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Die Rolle von hmmr während Neurulation und Hirnentwicklung im Afrikanischen Krallenfrosch Xenopus laevis Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) Fakultät Naturwissenschaften Universität Hohenheim Institut für Zoologie vorgelegt von Dipl. Biol. Cathrin Michaela Hagenlocher aus Magstadt 2016

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Die Rolle von hmmr während Neurulation und Hirnentwicklung

im Afrikanischen Krallenfrosch Xenopus laevis

Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades

der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.)

Fakultät Naturwissenschaften

Universität Hohenheim

Institut für Zoologie

vorgelegt von

Dipl. Biol. Cathrin Michaela Hagenlocher

aus Magstadt

2016

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Dekan: Prof. Dr. Heinz Breer

1. berichtende Person: apl. Prof. Dr. Axel Schweickert

2. berichtende Person: Prof. Dr. Heinz Breer

Eingereicht am: 12. Januar 2016

Mündliche Prüfung am: 18. April 2016

Die vorliegende Arbeit wurde am 7. März 2016 von der Fakultät Naturwissenschaften

der Universität Hohenheim als „Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der

Naturwissenschaften“ angenommen.

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Danksagungen An erster Stelle danke ich ganz besonders meiner Betreuerin Dr. Kerstin Feistel. Die

Chance meine Doktorarbeit in Deiner Arbeitsgruppe anzufertigen war das Beste, was

mir passieren konnte. Ich danke Dir für die freie Hand, die Du mir in der Bearbeitung

unserer Projekte gelassen hast und für die großartige Unterstützung bei allen Fragen

und in allen Lebenslagen.

Ein großer Dank gilt ebenfalls meinem „neuen“ Doktorvater Prof. Dr. Axel Schweickert

für die kurzfristige Übernahme dieser Rolle. Deine Denkanstöße und Beratung haben

dieser Arbeit sehr geholfen.

Dann danke ich meinem „alten“ Doktorvater Prof. Dr. Martin Blum für die Unterstützung

während meiner Zeit in der Zoologie und das Vertrauen in mich und meine Arbeit.

Besonders aber für Deine Begeisterung für die Entwicklungsbiologie, durch die es mich

in dieses Institut gezogen hat.

Ebenfalls danke ich Herrn Prof. Dr. Heinz Breer für das Interesse an dieser Arbeit und

die Bereitschaft diese zu begutachten.

Die wichtigste Person im Labor war über die Jahre Anna Iwanska, vielen Dank für die

großartige Unterstützung bei unseren Projekten und für die tolle Atmosphäre im Labor.

Auch allen temporären Mitgliedern der AG Neurale Stammzellen danke ich für die

Mitarbeit und ihre Beiträge zu unseren Projekten. Allen voran meinen Bachelor-

Studenten Elias Roller und Pascal Hauser.

Ein ganz besonderer Dank geht an meinen Mitdoktoranden Tim Ott. In Dir habe ich

nicht nur einen sehr guten Freund gefunden, mit dem der Laboralltag viel mehr Spaß

gemacht hat. Deine Beratung in allen wissenschaftlichen und abbildungstechnischen

Fragen war großartig! Danke!

Bedanken möchte ich mich auch bei allen Mitdoktoranden in den Jahren für die schöne

Zeit und den wissenschaftlichen Austausch. Ein besonderer Dank gilt dabei Thomas

Thumberger für die viele, geduldige Unterstützung mit R und der Statistik, Isabell

Schneider für die Einarbeitung ins Raster, Janos Töszer für die lustige Laborzeit, Philipp

Vick, Tina Beyer, Bärbel Ulmer und Peter Walentek für all die Unterstützung bei den

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ersten Schritten im Labor und ein extra Dank der guten Seele des Labors, Susanne

Bogusch.

Den Master-Studenten in unserem neuen Doktoranden-/Masterbüro danke ich herzlich

für ihre Rücksicht auf mich. Jetzt gehört es euch!

Allen, die zu meinen Publikationen beigetragen haben, danke ich für ihre Mitarbeit.

I acknowledge the generous gifts of Hmmr antibody and hmmr in pFastBac HTc by

Aaron Groen and Tim Mitchison and Fibronectin antibody by Douglas DeSimone. The

Sox3 probe was kindly provided by Thomas Hollemann.

Ebenso ein großes Dankeschön an alle, welche beim Korrekturlesen der Arbeit

geholfen haben.

Auch wenn an letzter Stelle, geht der größte Dank an meine Familie insbesondere an

meine Mama und meinen Mann Jörg. Ihr hattet immer Verständnis, habt mir den

Rücken freigehalten, mich immer wieder motiviert und ihr glaubt an mich. Und an Tom,

der meine größte Motivation ist und mich jeden Tag glücklich macht. Ohne euch wäre

diese Arbeit nicht möglich gewesen, Danke!

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Für meine Eltern

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Zusammenfassung

VI

Zusammenfassung Die Cerebrospinalflüssigkeit (CSF) füllt das komplette Ventrikelsystem des Hirns, den

Spinalkanal und den subarachnoidalen Raum aus. Die CSF dient der mechanischen

Pufferung des Hirns, transportiert Signalmoleküle und eliminiert Abfallprodukte des

Ependyms. Der Plexus choroideus (PC) sekretiert die CSF welche mittels motiler Cilien

innerhalb der Ventrikelräume transportiert werden. Eine übermäßige Bildung,

verminderter Transport sowie verringerte Absorption der CSF können zu Hydrocephalus

führen, einer pathologischen Erweiterung der Hirnventrikel. Durch Mutationen in

Mensch und Maus ist bekannt, dass dysfunktionale und immotile Cilien ebenfalls zum

Krankheitsbild des Hydrocephalus führen. Auf welche Weise die Beeinträchtigung von

Cilienmotilität zur Ausbildung eines Hydrocpehalus führt ist bislang nicht geklärt.

In der vorliegenden Arbeit wurde der embryologische Modellorganismus Xenopus laevis

verwendet, um die Entstehung von Cilienmotilitäts-basiertem Hydrocephalus zu

analysieren. Die Entwicklung von Cilien im Hirn von Xenopus laevis wurde bis hin zur

Metamorphose beschrieben. Dabei korrelierte die Genexpression von foxj1, dem

übergeordneten Regulator der Biogenese motiler Cilien, mit der Ausbildung elongierter

Monocilien und dem Übergang zu Multicilien-tragenden, ependymalen Zellen. Die Cilien

foxj1-positiver Zellen waren motil und erzeugten eine gerichtete CSF-Strömung. Der

Funktionsverlust von foxj1 beeinträchtigte und ablatierte motile Cilien und erzeugte eine

hydrocephalische Aufweitung des vierten Ventrikels. Dabei korrelierte die Entstehung

von Hydrocephalus mit einer Verlangsamung der ciliengetriebenen CSF-

Fließgeschwindigkeit auf unter 300 µm/s. Für Atemwegscilien ist eine Regulation des

Cilienschlags durch HMMR beschrieben, wobei ein Funktionsverlust von HMMR die

Cilienschlagfrequenz verlangsamt. Passend dazu führte der Funktionsverlust von hmmr

in Xenopus laevis zu verlangsamter CSF-Strömung und resultierte in einem

Hydrocephalus des vierten Ventrikels. Dies legt nahe, dass insbesondere im vierten

Ventrikel eine CSF-Fließgeschwindigkeit von über 300 μm/s nötig ist, um einen

homöostatischen Flüssigkeitsdruck im gesamten Ventrikelsystem aufrechtzuerhalten.

Darüber hinaus induzierte der Funktionsverlust sowohl von foxj1 als auch von hmmr

Fehlbildungen im Bereich der dorsalen Mittellinie des Vorder- und Mittelhirns. Dies

betraf vor allem den PC sowie das subkommissurale Organ und somit cilienbesetzte

Strukturen, welche bereits mit der Entstehung von Hydrocephalus verknüpft wurden.

Die Hirndefekte nach Funktionsverlust von hmmr entsprachen dem Krankheitsbild der

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Zusammenfassung

VII

Holoprosencephalie (HPE). Diese kongenitale Fehlbildung wird meist durch Mutationen

im Shh-Signalweg ausgelöst und geht mit Hydrocephalus einher. Überraschenderweise

war HPE nach Funktionsverlust von hmmr unabhängig vom Shh-Signalweg. Vielmehr

war die Entwicklung des Vorderhirns gestört, da hmmr für Mikrotubuli-vermittelte

Zelladhäsion während der morphogenetischen Bewegungen der Neurulation notwendig

war.

Diese Arbeit zeigte zum ersten Mal, dass die CSF in Xenopus laevis durch motile Cilien

transportiert wird und bestätigte, dass fehlende und dysfunktionale, motile Cilien zu

kongenitalem Hydrocephalus führen. Neu ist, dass motile Cilien eine Rolle für die

Morphogenese des Vorder- und Mittelhirns spielen. Die Enstehung eines

Hydrocephalus im Zusammenhang mit Vorderhirndefekten in foxj1- und hmmr-

Morphanten legt nahe, dass ein cilienabhängiger Hydrocephalus durch die Fehlbildung

dorsaler Mittellinienstrukturen entstehen kann. Die vorliegende Arbeit hat somit die

Grundlage geschaffen, um Xenopus laevis als Modellsystem für die Entstehung von

Hydrocephalus bei ciliärer Dyskinesie und Vorderhirndefekten zu etablieren.

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Abstract

VIII

Abstract The cerebrospinal fluid (CSF) fills the entire ventricular system of the brain, the spinal

cavity and the subarachnoid space. CSF mechanically buffers the brain, transports

signaling molecules and eliminates waste products. It is produced by the choroid plexus

(CP) and transported throughout the ventricular system via motile cilia. Excessive

production, diminished transport or reduced absorption of CSF lead to hydrocephalus, a

pathological dilatation of the brain ventricles.

Mutations in humans and mice showed that dysfunctional and immotile cilia also induce

hydrocephalus. The underlying mechanism through which disturbed ciliary motility leads

to formation of hydrocephalus is not resolved.

In the present thesis the model organism Xenopus laevis was used to analyze the

occurrence of hydrocephalus upon on ciliary dysmotility. Biogenesis of motile cilia was

described in the Xenopus laevis brain up to metamorphosis. Gene expression of foxj1,

the superior regulator of the biogenesis of motile cilia, correlated with development of

elongated monocilia and the switch to multiciliated ependymal cells. Cilia on foxj1-

positive cells were motile and produced a directional flow of CSF. foxj1 loss-of-function

led to impaired or absent motile cilia and resulted in hydrocephalus. The development of

the hydrocephalic dilatation correlated with reduced velocity of the cilia-driven CSF-flow

below 300 µm/s. In cilia of the airway epithelium regulation of ciliary beat frequency via

HMMR has been described with HMMR loss-of-function resulting in reduced ciliary beat

frequency. In line with these results, hmmr loss-of-function in Xenopus laevis resulted in

reduced velocity of CSF-flow and hydrocephalus. This suggests that especially in the

fourth ventricle CSF-flow velocities above 300 µm/s are necessary to maintain a

homeostatic fluid pressure in the entire ventricular system.

The loss-of-function of foxj1 as well as hmmr further led to severe malformations in the

dorsal midline of the brain, especially of the CP and the subcommissural organ. These

ciliated structures have already been connected to development of hydrocephalus.

Brain defects after loss-of-function of hmmr reflected the human disorder of

holoprosencephaly (HPE) which often results from mutations in the Shh-signaling

pathway and leads to hydrocephalus. Interestingly after hmmr loss-of-function induced

HPE was independent of the Shh-signaling pathway. Forebrain development was

disturbed because hmmr was necessary for microtubule-mediated cell adhesion during

the morphogenetic movements of neurulation.

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Abstact

IX

This study shows for the first time, that CSF in Xenopus laevis is transported via motile

cilia and confirmes that dysfunction or absent motile cilia lead to congenital

hydrocephalus. Furthermore a novel role for motile cilia during fore- and midbrain

morphogenesis was demonstrated. Development of hydrocephalus together with

forebrain defects in foxj1 and hmmr morphants implies that cilia-dependent

hydrocephalus can result from malformed dorsal midline structures. This study thus

provides a basis to establish Xenopus laevis as a model organism to study the

development of hydrocephalus caused by primary cilia dyskinesia and by forebrain

defects.

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Inhaltsverzeichnis

X

Inhaltsverzeichnis I Einleitung ............................................................................................ 1

I.1 Xenopus laevis als embryologischer Modellorganismus .................................................. 1

I.2 Befruchtung und erste Zellteilungen ................................................................................ 2

I.3 Anlage der Keimblätter und Etablierung der Körperachsen ............................................. 3

I.4 Gastrulation und Neuordnung der Keimblätter ................................................................ 4

I.5 Zelluläre Grundlagen morphologischer Veränderungen während der Neurulation ........... 5

I.6 Musterbildung im Hirn ..................................................................................................... 7

I.7 Zentrale Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit ........................................................ 10

II Ergebnisse ........................................................................................ 13

II.1 Xenopus-Embryonen exprimieren foxj1 in abgrenzbaren Regionen des sich entwickelnden zentralen Nervensystems ...................................................................... 13

II.2 Die Expression von foxj1 korreliert mit der Elongation von Monocilien und dem ...............

Auftreten von Multicilien ................................................................................................ 16

II.3 Zusätzliche Expressionsdomänen von foxj1 markieren weitere Regionen mit

elongierten Cilien .......................................................................................................... 18

II.4 Die Expression von foxj1 und Ciliogenese im prämetamorphischen und adulten Hirn

von Xenopus ................................................................................................................. 21

II.5 Der Funktionsverlust von foxj1 resultiert in Hydrocephalus ........................................... 24

II.6 Analyse der Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung .......................................................... 26

II.7 Die Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung wird durch motile Cilien generiert ................... 27

II.8 Der Funktionsverlust von foxj1 verlangsamt die Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung ........ im vierten Ventrikel ..................................................................................................... 27

II.9 Die reduzierte Strömungsgeschwindigkeit der Cerebrospinalflüssigkeit korreliert

mit Defekten in der Ciliogenese .................................................................................... 30

II.10 hmmr ist im sich entwickelnden Hirn von Xenopus und Maus exprimiert ....................... 32

II.11 Der Funktionsverlust von hmmr führt zu Hydrocephalus ............................................... 35

II.12 Der Funktionsverlust von hmmr führt zu Holoprosencephalie und dem Verlust des

Cilien-tragenden Plexus choroideus .............................................................................. 38

II.13 hmmr wird für die Augenentwicklung benötigt ............................................................... 40

II.14 Die Spezifizierung von Neuroektoderm und Augenanlagen ist nach Funktionsverlust

von hmmr nicht verändert ............................................................................................. 43

II.15 Verzögerung des anterioren Neuralrohrschlusses nach Funktionsverlust von hmmr ..... 45

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Inhaltsverzeichnis

XI

II.16 hmmr lokalisiert in der tiefen Zellschicht des Neuroektoderms mit Mikrotubuli und

F-Aktin .......................................................................................................................... 46

II.17 hmmr wird für den zeitlich korrekten anterioren Neuralrohrschluss benötigt .................. 49

II.18 Der Sonic-hedgehog-Signalweg und primäre Cilien sind nach hmmr Funktionsverlust unverändert ................................................................................................................... 52

II.19 hmmr wird für Zellpolarisation und Elongation benötigt ................................................. 53

II.20 hmmr wird für die Zell-Matrix-Adhäsion benötigt ........................................................... 55

II.21 hmmr wird für die Zell-Zell-Adhäsion benötigt ............................................................... 58

II.22 Anoikis nach Funktionsverlust von hmmr ...................................................................... 60

II.23 Der Funktionsverlust von hmmr in späten Entwicklungsstadien .................................... 61

II.23.1 Radiäre Glia in der proliferativen Zone des Hirns von Xenopus ....................... 61

II.23.2 Radiäre Glia sind nach Funktionsverlust von hmmr reduziert .......................... 63

II.24 Legenden der Filme ...................................................................................................... 65

III Diskussion ........................................................................................ 67

III.1 Die Expression von foxj1 korreliert zeitlich und räumlich mit der Ausbildung elongierter Cilien ............................................................................................................................. 67

III.2 Die Bewegung der Cerebrospinalflüssigkeit wird durch motile Cilien generiert .............. 68

III.3 Wie kann ciliäre Dysfunktion Hydrocephalus induzieren? ............................................. 68

III.4 Rufen Fehlbildungen des Vorder- und Mittelhirns Hydrocephalus hervor? .................... 70

III.5 Wie kommt es zum Verlust dorsaler Mittellinienstrukturen nach Funktionsverlust von hmmr? .......................................................................................................................... 73

III.6 Abschließende Bemerkungen ....................................................................................... 77

IV Material und Methoden ..................................................................... 79 V Literaturverzeichnis ....................................................................... 110

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Abbildungsverzeichnis

XII

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 01 Musterbildung im Hirn ......................................................................................... 8

Abbildung 02 Xenopus-Embryonen exprimieren foxj1 in abgrenzbaren Regionen des

sich entwickelnden zentralen Nervensystems .................................................... 15

Abbildung 03 Die Expression von foxj1 korreliert mit der Elongation von Monocilien und

dem Auftreten von Multicilien ............................................................................. 17

Abbildung 04 Cilierung und Expression von foxj1 im weiteren Verlauf

der Hirnmorphogenese ...................................................................................... 18

Abbildung 05 Zusätzliche Expressionsdomänen von foxj1 markieren weitere

Regionen mit elongierten Cilien ......................................................................... 20

Abbildung 06 Die Expression von foxj1 und Ciliogenese im prämetamorphischen

Hirn von Xenopus .............................................................................................. 22

Abbildung 07 Die Expression von foxj1 im Infundibulum korreliert mit dem Auftreten

von Multicilien-tragenden Zellen ........................................................................ 23

Abbildung 08 Der Funktionsverlust von foxj1 führt zu einem verkürzten Vorderhirn ................ 25

Abbildung 09 Der Funktionsverlust von foxj1 im zentralen Nervensystem resultiert

in Hydrocephalus ............................................................................................... 29

Abbildung 10 Die reduzierte Strömungsgeschwindigkeit der Cerebrospinalflüssigkeit

korreliert mit Defekten in der Ciliogenese .......................................................... 31

Abbildung 11 hmmr ist im sich entwickelnden Hirn von Xenopus und Maus exprimiert ........... 34

Abbildung 12 Der Funktionsverlust von hmmr führt zu Hydrocephalus ................................... 37

Abbildung 13 Der Funktionsverlust von hmmr führt zu Holoprosencephalie

und dem Verlust des Cilien-tragenden Plexus choroideus ............................... 39

Abbildung 14 hmmr wird für die Augenentwicklung benötigt ................................................... 42

Abbildung 15 Die Spezifizierung von Neuroektoderm und Augenanlagen ist

unverändert nach Funktionsverlust von hmmr ................................................. 44

Abbildung 16 Verzögerung des anterioren Neuralrohrschlusses nach

Funktionsverlust von hmmr ............................................................................. 46

Abbildung 17 Hmmr lokalisiert in der tiefen Zellschicht des Neuroektoderms

mit Mikrotubuli und F-Aktin .............................................................................. 48

Abbildung 18 hmmr wird für den zeitlich korrekten anterioren Neuralrohrschluss

benötigt ........................................................................................................... 51

Abbildung 19 Der Sonic-hedgehog-Signalweg und primäre Cilien sind nach hmmr

Funktionsverlust unverändert .......................................................................... 53

Abbildung 20 hmmr wird für Zellpolarisation und Elongation benötigt ..................................... 55

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Abbildungsverzeichnis

XIII

Abbildung 21 hmmr wird für die Zell-Matrix-Adhäsion benötigt ............................................... 57

Abbildung 22 Der Funktionsverlust von hmmr resultiert in verringerter

Zell-Zell-Adhäsion ........................................................................................... 59

Abbildung 23 Anoikis nach Funktionsverlust von hmmr .......................................................... 60

Abbildung 24 Radiäre Glia in der proliferativen Zone des Hirns von Xenopus ........................ 62

Abbildung 25 Radiäre Glia sind nach Funktionsverlust von hmmr reduziert ............................ 64

Abbildung 26 Modell der hmmr-vermittelten Zelladhäsion und

Holoprosencephalie-Bildung ............................................................................ 77

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Filme

XIV

Filme

In vorliegender Arbeit wird auf fünf Filme verwiesen, welche auf beiliegender DVD zu

finden sind. Die Legenden zu diesen Filmen sind auf folgenden Seiten zu finden:

Film 1 Die Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung im vierten Ventrikel ......................................... 65

Film 2 Die Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung wird durch motile Cilien generiert ................... 65

Film 3 Der Funktionsverlust von foxj1 verlangsamt die Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung

im vierten Ventrikel ....................................................................................................... 65

Film 4 Verzögerter, anteriorer Neuralrohrschluss nach Funktionsverlust von hmmr ................. 66

Film 5 Adhäsion und Migration sind in Neuralleisten aus hmmr Morphanten reduziert ............. 66

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Einleitung

1

I Einleitung Alle bilateralen Metazoen besitzen ein Gehirn, welches im weitesten Sinne als die

zentrale Schaltstelle des Nervensystems gilt. Selbst Cnidaria - als basale Gruppe -

besitzen komplexe, Organ-ähnliche Strukturen für die sensorische Wahrnehmung. Auch

Schwämme exprimieren Gene, welche in Bilateria für sensorische und neurale

Funktionen von Bedeutung sind (Jacobs et al., 2007).

Die relative Lage des Gehirns sowie die der anderen Organe und Gewebe wird als

anatomischer Bauplan bezeichnet. Er erstreckt sich entlang der Körperachsen, welche

embryonal festgelegt werden. Wirbeltiere sind durch eine anteroposteriore Achse vom

Kopf zum Schwanz sowie durch eine dorsoventrale Achse vom Rücken zum Bauch

charakterisiert. Der Mund kommt dabei definitionsgemäß auf der ventralen Seite zu

liegen. Das Gehirn befindet sich anterior, woraufhin posterior das Rückenmark und die

segmentierte Wirbelsäule folgt. Zusätzlich zeigen Wirbeltiere eine Links-Rechts-

Asymmetrie, welche durch die Anordnung der inneren Organe deutlich wird. Die

Festlegung der Körperachsen beginnt mit der Befruchtung und setzt sich während

Gastrulation, Neurulation und Organogenese fort (Gilbert, 2006; Wolpert et al., 2007).

Im Folgenden sollen die Prozesse von Befruchtung, Gastrulation und Neurulation für

den in vorliegender Arbeit verwendeten Modellorganismus Xenopus laevis näher

betrachtet werden.

I.1 Xenopus laevis als embryologischer Modellorganismus Der Afrikanische Krallenfrosch Xenopus laevis (im Folgenden Xenopus genannt),

welcher in Süd- und Zentralafrika endemisch ist, stellt einen klassischen

Modellorganismus der Entwicklungsbiologie dar. Dieser wurde während und nach dem

zweiten Weltkrieg vermehrt in entwicklungsbiologischen Laboren Europas und der USA

eingeführt, nachdem zuvor unterschiedliche Urodelenarten verwendet worden waren.

Durch die komparative endokrinologische Forschung von Lacelot Hogben konnte

gezeigt werden, dass die Injektion des Urins schwangerer Frauen in den dorsalen

Lymphsack von Xenopus-Weibchen die Ovulation dieser stimulieren kann. Somit war

der erste Schwangerschaftstest beschrieben. Durch die kommerzielle Präparation und

Injektion gonadotroper Hormone konnte auch der bislang saisonale Rhythmus der

embryologischen Forschung an Amphibien überwunden werden. Durch den „Normal

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Einleitung

2

table of Xenopus laevis (Daudin)“ von Pieter Nieuwkoop und Job Faber wurde

zusätzlich ein Standardwerk geschaffen (Nieuwkoop und Faber, 1994), welches die

Normalentwicklung detailliert beschreibt und Xenopus zu einem effektiven „Werkzeug“

in der Embryologie machte.

Heutzutage zählen der für Amphibien kurze Lebenszyklus, die Resistenz gegenüber

Krankheiten sowie insbesondere die hohe Zahl und Größe der Eier zu den

Hauptgründen für die Beliebtheit von Xenopus als Modellorganismus. Eine große

Bandbreite mikrochirurgischer Eingriffe wie Transplantationen, Ablationen oder die

Kultivierung separierter Gewebe sind etabliert. Molekularbiologisch ist durch die

Injektion von antisinn-Morpholino-Oligomeren (MO), DNA-Konstrukten und

synthetischer mRNA eine Vielzahl von Manipulationen sowie deren detaillierte Analyse

möglich (Gurdon und Hopwood, 2000). Insbesondere aber können bereits im Vier-Zell-

Stadium die drei Hauptkörperachsen identifiziert werden.

I.2 Befruchtung und erste Zellteilungen Bereits die unbefruchtete Eizelle weist eine Polarität entlang der animalvegetalen Achse

auf. Diese ist durch einen pigmentierten und dadurch dunkleren animalen Pol, welcher

den Nukleus und maternale mRNAs enthält sowie durch den dotterreichen vegetalen

Pol gekennzeichnet. Der animale Pol entspricht dabei der späteren anterioren Region

des Embryos. Spermienrezeptoren befinden sich lediglich auf der animalen Hemisphäre

der Eizelle (Gerhart et al., 1989). Durch das Eindringen eines Spermiums hebt sich die

Vitellinmembran als Befruchtungsmembran von der Eizelle ab. Der Spermieneintritt legt

gleichzeitig die zukünftige ventrale Seite des Embryos fest (Gerhart et al., 1989) und

etabliert somit die dorsoventrale Achse. Durch die vom Spermium eingebrachte

Zentriole werden die vegetalen Mikrotubuli zu parallelen Strängen umgeordnet. Dies

resultiert schließlich in der kortikalen Rotation, wobei das kortikale Cytoplasma um 30°

zum Spermieneintrittspunkt rotiert.

Die folgenden ersten Zellteilungen sind radial symmetrisch und verlaufen ohne

Zellwachstum. Bereits während der ersten Zellteilung wird in der animalen Hälfte ein

kleiner, interzellulärer Hohlraum gebildet, welcher sich vergrößert und in der Blastula

das Blastcoel bildet (Kalt, 1971). Dieser Hohlraum isoliert zum einen vegetale von

animalen Zellen in der Blastula und schafft zum anderen den Raum für Zellmigration

während der Gastrulation (Gilbert, 2006; Wolpert et al., 2007).

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Einleitung

3

Während in den frühen Teilungsstadien nur sehr wenige Gene transkribiert werden,

findet in den späten Blastulastadien eine Demethylierung von Promotoren statt

(Stancheva et al., 2002). Die daraus resultierende Aktivierung des Genoms

kennzeichnet den Mittblastula-Übergang. Des Weiteren erlangen die Zellen die

Fähigkeit, ihre Form und Lage innerhalb des Embryos zu verändern.

I.3 Anlage der Keimblätter und Etablierung der Körperachsen Bereits durch den Spermieneintritt und die anschließende kortikale Rotation findet zum

einen eine Translokation von vegetal eingelagertem Dishevelled-Protein (Dvl) nach

dorsal statt, zum anderen kann Dvl zusammen mit Glykogen-Sythase-Kinase-3

Bindeprotein (GBP) aktiv auf den sich ausrichtenden Mikrotubuli durch Kinesine

transportiert werden. Zusätzlich wird maternales Wnt5a und Wnt11 bevorzugt dorsal

translatiert. Diese Liganden des Frizzled-Rezeptors aktivieren den kanonischen Wnt-

Signalweg, welcher zur Phosphorylierung von Dvl führt (Wolpert et al., 2007).

Phosphoryliertes Dvl unterbindet den Abbau von Ctnnb1 durch die Glykogen-Synthase-

Kinase-3 (GSK3). Dieser ubiquitäre Transkriptionsfaktor wird somit dorsal angereichert,

während er ventral abgebaut wird. Durch stabilisiertes Ctnnb1 erfolgt dorsal eine

Aktivierung von Zielgenen. Die darauf folgende Markergenexpression definiert ein

dorsales Zentrum - das Nieuwkoop-Zentrum - und legt somit die dorsoventrale Achse

fest.

Zwei weitere maternale Faktoren, welche entscheidenden Einfluss auf die frühe

Musterbildung haben, sind das Morphogen „growth differentiation factor 1“ (Gdf1) sowie

der T-Box Transkriptionsfaktor Vegt-Protein (Vegt). Über eine Induktion von Nodal

spezifizieren diese endodermales Gewebe. Gleichzeitig wird durch stabilisiertes Ctnnb1

auf der prospektiven dorsalen Seite ebenfalls Nodal induziert, wodurch ein Gradient von

dorsal nach ventral entsteht, welcher das darüber liegende Mesoderm spezifiziert. Die

animal gelegenen Zellen des Ektoderms werden aufgrund der beschriebenen

räumlichen Isolierung durch das Blastocoel vor einer Induktion geschützt.

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Einleitung

4

I.4 Gastrulation und Neuordnung der Keimblätter Die Faktoren des Nieuwkoop-Zentrums sind entscheidend für die Ausbildung eines

zweiten Signalzentrums - dem Spemann-Mangold-Organisator - und für die Expression

wichtiger Gene wie goosecoid (gsc), cerberus 1 (cer1) und frizzled-related protein (frzb).

Der Spemann-Mangold-Organisator ist gleichzeitig Ausgangspunkt der Gastrulation, bei

welcher eine Neuordnung der drei Keimblätter Meso-, Endo- und Ektoderm erfolgt.

Die Gastrulation beginnt mit der Bildung der dorsalen Urmundlippe gegenüber dem

Spermieneintrittspunkt. Durch Ausbildung einer Flaschenhalsstruktur bilden die ersten

invaginierenden Zellen den Startpunkt für das Einwandern meso- und endodermaler

Zellen. Nachfolgend wandern immer mehr Zellen auch lateral und ventral ein, so dass

sich ein Blastoporusring ausbildet. Abhängig vom Entwicklungsgrad sekretiert der

Spemann-Mangold-Organisator eine Reihe von Inhibitoren, wodurch Kopf und Rumpf

induziert werden (Mangold, 1933). Der Kopforganisator exprimiert die Wnt-Inhibitoren

cer1, frzb und dickkopf, wodurch im neuralen Ektoderm die Ausbildung anteriorer

Kopfstrukturen eingeleitet wird. Die vom Rumpforganisator exprimierten BMP-

Inhibitoren noggin, chordin und follistatin verhindern die Induktion von Epidermis.

Dadurch entsteht neurales Ektoderm und dorsales Mesoderm. Bereits eingewanderte

Zellen bewegen sich entlang des Blastocoeldachs und elongieren durch konvergente

Extensionsbewegungen entlang der mediolateralen Achse in craniale Richtung (Keller

und Jansa, 1992; Rozario et al., 2009). Dadurch wird schließlich das Blastocoel

verdrängt und es bildet sich ein neuer Hohlraum - das Archenteron. Währenddessen

umschließt das außen liegende Ektoderm den Embryo mittels Epibolie.

Am Ende der Gastrulation ist das endodermale Gewebe vollständig eingewandert und

der Blastoporus hat sich geschlossen. Das Ektoderm umschließt den Embryo und das

Mesoderm ist zwischen die beiden anderen Keimblätter gewandert (Gilbert, 2006).

Bereits während der Gastrulation wird durch Gradienten verschiedener Morphogene

sowohl die anteroposteriore Musterbildung (durch FGF, Retinsäure und sekretierte

Signalproteine des Wnt-Signalwegs) als auch die dorsoventrale Polarität (durch BMPs

und Komponenten des Hedgehog-Signalwegs) festgelegt. Die regionalen Identitäten

werden durch transkriptionelles Feedback stabilisiert. Durch Festlegung dieser beiden

Achsen ist somit automatisch auch eine morphologische Links-Rechts-Achse definiert

(Gilbert, 2006).

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Einleitung

5

I.5 Zelluläre Grundlagen morphologischer Veränderungen während der Neurulation

Die Neurulation beschreibt die aufeinander folgenden Prozesse von neuraler Induktion,

Ausbildung der Neuralplatte, Aufwölbung der Neuralfalten und Neuralrohrschluss (Colas

und Schoenwolf, 2001). Als initialer Schritt wird dabei die durch Ctnnb1 induzierte

Expression der BMP-Inhibitoren chordin und noggin kurz nach dem Mittblastula-

Übergang im BCNE („blastula chordin noggin expression center“) angesehen. Durch

diese wird ein epidermales Zellschicksal inhibiert und somit Neuroektoderm induziert

(De Robertis und Kuroda, 2004). Die darauf folgende Elongation neuroektodermaler

Zellen in apicobasaler Richtung führt zur Bildung eines Säulenepithels, der neuralen

Plakode, welche sich deutlich von flachen, präepidermalen Zellen unterscheidet

(Gilbert, 2006).

Im Xenopus-Embryo findet sich dabei der besondere Zustand, dass die Neuralplatte

eine bilaminare Struktur mit einer superfiziellen, apicobasal polarisierten und einer

tiefen, nicht-polaren Schicht ist (Colas und Schoenwolf, 2001; Sabherwal et al., 2009).

Somit wird während der Neurulation aus einem kurzen und breiten, zweischichtigen

Neuroektoderm das lange und schmale, einschichtige Neuralrohr gebildet (Edlund et

al., 2013). Über ein induktives Sonic-hedgehog (Shh)-Signal aus dem Notochord wird

die prospektive Bodenplatte des Neuralrohrs spezifiziert. Die medialen superfiziellen

Zellen bilden durch apikale Konstriktion und basale Dilatation einen sogenannten

Angelpunkt aus, welcher die Bildung einer medialen Furche initiiert (Colas und

Schoenwolf, 2001). Gleichzeitig wölben sich die Neuralfalten durch apicobasale

Elongation von lateralen Zellen der tiefen Schicht auf (Burnside, 1973; Colas und

Schoenwolf, 2001; Karfunkel, 1971). Wie diese Zellelongation zustande kommt, ist noch

nicht genau beschrieben. Allerdings beruhen morphologische Veränderungen von

Zellen auf der Regulation des Cytoskeletts.

