deutsch-polnische verhältnisse - im osten was neues?

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Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland 2013 Jacek Kucharczyk Agnieszka Łada Cornelius Ochmann Łukasz Wenerski

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Das Bild Polens und seiner Bevölkerung wird in den Augen der Deutschen immer positiver. Drei von vier Deutschen können sich Polen inzwischen gut als Nachbarn, Kollegen oder Mitbewohner vorstellen, eine Mehrheit sogar als deutsche Staatsbürger, Freunde oder Chef. Auf sehr gutem Weg bewerten dabei die deutschen Eliten die Entwicklung von Staat und Wirtschaft beim östlichen Nachbarn. Dies zeigt eine Langzeituntersuchung der Bertelsmann Stiftung und des Instituts für öffentliche Angelegenheiten in Warschau, die seit dem Jahr 2000 und jetzt zum vierten Mal durchgeführt wurde. Danach sind alte und verbreitete Vorurteile über Polen langsam auf dem Rückzug. Zwar nennen Deutsche auf die Frage, was sie mit ihren östlichen Nachbarn verbinden, noch immer häufig Begriffe wie „Kriminalität“, „Autodiebstahl“, „Schwarzarbeit“ oder „Ostblock“. Doch überwiegt inzwischen die Zahl der positiven Wahrnehmungen. Vor allem die polnischen Landschaften, erfolgreiche Sportler, Gastfreundschaft und eine funktionierende Wirtschaft treten zunehmend an deren Stelle. Vor allem die den Polen zugeschriebenen Charaktereigenschaften haben seit 2006 eine entschiedene Verbesserung erfahren. Viel häufiger als damals bewerten die Deutschen ihre Nachbarn als freundlich (+33 Prozent), unternehmerisch (+15 Prozent), gebildet (+14 Prozent), modern (+8 Prozent) oder religiös (+7 Prozent). Deutlich weniger Deutsche empfinden Polen heute dagegen als rückständig, schlecht organisiert, verantwortungslos, intolerant, passiv-abwartend oder unfreundlich. Allerdings verläuft diese Veränderung recht langsam. Sie hat in den letzten Jahren sogar etwas an Dynamik verloren und ist vornehmlich bei den deutschen Eliten zu beobachten. Bei ihnen werden vor allem auch die positive Entwicklung der polnischen Wirtschaft sowie der deutsch-polnischen Beziehungen viel besser als früher bewertet, während im Vergleich dazu in einer breiteren Bevölkerungsschicht Stereotype nur langsam überwunden werden. In der Beliebtheitsskala der Deutschen liegen andere Völker somit noch immer deutlich vor Polen; so etwa die Niederländer, Franzosen, Amerikaner, Briten oder auch Griechen.

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Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland 2013

Jacek KucharczykAgnieszka ŁadaCornelius OchmannŁukasz Wenerski

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Im Osten was Neues?1

Inhalt

Überblick

Auszüge aus der Studie

1. Sehr positive Beurteilung der deutsch-polnischen Beziehungen

2. Gemischte Gefühle bezüglich der deutsch-russischen Beziehungen

3. Kooperation im Vordergrund

4. Assoziationen mit Polen

5. Assoziationen mit Russland

6. Polen und Russen weit hinter den westlichen Gesellschaften

7. Akzeptanz in gesellschaftlichen Rollen

Fazit und Folgerungen

Persönliche Kontakte helfen – Ostdeutsche positiver eingestellt

Allgemeine Schlussfolgerungen

Informationen zur Umfrage

Impressum

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4

4

5

7

7

7

8

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Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland 2013

Auszüge und Zusammenfassung der Studie „Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland“ von J. Kucharczyk, A. Łada, C. Ochmann und Ł. Wenerski, die beim Institut für Öffentliche Angelegenheiten in Warschau im Sommer 2013 erscheinen wird.

