die fehler des thomas doll
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Die Fehler des Thomas Doll – eine Analyse
Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem bei vielen HSV-Fans das anfängliche Befremden über die
gegenwärtige Vereinspolitik des HSV mittlerweile Entsetzen,
Fassungslosigkeit und Wut gewichen ist, stellt dieses Schreiben
einen letzten verzweifelten Versuch dar, das letzte verbliebene
Gründungsmitglied der Bundesliga vor dem Abstieg zu bewahren.
Abseits der von den Verantwortlichen öffentlich geäußerten
Erklärungsversuche zur gegenwärtigen sportlichen Lage –
namentlich „fehlende Eingespieltheit“ und „Verletzungspech“ –,
wird in der Internet-Community des Supporters Club bereits seit
über 2 Jahren (!) eine konstruktive Diskussion über die
Spielphilosophie des gegenwärtigen HSV-Trainers geführt. In
diesem Rahmen haben engagierte User bereits im Frühjahr 2005 (!)
die sachlich begründete Prognose aufgestellt, dass Thomas Doll
den HSV in den „Super-GAU“ führen werde. Aufgrund der
Beharrlichkeit, mit der die kritischen User auf den abzusehenden
sportlichen Niedergang hingewiesen haben, hat sich dieBezeichnung „Super-GAU“ in der Community mittlerweile zu einem
geflügelten Wort für den aktuellen Cheftrainer entwickelt.
Der prognostizierte „Super-GAU“ ist tatsächlich eingetreten. Wie
war es möglich, dass engagierte Fans diese Entwicklung
vorhersehen konnten, wenn tatsächlich „Verletzungspech“ und„fehlende Eingespieltheit“ für die Krise ursächlich sind? Verfügen
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die User über seherische Fähigkeiten? Wussten Sie vorab über die
Transferpolitik Bescheid? Kannten Sie die Verletzungsanfälligkeit
eines Sorin oder Kompany?
Nein! Die User haben ihre Prognose mit taktischem Fehlverhalten
begründet.
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Ein Fußballspiel besteht aus drei Spielsituationen:
Ballbesitz des Gegners,
eigener Ballbesitz sowie Wechsel des Ballbesitzes.
In allen drei Spielsituationen hat Doll es geschafft, den HSV-Spielern das Einmaleins
des Fußballs abzuerziehen.
(1) Ballbesitz des Gegners
„Die Taktik ist schon verschieden.“ Mathijsen
Im modernen Fußball ist es bei Ballbesitz des Gegners das Bestreben jeder
Mannschaft, die Räume „kompakt“ zu gestalten. Während man bis in die 90er Jahre
im „deutschen“ System mit Libero bemüht war, das Spielfeld nach hinten
abzusichern, bedeutet eine kompakte Spielweise (den Ausdruck „kompakt“ gab es in
den 80ern noch gar nicht), das aktive Spielfeld zusammen zu schieben: zwischen
dem vordersten und dem hinterstem Spieler einer Mannschaft soll so wenig Abstand
verbleiben, dass es dem Gegner nicht gelingt, durch diesen Korridor (10 Spieler auf
einem vertikalen Raum von nur ca. 20-30 m) hindurchzuspielen. Eine kompakte
Spielweise setzt man dadurch um, dass die Viererkette „hoch steht“, d. h. an die
Mittellinie bzw. die Stürmer und Mittelfeldspieler vorschiebt. Auf Grund dieser
taktischen Aufstellung ist es nicht nur möglich, sondern sogar beabsichtigt, den
Gegner bereits in seiner Hälfte am Spielaufbau zu hindern. Joris Mathijsen sagte
genau dies über die Spielweise in Holland und wunderte sich über das „tiefe Stehen“
beim HSV. Eine Konsequenz dieser Spielweise ist die nur sehr geringe Distanz, die
man im Falle einer Balleroberung zum gegnerischen Tor zurückzulegen hat. Ein
Konter erfolgt dann eben nicht über 70-80 Meter, sondern nur über 30-50 Meter.
In der Nationalmannschaft gibt Jogi Löw diese Taktik mit folgenden Worten vor: „Wir
stehen eng, zwingen den Gegner in die Breite zu spielen, und verschieben kompakt.
