dino warner - die brille wegtrainieren

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Dino Warner - Die Brille Wegtrainieren

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Copyright John Paul Dino Warner

Dino Warner

Die Brille wegtrainierenEine ausfhrliche Trainingsanleitung mit bungstafeln. Zum Nachmachen und/oder zum Vorbeugen

"Dieses Buch wird stndig im Internet aktualisiert: http://www.sehtraining.de"

Inhaltsverzeichnis

1) Vorwort

2) Theorie2.1) Erfahrungen anderer und Literatur2.2) Arten der Fehlsichtigkeit, Messung der Sehschrfe, Tiefenschrfeeffekt2.3) Wahrscheinliche Ursachen schlechten Sehens 2.4) Mgliche Trainingsanstze

3) berlegungen vor dem Trainingsbeginn3.1) Sinn, Nutzen und Zielsetzung Ihres Sehtrainings3.2) Willenskraft und Motivation3.3) Zeit- und Finanzbedarf und mgliche Hemmschwellen3.4) Krperliche und seelische Voraussetzungen3.5) Gesundheit, rztlicher Rat, Nebenwirkungen und seltsame Effekte3.6) Ernhrung und Medikamente3.7) Sonstige Fragen und Probleme

4) Trainingspraxis4.1) Allgemeine bungsregeln 4.2) bungstafel und andere bungsutensilien4.3) Bewegungsbungen fr die Augen, Blinzeln, Mimik4.4) Akkommodationsbungen4.5) Wandernde Blicke und analytisch betrachten4.6) Autosuggestion und Biofeedback gegen Astigmatismus4.7) Training an der bungstafel4.8) Berufliches Lesen und Lesetraining4.9) Einugiges ben4.10) Fusionsbungen4.11) Schwchere Brillen und Gegenbrillen4.12) Stresstraining4.13) Nacken- und Rckenbungen4.14) Aufrechterhaltung der Motivation4.15) bungen in den Alltag einbauen4.16) Von mir kaum oder nicht angewandte bungen4.17) Trainingsplan und Trainingssystematik

5) Erfahrungsbericht5.1) Leistungskontrolle und Fortschritte5.2) Mein persnliches Trainingstagebuch (gleichzeitig bungstext)5.3) Wenn ich es noch einmal machen mte6) Zum spteren Leistungserhalt

7) Anhang: bungstafeln

1) VorwortZuerst die Kurzversion fr alle diejenigen, die immer nur die erste und letzte Seite eines Buchs lesen: Ja, die meisten Sehschwchen basieren mindestens teilweise nicht etwa auf wirklichen Krankheiten oder Fehlbildungen der Augen, sondern auf durch falsche Sehgewohnheiten geschwchten Augen.Stellen Sie sich ein Kind vor, das Probleme beim Laufen hat. Anstatt mit ihm das Laufen besonders intensiv zu trainieren, wird es in einen Rollstuhl gesetzt. Und einige Jahre spter kann es auch beim besten Willen tatschlich nicht Laufen. Zum einem, weil die entsprechenden Muskeln verkmmert sind, zum anderen, weil es glaubt nicht laufen zu knnen und auch keinerlei bung und Erfahrung damit hat.Ganz hnlich ist es mit Sehschwchen. Nur dass der Rollstuhl in diesem Fall Brille heit. Und so wie man die meisten Laufschwchen wegtrainieren kann, so kann man auch die meisten Sehschwchen wegtrainieren oder zumindest erheblich lindern. Das vollstndige Wegtrainieren einer jahrzehntelang getragenen starken Brille ist ein sehr hartes Stck Arbeit mit einigen nicht immer angenehmen Nebenwirkungen. Training blo zum Vorbeugen gegen eine (weitere) Verschlechterung des Sehvermgens ist eine eher mhelose und interessante Spielerei. In diesem Buch werden Sie erfahren, wie man beides macht.

Und hier die ausfhrlichere Version fr alle anderen, die gerne etwas tiefer ins Detail gehen:"Fahren Sie Auto?" Die Gefhrlichkeit dieser an sich harmlosen Frage war offensichtlich, denn es war meine Augenrztin, die da fragte. Mit mglichst unschuldiger Miene antwortete ich beilufig "Relativ selten; ich fahre lieber Fahrrad.". Aber die prompte Antwort meiner Augenrztin war unerbittlich: "Wenn es mit Ihren Augen weiter so bergab geht, dann sind Sie beim nchsten Mal unter der Fhrerscheingrenze. Und auch heute sollten Sie schon einmal darber nachdenken, ob Sie unbedingt noch Autofahren mssen!".Nun fahre ich tatschlich eher wenig und auch ungern Auto. Aber die Aussicht, es regelrecht von Staats wegen verboten zu bekommen, die lie mir von diesem Tag an keine Ruhe mehr. Und ich begann wirklich, darber nachzudenken. Allerdings fand ich dann eine ganz andere Antwort, als meine Augenrztin erwartet hatte. Ich war damals 41 Jahre alt, rundum gesund und ausgesprochen sportlich. Nur um mein Sehvermgen hatte ich mich nie gekmmert. Wegen Kurzsichtigkeit und Astigmatismus trug ich von Kindheit an stndig eine recht starke Brille, und die Brille war derart ein Teil meines Krpers geworden, dass ich mir nie irgendwelche nheren Gedanken darber gemacht htte. Mit 35 Jahren begann ich am PC zu arbeiten, und schnell wurde er mein Hauptarbeitsgert. Ich schreibe beruflich hauptschlich Computerprogramme und Handbcher dazu, und zudem vertrete ich meine Firma in allerlei juristischen Angelegenheiten. Alles Dinge, die man heutzutage fast komplett am Bildschirm erledigt. Und wenn ich ausnahmsweise mal nicht am PC arbeite, dann lese ich Fachliteratur oder treibe mich in Bibliotheken herum. Kurz: Mein Arbeitsleben besteht aus etwa 60 Stunden intensiver Augenarbeit pro Woche. Frher habe ich nur etwa alle 5-10 Jahre eine strkere Brille bentigt. Aber seitdem ich hauptschlich am Computer arbeite hat sich diese Zeitspanne drastisch auf 1-2 Jahre verringert. Und schon einige Male hatten mich Leute als "der mit den dicken Brillenglsern" beschrieben. Bei meinem eingangs erwhnten letzten Besuch bei der Augenrztin war ich nun links bei -7,50 Dioptrien (Kurzsichtigkeit) und -1,50 (Astigmatismus) und rechts sogar bei -9,00 und -3,00 angekommen. Schlimmer noch: Trotz dieser beachtlichen Brillenstrke war mein Sehvermgen mit Brille auf 65% (Ferne 50%) gesunken. Meine Sehleistung ohne Brille lag sogar nur bei knapp 10% (Ferne 5%). Ich konnte mir leicht ausrechnen, wie es in den nchsten Jahren mit der Brillenstrke weiter aufwrts und meinem Sehvermgen weiter abwrts gehen wrde, falls sich nichts ndern wrde. Und es gab keinen Grund anzunehmen, dass sich von alleine etwas ndern wrde. Es bestand also Handlungsbedarf. Die Frage war nur: Was tun?

Von den Gedanken an eine jener neuartigen Operationen gegen Kurzsichtigkeit kam ich schnell wieder ab. Denn dabei wird im Prinzip ja nur eine Brille vorne ins Auge eingesetzt. Damit wrde ich vermutlich auch nicht wesentlich ber die drftige Sehleistung kommen, die ich jetzt mit meiner auf der Nase getragenen Brille erreichte. Und wenn sich meine Augen spter weiter verschlechtern, dann htte ich fr den Rest meines Lebens eine falsche Brille fest in meinen Krper eingebaut. Das schien mir nicht der richtige Weg zu sein.Ich hatte auch schon vage von Augentraining gehrt und wute, dass das eine sehr umstrittene Sache war. Es war mir auch sofort klar, dass Augentraining entweder tatschlich nutzlos oder doch zumindest eine harte Arbeit sein mte. Denn wre es eindeutig wirksam und auch noch einfach, dann wrde nicht etwa jeder zweite Mitmensch mit einer Brille durchs Leben laufen. Aber gerade das reizte mich, denn ich habe so eine gewisse Neigung, Dingen grndlich auf den Grund zu gehen und mich dabei auch ganz gerne krperlich und geistig voll zu verausgaben. "Qulen" will ich hier ausdrcklich nicht sagen, denn dann wrden viele von Ihnen sptestens jetzt dieses Buch wieder zuschlagen und fr immer beiseite legen. Und eine Qulerei wurde es auch nicht. Wenn man erst einmal alle Tricks und Kniffe kennt, und in diesem Buch werden Sie sie kennenlernen, dann luft das Sehtraining mehr auf eine sportliche Spielerei hinaus. Sie knnen das Training sogar so aufbauen, dass sich gut die Hlfte davon so ganz nebenbei beim Fernsehen erledigen lt. Eine gewisse Ausdauer und Disziplin mssen Sie allerdings schon aufbringen!

Ich strzte mich also in das Abenteuer Sehtraining. Literatur dazu fand sich erstaunlich schnell und eher berreichlich. Leider stellte sich ebenso schnell heraus, dass die vorhandene Literatur sehr widersprchlich und zu groen Teilen unbrauchbar bis regelrecht absurd war. Ich mute mich also selbst forschend vorwrtstasten und wrde sicherlich manche Zeit durch Irrwege verlieren. Da es fr schnelle Erfolge des Sehtrainings zudem wichtig ist, die Brille ab sofort nur noch dann zu benutzen, wenn sie wirklich unentbehrlich ist, mute auch der Tagesablauf entsprechend umgestellt werden. Das Autofahren auf das absolut ntige Minimum zu reduzieren war in meinem Fall recht einfach, denn ich konnte es so einrichten, fr mindestens die nchsten 12 Monate berwiegend in Darmstadt zu bleiben und fast ausschlielich zu Hause zu arbeiten. Alle Erledigungen lieen sich oft auf eine einzige Autotour pro Woche zusammenzufassen. Ein groer Vorteil gegenber allen, die sich tglich stundenlang durch dichten Verkehr qulen mssen und dabei natrlich keinesfalls sofort auf ihre Brille verzichten drfen. Aber lange Zeit war es mir nicht mglich, meine husliche Arbeit am Computer ohne die alte, starke Brille zu erledigen. Und das waren selten weniger als 50 Stunden pro Woche. Glcklicherweise konnte ich mir die Arbeitszeit wenigstens frei einteilen und Pausen mit Sehbungen ohne Brille machen. Sehtraining bedeutet also durchaus nicht automatisch Verzicht auf ernsthafte Arbeit, sondern in den meisten Fllen wird man es sich so einrichten knnen, neben einem vollwertigen Arbeits- und Privatleben erfolgreich trainieren zu knnen.

Natrlich war mein Training von zahlreichen Irrungen, Wirrungen und Rckschlgen begleitet. Alles Zeitverluste, die mir htte ersparen knnen, wenn brauchbare Literatur verfgbar gewesen wre. Trotz all dieser Probleme hatte sich mein Sehvermgen mit Brille dann aber schon nach wenigen Wochen ganz erheblich verbessert. Und nach 6 Monaten waren auch ohne Brille erstaunliche Fortschritte unbersehbar: Sah ich frher ohne Brille Autos aus 5 Metern Entfernung nur als farbige Klumpen, so konnte ich jetzt immer fter aus 20 Meter Entfernung Autonummern erkennen und mit gestreckten Armen Zeitung lesen. Dann mute ich pltzlich entdecken, dass ich fast nur noch mit dem linken Auge sah. Das rechte hatte beim Training nicht mitgezogen und war vom Krper allmhlich stillgelegt worden. Von leichter Panik gegriffen trainierte ich in den folgenden 6 Monaten bevorzugt das rechte Auge. Whrenddessen lies das linke Auge wieder leicht nach, und die Koordination des beidugigen Sehens kam immer mehr durcheinander. Obwohl mein rechtes Auge nunmehr erstaunlich leistungsfhig war, mute ich erkennen, dass es einen organischen Defekt hatte und der Krper, sobald ich ihm freie Wahl lie, aus gutem Grund wieder das linke bevorzugen wrde. Also trainierte ich wieder streng beidugig. Aber das rechte Auge war nun so aktiviert, dass es sich bis heute immer wieder strend bemerkbar macht. Kurz: Der Versuch meinen Krper vorzuschreiben, dass er mit beiden Augen gleichstark zu sehen htte, hat mich schtzungseise 1-2 Jahre Zeitverlust gekostet. Dann entdeckte ich eine neue Trainingsmethode und es ging pltzlich wieder steil aufwrts. Ja htte ich doch frher ...Nun ja, trotz immer wieder neuen Erkenntnissen, Fragen und Problemen liegt meine Sehleistung ohne Brille heute, nach 46 Monaten Sehtraining, whrend 90% des Tages ber 30% und an vielen Tagen kann ich mehrere Stunden lang eine Sehschrfe von fast 50% halten. Ab und zu, insbesondere bei Dunkelheit, Krankheit, Stress oder Erschpfung, gibt es auch noch ausgesprochen schwache Momente. Aber es gibt auch Augenblicke extrem guten Sehens mit Sehschrfen gegen 200%. An sehr guten Tagen kann ich sogar mit einer Brille fr Weitsichtige eine Zeitung mit gestreckten Armen lesen. Die Sehleistung in der Nhe ist weiterhin etwas besser als in der Ferne. Im Sommer sehe ich besser als im Winterhalbjahr. Heute trage ich nur noch beim Autofahren im dichten Verkehr und bei lngerer, intensiver Arbeit am Computer eine Brille. Und obwohl die deutlich schwcher ist sehe ich damit besser als frher.Allerdings ist Scharfsehen ohne Brille fr mich immer noch eine anstrengende Arbeit. Ich muss den Blick immer wieder bewut scharfstellen, und nach einigen Stunden intensiver Augenarbeit lt die Fhigkeit zum Scharfsehen nach. Das Bild, das ich sehe, ist auch oft noch etwas kontrastschwach, durch allerlei kleinere Flecken gestrt und die Sehschrfe schwankt stark. Ich bin mir jedoch sicher, dass das keine neue Erscheinung ist. Frher habe ich solche Details einfach ignoriert, weil ich mich damit abgefunden hatte, dass meine Sehleistung trotz Brille eben sehr bescheiden war. Heute fllt mir dagegen aufgrund der intensiven und kritischen Beschftigung mit meinem Sehvermgen jede kleinste Unregelmigkeit auf.Ich werde mein Sehtraining weiter fortsetzen und bin sehr zuversichtlich, in einigen Jahren noch weit besser zu sehen. Und mte ich es mit meinen heutigen Erfahrungen nochmals mit dem Training beginnen, so wrde ich sicherlich weniger Zeit bentigen.

