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P R A X I S B E R I C H T
Digitalisierung in der Medizin
Herausgegeben von:In Kooperation mit:
2 P R AX I S B E R I C HT
Digitalisierung in der Medizin
SCHNELLER DANK MOBILER KOMMUNIKATION
iPad-App macht Radiologen mobilEnterprise Mobility ist nicht nur ein Thema für den Außendienst. Im Krankenhaus wird der mobile Datenzugriff genutzt, um Patienten persönlicher zu betreuen und schnellere Diagnosen zu stellen. Mit dem syngo®.via WebViewer haben Radiologen in Innsbruck ihre Bilder immer auf dem iPad1 dabei.
„BEST MEDICAL PRACTICE spielt für mich eine
zentrale Rolle in der Patientenbetreuung“, beschreibt
Gudrun Feuchtner ihren berufl ichen Anspruch. Seit 13
Jahren arbeitet die Fachärztin für diagnostische Radio-
logie am Universitätsklinikum Innsbruck, zudem ist sie
als außerordentliche Professorin habilitiert – als jüngste
Radiologin Österreichs. „Best Medical Practice“ in den
bildgebenden Verfahren umfassen für Feuchtner ins-
besondere neueste Technologien, die hohe Qualitäts-
standards gewährleisten. Und natürlich wünsche sich
jeder Mensch vor allem eine persönliche Betreuung im
Krankenhaus („personalized medicine“): „Nichts ist für
einen Patienten schlimmer als das Gefühl, wie am Fließ-
band versorgt zu werden.“
ALLE BILDER UMGEHEND IM ZUGRIFF
Gegen diesen Eindruck hilft nur das persönliche Ge-
spräch mit dem medizinischen Personal, was Feuchtner,
deren fachlicher Schwerpunkt auf der CT (computer-
tomographischen)-Bildgebung des Herzens und der
Gefäße liegt, früher vor Probleme gestellt hat: „Logis-
tisch ist es für den Arzt nicht möglich, die radiolo-
gischen Bilder dem Patienten direkt zu zeigen und an-
hand dieser seine Befunde zu besprechen, da sich die
Bildbetrachtungsprogramme nur in radiologischen Be-
fundungsräumen oder Arztzimmern befi nden.“ Folglich
musste der Patient ins Arztzimmer geholt werden oder
der Arzt in den Vorbereitungsraum beziehungsweise
ins Patientenzimmer kommen – „viel Wegstrecke im Foto
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1 iPhone und iPad sind eingetragene Warenzeichen von Apple Inc., registriert in den USA und anderen Ländern.
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klinischen Alltag und ein hoher Zeitaufwand“, weshalb
bisher in der Regel darauf verzichtet wurde.
Heute kann sich die Professorin und ihre Kollegen
der Herzchirurgie und Kardiologie mit einem iPad in der
Klinik bewegen und von überall über das klinikeigene
WLAN auf die radiologischen Bilddaten zugreifen: „Die
Mobilität ist unschlagbar, denn die Bilder werden direkt
ohne Umwege über PACS (Picture Archiving and Com-
munication System, Bildarchivierungsysteme) live ge-
streamt.“
Dies kann in akuten Fallszenarien sogar wichtige
Minuten einsparen, welche über Leben und Tod ent-
scheiden – beispielsweise im Falle eines Einrisses der
Hauptschlagader (Aortendissektion), was eine umge-
hende gefäßchirurgische Operation notwendig macht.
„Unsere Herzchirurgen nutzen dies jedoch nicht nur
hierfür. Unser Kinderherzchirurg Oberarzt (OA) Dozent
(Doz.) David Vondrys etwa verwendet das iPad auch zur
Illustration der Planung eines kinderherzchirurgischen
Eingriffes, oder OA. Doz. Dr. Bonaros zur Illustration von
minimal–invasiven herzchirurgischen Eingriffen.“
„Gerade in großen Kliniken, wo die Wege zwischen
Untersuchungsräumen und klinischen Abteilungen oft
sehr weitläufi g sind, ist der syngo.via WebViewer von
großem Vorteil“, erklärt Norbert Mükke, Marketing
Manager, SYNGO, Siemens Healthcare. „Vor allem bei
zeitkritischen Entscheidungen haben die Ärzte direkten
Zugriff auf die Bilddaten, egal wo sie sich in der Klinik
befi nden.“
IT IST DIE GRUNDLAGE DER RADIOLOGIE
Gerade in der Radiologie spielt die IT eine zentrale Rolle
in der Infrastruktur, auch für das Universitätsklinikum
im Inntal: Mit 1.450 Betten dient es als tertiäres Ver-
sorgungszentrum, das alle medizinischen Fachabteilun-
gen abdeckt. Innsbruck ist neben Wien und Graz eine
von drei Universitätskliniken in Österreich, deshalb gibt
es viele Einrichtungen für Forschung und Lehre. Die
Mediziner sind zuständig für das gesamte westliche
Österreich, darüber hinaus in klinischen Spezialberei-
chen wie der Herzchirurgie auch für Teile Südtirols, be-
richtet Feuchtner: „Wir haben einen großen Einzugs-
raum, 60 Radiologen und folglich auch einen großen
Technologiepark.“
Die IT ist der „wichtigste Unterstützer“ der Fachärzte,
sagt die Professorin: „Durch die fortgeschrittene Digita-
lisierung der Bilder und das stark gestiegene Daten-
volumen stehen die Systeme zur Bildarchivierung vor
großen Herausforderungen.“ Auch das vorhandene
PACS in Innsbruck leistet hier einen entscheidenden
Beitrag, schließlich gibt es laut Feuchtner „die nahezu
vollständige elektronische Bildarchivierung“. Und wurden
früher von einem Computertomographen pro Röhren-
umlauf 64 Zeilen ausgelesen, sind es bei den neusten
Dual-Energy-Geräten wie zum Beispiel SOMATOM®
Force bereits 192 x 2 Zeilen.
