dialog 09-10 2011

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September/Oktober 2011 Gemeinsam glauben, leben, handeln – die Hochschule im Gespräch Vorsicht, Hochspannung – Kommunikation in der Zerreißprobe Seite 2 Wie wichtig mir meine Beziehungen sind Seite 4 Das Bibelgespräch im Gottesdienst Seite 6 Archäologie Seite 11 ... und vieles mehr Ted Wilson in Friedensau Seite 9 Von der Uni ins Berufsleben Paulin Giurgi Seite 8

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Das Hochschulmagazin der Theologischen Hochschule Friedensau.

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Page 1: DIALOG 09-10 2011

September/Oktober

2011

Gemeinsam glauben,

leben, handeln –

die Hochschule

im Gespräch

Vorsicht,

Hochspannung –

Kommunikation in

der Zerreißprobe

Seite 2

Wie wichtig mir meine

Beziehungen sind

Seite 4

Das Bibelgespräch

im Gottesdienst

Seite 6

Archäologie

Seite 11

... und vieles mehr

Ted Wilsonin Friedensau Seite 9

Von der

Uni ins

Berufsleben

Paulin Giurgi

Seite 8

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Kommunikation in der Zerreißprobe

„Der Irrtum, dass Menschen sich verste-hen, nur weil sie die gleichen Worte gebrau-chen, ist sehr verbreitet.“ (Richard Bandler)

Mit Freunden ist alles ganz leicht undlocker. Man tauscht sich aus, plaudert,wälzt Probleme, völlig frei von Spannun-gen. „Freunde sind Menschen, mit denenman sich versteht.“ Diese Selbstverständ-lichkeit weist auf zwei wichtige Aspekte derKommunikation hin. Beziehungen habenviel mit „miteinander reden“ zu tun undmit gegenseitigem Verstehen. Wobei eskeine Frage ist, dass Verstehen in diesemZusammenhang weit mehr meint als dieSprache. Es drückt eine harmonischeBeziehung aus, Gefühle, Empathie, Wert-schätzung, Gemeinsamkeiten. Vor diesemHintergrund werden alle verbalen Äuße-rungen gesehen und verstanden. DieGrundlage beim gegenseitigen Verstehenin Konflikten hat die gleichen Parameter,nur negativ gefärbt. Diese Erkenntnis spieltin Konflikt-Gesprächen eine wichtige Rol-le; sie bedeutet, dass mein Befinden einengroßen Anteil daran hat, wie ich den ande-ren verstehe und was ich aus seinen Wor-ten höre.

Die Frage der Gewaltlosigkeit

Wer sich für Gewaltlosigkeit entscheidet,sollte überdenken, dass Sprache auch einMittel ist, mit dem Menschen Gewaltzugefügt wird. Dies wurde schon zu bibli-schen Zeiten so wahrgenommen. Ps 52,4:„Deine Zunge trachtet nach Schaden wieein scharfes Schermesser, du Betrüger!“(vgl. auch Mt 5,22; Röm 3,13f; Jak 3,5f)

Worte können verachten, diskriminie-ren, unterdrücken, zwingen und verletzen.Die zugefügten verbalen Verletzungenkönnen genauso schmerzhaft sein wiephysische Verletzungen. Sie brauchengenauso Zeit zum Heilen und hinterlassenebenfalls Narben. Das hat jeder von unsschon am eigenen Leib erfahren. Wir ver-letzen oft unbewusst, manchmal aberauch ganz gezielt.

Kommunikationim Konflikt

Was geschieht eigentlich, wenn Bezie-hungen durch einen Konflikt belastet wer-den? Wie verändert sich dadurch die Art,miteinander zu sprechen? Warum geht dasso schnell? Was ist dabei anders als bei nor-malen Gesprächen? Wie können langjähri-ge Freundschaften so schnell zerbrechen?

Ein Konflikt entsteht, wenn nicht verein-bare Interessen aufeinander stoßen. Han-delt es sich um die eigenen, persönlichenInteressen, entstehen dabei Emotionenund emotionale Spannungen, welche diepersönliche Beziehung massiv belasten. Istden Gesprächspartnern eine Einigungnicht möglich, eskaliert der Konflikt. Paral-lel dazu entsteht durch die emotionalenSpannungen ein Beziehungskonflikt. Emo-tionale Spannungen verzerren die Kom-munikation. Gesagtes wird immer durchden emotionalen Filter gehört und ver-standen. Das führt zu Misstrauen, Mutma-ßungen, Unterstellungen und Schlussfol-gerungen aus vermeintlichen Zusammen-hängen. Man hört jetzt anders; die Wortedes anderen werden mit gemachten Erfah-rungen und Schemata verglichen, die vor

Liebe Leserin,lieber Leser,

für Friedensau war es trotz kühlerWitterung und Regen, der in den ver-gangenen Wochen ausgiebig floss,ein „heißer Sommer“. Heiß deswe-gen, weil es wieder viele Gäste beher-bergen durfte, die mit großen Erwar-tungen zum Freundes-Camp undzum G-Camp angereist waren. Undda kam schon der Eine oder Andereins Schwitzen, allen voran dasKüchenpersonal und sicher auch dieOrganisatoren, die diese Events mitlanger Hand vorbereitet hatten. Undes hat sich gelohnt, auch in diesemJahr hat wieder alles gut geklapptund wenn man so in die Runde hör-te, gab es viele positive Stimmen undLob.

Auch die Hochschule war bei allenVeranstaltungen mit von der Partie.Dozenten brachten sich in das Work-shop-Programm der verschiedenenVeranstaltungen ein und für die Kidswurde wieder eine Kinder-Uni veran-staltet, die auf sehr großes Interessestieß. Nicht nur die Kinder der F-Camp- und G-Camp-Teilnehmer,auch Kinder aus der näheren Umge-bung nahmen die Gelegenheit wahr,in der Bibliothek zu stöbern und zuerleben, was ein Studientag an derUni alles so mit sich bringt.

Alles in allem bot dieser Friedens-auer Sommer wieder die Möglichkeit,Neues zu entdecken, zu lernen, denGlauben zu stärken, Beziehungen zuGott und seinen Mitmenschen zuerneuern und zu pflegen.

Dass Letzteres uns nicht immer soleicht von der Hand geht, bringt unsvon Zeit zu Zeit auch in Schwierig-keiten und da ist es gut und nützlich,sich mit den Hintergründen unseresSeins zu befassen und zu lernen, wiewir besser miteinander zurechtkom-men. Dies beginnt mit der Achtungunseres Gegenübers, dem vorurteils-freien Zuhören und einer positivenGrundhaltung zum Mitmenschen.

Was wir dazu tun können, unserMiteinander besser zu gestalten, daswollen wir mit den Themen dieserDIALOG-Ausgabe etwas beleuchtenund wünschen allen Lesern dazu vielFreude.

Im Namen der DIALOG-Redaktion

Martin Glaser

von Norbert Dorotik

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dem Hintergrund von negativen Gefühlenebenfalls negativ gefärbt sind. Daserschwert die ganze Kommunikation underhöht die schon vorhandenen Spannun-gen. Die Positionen der Parteien verhärtensich. Jede Seite hat ganz bestimmte Erwar-tungen, was die anderen tun müssten,damit wieder Frieden einkehrt.

„Mit dem/der kann man überhaupt nicht reden!“

Die zunehmenden zwischenmenschli-chen Spannungen lassen den Konflikt här-ter werden, es kommt der Eindruck auf:„Mit dem/der kann man überhaupt nichtreden!“ Das ist der Punkt, an dem die Kom-munikation mit dem Gegenüber ver-stummt. Die Entwicklung bis zu diesemPunkt kann recht schnell gehen; oftmalsbraucht es dazu nicht einmal einen Monat.Danach werden die Gespräche jedoch ver-stärkt mit Menschen fortgesetzt, „dieeinen verstehen“ und uns zustimmen.

Befinden sich die Konfliktparteien imgleichen sozialen System, beginnt sich derKonflikt in dieser Phase zu einem Grup-penkonflikt auszuweiten und führt zu einerPolarisierung innerhalb des Systems.

Die Kuh muss vom Eis

Eines ist klar: Wenn wieder Frieden ein-kehren soll, müssen die vom Konflikt direktBetroffenen die Gespräche miteinanderwieder aufnehmen, um zu einer Klärungdes Ausgangsproblems zu kommen. Aberwie soll das geschehen? Als Grundsatz gilt:Je früher man bereit ist, sich für einegemeinsame Lösung einzusetzen, destoeinfacher ist es, diesen Weg einzuschlagen.Je länger der Konflikt währt, desto mehrVerletzungen verhärten die Positionen. Istder Konflikt so weit eskaliert, dass dieGespräche miteinander bereits abgebro-chen wurden, oder hat er sich bereits aufweitere Personen ausgeweitet, ist es unbe-dingt ratsam, einen Streitschlichter(Mediator) einzuschalten. Voraussetzungist, dass beide Parteien eine Klärung wün-schen und bereit sind, sich mit einzubrin-gen.

Ein Hauptziel des Mediators ist, dieKommunikation der Gegner miteinanderwieder möglich zu machen. Im erstenSchritt wird das nur über ihn gehen. Dabeiwächst das Vertrauen der Parteien zu ihmund sie fangen langsam wieder an, einan-der zu hören.

• Dem/der anderen zuhören ist der ersteSchritt zur Deeskalation jedes Konfliktes,vor allem dann, wenn dies ohne Media-tor geschehen soll. Zuhören ist in jederKommunikation wichtiger, als zu reden;das ist uns oft nicht bewusst.

Als nächster Schritt ist es wichtig, diefestgefahrenen Positionen erst einmal zuverlassen, sich auf das eigene Bedürfnis,das wichtigste Interesse im Zusammen-hang mit dem Problem zu besinnen unddie Bedürfnisse der anderen bewusst wahr-zunehmen. Das schafft ein genaueres Ver-ständnis des Problems und gibt dem Kon-flikt eine neue Struktur. Auch fällt es den

Beteiligten wesentlich leichter, das Bedürf-nis des anderen zu verstehen und zuakzeptieren, als seine Position.

Diese Schritte ermöglichen die Wieder-aufnahme der Kommunikation zwischenden Parteien, ohne dass es zu erneuterEskalation kommt.

• Die Bedürfnisse der anderen hören zuwollen und sich über die eigenen Bedürf-nisse klar zu werden, ist die Basis für eineKonfliktkommunikation ohne Eskalation.

Eine für beide Parteien günstige Lösung(win-win-Lösung) beruht auf der Wahr-nehmung und der Akzeptanz der Bedürf-nisse des anderen ebenso wie der eigenen.Diese erste Bewegung ist ein Ausdruck dergegenseitigen Wertschätzung und des Ver-trauens und macht eine konstruktive Kom-munikation miteinander wieder möglich.

• Wertschätzung ist der dritte Faktor, derverhindert, dass ein Konfliktgespräch eska-liert und damit destruktiv wird.

Der Nährboden für fruchtbare Konflikt-gespräche ohne Eskalation besteht also aus

• Wertschätzung

• Zuhören

• Bedürfnisse akzeptieren

Kriegsbeil und Friedenspfeife

„Ich will mich aber streiten!“ Diesen Satzhabe ich bei Vermittlungsgesprächen abund zu einmal gehört. In dieser Formulie-rung steckt unausgesprochen auch dieBereitschaft oder sogar die Absicht, denanderen zu verletzen. Diese Worte drückenimmer auch die Hilflosigkeit aus, mit ande-ren Mitteln die eigenen Bedürfnisse zu ver-teidigen. „Ich habe in meinem Leben nochnie etwas geschenkt bekommen, ich muss-te immer um alles kämpfen!“, sagte mireine junge Frau. Ich habe immer wiedererlebt, wie sie beim Auftreten geringsterSpannungen sofort sehr energisch undaggressiv reagierte. Sie hat in ihrem Lebenimmer wieder die Erfahrung gemacht, dasssie mit Aggression und Streit mehr erreichtals mit konstruktiven Gesprächen. Ist insolch einer Begegnung eine konstruktiveKommunikation überhaupt möglich? Wiekann ich mich verhalten, wenn jemand„das Kriegsbeil ausgräbt“ und es mir vordie Füße wirft? Schnell steigt der Blutdruckund unsere Emotionen sagen: „Das mussich mir nicht gefallen lassen!“ und „Dashabe ich nicht nötig!“ Und wir nehmendas Kriegsbeil an. Besser ist es, sich zu ver-gegenwärtigen, dass man selbst entschei-det, ob man das Kriegsbeil annimmt oderob man dem anderen das Angebot der„Friedenspfeife“ machen will. Wir müssenuns nicht einfach in eine kriegerische Aus-einandersetzung hineinziehen lassen; ver-mutlich hätten wir dabei auch schlechteKarten, weil unser Gegenüber, im Gegen-satz zu uns, schon seit Jahren eine aggres-sive Streitführung eingeübt hat.