Keine großen Abstände.“ Torwart Lehmann verriet im Kicker das Erfolgsrezept der
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Nationalelf: “Wichtig ist, dass die Verteidiger mutiger spielen und höher stehen. Das
ist die Basis von allem. Dann steht auch das Mittelfeld besser, und auch die Stürmer
kann man besser in Szene setzen.“
Auf den nachfolgenden Bildern vom Bundesligaspiel HSV gegen Mainz 05 vom 21.
Spieltag der Saison 2005/06 ist zu erkennen, wie der Gegner (Mainz) die Räume im
Mittelfeld durch ein Vorschieben der Viererkette an den Mittelkreis so eng macht,
dass es dem HSV nicht gelingt, dort hindurch zu spielen. Die Folge ist ein langer Ball
von Daniel van Buyten („Mondball“, siehe unten). Die Mainzer verhindern, dass der
HSV in Tornähe kommt. Zudem stehen im Moment der Ballabgabe zwei HSV-Spieler
im Abseits (oberes Bild).
Im unteren Bild ist genau zu erkennen, wie der Mainz den HSV bereits in seiner
Hälfte „einschnürt“ und am Spielaufbau hindert.
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Da die taktisch gut geschulten Mainzer nur einen Korridor von 20m abdecken
müssen, stehen sie eng am Gegenspieler (siehe unten). Der ballführende HSVer
(Kreis) muss abstoppen und zurückspielen. Die Räume sind durch eine kompakte
Spielweise im Mittelfeld zugestellt. Das Vorschieben der Viererkette führt dazu, dass
das Spiel in des Gegners Hälfte verlagert wird.
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Entgegen dieser ganz allgemein anerkannten Spielphilosophie im modernen Fußball
(es gibt keine Profimannschaft auf diesem Kontinent, die nicht kompakt spielt) vertritt
Thomas Doll eine gänzlich andere (oder auch: einmalige, oder auch: antiquierte)
Auffassung von richtigem Defensivverhalten: Er gibt nämlich die Marschroute vor,
dass die Viererkette „etwas tiefer“ stehen müsse. Diese taktische Vorgabe hat er
öffentlich mehrmals verkündet. In einer WM-Kolumne im Kicker offenbarte er gar
nach dem WM-Eröffnungsspiel seine unfassbare Auffassung, als er schrieb, die
deutsche Viererkette hätte „viel zu hoch“ gestanden. Die Doll´sche Spielweise ist
ohne Zweifel zum Scheitern verurteilt, weil durch ein Zurückziehen der Viererkette
der Abstand zwischen den einzelnen Mannschaftseilen so groß wird, dass der
Gegner sich im Mittelfeld stets durchspielen kann (siehe nachfolgendes Bild):
Die HSVer stehen viel zu weit von den Gegenspielern entfernt, weil der Abstand
zwischen dem Stürmer und der Viererkette viel zu groß ist. Der HSV steht nicht
kompakt.
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Zu einem Vorgang, der den sachkundigen Beobachter gänzlich erschrecken lässt,
wird die Doll´sche Vorgabe des „tiefer Stehens“ indes erst dadurch, dass Doll
gleichzeitig in seinen Interviews regelmäßig fordert, dass der HSV seine
„Kompaktheit“ wiederfinden müsse. Da es denklogisch so ist, dass sich „tiefer
Stehen“ und „Kompaktheit“ gegenseitig ausschließen, lassen Thomas Dolls
Aussagen nur den Schluss zu, dass er gar nicht weiß, was „kompakt“ überhaupt
bedeutet. Die Vermutung liegt nahe, dass nach Dolls Verständnis „kompakt“
bedeutet, dass man „massiert“ am eigenen 16er steht, dem Gegner also das
Spielfeld bereitwillig überlässt. Der Sinn und Zweck des Fußballs besteht aber nicht
darin, dass sich alle Spieler am eigenen 16er „einigeln“. Eine solche Spielweise ist
Anti-Fußball! Weder schön, noch erfolgreich.