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Das Institut für Öffentliche Angelegenheiten (Instytut Spraw Publicznych)www.isp.org.pl

Das Institut für Öffentliche Angelegenheiten (ISP) ist einer der führenden Think Tanks in Polen und seit 1995 als unabhängiges Zentrum für Forschungen und Analysen tätig. Durch vielfältige Untersuchungen, Gutachten und Empfehlungen zu grundlegenden Fragen des öffentlichen Lebens steht das ISP im Dienst von Staat, Gesellschaft und Bürger.Das ISP kooperiert dabei eng mit zahlreichen Experten und Forschern wissenschaftlicher Einrichtungen aus dem In- und Ausland. Die Ergebnisse der Forschungsprojekte werden auf Konferenzen und Seminaren vorgestellt, aber auch in Form von einschlägigen Buchpublikationen, Berichten und Policy Papers unter polnischen und ausländischen Parlamentariern, Regierungsmitgliedern und Angehörigen der Staats-, Kommunal- und EU-Verwaltung, in akademischen Kreisen sowie unter Journalisten und Repräsentanten von NGOs verbreitet.

Bertelsmann Stiftungwww.bertelsmann-stiftung.de

Die Bertelsmann Stiftung engagiert sich in der Tradition ihres Gründers Reinhard Mohn (gest. 2009) für das Gemeinwohl. Die Werte Freiheit, Solidarität, Menschlichkeit und der Glaube an den Wettbewerb bilden das Fundament der Stiftungsarbeit. Die Bertelsmann Stiftung ist unabhängig und parteipolitisch neutral. Eines der wichtigsten Ziele der Stiftung ist die Förderung der internationalen Verständigung und der Beitrag zur Gesellschaftsreform. Das kann sie nur erfüllen, wenn sie sich selbst in einem ständigen Dialog mit allen gesellschaftlichen Stakeholdern befindet. Partner der Bertelsmann Stiftung sind beispielsweise Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, öffentliche und wissenschaftliche Institutionen oder andere Stiftungen. In besonderem Maße führen wir den aktiven Austausch mit Vertretern anderer Kulturen und anderer gesellschaftlicher Systeme.

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Im Osten was Neues?3

Überblick

Die wichtigsten östlichen Nachbarn sind in Deutschland kaum bekannt. Fast ein Vierteljahrhundert nach dem Zusammenbruch des „sowjetischen Machtbereiches“ benutzen wir Begriffe wie „ehemaliger Ostblock“ oder „Osteuropa“ wie selbstverständlich als Bezeichnung für alle östlichen Nachbarn Deutschlands. Die Bilder welche die beiden größten Nachbarn - Polen und Russland im vereinigten Deutschland projizieren, unterscheiden sich jedoch deutlich voneinander.

In den letzten Jahren haben sich die deutsch-polnischen Beziehungen auf unterschiedlichen Ebe-nen intensiv entwickelt. Eng sind die Beziehungen auf der internationalen Ebene. In der Europäi-schen Union stehen Berlin und Warschau häufig auf einer Seite, was die Entscheidungsfindung angeht. Polens Rolle in der Europäischen Union wächst, obwohl es noch nicht zur Eurozone gehört, die stabile wirtschaftliche Situation (im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedsstaaten) wird positiv betrachtet, und die polnische Ratspräsidentschaft innerhalb der Europäischen Union im Jahre 2011 war sehr erfolg-reich. Langjährige Ängste vor einem Ansturm polnischer Arbeiter in Deutschland haben sich nicht bewahrheitet – sie sind heute eine gefragte Arbeitskraft, nicht nur in der Landwirtschaft oder im Bausektor. Hinzu kommt die gute Beurteilung Polens als Ausrichter der Fußball-Europameisterschaft 2012. All dies hat zur Folge, dass die deutschen Eliten sich immer positiver über Polen äußern.

Die berühmte „polnische Wirtschaft” steht für die Wirtschaftseliten schon lange nicht mehr sym-bolisch für „Durcheinander, höchste Unwirtschaftlichkeit, Fehlen jeglicher Planung und Schmutz“, sondern vielmehr ist sie zu einem Synonym für Wirtschaftsaufschwung und erfolgreiche Reformen geworden. Die deutschen Medien führen häufig Wirtschaftsdaten an, die die gute Entwicklung des östlichen Nachbarn belegen; in weiteren Umfragen bezeichnen deutsche Unternehmer den polnischen Markt als sehr attraktiv für Investitionen. Nach Jahren der Annäherung, in denen das deutsch-polni-sche Netz ständig wuchs, hat auch die Bevölkerung allerlei Möglichkeiten gehabt, negative Urteile über den Nachbarn im Osten einer Überprüfung zu unterziehen, die sich nicht über Jahrzehnte son-dern über Jahrhunderte in Deutschland etablierten. Daher scheint alles auf dem allerbesten Weg zu sein, dass nicht nur Experten und Unternehmer, sondern auch alle anderen Bürger den Nachbarn im Osten entschieden positiver einschätzten.

