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1 Zum Einfluss der Prozessparameter auf die Bildung von Kristalldefekten bei der Züchtung von 2“InP Einkristallen mit dem vertikalen Gradient-Freeze- Verfahren Der Technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Grades DOKTOR-INGENIEUR vorgelegt von Peter Schwesig Erlangen 2009

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Zum Einfluss der Prozessparameter auf die Bildungvon Kristalldefekten bei der Züchtung von 2“ InPEinkristallen mit dem vertikalen Gradient­Freeze­

Verfahren

Der Technischen Fakultät der

Universität Erlangen­Nürnberg

zur Erlangung des Grades

DOKTOR­INGENIEUR

vorgelegt von

Peter Schwesig

Erlangen 2009

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Als Dissertation genehmigt vonder Technischen Fakultät derUniversität Erlangen­Nürnberg

Tag der Einreichung: 17.01.2008Tag der Promotion: 14.11.2008

Dekan: Prof. Dr. J. Huber

Berichterstatter: Prof. Dr. Dr. h.c. G. MüllerProf. Dr. E. BuhrigProf. Dr. P. Wellmann

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3

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung....................................................................... 5

Abstract........................................................................................ 7

1. Einleitung ................................................................................. 91.1 Motivation ...............................................................................................................9

1.2 Stand der Literatur und Technik ........................................................................10

1.3 Aufgabenstellung.................................................................................................13

1.4 Gliederung der Arbeit ..........................................................................................15

2. Modellierung der VGF­Kristallzüchtung von InP unterBerücksichtigung der Hochdruckbedingungen..........................17

2.1 Beschreibung des numerischen Modells .........................................................18

2.2 Problematik der numerischen Modellierung von Züchtungsprozessen beihohen Drücken...........................................................................................................21

2.3 Prozessentwicklung und Optimierung für unterschiedlicheZüchtungsprozesse...................................................................................................30

2.4 Verifizierung des numerischen Modells............................................................362.4.1 Verifizierung durch Temperaturmessungen.................................................362.4.2 Verifizierung der Ergebnisse der numerischen Simulation durch Markierungder Phasengrenze mittels Dotierstoffstreifenexperimente ....................................37

2.5 Einfluss zeitabhängiger Magnetfelder auf die Züchtung von InP nach demVGF­Verfahren............................................................................................................42

2.5.1 Das numerische Model.................................................................................442.5.2. Einfluss rotierender Magnetfelder ...............................................................452.5.3. Einfluss wandernder Magnetfelder..............................................................472.5.4. Vergleich zum Einfluss rotierender und wandernder Magnetfelder auf dieZüchtung von InP nach dem VGF­Verfahren........................................................51

2.6 Diskussion............................................................................................................52

3. Anlagenkonzept und Durchführung der Züchtungsprozesse 553.1 Beschreibung charakteristischer Eigenschaften der Züchtungs­anlage unddurchgeführter Modifikationen.................................................................................55

3.2 Durchführung der Züchtungsexperimente .......................................................62

4. Charakterisierung der gezüchteten Kristalle ..........................694.1 Strukturelle Charakterisierung und Bestimmung der mittlerenVersetzungsdichte (EPD) ..........................................................................................69

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4

4.2 Charakterisierung der elektrischen Eigenschaften .........................................71

4.3 Charakterisierung der Keimkristalle aus eigener Herstellung .......................76

4.4 Diskussion............................................................................................................80

5. Auftreten von Kristalldefekten in InP in Abhängigkeit vonZüchtungsparametern.................................................................82

5.1 Zwillingsbildung und Facettenwachstum.........................................................835.1.1 Einfluss des axialen Temperaturgradienten.................................................895.1.2 Einfluss der Tiegelgeometrie........................................................................935.1.3 Einfluss des Dotierstoffes auf die Facettenbildung und dasZwillingswachstum...............................................................................................1015.1.4 Diskussion ..................................................................................................103

5.2 Versetzungsbildung und polykristallines Wachstum in InP Kristallen .......1145.2.1 Grundlagen der Versetzungstheorie ..........................................................1145.2.2 Versetzungstypen in dem Strukturtyp der Zinkblende ...............................1165.2.3 Experimentelle Befunde zur Versetzungsbildung in InP­Kristallen............117

5.2.3.1 Verteilung der Versetzungen im Kristall............................................1185.2.3.2 Versetzungsdichte und polykristallines Wachstum...........................1215.2.3.3 Versetzungsbildung an der Ankeimposition......................................1235.2.3.4. Züchtung versetzungsarmer InP Kristalle........................................1255.2.3.5 Versetzungstypen in InP­Kristallen mit niedriger Versetzungsdichte.......................................................................................................................127

5.2.4 Diskussion ..................................................................................................131

6. Zusammenfassende Diskussion und Ausblick.....................135

8. Literaturverzeichnis...............................................................140

Anhänge ....................................................................................152A.1 Materialdaten zur numerischen Modellierung ...............................................152

A2. Durchgeführte Züchtungsexperimente...........................................................153

A3. Veröffentlichungen............................................................................................154

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5

Zusammenfassung

Auf Grund der stetig wachsenden Bedeutung der Nachrichten­ und

Kommunikationstechnik in der modernen Informationsgesellschaft, sowie der ständigen

Forderung nach höheren Datenübertragungsraten, steigt der weltweite Bedarf an

qualitativ hochwertigen InP Substratkristallen kontinuierlich an.

Nach allgemeiner Einschätzung stellen das vertikale Gradient Freeze (VGF) Verfahren

und verwandte Züchtungstechniken die einzige Möglichkeit dar die wachsenden

Anforderungen an qualitativ hochwertige Substrate bei einer weiteren Steigerung des

Kristalldurchmessers zu erfüllen.

