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DIE ERZÄHLUNG DES MATTHAIOS VON DER STADT THEODORO 1 HANS-VEIT BEYER/EKATERINBURG Mit einer Appendix zum Vat.gr. 952 von PETER SCHREINER/KÖLN I. Über den Stil des Poems des Matthaios und seinen Inhalt Wir sind nicht die ersten, die sich mit dem Poem des „minderwertigen Priesters Matthai- os“ über die Stadt Theodoro beschäftigen. Silvio Mercati gab es bereits im Jahr 1927 heraus, nachdem er zunächst die in ihm beschriebene Stadt fälschlich mit Theodosia (Kaffa) identifiziert hatte 2 , den Fehler aber schon in einer Zusatzbemerkung im selben Band der „Studi bizantini“ verbesserte, in welchem er das Poem publizierte 3 . Mercati unterzog das Gedicht einer strengen literarhistorischen Kritik 4 . Doch seine Bewertung erweist sich nicht in jedem Punkt als stichhaltig, wenn er behauptet: „das vorgegebene Thema ist abgesehen vom Wunder die Klage und die Zerknirschung“. Eine Begeisterung des Autors für das, was er mit Sinnen wahrnimmt, ist durchaus zu verspüren. Er hat eine positive Einstellung zu dem, was er sieht, und stellt es in den Rahmen der göttlichen Schöpfung. Klage und Lobpreis der mönchischen Lebensweise treten dabei in den Hinter- grund. Der Dichter schöpft diese Themen nicht aus. Nachdem er am Schluss des Poems der Eitelkeit des Lebens im Sinne des Predigers Salomo vier Verse (143–146) gewidmet 1 Die vorliegende Publikation enthält in Abschnitt III den griechischen Text der „Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro“ und die zugehörigen lateinisch verfassten Apparate, wie ich sie in meinem Buch „Х.-Ф. Байер, История крымских готов как интерпретация Сказания Матфея о городе Феодоро (Ekaterinburg 2001)“ auf den Seiten 286–308 publiziert habe, eine deutsche Version meiner russischen Übersetzung samt Anmerkungen a.O. auf den Seiten 287–309 ebendort sowie eine deutsche Version der Abschnitte I und II des Buches auf den Seiten 1–8. Der Abschnitt II „Über den Autor“ ist durch Daten erweitert, die den steppengeschichtlichen Hintergrund der Angaben zur Person beleuchten und den Seiten 188–194 und 196f. des russischen Buches ent- nommen sind. Das Nachwort (Abschnitt IV) resümiert zwei Ergebnisse zur Entstehungsgeschichte des Neuen Testaments. 2 S. G. Mercati, DiÜghsiw tƒw pÞlevw Ueodqroy. Versi di Matteo ieromonacho, Studi bizantini 2 (1927) 19–30, neu hrsg. in: Ders., Collectanea byzantina I (Roma 1970) 385–396 (Text 392–396, unrichtige Identifizierung der Stadt 390). Er teilt uns mit, dass die Tataren Theodosia Kaffa nannten, weil dort Ungläubige, „kafir“, wohnten. Obwohl er wusste, dass Kaffa eine genuesische Stadt war, dachte er dennoch nicht daran, dass auch Katholiken für die Moslems Kafirn sein konnten, und zog den wenig wahrscheinlichen Schluss: „infedeli, ossia bizantini“. 3 S. G. Mercati, Osservazioni alla DiÜghsiw tƒw pÞlevw Ueodqroy, Studi bizantini 2 (1927) 294–296 = Mercati (1970) 397f. Bei der Identifizierung stützte er sich in erster Linie auf das Werk von W. Heyd, Histoire du commerce du Levant II (Leipzig 1886) 211–214. Heyd teilt uns mit, dass die Besucher und Erforscher der Krim das mittelalterliche Theodori – richtiger: Lotedoro, Tedoro oder Theodoro – mit Inkerman (Thunmann, Dubois de Montpereux, Desimoni) oder Mangup (Brunn) identifizierten. Heyd bezieht sich auf Bronevski – Broniovii Tartariae descriptio (Köln 1595) –, der Mangup im 16. Jh. besuchte und dort zwei Kirchen und griechische Inschriften sah, und auf Dubois de Montpereux, der im 19. Jh. von einem reich geschmückten Palast, einer griechischen Kapelle und ebenfalls griechischen Grabmälern spricht. 4 Mercati (1970) 387f.

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Page 1: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

DIE ERZÄHLUNG DES MATTHAIOS VON DER STADT THEODORO1

HANS-VEIT BEYER/EKATERINBURG

Mit einer Appendix zum Vat.gr. 952 von PETER SCHREINER/KÖLN

I. Über den Stil des Poems des Matthaios und seinen Inhalt

Wir sind nicht die ersten, die sich mit dem Poem des „minderwertigen Priesters Matthai-os“ über die Stadt Theodoro beschäftigen. Silvio Mercati gab es bereits im Jahr 1927 heraus, nachdem er zunächst die in ihm beschriebene Stadt fälschlich mit Theodosia (Kaffa) identifiziert hatte2, den Fehler aber schon in einer Zusatzbemerkung im selben Band der „Studi bizantini“ verbesserte, in welchem er das Poem publizierte3. Mercati unterzog das Gedicht einer strengen literarhistorischen Kritik4. Doch seine Bewertung erweist sich nicht in jedem Punkt als stichhaltig, wenn er behauptet: „das vorgegebene Thema ist abgesehen vom Wunder die Klage und die Zerknirschung“. Eine Begeisterung des Autors für das, was er mit Sinnen wahrnimmt, ist durchaus zu verspüren. Er hat eine positive Einstellung zu dem, was er sieht, und stellt es in den Rahmen der göttlichen Schöpfung. Klage und Lobpreis der mönchischen Lebensweise treten dabei in den Hinter-grund. Der Dichter schöpft diese Themen nicht aus. Nachdem er am Schluss des Poems der Eitelkeit des Lebens im Sinne des Predigers Salomo vier Verse (143–146) gewidmet

1 Die vorliegende Publikation enthält in Abschnitt III den griechischen Text der „Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro“ und die zugehörigen lateinisch verfassten Apparate, wie ich sie in meinem Buch „Х.-Ф. Байер, История крымских готов как интерпретация Сказания Матфея о городе Феодоро (Ekaterinburg 2001)“ auf den Seiten 286–308 publiziert habe, eine deutsche Version meiner russischen Übersetzung samt Anmerkungen a.O. auf den Seiten 287–309 ebendort sowie eine deutsche Version der Abschnitte I und II des Buches auf den Seiten 1–8. Der Abschnitt II „Über den Autor“ ist durch Daten erweitert, die den steppengeschichtlichen Hintergrund der Angaben zur Person beleuchten und den Seiten 188–194 und 196f. des russischen Buches ent-nommen sind. Das Nachwort (Abschnitt IV) resümiert zwei Ergebnisse zur Entstehungsgeschichte des Neuen Testaments.

2 S. G. Mercati, DiÜghsiw tƒw pÞlevw Ueodqroy. Versi di Matteo ieromonacho, Stu di bizantini 2 (1927) 19–30, neu hrsg. in: Ders., Collectanea byzantina I (Roma 1970) 385–396 (Text 392–396, unrichtige Identifizierung der Stadt 390). Er teilt uns mit, dass die Tataren Theodosia Kaffa nannten, weil dort Ungläubige, „kafir“, wohnten. Obwohl er wusste, dass Kaffa eine genuesische Stadt war, dachte er dennoch nicht daran, dass auch Katholiken für die Moslems Kafirn sein konnten, und zog den wenig wahrscheinlichen Schluss: „infedeli, ossia bizantini“.

3 S. G. Mercati, Osservazioni alla DiÜghsiw tƒw pÞlevw Ueodqroy, Studi bizanti ni 2 (1927) 294–296 = Mercati (1970) 397f. Bei der Identifizierung stützte er sich in erster Linie auf das Werk von W. Heyd, Histoire du commerce du Levant II (Leipzig 1886) 211–214. Heyd teilt uns mit, dass die Besucher und Erforscher der Krim das mittelalterliche Theodori – richtiger: Lotedoro, Tedoro oder The odoro – mit Inkerman (Thun mann, Dubois de Montpereux, Desimoni) oder Mangup (Brunn) identifizierten. Heyd bezieht sich auf Bronevski – Broniovii Tartariae descriptio (Köln 1595) –, der Mangup im 16. Jh. besuchte und dort zwei Kirchen und griechische Inschriften sah, und auf Dubois de Montpereux, der im 19. Jh. von einem reich geschmückten Palast, einer griechischen Kapelle und ebenfalls griechischen Grabmälern spricht.

4 Mercati (1970) 387f.

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hat, kehrt er zur Verherrlichung des Schöpfers zurück und beendet seine Unterweisung mit christlicher Tröstung durch die Liebe ( Vers 147–150).

Wir haben den Verfasser des Gedichts auch nicht deshalb zu tadeln, weil es Mercati gelang, zwei wörtliche Parallelen (Vers 97 und 143–146) zu anderen Poemen zu entde-cken, oder deshalb, weil er sich der Form des Dialogs bediente wie der Verfasser des Romans „über das Unglück und das Glück“5 und Meliteniotes in seinem Gedicht „Über die Besonnenheit“6. Die einzig berechtigte Frage, die sich hier stellt, besteht darin, ob er das literarische Material in angemessener Weise verwendet hat. A. A. Vasiliev hebt in seinem Buch über die Krimgoten zu Recht hervor: „In spite of the rhetorical style the description is not a poetical invention, but depicts a real journey“7. Nachdem er den Inhalt des Gedichts bis zu Vers 53 mit einigen wenigen Ungenauigkeiten mitgeteilt hat8, zieht er zum Vergleich die Beschreibung durch Martin Bronevski heran, der Theodoro/Man-gup 1578 besuchte:

„Die Stadt Mancopia erstreckt sich eher zu den Bergen und Wäldern hin und ist nicht mehr in der Nähe des Meeres gelegen. Sie besaß zwei Burgen, die auf einem sehr hohen felsigen und weit ausgedehnten Gelände errichtet wurden, reich ausgestattete griechische Kirchen und Gebäude sowie eine sehr große Anzahl von klarsten Bächen, die sich vom Felsen herab ergießen und zu Bewunderung Anlass geben“9.

H. Hunger, der die fehlerhafte Identifizierung der Stadt mit Kaffa wiederholte, bewertete das Gedicht vom Standpunkt des Literaturwissenschaftlers aus mit größerer Ausgewogen-heit als Mercati10. Die nicht seltenen Verschmelzungen von auslautenden und anlautenden Vokalen (Synalöphen) und Wertungen aufeinanderfolgender Vokale im Wortinnern als einer Silbe (Synizesen), auf die er aufmerksam macht11, haben wir in unserer Ausgabe durch Unterstreichung hervorgehoben.

5 LÞgow parhgorhtikåw perä dystyxÝaw kaä e‡tyxÝaw, in: Romanzi cavallereschi bizanti ni, a cura di Carolina Cupane (Turin 1995) 645–691 (mit it. Übers.).

6 EŒw tãn svfrosànhn, in: Notices et extraits de la Bibliothèque Nationale 19, II (1857) 1–138 M. E. Miller.

7 Vasiliev A. A., The Goths in the Crimea (Cambridge, Mass. 1936) 188.8 A.O. 189. Vers 16, 22 und 75 ist kleisoàra nicht als „moun tain passes“ zu verstehen, sondern

im Sinne von ‘Befestigung’; Vers 47 steht nicht geschrieben, „the cupolas were long and sperical“, sondern ist die Rede von ‘überkuppelten, basilikaförmigen und runden (Gebäuden)’; koyl· Vers 50 ist nach unserer Interpretation nicht als „to wer“, sondern wahrscheinlich im Sinne von „Akropolis“ zu verstehen.

9 A.O. → Broniovius (1595) 7: „Man co pia civitas ad mon tes et sylvas magis por recta et mari non jam propinqua est, arces duas in altissimo saxoso et peramplo con ditas, templa Graeca sumptuosa et aedes, plurimos rivos, qui ex saxo decurrunt, lim pi dissimos et admirandos habuit“.

10 H. Hunger, Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner II (München 1978) 148.11 A.O. „Bemerkenswert sind die gelegentlichen volkssprachlichen Anklänge sowie die nicht

seltenen Synizesen“. Man sollte entsprechend der Terminologie der Schulgrammatik an erster Stelle von Synalöphen sprechen (Vers 7. 20 [2]. 21. 23. 28. 29. 32. 33. 50 [2]. 64. 117), die das Gedicht in höherer Anzahl aufweist als Synizesen (Vers 10. 20. 46).

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27H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

Der Text des Gedichts besteht in einer Mischung von Altgriechisch, der Sprache, in welcher er hauptsächlich geschrieben ist, und seinerzeitigem Volksgriechisch und enthält eine große Anzahl von grammatischen Inkonsequenzen. Es entsteht der Eindruck, als ob sich der beschriebene Niedergang der Stadt im Verfall der Sprache widerspiegelte, die dem Philologen nicht wenige Schwierigkeiten bereitet. Trotz aller Mängel entbehrt die „Erzählung von der Stadt Theodoro“ nicht der Poesie. Indem der Autor den Fünfzehn-silber, den sogenannten politischen Vers, und nicht den pseudoklassischen Zwölfsilber bevorzugt, der andeutungsweise den Regeln einer nicht mehr hörbaren quantitierenden Metrik folgt, erfreut er den Leser durch echte Iamben. Als ein gelungenes künstlerisches Verfahren darf man weiterhin die Inszenierung eines Dialogs zwischen ihm und der Stadt Theodoro ansehen, die er besuchte.

Vergrämt aus einem unbekannten Grunde (Vers 3) hat der Priestermönch Matthaios (Priester der Überschrift des Gedichts zufolge, Mönch laut Vers 116) auf seiner Reise durch die Krim (Chazarien, wie er sagt, Vers 4) dennoch ein offenes Auge für die Schön-heiten der Natur und die Spuren menschlicher Tätigkeit (Vers 5–11). In diesem Sinne bleibt er Mensch der hiesigen Welt. Er richtet den Blick auf Theodoro (s. Überschrift und Vers 73), eine befestigte Bergstadt, und beschreibt deren Lage inmitten einer Ebe-ne, die wiederum von Bergen umgeben ist (Vers 14–17 und 24–28). Er erwähnt einen byzantinischen Grenzkämpfer (Akriten), um dem Leser eine Vorstellung von der Un-einnehmbarkeit der Festung zu vermitteln (Vers 19–23). Dann spricht er davon, dass er einen Weg findet, der ihn in Kreisen zu einem schönen Tor hinaufführt (Vers 31–33). In sechs Versen beschreibt er Gebäude, die er von dort aus sieht (Vers 35–40). Dann betritt er die Stadt, schildert ihre naturbedingten Besonderheiten (Vers 42–45), fährt mit der Beschreibung der Gebäude fort (Vers 46–53), darunter auch derer innerhalb der Akropolis (Vers 51–53), und verweilt bei einem Ossuarium (Vers 54f.).

Ossuarien (Karner, carnarium) sind charakteristisch für mittelalterliche Kirchen in Süddeutschland und Österreich. Sie haben dort gewöhnlich die Gestalt von einzeln ste-henden, runden Kirchenzubauten. Sie sind gleichermaßen typisch für die Athosklöster, z.B. die Große Laura, als Bestandteil von Friedshofskirchen außerhalb der Klostermauer. Dort üben Ossuarien im Unterschied zum Westen noch heute ihre Funktion aus. Schädel und Gebeine harren getrennt voneinander der Auferstehung.

