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Die Zeit von 1945 bis 1949 In den ersten Wochen nach dem Krieg herrschte in Zossen und Umgebung ein riesiges Chaos. Noch immer waren die Straßen verstopft mit Flüchtlingstrecks. Die Besatzer führten ein recht grausames Regime. Verschleppungen, Vergewaltigungen und standrechtliche Erschießungen waren an der Tagesordnung. Diese Grausamkeiten richteten sich nicht nur gegen Nazigrößen, sondern trafen leider auch viele Unschuldige. Erst langsam kehrte die Normalität in unsere Region zurück. Die russischen Besatzer versuchten bald mit Befehlen die eigenen Soldaten wieder in den Griff zu bekommen. Das Vertrauen der Bevölkerung sollte gewonnen werden. Erst als sich die Lazarette gelehrt hatten, kehrte auch der Alltag ins Rettungswesen zurück. Der Krankentransport wurde nun ausschließlich vom Krankenhaus Zossen durchgeführt. Hierzu wurden 2 alte PKW DKW zu Krankentransportwagen umgebaut, welche noch bis Anfang der 50er Jahre im Einsatzdienst waren. Untergebracht waren die beiden Einsatzfahrzeuge in den krankenhauseigenen Garagen auf dem Hof der heutigen Augenarztpraxis von Dr. Pscheidl. Alten Zeitungsberichten zufolge, wurden die Krankenwagen auch zur Unfallrettung eingesetzt. Zwei Mitarbeiter des Krankentransportes jener Zeit sind noch namentlich bekannt. Es waren die Herren Josef Noack und Herbert Kleinhans, die in den Jahren nach dem Krieg im Rettungswesen mitarbeiteten. Der Leiter des Krankentransportes jener Zeit dürfte aber den meisten älteren Zossenern noch bekannt sein. Es war der überaus geschätzte Chefarzt des Zossener Krankenhauses OMR Dr. Oberländer. Über ihn werden wir noch im weiteren Verlauf dieses Buches zu berichten haben. Vom Jahr 1950 bis zur Wende 1989 Ab den 1950er Jahren erfahren wir aufgrund von Zeitzeugenberichten, aber auch aus der in Archiven noch in großer Anzahl erhaltenen regionalen Presse, recht viel. War es bis hierhin doch ziemlich mühsam, etwas über die Geschichte unseres Rettungswesens im Altkreis Zossen herauszufinden, so ist die Zeit ab 1950 doch fast lückenlos erfasst. Das verdanke ich nicht zuletzt den ehemaligen Mitarbeitern des Zossener Rettungsdienstes, welche mir in zahlreichen Gesprächen und Befragungen ihre Zeit opferten. Obwohl es den „alten Kameraden“ sichtlich leicht fiel, in alten Erinnerungen zu schwelgen. Besonders aktiv arbeiteten die Kollegen Gerhard Gliese und Adalbert Maxa an diesem Stück Geschichtsaufarbeitung mit. Nicht zuletzt auch ihnen ist dieses Buch gewidmet. Bis zum Oktober 1952 blieb beim Zossener Krankentransport alles beim Alten. Doch dann gründete sich das DRK der DDR mit Hauptsitz in Dresden. Kurz danach kam Bewegung ins Rettungswesen. Bereits im Januar 1953 findet man in der Märkischen Volksstimme einen Artikel, in welchem angekündigt wird, dass von nun an der Krankentransport ausschließlich vom Deutschen Roten Kreuz durchgeführt wird. Sofort machte man sich in dem, ebenfalls in diesem Jahr, neu gegründeten Kreis Zossen an die Arbeit, diese staatliche Anweisung umzusetzen. In Zossen wurde jetzt ein Grundstück gesucht, welches nicht zum Krankenhaus der Stadt Zossen gehörte, da der Platz hier für den neuen Krankentransport nicht mehr ausreichend war. Außerdem betrieb das Krankenhaus weiterhin seinen eigenen Fuhrpark in diesen Garagen. Dieses neue Grundstück fand man letztendlich in der Zossener Bahnhofstraße Nr.23. Der ehemalige Besitzer dieses Hauses war kurz vorher in den Westen geflüchtet. Von Vorteil war, dass man hier nicht nur ein mehrstöckiges Haus zur Verfügung hatte, sondern auch noch mehrere Garagen dahinter. Zu einem späteren Zeitpunkt mietete man noch eine Baracke auf dem Gelände der heutigen Firma „Automobile Zossen“ hinzu. Von hieraus fuhren nun die DRK Krankenwagen, wie sie damals noch ausschließlich hießen und auch heute noch fälschlicherweise genannt werden, ihre Notfalleinsätze, aber auch angemeldete Krankentransporte. Einsatzleiter in den 50er Jahren waren der Kollege Gerhard