Die wohl erstaunlichste Erfahrung whrend des Sehtrainings war aber, dass die Verbesserung der Sehfhigkeit nur zu einem Teil allmhlich stattfindet. Daneben gibt immer fter Sprnge zwischen der alten Unschrfe und schrferen oder gar perfekt scharfem Sehen. Schon nach einigen Wochen Sehtraining erlebt man erstmals einen Sekundenbruchteil recht scharfen Sehens, um dann sogleich in die alte Unschrfe zurckzufallen. Zuerst hlt man es fr eine Sinnestuschung, aber die Augenblicke mit schrferen Sehen kommen immer fter und halten immer lnger an. Irgendwann sind dann schon mehrmals hintereinander mehrere Minuten scharfen Sehens mglich, und gleichzeitig verbessert sich auch ganz allmhlich die minimale Sehschrfe in den weniger scharfen Augenblicken dazwischen. Eines Tages kann man dann auch in diesen weniger scharfen Momenten mit gestreckten Armen Zeitung lesen, und in den scharfen Sehphasen erkennt man auf Anhieb eine Autonummer aus 50 Meter Entfernung. Diese Schwankungen sind zwar einerseits sehr nervraubend, aber andererseits sind die scharfen Momente ein extrem motivierender Beweis dafr, dass die eigenen Augen im Prinzip voll funktionsfhig sind. Das Sehtraining wird deshalb bald mehr zu einem Ausdauertraining, bei dem es hauptschlich darum geht, immer hufigere und immer lngere Scharfsehphasen zu schaffen und schluendlich dann mhelos einen ganzen Tag lang durchzuhalten. Eine weitere erstaunliche Erkenntnis ist, dass die Steigerung der Sehleistung ohne Brille nicht etwa gleichzeitig zu einem Rckgang der Sehleistung mit Brille fhrt. Im Gegenteil, Sehtraining steigert die Sehleistung allgemein: ohne Brille, mit Brille, und sogar mit ungewohnten Fremdbrillen. Gleichzeitig frdert es die allgemeine Beweglichkeit und Feuchtigkeit der Augen.

Natrlich werde ich auch versuchen, Theorien und Erklrungen zu all diesen Vorgngen zu bieten. Aber im Gegensatz zu anderen Bchern zu diesem Thema, von denen einige gleich im nchsten Kapitel vorgestellt werden, soll dieses Buch extrem praxisnah und damit gleichzeitig realistisch sein. Ich werde die einzelnen bungen und alle whrend des Trainings auftretenden, teilweise recht seltsamen Effekte genau beschreiben. Theorien und Hintergrnde sind dabei nur am Rande von Interesse. Insbesondere die in vielen Bchern blichen genauen Beschreibungen der Augen, ihrer Funktionsweise, medizinische Schnittzeichnungen, usw. werde ich Ihnen und mir ersparen. So werde ich z.B. immer vereinfachend nur von "Sehzellen" sprechen, obwohl wir alle noch aus der Schule wissen, dass man mindestens zwischen "Sehstbchen" und "Sehzapfen" unterscheiden kann. Wie uns aber jeder "Wilde im Urwald" zeigt, kann man auch ohne dieses Detailwissen hervorragend sehen, und deshalb werde ich soweit mglich auf solchen Ballast verzichten. Es soll hier nur darum gehen, so schnell und so effektiv wie mglich das Sehvermgen zu trainieren, um ohne Brille wieder scharf und/oder mit Brille noch schrfer zu sehen. Und noch einige Randbemerkungen zu diesem Buch: Ich habe lange gegrbelt, ob ich von "Augentraining" oder "Sehtraining" sprechen soll. Letzteres ist ein etwas breiterer Begriff, der auch zum Ausdruck bringt, dass Sehen nicht nur Sache der Augen allein ist. Andererseits hat mein eigene Erfahrung gezeigt, dass das Training dann am erfolgreichsten ist, wenn der Schwerpunkt doch bei den Augen und nicht bei irgendwelchen psychologischen Drumherum oder sogenannten "Ganzheitsmethoden" liegt. Mithin kann man beide Begriffe nebeneinander benutzen.Dieses Buch ist sehr lang geworden. Viele eigentlich interessierten Verlage haben es deshalb mit Grausen abgelehnt. Aber, wer sich nur kurz in das Thema einlesen will, der braucht es ja nicht in aller Ausfhrlichkeit zu lesen. Wer dagegen tatschlich eine starke Brille wegtrainieren will, der wird sich einige Jahre lang intensiv mit dem Thema beschftigen mssen, und unter diesem Gesichtspunkt kann das Buch nicht ausfhrlich genug sein. Deshalb werde ich das Buch auch stndig im Internet aktualisieren.Dieses Buch ist bewut auch etwas ungewhnlich gestaltet. Schrift und Satzspiegel sind eher grer als gewhnlich, einige Teile sind in verschiedenen Schriftgren und -typen gedruckt, und auch auf den bungstafeln sind scheinbar einige Fehler. All dies ist Absicht, denn der typische Leser wird einerseits Sehschwchen haben, und andererseits sollen Teile des Buches gleichzeitig als bungstexte fr ausgeklgelte Sehbungen ohne Brille dienen. Leider konnte ich nicht alle meine Wnsche verwirklichen. Gerne htte ich die Hauptkapitel in noch grerer Schrift mit besonders groem Zeilenabstand gesehen. Groe, ausfaltbare bungstafeln, und zwar am besten jeweils gleich doppelt oder gar dreifach, weil sie bei hufigen Bebrauch ja leider so schnell zerfleddern und verschmutzen. Und hinten im Buch dann eine groe Tasche mit allerlei kleinen aber ntzlichen Trainingsgertschaften, und dazu eine Videokassette, und, und ... Aber das wre dann leider kein preiswertes Taschenbuch mehr geworden. Man mu eben berall Kompromisse machen.

Wichtiger Hinweis:Bitte haben Sie dafr Verstndnis, dass weder Autor noch der Verlag Garantien oder Haftung fr Erfolg oder Schden des Sehtrainings bernehmen knnen. Ganz wichtig: Begeben Sie sich keinesfalls ohne Brille in gefhrliche Situationen, solange Sie ihr Sehtraining nicht erfolgreich abgeschlossen haben. Und denken Sie auch daran, bei einem harten, langfristigen Sehtraining ab und zu einen Augenarzt zwecks Routineuntersuchung aufzusuchen.

2) Theorie

2.1) Erfahrungen anderer und LiteraturIch hatte bereits frher vage von "Augentraining" und "Sehschulen" gehrt, mich aber nie fr Details interessiert, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass so etwas Natrliches wie Sehen mit speziellen Tricks und Kniffen verbunden sein knnte, die man eben kennen muss, um erfolgreich zu trainieren. Nachdem ich mich diesmal unter dem Zwang der Umstnde und insbesondere der drohenden Gefahr, bald nicht mehr Auto fahren zu drfen, zu einem Sehtraining entschlossen hatte, ging ich sofort im Hau-Ruck-Verfahren ohne Vorkenntnisse zur Praxis ber und wollte besseres Sehen durch konzentriertes Anstarren von Gegenstnden und Schriften mit Pressen, Drcken, Kneifen der Augen und hnlichen Gewaltmethoden erzwingen. Nach wenigen Tagen war auch mir klar, dass es so nicht funktionieren konnte. Was blieb war der altbewhrte Weg zu einer Bibliothek, um nach den Erfahrungen und Tips anderer zu suchen. In der Stadtbcherei Darmstadt Abteilung "Medizin", Unterabteilung "Augenkrankheiten" fanden sich etwa 15 Bcher. Davon rund die Hlfte reine Fachbcher von Augenrzten und Optikern, die nichts mit Sehtraining zu tun hatten, oft sogar ausdrcklich dagegen Stellung bezogen, und die andere Hlfte war genau das Gegenteil: Bcher zum Thema Sehtraining in denen ebenso ausdrcklich gegen die Schulweisheit der etablierten Augenrzte und Optiker gewettert wurde. Insgesamt also die denkbar breiteste Mischung aller mglichen Meinungen und damit fr den ernsthaft interessierten Leser die Notwendigkeit, sich doch mhsam eine eigene Meinung und eigene Erfahrungen zu erarbeiten. Im Detail:

Fast alle Befrworter von Sehtraining, egal welche Theorien und Methoden sie im einzelnen verfechten, berufen sich auf den New Yorker Augenarzt Dr. William H. Bates, der hauptschlich in den Jahren 1900-1920 intensive Studien ber die Ursachen von Fehlsichtigkeiten angestellt hat und als der Papst des Sehtrainings gilt. Sein Buch "Perfect sight without glasses" ("Rechtes Sehen ohne Brille", deutsch beim Rohm Verlag in Bietigheim) gilt entsprechend bis heute als die Bibel des Fachgebiets. Allerdings handelt es sich dabei mehr um ein kritisches Fachbuch fr Augenrzte als um eine einfache Trainingsanleitung fr jedermann. Zudem sind viele Details naturgem nicht mehr dem heutigen Stand der Technik angepat, denn z.B. von so etwas wie Fernseh- oder Computer-Bildschirmen konnte Bates damals natrlich noch nichts ahnen. Und ohne eine eigene Wertung vorzunehmen muss ich auch anmerken, dass manche meiner eigenen Trainingserfahrungen nicht mit den Erfahrungen von Dr. Bates bereinstimmen. Trotzdem gebhrt Bates hchster Respekt, weil er es wagte seine eigene Existenz als Augenarzt auf's Spiel zu setzen, indem er jahrzehntelang hartnckig als Einzelkmpfer gegen die herrschende Einheitsmeinung fast all seiner Kollegen neue Theorien entwickelte und teilweise auch bewies. Damit hat er den Stein "Sehtraining" ins Rollen gebracht; leider ist bis heute keine Lawine daraus geworden!In der kritischen Literatur finden sich immer wieder Behauptungen, Dr. Bates sei ein verurteilter Betrger, dem das Praktizieren verboten worden wre. Nach meinem Wissensstand ist das so nicht ganz richtig. Der Leidensweg von Bates erinnert vielmehr an einen einsamem Erfinder, der von der bermchtigen Konkurrenz reihenweise mit teuren Prozessen berzogen wird, bis er wirtschaftlich ruiniert und wegen irgendwelcher Nebenschlichkeiten verurteilt ist, ohne dass je wirklich ber den Wert seiner Erfindung entschieden wurde.

Als nchstes muss das Buch "The Art of Seeing" von Aldous Huxley genannt werden (deutsch "Die Kunst des Sehens" im Piper Verlag Mnchen). Der bekannte englische Schriftsteller litt selbst an so starker Fehlsichtigkeit, dass er zeitweise auf die Benutzung von Blindenschrift angewiesen war. Erst durch Sehtraining konnte er seine Sehprobleme deutlich mindern und lang Zeit nahezu normal arbeiten. Als typischer Intellektueller hinterfragte er den gesamten Themenkreis und schrieb dazu sein etwas philosophisch und langatmig angelegtes Buch. Kein reines Trainingslehrbuch, heute nicht mehr auf dem Stand der Zeit und eigentlich auch zu wenig detailliert, aber trotzdem zeitlos und deshalb immer lesenswert.

