. Sie können zum Beispiel selbst
entscheiden, an welchen Tagen ihr/e Kind/er in der Sommerbetreuung
anwesend sein sollen.
Die Kinder werden kreativ und aktiv betreut. Unter anderem werden
Ausflüge und Themenwochen organisiert. Dabei wird auch auf eine
gewisse Kontinuität der Betreuung geachtet.
113
Das Kind und seine Interessen und Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt. Das
pädagogische Personal hat, wie im Sommerkindergarten, keinen
Bildungsauftrag. Freizeit und Ferien, sowie Tätigkeiten in der Gruppe, Spiel
Sport und gestalterische Aktivitäten stehen im Vordergrund.
In der Sommerbetreuung treffen Kinder unterschiedlichen Alters,
unterschiedlicher Muttersprache, Kultur und Religion aufeinander. Dadurch
soll ein gegenseitiges Verständnis erreicht werden.
Die Kinder sind in Institutionen der Gemeinde, wie beispielsweise
Kindergärten und Schulen untergebracht. Um die Eltern angemessen zu
informieren, werden im März bzw. April Elternabende organisiert.
Kosten und Finanzierung
Um den Dienst der „Kinderfreunde“ überhaupt nutzen zu können, muss
jede Familie eine Einschreibegebühr von 20,00 Euro verrichten.
Die zu bezahlenden Beträge sind in allen Gemeinden gleich hoch. Die
Familien bezahlen nicht, wie bei anderen Angeboten, eine volle Woche,
sondern die einzelnen Tage, an denen das Kind anwesend ist.
Im Jahr 2011 betragen die Kosten für das erste Kind, bei einer
Anwesenheit bis 13:00 Uhr, 7,50 Euro, und für das zweite Kind 6,50 Euro.
Bleibt das Kind jedoch bis 17:00 Uhr, zahlen die Eltern jeweils einen Euro
mehr.
In einigen Gemeinden ist das Mittagessen nicht im Preis inbegriffen, d. h.
dass die Eltern zusätzlich von den Gemeinden festgelegte Essensbeiträge
leisten müssen. Diese sind unterschiedlich hoch. Den günstigsten Tarif
findet man in Brixen mit 1,00 Euro pro Tag, in St. Vigil/Enneberg hingegen
den höchsten Tarif. Die Familien bezahlen 5,00 Euro pro Tag, wenn das
Kind aus der Gemeinde stammt und 6,00 Euro für Kinder aus anderen
Gemeinden.
114
Personal
Das Personal für das Angebot „Kinderfreunde Südtirol“ wird von der
Sozialgenossenschaft durch Ausschreibungen angeworben. Interessierte
müssen folgende Kriterien erfüllen:
� Das 18. Lebensjahr erreicht haben
� Für die pädagogische Arbeit mit Kindern qualifiziert sein
� Erfahrung mitbringen
� Teamfähig sein
� Sich weiterbilden
� Freude an der Arbeit mit Kindern haben
� Kreativ sein
Qualität
Ein Zeichen von Qualität ist die Auswahl des pädagogischen Personals
unter den oben genannten Kriterien. Zudem wird das pädagogische Team
von qualifizierten Fachkräften begleitet und unterstützt.
Die Sozialgenossenschaft versucht durch Flexibilität den Eltern die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern.
Das Mittagessen ist in Zusammenarbeit mit einer Diätologin ausgearbeitet
worden. Deshalb wird darauf geachtet, dass die Kinder nahrhaftes und
gesundes Essen bekommen.
Es ist ein großer Vorteil für die Kinder, wenn sie mit unterschiedlichen
Kulturen und Altersgruppen in Kontakt treten können
(http://www.kinderfreunde.it/content.asp?L=2&IdMen=161).
115
Werbung
In Zeitungen, Gemeindeblättern und auf Flugblättern wirbt die
Sozialgenossenschaft Kinderfreunde Südtirol für ihre
Sommerferienbetreuung. Auch aus dem Internet können Interessierte
Informationen erhalten und sogar das Anmeldeformular downloaden. Da
dieses Angebot schon seit mehreren Jahren organisiert wird, verbreiten
sich die Informationen durch die Mundwerbung.
4.1.7. Rechtliche Auflagen für das Personal bei den
genannten Sommerbetreuungsangeboten (Anna
Mantinger)
Vor Beginn der jeweiligen Sommerangebote unterzeichnen alle
Bediensteten einen Arbeitsvertrag. Durch diesen erfolgt eine Versicherung
in Schadensfällen. Gleichzeitig werden durch den Vertrag die Pflichten des
Arbeitnehmers geregelt. Dazu gehören, die zu leistende Arbeitszeit und
deren Einhaltung, die Pflicht zum eigenen Schutz bzw. zu jenem aller
anderen anwesenden Personen, die Aufsichtspflicht und der
ordnungsgemäße Umgang mit gefährlichen Stoffen oder Geräten.
Alle pädagogischen Fachkräfte, welche bei Sommerbetreuungsangeboten
mitwirken, verpflichten sich dazu, das Amtsgeheimnis zu wahren.
Der/Die Arbeitnehmer/in verpflichtet sich außerdem dazu, Informationen
bezüglich der Arbeitssicherheit einzuholen. Unter anderem erhält er/sie
daraus Anleitungen zum Verhalten in Notfallsituationen und bei Unfällen.
116
Trotz einer bestimmten Versicherung in Schadensfällen unterliegt der/die
Bedienstete einer verwaltungsrechtlichen Haftung. Diese tritt in folgenden
Fällen ein:
� Bei vorsätzlichen Handlungen oder vorsätzlichem Verhalten
� Bei Unterlassungen, welche vorsätzlich oder grob fahrlässig
begangen werden
� Bei grob fahrlässigen Handlungen oder grob fahrlässigem Verhalten
Durch die Unterzeichnung des Arbeitsvertrages gelten für die Bediensteten
in den Sommermonaten dieselben rechtlichen Bestimmungen wie
beispielsweise im regulären Kindergartenjahr.
4.2. Nutzung der Angebote (Anna Mantinger)
Bereits an der Vielfalt der Sommerangebote wird ersichtlich, dass die
Familien solche Angebote benötigen und auch nutzen. Ausschlaggebend
dafür ist nicht nur die Berufstätigkeit der Eltern, sondern auch der Aspekt,
dass viele Eltern ihre Kinder während der Sommermonate bestmöglich
fördern und beschäftigen möchten. Da es heute viele Familien mit nur
einem Kind gibt, ist es für das Kind von Vorteil, wenn es bei
Sommerangeboten mit anderen Kindern in Kontakt kommt bzw. bleibt.
Aus unserer Erfahrung können wir berichten, dass die Nachfrage bei
solchen Sommerbetreuungsangeboten groß ist. Viele Eltern schreiben ihre
Kinder, nach einem ersten Kennenlernen der Institution, für weitere
Wochen ein. Auch bei Gesprächen mit anderen Betreuern von
unterschiedlichen Sommerbetreuungsprogrammen, haben wir erfahren,
dass sehr viele Kinder diese besuchen und die Besucherzahl von Jahr zu
Jahr kontinuierlich steigt.
117
Bei einigen Tür- und Angelgesprächen mit Eltern, wurde uns immer wieder
berichtet, dass solche Angebote im Sommer dringend notwendig sind und
auf längere Zeiträume ausgeweitet werden sollten.
Viele Eltern, welche nicht berufstätig sind, schicken ihre Kinder
erfahrungsgemäß dennoch in Sommerbetreuungseinrichtungen. Dies zeigt
deutlich, dass Eltern auf eine altersgemäße Beschäftigung im Sommer
Wert legen.
Natürlich gibt es auch Familien, deren Kinder nach Möglichkeit den
Sommer zu Hause verbringen.
Wenn man einen Blick in die Zukunft wagt, so lässt sich unserer Meinung
nach folgende Prognose aufstellen:
Die Institutionen wissen um den Bedarf der Familien für
Sommerbetreuungsangebote Bescheid und müssen versuchen der
Nachfrage gerecht zu werden. Dies führt vermutlich auch dazu, dass die
Zeiträume der Angebote verlängert werden, dass die Unterweisungszeit
ebenfalls verlängert wird und die Anzahl der Kinder, die aufgenommen
werden können, erhöht wird. Dazu wird auch eine Aufstockung des
Personals unumgänglich sein.
4.3. Decken die Angebote den Bedarf? (Anna Mantinger)
Unserer Meinung nach, decken die Angebote den Bedarf nur teilweise. Vor
allem in ländlichen Gebieten, gibt es weniger Angebote als in Städtischen.
In den Städten findet man meist Angebote von unterschiedlichen
Organisatoren. Die Eltern haben dort also die Möglichkeit, ein Angebot,
welches ihren Bedürfnissen bzw. denen des Kindes am besten entspricht,
auszuwählen.
Ein Kernproblem ist unserer Ansicht nach, die Länge der täglichen
Unterweisungszeit. Denn unserer Erfahrung nach, werden viele Kinder am
118
Nachmittag von privaten Kinderbetreuern bzw. Großeltern in der Institution
abgeholt. Dies zeigt uns, dass viele Familien eine längere
Unterweisungszeit benötigen würden. Wie im regulären Schuljahr, in
welchem die Unterweisungstätigkeit bis 16:30 Uhr bzw. 17:30 Uhr
gewährleistet ist, wäre dies auch im Sommer von Vorteil.
Berufstätige Eltern stellen sich mit Ende des Sommerbetreuungsangebotes
häufig die Frage, wo ihr Kind die restliche Sommerzeit verbringen soll. Dies
ist für viele Familien ein großes Problem, da die Eltern oft nicht so viel
Urlaub in Anspruch nehmen können und die Großeltern bzw. Verwandten
ebenfalls keine Zeit haben oder nicht verfügbar sind.