Die Rolle des Aktin-Cytoskeletts bei der Neurulation wurde bereits detailliert

beschrieben (Haigo et al., 2003; Hildebrand, 2005; Kinoshita et al., 2008), während dem

Mikrotubuli-Cytoskelett noch keine eindeutige Funktion zugeschrieben werden konnte

(Suzuki et al., 2010). Aufschlussreich war die Entdeckung von parallel zur

Elongationsachse angeordneten Mikrotubuli in Neuralplattenzellen des Salamanders

(Burnside, 1973). Daraufhin wurden drei mögliche Prozesse vorgeschlagen wie

Mikrotubuli zur Zellelongation beitragen können. So ist es zum einen möglich, dass

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Einleitung

6

Mikrotubuli verlängert werden und dadurch apikal und basal gegen die Zelle drücken,

was zur Elongation dieser führt. Als zweite Möglichkeit wurde vorgeschlagen, dass sich

Mikrotubuli aktiv aneinander entlang bewegen und dadurch die Kraft zur Zellelongation

erzeugen. Die dritte Hypothese geht von einer nach basal gerichteten

Cytoplasmaströmung entlang der Mikrotubuli aus (Burnside, 1973). Es ist daher

anzunehmen, dass die Zellelongation auch in Xenopus durch die parallele Anordnung

von Mikrotubuli entlang der apicobasalen Achse der Zelle bewirkt wird und in der

Aufwölbung der Neuralfalten resultiert.

Bereits mit der Formierung der Neuralfalten beginnen Neuralleistenzellen von der

Neuralplatte und der umgebenden Epidermis zu segregieren (Nieuwkoop und Faber,

1994). Diese Zellen wandern aus der prospektiven dorsalen Region des Neuralrohrs

aus, migrieren zu spezifischen Regionen des Embryos und bilden dort bedeutende

Strukturen, wie Gesichtsknorpel, Melanozyten und das periphere Nervensystem.

Im weiteren Verlauf der Neurulation zeigen die Zellen der tiefen Neuralplattenschicht

eine zur Mittellinie gerichtete Migration und konvergente Extension. Dies bewirkt eine

mediolaterale Verschmälerung bei gleichzeitiger rostrocaudaler Verlängerung der

Neuralplatte. Ein Prozess welcher ebenfalls ein polarisiertes Mikrotubuli-Cytoskelett

erfordert (Davidson und Keller, 1999; Keller et al., 1992). Zusätzlich dazu findet eine

sogenannte orientierte Teilung von Zellen der superfiziellen Schicht statt. Das bedeutet,

dass ein Teil aller Teilungsebenen so orientiert ist, dass Tochterzellen in rostrocaudaler

Ebene plaziert werden. Dies trägt zu einer weiteren Verlängerung der Neuralplatte bei

(Sausedo et al., 1997). Zum Kontakt der beiden Neuralfalten kommt es schließlich

durch die mediale Bewegung der aufgewölbten Neuralfalten, die mediale konvergente

Extension sowie die apikale Konstriktion superfizieller Zellen (Wallingford und Harland,

2002). Zusätzlich wird dies durch eine mediale Migration der tiefen Zellschicht des

nicht-neuralen Ektoderms unterstützt (Morita et al., 2012). Mit dem Neuralrohrschluss

interkalieren die tiefen, nicht-polaren Zellen radial in die superfizielle Schicht. Auch

radiale Interkalation basiert wiederum auf polarisierten Mikrotubuli (Werner et al., 2014).

Durch die Interkalation bildet sich schließlich ein pseudostratifiziertes, einschichtiges

Neuralrohrepithel (Edlund et al., 2013), worüber sich die Epidermis schließt (Colas und

Schoenwolf, 2001).

Durch die komplexen morphologischen Umgestaltungen während der Neurulation ist die

Mittellinie des zentralen Nervensystems entstanden. Die Dachplatte repräsentiert dabei

die dorsale Mittellinie, während die Bodenplatte die ventrale Mittellinie darstellt. Die

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Einleitung

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dorsoventrale Musterbildung im Neuralrohr wird von diesen beiden Signalzentren

festgelegt. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Dachplatte, welche sich während

der Neurulation aus den lateralen Aspekten der Neuralplatte gebildet hat. Diese dorsale

Mittellinienstruktur sekretiert BMPs sowie Wnts und spezifiziert damit die verschiedenen

Klassen dorsaler Neuronen (O’Leary et al., 2007). Eine fehlerhafte Bildung der

Dachplatte im Vorderhirn führt zu gestörter Mittellinieninduktion und resultiert in

schweren Fehlbildungen wie der Holoprosencephalie (HPE, Cheng et al., 2006; Roy et

al., 2014). Die HPE ist die häufigste kongenitale Fehlbildung des sich entwickelnden

humanen Hirns und durch eine fehlende Unterteilung des Vorderhirns in linke und

rechte Hemisphäre charakterisiert (Muenke und Beachy, 2001). Begleitet wird die HPE

durch ein breites Spektrum an Fehlbildungen des Hirns, wie zum Beispiel einem

Hydrocephalus, und des Gesichts, wie zum Beispiel Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten.

Als mögliche Ursachen kommen zahlreiche Genmutationen sowie Umwelteinflüsse in

Betracht (Dupé et al., 2011).

I.6 Musterbildung im Hirn Bereits während des Neuralrohrschlusses kann in Xenopus-Embryonen eine

Segregation des anterioren Neuralrohrs in die drei primären Vesikel Pros-, Mes- und

Rhombencephalon erkannt werden (Gilbert, 2006; Nieuwkoop und Faber, 1994). In der

weiteren Entwicklung unterteilt sich das Prosencephalon in das anterior gelegene

Telencephalon, welches die olfaktorischen Bulben bildet und das Diencephalon, aus

welchem sich die optischen Vesikel ausstülpen. Weiterhin entwickelt das Diencephalon

die thalamischen und hypothalamischen Regionen. Das Mesencephalon unterliegt

keiner weiteren Teilung, entwickelt aber mit seinem Lumen den Aquaeductus

mesencephali. Im Rhombencephalon wird ein Segmentierungsmuster, die sogenannten

Rhombomeren, ausgebildet (Gilbert, 2006).

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Einleitung

8

Abbildung 1 Musterbildung im Hirn

Dorsale Aufsicht auf einen Embryo im Stadium 46,

rostral ist oben. Durch den transparenten Schädel ist

das Hirn als Ganzes sowie die einzelnen Hirnregionen

zu erkennen (weiß umrandet). Das Ventrikelsystem ist

durch die Injektion eines fluoreszenten Farbstoffes (rot)

sichtbar gemacht.

Mit zunehmender Differenzierung des Hirns übernehmen auch neu gebildete Strukturen

die Induktion regionaler Identitäten. Im sich entwickelnden Kortex des Vorderhirns hat

beispielsweise der Plexus choroideus (PC) eine zentrale Position an der Dachplatte und

wird durch den kortikalen Saum („cortical hem“) flankiert (Roy et al., 2014). Beide

stellen durch die Sekretion von BMPs und Wnts wichtige regionale Signalzentren für die

dorsoventrale Musterbildung dar (O’Leary et al., 2007).

In Xenopus wird der PC des Vorderhirns an der Grenze zwischen Tel- und

Diencephalon um das Stadium 43 differenziert und beginnt kurz darauf in den Ventrikel

zu invaginieren (Nieuwkoop und Faber, 1994). Neben der Expression von BMPs sind

die ependymalen Zellen des PC Hauptproduzent der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF)

(Barkho und Monuki, 2015), deren Sekretion essentiell für die Vergrößerung der

angelegten Hirnbläschen ist. Die CSF stellt den Hauptanteil der extrazellulären

Flüssigkeit des zentralen Nervensystems dar. Diese klare Flüssigkeit mit hohem Ionen-

und niedrigem Proteingehalt füllt das komplette Ventrikelsystem, den Spinalkanal und

den subarachnoidalen Raum aus. Sie dient der mechanischen Pufferung des Hirns,

transportiert Signalmoleküle und eliminiert Abfallprodukte des Ependyms (Brown et al.,

2004). Dafür wird die CSF aktiv durch das Ventrikelsystem bis in den

Subarachnoidalraum transportiert, wo eine Aufnahme in das venöse System erfolgt

(Kapoor et al., 2008). Ist dieser Prozess gestört, entstehen durch aufgestaute CSF eine

Ventrikelerweiterung und ein erhöhter intrakranieller Druck, was als Hydrocephalus

bezeichnet wird. Dabei kann sowohl die Überproduktion der CSF, eine gestörte

Resorption als auch eine Obstruktion des Ventrikelsystems ursächlich sein (Del Bigio,

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Einleitung

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2010). Auch Defekte in der Bildung des PC werden mit einem kongenitalen

Hydrocephalus in Verbindung gebracht (Lee et al., 2012).

Für den aktiven Transport der CSF sind motile Cilien auf ependymalen Zellen

verantwortlich. Cilien sind zelluläre Fortsätze welche auf fast allen Zellen bei

Säugetieren vorkommen und in sensorische und motile Cilien aufgeteilt werden.

Das von der Zellmembran umgebene Axonem (das ciliäre Gerüst) besteht aus neun

peripheren Mikrotubuli-Dubletts welche um ein Zentrum aus keinem (9+0 Anordnung),

zwei (9+2) oder vier (9+4) einzelnen Mikrotubuli angeordnet sind (Feistel und Blum,

2006). Sensorische oder primäre Cilien spielen eine wichtige Rolle in der Transduktion

chemischer oder mechanischer Stimuli. Ebenso halten sie die Zelle in einem

differenzierten Zustand und verhindern Zellteilung. Für den Wiedereintritt der Zelle in

den Zellzyklus wird das primäre Cilium abgebaut und nach der erfolgten Zellteilung auf

beiden Tochterzellen wieder ausgebildet (Satir et al., 2010). Primäre Cilien besitzen

keine axonemalen Dyneine, weshalb sie unbeweglich sind. Motile Cilien sind auf allen

Geweben zu finden, auf denen Flüssigkeitsbewegung eine wichtige physiologische

Rolle spielt. Sie sind im Vergleich zu primären Cilien deutlich länger, besitzen meist ein

zentrales Paar Mikrotubuli (9+2) sowie äußere Dyneinarme (Yu et al., 2008). Eine

ATPase-Aktivität liefert die Energie für die gleitende Bewegung der Mikrotubuli

aneinander, was im Cilienschlag resultiert (Ibañez-Tallon et al., 2003). Mutationen,

welche zu immotilen Cilien führen, resultieren ebenfalls im Krankheitsbild des

Hydrocephalus. Dabei können Strukturproteine wie SPAG6 betroffen sein, welche für

die Stabilität des axonemalen Zentralapparates und damit auch für die Cilienmotilität

von Bedeutung sind (Sapiro et al., 2002). Aber auch Mutationen in axonemalen

Motorproteinen wie DNAH5 führten zu einer ciliären Immotilität und resultieren in einem

Hydrocephalus (Ibañez-Tallon et al., 2002).

Die Ausdifferenzierung einer Cilien-tragenden Zelle wird auf der regulatorischen Ebene

von Transkriptionsfaktoren der Regulatory Factor X (RFX)- und Winged-Helix

(Forkhead, Fox)-Familien gesteuert. FOXJ1, ein Transkriptionsfaktor mit Winged-Helix

Domäne, gilt dabei als übergeordneter Regulator für Gene, welche die Ausbildung

motiler Cilien induzieren. Die Expression von Foxj1 ist auf Zellen mit motilen Cilien

beschränkt und Foxj1 Knock-out Mäuse zeigen ausschließlich einen Verlust von motilen

Cilien (Yu et al., 2008).

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Einleitung

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I.7 Zentrale Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit Die primäre ciliäre Dyskinesie (PCD) stellt die humane Erkrankung dar, welche aus

ciliärer Dysfunktion resultiert. Die PCD ist charakterisiert durch wiederkehrende

respiratorische Infektionen, aleatorischer Links-Rechts-Asymmetrie und Unfruchtbarkeit

(Ibañez-Tallon et al., 2002). Auch wurde bei einigen Patienten ein PCD-assoziierter

Hydrocephalus beschrieben (De Santi et al., 1990; Greenstone et al., 1984). Das

Mausmodell zeigte klar, dass ciliäre Immotilität in den allermeisten Fällen von einem

Hydrocephalus begleitet wird (Banizs et al., 2005; Chen et al., 1998; Ibañez-Tallon et

al., 2002; Sapiro et al., 2002; Vogel et al., 2012). Durch welche Mechanismen dieser

allerdings genau entsteht, ist nicht klar.

Auch weitere Fehlbildungen während der Hirnentwicklung - wie die HPE - werden in

vielen Fällen von einem Hydrocephalus begleitet. (Dupé et al., 2011; Levey et al.,

2010). Bei der HPE kommt es während des Neuralrohrschlusses zu einer fehlenden

Mittellinieninduktion welche zu massiven Vorderhirndefekten, wie zum Beispiel einem

fehlenden PC, führt. Ob dabei die Vorderhirndefekte oder der fehlende PC ursächlich

für den resultierenden Hydrocephalus sind, ist ebenfalls nicht klar. Zusätzlich wird HPE

unter anderem durch Mutationen im SHH-Signalweg verursacht - einem Cilien-

abhängigen Signalweg (Roessler et al., 1996).

Zusammengefasst lassen diese Beobachtungen vermuten, dass ein Hydrocephalus im

Zusammenhang mit immotilen Cilien und morphologischen Fehlbildungen des Hirns

auftritt. Ob der Hydrocephalus dabei ursächlich oder ein begleitendes Krankheitsbild ist,

ist aber weiterhin unklar.

Aus diesen Beobachtungen ergab sich deshalb die zentrale Fragestellung für

vorliegende Arbeit:

Welche pathologischen Ursachen unterliegen der Entstehung eines Hydrocephalus und

in wie weit sind motile Cilien und/oder Cilien-tragende Strukturen beteiligt?

Bisherige Studien ließen vermuten, dass motile Cilien im Hirn von Xenopus existieren

(Mogi et al., 2012). Daher soll als Grundlage die Lokalisation Cilien-tragenden

Strukturen im Hirn von Xenopus und die Ciliogenese in diesen Strukturen bis hin zur

Metamorphose beschrieben werden. Es ist zu klären, zu welchem Zeitpunkt der

Entwicklung und an welcher Stelle Cilien entstehen sowie um welche Art der Cilierung

es sich handelt. Darauf aufbauend ist eine detaillierte Analyse der CSF-Strömung

notwendig.

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Einleitung

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Die Frage nach dem Beitrag gestörter Cilienmotilität zur Entstehung eines

Hydrocephalus soll durch einen gewebespezifischen Funktionsverlust von foxj1, dem

übergeordneten Regulator der Biogenese motiler Cilien, weiter beantwortet werden.

Dieser sollte zum Verlust der Biogenese motiler Cilien führen, wodurch die CSF-

Strömung zu Stillstand kommt.

Darüber hinaus kann aber auch eine Modulation der CSF-Strömung physiologische

Auswirkungen haben. So wird beispielsweise die Schlagfrequenz von Atemwegscilien

bei einer Infektion erhöht (Manzanares et al., 2007). Im Rahmen der Studie von

Manzanares und Kollegen wurde der Hyaluronsäurerezeptor HMMR („hyaluronan-

mediated motility receptor“) identifiziert, ein multifunktionales Protein, welches mit

Ciliogenese und der Regulation von Cilienschlagfrequenz in Zusammenhang gebracht

wird. HMMR assoziiert mit Mikrotubuli („microtubule associated protein“, MAP) und

wurde erstmals von Turley und Kollegen beschrieben (Turley et al., 1987). Ursprünglich

galt HMMR als extrazellulärer Rezeptor für das Glycosaminoglycan Hyaluronsäure (HS)

im Menschen und in der Maus. Eine Funktion welche kontrovers diskutiert wird

(Hofmann et al., 1998). Es konnte jedoch gezeigt werden, dass HS über HMMR die

Beweglichkeit und Migration mesenchymaler Zellen beeinflusst (Hall et al., 1995).

Zusätzlich können Abbauprodukte der HS über HMMR die Schlagfrequenz von Cilien

der Atemwegsepithelien stimulieren (Manzanares et al., 2007). Der Funktionsverlust

von HMMR beeinträchtigt die Ciliogenese in humanen Atemwegsepithelzellen (Huang

et al., 2010). Die Hmmr Knock-out Maus zeigt zudem Fertilitätsdefekte (Tolg et al.,

2003), was an gestörter Cilienmotilität liegen könnte.

Das Xenopus-Ortholog von HMMR wurde als MAP150 in einem Screen nach MAPs

während der Spindelassemblierung identifiziert (Groen et al., 2004). Eine

Genexpressionsanalyse zeigte, dass hmmr in Xenopus während der gesamten

Entwicklung neural und in späteren Stadien im Hirn exprimiert ist (Casini et al., 2010).

Aus diesem Grund scheint hmmr besonders geeignet, um Aufschluss über Ciliogenese

und Regulation von Cilienmotilität während der Hirnmorphogenese in Xenopus zu

erhalten. Dafür wird zunächst die Expression von hmmr im Hirn von Xenopus verifiziert.

Anschließend soll analysiert werden, ob hmmr über eine Beeinflussung von

Cilienmotilität beziehungsweise -schlagfrequenz die Strömung der CSF verändert und

ob dies eine Rolle bei der Morphogenese des Hirns spielt. Sollte der Funktionsverlust

ebenfalls in einem Hydrocephalus resultieren, können die Cilienschlagfrequenz und die

aus dem Funktionsverlust folgenden Fehlbildungen mit den Ergebnissen des foxj1

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Einleitung

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Funktionsverlusts verglichen werden. Aus diesen Beobachtungen sollen Rückschlüsse

auf die pathologischen Ursachen gezogen werden, welche zur Entstehung eines

Hydrocephalus führen.

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Ergebnisse

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II Ergebnisse Bisherige Untersuchungen zur Hirnentwicklung von Xenopus laevis (im Folgenden

Xenopus genannt) geben keinen genauen Überblick über die Biogenese und

Lokalisation motiler Cilien im sich entwickelnden Hirn. Als Grundlage für manipulative

Experimente wurde deshalb mittels in situ Hybridisierung die Expression des

übergeordneten Regulators der Biogenese motiler Cilien, foxj1, analysiert. Zusammen

mit rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen gab dies einen Überblick über die

Lokalisation motiler Cilien.

II.1 Xenopus-Embryonen exprimieren foxj1 in abgrenzbaren Regionen des sich entwickelnden zentralen Nervensystems

Bereits kurz nach der Gastrulation war foxj1 in der Mittellinie der Neuralplatte exprimiert

(Abb. 2A). Diese Expression blieb auch während und nach dem Neuralrohrschluss in

der Bodenplatte des Deuteroencephalons, dem Teil des zentralen Nervensystems mit

direktem Kontakt zum Notochord, bestehen (Abb. 2B, C). Im Archencephalon, dem

Vorläufer des Vorderhirns, war foxj1 nicht exprimiert (Abb. 2B, C).

Weiterhin wurden während der gesamten Embryonalentwicklung Transkripte von foxj1

in der Bodenplatte des Neuralrohrs und im späteren Rückenmark (Abb. 2D-G, Pfeile in

D‘-F‘) mit einer deutlich stärkeren Expression im caudalsten Teil (ausgefüllte Pfeile in

Abb. 2D-F) detektiert. Dieser Teil des Rückenmarks entspricht der Ampulla terminalis,

einer Cilien-tragenden, vesikulären Erweiterung des Zentralkanals des Rückenmarks

(Gaete et al., 2012).

Während der Hirnbläschenerweiterung und Krümmung des Hirns (Stadium 25) wurde

eine bilaterale foxj1-Domäne in der kleinen Kurvatur der Hirnkrümmung sichtbar

(ausgefüllte Pfeile in Abb. 2D‘‘). Diese Domäne stellte die rostrale Fortführung der foxj1-

Expression in der Bodenplatte des Rhombencephalons dar und blieb auch im Stadium

36 bestehen (ausgefüllte Pfeile in Abb. 2E‘‘, F‘‘). In Hirnexplantaten im Stadium 36

konnte durch die überlagernde Expression von foxj1 (Abb. 2G) und sonic hedgehog

(shh) (Abb. 2H) die foxj1-positive Region im zukünftigen Diencephalon als Zona limitans

intrathalamica (ZLI; Domínguez et al., 2010) identifiziert werden, welche in der weiteren

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Ergebnisse

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Morphogenese ein bedeutendes Signalzentrum für die Diencephalon-Entwicklung

darstellt (Mattes et al., 2012).

Eine zweite auffallende Expressionsdomäne von foxj1 befand sich im

subkommissuralen Organ (SKO) an der dorsalen Grenze zwischen Di- und

Mesencephalon. Diese Region stellt den Eingang zum Aquaeductus mesencephali

(AM) dar (Wullimann et al., 2005). Eine erste Expression in dieser Domäne wurde im

Stadium 31 sichtbar (Abb. 2E, Sternchen in E‘‘) und blieb als runde Expressionsdomäne

während der gesamten Prämetamorphose bestehen (Sternchen in Abb. 2F‘‘, G, Pfeile

in Abb. 3A, Abb. 4, 5A, 6A). Ungefähr zur selben Zeit in der Entwicklung (Stadium 31)

waren erste foxj1-Signale in der ependymalen Zellschicht am Dach des

Rhombencephalons zu finden (ausgefüllter Pfeil in Abb. 2E‘). Diese Expression

verstärkte sich während der weiteren Entwicklung (ausgefüllter Pfeil in Abb. 2F‘) und

blieb auch im einschichtigen Ependym von Embryonen im Stadium 53, unterhalb des

voll entwickelten Plexus choroideus (PC) des vierten Ventrikels, bestehen (Abb. 5A‘‘‘,

A‘‘‘‘, Abb. 6A‘‘‘, A‘‘‘‘).

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Ergebnisse

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Abbildung 2 Xenopus-Embryonen exprimieren foxj1 in abgrenzbaren Regionen des sich entwickelnden zentralen Nervensystems In situ Hybridisierung ganzer Embryonen und explantierter Hirne im angegebenen Stadium (St.).

(A) Expression in einer frühen Neurula (dorsale (d) Ansicht). (B, C) Expression in der späten Neurula in

Epidermis und Bodenplatte des Neuralrohrs, dorsale (B) und frontale (C) Ansicht. (D) Färbung in der

Bodenplatte im St. 25. Die Ampulla terminalis weist ein stärkeres Expressionsniveau auf (ausgefüllter

Pfeil). (D‘, D‘‘) Transversalschnitte wie in (D) angedeutet, die Färbung in der ventralen (v) Mittellinie (Pfeil,

D‘) und in der Zona limitans intrathalamica (ZLI, ausgefüllte Pfeile, D‘‘) werden deutlich.

(E, F) Expression im St. 31 (E) und St. 36 (F) in den Nephrostomen, im Rückenmark und der Ampulla

terminalis (ausgefüllte Pfeile). (E‘, E‘‘, F‘, F‘‘) Histologische Schnitte wie in (E, F) angedeutet,

verdeutlichen die Expression im Dach des Rhombencephalons (ausgefüllte Pfeile in E‘, F‘), in der

ventralen Mittellinie (Pfeile in E‘, F‘), dem subkommissuralen Organ (SKO, Stern in E‘‘, F‘‘, G) und der ZLI

(ausgefüllte Pfeile in E‘‘, F‘‘). (G, H) Hirnexplantate im St. 36 nach in situ Hybridisierung mit einer antisinn-

Probe gegen foxj1 (G) und sonic hedgehog (shh) (H) in Seitenansicht. Die Kolokalisierung der mRNA

Expressionen in der ventralen Mittellinie und der ZLI wird deutlich.

A = anterior; Arch = Archencephalon; Deu = Deuteroencephalon; l = links, Mes = Mesencephalon; p =

posterior; Pros = Prosencephalon; Rhomb = Rhombencephalon; r = rechts

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Ergebnisse

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II.2 Die Expression von foxj1 korreliert mit der Elongation von Monocilien und dem Auftreten von Multicilien

Um zu untersuchen, ob die Expressionsorte von foxj1 auch mit der Biogenese von

Cilien korrelieren, wurden Hirnexplantate parallel im Rasterelektronenmikroskop (REM)

untersucht. Die erste Explantation eines Hirns gelang im Stadium 35. Aufgrund des

hohen Dottergehalts war eine Explantation in früheren Stadien nicht möglich. Auch im

Stadium 35 war foxj1 weiterhin in der Bodenplatte, der ZLI und dem SKO exprimiert

(Abb. 3A). Auf REM-Aufnahmen sagittal eröffneter Hirnexplantate war die

morphologische Abgrenzung von Pros-, Mes- und Rhombencephalon sichtbar (Abb.

3B). Das Prosencephalon, als rostralster Teil, war stark nach unten gebogen und das

gesamte Hirn maß 1 mm in der Länge (gemessen als gerade Linie vom rostralsten

Punkt des Prosencephalons bis zum Übergang des Rhombencephalons zum

Rückenmark). In der präoptischen Region konnte eine Furche ausgemacht werden,

welche die spätere Grenze zwischen Tel- und Diencephalon sowie den Sitz der

Epiphyse am Dach des posterioren Prosencephalons markierte (Abb. 3B). Die spätere

ZLI wurde als V-förmige Struktur im posterioren Prosencephalon deutlich (Abb. 3B).

Auch zeigte sich bereits die metamere Organisation des Rhombencephalons, da die

Grenzen zwischen den Rhombomeren durch vertikale Einkerbungen hervortraten (Abb.

3B).

Die Zellen des Ependyms im Stadium 35 trugen vorwiegend kurze Monocilien (1-2 µm,

Abb. 3C, D, ausgefüllte Pfeile in Abb. 3C‘, D‘). Zusätzlich konnten einzelne Zellen

ausgemacht werden, welche entweder ein elongiertes Monocilium (4-6 µm, Abb. 3C, D,

Pfeil in Abb. 3C‘‘, D‘‘, E) oder mehrere Cilien trugen (roter Pfeil in Abb. 3E). Die

Lokalisierung dieser Cilien entsprach dabei dem Expressionsmuster von foxj1, da

elongierte Monocilien auf Zellen der ZLI (Abb. 3C) und der ventralen Mittellinie des

Rhombencephalons auftraten (Abb. 3D). Das Rhombencephalondach wurde ebenfalls

von Zellen gebildet, welche elongierte Monocilien und vereinzelt auch bereits mehrere

Cilien trugen (Abb. 3E).

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Abbildung 3 Die Expression von foxj1 korreliert mit der Elongation von Monocilien und dem Auftreten von Multicilien In situ Hybridisierung und rasterelektronenmikroskopische (REM) Aufnahmen explantierter Hirne im

Stadium 35. (A) Explantat in dorsaler (d) und ventraler (v) Ansicht. Starke foxj1-Expression in der

ventralen Mittellinie und im subkommissuralen Organ (SKO, Pfeil). (B) REM-Aufnahme eines sagittal

eröffneten Hirnexplantats mit Aufsicht auf die Ventrikeloberfläche. Die Zona limitans intrathalamica (ZLI)

ist durch eine orange, gestrichelte Linie herausgehoben und die Grenzen der Hirnregionen werden durch

weiße, gestrichelte Linien verdeutlicht. Maßstab 200 µm. (C) Übersicht und Vergrößerungen zeigen erste

kurze, primäre Cilien auf Zellen in der prosencephalischen Region (ausgefüllter Pfeil in C‘), und elongierte

Monocilien auf Zellen der ZLI (Pfeil in C‘‘). (D) Nahaufnahme des ventralen Teils einer einzelnen

Nachhirn-Rhombomere mit eingezeichneten Grenzen und Mittellinie (Ml). Vergrößerungen zeigen kurze

Cilien auf der Rhombomere (ausgefüllter Pfeil in D‘) und elongierte Cilien in der ventralen Ml (Pfeil in D‘‘).

(E) Nahaufnahme des Rhombencephalon (Rhomb)-Dachs mit elongierten Monocilien (Pfeil) und ersten

Zellen mit mehreren Cilien (roter Pfeil).

A = anterior; E = Epiphyse; l = links; Mes = Mesencephalon; p = posterior; Po = präoptische Region;

Pros = Prosencephalon; r = rechts

Die Hirne im Stadium 40 zeigten eine im Wesentlichen unveränderte Morphologie sowie

foxj1-Expression (Abb. 4A, B). Die Streckung des Hirns hatte begonnen, ein Prozess,

welcher sich bis zum Stadium 43 fortsetzt. Die Länge des Hirns war jedoch vergleichbar

mit der in Stadium 35. Eine Unterteilung in Tel-, Di-, Mes- und Rhombencephalon war

nun leicht auszumachen (Abb. 4A, B). Die primären Cilien in den meisten Hirnregionen

waren weiterhin verhältnismäßig kurz (1-2 µm, Abb. 4C, D, ausgefüllte Pfeile in Abb.

4C‘, D‘), jedoch wurden zunehmend elongierte Monocilien sichtbar, welche eine Länge

von bis zu 9 µm erreichten (Abb. 4C, D, Pfeile in Abb. 4C‘‘, D‘‘). Das Dach des

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Rhombencephalons zeigte Multicilien-tragende Zellen (MCZ) mit Cilien von 4-5 µm

Länge (roter Pfeil in Abb. 4E).

Abbildung 4 Cilierung und Expression von foxj1 im weiteren Verlauf der Hirnmorphogenese In situ Hybridisierung und rasterelektronenmikroskopische (REM) Aufnahmen explantierter Hirne im

Stadium 40. (A) Explantat in dorsaler (d) und ventraler (v) Ansicht. Starke foxj1-Expression in der

ventralen Mittellinie und im subkommissuralen Organ (Pfeil). (B) REM-Aufnahme eines sagittal eröffneten

Hirnexplantats mit Aufsicht auf die Ventrikeloberfläche, die Zona limitans intrathalamica (ZLI) ist durch

eine orange, gestrichelte Linie herausgehoben und die Grenzen der Hirnregionen werden durch weiße,

gestrichelte Linien verdeutlicht. Maßstab 200 µm. (C) Übersicht und Vergrößerungen zeigen kurze,

primäre Cilien auf Zellen im Diencephalon (Di, ausgefüllter Pfeil in C‘), und elongierte Monocilien auf

Zellen der ZLI (Pfeil in C‘‘). (D) Nahaufnahme des ventralen Teils einer einzelnen Nachhirn-Rhombomere

mit eingezeichneten Grenzen und Mittellinie (Ml). Vergrößerungen zeigen kurze Cilien auf der

Rhombomere (ausgefüllter Pfeil in D‘) und elongierte Cilien in der ventralen Ml (Pfeil in D‘‘). (E)

Nahaufnahme des Rhombencephalon (Rhomb)-Dachs mit Multicilien-tragenden Zellen (roter Pfeil).

A = anterior; l = links; Mes = Mesencephalon; p = posterior; Po = präoptische Region; r = rechts; Tel =

Telencephalon

II.3 Zusätzliche Expressionsdomänen von foxj1 markieren weitere Regionen mit elongierten Cilien

Im Stadium 45 war foxj1 in zwei zusätzliche Domänen exprimiert: Eine Domäne direkt

rostral des SKOs im Telencephalon (Pfeil in Abb. 5A) und ein Streifenmuster im

Rhombencephalon (Abb. 5A). Das nun vollständig gestreckte Hirn maß immer noch 1

mm in der Länge und wurde vollständig von der Dura mater umkleidet. Der Ventrikel

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unter dem optischen Tectum hatte sich geweitet und die Invagination des PC im dritten

Ventrikel hatte begonnen (Abb. 5B).

Um die Expression von foxj1 detaillierter mit den Cilierungsmustern korrelieren zu

können, wurden histologische Vibratomschnitte von Hirnen nach in situ Hybridisierung

angefertigt. Auf transversalen Schnitten durch die anteriore Domäne war foxj1 im sich

entwickelnden PC des dritten Ventrikels exprimiert (Abb. 5A‘). Der PC beginnt ab

Stadium 43 zu wachsen und in das Ventrikelsystem zu invaginieren (Nieuwkoop und

Faber, 1994). Dies wurde auf REM-Aufnahmen durch eine Vertiefung des Tel-

/Diencephalondachs deutlich, dessen Oberfläche dicht mit MCZ bedeckt war (Abb. 5C).

Auf Schnitten durch die Di-/Mesencephalongrenze konnte foxj1-Expression sowohl im

SKO als auch in der ZLI ausgemacht werde (Abb. 5A‘‘). REM-Aufnahmen zeigten

elongierte Cilien im SKO, an welchen nicht näher charakterisiertes, extrazelluläres

Material anhaftete (Abb. 5D). Die Zellen des SKOs bilden Glycoproteinen wie SCO-

Spondin, aus welchen sich der Reissner-Faden (RF) aggregiert. Dieser verläuft durch

das gesamte Ventrikelsystem und den Zentralkanal des Rückenmarks (Vio et al., 2008).

Das Material, welches an den Cilien des SKOs anhaftet, könnte deshalb Anzeichen für

die Produktion des RFs in Xenopus sein, welcher ab und zu im Ventrikellumen

identifiziert wurde (nicht gezeigt, vergleiche Abb. 6F). Auf der Ventrikeloberfläche der

ZLI, eine Region welche auf transversalen Schnitten foxj1-Expression zeigte,

lokalisierten elongierte Monocilien, die vergleichbar mit denen auf der ZLI im Stadium

35/40 waren (Abb. 5D).

Sowohl auf Nahaufnahmen der Ventrikeloberfläche von sagittal eröffneten Hirnen (Abb.

5A) als auch auf transversalen Schnitten (Abb. 5A‘‘‘, A‘‘‘‘) wurde ein Streifenmuster auf

der Seitenwand des vierten Ventrikels als metamere Organisation des

Rhombencephalons identifiziert. Während Zellen im Zentrum der Rhombomeren keine

foxj1-Expression zeigten (Rh, Abb. 5A‘‘‘), wurden Transkripte in Zellen der

Rhombomergrenzen gefunden (Rhg, Abb. 5A‘‘‘‘). Dieses Expressionsmuster spiegelte

sich in differenzieller Ciliogenese wider. Die Zellen der Rhombomeren trugen kurze

Monocilien (Abb. 5E und ausgefüllte Pfeile in E‘), wohingegen die foxj1-positiven Zellen

in den Rhombomergrenzen elongierte Monocilien trugen (9-10 µm, Abb. 5E, E‘‘).

