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Deutschlands Außenpolitik- zwischen Opponieren und Arrangieren -
Schlussfolgerungen aus der Amtszeit George W. Bush
Perspektiven für die Zukunft
Referat von Benjamin Hammer, 15.07.2008
Aufbau
Die Macht der USA (Wie) können andere Staaten diese Macht zähmen?
(nach Steven Walt)
Deutschland-USABeziehungen 2000-2008
Europa, Amerika oder beides? (Diskussion)
Perspektiven für die Amtszeit(en)Obama/McCain (Diskussion)
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Die Macht der USA(Infos aus der Präsentation von Martin Pickel)
Wegfall der Sowjetunion als direktenGegner
kein Gegengewicht vorhanden USA als einzig verbleibende Super- bzw.
Hypermacht Militärausgaben 2008
(711 Mrd US$) höher als die von EU,China und Russland zusammen
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Können die USA also machen was sie wollen?
„At some point we may be the only ones left. That's okay with me. We are America.“ (George W.Bush)
„I will never apologize for the United States of America – I don't care what the facts are.“ (George H. W.Bush)
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Nein - denn selbst Herrscher haben nie die totale Kontrolle
Nach Steven Walt – Taming American Power
Ein Kind kann quengeln und sich seinen Eltern widersetzen, obwohl sie stärker sind.
Ein Gefängniswärter kann nicht alles überblicken. Die Gefangenen können ihn austricksen.
Die Macht der USA zähmen – Möglichkeit 1: Opposition
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Strategien der Opposition
Hard-Balancing: Realismus/Kenneth Waltz: Staaten versuchen Gegengewicht gegen den stärksten Staat zu erzeugen.
Walt macht nicht ganz klar – was für ihn „hartes Balancing“ ist. Vermutung: Hard Balancing als direkte Intervention gegen die Hypermacht – etwa durch Militär.
Walt: Hard-Balancing wird kaum eingesetzt, weil USA von den meisten nicht als Bedrohung angesehen werden. Außerdem wäre selbst eine riesige Anti-Amerika-Koalition den USA militärisch unterlegen
Nach Steven Walt – Taming American Power
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Strategien der Opposition
Soft-Balancing: Akzeptiert die aktuellen Machtverhältnisse versucht aber bessere Resultate zu erzeugen.
„By definition, soft balancing seeks to limit the ability of the United States to impose its preferences on others.“ (Walt).
Bsp.: Wachsende Kooperationsbestrebungen zwischen der EU und China (etwa Aufhebung des Waffenembargos)
Bestrebungen der EU die eigene Verteidigungspolitik auszubauen und sich von den USA unabhängiger zu machen
Verhalten von Deutschland, Russland und Frankreich im Sicherheitsrat der UN 2003 – kein UN-Beschluss anzugreifen
Grenzen von Soft-Balancing: USA griffen trotzdem an!
Nach Steven Walt – Taming American Power
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Strategien der Opposition
Balking: Staat weigert sich das zu tun, was USA fordert (z.B. Waffeninspekteure ins Land zu lassen) – irrelevant bei D/USA
Binding: Kein Gegen-Balancing, sondern der Versuch, die USA durch Normen und Institutionen zu binden – erfolglos 2003 – Sicherheitsrat!
Blackmail:Erpressung – (Nord Korea – Atomwaffenentwicklung bzw. Einsatz – irrelevant bei D/USA)
Deligetimation: Unilaterale(s) Aktionen Verhalten als illegitim, Abkommen auch ohne die USA (z.B. Kioto), USA haben Interesse multilateral und partnerschaftlich zu erscheinen.
Nach Steven Walt – Taming American Power
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Die Macht der USA zähmen – Möglichkeit 2: „Accomodation“
(Anpassung, Entgegenkommen)
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Auf Kuschelkurs mit den USA
Beispiel NATO: Seit 1991 Beitritt vieler osteuropäischer Länder – nun 26 Mitglieder
2003: Unterstützung der USA durch Polen & Co – „New Europe“
Internationale Unterstützung nach 9/11: Le Monde: „Wir sind jetzt alle Amerikaner“
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
BandwagoningAuf Kuschelkurs mit den USA
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Kuschelstrategien/Accomodation Bandwagoning: Ein Staat versucht sich zu arrangieren mit
dem stärksten Staat der ihm gegenübersteht (US-Falken: Je mehr Macht wir demonstrieren, desto mehr Staaten werden uns folgen)
Walt (1987, aus Wikipedia): Bandwagoning occurs when weaker states decide that the cost of opposing a stronger power exceeds the benefits to be gained from supporting it.
Walt 2005: Wenige Bandwagoning-Beispiele in Realität – Irak, Serbien, Nordkorea – ließen sich nicht beeindrucken.
Frage: Betreibt D Bandwagoning gegenüber den USA?
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Kuschelstrategien/Accomodation Regional Balancing: Die USA als Schutzmacht, in der
Regel gegen regionale Bedrohungen
Beispiel Israel (Schutz vor arabischen Ländern), Osteuropäische NATO-Staaten (Schutz vor Russland)
Walt: Auch in Westeuropa begrüßen die Staaten die Anwesenheit von US-Truppen als Schutz vor einer „Renationalisierung“ und einem Neuaufkommen von alten Konflikten
Nach 9/11: Regionale Stabilität und Schutz auch vor Terrorismus?