Die Vermutung, dass Thomas Doll taktisch noch in den 80er-Jahren lebt, wird
insbesondere auch dadurch gestützt, dass wiederholte Trainingsbeobachtungen
belegt haben, dass Thomas Doll gar nicht erkannt hat, dass gegnerische
Mannschaften nicht „etwas tiefer stehen“, sondern vielmehr durch ein Vorschieben
der Viererkette bereits im Mittelfeld (!) die Räume kompakt bzw. eng machen. Denn
Thomas Doll lässt im Training regelmäßig zehn gegnerische Pappspieler aufbauen,die dann per Ballzirkulation ausgespielt werden sollen. Und wo stellt Doll bei dieser
Übung die gegnerischen Pappspieler auf? Er baut die Viererkette kurz vor dem 16er
auf! Er schließt also von sich auf andere. Da es aber zweifelsfrei so ist, dass jede
moderne Profimannschaft – wie oben auf den Bildern zu erkennen – gerade nicht am
16er verharrt, sondern das Spiel bereits an der Mittelinie eng macht, lässt die
Trainingsübung von Thomas Doll nur den Schluss zu, dass er die entscheidende
Entwicklung im Fußball der vergangenen zehn Jahre (Kompaktheit durchVorschieben der Viererkette) schlichtweg nicht mitbekommen hat. Warum sonst
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sollte er Spielsituationen trainieren lassen, die so im modernen Spiel gar nicht mehr
vorkommen?
Der Neuzugang Mathijsen fasste das einzigartige und zum Scheitern verurteile
Doll´sche Defensivsystem nach seinem ersten Spiel (gegen Bielefeld) so zusammen:
„Die Taktik ist schon verschieden.“ Er sei es gewohnt, von hinten nachzuschieben,
um das Spiel in die gegnerische Hälfte zu verlagern.
Die Einzigartigkeit des Doll´schen Systems verdeutlichen auch die Statistiken.
Während moderne Mannschaften (durch ein systembedingtes Vorschieben der
Viererkette) den Gegner ca. sieben Mal pro Spiel ins Abseits laufen lassen, kommt
der Doll-HSV auf Serien von mehreren ganzen Spielen, in denen der Gegner kein
einziges Mal ins Abseits gestellt wurde! Wenn der Wert der Konkurrenz doppelt so
hoch wäre, wäre es schon bedenklich. Der tatsächliche Wert ist nahezu eine
Bankrotterklärung!
(2) Eigener Ballbesitz
a) Ballzirkulation verhindert Spieltempo
„Bei Ajax haben wir schneller gespielt.“ Van der Vaart
Es ist im modernen Fußball eine allgemein anerkannte Erkenntnis, dass das
Spieltempo der wichtigste Faktor für ein erfolgreiches Offensivspiel ist. Die Ursache
hierfür liegt im oben beschriebenen Defensivverhalten eines modernen Gegners.
Moderne Abwehrreihen stehen so eng im Mittelfeld, dass ein Hindurchspielen durch
diese „Mauer“ an der Mittellinie zunehmend unmöglich wird. Dieser Umstand gilt aberinsbesondere dann, wenn der Gegner seine Grundformation bereits eingenommen
hat. Sofern der Gegner noch nicht formiert ist, kann man durch die (dann noch
vorhandenen) Lücken hindurchspielen. Deshalb zeichnet sich das Offensivspiel
sämtlicher moderner Mannschaften dadurch aus, dass sie bemüht sind, das Spielfeld
möglichst schnell zu überbrücken.
„ Wenn Du dann mit Quergeschiebe viel Zeit für den Spielaufbau brauchst, kannst Du dieseAbwehrmauern nicht knacken“, sagt Löw. Früher, auch noch zu Teamchef Rudi Völlers Zeiten, galt
die taktische Maxime: So viel Ballbesitz wie möglich, denn solange der Gegner die Kugel nicht hat,
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kann er sie nicht ins Tor treten.
Heute gilt nach Löw: Schnell aus der Abwehr um jeden Preis. „Hast du Ballverlust am gegnerischen
Strafraum, ist es nicht so schlimm.“
DER SPIEGEL 24/2005, S. 171 So ist z. B. im modernen Fußball das Verhalten des Torhüters nach einem
gefangenen Ball überall gleich: Umgehend an die 16er-Linie vorstürmen und sofort
den Gegenangriff einleiten. Bloß keine Zeit verlieren, da sich andernfalls der Gegner
wieder formieren könnte (z. B. Kahn, Hildebrandt oder auch Lehmann in beiden CL-
Spielen gegen den HSV als Einleiter des Konters, der zum Tor führte.).
Thomas Doll hingegen vertritt auch im Offensivspiel eine gänzlich andere
Spielauffassung. Thomas Doll verlangt, dass eine Mannschaft möglichst viel
„Ballzirkulation“ und Ballbesitz habe müsse. Scheinbar hat ihm noch niemand die
Statistik verraten, dass in der Champions League (also auf höchstem Niveau)
häufiger das Team gewinnt, das weniger Ballbesitz aufweist (Begründung siehe
oben).