Da es diese Angebote für den Sommer erst seit einigen Jahren gibt,
befinden sie sich noch in der Anfangsphase und sind weiter ausbaufähig.
Die verschiedenen Institutionen versuchen jährlich diese Angebote zu
verbessern, indem sie unter anderem dank Reflexionen mit den
pädagogischen Fachkräften Rückmeldungen von diesen einholen.
119
5. Kapitel Drei: Sommerkindergarten Salurn 2011
(Anna Mantinger & Sabine Laner)
5.1. Allgemein (Sabine Laner)
Der Sommerkindergarten in Salurn ist im Gebäude des deutschsprachigen
Regelkindergartens untergebracht. Das Gebäude wurde erst im Jahre 2009
errichtet und ist ein Klimahaus. Der Kindergarten verfügt über zwei
Stockwerke. Während es im Sommerkindergarten lediglich eine Gruppe
gibt, befinden sich im regulären Kindergartenjahr drei Gruppen im
Gebäude. Sie sind unterteilt in die gelbe, blaue und rote Gruppe. In den
Räumlichkeiten der blauen und der roten Gruppe gibt es eine Treppe, die in
das Obergeschoss führt. Im Raum der gelben Gruppe gibt es keine
Treppe, die in den oberen Stock führt, da das Gebäude ursprünglich als
zweigruppiger Kindergarten geplant war. Die gelbe Gruppe wurde erst im
Nachhinein geöffnet, als man merkte, dass nicht alle Kinder in zwei
Gruppen untergebracht werden konnten. Vom roten Gruppenraum aus
kommt man in den Sprachraum, der auch die Bilderbuchbibliothek
beherbergt. Vom blauen Gruppenraum aus gelangt man in den Ruheraum.
Diese beiden Räume im oberen Stockwerk, sind durch den Werkraum
verbunden. Im oberen Stockwerk befindet sich außerdem noch der Raum
für die verlängerte Unterweisung (Regenbogengruppe). Dieser Raum ist
über das Malatelier mit dem Ruheraum verbunden. In den Raum der
Regenbogengruppe gelangt man auch direkt über eine Treppe die vom
Eingangsbereich hinaufführt.
Im Obergeschoss gibt es außerdem zwei Toiletten für die Kinder. Wenn
man vom Eingangsbereich nach links geht, so findet man auf der linken
Seite, das Büro, die Waschräume der blauen und roten Gruppe, einen
Abstellraum, ein behindertengerechtes WC, den Personalraum (für die
Großteamsitzungen und das Mittagessen), eine Personaltoilette und am
120
Ende des Flurs auf der rechten Seite befindet sich die Garderobe für das
Personal. Links vom Eingangsbereich, auf der rechten Seite, befinden sich
der rote und blaue Gruppenraum sowie die Garderobe der roten Gruppe.
Die Garderobe der blauen Gruppe befindet sich direkt im Eingangsbereich.
Gleich rechts im Eingangsbereich befindet sich eine Treppe, die in den
oberen Stock führt. Wenn man vom Eingangsbereich nach rechts geht,
befinden sich auf der linken Seite ein Aufzug, der gelbe Gruppenraum und
die Garderobe der gelben Gruppe. Geradeaus befinden sich der Turnraum
und der Waschraum der gelben Gruppe und rechts befindet sich die Küche.
Im Untergeschoss gibt es noch Kellerräume. Der Garten liegt genau
gegenüber vom Eingangsbereich und ist von allen Gruppenräumen, sowie
von allen Garderoben aus erreichbar. Der Garten ist sehr groß. Im Garten
finden die Kinder zwei Schaukeln, eine Vogelnestschaukel, einige
Gartenbeete, eine Steingrube, einen Wasserlauf, eine Rutschbahn, eine
große Sandkiste, ein Baumhaus, ein Gartenhaus, Tische und Bänke.
Außerdem gibt es Traktoren, Laufräder, Springseile, Pferdeleinen, Bretter,
Holzklötze und große Kreisel.
Wie in dieser Beschreibung des Kindergartens Salurn deutlich wird, ist
dieser sehr gut ausgestattet. Da die Anzahl der eingeschrieben Kinder im
Sommerkindergarten geringer ist als im Regelkindergarten, entstand nur
eine Kindergartengruppe. Dies hatte zur Folge, dass wir nur den gelben
Gruppenraum, die gelbe Garderobe, die Turnhalle, den gelben
Waschraum, die blaue Garderobe, den Garten und das Büro nutzten. Die
Räume im oberen Stockwerk konnten wir nicht nutzen, da die Temperatur
in diesen zu hoch war. Doch auch wenn wir nicht alle Räume nutzen
konnten, kam uns das Kindergartenteam des Regelkindergartens sehr
entgegen und stellte uns alle vorhandenen Materialien zur freien
Verfügung.
Vor dem Beginn des Sommerkindergartens haben wir zur
Informationsweitergabe an die Eltern und zum ersten Kennenlernen, einen
Elternabend veranstaltet. Schon beim Elternabend haben wir die
wichtigsten organisatorischen Angelegenheiten geklärt. Jede Familie erhielt
121
außerdem ein Informationsblatt, aus dem sie entnehmen konnte, welche
Dinge das Kind mit in den Sommerkindergarten bringen sollte.
Wie bei jedem Sommerkindergarten üblich, wird am Ende ein
Abschlussfest organisiert. Dazu werden die Familien der Kinder, der
Bürgermeister, die Frau Direktorin des Kindergartensprengels, sowie die
Frau Vizedirektorin eingeladen.
5.2. Personalstruktur (Sabine Laner)
Im Sommerkindergarten Salurn 2011 ist folgendes Personal tätig:
� Eine Kindergärtnerin in Vollzeit für den gesamten Zeitraum
von sechs Wochen, welche Koordinierungsaufgaben inne
hat
� Eine Kindergärtnerin in Vollzeit für die ersten vier Wochen
� Eine pädagogische Mitarbeiterin für den gesamten Zeitraum
von sechs Wochen
� Eine Springerin in Vollzeit für drei Tage der fünften Woche
� Eine Springerin in Vollzeit für zwei Tage der fünften Woche
� Eine Köchin
� Eine Raumpflegerin
122
5.3. Öffnungszeiten (Sabine Laner)
Die Öffnungszeiten des Sommerkindergartens sind wie folgt:
� 7:15-7:30 Uhr: Vorbereitungszeit für die pädagogischen
Fachkräfte
� 7:30-14:30 Uhr: Unterweisungstätigkeit
� 7:30-8:45 Uhr: Eintrittszeit
� 12:30-12:45 Uhr: erste Austrittszeit
� 14:20-14:30 Uhr: zweite Austrittszeit
� Ab 14:30 Uhr: Nachbereitungszeit für die pädagogischen
Fachkräfte
� Jede Woche findet eine Teamsitzung von mindestens zwei
Stunden statt, bei welcher das pädagogische Team die
Aktivitäten der nächsten Woche plant, über die vergangene
Woche reflektiert, sowie bürokratische Arbeiten verrichtet.
5.4. Programm (Anna Mantinger & Sabine Laner)
Der Sommerkindergarten Salurn 2011 steht unter dem Motto „Reise um die
Welt“. Dieses Thema wurde von den pädagogischen Fachkräften
entschieden und dazu werden regelmäßig Aktivitäten geplant. Jede Woche
„reisen“ die Kinder gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften auf
einen neuen Kontinent. Das Buch „Flaschenpost schwimm übers Meer“
begleitet die Kinder auf ihrer Reise und bildet somit die Rahmengeschichte
aller sechs Wochen. Jeden Montag wird ein Teil der Geschichte
weitererzählt. Die Flaschenpost kommt demnach montags immer in jenem
Land an, welches das Thema der besagten Woche bildet. In der ersten
Woche werden wir in Europa unsere Reise beginnen. Dann folgen Asien,
123
Afrika, Amerika und Australien. In der sechsten Woche „schwimmt“ die
Flaschenpost wiederum zurück nach Europa.
Da es sich im Sommerkindergarten anbietet, gehen wir bei schönem
Wetter planschen. Dazu bereiten wir die Planschbecken gemeinsam mit
den Kindern vor.
Am Ende jeder Woche werden wir gemeinsam mit den Kindern über die
Geschehnisse derselben reflektieren. Als Gesprächsleitfaden dient uns
dabei die Dokumentationsmappe, welche das pädagogische Team täglich
mit Fotos erweitert.
Im folgenden Abschnitt werden wir die einzelnen Wochen näher
beschreiben.
Unser Programm sieht wie folgt aus:
1. Woche:
In der ersten Woche geht es vor allem um ein primäres
Kennenlernen zwischen den Kindern bzw. den Kindern und den
pädagogischen Fachkräften. Die Kinder werden zudem mit den
Räumlichkeiten und den Gruppenregeln vertraut gemacht. Dies ist
vor allem für jene Kinder relevant, welche bisher noch keine
Kindergartenerfahrung gesammelt haben bzw. für jene Kinder
welche mit dieser Institution nicht vertraut sind.
Nach der Kennenlernphase beginnen wir mit dem Vorstellen des
Leitmottos, welches uns in den sechs Wochen begleiten wird. Um
den Kindern die Reise so anschaulich wie möglich zu präsentieren,
werden wir Weltkugeln aus Pappmaché gestalten. Darauf können
die Kinder die Reise verfolgen und nachvollziehen.