Vergleichbar mit dem Dach des dritten Ventrikels, beginnt auch das Dach des vierten

Ventrikels sich ab Stadium 43 zu verdicken und einen hoch vaskularisierten PC zu

bilden (Nieuwkoop und Faber, 1994). Transversale Schnitte durch den PC des vierten

Ventrikels im Stadium 45 zeigten eine starke foxj1-Expression (Abb. 5A‘‘‘, A‘‘‘‘) und

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mittels REM-Aufnahmen konnten Cilienbüschel auf den Zellen des PC im vierten

Ventrikel ausgemacht werden (Abb. 5F, G).

Abbildung 5 Zusätzliche Expressionsdomänen von foxj1 markieren weitere Regionen mit elongierten Cilien In situ Hybridisierung und rasterelektronenmikroskopische (REM) Aufnahmen explantierter Hirne im

Stadium 45. (A) Explantat in dorsaler (d) und ventraler (v) Ansicht. Expression in der ventralen Mittellinie

(Ml), den Rhombomergrenzen, im subkommissuralen Organ (SKO, ausgefüllter Pfeil) und dem Plexus

choroideus (PC, Pfeil). (B) REM-Aufnahme eines sagittal eröffneten Hirnexplantats mit Aufsicht auf die

Ventrikeloberfläche, die Zona limitans intrathalamica (ZLI) ist durch eine orange, gestrichelte Linie

herausgehoben und die Grenzen der Hirnregionen werden durch weiße, gestrichelte Linien verdeutlicht.

Maßstab 200 µm. (A‘-A‘‘‘‘) Histologische Transversalschnitte wie in (A) angedeutet, dorsal ist oben, und

REM-Aufnahmen (C-G) der entsprechenden Regionen, wie in den Schnitten jeweils angedeutet. (C)

Multicilien-tragende Zellen (MCZ) auf dem PC, welcher vom Dach des Diencephalons invaginiert. (D)

Nahaufnahme der ZLI, Vergrößerung zeigt die Cilien-tragende Struktur des SKOs. (E) Nahaufnahme

welche die metamere Organisation des Rhombencephalons (Rhomb) zeigt. Rhombomere (Rh) und rh-

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Grenzen (Rhg) sind durch gestrichelte Linien angedeutet. (E‘) Vergrößerung der Rh-Region, ausgefüllte

Pfeile zeigen auf kurze, primäre Cilien.

(E‘‘) Vergrößerung der Rhg-Region mit Zellen, welche elongierte Cilien tragen. (F, G) Nahaufnahme des

PC im vierten Ventrikel mit MCZ.

A = anterior; Di = Diencephalon; Hy = Hypophyse; l = links; Mes = Mesencephalon; p = posterior; Po =

präoptische Region; r = rechts; Tel = Telencephalon

II.4 Die Expression von foxj1 und Ciliogenese im prämetamorphischen und adulten Hirn von Xenopus

Bis zum Stadium 53 verstärkte sich die foxj1-Expression weiter in allen Epithelien,

welche an den Ventrikel anschließen (Abb. 6A). Die Hirne mit einer Länge von 2 mm

zeigten nun eine deutliche Ausdifferenzierung (Abb. 6B). Parallel zum weiteren

Wachstum und der Ausdifferenzierung des PC, welcher nun tief in das Ventrikellumen

an der Grenze zwischen lateralen und dritten Ventrikel hineinragte, wurde die foxj1-

Färbung im Plexus- und Ventrikelepithel stärker (Abb. 6A‘). Auf REM-Aufnahmen zeigte

sich, dass der stark verzweigte PC mit MCZ bedeckt war (Abb. 6C).

Auf transversalen Schnitten durch die Grenzen zwischen Di- und Mesencephalon zeigte

sich die weiterhin starke Expression von foxj1 im SKO und der ZLI. Zusätzlich fand sich

eine beginnende Expression in der den Ventrikel begrenzenden Schicht der

vollentwickelten Hypophyse (Hy, Abb. 6A‘‘).

Die Expression von foxj1 im SKO und der ZLI führte zur weiteren morphologischen

Entwicklung von Cilien. Die Cilien des SKOs waren elongiert, jedoch konnte nicht

unterschieden werden, ob diese Zellen Mono- oder Multicilien trugen (Abb. 6D).

Sowohl in der ZLI als auch an der Grenze zwischen Di- und Mesencephalon wurden

erste Büschel von Multicilien auf den Zelloberflächen sichtbar (Abb. 6E).

Die Zellen im AM trugen elongierte Monocilien und des Öfteren wurde der RF

beobachtet welcher das Lumen des AM durchspannt (Abb. 6F). Alle ventralen Regionen

des Hirns in Stadium 53 trugen lange Mono- und Multicilien, was besonders in der

ventralen Mittellinie des Rhombencephalons deutlich wurde (Abb. 6G). Auch waren

sowohl die Expression von foxj1 als auch das entsprechende Cilierungsmuster

weiterhin vorhanden (Abb. 6A, A‘‘‘, A‘‘‘‘). Die Rhombomere wurden von kurzen

Monocilien bedeckt, während die Zellen der Rhombomergrenzen deutlich elongierte

Cilien trugen und die sich gesamte Rhombomergrenze verbreitert hatte (Abb. 6H). Der

PC des vierten Ventrikels war bedeckt von MCZ (Abb. 6I).

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Abbildung 6 Die Expression von foxj1 und Ciliogenese im prämetamorphischen Hirn von Xenopus In situ Hybridisierung und rasterelektronenmikroskopische (REM) Aufnahmen explantierter Hirne im

Stadium 53. (A) Explantat in dorsaler (d) und ventraler (v) Ansicht. Expression in der ventralen Mittellinie

(Ml), im subkommissuralen Organ (SKO, ausgefüllter Pfeil), dem Plexus choroideus (PC, Pfeil) und in

ventrikulären Regionen. Kleines Bild in (A) zeigt die Expression in den Rhombomergrenzen (Rhg) nach

Entfernung des pigmentierten Rhombencephalon- (Rhomb) Dachs. (B) REM-Aufnahme eines sagittal

eröffneten Hirnexplantats mit Aufsicht auf die Ventrikeloberfläche, die Zona limitans intrathalamica (ZLI)

ist durch eine orange, gestrichelte Linie herausgehoben und die Grenzen der Hirnregionen werden durch

weiße, gestrichelte Linien verdeutlicht. Maßstab 500 µm. (A‘-A‘‘‘‘) Histologische Transversalschnitte wie in

(A) angedeutet, dorsal ist oben. (C-I) REM-Aufnahmen der entsprechenden Regionen, wie in den

Schnitten (A‘-A‘‘‘‘) jeweils angedeutet. (C) Nahaufnahme des PC im dritten Ventrikel, kleines Bild zeigt

eine Vergrößerung der Multicilien-tragenden Zellen (MCZ). (D) Aufsicht auf die Ventrikeloberfläche des

SKOs in einem frontal eröffneten Hirnexplantat. (E) Übersicht über das Diencephalon (Di), kleines Bild

zeigt MCZ welche an der Di-/Mesencephalongrenze entstehen, vergleichbar mit denen der ZLI. (F-I)

Frontal eröffnete Hirnexplantate. (F) Sicht in das dorsale ventrikuläre Lumen des Mesencephalon (Mes)

mit dem Reissner-Faden (RF, ausgefüllter Pfeil), welcher den Ventrikel durchzieht. Linkes kleines Bild:

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Vergrößerung der MCZ im Mes. Rechtes kleines Bild: Vergrößerung des RFs. (G) Aufsicht auf die

ventrale Ml. (H) Ventraler Teil des Rhomb mit Rhombomeren (Rh) und Rhg wie angedeutet. (I) PC des

Rhomb-Dachs mit MCZ.

A = anterior; Hy = Hypophyse; l = links; p = posterior; r = rechts

Die weiterhin präsente Expression von foxj1 in der Hypophyse (Abb. 7A, B) korrelierte

mit elongierten Monocilien auf Zellen des Neurohypophysenstiels sowie mit einigen

sichtbaren MCZ am Dach des Infundibulums (Abb. 7C-C‘).

Im adulten Hirn hatten sich schließlich die Zellen der Ventrikularzone in ein

einschichtiges, ependymales Epithel entwickelt, was insbesondere an Stellen deutlich

wurde, an denen das Ependym durch die Fixierung und Vorbereitung für das REM

zerstört wurde (rote Pfeile in Abb. 7D, E). Alle ependymalen Zellen trugen dabei

Multicilien (Abb. 7F).

Abbildung 7 Die Expression von foxj1 im Infundibulum korreliert mit dem Auftreten von Multicilien-tragenden Zellen In situ Hybridisierung und rasterelektronenmikroskopische (REM) Aufnahmen explantierter Hirne im

Stadium 53 und REM-Aufnahmen adulter Hirne. (A) Rechte und linke Hemisphäre eines sagittal entlang

der Mittellinie eröffneten Hirnexplantats. Das Infundibulum ist umrandet. (B) Transversalschnitt wie in (A)

angedeutet, verdeutlicht die foxj1-Expression in der Zona limitans intrathalamica (ZLI) und der

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Neurohypophyse (nHy). Die Adenohypophyse (aHy) zeigt hingegen keine Expression. (C) REM-

Aufnahme eines sagittal eröffneten Hirnexplantats. Maßstab 500 µm. (C‘) Nahaufnahme der Wand des

Infundibulums mit elongierten Cilien (ausgefüllte Pfeile) und einer Multicilien-tragenden Zelle (Pfeil) wie in

(C) angedeutet. (D-F) REM-Aufnahmen von sagittal eröffneten, adulten Hirnen in der Region des

Telencephalons (Tel, D) und Diencephalons (Di, E-F). (E, F) Multicilien-tragender ependymaler

Monolayer. Rote Pfeile deuten auf Stellen an denen das Ependym aufgrund mechanischen Stresses

während der Prozessierung abgelöst wurde.

A = anterior; d = dorsal; Mes = Mesencephalon; p = posterior; Rhomb = Rhombencephalon; v = ventral

Zusammengefasst kann also gesagt werden, dass die neurale Expression von foxj1 mit

der Biogenese von Cilien im Hirn von Xenopus-Kaulquappen korreliert. Die dauerhafte

Expression von foxj1 in distinkten Regionen markiert die Elongation kurzer Monocilien

und resultiert schließlich in einem Multicilien-tragenden Ependym.

II.5 Der Funktionsverlust von foxj1 resultiert in Hydrocephalus Die vorangegangene Korrelation von Ciliogenese und der Expression von foxj1

während der Hirnentwicklung zeigte Regionen mit putativ motilen Cilien auf. Daraufhin

stellte sich die Frage nach der Bedeutung dieser motilen Cilien für die CSF-Strömung

und eine korrekte Hirnmorphogenese. Aus diesem Grund wurde ein durch antisinn-

Morpholino-Oligomer (MO) vermittelter Funktionsverlust von foxj1 durchgeführt. Dieser

MO zielte auf die transkriptionelle Startstelle und wurde bereits charakterisiert (Stubbs

et al., 2008).

foxj1 MO oder ein Kontroll-MO (KoMO) wurden zusammen mit einem fluoreszenten

Farbstoff in die animale Region dorsaler Blastomeren von Embryonen im Vier- bis

Achtzellstadium injiziert (Abb. 9A). Die korrekte Injektion wurde im Neurulastadium

mittels des koinjizierten, fluoreszenten Farbstoffes überprüft und die Kultivierung bis

Stadium 46 fortgesetzt, in welchem entweder morphologische Analysen oder eine

Videographie der CSF-Strömung durchgeführt wurde (Abb. 9A). In allen Experimenten

wurden sowohl uninjizierte als auch mit KoMO injizierte Embryonen als Kontrollen

herangezogen. Mit foxj1 MO injizierte Embryonen zeigten häufig Ödeme und verkürzte

Körperachsen (nicht gezeigt). Auffallend war weiterhin, dass das Vorderhirn nach

Funktionsverlust von foxj1 deutlich reduziert war (Abb. 8A, Kontrolle vs. foxj1 MO: P =

3.444e-05, KoMO vs. foxj1 MO: P = 0.0003057, Kontrolle vs. KoMO: P = 0.9131; 8C-C‘‘,

D-D‘‘, vergleiche 8B-B‘‘, Abb. 9C, vergleiche 9B) und sich eine massive Erweiterung der

Ventrikel im Mes- und vor allem im Rhombencephalon zeigte (Abb. 8C‘‘‘-C‘‘‘‘, D‘‘‘-D‘‘‘‘,

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Ergebnisse

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vergleiche 8B‘‘‘-B‘‘‘‘, Abb. 9E,

vergleiche Abb. 9D). Dieser

Hydrocephalus konnte sowohl in vivo

als auch in explantierten Hirnen und

deren transversalen Schnitten

beobachtet werden.

Abbildung 8 Der Funktionsverlust von foxj1 führt zu einem verkürzten Vorderhirn

(A) Statistische Auswertung der Länge des

Vorderhirnventrikels und der Breite des Di-

/Mesencephalonventrikels, wie durch farbige

Pfeile angedeutet. (B-D) Dorsale Ansicht von

mit Kontrollmorpholino (KoMO) (B) und foxj1

Morpholino (foxj1 MO) (C, D) injizierten

Embryonen. (B‘-D‘‘‘‘) Transversalschnitte wie

in (B-D) angedeutet. Das Ventrikellumen ist

durch gelbe Färbung herausgehoben.

A = anterior; Ko = Kontrolle; Di =

Diencephalon; l = links; Mes =

Mesencephalon; N = Zahl der Embryonen; n =

Anzahl der unabhängigen Experimente; n.s. =

nicht signifikant; p = posterior; r = rechts;

Rhomb = Rhombencephalon

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Um die Morphologie des Ventrikelsystems genauer untersuchen zu können, wurden der

fluoreszente Farbstoff und fluoreszente Latexmikrosphären (im Folgenden Beads

genannt) zusammen in den vierten Ventrikel injiziert. Die mikroskopische Analyse

dieser Injektion zeigte eine gleichmäßige Verteilung der Injektionslösung im

Ventrikelsystem von Kontrollembryonen (Abb. 9D). In Embryonen nach foxj1

Funktionsverlust konnte hingegen meist kein fluoreszentes Signal im Vorderhirn

detektiert werden (Abb. 9E). In einigen wenigen Fällen gelang ein Durchdringen der

Injektionslösung bin ins Vorderhirn, was deutlich fehlgebildete Ventrikel aufzeigte

(vergleiche Abb. 8). Die Nachhirnventrikel waren hingegen immer vollständig mit der

Injektionslösung gefüllt und nach Funktionsverlust von foxj1 deutlich erweitert (Abb.

8C‘‘‘‘, D‘‘‘‘, Abb. 9E). Diese hydrocephalische Erweiterung wurde durch Messung von

Breite und Länge des vierten Ventrikels, sowohl in Kontrollen als auch in mit foxj1 MO

injizierten Embryonen, statistisch ausgewertet. Das Verhältnis von Breite zu Länge

zeigt, dass mit foxj1 MO injizierte Embryonen einen eher runden vierten Ventrikel

hatten, im Gegensatz zu beiden Kontrolltypen, welche eine elliptische Form zeigten

(Abb. 9H, Kontrolle vs. KoMO: P = 0.6264, Kontrolle vs. foxj1 MO: P = 0.00191, KoMO

vs. foxj1 MO: P = 0.001541).

II.6 Analyse der Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung Mittels oben genannter Injektion wurde ebenfalls die Strömungsgeschwindigkeit der

CSF mittels Videographie untersucht. In Kontrollembryonen konnte so eine

durchgängige CSF-Strömung durch alle Ventrikel festgestellt werden. Die Beads

wurden in dorsalen Regionen des Hirns nach rostral bewegt, während in ventralen

Domänen eine caudale Bewegung stattfand. Die stärkste Strömung der CSF

beziehungsweise der Beads konnte dabei an den Epithelien des PC im dritten und

vierten Ventrikel beobachtet werden. Da in mit foxj1 MO injizierten Embryonen das

Vorderhirn oft kollabiert war, wurde die Strömungsgeschwindigkeit der CSF am PC des

vierten Ventrikels, also am Dach des Rhombencephalons, ausgewertet. Kontrollen

zeigten im vierten Ventrikel eine schnelle, laminare CSF-Strömung nahe der Oberfläche

des dorsalen Ventrikels (Abb. 9F, F‘, Film 1). Am rostralen Ende des Ventrikels wurden

die Beads nach ventral hin abgelenkt und gingen in eine langsamere nach caudal

gerichtete CSF-Strömung entlang der ventralen Mittellinie über. In den medialen

Regionen des Ventrikels wurden die Beads nach lateral und dorsal bewegt, was sie

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wieder in den schnellen, nach rostral gerichteten Flüssigkeitsstrom am

Rhombencephalondach übergehen ließ (Film 1).

II.7 Die Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung wird durch motile Cilien generiert

Um den Flüssigkeitsstrom unabhängig von den MCZ am Rhombencephalondach

aufnehmen zu können, wurden zusätzlich Hirne explantiert und entlang der dorsalen

Mittellinie eröffnet. Die Explantate wurden flach in flüssigkeitsgefüllte Kammern

eingebracht, welche fluoreszente Beads enthielten. So konnte die CSF-Strömung an

der ventralen und lateralen Wand des vierten Ventrikels visualisiert werden.

Sowohl entlang als auch seitlich der ventralen Mittellinie konnte durch Cilien getriebene

CSF-Strömung beobachtet werden. Die laterale CSF-Strömung verlief linear von rostral

nach caudal, wurde aber durch die motilen Cilien in den Rhombomergrenzen

unterbrochen und anschließend wieder weitergeführt (Film 2). Diese Analyse der CSF-

Strömung zeigte somit, dass elongierte Cilien im Rhombencephalon motil sind und

einen gerichteten Flüssigkeitsstrom erzeugen. Die Monocilien der Rhombomergrenzen

können hierbei eingeschlossen werden. Auch wurde gezeigt, dass die MCZ des

Rhombencephalondachs die Hauptantriebskraft der CSF-Strömung darstellen. Diese

sind sowohl notwendig, als auch ausreichend dafür, den Strömungskreislauf der CSF

im vierten Ventrikel zu generieren.

II.8 Der Funktionsverlust von foxj1 verlangsamt die Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung im vierten Ventrikel

Um die Strömungsparameter der CSF detailliert zu analysieren wurde eine rechteckige

Region in der Mitte des Ventrikels standardmäßig ausgewählt (blaue Box in Abb. 9E)

und die Fokusebene so gewählt, dass die laminare CSF-Strömung, generiert durch

Cilienbüschel am Rhombencephalondach, aufgenommen wurde (vergleiche Abb. 5F,

G). Die schnelle Bewegung der Beads von caudal nach rostral wurde durch eine

Maximum Z-Projektion der Zeitreihe visualisiert und die Bewegungsbahnen mit dem

ImageJ Zusatzprogramm ParticleTracker berechnet (Abb. 9F‘, G‘, Film 3). Ein Vergleich

der Bewegungsbahnen zwischen Kontrollen und mit foxj1 MO injizierten Embryonen

zeigte zum einen, dass die CSF-Strömung nach Funktionsverlust von foxj1 deutlich

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Ergebnisse

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gestört war. Dabei war das Ausmaß des Verlusts an Cilien auf den Zellen des

Rhombencephalondachs unterschiedlich stark. In einigen Regionen wurden die Beads

nach wie vor gerichtet transportiert (roter Stern in Abb. 9G), während in anderen

Regionen keine bewegten Beads beobachtet werden konnten (gelber Stern in Abb. 9G).

Dies deutete daraufhin, dass die motilen Cilien in diesen Arealen vollständig fehlten.

Zum anderen zeigten mit foxj1 MO injizierte Embryonen eine deutlich langsamere

Geschwindigkeit der Beads (Abb. 9I). In uninjizierten Kontrollen betrug die

durchschnittliche Geschwindigkeit 401 ± 100 µm/s. Beads in mit KoMO injizierten

Embryonen bewegten sich mit 439 ± 86 µm/s. Diese Abweichung ist statistisch nicht

signifikant (P = 0.4557). Im Gegensatz dazu war die Strömungsgeschwindigkeit der

CSF nach Funktionsverlust von foxj1 mit 235 ± 96 µm/s signifikant reduziert (Kontrolle

vs. foxj1 MO: P = 0.001102; foxj1 MO vs. KoMO: P = 0.0002228). Eine graphische

Darstellung der Ventrikelform einzelner Embryonen gegen die

Strömungsgeschwindigkeit der CSF zeigte, dass die Ventrikelform der Kontrollgruppe

immer elliptisch war, trotz einer Varianz der CSF-Strömung zwischen 300 - 600 µm/s.

Nach Funktionsverlust von foxj1 reduzierte sich die Strömungsgeschwindigkeit der CSF

auf < 300 µm/s, was stark mit der Tendenz zu einer runderen Ventrikelform (einem

Hydrocephalus) korrelierte (Abb. 9J).

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Abbildung 9 Der Funktionsverlust von foxj1 im zentralen Nervensystem resultiert in Hydrocephalus

(A) Zeitlicher Verlauf des experimentellen

Prozesses. (B, D, F, F‘) Mit Kontroll-Morpholino

(KoMO) injizierte Embryonen. (C, E, G, G‘) Mit

foxj1 Morpholino (foxj1 MO) injizierte

Embryonen. (B, C) Hirnexplantate im Stadium

(St.) 46, Seitenansicht. (D, E) Dorsale (d)

Ansicht von Embryonen im St. 46, das

Ventrikelsystem wurde durch die Injektion eines

fluoreszenten Farbstoffes visualisiert. Der

Verschluss im Ventrikelsystem und der

hydrocephalische Nachhirnventrikel in mit foxj1

MO injizierten Embryonen werden deutlich (E).

(F, G) Z-Projektion der videographierten

fluoreszenten Latexmikrosphären (Beads). (F‘,

G‘) Darstellung aller statistisch analysierten

Bead-Spuren. (H) Statistische Auswertung des

Verhältnisses von Breite zu Länge im vierten

Ventrikel, gemessen wie in (D) angedeutet. 0 =

linearer Ventrikel, 1 = absolut runder Ventrikel,

Fehlerbalken zeigen die Standardabweichung.

(I) Statistische Auswertung der Geschwindigkeit

der Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung im

vierten Ventrikel. Gemessener Bereich wird

durch blaue Box in (E) repräsentiert. (J)

Korrelation der statistischen Analysen in (H) und

(I).

a = anterior; ZNS = zentrales Nervensystem; Ko

= Kontrolle; CSF = Cerebrospinalflüssigkeit; Di =

Diencephalon; l = links; Mes = Mesencephalon;

N = Zahl der Embryonen; n = Anzahl der

unabhängigen Experimente; n.s. = nicht signifikant; p = posterior; r = rechts; Rhomb =

Rhombencephalon; Tel = Telencephalon; v = ventral

Zusammengefasst führt der Funktionsverlust von foxj1 in Xenopus zu einer signifikant

reduzierten Strömungsgeschwindigkeit der CSF und einem Hydrocephalus des vierten

Ventrikels.

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Ergebnisse

30

II.9 Die reduzierte Strömungsgeschwindigkeit der Cerebrospinalflüssigkeit korreliert mit Defekten in der Ciliogenese

Weiterhin sollte geklärt werden, ob die Reduzierung der CSF-

Strömungsgeschwindigkeit durch einen Verlust von motilen Cilien verursacht wird.

Dafür wurden sowohl mit KoMO als auch mit foxj1 MO injizierte Embryonen mittels

REM untersucht.

Die Hirne von mit KoMO injizierten Embryonen zeigten eine normale Morphologie mit

einer Gesamtlänge von 1 mm und gut unterscheidbaren Hirnregionen (Abb. 10A). Wie

auch in wildtypischen Hirnen trugen die ZLI und das SKO elongierte Cilien (Abb. 10B,

C) und das Rhombencephalon wies ein charakteristisches Muster von kurzen Cilien in

den Rhombomeren und elongierten Cilien in der Rhombomergrenzen auf (Abb. 10D).

Das Dach des Rhombencephalons war bedeckt mit MCZ (Abb. 10E).

Im Gegensatz dazu waren die Hirne von mit foxj1 MO injizierten Embryonen mit 0.6 mm

deutlich kürzer, was an einer Reduktion des Di-/Mesencephalons lag. Die Grenze

zwischen Di- und Mesencephalon war nicht mehr zu unterscheiden (Abb. 10F). Das

Rhombencephalon blieb in seiner anteroposterioren Ausdehnung (Länge) zwar

unverändert, die dorsoventrale Ausdehnung (Höhe) hingegen vergrößerte sich um das

zweifache (gemessen zwischen ventraler Mittellinie und Dach, Abb. 10F). Während

Zellen der Ventrikularzone in der ZLI in mit KoMO injizierten Embryonen im Stadium 46

elongierte Monocilien trugen, zeigten mit foxj1 MO injizierte Embryonen nur kurze

Monocilien (Abb. 10G). Ebenso war auch die Oberfläche des SKOs nach

Funktionsverlust von foxj1 deutlich verändert. Einzelne Zellen konnten nicht mehr

identifiziert werden und extrazelluläres Material bedeckte das gesamte SKO (Abb. 10H).

Auch im Rhombencephalon war die Cilierung durch den Verlust von foxj1 betroffen. Die

kurzen Monocilien der Rhombomere waren unverändert, allerdings trugen die

Rhombomergrenzen nur noch einen Mikrovillisaum beziehungsweise primäre Cilien

(Abb. 10I). In mit KoMO injizierten Embryonen trugen die Zellen des

Rhombencephalondachs Multicilien, während in mit foxj1 injizierten Embryonen nur

noch vereinzelt Zellen mit Multicilienbüschel identifiziert werden konnten (Pfeile in Abb.

10J). Dies korrelierte mit dem veränderten Muster der CSF-Strömung in mit foxj1 MO

injizierten Embryonen (vergleiche Abb. 9G).

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Ergebnisse

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Abbildung 10 Die reduzierte Strömungsgeschwindigkeit der Cerebrospinalflüssigkeit korreliert mit Defekten in der Ciliogenese

Rasterelektronische (REM) Aufnahmen explantierter Hirne im Stadium 46. (A-E) Mit Kontroll-Morpholino

(KoMO) injizierte Embryonen. (F-J) Mit foxj1 Morpholino (foxj1 MO) injizierte Embryonen. (A, F) REM-

Aufnahme eines sagittal eröffneten Hirnexplantats mit Aufsicht auf die Ventrikeloberfläche, die Zona

limitans intrathalamica (ZLI) ist durch eine orange, gestrichelte Linie herausgehoben und die Grenzen der

Hirnregionen werden durch weiße, gestrichelte Linien verdeutlicht. Maßstab 200 µm. (B, G) Aufsicht auf

die ZLI im Diencephalon (Di), welche den Verlust von Cilien auf der ZLI in mit foxj1 MO injizierten

Embryonen verdeutlicht (G). (C, H) Nahaufnahme des subkommissuralen Organs (SKO) in frontal

eröffneten Hirnexplantaten. (D, I) Nahaufnahme des Rhombencephalons (Rhomb) in sagittal eröffneten

Embryonen, welche die Rhombomergrenzen (Rhg) zeigt. Pfeile in (D) weisen auf elongierte Monocilien

hin. In (I) sind hingegen keine Cilien vorhanden. (E, J) Nahaufnahme des Plexus choroideus (PC) auf

dem Rhomb-Dach. Ausgefüllte Pfeile in (J) zeigen wenige verbliebene Multicilien-tragende Zellen nach

Funktionsverlust von foxj1.

a = anterior; d = dorsal; Mes = Mesencephalon; p = posterior; Po = präoptische Region; Tel =

Telencephalon; v = ventral

Es kann somit festgehalten werden, dass die vorliegende Analyse eine wichtige Rolle

von motile Cilien und der CSF-Strömung im sich entwickelnden Xenopus-Hirn aufzeigt.

Die Daten verdeutlichen die Funktion der CSF-Strömung für die Hirnmorphogenese und

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Ergebnisse

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zeigen eine Korrelation zwischen gestörter Cilienmotilität und der Entstehung von

Hydrocephalus auf.

Auch wurde ein Zusammenhang zwischen CSF-Strömungsgeschwindigkeit und

Ventrikelmorphologie in der Enstehung von Hydrocephalus deutlich. Um dies näher zu

analysieren wurde als nächstes untersucht, inwieweit die Regulation der CSF-Strömung

durch den Hyaluronsäure-Rezeptors Hmmr Einfluss auf die Hirnmorphogenese nimmt.

Dafür wurde eine Expressionsanalyse von hmmr durchgeführt und anschließend der

Funktionsverlust von hmmr analysiert.

II.10 hmmr ist im sich entwickelnden Hirn von Xenopus und Maus exprimiert

Ein Überblick über die Expression von hmmr während der Embryogenese deutete auf

eine neurale Verteilung von Transkripten hin (Casini et al., 2010). Um diese Ergebnisse

zu verifizieren wurde mittels in situ Hybridisierung die Expression von hmmr erneut

analysiert und diese Analyse auch auf vergleichbare Stadien von Mausembryonen

ausgeweitet (Abb. 11). hmmr war bereits in frühen Stadien im animalen Pol exprimiert,

was auf maternale Transkripte schließen ließ (nicht gezeigt). Ab den frühen

Neurulastadien zeigte sich eine ausschließlich neurale Expression, vor allem am Rand

der Neuralplatte (Pfeile in Abb. 11A), welche sich während der Neurulation weiter

ausprägte und dann zusätzlich im Neuralrohr und dem Augenfeld (ausgefüllte Pfeile in

Abb. 11B, C) zu finden war. Nach der Neurulation wurden Transkripte auch in

migrierenden, cranialen Neuralleistenzellen (ausgefüllter Pfeil in Abb. 11D), in den

otischen Vesikeln und in den Nierenanlagen gefunden (Pfeil in Abb. 11D). Das

prämetamorphische Hirn zeigte ebenfalls ein distinktes Expressionsmuster von hmmr.

Im Stadium 45 war hmmr in abnehmender Intensität in Zellen der Ventrikularzone des

Tel-, Di- und Mesencephalons exprimiert (Abb. 11E, E‘, E‘‘, E‘‘‘). Auf transversalen

Vibratomschnitten wurde zum einen eine starke Expression im PC des dritten Ventrikels

deutlich (Abb. 11E‘, E‘‘‘‘, ausgefüllte Pfeile zeigen Cilien auf dem PC). Zum anderen

konnte eine schwache Expression in der Region der ZLI identifiziert werden (Abb.

11E‘‘). Auch die Zellen der Ventrikularzone im Tectum opticum des Mesencephalons

zeigten hmmr-Transkripte (Abb. 11E‘‘‘). Das SKO, die Hypophyse, die ventrale

Mittellinie und das gesamte Rhombencephalon wiesen im Gegensatz dazu keine

Expression auf (Abb. 11E‘‘, E‘‘‘‘‘). Bis Stadium 53 hatte sich die Expression weiter

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verstärkt. Sie war noch immer in den dorsalen und lateralen Zellen der Ventrikularzone

im Tel-, Di- und Mesencephalons zu finden (Abb. 11F, F‘, F‘‘, F‘‘‘) und der Cilien-

tragende PC im lateralen Ventrikel zeigte nach wie vor eine deutliche Expression (Abb.

11F‘). Die Färbung in der Region der ZLI war stärker als noch im Stadium 45 und

zusätzlich konnte hmmr in der Hypophyse detektiert werden (Abb. 11F‘‘). Die

Expression im Tectum opticum des Mesencephalons war weiterhin zu identifizieren

(Abb. 11F‘‘‘). Im Rhombencephalon hatte sich ein metameres Muster von hmmr

Expression herausgebildet. So wechselte sich auf sukzessiven Schnitten eine deutliche

hmmr-Expression (Abb. 11F‘‘‘‘) mit einer schwachen Expression ab (Abb. 11F‘‘‘‘‘). Da in

diesem Fall keine Doppelfärbung mit dem Cilienmarker foxj1 durchgeführt wurde, kann

die Expression von hmmr nicht eindeutig den Rhombomeren beziehungsweise den

Rhombomergrenzen zugeordnet werden. Das Epithel des PC im Rhombencephalon

zeigte eine schwache Färbung während die ventrale Mittellinie und das SKO weiterhin

frei von Transkripten waren.

In der Maus zeigte sich bereits in frühen Stadien Hmmr-Expression in Zellen der

Ventrikularzone des sich bildenden Neuralrohrs (Abb. 11 G, G‘). Zudem wiesen die

Somiten eine leichte Expression auf (Abb. 11 G, G‘). Im Stadium E9.5 und E10.5 war,

vergleichbar zu Xenopus, eine starke Expression im Hirn sowie in den Augenanlagen

zu finden (ausgefüllte Pfeile in Abb. 11H, H‘, H‘‘, I). Ein transversaler Vibratomschnitt

verdeutlichte dies (Abb. 11H‘‘). Auch die otischen Vesikeln wiesen Transkripte auf

(Pfeile in Abb. 11H, I). Die sinn-Probe zeigte keine Färbung (Abb. 11J).

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Abbildung 11 hmmr ist im sich entwickelnden Hirn von Xenopus und Maus exprimiert In situ Hybridisierung ganzer Embryonen und explantierter Hirne im angegebenen Stadium (St.).