Daneben gibt es eine Reihe neuerer Bcher zum Thema Sehtraining, und auch in Bchern zum Themenkreis "Gesnderes Arbeiten am Computer" findet sich praktisch immer mindestens ein Kapitel zu Sehbungen. Ich kann und will diese Bcher nicht alle einzeln im Detail vorstellen, sondern muss mich auf einige allgemeine Bemerkungen dazu beschrnken:Auffallend ist, dass es einen harten Kern von bungen und Theorien gibt, der sich in fast jedem Buch zu diesem Thema findet. Wenn so viele Autoren nahezu deckungsgleich berichten, dann knnte das bedeuten, dass an der Sache etwas dran ist. Oder aber sie haben hemmungs- und kritiklos voneinander abgeschrieben. Leider deutet vieles auf letzteres hin. Auffallend viele Bcher sind etwa nach folgendem Schema zusammengesetzt: 1/3 von Bates, 1/3 von Huxley, Lcken und der Rest werden mit Vermutungen gefllt. Und dabei wird nicht einmal direkt bei Bates und Huxley abgeschrieben, sondern bei anderen, die schon dort abgeschrieben haben. Leicht erkennbar an einigen Details, die von Kopie zu Kopie falscher wiedergegeben werden und schluendlich kaum noch etwas mit dem Original zu tun haben. So werden bungen beschrieben, die einfach nicht nachvollziehbar sind, jedenfalls nicht so wie im Buch beschrieben. Da heit es z.B. einerseits, es sei normal, dass man nach Schlieen der Augen tiefes Schwarz sieht (wenn nicht, dann soll man es ben). Andererseits soll man die Augen schlieen und sich dann minutenlang einen tiefschwarzen Punkt auf strahlend weiem Untergrund vorstellen. Klingt einfach und schreibt sich auch einfach, klappt aber ganz und gar nicht so einfach. Mit geschlossenen Augen sehe ich wirklich tiefschwarz, soweit stimmt es also. Aber wie soll ich gedanklich aus diesem Tiefschwarz nun so einfach minutenlang strahlendes Wei machen, als Hintergrund fr die Vorstellung eines schwarzen Punktes? Ich konnte mir allerhchstens fr einige Sekunden ein kleines, mehr gruliches als weies Feld vorstellen, von dem sich der schwarze Punkt nur mhsam abhob. Dann verdunkelte sich wieder alles, und ich sah nur Schwarz auf Schwarz. Sicher, ich bin war stark fehlsichtig und hatte da deshalb vielleicht etwas mehr Probleme als andere. Aber das Buch ist doch speziell fr Fehlsichtige geschrieben, und da mte der Autor sich schon die Mhe machen, genau zu beschreiben, mit welchen Tricks und Kniffen man das von ihm selbst als Normalzustand beschriebene Tiefschwarz in strahlendes Reinwei umdenken kann. Ist es sinnvoll und ungefhrlich, wenn man z.B. mittels Autosuggestion hartnckig versucht, solches "Weisehen" zu erreichen? Es knnte ja sein, dass man sich dann so daran gewhnt, dass man in Zukunft mit geschlossenen Augen immer Wei sieht, obwohl der Autor selbst sagt, es wre wichtig, vor den geschlossenen Augen Tiefschwarz zu sehen? Den einen oder anderen von Ihnen mag eine solche Kritik kleinlich erscheinen; vielleicht knnen Sie sich sogar auf Anhieb mit geschlossenen Augen minutenlang einen schwarzen Punkt auf leuchtendem Wei vorstellen, obwohl Sie sonst normalerweise mit geschlossenen Augen nur Tiefschwarz sehen? Aber nicht jeder kann das, und von einem wirklich gutem Ratgeberbuch erwarte ich, dass es genau auf solche Schwierigkeiten eingeht und den ratsuchenden Leser nicht bei fast jeder bung durch unvollstndige oder gar widersprchliche Beschreibungen ratlos bis wtend allein lt. Der Autor schreibt doch gerade fr Leser mit solchen und hnlichen Problemen! brigens: Ich habe auch ohne diese und diverse andere schlecht beschriebene und deshalb nicht nachvollziehbare bungen meine Sehkraft enorm verbessert. Die meisten dieser bungen scheinen also ohnedies nutzlos oder jedenfalls nicht zwingend notwendig zu sein.

Einige Autoren schreiben fortlaufend von "verschwommenen Sehen". Frher htte ich vermutlich auch so oder hnlich geschrieben. Aber schon wenige Tage nach Beginn meines eigenen Sehtrainings wre mir dieser Ausdruck viel zu ungenau gewesen, denn ich hatte mit Erstaunen bemerkt, wie viele Arten des unscharfen Sehens es gibt: Doppelbilder, Mehrfachbilder, tanzende Mehrfachbilder, Mehrfachbilder von denen fortlaufend einzelne verschwinden und andere neu auftauchen, hellere oder dunklere Doppel- oder Vielfachkonturen nach einer Seite oder gleichzeitig nach mehreren Seiten, zu kontrastarme und vernebelte Bilder, Bilder, die unter dem Blick wegbleichen oder sonstwie verschwinden oder sich in Einzelteile auflsen, runde Ecken oder eckige Rundungen, zu groe oder zu kleine Bilder, usw., usw.. Sicherlich sind diese vielen seltsamen Effekte unterschiedlich je nach Art und Strke des Sehfehlers, der Tageszeit, Beleuchtung und Stimmung, aber sie fallen jedem auf, der auch nur einige Tage ernsthaftes Sehtraining betreibt. Und sie sind auch ein wichtiger Orientierungspunkt bei der Kontrolle der Sehfortschritte. Einfach nur von "verschwommen Sehen" zu reden ist nutzloses Geschwtz, genausowenig brauchbar wie Definitionen von der Art "diese Krankheit ist an der Bettlgrigkeit der Patienten zu erkennen". Hier drngt sich der Gedanke auf, dass der Autor entweder selbst nicht ausprobiert hat, wovon er schreibt, oder er ist ein unfhiger Beobachter und Beschreiber. Ich werde deshalb in diesem Buch entweder nur von scharf-unscharf reden oder versuchen, das jeweilige Sehproblem genau zu beschreibenIn einigen Bchern findet sich leider eine zweistellige Anzahl solch nutzlos-oberflchlicher bis eindeutig falscher Beschreibungen. Eine Autorin behauptet einerseits, sie wre selbst wegen starker Kurzsichtigkeit lange Zeit Brillentrgerin gewesen und htte ihre Situation durch Sehtraining entscheidend verbessert, aber andererseits beschreibt sie die Symptome der Kurzsichtigkeit zwar schn formuliert aber doch so auffallend falsch, wie sie wohl nur jemand beschreiben wrde, der Kurzsichtigkeit nur vom Hrensagen kennt.Da die typischen Leser eines solchen Buches fast immer selbst seit langem unter Sehproblemen leiden und deshalb durchaus etwas Ahnung von der Materie haben, bemerken sie sptestens nach einigen Tagen ernsthaften Sehtrainings, dass der Autor keine Sachkenntnis von dem hatte, wovon er schrieb, und dass er sich offenbar auch nicht einmal die Mhe gemacht hat, die eigenen Rezepte auszuprobieren. Was bleibt ist Frustration, Erbitterung und leider oft Aufgabe des Sehtrainings nach wenigen Tagen, weil die ganze Sache zu unglaubwrdig wird.Ein weiteres rgernis ist die Flle der in einigen Bchern vorgeschlagenen bungen, die oft nur noch als sektiererisch, absurd und sinnlos bezeichnet werden kann. Unter Begriffen wie "Ganzheitliche Methode" wird dort fast alles angeboten, von Akkupressur ber Yoga bis hin zu bis Dingen, die ich nur noch als "Voodoo-Hokuspokus" bezeichnen kann. Etwa so nach der Methode "Damit das Buch ein Bestseller wird muss von allem etwas dabei sein". So finden sich krasseste Widersprche; fast in allen Bchern wird einerseits das Meditieren oder Erholen in absoluter Dunkelheit als Wundermittel beschrieben, und in einem anderen Kapitel wird dann Meditieren bzw. Erholen in greller Sonne oder vor einer starken knstlichen Lichtquelle angepriesen. Als kritische Leser wird man da doch stutzig. Abgesehen von der offensichtlichen Nutzlosigkeit vieler bungen ist aber auch schon deren Anzahl ein rgernis, denn sie berlt dem Trainierende die Qual und Verantwortung einer Auswahl, weil er natrlich nicht tglich 50-100 verschiedene bungen durchfhren kann. Besser wre stattdessen eine straffes Programm aus nur etwa 3-6 verschiedenen bungen, die man alternativ in verschiedenen Varianten durchfhren kann.Daneben gibt es aber auch Bcher, in denen der Autor stndig "seine Methode" lobt, ohne dass man, abgesehen von allgemeinen Ratschlgen wie Stress zu meiden und "sein Krpergewebe durch gesunde Ernhrung zu entgiften", irgendwo in dem Buch auch nur Ansatzpunkte einer Methode finden kann

Mein Eindruck ist, dass bei dieser Art der Literatur oft zu viel Wert auf seelisch-geistige Aspekte des Sehens und sonstiges Drumherum gelegt wird. Ganz grob geschtzt beziehen sich etwa 75% der bungen als dieses Drumherum, und nur etwa 25% sind echte, krperliche Augenbungen. Nach meiner Erfahrung sollte es eher andersherum sein.Erstaunlicherweise klagen praktisch alle Autoren darber, dass Sehtraining nicht anerkannt und von der Schulmedizin zu Unrecht ignoriert oder gar bekmpft wrde. Augenrzte und Optiker wrden nur an ihr Geschft denken. Dazu ist nchtern festzustellen, dass es doch gerade diese Art von schnell, unprzise und widersprchlich hingeschriebenen Bchern ist, die wesentlich dazu beitrgt, Abgriffspunkte gegen das Sehtraining zu liefern und dadurch das Thema insgesamt zu diskreditieren. Und wer solche Bcher schreibt, der sollte bezglich des Vorwurfs der Geschftemacherei durchaus auch mal in den Spiegel schauen. Allerdings liegt mindestens ein Teil der Schuld auch bei den Verlegern und dem Bchermarkt allgemein. Bei der Suche nach einem Verlag fr dieses Buch mute auch ich feststellen, welch ein Druck auf Autoren ausgebt wird, ihre Bcher nicht unbedingt ehrlich, aber verkaufsfrdernd zu schreiben. Ratschlag eines Verlages: "3 Jahre hartes Training? Das schreckt die Leser ab. Machen Sie einfach 4 Wochen leichtes Training daraus und es wird sich prchtig verkaufen!".

Und nun zur Gegenseite, zu den Bchern von Augenrzten, Optikern und hnlichen "anerkannten" Wissenschaftlern: In fast allen dieser Fachbcher wird irgendwo kurz aber vehement gegen Sehtraining Stellung genommen; ohne Argumente oder oberflchlich und leicht widerlegbar. Einer dieser professoralen und doktoralen Autoren konnte es sich sogar nicht verkneifen, mit groer, fett hervorgehobener Schrift herauszuschreien: "Augen kann man nicht trainieren!". In einem anderem Kapitel berichtete er, dass Kinder manchmal zwei sehr unterschiedlich leistungsfhige Augen htten, z.B. weil ein Auge wegen Kurzsichtigkeit kaum benutzt wurde und deshalb verkmmert sei (das Kind sieht also hauptschlich mit dem anderen Auge). In solchen Fllen sollten die Eltern das strkere Auge abdecken und so das schwchere bevorzugt trainieren bis es aufgeholt htte. Wie das, wo er einige Kapitel vorher doch selbst behauptet, Augentraining sei reiner Humbug? Manchmal wird auch argumentiert, dass Sehtraining nur bei Kindern sinnvoll sein, weil deren Sehapparat noch beeinflussbar sei. Andere schreiben, das Tragen von Brillen verschlimmere keinesfalls Sehfehler, betonen aber ein paar Seiten weiter, man solle die Brille nur tragen wenn unbedingt notwendig und dann auch immer nur die schwchstmgliche. Solche und hnliche Widersprche finden sich reihenweise.Auch hier wird der Gegenseite, also den Befrwortern von Sehtraining, Geschftemacherei vorgeworfen, was zwar zweifellos in vielen Fllen zutrifft, aber aus dem Munde von Augenrzten und Optikern doch sehr scheinheilig klingt. Denn gerade sie schneiden sich doch wohl das mit Abstand grte Stck aus dem Kuchen aller zur Behebung von Augenproblemen ausgegebenen Gelder.

Anzumerken ist, dass es natrlich auch einige wenige lbliche Ausnahmen gibt: Bcher von Augenrzten, die ernsthaft und teilweise sogar befrwortend auch auf das Thema Sehtraining eingehen, und selbstverstndlich sind auch nicht alle Sehtrainings- oder Computerbcher als nutzlos oder unseris zu bezeichnen. Ich selbst hatte zu Beginn meines Sehtrainings auer der vagen Erinnerung, einmal gehrt zu haben, dass es so etwas wie Sehtraining geben soll, keinerlei Ahnung von der Materie. Ohne das Durcharbeiten einiger Bcher zu diesem Thema htte ich vermutlich nie eine brauchbare Einstiegsbasis gefunden und nach wenigen Tagen aufgegeben. Dass ich sogar alle zum Thema erreichbaren Bcher verschlungen habe, also auch die "ganz schlechten", war insofern notwendig und logisch, als man ja immer erst nachher beurteilen kann, was schlecht und was brauchbar ist. Wirklich gut und voll ausreichend fand ich jedoch keines der vorhandenen Bcher. Keines enthielt mehr als etwas Basiswissen und sptestens nach einigen Wochen Training mute ich mich allein auf Neuland vorwagen. Teils reichte das Wissen der Autoren nur fr den Einstieg, teils wichen die geschilderten Erfahrungen dann immer strker von meinen inzwischen gemachten eigenen Erfahrungen ab und wurden insofern fr mich fragwrdig und nutzlos. Trotzdem mchte ich mich hiermit ausdrcklich bei allen Vorkmpfern bedanken!