Ballbesitz schafft im modernen Fußball keine Überlegenheit. Im Gegenteil, er ist ein
Indiz für ein zu langsames Aufbauspiel. Im HSV-Spiel laufen deshalb nahezu alle
Angriffe gleich ab: Zunächst wird der Ball vom Torwart zu einem Verteidiger abgerollt
und in aller Ruhe vor dem eigenen 16er mehrfach quergespielt: Wächter lässt sich
nach einem gefangenen Ball alle Zeit der Welt (Durchpusten!), dann rollt er den Ball
zu Reinhardt, der spielt auf Mathijsen, dieser wieder zurück zu Reinhardt, etc.
Während dieser Zeit hat sich jeder Gegner in einer kompakten Aufstellung im
Mittelfeld formiert. Die logische Folge des HSV-Spiels: Man kommt mit Ballzirkulation
nicht durch die „Wand“ an der Mittellinie hindurch und muss einen langen Ball spielen
(Fachbegriff: „Mondball“). Siehe nachfolgende Spielsituation.
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Das HSV-Spiel unter Thomas Doll ist so einzigartig, dass der Kicker gar eine eigene
Bezeichnung dafür entwickelt hat:„System der Ballkontrolle“.
Der Schweizer Bund schrieb nach dem Thun-Spiel treffend: "Vor der Pause ließen
die Deutschen den Ball praktisch querfeldein laufen - manchmal minutenlang, aber
praktisch nie mit Raumgewinn. Im Handball hätten die Schiedsrichter vermutlich auf
Zeitspiel entschieden."
Dem Spieler de Jong, der in der renommierten Ajax-Schule ausgebildet wurde, hat
Doll nach seinen ersten Spielen den Ratschlag gegeben, dass er „ruhiger“ spielen
müsse. Doll hätte auch sagen können: Wir sind hier beim HSV. Wir spielen hier
anders. Tempo ist hier nicht gefragt.
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Das Quergespiele in der eigenen Hälfte bedingt überdies auch, dass der HSV die
Mannschaft ist, die mit Abstand die meisten Gegentore nach „unforced errors“ im
Mittelfeld bekommt. Wer mehr querspielt, läuft natürlich auch Gefahr, in der
Gefahrenzone häufiger den Ball zu verlieren. Gerade der junge Benny Feilhaber
musste dies beriets zweimal hintereinander am eigenen Leib erfahren: Ballverlust imeigenen Aufbau, Konter, Tor!
Das „System der Ballkontrolle“ führt dazu, dass beim HSV die Stürmer nahezu
ausnahmslos mit dem Rücken zum Tor angespielt werden. Das Scheitern sämtlicher
(!) Stürmer unter Thomas Doll ist nicht nur, aber maßgeblich auf das „System der
Ballkontrolle“ zurückzuführen. Wer an der Mittellinie mit dem Rücken zum Tor
angespielt wird, kann keinen Treffer erzielen. Die Sturmmisere ist die logische Folge
eines zu langsamen Aufbauspiels.
Das ganze Desaster des „Systems der Ballkontrolle“ verdeutlichen insbesondere die
Doll´schen Maßnahmen nach dem Heimspiel gegen Hannover. Nachdem Doll in der
Pressekonferenz nach dem Spiel erklärte, dass es nicht sein könne, dass Hannover
im HSV-Stadion mehr Ballbesitz hätte als der HSV, ließ er in der Woche darauf (auch
per Video-Schulung) seine Spieler „Ballzirkulation“ trainieren. In der Presse
verkündete Thomas Doll damals, dass das Quergeschiebe nun so lange geübt
werden sollte, bis es jeder verstanden hätte.
Das Resultat ist verheerend! Und das ist noch untertrieben.
Während vor dem Hannover-Spiel in acht Spielen zehn Tore erzielt wurden, hat der
HSV nach der Schulungswoche „Ballzirkulation“ in acht Spielen nur noch ein einziges
herausgespieltes Törchen erzielt (Bochum)! Dazu kamen noch das Eigentor gegen
Gladbach sowie der Strafstoß gegen München.