(A-C) Expression in der Neuralplatte einer frühen Neurula, frontale Ansicht. Pfeile zeigen Färbung am

Rand der Neuralplatte. (B, C) Expression in der späten Neurula im Neuralrohr und den Augenfeldern

(ausgefüllte Pfeile), frontale Ansicht. (D) Färbung in den Augen; cranialen, migrierenden

Neuralleistenzellen (ausgefüllter Pfeil); otischen Vesikeln und in den Nierenanlagen (Pfeil), laterale

Ansicht. (E, F) Hirnexplantate im St. 45 (E) und 53 (F) nach in situ Hybridisierung mit einer antisinn-Probe

gegen hmmr in dorsaler (d) Ansicht. (E‘, E‘‘, E‘‘‘, E‘‘‘‘‘) Transversale Vibratomschnitte wie in (E)

angedeutet, verdeutlichen die Expression in Zellen der Ventrikularzone und dem Plexus choroideus (PC)

des Diencephalons (Di, E‘), in der Region der Zona limitans intrathalamica (ZLI, E‘‘) und dem Tectum

opticum (To) im Mesencephalon (Mes, E‘‘‘). Das Rhombencephalon (Rhomb) ist frei von Expression

(E‘‘‘‘). (E‘‘‘‘) Vergrößerung des PC, wie in (E‘) angedeutet. (F‘, F‘‘, F‘‘‘, F‘‘‘‘, F‘‘‘‘‘‘) Transversale

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Vibratomschnitte wie in (F) angedeutet, verdeutlichen die Expression in Zellen der Ventrikularzone und

des PC im Di (F‘), in der Region der ZLI und der Hypophyse (Hy, F‘‘) sowie des To im Mes (F‘‘‘). Das

Rhomb zeigt auf sukzessiven Schnitten abwechselnd eine starke (F‘‘‘‘) und eine schwache hmmr-

Expression (F‘‘‘‘‘). (G) Mausembryo des Stadiums E 8.5 in dorsaler Ansicht zeigt Expression von Hmmr

im Neuralrohr und den Somiten. (G‘) Transversaler Vibratomschnitt wie in (G) angedeutet. (H, H‘)

Mausembryo im Stadium E 9.5 in lateraler (H) und frontaler (H‘) Ansicht. Starke Expression im Hirn, in

den Augenanlagen (ausgefüllter Pfeil in H, H‘) sowie in den otischen Vesikeln (Pfeil in H). (H‘‘)

Transversaler Vibratomschnitt wie in (H) angedeutet. Expression in den Augenanlagen (ausgefüllter

Pfeil). (I‘) Mausembryo im Stadium E 10.5 in lateraler Ansicht. Starke Expression im Hirn, in den

Augenanlagen (ausgefüllter Pfeil) sowie in den otischen Vesikeln (Pfeil). (J) Kontrolle (sinn-Probe).

A = anterior; c = caudal; l = links; p = posterior; r = rechts; ro = rostral; v = ventral

Diese Ergebnisse zeigten, dass hmmr/Hmmr im sich entwickelnden Hirn/Embryo von

Xenopus und der Maus ein distinktes Expressionsmuster aufweist, was die Grundlage

für funktionelle Experimente bildete.

Im Hirn von Xenopus korrelierte die hmmr-Expression mit einigen bereits identifizierten,

Cilien-tragenden Regionen. Insbesondere waren hmmr-Transkripte in den Plexus-

Epithelien zu finden. Die Cilien auf Zellen dieser Epithelien stellen die

Hauptantriebskraft der CSF dar und daher liegt es nahe, dass hmmr eine Rolle in der

Regulation der Schlagfrequenz dieser einnimmt.

II.11 Der Funktionsverlust von hmmr führt zu Hydrocephalus Nachdem die Expression von hmmr im Hirn detailliert beschrieben war, sollte durch den

gezielten Funktionsverlust die Rolle von hmmr während der Hirnentwicklung in Xenopus

weiter analysiert werden. Dafür wurde ein durch antisinn-Morpholino-Oligomer (MO)

vermittelter Funktionsverlust gewählt. In Abbildung 12A sind beide verwendeten MOs

dargestellt, wobei MO 1 in der untranslatierten Region nahe des Translationsstarts

(ATG) liegt und MO 2 den Translationsstart überlagert. In Vorversuchen erzielten beide

MOs identische Ergebnisse im jeweils selben Gelege. In den meisten Experimenten

wurde MO 1 gewählt, insbesondere dann, wenn die Spezifität des MO bestätigt werden

sollte und dafür der Funktionsverlust mittels Koinjektion von hmmr gerettet wurde. Die

austitrierte Dosis von 0.5 – 0.75 pmol MO oder die entsprechende Menge Kontroll-MO

(KoMO) wurden in den animalen Pol der dorsalen Blastomeren von Embryonen im Vier-

bis Achtzellstadium injiziert, um neurales Gewebe zu treffen. Bei allen Injektionen wurde

zusätzlich ein fluoreszenter Farbstoff koinjiziert, um falsch getroffene Embryonen

aussortieren zu können.

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Nach Funktionsverlust von hmmr zeigten Embryonen im Stadium 45 einen neuralen

Phänotyp. Der vierte Ventrikel im Rhombencephalon war deutlich erweitert im Vergleich

zu Kontrollembryonen (Abb. 12C, vergleiche 12B). Diese Beobachtung wurde durch die

Auswertung des Verhältnisses von Breite zu Länge unterstützt. Hierbei zeigte sich eine

signifikante Rundung des Ventrikellumens (Abb. 12D, P = 0.04556). Diese

morphologische Beobachtung deutete darauf hin, dass Embryonen einen

Hydrocephalus entwickelten. Wie bereits vorangegangen beschrieben, stellen motile

Cilien auf Zellen des PC am Dach des Rhombencephalons die Hauptantriebskraft für

die Strömung der CSF dar und eine Immotilität beziehungsweise ein Fehlen dieser kann

in Hydrocephalus resultieren. Deshalb stellte sich die Frage nach der Cilierung am

Rhombencephalondach. Wie auch bei Kontrollen waren jedoch das

Rhombencephalondach und auch die MCZ des PC in Embryonen im Stadium 45 nach

Funktionsverlust von hmmr vorhanden (Abb. 12E, F, Pfeile zeigen auf MCZ). Somit war

die dorsale Mittellinie im Nachhirn wildtypisch ausgeprägt. Bei einem Vergleich der

CSF-Strömung zwischen Kontrollen (Abb. 12B‘, G) und mit hmmr MO injizierten

Embryonen (Abb. 12C‘, G) zeigte sich jedoch deutlich, dass die CSF-Strömung

verändert und die Geschwindigkeit der CSF im vierten Ventrikel signifikant reduziert war

(Abb. 12G, P = 0.004601).

Zusammengefasst zeigen Embryonen nach Injektion von hmmr MO somit einen

Hydrocephalus, welcher nicht durch fehlende MCZ am Rhombencephalondach

verursacht wurde.

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Abbildung 12 Der Funktionsverlust von hmmr führt zu Hydrocephalus (A) Darstellung der Bindestellen von hmmr Morpholino (MO) 1 und MO 2. Untranslatierte Region in grün,

Translationsstart (ATG) in rot, translatierte Region in blau. (B-C) Dorsale (d) Ansicht auf den Kopf von

Embryonen im Stadium 46, das Ventrikelsystem ist durch die Injektion eines fluoreszenten Farbstoffes

sichtbar gemacht. Deutlich werden das missgebildete Vorderhirn und der hydrocephalische

Nachhirnventrikel in mit hmmr MO injizierten Embryonen (C) im Vergleich zu Kontrollen (B). (B’-C’)

Dargestellt sind die Bewegungsspuren der in das Ventrikellumen injizierten fluoreszenten

Latexmikrosphären (Beads), welche statistisch analysiert wurden. Die gemessene Region ist durch eine

gelbe Box in (B) angedeutet. (D) Messung des Verhältnisses von Breite zu Länge im vierten Ventrikel,

wie in (C) durch rote Pfeile angedeutet, zeigt eine hydrocephalische Rundung des vierten Ventrikels nach

hmmr MO Injektion. Fehlerbalken zeigen die Standardabweichung. (E-F) Immunfluoreszente Färbung

von acetyliertem α-Tubulin (ac. Tuba4a, rot) und fluoreszente Färbung der Nuklei (cyan) auf

transversalen Hirnschnitten von Kontroll- (Ko) (E) und mit hmmr MO injiziertem Embryo (F). Pfeile deuten

auf weiterhin vorhandenen Multicilien-tragende Zellen des Plexus choroideus im Rhombencephalon.

Schnittebene der transversal eröffneten Hirne wie in (B) und (C) angedeutet. (G) Statistische Analyse der

Strömungsgeschwindigkeit der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF-Flow) im vierten Ventrikel, zeigt eine

deutliche Verlangsamung nach Funktionsverlust von hmmr.

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A = anterior; l = links, N = Zahl der Embryonen; n = Zahl der unabhängigen Experimente; p = posterior, r

= rechts; v = ventral

II.12 Der Funktionsverlust von hmmr führt zu Holoprosencephalie und dem Verlust des Cilien-tragenden Plexus choroideus

Neben dem beobachteten Hydrocephalus zeigte sich auch ein stark betroffenes

Vorderhirn in hmmr-Morphanten. Im Vergleich zu Kontrollen (Abb. 13A) zeigten injizierte

Embryonen (Abb. 13B) Dysmorphien der craniofacialen Strukturen. Neben schmaleren

Köpfen war der interokulare Abstand verringert (Hypotelorismus), die Augen waren

kleiner (Mikrophthalmie) und das Vorderhirn wirkte verkleinert (Abb. 13B). Um die

ersten Hinweise auf einen Vorderhirndefekt weiter zu untersuchen, wurden Hirne im

Stadium 45 explantiert. Mittels in situ Hybridisierung wurden diese auf die Expression

des übergeordneten Regulators für die Biogenese motiler Cilien, foxj1, untersucht, um

den PC des dritten Ventrikels darstellen zu können. Die Hirne von Kontrollembryonen

zeigten die typische Morphologie des Telencephalons mit den olfaktorischen Bulben am

rostralen Ende und einen foxj1-positiven PC, was auf eine intakte Mittellinie hinwies

(Pfeil, Abb. 13C). Nach Funktionsverlust von hmmr hingegen war das gesamte

Vorderhirn deutlich reduziert. In milden Fällen konnten die olfaktorischen Bulben und

damit die beiden Hirnhemisphären noch erkannt werden. Auch waren kleine

Expressionsstellen von foxj1 zu detektieren (Pfeil, Abb. 13D, mild). In stark betroffenen

Embryonen war keine Trennung der beiden Hemisphären des Telencephalons zu

erkennen. Stattdessen war das rostrale Vorderhirn abgerundet und foxj1-Expression

war nicht mehr vorhanden (Abb. 13D, schwer). Dies ließ darauf schließen, dass die

Trennung der Hemisphären entlang der Mittellinie des Telencephalons gestört und die

dorsale Mittellinie, aus welcher der PC sich einstülpt, nicht korrekt gebildet war.

Transversale Schnitte durch das Vorderhirn mit anschließender fluoreszenter Färbung

der Nuklei bestätigten diesen Eindruck (Abb. 13E, F). In Kontrollhirnen konnte eine

klare Trennung der beiden Hemisphären im Telencephalon beobachtet werden, wobei

jede Hemisphäre ein klar abgegrenztes Ventrikellumen hatte (umrandet in Abb. 13E).

Mit hmmr MO injizierte Hirne wiesen weder eine klare Trennung der Hemisphären auf,

noch konnte ein Ventrikellumen ausgemacht werden. Stattdessen war das

Telencephalon zu einer zentralen Zellmasse verschmolzen, in der sich mehrere kleine

Lumina gebildet hatten (Pfeile in Abb. 13F). Wie die reduzierte Expression von foxj1

bereits vermuten ließ, war auch der PC von Morphanten im Vergleich zu Kontrollen

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stark missgebildet und nur noch halb so groß (Abb. 13H, vergleiche Abb. 13G). Eine

Immunfluoreszenzfärbung von acetyliertem α-Tubulin zeigte auf dem PC von Kontrollen

7 µm lange Cilien (Pfeile in Abb. 13G). Dieses fluoreszente Signal war nach

Funktionsverlust von hmmr stark verändert, was zeigte, dass wenigere und kürzere

Cilien (ca. 3-4 µm) vorhanden waren (Pfeile in Abb. 13H). Auf REM-Aufnahmen des PC

zeigte sich diese Missbildung noch deutlicher. Während in Kontrollembryonen ein

deutlich ausgeprägter PC mit hohem Cilienbesatz zu finden war (Abb. 13I), zeigten mit

hmmr MO injizierte Embryonen einen deutlich kleineren PC. Dieser trug nur noch

wenige, einzelne Cilien. Auch fiel auf, dass die gesamte Oberfläche des Ventrikels mit

einem nicht näher zu charakterisierendem Material bedeckt war (Abb. 13J). Diese

Beobachtung lässt den Schluss zu, dass die Funktionalität des PC in Bezug auf

Sekretion und Bewegung der CSF deutlich reduziert war.

Abbildung 13 Der Funktionsverlust von hmmr führt zu Holoprosencephalie und dem Verlust des Cilien-tragenden Plexus choroideus (A-B) Kontrollembryo (A) und mit hmmr Morpholino (MO) injizierter Embryo (B) im Stadium (St.) 45 in

dorsaler (d) Ansicht, rostral ist links. Die Hirne sind weiß umrandet. Die intraokulare Distanz ist in rot

eingezeichnet und in mit hmmr MO injizierten Embryonen reduziert wie auch die Augengröße. (C-D) In

situ Hybridisierung mit einer antisinn-Sonde gegen foxj1 auf explantierte Hirne von Kontrollembryo (C)

und mit hmmr MO injizierten Embryonen (D) in dorsaler Ansicht, Ausschnitt wie in (A-B) angedeutet.

Pfeile zeigen auf Expression von foxj1 im Plexus choroideus (PC). Diese ist reduziert in milden

Phänotypen und nicht vorhanden in schweren. (E-H) Fluoreszente Färbung der Nuklei (cyan) und

immunfluoreszente Färbung von acetyliertem α-Tubulin (ac. Tuba4a, rot) (G, H) auf transversalen

Hirnschnitten von Kontrollembryonen (E, G) und mit hmmr MO injizierten Embryonen (F, H), wie in (C-D)

angedeutet. Der Ventrikel ist weiß umrandet. Pfeile in (F) zeigen auf kleine Lumina. (G-H) Pfeile heben

Cilien auf dem PC hervor, welche in Morphanten stark reduziert sind. (I-J)

Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen des PC eines Kontrollembryo (I) und mit hmmr MO

injiziertem Embryo (J). Pfeile zeigen auf wenige, verbleibende Cilien nach Funktionsverlust von hmmr (J).

L = links; r = rechts; v = ventral

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II.13 hmmr wird für die Augenentwicklung benötigt Die Vorderhirndefekte, welche nach Funktionsverlust von hmmr beobachtet wurden,

können unter dem Krankheitsbild der Holoprosencephalie (HPE) zusammengefasst

werden. Die HPE ist genetisch und phänotypisch heterogen, allerdings sind

phänotypische Fehlbildungen wie Hypotelorismus und Mikrophthalmie charakteristisch

für HPE (Muenke, 1989; Pineda-Alvarez et al., 2011; Roessler und Muenke, 2010).

Auch wenn die Embryonen nach Funktionsverlust von hmmr keine Zyklopie

entwickelten, welche die schwerste Ausprägung der HPE im Gesicht darstellt (Roessler

und Muenke, 2010), konnte doch eine veränderte Augenmorphogenese beobachtet

werden. Die Expression von pax6 bestätigte, dass die Augenspezifizierung normal war

(Abb. 14A-C). Eine detaillierte Analyse der Augenmorphogenese zeigte jedoch, dass

sich die Augen nach unilateraler hmmr MO Injektion auf der injizierten Seite deutlich

von denen auf der uninjizierten Seite unterschieden. So war die Neuralplatte auf Höhe

der Augenanlagen auf der injizierten Seite im Stadium 19 deutlich breiter als auf der

Kontrollseite (Abb. 14A, injizierte Seite durch Stern markiert). Nach dem

Neuralrohrschluss (Stadium 22) hatte das optische Vesikel auf der Kontrollseite ein

distinktes Lumen gebildet, welches von einem hoch organisierten Epithel ausgekleidet

war. Auf der injizierten Seite war pax6 weiterhin exprimiert, jedoch bildete sich kein

vollständiges Lumen und auch das umgebende Epithel war weniger organisiert (Abb.

14B). Die Augenmorphogenese entwickelte sich darauffolgend auf der Kontrollseite

normal weiter, während auf der injizierten Seite die Ausstülpung und Ausbildung eines

Lumens deutlich verzögert war (Abb. 14C). Im Stadium 42 zeigten die Augen von

Kontrollembryonen eine vollständige Pigmentierung (Abb. 14D, D‘) und die

verschiedenen Schichten der Retina waren nach Färbung der Nuklei auf horizontalen

Schnitten durch das Auge gut zu erkennen (Abb. 14D‘‘). Nach Funktionsverlust von

hmmr zeigten die Augen weniger Pigmentierung und die gesamte Augenmorphologie

war verändert (Abb. 14E). Auf horizontalen Schnitten wurde die deutlich dünnere

Pigmentschicht sichtbar (Abb. 14E‘). Auch alle anderen retinalen Schichten zeigten kein

geordnetes Muster (Abb. 14E‘‘). Um die Spezifität des durch hmmr MO erzeugten

Phänotyps zu überprüfen, wurde hmmr in voller Länge koinjiziert. An diese mRNA

konnte der hmmr MO nicht binden, da die untranslatierte Sequenz vor dem

Translationsstart fehlte. Diese Koinjektion rettete den Augenphänotyp signifikant, da

sowohl die Augenmorphologie, als auch die retinale Lamination wieder hergestellt

wurde (Abb. 14F-F‘‘). Die statistische Auswertung des Effekts von hmmr MO Injektion

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auf die Augenmorphogenese zeigte, dass die Augen in mehr als 80 % aller mit hmmr

MO injizierter Embryonen verändert waren (Abb. 14G, P = < 0.0001). Die Koinjektion

von hmmr reduzierte den Prozentsatz der veränderten Augen signifikant (Abb. 14G, P =

0.001). Der Augendurchmesser nach Funktionsverlust von hmmr wurde um 30 %

verkleinert (Abb. 14H, P = 2.2e-16). Die Koinjektion von hmmr konnte diesen wiederum

signifikant vergrößern (Abb. 14H, P = 0.009097).

Die Wiederherstellung der Augenmorphologie, der Augengröße und der retinalen

Lamination in koinjizierten Embryonen bestätigte somit die Spezifität des durch hmmr

MO erzeugten Phänotyps.

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Ergebnisse

42

Abbildung 14 hmmr wird für die Augenentwicklung benötigt

(A-C) Transversale Vibratomschnitte auf Höhe des Diencephalons von Embryonen im angegebenen

Stadium (St.) nach unilateraler Injektion mit hmmr Morpholino (MO) und anschließender in situ

Hybridisierung mit antisinn-Sonde gegen pax6. Die injizierte Seite ist durch einen Stern gekennzeichnet.

Deutlich wird die aberrante Entwicklung des Augenbläschens auf der injizierten Seite. (D-F) Embryonen

im St. 42, laterale Ansicht. (D) Kontrollembryo mit normaler Augengröße und Pigmentierung. (E) Mit

hmmr MO injizierter Embryo mit kleinen, hypopigmentierten Augen. Wiederherstellung des Phänotyps

nach Koinjektion von hmmr MO und hmmr (F). (D‘-F‘) Hellfeldaufnahme horizontaler Schnitte durch das

Auge der Embryonen in (D-F), wie jeweils angedeutet. (D‘‘-F‘‘) Schnitte aus (D‘-F‘) nach fluoreszenter

Färbung der Nuklei mit DAPI. (G) Statistische Auswertung der Augenmorphologie. Anzahl der

Embryonen im Balken angegeben. (H) Statistische Auswertung des Augendurchmessers von mit hmmr

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Ergebnisse

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MO injizierten Embryonen im Vergleich zum durchschnittlichen Durchmesser der jeweiligen

Kontrollembryonen (Ko; N = Anzahl der Augen).

D = dorsal; l = links; n= Anzahl der unabhängigen Experimente; r = rechts; v = ventral; wt = wildtypische

Morphologie

Diese Daten zeigten, dass der Funktionsverlust das Vorderhirn differentiell stärker

betraf, obwohl hmmr entlang der gesamten anteroposterioren Achse des

Neuroektoderms exprimiert war. Das humane Krankheitsbild der HPE wurde durch den

Verlust des dorsalen Mittellinienorgans im Vorderhirn - des PC - widergespiegelt. Der

PC im Rhombencephalon war hingegen nicht strukturell betroffen, auch wenn sich ein

Hydrocephalus entwickelte.

Es stellte sich deshalb die Frage nach den zugrunde liegenden Mechanismen, die zu

den beobachteten Vorderhirndefekten und Hydrocephalus führten.

II.14 Die Spezifizierung von Neuroektoderm und Augenanlagen ist nach Funktionsverlust von hmmr nicht verändert

Um beobachtete Hirndefekte weiter zu analysieren, wurden Embryonen im

Neurulastadium auf korrekte neurale Spezifizierung und Neurulation hin untersucht.

Dafür wurde hmmr MO in die animale Region dorsaler Blastomeren in Embryonen im

Vier- und Achtzellstadium injiziert und eine Markergenanalyse mittels in situ

Hybridisierung durchgeführt. Der pan-neurale Marker sex-determining region Y-box 3

(sox3) war im Stadium 13 unverändert zwischen Kontrollen (Abb. 15A) und mit hmmr

MO injizierten Embryonen (Abb. 15B), was einen generellen Effekt von hmmr auf die

neurale Spezifizierung ausschließt. Aufgrund der beobachteten Mikrophthalmie wurde

zusätzlich die Expression des im Signalweg der Augenspezifizierung wirkenden

Transkriptionsfaktors retina and anterior neural fold homeobox (rax) analysiert. Auch

hier zeigten sich keine Unterschiede (Abb. 15C, D). Transkripte von paired-box 6 (pax6)

wurden im Vorderhirn, in den Augenanlagen und in den Rhombomeren 3 und 5 des

Nachhirns gefunden. Diese Expression unterschied sich ebenfalls nicht zwischen

Kontrollen (Abb. 15E) und mit hmmr MO injizierten Embryonen (Abb. 15F) und zeigte,

dass die Augen und das Nachhirn normal spezifiziert waren.

Die Trennung des zentralen Augenfeldes in zwei einzelne Augenanlagen ist abhängig

von einem Shh-Signal der unter dem Augenfeld liegenden Prächordalplatte (Gilbert,

2006). In Embryonen, in welchen die Prächordalplatte oder das Shh-Signal fehlt, wird

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Ergebnisse

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das Augenfeld nicht korrekt aufgetrennt und es entwickelt sich in der Folge eine

Zyklopie (Chiang et al., 1996; Kazanskaya et al., 2000). Kontrollen (Abb. 15G) wie auch

mit hmmr MO injizierte Embryonen zeigten wildtypische shh-Expression in der

Prächordalplatte (Abb. 15H), was mit den korrekt getrennten Augenfeldern in späteren

Stadien übereinstimmt.

Abbildung 15 Die Spezifizierung von Neuroektoderm und Augenanlagen ist unverändert nach Funktionsverlust von hmmr In situ Hybridisierung von ganzen Embryonen im angegebenen Stadium (St.) mit antisinn-Sonden gegen

den pan-neuralen Marker sox3 (A-B) in dorsaler (d) Ansicht, die Augenmarker rax (C-D) und pax6 (E-F)

in frontaler Ansicht. Die Expression zeigt keine Unterschiede in der Neuralplatte, den Augenanlagen und

den Rhombomeren (R) 3 und 5 zwischen Kontrollen und mit hmmr MO injizierten Embryonen. Pfeile

verdeutlichen den Abstand der Neuralfalten zueinander. (G) Expression von sonic hedgehog (shh),

Aufsicht auf die anteriore Innenseite eines transversal halbierten Embryos.

A = anterior; l = links; p = posterior; r = rechts; v = ventral

Aus dieser Markergenanalyse kann somit der Schluss gezogen werden, dass die frühe

neurale Spezifizierung sowie die Spezifizierung von Vorderhirn, Nachhirn und

Augenanlagen nicht durch den Funktionsverlust von hmmr betroffen sind. Allerdings

wurde während der frühen Markergenanalyse beobachtet, dass der Neuralrohrschluss

verzögert zu sein scheint, da die Neuralfalten in mit hmmr MO injizierten Embryonen

weiter voneinander entfernt waren (Abb. 15D, F) als bei Kontrollen im jeweils selben

Stadium (Abb. 15C, E).

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Ergebnisse

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II.15 Verzögerung des anterioren Neuralrohrschlusses nach Funktionsverlust von hmmr

Die Augenmorphogenese verläuft über eine bilaterale Ausstülpung des Augenvesikels

auf Höhe des Diencephalons. Wie bei der Analyse früher Markergene festgestellt

wurde, ist der Neuralrohrschluss in dieser Region nach Funktionsverlust von hmmr

verzögert. Die Neuralfalten waren in mit hmmr MO injizierten Embryonen weiter

voneinander entfernt (Abb. 15D, F) als bei Kontrollen im jeweils selben Stadium (Abb.

15C, E). Die Verzögerung im Neuralrohrschluss wurde daher mittels Zeitrafferfilmen

näher untersucht (Film 4). Dafür wurden Embryonen zeitgleich mit KoMO oder hmmr

MO injiziert und unter absolut identischen Bedingungen weiter kultiviert, um

Entwicklungsunterschiede aufgrund äußerer Bedingungen zu vermeiden. Einzelbilder

eines Films sind in Abbildung 16A-B dargestellt. Zu Beginn des Experiments befanden

sich alle Embryonen im Stadium 13 und zeigten keine Unterschiede in der beginnenden

Neurulation (Abb. 16At1, Bt1). In dorsaler Aufsicht auf die Embryonen im Stadium 15

traten die Neuralfalten als longitudinale Wülste seitlich der Mittellinie in Erscheinung.

Dies zeigte, dass sich die Neuralfalten von Kontrollembryonen (Abb. 16At2) bereits

näher zur Mittellinie hin bewegt hatten als die Neuralfalten in mit hmmr MO injizierten

Embryonen (Abb. 16Bt2). Nach Funktionsverlust von hmmr erschienen die Neuralfalten

flacher und auch die Grenze zwischen neuralem und nicht-neuralem, superfiziellen

Ektoderm war nur schwach zu erkennen. Im Stadium 19 wurde die Distanz zwischen

den anterioren Neuralfalten gemessen, wobei die Neuralfalten nach Injektion von hmmr

MO um den Faktor fünf weiter auseinander standen (Abb.16At3, C, P = 6.866e-7), als

bei Kontrollen (Abb. 16Bt3, C). Final schlossen sich auch bei mit hmmr MO injizierten

Embryonen die Neuralfalten, allerdings mit ein bis vier Stunden Verzögerung abhängig

von Gelege und Kultivationstemperatur.

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Abbildung 16 Verzögerung des anterioren Neuralrohrschlusses nach Funktionsverlust von hmmr (A-B) Einzelbilder aus Film 4 während der Neurulation von Kontrollembryonen und mit hmmr Morpholino

(MO) injizierten Embryonen zu drei verschiedenen Zeitpunkten (t1 = Stadium (St.) 13, Start des Film; t2 =

St. 15; t3 = St. 19, Ende des Films). Dorsoanteriore Ansicht. Die gestrichelte, weiße Linie markiert die

Grenze zwischen superfiziellem, neuralen und nicht-neuralem Ektoderm, die gestrichelte, schwarze Linie

die Mittellinie. Pfeile verdeutlichen die Distanz der Neuralfalten am Ende der Neurulation. (C) Statistische

Auswertung der relativen Distanz der Neuralfalten im St. 19.

A = anterior; l = links; N = Zahl der Embryonen; n = Anzahl der unabhängigen Experimente; p = posterior;

r = rechts

II.16 hmmr lokalisiert in der tiefen Zellschicht des Neuroektoderms mit Mikrotubuli und F-Aktin

Um eine genauere Vorstellung von der Verteilung von hmmr-Transkripten während der

Neurulation zu erhalten, wurde mittels in situ Hybridisierung eine Expressionsanalyse

wiederholt und spezielles Augenmerk auf Neurulastadien gerichtet. Dies wurde ergänzt

durch die immunfluoreszente Detektion von Hmmr.

Dabei war hmmr während der gesamten Neurulation in den tiefen Zellen des

Neuroektoderms exprimiert (Abb. 17A-C, A‘-C‘, A‘‘). Eine besonders starke Expression

fand sich dabei in den intermediären, tiefen (IT) Zellen (Schroeder, 1970, Pfeile in

Abb.17A‘-C‘, A‘‘), welche nach dem Neuralrohrschluss in den dorsalen und lateralen

Bereichen des Neuralrohrs zu liegen kommen (Edlund et al., 2013).

Mittels eines Xenopus-spezifischen Antikörpers (gerichtet gegen den C-Terminus, Abb.

17D, Groen et al., 2004) konnte endogenes Hmmr an der mitotischen Spindel detektiert

werden (Abb. 17E), was die Spindellokalisierung von HMMR in anderen Geweben,

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Zellen und Organismen widerspiegelt (Assmann et al., 1999). Auch die neurale

Überexpression eines Volle-Länge-Konstrukts von hmmr mit anschließender Detektion

durch den Xenopus-spezifischen Antikörpers bestätigte die generelle Assoziation von

Hmmr mit Mikrotubuli (Abb. 17F, G). Hmmr Protein lokalisierte dabei sowohl an der

mitotischen Spindel (Abb. 17F) als auch an cytoplasmatischen Mikrotubuli während der

Interphase (Abb. 17G).

In apicobasal polarisierten Interphasezellen des Neuralrohrs (vergleiche Model in

Abb.17H, H‘) lokalisierte endogenes Hmmr als kleine Punkte. Diese waren vor allem

entlang des apikalen und basalen Zellkortex zu finden (Abb. 17I1, 2) und akkumulierten

stark in basalen Fortsätzen, welche zur Basallamina hin gebildet wurden (Abb. 17I2).

Das Mikrotubuli Plus-Ende bindende Protein Mapre1 (EB1) zeigte ebenfalls eine

gepunktete Lokalisation, welche in unmittelbarer Nähe von Hmmr zu finden war

(Abb.17I1, 2). Die Ko-Detektion von Hmmr und F-Aktin mittels fluoreszent markiertem

Phalloidin zeigte, dass beide Proteine entlang des apikalen (Abb.17J1) und basalen

(Abb.17J2) Zellkortex lokalisierten. Somit stellt Hmmr in Xenopus ein Protein dar,

welches nahe der Plus-Enden cytoplasmatischer Mikrotubuli und zusammen mit F-Aktin

in polarisierten, neuralen Zellen lokalisiert.

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Abbildung 17 Hmmr lokalisiert in der tiefen Zellschicht des Neuroektoderms mit Mikrotubuli und F-Aktin In situ Hybridisierung und immunfluoreszente Färbung in Neurulae. (A-C) Expression von hmmr im

angegebenen Stadium (St.) in frontaler Ansicht. (A‘-C‘, A‘‘) Transversalschnitte der Embryonen in (A-C),

wie angedeutet (A‘-C‘) und Vergrößerung (A‘‘), wie in (A‘) eingezeichnet. Pfeile zeigen auf die

intermediären, tiefen (IT) Zellen. (D) Struktur von Xenopus Hmmr mit Mikrotubuli (MT)-Bindedomäne (rot)

und den basischen Regionen (grün). Die Bindestelle des Antikörpers (AK) ist angedeutet. (E-G, I, J)

Immunfluoreszenzfärbung von Hmmr. Sicht auf die Schnittkante des Kopfstückes von transversal

aufgeschnittenen Embryonen im St. 21. (E-G) Fluoreszente Färbung der Nuklei/der DNA in blau/cyan (E)

Endogenes Hmmr (rot) lokalisiert an der mitotischen Spindel (E). Ebenso überexprimiertes Hmmr (weiß)

(F), welches zusätzlich an cytoplasmatischen MT zu finden ist (G). (H) Schema eines

Transversalschnittes durch das Neuralrohr im St. 21 mit einer vergrößerten, apicobasal polarisierten Zelle

(H‘), wie in (H) angedeutet. (I1, 2, J1, 2) Endogenes Hmmr (rot) lokalisiert nahe der Plus-Enden von MT,

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wie die Ko-Detektion von Mapre1 (EB1, grün, I1, 2) zeigt. Es kolokalisiert ebenfalls mit F-Aktin (grün, J1, 2)

in apikalen (a, J1) und basalen (b, J2) Bereichen der Zelle. Ausschnitte, wie in (H‘) angedeutet.

D = dorsal; l = links , r = rechts, v = ventral

II.17 hmmr wird für den zeitlich korrekten anterioren Neuralrohrschluss benötigt

Um die Rolle von hmmr beim verzögerten Neuralrohrschluss genauer untersuchen zu

können, wurde Embryos unilateral mit hmmr MO injiziert und zusammen mit

uninjizierten Kontrollen kultiviert, um das Entwicklungsstadium korrekt bestimmen zu

können. Die injizierten Embryonen wurden transversal auf Höhe des Tel-

/Diencephalons aufgeschnitten und die Schnittkante visualisiert. In Stadium 16, in

welchem sich in Zeitrafferfilmen ein erster Phänotyp zeigte, konnte auch in unilateral

injizierten und aufgeschnittenen Embryonen ein verzögerter Neuralrohrschluss

beobachtet werden. Die Neuralfalte auf der mit hmmr MO injizierten Seite war generell

flacher als auf der uninjizierten Kontrollseite, was darauf hindeutete, dass sich die

Zellen der Neuralfalte nicht korrekt elongiert hatten (Karfunkel, 1971). Zusätzlich war die

äußere Grenze der tiefen Zellschicht der Neuralplatte weiter von der Mittellinie entfernt,

als auf der Kontrollseite (ausgefüllte Pfeile in Abb. 18A). Auf einer Vergrößerung zeigte

sich, dass die sogenannte intermediäre superfizielle (IS) Zelle, welche die Grenze

zwischen neuralem und nicht-neuralem superfiziellen Ektoderm markiert (Schroeder,

1970), auf der uninjizierten Kontrollseite deutlich näher an der Mittellinie war als auf der

mit hmmr MO injizierten Seite (Pfeile in Abb. 18A‘).

Auf Embryonen im Stadium 19 wurde eine in situ Hybridisierung gegen snai1

durchgeführt. snai1 markiert sowohl die laterale als auch die mediale Neuralleiste,

wobei die sogenannte mediale Neuralleiste äquivalent zur IS Zelle ist (Linker et al.,

2000; Schroeder, 1970). Auch hierbei zeigte sowohl die tiefe als auch die superfizielle

Zellschicht der mit hmmr MO injizierten Seite eine Verzögerung in ihrer Bewegung zur

Mittellinie hin (Abb. 18B, B‘).

Um das Stadium 21 hatten sich die Neuralfalten in Kontrollen bereits geschlossen,

während mit hmmr MO injizierte Embryonen einen eindeutigen Phänotyp zeigten.