Dieses Buch entstand in dem Bestreben, die eben dargelegten Schwachpunkte und Lcken der bereits existierenden Literatur zu schlieen. Es sollen nur selbst tatschlich ber Monate oder Jahre hinweg praktizierte bungen und ihre genauen Auswirkungen beschrieben werden. Dabei werde ich auch einige heilige Khe schlachten, d.h. bungen, die nach meiner eigenen Erfahrung nutzlos oder gar schdlich sind, die werde ich auch nur kurz und mit entsprechendem Vorbehalt vorstellen, auch wenn alle anderen Autoren einige dieser bungen bisher immer kritiklos befrwortet haben. Sehtraining ist ein so groartiges und wirksames Mittel, dass es an der Zeit ist, das Thema auf eine serisere Basis zu stellen und weniger Ansatzpunkte fr Kritik oder gar Spott zu bieten, als das leider derzeit noch oft der Fall ist.Allerdings wird auch dieses Buch sicherlich nicht fr jeden Sehtrainierenden alle Fragen und Probleme perfekt beantworten knnen. Denn einerseits ist die Ausgangsbasis, also das jeweilige Augen- und Sehproblem, individuell verschieden, und andererseits hat natrlich auch fast jeder unterschiedliche Vorgaben, Vorlieben oder Abneigungen fr oder gegen bestimmte Trainingsweisen.

2.2) Arten der Fehlsichtigkeit, Messung der Sehschrfe, TiefenschrfeeffektVereinfacht beschrieben beginnt das Auge ganz vorne mit der Hornhaut. Sie ist nicht nur eine Art durchsichtige Schutzhaut, sondern hat durch ihre hohe Brechkraft gleichzeitig auch eine wichtige optische Funktion. Dahinter folgt die Pupille, ein grenvernderliches Loch zum Regulieren der ins Auge einfallenden Lichtmenge. Dann kommt die verstellbare Linse. Der Hauptteil des Augapfels ist der sogenannte Glaskrper. Das ist eine durchsichtige, geleeartige Fllung, die dem Augapfel seine Form gibt. Die Rckwand des Auges wird von der Netzhaut gebildet. Diese Haut enthlt die eigentlichen "Sehzellen". Dort werden die auftreffenden Lichtstrahlen als Sinneseindrcke registriert und dann ber die Sehnerven ans Gehirn weitergeleitet. Man kann auch sagen, dass auf der Netzhaut ein Abbild des Gesehenen entsteht. Damit dieses Abbild scharf ist, mssen die ins Auge einfallenden Lichtstrahlen von Hornhaut und Linse so gebrochen werden, dass sie genau auf der Netzhaut ein scharfes Bild ergeben. Nicht etwa etwas davor oder dahinter. Wie wir aber alle vom Diaprojektor und hnlichen optischen Gerten her wissen, spielt bei dieser Scharfstellung auch die Entfernung zwischen Objektiv und Leinwand (Netzhaut) eine groe Rolle. Stellen wir den Diaprojektor so ein, dass das Bild genau auf der Leinwand scharf ist, und rcken wir dann den Projektor oder die Leinwand etwas vor oder zurck, dann liegt die Ebene der grten Schrfe pltzlich vor oder hinter der Leinwand und das Bild auf der Leinwand ist nicht mehr scharf. Man kann dies meistens wieder einregeln, indem man entweder das Objektiv verstellt und/oder die Entfernung ndert.Ganz hnlich ist es beim Auge: Ist das Bild auf der Netzhaut (Leinwand) nicht scharf, so mte zum Scharfstellen entweder die Linse vorne im Auge verstellt werden, und/oder man drckt den elastischen Augapfel durch Muskeln so zusammen, dass sich der Abstand zwischen Vorderseite (Hornhaut) und Rckseite (Netzhaut) des Auges ndert. Und ganz genau betrachtet besteht das "Objektiv" des Auges ja nicht nur aus der verstellbaren Linse, sondern auch aus der Hornhaut. Die Hornhaut gilt zwar als unvernderlich, aber zumindest von der Theorie her wre auch eine Verstellbarkeit der Hornhaut denkbar, z.B. durch Glattziehen oder Lockern. Auch die erwhnte Lngennderung des Augapfels wrde ber eine gleichzeitige nderung der Krmmung des Augapfels die optische Brechkraft der Hornhaut ndern. Und diese Verstellbarkeit von Form und Gre des Augapfels knnte theoretisch auch durch Vernderung des Innendrucks oder ueren Druck durch die Lider erreicht werden. Von der Theorie her gibt es also eine ganze Reihe logisch und einfach klingender Anstze zur Einflussnahme auf die Sehschrfe. Aber in der Praxis ist es alles andere als einfach und viele Details sind auch unter Augenrzten noch umstritten.

Kurzsichtigkeit ("Myopie", aus Griechisch, etwa "Augen zusammenkneifen", weil sich leichte Kurzsichtigkeit durch Augenzusammenkneifen vorbergehend lindern lt): Kurzsichtige sehen in der Nhe scharf aber unscharf in der Ferne. Dagegen helfen "Fernbrillen", die man an der negativen Dioptrienzahl erkennt (z.B. -3,5 Dioptrien; solche Linsen sind in der Mitte dnner als am Rand). Allerdings behalten viele stark Kurzsichtige ihre Fernbrille praktisch immer auf, auch beim Sehen in der Nhe. Welches Schulkind setzt schon seine Brille dauernd auf oder ab, je nachdem ob es an die Tafel oder in sein Buch schaut. Obwohl kurzsichtige Augen also eigentlich perfekt Nahsehen knnen, werden sie so immer wieder zum Nahsehen durch die Fernbrille gezwungen und dadurch auch fr die Nhe "verdorben". Dies wird zwar von vielen Augenrzten und Optikern bestritten, aber die Praxis zeigt, dass bei Kurzsichtigen nach einigen Jahren stndigen Tragens einer Fernbrille auch das Nahsehvermgen ohne Brille rapide nachlt. Zum Schlu sehen sie oft sowohl in der Ferne als auch in der Nhe unscharf. Lediglich im extremen Nahbereich, bei mir war das unterhalb von etwa 12 cm, knnen sie dann noch ohne Brille scharfsehen.Rein technisch gesehen liegt die Ursache von Kurzsichtigkeit darin, dass die schrfste Ebene des Bildes vor der Netzhaut liegt. Kurzsichtige Augen wren also zu lang, oder der Verstellbereich der Linse wre zu gering. Ob wirklich zu lange Augpfel Ursache von Kurzsichtigkeit sind, muss hier offen bleiben. Aber jeder Kurzsichtige kann sich schon einmal durch ein einfaches Experiment davon berzeugen, dass das Bild tatschlich durch Eindrcken (Verkrzen) des Augapfels schrfer wird. Decken Sie ein Auge ab und drcken Sie einmal vorsichtig mit einem Finger das andere Auge von vorne ganz leicht ein. Dabei sollten Sie vorsichtshalber aber nicht direkt auf das Auge drcken, sondern ein Lid etwas ber das Auge ziehen und dann mit den querliegenden Finger auf das Lid drcken. Allerdings ist dies kein Beweis dafr, dass das Auge wirklich zu lang ist. Es knnte genausogut sein, dass das Auge normalerweise ber Einrichtungen zur automatischen Anpassung der Schrfe verfgt (Vernderung der Linse oder Vernderung der Lnge des Augapfels), dass aber diese automatische Verstellung bei Kurzsichtigen nicht mehr ausreichend funktioniert.

Weitsichtigkeit (bersichtigkeit, Alterssichtigkeit, Hypermetropie):Weitsichtige sehen in der Ferne scharf aber unscharf in der Nhe. Dagegen helfen "Nahbrillen", die man an der positiven Dioptrienzahl (z.B. +1,75 Dioptrien; solche Linsen sind der Mitte dicker als am Rand) und an einem etwas unschnen "Fischaugeneffekt" erkennt. Weitsichtigkeit tritt oft erst mit zunehmenden Alter auf; angeblich weil die Linse durch das Altern verhrtet und sich dann nicht mehr so weit verstellen lt wie frher (umstrittene Begrndung). Der Altersweitsichtige muss die Zeitung beim Lesen dann immer weiter von sich weg halten. In extremen Fllen reichen dann selbst voll ausgestreckte Arme nicht mehr aus.Bei Weitsichtigkeit liegt die technische Ursache darin, dass die schrfste Ebene des Bildes hinter der Netzhaut liegt. Weitsichtige Augen wren also zu kurz (normale Weitsichtigkeit), oder der Verstellbereich der Linse wre zu gering (Alterssichtigkeit). Aber auch hier lassen sich die gleichen Einwendungen machen wie schon bei der Kurzsichtigkeit beschrieben: Vielleicht sind lediglich die Einrichtungen des Auges zur automatischen Anpassung der Schrfe gestrt und knnen durch Training der Linsenverstellung und der Muskeln zur Verlngerung des Augapfels durch seitliches Zusammendrcken wieder reaktiviert werden?

Astigmatismus ("Stabsichtigkeit" oder auch "Hornhautverkrmmung"):Hierbei erscheinen z.B. Punkte stbchenfrmig verzerrt. Besonders strend ist dieser Effekt wenn man bei Dunkelheit Leuchtpunkte wie z.B. Straenlaternen, Autorcklichter oder Leuchtanzeigen an elektronischen Gerten betrachtet und dabei seltsame, oft gekrmmte Lichtstrahlen von dem Leuchtobjekt ausgehen sieht. Manchmal scheinen richtige Lichtkrnze um den Leuchtpunkt zu liegen. Oder der Leuchtpunkt erscheint doppelt oder gar vielfach; oft ohne dass man sich darauf festlegen kann, welcher Punkt denn nun der "echte" ist.Bei Helligkeit erkennt man Astigmatismus daran, dass Linien einer bestimmten Ebene verzerrt sind (z.B. durch hellere Doppelkonturen) oder gar doppelt oder mehrfach erscheinen, whrend Linien in anderen Ebenen wesentlich schrfer erscheinen. Also wenn z.B. senkrechte Linien nur mit Fehlern gesehen werden, waagerechte Linien dagegen normal. Und natrlich kann der Fehler in besonders unglcklichen Fllen statt in der Senkrechten oder der Waagerechten in einer ganz bestimmten Schrgstellung dazwischen auftreten.Typisch ist aber, dass der Fehler immer in einer bestimmten, gleichen Ebene auftritt. Fr einen Test auf Astigmatismus sollten Sie ein scharfes schwarzes Kreuz oder einen Stern auf weies Papier zeichnen (auf den bungstafeln hinten in diesem Buch finden Sie einige geeignete Kreuze) und dies genau betrachten. Drehen Sie das Kreuz dann langsam, so dass aus dem + ein x und dann wieder ein + wird. Falls Sie dabei einen der Balken unschrfer als den anderen sehen, und beim Drehen feststellen, dass der Fehler nicht an diesem einen Balken als solchen hngt, sondern vielmehr an der Ebene (es ist also z.B. immer der gerade senkrechte Balken unscharf), dann leiden Sie unter Astigmatismus. Und dann wissen Sie auch, welches Ihre "schwache Ebene" ist.Zur Korrektur des Astigmatismus dienen Linsen mit sogenannten "Zylinderdioptrien". Dazu muss sowohl die Strke (z.B. -1,50 Zylinderdioptrien) als auch die Ebene (z.B. Achse 180) angegeben werden. Brillenlinsen knnen so geschliffen werden, dass sie gleichzeitig z.B. Kurzsichtigkeit und Astigmatismus korrigieren. Solche Glser sind dann leider oft auffallend dick. Als Ursache des Astigmatismus gelten Unregelmigkeiten der Hornhaut. Deshalb wird oft auch von "Hornhautverkrmmung" gesprochen. Allerdings muss die Hornhaut immer gekrmmt sein, denn das Auge ist bekanntlich einigermaen rund. Der Ausdruck Hornhautverkrmmung meint in diesem Fall mithin unregelmige Hornhautkrmmung. Manchmal handelt es sich auch um echte Beschdigungen der Hornhaut wie z.B. um Narben, Kratzer, Abschleifungen, Verhrtungen oder kleine Fremdkrper. Die Hornhaut ist brigens offenbar nur in engen Grenzen in der Lage, solche echten, uerlichen Beschdigungen durch Selbstheilung wieder vollstndig zu reparieren. Man sollte sie deshalb in gefhrlichen Situationen (umherfliegende Splitter bei der Arbeit, Sandsturm, etc.) unbedingt schtzen. Andererseits ist bekannt, dass sich solche Unregelmigkeiten manchmal doch irgendwie wieder auswachsen. Viele Augenrzte rumen deshalb ein, dass Astigmatismus nicht immer dauerhaft ist, sondern im Laufe des Lebens kommen, gehen, und sich verndern kann. Mir als Kurzsichtigen ist auch aufgefallen, dass ich bei kurzen Sehentfernungen, wo ich keine Probleme mit der Schrfe habe, auch keine Probleme mit astigmatischen Verzerrungen habe. Irgendwie scheint mein Astigmatismus also nicht vllig unabhngig von der Kurzsichtigkeit zu sein?Ich persnlich habe im Laufe meines Sehtrainings den Eindruck gewonnen, dass zumindest einige dieser angeblichen Unregelmigkeiten der Hornhaut auf winzigen Verwerfungen der Hornhaut infolge ungleichmiger Straffung beruhen und durch Training offenbar glattgezogen werden knnen. In diesem Fall wre also auch Astigmatismus durch verkmmerte Muskeln bzw. mangelhafte Augeneinstellung verursacht.Anmerkung: Es gibt auch eine wesentlich seltenere Form von "inneren Astigmatismus", bei der die Unregelmigkeit auf der Innenseite der Hornhaut oder gar auf der Linse liegt.