Seit der Einführung des Ballkontrolle-Sytems in seiner höchsten Form (nach dem
Hannover-Spiel) hat der HSV darüber hinaus in nahezu jedem Spiel ein Gegentor
nach einem leichten Fehler im Aufbauspiel bekommen!!! Verursacht bspw. durch den
bereits oben genannten bemitleidenswerten Feilhaber.
Ja, Thomas Doll erreicht die HSV-Spieler noch. Dies hat die Schulungswoche
„Ballzirkulation“ eindrucksvoll bewiesen. Er erreicht sie sogar mehr als je zuvor, denn
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sie spielen genau so, wie er es will. Der HSV erreicht wieder die geforderten
Ballbesitzwerte von ca. 65%. Allein, Ballbesitz schießt keine Tore. Im modernen
Fußball verhindert ein langsamer Aufbau das Toreschießen. Die fast gänzliche
Abschaffung des Toreschießens bzw. der Abgabe vorn Torschüssen durch
Schaffung aussichtsreicher Einschussmöglichkeiten ist per Schulungswocheverordnet worden!
Wie unsinnig der Erklärungsansatz „Verletzungspech“ im Zusammenhang mit den
erbärmlichen Offensivleistungen ist, offenbart überdies die Tatsache, dass der HSV
im Offensivbereich (!) mitnichten von einer größtanzunehmenden Verletzungsseuche
betroffen ist. Die Ausfälle umfassen fast ausnahmslos Defensivspieler.
Van der Vaart fasste seine ersten Eindrücke über das Offensivspiel des HSV in
einem Interview in N3 im Sommer 2005 mit den Worten zusammen: “Bei Ajax haben
wir schneller gespielt.“
b) „Mondball“-Problematik
Die zweite logische Folge auf die Erfindung von „kompakt“ ist, dass der lange
Torwartball eine Renaissance erlebt hat. Da eine formierte Mannschaft, die
„kompakt“ im Mittelfeld steht, mit „Ballzirkulation“ nicht mehr ausgespielt werden
kann, verbleibt als erste Waffe, den Ball in die gegnerischn Hälfte zu tragen, bevor (!)
der Gegner seine Grundformation eingenommen hat (siehe oben).
Ist dies aber nicht möglich, so verbleibt noch eine zweite Waffe: Der lange
Torwartabschlag. Dies mag auf den ersten Blick verwundern. Tatsächlich ist es so,
dass in der Champions League nahezu jeder Torwartball, der nicht sofort (!) auf
einen Mitspieler gerollt werden kann, alternativ lang abgeschlagen wird. Egal, ob
Mailand oder Turin, ob Madrid oder Barcelona, ob München oder Bremen. Das
Muster ist überall gleich: Priorität hat der schnelle kurze Abwurf. Ist dieser nicht
möglich, werden weit über 80% der verbleibenden Bälle lang gespielt. Dazu wird
zunächst die Viererkette an die Mittellinie geschoben. Dadurch wird erreicht, dass
dort, wo der Ball hingespielt wird, Gleichstand bei der Anzahl der Spieler herrscht. Im
Mittelfeld muss dann der herunterfallende Ball gewonnen werden. Christoph Daumsagte einmal, dass sich im modernen Fußball die Mannschaft ein Übergewicht
erspiele, die mehr dieser herunterfallenden Bälle im Mittelfeld gewinne.
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Die Möglichkeit, einen langsamen Torwartball auf einen Verteidiger abzurollen, wird
kaum genutzt. Sofern der Gegner nämlich bereits kompakt steht, kann man ihn mit
einem ruhigen Spielaufbau nicht mehr ausspielen. Der lange Torwartball löst dieses
Problem.
Johi Löw sagte nach dem Zypern-Spiel über Timo Hildebrand, dass er taktische
Fehler gemacht hätte. Löw bezog sich dabei auf die Spieleröffnung, auf die im
modernen Fußball immer mehr Bedeutung fällt. Löw sagte, dass er nach dem ersten
Pass im Spielaufbau erkenne, ob das Spiel bereits „tot“ sei oder nicht. Bereits ein
taktisch falsch gespielter Ball vor Torwart kann einen kompletten Spielaufbau lahm
legen.