Der Anblick der Gebeine gibt Matthaios Anlass, sich auf die Mönchsdisziplinen der Trauer, der Sorge um den Tod und des Welthasses zu besinnen (Vers 57f.). Unvermittelt wendet sich die Stadt mit einem Vers an ihn, indem sie ihm etwas Wunderbares mit-zuteilen verspricht (Vers 59). Matthaios findet unterirdische Paläste und Zellen, die er beschreibt (Vers 60–66). An die Erdoberfläche zurückgekehrt vermittelt er dem Leser eine Vorstellung von dem Panorama, das sich vor ihm in Richtung Festland und Richtung Meer ausbreitet (Vers 69–71).

Danach wendet er sich, sich selbst einen Fremdling nennend, mit zwölf Versen an die Stadt (Vers 73–91) und richtet an sie die rhetorische Frage nach ihrem Schöpfer. Die Er-wähnung ihrer natürlichen Mauern (Vers 76) gibt ihm Anlass zu einer langen Aufzählung von Baumaterialien (Vers 77, 79 und 82), Handwerkern (Vers 78), Arbeitsinstrumenten (Vers 80) und Fuhrwerken (82), ohne die die Stadt seiner Ansicht nach erbaut worden ist. Auf diese Weise vermittelt er eine Vorstellung davon, wie byzantinische Städte in der Tat erbaut wurden. Er erwähnt Bauarbeiten bis auf den heutigen Tag auszeichnende Zurufe sowie Seufzer und bewaffnete Aufseher (S. 81), was darauf hinweist, dass es sich dabei um Zwangsarbeit handelte. Er vergisst auch nicht, an den nötigen Geldaufwand zu denken (Vers 83). Noch einmal beschreibt er die natürlichen Vorzüge der Stadt (Vers

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84–90), sogar ausführlicher, als zuvor in den Versen 42–45. Er hebt ihre Ausgedehntheit hervor, nennt sie Großstadt und vergleicht sie mit Konstantinopel (Vers 89f.)12.

Die Stadt gibt Antwort und schätzt ihre Vorzüge gering ein, indem sie sie mit der gesamten göttlichen Schöpfung vergleicht (Vers 92f.). Doch verliert sie sich dabei nicht in Metaphysik, sondern erzählt von der Tätigkeit des Schöpfers, wobei sie an letzter Stelle auch ihr Zustandekommen durch ihn erwähnt (Vers 94–105). Ihr Bericht ist mit Wundererzählungen leicht eingefärbt. So spricht sie davon, dass Gott zunächst das Dach des Himmels schuf und dann erst die Fundamente der Erde legte (Vers 96) und dass er alles durch das Wort schuf und der Materie nicht bedurfte (Vers 102). Mit der letzten Behauptung wiederholt Matthaios das kirchliche Dogma.

Nach einer Zusammenfassung der baulichen Vorzüge (Vers 107f.) fragt der Fremdling die Stadt mit Verwunderung, warum sie leer und unbewohnt sei (Vers 110–112) und findet auf diese Weise den Übergang von der Topographie zur Geschichte Theodoros. Er hört von der Stadt einen traurigen Bericht über eine siebenjährige Belagerung durch die Mu-selmanen (Vers 118–129), darüber, dass die Einwohner im letzten Jahr der Belagerung Esel, Hunde und Katzen aßen (Vers 128) und die Festung aus Schwäche schließlich dem Feind übergaben (Vers 129)13.

Die Übergabe gibt der Stadt Anlass zu kurzer Klage (Vers 130), von der sie jedoch sehr bald ablässt, indem sie dem Fremden rät, darüber nicht in Ohnmacht zu fallen (Vers 132), vielmehr Gott zu preisen (Vers 133). Es folgt die für die spätbyzantinische Zeit äu-ßerst typische Erklärung allen Unglücks durch die eigenen Sünden, die Gesetzesverstöße der damaligen Bewohner, wie es in unserem Gedicht heißt (Vers 137f.). Der Fremdling erklärt sich damit einverstanden (Vers 139f.), vergleicht die Welt mit einem Jahrmarkt (Vers 141f.) und spricht von ihrer Unbeständigkeit und Eitelkeit (Vers 143–145). Er lässt dennoch von seinem Glauben an den Schöpfer nicht ab (Vers 146f.), verweist auf das christliche Doppelgebot der Liebe zu Gott und zum Nächsten (Vers 148–151) und beendet sein Gedicht im Stil der byzantinischen Predigt mit einem Lobpreis des Herrn (Vers 152f.).

II. Über den Autor14

Wir konnten dem Poem entnehmen, das sein Autor Matthaios Priester (Titel) und Mönch (Vers 116), d.h. Priestermönch (Hieromonachos), war. Dieser Umstand und die topogra-phischen Angaben des Gedichts, insbesondere die Erwähnung Chazariens, geben uns die Möglichkeit, den Dichter im Anschluss an Mercati mit einer Person zu identifizieren, die uns in den Akten des Patriarchats von Konstantinopel begegnet. Im August 1395 übertrug Patriarch Antonios IV. die patriarchalen Rechte in Chazarien, d. h. in Jalta

12 Vgl. die ausführliche Inhaltsangabe bei Mercati (1970) 385f. Nach Vergleich mit ihr haben wir unsere Übersetzung teils verbessert, teils die seine verworfen. Vgl. auch unser Résumé des Gedichts: H.-V. Beyer, Митрополии Херсона, Суг деи, Го тии и Зикхии по данным „Просопо гра фи ческого лексикона времени Па ле о ло гов”, Античная древность и средние века 27: Византия и средне-вековый Крым (Simferopol’ 1995) 74f.

13 Vgl. Mercati (1970) 386f.; Beyer, Митрополии (1995) 75.14 Vgl. PLP VII, Nr. 17309.

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29H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

(Ò \IalÝta) und den angrenzenden Orten, die zum patriarchalen Exarchat gehörten, dem Priestermönch des Kyrizu-Klosters (pråw tån ÓeromÞnaxon tån ˆpå tƒw KyrÝzoy sebasmÝaw mo nƒw) Matthaios15. Das Kyrizu-Kloster und eine Kirche unter diesem Namen waren in Konstantinopel gelegen16. Im September desselben Jahres verpflichtete sich Matthaios gegenüber dem Patriarchen durch seine Unterschrift, sich als dessen Exarch nicht gegen den Willen des Abts in die Angelegenheiten der Dependance (Metochion) des Kyrizu-Klosters in Neochorion (Neoxq rion) einzumischen, „in welchem“, so heißt es in der Erklärung, „ich mich früher befand“ (eŒw î eÐriskÞmhn ‰gq)17. Es unterliegt keinem Zweifel, dass dieser Matthaios mit dem Autor unseres Gedichts identisch ist. Auf den ersten Blick ist es nicht ausgeschlossen, dass er es vor der Zeit verfasste, zu der er zum Leiter des patriarchalen Exarchats von Jalta ernannte wurde. Im Gedicht ist von seinem Amt nicht die Rede. Die darin erwähnte Verbitterung (Vers 3) könnte durch Einmischung in die Angelegenheiten der Klosterdependance vor der Ernennung zum Exarchen erklärt werden. Wir fanden jedoch ein Argument, auf Grund dessen wir eine solche Annahme ausschließen können.

Herbert Hunger bringt unter Rückgang auf Maria Nystazopoulou die im Gedicht beschriebene Belagerung der Stadt (Vers 118–129) mit der 1395 erfolgten Zerstörung von La Tana (Azov) durch Timur in Zusammenhang18. Diese Ansicht findet sich schon bei Vasiliev19. Sie erweist sich in der vorgetragenen Form ebenfalls als unrichtig. Mit Timur hat unser Poem allerdings etwas zu tun. Es stellt sich uns die Aufgabe, für den Gang der darin geschilderten Belagerung sowie für die Verödung der Stadt jeweils eine Erklärung zu finden. Dazu haben wir die seinerzeitige Geschichte der Steppenvölker in unsere Untersuchung miteinzubeziehen.

In einer von Malickij 1933 publizierten fragmentarischen Inschrift ist uns überliefert, dass ein Bauwerk in Theodoro von einem Hauptmann namens „Tzits. [ )“ (Tzits.[) „zur Zeit der Kaiserherrschaft des Tochtamyš“ (‰pä tƒw ba. [sileÝaw] Toxtam[àsoy oder àsh]) errichtet wurde20.

Tochtamyš, Khan der Weißen Horde und Nachfolger der Khane der Goldenen Horde, ist auf seinen ausgedehnten Streifzügen durch Asien und Europa nur kurze Zeit als Erobe-rer im Raum des Asowschen Meeres und der Krim tätig gewesen, und zwar im Jahr 1381. Bei unserer Darlegung der Geschichte der Horden benutzten wir das Werk des bekannten Schriftstellers Lev Nikolaevic Gumilëv „Rus und die Große Steppe“ – der Autor hat seine

15 MM II 249; Nachdruck des Textes bei Mercati (1970) 388. Vgl. J. Darrouzès, Les regestes des actes du patriarcat de Constantinople, I 6 (Paris 1979) Nr. 3003; Beyer, Митрополии (1995) 74.

16 R. Janin, La géographie ecclésiastique de l’empire byzantin I, Le siège de Constan ti nople et le Patriarchat oecuménique III, Les églises et les monastères (Paris 21969) 293; R. Janin, Constantinople byzantine (Paris 21964) 376. S. auch PLP III, Nr. 5457. IV, Nr. 7018.

17 MM II 258; Mercati (1970) 388f.18 Hunger II (1978) 148 mit A. 173 → M. Nystazopulu-Pelekidis, Venise et la mer Noire du XIe

au XVe siècle, UhsayrÝsmata 7 (1970) 39. 19 Vasiliev (1936) 188.20 Н. В. Малицкий, Заметки по эпиграфике Мангупа, Известия Государст вен ной Академии

истории материальной культуры, выпуск 71 (Leningrad 1933) 5. Vgl. PLP XI, Nr. 27996 Tzits.... ; В. Л. Мыц, Несколько заметок по эпиграфике средневекового Крыма XIV–XV вв., in: Византийская Таврика. Сборник научных трудов (к XVIII Конгрессу византинистов) (Kiev 1991) 180.

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Aussagen durch russische und orientalische Quellen belegt21 –, verzichteten jedoch darauf, eigene Forschungen über die Steppenvölker anzustellen. Was nun Tochtamyš anbelangt, so wurde er laut Gumilëv mit Hilfe Timurs im Jahre 1376 Khan der Weißen Horde und „machte“ als solcher „seine Rechtsansprüche auf die Überreste der Goldenen Horde geltend, stieß dabei aber auf den Widerstand des Rottenführers (Tëmnik) Mamaj, der auf der Krim und im Schwarzmeergebiet den Oberbefehl führte“ (619). Es scheint nun so, dass Mamaj, der bereits 1362 an die Macht kam (744f.), und nicht Tochta myš im Jahre 1371/72 oder ein bis zwei Jahre später mit der Belagerung von Theodoro begann22. Ma-maj erlitt am 8. September 1380 auf dem Kulikovo Pole im Gebiet der heutigen Ukraine eine schwere Niederlage durch die Russen. Auf seinem Rückzug nach Osten stieß er Anfang 1381 am Ufer der Kalka nördlich des Asowschen Meeres auf seinen alten Gegner Tochtamyš. Es kam jedoch zu keiner Schlacht. „Seine Krieger stiegen von den Pferden und leisteten dem rechtmäßigen Khan aus der Sippe der Tschingisiden den Treueid. Sie nahmen ihren Anführer jedoch nicht gefangen und lieferten ihn nicht (an Tochtamyš) aus ... Sie erlaubten ihm, auf die Krim zu entfliehen, wo ihm seine Bundesgenossen, die Genuesen, den Garaus machten“ (627–629). Sie ‘vergifteten den unnötigen Freund’ (576). Wiewohl Mamaj die Belagerung zum Großteil durchgeführt haben dürfte, ist es wahrscheinlich, dass nicht er, sondern erst die vereinigten Truppen des Mamaj und des Tochtamyš unter dem Oberbefehl des letzteren Theodoro erobert haben. Auf jeden Fall ist festzuhalten, dass Timur nicht der erste Moslem war, unter dessen Oberherrschaft die Festung geriet, und dass wir als „Terminus post quem“ für die Herrschaft des Tochtamyš über Theodoro den Beginn des Jahres 1381 anzunehmen haben, dem wahrscheinlichen Jahr der Eroberung der Stadt durch ihn. Er soll übrigens kein besonders guter Moslem gewesen sein. Es wird über ihn berichtet, dass er bei der Eroberung von Täbriz im Jah-re 1385 auch Moscheen und Medrese zerstört habe. Gumilëv hielt ihn sogar für einen Gegner des Islam (642). Es ist allerdings kaum anzunehmen, dass dieser Umstand den christlichen Verteidigern von Theodoro bekannt war und Matthaios ihn deshalb nicht den Hagarenern (Vers 121) hätte zurechnen können. Wenn der Khan dennoch Moslem war, so zeichnete sich sein Islam durch keinen besonderen Glaubenseifer aus. Anderenfalls hätte Matthaios auch eine Moschee in der Festung gesehen. Eine solche ist offenbar zu jener Zeit in Mangup nicht erbaut worden. Im Gegenteil: die Sprache der griechischen Inschrift des Hauptmanns „Tzits. [“ © und die Erwähnung der Kaiserherrschaft des Toch-ta myš zeugen von Anknüpfung an byzantinische Traditionen.

Auf dem Weg nach Chodschent (Chudschand im heutigen Tadschikistan) erlitt Tochtamyš durch seinen ehemaligen Schutzherrn und späteren erbitterten Gegner Ti-mur „eine empfindliche Niederlage. Der Winter 1388“, so Gumilëv, „erwies sich als der Wendepunkt des tatarischen Kriegsglücks“ (646), so dass eine Eroberung Theodoros durch Tataren nach diesem Datum wenig wahrscheinlich ist. Am 18. Juni 1391 schlug Timur Tochtamyšs Heer auf dem linken Ufer der Wolga. Tochtamyš gelang die Flucht, doch seine Frauen, seine Kinder und sein Vermögen fielen in die Hände des Siegers (649). Um 1394 „beriefen die Oglane und Beys der Blauen Horde den flüchtigen Khan zurück“, und dieser „stieß mit seinem Heer über Derbent [im heutigen Dagestan] bis

21 Л. Н.Гумилёв, Древняя Русь и Великая степь (Moskau 1993, 11989). Über Tochtamyš s. dort 570. 574. 576. 579. 587. 591. 615. 617–622. 626–630. 632. 635–646. 648f. 651–655. 657f. 661f. 664–668.

22 Vgl. unten A. zu Vers 125.

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31H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

zu den Niederungen der Kura vor“, wurde jedoch am 14. April 1395 am Fluss Terek in Dagestan in die Flucht geschlagen (655) und von Timur am rechten Wolgaufer bis nach Samara verfolgt (656f.) „Tochtamyš floh nach „Bular“ (an der Kama, nicht nach Polen)“ laut Gumilëv. „Timur wendete sich nach Westen ... Seine Vorhut ... stieß bis zum Dnjepr vor ... und plünderte in der Umgebung von Kiev (Mankerman)23 das Lager des Bek-Jaryk-Oglan“ (658). „Die Kräfte der Goldenen Horde wurden gebrochen, doch nicht zermalmt ... Timur schickte seine Heere nach Süden. Eine seiner Abteilungen drang auf die Krim vor, eine andere zog donabwärts und nahm Azov (Azak) ein“ (659). Hier an-gelangt, können wir unsere Auszüge aus dem Buch Gumilëvs beschließen. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass die Übergabe von Theodoro an die Hagarener, die wahrscheinlich im Jahr 1381 erfolgte, von dem Erscheinen der Truppen des Timur im Jahre 1395 streng zu unterscheiden ist. Unter Tochtamyš ging das Leben in der Stadt weiter, unter Timur erlosch es für einige Zeit. Die Menschenleere, von der uns Matthaios berichtet (Vers 110), zeugt von der Gnadenlosigkeit, mit der Timur gegen seine geschlagenen Gegner vorging, selbst dann, wenn sie Glaubensbrüder waren.