Um den Einfluss der Züchtungsbedingungen auf das Auftreten von Defekten

(polykristallines Wachstum, Versetzungen, Zwillinge) zu untersuchen und mit den so

gewonnenen Erkenntnissen die Züchtungsprozesse zu optimieren, wurde unter intensiver

Nutzung der numerischen Simulation ein umfangreiches Züchtungsprogramm

durchgeführt. So wurden folgenden Einflussgrößen in den Züchtungsprozessen variiert:

­) strukturelle Qualität (Versetzungsdichte) der Keimkristalle

­) Geometrie des Tiegels (Tiegel mit flachem Boden, herkömmliche Tiegel mit einem

Öffnungswinkel von 120° bzw. 160°)

­) Art und Konzentration des Dotierstoffes

­) axialer Temperaturgradient in Kristall und Schmelze

Bei Untersuchungen zum Einfluss der Qualität der Keimkristalle auf das Auftreten von

polykristallinem Wachstum konnte gezeigt werden, dass bei der Verwendung von

Keimkristallen mit einem Durchmesser von 2“ das polykristalline Wachstum nur

vermieden werden kann, wenn die Versetzungsdichte (Etch Pit Density) einen kritischen

Wert (EPD < 3000 cm­2) unterschreitet. Bei der Verwendung von Keimkristallen mit einem

Durchmesser von ca. 9 mm und herkömmlichen Tiegeln mit Keimkanal war die

Abhängigkeit von der Qualität der Keime deutlich geringer. Dennoch wurde ein

Züchtungsprogramm zur Herstellung hochwertiger Keime (EPD < 6000 cm­2) für die

Züchtung in herkömmlichen Tiegeln mit Konus durchgeführt.

Bei Untersuchungen zum Facettenwachstum und der Zwillingsbildung in konusförmigen

Tiegeln konnte gezeigt werden, dass die in InP ausgeprägte Neigung zur Zwillingsbildung

auf Facettenflächen stark von der Art und Konzentration des Dotierstoffes abhängt. So

steigt die Länge der Facetten und die Neigung zur Zwillingsbildung in folgender

Reihenfolge an:

undotiert < Fe­dotiert < S­dotiert.

Für Züchtungsexperimente mit S­dotierter Ausgangsschmelze konnte eine eindeutige

Korrelation zwischen Facettenwachstum im Konus und der verwendeten Geometrie des

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6

Tiegels festgestellt werden. Für Fe­dotierte Kristalle lassen sich auf Basis der

gewonnenen Daten keine eindeutigen Aussagen treffen. Zwar konnte die Länge der

kritischen Randfacetten durch eine Erhöhung des axialen Temperaturgradienten

reduziert werden, doch war kein Einfluss auf die Neigung zur Zwillingsbildung

festzustellen. In einer qualitativen Diskussion zu dem Einfluss der Dotierung auf das

Facettenwachstum und die Bildung von Zwillingen konnte gezeigt werden, dass die

Konzentration des Dotierstoffes an der Grenzfläche Kristall­Schmelze einen

entscheidenden Parameter darstellt der die Grenzflächenenergie beeinflusst.

Unabhängig von der Dotierung, dem axialen Temperaturgradienten oder der

verwendeten Geometrie des Tiegels trat die Zwillingsbildung in dem Übergangsbereich

von Keimkanal zu Konus auf, was mit der gängigen Theorie zur Zwillingsbildung in III­V­

Halbleitern in Einklang steht.

Durch eine geeignete Wahl der Prozessbedingungen konnten Kristalle von Fe­dotiertem

InP mit einer mittleren EPD < 1800 cm­2, einem spezifischen Widerstand von ρ > 10­

6 Ωcm und einer homogenen lateralen Dotierstoffverteilung hergestellt werden. Durch

eine weitere Modifizierung des Züchtungsaufbaus gelang auch die Herstellung von

semiisolierendem Material mit einer mittleren EPD < 200 cm­2.

Durch den Einsatz der Röntgentopographie (XRT) konnte gezeigt werden, dass in

versetzungsarmem InP spannungsinduzierte 60°­Versetzungen nur einen kleinen Anteil

an der Gesamtversetzungsdichte darstellen. Weiterhin konnten in der Literatur für VGF­

InP noch nicht beschriebene Versetzungstypen identifiziert werden.

Im Rahmen dieser Arbeit wurde auch eine numerische Studie zum Einfluss zeitlich

veränderlicher Magnetfelder auf die Züchtung von InP nach dem VGF­Verfahren

durchgeführt. Bei dem Vergleich zwischen dem Einfluss rotierender und wandernder

Magnetfelder (RMF und TMF) auf die Form der Phasengrenze und die resultierende von

Mises Spannung an der Phasengrenze konnten klare Vorteile bei der Anwendung

wandernder Magnetfelder festgestellt werden.

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7

Abstract

Due to a steadily growing importance of telecommunication technique in our modern

information society and a continuous demand on faster data transfer rates, the global

need on InP substrat crystals is continuously increasing.

An established opinion is that only the Vertical Gradient Freeze methode as well as

related techniques offer the possibility to realize the growing demand on substrates of

high quality combined with a further increase in the diameter of the crystals.

To study the influence of the growth conditions on the formation of defects (polycrystalline

growth, dislocations, twins) and to optimize the growth process based on these results,

an extensive experimental programm has been carried out with the intensive aid of

numerical simulations. The following parameters of the growth process has been varied:

­) structural quality (dislocation density) of the seed crystal

­) geometry of the crucible (seed crystal with a diameter of 2” and a crucible with flat

bottom, crucible with seeding channel and cone angle of 120° or 160°)

­) nature and concentration of dopand

­) axial temperature gradient in the crystal as well as the melt.

During the investigation on the influence of the quality of the seed crystals on the

occurrence of polycrystalline growth, it could be shown that using a seed crystal with a

diameter of 2” polycrystalline growth only could be avoided if the dislocation density (Etch

Pit Density) of the seed crystal drops below a critical value (EPD < 3000 cm­2). The

dependence on the structural quality of the seed crystal was much less developed when

seed crystals with a diameter of 9 mm and crucibles with a seeding channel and a cone

region were used. Never to less a growth programm was carried out to produce seed

crystals of high quality (EPD < 6000 cm­2) to be used in growth experiments in crucibles

with a seeding channel and a cone region.

During the investigations on the growth of facets and the formation of twins in crucibles

with a seeding channel and a cone region it could be shown that the high tendency of

twin formation on facets in InP is strongly influenced by the nature and the concentration

of dopands. The length of the facets and the tendency of twin formation is increasing in

the following sequence:

Undoped < Fe­doped < S­doped InP

In growth experiments based on a S­doped melt a correlation between the growth of

facets in the cone region and the geometry of the crucible could be observed. Based on

the obtained results of the growth experiments such statement can not be given for Fe­

doped crystals. The length of the critical edge facets were reduced by an increase of the

axial temperature gradient, but no influence on the tendency of twin formation could be

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observed. In a qualitative discussion based on the equations for nucleation rates it could

be shown that the concentration of the dopand on the interface solid­melt is the critical

parameter which influences the growth of facets and the formation of twins by changing

the interface energy solid­melt. Independent of the dopant, the axial temperature gradient

or the geometry of the crucible twin formation was always observed in the region from the

seeding channel to the cone. This is in good agreement with the well known theory of

twin formation in III­V compounds.