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Die Zeit von 1945 bis 1949 In den ersten Wochen nach dem Krieg herrschte in Zossen und Umgebung ein riesiges Chaos. Noch immer waren die Straßen verstopft mit Flüchtlingstrecks. Die Besatzer führten ein recht grausames Regime. Verschleppungen, Vergewaltigungen und standrechtliche Erschießungen waren an der Tagesordnung. Diese Grausamkeiten richteten sich nicht nur gegen Nazigrößen, sondern trafen leider auch viele Unschuldige. Erst langsam kehrte die Normalität in unsere Region zurück. Die russischen Besatzer versuchten bald mit Befehlen die eigenen Soldaten wieder in den Griff zu bekommen. Das Vertrauen der Bevölkerung sollte gewonnen werden. Erst als sich die Lazarette gelehrt hatten, kehrte auch der Alltag ins Rettungswesen zurück. Der Krankentransport wurde nun ausschließlich vom Krankenhaus Zossen durchgeführt. Hierzu wurden 2 alte PKW DKW zu Krankentransportwagen umgebaut, welche noch bis Anfang der 50er Jahre im Einsatzdienst waren. Untergebracht waren die beiden Einsatzfahrzeuge in den krankenhauseigenen Garagen auf dem Hof der heutigen Augenarztpraxis von Dr. Pscheidl. Alten Zeitungsberichten zufolge, wurden die Krankenwagen auch zur Unfallrettung eingesetzt. Zwei Mitarbeiter des Krankentransportes jener Zeit sind noch namentlich bekannt. Es waren die Herren Josef Noack und Herbert Kleinhans, die in den Jahren nach dem Krieg im Rettungswesen mitarbeiteten. Der Leiter des Krankentransportes jener Zeit dürfte aber den meisten älteren Zossenern noch bekannt sein. Es war der überaus geschätzte Chefarzt des Zossener Krankenhauses OMR Dr. Oberländer. Über ihn werden wir noch im weiteren Verlauf dieses Buches zu berichten haben. Vom Jahr 1950 bis zur Wende 1989 Ab den 1950er Jahren erfahren wir aufgrund von Zeitzeugenberichten, aber auch aus der in Archiven noch in großer Anzahl erhaltenen regionalen Presse, recht viel. War es bis hierhin doch ziemlich mühsam, etwas über die Geschichte unseres Rettungswesens im Altkreis Zossen herauszufinden, so ist die Zeit ab 1950 doch fast lückenlos erfasst. Das verdanke ich nicht zuletzt den ehemaligen Mitarbeitern des Zossener Rettungsdienstes, welche mir in zahlreichen Gesprächen und Befragungen ihre Zeit opferten. Obwohl es den „alten Kameraden“ sichtlich leicht fiel, in alten Erinnerungen zu schwelgen. Besonders aktiv arbeiteten die Kollegen Gerhard Gliese und Adalbert Maxa an diesem Stück Geschichtsaufarbeitung mit. Nicht zuletzt auch ihnen ist dieses Buch gewidmet. Bis zum Oktober 1952 blieb beim Zossener Krankentransport alles beim Alten. Doch dann gründete sich das DRK der DDR mit Hauptsitz in Dresden. Kurz danach kam Bewegung ins Rettungswesen. Bereits im Januar 1953 findet man in der Märkischen Volksstimme einen Artikel, in welchem angekündigt wird, dass von nun an der Krankentransport ausschließlich vom Deutschen Roten Kreuz durchgeführt wird. Sofort machte man sich in dem, ebenfalls in diesem Jahr, neu gegründeten Kreis Zossen an die Arbeit, diese staatliche Anweisung umzusetzen. In Zossen wurde jetzt ein Grundstück gesucht, welches nicht zum Krankenhaus der Stadt Zossen gehörte, da der Platz hier für den neuen Krankentransport nicht mehr ausreichend war. Außerdem betrieb das Krankenhaus weiterhin seinen eigenen Fuhrpark in diesen Garagen. Dieses neue Grundstück fand man letztendlich in der Zossener Bahnhofstraße Nr.23. Der ehemalige Besitzer dieses Hauses war kurz vorher in den Westen geflüchtet. Von Vorteil war, dass man hier nicht nur ein mehrstöckiges Haus zur Verfügung hatte, sondern auch noch mehrere Garagen dahinter. Zu einem späteren Zeitpunkt mietete man noch eine Baracke auf dem Gelände der heutigen Firma „Automobile Zossen“ hinzu. Von hieraus fuhren nun die DRK Krankenwagen, wie sie damals noch ausschließlich hießen und auch heute noch fälschlicherweise genannt werden, ihre Notfalleinsätze, aber auch angemeldete Krankentransporte. Einsatzleiter in den 50er Jahren waren der Kollege Gerhard