124
Unser erstes Reiseziel ist Europa. Wir lernen verschiedene Flaggen
aus europäischen Ländern kennen und die Kinder zeichnen
anschließend eigene Flaggen. Diese verwenden wir später zur
themengebundenen Dekoration des Eingangsbereiches. Um ein
typisches europäisches, genauer gesagt, italienisches Gericht
kennen zu lernen, backen wir gemeinsam mit den Kindern eine
Focaccia. Dieses italienische Brot werden wir als Jause am
Nachmittag essen.
Am Freitag werden wir im Abschlusskreis eine Teebeutelrakete, als
Symbol für die erste Woche, steigen lassen.
2. Woche:
In der zweiten Woche „reisen“ die Kinder nach Asien. Dazu werden
wir ganz traditionell chinesische Hüte und Fächer basteln.
Außerdem werden wir eine Teezeremonie nach japanischem
Vorbild feiern. Zuvor werden wir den Kindern einige Bilder solcher
Teezeremonien zeigen, sowie ihnen erklären, wie diese ablaufen.
Um den Kindern die asiatische Essenskultur näher zu bringen,
werden wir einen typischen asiatischen Reiskocher besorgen.
Anschließend können alle Kinder versuchen diesen mit Stäbchen zu
essen.
Auch die zweite Woche werden wir am Freitag mit zwei
Teebeutelraketen, als Symbol für die zweite Woche, ausklingen
lassen.
125
3. Woche:
In der dritten Woche führt uns die Reise nach Afrika. Wir werden
den Kindern Bilder aus Afrika zeigen, sodass sie einen Eindruck
davon bekommen. In dieser Woche werden wir uns mit dem
Flechten und Knüpfen von Arm- und Fußbändern beschäftigen.
Diese Aktivität zieht sich durch die ganze Woche. Die
pädagogischen Fachkräfte werden nach Rücksprache mit den
Eltern, den interessierten Mädchen bunte Bänder in die Haare
flechten.
Die Köchin wird uns an einem Tag dieser Woche eine afrikanische
Jause zubereiten. Die Kinder sollen dadurch typische afrikanische
Obstsorten kennenlernen. Bei der afrikanischen Jause gibt es
Bananen, Ananas und eine Kokosnuss. Wir haben dazu mit der
Köchin besprochen, dass sie die Früchte nicht zerkleinert, damit die
Kinder sehen können, wie sie aussehen. Ein besonderes Erlebnis
für die Kinder soll das Knacken der Kokosnuss sein.
Ein weiteres typisches afrikanisches Gericht werden wir gemeinsam
mit den Kindern zubereiten. Dazu werden wir am Vormittag ein
afrikanisches Fladenbrot backen, welches wir wiederum im
Abschlusskreis als Jause essen.
Die pädagogischen Fachkräfte werden den Kindern im Laufe der
Woche immer wieder Bilder von afrikanischen Tieren zeigen. Die
Kinder haben dann die Möglichkeit, mit Salzteig Tiere ihrer Wahl zu
gestalten.
Am Ende der Woche werden wir nach einem original afrikanischen
Muster, eine Maske aus Karton basteln. Die Kinder können dabei
wählen, ob sie die Maske ausschneiden oder ausprickeln möchten.
Auch diese Woche wird mit dem Steigenlassen dreier
Teebeutelraketen abgeschlossen.
126
4. Woche:
In der vierten Woche werden wir nach Amerika „reisen“. Um den
Kindern zu erklären, dass Amerika aus zwei Kontinenten besteht,
werden wir die Woche in zwei Teile teilen. In der ersten
Wochenhälfte werden wir uns in Nordamerika befinden. Dabei
werden wir über die großen Städte Nordamerikas sprechen und
Bilder speziell von Hochhäusern zeigen. Anschließend werden wir
ein Angebot vorbereiten, bei dem die Kinder mit Wasserfarben
Hochhäuser malen können. Typisch für Nordamerikaner ist der
Besuch im Kino. Wir werden dies aufgreifen und gemeinsam mit
den Kindern Popcorn und die dazugehörige Tüte herstellen. Für den
Kinonachmittag bekommt jedes Kind seine selbstgebastelte
Popcorntüte, welche wir mit Popcorn füllen werden. Um den
Kinonachmittag so realistisch wie möglich zu gestalten, werden wir
den Raum verdunkeln und einen altersgemäßen Kurzfilm auf eine
Leinwand projizieren.
In dieser Woche wird uns ein Zauberer im Kindergarten besuchen.
In der zweiten Wochenhälfte werden wir dann nach Südamerika
„weiterreisen“. Dort werden wir ein traditionelles Thema aufgreifen
und verschiedene Angebote zu den Indios machen. Die Kinder
haben außerdem die Möglichkeit Rasseln zu basteln.
Der Abschluss dieser Woche wird mit unserem Ritual, dem
Steigenlassen der Teebeutelraketen, gefeiert.
5. Woche:
In der fünften Woche wird uns die Reise nach Australien führen.
Dazu werden wir gemeinsam mit den Kindern ein Gemeinschaftsbild
127
vom Regenwald gestalten. Sie können dazu verschiedene Tiere,
welche im australischen Dschungel leben, aufmalen und
ausprickeln. Diese werden wir anschließend auf das Bild kleben. Mit
Hilfe von Bildern werden wir den Buben und Mädchen die
australische Landschaft und den berühmten Berg Ayers Rock
vorstellen.
Um die taktile, visuelle, kinästhetische, vestibuläre und haptische
Wahrnehmung zu fördern, werden wir eine Bewegungslandschaft,
nach dem Vorbild des australischen Regenwaldes, aufbauen. Dazu
werden wir die Kinder in zwei Gruppen aufteilen. Während eine
Gruppe die Bewegungslandschaft erkundet, wird die andere Gruppe
mit Hilfe von Regenstäben und weiteren Instrumenten, die
passende Geräuschkulisse dazu machen.
Auch diese Woche werden wir mit fünf Teebeutelraketen
abschließen.
6. Woche:
In der sechsten Woche werden wir von unserer „Reise um die Welt“
wieder zurückkehren. In der letzten Woche werden wir vor allem
versuchen, den Abschluss und das bevorstehende Ende des
Sommerkindergartens so kindgerecht wie möglich zu gestalten. Wir
werden die Kinder in den Abschlussprozess mit einbinden. Einige
Zeit werden wir auch dafür verwenden, das Abschlussfest
vorzubereiten und zu gestalten. Die Buben und Mädchen werden für
das Abschlussfest eine Tiermaske ausprickeln und anmalen.
Diese Woche werden wir den Abschluss mit sechs
Teebeutelraketen feiern.
128
5.5. Tagesablauf (Anna Mantinger)
Im Sommerkindergarten Salurn gestaltet sich der Tagesablauf im Regelfall
wie folgt:
� 7:30-8:45 Uhr: Eintrittszeit
� 7:30-9:30 Uhr: Freispielzeit
� 8:30-9:30 Uhr: gleitende Jause
� 9:30-9:45 Uhr: Aufräumen
� 9:45-10:10 Uhr: Morgenkreis mit Begrüßung, Singen und
Vorstellen der Tagesaktivitäten
� 10:10-11:15 Uhr: Aufenthalt im Garten und Angebote
� 11:15-11:30 Uhr: Aufräumen im Garten und Vorbereitungen
für das Mittagessen (Hände waschen, Serviette holen, Tisch
decken[)
� 11:30-12:00 Uhr: Mittagessen
� 12:00-14:00 Uhr: Aufenthalt im Garten, Planschen und
Angebote
� 12:30-12:45 Uhr: erste Abholzeit
� Ab 12:30 Uhr: Rasten
� 14:00-14:20 Uhr: Abschlusskreis mit Jause
� 14:20-14:30 Uhr: zweite Abholzeit
Bei besonderen Aktivitäten, wie beispielsweise Ausflügen oder Besuchen
von externen Personen, wird der Tagesablauf dementsprechend
angepasst.
129
5.6. Anzahl der eingeschriebenen Kinder (Anna
Mantinger)
Im Sommerkindergarten Salurn 2011 sind insgesamt 41 Kinder
eingeschrieben. In der folgenden Tabelle werden die Kinder pro Woche
ersichtlich:
1. Woche
2. Woche
3. Woche
4. Woche
5. Woche
6. Woche
29 Kinder
32 Kinder
30 Kinder
28 Kinder
26 Kinder
24 Kinder
Durchschnittlich besuchten 28 Kinder den Sommerkindergarten. Die
Altersspanne der eingeschriebenen Kinder erstreckte sich von zweieinhalb
bis sieben Jahre (Autonome Provinz Bozen- Südtirol 2011).
130
Das folgende Balkendiagramm soll einen anschaulichen Überblick über die
Zahl der eingeschriebenen Kinder im Sommerkindergarten Salurn 2011
geben:
5.7. Reflexion (Anna Mantinger)
Für uns war die Zeit im Sommerkindergarten sehr erlebnis- und lehrreich.
Es ist uns unserer Meinung nach gelungen, bestmöglich auf die Buben und
Mädchen einzugehen und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Es war
manchmal anspruchsvoll allen Kindern gleichermaßen gerecht zu werden,
denn die Altersspanne zwischen dem jüngsten und ältesten Kind war sehr
groß. Die ersten vier Wochen durften wir als Team zu dritt verbringen. In
dieser Zeit fielen uns organisatorische Angelegenheiten leichter. Jedoch
auch als Zweierteam ist es uns gelungen, den gewohnten Tagesablauf
beizubehalten. Das Thema des Sommerkindergartens ist bei den Kindern
0
10
20
30
40
1. Woche 2. Woche 3. Woche 4. Woche 5. Woche 6. Woche
2932 30 28 26 24
Eingeschriebene Kinder pro Woche im Sommerkindergarten Salurn 2011
eingeschriebene Kinder
131
sehr gut angekommen und auf großes Interesse gestoßen. Auch von
Seiten der Eltern erhielten wir positive Rückmeldung zu unseren
durchgeführten Aktivitäten und dem gewählten Thema. Der Kindergarten
selbst war sehr gut ausgestattet und wir konnten fast alle benötigten
Materialien dort finden und auch verwenden. Bei den Buben und Mädchen
sind vor allem das Spielen im Garten und das Planschen sehr gut
angekommen.