Hier gelten die gleichen Grundsätze wiein jedem Konflikt. Wenn wir hinter der aufuns zielenden Aggression ein ursächlichesBedürfnis finden und dieses klar und wer-

tungsfrei wiedergeben, fühlt sich dasGegenüber meist verstanden und nimmtsich etwas zurück. Empathie, Wertschät-zung und Akzeptanz der Bedürfnisse füh-ren auch hier von destruktiver zu kon-struktiver Kommunikation. Das habe ichimmer wieder erleben dürfen. Dazu passendie Worte des Apostels Paulus (Röm12,17.18.21):

„Vergeltet niemandem Böses mitBösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüberjedermann. Ist's möglich, soviel an euchliegt, so habt mit allen Menschen Frieden... Lass dich nicht vom Bösen überwinden,sondern überwinde das Böse mit Gutem.“

Aber Hallo!

Das Wörtchen „Hallo“ hat vor allemunter jungen Leuten in den letzten Jahreneine ganz besondere Bedeutung erhalten,vor allem in spannungsgeladenen Gesprä-chen. Es wird als Fragewort in die gegneri-sche Darstellung eingeworfen und wirktwie eine Handgranate: „HALLO?“ Undjede Wiederholung potenziert die Wir-kung.

Dieses „Hallo?“ ist in seiner Bedeutungso vielschichtig, dass es sich kaum in eineAussage fassen lässt. Es beinhaltet vorallem eine Diskreditierung dessen, wasgesagt wird, und gleichzeitig des Redners.Deshalb verfehlt es seine Wirkung nicht, eslöst starke negative Emotionen aus undlässt das Gespräch eskalieren. Einige Über-setzungsversuche: „Bist du jetzt totaldurchgeknallt?“; „Merkst du überhauptnoch, dass ich hier bin?“; „Jetzt hast duaber total abgehoben!“; „Was erzählst duda für Lügen?“

Wie kann man darauf reagieren, wenneinem an diesem Gespräch und amGegenüber etwas liegt? Es sind immer wie-der dieselben Parameter, welche die Eska-lation von Gesprächen verhindern. DieErwiderung sollte die Person achten, wer-tungsfrei sein und das Bedürfnis des ande-ren im Blick haben. Wertungsfrei ist eineÄußerung nach Marshall B. Rosenberg(Gewaltfreie Kommunikation, Junfermann2004) dann, wenn ihr nicht widersprochenwerden kann: „Du hast jetzt zweimal hallogesagt“, der zweite Satzteil zielt auf dasBedürfnis: „sicher willst du zu meinen Aus-sagen etwas erwidern“; der dritte Teildrückt die Achtung der Person aus: „ichmöchte dich auch gerne hören“, und daseigene Bedürfnis als Bitte ausgedrückt:„aber bitte lass mich meinen Gedankengerade noch zu Ende führen.“

Im Prinzip ist es nicht schwer, Problemeohne Eskalation zu diskutieren, wenn mansich nicht in dem Strudel eigener Emotio-nen verirrt. Emotionen dürfen und müssensein, sollten uns aber nicht die Wertschät-zung des anderen vergessen lassen. n

Norbert Dorotik ist ausgebildeter Mediator und für dieMediatorenausbildungin unserer Freikirche zuständig. Er leitet die AbteilungenPredigtamt und Erzie-hung im Süddeutschen Verband

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Wir werden täglich von unzählbarenakustischen Signalen zugepflastert. Vielesind unwichtig. Andere sichern das Über-leben. Einiges von dem, was wir zu hörenbekommen, hilft zur Orientierung, andereserschwert sie.

Manches sollten wir vielleicht besserüberhören. Dass sich dies im Alter auto-matisch ergibt, sei ein großer Vorteil diesesLebensabschnittes, meint Hemingway.

„Alle Morgen weckt er mir das Ohr, dassich höre, wie Jünger hören.“ (Jesaja 50,4b)

Ist es nötig, das Ohr geöffnet zu bekom-men? Rein anatomisch sind unsere Ohrenja ständig für alle Geräusche um uns herempfangsbereit. Doch wir sortieren radi-kal, was und wem wir Gehör schenken. Wirhören hin oder weg und hören vor allemdas, worauf wir geeicht sind.

Dschungelbewohner hören kleinste Ver-änderungen in der Natur. Industrialisiertehaben vielleicht gelernt, durch dasGeräusch die Art und den Zustand einesMotors zu erkennen. Wie hören Jünger? Siekönnen aus allem heraushören, was ihrHERR ihnen zu sagen hat. So wie ein Kinddie Stimme seiner Mutter aus tausendanderen herauszuhören vermag. DieseFähigkeit ist äußerst bedeutsam. Vor allemfür Beziehungen, die Geborgenheit ver-mitteln.

Die Kunst des Hörens und Zuhörenshängt vor allem von der Frage ab, wie stark

dem endlosen Himmel über dem Kopf.Dieses Gefühl, völlig verloren zu sein, hal-ten wir nicht lange aus. Würde sich unserSchöpfer ganz von uns zurückziehen, brä-chen unsere Beziehungsnetze zusammenund der Totalausfall aller ermutigendenEmotionen ließe uns die Hölle auf Erdenerleben. Solch einer Gottverlassenheit sindwir nicht ausgesetzt. Soviel ist sicher.

Besonders fatal ist, dass wirleicht übersehen, wie heilig

Gott unsere Beziehungen sind

Zu Beginn des Neuen Testaments wirdMaria und Josef die Geburt Jesu angekün-digt. Gott geht äußerst behutsam vor, umdie Beziehung der beiden zueinander nichtzu gefährden oder gar zu zerstören. Soschickt er nicht nur einen Engel zu Maria,sondern er begegnet auch Josef, damit die-ser Maria nicht verlässt. So unantastbar istfür Gott ihre Partnerschaft, selbst in diesemHandeln von global-galaktischer Dimensi-on.

Noch am Kreuz widmet sich Jesus miteinem seiner letzten Worte dem Bezie-hungsnetz der Maria und stärkt es, indemer Johannes beauftragt, für sie zu sorgen.Wir hätten befürwortet, wenn alle Kon-zentration von Jesus in seiner Todesstundedem alles entscheidenden himmlischenAuftrag gegolten hätte. Doch unseremHERRN sind familiäre Beziehungen niemalsnebensächlich, sondern heilig und bedeut-sam wie seine Erlösungstat zur Rettung derMenschheit. Für ihn wäre ein noch so hochangebundener geistlicher Auftrag keinGrund, eine zwischenmenschliche Bezie-hung auch nur im Geringsten zu beschnei-den.

Wenn Gott gegenüber unseren Bezie-hungen von höchstem Respekt oder garvon Ehrfurcht bestimmt ist, geschiehtetwas Entscheidendes, wenn auch uns die-se Haltung erreicht. Dann sind wir weitdarüber hinausgewachsen, nur instinktivunserem Bedürfnis nach Beziehungen zufolgen. Nun legen wir unsere ganze Krea-tivität und Begeisterungsfähigkeit in dieGestaltung der Beziehung.

Schwierigkeiten als Herausforderung sehen

Manchmal haben wir das Gefühl, dassuns niemand wirklich versteht. Das ist soverkehrt gar nicht. Doch ist es wirklich not-wendig?

Die Sprache ist die Quelle aller Missver-ständnisse, sagt der Fuchs zum KleinenPrinzen in der bekannten Erzählung vonAntoine de Saint-Exupery. Wir benutzenzwar die gleichen Worte, verstehen darun-ter aber meist nicht dasselbe. Veranschau-lichen wir uns das zunächst an einem sehreinfachen Begriff wie „Tisch“. Was machtihn eigentlich zu einem Tisch? Muss er Bei-ne haben, um ein Tisch zu sein? ... UnsereMeinungen darüber gehen weit auseinan-der.

Wie viel unterschiedlicher fallen die Defi-nitionen aus, wenn es sich um abstrakteBegriffe wie Frieden handelt. Um dafür

uns gerade an der Beziehung gelegen ist.Deshalb ist es für unsere Begegnung uner-lässlich, dem oder der anderen und derBeziehung zu ihm oder ihr Wertschätzungentgegenzubringen.

Drei Einsichten können weiterhelfen:

Wir ermessen oft nicht, was es heißt, unseren Weg

nicht alleine gehen zu müssen

Dass das Alleinsein des Menschen nichtgut ist, macht Gott schon gleich nachdessen Erschaffung deutlich (vgl. Genesis2,18). Außerhalb des (mit Gottes Anwe-senheit erfüllten) Paradieses würde dieseFeststellung eine maßlose Untertreibungdarstellen. Totales Alleinsein wäre hierkaum auszuhalten. Für dieses Alleinsein istjedoch nicht entscheidend, wie vieleMenschen uns umgeben. Es kann alswohltuend erlebt werden, sich aus freienStücken von anderen zurückzuziehen. Da-mit ist unsere emotionale Verbundenheitja nicht aufgelöst. Deshalb kann sich auchder Eremit aufgehoben fühlen. Bedenkenwir: So wie Fasten etwas völlig anderes istals Hungern, ist der Wunsch, einmal al-lein zu sein, etwas völlig anderes als dasSich-verlassen-Fühlen.

Alleinsein hieße hingegen, von dem Ein-druck beherrscht zu werden, auf keinenanderen Menschen bezogen zu sein.Beziehungslos aufgespannt zwischen demstaubigen Boden unter den Füßen und

Wie wichtig mir meine Beziehungen sind

von Dietmar Pfennighaus

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dasselbe Verständnis zu haben, müsstenwir auf unserem Lebensweg dieselbenErfahrungen mit Streit, Krieg, Versöhnungetc. gemacht haben – was völlig unmög-lich ist.

Dieser Einschränkungen sollten wir unsbewusst sein und nicht allzu enttäuscht,wenn es mühsam ist, einander verständlichzu machen, welche Gedanken, Gefühleund Erfahrungen wir mit einer bestimmtenAussage verbinden.

Glücklicherweise drücken wir uns mitweniger als 10 % durch die Wortwahl ausund mit dem weitaus größeren Anteildurch die sogenannte Körpersprache. Aberauch darin gibt es natürlich Missverständ-nisse.

So tut uns folgende Einsicht gut: Es istsehr wertvoll, dass wir versuchen, einanderzu verstehen. Denn es kommt auf unsereBeziehung an, die dem Gefühl, alleinedazustehen, entgegentritt. Einander bis insLetzte zu verstehen, ist zwar nicht möglich,aber letztlich auch gar nicht so wichtig.Denn gerade dass der andere Menschunergründlich ist, macht ihn so unermess-lich wertvoll.

Verständnisschwierigkeiten sollten wiralso nicht als Ablehnung oder Versagenbetrachten, sondern als eine Ermutigung,weiter unterwegs sein zu dürfen und unse-rem Gegenüber aufrichtiges Interesse ent-gegenzubringen.

Es gibt am anderen unermesslich viel Spannendes

zu entdecken

Wir sind darauf fixiert, möglichst vielgleichzeitig aufzunehmen. Wenn wir unsmit unserer Aufmerksamkeit jeweils aufeinen Ort, einen Zeitpunkt und eine Tätig-keit beschränken, fürchten wir, etwas zuverpassen und uns maßlos zu langweilen.Dabei unterschätzen wir völlig, wieunüberschaubar viel Reichtum in diesereinen Erfahrung an diesem einen Ort undin diesem Moment liegt.

Nutzen wir dagegen die in uns schlum-mernde Entdeckerfreude, öffnen sich allunsere Sinne, um die Dinge und dasLebendige so wahrzunehmen, als würdenwir all dem zum ersten Mal begegnen.Doch ist uns das überhaupt recht? Dennständig entscheiden wir bei all unserenWahrnehmungen, wie vertraut sie unssind, um sie dann sortiert und zugeordnetbesser verarbeiten zu können. Das ist prak-tisch, da wir uns dadurch besser zurecht-finden, uns an Bekanntes halten und Neu-es so einschätzen können, dass es nichtbedrohliche Irritationen verursacht. So ver-suchen wir alles, was unser Leben tangiert,unter Kontrolle zu bringen, um keine Über-raschungen zu erleben. Doch entsprichtdas unseren tiefsten Bedürfnissen? Bringenwir uns nicht so um das Feuer der Leiden-schaft, das für ein ausgefülltes Lebenunverzichtbar ist?