Wie die Umfrage zeigt, läuft dieser Prozess nicht ganz so automatisch ab. Tatsächlich ist der Blick auf Polen, welcher in dieser Publikation vorgestellt wird, eher positiv. Doch hat er sich in den ver-gangenen Jahren nicht so stark verbessert, wie es in den politischen und wirtschaftlichen Eliten in Deutschland geschehen ist. Das große Unwissen der Deutschen über Polen ist noch immer auffällig. Gewöhnlich ist dies auch der Nährboden für Stereotype und unreflektiertes Wiederholen von den in der Vergangenheit vernommenen Ansichten, vor allem der negativen. Auch die durchweg positivere Bewertung der westlichen Staaten und deren Bevölkerungen sticht ins Auge – auf der Sympathieskala oder bei der angemessenen Zusammenarbeit bleibt Polen weit hinter Holland oder Frankreich zurück.

Das Bild Russlands in Deutschland gestaltet sich anders. Nach Jahren der positiven Einstellung gegenüber dem wichtigsten Nachfolgestaat der Sowjetunion scheint die Bevölkerung kritischer auf Russ-land zu schauen. Die Rückkehr Vladimir Putins in den Kreml und die damit verbundene Verschärfung der innenpolitischen Auseinandersetzung enttäuschte die Deutschen. Die Hoffnungen, die mit Dmitrij Medvedev als Russlands Präsidenten verbunden waren, blieben unerfüllt. Seine Modernisierungsrhetorik nahm zunächst die deutschen Eliten einschließlich Kanzlerin Angela Merkel für ihn ein. Man hoffte auf eine Vertiefung der Reformen in der russischen Gesellschaft und Wirtschaft. Diese Hoffnungen bleiben unerfüllt. Neben der positiven Entwicklung der Handelsbeziehungen und des wachsenden deutschen Exports nach Russland, nimmt die kritische Haltung der Eliten und eines großen Teils der deutschen Gesellschaft gegenüber Russland zu. Die Resolution des Deutschen Bundestages vom November 2012, welche die Einschränkung der Bürgerrechte in Russland scharf kritisierte, und der kühle Empfang des Präsidenten Vladimir Putin durch die Bundeskanzlerin auf der Hannover Messe im April 2013 geben die Veränderungen wieder, die sich in der Beziehung der deutschen Eliten gegenüber Russland vollziehen. Die vorliegende Umfrage unter Deutschen zeigt, dass die Haltung des Durchschnittbürgers zum Land Russland sehr kritisch ist, und dass das Bild der Russen als Gesellschaft kaum besser ist.

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1. Sehr positive Beurteilung der deutsch-polnischen Beziehungen

Die Deutschen beurteilen die deutsch-polnischen Beziehungen als sehr gut. Zum ersten Mal ist die Zahl der positiven Antworten so hoch und beträgt 70%. Das Ergebnis ist auch zum ersten Mal den polnischen Antworten aus der gleichen Zeit sehr ähnlich (73% der Polen schätzen die Beziehungen positiv ein).

2. Gemischte Gefühle bezüglich der deutsch-russischen Beziehungen

Die Beurteilung der deutsch-russischen Beziehungen ist sehr gemischt. Fast die Hälfte der Befragten beurteilt sie positiv (47%), nur ein bisschen weniger als negativ (42%).

246323162008

664181112013

456252132006

354263142000

Wie sind Ihrer Meinung nach die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen?

Quelle: Bertelsmann Stiftung / Institut für Öffentliche Angelegenheiten

Angaben in %

Sehr gut

Eher gut

Eher schlecht

Sehr schlecht

Schwer zu sagen

Sehr gut

Eher gut

Eher schlecht

Sehr schlecht

Schwer zu sagen

Wie sind Ihrer Meinung nach die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland?

2013

24540211

Quelle: Bertelsmann Stiftung / Institut für Öffentliche Angelegenheiten

Angaben in %

Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Bevölkerung sich dessen bewusst ist, dass sich die Bezie-

hungen zwischen Berlin und Warschau deutlich verbessert haben.