Die zahlreiche Teilnahme am Abschlussfest hat uns gezeigt, dass auch die
Eltern den Sommerkindergarten aktiv miterlebt haben, was uns sehr
gefreut hat.
132
6. Kapitel Vier: Fragebogenerhebung (Anna
Mantinger & Sabine Laner)
6.1. Vorgehensweise und Auswertung (Anna Mantinger)
Um die Nutzung und den Bedarf an Sommerbetreuungsangeboten speziell
für den Sommerkindergarten Salurn zu erheben, sind wir nach der
quantitativen Methode vorgegangen. Als Erhebungsinstrument haben wir
einen von uns, in Zusammenarbeit mit Herrn Professor Belardi, erstellten
Fragebogen verwendet. Da wir nicht nur Auskunft über die Zufriedenheit
mit dem Angebot, sondern auch die Bedarfsdeckung, sowie die
Berufstätigkeit der Mütter erhalten wollten, wählten wir die quantitative
Methode, da man mit dieser eine größere Menge an Probanden
untersuchen kann.
Nach der Erstellung des Fragebogens, haben wir eine
Einverständniserklärung für die Frau Direktorin des Kindergartensprengels
Neumarkt, Frau Dr. Beatrix Aigner, verfasst und auf die Beachtung der
„ethischen Richtlinien der DGPs und des DBP“ hingewiesen.
Nach der Zusage des Kindergartensprengels Neumarkt, begannen wir mit
der Erhebung. Ein großes Anliegen war uns die Gewährleistung der
Anonymität und die streng vertrauliche Behandlung der Daten im
Fragebogen. Dies haben wir in einem Begleitschreiben den Familien
versichert.
Nachdem wir alle Fragebögen von den Familien zurückbekommen haben,
begannen wir die Daten in das Statistikprogramm SPSS einzugeben.
Natürlich mussten wir alle Daten zuerst kodieren, um sie im
Statistikprogramm eingeben und auswerten zu können. Zum Schluss
werden wir die Ergebnisse darstellen und interpretieren.
133
Unser Fragebogen versucht folgende Aspekte zu erfassen:
� Die Berufstätigkeit der Mutter
� Die Zufriedenheit der Familien mit dem Angebot des
Sommerkindergartens
� Die Zufriedenheit der Familien mit den pädagogischen Fachkräften
� Die Zufriedenheit mit dem Preis - Leistungsverhältnis
� Verbesserungsvorschläge
� Die Zufriedenheit mit der Länge des angebotenen Zeitraumes
6.2. Erhebungsort und Population (Sabine Laner)
Die Population ist die Grundgesamtheit. Unsere Population für die
vorliegende Fragebogenerhebung betrifft alle Mütter der eingeschriebenen
Kinder im Sommerkindergarten Salurn 2011.
Der Erhebungsort ist in unserem Fall der deutschsprachige Kindergarten in
Salurn. Hier gilt es noch anzumerken, dass einige Mütter den Fragebogen
bereits im Kindergarten ausgefüllt haben. Einige haben ihn jedoch erst zu
Hause ausgefüllt, daher hatten wir keine direkte Kontrollmöglichkeit
darüber, wer den Fragebogen ausfüllte.
134
6.3. Stichprobe (Sabine Laner)
Die Fragebogenerhebung haben wir lediglich in einem
Sommerkindergarten durchgeführt. Den Fragebogen haben wir dazu den
Familien mitgegeben, welche diesen ausgefüllt in eine anonyme Box
einwerfen konnten. Wir haben den Fragebogen an 31 Familien
ausgehändigt, aber lediglich 28 zurückbekommen. Dies entspricht einer
Rücklaufquote von 86,8%.
6.4. Ergebnisdarstellung (Anna Mantinger & Sabine Laner)
Kommen wir nun zur Betrachtung unserer Ergebnisse. Insgesamt befragten
wir 28 Personen, davon waren alle weiblich. Alle 28 Personen waren
Mütter. Diese Personengruppe wählten wir, da wir die Berufstätigkeit der
Mütter und den Bedarf an Kinderbetreuungsangeboten untersuchen
wollten.
135
a. Sind Sie als Mutter berufstätig?
Die erste Frage haben alle Mütter beantwortet, das heißt also, dass sich
kein Missing ergab. Die Antworten der befragten Mütter werden in den
folgenden Tabellen ersichtlich:
Statistiken
Sind Sie als Mutter berufstätig?
N Gültig 28
Fehlend 0
Mittelwert 1,18
Median 1,00
Modus 1
Summe 33
Sind Sie als Mutter berufstätig?
Häufigkeit Prozent
Gültige
Prozente
Kumulierte
Prozente
Gültig Ja 23 82,1 82,1 82,1
Nein 5 17,9 17,9 100,0
Gesamt 28 100,0 100,0
Aus dieser Tabelle erkennt man, dass von den 28 befragten Müttern, fünf
nicht berufstätig sind und 23 einer beruflichen Tätigkeit nachgehen.
137
b. Wie viele Wochen war Ihr Kind im Sommerkindergarten
eingeschrieben?
Diese Frage wurde von allen Probanden beantwortet, das heißt also, dass
sich kein Missing ergab. Die Antworten auf diese Frage werden in den
folgenden Tabellen ersichtlich:
Statistiken
Wie viele Wochen war Ihr Kind
im Sommerkindergarten
eingeschrieben?
N Gültig 28
Fehlend 0
Mittelwert 4,43
Median 4,50
Modus 6
Summe 124
Wie viele Wochen war Ihr Kind im Sommerkindergarten eingeschrieben?
Häufigkeit Prozent
Gültige
Prozente
Kumulierte
Prozente
Gültig 1 Woche 1 3,6 3,6 3,6
2 Wochen 2 7,1 7,1 10,7
3 Wochen 7 25,0 25,0 35,7
4 Wochen 4 14,3 14,3 50,0
5 Wochen 2 7,1 7,1 57,1
6 Wochen 12 42,9 42,9 100,0
Gesamt 28 100,0 100,0
138
Anhand dieser Tabelle erkennt man, dass ein Kind nur eine Woche den
Sommerkindergarten besuchte, zwei Kinder zwei Wochen, sieben Kinder
drei Wochen, vier Kinder vier Wochen, zwei Kinder fünf Wochen und zwölf
Kinder sechs Wochen den Sommerkindergarten 2011 besuchten.
Diese Ergebnisse sind im nachfolgenden Balkendiagramm anschaulich
dargestellt:
139
c. Sind Sie mit dem Programm/Aktivitäten im
Sommerkindergarten 2011 zufrieden?
Diese Frage wurde von allen Probanden beantwortet, das heißt also, dass
sich kein Missing ergab. Die Antworten auf diese Frage werden in den
folgenden Tabellen ersichtlich:
Statistiken
Sind Sie mit dem
Programm/Aktivitäten im
Sommerkindergarten zufrieden?
N Gültig 28
Fehlend 0
Mittelwert 1,04
Median 1,00
Modus 1
Summe 29
Sind Sie mit dem Programm/Aktivitäten im Sommerkindergarten zufrieden?
Häufigkeit Prozent
Gültige
Prozente
Kumulierte
Prozente
Gültig Ja 27 96,4 96,4 96,4
Nein 1 3,6 3,6 100,0
Gesamt 28 100,0 100,0
Aus dieser Tabelle wird ersichtlich, dass von den 28 befragten Personen
lediglich eine mit den Aktivitäten bzw. dem Programm im
Sommerkindergarten nicht zufrieden war.
141
d. Besucht Ihr Kind das erste Mal einen Sommerkindergarten?
Auch diese Frage wurde von allen Probanden beantwortet, das heißt also,
dass sich kein Missing ergab. Die Antworten auf diese Frage werden in den
folgenden Tabellen ersichtlich:
Statistiken
Besucht Ihr Kind das erste Mal
einen Sommerkindergarten?
N Gültig 28
Fehlend 0
Mittelwert 1,50
Median 1,50
Modus 1a
Summe 42
Besucht Ihr Kind das erste Mal einen Sommerkindergarten?
Häufigkeit Prozent
Gültige
Prozente
Kumulierte
Prozente
Gültig Ja 14 50,0 50,0 50,0
Nein 14 50,0 50,0 100,0
Gesamt 28 100,0 100,0
Anhand dieser Tabelle kann man erkennen, dass 14 Kinder bereits einen
Sommerkindergarten besucht haben und ebenso viele noch nie in einem
Sommerkindergarten waren.
Diese Ergebnisse sind im nachfolgenden Balkendiagramm anschaulich
dargestellt:
143
e. Hat Ihr Kind im Sommerkindergarten 2011 die ersten
Kindergartenerfahrungen überhaupt gesammelt?
Alle 28 befragten Probanden haben diese Frage beantwortet, das heißt
also, dass sich kein Missing ergab. Die Antworten auf diese Frage werden
in den folgenden Tabellen ersichtlich:
Statistiken
Hat Ihr Kind im
Sommerkindergarten 2011 die
ersten Kindergartenerfahrungen
gesammelt?
N Gültig 28
Fehlend 0
Mittelwert 1,79
Median 2,00
Modus 2
Summe 50
Hat Ihr Kind im Sommerkindergarten 2011 die ersten
Kindergartenerfahrungen gesammelt?