Dieser wurde bereits in der Hellfeldaufnahme, in welcher die pigmentierte, superfizielle

und die nicht-pigmentierte, tiefe Zellschicht des Neuroektoderms gut zu unterscheiden

waren, deutlich (Abb. 18C). Die Neuralfalte auf der Kontrollseite hatte sich aufgewölbt

und war zur Mittellinie hin invaginiert, während die mit hmmr MO injizierte Seite deutlich

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weniger aufgewölbt war und keine Invagination zur Mittellinie zeigte (Abb. 18C).

Besonders deutlich zeigte dies ein Vergleich der IS Zellen (Pfeile in Abb. 18C). Die

laterale Grenze der tiefen Zellschicht der Neuralplatte zeigte zwar eine mediale

Bewegung, war aber auf der mit hmmr MO injizierten Seite immer noch breiter. Um die

Breite der Neuralplatte auf beiden Seiten zu quantifizieren, wurden die Nuklei in

unilateral injizierten Embryonen fluoreszent angefärbt und zusammen mit dem

koinjizierten Farbstoff visualisiert (Abb. 18C‘, D). Die Spitze des unter der Neuralplatte

liegenden Notochords diente als Referenz für die Mittellinie. Nach Messung der rechten

und linken Seite wurde das Verhältnis kalkuliert, was ergab, dass in unbehandelten

Embryonen beide Seiten gleich breit waren (Verhältnis circa 1, Abb. 18E). In unilateral

injizierten Embryonen hingegen wurde das Verhältnis auf 1.4 verschoben (Abb. 18E,

Kontrolle vs. hmmr MO: P = 2.17e-5). Eine Koinjektion von hmmr verschob das

Verhältnis wieder zurück auf 1.13 (Abb. 18D, E; hmmr MO vs. hmmr MO + hmmr: P =

0.001129, Kontrolle vs. hmmr MO + hmmr: P = 0.0043). Diese Koinjektion zeigte noch

einmal die Spezifität des hmmr MO, da ein Wiedereinbringen von hmmr den Phänotyp

signifikant retten konnte. Somit kam es durch den Funktionsverlust von hmmr zu einer

verringerten Aufwölbung der Neuralfalten und einer verringerten medialen Konvergenz

von superfiziellem als auch tiefem Ektoderm, was in einem verzögerten anterioren

Neuralrohrschluss resultierte.

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Abbildung 18 hmmr wird für den zeitlich korrekten anterioren Neuralrohrschluss benötigt (A-D) Unilateral mit hmmr Morpholino (MO) injizierte Neurula-Embryos (injizierte Seite durch Stern

markiert) im angegebenen Stadium (St.). Sicht auf die Schnittkante nach transversalem Öffnen der

Embryonen im Vorder-/Mittelhirnbereich. Orange, gestrichelte Linie markiert die Mittellinie. Pfeilköpfe

deuten auf die intermediäre, superfizielle (IS) Zelle und die weißen, gestrichelten Linien verdeutlichen das

tiefe und superfizielle Neuroektoderm. (A, C‘, D) Pfeile und Linien verdeutlichen die breitere Neuralplatte

(NP) nach hmmr MO Injektion (A, C‘) und die wieder gleich breiten Seiten nach Koinjektion mit hmmr (D).

(A-A‘) Immunfluoreszente Färbung von acetyliertem α-Tubulin (ac. Tuba4a, rot) und γ-Tubulin (Tubg1,

grün) sowie fluoreszente Färbung der Nuklei (weiß) im St. 16. (A‘) Vergrößerung eines Ausschnittes wie

in (A) angedeutet. Deutlich wird die breitere, injizierte Seite. (B) in situ Hybridisierung im St. 19 mit

antisinn-Sonde gegen snai1 und transversaler Vibratomschnitt (B‘) wie in (B) angedeutet. (C)

Hellfeldaufnahme im St. 21. Die IS Zelle der injizierten Seite ist nicht korrekt invaginiert. (C‘, D) Aufnahme

der fluoreszent angefärbten Nuklei (weiß) und des koinjizierten Farbstoffes (lineage tracer, rot). (E)

Statistische Auswertung des Verhältnisses von rechter und linker Neuralplattenbreite.

D = dorsal, l = links; N = Zahl der Embryonen; n= Anzahl der unabhängigen Experimente; r = rechts; v =

ventral

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Ergebnisse

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II.18 Der Sonic-hedgehog-Signalweg und primäre Cilien sind nach hmmr Funktionsverlust unverändert

Anteriore Neuralrohrschlussdefekte sind oft mit Ciliendefekten assoziiert, insbesondere

wenn diese mit dem Cilien-basierten Sonic-hedgehog (Shh)-Signalweg

zusammenhängen (Chung et al., 2012; Park et al., 2006). Aus diesem Grund wurden

die direkten transkriptionellen Zielgene des Shh-Signalwegs shh und patched1

analysiert. Allerdings konnte keine veränderte Expression nach unilateraler hmmr MO

Injektion festgestellt werden (Abb. 19A, B). Die shh-Expression war weiterhin in der

ventralen Mittellinie des Vorder-/Mittelhirns lokalisiert, obwohl die Morphanten die

charakteristische Verzögerung der IS Zell-Invagination aufwiesen (Abb. 19A). Auch das

Shh-Zielgen patched1 war unverändert exprimiert (Abb. 19B). Morphanten des Cilien-

assoziierten Transkriptionsfaktors rfx2 zeigten in Studien kürzere primäre Cilien auf

neuroepithelialen Zellen, was zu einer gestörten Aktivierung von Shh-Zielgenen führt

(Chung et al., 2012). Deshalb wurden auch die primären Cilien auf dem Neuroepithel

während des Neuralrohrschlusses nach hmmr MO Injektion untersucht. Jedoch ergab

die Messung der Cilienlänge keinen Unterschied zwischen injizierter und uninjizierter

Seite (Abb. 19C, P = 0.1486). Da Hmmr ein Mikrotubuli-assoziiertes Protein ist, könnte

es auch über eine Lokalisation an Cilien bestimmte Funktionen ausüben. Allerdings

lokalisierte Hmmr in Fluoreszenzfärbungen von Hmmr und acetyliertem α-Tubulin nicht

an Cilien (nicht gezeigt).

Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass der verzögerte, anteriore

Neuralrohrschluss und die HPE nach hmmr MO Injektion nicht aufgrund von

Ciliogenesedefekten oder einem gestörten Shh-Signalweg zustande kamen.

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Abbildung 19 Der Sonic-hedgehog-Signalweg und primäre Cilien sind nach hmmr Funktionsverlust unverändert (A-B) Transversale Vibratomschnitte nach in situ Hybridisierung auf Embryonen im Stadium (St.) 20, die

mit hmmr MO injizierte Seite ist durch einen Stern markiert. Antisinn-Sonden gegen sonic hedgehog (shh,

A) und patched1 (ptch1, B) zeigen keine Unterschiede zwischen uninjizierter und injizierter Seite. Pfeile

deuten auf die intermediäre, superfizielle Zelle. (C) Statistische Auswertung der Länge primärer Cilien

des Neuroepithels auf uninjizierter und injizierter Seite.

A = anterior; l = links; N = Zahl der gemessenen Cilien; n = Anzahl der Embryonen; n.s. = nicht

signifikant; p = posterior; r = rechts

II.19 hmmr wird für Zellpolarisation und Elongation benötigt Bei vorangegangener Analyse war zu beobachten, dass die Lokalisation primärer Cilien

in mit hmmr MO injizierten Embryonen verändert ist. Üblicherweise lokalisieren primäre

Cilien in epithelialen Zellen an der apikalen Plasmamembran und anterior des Nukleus

in migrierenden Zellen. Somit kann die Lokalisation des Ciliums als Indikator für die

Polarisierung der Zelle herangezogen werden (Bornens, 2008). Um dies nach Injektion

mit hmmr MO auszuwerten, wurden aufeinanderfolgende Bilder eines konfokalen Z-

Stapels verwendet und in einzelnen Zellen Pfeile vom Mittelpunkt des Nukleus zur

Basis des Ciliums eingezeichnet (Abb. 20A, A‘). In neuroepithelialen Kontrollzellen

befand sich das primäre Cilium stets in einiger Entfernung zum Nukleus. Ein Vektor

welcher Nukleus und Cilienbasis verbindet zeigte in Richtung Mittellinie (Abb. 20A, B).

Somit wiesen die Kontrollzellen eine Elongation und Polarisierung in Richtung der

Mittellinie auf. Im Gegensatz dazu war in Zellen nach Funktionsverlust von hmmr die

Distanz zwischen Nukleus und primärem Cilium deutlich reduziert. Zusätzlich zeigten

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Ergebnisse

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die Vektoren zwischen Nukleus und Cilienbasis in unterschiedliche Richtungen (Abb.

20A‘, C), was auf eine reduzierte Elongation und Polarisierung hinwies.

Da Hmmr ein Mikrotubuli-assoziiertes Protein ist, könnte die Reduktion neuroepithelialer

Zellpolarisierung auf Veränderungen im Mikrotubuli-Cytoskelett beruhen. Ein Vergleich

im Stadium 20 zeigte in Kontrollzellen ein geordnetes Netzwerk an Mikrotubuli, welche

hauptsächlich entlang der apicobasalen (ventrikulär-pialen) Achse der Zelle angeordnet

waren und in Bündeln entlang des lateralen Zellcortex verliefen. Zudem zeigte sich,

dass die Zellen entlang ihrer apicobasalen Achse elongiert waren (Abb. 20D). Im

Gegensatz dazu waren mit hmmr MO injizierte Zellen nicht elongiert, sondern blieben

kurz und rund. Das Mikrotubuli-Cytoskelett war desorganisiert mit gleichmäßig verteilten

Mikrotubuli im Cytoplasma (Abb. 20D‘).

Da die Plasmamembran, das Cytoskelett und der Nukleus mechanisch gekoppelt sind

(Mellad et al., 2011), kann die Form des Nukleus als zusätzliche Information für die

Zellform/Zellelongation verwendet werden. Dafür wurde der maximale Feret-

Durchmesser der Nuklei im Stadium 20 ermittelt (Abstand paralleler Tangente, welche

ein Objekt senkrecht zur Messrichtung begrenzen, Fmax, vergleiche Abb. 20E) und

durch den minimalen Feret-Durchmesser (Abstand paralleler Tangente welche ein

Objekt begrenzen, orthogonal zum Fmax, Fmin, vergleiche Abb. 20E) geteilt, wodurch das

Verhältnis beider zueinander ermittelt werden konnte. Die Nuklei uninjizierter Zellen

hatten die typische, entlang der apicobasalen Achse elongierte Form und waren

ungefähr doppelt so lang wie breit (Abb. 20E, F). In mit hmmr MO injizierten Zellen

hatten die meisten Nuklei eine runde Form und die wenigen, elongierten Nuklei waren,

wie auch die Zellen, nicht entlang der apicobasalen Achse ausgerichtet (Abb. 20E‘, F).

Entsprechend lag auch das Verhältnis von maximalem Feret- zu minimalem Feret-

Durchmesser näher bei 1 (absolut runde Form) (Abb. 20F, P = 2,817e-08). Damit

spiegelte die Form der Nuklei die Ausrichtung des Mikrotubulicytoskeletts in

Neuroepithelzellen wider, was erneut zeigte, dass die Zellen nach Funktionsverlust von

hmmr weniger polarisiert und elongiert waren.

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Ergebnisse

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Abbildung 20 hmmr wird für Zellpolarisation und Elongation benötigt (A, A‘, D, D‘, E, E‘) Sicht auf die Schnittkante des Kopfstückes von transversal aufgeschnittenen

Embryonen im Stadium (St.) 20. (A, A‘) Immunfluoreszente Färbung von acetyliertem α-Tubulin (ac.

Tuba4a, rot) und γ-Tubulin (Tubg1, grün) sowie fluoreszente Färbung der Nuklei (cyan) auf uninjizierter

Kontrollseite (A) und auf mit hmmr Morpholino (MO) injizierter Seite (A‘). Vektoren verbinden die Mitte

des Nukleus (weiß umrandet) mit der Basis des Ciliums und verdeutlichen den Polarisierungsgrad der

Zelle. (B, C) Auswertung der Zellpolarisation wie in (A) und (A‘) durch Vektoren angedeutet. (D, D‘)

Immunfluoreszente Färbung von Tuba4a (weiß). Mikrotubuli sind auf der Kontrollseite (D) entlang der

ventrikulär (v) - pialen (p) Achse ausgerichtet und ungeordnet auf der mit hmmr MO injizierten Seite (D‘).

(E-E‘) Fluoreszente Färbung der Nuklei (cyan) zeigt Elongation dieser auf der uninjizierten Kontrollseite

(E) und ihre runde Form auf der mit hmmr MO injizierten Seite (E‘, lineage tracer in rot). In (E) sind

exemplarisch der maximale Feret-Durchmesser (Fmax) und der minimale Feret-Durchmesser (Fmin) an

einem Nukleus eingezeichnet. (F) Statistische Auswertung des Verhältnisses von Fmax zu Fmin auf der

uninjizierten und injizierten Seite.

Inj. = injiziert; N = Zahl der Nuklei; n= Anzahl der Embryonen; uninj. = uninjiziert

II.20 hmmr wird für die Zell-Matrix-Adhäsion benötigt Die beobachtete Abrundung von Zellen nach Funktionsverlust von hmmr könnte ein

Hinweis auf eine gestörte Zelladhäsion sein. hmmr ist in Neuralleistenzellen (NLZ)

exprimiert (Casini et al., 2010) und diese stellen ein geeignetes Modellsystem dar, um

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die Adhäsion an extrazellulärer Matrix, wie zum Beispiel Fibronectin (Fn1), zu testen.

Um die mögliche veränderte Adhäsion an der extrazellulären Matrix nach

Funktionsverlust von hmmr zu überprüfen, wurden craniale NLZ explantiert und auf mit

Fn1 beschichteten Oberflächen kultiviert. Über einen Zeitraum von mindestens vier

Stunden wurden Zeitrafferfilme von Kontroll- und mit hmmr MO injizierten NLZ-

Explantaten angefertigt. Kontrollzellen zeigten dabei die für Xenopus-NLZ typische

kollektive Zellmigration (Theveneau und Mayor, 2012a). Die Zellen emigrierten aus dem

Explantat, bildeten Zellfortsätze, stellten zeitweise Kontakt zu benachbarten Zellen her

und migrierten vom Explantat weg (Abb. 21A, A‘, At1-At4, Film 5). Mit hmmr MO injizierte

NLZ zeigten dieses charakteristische Migrationsmuster nicht. Bereits zu Beginn der

Aufnahme, 30 Minuten nach Explantation, hatten viele mit hmmr MO injizierte Zellen

den Kontakt zum Substrat verloren und rundeten sich ab (Abb. 21B). Die verbleibenden,

anhaftenden Zellen bedeckten eine um 40 % kleinere Fläche als Kontrollzellen (Abb.

21B‘, C, P = 8.156e-07). Auch bildeten diese Zellen weniger oft Zellfortsätze und Kontakt

mit Nachbarzellen aus (Abb. 21Bt1-Bt4, Film 5).

Aus diesen Ergebnissen kann somit geschlussfolgert werden, dass der Funktionsverlust

von hmmr die Adhäsion von NLZ an der extrazellulären Matrix verringert.

Auch in vivo wurde eine reduzierte Zell-Matrix-Adhäsion beobachtet. In

Kontrollembryonen bildete das Basalmembranprotein Fn1 ein dichtes Netz geordneter

Fibrillen um das basale und laterale Neuralrohr (Abb. 21D). Nach Injektion von hmmr

MO lösten sich die Zellen von der Basalmembran, was eine Lücke zwischen den Zellen

und der Basalmembran entstehen ließ (Stern in Abb. 21E). Auch bildete Fn1 nur noch

wenige, dicke Fibrillen anstatt des feinen Netzes.

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Abbildung 21 hmmr wird für die Zell-Matrix-Adhäsion benötigt (A-A’, B-B’) Neuralleistenzell (NLZ)-Explantate von Kontrollen (A-A’) und mit hmmr Morpholino (MO)

injizierten Embryonen (B-B’) zum Zeitpunkt (t) 30 Minuten (min) nach Explantation (A-B) und nach 4

Stunden (h) Kultur (A’-B’). (At1-At4) Einzelne Zelle des NLZ-Explantats aus (A) zu vier verschiedenen

Zeitpunkten der Kultur. (Bt1-Bt4) Einzelne Zelle des NLZ-Explantats aus (B) zu vier verschiedenen

Zeitpunkten der Kultur. Deutlich werden die reduzierte Zellfläche und weniger Zellfortsätze im Vergleich

mit (At1-At4). (C) Statistische Analyse der Zellfläche von einzelnen Zellen in Kontroll- und mit hmmr MO

injizierten NLZ-Explantaten. (D-E) Sicht auf die Schnittkante des Kopfstückes von transversal

aufgeschnittenen Embryonen im Stadium (St.) 20. Immunfluoreszente Färbung von Fibronectin (Fn1,

grün) und fluoreszente Färbung der Nuklei (cyan). Das dichte Fn1-Netz von Kontrollen (D) ist stark

reduziert nach Injektion von hmmr MO (E); fluoreszenter Farbstoff (lineage tracer) markiert injizierte

Zellen (rot, E). Stern deutet auf Lücke zwischen Zellen und der Basalmembran.

N = Zahl der Embryonen; n = Anzahl der unabhängigen Experimente

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II.21 hmmr wird für die Zell-Zell-Adhäsion benötigt Neben der reduzierten Zell-Matrix-Adhäsion zeigten mit hmmr MO injizierte Zellen

weniger Zell-Zell-Kontakte (Abrundung und Ablösung) und die für Xenopus-NLZ

charakteristische, kollektive Zellmigration konnte nicht beobachtet werden (Film 5). Der

Zell-Zell-Kontakt kollektiv migrierender Zellen wird durch N-Cadherin (Cdh2) vermittelt

(Theveneau und Mayor, 2012b). Dieses Calcium-abhängige Adhäsionsmolekül

lokalisiert an der Zellmembran, wie es in Kontrollzellen zu beobachten war (Abb. 22A,

A‘) und war stark reduziert in mit hmmr MO injizierten Zellen (Abb. 22A, A‘‘). Durch die

Lokalisierung von Hmmr an Mikrotubuli Plus-Enden am Zellkortex, wird die Annahme

unterstützt, dass Hmmr für eine durch Mikrotubuli-vermittelte Zelladhäsion benötigt

werden könnte.

Auch die nicht-migratorischen, neuroepithelialen Zellen sind positiv für Cdh2 und haben

Kontakt zu einem ausgedehnten Fn1-Netzwerk (Abb. 21D, E, Abb. 22A; Davidson et al.,

2004). Um nun den Effekt des Funktionsverlusts von hmmr auf die Zell-Zell-Adhäsion in

nicht-migrierenden neuroepithelialen Zellen zu testen, wurden Neuralplatten (NP)-

Explantate auf einer mit Fn1 beschichteten Oberfläche für mindestens drei Stunden

kultiviert (Abb. 22B-D). Im Gegensatz zu NLZ-Explantaten emigrierten die NP-Zellen

nicht aus dem Explantat, sondern bildeten ein rundes Konglomerat an Zellen (Abb. 22B,

B‘). Da sich die Zellen der superfiziellen Schicht apikal einschnürten, bildete sich eine

mediale Ansammlung von Pigment (Abb. 22B, B‘). Explantate von mit hmmr MO

injizierten NP resultierten hingegen in einem Phänotyp, welcher den NLZ-Explantaten

glich (Abb. 22C, C‘). In fünf von fünf Fällen lösten sich abgerundete Zellen aus dem

Explantat und sammelten sich in der Umgebung an. Da die Zellen der superfiziellen

Schicht keiner apikalen Konstriktion unterlagen, zeigte sich weder eine Akkumulierung

von Pigment noch eine Kegelform. Allerdings lösten sich diese superfiziellen Zellen

auch nicht vom Explantat, was der Beobachtung entsprach, dass der Funktionsverlust

von hmmr superfizielle Adhärenzverbindungen nicht beeinträchtigte (apikale

Lokalisation von Ctnnb1, nicht gezeigt). Durch die Koinjektion von hmmr MO und hmmr

konnte der Phänotyp in vier von fünf Fällen effizient gerettet werden, da sich nur noch

wenige Zellen vom Explantat ablösten (Abb. 22D, D‘). Dies zeigte zum wiederholten

Male die Spezifität des hmmr MOs. Die apikale Konstriktion konnte jedoch nicht

wiederhergestellt werden, was auf eine mögliche differentielle Rolle von hmmr im

superfiziellen und tiefen Neuroektoderm hindeutet.

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Abbildung 22 Der Funktionsverlust von hmmr resultiert in verringerter Zell-Zell-Adhäsion

(A-A‘‘) Sicht auf die Schnittkante des Kopfstückes eines transversal aufgeschnittenen Embryos im

Stadium (St.) 20 mit immunfluoreszenter Färbung von N-Cadherin (Cdh2, rot). Der koinjizierte Farbstoff

(lineage tracer) fluoresziert grün, die Nuklei sind fluoreszent gefärbt (cyan). Injizierte Seite ist durch einen

Stern gekennzeichnet. (A‘-A‘‘) Cdh2 ist auf der injizierten Seite verringert (A‘‘) im Vergleich zur

Kontrollseite (A‘). Beide Bilder ohne grünen Kanal. (B-D) Neuralplatten-Explantate von Kontrollen (A), mit

hmmr MO (B) und mit hmmr MO + hmmr injizierten Embryonen zum Zeitpunkt (t) 30 Minuten (min) nach

der Präparation. (B‘-D‘) Die Explantate aus (B-D), nach drei Stunden (h) Kultur. Die Häufigkeit des

repräsentativen Phänotyps ist in jedem Bild angegeben (x / der Gesamtzahl an Explantaten).

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II.22 Anoikis nach Funktionsverlust von hmmr Da sich sowohl aus kultivierten NLZ- und NP-Explantaten Zellen lösten, als auch

abgelöste Zellen basal vom Neuralrohr (Abb. 23A‘‘‘, A‘‘‘‘) und im Ventrikelsystem des

Hirns zu finden waren (Abb. 13K, 14B), sollte weiterhin deren Schicksal untersucht

werden. In getroffenen Zellen mit runder Morphologie (markiert durch den fluoreszenten

Farbstoff), welche begonnen hatten sich abzulösen, zeigte die Immunfärbung zur

Detektion des Apoptosemarkers cleaved Caspase 3 ein schwaches Signal (Abb. 23A,

A‘, A‘‘). Vollständig runde und abgelöste Zellen zeigten ein starkes cleaved Caspase 3-

Signal (Abb. 23A, A‘‘‘, A‘‘‘‘), was darauf hindeutet, dass die Zellen nach Injektion von

hmmr MO aufgrund des Anhaftungsverlusts in eine bestimmte Form der Apoptose

übergehen, der sogenannten Anoikis (Taddei et al., 2012).

Aus den Daten kann gefolgert werden, dass die Abstoßung neuroepithelialer Zellen aus

Explantaten, dem Neuralrohr und den Ependym im Hirn nach Funktionsverlust von

hmmr sowohl aufgrund verringerter Zell-Zell-Kontakte als auch aufgrund verringerter

Zell-Matrix-Adhäsion zustande kam. Zusammen führte dies zu einer Form des

programmierten Zelltods, der Anoikis.

Abbildung 23 Anoikis nach Funktionsverlust von hmmr

(A-A‘‘‘‘) Sicht auf die Schnittkante des Kopfstückes eines transversal aufgeschnittenen Embryos im

Stadium (St.) 25. Injizierte Seite ist durch einen Stern gekennzeichnet. Immunfluoreszenter Färbung von

cleaved Caspase 3 (cl. Casp3, grün) und fluoreszente Färbung der Nuklei (cyan), der koinjizierte

Farbstoff (lineage tracer) fluoresziert rot. Nicht injizierte Zellen zeigen kein cl. Casp3 Signal.

(A‘-A‘‘) Vergrößerungen der Region aus (A) wie durch Box angedeutet (A‘) und selber Ausschnitt ohne

den roten Kanal (A‘‘). Die leicht abgerundete Zelle (weiß umrandet) zeigt ein schwaches cl. Casp3 Signal.

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(A‘‘‘-A‘‘‘‘) Vergrößerungen der Region aus (A) wie durch Box angedeutet (A‘‘‘) und selber Ausschnitt ohne

den roten Kanal (A‘‘‘‘). In abgelösten Zellen außerhalb des Neuralrohrs findet sich ein starkes cl. Casp3

Signal.

In Summe zeigten diese Daten, dass hmmr eine wichtige Rolle während der

Neurulation in Vertebraten spielt und der Funktionsverlust zu anomaler Neurulation und

einer Shh-unabhängigen Vorderhirnfehlbildung - der HPE - führt. Diese wurde von

einem Hydrocephalus begleitet. Nach dem Funktionsverlust von hmmr waren durch

Mikrotubuli-vermittelte Prozesse wie apicobasale Zellelongation, -polarisation und

-migration gestört. Dies resultierte in verringerter Zell-Matrix- sowie Zell-Zell-Adhäsion

neuroepithelialer Zellen und damit in Anoikis. Dies alles deutet auf eine Mikrotubuli-

assoziierte Funktion von hmmr während der anterioren Neuralrohrentwicklung hin.

II.23 Der Funktionsverlust von hmmr in späten Entwicklungsstadien Neben diesen frühen Effekten, welche zu HPE und Hydrocephalus führten, bestand

weiterhin die Möglichkeit, dass ein Hydrocephalus unabhängig von Effekten während

der Neurulation in späteren Entwicklungsstadien enstanden war. Zusätzlich wurde in

Hirnen im Stadium 45 die Ablösung von Zellen aus dem ventrikulären Epithel und die

Akkumulation dieser im Ventrikel beobachtet (Abb. 13K, 14B). Daher wurde

abschließend untersucht, welche Auswirkung der Funktionsverlust von hmmr auf Zellen

der Ventrikularzone hat.

II.23.1 Radiäre Glia in der proliferativen Zone des Hirns von Xenopus In der Maus bilden die Zellen der Ventrikularzone des lateralen Ventrikels, die

sogenannten radiären Glia, bereits während der Entwicklung des Hirns eine

Stammzellnische (Mirzadeh et al., 2008). Radiäre Glia durchspannen mit ihren

Fortsätzen die gesamte Wand des Hirns und dienen neu gebildeten Neuronen als

Migrationswege. Zusätzlich sind diese Zellen hochproliferativ und positiv für das Hirn-

spezifische Lipid-Bindeprotein (brain lipid binding protein, Fabp7), welches als essentiell

für die Ausbildung der Fortsätze von radiären Glia angesehen wird (Feng et al., 1994).

Da hmmr bereits in der proliferativen Zone des Neuralrohrs bei Xenopus

beschrieben/detektiert wurde (Casini et al., 2010, vergleiche Abb. 11), interessierte es

besonders, ob auch hier eine vergleichbare proliferative Zone mit radiären Glia existiert.

Um dies zu überprüfen, wurden transversale Cryotomschnitte von prämetamorphischen

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und adulten Hirnen angefertigt und darauf eine Immunfluoreszenzfärbung durchgeführt.

In Hirnen des Stadiums 45 konnte bereits durch das Anfärben der Nuklei eine

Verdichtung von Zellen um den Ventrikel im Diencephalon festgestellt werden (Abb.

24A, A‘). Der Antikörper gegen das nukleäre Antigen proliferierender Zellen

(proliferating cell nuclear antigen, Pcna) zeigte, dass sich in dieser ventrikulären Zone

eine Vielzahl proliferierender Zellen befand, es sich also um eine proliferative Zone

vergleichbar wie in der Maus handelt (Abb. 24A). Auch konnten über den Fabp7-

Antikörper die Zellkörper radiärer Glia in der proliferativen Zone detektiert werden,

deren Fortsätze durch das Hirn bis zu den Meningen zogen (Abb. 24A, A‘‘).

Ein Transversalschnitt durch das wesentlich größere Hirn adulter Frösche auf Höhe der

lateralen Ventrikel ist in Abbildung 24B schematisch dargestellt. Auch hier waren die

Zellkerne vergleichbar zu jüngeren Hirnen um den Ventrikel verdichtet, so dass auch

hier auf eine proliferative Zone geschlossen werden kann (Abb. 24C).

Abbildung 24 Radiäre Glia in der proliferativen Zone des Hirns von Xenopus

Immunfluoreszente Färbung von transversalen Cryotomschnitten des Hirns im Stadium (St.) 45 (A-A‘‘)

und im adulten Hirn (C). (A) Färbung des Hirn spezifischen Lipid-Bindeproteins/von radiären Glia (Fabp7,

grün), des nukleäre Antigens proliferierender Zellen (Pcna, rot) sowie fluoreszente Färbung der Nuklei

(blau) zeigen eine proliferative Zone um den Ventrikel im Diencephalon. Von dort ziehen die Fortsätze

der radiären Glia bis zu den Meningen. (A‘) Nur blauer Kanal aus (A). (A‘‘) Vergrößerung der pialen

Region des Hirns wie in (A) eingezeichnet, zeigt Fortsätze der radiären Glia. (B) Schema eines

transversalen Schnittes durch das adulte Xenopus-Hirn (abgeändert aus Monteforte et al., 2010). (C)

Linke Hemisphäre eines adulten Hirns mit fluoreszenter Färbung der Nuklei (blau) wie in (B)

eingezeichnet. Zu erkennen ist die Verdichtung der Nuklei um den Ventrikel.

D = dorsal; l = links; r = rechts; v = ventral

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II.23.2 Radiäre Glia sind nach Funktionsverlust von hmmr reduziert Die generelle Auswirkung des Funktionsverlustes von hmmr auf das Vorderhirn mit

Verlust der ventrikulären Strukturen legte nahe, dass auch die proliferativen Zonen

betroffen sein könnten. Zur weiteren Analyse der radiären Glia wurden daher

transversale Cryotomschnitte auf Höhe der lateralen Ventrikel in unilateral injizierte

Embryonen im Stadium 45 angefertigt und erneut radiäre Glia und Nuklei angefärbt. Auf

der uninjizierten Kontrollseite lokalisierten radiäre Glia wie erwartet in der proliferativen

Zone um den lateralen Ventrikel (Abb. 25A, A‘). Auf der injizierten Seite wurden deutlich

weniger radiäre Glia detektiert (Abb. 25A, A‘). Auch die statistische Auswertung

spiegelte diese Tendenz wider. So waren die radiären Glia auf der mit hmmr MO

injizierten Seite des Embryos signifikant reduziert im Vergleich zur uninjizierten Seite

(Abb. 25B, P = 0.021, unkorrigiert). Auch im Vergleich mit einem uninjizierten

Kontrollembryo zeigte sich diese signifikante Veränderung (Abb. 25B, P = 0.021,

unkorrigiert).

Aus diesen präliminären Ergebnissen kann also der Schluss gezogen werden, dass

hmmr für den Erhalt embryonaler, neuraler Stammzellen - der radiären Glia - notwendig

ist.

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Abbildung 25 Radiäre Glia sind nach Funktionsverlust von hmmr reduziert

Immunfluoreszente Färbung von transversalem Cryotomschnitt des Hirns im Stadium (St.) 45. (A)

Färbung des Hirn-spezifischen Lipid-Bindeproteins/von radiären Glia (Fabp7, grün) und fluoreszente

Färbung der Nuklei (blau). Die injizierte Seite, durch Stern gekennzeichnet, zeigt deutlich weniger radiäre

Glia in der proliferativen Zone. (A‘) Nur grüner Kanal aus (A). (B) Statistische Auswertung von mehreren

Cryotomschnitten pro Embryo (Zahl der Schnitte im Balkendiagramm).

D = dorsal; l = links; N = Anzahl der Embryonen; n = Anzahl der unabhängigen Experimente; n.s. = nicht

signifikant; r = rechts; uninj. = uninjiziert; v = ventral

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II.24 Legenden der Filme Film 1 Die Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung im vierten Ventrikel

Der Film verdeutlicht die Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung im vierten Ventrikel eines unbehandelten

Kontrollembryos im Stadium 46 nach Injektion fluoreszenter Latexmikrosphären. Die Fokusebene bewegt

sich in fünf Schritten von dorsal (d) nach ventral (v). Dies wird durch die rote Linie im schematischen

Querschnitt durch den vierten Ventrikel, welcher im kleinen Bild gezeigt ist, verdeutlicht. Jedes Bild des

Films beinhaltet 20 aufeinander folgende Rohbilder, die von rot nach grün farblich kodiert und auf ein

einzelnes Bild projiziert wurden. Dafür wurde eine Nutzerabwandlung des „Temporal-Color Coder“ (Kota

Miura, EMBL, Heidelberg) Zusatzprogramms für Fiji verwendet. Die CSF bewegt sich direkt unterhalb des

dorsalen Dachs nach rostral, wechselt ihre Richtung in medialen Fokusebenen und strömt in den

ventralen Fokusebenen wieder nach caudal. Der Film läuft in Echtzeit.

A = anterior; p = posterior Film 2 Die Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung wird durch motile Cilien generiert

Der Film zeigt die nach caudal gerichtete Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung an der ventralen Mittellinie

(mediale Region des Films) und an den Rhombomeren (laterale Region des Films) im vierten Ventrikel.

Explantierte Hirne wurden entlang der dorsalen Mittellinie eröffnet, das Dach wurde entfernt und das Hirn

flach in eine Latexmikrosphären-haltige Lösung eingebettet (vergleiche Material und Methoden). Der Film

startet mit einem Hellfeldbild der gefilmten Region, gefolgt von der Bewegung der fluoreszenten

Latexmikrosphären und endet in einer Z-Projektion aller aufgenommenen Bilder. Die Unterbrechung und

Wiederaufnahme der langsamen, seitlichen CSF-Strömung durch motile Cilien in den

Rhombomergrenzen (durch weiße, gestrichelte Linien angedeutet) wird im Film und besser in der finalen

Z-Projektion sichtbar. Der Film läuft in Echtzeit.