Matthaios besuchte Theodoro im Frühjahr oder im Sommer 1396, da er sah, dass das Land reich an Obst und Feldfrüchten war (Vers 6), deren Ernte man im Süden nach dem Juli und Einbruch der großen Hitze kaum mehr voraussetzen kann. Die Einwohner und die unbekannten Herren waren noch nicht in die Stadt zurückgekehrt. Es kann sein, dass über Mangup zur Zeit des Vorstoßes der Truppen Timurs auf die Krim ‘ein Chan der Monlopischen Tataren’ herrschte, der uns in einer späten Quelle, der „Allgemeinen nordischen Geschichte“ August Ludwig Schlözers (1735–1809), begegnet und möglicher-weise im Jahr 1396 durch einen General des Großfürsten von Litauen Vitautas (Vitovt) namens Olgierd (Ol’gerd), der von dem gleichnamigen Großfürsten zu unterscheiden ist, zwischen Dnjepr und Don eine Niederlage erlitt24.

Natürlich wurde die Stadt von ehemaligen Bewohnern besucht, die dort Reste ihres Ver-mögens suchten, vielleicht auch innerhalb der Festungsanlage Landwirtschaft betrieben, wie sie es an unbefestigten Orten taten. Anders hätte Matthaios keine Informanten treffen können, die ihm von einer Belagerung erzählten, die im Frühjahr 1396 schon fünfzehn Jahre zurücklag. Wie man aus dem oben zitierten Versprechen, das er dem Patriarchen im September 1395 gab, erschließen kann, befand sich der Dichter nicht zum erstenmal auf der Krim. In der Stadt Theodoro galt er jedoch als ein Fremder, und das Erstaunen, in das er bei ihrem Anblick geriet (Vers 29f.), zeugt davon, dass er sie nie zuvor gesehen hatte. Er war sicherlich ein gebürtiger Grieche. Sein Griechentum verrät sich am deut-lichsten im Vergleich des Lebens mit einem Jahrmarkt (Vers 141f.). Es erweist sich auch an anderen Stellen in umsichtiger Anwendung des kulturellen Erbes auf die vorgegebene materielle Verfallssituation. Die grammatischen Verstöße in seiner Sprache sind nicht durch barbarischen Einfluss zu erklären, sondern liegen darin begründet, dass der Autor im Alltag die Volkssprache seiner Zeit benutzte, seine Bildung aber aus religiösen Texten bezog, die sprachlich dem Altertum näher standen. Deren Sprache benutzte er, wobei er sich nach klassischen Maßstäben viele grammatische Inkonsequenzen (Anakoluthe), Unregelmäßigkeiten im Kasusgebrauch und Zugeständnisse an die Vulgärsprache „zu-schulden kommen“ ließ.

23 Гумилёв. 1989/93, 658, A. 3 → Тизенгаузен II 37, A. 17.24 Малицкий (1933) 12f. 5; → A. L. Schlözer, Allgemeine nordische Geschichte, II 109: Drei

Chane der Krim schen, Kirkelschen und Monlopischen Tataren.

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Page 8: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

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Page 9: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

33H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

III. Text und Übersetzung des Gedichts desHieromonachos Matthaios

Compendia et sigla

1. codicis manuscripti

V Vaticanus Graecus 952 saec. XV, f. 155r–158r

2. editionis

Merc. S. G. Mercati, DiÜghsiw tƒw pÞlevw Ueodqroy. Versi di Matteo ieromo-nacho, in: S. G. Mercati, Collectanea byzantina I. Roma 1970, 392–396 (11927). Paginas commentariorum, qui in apparatu editoris continentur, non indicavimus

3. compendia et sigla alia

Demetrakos D. B. DhmhtrÀkow \EksygxronismÛnon „1970“ NÛon Lejikån …ruogra-fikån kaä Ôrmhneytikån Âlhw tƒw Ôllhnikƒw glqsshw (Athenis 1970)

Diefenbach L. Diefenbach, Glossarium Latino-Germanicum mediae et infimae aetatis (Francofurti ad Moenum 1857, iterum impressum: Darmstadt 1997)

Kriaras E. Kriar·w, Lejikå tƒw mesaivnikƒw Ôllhnikƒw dhmqdoyw gramma teÝaw I–XIV [a–parauÜkh]. (Thessalonicae 1969–1997)

Lampe G. W. H. Lampe, A Patristic Greek Lexicon (Oxonii 1961–1968)LBG Lexikon zur byzantinischen Gräzität besonders des 9.–12. Jahrhunderts,

erstellt von E. Trapp unter Mitarbeit von W. Hörandner u. J. Diethart, Fasz. I– (III) (Vindobonae 1994– (1999))

LSJ H. G. Liddell - R. Scott - H. S. Jones, A Greek-English Lexicon (Oxonii 1940), et E. A. Barber, LSJ, Supplement (Oxonii 1968)

Sophocles E. A. Sophocles, Greek Lexicon of the Roman and Byzantine Periods (from B.C. 146 to A. D. 1100) (Cambridge, U.S.A. - Leipzig 1914)

+ + loci e Sacris Bibliis excerpti__ synaloifÜ aut synÝzhsiw* Forma vocis coniecta‡ vox Graeca in lexicis LSJ et LAMPE non notata

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Byzantinische Zeitschrift Bd. 96/1, 2003: I. Abteilung34

DiÜghsiw tƒw pÞlevw Ueodvro†wStÝxoi MatuaÝoy e‡telo†w kaä ‰laxÝstoy uàtoy

Ua†ma terpnån ‰jaÝreton, t” làp“ memigmÛnon toÁw filhkÞoiw lÛjomai metá poll¯n dakràvn. \HrÀsuhn paraponhueäw doyle†sai jeniteÝan, kaä dã perÀsaw ™nvuen t” g” tƒw XazarÝaw, 5 eùron kaä gaÁan eºmorfon, limÛnaw galhnÝoyw. ^H gƒ tá pÀnta e‡moireÁ …pvr¯n kaä spermÀtvn• ™gria z«a kaä ³mera eŒw plƒuow ‰pifÛrei• oÓ dâ limÛnew bràoysi tá plÜuh t¯n Œxuàvn• oŒko†si dâ kaä ™nurvpoi pistoä metá ˆpÝstvn, 10 oÓ dâ pistoä xrhstÞteroi kaä plÛon pará tãn fàsin. $Ydata pÀny pÀnterpna, ¹rh, boynÀ, pedÝa•

—————APPARATUS CRITICUS: tit. Ueodqroyw corr. ex Ueod¯royw V : in Ueodqroy

corr. Merc. | 5 gaÝan V | e‡morfon V | 6 e‡moirƒ Ãpvr¯n V | 7 ‰piferei V | 8 oŒ dâ V | 10 oŒ dâ V | tãn del. Merc., metri causa, ut videtur | 11 Ârh V | boyn· V : boynoÝ perperam Merc.—————

APPARATUS AD GRAMMATICAM ET HISTORIAM LITTERARUM PERTI-NENS: tit. Ueod. quod attinet ad declinationem et accentum, cf. Ueofanq, gen. -o†w apud Const. Porph. De cer. 533, 11. 537, 15. 22 et in Symeonis Metaphrastae ^ErmhneÝa ‰n syntÞmv ˆpå \Adám ²vw to† n†n kairo†. PG 110, 1284s., 45s.; -¯ (vel -q) apud Georg. Mon. Cont. 856, 20. 860, 14; dat. -« apud Const. Porph. De insidiis 188, 30 de Boor; acc. -¯ apud Const. Porph. De cer. 433, 18; Silignq gen. -(o†w) Actes de Lavra II, nr. 109 (1321) 522; dat. -q ib. 460; acc. -q nr. 91 (c. 1300), I 39. III 3. 52. 67 | e‡telo†w, proprie „non nihili, in dignus“, sed „vilis, parvi“, cf. infra v. 92s. | 2 ‡ lÛjomai „dicam“, futurum insolitum < lÛ gv | 3 ‡ parapono†mai „maereo“, lingua vulgaris, hodier-na | doyleàv „laboro“, ut in lin gua hodierna, doyl. jen. v. Kriaras XII 31 s.v. jeniteÝa Fr. 2 jeniteàomai. Alia testimonia desunt apud Kriaram. Cf. infra versum 116 jen. ˆsko†nta, locum, de quo me monuit comiter E. Trapp. | 4 perÀv „peragro“, dativus pro accusativo | ™nvuyn = ™nv „in su periore parte“, cf. versus 21. 38. 109 | 5 galÜniow „tranquillus“, iam apud Luc. | 6 e‡ moi reÁ „locuples est“, cum gen., ut in lingua antiqua, cum acc. apud Ephrem, Synesium, Io. Dam. | 7 ‰pifÛrei „fert in se, super se“, sententia insolita. Cf. infra v.38 | 8 bràoysi „scatent“, acc. pro dat. vel gen. | 11 pÀnterpnow „iucundissi-mus“, attributum Deiparae apud By zan tin os, adiectivum, quo Mat thae us noster delectatur, v. versus 14. 43. 63, ut etiam adiec ti vis ali is more Byzantino pan- syllaba amplificatis, pagglykàtatow (44), panepith dei Þtatow (39), panuaàmastow (26. 59. 139), cf. pam-megÛuhw (36), pammÜkhw (36) pam poÝki low (99), pÀnsofow (95), adiectiva composita non aliena a lingua antiqua | boynÀ „mon tes“, more vulgari, ut in versu 15 (cf. Kriaras et LBG s.v.), pro boynoÝ more antiquo

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35H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

Erzählung von der Stadt Theodoro25

Verse von Matthaios, dem minderwertigen und nichtigen Priester

Ein Wunder, angenehm, außergewöhnlich, mit Schmerz vermischt, werd’ ich den Liebhabern des Zuhörens erzählen unter vielen Tränen. Es beliebte mir, da ich vergrämt war, mich in die Fremde zu bemühen, und – sieh da! – als ich in der Höhe26 das Land Chazarien27, durchschritt, 5 fand ich ein gar schönes Land (und) stille Häfen. Das Land ist in jeder Hinsicht reich an Früchten und Korn; wilde Tiere und zahme trägt es in Menge auf sich; die Häfen wimmeln von Fischen in Menge28. Es wohnen auch Leute (dort), Gläubige zusammen mit Ungläubigen, 10 die Gläubigen (sind zum Teil) bessere und (zum Teil) eher gegen die Natur29. (Es gibt) überaus höchst erquickliche30 Gewässer, Berge, Höhen, Ebenen;

25 Die Überschrift ließe sich auch durch „Erzählung der Stadt Theodoro“ übersetzen. Dann hätte der Autor bei seiner Titelvergabe nur die Dialogpartien der Stadt im Auge gehabt.

26 Es scheint, dass er über eine Bergkette wanderte.27 S. auch unten Vers 111. Über die im Laufe der Jahrhunderte schwankende Bedeutung des

Toponyms „Chazarien“ (Unterscheidung Chazariens von Gotthien, Identifizierung mit Gotthien, Gleichsetzung mit der nördlichen Steppe der Krim und Gleichsetzung mit der Gesamtkrim) haben wir an vielen Stellen unseres Buches gesprochen. Als Beispiel für die Lokalisierung Theodoros in Chazarien und die faktische Gleichsetzung mit Gotthien sei hier ein zeitgenössisches genuesisches Zeugnis vom 20. Dezember 1374 angeführt, in welchem von „Theodoro Mangop contrata Bazariorum“ (Theodoro-Mangup, Landstrich der Chazaren) die Rede ist, s. Vasiliev (1936) 187 mit A. 2 → N. Bànescu, Contribution à l’histoire de la seigneurie de Théodoro-Mangoup en Crimée, BZ 35 (1935) 21, und: Archivio di Stato di Genova, Massaria Caffe 1374–1375, fol. 37v.

28 Diese Fische erreichten in gesalzenem Zustand um 1330 den Markt von Trapezunt, wo sich ein junger Ioannes, der spätere Metropolit von Trapezunt Ioseph Lazaropulos, an einem 6. August (Verklärung Christi) den Magen an ihnen verdarb, s. Ioseph Lazaropulos, Enkomion des hl. Eugenios 24 (334–339 Rosenqvist), insbesondere Zeile 1631: p·n dâ gÛ now tarixey t¯n (sc. Œxuà vn) ‰k XazÀrvn ŠgmÛnvn parƒn. Rosenqvist erwähnt in seinem Kommentar darüber hinaus für 1254 ein Zeugnis des Flamen Willem van Rubroek über Trockenfisch aus Chazarien in Konstantinopel, s. a.O. Seite 458 → Willielmus de Rubruquis, Itinerarium, in: R. Hakluyt, Voyages, Navigations and Traffiques of the English Nation, I (Glasgow 1903) 180.

29 Er scheint Christen vorgefunden zu haben, die byzantinische Bräuche pflegten, und Nichtgriechen, Tataren (?), die sie mit ihren Stammesgewohnheiten oder mit heidnischer Religion vermischten. Während eines Besuchs der Republik Altai durch die Teilnehmer an der XV. Allrussischen wissenschaftlichen Sitzung der Byzantinisten Anfang Juni 1998 erzählte uns Ju. Antaradonov, dass es im Altai ein christianisiertes Gebiet gebe, in welchem die Leute sowohl die christlichen wie die lamaistischen Feiertage begehen.

30 Der Autor zählt das auf, was er sah; ein Verb findet sich in diesem Satz nicht. Pleonasmen wie „gänzlich ganz erfreulich (lieblich)“ (pÀny pÀnterpna in unserer Übersetzung: „überaus höchst erquicklich“) und „Berge, Höhen“ stören ihn nicht. Der Autor schmückt seinen Text einmal durch das Adjektiv „lieblich“ (wörtlich „erfreulich“, Vers 1 ter pnÞw) aus, sodann viermal durch dessen Steigerungsform „höchst lieblich“ (wörtlich „ganz erfreulich“, Vers 11. 14. 43. 63 pÀnterpnow). Dieses Adjektiv diente in Byzanz auch als Attribut der Gottesmutter.

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Page 12: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

Byzantinische Zeitschrift Bd. 96/1, 2003: I. Abteilung36

sæn toàtoiw šrxomai eŒpeÁn diÜghmÀ ti jÛnon• ^OdeyomÛnoy moy potâ kaä blÛpvn tá to† tÞpoy eòdon kaä pÞlin pÀnterpnon, pÀny ‰j“rhmÛnhn, 15 gàrouen šxoysan boynÀ, plhsÝon dâ pedÝa, kleisoàran šxvn kàklvuen Ïsper aÓ pÞleiw soàdaw.