Häufigkeit Prozent
Gültige
Prozente
Kumulierte
Prozente
Gültig Ja 6 21,4 21,4 21,4
Nein 22 78,6 78,6 100,0
Gesamt 28 100,0 100,0
Aus dieser Tabelle wird ersichtlich, dass sechs Kinder, das sind 21,4%, im
Sommerkindergarten 2011 die ersten Kindergartenerfahrungen gesammelt
144
haben. 22 Kinder der befragten Familien, haben also bereits vor dem
Sommerkindergarten 2011 Kindergartenerfahrungen gemacht.
Diese Ergebnisse sind im nachfolgenden Balkendiagramm anschaulich
dargestellt:
145
f. Geht Ihr Kind gerne in den Sommerkindergarten?
Diese Frage wurde von allen 28 befragten Probanden beantwortet, das
heißt also, dass sich kein Missing ergab. Die Antworten auf diese Frage
werden in den folgenden Tabellen ersichtlich:
Statistiken
Geht Ihr Kind gerne in den
Sommerkindergarten?
N Gültig 28
Fehlend 0
Mittelwert 1,00
Median 1,00
Modus 1
Summe 28
Geht Ihr Kind gerne in den Sommerkindergarten?
Häufigkeit Prozent
Gültige
Prozente
Kumulierte
Prozente
Gültig Ja 28 100,0 100,0 100,0
Diese Tabelle zeigt uns, dass alle Kinder der 28 befragten Familien, gerne
den Sommerkindergarten 2011 besuchen.
147
g. Geben Sie Ihr Kind morgens beruhigt in die Obhut der
pädagogischen Fachkräfte?
Alle Probanden haben diese Frage beantwortet, das heißt also, dass sich
kein Missing ergab. Die Antworten auf diese Frage werden in den
folgenden Tabellen ersichtlich:
Statistiken
Geben Sie Ihr Kind morgens
beruhigt in die Obhut der
pädagogischen Fachkräfte?
N Gültig 28
Fehlend 0
Mittelwert 1,00
Median 1,00
Modus 1
Summe 28
Geben Sie Ihr Kind morgens beruhigt in die Obhut der pädagogischen
Fachkräfte?
Häufigkeit Prozent
Gültige
Prozente
Kumulierte
Prozente
Gültig Ja 28 100,0 100,0 100,0
Anhand dieser Tabelle wird ersichtlich, dass alle Probanden angegeben
haben, ihr Kind beruhigt in die Obhut der pädagogischen Fachkräfte zu
geben.
149
h. Stimmt Ihrer Meinung nach das Preis-Leistungsverhältnis?
Alle befragten Personen haben diese Frage beantwortet, das heißt also,
dass sich kein Missing ergab. Die Antworten auf diese Frage werden in den
folgenden Tabellen ersichtlich:
Statistiken
Stimmt Ihrer Meinung nach das
Preis-Leistungsverhältnis?
N Gültig 28
Fehlend 0
Mittelwert 1,18
Median 1,00
Modus 1
Summe 33
Stimmt Ihrer Meinung nach das Preis-Leistungsverhältnis?
Häufigkeit Prozent
Gültige
Prozente
Kumulierte
Prozente
Gültig Ja 23 82,1 82,1 82,1
Nein 5 17,9 17,9 100,0
Gesamt 28 100,0 100,0
Aus dieser Tabelle erkennt man, dass fünf der 28 befragten Personen mit
dem Preis- Leistungsverhältnis nicht einverstanden sind. Die Gründe dafür
werden nach dem Balkendiagramm näher erläutert.
150
Diese Ergebnisse sind im nachfolgenden Balkendiagramm anschaulich
dargestellt:
I. Wenn Nein, warum?
Da, wie schon erwähnt fünf der befragten Familien mit dem Preis-
Leistungsverhältnis nicht einverstanden waren, möchten wir im Folgenden
auf die Gründe dafür näher eingehen:
� Vier Familien haben als Grund angegeben, dass der
Sommerkindergarten zu teuer sei. Zwei davon vergleichen diesen
Preis mit dem Tarif des Regelkindergartens, welcher in Salurn bei
63 Euro monatlich liegt. Eine Familie gab nur an es sei zu teuer.
151
Eine weitere Familie ist der Ansicht, dass vor allem bei mehreren
Kindern der Preis zu hoch sei und der Preis dem Betreuungsbedarf
der Familie angepasst werden sollte.
� Eine Familie, die angab, das Preis-Leistungsverhältnis stimme
nicht, gab keine Gründe für diese Beurteilung an.
152
i. Gibt es Ihrer Meinung nach Verbesserungsvorschläge?
Alle befragten Personen haben diese Frage beantwortet, das heißt also,
dass sich kein Missing ergab. Die Antworten auf diese Frage werden in den
folgenden Tabellen ersichtlich:
Statistiken
Gibt es Ihrer Meinung nach
Verbesserungsvorschläge?
N Gültig 28
Fehlend 0
Mittelwert 1,79
Median 2,00
Modus 2
Summe 50
Gibt es Ihrer Meinung nach Verbesserungsvorschläge?
Häufigkeit Prozent
Gültige
Prozente
Kumulierte
Prozente
Gültig Ja 6 21,4 21,4 21,4
Nein 22 78,6 78,6 100,0
Gesamt 28 100,0 100,0
Anhand dieser Tabelle erkennt man, dass sechs der 28 befragten
Personen Verbesserungsvorschläge haben. Diese werden nach dem
Balkendiagramm näher erläutert.
153
Diese Ergebnisse sind im nachfolgenden Balkendiagramm anschaulich
dargestellt:
I. Wenn Ja, welche?
Von den sechs Probanden, welche angaben, dass es
Verbesserungsvorschläge gäbe, haben vier folgende Gründe angegeben:
� Eine Familie gab an, dass der Sommerkindergarten länger
andauern sollte.
� Eine weitere Familie gab an, dass ab und zu Ausflüge veranstaltet
werden sollten.
154
� Eine Familie gab an, dass die Unterweisungszeit verlängert werden
sollte, beispielsweise bis 15:30 Uhr.
� Eine Familie gab an, dass im Sommerkindergarten, aber auch im
regulären Kindergarten, eine zweite Sprache, beispielsweise
Italienisch, eingeführt werden sollte. Dazu sollte der
Kindergartensprengel eine pädagogische Fachkraft mit italienischer
Muttersprache anstellen.
155
j. Sollte das Angebot Sommerkindergarten auf einen längeren
Zeitraum als bisher ausgeweitet werden?
Auch diese Frage beantworteten alle befragten Personen, also ergibt sich
kein Missing. Die Antworten auf diese Frage werden in den folgenden
Tabellen ersichtlich:
Statistiken
Sollte das Angebot
Sommerkindergarten auf einen
längeren Zeitraum als bisher
ausgeweitet werden?
N Gültig 28
Fehlend 0
Mittelwert 1,32
Median 1,00
Modus 1
Summe 37
Sollte das Angebot Sommerkindergarten auf einen längeren Zeitraum als
bisher ausgeweitet werden?
Häufigkeit Prozent
Gültige
Prozente
Kumulierte
Prozente
Gültig Ja 19 67,9 67,9 67,9
Nein 9 32,1 32,1 100,0
Gesamt 28 100,0 100,0
Diese Tabelle zeigt uns, dass 19 der 28 befragten Personen das Angebot
Sommerkindergarten auf einen längeren Zeitraum als bisher erweitern
würden. Neun Personen sind der Meinung, dass die Länge des
Sommerkindergartens ausreichend ist.
157
k. Weiter Anmerkungen
Von den 28 befragten Probanden haben zehn Personen weitere
Anmerkungen vermerkt.
Alle Personen davon merkten wiederum an, dass der Zeitraum des
Sommerkindergartens verlängert werden sollte, da es berufstätigen Eltern
oft nicht möglich ist, für die restlichen Wochen eine passende Alternative
für das Kind zu finden.
Viele Eltern nutzten die Gelegenheit den pädagogischen Fachkräften zu
danken, da ihre Kinder den Sommerkindergarten sehr gerne besucht
haben.
Eine weitere Mutter schreibt, dass sie davon überzeugt ist, dass der
Sommerkindergarten ein wichtiger sowie unabdingbarer „Baustein“ der
Kinderbetreuung sei, gerade aufgrund des familiären und auch
gesellschaftlichen Wandels. Also sollte diese Kinderbetreuung überall zur
Regel werden. Zudem betont sie, dass sie als „Mutter“ zur Verlängerung
des Zeitraumes des Sommerkindergartens Nein sagen würde, jedoch als
„berufstätige Mutter“ sagt sie Ja.
Eine Mutter schreibt, dass sie die Sommerbetreuung sehr wichtig findet,
weil sie als berufstätige Mutter mit dem ihr zustehenden Urlaub den
Zeitraum von drei Sommermonaten leider nicht überbrücken kann.
Eine weitere Mutter schreibt, dass der Sommerkindergarten ihrerseits
bereits mit der „Beendigung des normalen Kindergartens“ beginnen und
kurz vor dem Beginn des Kindergartenjahres enden sollte, um den Eltern
entgegenzukommen. Denn auch sie habe nicht immer eine Lösung, das
Kind in eine geschützte, lehrende und sichere Betreuung zu geben.
158
6.5. Welche Aspekte bedingt die Berufstätigkeit der
Mutter? (Anna Mantinger & Sabine Laner)
Während des Verfassens der Arbeit und der Tätigkeit im
Sommerkindergarten sind wir auf einige Aspekte gestoßen, welche uns
sehr interessierten. Wir wollten herausfinden ob:
� die Berufstätigkeit der Mutter den Zeitraum bedingt, den das Kind
im Sommerkindergarten verbringt,
� sich die Berufstätigkeit der Mutter auf die Zufriedenheit mit dem
Preis-Leistungsverhältnis auswirkt,
� der Wunsch nach Verlängerung des Angebotes von der
Berufstätigkeit der Mutter abhängig ist.