With a suitable choice of process parameters Fe­doped InP crystals can be produced

with an average EPD < 1800 cm­2, a specific resistance of ρ > 10­6 Ωcm and a

homogenous lateral distribution of the dopand. By implying further modifications in the

experimental setup semiinsulating material with an average EPD < 200 cm­2 can be

produced.

By using X­Ray Topography (XRT), it could be shown that in InP crystals with a very low

dislocation density the 60°­dislocations, caused by thermal stress, only contribute to a

small amount on the total dislocation density. Further more dislocation types were

identified which are not described in literature so far for InP crystals grown by the VGF­

technique.

Within the scope of this thesis also a numerical study was carried out to investigate the

influence of time dependent magnetic fields on the growth of InP crystals by the VGF­

technique. Comparing the influence of rotating and traveling magnetic fields (RMF and

TMF) on the shape of the phase boundary and the resulting von Mises stress at the

phase boundary clear advantages were shown using traveling magnetic fields.

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1. Einleitung

Indiumphosphid stellt nach Galliumarsenid den wichtigsten Vertreter der von Welker

[Wel52, Wel53] entdeckten klassischen III­V Verbindungshalbleiter dar. Auf Grund seiner

physikalischen Eigenschaften findet es heute vor allem in der Kommunikations­ und

Nachrichtentechnik Verwendung.

­) InP ist das einzige binäre Substratmaterial auf dem gitterangepasste quaternäre III­V

Mischkristalle (GaInAsP) epitaktisch abgeschieden werden können. Bauteile aus diesem

quaternären System sind in der Lage bei den Dämpfungsminima der Glasfaser

(Lichtwellenlänge 1,3 µm und 1,55 µm) zu arbeiten. Damit stellt InP ein wichtiges

Substratmaterial für die optische Datenübertragung dar.

­) InP weist eine hohe Elektronendriftgeschwindigkeit bei hohen Feldstärken auf, und ist

somit interessant im Bereich der Hochfrequenztechnologie.

­) Die gute Wärmeleitfähigkeit von InP (0,7 W/(Kcm)) ermöglicht eine hohe

Integrationsdichte an Bauelementen.

Da jedoch die Herstellung qualitativ hochwertiger InP­Kristalle eine große technische

Herausforderung darstellt, sind InP­basierende Bauelemente vergleichsweise

kostenintensiv. Dementsprechend ist das derzeitige Marktvolumen noch gering.

1.1 Motivation

Auch wenn in einigen Anwendungsbereichen InP­basierende Bauelemente von neuen

Entwicklungen (zB. SiGe, GaN) zukünftig in Bedrängnis geraten, so werden sie, wegen

ihrer einzigartigen physikalischen Eigenschaften in den Bereichen Optoelektronik und

besonders der Hochfrequenztechnik auch in absehbarer Zukunft für Anwendungen mit

höchsten Anforderungen eine entscheidende Rolle spielen [Ben05]. Dafür werden sowohl

semi­isolierende als auch halbleitende Substrate benötigt. Damit behält die Forderung

nach kostengünstigen qualitativ hochwertigen InP­Substratkristallen weiterhin

entscheidendes Gewicht. Vor allem für semiisolierendes Material wird die Forderung der

Bauelementehersteller nach einer Vergrößerung des Scheibendurchmessers immer

drängender.

Zu Beginn dieser Arbeit wurden auf dem Weltmarkt fast ausschließlich Substrate

angeboten, die nach dem LEC­Verfahren gewonnen wurden. So bot die englische Firma

Wafer Technologies Scheiben mit einem Durchmesser von 2“ und 3“ an [Waf02]. Showa

Denko (Japan) produzierte bereits semi­isolierende Scheiben mit einem Durchmesser

von 150 mm [Sho01] nach dem LEC­Verfahren. Von Sumitomo (Japan), dem einzigen

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10

Hersteller der nach dem VCz Verfahren produziert, waren Scheiben mit einem

Durchmesser von 100 mm zu erhalten [Sum02]. Der zu dieser Zeit einzige Hersteller der

InP nach dem VGF­Verfahren herstellte, die amerikanische Firma American Xtal

Technology (AXT), bot bereits 2002 alle gängigen Durchmesser von 2“ bis 150 mm an

[AXT02]. In jüngster Zeit entwickelte Sumitomo auch einen Vertical Bridgeman (VB)

Prozess für Fe­dotierte InP­Kristalle mit einem Durchmesser von 4“ [Has03] bzw. 6“

[Hos05] Durchmesser.

Um die deutsche Firma Freiberger Compound Materials (FCM) bei der Entwicklung eines

Prozesses zur Herstellung von Kristallen mit 100 mm Durchmesser nach dem VGF­

Verfahren zu unterstützen, sollte, im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung

und Forschung geförderten Projekts „Grundlagen der InP­Kristallzüchtung nach dem

Vertical­Gradient­Freeze (VGF)­Verfahren“, die langjährige Erfahrung am Erlanger

Kristallabor, sowohl im Bereich des VGF­Verfahrens, als auch mit der Kristallzüchtung

von InP, genutzt werden. Dabei sollte am Erlanger Kristallabor besonders der

Zusammenhang zwischen den Züchtungsparametern (Prozessführung, Anlagendesign)

und den auftretenden Defekten (Zwillinge, Versetzungen) untersucht werden.

1.2 Stand der Literatur und Technik

Die in der industriellen Produktion etablierte Technik zur Herstellung von III­V

Verbindungshalbleitern ist das traditionelle Liquid Encapsulated Czochralski (LEC)

Verfahren [Hur94]. Obwohl dieses Verfahren, das in den 50er Jahren des letzten

Jahrhunderts entwickelt wurde, erfolgreich in der industriellen Fertigung von InP und

GaAs eingesetzt wird, weist es einige entscheidende Nachteile auf. So besitzen GaAs

und InP Kristalle, die nach diesem Verfahren hergestellt wurden, eine hohe mittlere

Versetzungsdichte im Bereich von 104­105 cm­2 [Rud99]. Verursacht werden diese hohen

Versetzungsdichten durch die Einwirkung von thermischen Spannungen, deren Ursachen

in den relativ hohen Temperaturgradienten und einer nichtlinearen Temperaturverteilung

[Mül01] zu sehen sind, die bei dieser Technik unvermeidbar sind. Durch die Entwicklung

des technisch sehr anspruchsvollen Vapour Controlled LEC (VLEC)­Verfahrens [Has97]

konnte eine Verminderung des Temperaturgradienten und damit der thermischen

Spannungen erreicht werden. Auf Grund des hohen technischen Aufwandes und der

damit verbundenen Kosten wird es nur in geringem Maß in der industriellen Fertigung

eingesetzt [Rud97].