Das Spiel des Doll-HSV läuft gänzlich anders. Die Möglichkeit eines schnellen
Torwartballs wird so gut wie nie genutzt, weil es beim HSV kein Umschalten gibt
(siehe unten). Wächter/Kirschstein sind zwar teilweise durchaus bemüht, einen
raschen Abwurf herbeizuführen. Es gelingt ihnen aber nicht, weil sich die Vorderleute
partout nicht freilaufen. Anstatt dann aber so zu spielen wie alle anderen (Viererkette
an die Mittellinie, dann hoher Ball, Ballgewinnchance 50%), spielt der HSV im
„System der Ballkontrolle“ fast immer einen langsamen kurzen Torwartball (siehe
Bilder unten). Dies führt stets zum gleichen Resultat: Mehrmaliges Querspielen
zwischen den Abwehspielern. Ein Überqueren der Mittellinie ist bei einem kompakten
Gegner fast ausgeschlossen. Daher ziehen sich nun auch die HSV-Mittelfeldspieler
zurück, um beim schleppenden Aufbauspiel zu helfen. In der Regel befinden sich in
dieser Phase des Spielaufbaus sieben bis acht HSVer in unmittelbarer Nähe des
eigenen Strafraums. Nach dem (gefühlten) achten Querpass gibt es immer noch kein
Durchkommen. Folge: Es wird bzw. muss ein „Mondball“ auf die Stürmer gespielt
werden. Die Stürmer stehen in dieser Situation erneut mit dem Rücken zum Tor. Sie
stehen außerdem logischerweise in Unterzahl, weil acht HSV-Spieler vom vorherigen
Querspielen noch in eigener Tornähe stehen.
Nachfolgend der langsame HSV-Spielaufbau. Die Mainzer stehen mitnichten am
eigenen 16er (wie Thomas Doll es trainieren lässt), sondern machen an der
Mittellinie die Räume zu.
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Das eigentliche Problem ist jedoch: Durch das vorherige Querspielen (Ballkontrolle)
sammelt der Doll-HSV stets acht Spieler tief in der eigenen Hälfte. Dort, wo der
anschließende zwingende Mondball herunterfällt, stehen die Stürmer dann immerund ohne Ausnahme in Unterzahl! Spielt der Abwehrspieler, wie unten, den
„Mondball“, sind in der gegnerischen Hälfte nur zwei (!!!) HSVer. Dieser Zustand wird
besonders auf dem folgenden Bild deutlich.
Im modernen Fußball wird deshalb der erste Ball (Torwartball) lang gespielt. Dies ist
der Ball vom eigenen Tor zur Mittellinie. Zuvor (!) wird die Viererkette an denMittelkreis vorgeschoben. Denn dort fällt ja der Ball herunter. Der zweite Ball, vom
Mittelfeldspieler zum Stürmer, wird kurz gespielt. Die Mainzer spielen im unteren Bild
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einen Torwartball von links nach rechts. Sie schieben zunächst die Spieler in die
Gefahrenzone und spielen dann den Ball dorthin. So erreichen sie bei Ballbesitz
Überzahl in der HSV-Hälfte.
Thomas Doll spielt exakt anders herum: Der erste Ball wird kurz gespielt (Torwart-
Abwehrspieler). Der zweite Ball (Abwehrspieler-Stürmer) wird lang gespielt. Der
Unterschied ist verheerend: Während bei der richtigen Reihenfolge die Mitspieler vor
dem Ball stehen, stehen beim HSV die eigenen Spieler immer zu acht weit hinter
dem Ball, weil sie sich zuvor noch zum Querspielen in der eigenen Hälfte
„verabredet“ hatten.
c) Unfassbare (strukturelle) Anfängerfehler
Wenn allerdings tatsächlich mal ein langer Torwartball vom HSV gespielt wird, so
wird dabei stets ein unfassbarer Anfängerfehler gemacht, der dazu berechtigt, die
gesamte Kompetenz von Thomas Doll in Frage zu stellen.
Der HSV spielt nämlich einen ruhenden Torwartball unverständlicherweise stets
dorthin, wo überhaupt keine Mitspieler stehen. Die Grundformation des Doll-HSV bei
einem langen Torwartball ist Folgende: zwei Spieler stehen in der gegnerischen
Hälfte, die Viererkette verharrt in die Mitte der eigenen Hälfte (statt am Mittelkreis zu
stehen), das Mittelfeld steht dazwischen:
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Ein „Mondball“ a la Doll-HSV ist immer verloren. Dort, wo der Ball herunterfällt,
stehen keine oder kaum eigene Mitspieler. Die meisten Mitspieler stehen noch am
eigenen 16er, währdend die vordersten den Ball nur noch per Kopf nach vorne ins
„Nichts“ verlängern können. Ein hoffnungsloses Unterfangen für jeden
Offensivspieler.