Um diese Korrelationen zu untersuchen, haben wir die erforderlichen
Aspekte des Fragebogens mit SPSS ausgewertet und anschließend
miteinander verglichen. Im folgenden Abschnitt werden wir auf die erzielten
Ergebnisse eingehen.
Die erzielten Ergebnisse und Korrelationen gelten in diesem
Zusammenhang nur für unsere Fragebogenerhebung. Sie können daher
nicht auf andere Situationen übertragen werden.
159
a. Korrelation zwischen Berufstätigkeit der Mutter und der
Besuchslänge des Kindes im Sommerkindergarten
Wir wollten herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen der
Berufstätigkeit der Mutter und der Anzahl von Wochen gibt, in denen das
Kind im Sommerkindergarten eingeschrieben ist.
Zu diesem Zweck haben wir alle Antworten von Frage 1 und Frage 2 mit
dem Programm SPSS miteinander in Beziehung gesetzt. In den folgenden
Tabellen werden die Ergebnisse sichtbar:
Verarbeitete Fälle
Fälle
Gültig Fehlend Gesamt
N Prozent N Prozent N Prozent
Wie viele Wochen war das
Kind im
Sommerkindergarten
eingeschrieben? * Ist die
Mutter berufstätig?
28 100,0% 0 ,0% 28 100,0%
Anhand dieser Tabelle wird deutlich, dass 100% der Probanden auf beide
Fragen geantwortet haben, daraus ergeben sich 28 verarbeitete Fälle.
160
Wie viele Wochen war das Kind eingeschrieben? * Ist die Mutter berufstätig? Kreuztabelle
Ist die Mutter
berufstätig?
Gesamt Ja Nein
Wie viele Wochen war das
Kind eingeschrieben?
1 Woche Anzahl 0 1 1
% innerhalb von: Wie viele
Wochen war das Kind
eingeschrieben?
,0% 100,0% 100,0%
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
,0% 20,0% 3,6%
% der Gesamtzahl ,0% 3,6% 3,6%
2 Wochen Anzahl 2 0 2
% innerhalb von: Wie viele
Wochen war das Kind
eingeschrieben?
100,0% ,0% 100,0%
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
8,7% ,0% 7,1%
% der Gesamtzahl 7,1% ,0% 7,1%
3 Wochen Anzahl 5 2 7
% innerhalb von: Wie viele
Wochen war das Kind
eingeschrieben?
71,4% 28,6% 100,0%
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
21,7% 40,0% 25,0%
% der Gesamtzahl 17,9% 7,1% 25,0%
4 Wochen Anzahl 3 1 4
% innerhalb von: Wie viele
Wochen war das Kind
eingeschrieben?
75,0% 25,0% 100,0%
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
13,0% 20,0% 14,3%
% der Gesamtzahl 10,7% 3,6% 14,3%
5 Wochen Anzahl 2 0 2
% innerhalb von: Wie viele
Wochen war das Kind
eingeschrieben?
100,0% ,0% 100,0%
161
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
8,7% ,0% 7,1%
% der Gesamtzahl 7,1% ,0% 7,1%
6 Wochen Anzahl 11 1 12
% innerhalb von: Wie viele
Wochen war das Kind
eingeschrieben?
91,7% 8,3% 100,0%
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
47,8% 20,0% 42,9%
% der Gesamtzahl 39,3% 3,6% 42,9%
Gesamt Anzahl 23 5 28
% innerhalb von: Wie viele
Wochen war das Kind
eingeschrieben?
82,1% 17,9% 100,0%
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
100,0% 100,0% 100,0%
% der Gesamtzahl 82,1% 17,9% 100,0%
Aus dieser Tabelle wird ersichtlich, in wie weit in unserem Fall, die
Berufstätigkeit der einzelnen Mütter die Anzahl der Wochen, welche sie ihr
Kind im Sommerkindergarten eingeschrieben haben, bedingt. Es wird
deutlich, dass nur eine Familie ihr/e Kind/er für eine Woche in den
Sommerkindergarten eingeschrieben hat. Diese Mutter ist nicht berufstätig.
Insgesamt zwei Familien aller Befragten nahmen den Sommerkindergarten
für zwei Wochen in Anspruch. Diese Mütter gehen beide einer Arbeit nach.
Insgesamt drei Wochen Sommerkindergarten besuchten die Kinder von
sieben Familien. Zwei Mütter von diesen sieben Familien sind nicht
berufstätig, die restlichen fünf üben einen Beruf aus. Vier Familien nahmen
die Dienste des Sommerkindergartens Salurn 2011 für vier Wochen in
Anspruch. Davon sind drei Mütter berufstätig und eine nicht. Insgesamt fünf
Wochen besuchten die Kinder von zwei Familien den Sommerkindergarten.
Beide Mütter sind berufstätig. Die Kinder von insgesamt zwölf Familien
besuchten alle sechs Wochen den Sommerkindergarten. Davon sind elf
Mütter berufstätig und eine nicht.
162
Bei diesem Balkendiagramm ist deutlich zu erkennen, dass die blauen
Balken, welche für die Berufstätigkeit der Mütter stehen, stets höher sind
als die grünen Balken, welche für jene Mütter stehen, die keinem Beruf
nachgehen. Dies zeigt, dass vermehrt berufstätige Mütter ihre Kinder in
den Sommerkindergarten geben.
163
b. Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem
Preisleistungsverhältnis und der Berufstätigkeit der Mutter
Wir wollten herausfinden, ob es eine Korrelation zwischen der
Berufstätigkeit der Mutter und der Zufriedenheit mit dem Preis-
Leistungsverhältnis gibt.
Zu diesem Zweck haben wir alle Antworten von Frage 1 und Frage 8 mit
dem Programm SPSS miteinander in Beziehung gesetzt. In den folgenden
Tabellen werden die Ergebnisse sichtbar:
Verarbeitete Fälle
Fälle
Gültig Fehlend Gesamt
N Prozent N Prozent N Prozent
Zufriedenheit mit dem Preis-
Leistungsverhältnis * Ist die
Mutter berufstätig?
28 100,0% 0 ,0% 28 100,0%
Auch hier beträgt die Zahl der verarbeiteten Fälle 100%.
164
Zufriedenheit mit dem Preis-Leistungsverhältnis * Ist die Mutter berufstätig? Kreuztabelle
Ist die Mutter
berufstätig?
Gesamt Ja Nein
Zufriedenheit mit dem
Preis-Leistungsverhältnis
Ja Anzahl 20 3 23
% innerhalb von:
Zufriedenheit mit dem Preis-
Leistungsverhältnis
87,0% 13,0% 100,0%
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
87,0% 60,0% 82,1%
% der Gesamtzahl 71,4% 10,7% 82,1%
Nein Anzahl 3 2 5
% innerhalb von:
Zufriedenheit mit dem Preis-
Leistungsverhältnis
60,0% 40,0% 100,0%
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
13,0% 40,0% 17,9%
% der Gesamtzahl 10,7% 7,1% 17,9%
Gesamt Anzahl 23 5 28
% innerhalb von:
Zufriedenheit mit dem Preis-
Leistungsverhältnis
82,1% 17,9% 100,0%
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
100,0% 100,0% 100,0%
% der Gesamtzahl 82,1% 17,9% 100,0%
Diese Tabelle zeigt uns die Abhängigkeit der Zufriedenheit mit dem Preis-
Leistungsverhältnis von der Berufstätigkeit der Mutter.
20 Mütter, die einen Beruf ausüben sind mit dem Preis-Leistungsverhältnis
zufrieden, 3 der berufstätigen Mütter sind damit unzufrieden. Bei den
Müttern, die nicht berufstätig sind, sind drei mit dem Preis-
Leistungsverhältnis einverstanden und zwei nicht.
165
Anhand des Balkendiagramms kann man die Zufriedenheit mit dem Preis-
Leistungsverhältnis in unserem Fall und der Berufstätigkeit der Mütter
erkennen.
166
c. Wie bedingt die Berufstätigkeit der Mutter den Wunsch nach der
Verlängerung des Angebotes Sommerkindergarten?
Unser Interesse galt dem Zusammenhang zwischen der Berufstätigkeit der
Mutter und dem Wunsch nach Ausweitung des Angebotes auf einen
längeren Zeitraum.
Zu diesem Zweck haben wir alle Antworten von Frage 1 und Frage 10 mit
dem Programm SPSS miteinander in Beziehung gesetzt. In den folgenden
Tabellen werden die Ergebnisse sichtbar:
Verarbeitete Fälle
Fälle
Gültig Fehlend Gesamt
N Prozent N Prozent N Prozent
Sollte das Angebot
Sommerkindergarten auf
einen längeren Zeitraum
ausgeweitet werden? * Ist
die Mutter berufstätig?
28 100,0% 0 ,0% 28 100,0%
Da alle befragten Probanden diese beiden Fragen beantwortet haben,
beträgt die Quote der verarbeiteten Fälle 100%.
167
Sollte das Angebot Sommerkindergarten auf einen längeren Zeitraum ausgeweitet werden?* Ist die
Mutter berufstätig? Kreuztabelle
Ist die Mutter
berufstätig?
Gesamt Ja Nein
Sollte das Angebot
Sommerkindergarten auf
einen längeren Zeitraum
ausgeweitet werden?