Ein großer Schritt auf dem Weg zur Herstellung defektarmer Kristalle der III­V

Verbindungshalbleiter gelang durch Arbeiten von Gault und Monberg [Gau86, Mon87,

Mon89] die unter Verwendung des Vertical Gradient Freeze (VGF) Verfahrens [Mon94]

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die Herstellung von 2“ Kristallen der III­V Verbindungshalbleiter demonstrieren konnten.

Das Erlanger Kristallabor arbeitet seit Anfang der 90er Jahre [Hof92] kontinuierlich

[Zem96, Amo98a, Ste00, Bir03, Sah04] an der Weiterentwicklung dieses Verfahrens

unter massivem Einsatz der numerischen Modellierung [Amo99, Mül02] zur Herstellung

defektarmer InP und GaAs Kristalle. Allerdings fand das VGF­Verfahren zum Zeitpunkt

des Beginns dieser Arbeit in der industriellen Herstellung von InP nur geringe Verbreitung

[You99]. Da das VGF­Verfahren nach Ansicht der Fachwelt das größte Potenzial zu

Herstellung defektarmer Kristalle mit großem Durchmesser bietet, wurden in jüngster Zeit

die industriellen Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet, vor allem in Japan, intensiviert

[Asa99, Has03, Hos05].

Eine der größten Herausforderungen bei der Kristallzüchtung der III­V

Verbindungshalbleiter im Allgemeinen, und von InP im Besonderen [Got78], stellt die

Vermeidung der Zwillingsbildung dar, da nach der Zwillingsbildung die

Wachstumsrichtung von [001] häufig nach [221] wechselt und somit die Ausbeute an

nach [001] orientierten Wafern mit homogenen strukturellen und elektrischen

Eigenschaften stark eingeschränkt wird.

Bei der Kristallzüchtung nach dem LEC­Verfahren, besteht die Möglichkeit den Kristall

während des gesamten Züchtungsprozesses visuell zu beobachten und gegebenenfalls

beim Auftreten von Zwillingsbildung einen Rückschmelzprozess des Kristalls einzuleiten.

Da im VGF­Verfahren keine Möglichkeit zur visuellen Beobachtung des wachsenden

Kristalls gegeben ist, ist eine genaue Kenntnis der Parameter nötig die zur

Zwillingsbildung bzw. deren Vermeidung führen.

In der Literatur wird eine Vielzahl von Faktoren angeführt, die die Tendenz zur

Zwillingsbildung in den III­V Verbindungshalbleitern beeinflussen:

­) axiale Temperaturgradienten [Che90]

­) Temperaturfluktuationen an der Phasengrenze [Koh95]

­) Form der Phasengrenze [Bon81, Ste63, Tow91, Rud96, Fra94]

­) Form des Kristallkonus [Che82, Chu98, Hur95]

­) fluktuierendes oder ausgeprägtes Facettenwachstum [Ste63, Tow91, Che90, Koh95,

Shi90]

­) Reinheit der Ausgangsmaterialien [Alt96, Bon81]

­) nichtstöchiometrische Schmelzzusammensetzung [Ste63, Tow91, Che90, Koh95,

Tow91, Sch94]

­) Art des Tiegelmaterials [Alt96]

­) Konzentration des Dotierstoffes in der Schmelze [Koh95, Has97, Che90]

­) Defektdichte im Kristall [Hir01]

Bei den meisten zitierten Literaturstellen handelt es sich um eine rein

phänomenologische Beschreibung experimenteller Befunde an LEC­Kristallen.

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12

In den wegweisenden Arbeiten von Hurle [Hur91, Hur95], die Ideen von Voronkov [Vor75]

aufgreifen, wurde erstmals die heute weithin akzeptierte [Hah03] Theorie zur

Zwillingsbildung in Halbleitern, die in der Zinkblendestruktur kristallisieren, entwickelt.

Darin stellen das Auftreten von 111­Randfacetten eine notwendige Voraussetzung für

die Zwillingsbildung dar. Experimentell wurden die Ergebnisse dieser Theorie für InP in

der Arbeitsgruppe um Bliss und Dudley bestätigt [Chu98, Dud98] und erweitert. Eine

weitere experimentelle Bestätigung für das VGF­Verfahren gelang am Erlanger

Kristallabor in der Dissertation von Amon [Amo98a], der durch systematische Variation

der Tiegelgeometrie den Einfluss des Öffnungswinkels auf das Facettenwachstum und

die Zwillingsbildung in GaAs zeigen konnte [Amo98a, Amo98b].

Allerdings muss bei einer Gesamtsicht festgestellt werden, dass zwar das Auftreten von

Randfacetten eine wichtige Voraussetzung für die Zwillingsbildung darstellt, die Bildung

von Zwillingen jedoch durch ein komplexes Zusammenspiel der genannten Faktoren

verursacht wird.

Matsumoto [Mat93] demonstrierte die Herstellung zwillingsfreier 2“ InP­Kristalle nach dem

Vertical Bridgemann Verfahren, unter Verwendung von Keimkristallen mit einem

Durchmesser von 2“. Die Verwendung dieses Ansatzes ermöglichte auch am Erlanger

Kristallabor zwillingsfreie 2“ InP­Kristalle in [001]­Orientierung mit einer mittleren

Versetzungsdichte < 300 cm­2 nach dem VGF­Verfahren herzustellen [Sah04].