Neben der Herausforderung des steigenden Daten-
volumens kommt ein zusätzlicher Entwicklungsschritt
auf die IT-Organisationen im Gesundheitswesen zu: Die
Mobilisierung der Daten und Informationen innerhalb
des Hauses sowie außerhalb zu anderen Institutionen.
In der interventionellen Radiologie und Neuroradiolo-
gie gibt es das Modell der externen Rufbereitschaft: „Der
radiologische Facharzt wird bei einem Notfall zu Hause
kontaktiert, und er kann anhand der Bilder entscheiden,
ob er ins Krankenhaus kommen muss.“ In beiden Fällen
ist es entscheidend, die Bilddaten der Scanner unter
Berücksichtigung der Datensicherheit außerhalb des
Krankenhauses zur Verfügung zu stellen.
MOBILE DATEN VERKÜRZEN KLINISCHE PROZESSE
Ein weiterer Trend ist die zunehmende Spezialisierung
im Gesundheitswesen durch den technologischen Fort-
schritt. „In der Radiologie werden immer wieder neue
Spezialgebiete wie die CT-Bildgebung des Herzens
erforscht und implementiert“, sagt Feuchtner. Hierbei
können Schnittbilder des Herzens angefertigt und mit
einem Kontrastmittel die Herzkranzgefäße dargestellt
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„Nichts ist für den Patienten
schlimmer als das Gefühl, wie am
Fließband versorgt zu werden.“
Ao. Univ.-Prof. Dr. Gudrun Feuchtner,
Universitätsklinikum Innsbruck
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werden. Die zunehmende Spezialisierung der Ärzte auf
hochkomplexe Fachgebiete engen aber auch deren
Verfügbarkeit ein, was durch die Mobilität der Befund-
daten kompensiert werden kann: Der Spezialist arbei-
tet unter Umständen nicht im selben Krankenhaus und
kann auch digital via Tele-Consulting befragt werden.
Schließlich geht es um wertvolle Zeit für den Arzt, aber
auch für den Patienten, argumentiert die Professorin:
„Warten auf den Arzt ist für einen Patienten mit Schmer-
zen in der Brust in der Herzdiagnostik nicht das ideale
Szenario.“
3D-BILDER IN SEKUNDENSCHNELLE
Feuchtner nutzt für ihre Mobilität den syngo.via Web-
Viewer von Siemens, der es ihr ermöglicht, die Bilder
überall dabei zu haben: „Wenn ich die App starte, kann
ich direkt auf die Untersuchungen zugreifen“, erklärt
die Professorin. Die Bilder seien in wenigen Sekunden
geladen, was aber von der iPad-Generation und der
Datenübertragungsrate abhängig ist – der syngo.via
WebViewer unterstützt den Zugriff über WLAN und
Mobilfunk in App und Browser. Die Bilder werden drei-
dimensional rekonstruiert und lassen sich in allen Ebe-
nen rotieren, die Ärztin kann Details vergrößern, drehen
und Schnittbilder in unterschiedlichen Orientierungen
ansehen. Aus Sicherheitsgründen stehen die Bilddateien
für die mobile App syngo.via WebViewer am Server nur
im Lesezugriff zur Verfügung. Die volle Funktionalität
der komplexen dreidimensionalen Nachbearbeitung
kann einfach über den syngo.via-Client2 an einer PC-
Workstation gewährt werden.
„Der Patient sieht seinen kompletten Brustkorb ein-
schließlich der Rippen und dem Herz in 3D“, berichtet
Feuchtner aus der klinischen Praxis. Dadurch könne
ein Arzt den Befund wesentlich besser als mit dem
klassischen Schnittbild in Schwarzweiß besprechen.
„Ich erinnere mich an kein Szenario, an dem ich die 3D-
Bilder nicht gezeigt hätte.“ Insbesondere in der Herz-
chirurgie ist diese Darstellung optimal, um dem Patien-
ten den bevorstehenden operativen Eingriff zu erklären.