Deshalb steht viel auf dem Spiel, wennwir alles mit unseren festgelegten Denk-schablonen beherrschen wollen. Das ersteder Zehn Gebote besagt, dass Gott exklu-

siv Anbetung verdient. Im zweiten Gebotwird daran anknüpfend davor gewarnt,sich von Gott und seinen Geschöpfen einBildnis zu machen. Wie groß ist die Gefahr,nicht Gott anzubeten, sondern das Bild,das wir selbst von ihm konstruiert haben.Es ist verhängnisvoll, wenn wir permanentnur all unsere Bedürfnisse vor Augenhaben, für deren Erfüllung unser Gegen-über einen Beitrag leisten soll. Denn es hältuns davon ab, einen geliebten Menschenin seiner ganzen Größe und Würde zubetrachten.

Max Frisch schreibt dazu: „Man machtsich ein Bildnis. Das ist das Lieblose, derVerrat ... Es ist eine Versündigung, die wir,so wie sie an uns begangen wird, fast ohneUnterlass wieder begehen – ausgenom-men wenn wir lieben.“ Um nicht wenigerals um dieses Abenteuer geht es.

Einerseits erleben wir als Menschheiteine Wissensexplosion und verfügen überMöglichkeiten, Informationen weiterzuge-ben, die noch vor wenigen Jahrzehntenunvorstellbar waren. Andererseits liegtwahre Weisheit auch weiterhin vor allemdarin, die Grenzen des eigenen Bescheid-Wissens zu erkennen. So kommen wir prin-zipiell über Sokrates, den wohl genialstenvorchristlichen Philosophen, nicht hinaus,dessen Erkenntnis in dem Satz gipfelt: „Ichweiß, dass ich nichts weiß“.

Wer die Augen weit genug öffnet, sieht,dass die Welt nicht platt wie eine Scheibeist – und schon gar nicht überschaubar. WirMenschen haben ganze Galaxien nochnicht entdeckt, kennen kleinste Teilchennoch nicht, die es in jedem Atom gebenkönnte.

Nichts im Weltall steht still, sagen diePhysiker. Nach sieben Jahren hat sich jedeZelle unseres Körpers erneuert, sagen dieBiologen. Wir verändern uns ständig,sagen die Entwicklungspsychologen. JedeBeziehung ist einzigartig, sagen die Kom-munikationsexperten.

Trotz aller Einschränkungen unseres irdi-schen Daseins stoßen wir auf eine uner-messliche Vielfalt in Gottes Schöpfung:Was sich jetzt ereignet, ist noch nie genau-so passiert und wird so nicht ein zweitesMal geschehen. Keine Schneeflockegleicht der anderen, selbst wenn wir alle inAugenschein nehmen könnten. Kein Lebe-wesen ist tatsächlich zweimal da. Kein Tagist wie der andere.

Wenn wir Gott von Angesicht zu Ange-sicht sehen können, werden wir diese Viel-falt und Einzigartigkeit jedes Schöpfungs-werkes noch viel mehr wahrnehmen kön-nen. Auch in der Ewigkeit wird sich nieetwas wiederholen und Langeweile völligundenkbar sein. Obwohl wir dort so vielmehr erkennen als hier, wird uns grenzen-loses Staunen erfüllen.

Besonders Begegnungen sind uner-gründlich. Wir wissen nicht wirklich, waseigentlich alles passiert, wenn sich zweiMenschen verlieben, eine Mutter ihr Kindzum ersten Mal im Arm hält oder wir ein-fach nur „Hallo“ sagen. Doch gerade dasUnverstandene macht unsere Beziehun-gen so spannend.

„Mein Mann hat einmal gesagt, er wis-se nie, zu wem er abends nach Hausekommt“, sagt Petra Hammesfahr. „Kennenwir uns?“, sage ich manchmal zu meinerFrau (mit der ich seit 30 Jahren den Lebens-weg teile), wenn wir uns nach einigenStunden oder Tagen wieder treffen. Ichmeine es halb im Scherz und zur anderenHälfte in dem Wissen um ihre Unergründ-lichkeit.

Ich weiß nicht, wie oft meine Frau undich schon einander sagten, dass wir uns lie-ben. Aber da es immer in eine andereErfahrung der Unerschöpflichkeit unsererErfahrungen eingebettet ist, ist es nie das-selbe.

In der nächsten Begegnung mit einemanderen Menschen werden Sie ihn sowahrnehmen, wie es noch niemals zuvorpassiert ist. Für diese Behauptung gibt esdrei Gründe:

• Sie selbst haben sich verändert, habenschon heute oder zumindest gesterneine Erfahrung zu den bisherigen hinzu-gefügt. Zu Unrecht erscheint sie Ihnenvielleicht unbedeutend und wirkungs-los.

• Das gilt genauso für Ihr Gegenüber.Auch er oder sie ist mit jedem Atemzugin Bewegung und Veränderung. Solebenserfahren wie heute war diese Per-son gestern noch nicht.

• Erst recht ist Ihre jetzige (noch so flüch-tige) Begegnung eine Kombination mitganz einzigartigen Komponenten in Zeitund Raum. Sie ist ein Ereignis, das es sonoch nie vorher gab; gewissermaßeneine Welturaufführung.

Fazit: Der Schlüssel für eine wertvolleBeziehung liegt in der Überzeugung, meinGegenüber nicht durchschauen zu können– und dass sich daran grundsätzlich auchnichts verändern wird. Das gilt ganzbesonders für die Begegnung mit Gott.

Wollen Sie sich auf eine kleine Wahrnehmungsübung

einlassen?

Wahrscheinlich gehen Sie davon aus,dass der Raum, in dem Sie sich befinden,Ihnen vertraut ist. Das heißt jedoch kei-neswegs, dass es darin nichts Neues undÜberraschendes zu entdecken gibt.

Nehmen Sie doch einmal aufmerksamIhre jetzige Umgebung wahr. Welche Rei-ze fallen Ihnen auf? Was wollen Sie genau-er anschauen oder mit einem anderen Sin-nesorgan entdecken? Welche Nuancebeachten Sie nun, die Sie die ganze Zeitnicht wahrgenommen haben? Vielleicht istes ein Muster, die Maserung eines StückHolzes, ein Geruch, ein interessantesGeräusch ... Bisher erschien Ihnen diesesDetail nicht wichtig. Aber jetzt machen Siesich diese Facette vertraut.

Sie können auch Ihren Platz im Raumverändern. Welche neuen Perspektivenund Blickwinkel ergeben sich?

Richtig abenteuerlich wird eine solcheSchärfung der Aufmerksamkeit, wenn Sieeinem Meisterstück aus der Schöpfungs-

Dr. Dietmar Pfennighaus(Marburg) leitet ein Weiterbildungsinstitutfür Systemische Beratung und Seelsorgeund ist auch als Beraterund Autor tätig

Mehr zum Thema findet sich in seinemneusten Buch: Neue Horizonte – Beziehungen stärkendurch Systemische Seelsorge.Francke-Verlag. Marburg 2011

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Hochschule Friedensau (ThHF) ein „Semi-nar für Gesprächsleiter(innen)“ durch.

Zum einen geht es dabei um einegründliche Beschäftigung mit dem WortGottes als der Grundlage und Quelle fürdas Bibelgespräch: Wie verstehen wir dieBibel? Welche Auslegungsprinzipien wen-den wir an? Wie bleibt das Wort Gottes ineiner sich verändernden Welt aktuell?

Zum andern geht es um Prinzipien derGesprächsführung, um Regeln der Kom-munikation, um Verstehen und Verstan-denwerden.

Bei den allsabbatlichen Gesprächen imGottesdienst erleben wir häufig folgendeHerausforderung: Beim Bibelgesprächgeht es zum einen um die Bibel, den Text,das Thema. Es wäre schade, wenn wir zwargut miteinander diskutierten, aber das„Thema verfehlten“. Zum andern geht esum das gemeinsame Gespräch, also umdie Gruppe, um Anliegen und Erkenntnis-se der Gruppe. Es wäre auch schade, wennwir zwar über die Bibel redeten, aber dieBedürfnisse und Erkenntnisse der Gruppedabei ignorierten. Schließlich geht es auchum den Einzelnen, um mich. Ich möchtewahrgenommen und gehört werden,mich mit meinen Fragen und Antwortenwiederfinden. Es wäre schade, wenn dasgesamte Gespräch an mir vorbeiginge.

Es gibt nun ein Modell, das uns hilft, die-se drei Komponenten für ein gelingendesBibelgespräch im Blick zu behalten: die„Themenzentrierte Interaktion“ (TZI) vonRuth Cohn. Die TZI ist mit den Wortenihrer Begründerin so zu beschreiben:

„TZI ist eine interaktionelle Methode,die sich mit den Beziehungen von ICH,WIR und THEMA, den so genannten Drei-eckspunkten zueinander und zu ihrerUmwelt, dem so genannten GLOBE,befasst.”

Neben der Einzelperson (ICH) und derGruppe (WIR) spielt das THEMA (ES) einewesentliche Rolle in der Dreiecksbezie-hung. Das Thema ist die Grundlage derGruppe, ist also keine neutrale Sache, son-

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werkstatt Gottes begegnen – einem Men-schen. Wie Sie selbst ist auch er oder siefast so unergründlich wie Gott selbst, weilnach Psalm 8 nur wenig niedriger als Gottselbst geschaffen.

Wollen Sie ein wenig darüber nachsin-nen, wie viel Unscheinbares heute schonpassiert ist, das Ihre Entdeckerfreude hättehervorlocken können?

Ihre Haut oder Ihr Inneres ist mit Wasserin Berührung gekommen, dessen Erfri-schung hätte genossen werden können.Etwas Blühendes haben Sie womöglichübersehen und Vogelgezwitscher über-hört. Sie haben gegessen, ohne für einenMoment etwas Leckeres aufmerksam aufder Zunge zergehen zu lassen ...

Jeder Tag hält für Ihre fünf Sinne sehrviele Reize bereit, die es wert sind, wirklichwahrgenommen zu werden.

Schauen Sie mal, was Ihnen heute anEinladungen zum Aufschauen und Inne-halten in den Weg gestellt ist.

Mit jeder Aktivierung Ihrer Entdecker-freude werden Ihre Beziehungen gestärkt:zu sich selbst, zu anderen, der Schöpfungund nicht zuletzt zu Gott, aus dessen Ide-enreichtum alles hervorgegangen ist. n

Das Bibelgesprächim Gottesdienst

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von Roland E. Fischer

Das „Bibelgespräch im Gottesdienst“(früher Sabbatschule oder Bibelschulegenannt) wird im nächsten Jahr 160 Jahrealt und ist damit die älteste Institution derFreikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.In dieser Zeit gab es Höhen und Tiefen, derSinn dieser Einrichtung stand immer wie-der in Frage. Und doch ist das Bibelge-spräch nach wie vor vielen Adventistenwert und teuer, ja für manche ist es sogarder wesentliche Teil des Gottesdienstes.

Was trägt zum Gelingen des Bibelge-sprächs bei? Wie kann es Gewinn bringenddurchgeführt werden? Zum Bibelgesprächgehören zwei wesentliche Elemente: daspersönliche Bibelstudium zu Hause unddas Gruppengespräch im Gottesdienst. Fürdas häusliche Bibelstudium soll das Bibel-studienheft Anregung und Anleitung bie-ten, das Gruppengespräch lebt nebeneiner aktiven Beteiligung möglichst vielerGesprächsteilnehmer vor allem von einerkompetenten Gesprächsleitung. Dazuführt das Institut für christliche Dienste(ICD) zusammen mit der Theologischen

Thema

Globe

Ich Wir

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auch den Beitrag von D. Pfennighaus).Dazu bedarf es gar nicht so sehr bestimm-ter Methoden und Techniken, sondern einechtes Interesse am Mitmenschen und sei-ner Meinung lässt uns aufmerksam zuhö-ren. Selbst eine kontroverse Sichtweisemuss dann nicht als Angriff abgewehrt,sondern kann als eine Bereicherung für dasBibelgespräch angenommen werden.

Das Bibelgespräch im Gottesdienst wirdweiterhin lebendig und segensreich sein,wenn ein positiver Verständigungsprozessgewährleistet ist, mehr noch: wenn einechtes Interesse am andern und seinenErfahrungen und Meinungen vorhandenist, ja vor allem: wenn das persönlicheBibelstudium und der Austausch darüberals echte Lebenshilfe verstanden wird. n

Dr. Roland E. Fischer leitet das Institut fürChristliche Dienste(ICD), den Bildungs-verband adventisti-scher Bildungseinrich-tungen in Deutschlandund der Schweizund lehrt PraktischeTheologie an derTheologischen Hoch-schule Friedensau

dern hat mit dem Selbst und der Gruppezu tun. „Themen sind Verbindungsankerfür Beziehung. Sympathie und Interesseam andern sind Verbindungsanker für The-men.”