Diese Bälle sind alle verloren. Denn wenn der Ball stets auf den vordersten Spieler
gespielt wird, dann rollt der gewonnene Kopfball ja unweigerlich dorthin, wo sich
niemand befindet! Dieser Fehler, der bei jedem (!) langen Abschlag gemacht wird, ist
unentschuldbar!
Die richtige Aufstellung zeigen die Mainzer (unten). Die Viererkette schiebt das Spiel
zunächst (!) vor. Anschließend versucht man, den Ball im Mittelfeld zu gewinnen. In
der Gefahrenzone stehen die Mainzer nicht (wie der Doll-HSV) zwei gegen sechs.
Sie schaffen vielmehr Gleichstand bei der Spieleranzahl.
(3) Wechsel des Ballbesitzes
„Wir haben überhaupt kein System.“ Sorin
Das „System der Ballkontrolle“ bedingt schließlich auch, dass es beim HSV unter Doll
kein Umschalten gibt. Im modernen Fußball gilt der Grundsatz: Bei Ballverlust muss
das Spielfeld sofort eng gemacht werden (kompakt!), bei Ballgewinn muss das
Spielfeld sofort breit gemacht werden (Umschalten/Ausschwärmen)! Letzteres findet
unter Doll aber nicht statt. Tatsächlich ist der HSV unter Doll die konterschwächste
Mannschaft der Bundesliga.
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Dies ist in erster Linie die Folge davon, dass Doll beim Einüben des Ballkontrolle-
Systems die Nebenwirkung „Stehenbleiben“ verabreicht hat. Das Spiel ohne Ball hat
mittlerweile nicht mal mehr Regionalliga-Niveau. Wicky, Mahdavikia und Jarolim
laufen inzwischen in nahezu jeder Spielsituation in der eigenen Hälfte auf den
ballführenden Mitspieler zu! Sie vollziehen das Gegenteil von „Spiel breit machen.“Sie spielen exakt verkehrt herum: bei Ballverlust stehen sie zu weit auseinander
(siehe oben), bei Ballgewinn stehen sie zu eng zusammen.
Hat etwa der Torhüter den Ball, so bewegt sich kein HSVer zügig nach vorne!!!
Alle bleiben stehen. Der Unterschied zu anderen Mannschaften ist so offensichtlich,
dass man sich fragen muss, ob Doll seinen Spielern das Laufen nach dem
Ballbesitzwechsel gar verboten hat.
Wie läuft bei Doll ein typischer Angriff ab, nachdem ein HSV-Spieler den Ball im
Mittelfeld gewonnen hat?
Der Spieler dreht sich mit Ball um und spielt quer einen Mitspieler an (der erste Pass
nach einem gewonnenen Ball wird nahezu immer quer oder zurück gespielt!).
Dann bleibt der abgebende Spieler stehen, oder er trabt ganz langsam nach vorne.
Der HSVer, dem der Ball zugespielt wurde, läuft mit dem Ball los.
Er ist in diesem Moment immer und ohne Ausnahme der schnellste HSV-Spieler!!!
Es tritt dann regelmäßige eine Situation ein, die es in dieser Form und Häufigkeit im
professionellen Fußball nur unter Doll gibt: Der Ballführende überholt mehrere
stehenbleibende Mitspieler (Mahdavikia z. B. Jarolim).
Etwa an der Mittellinie passiert Folgendes: Der Ballführende ist plötzlich der
vorderste Spieler. Er wird zudem auch noch angegriffen.
Was soll er jetzt machen?
Alleine weitergehen? Das ist schwer. Dies kann im Grunde nur Atouba.
Nach vorne spielen kann der Ballführende auch nicht, weil dort kein HSVer steht.
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Logische Folge: Auf den Ball treten und einen Rück-/Querpass spielen! Diese
Situation kommt bei Trochowski in quasi jeder Offensivaktion zustande.
Wie ist z.B. das Tor gegen Gladbach entstanden? Atouba war etwa an der Mittelliniequasi der vorderste HSVer. Er hat aber dieses Mal nicht den Rückpass gewählt,
sondern ist alleine gegangen. Zwei Gladbacher hat er ausgespielt. Im Doll´schen
Spiel sind solche Einzelaktionen nahezu die einzige Möglichkeit, um überhaupt in die
Nähe des gegnerischen Strafraums zu kommen.