A = anterior; p = posterior

Film 3 Der Funktionsverlust von foxj1 verlangsamt die Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung im vierten Ventrikel Der Film zeigt einen Vergleich der Cerebrospinalflüssigkeits-Strömung am Dach des vierten Ventrikels

zwischen uninjizierten Kontrollen (co/Ko), mit Kontroll-Morpholino (coMO/KoMO) und mit foxj1 Morpholino

(foxj1 MO) injizierten Embryonen. Die mit KoMO und foxj1 MO injizierten Embryonen sind dieselben, wie

in Abbildung 9 D-G und F‘, G‘ abgebildet. Der Film startet und endet mit einer Maximum-Z-Projektion aller

Bilder. Jedes Bild des Films beinhaltet 20 aufeinander folgende Rohbilder, die von rot nach grün farblich

kodiert und auf ein einzelnes Bild projiziert wurden. Dafür wurde eine Nutzerabwandlung des „Temporal-

Color Coder“ (Kota Miura, EMBL, Heidelberg) Zusatzprogramms für Fiji verwendet. In Kontroll- und mit

KoMO injizierten Embryonen zeigt sich eine schnelle, anteriore Bewegung der Latexmikrosphären,

während mit foxj1 MO injizierte Embryonen nur eine langsame und aberrante Bewegung der

Latexmikrosphären zeigen. Der Film läuft zuerst in Echtzeit und wird anschließend mit einem Fünftel der

Originalgeschwindigkeit wiederholt.

A = anterior; p = posterior

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Film 4 Verzögerter, anteriorer Neuralrohrschluss nach Funktionsverlust von hmmr Der Film zeigt einen Kontrollembryo (links) und einen mit hmmr Morpholino (MO) injizierten Embryo

(rechts) während der Neurulation. Er startet im Stadium 13, beide Embryonen sind im selben Stadium

und weisen keinerlei Unterschiede in der Entwicklung auf. Anschließend wurde ein Bild pro Minute

aufgenommen bis der Kontrollembryo das Stadium 20 erreicht hatte. Die Verzögerung des

Neuralrohrschlusses beim mit hmmr MO injizierten Embryo wird ab Stadium 16 deutlich.

Film 5 Adhäsion und Migration sind in Neuralleisten aus hmmr Morphanten reduziert Der Film zeigt Neuralleistenzell-Explantate einer Kontrolle (links) und eines mit hmmr Morpholino (MO)

injizierten Embryos (rechts). Die erste Aufnahme wurde 30 Minuten nach Explantation gemacht und die

Kultur dann für weitere vier Stunden mit je einem Bild pro Minute gefilmt.

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Diskussion

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III Diskussion In vorliegender Arbeit wurde die zentrale Frage nach den pathologischen Ursachen und

Mechanismen, welche der Entstehung eines Hydrocephalus unterliegen, untersucht.

Dafür wurde eine grundlegende, morphologische Analyse der Biogenese motiler Cilien

durchgeführt. Darüber hinaus wurde die durch Cilienbewegung getriebene Strömung

der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF) charakterisiert. Die Analyse des Funktionsverlusts

von hmmr sollte Aufschluss darüber geben, inwiefern eine Regulation der

Cilienschlagfrequenz für die physiologischen Funktionen der CSF-Strömung notwendig

ist.

III.1 Die Expression von foxj1 korreliert zeitlich und räumlich mit der Ausbildung elongierter Cilien

foxj1 war bereits vor Ausbildung elongierter Cilien in einem distinkten Muster exprimiert.

Dies war äquivalent zum bereits beschriebenen Expressionsmuster in der Maus

(Jacquet et al., 2009; Lim et al., 1997). Zusammengefasst geht die Expression von

Foxj1/foxj1 somit der Bildung ependymaler Cilien sowohl in Maus als auch in Xenopus

voran. Wird davon ausgegangen, dass der Beginn der Metamorphose in Amphibien in

etwa der Geburt bei Säugetieren entspricht, korreliert auch die zeitliche Ausprägung der

Expression von Foxj1/foxj1 in Maus und Xenopus.

Die Multicilierung des Ependyms in Xenopus entwickelte sich erst spät in Regionen mit

andauernder Expression von foxj1. Diese Beobachtung stimmt damit überein, dass

niedrige Expressionslevel von foxj1 Zellen dazu induzieren, ein elongiertes, motiles

Monocilium auszubilden (Stubbs et al., 2008). Das Umschalten der Zelle von einem

elongierten, motilen Monocilium zu multiplen, motilen Cilien benötigt zusätzlich die

Expression des Zell-Zyklus-Regulators Mcidas (Stubbs et al., 2012).

Da in vorliegender Arbeit bereits die Regionen und das Auftreten erster Multicilien-

tragender Zellen (MCZ) identifiziert wurden, wäre es interessant, die mcidas Expression

im Xenopus-Hirn zu untersuchen.

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Diskussion

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III.2 Die Bewegung der Cerebrospinalflüssigkeit wird durch motile Cilien generiert

Eine Strömung der CSF im Hirn von Xenopus wurde bereits in zwei Studien

beschrieben (Miskevich, 2010; Mogi et al., 2012). Basierend auf Cilierungsanalysen der

Ventrikel anderer Anurenarten (Gona und Hauser, 1982; Nelson und Wright, 1974)

wurden motile Cilien als Ursache der CSF-Strömung vorgeschlagen.

Alternativ dazu wurde der Herzschlag als möglicher Regulator der CSF-Strömung

genannt. So hatte sich gezeigt, dass die Betäubung von Embryonen mit MS-222 in

verlangsamtem oder fehlendem Herzschlag resultierte und sich die

Strömungsgeschwindigkeit der CSF gleichzeitig von 77 µm/s auf 11 µm/s verlangsamte

(Miskevich, 2010). Jedoch lässt die Beobachtung des fehlenden Herzschlages darauf

schließen, dass in genannter Studie eine zu hohe Dosis von MS-222 eingesetzt wurde

und die Embryonen als Konzequenz einen Herzstillstand erlitten hatten. Cilienmotilität

bleibt jedoch auch noch einige Zeit nach dem Erliegen des Kreislaufsystems erhalten.

Allerdings ist MS-222 auch dafür bekannt, wässrige Lösungen anzusäuern. Ein

niedriger pH-Wert senkt wiederum die Cilienschlagfrequenz, was in einer

verlangsamten Strömungsgeschwindigkeit der CSF resultiert (Clary-Meinesz et al.,

1998). In vorliegender Arbeit wurde deshalb Benzocain als Anästhetikum eingesetzt.

Zusätzlich wurde die experimentelle Durchführung dahingehend optimiert, dass Dosis

(< 0,01 %) und Expositionszeit (< 5 min) minimal gehalten werden konnten. Die im

Vergleich zu den vorangegangenen Studien wesentlich höhere durchschnittlich

gemessene Strömungsgeschwindigkeit der CSF (450 µm/s) könnte also durch das

Vermeiden unspezifischer Effekte auf pH-Wert und Cilienschlagfrequenz erklärt werden.

Zusammen mit der Beobachtung einer signifikant verlangsamten

Strömungsgeschwindigkeit der CSF nach Funktionsverlust von foxj1 wird somit aus den

vorliegenden Daten der Schluss gezogen, dass die CSF-Strömung durch

Cilienbewegung als einzigen Antrieb generiert wird.

III.3 Wie kann ciliäre Dysfunktion Hydrocephalus induzieren? Der Funktionsverlust von foxj1 erzeugte eine deutlich verlangsamte CSF-Strömung im

vierten Ventrikel, begleitet von einem Hydrocephalus. Bereits gut untersucht ist, dass

Mutationen in Cilien-assoziierten Genen zu Hydrocephalus führen können (Olbrich et

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Diskussion

69

al., 2012). Die Mechanismen, wodurch ein Verlust motiler Cilien eine hydrocephalische

Erweiterung der Ventrikel bewirkt, sind allerdings nicht bekannt.

In den foxj1-Funktionsverlustexperimenten der vorliegenden Arbeit fehlten die Cilien nie

vollständig, sondern einige wenige elongierte Cilien besetzten weiterhin die Zellen der

Ventrikularzone. Als Folge dessen war die Strömungsgeschwindigkeit der CSF deutlich

verlangsamt.

Die rostral gerichtete CSF-Strömung am Dach des Rhombencephalons stellt die

stärkste Bewegung im gesamten Ventrikelsystem dar (450 µm/s im Gegensatz zu 160

µm/s am Plexus choroideus (PC) des dritten Ventrikels). Die kritische Grenze scheint

eine Strömungsgeschwindigkeit der CSF von 300 µm/s zu sein. Langsamere

Geschwindigkeiten der CSF-Strömung einzelner Embryonen korrelierten mit der

Entstehung eines Hydrocephalus im vierten Ventrikel. Fällt die

Strömungsgeschwindigkeit unter eine kritische Grenze von 300 µm/s, könnte somit die

Kraft, welche die CSF durch den Aquaeductus mesencephali (AM) in das Vorderhirn

lenkt, zu gering sein. Somit würde es zu einer Aufstauung der CSF im vierten Ventrikel

und schließlich zur Ventrikelerweiterung kommen.

Auch der Funktionsverlust von hmmr senkte die Strömungsgeschwindigkeit der CSF

unter eine Geschwindigkeit von 300 µm/s und induzierte Hydrocephalus im vierten

Ventrikel. Die unveränderte Cilierung des Rhombencephalondachs zeigte jedoch, dass

die Verlangsamung im Gegensatz zum foxj1-Phänotyp nicht durch Ciliogenesedefekte

bedingt war. Stattdessen deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass hmmr im vierten

Ventrikel von Xenopus tatsächlich die Cilienschlagfrequenz regulieren könnte. Für

HMMR wurde bereits gezeigt, dass es in Abhängigkeit von oligomerer Hyaluronsäure

die Schlagfrequenz von Atemwegscilien modulieren kann (Manzanares et al., 2007).

Der Funktionsverlust von hmmr lässt somit darauf schließen, dass Hmmr einen direkten

Einfluss auf die Strömungsgeschwindigkeit der CSF nehmen könnte und für

Fließgeschwindigkeiten oberhalb von 300 µm/s notwendig ist. Eine detaillierte Analyse

des Cilienschlages auf dem Rhombencephalondach wird diesen Zusammenhang im

Detail aufklären.

Eine weitere Möglichkeit, wie ein Hydrocephalus entstehen kann, ist die Überproduktion

der CSF durch Zellen mit dysfunktionalen Cilien. Der dadurch erhöhte Flüssigkeitsdruck

führt zu einer Erweiterung des Ventrikelsystems. In der Maus wurde bereits ein

Zusammenhang zwischen dysfunktionalen Cilien auf Zellen des PC und einer

fehlregulierten CSF-Produktion hergestellt (Banizs et al., 2005). Dabei führten

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Diskussion

70

missgebildete Cilien zu einem unkoordinierten Cilienschlag und gestörter CSF-

Bewegung. In Xenopus besteht das gesamte Dach des vierten Ventrikels aus CSF-

sekretierenden PC-Zellen. Diese wurden durch den Funktionsverlust von foxj1 erheblich

in Mitleidenschaft gezogen. Daher liegt es nahe, dass eine veränderte Aktivität der PC-

Zellen nach Funktionsverlust von foxj1 zu einer Überproduktion der CSF geführt haben

könnte.

Auch wenn Cilien auf PC-Zellen des vierten Ventrikels nach Funktionsverlust von hmmr

noch vollständig oder teilweise vorhanden waren, können diese dysfunktional oder in

ihrer Schlagfrequenz verändert sein. Auch dies könnte zur Überproduktion der CSF

führen, was wiederum in einer hydrocephalischen Erweiterung des Ventrikelsystems

resultiert.

Zusammengenommen implizieren diese Daten, dass sowohl eine

reduzierte/dysfunktionale Cilierung als auch eine veränderte Cilienschlagfrequenz einen

Hydrocephalus hervorrufen können. Dies gilt sowohl für den Cilien-tragenden PC im

vierten Ventrikel als auch für Cilien-tragende Strukturen im gesamten Hirn. Jeder

einzelne Prozess, eine Kombination aus mehreren oder das Zusammentreffen all dieser

fehlregulierten Prozesse kann einen Hydrocephalus bewirken.

III.4 Rufen Fehlbildungen des Vorder- und Mittelhirns Hydrocephalus hervor?

Zusätzlich zu den offensichtlichen Defekten der Cilierung und der CSF-Strömung fielen

nach Funktionsverlust von sowohl foxj1 als auch hmmr morphologische Veränderungen

im Di- und Mesencephalon auf. So verkürzte sich die rostrocaudale Achse

beziehungsweise das Vorder- und Mittelhirn wurde deutlich reduziert. In beiden Fällen

kam es zusätzlich zu einer Reduktion oder zur Stenose der Vorderhirnventrikel.

Bedeutende Strukturen im Vorderhirn sind der PC und das subkommissurale Organ

(SKO). Eine Gemeinsamkeit von Zellen dieser Regionen ist ihre Lokalisation in der

dorsalen Mittellinie, die Expression von foxj1 und die Ausbildung elongierter, motiler

Cilien. So könnte eine Fehlbildung des PC im dritten Ventrikel nach Funktionsverlust

von foxj1 wie im vierten Ventrikel zu veränderter Aktivität der PC-Zellen in Bezug auf

Sekretion und Bewegung der CSF geführt haben. Eine Fehlproduktion könnte einen

Kollaps des Vorderhirns mit Stenose des AM hervorrufen. Bei gleichbleibender

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Diskussion

71

Sekretion der CSF im vierten Ventrikel würde dies eine Aufstauung der CSF und einen

Hydrocephalus im vierten Ventrikel bedingen.

Der Funktionsverlust von hmmr resultierte im Krankheitsbild der Holoprosencephalie

(HPE), welche durch den Verlust dorsaler Mittellinienstrukturen zusammen mit nicht

getrennten Hemisphären und Aberrationen der craniofacialen Strukturen in Mensch und

Maus charakterisiert ist. Besonders betroffen war dabei ebenfalls der PC des dritten

Ventrikels.

Dabei ist zu bemerken, dass gerade die Zellen des PC ein ausgeprägtes Epithel mit

undurchlässigen Zellverbindungen („Tight junctions“) bilden müssen, da diese eine Blut-

Liquor-Schranke darstellen. Somit erfordert die Entwicklung des PC die Ausbildung von

Zellverbindungen, welche wiederum die Zellpolarität generieren und aufrechterhalten.

Die Rolle von Aktin für die dynamische Organisation von Tight junctions ist bereits gut

untersucht, aber auch Mikrotubuli tragen wesentlich zur Erhaltung epithelialer Tight

junctions bei (Glotfelty et al., 2014). Somit ist es möglich, dass das Mikrotubuli-

assoziierte Protein Hmmr in Xenopus eine Funktion bei der Aufrechterhaltung von

Zelladhäsion und -polarität innehat und die starke Fehlbildung des PC auf eine gestörte

Epithelialisierung durch Funktionsverlust von hmmr zurückzuführen ist.

Eine weitere Cilien-tragende Struktur in der dorsalen Mittellinie ist das SKO. Dieses

sezerniert Glycoproteine wie SCO-Spondin (die Reissner-Substanz), aus welchen sich

der Reissner-Faden (RF) aggregiert (Lichtenfeld et al., 1999). Durch den RF wird der

AM offen gehalten. Manipulation der Sekretion oder Aggregation der Glycoproteine des

RFs führen zu einem Kollaps des AM mit darauf folgendem Hydrocephalus in späteren

Stadien. Dies wurde bereits in der Ratte beschrieben (Vio et al., 2000). In dieser Studie

wurde die Bildung des RFs durch das SKO mittels immunologischer Blockade

manipuliert. Eine Analyse von Ratten mit morphologischen und funktionalen Defekten

des SKOs unterstützte die genannte Studie ebenfalls (Ortloff et al., 2013). In Xenopus

wird die Reissner-Substanz zuerst von Zellen der Bodenplatte und anschließend vom

sich entwickelnden SCO produziert. Sowohl die Bodenplatte als auch das SKO zeigten

eine starke foxj1-Expression und besonders die Cilierung des SKOs wurde durch den

Funktionsverlust von foxj1 stark verändert (Abb. 10).

Auch der Funktionsverlust von Rfx3 führte zu veränderter Cilierung im SKO und

verminderter Immunoreaktivität des vom SKO gebildeten RF, was in einem

kongenitalen Hydrocephalus ohne Stenose des AM resultierte (Baas et al., 2006). Von

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Diskussion

72

besonderer Bedeutung ist dabei, dass die ependymalen Cilien noch immer motil waren,

obwohl die SKO-Cilierung in Rfx3-/- Mäusen verändert war.

Somit könnte eine veränderte Cilierung des SKO durch den Funktionsverlust von foxj1

die Bildung oder den Verlauf des RFs beeinträchtigen. In Folge könnte dies zu einer

aberranten Ventrikelmorphologie im Vorder- und Mittelhirn führen. Zusammen mit einer

möglichen Stenose des AM würde dies ebenfalls in einem Hydrocephalus des

Rhombencephalons resultieren. Inwieweit der Funktionsverlust von foxj1 das SKO

beziehungsweise die Bildung des RF beeinträchtigt, werden weiterführende Studien

zeigen.

Nach Funktionsverlust von hmmr war das SKO deutlich breiter (nicht gezeigt). Dies

lässt ebenfalls Rückschluss auf eine gestörte Sekretion der Glycoproteine zu, aus

welchen der RF aggregiert. Somit könnte eine gestörte Aggregation des RFs nach

Funktionsverlust von hmmr zum Kollaps des AM führen und ebenfalls einen

Hydrocephalus bedingen.

Neben dem PC des dritten Ventrikels und dem bereits beschriebenen SKO liegt im

Diencephalon die ZLI. Die ZLI stellt ein wichtiges Signalzentrum dar, welche den

Präthalamus vom Thalamus trennt. Innerhalb dieser Region wird ein komplexes Muster

aus regulatorischen Molekülen wie zum Beispiel Shh exprimiert, welche wiederum im

Thalamus zu neuroepithelialer Proliferation und Wachstum führen (Vieira et al., 2005).

Auch wenn eine funktionelle Korrelation bisher nicht vorliegt, tragen Cilien

höchstwahrscheinlich zur Funktionalität in Signalzentren bei. So können sie

Morphogengradienten generieren sowie Signalmoleküle detektieren und dadurch

Signalwege prozessieren. Der Verlust motiler Cilien durch Knock-down von foxj, wie

auch eine veränderte Cilienschlagfrequenz durch den Funktionsverlust von hmmr

könnten in jedem dieser Zentren Morphogengradienten unterbrechen.

Die resultierenden morphologischen Aberrationen im Diencephalon würden ebenfalls

zum Kollaps des Ventrikelsystems oder einer Stenose führen und damit zur

hydrocephalischen Erweiterung des vierten Ventrikels.

Für die korrekte Aufdehnung und Formbildung des Ventrikelsystems scheint somit ein

reguliertes Zusammenspiel von Cilienmotilität, RF-Bildung und postnataler SKO-

Funktion notwendig zu sein.

Zusammengefasst können der Verlust dorsaler Mittellinienstrukturen sowie der Verlust

motiler Cilien oder eine veränderte Schlagfrequenz von Cilien in bedeutenden

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Diskussion

73

Vorderhirnstrukturen zu Kollaps oder Stenose der Ventrikel im Vorderhirn führen und

eine hydrocephalische Erweiterung des vierten Ventrikels im Rhombencephalon

bedingen.

III.5 Wie kommt es zum Verlust dorsaler Mittellinienstrukturen nach Funktionsverlust von hmmr?

Um besser verstehen zu können, wie durch die HPE nach Funktionsverlust von hmmr

ein Hydrocephalus bedingt werden kann, wurden in weiterreichenden Analysen die

zugrunde liegenden Mechanismen des Phänotyps näher untersucht werden. Dabei

zeigte sich, dass der HPE ein verzögerter anteriorer Neuralrohrschluss vorausgeht.

Die Mechanismen des posterioren Neuralrohrschlusses sind bereits relativ gut

untersucht (Wallingford, 2012; Wallingford und Harland, 2002), während die zellulären

und molekularen Mechanismen für den anterioren Neuralrohrschluss weitgehend

unbekannt sind. Cilien sowie der Cilien-basierte Shh-Signalweg stellen allerdings

wichtige Faktoren im anterioren Neuralrohrschluss und in der Vorderhirnentwicklung dar

(Chung et al., 2012; Park et al., 2006). Da jedoch weder die Biogenese primärer Cilien

noch Zielgene des Shh-Signalwegs nach Funktionsverlust von hmmr betroffen waren,

scheinen die anterioren Neuralrohrschlussdefekte weder auf Defekten in primären

Cilien noch auf einem veränderten Shh-Signalweg zu beruhen. Interessanterweise ist

die HPE in Cdc42 Mutanten auch Shh-unabhängig und Cdc42 konditionale Kock-out

Mäuse entwickeln ebenfalls einen Hydrocephalus (Peng et al., 2013).

Andere Signalwege - wie der Wnt/Ctnnb1-Signalweg - sind unterschiedlich aktiv entlang

der anteroposterioren Achse des Neuralrohrs und könnten dadurch rostrocaudale

Unterschiede im Neuralrohrschluss sowie in der Entwicklung des zentralen

Nervensystems generieren. Der Wnt/Ctnnb1-Signalweg determiniert posteriore

Zellschicksale, während er anterior für die Vorderhirnentwicklung inhibiert werden muss

(Kiecker und Niehrs, 2001). Somit könnten die Vorderhirndefekte nach Funktionsverlust

von hmmr durch Interaktion mit Signalwegen, welche differentiell entlang der

anteroposterioren Achse aktiviert sind, erklärt werden.

Neben seiner Rolle als transkriptioneller Kofaktor lokalisiert Ctnnb1 auch an

Adhärenzverbindungen, interagiert mit Cadherinen und Cateninen und vermittelt so

Zell-Zell-Verbindungen. Der Vorderhirn spezifische Funktionsverlust von ctnnb1 in

Mäusen führte zum Ablösen und Absterben neuroepithelialer Zellen und fehlenden

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Diskussion

74

neuralen Mittellinienstrukturen, sprich zu einer HPE (Junghans et al., 2005). Zusammen

mit der Beobachtung, dass dem verzögerten Neuralrohrschluss eine gestörte Migration

und Interkalation neuroepithelialer Zellen zugrunde liegt, gab dies einen ersten Hinweis

auf die Bedeutung von Zelladhäsions-vermittelter Zellpolarität bei der Neurulation und

Vorderhirnentwicklung in Xenopus.

Für das Aufeinandertreffen der Neuralfalten und Ausbildung der Mittellinie müssen die

intermediären lateralen Zellen der tiefen Schicht nach medial migrieren und

interkalieren, um ihre Position in der dorsalen Mittellinie einzunehmen. Gleichzeitig

interkalieren die Zellen der ventralen, tiefen Schicht mit denen der superfiziellen. Dies

führt zu einem einschichtigen Neuroepithel und der Bildung des Neuralrohrs mit einem

Ventrikellumen (Davidson und Keller, 1999). Sowohl der Prozess der medialen

Migration als auch die Interkalation von Zellen setzt eine Polarisierung der Zelle entlang

der apikobasalen Achse voraus. Die Rolle von Aktin und Aktin-vermittelten Prozessen

bei der Generierung molekularer und morphologischer Zellpolarität ist bereits gut

beschrieben. Jedoch wird immer deutlicher, dass auch Mikrotubuli eine kortikale

Polarität generieren und/oder erhalten können. Dies wird durch einen positiven

Rückkopplungs-Mechanismus sichergestellt, bei welchem Mikrotubuli zuerst die

Polarität generieren. Anschließend werden diese kortikal verankert, was die Polarität

aufrecht erhält (Siegrist und Doe, 2007).

HMMR assoziiert sowohl mit Mikrotubuli als auch mit Aktin (Assmann et al., 1999) und

konnte in Xenopus zusammen mit F-Aktin nahe der Plus-Enden von Mikrotubuli am

Zellkortex detektiert werden (vergleiche Abb. 17). Zusätzlich dazu führte der

Funktionsverlust von hmmr zu desorganisierten Mikrotubuli sowie neuroepithelialen

Zellen, welche weniger elongiert und polarisiert waren. Die Elongation des

neuroepithelialen Zellverbandes benötigt wiederum ein intaktes und ausgerichtetes

Mikrotubuli-Cytoskelett (Karfunkel, 1971). Somit könnte Hmmr als ein verbindendes

Protein zwischen kortikalen Mikrotubuli und Aktin agieren und würde damit Ähnlichkeit

zu Proteinen der Spektraplakin-Familie von cytoskelettalen Cross-Linkern aufweisen

(Watanabe et al., 2005).

Die Polarität eines Neuroepithels wird insbesondere durch die Positionierung von

Adhärenzverbindungen nahe der apikalen Oberfläche (Chen et al., 2006) und durch

fokale Adhäsionen an der basalen Membran festgelegt. Auch ist bereits bekannt, dass

Mikrotubuli für Prozesse an Zell-Zell-Verbindungen benötigt werden (Etienne-

Manneville, 2013). Dabei müssen diese an entsprechende Stellen des Zellkortex

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Diskussion

75

gebracht und die Plus-Enden über Cross-Linker oder andere verbindende Proteine an

kortikales Aktin gebunden werden (Watanabe et al., 2005).

Die Bedeutung der Zelladhäsion für die anteriore Neurulation wird weiterhin durch eine

Zebrabärbling Mutante klar, welche reduzierte Expression und Lokalisation von

cdh2/Cdh2 (N-Cadherin) aufweist (Aquilina-Beck et al., 2007). Die Dysregulation von

cdh2 wird gefolgt von gestörter Neurulation und resultiert in einer HPE. Dies unterstützt

die Beobachtung von reduziertem Cdh2 an der Zellmembran nach Funktionsverlust von

hmmr in vorliegender Arbeit. Die Verbindung von Mikrotubuli und kortikalem Aktin durch

Hmmr an Adhärenzverbindungen könnte somit die Stabilität des neuroepithelialen

Zellverbands erhöhen und zur Generierung der Zellpolarität beitragen.

Zusätzlich zur Interaktion mit Adhärenzverbindungen werden die Plus-Enden von

Mikrotubuli an fokale Adhäsionspunkte gebracht, was die Zell-Matrix-Interaktion

moduliert (Etienne-Manneville, 2013). Die Verankerung von Mikrotubuli in der Nähe

fokaler Adhäsionspunkte könnte ebenfalls durch Hmmr vermittelt werden. Hmmr

lokalisiert tatsächlich in der Nähe fokaler Adhäsionspunkte (Assmann et al., 1999 und

eigene Beobachtungen) und wurde für die Modulation fokaler

Adhäsionspunktdynamiken durch Ptk2 beschrieben (Hall et al., 1994). Somit könnte

Hmmr die Mikrotubuli-abhängige Regulation der Integrin-Adhäsion an Fibronectin

bewirken und damit die basale Anhaftung des Neuroepithels sicherstellen.

Nach Funktionsverlust von hmmr zeigte sich sowohl eine verringerte Zell-Zell-Adhäsion

als auch ein kleinerer Kontaktbereich von Neuralleistenzellen auf Fibronectin. Durch

den Verlust der basalen Anhaftung und des Kontakts zu Nachbarzellen verloren die

neuroepithelialen Zellen ihre Elongation und Polarisation. Zusammengefasst kann also

geschlussfolgert werden, dass eine Hauptursache der HPE eine gestörte Zellpolarität

durch Dysregulation von Vorderhirn-Zelladhäsionsdynamiken ist, welche wiederum von

Hmmr beeinflusst werden.

Auch in radiären Glia im Vorderhirn, welche starke hmmr-Expression zeigten, würde der

Verlust von Mikrotubuli-vermittelter Zelladhäsion zu einem Auflösen des Zellverbandes

führen. Wie in vorliegender Arbeit beobachtet werden konnte, löst sich ein Teil der

proliferativen Zellen aus dem Verband und stirbt durch Anoikis. Die durch

Adhäsionsverlust bedingte Reduzierung der Zellpolarität würde damit zur

Fehlentwicklung des Ependyms führen und schließlich in einer Stenose des AM und

einem Hydrocephalus resultieren.

Ein vereinfachtes Modell dazu ist in Abbildung 26 (A-B) dargestellt.

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76

Vor und während des Neuralrohrschlusses sind die intermediären tiefen Zellen (ITZ),

welche später zur dorsalen Mittellinie beitragen, noch lateral positioniert. Dies ist sowohl

in Wildtypen als auch in hmmr-Morphanten der Fall (Abb. 26C Davidson und Keller,

1999; Schroeder, 1970). Mit Hilfe von Zell-Zell-Adhäsion interkalieren die Zellen radial

miteinander und ziehen die lateralen Grenzen der Neuralplatte damit nach medial und

dorsal. Die Neuralplatten nach Funktionsverlust von hmmr sind breiter, da sie diese

Zugkraft nicht aufbringen können (Abb. 26C). Nach dem Neuralrohrschluss kommen die

ITZ in der dorsalen Mittellinie des Neuralrohrs zu liegen, wie hier durch not-

exprimierende Zellen in der Dachplatte des Diencephalons gezeigt (Abb. 26D). Die mit

hmmr MO injizierten Zellen bleiben aufgrund des Verlusts von Migration und

Interkalation weiter lateral und können damit nicht zu einer funktionalen Dachplatte

beitragen.

Zusätzlich trägt die radiale Interkalation der superfiziellen und tiefen Schichten im

Anschluss an den Neuralrohrschluss zur Bildung eines einschichtigen Neuroepithels

bei. Dieser finale Interkalationsschritt ist für die Bildung und Aufweitung des

Neuralrohrlumens unablässig (Abb. 26C; Davidson und Keller, 1999). Da die

superfiziellen und tiefen Schichten nach Funktionsverlust von hmmr nicht vollständig

interkalieren, wird kein Ventrikellumen gebildet.

Somit ist der Verlust von Mikrotubuli-vermittelter Zelladhäsion sehr wahrscheinlich die

Ursache von zwei Merkmalen in der Entstehung einer HPE - dem Verlust dorsaler

Mittellinienstrukturen und der Fehlbildung eines Ventrikellumens.

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77

Abbildung 26 Modell der hmmr-vermittelten Zelladhäsion und Holoprosencephalie-Bildung

(A) Elongierte und polarisierte Zelle eines Kontrollembryos mit intaktem Mikrotubuli-Cytoskelett. (A‘, A‘‘)

hmmr-vermittelte Stabilität und Regulation an Adhärenzverbindungen (A‘) und fokalen Adhäsionspunkten

(A‘‘), wie in (A) angedeutet. (B-B‘‘) Verlust von Zellelongation, -polarisation und hmmr-vermittelter

Stabilität und Regulation. (C) Model der medialen Konvergenz durch radiale Interkalation von

intermediären tiefen (IT) Zellen. Die reduzierte Zell-Zell- und Zell-Matrix-Adhäsion nach Funktionsverlust

von hmmr verhindert die korrekte radiale Interkalation und führt damit zu einer breiteren Neuralplatte. (D)

Die Bildung von Ventrikellumen und Dachplatte nach der Neurulation hängen von korrekter medialer

Konvergenz und radialer Interkalation der IT Zellen ab. Können diese IT Zellen nicht interkalieren, führt

dies zu einem Fehlen des Ventrikellumes und der Dachplatte.

III.6 Abschließende Bemerkungen Mit vorliegender Arbeit konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass motile Cilien die

Ursache einer physiologischen CSF-Strömung sind. Ein Fehlen motiler Cilien führt zur

hydrocephalischen Erweiterung des Ventrikelsystems. Auch eine ciliäre Dysfunktion

(Immotilität oder veränderte Schlagfrequenz) korreliert mit der Entstehung von

Hydrocephalus. Ebenso korrelieren Vorder- und Mittelhirndefekte mit der Bildung eines

Hydrocephalus.

Die pathologischen Ursachen welche zur Entstehung des komplexen Krankheitsbildes

Hydrocephalus führen konnten bisher nicht vollständig aufgeklärt werden. Aber durch

die genaue räumlich-zeitliche Analyse der Entstehung Mono- und Multicilien-tragender

Zellen und der CSF-Strömung wurde eine wichtige Grundlage geschaffen. Auf

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Diskussion

78

Grundlage dieser können weitere humanen Gene beziehungsweise der Verlust dieser,

auf ihre Funktion in der Entstehung von Hydrocephalus getestet werden.

Zusätzlich konnte für hmmr eine neue Rolle während der Neurulation beschrieben

werden. Dies bietet einen Einstiegspunkt zu weiteren Untersuchung humaner HPE, ein

Krankheitsbild das in vielen Fällen von Hydrocephalus begleitet wird.

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Material und Methoden

79

IV Material und Methoden

IV.1 Beiträge zu gemeinschaftlichen Projekten Soweit nicht anders angegeben, wurden alle Daten von mir generiert.

Nachfolgend eine Auflistung der Beiträge bei gemeinschaftlich durchgeführten

Projekten:

IV.1.1 Hirnmorphologie / foxj1 Dieser Teil der Arbeit wurde veröffentlicht unter:

C. Hagenlocher, P. Walentek, C. Müller, T. Thumberger, K. Feistel, “Ciliogenesis and

cerebrospinal fluid flow in the developing Xenopus brain are regulated by foxj1”, Cilia

(2013)

Peter Walentek: Beitrag zum Aufbau des Projekts,

zu den foxj1 Funktionsverlustexperimenten und

Durchführung einiger in situ Hybridisierungen

Christina Müller: Beitrag zu in situ Hybridisierungen

Thomas Thumberger: Entwicklung des halbautomatischen Cerebrospinal-

flüssigkeits (CSF)-Strömungs-Analysewerkzeugs,

Anpassung an die Studie und

Unterstützung bei der Analyse und Auswertung

der CSF-Strömungs Daten

Kerstin Feistel: Aufbau und Betreuung der Studie sowie

der Datenauswertung, Erstellung des Manuskripts

IV.1.2 Holoprosencephalie / hmmr Dieser Teil der Arbeit befindet sich im Publikationsprozess unter folgendem Titel:

C. Hagenlocher, T. Ott, A. Prager, T. Thumberger, K. Feistel, “hmmr-mediated cell

adhesion regulates Xenopus forebrain development”

Tim Ott: Mithilfe bei zeitgleichen Injektionen für Zeitrafferfilme,

Beitrag zum Aufbau der Studie

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Material und Methoden

80

Angela Prager: Beitrag zu einer in situ Hybridisierung und

Immunfluoreszenz

Thomas Thumberger: Entwicklung des halbautomatischen CSF-Strömungs-

Analysewerkzeugs, Anpassung an die Studie und

Unterstützung bei der Analyse und Auswertung der CSF-

Strömungs Daten sowie bei der Darstellung der Daten

Kerstin Feistel: Aufbau und Betreuung der Studie, Beitrag zu

Immunfluoreszenzfärbungen und konfokalen Aufnahmen,

Zellpolarisierung und Cilienlänge, Präparation

Neuralleistenzell- und Neuralplattenexplantate

Anna Iwanska: Beitrag zu Immunfluoreszenzfärbungen und in situ

Hybridisierungen inkl. Vibratomschnitte, Beitrag zu MO

Injektion

IV.2 Material Material nach Maike Getwan (Getwan, 2015) und Tim Ott (Ott, 2014), angepasst und

erweitert.