Der so genannte GLOBE, d.h. dasUmfeld der Personen und der Gruppensi-tuation, wird zwar subjektiv unterschied-lich wahrgenommen, muss aber gemein-sam berücksichtigt und gestaltet werden.Deshalb ist es „für das Gruppengesprächund die Interaktion ... notwendig, sich mitdem GLOBE der einzelnen Teilnehmer(soweit dies im Vorfeld möglich ist) zubeschäftigen.” Dies gilt vor allem für denGruppenleiter.

Ziel des TZI-Modells ist es, „eine gleich-wertige Behandlung von ICH, WIR, THEMAund GLOBE” zu gewährleisten. Auch wenndieser Idealzustand wohl kaum zu errei-chen ist, muss „ein dynamisches Gleichge-wicht dieser Faktoren immer wieder ange-strebt” werden.

Soweit die Grundlagen der TZI. Wie sinddiese Prinzipien für das Bibelgesprächnutzbar zu machen? Auch für das Gelingendes Bibelgesprächs ist es unbedingt wich-tig, dass das Thema (Bibeltext), der Aus-tausch in der Gruppe und die Beiträge desEinzelnen gleichwertig und ausgewogenberücksichtigt werden.

Das kann für die Gesprächsleitungbedeuten, beim allzu weiten Abschweifenvom Thema wieder freundlich, aberbestimmt auf den Bibeltext oder die Fra-gestellung zurückzuführen. Das kann zumandern auch heißen, die Fragen und Bei-träge der Gruppe stärker zu berücksichti-gen und nicht nur das Thema „durchzu-ziehen“. Wenn es der Gesprächsleitunggelingt, immer wieder eine Balance zwi-schen dem biblischen Text oder Thema,den Beiträgen der Gruppe und den Bedürf-nissen der Einzelnen im Blick zu behalten,ist ein wesentlicher Schritt zu einem gelin-genden Gespräch getan.

Zu einer guten Gesprächsführung tra-gen alle Kommunikationsprinzipien und -regeln bei, die Verstehen und Verstanden-werden fördern:

Dazu gehören zum Ersten Echtheit undAuthentizität. Das Bibelgespräch ist kein„Spiel“, in dem jeder eine Rolle spielt, son-dern eine echte Auseinandersetzung mitdem Wort Gottes im Kontext unseresLebens und unserer Umwelt. Deshalb giltes, echt und persönlich zu reden, sogenannte „Ich-Botschaften“ zu senden,sich nicht hinter Verallgemeinerungen zuverstecken und Fakten als Fakten, Meinun-gen als Meinungen und Empfindungen alsEmpfindungen zu benennen.

Zum Zweiten bringen und halten guteund offene Fragen das Gespräch in Gang.Es geht nicht in erster Linie darum, Wissenabzufragen, sondern persönliche Meinun-gen und Erfahrungen zu erkunden unddadurch den Bibeltext lebendig und aktu-ell zu machen.

Schließlich ist ein genaues und aktivesZuhören eine wesentliche Voraussetzungfür den Verständigungsprozess (siehe dazu

Die ThHF (Rolf Pöhler) hat in Zusam-menarbeit mit dem ICD (Roland Fischer)ein Konzept zur Aus- und Weiterbildungvon Gesprächsleiter(inne)n erstellt. Nach-dem in den letzten Jahren verschiedentlichAnfragen und Impulse zu einer solchenAusbildung kamen, hat eine Initiative derAdventgemeinde Augsburg den Ausschlagfür ein solches Seminar gegeben. Es beruhtauf folgendem Konzept:

WARUM? Das Bibelgespräch gilt als„Herzstück“ des adventistischen Gottes-dienstes. Das Symposium & Seminar willGesprächsleiter(innen) unterstützen undneue Mitarbeiter(innen) gewinnen undausbilden.

WOZU? Wie kann Gottes Wort im Bibel-gespräch lebendig werden? Was könnenTeilnehmer und Gesprächsleiter dazu bei-tragen?

WAS & WIE? Das Symposium & Semi-nar besteht aus Referaten sowie Workshopsund Übungen, die den Lernstoff vertiefen.Teilnehmer erhalten einen Ordner mit Stu-dienmaterial.

FÜR WEN? Alle, die sich als Gesprächs-leiter(innen) fördern lassen wollenund/oder denen das Bibelgespräch wich-tig ist. Seminarteilnehmer erhalten zumAbschluss ein Zertifikat.

WANN & WO? Das Symposium &Seminar wird zweimal im Jahr an verschie-

denen Orten angeboten. Im Anschluss andas öffentliche Symposium finden dreiSchulungswochenenden statt.

In diesem Jahr fand das Seminar (fastzeitgleich) an zwei Orten statt: In Augs-burg für den Raum Südbayern undangrenzendes Baden-Württemberg und inPlauen für Nordbayern, Sachsen und Thü-ringen. Insgesamt haben über 60 Personenan den beiden Seminaren teilgenommen.M.W. schreibt dazu aus Plauen: „Ich waroft entmutigt, was die Gesprächsleitunganbetrifft, und nach manchem Gesprächfrustriert und habe im Geheimen ge-wünscht, man möge die Bibelschuleabschaffen. Danke für die Ermutigung wei-terzumachen und für die vielen sehr gutenHinweise und praktischen Tipps. Erste klei-ne Erfolge sind schon sichtbar geworden.“A.G. aus Augsburg hat sich vorgenom-men, „weiterzumachen und andere zuermutigen, es auch zu versuchen, Hilfe-stellungen zu geben, auch um sichabwechseln zu können.“

Auch im kommenden Jahr wird dasSeminar für Gesprächsleiter(innen) an zweiOrten durchgeführt werden: im Frühjahr inFriedensau (BMV) und im Herbst in Gießen(MRV). Informationen dazu werden in Kür-ze bekannt gegeben oder können auchschon beim ICD erfragt werden:[email protected]

Roland E. Fischer, ICD n

„Gottes Wort in einer sich verändernden Welt“Das Bibelgespräch im Gottesdienst – Seminar für Gesprächsleiter(innen)

Das erste Symposium fand 2009 in Augsburg statt. Vertreter der Euro-Afrika-Division, des Süddeutschen Verbands und der Theo-logischen Hochschule Friedensau waren damals dabei. Die Zusage einer Beteiligung der ThHf verhalf diesem Konzept zum Durch-bruch. Am zweiten Symposium nahmen vier Friedensauer Dozenten teil. Es wurde in Augsburg und Plauen durchgeführt, gefolgtvon jeweils drei Seminarwochenenden.

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von Paulin Giurgi

Es war ein sonniger Nachmittag imOktober 2009. Die Graduierungsfeier warvorbei, die Bewertung für meine Ab-schlussarbeit stand fest und mein M.A.-Zeugnis hatte ich auch schon in der Hand.Ich war kein Student der ThH Friedensaumehr, sondern konnte mich ab heute zuden Alumni der Hochschule zählen. Eineschnelle Retrospektive der letzten fünf Jah-re in Friedensau, mit all den Erlebnissen, fürdie man im Nachhinein schwer Kategorienfinden kann, kam automatisch, als mirbewusst wurde, dass von meinem Kapitel„Studium in Friedensau“ gerade die letz-ten Zeilen geschrieben worden waren.

Ich hatte schon während der Studienzeitgeplant, auf akademischer Ebene mit einerPromotion weiterzumachen. Aber nochdrei bis vier zusätzliche Jahre studieren?Nach fünf Jahren Studium wünschte ichmir eigentlich, erst einige Jahre zu arbei-ten, und das am liebsten in dem Bereich,von dem ich lange geträumt hatte: derEntwicklungszusammenarbeit. Ein Arbeits-feld, wo der Wille, Gutes zu tun, auf Pla-nung, Management und Evaluierung trifft.Es gibt viele Organisationen, die auf die-sem Feld tätig sind, ich hatte mir auch eini-ge ausgesucht, die vom Profil zu meinerVision passen würden; aber ganz oben aufmeiner Wunschliste stand die „Organisati-on meines Herzens“, bei der ich michschon während der Studienzeit beworbenhatte: ADRA, die Organisation für Entwick-lung und Katastrophenhilfe der Freikircheder Siebenten-Tags-Adventisten.

Ich hatte während des Studiums schonein Praktikum bei ADRA absolviert undwusste schon damals: Hier möchte ich spä-ter gerne arbeiten. Die Arbeitsatmosphäreim Büro und im Feld, die Ideologie, aberauch der verantwortungsvolle Umgangmit Spendengeldern und die niedrigenVerwaltungskosten bei ADRA im Vergleichzu anderen Organisationen zählten zu denDingen, die mich sehr ansprachen. Nur diepositive Nachricht in Bezug auf meineBewerbung ließ auf sich warten ...

(Entwicklungs-) Zusammenarbeit mit Gott

Es war ein Mittwochabend, als ich mitmeiner Frau über unsere berufliche Zu-kunft sprach. Wir entschieden uns, eine„alte Methode“ anzuwenden, die sich in unserem Leben immer wieder be-währt hatte: das Fasten. Das kommendeWochenende sollte im Zeichen des Fastensund des Gebetes stehen. Der nächste Zugsollte Gott gehören. Am Freitagvormittag– einen Tag, bevor die „Fastenzeit“ anfing– kam schon die Antwort. Der Abteilungs-leiter für Programme von ADRA Deutsch-land fragte mich per E-Mail, ob ich mir vor-

stellen könnte, bei ADRA Deutschland ein-zusteigen. Man kann es mit Zufall odervielleicht mit kognitiver „Fern-Empathie“erklären, dass die Antwort auf meineBewerbung nach einem Jahr endlich ein-traf. Für uns war es die Antwort Gottes,und das, bevor wir wirklich angefangenhatten, intensiv danach zu fragen. ZweiMonate später waren wir schon von Frie-densau nach Darmstadt gezogen und ichwurde berufen, Projekte von ADRADeutschland in Lateinamerika zu koordi-nieren. Höchste Priorität in der Region hat-ten die Hilfsprojekte in Haiti.

Die Haiti-Erfahrung

Nach dem verheerenden Erdbeben des12. Januar 2010 in Haiti haben sich euro-päische ADRA-Büros zusammengetan undein Konsortium gebildet, so dass die Hilfebesser koordiniert werden konnte. ADRADeutschland sollte hier die leitende Rolleübernehmen („leading office“) und ich alsRegionalkoordinator sollte das Konsortiumleiten. Ein junger, relativ unerfahrener Mit-arbeiter – also ich – sollte Entscheidungenfür Menschen treffen, die seit 20 oder 30Jahren in diesem Feld mitarbeiten!? Unddas auch noch bei einem Projekt der Kata-strophenhilfe, bei dem Entscheidungen oftschnell getroffen werden müssen … Ichmuss gestehen, dass ich am Anfang einwenig Zweifel hatte, ob das überhauptgutgehen konnte.

Die ersten Herausforderungen kamenschnell und die schwierigen Entscheidun-gen ließen nicht lange auf sich warten. Ichkann mich gut an den Tag erinnern, als ichentscheiden musste, ob unsere Projektmit-arbeiter aus Sicherheitsgründen aus Haitiausgeflogen werden sollten oder ob der„interne Evakuierungsplan“ angewandtwerden sollte. Nachdem die Konsortium-Mitglieder ihre Meinungen dazu geäußerthatten, warteten sie auf die endgültigeEntscheidung seitens des „leading office“,ADRA Deutschland. Ich war schon einwenig nervös und fragte mich auch imNachhinein noch, ob die Entscheidung fürden „internen Evakuierungsplan“ die rich-tige war. Es geht ja um die Sicherheit unse-rer Mitarbeiter – ja, um ihr Leben. Aber ichwar vor Ort, ich kannte die Implementie-rungsregion und die Infrastruktur – und dieReise quer durch die Hauptstadt Port-au-Prince bis zum Flughafen schien mir letzt-lich gefährlicher als ein Rückzug in dieumliegenden Berge, falls Unruhen in PetitGoave, unserem Standort, registriert wer-den sollten. Mittlerweile wissen wir, dassdie Entscheidung richtig war und dass siesogar einen sehr positiven Einfluss auf dasVorankommen unserer Projektaktivitätenhatte; aber auch auf die Menschen in derRegion, die es sehr schätzten, dass ADRAseine Aktivität nicht unterbrochen hatte,

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sondern auch in schwierigen Zeiten beiihnen und bei der Linderung ihrer Nöteaktiv blieb. ADRA hat als erste Organisati-on in der Region über 1.200 Übergangs-häuser für die Erdbebenopfer fertiggestellt.Das bedeutet, dass mehr als 1.200 Famili-en, Kinder, alte Menschen und Menschenmit Behinderungen wieder ein Dach überdem Kopf haben, ja ein Zuhause.

