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1 5T.21.b Folien Version 1.0 © Copyright by AOC Zürich · Bern · Berlin Die eigene Gesprächshaltung Sensibilisierung für einige Grundtendenzen im Gespräch* * aus Christian-Rainer Weisbach: Professionelle Gesprächsführung. München: Beck, 1999.

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Page 1: Die eigene GesprächshaltungEs wird ein moralischer Standpunkt eingenommen und ein Urteil über die vom Gesprächspartner dargelegte Situation abgegeben. z.B. „Sie spielen aber kein

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Die eigene Gesprächshaltung

Sensibilisierung für einigeGrundtendenzen im Gespräch*

* aus Christian-Rainer Weisbach: Professionelle Gesprächsführung. München: Beck, 1999.

Page 2: Die eigene GesprächshaltungEs wird ein moralischer Standpunkt eingenommen und ein Urteil über die vom Gesprächspartner dargelegte Situation abgegeben. z.B. „Sie spielen aber kein

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Definition: Gesprächshaltung

® Die Gesprächshaltung ist die Art undWeise, wie man typischerweise einemGesprächspartner begegnet

® Sie ist weitgehend unabhängig vomjeweiligen Gesprächspartner undGesprächsthema

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Eine mögliche Ausgangslage

In der Mittagspause setzt sich eine IhrerKolleginnen zu Ihnen und beginnt vollerBitterkeit über Ihre neue Vorgesetzte zuklagen:„Da hat man uns vielleicht eine Null vorgesetzt!Wenn ich wollte, könnte ich die schon lange in dieTasche stecken, aber auf mich hört ja keiner. Diewerden schon sehen, was sie sich eingehandelthaben.“

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Antworten im Gespräch

® Antworten im Gespräch weisen meist einbestimmtes Reaktionsmuster auf

® Diese deuten auf Antworttendenzen hin,die eine zugrundeliegendeGesprächshaltung aufzeigen

® Diese Antworttendenzen beeinflussen dasweitere Gespräch maßgeblich

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Arten von Antworttendenzen

1. Wertende Antworten

2. Interpretierende Antworten

3. Stützende/tröstende Antworten

4. Forschende Antworten

5. Ratgebende Antworten

6. Verständnisorientierende Antworten

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A: Wertende Antwort

Es wird ein moralischer Standpunkteingenommen und ein Urteil über die vomGesprächspartner dargelegte Situationabgegeben.

z.B. „Sie spielen aber kein faires Spiel. Das bringtdoch nichts, wenn Sie Ihre ganze Kraft dahineinlegen, Ihre Chefin auszustechen.“

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A: Wertende Antwort

Positive Wirkungen:

® Es wird ein klarer Standpunkt geäußert.

® Der Gesprächspartner weiß, woran er beimanderen ist.

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A: Wertende Antwort

Negative Wirkungen:

® Die Wertung lenkt vom Wesentlichen ab.

® Sie nötigt den Gesprächspartner, sich mit derMeinung des anderen auseinanderzusetzen.

® Der andere kann seinen Standpunkt nichtausreichend darstellen.

® Oft ist ein implizites Urteil über denGesprächspartner in der Aussage enthalten.

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B: Interpretierende Antwort

Der Antwortende versteht nur, was er selberdenkt. Es wird betont, was einem selbstwichtig erscheint. Es wird nach Erklärungengesucht.

z.B. „Sie wollten selbst auf diesen Postenbefördert werden und sind entsprechend sauer,weil man Sie übergangen hat.“

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B: Interpretierende Antwort

Positive Wirkungen:

® Der Gesprächspartner fühlt sichmöglicherweise besonders gut verstanden.

(nur wenn die Interpretation richtig ist und nichtzu heikle Themen angesprochen werden, dieentblössenden Charakter für den anderenhaben)

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B: Interpretierende Antwort

Negative Wirkungen:® Es erfolgen Unterstellungen, die falsch sein

können – dadurch kann Widerspruch entstehen.

® Oft wird die eigentliche Aussage verzerrt.

® Selbst bei richtiger Interpretation – derGesprächspartner kommt sich eventuellanalysiert und durchschaut vor.