IV.2.1 Chemikalien Agaragar Roth

Agarose Standard (Froschexperimente) Roth

Agarose LE (Gelelektrophorese) Genaxxon

Albumin Fraktion V (BSA) AppliChem

Ammoniumacetat Roth

Ampicillin-Natriumsalz AppliChem

Anti-Digoxigenin alkalische Phosphatase Fab-Fragmente Roche

Argongas Westfalen

BM-Purple AP-Substrat Roche

Boehringer-Blocking-Reagenz Roche

BSA (bovine serum albumin; 100 x) Promega

Calciumchlorid (CaCl2) Roth

Calciumchlorid-Dihydrat (CaCl2 . 2H2O) Roth

Calciumnitrat-Tetrahydrat (Ca(NO3)2 . 4H2O) Roth

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Material und Methoden

81

CAS-Block ThermoFisher Sc.

CHAPS AppliChem

Chloroform Merck

Cystein AppliChem

Desoxynukleosidtriphosphate (dNTPs) Promega

Digoxigenin-dNTP-Labeling Mix Roche

Dinatriumcarbonat Merck

Dinatriumhydrogenphosphat (Na2HPO4) Roth

Dimethylsulfoxid (DMSO) Roth

Dithiotreitol (DTT) Promega

DNase I ThermoFisher Sc.

Essigsäure AppliChem

Ethanol Roth

Ethidiumbromid Roth

Ethylendiamintetraessisäure (EDTA) Roth

Ethylenguanintetraessigsäure (EGTA) Roth

Ethyl-p-Aminobenzoat (Benzocain, E1501) Sigma-Aldrich

Fibronectin (human) Biochrom

Ficoll AppliChem

F8823, FluoSpheres® carboxylate-modified microspheres,

1 µm, yellow-green fluorescence (505/515), 2 % solids ThermoFisher Sc.

Formaldehyd Roth

Formamid Roth

Gelatine Merck

Gelatin from cold water fish skin Sigma-Aldrich

Gentamycin Biochrome

Glucose AppliChem

Glutardialdehyd (25%) Roth

Glycerol Roth

Glycin AppliChem

Goldfolie Baltic Präparation

Hefeextrakt Roth

Hefe-RNA (Torula) Sigma-Aldrich

Heparin AppliChem

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Material und Methoden

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HEPES AppliChem

Humanes Choriongonadotropin (hCG) Sigma-Aldrich

Isopropyl-beta-D-thiogalaktopyranosid (IPTG) Roth

Isopropanol (2-Propanol) Roth

Kälberserum, fötal (FBS) PPA

Kaliumacetat (C2H3KO2) Roth

Kaliumchlorid (KCl) AppliChem

Kaliumdihydrogenphosphat (KH2PO4) AppliChem

Kaliumgluconat Merck

Kohlenstoffdioxid (CO2), flüssig Westfalen

Ladepuffer für DNA IV (10 x) AppliChem

Lambda-DNA Promega

Ligase (T4-Ligase) Promega

Liquid Blocker PAP Pen for Immunostaining Sigma-Aldrich

Magnesiumchlorid (MgCl2) Merck

Magnesiumsulfat (MgSO4) Roth

Maleinsäure Roth

Methanol Roth

MOPS AppliChem

Morpholino-Oligomere (MO) Gene Tools

Natriumchlorid (NaCl) AppliChem

Natriumcitrat Roth

Natriumdihydrogenphosphat-Monohydrat (NaH2PO4 . H2O) Roth

Natriumdodecylsulfat (SDS) AppliChem

Natriumgluconat AppliChem

Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3) Merck

Natriumhydrogenphosphat (Na2HPO4) Roth

Natriumhydroxid (NaOH) Roth

Oligonukleotide (Primer) Eurofins

Osmiumtetroxid (OsO4) Chempur

Paraformaldehyd (PFA) AppliChem

PBS+ Gibco

Penstrep (Penicillin und Streptomycin) Gibco

Phenol/Chloroform (Rotiphenol) Roth

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Material und Methoden

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Phusion HF DNA Polymerase und 5 x Puffer NEB

Proteinase K Roth

Restriktionsenzyme und Puffer Promega

Roti®-Mount FluorCare DAPI Roth

RNase A Roth

RNase Inhibitor (RNasin) Promega

Saccharose AppliChem

Salzsäure (HCl, 37%) Merck

SP6-RNA-Polymerase Promega

Supercoiled DNA Ladder und Puffer NEB

T3-RNA-Polymerase Promega

T7-RNA-Polymerase Promega

Thymol Serva

Trifast PeqGold PEQLAB Biotech

Tris AppliChem

Tris-HCl AppliChem

TritonX-100 Serva

Trypsin Roth

Trypton AppliChem

Tween20 Roth

Vaseline Molyduval

Ziegenserum Sigma-Aldrich

IV.2.2 Kits AmpliCap SP6 High Yield Message Maker Kit Biozym

GoTaq DNA Polymerase System Promega

innuPREP Gel Extraction Kit Analytik Jena

pGEM-T Easy Vektor Promega

PureYield Plasmid Midiprep System Promega

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Material und Methoden

84

IV.2.3 Antikörper und Fluoreszenzmarker Anti-Fabp7: Merck Millipore

(Anti-BLBP, rabbit polyclonal, 1:100)

Anti-acetyliertes Tuba4a: Sigma-Aldrich

(Anti-acetyliertes α-Tubulin, 6-11B-1, mouse IgG2b, 1:700)

Anti-cleaved Caspase 3 (D175) Cell Signaling Technology

(D3E9, rabbit IgG, 1:250)

Anti-Mapre1: BD Biosciences

(Anti-EB1, 5/EB1, mouse IgG1, 1:100)

Anti-Fn1: D. DeSimone

(Anti-Fibronectin, 4H2, mouse IgG1 1:500)

Anti-Hmmr Aaron Groen/

(rabbit polyclonal, 1:150) Labor T. Mitchison

Anti-HMMR: Volker Assmann

(rabbit polyclonal, 1:200)

Anti-Cdh2: DSHB

(Anti-n-Cadherin, MNCD2, rat IgG2a, 1:5; MNCD2 wurde bei der Developmental

Studies Hybridoma Bank (DSHB) durch Takeichi, M. / Matsunami, H. hinterlegt)

Anti-Pcna: Merck Millipore

(PC10, mouse IgG2a, 1:200)

Anti-Tubg1: Sigma-Aldrich

(Anti-γ-Tubulin, GTU-88, mouse IgG1, 1:1000)

AlexaFluor® 555 goat anti-mouse IgG2a (γ2a) (1:500) ThermoFisher Scientific

AlexaFluor® 555 goat anti-mouse IgG2b (γ2b) (1:200) ThermoFisher Scientific

AlexaFluor® 555 goat anti-mouse IgG1 (γ1) (1:1000) ThermoFisher Scientific

AlexaFluor® 488 goat anti-mouse IgG1 (γ1) (1:500) ThermoFisher Scientific

AlexaFluor® 488 goat anti-rabbit IgG (H+L) (1:500) ThermoFisher Scientific

AlexaFluor® 488 goat anti-rat IgG (H+L) (1:500) ThermoFisher Scientific

Dextran, Tetramethylrhodamin (MW 70.000) ThermoFisher Scientific

Dextran, Alexa Fluor® 488 (MW 10.000) ThermoFisher Scientific

Alexa Fluor® 488 Phalloidin ThermoFisher Scientific

Hoechst 33342 Molecular Probes

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Material und Methoden

85

IV.2.4 Laborutensilien Aluminium-Stiftprobenteller Plano

Bakterienschalen Greiner

Deckgläschen Roth

Einmal-Injektions-Kanülen, Sterican (Gr. 20) B. Braun

Einmalspritzen, Omnifix-F (1 mL) B. Braun

Glaskapillare Hilgenberg

Glaswaren Schott Duran

Leitfähige Haftaufkleber Plano

Mikromesser, ultrafein Fine Science Tools

Multiwell-Platten Greiner

Objektträger, geschnitten Knittel

Petrischalen (Plastik) Multimed

Pipetten (Einweg-Pasteurpipetten) Sarstedt

Pipettenspitzen Sarstedt/Eppendorf

Präparationsbesteck Fine Science Tools

Reaktionsgefäße Sarstedt/Eppendorf

Skalpelle Bayha

Sterilfilter Schleicher und Schuell

Deckglas-Zellkulturkammer Sarstedt

IV.2.5 Geräte Cryotom Leica, CM3050 S

Fluoreszenz-Stereomikroskop Leica, MZ FLIII

Fluoreszenzmikroskop Zeiss, Axio Imager M1

Gelkammern ThermoEC ClassicTM mit Consort

Elektrophoresis Power E844

Kaltlichtquellen Zeiss, KL1500LCD

Kameras Zeiss, AxioCam HRc

Zeiss, AxioCam HSm

Konfokales Laser-Scanning-Mikroskop Zeiss, AxioObserver.Z

mit Zeiss, LSM 700

Kritischer-Punkt-Trockner Leica, EM CPD030

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Material und Methoden

86

Micropipette Puller Sutter Instrument,

P-87Flaming/Brown

Mikroskop Zeiss, Axioskop2 mot plus

Mikromanipulator (Injektor) Harvard Apparatus Medical Systems,

Research Products PLI-100

beziehungsweise PLI-100A

dazu Zeiss, Stemi2000 und Stemi2000C

Photometer Eppendorf, Bio Photometer

Rasterelektronenmikroskop Joel, NeoScope JCM-5000

Stereomikroskop Zeiss, SteREO Discovery.V12

Sputter Leica, EM SCD005

Thermocycler Biozym, Peltier Thermal Cycler PTC-200

Transilluminator Vilber Lourmat, TCP 20M

Vibratom Leica, VT 1000

IV.3 Kulturmedien und Puffer

IV.3.1 Lösungen für Froschexperimente Cystein-Lösung (pH 7,99 - 8,00) 2 % Cystein in ddH2O; täglich frisch hergestellt

Dents-Lösung 80 % Methanol; 20 % DMSO

Ficoll-Lösung 2 % Ficoll in 1 x MBSH gelöst und kalt gelagert

Gurdons Puffer 88 mM NaCl; 15 mM HEPES; 15 mM Tris-HCl; 1 mM KCl

5 x MBSH (Modified Barths Saline mit HEPES; pH 7,4) 440 mM NaCl; 50 mM HEPES; 12 mM NaHCO3; 5 mM KCl; 4 mM MgSO4 . 7 H2O; 2

mM CaCl2; 1,7 mM Ca(NO3)2 . 4 H2O; 0,5 mg/mL Streptomycin; 500 U/ml Penicillin

10 x MEMFA (pH 7,4) 1 M MOPS; 20 mM EGTA; 10 mM MgSO4; 3,7 % (v/v) Formaldehyd

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Material und Methoden

87

1 x MEMFA (für Fixierung) 10 % 10 x MEMFA; 10 % Formamid; 80 % ddH2O;

täglich frisch hergestellt und bei 4 °C gelagert

PFA 10 % 10 x PBS-; 4 % PFA

IV.3.2 Lösungen für Explantate DFA (Danilchiks for Amy) 53 mM NaCl; 5 mM Na2CO3; 4,5 mM Kaliumgluconat; 32 mM Natriumgluconat; 1 mM

CaCl2; 1 mM MgSO4 . 7 H2O; pH 8.3 einstellen mit 1 M Bicine oder alternativ HCl;

0,1 % BSA; steril filtrieren; aliquotieren; lagern bei -20°C

IV.3.3 Lösung für die Gelelektrophorese 50 x TAE-Puffer (Tris Acetate EDTA Electrophoresis Buffer; pH 8,5) 2 M Tris (pH 8,5); 1 M Essigsäure; 50 mM EDTA (pH 8,0)

IV.3.4 Lösungen für Klonierungen LB-Medium (Lysogeny Broth Medium; pH 7,0) 10 g/L Trypton; 10 mM NaCl; 5 g/L Hefeextrakt; vor Gebrauch wurde 0,1 % Ampicillin

(oder entsprechendes Antibiotikum) hinzugegeben und bei 4 °C gelagert

P1 (Resuspensions-Puffer) 50 mM Tris-HCl; 10 mM EDTA (pH 8,0); 100 μg/mL RNAse A; wurde bei 4 °C gelagert

P2 (Lysis-Puffer) 0,2 M NaOH; 1 % (v/v) SDS

P3 (Neutralisations-Puffer; pH 5,1) 3 M Kaliumacetat

SOC-Medium (Super Optimal Catabolite Repression Medium) 20 g/L Trypton; 10 mM MgSO4; 10 mM MgCl2; 10 mM NaCl; 5 g/L Hefeextrakt; 2,5 mM

KCl; 3,6 g/L Glucose

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Material und Methoden

88

IV.3.5 Lösungen für in situ Hybridisierung Alkalische Phosphatase Puffer (AP1 Puffer; pH 9,5) 100 mM TRIS (pH 9,5); 100 mM NaCl; 50 mM MgCl2

Blocking-Lösung 1 % Boehringer-Blocking-Reagenz; 10 % hitzeinaktiviertes Ziegenserum, steril filtriert;

1 mL Tween20; bei -20 °C gelagert

Hybridisierungslösung (HybMix; pH 7,0) 12,5 M Formamid; 10 g/L Boehringer-Blocking-Reagenz; 0,75 M NaCl; 75 mM

Natriumcitrat; 0,5 % (v/v) Tween20; 0,5 mM EDTA; 0,1 % CHAPS; 1 mg/mL Torula-

RNA (zuvor wurde 1 g/L in ddH2O unter Rühren für 2 h bei 65 °C gelöst; in 1 L HybMix

kamen davon 100 mL); 0,1 mg/mL Heparin; bei -20 °C gelagert

MAB (Maleic Acid Buffer; pH 7,5) 150 mM NaCl; 100 mM Maleinsäure

Mowiol 30 g Mowiol; 120 mL 1 x PBS- (pH 7,2 - 7,4); bei 50 - 60 °C 16 Stunden rühren; 75 mL

Glycin; unter Rühren wurden einige Thymolkristalle zugegeben; warme Lösung filtriert;

bei 4 °C gelagert

10 x PBS- (Phosphate Buffered Saline; pH 7,4) 1,37 M NaCl; 100 mM Na2HPO4; 2,7 mM KCl; 1,8 mM KH2PO4

1 x PBSw (pH 7,4) 10 % 10 x PBS-; 0,1 % (v/v) Tween20

20 x SSC (Sodium Citrate Buffer; pH 7,0) 3 M NaCl; 300 mM Natriumcitrat

Vibratom-Einbettmedium (Vib-Mix) 2,2 g Gelatine; 135 g Albumin Fraktion V (BSA); 90 g Saccharose; in 450 mL 1 x PBS-

gelöst; aliquotiert; bei -20 °C gelagert

IV.3.6 Lösungen für die Immunfluoreszenzfärbung Blockierungslösung 10 % 10 x PBS-; 10 % CAS-Block

1 x PBS- / 0,1 % Triton (pH 7,4) für Embryonen 10 % 10 x PBS-; 0,1 % (v/v) Triton-X-100

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Material und Methoden

89

1x PBS- / 0,05 % Triton (pH 7,4) für Cryotomschnitte 10 % 10 x PBS-; 0,05 % (v/v) Triton-X-100

IV.3.7 Lösungen für die Rasterelektronenmikroskopie Sörensen Phosphat Puffer (PB) Stammlösung A 0,2 M NaH2PO4 . H2O

Stammlösung B 0,2 M Na2HPO4

0,1 M PB 9 mL Stammlösung A, 81 mL Stammlösung B, 100 mL H2O

0,2 M PB 19 mL Stammlösung A, 81 mL Stammlösung B

IV.4 Organismen

IV.4.1 Mus musculus Die Inzuchtmäuse der Linie C57BL/6J (Wildtyp) wurden artgerecht in den Tierställen

des Instituts für Zoologie oder im zentralen Versuchstierhaus der Universität

Hohenheim in einem 12-stündigen Lichtzyklus gehalten. Die Tiere hatten freie

Verfügung über Futter (Ssniff R/M H, extrudiert Ssniff, Soest) und Wasser.

IV.4.2 Afrikanischer Krallenfrosch (Xenopus laevis) Die verwendeten Xenopus laevis Frösche stammten von Guy Pluck, Xenopus express,

Ancienne Ecole de Vernassale, Le Bourg 43270, Vernassal, Haute-Loire, Frankreich;

Nasco, 901 Janesville Ave., Fort Atkinson, WI 53538, USA und vom IGB (Leibnitz-

Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei), Ökophysiologie und Aquakultur,

Müggelseedamm 310, Berlin, Deutschland.

Die adulten Frösche wurden artgerecht gehalten und einem zwölfstündigen Lichtzyklus

ausgesetzt. Entsprechend der Deutschen Richtlinien und des Gesetzes (§ 6, Artikel 1,

Satz 2, Nr. 4 des Tierschutzgesetzes) waren Pflege, Handhabung und experimentelle

Manipulationen von Xenopus laevis Embryonen durch das Regierungspräsidium

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Material und Methoden

90

Stuttgart, Deutschland (Vorhaben A 379/12 ZO und A 365/10 ZO „Molekulare

Embryologie“) genehmigt.

IV.4.3 Bakterienstamm XL1 blue (E. coli) Genotyp: recA1 endA1 gyrA96 thi-1 hsdR17 supE44 relA1 lac [F‘proAB lacIqZDM15

Tn10 (Tetr)].

Aus dem Bakterienvorrat des Instituts für Zoologie, Embryologie der Universität

Hohenheim.

IV.5 Methoden

IV.5.1 Arbeiten mit der Maus Es wurden weibliche und männliche Mäuse der entsprechenden Mauslinie miteinander

verpaart. Schwangere Mäuse wurden durch cervikale Dislokation getötet und medial an

der Peritonealhöhle aufgeschnitten. Der Uterus wurde entnommen und in kaltes PBS+

(auf Eis) überführt. Mit einer Schere wurde der Uterus zwischen den einzelnen

Implantationen durchtrennt und das Uterusgewebe mittels einer Uhrmacherpinzette

vorsichtig entfernt. Danach wurden die Embryonen ebenfalls mit einer

Uhrmacherpinzette von ihren embryonalen Hüllen (Dottersack und Amnion) befreit. Die

Stadien wurden nach Downs und Davies (Downs und Davies, 1993) bestimmt. Für die

in situ Hybridisierung (ISH) wurden die Embryonen anschließend in 4 % PFA in PBS- für

1 h bei RT oder bei 4 °C über Nacht fixiert. Nach dreimaligem Waschen in PBS- für 5

min wurden sie schrittweise in einer aufsteigenden Methanolreihe (25, 50, 75, 100 %)

dehydriert und in 100 % Methanol bei -20 °C gelagert.

IV.5.2 Handhabung von Xenopus laevis

IV.5.2.1. Stimulation der Ovulation von Xenopus-Weibchen Bei Weibchen von Xenopus laevis wurde durch die subkutane Injektion von humanem

Choriongonadotropin (hCG) gezielt Eireifung und Ovulation stimuliert. Dafür wurde eine

erste Injektion vier bis 14 Tage vor dem gewünschten Ovulationstermin mit einer

geringen Dosis (50 µL von 10 kU/10 mL) vorgenommen. Am Abend vor der geplanten

Eiablage wurden erneut 400 - 800 µL hCG injiziert, wodurch nach 12 h durch manuelles

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Material und Methoden

91

Massieren des Unterleibs das Ablaichen angeregt werden konnte. Bis zur Befruchtung

wurden die Eier in einer befeuchteten Kulturschale bei ca. 14-18 °C gehalten.

IV.5.2.2. In vitro Fertilisation Aus Xenopus-Männchen wurden die Hoden entnommen und in 1 x MBSH bei 4 °C

gelagert. Die hohe Salzkonzentration des Puffers sorgte dafür, dass die Spermien

immotil blieben. Zur Gewinnung der Spermien für die Insemination wurde ein 1 mm3

großes Stück der Hoden abgetrennt und in 1 mL 1 x MBSH mazeriert. Mit dieser

Lösung wurden die zuvor vereinzelten Eier benetzt und anschließend mit H2O oder 0,1

x MBSH überdeckt. Durch Zugabe eines Niedrigsalzpuffers (0,1 x MBSH) wurde die

Beweglichkeit der Spermien induziert und der Befruchtungsvorgang aktiviert. Nach 30 -

45 min wurden die Zygoten mit Cysteinlösung für sieben Minuten inkubiert, was die

Zygoten von ihrer Gallerthülle befreite. Anschließend wurden die befruchteten Eier

mehrmals mit 0,1 x MBSH gewaschen, bis die Lösung klar blieb, und in 1 x MBSH

überführt.

IV.5.2.3. Mikroinjektionen Für die Injektionen wurden die Xenopus-Embryonen in 1 x MBSH-Agarschälchen (1 x

MBSH, 1 % Agar) mit Ficoll-Lösung überführt. Das Ficoll erhöht die Dichte des

Mediums und verhindert damit das Austreten des Cytoplasmas nach der Injektion. Die

zu injizierende mRNAs beziehungsweise antisinn-Morpholino-Oligomere (MO) wurden

in isotonischem Gurdons-Puffer verdünnt und zusammen mit Dextran

Tetramethylrhodamin (0.5 – 1 µg/µL) als Injektionskontrolle in die dorsale Region jeder

dorsalen Blastomeren von Vier- bis Achtzellern injiziert. Um die Injektion zu verfolgen,

konnte anstatt Dextran Tetramethylrhodamin auch Dextran, Alexa Fluor® 488

mitinjiziert werden. Dies war auch nach Immunfluoreszenzfärbung noch sichtbar.

Für die Injektion wurden Glaskapillare verwendet, welche mit einem Micropipette Puller

(P-87; heat 850; pull 80; velocity 29; time 0) hergestellt wurden. Zur Mikromanipulation

wurden sie an einen „Harvard Apparatus“ Injektor angeschlossen welcher durch einen

Druckluftanschluss einen einstellbaren und zeitlich auf eine Sekunde begrenzten Druck

auf die Nadel ausübte. Dieser wurde so eingestellt, dass pro Injektion ein Volumen von

4 nL injiziert wurde. Hierdurch konnte gewährleistet werden, dass bei jeder Injektion

dieselbe Menge verabreicht wurde. Circa 1 h nach der Injektion wurden die Embryonen

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Material und Methoden

92

zur Kultivierung in 0,1 x MBSH-Agarschälchen (0,1 x MBSH, 1 % Agar) mit 0,1 x MBSH

überführt. Darin wurden die Embryonen bis zum gewünschten Alter bei 14 - 27 °C

gehalten. In allen Experimenten wurden nur Embryonen mit klarer dorsoventraler

Pigmentierung verwendet (Klein, 1987) und die korrekte Injektion zusätzlich über die

Fluoreszenz des koinjizierten Farbstoffes kontrolliert.

IV.5.2.4. Verwendete antisinn-Morpholino-Oligomere (MO) foxj1 MO (Stubbs et al., 2008) 5’ GCAGGTCAAACATTAATAAAGCCCT 3‘

hmmr MO 1 5’ GCTGGAGCCCGCGATGCTTTCTTTC 3’

hmmr MO 2 5’ AGCCTTGGGAAATGACATTTTGGCT 3’

Standard KoMO 5’ CCTCTTACCTCAGTTACAATTTATA 3‘

Random KoMO Mix aus zufälligen Oligomeren mit 25 bp

Die MOs wurden pulverförmig geliefert und in ddH2O gelöst (Stock-Konzentration von 1

mM). Hierfür wurden sie ca. 10 min bei 50 - 60 °C aufgewärmt, anschließend aliquotiert

und bei -20 °C gelagert oder in den mitgelieferten Glasflaschen bei Raumtemperatur

(RT) aufbewahrt. MOs welche eingefroren waren wurden vor der Injektion bei ca. 50 -

55 °C für 10 min erhitzt.

IV.5.2.5. Konzentrationen der injizierten Moleküle foxj1 MO 1 pmol

hmmr MO 1 0,5 – 0,75 pmol

hmmr MO 2 0,5 – 0,75 pmol

hmmr (mRNA) 200 ng/µL; für Neuralplattenexplantate 40 ng/µL.

IV.5.2.6. Fixierung der Embryonen Nach Erreichen des gewünschten Stadiums wurden die Embryonen in 5 mL

Schraubgläschen überführt und entweder durch PFA mit 3 % Glutardialdehyd (für

Rasterelektronenmikroskopie, REM), PFA (für Immunfluoreszenzfärbung, IF), PFA und

Dents-Lösung (Cryotomschnitte für IF) oder durch 1 x MEMFA (IF oder ISH) fixiert. Für

die REM verblieben die Embryonen bis zur Weiterverarbeitung im Fixanz bei 4 °C. Die

übrigen Ansätze wurden entweder für 15 min bei RT (Neuralleisten- und

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Material und Methoden

93

Neuralplattenexplantate), 2 h bei RT oder über Nacht bei 4 °C inkubiert. Danach wurde

das Fixativ durch Ethanol (100 %; ISH) oder durch 1 x PBS- (IF) ersetzt und die

Embryonen bei -20 °C (ISH) beziehungsweise bei 4 °C (IF) aufbewahrt. Die

Behandlung der Embryonen für das Anfertigen von Cryotomschnitten ist unter IV.5.11

„Anfertigung von Cryotomschnitten“ zu finden.

IV.5.2.7. Präparation der Hirne Die Embryonen wurden im Stadium 45 für 2 h in 1 x MEMFA bei RT fixiert und

anschließend mit 1 x PBS- gewaschen. Die Präparation erfolgte in PBS--Schälchen mit

1 x PBS-. Für die Explantation wurde die Epidermis mit Hilfe von zwei Feinpinzetten im

Kopfbereich nach rostral abgezogen. Daraufhin wurden alle abgehenden

Nervenstränge vom Hirn sowie das Rückenmark caudal vom Nachhirn durchtrennt.

Schließlich konnte das Hirn aus dem Kopf herausgehoben werden und wurde

schrittweise in 100 % Ethanol überführt und bei -20 °C aufbewahrt.

IV.5.2.8. Neuralleistenzell (NLZ)-Explantate Für die NLZ-Explantate wurden die Embryonen bei RT ab Stadium 13 in 1 x MBSH

Schälchen mit 1 x MBSH + Penstrep und Gentamycin (1 mL/L) von der Vitellinmembran

befreit. Im Stadium 15 - 17 wurden die Explantate in 1 x MBSH Schälchen mit DFA

präpariert, wie durch Borchers und Kollegen (Borchers et al., 2000) beschrieben. Die

Explantate wurden in eine Fibronectin beschichtete 8-Well Deckglas-Zellkulturkammer

überführt und in 4 mL DFA pro Well kultiviert. Die Kultur wurde für acht Stunden unter

dem konfokalen Mikroskop mit Fluoreszenzbeleuchtung gefilmt. Dabei wurden die

verschiedenen Positionen der Explantate der Reihe nach abgefahren und an jeder

Position jeweils ein Z-Stapel an Bilder aufgenommen.

IV.5.2.9. Neuralplatten (NP)-Explantate Für die NP-Explantate wurden die Embryonen bei RT ab Stadium 13 in 1 x MBSH

Schälchen mit 1 x MBSH + Penstrep und Gentamycin (1 mL/L) von der Vitellinmembran

befreit. Im Stadium 13 - 15 wurden die Explantate in 1 x MBSH Schälchen mit DFA

präpariert. Dafür wurde ein rechteckiges Stück seitlich der Mittellinie, aber ohne

Neuralleistenzellen, ausgeschnitten welches sowohl die superfizielle als auch die tiefe

Schicht der Neuralplatte enthielt. Die Explantate wurden in eine Fibronectin

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Material und Methoden

94

beschichtete 8-Well Deckglas-Zellkulturkammer überführt und in 4 mL DFA pro Well

kultiviert. Die Kultur wurde 30 min nach der Präparation und nach 3 h mit dem

konfokalen Mikroskop fotografiert.

IV.5.2.10. Messung und Auswertung von Strömungsgeschwindigkeit der Cerebrospinalflüssigkeit

Fluoreszente Latexmikrosphären (Beads) wurden 1/250 verdünnt und zusammen mit

0,5 - 1 µg/µL Dextran Tetramethylrhodamin in 1 x MBSH verdünnt. Ein Volumen von ca.

20 nL dieser Injektionslösung wurde mittels selbst hergestellter Glaspipetten in den

vierten Ventrikel der Embryonen injiziert. Für die Herstellung der Glaspipetten wurde

erneut der Micropipette puller verwendet (P-87; heat 720; pull 30; velocity 290; time 3),

um Pipetten mit kurzem Konus und Spitze zu erhalten welche mehr Stabilität hatten.

Die Embryonen wurden im Stadium 46 mit Benzocain betäubt. Mittels Vaseline wurde

auf einem Objektträger ein Rechteck zum Einbetten der Embryonen in 1 x MBSH

hergestellt. Das Deckglas konnte so flexibel an die Höhe angepasst werden. Durch

Fluoreszenzaufnahmen des koinjizierten Dextran Tetramethylrhodamins konnte ein

Überblick über die Hirnstruktur gewonnen werden.

Für die Dokumentation der Bead-Bewegungen wurden ein 1000 Bilder langer Film der

Embryonen mit 175 Bilder pro Sekunde (fps) unter einem Zeiss Axioskop 2 mot plus mit

einem Zeiss 20 x Plan-Neofluar Objektiv durch eine Zeiss AxioCam HSm (Größe

„region of interest“, ROI, 660 x 128 px) und der Zeiss Software AxioVision 4.7

zusammen mit dem „fast recorder“ Plug-in aufgenommen.

Um die Direktionalität der Bead-Bewegung zu visualisieren wurden 20 aufeinander

folgende Rohbilder von rot nach grün farblich codiert (grün repräsentierte dabei die

aktuelle Position des Partikels) und auf ein Einzelbild projiziert. Dafür wurde eine

Nutzerabwandlung des „Temporal-Color Coder“ (Kota Miura, EMBL, Heidelberg)

Zusatzprogramms für Fiji verwendet. Um die Geschwindigkeit der Bewegung einzelner

Beads zu berechnen wurde das ImageJ Zusatzprogramm ParticleTracker verwendet,

welches die Koordinaten der Bewegungsspuren speichert. Alle Bewegungsspuren,

welche den Analysekriterien entsprachen, wurden daraufhin mit der Hilfe eines

anwendungsbezogenen Skripts für Statistical R weiter prozessiert, wodurch die Länge

und Geschwindigkeit jeder Partikelspur berechnet wurde (Vick et al., 2009).

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Material und Methoden

95

IV.5.2.11. Analyse der CSF-Strömung im vierten Ventrikel Für Film 2 wurden explantierte Hirne entlang der dorsalen Mittellinie mit einem

Mikromesser eröffnet und das Rhombencephalondach entfernt. Die so erhaltenen V-

förmigen Hirne wurden ebenfalls in ein Rechteck aus Vaseline auf einem Objektträger

eingebettet, worin sich die benötigten fluoreszenten Beads 1/250 in 1 x MBSH verdünnt

befanden. Anschließend wurde wie bei der Messung der CSF-Strömung ein Film

aufgenommen und die Bead-Bewegungen visualisiert.

IV.5.2.12. Zeitrafferfilme des Neuralrohrschlusses Die in vivo Visualisierung des Neuralrohrschlusses wurde nach der Injektion von hmmr

MO/KoMO ab Stadium 13 vorgenommen. Dafür wurden die injizierten Embryonen auf

einem Netz (Maschenbreite 1 mm) in einer Agarose-beschichteten Petrischale in 0,1 x

MBSH aufgereiht. Die Zeitrafferfilme wurden zwischen 0,125 und 1 fps mit dem Zeiss

Stereomikroskop SteREO Discovery.V12 und einer Zeiss AxioCam HRc sowie der

Zeiss Software AxioVision 4.8 aufgenommen.

IV.5.3 Allgemeine molekularbiologische Methoden

IV.5.3.1. PCR Das volle Länge Xenopus-Konstrukt von hmmr im pFastBac HTc Vektor wurde von

Aaron Groen zu Verfügung gestellt (Groen et al., 2004).

Um davon mRNA herstellen zu können wurde es zuerst mit der GoTaq Polymerase und

spezifischen Schnittstellenprimern in zwei Teilen (vorderer und hinterer Teil) vom

Plasmid amplifiziert. Als die Bedingungen für eine erfolgreiche PCR eingestellt waren,

wurde dieselbe Reaktion mit der Phusion-Polymerase wiederholt, da diese eine proof-

reading Funktion besitzt. Die Amplifikate wurde dann jeweils in den pGEM-T Easy

Vektor ligiert. Von dort wurden sie über die eingefügten Schnittstellen ausgeschnitten

und zusammen in den CS2+ Vektor ligiert, so dass wieder das gesamte Konstrukt

hergestellt wurde. Das volle Länge Konstrukt im CS2+ wurde mittels überlappender

Sequenzierungen genau geprüft, so dass sich keine Punktmutationen darin befanden.

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Material und Methoden

96

PCR-Standardansatz für Taq-Polymerase:

5 μL 5 x GoTaq Puffer

2,5 μL 2 mM dNTPs

10 pg Plasmid

1 μL 10 mM forward Primer

1 μL 10 mM reverse Primer

1 µL DMSO

0,2 μL GoTaq-Polymerase

mit ddH2O auf 25 μL auffüllen

PCR-Standardansatz für Phusion-Polymerase:

4 μL 5 x HF Puffer

0,4 μL 10 mM dNTPs

10 pg Plasmid

1 μL 10mM forward Primer

1 μL 10mM reverse Primer

0,2 μL Phusion DNA Polymerase

mit ddH2O auf 20 μL auffüllen

Die PCR wurde mit einem PCR-Thermocycler durchgeführt. Das PCR-Gemisch wurde

erst in das Gerät gestellt als dieses die PCR-Ausgangstemperatur von 95/98 °C erreicht

hatte. Ein PCR-Zyklus setzt sich folgendermaßen zusammen: Nach der Aufspaltung der

Sekundärstruktur beziehungsweise des DNA-Doppelstrangs kommt es zur Anlagerung

der Primer (variiert je nach Schmelztemperatur der Primer) gefolgt von der

Vervollständigung des DNA-Einzelstrangs zum Doppelstrang ausgehend von den

Primern.