Das ist nur eine der vielen Erfahrungen,in denen man Gott so nahe in unsererArbeit erfährt. Ich sehe die Arbeit bei ADRAals Gottes Arbeit an. Es ist Sein Anliegen,dass Seinen Kindern in Not geholfen wird,es liegt Ihm am Herzen, dass sich Men-schen für ihre Mitmenschen einbringen.Gott führt ADRA bei jedem Schritt, das istmir in der Zeit hier ganz klar geworden. Esgab viele Gegebenheiten, in denen ich daseindeutig sehen durfte. Manchmal mussich lächeln, wenn ich sehe, wie Gott immerund immer wieder in dieser Arbeit gegen-wärtig und aktiv wirkt; oft führt er richtigüberraschende Wendungen in schwierigenSituationen herbei.

Die letzte Erfahrung dieser Art habe ichvor einigen Tagen erlebt: Unsere aus Ugan-da stammende Projektmanagerin in Haititeilte mir mit, dass sie einen Ortwechselbrauche. Ihr Ehemann sei in letzter Zeitimmer wieder krank geworden und habeimmer öfter medizinische Hilfe in Anspruchnehmen müssen. Das Problem dabei: Dasnächste Krankenhaus, das ihm medizini-sche Hilfe hätte anbieten können, war zuweit entfernt und bei dem letzten Anfallhatte sie Angst um sein Leben. Daher wür-den sie einen Arbeitsplatz in der Näheeines entsprechend ausgestatten Kranken-hauses bevorzugen.

Normalerweise sind das die Nachrich-ten, die einem Sorgen bereiten. Es istschwierig, gutes Personal für die Einsätzeim Feld zu finden – und Haiti ist für das Pro-jektpersonal eine harte Erfahrung. Vielewestliche Mitarbeiter gaben schon nachvier bis fünf Monaten auf. Personal, dasselbst aus Entwicklungsländern stammt,empfindet die lokalen Bedingungen oft alsnicht so belastend. Mit der aus Ugandastammenden Projektmanagerin und ihremMann waren wir sehr zufrieden. Die Nach-richt, dass sie anderswo eingesetzt werdenwollten, hätte mir normalerweise Sorgenbereiten müssen. Aber nachdem mir dieProjektmanagerin das alles mitteilte, muss-te ich auch schon lächeln. Denn ausge-rechnet einen Tag zuvor hatte mir einanderer Projektmanager mitgeteilt, dass ergerne für ADRA arbeiten würde, und michgefragt, ob wir vielleicht etwas für ihn hät-ten. Er kommt aus Burundi, spricht Fran-zösisch und war für ADRA in einem Kurz-einsatz in Haiti tätig. Übrigens: auch einehemaliger Student des M.A.-ProgrammsInternationale Sozialwissenschaften in Frie-densau. Genau ihn brauchen wir für Haiti,denn seine Fähigkeiten und Erfahrungensind in dieser Kombination schwer zu fin-den. Ist das nicht aufregend? Gott ebnetmanchmal Wege, wo wir kaum einen Aus-weg sehen. Und solche Erfahrungenmachen wir bei ADRA immer wieder.

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Arbeiten nach hohen Qualitätsstandards

In der Entwicklungszusammenarbeit hatsich in den letzten Jahren vieles verändertund es ist eine Herausforderung, immer aufdem letzten Stand der kontinuierlichenVeränderungen zu sein. Ein Beispiel ist dieMitarbeit in den verschiedenen europäi-schen und internationalen Gremien, aufunterschiedlichen Ebenen und Sektoren, indenen ADRA aktiv ist. Wir haben weltweitProjekte im Bereich Bildung, Nahrungs-mittelsicherheit, Wasser- und Sanitärver-sorgung (WASH) oder Katastrophenhilfe.Für die Umsetzung solcher Projekte arbei-ten wir mit unterschiedlichen Geldgebernzusammen: Die Europäische Union, dasBundesministerium für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung oderdas Auswärtige Amt gehören zu unserenwichtigsten Partnern. Um Mittel aus denFinanzierungstöpfen solcher Geldgeberbeantragen zu können, muss eine Organi-sation einen bestimmten „Status“ besit-zen. Man möchte auch als Geldgeber mitden Implementierungspartnern aufAugenhöhe verhandeln und dazu gehörenhohe Qualitätsstandards, die sich Organi-sationen wie ADRA aneignen müssen. Zudem Finanzierungsbetrag eines öffentli-chen Geldgebers gehört immer ein Eigen-anteil, der verlangt wird. Die Spenden anADRA werden so nicht einfach nur füreigenfinanzierte Projekte ausgegeben,sondern als „Match“ verwendet, um höhe-re Finanzierungen für die Projekte zu erlan-gen. Auf diese Weise können dann dieEigenspenden durch öffentliche Mittelmehrfach multipliziert werden und dieZahl der Menschen, denen geholfen wird,wird wesentlich erhöht. Um öffentlicheProjektfinanzierungen bekommen zu kön-nen, müssen Organisationen hochprofes-sionell arbeiten.

Werkzeuge wie „Project Cycle Manage-ment“, „SPEHRE Standards“ oder „Do NoHarm Approach“ hatte ich während mei-ner Studienzeit in Friedensau kennenge-lernt. Die praktische Umsetzung kam dannin meiner Arbeit bei ADRA. Und nicht nurdas: Eine effiziente und effektive Teamar-beit gehört immer zu der erfolgreichenUmsetzung eines Projektes. Bei ADRA habeich das sehr oft erfahren und erfahre esimmer wieder aufs Neue. Wenn Projektan-träge „vom Feld“ kommen, schließen wiruns zusammen, beraten über die Stärkenund Schwächen des Projektes und suchenLösungen zu einer optimalen Implemen-tierung. Als Neuling auf dem Gebiet hatte(und habe) ich vielerlei Fragen an meineTeamkollegen. Ich war jedes Mal über-rascht über ihr Interesse, meine Fragenkomplett zu beantworten, und ihre Bereit-schaft, die eigene Erfahrung mit mir zu tei-len. Es ist ein großer Segen, in so einemTeam mitarbeiten zu dürfen.

Ein weiterer Segen ist die Dankbarkeit,mit der unsere Hilfeempfänger uns begeg-nen. Aus dem letzten Projektbesuch in Hai-ti kam ich mit tiefen Eindrücken und „auf-getankt“ zurück. Die Freude einer Familiemit fünf Kindern, die gerade in ein neuesZuhause einzieht, ist die tollste Belohnung

für einen langwierigen Einsatz. Davon gibtes in Haiti Tausende und die Dankbarkeit,ausgedrückt in unterschiedlicher Art undWeise, motiviert unglaublich.

Rückblickend

Bevor ich das Studium in Friedensaubegann, aber auch manchmal während-dessen, habe ich mich gefragt, ob das, wasich studiere, das Richtige für mich sei. Dieendgültige Antwort kenne ich erst jetzt imBerufsleben: Ja, das Studium der Interna-tionalen Sozialwissenschaften in Frieden-sau war das Richtige für mich. Und hierdenke ich nicht nur daran, dass ich dort

Mit diesen Worten fasste Ted Wilson,Präsident der Generalkonferenz und Leiterder Freikirche der Siebenten-Tags-Adven-tisten mit weltweit über 17 Mio. Mitglie-dern, seinen Besuch an der TheologischenHochschule Friedensau zusammen. Er warzusammen mit seiner Frau Nancy, MarkFinley (Assistent des Präsidenten für Evan-gelisation), Michael Ryan (Vizepräsidentder Generalkonferenz für Mission), Wil-liams Costa (Abteilungsleiter für Kommu-nikation an der Generalkonferenz), BrunoVertailler und Gabriel Maurer (Präsidentund Exekutiv-Sekretär der Euro-Afrika-Divi-sion der Freikirche) für die Zeit vom 30.Juni bis zum 3. Juli nach Friedensaugekommen. Ted Wilson war mit seinenMitarbeitern bereits einer Einladung nachAugsburg zur ersten Gesamtkonferenz derFreikirche in Bayern gefolgt und hatteanschließend in Darmstadt das Medien-zentrum „Stimme der Hoffnung“ besuchtsowie auf einer deutschlandweiten Pasto-rentagung auf der Marienhöhe aktuelleFragen zur weltweiten Situation der Frei-kirche mit den Teilnehmern diskutiert. DerBesuch in Friedensau bildete den Abschlussdieser Deutschlandreise.

Auftakt des Besuches in Friedensau wareine Fahrt zu den Lutherstätten Witten-berg, Mansfeld und zur Wartburg beiEisenach, die von Dr. Johannes Hartlapp,Dozent für Kirchengeschichte und Dekandes Fachbereiches Theologie an der ThHF,fachmännisch begleitet wurde. Am Don-nerstagabend sprach Ted Wilson im Rah-men einer Abendandacht im Senioren-heim Friedensau von seiner Hoffnung aufdie baldige Wiederkunft Jesu. Er bedanktesich ausdrücklich bei den Senioren fürihren jahrelangen aufopferungsvollenDienst für Jesus und die Gemeinde. ImAnschluss trafen sich die Mitarbeiter derGeneralkonferenz mit Studierenden derHochschule. Eine große Zahl von ihnenwar in Friedensau geblieben (obwohl dieVorlesungen für das Sommersemesterschon beendet waren), um die Besucherder Generalkonferenz kennenzulernen undmit ihnen zu sprechen. Ted Wilson sprachüber die vielfältigen Herausforderungen,die sich im Zusammenhang mit der Lei-tung einer weltweiten Kirche ergeben. Einedieser Herausforderungen wird die Evan-gelisierung der großen urbanen postmo-dernen Zentren dieser Welt sein. Schon

meine Traumfrau gefunden habe, oder andie guten Bibelgespräche in der Sabbat-schule, die Fußballspiele auf dem Sport-platz (manchmal bis Mitternacht, so dassder Kanzler uns am zweiten Tag einelobende E-Mail schickte ) und die vielenFreundschaften, die entstanden. Ich denkeauch daran, dass mir durch qualitativhochwertige Vorlesungen geholfen wurde,an einen tollen „Job“ heranzukommen, indem ich mich vielfältig von Gott benutzenlassen kann, Seine Arbeit auch durch michzu tun. Es ist ein unbezahlbares Privileg, einMitarbeiter in Gottes Feld zu sein. n

Ted Wilson mit seinerFrau Nancy beim Treffen mit den Hochschulangehörigen

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heute leben mehr als 50% der Bevölkerungin den Städten. Eine weitere Herausforde-rung ist die Integration der modernenMedien in die Missionsstrategien. Ver-schiedene Fragen zu Theologie undGemeindepraxis wurden von den leiten-den Brüdern geduldig beantwortet.

Nach einer gemeinsamen Morgenan-dacht aller Mitarbeiter der Hochschule mitTed Wilson am Freitag gab es Zeit für einenAustausch mit den Dozenten. Der Präsi-dent betonte, dass man Friedensau brau-che, dass man jeden Einzelnen, der in Frie-densau lebt und arbeitet, braucht. Frie-densau ist ein Teil der weltweiten Gemein-de!

Am Nachmittag führte der KanzlerRoland Nickel die Besucher über den Cam-pus der Hochschule. Der Präsident undsein Stab zeigten sich sehr beeindruckt vonder Hochschule und ihren Einrichtungen.Abgerundet wurde der Nachmittag durcheine Fahrt mit dem hochschuleigenen Tra-bi-Cabrio.

Für den Samstag hatte der Norddeut-sche Verband der Freikirche zu einem gro-ßen Begegnungstag mit Ted Wilson nachFriedensau eingeladen. Die Zeltversamm-lung stand unter dem Motto „Aufbruch –Reformation – Einheit“. Schnell war dasgroße Versammlungszelt mit über 1.400Besuchern gefüllt. Die „Stimme der Hoff-nung“ sorgte für die Übertragung und Auf-nahme der einzelnen Programme. Micha-el Ryan verwies in seinem Beitrag zur Mis-sion auf die missionarische TraditionDeutschlands und Friedensaus. 1898 wur-den die ersten Missionare nach Brasilienausgesendet. Wenn man heute auf Brasi-lien blickt, dann stellt man fest, dass es dortan die 1,5 Mio Siebenten-Tags-Adventistengibt! Und dann im Jahr 1899: die Grün-

dung der „Industrie- und MissionsschuleFriedensau“, der ersten Ausbildungsstättefür Missionare und Pastoren in Europa, vonder in der Folgezeit viele Missionare in dieganze Welt ausgesendet wurden. DieHerausforderungen für die Mission sindnicht kleiner geworden. Michael Ryanberichtete von den Entwicklungen in Chi-na, den Gebieten der ehemaligen Sowjet-union, von den Herausforderungen inIndien und in den Ländern der muslimi-schen Welt. Die erstaunlichen missionari-schen Entwicklungen gerade in diesenGebieten sind das Ergebnis von Treue undOpferbereitschaft, so Ryan. Friedensau istein Ort, an dem das Wort „Opfer“ keinFremdwort ist. Wenn man den Friedens-auer Friedhof besucht, findet man unzäh-lige Zeugnisse für diese Überzeugung, dassJesus bald kommt. Gott hat große Pläne fürDeutschland.