—————13 moà pote Merc. | 16 klhsoàran V—————13 Ãdeàomai „migro“, medium insolitum. Insolita est insuper copulatio genitivi abso lu ti et participii coniuncti, cf. Merc. 391 | 14 ‰j“rhmÛnhn, suspicamur po etam ‰jhrmÛ nhn („altam“) dicere voluisse, cf. ÐperejÜrhtai in Maximi Con fessoris Capitibus the ol. et oec. 1, 49 de Deo | 15 gàrouen accentus, sec. linguam vulgarem, v. Kriaras et LBG s.v., cf. LSJ gyrÞuen | 16. 22. 75 klei soàra: 1. „narrow pass, defile“ LSJ, „gorge, pass (between two mountains)“ Sophocles (Procopius De bello Persico II 29, 25 [I 293, 15 Haury]), Su da s.v. ‰mbolÜn (s.vv. kleiso†rai et …xàrvma praestat sententiam secun dam); v. etiam Procopii De aedificiis III 3, 2 (IV 89, 6 Haury); 7, 5 (99, 26 – 100, 1) toæw ... stenv poæw ‰teixÝsato, oÅs per k.aw kaleÁn nenomÝkasin• IV 2, 17 (110, 20); Theophanis Chronographiam 309, 3 de Boor táw ‰pä PersÝda ™goy saw k.aw• 364, 16s. ‰n t« sten« tƒw k.aw• alii loci, v. in dicem p. 638; Georgii Mona chi Re dactionem rec. PG 110, 1216 škleise táw k.aw kaä tá dia ba tÀ• Annae Comne nae Alex. 5, 7, 1 (II 30, 17 Leib) sten-vpån …jàn• k.an to†ton kalo†si• Mi chaelis At ta liatis Hist. 37, 20s. Bekker stenvpoæw ... o¦w à dhmqdhw lÞ gow k.aw kaleÁn parÛ la be• Eusta thii Comm. ad Iliadem 1, 315, 22 van der Valk jynoxáw ... Ãdo†, ta‡tån eŒpeÁn k.aw kaä ste nÞth taw• Kriaras VIII 185s. (Callimachus et Chr., Chronicon Moreae, Phlorius, Libisthrus, Chro nicon Toc corum; Cecaumeni LÞgow noy uetikÞw 168, 8s. 15. 23 Litavrin, Moscoviae 1972 (Petropoli 22003. Adde 16 numeris paginarum) [104, 10. 12. 18. 27 Spada ro], klhso†rai [!] in utraque editione [Spa da ro et alia errata vel dubia editi o nis antecedentis iterat, 104, 1s. šsseitai pro ‰s seÁ tai (?), 104, 15. 17 DiokleÝan pro DiÞkleian, atque addit mendum novum 102, 20 to p Àr xv pro topÀr x“]; Paraphra sis Nic. Choniatae; Digenis Acritas G II 233 [124 Trapp] pÞlemon syn À ca suai ... eŒw k.an. III 89 [134] ˆoÝkoyw k.aw, 91 eŒw pÀn dei-non k.an. T 2109 [275 Trapp] lagkÀ dia ... k.aw. 3096 [351] toæw táw k.aw táw deináw krato†ntaw kaä táw ™kraw. E 322 Alexiu = E 397 [124 Trapp] tãn ™kran tƒw k.aw• 491 [483] táw ste náw k.aw). — 2. „for tified place on a moun tain pass“ Lampe, qui perperam laudat Theophanem (v. sup ra) eam sententiam vo ci non subicientem. Sed v. Theophylacti Simocattae Hist. 7, 14, 8 de Boor tá ‰xyrqmata t¯n diabÀsevn ...• k.aw t” patrÝv ^RvmaÁoi fvn” ˆpo ka leÁn ta†ta eŒquasin (v. Su dam, quae iterat eam definitionem s.v. klei so†rai); vox frequentissima apud Constan tinum Por phyrogenitum, e.g. De ad mini-strando im pe rio 50, 154–156 Moravcsik - Jen kins tå palaiån kÀstron ... ‰krÀth sen kaä škti sen a‡tå kaä —xyropoÝ h sen sc. Melias ... kaä —no mÀsuh pará LÛ ontow ... k.a. – 3. arx: Stephani Grammatici (saec.XII?) in Aristotelis Rhetoricam 269, 2–4 Rabe toæw boh uo†n tÀw soi tÞpoyw, oøon táw Œdiv ti k¯w pará polloÁw legomÛnaw k.aw, oøon tãn tƒw Kerkà raw koryfaÝan ̂ krÞ po lin• cf. Digenem Acritam VIII 238 (370): 290; ‰pÀnv eŒw k.an• Kriaras 186 ad locum nostrum: kleÝsimo, …xà rv ma• < lat. „clausura“ | 16 šxvn, cf. in lingua hodierna šxontaw, participium adverbiale (деепричастие), vide 85. 110. 133; pro šxoysan scriptum esse putat Merc. 391, sed Matthaeus participium iam in propositionem sequentem trahere videtur | 16. 33 kàklvuen pro kyklÞuen Attico occurrit iam an ti qui tate, sed condem natur saec. IX a Theognosto grammatico (LSJ s.v. kyklÞuen)

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Page 13: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

37H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

damit schicke ich mich an, eine seltsame Geschichte zu erzählen31; Als ich irgendwann (vor mich hin) marschierte und die Landschaft betrachtete, erblickte ich eine höchst liebliche, höchst erhabene32 Stadt 15 mit Bergen rundum, Ebenen in der Nähe33, mit einer Befestigung34 ringsum, wie die Städte Palisaden haben.

31 Nicht vollkommen logisch ist die Verbindung „damit“, d.h. „mit den Wassern“ usw., „schicke ich mich an, eine ... Geschichte zu erzählen“. Das Wort „seltsam“ (jÛnow) begegnet nicht selten in byzantinischer Poesie und byzantinischen Enkomien. Es nimmt dort den Sinn von „wunderbar“ an, vgl. Vers 17.

32 Das entsprechende griechische Wort ‰j“rhmÛnhn hätten wir seiner antiken Bedeutung nach durch „ausgeschlossen“ oder „auserwählt“ wiedergeben müssen; der Autor aber scheint es mit dem ähnlich lautenden ‰jhrmÛnhn zu verwechseln, das ,erhaben’ bedeutet.

33 Die Berge befanden sich offensichtlich in einem größeren Abstand zur Stadt als die Täler, s. Vers 24. Eine solche Landschaftsstruktur würde wohl auch die Bezeichnung von Gotthia durch Stephanos Diakonos (Stephano Diacono conscripta Vita Stephani Iunioris 28 [125, 19 Auzépy]) als GÞtuiow KoÝlh, d.h. „Gotische Höhlung“ im Sinne von ‘Gotischer Talkessel’, erklären.

34 Das entsprechende byzantinische Wort kleisoàra geht auf das lateinische „clausura“ zurück, durch das man eine Festung bezeichnete, die einen Gebirgspass verschloss. Bei Prokopios bedeutet kleisoàra ausschließlich ,Gebirgspass’, bei Theophylaktos Simokattes hingegen entspricht das Wort genau der lateinischen Bedeutung. Bei späteren Autoren bedeutet es sowohl das eine wie das andere, doch im Volk am weitesten verbreitet dürfte die ursprüngliche Bedeutung geblieben sein, so dass das Wort sogar für eine Akropolis verwendet werden konnte, die überhaupt keine Festung an einem Gebirgspass darstellte. A. Každan (in: История Византии II (Moskau 1967) 168 mit A. 38 → J. Ферлу га, Ни же воjно-адми нис тративне jединице тематског урећеньа, ZRVI 2 (1953) 61–98) sah in der Kleisura eine im Vergleich zum Thema kleinere territoriale Einheit. Einen solchen Sinn konnten hinsichtlich Gotthias auf Grund unserer Untersuchung nur die Wörter „Turmarchat“ und „Katepanikion“ haben, s. Байер, История (2001) 142–146.

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Byzantinische Zeitschrift Bd. 96/1, 2003: I. Abteilung38

MÛson d\ Ò pÞliw ´statai ua†ma friktån kaä jÛnon• polæ gár dysparÀdekton ˆko†sai kaä piste†sai. \AkrÝthw ‰k toæw dynatoæw tå tÞjon ‰piteÝnaw, 20 polæ tå šxv diá tÛssareiw ná ‰mpÀs“ tãn sagÝtan, œsvw kaä to†to én dynhu” ‰k to† ™nvuen mÛroyw• tå dÛ ge gàrouen kyklo†n ‰k bÀuoyw tƒw kleisoàraw eŒkÀzv o‡dâ di\ Ôptá ná sqs“ ‰ntåw tå jÝfow. Gàrouen dâ tá ™ntikry boyná tá ˆntipÛran, 25 eŒkÀzv dào mÝlia tå metajæ dâ xÀow. MÛson dâ ´statai loipån Ò panuaàmastow pÞliw Ñw trÀpeza ÔjÀgvnow mÛson eŒw pediÀda, tá teÝxh o‡ranoxÀlkeyta, ™ney xeir¯n tmhuÛnta. MakrÞuen go†n Ñw šbleca kaä eòdon a‡tãn ‰jaÝfnhw, 30 ‰jÛsthn, pÀny ‰neåw ÓstÀmenow uaymÀzein. PeripatÜsaw …ligån eùron Ãdån ˆrxaÝan•

—————18 Polloä V | 20 polæ Merc. : pollãn V : polæn coni. Trapp, fortasse recte | ‰mbÀs“ Merc. | 21 ïIsow V | ¤n V | 23 sqsei V | 24 ˆntÝperan V, corr. Merc. | 27 ÔjÀgo now V |30 ‰nneåw Œst. V | 31 perä pat. V | Ãligån sic V, vulgariter sec. Merc., metri causa, ut mihi videtur

—————17. 26. 30 ´stamai in lingua vernacula non „sisto“, sed „sto“ | 19 ‡ ˆkrÝthw, cf. Ge or gii Mo nachi Red. rec. PG 110, 1061, 5 ‰m pÞrion to† \AkrÝta locus pro-pe Constantinupo lim situs; Constantinus Porphyrogenitus De ceremoniis 489, 11s. ˆkrÝtai milites agmi nis imperatorem antecedentis; Mi chaelis Attaliatae Hist. 206, 2 ˆkrÝthw praefectus pro vin ciae in confinio sitae; LBG I s.v. „Grenzsoldat“ (v. etiam Kriaras I s.v.); Constantine Porphyrogenitus, Three Trea tises on Imperial Military Ex-peditions, ed. J. F. Hal don, C 565; Cecaumeni Strategicon 82, 24 (cf. l. 24s. ˆpeirÝan ... ‰xÞntvn tƒw strathgikƒw gnqsevw). 102, 3 (offi ci um insigne, vide 104, 8 strathgÞw). 104, 32. 242, 3 Spadaro (150, 29s. 166, 7. 168, 27. 306, 7 Litavrin); cf. Merc. 388 | ‰k cum acc. pro genitivo (Merc. 391) | 20. 23 diÀ, cf. hodiernum giÀ – „pro“ | 20. 43 ‡ tÛssa-reiw pro tÛssaraw, cf. in lingua hodierna tÛssereiw, cf. Merc. 391 | 20 diá tÛssareiw cf. Go do fredi de Argentorato (Gottfried von Straßburg) Tristan 6879s. „(Mo rolt) der hæte vier manne craft, / diz was vier manne ritterschaft“ | ‡ ‰mpÀs“, cf. hodiernum ‰m bÀzv, Merc. 391, Kriaras VI s.v. ‰mbÀnv | 20. 23 ná (< ´na) cum coni. aoristi significat futu-rum | 23 sqs“ < sqzv, hodie sqnv• hoc verbum inter alia significat: „manu pre hendere possum“ (De me trakos), sqs“ = fuÀs“ (Merc. 391), hic, ut videtur: „(muni ti o nes) ei non permittunt, ut inducat gladium“ | 26. 67. 69. 71. 89. 106. 141 loipån an ti quitus „ceterum“, apud Matthaeum, ut hodie, „igitur“ | 28 ‡ o‡ranoxÀlkeytow Merc. (→ St. Koymanoàdhw., Synagvgã nÛvn lÛjevn (Athe nis 1883); Kriaras XIV s.v.; aliud exem plum deest | 31 …ligån me tri causa pro …lÝ gon, cf. alia exempla Kriaras XII 227, e.g. Callimachus 1270 (134 Cupane) Pråw …ligån ’ ‰sÝghsen• 2494 (206) ‰sÝghse ’ pråw …ligÞn• Phlorius 646 (500 Cupane) Kaä me tá Ïran …ligãn

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Page 15: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

39H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

35 Grenzkämpfer. In dem bekannten Epos „Digenis Akritas (Akrites)“ treten die Akriten als Mitglieder irregulärer Truppenverbände oder als Einzelkämpfer auf byzantinischer Seite auf. Matthaios, scheint es, stellt sich einen Krieger vor, der die Festigkeit seiner Burg überprüft, keinen Feind. Es ist möglich, dass er unter dem Einfluss der Kriegs- und Abenteuerpoesie stand, was Mercati wegen der Verwendung des Wortes „Akrites“ als erwiesen ansah. Doch ist nicht auszuschließen, dass der Gebrauch von militärischen Termini ohne literarische Vermittlung durch einen direkten Wirklichkeitsbezug bedingt ist. Im Gegensatz zum Akriten ist der Toparch (topÀrxhw) ein reichsunabhängiger Herrscher, den der Akrite laut Kekaumenos (2. H. 11. Jh.s) mit Misstrauen zu betrachten hat, s. Cecaumenus, LÞgow noyuetikÞw 166, 9–12 Litavrin sowie weitere Stellen, von Litavrin, Seite 323, angegeben (Байер, История (2001) 69).

36 Die Interpretation der Verse 20–23 fällt schwer. „Durch vier“, dürfte durch ‘vier Mann’ bedeu-ten. Ich verfüge derzeit nur über ein Beispiel, um diese Interpretation zu begründen. Gottfried von Straßburg (A. 13. Jh.) sagt in seinem Epos „Tristan“ über einen Gegner: „er hatte Vier-Männer-Kraft, Vier-Männer-Ritterschaft“. In Kriegsangelegenheiten ist es schwierig, die Priorität des Ostens oder des Westens zu bestimmen, vgl. H.-V. Beyer, Byzantinische Motivparallelen zur Tristandichtung Gottfrieds von Straßburg, in: Byzanz, Islam, Abendland. Beiträge zur Geschichte u. Kul tur des Mittelalters aus Vortragsreihen der Österreichischen Nationalbibliothek, hrsg. von O. Mazal (Wien 1995) 103–108. Die Völker ahmen einander im Kriege nach. Ähnliche literarische Motive sind nicht nur literaturgeschichtlich zu erklären, sondern auch durch die Kriegsgeschichte selbst, d.h. durch die seinerzeitige Wirklichkeit. Man bestimmte die Kraft hervorragender Kämpfer mit dem Maß gewöhn-licher Kämpfer sowohl in der Poesie wie auch in der Realität wie noch in unserer Zeit die Kraft eines Motors nach Pferdestärken.

37 1 Meile = 1574, 16 m, s. E. Schilbach, Byzantinische Metrologie (München 1970) 34–36.