Die Untersuchung zeigt eine sehr positive Einschätzung des gegenseitigen Beziehungen im deutsch-

polnischen Verhältnis, das kaum noch übertroffen werden kann. Im deutsch-russischen Verhältnis kann

dies nicht gesagt werden, obwohl hier wahrscheinlich wegen der innenpolitischen Auseinandersetzung

in Russland die momentane Aufnahme sehr kritisch ausfällt. Die öffentliche Meinung reagiert mit die-

sen Beurteilungen auf die komplizierte Situation in den bilateralen Kontakten. Einerseits, politisch, sind

sie auf der Regierungsebene sehr angespannt. Andererseits, wirtschaftlich, sind sie sehr wichtig und

entwickeln sich weiter.

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3. Kooperation im Vordergrund

Polen wird von den Deutschen als ein wichtiger politischer Partner gesehen. 59% von ihnen meinen, Deutschland soll sich in den Beziehungen mit Polen in erster Linie auf Kooperation und das Erreichen von Kompromissen konzentrieren.

Bezüglich der Beziehungen zu Russland ist die Gesellschaft gespalten – die Gruppe, die auf Zusammenarbeit setzt, ist fast genauso groß (48%), wie die Gruppe, die die Verteidi-gung der deutschen Interessen einfordert (43%).

Deutschland sollte in seinen Beziehungen mit Polen / Russland in erster Linie…

RUPL

Quelle: Bertelsmann Stiftung / Institut für Öffentliche Angelegenheiten

Schwer zu sagen

auf die Kooperation und das Erreichen von Kompromissen ausgerichtet sein.

auf die starke Verteidigung seiner eigenen Interessen ausgerichtet sein.

Angaben von 2013, in %

48

9

32

59

9

43

Eindeutig zeigt sich bei den Deutschen das Gefühl des „gemeinsamen Interesses” mit Polen und der

gemeinsamen Zugehörigkeit zur EU. Im deutsch-russischen Verhältnis sind die Völker nicht so weit.

Obwohl auch hier Kooperation und Kompromiss im Vordergrund stehen.

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40

20

7

6

6

6

4

2

Assoziationen mit Polen und Russland

POLEN

RUSSLAND

Quelle: Bertelsmann Stiftung / Institut für Öffentliche Angelegenheiten

Angaben in %

Armut / armes Land 3%schlechte Wirtschaftslage 1%Unordnung 0,5%Wirtschaftswachstum 2%viel Landwirtschaft 0,5%

EU-Land 3%Grenzen / Offene Grenzen 1% Nachbarland 1%gute Nachbarn 1%

freundliche Menschen 3%Gastfreundlichkeit 1%modern 0,5 %gesellig 1% faule Menschen 0,5%

Papst 3%fromme Katholiken 1%

komme selbst aus Polen, habe Familie, Freunde in Polen 2%

Ostblockland 2%Zweiter Weltkrieg 1%ehemalig deutsch 1%Geschichte allgemein 0,5%

Auschwitz 0,5% Lech Wałęsa 0,5%Solidarność 0,5%

ALLTAGSLEBEN, DARUNTER ARBEIT

TOURISMUS, KULTUR

SITUATION IN POLEN

GEGENSEITIGEBEZIEHUNGEN /POLITIK

CHARAKTEREIGENSCHAFTEN

GESCHICHTE

RELIGION

PERSÖNLICHE KONTAKTE

SONSTIGE 9

24

TOURISMUS, KULTUR

SITUATION IN RUSSLAND

CHARAKTEREIGENSCHAFTEN

GESCHICHTE

22

10

6

23

7

Wodka 12Alkohol / trinken viel Alkohol 4% Korruption 4% Kriminalität 1,5% Gewalt 1% Mafia 1%Schöne Frauen 0,5%

Kaviar 0,5%gute Küche 0,5%Krimsekt 0,5% Moskau 3%Roter Platz 0,5%St. Petersburg 0,5%Wolga 0,5%Kälte/ kaltes Land 5%Sibirien 1,5%Pelz / Pelzmützen 0,5%Kultur 1,5%Musik 0,5%weites Land 5,5%schönes Land / schöne Orte / Sehenswürdigkeiten 0,5% schöne Natur 0,5% Transsibirische Eisenbahn 0,5%