Gliese und dann bis 1961 der Kollege Rudolf Wünsche. Der Fahrzeugpark in den 50ern bestand aus 3 KTW Framo (der Vorgänger des Barkas B1000). Hinzu kamen ein EMW und ein BMW. Aber auch noch ein alter DKW F8 und ein propangasbetriebener Borgward, der noch von der Wehrmacht übernommen wurde, gehörten zur Fahrzeugflotte dieser Jahre. Letzterer war, aber öfter als den damaligen Kameraden lieb war, defekt. Später kamen 4 Phänomen Granit 27 hinzu. Sie konnten bereits 4 liegende Patienten aufnehmen und waren über viele Jahre im Einsatz.

Bild oben: Die alte Wache des Zossener Krankentransportes in der Zossener Bahnhofstraße mit versammelter Belegschaft. Die Wache wurde von 1952 bis 1967 betrieben.

Bild: Kamerad Gerhard Gliese mit einem Krankenwagen der Marke EMW (Eisenacher Motorenwerke) auf dem Zossener Kietz.

Bild: Der Bericht in der Märkischen Volksstimme vom 23. Januar 1953 kündigt die Übernahme des Krankentransportes und der Unfallrettung durch das DRK der DDR an. Zu dieser Zeit hatte der Kreis Zossen diese Anordnung bereits umgesetzt

Bild: Herr Gerhard Gliese bringt eine Mutter mit ihrem Neugeborenen aus der Klinik wieder nach Hause.

Bild: Ein Einsatzkommando der Unfallrettung in den Glauer Bergen bei einem Motorradgeländerrennen des ADMV am 13. Juli 1958.

Bild: Eine ältere Dame wird nach einem Notfall mit dem Krankenwagen in das Krankenhaus gebracht.

Bild: Krankenwagen Phänomen Granit 27 während einer Ausstellung vor dem Ludwigsfelder Klubhaus vom 7. September bis 14. September 1958.

Bild: Kamerad Gerhard Gliese beim Treffen mit chinesischen Freunden in den 50ern. Im Hintergrund zwei Krankenwagen der Firma EMW (Eisenacher Motorenwerke) des Zossener DRK Krankentransportes.