Der Begriff Schwachsichtigkeit (Amblyopie) umfasst offenbar alle Arten mangelnden Sehvermgens fr die die klassische Medizin keine organische Erklrung findet. Etwas vereinfachend knnte man auch sagen, immer wenn ein Auge nachweisbar nicht "zu kurz" oder "zu lang" ist und auch sonst keinen der bekannten anatomischen oder organischen Defekte aufweist, der Patient aber trotzdem ber Symptome von Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit oder eine anderen Art von Fehlsichtigkeit klagt, dann retten sich Fachleute gerne in die Allgemeinfloskel "Schwachsichtigkeit". Ursachen sind angeblich Nichtgebrauch des Auges (also mangelndes Training), Hysterie oder hnliche psychische Grnde, oder einfach "ungeklrt". Schwachsichtigkeit scheint also eine Art von Sammelbezeichnung fr alle Arten von Sehproblemen zu sein, die mit den blichen Theorien nicht erklrbar sind. Wie ich in diesem Buch zeigen werde, lassen sich aber Kurzsichtigkeit und Astigmatismus wegtrainieren. Gleiches wird glaubhaft von Weitsichtigkeit berichtet. All diese Sehschwchen basieren mithin berwiegend auf falschem Gebrauch (falsche Sehgewohnheiten), mangelnder Sehanforderung ("Untersttzung" durch Brille) und/oder auf psychischen Grnden. Insofern knnte und mte man Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Astigmatismus als Unterarten der Schwachsichtigkeit bezeichnen, was die meisten Augenrzte aber vermutlich lebhaft bestreiten werden. Manchmal wird der Begriff "Schwachsichtigkeit" auch als unterentwickelte oder gestrte Leistungsfhigkeit von Sehzellen, Sehnerven und dem am Sehvorgang beteiligten Gehirteil definiert. Dies ist aber im Grunde genommen gar keine wirklich andere Definition, sondern es handelt sich um eine Ursachenvermutung, whrend die traditionelle Definition es bei einer groben Beschreibung der zu beobachtenden Sympthome belt.Die meisten Augenrzte erkennen an, das Schwachsichtigkeit zumindest bei Kinder bis etwa zum Einschulungsalter oft durch Augentraining zu beseitigen oder wenigstens zu bessern ist.In einigen wenigen Fachbchern findet sich noch eine Kurzbeschreibung einer als "Asthenopie" bezeichneten Unterart der Schwachsichtigkeit. Dabei geht es im Prinzip um die Anstrengungen, die Brillentrger aufbringen mssen, wenn sie versuchen, ohne oder mit einer falschen Brille scharf zu sehen. Da ist von unscharfem Sehen, rascher Ermdbarkeit, Augen- und Kopfschmerzen und Trnenfluss die Rede. Dies ist hochinteressant, denn das sind genau einige der Nebenwirkungen, die auch beim Sehtraining manchmal auftreten. Allerdings scheint da vieles noch ungeklrt: Warum treten diese Nebenwirkungen nur manchmal auf? Bleiben sie fr immer oder lassen sie bei hrtnckigen Training dann wieder nach?

Farbblindheit: Entgegen weitverbreiteter Meinung ist totale Farbblindheit im Sinne eines reinen schwarzweien Sehens selten. Die meisten Farbblinden sehen durchaus Farben, aber eben nur sehr schwer und/oder falsch. Es gibt diverse Unterarten dieses Sehfehlers, und in der Literatur wird berichtet, dass zumindest einige dieser Probleme durch Sehtraining zu bessern oder gar zu beseitigen sind. Mangels eigener Erfahrung (man muss ja glcklicherweise nicht alles gleichzeitig haben, insbesondere nicht bei Gebrechen, Krankheiten und sonstigen Problemen) werde ich daher nicht weiter auf Farbblindheit eingehen.

Ein hufiges und harmloses Problem sind sogenannte "Fliegende Flecken". Dabei scheinen kleine, weilich-hellgrau-transparente Gebilde, die meistens irgendwie an Einzeller unter dem Mikroskop oder hnliches kleinstes Gewrm erinnern, durch das Sehfeld zu schweben oder langsam von oben nach unten zu sinken. Diese Strung tritt fast nur beim Dsen und in hnlichen Augenblicken auf, in denen Augen und Geist auf nichts bestimmtes konzentriert sind und Miggang betreiben. Sobald man sich wieder voll auf etwas konzentriert ist diese Strung verschwunden.Aber Vorsicht: Wenn ein solcher Effekt sehr pltzlich und sehr stark auftritt, womglich gar in Form von "Blitzen" oder dunklen Wolken (Blut?), dann sollten Sie unbedingt einen Augenarzt aufsuchen!

Neben diesen fast schon "normalen" Sehproblemen gibt es noch zahlreiche mehr oder weniger "exotische" Sehfehler und Augenkrankheiten, von denen sich einige leider im Verlauf verstrken und dann immer schwerer zu heilen sind, - falls berhaupt. Man sollte sich deshalb zur Angewohnheit machen, bei jeder Ungewhnlichkeit, die lnger als ein paar Tage anhlt, vorsorglich einen Augenarzt zu konsultieren. Sehschwchen und Augenprobleme mssen natrlich grundstzlich nicht immer bei beiden Augen gleichzeitig auftreten. Zwar ist z.B. ein stark Kurzsichtiger fast immer auf beiden Augen kurzsichtig, und das Gleiche gilt auch bei Weitsichtigkeit und eingeschrnkt auch bei Astigmatismus, aber die Strke der Fehlsichtigkeit kann durchaus bei beiden Augen unterschiedlich sein. Und es gibt sogar seltene Flle, wo das eine Auge kurz- und das andere weitsichtig ist.Bei mir z.B. war das linke Auge mit -7,5 Dioptrien kurzsichtig und mit -1,5 Zylinderdioptrien astigmatisch. Rechts waren es dagegen -9,0 und -3,0. Also zwar auf beiden Augen die gleiche Art der Fehlsichtigkeit, aber das rechte Auge war deutlich schwcher. Dieser Unterschied zwischen den beiden Augen hat whrend des Sehtrainings zu mancher Verwirrung und erheblichen Problem gefhrt. Da unterschiedlich starke Augen recht hufig vorkommen werde ich in diesem Buch auch immer wieder auf die daraus resultierenden Probleme zu sprechen kommen.

Zur Messung der Sehschrfe (auch "Visus", "Sehleistungsquotient" oder hnlich genannt): Die Sehschrfe wird entweder als Bruch, als ganze Zahl, als Prozentzahl oder als Kommazahl angegeben. 160/200, 80, 80% und 0,8 bedeuten mithin das Gleiche. hnlich wie beim Intelligenzquotienten steht 100 (1,00) fr den Normalwert (Durchschnittswert). Daraus ergibt sich, dass sich bei berdurchschnittlich guter Sehschrfe durchaus auch Werte von weit ber 100% ergeben knnen. Unterschieden wird zwischen dem "Nahvisus", der Sehschrfe beim Lesen mit 30 cm Abstand, und dem "Fernvisus" aus 6 m Abstand. Wird der Nahvisus-Mustertext aus 30 cm Abstand erkannt, so entspricht dies einer Sehschrfe von 100%. Wird dieser Text erst aus 15 cm erkannt, so liegt die Sehschrfe nur bei 50% (15 : 30 = 0,5). Wird der Text dagegen sogar aus 45 cm erkannt, so betrgt die Sehschrfe 150% (45 : 30 = 1,5), usw.. Es gibt genaue Regel, wie gro die zu erkennenden Einzeldetails der 100%-Mustertexte sein mssen. Nach meiner Erfahrung gibt es trotzdem erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen benutzten Mustertexten. Die Art der Zeichen bzw. Schriftypen, Beleuchtung und Kontrast und auch der Inhalt des Textes mgen da mitspielen. Jedenfalls kommt es ohne weiteres vor, dass man bei Paralleltests mit verschiedenen Mustertexten bei dem einem auf 50% und dem anderem auf 80% Sehschrfe kommt. Und auch die Umrechnung der Entfernungen ist mehr Theorie als exakte Realitt. Wer den 50% Mustertext aus 60 cm Entfernung erkennen kann, der mte theoretisch ebensogut den 100% Mustertext aus 30 cm erkennen. In der Praxis ist dem aber durchaus nicht immer unbedingt so. Werden die Tests zu unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlichen Beleuchtungen durchgefhrt, so knnen die Unterschiede sogar extrem kra werden. Und sogar schon ein fotokopierter Test kann zu anderen Ergebnissen als das Original fhren (insbesondere die ganz kleinen Mustertexte werden beim Fotokopieren immer schlechter als die Originale). Auerdem sind ja schon die Details der Buchstaben unterschiedlich gro: Ein L, I, O ist leichter zu erkennen als ein e, a, m (m oder r+n?). Deshalb sollten Mustertexte eigentlich immer nur gleichhohe und gleichkomplexe Zeichen enthalten (z.B. Zahlen). Ich hoffe, dass die beleuchteten Testtafeln bei den Augenrzten besser standardisiert sind, so dass die dort gewonnenen Messergebnisse eher vergleichbar sind. Allerdings habe ich bei einigen Arztbesuchen da groe Unterschiede festgestellt. Es gibt sogar rzte, die haben ihr Sprechzimmer einmal vllig abgedunkelt, und an anderen Tagen knallt die Sonne voll rein und verursacht starke Blendungen und Spiegelungen. Bei Messungen beim Augenarzt kommt dann auch noch der bliche "ArztbesuchsStress" hinzu. Und dieser wiederum kann unterschiedlich stark sein, je nachdem wie sympathisch einem der jeweilige Arzt ist und wieviel Zeit er sich nimmt.Man sollte deshalb alle Messergebnisse der Sehschrfe nur als recht groben Anhaltspunkt nehmen. Etwa bis zu 1/3 mehr oder weniger liegen im normalen Unsicherheits- und Schwankungsbereich und sollten einen nicht zu verfrhten Schlufolgerungen fhren. Deshalb enthlt dieses Buch ganz bewut keinen ganz exakten Mustertext mit Prozentangaben zur Sehschrfe. Orientieren Sie sich stattdessen einfach an Ihrer "Haupt-bungstafel" mit verschiedenen Schriftgren. Lassen Sie diese immer an ihrem festen Platz hngen, betrachten Sie sie immer vom gleichen Platz aus bei mglichst gleicher Beleuchtungssituation, und notieren Sie, was Sie wann sehr gut, was gut, was gerade noch, was Sie nur manchmal und nur teilweise, und was Sie gar nicht erkennen knnen. Versuchen Sie nur etwa mit Monatsabstand, Fortschritte festzustellen und zu notieren. Und versuchen Sie auf keinem Fall, tglich Ihre Sehschrfe genau zu messen. Das bringt absolut nichts, auer Verwirrung und oft sogar Frustration.Und ganz falsch wre es, die Sehschrfe allein durch Angabe der Dioptrienzahl der Brille angeben zu wollen. Denn damit wird ja nur gesagt, bei welcher Brillenstrke eine Person ihre beste Sehleistung erreicht. ber die Sehleistung an sich wird damit gar nichts ausgesagt. Der eine mag bei einer realtiv schwachen Brille von z.B. -3 seine hchste Sehleistung von 50% erreichen, whrend ein anderer zwar eine strkere Brille von z.B. -6 hat, damit aber auch eine Sehleistung von 80% erreicht.Werbesprche wie "Durch Sehtraining 2 Dioptrien weniger" sind deshalb ziemlich nichtssagend. Nach meiner Erfahrung verbessert Sehtraining die Sehleistung generell. Der Augen-Hirn-Apparat wird flexibler, kann sich besser einstellen und man sieht deshalb in jeder Situation besser: Ohne Brille ebenso wie mit den unterschiedlichsten Brillen. Ich halte es sogar fr mglich, dass der eine oder andere anschlieend mit einer noch strkeren Brille noch schrfer sehen wrde. Ich erreiche mit meiner strksten Brille nach kurzer Eingewhnung heute weit ber 100%. Allerdings benutze diese Brille nie, denn Zweck meines Trainings war es nicht, neue Rekorde mit Brille aufzustellen, sondern ohne Brille ausreichend gut fr die meisten Alltagsaufgaben zu sehen.Bei Augenrzten und Optikern werden immer fter mehr oder weniger automatische Gerte zur "Messung der Augen" benutzt ("Refraktometer" oder hnliche Bezeichnungen). Hierzu muss man wissen, dass diese Gerte in der Regel nicht direkt die Sehschrfe, sondern nur die optische Brechkraft des gesamten Auges messen. Im Durchschnitt sind das so gegen knapp 60 Dioptrien, wovon rund 3/4 auf die angeblich unverstellbare Hornhaut entfallen. Wird mehr gemessen, so wird vermutet, dass die Person kurzsichtig ist und zum Ausgleich fr dieses Auge eine Brille mit negativer Strke braucht. Wird weniger gemessen, so knnte die Person weitsichtig sein und ein Brillenglas mit postiver Strke bentigen. All dies ist aber nur sehr, sehr grob und oft mehr irrefhrend als ntzlich. Denn die Brechkraft der Augen ist ja bei den meisten Menschen nicht konstant, sondern verstellbar. Der eine hat vielleicht eigentlich die falsche Brechkraft, kann seine Augen aber bei Bedarf problemlos den Anforderungen entsprechend verstellen. Der andere hat eigentlich "gute" Augen, verkrampft diese aber immer gerade dann, wenn es darauf ankommt. Theoretisch sollten bei solchen Messungen die Augenmuskeln durch Tropfen gelhmt werden, um solche Verstellungen oder Verkrampfungen zu verhindern und so nur die natrliche Grundeinstellung zu messen. Dies wird aber erstens meist nicht so gehandhabt, und zweitens wrde es bei all denen zu irrefhrenden Ergebnissen fhren, die im Alltag eben meist mit verstellten oder verkrampften Augen sehen. Zudem leiden die Messergebnisse unter dem bliche Arztstress: Man soll unter Anleitung einer unvertrauten Person in fremder Umgebung in ein unbekanntes Gert schauen. Niemand erklrt einem, worauf man seine Augen denn berhaupt scharf einstellen soll. Dazu dauernd Ermahnungen: Hher, tiefer, Augen voll auf, nicht so verkrampft, usw. - und nach ein paar Sekunden haben die dann ein Ergebnis, dass oft nicht mehr viel mit der Realitt zu tun hat. Das ist so unzuverlssig wie eine Blutdruckmessung beim Arzt, die bekanntlich ja auch fast immer zu ganz anderen Ergebnissen als im Alltag fhrt.Fr alle, die es gar nicht lassen knnen, zum Abschlu hier noch 2 ganz, ganz grobe Tabellen, welche erkannte Schriftgre ungefhr welcher Sehschrfe entspricht. Die Zeichenhhe bezieht sich hierbei auf die Hhe eines Grobuchstabens wie z.B. dem "T". Also bitte nicht noch die Unterlngen wie z.B. bei dem kleinen "g" hinzuzhlen. Nahvisus:ZeichenhheSehschrfe(30 cm Leseabstand)20 mm 2%10 mm 5% 5 mm 10% 3 mm 20% 1,5 mm 40% 1,2 mm 60% 0,8 mm 80% 0,6 mm100%