Putin 5%Diktatur 3%Kreml 2%Unterdrückung 2%Macht 1,5%Menschenrechtsverletzungen 1%keine Demokratie 1%politisch schwierig / Unruhen 1%Weltmacht 0,5%Pussy Riot, Verurteilung der Mädchengruppe 0,5%Erdgas / Erdgaslieferungen 2%Ölvorkommen 1%Kommunismus 1% Schlechter Ruf 1%fremde Sprache 0,5%

armes Land 3%Geld / Reichtum / viele Reiche 3%Armut und Reichtum 2%reich an Bodenschätzen/Rohstoffe 1%viele Millionäre 0,5%viele Völker 0,5%

laute Menschen 2%arrogant 0,5%Freundliche Menschen 2%gesellig 1%hilfsbereit 1%Gastfreundlichkeit 0,5%

Krieg 2%Gorbatschow 1,5%Stalin 0,5%Lenin 0,5%

ehemalige Sowjetunion 0,5%Eiserner Vorhang 0,5% Zar 0,5%

ALLTAGSLEBEN,DARUNTER ARBEIT

GEGENSEITIGEBEZIEHUNGEN / POLITIK

SONSTIGE 9

Autodiebstahl 7% Diebstahl / Diebe 5% Kriminalität 2,5%Tierquäler 1%Korruption 0,5%billiges Einkaufen 4% Polenmärkte 2,5%Niedriglohnland 2%

Saisonarbeiter aus Polen 1% viele arbeiten in Deutschland 1% polnische Pflegekräfte 1%Zuwanderer 1%Schwarzarbeit 1% Gute Arbeiter 1% Arbeitslosigkeit 0,5%gute Sportler / Fußballspieler 2%

schöne Frauen 1% schlechter Ruf 1% Zigaretten 1% Alkohol 2% Wodka 1% Wirtschaftsaufschwung 0,5% Sperrmüllsammler 0,5%

Warschau 3%Land an der Ostsee 3%Masuren 1%Krakau 0,5%Schlesien 0,5%Danzig 0,5%schöne Landschaft 3%

schönes Land / schöne Orte 2%billiger Urlaub 1%Urlaubsland 1%gutes Essen 2%fremde Sprache 1%fremde Kultur 1%großes Land 0,5%

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4. Assoziationen mit Polen

Polen und seine Bevölkerung wird vom deutschen Bürger hauptsächlich mit Situationen aus dem Alltag assoziiert, darunter mit der Arbeit (40% aller Assoziationen). Diese Ten-denz verstetigt sich seit Jahren. Ein Großteil der Assoziationen bezieht sich auf Krimi-nalität (14,5%). Mit Diebstahl werden die Polen eher in Westdeutschland assoziiert, was darauf hindeutet, dass es sich hier um Stereotype handelt, die in den neunziger Jahren von den deutschen Medien verbreitet wurden. Die Ostdeutschen dagegen, die vor allem in den Grenzregionen von den Diebstählen betroffen sind, erwähnen die Möglichkeit des billigen Einkaufens in Polen.

Die Deutschen betonen auch die Professionalität polnischer Arbeiter (gute Arbeiter/gute Handwerker) wie auch die Tatsache, dass die Leistungen der Arbeiter aus Polen billiger sind. Eine wachsende assoziative Gruppe stellen die Landschaft, die Regionen und die Städte in Polen dar. Historische Assoziationen mit Polen spielen für die Deutschen eine untergeordnete Rolle.

Siehe Grafik Assoziationen mit Polen und Russland.

Die aufgelisteten Assoziationen deuteten darauf hin, dass der Stereotyp „Pole – Dieb” in der deutschen

Gesellschaft immer noch weit verbreitet ist. Er wird allerdings durch die Medienberichterstattung über

die Diebstähle in den Grenzregionen, wo nach der Beseitigung der Grenzkontrollen die Kriminalität

stark zugenommen hat, noch verstärkt. Die Kooperation zwischen der polnischen und deutschen Poli-

zei liefert erste Ergebnisse, die Bevölkerung bleibt allerdings verunsichert.

5. Assoziationen mit Russland

Russland wird von den Deutschen hauptsächlich mit Unzulänglichkeiten einer gelenkten Demokratie und mit Alkohol assoziiert.

Siehe Grafik Assoziationen mit Polen und Russland.