Walt: Falle: Führt nicht gerade die Anwesenheit von US-Truppen auf einem Kontinent zu höherer Terror-Gefährdung?
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Kuschelstrategien/Accomodation Bonding: Versuch einen „Special Relationship“ mit den USA
aufzubauen, auch auf persönlicher Ebene.
Beispiel: Tony Blair/George W. Bush: Aber: Daraus resultierende Verpflichtungen für beide seiten.
Kein Bonding: Schröder/Bush
Domestic Political Penetration: Einflussnahme im Inneren der USA
Beispiele: Israel und Armenien-Lobbies in den USA
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Deutschland – USA 2000-2008
2001
„Uneingeschränkte Solidarität“
Uno-ResolutionUno-Resolution Deutschlands „Verteidigung am Hindukusch“
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Deutschland – USA 2000-2008
2002/2003
KEINE Uno-Resolution (Widerstand D,R,F)
Wahlkampf 2002: Keine deutschen Truppen
im Irak!
Richard Perle: „Ich habe niemals erlebt, dass das Verhältnis
zu einem engen Verbündeten so schnell und so schwer beschädigt
worden ist wie durch den Wahlkampf von Schröder.“
Angriff der „Coalition of the Willing“
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Deutschland – USA 2000-2008
2003Old Europe! New Europe!
2004
Deutschland und Frankreich!Schröder und Chirac treffen sich oft zum Abendessen!
Exkurs: ESVP 1999-2001: Schrittweise Entwicklung der
Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik – gegen den Willen der USA
2003: B, LU, D,F schlagen EU-Verteidigungsunion vor – scheitern, geben aber wichtigen Impuls
2003: Erste EU-Militärmission in Bosnien-Herzegowina
Vertrag von Lissabon: Weitere Stärkung! Dann Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Deutschland – USA 2000-2008
2008
2005
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
...war da nicht was?
Wahlkampf 2005: Merkel reist nach Washington. SPD wirft
ihr vor, sie falle der Regierung in den Rücken.
Deutschland – USA 2000-2008
2006
2007
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Bush in Mecklenburg-Vorpommern: „Die Kanzlerin ist ein guter Freund, sie hat
ein Herz voller Demut.“
Deutschland – USA 2000-2008
2007
2007
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Frankreich und UK nähern sich an. Eine Schwächung des dt.-
frz.Verhältnisses?
G 8 in Heiligendamm – entwicklungspolitischer Erfolg? Klimapolitischer
Misserfolg (die USA lehnen Klimaziele ab)
Deutschland – USA 2000-2008
2008
2008
G 8 in Japan – USA lenken bei Klimazielen
ein. Beispiel für erfolgreiches Soft-
Balancing?
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Deutschlands AußenpolitikEuropa, Amerika, oder beides?
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Kann Deutschland auf allen Hochzeiten tanzen?Nach von Bredow, Link und Schwarz in Jäger – Deutsche Außenpolitik
Hans-Peter Schwarz plädiert für ein „atlantisches Deutschland“: − Aufgrund der Machtlage ist es zwingend geboten, Amerika zum Partner und nicht
zum Gegner zu haben!− 2003 im Sicherheitsrat fehlende Weitsicht!− Stabiles ebenbürtiges EU-Gegengewicht zu USA gar nicht möglich – es wird immer Ausreißer geben! (z.B. Polen, Dänemark)− Abhängigeit von D an USA u.a. bei Wirtschaft und ErdölversorgungWerner Link plädiert für ein „europäisches Deutschland“: − EU muss sich zu einem autonomen geopolitischen Akteur mit eigenen
militärischen Fähigkeiten entwickeln und die NATO europäisch-amerikanisch ausbalancieren
− Dann kann D eine euro-atlantische Macht werden und die Zweigleisigkeit von D in seiner Außenpolitik kann zu einem Ende kommen
− Zweigleisigkeit ist durch US-Doktrin des „Entweder-oder“ nicht mehr realisierbar− „Friede der Welt“ kann nicht imperialer Friede bzw. „pax americana“ sein,
sondern nur ein pluralististischer Friede mit Europa als Gleichgewichtskraft.
Deutschlands AußenpolitikEuropa, Amerika, oder beides?
Kann Deutschland auf allen Hochzeiten tanzen?Nach von Bredow, Link und Schwarz in Jäger – Deutsche Außenpolitik
Wilfried von Bredow sagt, Deutschland müsse sich entscheiden:− Lange Zeit galt für die dt. Außenpolitik: Begebe Dich niemals in eine Position, in
der Du zwischen Europa und den USA wählen musst!− Diese „Sowohl-aus-auch“-Taktik scheint aber nicht mehr so gut zu funktionieren− Es müssen klarere Konturen der dt. Außenpolitik her – auch um verlässlicher zzu
werden− Europäische Vergemeinschaftung muss oberste Priorität genießen− Wenn das Vorantreibung der EU richtig gemacht wird, dann werden sich
Beziehungen verbessern, weil Gemeinsamkeiten zwischen USA und Europa schneller abrufbar sind.
Hauptseminar Prof. Jäger – Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik – Referat Benjamin Hammer, 15.07.2008
Diskussionmögliche Fragen
Was ändert sich für D durch Obama/McCain?
Sollte Europa überhaupt Gegenmacht bilden?
Ist ein „sowohl-als-auch“ (Europa UND Amerika) der deutschen Außenpolitik möglich?
Warum sollte die Hypermacht USA auf andere Staaten hören?