Ted Wilson unterstrich in seiner Predigt,dass Friedensau, dass die deutscheGemeinde ein wichtiger und integralerBestandteil Gottes weltweiter Gemeindesei. Er sei sehr beeindruckt von seinemBesuch in Friedensau, von den Leuten, diehier leben und arbeiten, von den Studen-ten. Immer wieder nahm der PräsidentBezug auf seinen Besuch der Lutherstätten.Wir haben in Deutschland ein einzigartigesPrivileg: die Reformation, die von diesemGebiet ausgegangen ist, fortzuführen; dieBotschaft Luthers in alle Welt zu tragen:

biblische Wahrheit einzutreten? Ted Wilsonlud die Versammlung ein, die persönlicheBeziehung zu Jesus zu erneuern; den Heili-gen Geist innewohnen zu lassen, um Chris-ten zu sein, die nicht nur schöne Redenhalten, sondern tatkräftig Jesu Wesen ver-körpern. Die größte Predigt, die jemandhalten kann, ist das Leben eines liebendenund liebenswerten Christen.

Obwohl das Wetter zu Aktivitäten imFreien lockte, war das Zelt am Nachmittagwieder voll besetzt. Mark Finley lud die Ver-sammlung ein, in das Angesicht Jesu zuschauen, zu Jesus zu kommen in den ver-schiedensten Umständen unseres Lebens,nicht aufzugeben, auf den Heiligen Geistzu hören, der Einladung Jesu zu folgen.Zum Abschluss der Veranstaltung forderteTed Wilson seine Zuhörer auf, Jesus nichtaus den Augen zu lassen, die kostbare Bot-schaft, die Gott seinem Volk gegeben hat,weiterzutragen. Der Nachmittag klang ausmit dem Lied „Wir sind voll Hoffnung“. AmGelingen dieses Festtages hatten die Orga-nisatoren des Norddeutschen Verbandesunter der Leitung von Friedbert Hartmanneinen nicht geringen Anteil.

Was bleibt als Fazit dieses Besuches?

Eines ist mir in Bezug auf die Person TedWilson deutlich geworden. Es ist gut, wennman eine Person persönlich trifft, mit ihrspricht, sie erlebt. Das ist etwas ganz ande-res als das Hörensagen und Gerüchte. Wirhaben die Besucher erlebt als Schwesterund Bruder, die keine Allüren haben, diesich eingelassen haben auf persönlicheGespräche, die authentisch waren, die sichbereitwillig Zeit für Fotos gelassen haben,die bereit waren, differenziert über theolo-gische Fragen nachzudenken. Solche Dia-loge wünsche ich mir weiterhin mit der Lei-tung unserer Kirche! Die Atmosphäre amSamstag in diesem großen und gefülltenZelt mit Berichten aus aller Welt vermittel-te das Gefühl, dass Gemeinde größer ist alsdie kleine Gruppe, in der man sich zu regu-lären Gottesdiensten trifft. Adventgemein-de ist eine weltweite Bewegung, die – trotzaller Unterschiedlichkeit – eine gemeinsa-me Grundlage hat: Jesus Christus und sei-ne baldige Wiederkunft! Dies gilt es zu pre-digen und zu leben!

Friedbert Ninow n

Wir sind gerettet durch die Gnade Gottes,allein durch Gnade! Der Gläubige lebtdurch Glauben, nicht aufgrund von Tradi-tionen oder menschlicher Interpretation.Sind wir bereit, die Stelle Martin Lutherseinzunehmen und genauso wie er für die

von rechts: Ted Wilson, Mark Finley, Michael Ryan undFriedbert Ninow im Gespräch mit den Dozenten der Hochschule(Foto Anna Krikun)

Ted Wilson inmitten der „Hochschulgemeinde“(Foto Holger Koch)

Ted Wilson predigt in der Arena, links sein Über-setzer Dennis Meier (Foto Holger Koch)

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In diesem Sommer hatte ich zusammenmit dem Friedensauer TheologiestudentenThomas Wowros wieder die Gelegenheit,mit Prof. Gerald Mattingly (Johnson Uni-versity, TN/USA) an den Grabungen ineiner Befestigung, Khirbat al-Mudaybi amRande der moabitischen Wüste, teilzuneh-men. Prof. Mattingly ist Direktor des„Karak Resources Project“, das sich mit derGeschichte und Kultur der antiken Moabi-tis beschäftigt und von einem Konsortiumaus verschiedenen nordamerikanischenUniversitäten getragen wird. Im Kontextdieses Forschungsprojektes werden Regio-nal-Surveys, sozio-kulturelle Studien undarchäologische Ausgrabungen unternom-men. Unsere eigene Grabungsstätte, Khir-bat al-Balua am nördlichen Rand desKarak-Plateaus (dem biblischen Moab)gelegen, ist Teil dieses Forschungsgebie-tes; somit gehen die Arbeiten und For-schungen von Prof. Mattingly und unsereeigenen Hand in Hand.

Khirbat al-Mudaybi liegt am südöstli-chen Rand des zentral-moabitischen Pla-teaus. Es liegt auf einer Hochfläche undüberwacht ein breites, durch Höhenzügebegrenztes Tal (Fajj al-Usaykir), das sichvon der Wüste aus bis nach al-Karak, deralten moabitischen Hauptstadt, hinzieht.Dieses Tal bildet einen der wichtigstenZugänge nach Moab aus der Wüste kom-mend; es verbindet die sogenannte „Wüs-tenstraße“ in der östlichen Wüste mit der„Straße der Könige“, die mitten durch daszentral-moabitische Plateau in RichtungNord-Süd verläuft. Aus diesem Grundscheint das Fort auch an dieser Stelleerrichtet worden zu sein. Es schützte undbewachte den Zugang zur zentralen Moa-bitis.

Bekannt wurde die Anlage bereits in denfrühen 30er-Jahren des letzten Jahrhun-derts. Archäologen, die in dieser GegendOberflächensurveys unternahmen, hattenauf sogenannte „proto-äolische“ Volut-Kapitelle hingewiesen (in Art einer Palmegestaltet mit aufsteigenden Doppelvolu-ten, die an der Oberfläche sichtbar warenund auf einen bedeutenden Torkomplex

hinwiesen). Im Jahre 1997 begann Prof.Mattingly mit seinen Ausgrabungen.Schnell wurde klar, dass das eisenzeitlichmoabitische Fort in der Mitte bzw. in derzweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr.errichtet und offensichtlich nur für einekurze Zeit genutzt worden war; es hatteeine Größe von 80 x 82 Metern. Jede dervier Ecken besaß einen Turm; im Osten derAnlage öffnete sich das Haupttor, im Wes-ten ein Sekundär-Tor. Das Fort hatte manvornehmlich aus Basalt- und Kalksteinblö-cken errichtet. Teile der Anlage wurdenspäter in römischer, byzantinischer undislamischer Zeit reokkupiert. Während derGrabungskampagnen wurden verschie-denste Artefakte aus Keramik, Tierkno-chen, Metall und anderen Materialiengeborgen.

Neben der archäologischen Grabungbeschäftigte sich ein Survey-Team mit derUmgebung von Khirbat al-Mudaybi. Miteinem Allrad-Jeep wurde im Hinterland desForts nach archäologisch verwertbarenSpuren gesucht. Wo gab es kleinere Anla-gen, die das Fort unterstützten? Gab esnoch weitere Anlagen, die – wie Khirbat al-Mudaybi – die Route nach al-Karak absi-cherten? Wo kann man Spuren von Besied-lung aus älteren Epochen nachweisen?Zahlreiche Spuren menschlicher Okkupati-on konnten während des Surveys regis-triert werden. Von besonderer Bedeutungist eine Anlage aus römischer Zeit, derenWasserversorgung durch eine 300 m lan-ge Wasserleitung gesichert wurde,gespeist von einer riesigen Zisterne ausden Hügeln der Umgebung. Ein weiteresHighlight war die Entdeckung einer prä-historischen Wohnhöhle aus dem Paläoli-thikum, in der zahlreiche Steinwerkzeugegeborgen werden konnten.

In diesem Jahr nahmen knapp 30 Perso-nen an dieser Grabungskampagne teil. Siekamen aus den USA, Brasilien und ausDeutschland. Zehn verschiedene Institu-tionen, Universitäten und Colleges unter-stützten dieses Forschungsprojekt.

Friedbert Ninow n

Archäologische Forschungen am Rande der Wüste

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Ein Besucher (Foto F. Ninow)

Bei der Grabungsarbeit (Foto F. Ninow)

TorKomplex der Befestigung (Foto F. Ninow)

Khirbat al-Mudaybi, das Fort am Rande der moabitischen Wüste (Foto F. Ninow)

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Die Predigtwerkstatteine Predigtidee von Johann Gerhardt (Nr. 54)

54Predigtthema:

Hoffnung – Zukunft – Gegenwart. Eine Rückkoppelung

Einleitung: Wartezimmer Zahnarzt:

- Ich hoffe, es dauert nicht lang.

- Ich befürchte, es wird dauern. Das Wartezimmer ist voll.

- Ich hoffe, er bohrt nicht.

- Ich befürchte, er könnte bohren. Der Zahn muckert.

Vor einem Jahr: Das Bergwerksunglück von Chile

- vor dem Wunder im Oktober hoffen und bangen

Unser Leben zwischen Hoffen und Bangen

- vor einer Diagnose

- vor einer Bewerbung

- vor dem Traualtar

- vor der Geburt eines Kindes

- vor dem Alter

Hauptgedanke I:

Hoffnung macht den UnterschiedExperiment mit Wanderratte:

Erste Ratte in Wasserbottich: schwimmt 15 min und istdann tot: Stress

Zweite Ratte: Erfahrung der Rettung durch Holzstab;schwimmt 80 Stunden – Hoffnung auf Holzstab und Rettung

Der Unterschied menschlich gesprochen: Ausweglosigkeit hier, Hoffnung da

Hauptgedanke II:

Woher die Hoffnung nehmen?- Hoffnung ist menschliche Fähigkeit, angeboren. Wir kön-nen Erwartungen in die Zukunft projizieren.

- Hoffnung wird geboren aus positiver Erfahrung.

- Wo aber hoffen, wenn positive Erfahrung nicht ausreicht?

- Finanzkrise der Staaten?

- Tod und Sterben?

- Schuld und Versagen?

- Leid und Trauer?

- Welt und Zerstörung?

Hauptgedanke III:

Hoffnung in Christus gegründet undbegründetPaulus in Röm 6,1-11

Unser Leben mit Christus verbunden:

- mit ihm gestorben

- mit ihm begraben

- mit ihm auferstanden

- in ihn hineingetauft

Meine Taufe verbindet mich mit Christus. Nicht abhängigvon Gefühl oder momentaner Erfahrung. Dies ist Grund derHoffnung über Erfahrungen oder Befürchtungen hinaus.

Hauptgedanke IV:

Wie Hoffnung die Gegenwart gestaltetRückkoppelung zwischen Zukunft, Hoffnung und Gegenwart

Paulus aus Gefangenschaft Phil 4,4-7:

- Freude aus der Beziehung zu Christus ist mehr als zwang-hafte Freude über eigene Leistung (immer verbunden mitBefürchtung).

- Verkündigung der Güte angesichts der Wiederkunft istmehr als eigensüchtiges „Sich-fertig-Machen“ zur Wieder-kunft.

- Dankbarkeit und Gelassenheit mit Hinwendung zu Gott istmehr als eigenes Zersorgen.

- Von Gott geschenkter Friede als Erfahrung der Seele istmehr als alle Suche nach menschlicher Zukunft (immer bedroht durch negative Kräfte in der Welt).

Schlussgedanke: Der Mensch sehnt sich nach positiver Zukunft. Hoffnung,die aus der Verbindung mit Christus kommt, beeinflusst dieGegenwart: Rückkoppelung. Kein Wunder, dass die Urge-meinde beten konnte: Maranatha – unser Herr kommt undunser Herr komme!

Johann Gerhardt n

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Glaube und Marktwirtschaft

Stichwort: Eine Welt

ten und tatsächlich zu Hunger,“ so dieChefin der deutschen Welthungerhilfe Bär-bel Dieckmann3. Spitzenmanager wieRichenhagen mögen solche Zusammen-hänge nicht sehen, wenn sie die hohenPreise bejubeln.