6. Polen und Russen weit hinter den westlichen Gesellschaften

Aus sieben Bevölkerungsgruppen, nach denen in den Untersuchungen gefragt wurde, empfinden die Deutschen am meisten Sympathie für die Holländer (55%) und die Franzo-sen (50%). In der weiteren Reihenfolge stehen die Amerikaner (43%) und die Briten (37%). Den Polen bringen etwa ein Viertel der Deutschen Sympathie entgegen, womit diese auf dem sechsten Platz, dem vorletzten vor Russland (15%) aber hinter den Griechen (34%) rangieren. Der Stand der Sympathie der Deutschen gegenüber den Polen schwankte über Jahre hinweg nur unbedeutend, meistens bewegte er sich um die mittleren Werte (auf der Skala von 1 – Sympathie bis 5 – Abneigung) von 2,9 in den Jahren 2000 und 2008, über 3,2 im Jahr 2006 auf aktuell 3,0. Russland ist aktuell bei 3,5 Punkten platziert.

Siehe Grafik auf der nächsten Seite.

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7. Akzeptanz in gesellschaftlichen Rollen

Die Akzeptanz den Polen gegenüber dominiert in allen untersuchten gesellschaftlichen Rollen deutlich über ihre Ablehnung. Allgemein haben 61% der Deutschen keine Vorbe-halte gegenüber Polen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen. Am liebsten sehen die Deutschen einen Polen als Arbeitskollegen (79%), Nachbarn (77%) oder als Einwohner in Deutschland (74%). Unter den Befragten haben 62% der Deutschen nichts dagegen, wenn ein Pole die deutsche Staatsbürgerschaft erhält. Eine geringere Akzeptanz bezieht sich auf gesellschaftliche Rollen, die mit mehr Nähe verbunden sind, wie Freund (57%) oder Schwiegersohn/Schwiegertochter (49%) sowie mit Unterordnung unter einen polni-schen Chef (53%).

5 Abneigung Sympathie 1 2 3 4

Durchschnitt Deutschland gesamt Durchschnitt Bundesländer West Durchschnitt Bundesländer Ost

Wie ist Ihr Verhältnis zu folgenden Gesellschaften?

Quelle: Bertelsmann Stiftung / Institut für Öffentliche Angelegenheiten

Niederländer

Franzosen

Amerikaner

Briten

Griechen

Polen

Russen

Die Sympathie der Deutschen gilt weiterhin dem Westen. Die Aussöhnungsprozesse mit den Nieder-

ländern und Franzosen sind abgeschlossen. Auch die Amerikaner und die Briten gehören zum „west-

lichen“ Kulturkreis. Der „Süden“ verdient noch nicht diese Aufmerksamkeit und der „Osten“ bleibt

weiterhin der unbekannteste Teil der Nachbarschaft der Deutschen.

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Die gleiche Reihenfolge der Akzeptanz der Polen bezogen auf unterschiedliche gesell-schaftliche Rollen gilt auch im Fall der Russen. Hier sind die Werte allerdings durchge-hend deutlich um etwa 14 - 17% niedriger.

Der Anteil der positiven Antworten auf die Frage nach der Akzeptanz der Polen in gesell-schaftlichen Rollen ist allerdings in den letzten Jahren in vielen Fällen gesunken. Die sin-kende Akzeptanz ist allerdings nicht mit einem starken Anstieg der Anteile negativer Ant-worten verbunden, sondern mit der gestiegenen Häufigkeit der Antwort „schwer zu sagen“.

Würden Sie einen Polen / einen Russen in folgenden Rollen akzeptieren?

Quelle: Bertelsmann Stiftung / Institut für Öffentliche Angelegenheiten

9060300

RU 2013PL 2013

Angaben in %

6579

6077

5974

6247

4157

3853

3349

Arbeitskollege

Nachbar

Einwohner

Staatsbürger

Freund

Chef

Schwiegersohn/-tochter

Würden Sie einen Polen in folgenden Rollen akzeptieren?

Quelle: Bertelsmann Stiftung / Institut für Öffentliche Angelegenheiten

9060300

201320082000

Angaben in %

8479

76

8277

70

7559

74

6265

45

6457

54

5753

52

5749

48

Arbeitskollege

Nachbar

Einwohner

Staatsbürger

Freund

Chef

Schwiegersohn/-tochter

Die Deutschen würden Polen in allen gesellschaftlichen Rollen mehr akzeptieren als nicht akzeptieren.

Die in manchen Fällen gesunkenen Werte im Vergleich zu Untersuchungen aus der Vergangenheit

deuten darauf hin, dass der Annäherungsprozess nicht ohne Probleme verläuft.