Bild: Auch das kam vor. Ein verunfallter Krankenwagen Die Notfallrettung in diesen Jahren erscheint, vergleicht man sie mit der heutigen Zeit, sehr abenteuerlich.. Zum einen wurden die Krankentransporteure recht dürftig ausgebildet, die Ausbildung bestand aus einem Erste Hilfe Lehrgang und einem 6wöchigen Krankenhauspraktikum im OP und in der Inneren Station. Zum anderen waren die Fahrzeuge nur mit einem Verbandskoffer, der unter der Trage deponiert war, ausgerüstet. Der deutlichste Unterschied zur heutigen Rettung aber ist die Fahrzeugbesetzung. Sitzen heute zwei erfahrene, mehrjährig ausgebildete Rettungsassistenten auf dem RTW, so saß von 1952 bis weit in die 60er Jahre hinein ein einziger Kollege auf dem KTW. An Funk war damals ebenfalls nicht zu denken. Kam es zu einem Verkehrsunfall, so wurde der Krankenwagen durch einen Disponenten zum Einsatzort geschickt. Hier versorgte der Krankentransporteur

den Verunfallten so gut es ging und lud ihn gemeinsam mit einem umstehenden Passanten in den Wagen. Entweder fuhr der Transporteur den Patienten allein in das Krankenhaus, oder er suchte sich einen vertrauenswürdigen Umherstehenden aus und bat ihn, den Patienten hinten im Wagen zum Krankenhaus zu begleiten. Wenn dieser eine schwerwiegende, gesundheitliche Veränderung des Patienten bemerkte, informierte er den Krankentransporteur durch eine kleine Luke im Auto. Der Fahrer hielt jetzt an, um nachzusehen oder gab anständig Gas, um schnell die Klinik zu erreichen. Nun konnte der Patient endlich einem Arzt zugeführt werden. Einer dieser Ärzte war zum Beispiel der, in einem der vorigen Artikel erwähnte, Chefarzt des Zossener Krankenhauses OMR Dr. med. Oberländer. Er war für seine fachlichen Kenntnisse und auch für seine überaus gründliche Arbeitsweise bekannt. Fast jeder ältere Zossener oder Bürger der umliegenden Gemeinden konnte eine Geschichte über ihn erzählen. Dr. Oberländer setzte sich in den 50er und 60er Jahren stark für das Rettungswesen im Altkreis Zossen ein. So berichtete der ehemalige Krankentransporteur und Einsatzleiter Gerhard Gliese von einem Einsatz jener Tage. Nach einer Jugendtanzveranstaltung in Saalow kam ein junger Bursche mit seinem Moped zu Fall. Nun war es früher unüblich einen Helm zu tragen, was dazu führte, dass der junge Bursche eine Kopfverletzung erlitt, welche beim Eintreffen des Rettungswagens von Kamerad Gliese erstbehandelt wurde. Mit dem fast bewusstlosen Patienten fuhr er dann in das Zossener Krankenhaus, wo der, von ihm vorher schon verständigte, Dr. Oberländer auf ihn wartete. Mit geschultem Blick eröffnete er dem jungen Mann durch ein kleines Loch den Schädel. Der Jugendliche, dessen Zustand sich danach sichtlich verbesserte, wurde dann auf Anweisung des Zossener Krankenhauschefs durch Herrn Gliese sofort in die Charite` Berlin weiterverlegt. Der junge Mann überlebte. Ab 1954 rüsteten die Kameraden in Eigeninitiative die Krankenwagen mit Sauerstoffflaschen aus. Dafür mussten sie extra Halterungen zusammenschweißen und in die Fahrzeuge einbauen. Was heute in jedem RTW zur Grundausstattung gehört, war damals durchaus keine Selbstverständlichkeit. Überhaupt waren früher einige Dinge sehr gewagt und würden vom heutigen Amt für Arbeitsschutz sofort bestraft werden. So war es bis in die 80er Jahre hinein üblich, angemeldete Krankentransporte, z.B. in die Berliner Charite´, in Form von Sammeltransporten durchzuführen. Das hieß, dass bis zu 7 Patienten gleichzeitig transportiert wurden. Allerdings gab es KTW, wie z.B. den Framo, welcher nur 4 Patienten transportieren konnte. Musste nun aber ein 5. Patient mitgenommen werden und es stand kein anderes Fahrzeug zur Verfügung, wurde dieser durchaus mal auf einen eilig, herbeigeschafften Küchenstuhl im Auto platziert. Heute unvorstellbar. Damals jedoch zweckmäßig und aus der Not geboren. Am abenteuerlichsten aber waren die Entbindungsfahrten jener Zeit. So waren die Frauen in den 50er und 60er Jahren wohl noch etwas unbesorgter beim „Kinder kriegen“, als es heute in unserer aufgeklärten Zeit der Fall ist. Sie warteten schlichtweg oft etwas zu lange. Außerdem waren Hausgeburten damals noch vollkommen normal. So kamen die Krankentransporteure oft nur noch, um bei der Geburt zu helfen und um dann Mutter und Kind ins Krankenhaus zu bringen. In den ersten Jahren nach dem Krieg und bis in die 60er hinein sogar ohne das Neugeborene von der Mutter abzunabeln. Doch das waren nicht die einzigen Unannehmlichkeiten für Mutter und Kind. Wurde der Säugling im Winter entbunden, so war an Bord des Krankenwagens nicht einmal eine Heizung vorhanden. Dann hieß es für den Krankentransporteur, Mutter und Kind dick in Decken einzuwickeln und schnellstmöglich in die Klinik zu bringen. Ein heute unvorstellbarer Zustand. Heute kann ein Rettungswagen auf angenehme 32 Grad Celsius vorgeheizt werden. Jedoch wird heute nur noch selten im Rettungswagen entbunden. Die heutigen Mütter werden vor der Entbindung sehr gut aufgeklärt und rufen rechtzeitig den Rettungsdienst. Vor 50 Jahren war von Aufklärung keine Spur. So beschrieb ebenfalls der Kamerad Gerhard Gliese einen Einsatz, bei dem er zu einem blutenden Geschwür nach Neuhof gerufen wurde. Das akute Geschwür entpuppte sich als plötzliche Geburt. Das Kind war beim Eintreffen des Kameraden Gliese bereits in der Küche des Hauses geboren. Durch diese Unerfahrenheit junger Mütter