In der Mitte steht die Stadt, ein Schauder erregendes und seltsames Wunder; denn es lässt sich sehr schwer hinnehmen, (es) zu hören und zu glauben. (Wenn) ein Akrite35 von den starken den Bogen spannt, 20 halte ich es für (einen) groß(en Erfolg), den Pfeil durch vier hineinzuschießen, auch, wenn er das vielleicht kann von dem oberen Ort aus; doch die Umfassung der Befestigung ringsum aus der Tiefe her, schätz’ ich, lässt nicht einmal den Einstoß des Schwertes durch sieben zu36. Was die gegenüberliegenden Berge rings, die drüben, betrifft, 25 schätz’ ich auf zwei Meilen37 den dazwischen klaffenden Abgrund. In der Mitte steht also die ganz und gar bewundernswerte Stadt wie ein sechseckiger Tisch mitten in einer Ebene, (mit den) Mauern, vom Himmel geschmiedet, nicht mit Händen gemeißelt. Sobald ich sie (die Stadt) plötzlich von ferne gesehen und erblickt hatte, 30 geriet ich außer mir, stand still völlig stumm vor Bewunderung. Nach einem kleinen Spaziergang fand ich einen alten Weg;

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Page 16: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

Byzantinische Zeitschrift Bd. 96/1, 2003: I. Abteilung40

—————32 xoxlÝoy (non xoklÝoy) V, corr. Merc. | a‡tƒw scribendum cum Merc.? | 37 tetrÀgonoyw V | 38 Ârofon V | 39 p·n ‰pi tidiÞtaton V : corr. Merc. | 43 p·n terpnon V | šxvn V—————32 a‡tãn (pronomen demonstrativum, ut hodie, cf. in versu 105 a‡tåw) pro a‡ tƒw, cf. genitivum participii. Cum auctores eius temporis, qui atticismo non stu debant, inclinati essent ad accusativum pro genitivo et dativo in obiectis substituen dum (multa exempla apud Gregorium Sinaitam invenies), accusativus dictione auc toris inconcinna explicari potest | Ðpå + gen. pro diá | koxlÝaw (< kÞ xlow) cf. LSJ s.v. „snail with a spiral shell; anything twisted spirally“, ibid. II 4 (Strabo 17, 1, 10, 17s. Meineke) Åcow ti ... strobi-loeidâw ... diá koxlÝoy tãn ˆnÀbasin šxon• Procopii De bellis I (De bel lo Persico I), 24, 43 (I 131, 15s. Haury) à koxlÝaw ˆpå tƒw kauÞ doy kyklotero†w oºshw —nÞma stai• cf. Kriaras VIII s.v. koxliÞw | 33 cf. Act. 3, 10 ‰pä t” ÑraÝ— pàl“ („ad speciosam por tam“) to† Óero† | 36 cf. Heliodori Aeth. 10, 5, 2 pammegeu¯n (!) et e‡mhkƒ (formam enormem) in versu 79 | cf. Eph. 2, 21 oŒkodomã syn armologoymÛnh• 4, 16 | 37 ‡ pissÞw = pessÞw „cubit mass of building, terrace“ (LSJ: Strabo 16, 1, 5, 10 Meineke pett¯n; papyrus saec. II p. Chr. n.; Procopius, v. indi cem IV 376 Haury); Suda, pÁ 1384 Pessoàw• kàboyw• aliter Merc.: pissoàw i.e. pin soàw = pi las maiores, que aedificium aliquod sustentant, v. etiam LSJ pinsÞw „cubical block of masonry“ (Schol. ad Pindari Ol. 2, 146) | tetrÀgvnoyw accentus adiectivi, ut in lingua hodierna, cf. versus 46. 107 ‰jaÝre toyw, 93 e‡telÛstath (Merc. 391) | 37. 50 ktÝ siw non „colonia“, non „creatio“ vel „creatum aliquid“, „sed aedi-ficatio, aedifici um“, v. Kria ras IX s.v. 1, ut ktÝsma in lingua hodierna. In versu 105 ktÝsiw voce notiones „creationis“ et „ae di ficationis“ con iun guntur, item in versu 147 ktÝsthw voce notiones „creatoris et aedi ficatoris“, in versu 96 ktÝzvn „aedificans et creans“, in versu 65 ktÝsma „res procreata et aedificata“ | 38 tån ¹rofon naån, ut à ueåw lÞgow, cf. versum 55 leÝcana .. svreÝaw, versum 87 phgáw kry stÀlloyw coniunctio nominum se in vicem determinantium Matthaei propria est | ‰pi feroàshw gen. absolutus mancus, coniunctus dâ particula contra regulas cum pro posi tione antecedente. De sententia verbi v. supra ad v. 7 | 39 ‡ panepithdeiÞtaton, coniecturam Merc., qui repperit pan epi tÜdeiow bis in Belthandro et Chrysantza 319. 779 (246. 274 Cupane), comprobamus propter ver-sum se quentem; Kriaras XIV s.v. (Digenis Acritas, Imperius [Legrand]) | 40 syn Ýstatai medium insolitum | bƒma „suggestus, locus arae“, pars pro toto | 42 t¯n š. gen. pro acc. | 42. 87 šsvuen = šsv intra, interiora | toÁw ‰nd. dativus falsus pro acc. | 42 ‰ndÞ te row adiectivum Byzantinum, cf. ‰ndotÛrv apud Iosephum et Plutarchum

a‡tãn d\ ‰pilabÞmenow Ðpå koxlÝoy ˆnioàshw, eŒsÜgagÛ me kàklvuen, kaä eùron ÑraÝan pàlhn. ïV fÝle, tÝw ˆdakrytä kaä dÝxa pÀshw làphw 35 tãn uÛsin dihgÜsetai t¯n sto¯n kaä t¯n lÝuvn pammÜkvn pammegÛuvn te, synarmologoymÛnvn, stoÀw, pissoæw tetrÀgvnoyw kaä ktÝsin uaymasÝan, ™nvuen dâ tån ¹rofon naån ‰piferoàshw panepithdeiÞtaton, Ñw eòdon ‰k sxhmÀtvn; 40 Kaä gár ˆkmãn synÝstatai ™nv tå ueÁon bƒma. MÞliw potâ eŒw Ôaytån ‰luçn ˆpå tƒw uÛaw, eŒsƒluon kaä t¯n šsvuen ŒdeÁn toÁw ‰ndotÛroiw. Eòdon pedÝon pÀnterpnon tÛssareiw lÞfoyw šxon,

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Page 17: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

41H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

38 Dem griechischen Ausdruck entspricht die wörtliche Übersetzung „durch eine (Meeres)schnecke“. Nach klassischer Grammatik müsste der Ausdruck allerdings durch „unter einer (Meeres)schnecke“ wiedergegeben werden. Man hätte an einen überdachten Weg zu denken. Doch gebraucht Matthaios die Präposition Ðpå, die im klassischen Griechisch, mit Genitiv konstruiert, den Täter (auctor) be-zeichnen kann, im instrumentalen Sinn: ‘durch eine (Meeres)schnecke’ oder ‘durch eine Spirale’, ‘spiralförmig’. Matthaios spricht von einem Weg unter freiem Himmel, wie wir ihn in der Kärntner Festung Hochosterwitz finden. Er ist dort nur an bestimmten Stellen durch Tore überdacht.

39 „... mich haltend ... führte er mich“, grammatisch inkonzinne Ausdrucksweise, dem griechischen Text entsprechend.

40 Wahrscheinliche Bedeutung ‘Pfeiler’, nicht ‘Terrassen’.41 Der Worttrennung in der Handschrift (p·n ‰pi tidiÞtaton) zufolge wäre eine Übersetzung durch

„Alles (war) höchst angemessen“ ebenfalls möglich.42 Der Altarraum hinter dem Ikonostas. Im Text ist die ganze Kirche gemeint (pars pro toto).

an ihn mich haltend, der spiralförmig38 aufstieg, führte er mich39 im Kreis, und ich fand ein schönes Tor. O Freund, wer kann ohne Tränen und ohne alle Trauer 35 die Anordnung der Säulenhallen und der Steine beschreiben, überaus langer und überaus großer, passend zusammengefügt, (die) Säulenhallen, viereckigen Pfeiler40 und (das) wunderbare Bauwerk, während sie (die Stadt) als Dach die Kirche trägt, die ganz und gar höchst angemessene41, wie ich es aus den Umrissen ersah! 40 Denn den Gipfel bildet oben das heilige Bema42. Kaum war ich zu mir gekommen von der Schau, da ging ich auch hinein ins Innere, zu schauen, was drin ist. Ich sah ein höchst eindrucksvolles Plateau mit vier Hügeln,

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Page 18: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

Byzantinische Zeitschrift Bd. 96/1, 2003: I. Abteilung42

Ådata pagglykàtata, kÜpoyw ˆrdeyomÛnoyw, 45 phgáw eŒw ¹cin bràontaw, e‡Àeron tån tÞpon, eòdon naoæw ‰jaÝretoyw, mvsioedafvmÛnoyw. Kaä troyllvtá kaä dromiká kaä stroggylá t” uÛsei tƒsdÛ ge mhtropÞlevw tÝw én ‰kdihgeÁtai, t¯n oœkvn dâ tá sxÜmata p¯w ™n tiw ‰jhgeÁtai; 50 ^Vw dâ eŒsƒlua eŒw tå koyl· kaä eòda ktismÀtvn uÛsin, naoæw perikallestÀtoyw kaä kÀllh palatÝvn lelajeymÛnvn tÀfvn te, sto¯n kaä kionÝvn, šti ge mãn kaä pÀshw te poikÝlhw zvgrafÝaw, eòdon kaä sqmata nekr¯n kaä plÜuh t¯n leicÀnvn 55 kaä kÀraw ™ney t¯n …st¯n, leÝcana dâ svreÝaw, ‰stÛnaja …dynhr¯w ‰k bÀuoyw tƒw kardÝaw• Oœmoi, cyxã talaÝpvre, p¯w o‡ penueÁw, ˆulÝa,

—————44 p·n glykàtata V | 45 Âcin V | 46 mosioedafomÛnoyw V | 47 troylvtá V | 50 kolá, corr. in koylá in mg. V | 51 perikale stÀtoyw V. Si poeta in versu 46 ‰jaÝre toyw scripsit, hic eum perikallÛstatoyw scripsisse veri simile est, ut notavit W. Hörandner. Quamquam vocis notam non mutavimus, recitator talem accentum voci ad mo veat oportet | 54 plÜuei V | 57 oòmoi V | penueäw V —————44 ‡ pÀg gly kyw Kriaras XIV s.v. | 45 bràontaw pro bryoàsaw (Merc. 391) | 46 ‡ mvsioeda-fvmÛnow, sine augmento, cf. moyseÁon, -Ýon „opus musivum“, ‰dafÞv apud Hesychium ñta 101 ŠdÀfvtai• katqkistai• Digenis Acritas G IV 268 (180 Trapp) monente Merc. ‡ memoysivmÛnow• Kriaras XI s.v. moysioedafvmÛnow aliud exemplum deest | 47 ‡ troyl-lvtÞw „in trulli formam aedificatus“ Merc.; tro†llow „dome, domed building“ Lampe (Ioannis Malalae Chronographia 18 [489s. 495 Din dorf] de tholo Magnae Ecclesiae anno 542/543 laeso et us que ad annum 547/548 refecto; cf. locum in Athone situm et TroylvtÜ no minatum, Actes de Lavra I, Texte, ed. dipl. par P. Lemerle, A. Guillou, N. Svoro nos, D. Pa pachryssanthou (Paris 1970), Nr. 23 (1017/19), l. 7s. | dromiká Merc.: „spe ciem drÞ moy habens, oblongus“; Kriaras V s.v. 2 „formam basilicae habens“ (Di Ü ghsiw perä tƒw ̂Ag. SofÝaw. EEBS 3, 147, l. 4 Bànescu pr¯ton mân tãn šktisen à mÛ gaw Kvn stan-tÁnow dromikÜn); LBG II 411 | stroggylÞw, accentus, ut hodie, antiquitus stroggàlow | 48 tƒsde, quamvis sine articulo, praeferendum tƒw dÛ lectioni | 48s. én ‰kdihgeÁtai (<-ƒtai), ™n ... ‰jhgeÁtai (< -ƒtai) futura linguae vernaculae | 50 eŒsƒlua, ut hodie, metri causa, ut videtur, at in versibus 42. 61. 68 eŒsƒluon, katƒluon, ‰jƒluon more antiquo, item eò da, congruentiae causa, ut videtur, at in versibus 14. 29. 39. 43. 46. 54. 61 eòdon | ‡ koyl·, Merc. (→ Ch. Du Cange, Glossarium ad scriptores mediae et infimae graeci-tatis (Lugduni 1688)): „arcem, turrim“; Kriaras VIII s.v. koyl·w: pàrgow, akrÞpolh < araboturcice „kule“ | 51. 63 palÀtion (< Palatium) „domus principis“ iam apud Eusebium (Lampe) | 52. 63 lelajeymÛnow cf. Lc. 23, 53 de sepulchro Iesu | 52 ki. Kriaras VIII s.v. kiÞni(o)n | 55 leÝcana .. svreÝaw cf. supra v. 38 | 57 penueÁw, vide FilokalÝa t¯n Óer¯n nhptik¯n V. Athenis 51992, 297 s.v. pÛnuow, Russice плач, cf. Germanice „Trau erarbeit“, vocem ad alium rerum et verborum contextum pertinentem

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Page 19: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

43H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

43 Gotthia wird in den Akten des Patriarchats von Konstantinopel zum erstenmal 1317/18 als Metropole genannt, s. PRK I. 1981, Nr. 52, 3–10 (Seite 344).

44 Das türkisch-arabische Wort „Kule“ ist an dieser Stelle eher durch „Akropolis“ denn durch „Turm“ zu übersetzen.

45 Wenn ich mich recht erinnere, werden Schädel und Gebeine im Ossuarium der Großen Lavra nach ihrer Exhumierung getrennt aufbewahrt. Meine im russischen Text aufgeworfene Frage, ob es sich bei den Gebeinen um Überreste der bei der Belagerung Gefallenen handele (s. Vers 118–129), die nicht ordnungsgemäß begraben wurden, ist demnach mit nein zu beantworten.

ganz und gar überaus liebliche Wasser, bewässerte Gärten, 45 Fontänen vor den Augen sprudeln, dass der Ort eine gutes Klima hatte, sah außergewöhnliche Kirchen mit Mosaikfußbodenbelag. Und überkuppelte, basilikaförmige und in ihrer Anlage runde (Bauten) dieser Metropole43 wer kann sie umfassend beschreiben? die Umrisse der Häuser wie mag sie jemand darstellen? 50 Nachdem ich die Burg44 betreten und die Anlage der Bauten gesehen hatte, prächtigste Kirchen und Prunkstücke von Palästen, von gemeißelten Gräbern, Hallen und Säulen, außerdem noch (Prunkstücke) jeglicher bunten Malerei, auch Körper von Toten gesehen hatte und Mengen von Reliquien 55 und Schädel ohne die Knochen und Reliquien haufenweise45, stieß ich einen wehen Seufzer aus der Tiefe des Herzens aus: O weh, beladene Seele, wieso trauerst du nicht, elende,

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Byzantinische Zeitschrift Bd. 96/1, 2003: I. Abteilung44

kaä t¯n mellÞntvn melet¶w, katafroneÁw t¯n úde; ̂H pÞliw $Eteron dâ panuaàmaston ˆnaggel¯ soi, jÛne. 60 EÐrçn dâ klÝmaka sterrán a‡tofyeÁ t« lÝuv, katƒluon kÀtv mÛson gƒw kaä eòdon t¯n ‰keÁse tå šdafow kaä ¹rofow a‡tofyeÁ t” pÛtr—, lelajeymÛna pÀnterpna palÀtia, kellÝa, fvtistiká ÑraiÞtata ˆnatolƒw ˆntÝkry 65 kaä poikilÝaw uaymastÀw, ¤w o‡dâ ktÝsma fÛrei, pollƒw Òdàthw gÛmonta, kal¯w ‰jeirgasmÛna. Loipån ˆpelhsmÞnhsa t¯n ™nv blÛpvn ta†ta, eŒw Ôaytån d\ ‰paneluçn ‰jƒluon pÀlin ™nv. PeripatÜsaw dâ loipån ‰pÛbleca tá pÛrij• 70 diá jhr·w Ñw Òmer¯n Ãdån tri¯n ‰mblÛpeiw, diá ualÀsshw dâ loipån tÝw én ‰jariumÜsei; Kaä pråw tãn pÞlin ‰pidçn taàthn syxn¯w Šrqtvn• ̂O jÛnow ïV pÞliw uaymastÞtate, tãn klƒsin ueo† d¯ron, ÃpoÁow ÐchlÞtatow à uaymaståw texnÝthw, 75 à soàdaw kaä kleisoàraw soi kaä Åcow ˆnebÀsaw kaä teÝxh uaymastÞtata kaä fysiká sthlqsaw ‰ktåw ˆsbÛstoy kaä plinuƒw kaä lajeyt¯n marmÀrvn, ‰ktåw texnÝtaw, leptoyrgoæw kaä pÀrej liuojÞoyw, ‰ktÞw te lÝuvn e‡mhkƒ kaä tetragvniaÝvn, 80 ‰ktåw magkÀnvn kaä pri¯n kaä ™ney ‰rgaleÝvn, ‰ktåw boƒw kaä stenagm¯n kaä pÀrej doryfÞrvn kaä sygkrotÜsevn lao† kaä °maj¯n kaä jàlvn, ‰ktåw basilikƒw xeiråw kaä xrhmÀtvn dapÀnhw; Toia†ta teÝxh Ðchlá ‰stÞlisÛ se kàklv, 85 Ñw dâ kaä Åcow kÛkthsai, tƒw gƒw ˆnesthkÞta, perÝbleptow toÁw pÛrasi, t” g” kaä t” ualÀss“. P¯w fÛreiw šsvuen phgáw krystÀlloyw kaä glykeÝaw,