Protokoll für die Taq-Polymerase

1: 95 °C 1 min

2: 95 °C 30 sek

3: 53,5/62 °C 1 min

4: 72 °C 1 min/1 kb

5: → 2. 36x

6: 72 °C 10 min

7: 8 °C für immer

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Material und Methoden

97

Protokoll für die Phusion-Polymerase

1: 98 °C 30 sek

2: 98 °C 10 min

3: 53,5/62 °C 20 sek

4: 72 °C 30 sek/1 kb

5: → 2. 36x

6: 72 °C 10 min

7: 8 °C für immer

Nach der PCR mit der Phusion-Polymerase musste zusätzlich ein Adenin-Überhang

angehangen werden, da dieser nicht von der Polymerase selbst hergestellt wurde (wie

bei der Taq-Polymerase). Dafür wurde zum PCR Ansatz 0,5 µL GoTaq-Polymerase

hinzugefügt und für 15 min bei 72 °C inkubiert.

Ein Teil der gewonnenen, amplifizierten DNA wurde zur Analyse der PCR auf ein

Agarosegel mit Ethidiumbromid aufgetragen, bevor die restliche DNA in den Zielvektor

ligiert wurde.

IV.5.3.2. Verwendete Primer Vorderer Teil

hmmr1.1 for Cla I AATGTCATTTCCCAAGGCTC hmmr1.1 rev GCTCCTGCTCTAAACTTTCTC

Hinterer Teil

hmmr1.2 for AACTCGAGAAAGTTTAGAGCA hmmr1.2 rev Stu I AGTCAGTCATTGCCCAGTCAG

IV.5.3.3. Gelelektrophoretische Auftrennung Um die Mini-Präp/DNA/RNA zu überprüfen wurde, je nach Größe des Amplifikats ein 1 -

2 % Gel aus gelöster Agarose in 1 x TAE-Puffer und 4 µg/mL Ethidiumbromid

hergestellt. Die Amplifikate wurden mit 10 x Ladepuffer DNA IV (1 : 10)

beziehungsweise dem Ladepuffer der Supercoiled DNA Ladder versetzt und zusammen

mit einem Größenmarker (Lamda DNA PstI-Verdau beziehungsweise der Supercoiled

DNA Ladder) aufgetragen. Die Auftrennung erfolgte in einer, mit 1 x TAE-Puffer

gefüllten, Gelelektrophoresekammer bei 100 - 120 V. War die Nukleinsäuresequenz

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Material und Methoden

98

weit genug gelaufen, wurde sie unter einem Transilluminator mittels UV-Licht mit einer

Wellenlänge von 312 nm detektiert.

IV.5.3.4. Ligation Für die Ligation der in dieser Arbeit verwendeten DNA-Konstrukte wurde zum einen der

pGEM-T Easy Vektor verwendet. Dieser wurde als offener Vektor, bereit für die

Ligation, geliefert und besitzt einen Thymidin-Überhang an welchen sich der Adenin-

Überhang von PCR-Produkten anlagern kann.

Ligationsansatz

2,5 μL 2 x Ligationspuffer

0,5 μL pGEM-T Easy Vektor

1 μL PCR Produkt

0,5 μL T4 DNA Ligase

Zum anderen wurden die Konstrukte in den pCS2+ Vektor umkloniert. Dafür wurden sie

aus dem pGEM-T Easy Vektor mittels Restriktionsverdaus ausgeschnitten (100 μL

Ansatz), auf ein Agarosegel aufgetragen und aus diesem extrahiert (innuPREP Gel

Extraction Kit, Standardprotokoll). Der pCS2+ Vektor wurde ebenfalls mit den

entsprechenden Restriktionsenzymen verdaut und dadurch eröffnet. Durch eine

Ligation konnten somit die Konstrukte in den pCS2+ eingefügt werden.

Ligationsansatz

1 μL 2 x Ligationspuffer

1 μL geöffneter pCS2+

1 μL T4 DNA Ligase

Die Menge der einzusetzenden Konstrukt-DNA errechnete sich aus folgender Formel:

Größe Konstrukt in kb * 3 * Menge Vektor in ng Größe Vektor in kb

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Material und Methoden

99

Damit die Ligase die zugegebene DNA effektiv mit dem Vektor ligieren konnte, wurde

der Ansatz über Nacht (oder bis zu 3 Tage) bei 4 °C inkubiert. Nach anschließender

Aufreinigung konnte er bei -20 °C gelagert oder transformiert werden.

IV.5.3.5. Restriktionsverdau Es wurde entweder 1 µg Plasmid-DNA in 20 µL Ansätzen (für Testverdau), oder 10 µg

Plasmid-DNA in 100 µL Ansätzen (für Linearisierungen beziehungsweise zum

Ausschneiden definierter Fragmente) mit dem passenden Restriktionsenzym-System

nach Herstellerangaben verdaut.

IV.5.3.6. Transformation von Plasmid-DNA in Escherichia coli Für die Aufnahme von Plasmid-DNA wurde ein durch Rubidium- und Calciumchlorid

kompetent gemachter Escherichia coli Stamm (XL1 blue) verwendet, welcher aliquotiert

bei -80 °C gelagert wurde. Es wurden 100 µL kompetenter Bakterien mit 1 µg Plasmid-

DNA für 30 min auf Eis inkubiert. Der anschließende Hitzeschock bei 42 °C für 90

Sekunden sorgte für die Aufnahme der DNA in die Zellen. Danach wurden die Zellen für

2 min auf Eis gehalten, so dass sie sich erholen konnten. Nach Zugabe von 400 µL

SOC-Medium sowie anschließender Kultivierung bei 37 C° für 60 min wurden die

Bakterien auf Selektionsplatten (LB-Medium, 15 g/L Agaragar, 0,5 mM IPTG, 80 µg/mL

X-Gal, 100 µg/mL Ampicillin oder 50 µg/mL Kanamycin) ausplattiert und über Nacht bei

37 C° vermehrt.

IV.5.3.7. DNA-Extraktion aus Bakterien („Mini-Präp“) Für die Extraktion geringer DNA-Mengen aus den Bakterienkolonien wurden einzelne

Kolonien mit einer Pipettenspitze aufgenommen und in 3 mL LB-Medium (LB-Medium,

100 µg/mL Ampicillin oder 50 µg/mL Kanamycin) über Nacht bei 37 °C inkubiert. Von

der gewachsenen Kultur wurden 1,5 mL bei 4 °C mit 14.000 rpm für 2 min

abzentrifugiert. Der Überstand wurde verworfen und das Pellet in 200 µL P1-Puffer

resuspendiert. Es folgten 200 µL P2-Puffer zur Lyse und nach sechs-maliger

Invertierung 200 µL P3-Puffer zur Neutralisierung, ebenfalls gefolgt von sechs-maliger

Invertierung. Der Ansatz wurde darauf bei 4 °C mit 14.000 rpm für 10 min

abzentrifugiert. Dem Überstand wurde zum Fällen 500 µL Isopropanol (100 %)

zugegeben und das Gemisch anschließend bei 4 °C mit 14.000 rpm für 15 min

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Material und Methoden

100

zentrifugiert. Das Isopropanol wurde verworfen und das Pellet mit 500 µL Ethanol (75

%) gereinigt und erneut bei 4 °C mit 14.000 rpm für 15 min zentrifugiert. Nachdem das

Ethanol verworfen wurde und das Pellet getrocknet war, wurde es in 50 µL ddH2O

aufgenommen.

IV.5.3.8. Gewinnung größerer DNA-Mengen („Midi-Präp“) Für die Gewinnung größerer DNA-Mengen wurden 100 mL LB-Selektionsmedium (LB-

Medium, 100 µg/mL Ampicillin oder 50 µg/mL Kanamycin) mit der entsprechenden

Bakterienkultur angeimpft und über Nacht bei 37 °C inkubiert. Die Präparation erfolgte

mit dem PureYield Plasmid Midiprep System in Kombination mit der Vakuum-Methode.

Dafür wurde die gewachsene Bakterienkultur in einem Beckman-Gefäß bei 4000 rpm

für 10 min zentrifugiert. Der Überstand wurde verworfen und das Pellet mit 3 mL

Resuspensionslösung gelöst. Zur Lyse wurden weitere 3 mL Zelllyselösung

hinzugegeben, leicht geschüttelt und für 3 min bei RT inkubiert. Letztlich wurde die

Lösung durch Zugabe von 5 mL Neutralisationslösung für 2 - 3 min bei RT auf einen

neutralen pH-Wert gebracht. Nun wurde für 10 min bei 12.000 rpm zentrifugiert.

Für das weitere Verfahren wurde ein Vakuumprotokoll verwendet. Mit diesem wurde die

DNA durch an ein Vakuum angelegte Säulen aufgereinigt. Jeglicher Schmutz wurde

durch eine erste Säule („Clearing Column“) abgefangen und die DNA durch eine sich

darunter befindende zweite Säule („Binding Column“) aufgenommen. Durch 5 mL

„Endotoxin Removal Wash“ und anschließende 20 mL „Column Wash Solution“ wurde

die DNA gereinigt. Anschließend wurde sie durch 500 μL warmes (50 - 60 °C) ddH2O

wieder aus der Säule gelöst und in ein Eppendorfgefäß gesaugt.

Zur Sicherstellung, dass die aufgereinigte DNA das gewünschte DNA Fragment enthielt

und es durch die Taq-PCR keine Lesefehler gab, wurde eine Sequenzierung durchge-

führt. Dies geschah extern durch die Firmen MWG-Biotech AG oder Microsynth

(beziehungsweise Seqlab).

IV.5.3.9. Linearisierung der Plasmid-DNA Für die RNA-Herstellung wurden linearisierte Plasmide verwendet um zu verhindern,

dass die RNA später Teile des Vektors enthielt. Der Verdau wurde mit Enzymen von

Promega durchgeführt und setzte sich wie folgt zusammen:

10 μg Plasmid

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Material und Methoden

101

10 μL Restriktions-Puffer

3 μL Enzym

1 μL BSA

mit ddH2O auf 100 μL auffüllen

Dieser wurde bei 37 °C über Nacht verdaut.

Zur Aufreinigung linearisierte Plasmid-DNA wurden den 100 µL Ansätzen jeweils 10 µL

Ammoniumacetat (5 M) und 220 µL Ethanol (100 %) hinzugegeben. Nachdem die

Mischung gevortext und für mindestens 15 min bei -20 °C inkubiert wurde, pelletierte

die Zentrifugation bei 4 °C mit 14.000 rpm für 20 min die Plasmid-DNA. Der Überstand

wurde verworfen und das Pellet konnte nachdem es getrocknet war in 20 µL ddH2O

aufgenommen werden.

IV.5.3.10. In vitro Transkription von mRNA Für die Herstellung von mRNA mit Cap wurde mittels des AmpliCap SP6 High Yield

Message Maker Kits eine in vitro Transkription durchgeführt und die mRNA später

durch eine Phenol-Chloroform-Mischung aufgereinigt.

in vitro Transkriptionsansatz

1 μg (1 μL) linearisiertes Plasmid

2 μL 10 x Transkriptionspuffer

5 μL Cap/NTP PreMix

2 μL 100 mM DTT

0,5 μL RiboGuard RNase Inhibitor

mit ddH2O auf 20 μL auffüllen

Die Reaktion wurde für 2 h bei 37 °C durchgeführt. Danach wurden DNA-Reste durch 1

μL DNase1 für 15 min bei 37 °C verdaut. Mittels Phenol-Chloroform-Extraktion wurde

die mRNA anschließend aufgereinigt. Dazu wurden dem Ansatz 115 µL H2O, 15 µL

Ammoniumacetat (5 M) sowie 150 µL eines Phenol-Chloroform-Gemisches zugegeben.

Das Gemisch wurde gevortext und anschließend kurz bei 14.000 rpm abzentrifugiert.

Die obere, wässrige Phase wurde in ein neues Eppendorfgefäß abgenommen und 150

µL Chloroform zugegeben, der Ansatz wiederum gevortext sowie kurz bei 14.000 rpm

abzentrifugiert. Danach wurde die obere Phase erneut abgenommen, mit 150 µL

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Material und Methoden

102

Isopropanol (100 %) versetzt und die darin enthaltene mRNA über Nacht bei -20 °C

gefällt. Durch Zentrifugation bei 4 °C mit 14.000 rpm für 5 min konnte die mRNA

pelletiert werden. Nachdem das Isopropanol verworfen wurde und das Pellet getrocknet

war, wurde es in 20 µL ddH2O aufgenommen. Aliquotiert zu je 1 µL, wurde die mRNA

bei -80 °C aufbewahrt.

Mit 2 μL der mRNA wurde ihre Konzentration gemessen. Außerdem wurde das

Vorhandensein der mRNA durch Auftragen auf ein Agarosegel überprüft. Dieses wurde

frisch hergestellt und in eine Gelkammer mit frischem 1 x TAE-Puffer an eine Spannung

von 135 V für 5 - 10 min angelegt.

IV.5.3.11. Photometrische Konzentrationsmessung von Nukleinsäuren Zur Konzentrationsbestimmung von Nukleinsäuren wurde 2 µL der Probe mit 198 µL

ddH2O verdünnt und die Extinktionen von UV-Strahlung der Wellenlängen 230, 260,

280 und 340 nm beim Durchqueren der Nukleinsäurelösung in einem Biophotometer

gemessen. Als Leerprobe wurde das Lösungsmittel verwendet.

IV.5.4 In situ Hybridisierung (ISH) im Ganzpräparat und auf Hirnexplantate

Die ISH ermöglicht es, Stärke und Lokalisierung von Genexpression nachzuweisen und

wurde, wie bei Belo und Kollegen beschrieben (Belo et al., 1997), durchgeführt. Die

Detektion wird durch eine Digoxigenin-markierte RNA-Sonde erreicht welche

komplementär zur nachzuweisenden mRNA ist und mit dieser spezifisch hybridisieren

kann. Die Detektion der RNA-Hybride erfolgt durch Fab-Fragmente, welche gegen

Digoxigenin gerichtet sind und an welche eine alkalische Phosphatase konjugiert ist.

Durch Umsetzung ihres Substrats (BM Purple) entsteht eine Färbung deren Intensität

proportional zur Stärke der Genexpression ist und die Lokalisation der gesuchten

mRNA anzeigt.

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Material und Methoden

103

IV.5.4.1. Sondenherstellung Für die Herstellung einer komplementären Digoxigenin-markierten RNA-Sonde

(antisinn) und einer Kontroll-Sonde (sinn) wurde die Vektor-DNA linearisiert und

aufgereinigt.

Der Ansatz setzte sich wie folgt zusammen:

2 µg linearisierte, aufgereinigte Plasmid-DNA

(aus dem Plasmid-Bestand der AGs Neurale Stammzellen und Embryologie)

4 μL 5x Transkriptionspuffer

0,5 μL RNasin (40 U/ μL)

2 μL DIG RNA Labeling Mix (Digoxigenin-markierte dNTPs)

2 μL 100 mM DTT

2 μL RNA-Polymerase

(10 U/ μL; je nach Orientierung des DNA-Fragments T7, SP6 oder T3)

7,5 μL ddH2O (auf 20 μL Gesamtvolumen auffüllen)

Die in vitro Transkription fand bei 37 °C für 2 h statt.

Anschließend wurde die linearisierte Plasmid-DNA für 15 min durch DNase I bei 37 °C

verdaut. Nun wurde die transkribierte Sonde mittels Zugabe von 30 μL ddH2O, 5 μl 5 M

Ammoniumacetat und 165 μL Ethanol (100% reinst) für mindestens 30 min bei -20 °C

gefällt. Dann wurde das Gemisch bei 4 °C und 14.000 rpm zentrifugiert. Der Überstand

wurde verworfen und das Pellet in 50 μL eines Formamid-Wasser-Gemisches (1:2)

aufgenommen. 2 μL hiervon dienten zur gelelektrophoretischen Kontrolle, um die

Menge der synthetisierten RNA abschätzen zu können. Bis zur weiteren Verwendung

wurde die Sonde bei -80 °C gelagert.

IV.5.4.2. ISH Tag 1 - Vorbereitung und Sondenhybridisierung Der erste Tag der ISH wurde auf Eis durchgeführt, um den Abbau endogener RNA zu

verhindern. Die, in 5 mL Schraubdeckelgläschen mit Ethanol/Methanol aufbewahrten,

Embryonen mussten im ersten Schritt über eine Ethanol-/Methanolreihe (100, 75, 50,

25%) in wässriger Lösung (PBSw) rehydriert werden. Die ISH der Hirne wurden in

kleinen Gefäßen durchgeführt, welche aus einem aufgeschnittenen Eppendorfgefäß

und einem Netzstoff (Maschenweite 50 µm), welcher auf die Öffnung geklebt wurde,

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Material und Methoden

104

bestanden. Diese wurden in eine 24-Wellplatte gesetzt und die Wells mit der

entsprechenden Lösung gefüllt. Dieses Verfahren sollte einen Verlust von Hirnen

während der ISH verhindern. Auch die in Ethanol gelagerten Hirne wurden im ersten

Schritt über eine Ethanolreihe (100, 75, 50, 25%) in wässriger Lösung (PBSw)

rehydriert. Die Waschschritte betrugen für jede Alkohollösung mindestens 5 min.

Anschließend wurde weitere drei Mal mit kaltem PBSw gewaschen. Embryonen mit

einem Hohlraum (Blastulae und Neurulae), in welchem sich die Sonde ansammeln

konnte, wurden aufpräpariert. Um die Infiltration der Embryonen durch die Sonde zu

erleichtern und das Auswaschen nicht gebundenen Sonde nach der Hybridisierung zu

ermöglichen, erfolgte ein partieller Verdau mit Proteinase K (1 mL einer zimmerwarmen

PBSw-Lösung mit 10 μg/mL Proteinase K) für 15 min (Hirne und Mäuse für 10 min) bei

RT. Durch eine Lösung bestehend aus PBSw und Glycin (2 mg/ml) wurde die Aktivität

des Enzyms anschließend inhibiert. Diese Abstopplösung und Reste der Proteinase K

wurden durch dreimaliges Waschen mit PBSw auf Eis entfernt. Zur Stabilisierung der

Embryonen wurden sie darauf folgend für 15 min in 4 % PFA-Lösung, welche zusätzlich

mit 0,2 % Glutaraldehyd versetzt wurde, refixiert. Zur Entfernung des Fixanz wurde ein

kurzer und darauffolgend drei, mindestens 5 min Waschschritte angeschlossen. Zur

Äquilibrierung in Hybridisierungslösung (Hyb-Mix) folgte ein 5 min langer

Inkubationsschritt in 1 mL 1:2 mit PBSw gemischtem Hyb-Mix. Hierauf folgte das

Überführen in 100 % Hyb-Mix (1 mL). Das anschließende Vorhybridisieren fand für 3

Stunden bei 65 °C in einem Wasserbad statt. Nach dieser Zeit wurde der Hyb-Mix

entfernt und durch 1 mL frische, mit antisinn-/sinn-Sonde versetzter Lösung ersetzt. Für

diese Lösung wurden 1 - 3 μL der synthetisierten Digoxigenin-markierten Sonde in 1 mL

Hyb-Mix, für 5 min bei 95 °C erhitzt, um Sekundärstrukturen aufzulösen. Danach wurde

sie auf Eis abgekühlt, um einem Sonden-Abbau vorzubeugen. Die darauffolgende

Hybridisierung der Sonde an die nachzuweisende mRNA fand bei 70 °C über Nacht

statt.

IV.5.4.3. ISH Tag 2 – Auswaschen unspezifisch gebundener Sonde und Antikörperbehandlung

Der zweite Tag der ISH bestand darin, ungebundene Sonde auszuwaschen

beziehungsweise falsch gebundene Sonde von ihrer Hybridisierungsstelle zu lösen.

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Material und Methoden

105

Dies geschah durch Waschen mit Lösungen unterschiedlichen Salzgehalts und bei

unterschiedlichen Temperaturen (70 beziehungsweise 60 °C und RT).

Die ersten Schritte wurden bei 70 °C durchgeführt. Begonnen wurde damit die Sonden-

Hyb-Mix Lösung durch frischen Hyb-Mix zu ersetzen. Die Sondenlösung konnte

wiederverwertet werden, indem sie bei -80 °C aufbewahrt wurde. Der Waschschritt

wurde einmal wiederholt und der Hyb-Mix dann wiederum durch 800 μL Hyb-Mix

ausgetauscht. Diese Waschschritte wurden jeweils 30min durchgeführt. Daraufhin

wurde in 5 min Abständen drei Mal 400 μL 2 x SSC mit einem pH-Wert von 4,5 auf die

Lösung gegeben. Diese Mischung wurde wieder abgezogen und das Gläschen mit 2 x

SSC (pH-Wert 7,0) aufgefüllt. Nach 30 min wurde dieses durch frisches 2 x SSC (pH

7,0) ausgetauscht und wieder für 30 min gewaschen. Nun folgten zwei kurze (10 min)

Waschschritte mit MABw (Maleinsäure mit 0,1 % Tween) bei RT und zwei lange (30

min) bei 70 °C. MABw wurde nun bei RT durch PBSw ersetzt. Mit diesem wurde zwei

Mal für 10 min und einmal für 5 min bei RT gewaschen. Nun waren die Embryonen

bereit für den Antikörper-Blocking-Puffer. Von diesem wurde 1 mL zu den Embryonen

gegeben und dies für 2 Stunden bei 4 °C inkubiert, um unspezifische Bindestellen für

den, mit der alkalischen Phosphatase gekoppelten, Anti-Digoxigenin-Antikörper

unzugänglich zu machen. Der Antikörper wurde mit Blocking-Lösung verdünnt

(1:10.000) und auf die Embryonen gegeben. Der Antikörper konnte nun über Nacht bei

4 °C an die Digoxigenin markierte Sonde binden.

IV.5.4.4. ISH Tag 3 – Auswaschen von unspezifisch gebundenem Antikörper und Färbung

Am dritten Tag wurde falsch/nicht gebundener Anti-Digoxigenin-Antikörper entfernt, um

Fehlfärbungen zu vermeiden. Letztlich wurde eine Färbelösung zu den Embryonen

gegeben, welche ein Substrat der alkalischen Phosphatase enthält. Wird dieses durch

sie umgesetzt, entsteht dabei ein blauer Farbstoff.

Die Behandlung an Tag 3 begann mit sechsmaligem Auswaschen des Antikörpers

durch PBSw mit 0,1 % BSA auf einem Taumel-Rollenmischer. Zwischen den

Waschschritten wurde eine Inkubationszeit von 45 min gewährt. Danach folgten zwei

Waschschritte à 30 min mit 1 x PBS- oder PBSw und daraufhin wieder zwei à 30 min

mit AP1-Puffer (Puffer der Alkalischen Phosphatase mit einem pH-Wert von 9,5). Nun

wurde in jedes Well von 12er Wellplatten 1,5 mL eines 1:2 Gemisches aus AP1-Puffer

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Material und Methoden

106

und BM-Purple Lösung gegeben. Die Farbreaktion fand auf Grund des

lichtempfindlichen Substrats im Dunkeln statt. Je nach Schnelligkeit der Färbung

konnten die Platten bei RT, 4 °C oder auch 37 °C gehalten werden.

War die Färbung wie gewünscht, wurde die Färbereaktion durch dreimaliges Waschen

mit 1 x PBS- abgestoppt. Zur Auswertung und zum Fotografieren wurden die

Embryonen in 1 x PBS- belassen oder zur Aufbewahrung in 100 % Ethanol/Methanol

überführt und bei -20 °C gelagert.

IV.5.5 Anfertigung von histologischen Vibratomschnitten Der zu schneidende Embryo beziehungsweise das Hirn wurde in 500 μL Gelatine-

Albumin-Mischung über Nacht äquilibriert. Zwischen zwei Metallwinkeln wurde ein

Sockel aus 1 mL Gelatine-Albumin-Mischung mit 70 μL Glutardialdehyd (25 %)

gegossen. Nach vollständiger Aushärtung des Sockels wurde der entsprechende

Embryo/das Hirn auf diesem platziert und durch Gelatine-Albumin-Mischung mit

Glutardialdehyd bedeckt. Der so erhaltene Würfel wurde getrimmt und auf dem

Probenhalter des Vibratoms mit Cyanacrylat-Klebstoff befestigt. In 1 x PBS- wurden 40

μm dicke Schnitte angefertigt, die auf einen Objektträger transferiert wurden. Mittels

Mowiol und einem Deckgläschen wurden die Schnitte fixiert, haltbar gemacht und

konnten anschließend unter dem Mikroskop ausgewertet beziehungsweise fotografiert

werden.

IV.5.6 Anfertigung von Cryotomschnitten Nach der Fixierung durch PFA und Dents wurden die Embryonen für 30 - 60 min in 100

mM NaCl, 100 mM Tris-HCl, pH 7,3 gewaschen und anschließend sukzessive erst in 15

% und anschließend in 25 % Fischgelatine gebracht. Jeder Schritt wurde dabei für 16 -

24 h auf dem Taumelrollmischer vollzogen. In einem Quadrat aus Aluminiumfolie

wurden die Embryonen in 20 % Fischgelatine eingebettet und mit flüssigem Stickstoff

daraus ein Block aus Gelatine und Präparat gefroren. Anschließend wurde der Block

getrimmt, auf dem Cryotomhalter aufgeklebt und in einem Winkel von 5 °, 12 µm dünne

Schnitte angefertigt. Diese wurden auf spezielle Objektträger aufgebracht und bei -20

°C bis zur Immunfluoreszenz gelagert.

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Material und Methoden

107

IV.5.7 Immunfluoreszenzfärbung und fluoreszente Markierung Die Immunfluoreszenzfärbung (IF) dient dazu Proteine mit Hilfe eines gegen das

Protein selbst gerichteten primären Antikörpers (AK) und eines sekundären, mit einer

Fluophore gekoppelten und gegen den primären AK gerichteten, AKs nachzuweisen.

Die Embryonen wurden dafür transversal auf Höhe des Mittelhirns mit einem

Mikromesser geteilt, um Aufsicht auf das Hirn zu erlangen. Anschließend wurden sie in

24er Wellplatten mit 1 x PBS- überführt und dreimal für 15 min bei 4 °C mit PBS/0,1 %

Triton gewaschen, um die Zellen aufnahmefähig für den Antikörper zu machen. Der

Blockierungsschritt erfolgte für 2 h bei RT oder über Nacht bei 4 °C mit 300 μL einer

1:10 Mischung aus CAS-Block und 1 x PBS-/0,1 % Triton. Darauf folgte die Inkubation

in den primären Antikörpern, welche mit CAS-Block verdünnt wurde. Die Embryonen

wurden in 200 μL davon bei 4 °C über Nacht inkubiert. Nach viermaligem Waschen mit

1 x PBS- für jeweils 15 min wurden die sekundären Antikörper ebenfalls in CAS-Block

verdünnt und 200 µL davon auf die Embryonen appliziert. Diese wurden darin 2 h bei

RT oder über Nacht bei 4 °C inkubiert und anschließend erneut viermal für 15 min mit 1

x PBS- gewaschen. Da der sekundäre Antikörper lichtempfindlich ist, fanden alle

Schritte ab der Inkubation mit dem sekundären Antikörper sowie die Aufbewahrung bis

zur Auswertung im Dunklen statt.

Sollte zusätzlich das F-Aktin-Cytoskelett markiert werden, wurden die Embryonen für 30

min bei RT oder über Nacht bei 4 °C mit 200 µL Phalloidin-Lösung (1 x PBS-, 1:40

Alexa Fluor® 488 Phalloidin) behandelt und anschließend viermal für 15 min mit 1 x

PBS- gewaschen.

Um die Injektion zu verfolgen, konnte anstatt Dextran Tetramethylrhodamin auch

Dextran, Alexa Fluor® 488 mitinjiziert werden. Dies war nach der IF noch sichtbar.

Für die Anfärbung der Zellkerne wurden die Embryonen für mindestens 10 min bei RT

in Hoechst 33342 (1:10.000-1:15.000 in PBS- verdünnt) inkubiert und anschließend

mehrmals in PBS- gewaschen.

IV.5.8 Immunfluoreszenzfärbung auf Cryotomschnitte Die gelagerten Schnitte wurden am Tag der IF in 1 x PBS-/0,05 % Triton inkubiert, so

dass sich die Gelatine von den Präparaten löste. Der Objektträger wurde mit einem

Papiertuch sorgfältig getrocknet und die Präparate mit einem hydrophoben Stift

umrandet, um so eine Inkubationskammer herzustellen. Anschließend erfolgte die

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Material und Methoden

108

Rehydrierung der Schnitte in 1 x PBS-/0,05 % Triton. Der Blockierungsschritt fand für 1

h bei RT in 1 x PBS-/0,05 % Triton mit 5 % fötalem Kälberserum (FBS) statt. Der erste

Antikörper wurde in 1 x PBS-/0,05 % Triton verdünnt, für 1,5 h bei RT inkubiert und

ungebundene Antikörper anschließend durch dreimaliges Waschen für 10 min mit 1 x

PBS-/0,05 % Triton entfernt. Die Inkubation des zweiten Antikörpers, ebenfalls in 1 x

PBS-/0,05 % Triton verdünnt, erfolgte für 30 min bei RT. Nach dreimaligem Waschen

mit 1 x PBS-/0,05 % Triton wurden die Schnitte durch ein spezielles, Fluoreszenz

erhaltendes, Eindeckmedium mit DAPI haltbar gemacht und gleichzeitig die Nuklei

angefärbt.

IV.5.9 Probenvorbereitung für die Rasterelektronenmikroskopie Die Embryonen wurden aus dem Fixanz in 0,1 M PB überführt und anschließend

dreimal in 0,1 M PB für 10 min gewaschen. Anschließend wurden die Hirne in 1 %

Agaroseschälchen mit 0,1 M PB präpariert, ggf. sagittal oder transversal mit einem

Mikromesser geöffnet und in einer Osmiumtetroxid-Lösung (0,2 M PB-Puffer, 1 %

Osmiumtetroxid OsO4) für 1 h bei 4 °C nachfixiert.

Durch ausgiebiges Waschen in 0,1 M PB wurde freies OsO4 entfernt bevor die Hirne

durch eine aufsteigende Ethanolreihe (25, 50, 75, 2 x 100 %) entwässert wurden. Bis

zum Trocknungsprozess wurden sie bei -20 °C gelagert.

Durch eine Kritische-Punkt-Trocknung wurde das Ethanol bei 10 °C und hohem Druck

durch flüssiges CO2 ausgetauscht. Durch anschließendes Erhöhen der Temperatur auf

40 °C fand ein Übertritt des CO2 in die Gasphase statt und es konnte über ein Ventil

aus der Trocknungskammer ausgelassen werden.

Die nun getrockneten Hirne wurden mit einer Uhrmacherpinzette auf einen Aluminium-

Probenteller aufgebracht, welcher mit einem leitfähigen Haftaufkleber bezogen war.

Anschließend wurden sie in einem Sputtergerät mit einer dünnen Goldschicht

überzogen (100 sec; 40 mA; Arbeitsabstand 55 mm).

IV.5.10 Messungen der Ventrikel, Zellen und Cilienlänge Alle Messungen und die Kalkulation des Feret-Durchmessers wurden mit ImageJ

durchgeführt. Das Polardiagramm wurde in Statistical R erstellt.

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Material und Methoden

109

IV.5.11 Photodokumentation und Bildbearbeitung Zur Auswertung und Dokumentation der Embryonen/Hirne wurden diese in 1 x PBS-

rehydriert und unter dem Stereomikroskop Zeiss SteREO Discovery.V12 fotografiert.

Die Schnitte wurden mit dem Zeiss Axioskop2 mot plus aufgenommen. Als

Digitalkamera kam jeweils die Zeiss AxioCam HRc zum Einsatz. Die

Fluoreszenzaufnahmen wurden mit dem konfokalen Mikroskop Zeiss Observer.Z1 in

Kombination mit der Laserscanningeinheit Zeiss LSM 700 angefertigt. Mit dem JEOL

JCM-5000 NeoScope wurden die REM-Aufnahmen erstellt.

Die so erhaltenen Bilder wurden im TIF-Format gespeichert, in Adobe Photoshop CS6

importiert und weiterverarbeitet. Die Bildbearbeitung bestand in der Ausrichtung der

Embryonen, Veränderung der Helligkeit und des Kontrasts sowie Vereinheitlichung des

Hintergrunds. Es wurde immer darauf geachtet, dass die Bilder keine Ergebnisse

suggerieren, welche nicht ohne Bildbearbeitung erzielt worden wären.

IV.5.12 Statistische Analysen Die P Werte wurden mittels des Mann-Whitney U-Tests in Statistical R kalkuliert, oder

durch den zweiseitigen, exakten Fisher-Test auf www.statpages.org.

Bei Analysen mit multiplen Tests sind die P Werte nach strikter Bonferroni-Korrektur

angegeben (außer es wurde extra darauf hingewiesen).

Nominal Levels * < 0.05, ** < 0.005, *** < 0.001.

IV.5.13 Internet-Datenbanken und Software Xenbase: http://www.xenbase.org/entry/; (James-Zorn et al., 2013)

GenBank: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/genbank/; (Benson et al., 2013)

Mendeley: https://www.mendeley.com/

ImageJ: http://imagej.nih.gov/ij/; (Schneider et al., 2012)

Fiji: http://fiji.sc/Fiji; (Schindelin et al., 2012)

Adobe Suite CS6: Photoshop und Illustrator

Statistical R: http://www.R-project.org/; (RCore Team 2014)

RStudio: http://www.rstudio.com/; (RStudio Team 2015)

Anwendungsbezogene Skripte und Makros für die Analyse in R wurden von Thomas

Thumberger erstellt, siehe (Hagenlocher et al., 2013).

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