Basierend auf diesen Ergebnissen sollte im Rahmen des vom Bundesministerium für

Bildung und Forschung geförderten Projektes „Grundlagen der InP­Kristallzüchtung nach

dem Vertical­Gradient­Freeze (VGF)­Verfahren“ ein Züchtungsprogramm für die

Herstellung defektarmer semiisolierender InP­Kristalle unter Verwendung von

herkömmlichen Tiegeln erarbeitet werden, wie in Abschnitt 2.3 beschrieben. Allerdings ist

die Herstellung von semiisolierenden Material nur durch besondere Verfahren zu

bewerkstelligen. Prinzipiell bestehen zwei Möglichkeiten [Hof92] InP, dessen intrinsische

Nettoladungsträgerkonzentration selbst in hochreinem undotierten InP ca. n > 1015⋅cm­3

beträgt, durch Kompensation der flachen Störstellen in den semiisolierenden Zustand zu

überführen. Zu beiden Möglichkeiten wurden am Erlanger Kristallabor bereits eingehende

Untersuchungen durchgeführt.

­) Die Dotierung der Ausgangschmelze mit dem tiefen Akzeptor Fe [Hof92, Mos93]

ermöglicht die Herstellung von semiisolierendem Material während des

Züchtungsprozesses.

­) Das am Erlanger Kristallabor entwickelte Verfahren der Temperung von Scheiben

[Hof92, Hir94] gestattet die Herstellung nominell undotierter semi­isolierender InP­

Wafern.

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13

Da die letztgenannte Möglichkeit eine zeit­ und kostenintensive Variante darstellt, wird

einer reproduzierbaren Verwirklichung der Züchtung von semiisolierenden Kristallen mit

geringer Defektdichte von der Industrie der Vorzug gegeben.

1.3 Aufgabenstellung

Ziel des Projektes war es, durch grundlegende Untersuchungen, die Herstellung von

defektarmen semiisolierenden InP Kristallen nach dem VGF­Verfahren zu ermöglichen.

Dabei lag der Schwerpunkt der Untersuchungen auf den Mechanismen die für die

Entstehung von Defekten als entscheidend amgesehen werden (Abschnitt 1.2). Dafür

wurden folgende Arbeitpunkte definiert:

­ Verbesserung des Kenntnisstandes über die Bildung von Zwillingen bzw. deren

Vermeidung in Abhängigkeit von Dotierstoffen, thermischen Spannungen sowie

anderen wichtigen Wachstumsparametern des VGF­Prozesses (einschließlich

Konuswinkel). Identifizierung der wichtigsten in Abschnitt 1.2 genannten Parameter

die Bildung von Zwillingen beeinflussen. So sollte im Rahmen dieser Arbeit der

Einfluss der Tiegelgeometrie auf die Zwillingsbildung in InP durch ein analoges

Vorgehen wie für GaAs [Amo98a, Amo98b] überprüft werden. Als weiterer

Schwerpunkt sollte der Einfluss der Dotierstoffe untersucht werden. Denn in

früheren Arbeiten [Hur91, Hur95, Chu98, Dud98] konnte zwar die Bedeutung der

Polarität der 111­Randfacetten gezeigt werden, doch liegen bisher keine

systematischen Untersuchungen zum Einfluss der Art und Konzentration von

Dotierstoffen auf die Zwillingsbildung in InP vor.

­ Entwicklung eines globalen numerischen Prozessmodells für die InP­VGF­

Züchtung unter Hochdruckbedingungen, das sowohl thermische Spannungen im

wachsenden Kristall, als auch den konvektiven Wärme­ und Stofftransport in der

Züchtungsanlage quantitativ beschreibt.

­ Entwicklung und systematische Untersuchungen einer Magnetanlage mit

zeitabhängigem Feld, welches es erlaubt, während des VGF­Prozesses den

konvektiven Wärme­ und Stofftransport in der InP­Schmelze geeignet zu steuern

(z.B. niedrige thermische Spannungen, homogene Dotierstoffverteilung).

­ Verbesserung des Kenntnisstandes über die Bildung von Versetzungen beim VGF­

Prozess von InP in der Ankeimphase, in der Phase des Konus­ und

Zylinderwachstums sowie beim Abkühlprozess.

­ Charakterisierung der dominanten Typen von Rest­Versetzungen bei VGF­

Züchtung unter niedrigen thermischen Spannungen und bei niedriger EPD.

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14

­ Analyse aller Detailergebnisse zur Ermittlung der optimalen VGF­

Züchtungsbedingungen für die Herstellung defektarmer homogener Kristalle für

diverse technische Anwendungen.

Um diese Ziele zu erreichen, wurden mittels numerischer Modellierung unterschiedliche

Züchtungsprozesse unter Verwendung herkömmlicher konusförmiger Tiegel mit

Keimkanal entwickelt und optimiert. Die Kristallzüchtungsexperimente konnten an der

bereits am Erlanger Kristallabor bestehenden 2“ Anlage durchgeführt werden.

Da zeitabhängige magnetische Wechselfelder für leitfähige Halbleiterschmelzen eine

Kontrolle über die konvektiven Vorgänge in der Schmelze ermöglichen, sollte erstmals in

dieser Arbeit zunächst das Potenzial verschiedener Wechselfelder für die Züchtung von

InP nach dem VGF­Verfahren in einer numerischen Studie geprüft werden. Da der

Einsatz des zu Projektbeginn geplanten rotierenden magnetischen Wechselfeldes in der

numerischen Simulation keine überzeugenden Vorteile versprach, wurde dieser Punkt

aus dem Projektplan gestrichen.

Um detaillierte Kenntnisse über den Einfluss der gewählten Prozessparameter auf den

Defekthaushalt (Versetzungen, Zwillingsbildung) der gewonnenen Kristalle zu erhalten,

erfolgte die Variation folgender Parameter:

• Tiegelgeometrie: Züchtungsexperimente mit einem Durchmesser der Keimkristalle

von 2“ sollte der Einfluss der Keimqualität auf das Züchtungsergebniss aufgezeigt

werden; für Züchtungsexperimente mit einem Durchmesser der Keimkristalle von

ca. 9 mm unter Verwendung von Tiegeln mit Konus sollten Untersuchungen zum

Einfluss des Öffnungswinkels auf das Facettenwachstum und die Zwillingsbildung

durchgeführt werden.

• Für die verschiedenen Durchmesser der Keimkristalle sollten systematische

Untersuchungen zum Einfluss der Dotierung (inklusive isoelektronischer

Dotierstoffe) auf den Defekthaushalt im Allgemeinen und die Bildung von

Facetten/Zwillingen im Besonderen durchgeführt werden.

• Für Züchtungsexperimente mit einem Durchmesser der Keimkristalle von ca. 9 mm

sollte durch den Einsatz verschiedener Suszeptormaterialen sowie durch die

Variation der thermischen Prozessführung ein optimaler Züchtungsprozess für die

Herstellung defektarmer InP­Kristalle erarbeitet werden.