Beim HSV entwickelt nur der Ballführende Zug zum Tor.
Es gibt kein „Hinterlaufen“, um über die Außen bis zur Grundlinie zu gelangen.
Es gibt kein Konterspiel.
Die nicht vorhandene Laufbereitschaft ohne Ball führt zu dem strukturellen Problem,
dass beim HSV zu wenige Spieler vor dem Ballführenden sind!
Auf der 10er-Postion kann deshalb zumeist nicht nach vorne gespielt werden. Es
muss viel häufiger abgestoppt und zurückgespielt werden, weil sämtliche Mitspieler
hinter dem Ballführenden stehen.
Neuzugang Sorin fällte nach einem seiner ersten Pflichtspiele (in Moskau) ein
vernichtendes Urteil: „Wir haben überhaupt kein System!“
Rafael van der Vaart macht seine besten Spiele immer für Holland, weil er dort das
Spiel vor sich hat. Er hat mehrere Anspielstationen vor sich und muss sich die Bälle
nicht immer aus der eigenen Hälfte holen. Das spart Kraft und gibt ihm mehr
Möglichkeiten, seine Stärken richtig zu entfalten.
Unter Doll hat wird man das Gefühl nicht los, dass die meisten Spieler auf Grund
dieser „Zwangsjacke des Systems der Ballkontrolle“ ihrer Stärken extrem „beraubt“
werden.
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Fazit und Ausblick
Es ist bereits fünf nach zwölf!
Ohne sofortigen Trainerwechsel und die Erlösung vom „Super-
GAU“ steigt der HSV ab!
„Mangelnde Eingespieltheit“? Wie kann das sein, wo doch bereits
fast 30 (!) Pflichtspiele inkl. Liga-Pokal gespielt wurden?
„Verletzungsseuche“? Im erbärmlichen Offensivspiel fallen keine
Stürmer und Kreativspieler aus. Betroffen ist ausschließlich die
Defensive.
Ein fehlender „Brustlöser“? Waren Pamplona, Leverkusen und
Moskau keine Erfolgserlebnisse? Hat sich danach etwas
gebessert?
„Mangelnder Biss“? Die Platzverweise sprechen eine andere
Sprache.
Die Erklärungsversuche der Verantwortlichen sind sämtlich
unzutreffend!
Die Wahrheit ist, dass Thomas Doll Fußball spielen lässt, der aus
einer Zeit stammt, als die Frisur von Dietmar Beiersdorfer noch
modern war.
Es fehlt in taktischer Hinsicht am Einmaleins des modernenProfifußballs: Keine Kompaktheit, kein Verschieben, kein
Umschalten, kein Tempo!
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Stattdessen nur verordneter (!) 80er-Jahre-Fußball mit Ballhalten
und Quergespiele und tiefer Stehen und Standfußball.
Wer ernsthaft glaubt, dass Thomas Doll durch eine Vorbereitung in
der Winterpause und ein Zurückkommen von Defensivspielern in
den Kader das Spielsystem ändern wird, der wird nach dieser
Winterpause ganz böse erwachen. Der HSV hat ein gravierendes
Strukturproblem – im sportlichen bereits seit der Vorsaison, obwohl
damals ja noch in der Wunschformation gespielt wurde und
mittlerweile auch im administrativen Bereich.
Der Kritikpunkt der Transferpolitik wird durch die Ausführungen der
taktischen Fehler nicht nur geschwächt, sondern völlig
abgeschmettert. Ein System ist personenunabhängig. Die
Mannschaft spielte bereits mit den 4 verkauften Spielern van
Buyten, Boularouz, Barbarez und Beinlich so, sie spielt heute ohne
sie genau so. Und bereits in der Rückrunde der Vorsaison wurden
teils katastrophale Leistungen offenbart. Die Probleme sind, wie
oben detailliert dargelegt, strukturell bedingt und eben nicht
personenbezogen.
Wenn nicht gehandelt wird, dann wird der Verein auf Jahre hinaus
nicht mehr annähernd dort hinkommen, wo er noch vor 5 Monaten
zu sein schien – in der Champions League als der Dino der Liga!
Thomas Doll raus!
Für den HSV!