Ja Anzahl 17 2 19
% innerhalb von: Sollte das
Angebot
Sommerkindergarten auf
einen längeren Zeitraum
ausgeweitet werden?
89,5% 10,5% 100,0%
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
73,9% 40,0% 67,9%
% der Gesamtzahl 60,7% 7,1% 67,9%
Nein Anzahl 6 3 9
% innerhalb von: Sollte das
Angebot
Sommerkindergarten auf
einen längeren Zeitraum
ausgeweitet werden?
66,7% 33,3% 100,0%
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
26,1% 60,0% 32,1%
% der Gesamtzahl 21,4% 10,7% 32,1%
Gesamt Anzahl 23 5 28
% innerhalb von: Sollte das
Angebot
Sommerkindergarten auf
einen längeren Zeitraum
ausgeweitet werden?
82,1% 17,9% 100,0%
% innerhalb von: Ist die
Mutter berufstätig?
100,0% 100,0% 100,0%
% der Gesamtzahl 82,1% 17,9% 100,0%
In unserem Fall wurden folgende Ergebnisse erzielt:
17 der berufstätigen Mütter wären an einer Ausweitung des Angebotes
Sommerkindergarten interessiert. Zwei der nicht berufstätigen Mütter
168
möchten ebenfalls, dass der Sommerkindergarten auf einen längeren
Zeitraum ausgedehnt wird.
Sechs der berufstätigen Mütter sind mit der bisherigen Länge des
Angebotes Sommerkindergarten zufrieden. Dies trifft auch für drei der nicht
berufstätigen Mütter zu.
Dieses Balkendiagramm zeigt deutlich wie viele der berufstätigen Mütter,
als auch der nicht berufstätigen Mütter, eine Ausweitung des
Sommerkindergartens auf einen längeren Zeitraum wünschen.
169
6.6. Zusammenfassender Überblick über die Ergebnisse
(Anna Mantinger & Sabine Laner)
Wenn wir die Ergebnisse unserer erstellten Korrelationen betrachten, so
können wir keine eindeutigen Ergebnisse erkennen. Dies liegt vor allem
daran, dass wir nur eine geringe Zahl an Probanden untersucht haben.
Man kann daher auch alle unsere Ergebnisse, wie bereits erwähnt, nicht
auf andere Sommerkindergärten übertragen.
In unserem Fall zeigte sich jedoch, dass die Mehrzahl der Familien eine
Ausweitung des Angebotes Sommerkindergarten wünscht. Dies ist
außerdem nicht nur von der Berufstätigkeit der Mutter abhängig.
Unsere Fragebogenerhebung ergab, dass 82,1% der Mütter berufstätig
sind und 17,9% keiner beruflichen Tätigkeit nachgehen.
Wir haben außerdem die Information erhalten, dass die Mehrzahl der
Kinder, nämlich 42,9% den Sommerkindergarten für sechs Wochen
besuchte.
Auf die Frage nach der Zufriedenheit mit dem Programm und den
Aktivitäten im Sommerkindergarten haben 96,4% mit Ja geantwortet und
3,6% mit Nein.
Von allen 28 befragten Familien gaben 14 an, ihr Kind bzw. ihre Kinder
zum ersten Mal in einen Sommerkindergarten eingeschrieben zu haben.
Ebenso viele Familien haben den Dienst Sommerkindergarten bereits in
der Vergangenheit in Anspruch genommen.
Weiter gaben sechs Familien an, dass ihr Kind bzw. ihre Kinder im
Sommerkindergarten 2011 die ersten Kindergartenerfahrungen überhaupt
gesammelt haben.
170
Auf die Frage, ob das Kind bzw. die Kinder gerne in den
Sommerkindergarten gehen, haben alle Probanden mit Ja geantwortet.
Ebenso haben alle Familien auf die Frage, ob sie ihr Kind bzw. Kinder
morgens beruhigt in die Obhut der pädagogischen Fachkräfte geben, mit
Ja geantwortet. Laut sechs Familien würde es Verbesserungsvorschläge
für das Angebot Sommerkindergarten geben.
Beim ersten Vergleich, bezüglich Berufstätigkeit der Mutter und Anzahl der
eingeschriebenen Wochen, erkennt man vor allem, dass Kinder, welche
sechs Wochen den Sommerkindergarten besucht haben, meist berufstätige
Mütter haben.
Beim zweiten Vergleich, bezüglich Berufstätigkeit der Mutter und
Zufriedenheit mit dem Preis-Leistungsverhältnis, erkennt man, dass die
meisten Familien mit dem Preis-Leistungsverhältnis einverstanden sind.
Einen klaren Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem Preis-
Leistungsverhältnis konnten wir allerdings nicht erkennen.
Beim dritten Vergleich, bezüglich Berufstätigkeit der Mutter und Ausweitung
des Angebotes Sommerkindergarten auf einen längeren Zeitraum, wird
deutlich, dass mehr berufstätige Mütter dies befürworten würden. Jedoch
finden sich auch unter den nichtberufstätigen Müttern Befürworterinnen für
die Ausweitung des Angebotes.
Unser Interesse bei dieser Fragebogenerhebung galt dabei den Müttern, da
wir herausfinden wollten, ob die Berufstätigkeit der Mutter die Wahl für
Sommerbetreuungsangebote bedingt. Aus diesem Grund haben wir den
Fragebogen bewusst an die Mütter ausgehändigt.
Unsere Vermutung, dass die Berufstätigkeit der Mutter eng mit dem
Wunsch nach Verlängerung des Angebotes verbunden ist, hat sich
bestätigt. Für uns war jedoch überraschend, dass auch einige der nicht
berufstätigen Mütter denselben Wunsch äußerten. Dies lässt für uns den
Schluss zu, dass viele Eltern sich für ihre Kinder eine Beschäftigung in den
Sommermonaten wünschen oder für sich selbst eine Entlastung brauchen.
171
Da es durch den familiären Wandel vermehrt Familien mit nur einem Kind
gibt, glauben wir, dass viele Familien hoffen, durch den
Sommerkindergarten dem Kind vermehrt soziale Kontakte zu bieten.
172
7. Fazit/Zusammenfassung (Anna Mantinger &
Sabine Laner)
Unsere Laureatsarbeit befasst sich mit dem Thema „Der Wandel der
Familie und Kinderbetreuung: am Beispiel Sommerkindergarten Salurn“.
Bevor wir auf den Aspekt der Kinderbetreuung, insbesondere auf jenen des
Sommerkindergartens Salurn, näher eingingen, widmeten wir uns
ausgiebig der Geschichte und dem gegenwärtigen Wandel der Familie.
Dabei vertieften wir nicht nur Aspekte, über die wir bereits Bescheid
wussten, sondern stießen auch auf uns unbekannte Themen. So hört man
beispielsweise in der heutigen Zeit immer wieder vom Phänomen der
neuentstandenen Familienformen. Diese sind jedoch gar nicht so neu,
denn einige dieser Familientypen gab es bereits früher. Im Zusammenhang
mit dem Wandel der Familie, haben wir uns außerdem mit Partnerschaft,
Sexualität, Ehe, sowie Scheidung und Trennung befasst. Durch die
veränderten Lebensumstände gibt es immer weniger Paare, die den Bund
der Ehe eingehen. Im Vergleich zu früher, werden zudem immer mehr
Ehen geschieden. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass in den
letzten Jahrzehnten die Scheidung in nahezu allen Ländern rechtlich
verankert wurde.
Eine Folge der zunehmenden Trennungen, Scheidungen und daraus
resultierenden Ein-Eltern-Familien, ist die Tatsache, dass immer mehr
Mütter einem Beruf nachgehen. Doch auch Mütter, welche in einer intakten
Partnerschaft leben, üben zunehmend einen Beruf aus. Um den
Anforderungen als Hausfrau, Mutter und Arbeitskraft gerecht zu werden,
sind viele Mütter auf Betreuungsangebote für ihre Kinder angewiesen. Da,
wie bereits erwähnt, sich die Familie im Laufe der Jahre verändert hat, gibt
es immer weniger Mehrgenerationenfamilien und dadurch sind die
Großeltern häufig keine oder nur eine unzureichende Hilfe in
Betreuungsfragen. Dies hat einen erhöhten Bedarf an außerfamiliären
173
institutionellen Betreuungsangeboten zur Folge. In unserer Laureatsarbeit
haben wir anschließend allgemein über die Kinderbetreuung geschrieben.
Dabei haben wir die Qualität von Kinderbetreuung, die Unterschiede
zwischen Stadt und Land und die verschiedenen Betreuungsangebote
berücksichtigt. Wir haben auch Aspekte der Betreuung von Kindern in
besonderen Lebenslagen und die Bedarfsdeckung an
Kinderbetreuungsplätzen erwähnt.
Bei all diesen Punkten, haben wir auch die Lage in Südtirol berücksichtigt.
Das zweite Kapitel unserer Arbeit widmet sich ausschließlich dem Thema
Sommerbetreuungsangebote in Südtirol. Einige Angebote in der Region
haben wir dazu genauer untersucht: Sommerkindergarten, Jugenddienst
Unterland: Unterlandler Sommerferienprogramme 2011, Casa bimbo
project: „Estate bambini- Kinderferien“, Sommerschule, Caritas:
Meeraufenthalte an der Adria und Kinderfreunde Südtirol. Wir haben all
diese Programme nach denselben Kriterien untersucht: Dauer, Zielgruppe,
Kosten und Finanzierung, Inhalte, Personal, Qualität und Werbung. Auch
wenn es auf den ersten Blick den Anschein hat, dass das Angebot an
Sommerferienprogrammen groß ist, so decken diese den Bedarf meist
nicht. Das liegt unserer Meinung nach daran, dass die Dauer der Angebote
meist nicht ausreichend ist, die Kosten oft zu hoch sind und nicht
ausreichend von öffentlichen Trägerschaften abgedeckt werden.