verwundert uns die hohe Zahl der Entbindungen im Krankenwagen nicht. So übertrafen sich die Kollegen des Rettungswesens jener Jahre mit den geleisteten Entbindungshilfen. Kamerad Adalbert Maxa kam auf 19 Entbindungen in seiner Dienstzeit, Gerhard Gliese auf 23 Entbindungen und der Kamerad Manfred Ruden gar auf 56.

Bild: Ein Kamerad des Zossener Krankentransportes bei der Autopflege noch auf dem Hof der alten Wache in der Bahnhofstraße. Ein Grossteil des Fuhrparks ist bereits auf Barkas B 1000 umgestellt. Wir sehen aber auch noch die Heckpartie eines Framo und eines EMW.

Bilder oben: Der Bau der neuen Wache An der Gerichtstraße 1. Der Neubau wurde 1967 fertiggestellt und bezogen.

Bild: Die Kameraden des Krankentransportes Zossen bei der Reparatur eines Krankenwagen Barkas B 1000. Heute undenkbar. Schon allein wegen des Arbeitsschutzes. Man beachte den Kameraden, welcher noch vorn unter dem Auto liegt. Diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 1965.

Bild: Zossener Krankenwagen Framo in den 60er Jahren. Dieses Bild zeigt den Wagen während eines Notfalleinsatzes. Zu erkennen an der Fahne, welche als sichtbares Sondersignal diente. Später erst wurde das uns heute bekannte Blaulicht eingeführt.

In den 1960iger Jahren nahmen die schweren Verkehrsunfälle zu. Das war besonders der Zunahme des Autoverkehrs geschuldet. Hier ein Unfall auf dem Berliner Ring im Jahre 1967

Sieben Verletzte forderte dieser Unfall auf der Berliner Ringautobahn im Jahr 1968 an dem 15 Fahrzeuge beteiligt waren

Verunglückter LKW auf der damaligen F 96

Dieser schwere Unfall, bei dem ein Wagen der Kampfgruppen über 6 Meter tief von einer Brücke auf die Eisenbahngleise stürzte, kostete 5 Kamfgruppenkameraden das Leben. Drei weitere Kameraden wurden hierbei schwer verletzt. Der Unfall ereignete sich am 3. Mai 1964 in Struveshof in der Nähe von Ludwigsfelde.