Die strukturelle Charakterisierung von Kristallen anhand von Testscheiben und

Längsschnitten hinsichtlich der auftretenden Versetzungstypen, der

Versetzungsentwicklung sowie der Versetzungsverteilung, mittels Ätzmethoden und

Röntgentopographie (XRT), sollte zu einem vertieften Verständnis der Mechanismen der

Versetzungsentstehung führen. Damit wäre eine weitere Optimierung der

Züchtungsprozesse möglich.

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15

Durch die Variation des Fe­Gehaltes und die elektrische Charakterisierung der so

gewonnenen Kristalle sollte bei optimaler lateraler Homogenität der elektrischen

Eigenschaften die Dotierstoffkonzentration minimiert werden.

1.4 Gliederung der Arbeit

Die vorliegende Arbeit gliedert sich wie folgt. In den vorrangegangenen Kapiteln findet

sich die Zusammenfassung der Arbeit sowie eine Einleitung, in der die Motivation dieser

Arbeit, die Aufgabenstellung und der Stand der Literatur und Technik umrissen werden.

In Kap. 2 wird dann die simulationsgestützte Prozessentwicklung aufgezeigt. Dabei wird

auf die Probleme bei der numerischen Simulation eingegangen, die sich durch die hohen

Drücke ergeben, welche bei der Kristallzüchtung von InP notwendig sind. Nach der

Diskussion des numerischen Modells werden die Ergebnisse für verschiedene

Prozessführungen detailliert diskutiert. In einem weiteren Unterabschnitt sollen die

Möglichkeiten zur Verifizierung der numerischen Resultate durch Temperaturmessungen

und Dotierstoffstreifenexperimente aufgezeigt sowie die beobachteten Abweichungen der

experimentellen Daten von den numerischen Resultaten erörtert werden. In dem

nächsten Unterabschnitt erfolgt die Präsentation der Ergebnisse einer numerischen

Studie in der die Effekte zeitlich veränderlicher magnetischer Wechselfelder (rotierende

und wandernde) auf die Züchtung von InP in der bestehenden Züchtungsanlage

präsentiert werden.

Das darauf folgende Kap. 3 geht zunächst auf die Probleme der bestehenden

Züchtungsanlage sowie auf die durchgeführten Modifikationen ein. Im weiteren findet sich

hier eine detailierte Beschreibung der experimentellen Vorgehensweise bei der

Durchführung der Züchtungsexperimente.

Im Kap. 4 wird die Charakterisierung der gewonnenen Kristalle vorgestellt. Die in diesem

Kapitel diskutierte strukturelle Charakterisierung beschränkt sich auf die Ergebnisse aus

Ätzverfahren (mittlere EPD), da eine detailierte Betrachtung der Defektbildung in Kap. 5

erfolgt. Neben den Daten der elektrischen Eigenschaften aus Hall­Messungen werden

auch Ergebnisse der Photolumineszenz­Topographie ausgewertet. Der Charakterisierung

von Keimkristallen aus eigener Herstellung sowie deren Einfluss auf die elektrischen

Eigenschaften der damit gezüchteten Kristallen ist ein eigener Unterabschnitt gewidmet.

Abschließend werden diese Ergebnisse diskutiert.

Der Einfluss der Prozessparameter auf die Defektbildung in VGF­InP ist Gegenstand von

Kap. 5. Zunächst werden, nach einer kurzen Einführung in die Theorie der

Zwillingsbildung, anhand geätzter Längsschnitte, die Auswirkungen der Tiegelgeometrie,

der Konzentration und Art des Dotierstoffes sowie des axialen Temperaturgradienten auf

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16

das Facettenwachstum und die Zwillingsbildung dargestellt. Im Anschluss erfolgt eine

Diskussion der so gewonnen Einsichten.

Der nächste große Unterabschnitt (Abschnitt 5.2) widmet sich der Versetzungsbildung

und dem Auftreten von polykristallinem Wachstum. Nach einer Übersicht über die

Grundlagen der Versetzungstheorie wird die beobachtete axiale und laterale Verteilung

der Versetzungen in Abhängigkeit von der Prozessführung vorgestellt. Für den speziellen

Züchtungsaufbau unter Verwendung eines Tiegels mit flachem Boden konnte ein

Zusammenhang zwischen der Versetzungsdichte des Keimkristalls und dem Auftreten

von polykristallinem Wachstum hergestellt werden. Von besonderem Interesse war dabei

die Entwicklung der Versetzungsdichte an der Ankeimposition, die mit Hilfe der

Röntgentopographie (XRT) untersucht wurde. Einen Überblick über die durchgeführten

Experimente zur Züchtung von versetzungsarmen InP­Kristallen und deren strukturelle

Charakterisierung (mittlere EPD) gibt der nächste Abschnitt. Mittels Röntgentopographie

(XRT) konnten in versetzungsarmen InP­Kristallen auch einige, bisher für VGF­InP noch

nicht beschriebene Versetzungstypen identifiziert werden. Zusätzlich werden einige

Ergebnisse zur Versetzungsmodellierung für Züchtungsprozesse in der bestehenden

Züchtungsanlage vorgestellt. Abgeschlossen wird das Kapitel durch eine Diskussion der

Möglichkeiten zur Herstellung versetzungsarmer InP­Kristalle und ihres

Versetzungshaushaltes.

Kap. 6 ist dann einer abschließenden Diskussion und einem Ausblick gewidmet.

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17

2. Modellierung der VGF­Kristallzüchtung von InP unterBerücksichtigung der Hochdruckbedingungen

Bei der Kristallzüchtung in Anlagen, die mehrere Heizzonen aufweisen, stellt das

experimentelle Erstellen eines für die Herstellung qualitativ hochwertiger Kristalle

geeigneten Temperaturfeldes einen sehr hohen Aufwand dar. So erfordern die

Konzeption neuer Anlagen, die Ermittelung der notwendigen Heizleistung sowie die

Ausarbeitung geeigneter Züchtungsprozesse zahlreiche zeit­ und kostenintensive

Experimente. Als Alternative bietet sich die numerische Modellierung von

Anlagenkonzepten und thermischer Prozessführung an. Ein Überblick über die

Entwicklung der Konzepte zur numerischen Modellierung thermischer Probleme in der

VGF­Kristallzüchtung findet sich in [Bir03].