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C: Stützende/tröstende Antwort

Sie zielt auf Ermutigung, Beruhigung undAusgleich ab.

z.B. „Haben Sie Geduld, manchmal braucht maneinfach Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen.Vielleicht werden Sie sich mit der Zeit besserverstehen. Dann bessert sich auch Ihre Situation.“

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C: Stützende/tröstende Antwort

Positive Wirkungen:

® Dem anderen wird Beistand geleistet.

® Die geschilderte Situation wird möglicherweiseentdramatisiert.

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C: Stützende/tröstende Antwort

Negative Wirkungen:

® Die trostspendende Komponente wird oft alsHerunterspielen wahrgenommen.

® Der Gesprächspartner fühlt sich evtl. nichternstgenommen – würde er die Situation fürunproblematisch halten, dann würde er sie nichtschildern!

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D: Forschende Antwort

Der Antwortende bemüht sich mehr über dieSituation zu erfahren und lenkt dabei dasGespräch in eine bestimmte Richtung.

z.B. „Wo kommt Ihre Chefin eigentlich her? Washat sie vorher gemacht und wissen Sie zufällig,warum sie dort aufgehört hat?“

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D: Forschende Antwort

Positive Wirkungen:

® Die Situation wird weiter geklärt (wenn dieFragen passend sind).

® Der Gesprächspartner wird dazu angeregt, übereventuell vernachlässigte Aspekte seinerSituation nachzudenken.

® Die Selbstverantwortung desGesprächspartners wird gestärkt.

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D: Forschende Antwort

Negative Wirkungen:

® Dem Gesprächspartner sind die Fragen oft nichtnachvollziehbar – sie werden dann alsAusfragen erlebt.

® Allzu direkte Fragen bringen den anderen inBedrängnis.

® Viele Fragen tragen nicht zur eigentlichenProblemlösung bei.

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E: Ratgebende Antwort

Die Antwort zielt auf eine sofortige Lösungdes Problems. Der Antwortende reagiertdurch Handeln und drängt zur Tat.

z.B. „In so einer Situation ist es am natürlichsten,am besten, wenn Sie... – wenn Ihnen dieser Wegzu riskant ist, dann ...“

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E: Ratgebende Antwort

Positive Wirkungen:

® Der andere erhält zusätzliche Ideen/Lösungen,auf die er bisher eventuell noch nichtgekommen ist.

® Das Erfahrungswissen des Antwortendenkommt dem Gesprächspartner direkt zugute.

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E: Ratgebende Antwort

Negative Wirkungen:

® Das sofortige Anbieten einer Lösung kann denanderen einengen. Dies führt eventuell zu mehrVerschlossenheit.

® Rat-Schläge werden oft als „Schläge“wahrgenommen.

® Eine vorschnelle Lösung trifft aufgrundmangelnder Information oft nicht den Kern desProblems.

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F: VerständnisorientierendeAntwortDer Antwortende bemüht sich , dieeigentliche Problemlage desGesprächspartners zu erfassen.

z.B. „Ihre neue Vorgesetzte erscheint Ihnen sounqualifiziert, dass Sie Ihr am liebsten mal zeigenwürden, wie man diesen Job richtig ausführt. AberSie haben im Moment keine Hoffnung...“

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Positive Wirkungen:

® Dem Gesprächspartner wird vermittelt, dassman seine konkrete Situation und die damiteinhergehenden Gefühle versteht.

® Die bewertungsfreie Antwort ermuntert denanderen weiterzusprechen und auch kritischeAspekte nicht zu verbergen.

F: VerständnisorientierendeAntwort

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F: VerständnisorientierendeAntwortNegative Wirkungen:

® Sie erscheint dem Gesprächspartner inSituationen merkwürdig, in denen seineMitteilung geringen „emotionalen Tiefgang“ hat.

® Die Antwort ist eventuell enttäuschend, falls derandere direkt Ihre Meinung, Ihren Rat oder eineErmutigung erwartet.

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Resümee

® Jede Reaktionsweise hat ihre Berechtigung.

® Um den Gesprächspartner aufzuschließen, isteine verständnisorientierte Gesprächshaltungam günstigsten.

® Gibt der Gesprächspartner zu verstehen, dass erverstanden wurde, können auch andereReaktionsmöglichkeiten gewählt werden.