—————62 a‡tofyƒ V, corr. Merc. | 64 Ñraiqtata V | 66 Òdàthw (= Òdàthtow) Merc. : Òdàsthw V | 70 jhráw V | ‰mblÛpoiw perperam Merc. | 72 sygxn¯w Òr. V | 75 so†daw V | 76 tÝxh V | 77 plinuƒw coni. W. Hörandner : plynuæw V | 79 e‡mhkƒ corr. in -¯n Merc. | 80 magk. in maggÀnvn corr. Merc. | 82 ˆmaj¯n V | 87 krystÀloyw V

—————58 cf. Fil. ib. 205 melÛth uanÀtoy, Russice забота о смерти, et ib. 239. 253 mÁsow kÞsmoy, Russice ненавидение мира | t¯n mell. pro tá mÛllonta | 66 Òdàthw pro Òdàthtow (< nom. * Òdàth pro Òdàthw) | 80 tå mÀgganon „ergata“, Lampe (Eusebii Hist. eccl. 8, 9, 1 maggÀ noiw tisän eŒw Åcow ˆnelkÞmena• Kriaras IX s.v. alium locum eius dem sententiae non affert | pri¯n < * priÞw? cf. Ã prÝvn – „serra“ et tå priÞnion, ho die tå priÞni | 84 ad con structionem cf. Daniel (LXX) 5, 7 stolieÁ a‡tån porfà ran· ib. 16 | 85 Ñw dâ = Ïste, ut videtur | ˆnesthkÞta, participium adverbiale, ut 133 šxonta. Ad iectivo sequente liquet participium ad subiectum spectare

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45H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

46 Matthaios will offensichtlich die Vorstellung von einer Sache vermitteln, die nicht durch Menschenhände geschaffen wurde. Für „nicht durch (Menschen)hände geschaffen“ (ˆxei ropoÝhtow) hielten die Byzantiner einige wundertätige Ikonen. An unserer Stelle allerdings ist die Rede vom Untergrund der Malerei, d.h. von gewachsenem, nicht von Menschenhand aufgeschichtetem Stein.

47 Etymologie des Namens „Theodoro“.48 Im Griechischen schwingt auch die Bedeutung ‘eisig’ mit, dem heutigen Ideal von ‘eisgekühlt’

entsprechend.

und kümmerst dich um das Künftige, verachtest das Hiesige? Die Stadt: Etwas anderes höchst Wunderbares werd’ ich dir kundtun, Fremdling. 60 Nachdem ich eine feste Stiege von gewachsenem Stein gefunden hatte, begab ich mich hinab unter die Erde und sah von den (Räumlichkeiten) dort den Fußboden und die Decke von gewachsenem Fels, ausgemeißelte höchst liebliche Paläste, Zellen, herrliche Lichtschächte dem Osten gegenüber 65 und wunderbare Malereien, die selbst ein errichtetes Gebäude nicht aufweist46, erfüllt von großer Anmut (und) schön ausgearbeitet. So vergaß ich das Obere bei der Betrachtung dessen, doch erneut zu mir gekommen, ging ich wieder hinaus nach oben. So spazierte ich herum und richtete den Blick auf die Umgebung; 70 über das Festland blickst du auf eine Strecke von drei Tagen. über das Meer alsdann wer kann es abschätzen?Der Und ich blickte auf die Stadt und fragte diese vielmals: Fremdling: O bewundernswerteste Stadt, dem Namen nach Gottes Gabe47, was für ein überaus Erhabener (ist) der wunderbare Künstler, 75 der für dich Palisaden und Befestigungen und Höhe aufrichtete und höchst bewundernswerte, natürliche Mauern errichtete ohne Kalk und Ziegel und behauenen Marmor, ohne Handwerker, Zimmerleute und Steinmetze, ohne langgestreckte und viereckige Steine, 80 ohne Baukräne und Sägen und ohne Werkzeuge, ohne Geschrei, Gestöhne und ohne bewaffnete Wächter und Ansammlungen von Volk, von Wagen und Balken, ohne kaiserliche (Geber-)Hand und Geldaufwand? Mit solch hohen Mauern schmückte er dich ringsum, 85 dass du auch Höhe besitzt, von der Erde dich abhebst, allseits sichtbar von der Umgebung aus, vom Land aus und vom Meer! Wie (kommt es, dass) du im Inneren kristallklare48, süße Quellen birgst,

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Byzantinische Zeitschrift Bd. 96/1, 2003: I. Abteilung46

—————91 sƒ V | 102 mh V | 103 Ã ºt\ V | trifáw V | 104 Â : emend. Merc.

—————89 štyxew, antiquitus cum participio, e.g. genomÛnh vel gignomÛnh | braxàterh, antiquitus braxÝvn. Forma et ac cen tus et exitus comparativi congruunt cum lingua hodierna | 91 ua†ma, ua†ma accusativus interior, qui vocatur. Iteratione Mat thaeus voci pondus dat, cf. in lingua hodierna sigÀ sigÀ, Turcice „yavaè yavaè“ | 93 e‡telÛstath, accentus, ut hodie, at cf. 92 e‡ telestÀthn (Merc. 391) | 96 cf. Ioannis Chrysostomi Homiliam in Genesim 2, 3 (PG 53, 30, 15–20) $Ora kaä ‰j a‡to† to† tƒw dhmioyrgÝaw trÞpoy tãn ueÝan fàsin dialÀmpoysan, Ñw ˆpenantÝaw t” ˆnurvpÝn“ synhueÝ— tãn dhmioyrgÝan poieÁtai, prÞteron tån o‡ranån teÝnaw kaä tÞte tãn gƒn ÐpostorÛsaw, prÞteron tån ¹rofon kaä tÞte tån uemÛlion | 97 Merc. contulit Alphabetum de Adam et paradiso in cod. Vat. Pal. Gr. 364, f. 217v, ubi dictum est kaä o‡ranoæw ‰faÝdryne tá kÀllh t¯n ˆstÛ rvn | 98 antiquitus ‰mpÝmplhmÝ tÝ tinow | 103 ter acc. pro gen. | ‰rgaleÁa ... xrh mÀ tvn dapÀnhn, cf. 80. 83 | 106 ˆpekrÝuhw, aoristus iam apud Platonem, aliter ˆpekrÝnv | 107 vide 46. 51 | 108 v. versus 60–66

leim¯naw pediÀdaw te kaä lÞfoyw kaä koilÀdaw; O‡dâ gár štyxew loipån braxàterh tå mƒkow, 90 ˆllá kaä megalÞpoliw ™ney tƒw KvnstantÝnoy,^H pÞl(i)w kaä ua†ma, ua†ma me uambeÁ Ò sã dhmioyrgÝa. ̂pok(rÝnetai) Kaä dã uaymÀzeiw tãn ‰mãn e‡telestÀthn ktÝsin, kaä pÀny e‡telÛstath pråw tån texnÝthn pÛlei. ^O stereqsaw o‡ranån kaä gƒn uemeliqsaw, 95 à ˆrxitÛktvn à lamprÞw, à pÀnsofow texnÝthw, à pr¯ton stÛghn ‰kplhr¯n kaä tÞte ktÝzvn bÀura, îw o‡ranån ‰faÝdryne t« kÀllei t¯n ˆstÛrvn kaä ³lion ‰nÛplhse tå f¯w kaä tãn selÜnhn, à pampoikÝloiw ™nuesi tãn gƒn katakosmÜsaw 100 kaä toÁw boynoÁw kaä toÁw fytoÁw phgÀw te kaä ualÀssaw kaä potamoæw ‰jagagçn ‰k bÀuoyw tƒw ˆbàssoy, à pÀnta lÞgv synist¯n mã deÞmenow Ålhw, oºt\ ‰rgaleÁa, o‡ tryfÀw, o‡ xrhmÀtvn dapÀnhn, î<w> pantaxo† parqn ‰sti kaä symplhr¯n tá pÀnta, 105 a‡tåw ‰dhmioàrghse tãn ‰mãn ktÝsin, jÛne. ^O jÛnow Kal¯w ˆntapekrÝuhw moi• loipån šstv soi xÀriw. Naoæw Ãr¯ ‰jaÝretoyw kaä kÀllh palatÝvn, mÛson dâ gƒw uaymÀsia lajeàmata poikÝla,

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Page 23: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

47H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

49 An dieser Stelle folgen wir Vasiliev (1936) 190, der übersetzte: „Thou admirest my simple construction? But it is very easy for the artificer“.

50 Wenn wir in der spätbyzantinischen Literatur einen außergewöhnlichen Gedanken finden, so gibt uns das in jedem Fall Anlass zu der Annahme, dass der Autor aus einer Vorlage schöpft. In un-serem Fall geht die Idee ‘erst das Dach, dann das Fundament’ auf Ioannes Chrysostomos zurück, der in seiner zweiten Homilie zur Genesis den ersten Vers der Bibel, „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“, wie folgt, kommentiert: „Sieh, wie auch eben durch die Art und Weise der Schöpfung die göttliche Natur zum Vorschein kommt, wie er (Gott) im Gegensatz zur menschlichen Gewohnheit seine Schöpfung durchführt, indem er zuerst den Himmel ausspannt und dann die Erde unterbreitet, zuerst das Dach und dann den Grundstein.“ Es würde uns nicht wundern, wenn wir diesen Gedanken schon bei Efrem dem Syrer fänden, der ebenfalls einen Genesiskommentar verfasste (J. Martikainen, Ephraem der Syrer, in: Klassiker der Theologie I, Von Irenäus bis Martin Luther. Hrsg. von H. Fries u. G. Kretschmar (München 1981) 66) und auf den als schöpferischen Denker ein Gutteil des Gedankenguts zurückzuführen ist, das in der Byzantinistik unter dem Namen „antiochenische Schule“ läuft.

Wiesen und Ebenen und Hügel und Täler? So war dir denn auch nicht beschieden, winzig klein zu sein nach der Länge, 90 sondern sogar eine Großstadt neben der des Konstantin.Die Stadt Mit Wunder über Wunder erfüllt mich deine Schöpfung.antwortet: Nun schau, du bewunderst mein ganz unbedeutendes Bauwerk; überhaupt ein ganz und gar geringes ist es für den Meister49. Der, der den Himmel festigte und der Erde einen Grund gab, 95 der glänzende Architekt, der allweise Meister, der zuerst das Dach ausführt und dann das Fundament legt50, der dem Himmel Glanz gab durch die Schönheit der Sterne, die Sonne mit Licht erfüllte und den Mond, der mit buntesten Blumen die Erde schmückte 100 und (aus) den Bergen und für die Pflanzen Quellen und Meere und Flüsse entspringen ließ aus der Tiefe des Abgrunds, der alles durch das Wort zustande bringt ohne Bedarf an Materie, Werkzeugen, Luxus, Geldaufwand, der überall zugegen ist und alles erfüllt, 105 der schuf mein Bauwerk, Fremdling. Der Fremdling: Gut hast du mir geantwortet. Deshalb gebührt dir Dank! Außergewöhnliche Kirchen sehe ich und prächtige Paläste, unter der Erde wunderbare buntfarbige Meißelarbeiten,

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Page 24: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

Byzantinische Zeitschrift Bd. 96/1, 2003: I. Abteilung48

™nvuen dâ kaä kÝonaw, tÀfoyw koniamÛnoyw. 110 Kaä p¯w ÐpÀrxeiw šrhmow plƒuow lao† mã fÛrvn; Kaä gÀr, én ñton ™oikow Ò gƒ tƒw XazarÝaw, ‰sâ kaÝ mÞnhn šprepe, pÀnterpne, oŒkoymÛnhn. ̂H pÞl(i)w Klaàsaw d\ ‰k bÀuoyw tƒw cyxƒw kaä stenagmo† kaä urÜnoy, toia†ta moi ˆnÛpemcen ‰k lyphr·w kardÝaw• 115 ^Or¯ se jÛnon kaä sofån kaä synetÞn, ˆgxÝnoyn, ‰ndedymÛnon ¨Àkia, jeniteÝan ˆsko†nta. Xit¯na, blÛpv, ‰ndÛdysai penuÜrh, teulimmÛnon. èAn dâ eŒp¯ soi t¯n ‰m¯n pykn¯n ˆnalvmÀtvn, polÛmoyw kaä tá fÞbhtra, m·llon táw paratÀjeiw, 120 Âloiw Ôptá toÁw štesin šunh tá \mâ kyklo†nta plÜuh te ˆnarÝumhta, \Agarhn¯n foss·ta kaä táw sfagáw kaä toæw palmoæw t¯n šsv kaä t¯n šjv, tá ko†rsa kaä tá šnedra, xremetismoæw t¯n ´ppvn, – šsv tå plƒuow to† lao† –, t¯n stenagm¯n, t¯n urÜnvn,

—————111 ¤n V | 117 penuÜri V | 118 ¤n V | 120 tá me sic V : in tÀ me corr. Merc. | 121 fosÀta V | 124 plÜuow V—————109 vide 52 | Mt. 23, 27 tÀfoiw kekoniamÛnoiw contra scribas et Pharisae os dictum; cf. Act. 23, 3 Paulus principem sacerdotum alloquitur toÁxe kekoni a mÛ ne. Matthaeus noster participium perfecti, cuius reduplicationem omisit, aliter intellegere videtur ac Mt. evange-lista: „pulvere (kÞniw, konÝa) sparsus“ | 110 fÛrvn partici pi um adverbiale, pro fÛroysa, ut dicit Merc. 391 | 111 ñton, hodie µtan(e), cf. Merc. 391 | ™oikow (antiquitus ‘sine domo’) pro ˆoÝkhtow | 112. 131 ‰sâ, hodie ‰sÛna, cf. Merc. 391 | 112 ... oŒkoymÛnhn sc. eònai, acc. cum infinitivo manco | 113 Klaàsaw participium adverbiale pro Klaà-sasa | 116 jeniteián enuntiandum secundum metrum et linguam hodiernam | ̂ sko†nta Kriaras III 261 s.v. ̂ sk¯ Fr. z¯ Ñw jenitemÛnow, cf. supra v. 3 doyl. jeniteÝan | 118 eŒp¯ pro eœpv, hodie p¯, constructum Matthaeo in vicem cum gen. et cum acc. | 121 foss·ton 1. „trench“ Lampe (Io. Mal. 12 [309, 2 Dindorf]; 18 [461, 21s.]); „entrenched camp“ idem (Anastasii apocrisiarii Acta Maximi 1, 31 [PG 90, 168 B-C]); „army“ idem (ib. 1, 1 [112 B]) etc. < lat. „fossatum“ | 123 ko†rson „predatory band“ Lampe (Theophanis Chron. 452, 11. 463, 15. 473, 28 de Boor); „predatory expedition“ (ib. 325, 10 alibi, masc., quod Lampe voci supposuit, e nullo loco Chronographiae colligi potest) < lat. „cursus“; Kriaras VIII s.v., a (Paraphrasis Hist. Nic. Choniatae et Xronikån MvrÛvw) | 124–128 ter poeta constructionem propositionis condicionalis intercalationibus interrumpit