Mit fortschreitender Leistungsfähigkeit der Computertechnik werden auch immer weitere,

für die Kristallzüchtung relevante, Fragestellungen [siehe z.B. Fis05, Mül04, Mül02] mit

Hilfe numerischer Verfahren untersucht.

Das im Rahmen dieser Arbeit benutzte Programmpaket CrysVUn wurde am Erlanger

Kristallabor zunächst für die globale thermische Modellierung von Ofenanlagen entwickelt

[Kur98, Amo99, Hai00].

Vor allem bei der Entwicklung und Optimierung von Züchtungsprozessen in dieser Arbeit

wurden die Möglichkeiten der numerischen Simulation in großen Umfang genutzt. Das

dafür verwendete numerische Modell der Züchtungsanlage wird in Abschnitt 2.1

beschrieben. Die dabei auftretenden Probleme, welche sich bei der Modellierung von

Hochdruckprozessen ergeben, sind Gegenstand des Abschnitt 2.2. Die in Abschnitt 2.3

beschriebene Entwicklung und Optimierung neuer Kristallzüchtungsprozesse erfolgte

ebenfalls mit Hilfe der numerischen Simulation. Im anschließenden Abschnitt 2.4 werden

Validierungsexperimente vorgestellt. Im Rahmen der Weiterentwicklung des

Programmpaketes CrysVUn konnte auch eine numerische Studie zum Einfluss zeitlich

veränderlicher Magnetfelder auf die Züchtung von InP nach dem VGF­Verfahren

durchgeführt werden (Abschnitt 2.5).

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18

2.1 Beschreibung des numerischen Modells

Anlagenkonzept und numerisches Modell

Bei der in dieser Arbeit verwendeten Züchtungsanlage, die bereits von Sahr [Sah01,

Sah04] ausführlich beschrieben wurde, wird das Temperaturfeld von neun unabhängig

regelbaren Heizzonen erzeugt.

Um eine Kontamination der Anlage mit aus der Schmelze entweichendem Phosphor zu

vermeiden, wird mit einem „halboffenen“ System gearbeitet, wie in Abb. 2.1.1 gezeigt.

Abbildung 2.1.1: Schematische Darstellung eines Längsschnittes der Züchtungsanlage

wie er zur Beschreibung der Materialbelegung durch das Softwarepaket CrysVUn

verwendet wird.

Bei diesem Konzept ist die eigentliche Kernzone (Tiegel, Suszeptor, Tiegelstütze) von

einer Quarzglasampulle umgeben, deren unteres Ende offen ist um einen Druckausgleich

zu ermöglichen. Die Isolation der Heizkassette besteht aus dem mineralischen

Faserisolationsmaterial Fibrothal. Um eine Zersetzung des InP bei hohen Temperaturen

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19

(P­Partialdruck pP über einer InP­Schmelze bei Schmelztemperatur Tm = 1336 K

pP = 27 bar) zu vermeiden, wird mit einem Inertgas (N2) ein Gegendruck von 38 bar über

den gesamten Prozesszeitraum aufgebaut. In dieser Anlage ist das sogenannte „top­

loading“ System realisiert, das heißt die Beschickung der Züchtungsanlage erfolgt von

oben. Als Vorteil dieses Anlagentyps ist zu nennen, dass die Heizkassette für

Wartungsarbeiten und Optimierung leicht zugänglich ist. Allerdings hat sich im Laufe

dieser Arbeit gezeigt, dass die bei diesem Konzept unvermeidlichen offenen Gasräume

bei Züchtungsprozessen unter erhöhtem Druck entscheidende Nachteile haben. Da

sowohl der wassergekühlte Stahlautoklav als auch das Kernzonenmodul für jede

Züchtung bewegt werden müssen, ist ein vollständiges Ausfüllen dieser Gasräume nicht

möglich. Auf Grund der verbleibenden freien Volumina kommt es während der

Züchtungsprozesse zu turbulenter Gaskonvektion, die die thermische Stabilität der

Anlage negativ beeinflussen. Im Unterschied zu Sahr [Sah04] wurde auch der

vorhandene Gasraum unterhalb der Heizkassette (Abb. 2.1.1) in der numerischen

Modellierung berücksichtigt. Auch die baulichen Veränderungen, welche in Abschnitt 3.1

beschrieben werden, wurden in das numerische Modell mit übernommen.

Eine Auflistung der für die numerische Modellierung relevanten Materialdaten findet sich

in Anhang A1.

Da bereits in früheren Arbeiten [Bir03, Sah04] eine detaillierte Diskussion der

Vorgehensweise bei der numerischen Modellierung von Kristallzüchtungsprozessen

dargestellt wurde, sollen hier in nur wenigen Stichpunkten das Programmpaket und seine

Anwendung vorgestellt werden.

Das Programmpaket CrysVUn ist für die thermische Modellierung rotationssymmetrischer

Züchtungsanlagen konzipiert. Dabei können als Wärmetransportmechanismen

Wärmeleitung, Wärmestrahlung und Wärmeübertragung durch Konvektion in laminarer

Strömung berücksichtigt werden.

Bei der Modellierung der Wärmeleitung können neben nichtlinearen auch anisotrope

Wärmeleitfähigkeiten erfasst werden. Allerdings wird in dem Programmcode an den

Kontaktflächen zwischen zwei Bauteilen von einem idealen Wärmeübergang

ausgegangen und der sogenannte Kontaktwiderstand, welcher in Realität zu einer

Verringerung der Wärmeleitfähigkeit zwischen den Bauteilen führt, vernachlässigt. Die

Behandlung der Wärmestrahlung erfolgte mittels Sichtfaktoren (view factors) unter der

Annahme von grauen Strahlern. Weiterhin werden die jeweiligen Materialien entweder als

opak, transparent oder semi­transparent (d.h. durchlässig nur für einen definierten

Wellenlängenbereich der Wärmestrahlung) betrachtet. Die Behandlung der konvektiven

Wärmeübertragung im Gasraum bei hohen Drücken ist Gegenstand von Abschnitt 2.2.

Sie wurde jedoch bei der Simulation zur Entwicklung der verschiedenen

Züchtungsprozesse nicht berücksichtigt, d.h. zur Berechnung des Temperaturfeldes

wurde nur die Wärmeübertragung durch Strahlung und durch Wärmeleitung erfasst.