Fernvisus:ZeichenhheSehschrfe(6 m Leseabstand. Fr 3 m37 mm 25%Leseabstand die Zeichenhhe18 mm 50%halbieren, fr 1,5 m vierteln, usw.) 9 mm 100% 4,5 mm 200%Anzumerken ist, dass die Angaben in Prozent eine "volkstmliche Vereinfachung" darstellen. Die wissenschaftliche Definition von Visus 1,0 besagt, dass dies die Sehschrfe ist, bei der 2 Beobachtungsobjekte im Abstand von 1 Winkelminute zueinander noch unterschieden werden knnen. Rechenbeispiel: Sie wollen die 100%-Gre fr 1 Meter Entfernung bestimmen. Dazu mssen Sie zuerst diese 1 Meter Entfernung verdoppeln (von Radius zu Durchmesser). Es ergeben sich 2 Meter = 2000 mm. Dies dann mal PI (3,14) nehmen ergibt einen Umfang von 6280 mm. Dies durch 360 geteilt ergibt 17,44 mm fr einen Winkel von einem Grad, und nochmals durch 60 geteilt ergibt rund 0,29 mm fr eine Winkelminute. Oder vereinfacht kann man die Sehentfernung in Millimetern auch mit 0,00029 multiplizieren (*2*3,14:360:60=0,00029) und erhlt dann die Grsse des Details, das man fr 100% Sehleistung noch erkennen muss.Beachten Sie dabei aber, dass diese 0,29 mm unseres Beispiels noch nichts direkt ber die Grsse des zu erkennenden Buchstabens oder Zahl aussagen, sondern sie beziehen sich auf das kleinste Detail, dass man erkennen muss, um den Buchstaben zu identifizieren. Das kann z.B. der Punkt auf dem "i" oder die beiden Kringel der "8" sein. Und die Kringel bestehen ja auch wieder aus mehreren Details, nmlich dem weien Innenraum und der schwarzen Umrandung. Das komplette Zeichen wird deshalb in der Regel etwa 4-8 mal so gro sein wie das kleinste Detail. Es hngt also wirklich sehr von den Schrifttypen ab.

Der TiefenschrfeeffektFotografiespezialisten wissen, worum es sich handelt, und fr alle anderen mchte ich diesen Effekt hier kurz erklren: Im Objektiv von Fotoapparaten gibt es bekanntlich ein kleines im Durchmesser verstellbares Loch ("Blende"), durch das das Licht auf den Film gelangt. Bei groer Helligkeit wird dieses Loch verkleinert ("abgeblendet"), damit nicht zuviel Licht in die Kamera gelangt, und bei knappem Licht wird es vergrert ("aufgeblendet"), damit genug Licht in die Kamera gelangt. Frher mute diese Blende von Hand eingestellt; heute erfolgt es oft vollautomatisch. Wichtig ist nun, dass sich aus bestimmten physikalischen Grnden bei Verstellungen der Blende auch die erzielbare Schrfe verndert.Wird wegen Dunkelheit die Blende voll geffnet, so ergibt sich nur ein kleiner Schrfebereich. Bei einer eingestellten Entfernung von z.B. 4 Metern werden nur Gegenstnde in vielleicht 3,5 und 4,5 Metern Entfernung einigermaen scharf angebildet. Wird die Blende dagegen weit geschlossen, bei groer Helligkeit also, dann wird das Bild vielleicht von 1,5 Metern bis in den Hintergrund ganz scharf. Man spricht hierbei vom Tiefenschrfeeffekt.Und unser Auge ist ganz hnlich wie ein Fotoapparat gebaut. Die Blende entspricht der Pupille und diese weitet sich bei Dunkelheit weit bzw. verengt sich bei Helligkeit. Und auch hier gibt es den beschriebenen Tiefenschrfeeffekt. Deshalb sehen wir bei Helligkeit schrfer als in dsterer Umgebung. Als Fehlsichtiger und insbesondere whrend des Sehtrainings sollten Sie sich dieses Effekts bewut sein und sich nicht durch scheinbar stark schwankendes Sehvermgen irritieren lassen. Ursache ist oft schlicht und einfach unterschiedliche Beleuchtung und nicht etwa ein zustzlicher Augendefekt. Aus diesem Grunde sind Vergleiche der Sehleistung auch immer nur bei ungefhr gleicher Beleuchtung sinnvoll.Die hhere Sehleistung bei Helligkeit mag auch einer der Grnde sein, warum die meisten Anhngern des Sehtrainings eine so groe Abneigung gegen Sonnenbrillen an den Tag legen.

2.3) Wahrscheinliche Ursachen schlechten SehensDie meisten Augenrzte stehen auf dem Standpunkt, Kurz- bzw. Weitsichtigkeit sei durch zu lange bzw. zu kurze Augpfel verursacht. Und da die Lnge der Augpfel naturgegeben sei, lasse sich Fehlsichtigkeit auch nicht heilen oder trainieren, sondern nur durch Hilfsmittel wie Brillen korrigieren. Gleiches gelte fr Astigmatismus, der durch Unregelmigkeiten der Hornhaut verursacht werde. Bei Astigmatismus wird allerdings meistens eingerumt, dass sich die Hornhaut stndig erneuere oder zumindest verndere und dadurch allmhliche Verbesserungen oder Verschlechterungen eintreten knnten. Die Verfechter des Sehtrainings dagegen gehen davon aus, dass sich die Augen bzw. der fr das Sehen zustndige "Augen-Hirn-Apparat" sowohl an fast alle krperlichen Unregelmigkeiten als auch an die Notwendigkeiten der jeweiligen Sehsituation anpassen kann und dies normalerweise auch automatisch tut. Allerdings kann diese automatische Anpassung durch Stress vorbergehend gestrt werden. Und wiederholter Stress fhrt dann irgendwann in einen Teufelskreis, in denen Ursachen und Folgen kaum noch zu unterscheiden sind: Der Stress verschlechtert das Sehen, das schlechte Sehen erhht den Stress, bald reicht schon die Angst vor dem Versagen beim Sehen, um Stress und schlechtes Sehen zu bewirken, und irgendwann sind die Sehgewohnheiten durch physische und psychischer Verspannungen dauerhaft verdorben (vielleicht hnlich wie beim Stottern?). Dann erhlt man die erste Brille. Dadurch wird das Auge zwar entlastet, aber diese fehlende Arbeitsbelastung (fehlender Trainingsanreiz) bewirkt langfristig natrlich eine wirkliche Schwchung des Sehapparates, und bald ist die nchst strkere Brille fllig ...Unter Stress verstehe ich hier alle Arten von geistig-seelischen und auch viele krperliche Belastungen wie z.B. Schnupfen. Allerdings ist nicht jede Belastung gleichzeitig Stress. Sich ab und zu beim Sport mal voll zu verausgaben oder manchmal beruflich voll eingespannt zu sein, das kann auch Stresslsend wirken und das angenehme Gefhl bewirken, dass man etwas leisten kann und dass die eigene Leistung gefragt ist. Viele Argumente und Beobachtungen sprechen dafr, dass die meisten Sehprobleme tatschlich auf einer solchen oder hnlichen Ursachenkette beruhen:

- Zuerst muss man sich darber klarwerden, dass Sehen nicht allein Sache der Augen ist. Sehen ist zu einem ganz erheblichen Teil Gehirnarbeit, denn ein Bild entsteht endgltig erst im Kopf. Etwas berspitzt knnte man sogar sagen, dass Sehen zwar ohne Augen aber nicht ohne Gehirn mglich ist. Denn schlielich kann man sich auch mit geschlossenen Augen ein ganz genaues Bild im Kopf aufbauen, man kann trumen, und vermutlich haben sogar von Geburt an Blinde eine Art bildliche Vorstellung. Augen ohne Gehirn sind dagegen absolut wertlos. Erst das Gehirn kann die von den Augen gelieferten Rohinformationen zu einem wirklichen Bild verarbeiten. Und bei dieser Ttigkeit sind diverse Ergnzungen und Korrekturen des gelieferten Rohbildes mglich und wohl auch notwendig. So gibt es z.B. Erfahrungen aus Tests, bei denen Versuchspersonen ber mehrere Wochen hinweg stndig Spezialbrillen aufhatten, die ihre Umwelt im Sinne des Wortes "auf den Kopf stellten", alles spiegelverkehrt zeigten, oder die Umwelt in mehrere Einzelbilder zerlegten und diese Einzelbilder dann den Augen in falscher Anordnung prsentierten (rechts unten war oben in der Mitte, oben links war oben rechts, usw.). Nach einer gewissen Gewhnungszeit konnten die Versuchspersonen sich dann trotzdem wieder ganz normal in ihrer Umwelt zurechtfinden und sogar produktiv arbeiten. Das Gehirn hatte gelernt, die Bilder irgendwie automatisch zu korrigieren.Das muss brigens nicht in jedem Fall bedeuten, dass das Gehirn den falschen oder fehlenden Bildteil nun bildlich korrigiert oder ergnzt, also gewissermaen Bildflschung betreibt. Oft bleibt das eigentliche Bild fehlerhaft oder unvollstndig, aber das Gehirn gibt uns trotzdem die Information, wie es richtig wre: Wenn eben ein Mensch mit schnellem Schritt hinter einer Sule verschwunden ist, dann sehen wir ihn fr einen Augenblick tatschlich nicht, aber wir registrieren trotzdem, dass er hinter der Sule ist und hchstwahrscheinlich gleich auf der anderen Seite wieder auftauchen wird. Wenn wir im Auto einen normalen Rckspiegel und einen Panoramarckspiegel benutzen, dann sehen wir den nachfolgenden Verkehr in dem Panoramaspiegel scheinbar weiter hinter uns als in dem normalen Spiegel (Weitwinkeleffekt). Aber nach einigen Tagen der Gewhnung korrigiert das Gehirn zwar nicht das verzerrte Bild, aber es vermittelt uns trotzdem immer das richtige Entfernungsgefhl, egal in welchen der beiden unterschiedlichen Spiegel wir gerade schauen. Und mit etwas Nachdenken werden Sie tausend hnliche Beispiele finden. Es ist alles nur eine Sache der Gewhnung.Und ebenso viele Beispiele gibt es dafr, dass das Gehirn Bildinformation statt zu korrigieren auch zustzlich verflschen kann. Wer Angst vor Ameisen hat, der tendiert dazu, in jedem kleinen Schmutzfleck eines dieser krabelnden Viecher zu erkennen. Ebenso scheinen eine ganze Reihe von Verzerrungen, die oft etwas zu schnell unter dem Oberbegriff Astigmatismus zusammengefasst werden, in Wirklichkeit erst im Gehirn ins Bild gedacht zu werden. Langer Rede kurzes Fazit: Manche Sehfehler sind eigentlich nur Denkfehler.In der Literatur finden sich auch eine Reihe erstaunlicher Berichte, dass sich viele Sehfehler durch Hypnose aufheben oder gar heilen lassen, dass einige Menschen mit multipler Persnlichkeit bei ihren verschiedenen Persnlichkeiten auch ganz verschiedenen Sehleistungen htten und andere Kuriosa mehr. Der Wahrheitsgehalt vieler dieser Geschichten bleibt allerdings ungeklrt. - Der bereits erwhnte Stress kann sowohl bei den Augen selbst (Muskelverspannungen), als auch in Form von geistig-seelischen Blockaden bei der Verarbeitung der Bildinformationen im Gehirn fr Sehstrungen sorgen.Wie wir alle wissen, sehen wir uns Angenehmens lieber und auch deutlicher als uns Unangenehmes. Manchmal reicht schon die Befrchtung, gleich wrde etwas Unerfreuliches ins Bild kommen, und schon weigern sich Augen und Gehirn, das nun Kommende klar zu sehen. Kleine Kinder halten sich oft sogar die Augen zu, um Unangenehmes nicht sehen zu mssen (freilich lugen sie dann sicherheitshalber meistens doch heimlich zwischen den Fingern durch).Und wir alle knnen uns nur schlecht an Unangenehmes erinnern, whrend wir fr uns erfreuliche Begebenheiten fr immer und mit allen Details fotografisch genau im Gedchtnis behalten. Zeugen von Verbrechen oder Unfllen knnen sich oft an keinerlei brauchbare Details erinnern, auer dass "alles ganz schrecklich und blutig war". Genau genommen mte es aber wohl heien: Wir wollen bestimmte Dinge nicht sehen bzw. uns nicht daran erinnern. Und das wre ein weiterer Beweis, wie sehr das bildliche Sehen mit dem Geist zusammenhngt. Gutes Sehen wird oft gerade dann blockiert, wenn wir uns unter seelisch-geistigen Druck (Stress) setzen lassen, etwas unbedingt erkennen zu mssen und vielleicht gleichzeitig auch noch weitere Aufgaben zu erledigen. Also etwa bei jenen Fernsehquizaufgaben nach dem Schema: "Wenn Sie alle blauen Zahlen in 5 Sekunden richtig zusammenzhlen, dann erhalten Sie das Ergebnis in DM". Wenn dazu dann noch jemand die verstrichenen Sekunden laut vorzhlt, dann kann es wohl jedem an einem schlechten Tage schon mal passieren, dass er in den nchsten Sekunden vor Aufregung Blau nicht mehr von Grn unterscheiden kann.Insbesondere Schulkinder sind derartigen Stresssituationen oft regelmig ausgesetzt. Nmlich immer dann, wenn sie von einem drngenden Lehrer unter Zeitdruck gesetzt und von 20 kleinen Konkurrenten beobachtet eine Aufgabe zu einem Thema lsen mssen, von dem sie genau wissen, dass es nicht ihre Strke ist, und dass auch alle anderen dies wissen. Der bedrngte Geist flchtet sich dann oft in Nichterkennen und alles verschwimmt, verschwindet oder dreht sich vor den Augen. Daraus wird sehr schnell die zwar nur angewhnte aber trotzdem unerbittlich wirksame Wirkungskette, dass jede Art von Stress zu unscharfen Sehen fhrt.Bei Kurzsichtigkeit kann man Stressbedingte Verspannungen der Augen manchmal richtig fhlen. Wie bereits weiter oben erklrt, sind bei Kurzsichtigkeit die Augpfel "eigentlich zu lang", und man kann oft durch ganz vorsichtiges Eindrcken (Verkrzen) der Augpfel mit einem Finger fr einen kurzen Augenblick wieder scharf sehen. Bei groem Stress oder rger klappt dieses Experiment aber meistens nicht mehr, sondern die Augen fhlen sich prall wie harte Gummiblle an und jeder Versuch eines Eindrckens schmerzt. Dies deutet darauf hin, dass in solchen Situationen die die Augen umgebenden Muskeln stark angespannt sind und die Augen regelrecht zusammenpressen und dadurch natrlich deren Lnge verndern.Auch whrend des Sehtrainings finden sich immer wieder eindeutige Beweise dafr, dass sich die Sehleistung rapide verschlechtert, sobald man sich selbst unter Leistungsdruck setzt. Ein eindeutiges und von jedem wiederholbares Beispiel: Suchen Sie sich im Fernsehen einen der Sender mit einem Laufband mit Brsenkursen. Die Kurse sind dort meistens alphabetisch geordnet, so dass man als Stammkunde immer genau wei, welche Kurse als nchste kommen. Whlen Sie den Sehabstand so, dass Sie die durchlaufenden Kurse im entspannten Zustand ohne Brille gerade noch erkennen knnen. Dann nehmen Sie sich fest vor, ganz bestimmte bald kommende Kurse, z.B. Bayer und IBM unbedingt erkennen zu wollen, whrend Ihnen die anderen dazwischen liegenden Kurse egal sind. Das Ergebnis wird wahrscheinlich sein, dass Sie alle uninteressanten Kurse problemlos erkennen knnen, whrend das Bild immer genau dann unscharf wird, wenn einer der fr Sie wichtigen Kurse durchluft. Mit etwas Erfahrung kann man dieses Laufband spter zum Trainieren von Stressbewltigung benutzen. Und auch beim Lesetraining zeigt sich, dass sich die Sehschrfe schlagartig um ein Vielfaches verbessern oder verschlechtern kann, je nachdem, ob man gerade wirklich entspannt ist oder ob man etwas erzwingen will.Auch rger fllt unter den Begriff Stress. Seine Auswirkungen auf die Sehleistung konnte ich whrend des Sehtrainings immer wieder drastisch feststellen. So habe ich es oft erlebt, dass ich morgens vergleichsweise gut die Zeitungen lesen konnte. Irgendwann im Laufe des Vormittags kam dann die Post, und wenn da was unangenehmes dabei war, dann war meine Sehleistung beim spteren Weiterlesen der Zeitungen schlagartig deutlich verschlechtert. Oder auch andersherum, je nachdem, was bei der Post dabei war.Kramen Sie mal etwas in Ihrem Gedchtnis und Sie werden feststellen, dass auch der normale Brillentrger bei Stress deutlich schlechter als sonst sieht. Die Brille berdeckt die Momente ganz schwachen Sehens zwar etwas, und die meisten Brillentrger haben sich sowieso so an ihre Sehschwche gewhnt, dass sie solche Tiefpunkte schicksalsergeben hinnehmen und sich bei lngeren Andauern eben einfach wieder einmal eine strkere Brille besorgen. Aber bei kritischer Beobachtung mte Ihnen der Zusammenhang zwischen Stress und schlechtem Sehen auffallen. Und sicherlich ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass sich Stress noch in vielerlei anderer Weise sehr direkt krperlich bemerkbar machen kann. So leiden viele Menschen in bestimmten unangenehmen Situationen unter stark erhhtem Harndrang und knnen trotzdem nur kleinste Mengen Wasser lassen. Ursache ist vermutlich eine Verkrampfung der die Harnblase umgebenden Muskeln, die schon eine gering gefllte Blase als prall gefllt erscheinen lt. Und bei extremen Stress wie z.B. echter oder vermeintlicher Lebensgefahr kann man sogar vorbergehend jede Kontrolle ber seine Muskeln verlieren. Der Ausdruck "Vor Angst in die Hose scheissen" bezeichnet insofern einen ganz natrlichen Vorgang. Jeder Arzt, Sanitter oder Soldat, der bei Kriegs-, Unfall-, Katastrophensituationen eingesetzt war, kann das besttigen. Und genauso kann Stress die die Augen umgebenden Muskeln verkrampfen oder jedenfalls unkontrollierbar werden lassen.Allerdings gibt es auch Anhaltspunkte dafr, dass geistige Faktoren wie Stress oder Entspannung nicht alleine fr die Sehschrfe verantwortlich sein knnen. Solch geistige Faktoren mten nmlich logischerweise immer etwa gleichmig auf beide Augen wirken. Da viele Leute aber sehr unterschiedlich starke Augen haben, muss es auch direkter am Auge liegende Ursachen geben.

- Ein anderer Grund von Sehschwche kann fehlendes Erkennen und Interesse sein. Scharfsehen geht Hand in Hand mit Erkennen. Erkennen bedeutet Wiedererkennen. Wiedererkennen kann man aber nur etwas, das man einmal gelernt hat. Und am besten lernt man Dinge, die einen interessieren.Einen Text sieht man hauptschlich deshalb scharf, weil man irgendwann alle Buchstaben und Zeichen gelernt hat, sie nun wiedererkennt und nur dadurch dem Text einen Sinn geben und ihn von anderen Texten unterscheiden kann. Stellen Sie sich einmal vor, Sie wrden mit verschiedenen Texten aus chinesischen Schriftzeichen konfrontiert und gezwungen, sich sofort irgendwie dazu zu ueren, sie zu beschreiben, sie zu ordnen. Stress, Panik und Flucht in die Unschrfe wren vermutlich die Folge. Die Situation wird dagegen umso leichter beherrschbar, je mehr der Zeichen Ihnen schon irgendwoher bekannt sind. Schon ein Blick ohne Brille auf die Fernbedienung Ihres Videorecorders beweist dies: Die Knpfe mit Zahlen sind auf Anhieb erkennbar whrend die Knpfe, auf denen seltsame technische Symbole oder unbekannte Abkrzungen gedruckt sind, Verwirrung, Unsicherheit oder gar unscharfes Sehen hervorrufen.Und das Gleiche gilt im Prinzip fr alle Beobachtungsobjekte. Selbst einfaches Beschreiben eines fremden Objekts ist nur mglich, wenn man wenigstens die einzelnen Details wie Farben oder Formen wiedererkennt. Je weniger man kennt, desto weniger kann man wiedererkennen, und desto chaotischer werden einem bildliche Eindrcke erscheinen. Dabei muss man auch den Zeitfaktor bedenken, denn im Alltagsleben heit Sehen ja pausenlos sehen. Man muss mithin jede Stunde tausende Male sofort und automatisch erkennen, zuordnen, interpretieren, und hat nicht die Zeit, sich fr jedes einzelne Detail eine sorgsam berlegte Definition und Interpretation zusammenzubasteln.Dazu wieder ein persnliches Beispiel: Ich hatte immer groe Schwierigkeiten, Mitmenschen an ihrem Gesicht zu erkennen. Stattdessen habe ich mich hauptschlich an der Stimme und zur Not auch an typischen Bewegungen beim Gang, dem Klang der Schritte oder gar Gerchen orientiert. Da ich selbst davon berzeugt war, dass ich mir Gesichter sowieso nicht merken konnte, habe ich mir auch nie die Mhe gemacht, Gesichter genau anzusehen. Folge war natrlich, dass ich sie spter erst recht nicht wiedererkennen konnte. So bringt man sich selbst in einen Teufelskreis, bei dem spter nicht mehr feststellbar und eigentlich auch egal ist, was Ursache und was Folge ist. Zum Schlu bleibt nur der Fakt, dass man bestimmte Dinge schlecht sieht und die Schuld dafr schnell pauschal auf die Augen schiebt.