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Page 25: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

49H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

51 Unser Hieromonachos zitiert Mt. 23, 27, eine Stelle, an der Jesus der im Markusevangelium fehlende Vergleich der Schriftgelehrten und Pharisäer mit „weiß getünchten Gräbern“ unterscho-ben wird, offensichtlich nach dem Vorbild einer Stelle in der Apostelgeschichte, an der Paulus den Hohenpriester eine „weißgetünchte Wand“ nennt. Dort heißt es: „Paulus, der den Blick auf die Versammlung richtete, sagte: „Männer, Brüder! Ich lebte mit ganz und gar gutem Gewissen vor Gott bis auf den heutigen Tag“. Der Hohepriester Ananias aber befahl jenen, die neben ihm standen, ihm auf den Mund zu schlagen. Da sagte Paulus zu ihm: „Gott wird dich schlagen, weißgetünchte Wand ...“ (Act. 23, 1–3). Paulus hatte offensichtlich den Hohenpriester mit seinem Ausspruch, er habe ein gutes Gewissen, bis zur Weißglut gereizt. Seine spontane Reaktion auf die Züchtigung bestand in einer höchst ausdrucksvollen Beschreibung des Gesichts seines Gegners. Diese Spontaneïtät fehlt bei Matthäus, der sich bei allem, was er zum Bericht des Markus hinzufügt, einer antijüdischen Tendenz befleißigt. Paulus’ Metapher wird bei ihm zum Vergleich aller Schriftgelehrten und Pharisäer mit „weißgetünchten Gräbern“. Unser Matthaios, scheint’s, versteht das Wort koniamÛnow überhaupt nicht im Sinne von ‘geweißt’ oder ‘angestrichen’ (Vasiliev (1936) 190 „painted“), sondern im Sinne von ‘staubig’, so dass man auf Grund seines Textes nach keinem Grabmal mit weißer Stuckatur in Mangup zu suchen braucht. Über die dortigen Gräber s. oben Vers 52. 54f.

oben auch Säulen, staubige Gräber51. 110 Und wieso stehst du verlassen da, ohne eine Menge Volks? Denn selbst, wenn das Land Chazarien unbesiedelt wäre, solltest du sogar allein, höchst liebliche, besiedelt sein. Die Stadt: Weinend aus der Tiefe der Seele, des Stöhnens und der Klage trug sie mir folgendes aus traurigem Herzen vor: 115 Ich sehe, du bist ein Fremdling, weise und verständig, scharfsinnig, gekleidet in Lumpen, du bist auf der Reise durch die Fremde. Ein Trauergewand, sehe ich, hast du an, ein trauriges. Wenn ich dir von meinen häufigen Verlusten erzähle, von Kriegen und den Schrecken, vielmehr den Schlachtordnungen, 120 von den Volksstämmen, die mich ganze sieben Jahre umzingelten, von ungezählten Massen, Heeren der Hagarener und dem Gemetzel und Lanzenschwingen derer drinnen und derer draußen, den Raubüberfällen und den Hinterhalten, dem Gewieher der Pferde – drinnen die Masse des Volkes –, von den Seufzern, den Klagen,

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Page 26: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

Byzantinische Zeitschrift Bd. 96/1, 2003: I. Abteilung50

—————125 šnnatow V : corr. Merc. | 127 ‰mpÝkrvw coniecit Trapp : Õn pikr¯w V, cf. supra 44, app. crit. p·n glykàtata | kau\ ÐpÛmeinan V | 128 tƒ galã V : tãn galƒn scribendum? | 129 leipocyxÜsantew V | ‰prÞdokÀn V | 130 kokkht¯n V | 132 ptvueäw V | ÒliggiÀseiw V | 136 kritƒw V | e‡ueäw V | 137 ta†ta in ta‡tÀ corr. Merc.

—————125 šnnatow in šnnaton cum Merc. corrigere necessarium esse videtur propter genus et casum | fÛrontew pro šferon | porisuÛntew pro porisÀmenoi | 127 šmpikrow LSJ s.v. (Dioscorides medicus e.g. De materia medica 1, 4, 1 de olivis; vox occurrit etiam apud Oribasium); Kriaras VI 15 s.v. (Manassis Sànociw ÓstorikÜ 3912 šmpikron ... aŒsxànhn); LBG s.v. (Triqdion, ed. Romana 164 etc.) | kauypomÛnv in omnibus exemplis, quae nobis praesto sunt, de perpessione calamitatum extremarum dicitur, v. Ps.-Chryso-stomi In catenas sancti Petri 9 Pustet Âsaw te kauypÛmeine ulÝceiw, kaue<Ý>rjeiw, ‰pä bhmÀtvn para stÀseiw• Syriani In Hermogenis librum Perä Œde¯n commentarium 89, 8 Rabe kauypomÛnein toæw ‰sxÀtoyw kindànoyw• Ioannis Came niatae De expugnatio ne Thessalonicae 44, 8, 3s. Böhlig kauypomeÁnai sc. uÀnaton• 68, 1, 2s. pan tåw xalepo† peÁran ... kauypomÛnontew | 128 gal” cf. LSJ s.v. galÛh 3 „tame weasel“ [?]: Plutarchi De virtute morali 446 e etc.; LBG II s.v. galÛa „Wiesel, Marder“ [?]: Scriptores origi-num Constantinopolitanarum, ed. Th. Preger 45, 3 | brvuÛntaw pro brvuƒnai, sec. LSJ s.v. bibrqskv apud scrip tores Ionicos et LXX = ‰desuƒnai (v. etiam brqskv, LBG s.v.). Dativus t” gal” valde offendit. Merc.: for tas se dativus pro accusativo. Passivum pro activo? Cf. v. 132 | 129 ‰prÞdv kan, anti quitus proÛdosan (Xenophontis Hell. 1, 2, 18) vel proºdosan (Eu ripidis Alc. 290, Heracl. 522, Or. 165), sed etiam proºdvkan (Dem. 20, 53), hodie prÞ dvsan, cf. Merc. 391 | 132 ptvu”w passivum insolitum pÝptv verbi, ut me mo nuit E. Trapp, v. Sophocles s.v. pÝptv. Contractio ptvu”w < ptohu”w, quam con ie ceram, minus verisimilis est. Ptvu¯ < peso†mai? Antiquum medium futuri in coniunctivum passivi mutatum? | 133 šxonta participium adverbiale, ut 85 ˆnesth-kÞ ta, hodie šxontaw, cf. versum 16 | 136 Merc. (Ps. 118 (119), 137 DÝkaiow eò, kàrie, kaä e‡uãw Ò krÝsiw soy | 137s. cf. Cal listo conscriptam Vitam Gregorii Sinaitae 4, 1 (IV Помяловский) de Turcis anno 1283/84 in Asiam occidentalem irruptionem facientibus synÛbh krÝmasi ueiotÛroiw diá plƒuow pÀntvw °mar ti¯n tå t¯n ˆuÛvn \Agarhn¯n gÛnow ‰panastƒ nai• alios lo cos invenies in mea editione Vitae, quam anno 2003 in publicum proditu ram esse spero

125 – šnnaton štow fÛrontew, trofáw mã porisuÛntew –, t¯n dâ bref¯n kaä gynaik¯n kaä to† lao† tån urƒnon, – ‰mpÝkrvw kauypÛmeinan ‰k to† limo† tƒw bÝaw, Ñw ¹noyw kaä kynÀria kaä t” gal” brvuÛntaw –, kaä p¯w lipocyxÜsantew ‰prÞdvkÀn me, jÛne, 130 ‰mâ poll¯n t¯n stenagm¯n kaä kvkyt¯n ‰mplÜsv, ‰sâ dâ pÀlin …dyrmoÁw kaä dÀkrysi xortÀsv. Kaä prän ptvu”w kaä xalep¯w ŒliggiÀs“w, jÛne, bÀdize no†n Ñw šxonta, dÞjan kyrÝv pÛmpvn. Kaä gár ‰gç peplÜrvmai pÀshw tƒw urhnvdÝaw, 135 Âmvw eŒw no†n ‰paneluçn tån poihtãn dojÀzv, Ñw +dÝkaiow kritÜw ‰stin, e‡ueÁw a‡to† aÓ krÝseiw+. Ta†ta moi pÀntvw gÛgone ueo† ˆganakto†ntow

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Page 27: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

51H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

52 Vgl. Vers 120 „sieben Jahre“. 7 Jahre und ein wenig mehr lassen sich auf 9 byzantinische Jahre verteilen. Vielleicht ist die Angabe auch so zu verstehen, dass Theodoro im 9. Jahr (1380/81) ausgeliefert wurde, im 8. Jahr (1379/80) nicht belagert wurde und sich die siebenjährige Belagerung über die Jahre 1371/72 bis 1378/79 erstreckte.

53 Vasiliev (1936) 190 „weasels“ entsprechend dem antiken Gebrauch des Wortes galƒ (< galÛh). Es stellt sich jedoch die Frage, ob das Wort galƒ nicht schon in der Antike u.a. auch ‘Katze’ bedeuten konnte. Plutarch verweist in seinen „Moralia“ auf Xenokrates, den Nachfolger Platons als Leiter der Akademie, und zwar auf einen „Ausspruch [fr. 3] über die wahrhaft Philosophierenden, dass diese allein freiwillig das täten, was die übrigen gesetzeshalber tun gleich wie die Hunde, die durch einen Schlag, oder die Katzen (? galaÁ), die durch Lärm von ihren Begierden ablassen und auf die, die ihnen Schrecken einjagen, von unten aufblicken“. Die Übersetzung von galƒ durch „tame weasel“, wie sie sich bei LSJ findet, scheint uns zweifelhaft, wir zweifeln sogar an der Existenz von gezähmten Wieseln. Die Bedeutung ‘Wiesel’ unterlegen die Autoren des LBG dem Wort galÛa auch in einem Kontext, in welchem von einer Ausstellung (uÛama) „in den Roten Bäckereien“ (‰n toÁw \ArtopvlÝoiw pyrroÁw [pàroiw Hrsg.]) von Konstantinopel die Rede ist. Dort zeigte man „ein Hündchen aus Marmor ... mit sehr vielen Zitzen, die Köpfe eines Pfauen, eines Adlers, einer Löwin, eines Hasen und von Widdern und (Köpfe? Marmornachbildungen?) von Sperlingen, Krähen, einer Turteltaube und einer galÛa“ (Scriptores originum Constantinopolitanarum 44, 13 – 45, 3 Preger). Eine Katze ist zweifellos ein dankbareres künstlerisches Objekt als ein Wiesel. So ist wahrscheinlich sowohl bei Xenokrates wie in der Beschreibung der „Roten Bäckereien“ wie auch im Gedicht des Matthaios die Rede von Hund und Katze, die schon lange zu den vom Menschen am häufigsten gehegten Haustieren gehören. A. Gercen teilte uns allerdings mit, dass man in Mangup keine Katzenknochen gefunden habe.

54 Diese Bedeutungsnuance haben wir wohl hier anstatt der gängigen Bedeutung ‘in Ohnmacht gefallen’ anzunehmen.

55 Hier übersetzte ich zunächst „erschrickst“, doch Erich Trapp belehrte mich eines Besseren, s. Apparatus ad grammaticam.

125 – das neunte Jahr52 hielten sie aus, ohne Versorgung mit Nahrungsmitteln –, von dem Gejammer der kleinen Kinder, der Frauen und des Volkes, – bitter litten sie unter der Gewalt des Hungers, so dass sie Esel, Hunde und Katzen53 verzehrten –, und wie man, mutlos geworden54, mich verriet, Fremdling, 130 werde ich mich mit vielen Seufzern und Klagen anfüllen, dich wiederum mit Gejammer und Tränen übersättigen. Doch, bevor du fällst55 und dich schwerer Schwindel ankommt, Fremdling, geh (weiter), da du Verstand hast, und zoll’ dem Herrn Ehre! Denn auch ich bin erfüllt von jeglichem Klagelied, 135 trotzdem, wieder zu Verstand gekommen, rühme ich den Schöpfer, da +er ein gerechter Richter ist, und gerade seine Entscheidungen+. Das geschah mir jedenfalls, weil Gott zürnte

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Page 28: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

Byzantinische Zeitschrift Bd. 96/1, 2003: I. Abteilung52

—————138 ôn V | 142 pragmateyet\ e littera supra t scripta V | škastow V | | 143 ‰sti tÝ V | 144 parar²oysi V | 145 skû· V | 148 ¹lhw V

—————140 paratrÛ xoyn (ut hodie) pro paratrÛxoysin (paratrÛxei sec. syn taxim antiquam), cf. Merc. 391. ‘Praeterire’ sententiam reperies apud scriptores Christianos (Tat., Chrys., Isid. Pel., Cyr. Al. vide Lampe s.v. A 1) | 141 panÜgyriw (an tiqui tus „conventus, dies festus“) > panhgàrion (Ephr. 1, 74 D Asseman; Theoph. chron. 469, 30s. de Boor tå kvmÛrkin to† panhgyrÝoy, cf. de Boor, index 764 s.v. panhgàrion nundinae) > ‡ panhgàrin > panhgàri (hodie „dies festus“) | 142 cf., quae scripsi de fide Graeca: H.-V. Beyer, The Social Status of Alexios Philanthropenos in Asia Minor, in: Acts XVIIIth International Congress of Byzantine Studies Moscow, 1991: Selected Papers: Main and Communica-tions, I. Shepherdstown, WV 1996, 42 et n. 27 | 143–146 Merc. → StÝ xoi ÑraiÞtatoi, ed. Papadopulos-Kerameus. VV 12 [1906] 492, a¸ ̂O basileæw à Solomçn eœrhke pÀlai / ... / o‡dân eùrÞn ti mÞnimon, o‡d\ ˆsfa lâw ‰n toà toiw (sc. toÁw to† kÞsmoy kaloÁw) / tá pÀnta pararrÛoysi, tá pÀnta mataiÞthw, / kÞniw kaä tÛfra kaä kapnÞw, grafƒw skiá (cf. vocem skiagrafÝa, Gra fƒw non scribendum) kaä ¹nar• / Õn dâ kaä mÞnimon kalÞn, cyxƒw Ò svthrÝa | 143 O‡dÛn ... mÞni mon, o‡d\ ˆsfalâw cf. introductionem meam in: Nikephoros Gregoras, Antirrh. I. Wien 1976, p. 47; Gregorae Florentium 84s. Leone O‡dân gár ‰n ˆn urq poiw ˆlhuâw o‡dâ bÛbaion• cf. eiusdem Ep., nr. 9 (40, l. 29s. Leone) t¯n ̂ nurv pÝ nvn pragmÀtvn o‡dân kekthmÛnvn ̂ kÜraton o‡dâ mÞnimon• eiusdem Hist. I 361, 2s. pariter; I 399, 20s. o‡dân gár ˆmetÀblhton o‡dâ mÞnimon ‰n t« bÝv tãn fàsin pepoÝ hken à ueÞw• II 575, l. 19s. similiter; Antirrh. I 177, l. 5s. Beyer Kén gár Ñw ‰n zÞfv kaä ny ktä t¯n ˆnurv pÝnvn fÛresuai dok” pragmÀtvn à drÞmow, ...• Theodori Metochitae Misc. 23 (164, 17–20 Müller - Kiessling) de natura; H.-G. Beck, Theodoros Metochites. Die Kri se des byzantinischen Weltbildes im 14. Jahrhundert (München 1952) 100–114, im primis 103 (Metochitae Misc. p. 117. 177); ib. 106 (p. 387. 433). | 144 Eccl. 1, 2 | 148s. Mc. 12, 33 tå ˆgap·n a‡tån (sc. kàrion tån ueån) ‰j Âlhw tƒw kar dÝ aw ... kaä tå ˆgap·n tån plhsÝon Ñw Ôaytån (!) ...· v. etiam ib. 12, 30s.; Lc. 10, 27; Mt. 22, 37–39 | 149 Ñw tån despÞthn cf. H.-V. Beyer, Die Katechese des Theo-leptos von Philadelpheia auf die Verklärung Christi. JÖB 34 (1984) 183 (Панчовски И. Г., Християнска любов към Бога, Годишник на Духовната Ака де мия „Св. Климент Охридски“ 20 [XLVI] (Sofia 1971) 60s.)