Der Journalist und Publizist Franz Altmacht deutlich: „Profit ist gerecht, wennalle, die am Geschäft beteiligt sind, fair fürihre Arbeit bezahlt werden und einengerechten Anteil bekommen.“4 Er nenntdas „ethischen Profit“. Die Eine-Welt-Ideesetzt genau hier an. Sie propagiert eineEinstellungsveränderung, weg von der Tei-lung der Welt in erste, zweite und dritte,hin zu einem gemeinsamen Verständnis,zur gemeinsamen Verantwortung fürei-nander und für diese Welt. Das beinhaltetauch gerechte Teilhabe aller an der Wert-schöpfung auf dieser Erde und dieAbschaffung von ungerechten Handelssys-temen, die die Ausbeutung fördern unddie Unterscheidung von Reich und Armzementieren. Ein Mittel, um das zu errei-chen, ist der „Faire Handel“: „Bei Produk-ten mit dem Fairtrade-Siegel haben Sie dieGewissheit, dass die Lebens- und Arbeits-bedingungen von Bauern und Beschäfti-gen durch Fairtrade-Preise und -Prämieverbessert werden. Außerdem sind illegaleKinderarbeit und Zwangsarbeit verbo-ten“5,so die Selbstauskunft der Organisa-tionen, die sich dafür stark machen.

Übrigens, Jesus Christus war ein klarerVerfechter der „Einen Welt“. Seine Jüngersollten die Gute Nachricht von der Erlö-sung nicht nur in Jerusalem verkündigen,sondern „auch in ganz Judäa, Samaria undbis an das Ende der Erde“ (Apostelge-schichte 1,8). Das ist die Idee der einen Kir-che, der einen Welt, in der sich alle ver-sammeln, die an Jesus Christus glauben.Und das findet seinen Höhepunkt nach derWiederkunft Christi, den der ApostelJohannes in der großen Anbetungsszene inder Offenbarung schildert: „Danach sahich eine riesige Menschenmenge – viel zugroß, um sie zählen zu können – aus allenNationen und Stämmen und Völkern undSprachen vor dem Thron und vor demLamm stehen“ (Kap. 7,9).

Vor einiger Zeit war ich in einem Eine-Welt-Laden in Dresden. Eine gute Gele-genheit, etwas für mein Gewissen zu tunund Produkte des „Fairen Handels“ zu kau-fen. Als ich nach meiner kurzen Shopping-tour an die Kasse kam, war ich erstaunt,dass der Preis für die Waren in meinem Ein-kaufskorb niedriger war, als ich vermutete.Das interessierte mich und ich wollte derSache auf den Grund gehen. Nach einemGespräch mit der Verkäuferin und einemBlick auf die Internetseite des Ladens fandich eine Erklärung: Viele Mitglieder des Trä-gervereins arbeiten dort ehrenamtlich. Dasdrückt natürlich die Preise. Darüber hinausverfolgt der Verein keine Profitinteressen.Welch ein Engagement für die gute Sache,„nicht wegen einer finanziellen Entloh-nung aktiv zu sein, sondern sich für vieleunbezahlbare Einblicke zu engagieren –vor allem wegen der Chance, gemeinsammit kleinen Schritten etwas in unserer Weltverändern zu können. Das ist unsere Moti-vation und das gemeinsame Selbstver-ständnis der Fairhandelsbewegung/Eine-Welt-Bewegung“1.

Ein Problem sind in den Augen vieler dieungerechten Handelsbeziehungen zwi-schen den sogenannten Drittweltländernund den Industrienationen. Vor einigerZeit verfolgte ich ein Interview mit demAufsichtsratsvorsitzenden des internationaltätigen Agrarmaschinenherstellers AGCOGmbH, Martin Richenhagen. Er sieht seineBranche im Aufwind: „Eine tolle Nachricht,die Getreidepreise sind auf ganz hohemNiveau und die Einkommen der Landwirtesehr gut.“ Und in der Tat, die Weizenprei-se sind seit Januar 2010 um 27% gestie-gen, die für Mais sogar um 69%2. Damitkönnten die Bauern investieren und denAbsatz von AGCO weiter steigen lassen, soRichenhagen. Was gut ist für die Auftrags-bücher und die Arbeitnehmer in den Fir-men, ist schlecht für die Ärmsten derArmen: „Bei steigenden Preisen könnenMenschen, die arm sind, das heißt, diekein Geld zur Verfügung haben, aber auchnicht selbst ihre Lebensmittel anbauenkönnen, auf dem Markt nicht mehr bezah-len, und dann kommt es zu Hungerrevol-

Das ist die Vollendung der Eine-Welt-Idee: Alle beten gemeinsam Gott denSchöpfer an. Da gibt es keine Unterschie-de zwischen Reich und Arm, zwischen ers-ter und dritter Welt oder zwischen ver-schiedenen Völkern. Und deshalb ist esgerade auch die Aufgabe von Christen,bereits in dieser Welt Zeichen zu setzen fürdie eine von Gott geschaffene Welt und dieglobale Verantwortung in geschwisterli-chem Geist. Das bedeutet, immer mal wie-der das eigene Handeln im Alltag zu hin-terfragen und Möglichkeiten zu suchen,bessere Lebensbedingungen der Men-schen in allen Teilen des Globus zu fördern.Das Engagement der Leute im Eine-Welt-Laden in Dresden kann dafür ein gutes Vor-bild sein. n

1 http://www.quilombo-dresden.de2 ARD Mittagsmagazin vom 21.07.2011, Teil: Börse im Ersten3 Interview im Deutschlandradio vom18.02.2011: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/interview/13910914 Franz Alt, Peter Spiegel: Gute Geschäfte, Humane Marktwirtschaft als Ausweg aus derKrise, Berlin (Aufbau-Verlag) 2009, Seite 405 http://www.fairtrade-deutschland.de/ueber-fairtrade.html, heruntergeladen am 22.07.2011

von Roland Nickel

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Dr. Thomas Spiegler neuerProrektor derThHF

Das Kuratorium hat Dr. phil. Thomas Spiegler zum neu-en Prorektor der Theologischen Hochschule Friedensaugewählt. Dr. Spiegler war Prodekan des FachbereichsChristliches Sozialwesen und ist Leiter des Bachelorstu-diengangs Soziale Arbeit. Sein Vorgänger in diesem Amtwar Dr. med. Edgar Voltmer.

Spiegler wurde 1972 in Finsterwalde geboren und gra-duierte 1999 als Dipl.-Theologe an der TheologischenHochschule Friedensau. Nach seiner Tätigkeit als Pastorbegann er 2002 das Studium der Soziologie an der Phi-lipps-Universität Marburg. 2007 promovierte er mit Aus-zeichnung über „Home Education in Deutschland“ zumDr. phil. und ist seitdem als Dozent im Fachbereich Christ-liches Sozialwesen an der Theologischen Hochschule Frie-densau tätig. n

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Kinder schnuppern Hochschulluft

Wie geht ein Studium über die Bühne?Was wird in Friedensau geboten? Dieseund viele andere Fragen wurden bei derdiesjährigen Kinder-Uni der TheologischenHochschule beantwortet.

Zuerst Einschreibung, dann Recherchein der Bibliothek und danach echte Vorle-sungen: Für die Kinder zwischen acht undelf Jahren war alles wie an einer richtigenUni. Kein Wunder, denn die FriedensauerHochschule ist eine echte Uni.

Den Kindern soll gezeigt werden, wieein Studium später aussehen kann. Dassman auf die Tische klopft, wenn der Leh-rer, der hier Dozent heißt, eine spannendeVorlesung gehalten hat, haben die Kinderschon von Annika Woysch erfahren, die beider Durchführung der Kinder-Uni hilft. Wases mit dem „Akademischen Viertel“ aufsich hat, wird auch schnell klar: Wegen Ver-zögerungen bei der Einschreibung kom-men gleich alle die berühmte Viertelstun-de zu spät zur Entdeckungsreise in dieHochschulbibliothek.

Gestartet wurde bei Ralph Köhler, demLeiter der Bibliothek. In einem kniffligenQuiz zum Thema Amerika galt es, die rich-tigen Quellen und Nachschlagewerke zufinden und richtig zu benutzen. Diesmalhalf kein „googeln“, nein, es musstenschwere Lexika gewälzt werden undmanch ein Kind lernte so, dass man beiberühmten Persönlichkeiten nach demNachnamen im Stichwortverzeichnissuchen muss und nicht nach dem erstenBuchstaben des Vornamens.

Theologiedozent Stefan Höschele erklär-te den Unterschied zwischen Vorlesung

und Seminar ziemlich kindgerecht: „Daseine ist Erzählen, das andere ist Machen.“Eigentlich ganz einfach und die Kinder fan-den es toll, dass sie in seinem Seminar unddem von Dr. Wernfried Rieckmann „Wieentschlüsselt man fremde Sprachen“ sel-ber etwas „machen“ konnten: Den eige-nen Namen in alten Schriften zu schreiben,in denen das Alte Testament verfasst wur-de, ist schon spannend. Bei Dr. BernhardOestreich erfuhren die Kinder etwas darü-ber, wie sich die Christen in alter Zeit grüß-ten – und wie sie es heute tun. Weiterhinbestand die Möglichkeit, „Einen Tag zuGast bei Kaiser Karl V. und Martin Luther“zu sein (mit Dr. Johannes Hartlapp). Einwichtiges Thema auch: „Wir riefen Arbei-ter und es kamen Menschen: Menschenmit Migrationshintergrund in Deutsch-land“ mit Prof. Dr. Ulrike Schultz.

Die insgesamt 80 Jungen und Mädchenwaren Teilnehmer des „Freundes-Camps“,des „G-Camps“ oder leben in der Regionund waren durch die Presse über das Ange-bot informiert worden. Am Ende des span-nenden Vormittags ist für viele klar, dass sieeinmal studieren wollen. Nicht jeder willdazu unbedingt nach Friedensau kom-men, etwa Steven Elias aus Schleswig-Hol-stein. Der blonde Junge will Apothekerwerden. Sein „Kommilitone“ Alexanderaus Burg träumt von einer Schauspieler-oder Schriftstellerlaufbahn. Er ist schon einalter Hase in Sachen Kinder-Uni, in Mag-deburg und in Friedensau „studiert“ erregelmäßig mit. n

Nach einem Bericht der Burger „Volks-stimme“ von Stephen Zechendorf

Großer Andrang bei der Einschreibung (Foto Holger Koch)

In der Bibliothek kann man vieles finden (Foto Szilvia Szabó)

Massenstart der Luftballons mit einem Gruß aus der Hochschulstadt(Foto Holger Koch)

Der Infostand der Hochschule auf dem G-Camp (Foto Szilvia Szabó)

Ein Angebot der Hochschule für Kinder des „G-Camps“, „Freundes-Camps“ und der Umgebung

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Am Sonntag, dem 19. Juni 2011, fanddas diesjährige Hochschul-Sommereventfür alle Studierenden und Mitarbeiter ausFriedensau statt. Nach dem (alkoholfreien)Sektempfang ging es mit einem Reisebusauf nach Burg, wo im katholischenGemeindehaus Marcus Krugel mit seinemTeam bereits das Essen angerichtet hatteund alle Teilnehmer erwartete. Wetterbe-dingt musste spontan auf die Räumlichkei-ten im Trockenen ausgewichen werden.Eröffnet wurde das leckere Buffet von Stef-fen Entrich, Schatzmeister der Niedersach-sen-Vereinigung und Vorstandsmitglied imFörderverein „Freundeskreis Friedensau“.Der Förderverein hatte dieses „Festessen“,wovon noch Tage später geschwärmt wur-de, finanziert.

Gut ausgeruht ging es schließlich gegen19:00 Uhr ins nur wenige hundert Meterentfernte „Burg Theater“, das älteste KinoDeutschlands. Es wird heute ausschließlichehrenamtlich betrieben und war für diesesbesondere Event von der Hochschulegemietet worden. Nach dem Vorpro-gramm mit Juan Reichel und Svetlana Sio-umko am Piano, dem International Choir,dem Hochschulchor und einem Grußwort

Rückblick: Das Hochschul-Sommerevent 2011von Dr. Johannes Hartlapp betraten die vierMusiker um Sänger und Songwriter JensBöttcher die Bühne. Mit einer Mischungaus melancholischem Gitarrensound undmutmachender Gospelbotschaft gewan-nen die Künstler schnell das Vertrauen desPublikums. In gemütlicher Atmosphäresorgten sie für einen nachdenklichenAbend mit Herz und Tiefe. Am Endestimmten alle in bekannte Lieder wie „Erhält die ganze Welt“ (in einer Unplugged-Punk-Version) und „Amazing Grace“ ein.

Obwohl große Besucherströme aus derStadt Burg beim Konzert ausblieben, dafüraber Regengüsse den Tag begleiteten,wird von den Veranstaltern (Studentenrat,Hochschule und Förderverein) ein positi-ves Fazit gezogen: Es gelang ein Blick überden adventistischen Friedensauer Teller-rand, gute Kontakte zu den Betreibern des„Burg Theaters“ entstanden und dankdem geräumigen Gemeindehaus in Burgund vielen Helfern konnte das Essen unddie damit verbundene Gemeinschaft invollen Zügen genossen werden. Für 2012ist eine Fortsetzung des Events angedacht.