- Eine weitere und bei langjhrig stark Fehlsichtigen vielleicht sogar die wichtigste Ursache der starken Fehlsichtigkeit ist als "Krckeneffekt" bekannt. Damit ist gemeint, dass Hilfsmittel zur Korrektur von Krperschwchen, egal ob wirkliche Krperschwchen oder nur geistig-seelisch bedingte Schwchen, bei dauerhafter Benutzung die Schwche verstrken und schluendlich oft zum Dauerzustand machen. Beispiel: Ein verletztes Bein wird eingegipst und die Person bentigt als Gehhilfe vorbergehend Krcken. Jeder wei, dass diese Hilfsmittel sobald mglich wieder abgelegt werden und das gesundende Bein allmhlich wieder belastet werden muss. Zu diesem Zweck werden oft sogar spezielle bungen und Krafttraining mit Gewichten oder hnliches durchgefhrt. Wrde die Person dauerhaft an Krcken oder gar im Rollstuhl fahren, so wrden die Beinmuskeln, Sehnen, Gelenke und Nervenbahnen immer weiter verkmmern, das Gehirn wrde die Fhigkeit zur Steuerung der entsprechenden Bewegungen verlernen, und irgendwann knnte dieser Mensch tatschlich nicht mehr laufen, obwohl die ursprngliche Verletzung lngst ausgeheilt ist.Bei Fehlsichtigkeit hlt sich die rztewelt aber erstaunlicherweise berhaupt nicht an dieses bewhrte Schema, sondern der Patient bekommt eine Krcke namens Brille angepat, und das war es dann. Durch das dauerhafte Tragen dieser Brille wird aber die ursprnglich oft nur vorbergehende und durch Training schnell behebbare Sehschwche zum Dauerzustand fixiert. Die Augen verlieren ihre Fhigkeit zum automatischen Scharfsehen. Denn der Patient wird jetzt ja gezwungen seine Augen dauerhaft so unscharf einzustellen, dass sie nur und erst durch die "korrigierenden" Glser scharf sehen. Die Augen werden in eine Krppelstellung gezwungen und verlernen, ohne Hilfsmittel scharf zu sehen. Tritt irgendwann durch z.B. eine neue Stresssituation eine neue Sehschwche auf, so ist dies jetzt zustzlich zu der bisher fixierten Sehschwche. Aus diesem Grund brauchen die meisten Fehlsichtigen alle paar Jahre eine strkere Brille. Dieser durch das langjhrige Brilletragen verursachte Teil der Fehlsichtigkeit ist also am ehesten als wirklich organisch bedingt zu bezeichnen, aber nicht unabnderlich angeboren, sondern nur durch Fehlverhalten angewhnt.Augenrzte argumentieren in diesem Zusammenhang gerne, das dauerhafte Brilletragen wre nur dann schdlich, wenn die Brille falsch benutzt wrde. Kurzsichtige z.B. drften ihre Brille nur zur Fernsicht tragen und mten sie zur Naharbeit abnehmen. Das wre durchaus ein erster Schritt in die richtige Richtung, ist aber in der Praxis gar nicht durchzuhalten. Ein Schulkind z.B. wechselt seinen Blick dauernd von der Tafel zu seinem Heft oder Buch, ein Autofahrer blickt alle paar Sekunden auf das Armaturenbrett, viele Leute lesen beim Fernsehen Zeitung, usw., usw.. Es ist einfach nicht machbar, in all diesen Fllen x-mal pro Minute die Brille auf- und wieder abzusetzen, sondern irgendwann behlt man sie der Einfachheit wegen dauerhaft auf der Nase.Weit besser als diese dauerhafte Krckenmethode mittels Brille wre es vermutlich, beim ersten Auftreten einer Sehschwche diese sofort nachhaltig wegzutrainieren. Vorbeugendes Training wre natrlich noch besser. Analog zu dem Training mit Gewichten nach z.B. einem verheilten Knochenbruch sollte man das Sehtraining sogar durch eine Belastung mit einer "Gegenbrille" erschweren. Also indem man beim ersten Auftreten einer Kurzsichtigkeit oder zur Vorbeugung Sehtraining mit einer Brille fr leicht Weitsichtige durchfhrt.

- Hinzu kommen mglicherweise einige zivilisationsbedingte falsche Sehgewohnheiten. Insbesondere sind da die Naharbeit und starres Sehen zu nennen. Frher bestand die Arbeit und damit auch die Seharbeit der meisten Menschen aus einer guten Mischung aus Nah- und Fernarbeit, berwiegend in der weitrumigen Natur. Dadurch wurden die Augen umfassend und gleichmig trainiert. Heute dagegen wird berwiegend im Nahbereich ohne groe Augenbewegungen gearbeitet. Bei vielen Ttigkeiten am Flieband, am Schreibtisch oder am Bildschirm liegt die Blickweite fast stndig unterhalb von einem Meter. Es drfte leicht einsichtlich sein, das dies Auswirkungen auf die Sehleistung haben kann oder gar muss. Stellen sie sich einmal vor, man wrde einen Adler fr ein paar Jahre in eine enge Kammer ohne Aussicht sperren. Ob der dann wohl noch aus 100 Meter Hhe Muse erkennen knnte, oder ob er wohl eher vor lauter ungewohntem SehStress mit dem erstbesten Hindernis kollidieren wrde?

- Eine weitere Ursache scheinen Hast und, so seltsam es klingen mag, auch die menschliche Intelligenz zu sein. Wir haben uns nmlich lngst angewhnt, unter Zeitdruck Sehen oft teilweise durch Erfahrung zu ersetzen. Beispiel: Sie mssen beruflich tglich ganz nebenbei einige hundert Seiten Fachtexte lesen. In der Praxis sieht das dann oft so aus, dass Sie nur einen kleinen Teil des Textes richtig lesen (wirklich erkennen) und den groen Rest aufgrund Ihrer Fachkenntnis beim berfliegen oder Durchblttern erraten. Und noch ein Beispiel: Wenn Sie in Ihrer Heimatgegend unterwegs sind, dann wissen Sie ziemlich genau, welche Richtung zu welchem Ort in ungefhr welcher Entfernung fhrt. Sie werden kaum einen Wegweiser wirklich lesen, sondern Sie erfassen nur ein paar Buchstaben oder Silben und erraten sofort den ganzen Text.Es ist sicherlich einerseits ein Beweis hochentwickelter menschlicher Fhigkeiten, wenn oft das Erkennen von kleinen Textfetzen reicht, um sich sofort die gesamte Aussage durch Erfahrung und Intelligenz zusammenkombinieren zu knnen. Aber andererseits verfhrt dies zu nachlssigen Lesegewohnheiten, und sptestens dann, wenn man einmal unter Zeitdruck oder im unkonzentrierten Zustand einen vollkommen fachfremden Text lesen oder im schnellen Vorbeifahren Hinweisschilder in einer unbekannten Gegend oder gar in fremder Sprache oder fremder Schrift erkennen muss, dann knnen Sie nichts erraten, und der erkannte Teil allein reicht nicht mehr zum Verstndnis. Jetzt erst bemerken Sie ganz pltzlich, dass Sie gar nicht mehr alles erkennen knnen. Augenblicklich breitet sich Stress aus, und schon werden Sie noch weniger erkennen. Gegen die Meinung der meisten Augenrzte, Kurz- bzw. Weitsichtigkeit sei durch unabnderliche Krperfehler wie zu lange oder zu kurze Augpfel bedingt und nicht durch Training heilbar, sondern nur mittels knstlicher Hilfen wie Brillen korrigierbar, sprechen dagegen eine ganze Reihe von Beobachtungen:

- Fehlsichtigkeit ist in den wenigsten Fllen fr das ganze Leben konstant, sondern sie ndert sich fast immer mit der Zeit. Meine Kurzsichtigkeit z.B. hat sich, nachdem ich ab etwa meinem 35. Lebensjahr regelmig am Computer arbeitete, drastisch verstrkt. Dies wrde bedeuten, dass sich damals pltzlich meine Augpfel stark verlngert htten. Gleichzeitig wurden andere weitsichtig; bei ihnen htten sich also mit zunehmendem Lebensalter die Augpfel genau in die andere Richtung entwickelt. Das erscheint recht unwahrscheinlich, insbesondere wenn man bedenkt, dass die meisten Krpermerkmale zumindest bei Erwachsenen whrend des ganzen Lebens erstaunlich konstant bleiben (z.B. Fingerabdrcke) oder sich mit dem Alter wenigstens tendenziell in die gleiche Richtung verndern (Krpergre, Haarfarbe).Meine eigene Augenrztin, der ich nichts von meinem Sehtraining erzhlte, wunderte sich nicht im geringsten darber, dass sich meine Sehleistung stetig deutlich verbesserte. Als ich sie naiv fragte, worauf das denn beruhen knnte meinte sie nur sinngem: "Deutliche nderungen nach beiden Seiten kommen vor. Wir haben keine klaren Erklrungen dafr. Seien Sie froh, dass es bei Ihnen in die richtige Richtung geht. Aber schon morgen kann es auch wieder in die andere Richtung gehen."

- Auerdem ist bekannt, dass z.B. durch Schock, Hypnose oder bestimmte Medikamente Fehlsichtigkeit ganz pltzlich vorbergehend auftreten oder verschwinden kann. Dies wrde bedeuten, dass sich die Lnge der Augpfel innerhalb krzester Zeit verndern kann, und zwar in beide Richtungen. Das ist entweder Unsinn; man stelle sich einmal vor, die Fussgre wrde sich ab und zu pltzlich um mehrere Schuhgren ndern. Oder, falls es tatschlich zutrifft, dann wre es der Beweis dafr, dass das entsprechende Merkmal eben nicht unabnderlich fest naturgegeben ist, sondern verstellbar und damit auch irgendwie beeinflussbar und vermutlich sogar trainierbar ist.

- Schon nach einigen Tagen oder Wochen Sehtraining werden auch Sie die ersten ganz kurzen Augenblicke berraschend scharfen Sehens ohne Brille erleben. Das Erstaunlich beim Sehtraining ist nmlich, dass das Training nur teilweise zu einer allmhlichen Verbesserung des Sehens fhrt. Der andere Teil des Trainingserfolgs besteht in immer hufigeren und immer lngeren Momenten sehr scharfen Sehens, gefolgt von Rckfllen auf ein bescheideneres Schrfeniveau und manchmal sogar in die alte Unschrfe. Die Augenblicke scharfen Sehens werden sich allmhlich verlngern und hufiger auftreten, bis nach einigen Monaten oder Jahren das Scharfsehen wieder dauerhafter Normalzustand wird (gewisse Schwankungen der Sehleistungen sind aber normal und bleiben bestehen).Auch diese Tatsache, dass das Sehvermgen praktisch ohne Zwischenschritte zwischen "sehr scharf" und "sehr unscharf" hin- und herspringen kann - in spteren Trainingsstadien kann das mehrfach pro Minute vorkommen - spricht sehr gegen die Theorie von den dauerhaft zu kurzen oder zu langen Augpfeln. Es scheint eher so, dass der Augen-Hirn-Apparat sehr wohl scharf sehen kann und dies auch gerne mchte, aber mangels Training, aus Erschpfung, wegen langjhrigen Verkrampfungen und aus einigen anderen Grnden vorerst immer wieder schnell in das gewohnte unscharfe Sehen zurckfllt oder schrfesuchend umherirrt. Dazu pat auch, dass an schwachen Tagen (Stress, Krankheit, Erschpfung oder hnliche Grnde) die Qualitt, Anzahl und Lnge der Scharfsehmomente auffllig geringer ist als an starken Tagen.

- Im spteren Tainingsstadium konnte ich sogar mehrmals erleben, dass ich pltzlich entfernte Gegenstnde sehr scharf sah whrend mein Sehvermgen in der Nhe eindeutig verschlechtert war. Gewissermaen ein direkter Sprung aus meiner Kurzsichtigkeit zu einer vorbergehenden Weitsichtigkeit. Auerdem habe ich es durch Training soweit gebracht, dass ich als Kurzsichtiger jetzt sogar mit Brillen fr Weitsichtige scharf sehen kann, und meine Augen sich auf Brillenstrken zwischen +3 bis -9 Dioptrien einstellen knnen.Auch diese Beobachtungen widersprechen der Behauptung, dass Kurz- bzw. Weitsichtigkeit durch eine unabnderlich falsche Lnge des Augapfels verursacht wird. Wenn die Lnge des Augapfels ausschlaggebend ist, dann ist diese Lnge offenbar alles andere als unabnderlich fest vorgegeben, sondern kann sich durchaus sehr pltzlich zwischen deutlich zu lang und deutlich zu kurz verndern. Oder aber es gibt neben der Augenlnge noch andere wichtige Einflussfaktoren fr die Sehleistung, vielleicht grere oder kleinere Verstellfhigkeit der Linse.

- Auch bei Astigmatismus treten ab einem bestimmten Trainingsstadium pltzlich Augenblicke vllig verzerrungslosen Sehens auf. Oder die Art der Verzerrung ndert sich vllig. Statt des senkrechten ist z.B. pltzlich der waagerechte Balken eines Kreuzes verzerrt. Diese Effekte passen nicht zu der Theorie, dass Astigmatismus auf einer festen Unregelmigkeit der Hornhaut beruht, denn eine solche feste Schadstelle knnte nur allmhlich abgebaut werden, nicht aber mehrmals am Tag pltzlich kommen oder verschwinden.Anzumerken ist aber, dass beim Trainingsfortschritt die Minderung der Kurzsichtigkeit und des Astigmatismus berwiegend Hand in Hand gehen. Ich konnte nur bei wenigen Gelegenheiten auffallende Unterschiede feststellen (einige kurze Zeitspannen, in denen war der Astigmatismus vllig weg und die Kurzsichtigkeit noch unverndert stark da oder umgekehrt). Mein persnlicher Eindruck ist zwar, dass in meinem Fall anfangs besonders der Astigmatismus etwas hartnckigeren Widerstand gegen das Training leistete, sich spter dann aber schneller besserte. Erst als ich zur Arbeit am Computer eine Brille zwar mit Korrektur der Kurtzsichtigkeit, aber ohne Korrektur des Astigmatismus benutzte, erst da besserte sich der Astigmatismus deutlich schneller als die Kurzsi