‰k t¯n poll¯n ˆnomi¯n, ún špratton oÓ tÞte. ̂O jÛnow Kal¯w šfhw, panuaàmaste ueo† dhmioyrgÝa• 140 ˆganakto†ntow to† ueo† tá pÀnta paratrÛxoyn. Oùtow à kÞsmow pÛfyke loipån Ñw panhgàrin• ^Vw pragmateàet\ ²kastow, oÅtvw ˆpolambÀnei. O‡dÛn ‰stÝ ti mÞnimon, o‡d\ ˆsfalâw ‰n kÞsmv, tá pÀnta pararrÛoysi, +tá pÀnta mataiÞthw+, 145 skiá kaä ¹nar kaä kapnåw à bÝow oùtow pÛlei• Õn mÞnon šsti tå kalÞn, cyxƒw Ò svthrÝa kaä tå pisteàein eŒw a‡tån tån poihtãn kaä ktÝsthn, kaä +ˆgap·n+ pÀlin +a‡tån ‰j Âlhw tƒw kardÝaw+

+kaä tå<n> plhsÝon+ a‡uiw dâ fileÁn Ñw tån despÞthn•

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Page 29: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

53H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

56 Sehr weit verbreitetes Motiv. Die Byzantiner der Spätzeit suchten ihre Niederlagen gewöhnlich durch ihre Sünden zu erklären. So lesen wir z.B. in der von Patriarch Kallistos I. verfassten Vita des Gregorios Sinaïtes, über den Vormarsch der Türken im Jahr 1383/84: „Als jener Kaiser der große Palaiologe, Herr Andronikos, das Szepter des Reichs führte, geschah es auf Grund eher göttlicher Entscheidungen jedenfalls wegen der Vielzahl von Sünden, dass sich das Geschlecht der gottlosen Hagarener erhob“. Das Motiv ist auch in die russische Literatur eingegangen. So finden wir in der Chronik von Novgorod zum Tatareneinbruch im Jahr 1223 die Bemerkung: „Wir wissen nicht, woher sie kamen und wo sie sich wiederum versteckten. Gott weiß, woher er sie gegen uns führte wegen unserer Sünden“, zitiert nach Vasiliev (1936) 163 mit A. 1.

57 Die Übersetzung von panhgàrin durch „Feiertag“ (Mercati (1970) 387 „festa“) statt „Jahrmarkt“ passt an dieser Stelle nicht, Vasilievs (190) Übersetzung „harvest“ („Ernte“) ist willkürlich.

58 Das Sprichwort zeigt sehr eindrucksvoll, wie das Prinzip der von den Lateinern so genannten „fides Graeca“ in die Tat umzusetzen ist. Es bedeutet keinen Schwindel, sondern Ware gegen Ware oder Ware gegen Geld oder Geld gegen Ware.

59 Die spätbyzantinische Weltanschauung von der Unbeständigkeit aller Dinge, insbesondere des menschlichen Lebens, wurzelt in der neuplatonischen Philosophie, die Unbeständigkeit und Zufälligkeit der Natur und der Materie zuschreibt. H.-G. Beck hat diesem Thema bereits vor mehr als vierzig Jahren am Beispiel des Theodoros Metochites große Aufmerksamkeit gewidmet. Es ist bemerkenswert, dass diese Anschauung gleichzeitig einen Bestandteil der Philosophie hochgebildeter Gelehrter und volksnaher Morallehre ausmachte. Matthaios verbindet sie mit Salomos Urteil über die Welt. Das alles scheint jedoch nicht sein eigenes Werk zu sein; denn S. Mercati entdeckte eine wörtliche Parallele in einem anderen Gedicht.

60 Auffällig ist die Änderung des Sinns des christlichen Gebotes der Nächstenliebe, die Jesu zufolge der Liebe zu sich selbst gleich sein soll. Sie entspricht dem Verständnis der Nächstenliebe sowohl durch die damalige als auch noch durch die heutige Orthodoxie. Theoleptos von Philadelpheia (ca. 1250–1322) nennt in einer seiner Katechesen, die er den Nonnen widmete, die Liebe zueinander eine Gott geschuldete Pflicht.

Der wegen der vielen Gesetzesverstöße, die die damaligen Leute begingen56. Fremdling: Gut hast du gesprochen, ganz wunderbare Schöpfung Gottes; 140 durch den Zorn Gottes geht alles vorüber. Diese Welt ist also ihrer Natur nach ein Jahrmarkt57. Wie ein jeder handelt, so erhält er zurück58. Nichts ist beständig, nichts sicher auf der Welt, alles fließt vorüber, +alles ist Eitelkeit+, 145 ein Schatten, ein Traum und Rauch ist das hiesige Leben59; ein einziges Gut gibt es nur, das Heil der Seele, zu glauben an ihn, den Schöpfer und Erbauer, und +ihn zu lieben+ wiederum +aus ganzem Herzen+

+und+ auch +den Nächsten+ zu lieben wie den Herrn60;

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Page 30: Die Erzählung des Matthaios von der Stadt Theodoro

Byzantinische Zeitschrift Bd. 96/1, 2003: I. Abteilung54

150 +‰n taàtaiw+ gár +taÁw ‰ntolaÁw Âlow à nÞmow keÁtai+, kauçw à kàriow fhsän ‰n toÁw e‡aggelÝoiw, ú prÛpei dÞja kaä timÜ, krÀtow, megalvsành n†n te kaä eŒw ˆpÛranton aŒ¯na t¯n aŒqnvn.

—————150 ta†taiw V | 152 ¯ V | in megalo sành V, corr. Merc. | 153 apÛran ton primo a supra lineam scripto V —————150 Mt. 22, 40 ‰n t. t. dysän ‰. Â. Ã n. krÛmatai kaä oÓ profƒtai

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55H.-V. Beyer, Die Erzählung von Theodoro

61 Nur im Matthäus-Evangelium steht geschrieben: „An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten“ (22, 40). In der Bergpredigt (Mt. 7, 12) hat die Formel einen anderen Inhalt, nämlich: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ Der Inhalt entspricht dem von Lk. 6, 31, bei dem die Formel fehlt. Die Formel ‘das ist das ganze Gesetz’ geht vermutlich auf den Mischnalehrer Rabbi Hillel (70 vor – 10 n. u. Z.) zurück. Sie hat bei ihm wiederum einen anderen Inhalt, nämlich: „Was dir unlieb ist, füge deinem Nebenmenschen nicht zu!“ (Büchmann, Geflügelte Worte. Neu bearbeitet u. hrsg. von H. M. Elster (Stuttgart 21977) 46 → Talmud, Sabbath fol 31a). Dieser Inhalt, obwohl auch Tob. 4, 16 belegt, ist erstaunlicherweise nicht jüdischen, sondern griechischen Ursprungs und findet sich zum erstenmal in den Aussprüchen der Sieben Weisen (Diels - Kranz I 64, Zeile 11. 13: „Pittakos ... sagte: ... „Was du dem Nächsten übelnimmst, tu selber nicht!“). Fazit in unserem Zusammenhang: Die Gründung der Nächstenliebe auf die Gottesliebe ist orthodox. Das Doppelgebot der Gottesliebe und der Nächstenliebe geht auf den Jesus des Markusevangeliums zurück (Mk. 12, 29–31) und hat seine Wurzeln in zwei Stellen des Alten Testaments (Dtn. 6, 4f.; Lev. 19, 18). Die Formel ‘Das ist das ganze Gesetz’ stammt hingegen aus jüdischer Schultradition und geht erst durch den Evangelisten Matthäus in das Christentum ein.

150 denn +auf diese Gebote gründet sich das ganze Gesetz+, wie der Herr sagt in den Evangelien61, dem Ruhm und Ehre, Herrschaft, Majestät gebührt jetzt und bis hin zum unendlichen Äon der Äone.

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Byzantinische Zeitschrift Bd. 96/1, 2003: I. Abteilung56

1 G. Piccard, Die Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Findbuch XIII. Stuttgart 1983. Das Wasserzeichen Schere auf den ff. 182a und 39b läßt sich, da teilweise beschnitten, zeitlich nicht sicher einordnen.

IV. Nachwort

Es war ein unerwartetes Ergebnis dieser Untersuchung, dass eine möglichst genaue literaturgeschichtliche Quellenforschung, die abgesehen von der unmittelbaren Quelle auch die Vorlage dieser Quelle berücksichtigt, nicht nur ein Licht auf die Zeit wirft, in der der Exarch des Patriarchen Antonios, der „minderwertige“ Priestermönch Matthaios, schrieb, sondern auch auf die Entstehungsgeschichte des Neuen Testaments. So ist aus dem Umstand, dass das Lukasevangelium einen Zusatz zum Markusevangelium enthält (es ist nicht der einzige), das Matthäusevangelium wiederum einen Zusatz zu diesem Zusatz (unsere Anmerkung 61), der Schluss zu ziehen, dass das Matthäusevangelium jünger ist als das Lukasevangelium. Durch eine Untersuchung des Bibelwortes (ke)koniamÛnow (weiß-getüncht), das in unserem Gedicht wahrscheinlich nichts weiter als ‘staubig’ bedeutet, konnten wir wahrscheinlich machen, dass es in der Apostelgeschichte einer spontanen Äußerung des Paulus gegenüber dem Hohenpriester auf Grund einer Züchtigung ent-spricht, während es bei Matthäus zum Zwecke antijüdischer Propaganda Jesus nur in den Mund gelegt wird (unsere Anmerkung 51). Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass das Matthäus evangelium nicht nur jünger ist als das Lukasevangelium, sondern auch jünger als die Apostelgeschichte, die der Tradition zufolge von Lukas verfasst wurde.

APPENDIX

BEMERKUNGEN ZUM VATICANUS GR. 952

VON PETER SCHREINER/KÖLN

Die Handschrift, die das Gedicht des Matthaios enthält, wurde im Rahmen der Katalo-gisierung der griechischen Handschriften der Vatikanischen Bibliothek noch nicht erfaßt und auch von S.G. Mercati in der Erstausgabe des Textes nur mit einer Zeile gewürdigt: „Nel codice Vaticano greco 952, cartaceo del secolo XV, per gran parte schedografico ( f. 5-33; 40-127) a carte 155-158 si legge una DiÜghsiw tƒw p�levw Ueodqroy ...“ Daher erscheint es angebracht, die Handschrift an dieser Stelle kurz zu charakterisieren, ohne freilich einer endgültigen Katalogisierung vorzugreifen.

Die Handschrift besteht aus 194 Folios zu 24 Quaternionen im Format von mm 215 x 140, und drei zusätzlichen Blättern. Der Schriftspiegel schwankt zwischen mm 155/165 x 90/95. Sie trägt noch einen originalen byzantinischen Einband, dessen Rücken (1977) erneuert wurde. Es handelt sich um eine Miszellanhandschrift mit verschiedenen, einander sehr nahe stehenden Händen und gleicher Papierart. Auf F. 4b ist deutlich ein Lilien-Wasserzeichen erkenntlich, das identisch ist mit Piccard, Wasserzeichen Lilie1 Nr. 410

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2 Es erfolgt an dieser Stelle entsprechend dem Charakter des Appendix keine Einzelanalyse und Ermittlung von Editionsorten.

3 G. Ferrari dalle Spade, Registro Vaticano di Atti bizantini di diritto privato. Studi Bizantini e neoellenici 4 (1935) 249-267. Die Dokumente erwähnen eine Reihe von Lokalitäten, die sich eindeutig in Konstantinopel befinden (vgl. Zusammenstellung S. 250). Ferrari datiert (S. 251) die Handschrift zu unrecht in die 1. H. des 16. Jhd.

4 Zu Markos Eugenikos PLP, Fas. III (1978), s.v., und Lexikon des Mittelalters VI (1994), s.v. (J.-L. van Dieten). N. Constas, in: C.G. Conticello (Hrsg.), La théologie byzantine et sa tradition, Bd. II. 411-464, bes. 413. Tournhout 2002.

aus dem Jahr 1409. Die Folios, die das Gedicht enthalten, weisen keine Wasserzeichen auf (wie die meisten übrigen Folios), zeigen aber dieselben Kettlinien und entstammen daher, wie die gesamte Handschrift, demselben Papierfonds.

Bei der Datierung der Kopie spielt allerdings nicht nur die zeitliche Festlegung dieses Wasserzeichens eine Rolle, sondern auch die Abfassung des unter (2) genannten Textes, die frühestens im 2. Dezennium des 15. Jhd. erfolgen konnte.

Die Handschrift enthält, nach dem Inventar von Allacci und auf Grund eigener Untersuchungen folgende Texte2: (1) Maximos Planudes (f. 1), (2) Johannes von Da-maskus, Kanones und andere Schriften mit den Erklärungen des Markos Eugenikos (f. 18), (3) Manuel Philes (f. 34), (4) Briefcorpus (f. 40), (5) Gnomologion aus Epiktet (f. 50v), (6) Libanios, Briefe (f. 65v), (7) Schedographische Texte (f. 80), (8) Agapetos (f. 125), (9) Traktat über die Geburt Christi (f. 128), (10) Erzählung über Alexander (f. 133), (11) Verschiedene Alphabete (f. 136, nachträglich von späterer Hand), (12) Über die Herkunft Mariens (f. 137), (13) Über das Wasser (f. 139), (14) Über das Meer (f. 140), (15) Notariatsregister (f. 141), (16) Alphabetisches Traumbuch (f. 144), (17) Brief des Sultans (Melik Nasir) an Kaiser Andronikos III. (f. 145v), (18) Euthymios (Zigabe-nos), Sarazenendialog (f. 147), (19) Über Salomon (f. 153), (20) Ps.-Kodin, Ämterliste (f. 153v), (21) Magische Rezepte (f. 154), (22) Hieromonachos Matthaios, Erzählung über Theodoro (f. 155), (23) Über Tage und Stunden (f. 158), (24) Über magische Wirkung von Pflanzen (f. 162), (25) Liste von Namen und deren magische Funktion (f. 169v), (26) Geographische Namensliste und weitere Namensetymologien (f. 76), (27) Alchimistische Rezepte (f. 183), (28) Pseudomedizinische Texte (f. 184), (29) Politische Verse auf die Kreuzigung Christi (f. 194v).

Die verschiedenen Texte lassen sich acht (vielleicht auch weniger) Händen zuweisen, darunter als häufigste jene des Matthaios-Textes. Das in (15) angeführte und ausführ-lich in der Literatur behandelte Notariatsregister mit Kopien aus den Jahren 1363-1371 führt eindeutig nach Konstantinopel3. Aus der bisherigen Literatur ist nicht zu ermitteln, wann Markos Eugenikos die in (2) erwähnten Erläuterungen verfaßt hat4. Da er aber erst 1418 (oder 1420) mit seinem Eintritt ins Kloster den Namen Markos annimmt, ist ein Terminus ante quem non für die Entstehung der Handschrift gegeben. Das nur in einer Lage sicher datierbare Wasserzeichen (s.o.) ist nicht ausreichend für die Chronologie der gesamten Handschrift. Ihr Miszellancharakter und die verschiedenen Hände lassen auch an einen längeren Zeitraum denken, in dem die Kopie der Texte entstand. Das Gedicht des Matthaios ist also sicher geraume Zeit nach seiner ersten Niederschrift (auf der Chersonnesos?) in Konstantinopel kopiert worden.

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