SYNGO’S ROLLE IM IMAGING-WORKFLOW
1 syngo.via kann einzeln oder zusammen mit anderen syngo.via-basierten Software-Optionen betrieben werden, die eigenständige Medizin-produkte sind.
2 syngo.share ist ein Medizinprodukt der ITH icoserve technology for healthcare GmbH, Innsbruck. syngo.share ist derzeit nur in einigen europäischen Ländern verfügbar.
Que
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AG
syngo.share/ISA 2
PACS/HSM/VNA
Bildgebung
Notaufnahme/Rezeption
WeitereAbteilungen
Überweisende Ärzte
IT-Abteilung
Kardiologie
Radiologie
syngo.plazaServer
syngo.viaServer
syngoDynamics
Server
syngo.viaServer
Röntgen Echo CT
syngo Workfl ow
syngo.plaza
syngo.via1
syngoDynamics
syngo.via1
syngo Workfl ow
syngo Workfl ow
Mobile Endgeräte
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Die Bilder des Siemens-Programms sind farbig, was
allen Patienten die Orientierung erleichtere. In einer
Umfrage hat Feuchtner zudem den Wert der Bilder
evaluiert: „Über 70 Prozent unserer Patienten gab uns
die volle Punktezahl für die 3D-Visualisierung, und der
Rest vergab immer noch die Note ‚Sehr gut‘.“ Eine sig-
nifi kante Verbesserung ließ sich auch bei der Frage er-
zielen, ob der Patient die Erklärung vorab mit oder ohne
3D-Visualisierung verstanden hatte. Dabei handelt es
sich meist um spezielle Fälle und nicht um Standard-
eingriffe. Es wurde den Patienten immer freigestellt, ob
sie die Bilder sehen wollen oder nicht. „Überraschend
war für uns der relativ hohe Anteil an Patienten, für
die die Bilder „verständlich“ waren. Wir hätten mehr
Schwierigkeiten im Verständnis der Anatomie erwartet.“
VIELE ANWENDUNGSFÄLLE IN FORSCHUNG UND LEHRE
Allerdings gehen die Anwendungsfälle weit über die
Patientenbetreuung hinaus. Die iPads könnten auch
für die universitäre Lehre genutzt werden, beispielsweise
für die Ausbildung von Assistenzärzten. Zudem eignet
sich das iPad auch für Falldemonstrationen bei inter-
disziplinären Konferenzen wie dem herzchirurgisch/
kardiologischen Seminar. „Hohe Datenvolumina wie
beim Herz-CT oder bei Angio-Filmen stellen normale
IT- Systeme schnell vor Herausforderungen“, sagt
Feuchtner.
Und auch für Rufbereitschafts- und Nachtdienste so-
wie Expertenkonsultationen (Zweitmeinung) ist die ge-
wonnene Mobilität ideal: „Ich bin für Rückfragen jeder-
zeit erreichbar und kann eine rasche Expertenmeinung
auch von außerhalb abgeben, zum Beispiel von einem
Kongress im Ausland oder nach einem Nachtdienst,
ohne in die Klinik fahren zu müssen.“
Schließlich gibt es auch im Krankenhaus den schlei-
chenden Trend zur 24-Stunden-Verfügbarkeit, wobei
die Grenze zwischen Privat- und Berufsleben zuneh-
mend verschwindet – „ein Trend, der berechtigte Fragen
aufwirft …“
QUALITÄTSSIEGEL FÜR DAS KRANKENHAUS
So fällt denn auch Feuchtners Fazit positiv aus: „Der
Einsatz lohnt sich nicht nur für die Mediziner, sondern
auf jeden Fall auch für den Patienten.“ Dies umfasst
die sogenannten „Lifestyle Modifi cations“ – die Bereit-
schaft des Patienten, seinen Lebensstil zu verändern
und etwa das Rauchen aufzugeben. „Wenn wir einem
Menschen die Ablagerungen in seinen eigenen Herz-
kranzgefäßen direkt und durch die 3D-Darstellung ver-
ständlich zeigen können, beeinfl usst ihn das stärker als
eine banale Aussage wie ‚ist nicht gut für Ihr Herz‘.“
Hier gilt das alte Motto: Ein Bild sagt mehr als 1.000
Worte. Für Feuchtner wirke der Bildzugriff über das
iPad und den syngo.via WebViewer summa summarum
als Qualitätssiegel für das Krankenhaus und die Einhal-
tung der „Best Medical Practice“. „Ein Patient, der seine
Bilder zeitnah auch sehen darf, verlässt das Kranken-
haus mit Sicherheit mit einem besseren Gefühl als einer,
der lediglich anonym im CT-Scanner untersucht wird
und danach oft tagelang auf die Besprechung der Er-
gebnisse warten muss.“
Die Nutzung zur Diagnose mit einem mobilen End-
gerät erfordert eine ausreichende Qualität der Darstel-
lung am Bildschirm. Bestehende landesspezifi sche
Regelungen müssen beachtet werden.
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