Dass die Länge der angebotenen Sommerbetreuungsinstitutionen für die
meisten Familien unzureichend ist, haben wir, durch unsere Tätigkeit im
Sommerkindergarten Salurn, von vielen Familien erfahren. In vielen
Familien sind die Mütter berufstätig und haben meist nicht ausreichend
Urlaubstage zur Verfügung, um die Betreuungslücke in den drei
Sommermonaten zu überbrücken.
Dadurch, dass wir im Sommerkindergarten Salurn tätig waren, haben wir
diese Gelegenheit genutzt, um diesem Angebot das dritte Kapitel unserer
Arbeit zu widmen. In diesem Kapitel befassten wir uns ausschließlich mit
dem Angebot des Sommerkindergartens Salurn. Wir haben dabei
174
allgemeine Informationen über die Institution, sowie über den Ablauf des
Angebotes berücksichtigt. Unter anderem haben wir das Programm
beschrieben, welches wir eigens für den Sommerkindergarten Salurn
ausgearbeitet haben.
Um die Zufriedenheit mit dem Angebot Sommerkindergarten Salurn und die
Gründe für die Wahl dieses Angebotes von Seiten der Familien zu
erfahren, haben wir uns dazu entschlossen, eine Fragebogenerhebung
durchzuführen. Unseren Fragebogen haben wir gemeinsam mit Herrn
Professor Belardi ausgearbeitet. Wir haben darauf geachtet, dass der
Fragebogen gut verständlich ist und dass das Ausfüllen nicht zu viel Zeit in
Anspruch nimmt. Außerdem war es uns ein großes Anliegen die
Anonymität der Familien zu gewährleisten.
Die Ergebnisse, welche durch die Erhebung erzielt wurden, können
selbstverständlich nur für unseren speziellen Fall betrachtet werden und
nicht auf andere Fälle übertragen werden. Auf der einen Seite erhielten wir
Antworten, die wir uns erwartet haben, auf der anderen wiederum haben
sie uns ein wenig überrascht. So zum Beispiel gingen wir davon aus, dass
jene Mütter, welche keiner beruflichen Tätigkeit nachgehen, gegen eine
Ausweitung des Angebotes sind. Dies war jedoch nicht der Fall.
Wenn wir an dieser Stelle unseren Blick in die Zukunft richten, so ist es
unserer Meinung nach notwendig, die Kinderbetreuungsangebote, vor
allem jene im Sommer, auszubauen und mehr Betreuungsplätze zu
schaffen. Ein wichtiger Punkt wäre demnach die Verlängerung des
Zeitraumes, in welchem Sommerbetreuungsangebote stattfinden.
Außerdem sollte bei einigen Angeboten die Unterweisungstätigkeit
verlängert werden, um vor allem berufstätigen Müttern entgegen zu
kommen.
Das Verfassen dieser Arbeit war für uns sehr interessant und
aufschlussreich. Vor allem wenn wir an unseren zukünftigen Beruf denken,
dann finden wir es wichtig, die Erkenntnisse, welche wir durch das
Verfassen unserer Laureatsarbeit gesammelt haben, zu beachten.
175
Der Wandel der Familie und die Folgen für die Kinderbetreuung
entsprechen der heutigen Realität und dürfen vom angehenden
pädagogischen Fachpersonal nicht unterschätzt werden. Wir sind dankbar,
dass wir, durch unsere Laureatsarbeit, die Möglichkeit hatten, unseren
Wissenshorizont zu erweitern.
176
8. Literaturverzeichnis (Anna Mantinger & Sabine
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ASTAT., (2010). Eheschließungen, Scheidungen und Trennungen- Die
wichtigsten Indikatoren. Zugegriffen am 28.06, 2011, über
http://www.provinz.bz.it/astat/de/bevoelkerung/eheschliessungen-
scheidungen-trennungen.asp
Abb. 2: Nave-Herz, R., (1994). Familie heute: Wandel der
Familienstrukturen und Folgen für die Erziehung. Darmstadt: Primus
Verlag.
Abb. 3: Huber, E., (2006). Erwerbstätigkeit in Südtirol 2006. In Autonome
Provinz Bozen- Südtirol: Landesinstitut für Statistik ASTAT, (Hrsg.), ASTAT
Schriftenreihe (2006) o. A. Und Huber, E., (2011). Erwerbstätige und
Arbeitssuchende 2006-2010. ASTAT Info.
Abb. 4: Burger, A., (2009). "Kempterschule": Die erste
Erziehungsinstitution für Kleinkinder in Brixen. In A. Augschöll Blasbichler,
(Hrsg.), Kindergarten und Schule im Wandel: Südtiroler und Trentiner
Kindergärten und Schulen im Kontinuum der Zeit (2009). Frankfurt am
Main: Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften.
Abb. 5: Fuchs, H., (2011). Gemeindetarife für Kindergarten,
Kindertagesstätte und Kinderhort 2010/11. ASTAT Info.
Abb. 6: Eisenstecken, E., (2007). Familie, Kinder und Jugendliche. In
Autonome Provinz Bozen- Südtirol: Abteilung 24- Sozialwesen, (Hrsg.),
Sozialbericht 2007 (2007). Bozen: o. A.
186
Abb. 7: Eisenstecken, E., (2007). Familie, Kinder und Jugendliche. In
Autonome Provinz Bozen- Südtirol: Abteilung 24- Sozialwesen, (Hrsg.),
Sozialbericht 2007 (2007). Bozen: o. A.
Abb. 8: Eisenstecken, E., (2007). Familie, Kinder und Jugendliche. In
Autonome Provinz Bozen- Südtirol: Abteilung 24- Sozialwesen, (Hrsg.),
Sozialbericht 2007 (2007). Bozen: o. A.
187
10. Anhang (Anna Mantinger & Sabine Laner)
Broschüre 1: Jugenddienst Unterland- Unterlandler
Sommerferienprogramme 2011
191
Unser Fragebogen:
1. Sind Sie als Mutter berufstätig?
Ja Nein
2. Wie viele Wochen war Ihr Kind im Sommerkindergarten
eingeschrieben?
______Woche/en
3. Sind Sie mit dem Programm/Aktivitäten im Sommerkindergarten 2011
zufrieden?
Ja Nein
4. Besucht Ihr Kind das erste Mal einen Sommerkindergarten?
Ja Nein
5. Hat Ihr Kind im Sommerkindergarten 2011 die ersten
Kindergartenerfahrungen überhaupt gesammelt?
Ja Nein
192
6. Geht Ihr Kind gerne in den Sommerkindergarten?
Ja Nein
7. Geben Sie Ihr Kind morgens beruhigt in die Obhut der pädagogischen
Fachkräfte?
Ja Nein
8. Stimmt Ihrer Meinung nach das Preis-Leistungsverhältnis?
Ja Nein
Wenn Nein, warum?
____________________________________________________________
____________________________________________________________
____________________________________________________________
_____________________
9. Gibt es Ihrer Meinung nach Verbesserungsvorschläge?
Ja Nein
193
Wenn Ja, welche?
____________________________________________________________
____________________________________________________________
____________________________________________________________
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10. Sollte das Angebot Sommerkindergarten auf einen längeren Zeitraum
als bisher ausgeweitet werden?
Ja Nein
11. Weitere Anmerkungen:
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____________________________________________________________
____________________________________________________________
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194
Begleitschreiben für die Familien
Liebe Familien,
im Rahmen unserer Laureatsarbeit „Familiärer Wandel und Kinderbetreuung“
möchten wir, Anna Mantinger und Sabine Laner, eine Fragenbogenerhebung
zum Angebot „Sommerkindergarten“ durchführen. Da wir Studentinnen der
Freien Universität Bozen, Fakultät Bildungswissenschaften für den
Primarbereich, sind und uns im Abschlussjahr befinden, wird dieser Fragebogen
Teil unserer Laureatsarbeit sein.
Der Fragebogen ist anonym und das Ausfüllen nimmt nur einige Minuten in
Anspruch. Die meisten Fragen sind lediglich durch Ankreuzen zu beantworten.
Für die Abgabe des Fragebogens werden wir eine Box einrichten, in welcher Sie
den Fragebogen einwerfen können.
Sie als Familie würden durch das Ausfüllen des beiliegenden Fragebogens einen
bedeutsamen Beitrag für unsere Laureatsarbeit leisten. Dafür möchten wir uns
bereits im Voraus herzlich bei Ihnen bedanken.
Mit freundlichen Grüßen
Anna Mantinger und Sabine Laner
195
Eidesstattliche Erklärung
Ich, Sabine Laner, erkläre hiermit an Eides statt im Sinne des Artikels 47 des D.P.R. Nr. 445/2000, dass ich die vorliegende Laureatsarbeit selbständig angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken und Formulierungen sind als solche kenntlich gemacht.
Die Arbeit wurde bisher weder in gleicher noch ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.
Mir ist bewusst, dass ein Verstoß rechtliche Konsequenzen nach sich zieht.
Datum Unterschrift Student/in
_________________ _____________________
196
Eidesstattliche Erklärung
Ich, Anna Mantinger, erkläre hiermit an Eides statt im Sinne des Artikels 47 des D.P.R. Nr. 445/2000, dass ich die vorliegende Laureatsarbeit selbständig angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken und Formulierungen sind als solche kenntlich gemacht.
Die Arbeit wurde bisher weder in gleicher noch ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.
Mir ist bewusst, dass ein Verstoß rechtliche Konsequenzen nach sich zieht.
Datum Unterschrift Student/in
_________________ _____________________