Im November 1961 kam es auf den Autobahn DAB 10 zu diesem schweren Verkehrsunfall in Höhe Ludwigsfelde

Die Verhältnisse, die Mutter und Kind nach der Entbindung im Krankenwagen vorfanden und die ungenügende Ausbildung der Krankentransporteure riefen eine ebenfalls in Zossen bekannt gewordene Ärztin auf den Plan. Es war die Frauenärztin Frau Dr. Dübner. Sie ist bis heute für ihr engagiertes Wirken zum Wohle „ihrer jungen Muttis“ bekannt, und dafür unvergessen. Sie setzte bald durch, dass die Fahrzeuge eine Waschtasche an Bord bekamen in der die wichtigsten Utensilien für die Entbindung, wie Nabelklemme, Schere und Windel, enthalten waren. Außerdem kümmerte sie sich um die Schulung der Krankentransporteure in Geburtshilfe. Dazu gehörte auch die Hospitation bei einer Entbindung im Kreissaal. Selbstverständlich wurde die werdende Mutter vorher gefragt. Frau Dr. Dübner tat das alles in ehrenamtlicher Funktion, was unseren höchsten Respekt ihr gegenüber verlangt. Tag und Nacht, so erinnern sich Zossener Mütter an sie, war sie auf der Station tätig. Oft fuhr sie gar nicht nach Hause, sondern schlief in einem Zimmer im Krankenhaus, um ständig erreichbar zu sein. Unzähligen heutigen Zossenern hat sie auf die Welt geholfen. So auch mir. Im Zossener Rettungswesen steht ihr ein Ehrenplatz zu und lässt sie auch hier unvergessen werden. Leider verstarb sie vor einigen Jahren an einem unheilbaren Krebsleiden. Die Zossener werden sie in ehrendem Gedenken behalten. Im Rettungswesen des Kreises Zossen sollte sich ab 1967 noch eine andere Neuerung durchsetzen. In dem Jahr verständigten sich die Kameraden des DRK Krankentransportes und der Chefarzt des Zossener Krankenhauses Dr. Oberländer darauf, dass bei schweren Verkehrsunfällen ein Arzt aus dem Krankenhaus mit an Bord des KTW kam. Eine revolutionierende Erneuerung im Rettungswesen unseres Kreises. Man beschränkte sich nun nicht mehr nur auf den schnellen Transport des Patienten, sondern behandelte ihn jetzt auch an. Das war auf keinen Fall üblich zu dieser Zeit in der DDR. Es war vielmehr die Eigeninitiative der Mitarbeiter des Krankentransportes und des OMR Dr. med. Oberländer. Im Jahr 1963 begann man mit der Planung einer neuen Rettungswache in Zossen. Die Einrichtung in der Bahnhofstraße platzte längst aus allen Nähten und war sanierungsbedürftig. So wurde bald darauf mit dem Bau der neuen Wache in der Gerichtstraße begonnen. 1967 konnte sie endlich bezogen werden. Jetzt standen deutlich mehr Fahrzeughallen, für den mittlerweile komplett auf Barkas B 1000 umgestellten Fuhrpark des Zossener Rettungsdienstes zu Verfügung. Auch das Sozialgebäude war nun deutlich größer und vereinte alle Büros des DRK Kreiskomitees Zossen unter einem Dach. Aber nicht nur die Unterkünfte des Personals und die Büros befanden sich in dem Gebäude, sondern auch die Leitstelle für den Krankentransport und die Unfallrettung. Unter der Notrufnummer 115, die in der DDR landesweit gültig war, erhielt man im Notfall schnelle Hilfe. Obwohl das bis in die 70er Jahre hinein nicht unbedingt immer so schnell war, wie man es sich wünschte. Auch jetzt hatten die Krankenwagen noch keinen Funk an Bord. Waren Fahrzeuge im Einsatz und sollten einen weiteren Auftrag erhalten, musste man sie anderweitig schnell erreichen. So wurde im Kreis im Laufe der Jahre ein umfangreiches Netz an „Telefonposten“ errichtet. Das hieß, dass jeder Krankentransporteur auf genauestens festgelegte Gebäude im Kreis zu achten hatte. Steckte an einem dieser Gebäude eine Rot-Kreuz-Flagge, wusste er, dass ein neuer Einsatz auf ihn wartete. Er hielt dann sein Fahrzeug an, telefonierte aus der Einrichtung, an der die Fahne steckte und holte sich so die Angaben über Ort und Art des Einsatzes. Das war zwar nicht die optimalste Art und Weise Rettungsdienst zu fahren, aber zu jener Zeit die einzig mögliche. Selbst in Westdeutschland hatte man vielerorts auf den Rettungsfahrzeugen noch keinen Sprechfunk. Die Einrichtungen, die für die Einsatzabholung ausgewählt wurden, waren im übrigen fast alle Landambulatorien des Kreises, sowie die Holzindustrien kurz vor Baruth und in Mellensee. Ab den 70er Jahren gab es im Rettungswesen des Kreises weitere Neuerungen. Zum einen wurde 1975 endlich der lang herbeigesehnte Sprechfunk auf den Fahrzeugen eingeführt, so dass die unter dem damaligen Funkrufnahmen „Pollux“ laufenden Krankenwagen, schneller am Einsatzort waren. Zum anderen wurde 1973 im Kreis Zossen der DMH Dienst eingeführt.