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Die positive Veränderung zeigt, dass die Deutschen die Entwicklungsprozesse in Polen – vor allem das Wirtschaftswachstum – bemerkt haben. In anderen Bereichen dagegen ver-läuft die Annäherung noch schleppend. Die Aufmerksamkeit der Medien gilt nicht nur in diesem Fall negativen Erscheinungen. Positive Entwicklungen werden mit Verspätung wahrgenommen.

806040200

Wie charakterisieren Sie den typischen Polen? Zusammenstellung von positiven Merkmalen aus den Jahren 2000, 2006 und 2013

Angaben in %

Quelle: Bertelsmann Stiftung / Institut für Öffentliche Angelegenheiten

201320062000

6873

2659

39

3348

33

3843

30

3136

27

2634

21

1933

26

2932

28

2928

k.A.

k.A.

k.A.

27

19

3025

23

24

24

1922

21

75religiös

freundlich

unternehmerisch

fleißig

tolerant

modern

gebildet

verantwortungs-bewusst

gut organisiert

effektiv

diszipliniert

ordentlich

ehrlich

Die Wahrnehmung der Charaktereigenschaften der Polen hat seit 2006 eine entschiedene Verbesserung erfahren. Heute meinen die Deutschen viel öfter, dass die Polen freundlich (Anstieg um 33 Prozentpunkte), unternehmerisch (plus 15 Prozentpunkte), gebildet (plus 14 Prozentpunkte), modern (plus 8 Prozentpunkte) oder religiös (plus 7 Prozentpunkte) sind. Die Verbesserung ist jedoch fast bei jedem Merkmal zu sehen. Deutlich weniger Deutsche als im Jahr 2006 empfinden die Polen heute als rückständig, schlecht organi-siert, verantwortungslos, intolerant, passiv-abwartend, oder unfreundlich.

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Persönliche Kontakte helfen – Ostdeutsche positiver eingestellt

In der ganzen Studie sind einige Tendenzen zu beobachten:

• Die Personen, die in Polen nach dem Jahr 1989 waren oder Kontakte mit den in Deutschland leben-den Polen haben, zeigen ein deutlich besseres Verhältnis zu Polen als jene, die keine persönliche Beziehung zu Polen haben. Es zeigt sich wie wichtig es für die Verbesserung der Wahrnehmung ist, dass immer mehr Polen und Deutsche, in Kontakt treten. So liegen beispielsweise die Sympathie-werte bei der gesamten Befragtengruppe bei 3,0 (in der Skala von 1 - Sympathie bis 5 - Abneigung). Bei den Deutschen, die schon mehrmals in Polen bereits bei 2,4 und bei 2,0 bei jenen, die regel-mäßig dorthin reisen. Die Personen, die in den letzten Jahren in Polen waren, beurteilen auch die deutsch-polnischen Beziehungen viel besser (86% zu 65% von jenen, die nie in Polen waren). Die Personen, die Polen nach 1989 besucht haben schätzen die Kooperation mit Warschau höher ein (2,1) als diejenigen die nicht in Polen waren (2,7).

• Einwohner von den östlichen Bundesländern haben ein besseres Bild von Polen als die Westdeut-schen. Zum Beispiel in der Beurteilung der Ostdeutschen überholen die Polen (Mittelwert 2,9 in der Skala von 1 bis 5) in der Sympathieskala die Griechen (3,0) und Amerikaner (2,9), während sie in der gesamtdeutschen Bevölkerung hinter diesen Gesellschaften rangieren. Die Ostdeutschen sehen auch die polnischen Merkmale positiver. Sie beurteilen den Stand der deutsch-polnischen Beziehun-gen (81% der Ostdeutschen und 67% der Westdeutschen) ebenfalls positiver.

Allgemeine Schlussfolgerungen und Empfehlungen

• Das Bild von Polen und Russland in Deutschland unterscheidet sich eindeutig. Polen und seine Bevölkerung werden positiver wahrgenommen. Die Deutschen bewerten den Mangel an Demokra-tie in Russland sehr streng und verhalten sich distanziert seiner Gesellschaft gegenüber. Der Haupt- unterschied ist darauf zurückzuführen, dass Polen zur Europäischen Union gehört, was das Spek-trum der Handlungsmöglichkeiten erweitert, aber gleichzeitig häufig auch die Herausforderungen vergrößert.

• Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die entschiedene Verbesserung des deutschen Polenbildes in den letzten Jahren ein Mythos ist. Die Sicht der deutschen Eliten auf Polen ist positiv, aber in der Gesellschaft herrschen noch immer Stereotype vor, zum Beispiel das Bild des Polen als Autodieb. Wenn man allerdings berücksichtigt, wie verbreitet die antipolnische Rhetorik in Deutschland jahre-lang gewesen ist, sind dennoch große Fortschritte sowie positive Tendenzen zu bemerken.

• Sehr gut fallen die Antworten auf die Fragen nach der Politik aus. Die deutsch-polnischen Bezie-hungen haben die beste Beurteilung seit Jahren bekommen, was den realen Stand der Beziehungen widerspiegelt, welche also in der Tat als sehr gut bezeichnet werden können. Die Bevölkerung nimmt die Veränderungen wahr, welche in Polen und in den deutsch-polnischen Beziehungen stattfinden. Diese positive Beurteilung der deutsch-polnischen politischen Beziehungen – Gemeinsamkeiten in der EU – sind ein Kapital für die Zukunft Europas.

• Die sehr negativen, antipolnischen Stereotypen, die seit dem 18.Jh. in Deutschland herrschen wur-den im Großen und Ganzen überwunden – es bleibt aber immer noch viel zu tun.

• Russland liefert kein gutes Bild ab, es dominieren die negativen Schlagzeilen der letzten Jahre, ins-besondere die negativen Schlagzeilen aus Russland selbst.

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• Alle Ergebnisse machen deutlich, dass der unmittelbare Kontakt mit den Polen und ihrem Land ihr Bild und die Einstellung der Deutschen entschieden verbessert. Die Verbesserung der Beurteilung der Charaktereigenschaften, die einem durchschnittlichen Polen zugeschrieben werden, zeigt eben-falls, dass die Polen als Menschen immer positiver wahrgenommen werden. Dies trägt die klare Bot-schaft, dass man nie genug in gegenseitige Beziehungen investieren kann, ob dies in der Form von Jugendaustausch, Städtepartnerschaften, Wirtschaftskontakten oder Touristenbesuchen geschieht.

• Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen deutlich den enormen Einfluss des Fernsehens und der Presse auf den Wissensstand der Befragten. Dies bedeutet eine ungeheure Verantwortung der Jour-nalisten, deren Berichte das Bild des Landes, über das sie schreiben und sprechen, sehr stark prägen.

• Die deutschen Eliten sollen nicht davon ausgehen, dass das positive Bild von Polen, das sie selbst haben, von der breiten Bevölkerung geteilt wird. Die Untersuchungen zeigen deutlich, dass dies nicht der Fall ist. Daher stehen die deutschen meinungsbildenden Schichten vor der Herausforde-rung, Stereotypen zu erklären und abzubauen, sowie ein positives Bild vom Nachbarn im Osten zu befördern. Dies sollte während politischer Ansprachen geschehen, bei denen Polen als wichtiger Partner hervorgehoben wird. Es sollten deutsch-polnische Projekte initiiert und weit verbreitete, unwahre oder veraltete Überzeugungen durch Fakten und statistische Daten beseitigt werden.

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Informationen zu der Umfrage

Die Feldstudie 2013 wurde vom 8. bis 15. März 2013 im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durch die TNS EMNID durchgeführt. Befragt wurde eine repräsentative Gruppe von 1.045 deutschen Bürgern im Alter von über 14 Jahren.Die Daten von den Jahren 2000, 2006 und 2008 kommen aus den Untersuchungen des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten durchgeführt in Deutschland durch TNS EMNID.

Gesamte StudieIm Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland 2013 ISBN: 978-83-7689-134-7

Impressum

© 2013 Bertelsmann Stiftung

Im Osten was Neues? Das Bild Polens und Russlands in Deutschland 2013

Jacek Kucharczyk, Agnieszka Łada, Cornelius Ochmann, Łukasz WenerskiJuni 2013

Bertelsmann StiftungCarl Bertelsmann Straße 256D-33311 Güterslohwww.bertelsmann-stiftung.de

Cornelius [email protected] +49 5241 81 81198

Institut für Öffentliche Angelegenheiten (Instytut Spraw Publicznych)Agnieszka Ł[email protected] +48 22 556 42 88

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