Marcus Jelinek n

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g Zu „Adventistische Verkündigungim Zeitalter der Menschenrechte“von Thomas Domanyi (Mai/Juni2011)

Prof. Domanyi erwartet „eine positiveEntwicklung in Richtung … eines zwi-schenkirchlichen Dialogs auf Augenhöhe“.

Zu den Fakten: Die katholische Kircheversteht sich als „der mystische Leib Chris-ti“ und erkennt als die 3 Quellen der offen-barten Wahrheit die Bibel, die Traditionund das Lehramt an. Was wird gelehrt?Die Sabbatfrage ist geklärt und zur Sonn-tagsheiligung verändert worden. Die Päps-te stehen in der Petrussukzession. DieEucharistie mit der TranssubstantiationChristi. Die Rolle Marias als Gottesmutter.Die Heiligenverehrung usw. Vor Jahren hatKardinal Ratzinger, als Vorsitzender derpäpstlichen Glaubenskongregation, nurdie katholische Kirche als „Kirche imeigentlichen Sinne“ bezeichnet, die pro-testantischen Kirchen allenfalls als „kirchli-che Gemeinschaften“. Ökumene findet aufhöchster Ebene nur statt, wenn der katho-lischen Kirche das Primat zukommt, mitdem Ziel der „Rückführung der reformato-rischen kirchlichen Gemeinschaften“. Beieinem Dialog auf Augenhöhe sollten wirdann unsere inspirierte Auslegung derOffenbarung (Kap. 13 und 17 – der Anti-christ und sein Prophet, das große Baby-lon) als Irrtum der Glaubensväter korrigie-ren?

Also STA: Bleibe bei deiner Berufungeiner christozentrischen und eschatologi-schen Bibelauslegung und Lebensführung.Der „Dialog auf Augenhöhe“ kann nichtunser Ziel sein.

Dr. med. Dieter Achatz, Ostfildern n

Am Mittwoch, dem 22. Juni, wurden aufdem Qualitätstag des LandesverbandesSachsen-Anhalt im Deutschen Bibliotheks-verband e.V. 33 Bibliotheken in der Welt-erbestadt Quedlinburg mit einem Quali-tätssiegel für guten Service und Kunden-zufriedenheit ausgezeichnet, darunterauch die Bibliothek der TheologischenHochschule Friedensau. Ralph Köhler alsdem Leiter wurde das Siegel der ersten Stu-fe für gute interne Arbeitsabläufe seinerEinrichtung überreicht. Die Verleihungnahmen der Kultusminister des LandesSachsen-Anhalt, Stephan Dorgerloh, derRektor der Hochschule Harz, Prof. Dr.Armin Willingmann, und der Geschäfts-

Der Leiter der Friedensauer HochschulbibliothekRalph Köhler inmitten seiner Kolleginnen ausGenthin und Burg, deren Einrichtungen ebenfallszertifiziert wurden

Im Juni fand die Education Advisory derdrei Divisionen (Transeuropäische, Euro-Asien- und Euro-Afrika-Division) der Frei-kirche der Siebenten-Tags-Adventisten inEuropa in Friedensau statt. Die rund 60 Lei-ter der Bildungseinrichtungen und die

Qualitätssiegel für die Bibliothek der ThHF

Education Advisory

führer des Städte- und GemeindebundesSachsen-Anhalt, Jürgen Leindecker, vor. n

Beauftragten für Bildung der Divisionenberieten zusammen mit Lisa M. Beardsley,Bildungsbeauftragte der Generalkonfe-renz, und Ella Simmons, Vize-Präsidentinder Generalkonferenz, über eine gemein-same europäische Bildungsstrategie. hk n

Johannes Böttcher und die Himmelherzband (Foto Holger Koch)

Der Internationale Chor aus Friedensau (Foto Holger Koch)

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Die Theologische Hochschule Friedensau ist eine Einrichtung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten

DIALOG wird herausgegeben von der Theologischen Hochschule FriedensauMarketing und ÖffentlichkeitsarbeitAn der Ihle 19, 39291 Möckern-FriedensauFon: 03921-916-127, Fax: 03921-916-120 [email protected]

Spendenkonto: Friedensauer Hochschul-StiftungBank für SozialwirtschaftBLZ 810 205 00, Konto 1899

Gesamtverantwortung: Prof. Friedbert Ninow

Redaktionsleitung: Martin Glaser

Redaktion: Udo Brünner, Andrea Cramer, Renate Dost, Prof. Johann Gerhardt, HolgerKoch, Roland Nickel, Prof. Friedbert Ninow,Prof. Dr. Rolf Pöhler, Szilvia Szabó, Karola Vierus

Gestaltung und Produktion: advision Design + Communication, Ockenheim

Druck: Grindeldruck GmbH, Hamburg

DIALOG erscheint alle zwei MonateAusgabe: September/Oktober

www.thh-friedensau.de

15.10., 16:00 UhrOtto-Lüpke-Haus (Kapelle)Konzert zur Eröffnung des StudienjahresDas Orchester der ThHF spielt unter Lei-tung von Jürgen Hartmann und ChristianScheel Werke von Guilmant (Orgelsinfo-nie) und Dvořák (Cellokonzert). Die Solis-ten sind Christian Scheel und MatthiasWilde.

16.10., 10:00 UhrOtto-Lüpke-Haus (Kapelle)Graduierungsfeier undDAAD-PreisverleihungDer mit 1.000 € pro Hochschule dotierteDAAD-Preis wird für hervorragende Leis-tungen ausländischer Studierender verge-ben. Die Preisverleihung findet im direk-ten Anschluss an die Graduierung statt.

21. - 23.10.Mitgliederversammlung desFördervereins „FreundeskreisFriedensau“ und Wochenendeder Begegnung mit der Hoch-schule

Beim diesjährigen Wochenende derBegegnung zwischen Förderverein undHochschule erwartet die Teilnehmer u. a.

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Die Zeitschrift DIALOG berichtet über dieTheologische Hochschule Friedensau und willzur Reflexion über Themen gegenwärtigerRelevanz anregen. Die Meinungen, die vonden Autoren vertreten werden, entsprechennicht automatisch der Position der Hoch-schulleitung, sondern sind als Beiträge zurDebatte zu verstehen.

Leserzuschriften sind an die Abteilung fürMarketing und Öffentlichkeitsarbeit zu rich-ten. Zur Veröffentlichung sollten die Beiträgeeine Länge von 2.000 Anschlägen nicht über-schreiten. Die Redaktion behält sich vor, Bei-träge zu kürzen. Die Autoren erklären sichdurch die Manuskripteinreichung mit der Ver-öffentlichung auch im Internet einverstanden.

eine Vesper mit Dr. Roland Fischer, demneuen Dozenten für Praktische Theologie,eine Predigt von Johannes Näther, Vorste-her der Niedersachsen-Vereinigung, unddas traditionelle Konzert am Sabbatnach-mittag. Die diesjährige Mitgliederver-sammlung findet am Sonntag, 23. Okto-ber 2011, 9:00 Uhr, in der Aula der Theo-logischen Hochschule Friedensau statt.

22.10., 16:30 UhrOtto-Lüpke-Haus (Kapelle)Konzert zum FFF-Wochenendeder BegegnungKonzert für Piccolotrompete, Orgel undCembalo. Werke von Bach, Corelli, Neru-da und Pasini. Joachim Schäfer, Piccolo-trompete, Judit Izsák, Orgel & Cembalo.

24. - 31.10.(Hochschulbibliothek)„Treffpunkt Bibliothek“ Lesungen für Kita und Erwachsene zumSchwerpunkt-Thema „Schätze“

Unsere Pioniere haben auch Fehler ge-macht, wie wir heute. Die Unterstellung,dass bis ins 20. Jahrhundert hinein eine„Konfrontationstheologie“ praktiziert wur-de, vermag ich nicht nachzuvollziehen. Dieerwähnte Erklärung zum römischen Katho-lizismus entspricht der Wahrheit, diese istaber bekanntlich am wenigsten zu ertra-gen. Keine Kirche hat nun einmal solcheprophetische Visionen von Gott erhaltenwie die unsrige, und das bestimmt nicht,um sie zu verschweigen, sondern zu ver-kündigen. Nicht diskriminierend, aber klarund unzweideutig. Und genau da hakt’s.Aus Rücksichtnahme auf die Ökumene (wirsind ja schließlich ACK-Mitglied ...) werdenprophetische Wahrheiten nur noch imFlüsterton mit vorgehaltener Hand ge-nannt, wenn überhaupt. Unsere Pionieregingen im Gegensatz dazu nicht den Wegdes geringsten Widerstandes. Ihre Verkün-digung war nicht diplomatisch verpackt,sondern geschah mit lauter Stimme nachOffenbarung 14. Wir tun gut daran, vonihnen zu lernen. In Offenbarung 18 wer-den wir daran erinnert, dass Gott noch eingroßes Volk in den Kirchen hat. Es ist rich-tig, dass zwischen uns und ihnen keine„unnötige Mauern“ aufgebaut werdendürfen. Das darf uns aber keinesfalls daranhindern, ihnen nicht verschwommen, son-dern klar das zu verkündigen, was sie nochnicht wissen, damit ihnen die Augen geöff-net werden. Rückgrat ist hier gefragt stattAnpassung. Dass dies in Liebe geschehenmuss und vor allem im ständigen Bewusst-sein der eigenen Vergebungsbedürftigkeit,ist für einen mit Christus wirklich verbun-denen Adventgläubigen selbstverständ-lich.

Günter Koppe, Arpsdorf n

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g Was die Konfrontationstheologie be-trifft, so stehen die Adventisten in der Aus-legung der prophetischen Bücher in Über-einstimmung mit den Reformatoren.Luther und viele andere haben lieber ihrLeben riskiert, als ihre Gesinnung zu Grabezu tragen. A.S. Maxwell schrieb treffend:„Die Reformation war eine Rückkehr zumUrchristentum, nicht nur eine einfacheAblehnung des Papsttums. Es war einunbändiges Aufbrechen schlummernderbiblischer Wahrheiten. Es war eine explo-dierende Krafi des Lebens, die das Papst-tum überrannte.“ Diese Kraft ist denAdventisten heute zu wünschen. Natürlichsind Fehler gemacht worden. Aber ichkann nicht aufgrund meiner eigenen Fehl-barkeit die Klarheit biblischer Aussagenverniedlichen. Die Wahrheit des WortesGottes muss gepredigt werden. Der Standmeiner eigenen Erkenntnis und Heiligungund die meiner Mitmenschen sind einanderes Thema. Wir sind nicht Prediger dervon Menschen verfassten sogenanntenMenschenrechte oder einer von Zeit undKultur geprägten veränderlichen Toleranz,sondern Verkünder des wahren und ewi-gen Evangeliums. Es geht nicht darum,anderen Christen zu sagen: „Ihr seid Baby-lon.“ Gott hat überall seine Nachfolgerund er entscheidet gerecht und souverän.Aber es ist notwendig, Systeme und Insti-tutionen zu erkennen und zu benennen,die eine Einheit der Christen und der Weltauf Grundlage einer humanistischen Heils-theologie und nicht auf biblisch gegrün-deten Christenglauben erstreben. Das vonProf. H. Küng initiierte Projekt „Welt-ethos“, Weltfrieden durch Religionsfrie-den, Weltgipfel religiöser und spirituellerLeiter u.v.m., sind Aktivitäten, die mit einerEinheit durch Jesus Christus als einzigenHerrn, Erlöser und Friedensbringer unver-

einbar sind. Bei aller Toleranz dürfen wirdie Trennlinie, die durch die Bibel zwischenWahrheit und Irrtum gezogen wird, nichtverwischen. Heute ist eine Ökumene inFahrt gekommen, die durch Kompromisseauf Seiten der Protestanten an Selbstauflö-sung grenzt. Notwendig ist nicht ein Mehran Dialogkultur, sondern tiefgreifendegeistliche Erneuerung.

(von der Redaktion gekürzt)

Alexander Schild, Rostock n

Der folgende Leserbrief ist für eine Veröf-fentlichung im DIALOG erheblich zu lang.Er kann nebst Antwort des Autors unterwww.thh-friedensau.de/de/leserbriefeingesehen werden:

Ich möchte mit allem Respekt daraufhinweisen, dass hier leider schwerwiegen-de historische und theologische Fehler vor-liegen. Zur besseren Übersicht liste ich siesukzessive (entsprechend des Fortgangsdes Artikels) auf ...

René Gehring, Vöhl-Herzhausen n