Die sogenannte Dringende Medizinische Hilfe war ein, für die damalige Zeit, hochmodernes Rettungsdienstsystem. Endlich mit einem Blaulicht ausgestattet und moderneren medizinischen Geräten, sowie Sprechfunk, waren die Fahrzeuge schnell an der Einsatzstelle und konnten gezielter den Patienten behandeln. Im Jahr 1978 kam in Zossen ein zweiter DMH Wagen dazu. Das führte zu einer flächendeckenderen Notfallversorgung der Bevölkerung des Landkreises. Die beiden Fahrzeuge waren 24 Stunden einsatzbereit. Die Kollegen teilten sich die Dienste im 12 Stundentakt. Später wurde die DMH vom DHD (Dringlicher HausbesuchsDienst), dem kassenärztlichen Notdienst, unterstützt.

Bild: Die Kollegen des Krankentransportes Zossen vor ihren Einsatzfahrzeugen auf dem Hof der neuen Wache, Mitte der 70er Jahre.

Bild: Die neue Wache des Zossener DRK Krankentransportes kurz nach seiner Fertigstellung. Heute ist der Platz vor dem Gebäude mit Büschen bepflanzt.

Bild: Hier die, in die Wache integrierte, Leitstelle für den Krankentransport und die Notfallrettung. Auf dem Bild zu sehen sind der Krankentransporteur Manfred Ruden und die Dispatcherin Frau Großkopf. Für die Einsatzalarmierung stand ab den 70er Jahren endlich auch der Sprechfunk zur Verfügung.

Bild: Ein Krankenwagen Barkas B 1000 auf dem Hof der Wache An der Gerichtstraße 1.

Bild: Ein Artikel vom Juli 1979 über die „Dringende Medizinische Hilfe“. Die DMH ist dem heutigen Rettungsdienst schon sehr ähnlich. Die Notrufnummer der DDR war damals die 115. Pollux 17/20 war über Sprechfunk der Rufnahme für dieses DMH Fahrzeug.

Bild: In diesem Zeitungsartikel vom 29.Oktober 1979 wird der Kamerad Gerhard Gliese vorgestellt. Herr Gliese ist einer der Zeitzeugen dieses Buches und war mehr als 30 Jahre im Krankentransport des Kreises Zossen tätig. Über viele Jahre war er selbst Einsatzleiter der Krankentransporteure.