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20

Die Simulationen wurden auf dem von CrysVUn erzeugten unstrukturierten Gitter als

quasistationäre Berechnungen bei konstanter Wachstumsrate durchgeführt. Damit

können die thermischen Effekte an der Phasengrenze fest­flüssig, welche durch das

Auftreten der latenten Wärme entstehen, bei der Berechnung der Form der

Phasengrenze berücksichtigt werden. Um eine Optimierung der thermischen

Bedingungen durchzuführen, wurde das „inverse“ Simulationsverfahren eingesetzt

[Kur00]. Eine Berücksichtigung der Konvektion in der Schmelze erfolgte nur für solche

Züchtungen, bei denen der Einfluss magnetischer Wechselfelder auf den konvektiven

Wärmetransport in der Schmelze untersucht wurde. Da nach den Ergebnissen dieser

Studie der Einfluss der Konvektion auf die Form der Phasengrenze bei Züchtungen ohne

Magnetfeld vernachlässigbar ist, wurde auf dessen Modellierung in diesen Geometrien

verzichtet. Ein wichtiges Kriterium bei der Optimierung von Prozessen zur

Kristallzüchtung sind die auftretenden thermischen Spannungen im Kristall, die zur

Entstehung von Versetzungen führen können. Dazu wird im Programmcode aus dem

modellierten Temperaturfeld und mithilfe von Materialkonstanten die skalare Größe der

von Mises Spannung bestimmt [Kur98]. Alle im Folgenden angegebenen thermischen

Spannungen sind von Mises Spannungen.

Für die Prozessentwicklung und Optimierung mit Hilfe der numerischen Modellierung

wurde im wesentlichen das von Sahr [Sah04] entwickelte numerische Modell verwendet.

Wie in Abschnitt 2.2 beschrieben, ist eine globale Beschreibung der kompletten

Züchtungsanlage unter Prozessbedingungen damit nicht möglich. Doch ermöglicht das

Modell eine hinreichend exakte Beschreibung der thermischen Verhältnisse im Bereich

des Kristalls, was durch Validierungsexperimente in Abschnitt 2.4 bestätigt werden

konnte.

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21

2.2 Problematik der numerischen Modellierung von Züchtungsprozessen bei hohenDrücken

Eine ausführliche Diskussion des Einflusses von erhöhten Drücken auf den

Leistungsumsatz in Kaltwandöfen findet sich bereits in der Dissertation von Hofmann

[Hof92]. Da weiterhin eine detaillierte Diskussion über die Auswirkungen des erhöhten

Gasdruckes auf die Leistungsaufnahme der einzelnen Heizzonen in der im Rahmen

dieser Arbeit verwendeten Züchtungsanlage in der Dissertation von Sahr [Sah04] geführt

wurde, sollen im Folgenden nur die wichtigsten Ergebnisse, welche im Rahmen dieser

Arbeit gewonnen wurden, zusammengefasst werden.

Abbildung 2.2.1: Modelliertes Temperaturfeld für Prozesstyp 3a (Tab. 2.3) nach 20 h

Prozessdauer ohne Berücksichtigung der Gaskonvektion.

Berücksichtigt man nur Wärmestrahlung und Wärmeleitung als Mechanismen der

Wärmeübertragung bei der globalen Modellierung des Temperaturfeldes in der

Züchtungsanlage, so lassen sich die lokalen thermischen Verhältnisse im Bereich des

Tiegels mit hinreichender Genauigkeit beschreiben, wie in Abschnitt 2.4 dargestellt. Die

globale Beschreibung des Temperaturfeldes der experimentell verwendeten

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22

Hochdruckzüchtungsanlage ist in Abb. 2.2.1 gezeigt. Als Konsequenz der

unzureichenden numerischen Berücksichtigung der Einflüsse der Gaskonvektion ergibt

sich ein unrealistisches Temperaturfeld im Bereich der unteren Heizzonen. Dies zeigt

sich durch das Auftreten von negativen absoluten Temperaturen, was in Abb. 2.2.1 zwar

gezeigt aber physikalisch nicht möglich ist.

Weiterhin ist die numerische Beschreibung der Leistungsaufnahme der einzelnen

Heizzonen problematisch. Dabei treten starke Abweichungen zwischen den

experimentellen Werten und den Werten der numerischen Modellierung auf. So ergeben

sich in der Simulation auch negative Heizleistungen. In Abb. 2.2.2 ist die gemessene

Leistungsaufnahme während eines Züchtungsexperimentes (Prozesstyp 3a aus Tab. 2.3)

über der Prozesszeit aufgetragen. In Abb. 2.2.3 ist die Differenz der Leistungsaufnahme

zwischen numerisch modellierten und während des Züchtungsexperiments gemessenen

Werten über der Prozesszeit aufgetragen.

Abbildung 2.2.2: Gemessene Leistungsaufnahme eines Züchtungsexperiments über

der Prozesszeit (Prozesstyp 3a aus Tab. 2.3).

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23

Abbildung 2.2.3: Differenz zwischen den modellierten und während eines

Züchtungsexperiments gemessenen Werten der Leistungsaufnahme über der

Prozesszeit (Prozesstyp 3a aus Tab. 2.3).

Wie aus Abb. 2.2.2 und Abb. 2.2.3 zu entnehmen, finden sich die geringsten

Abweichungen (< 300 W) im Bereich der oberen Heizzonen (Zonen 1­3), welche auch im

Experiment eine relativ geringe Leistungsaufnahme (< 550 W) aufweisen. An den

Heizzonen im mittleren (Zonen 4­6) und unteren Bereich (Zonen 7­8) werden, bei einer

realen Leistungsaufnahme von 500­1100 W, Abweichungen von der numerisch

modellierten Leistungsaufnahme in einem Intervall von 200­900 W beobachtet. Die

deutlichsten Abweichungen (550­1600 W) ergeben sich für die unterste Heizzone

(Zone 9).

Eine mögliche Erklärung für dieses Phänomen bietet die Berücksichtigung der

Gaskonvektion. So kann das kalte Gas, das durch Konvektion in Kontakt mit der

wassergekühlten Innenwand des Autoklaven kommt, durch die Bodenmatte und den

Stahlfuß in den Bereich zwischen Keramikrohr und der Ampulle aus Quarzglas strömen,

wie in Abb. 2.2.4 schematisch angedeutet. Dies erzeugt einen sogenannten

„Kamineffekt“, der zu einer Erhöhung des Leistungsbedarfes führt [Hof92].

Auch die numerische Beschreibung von Faserisolationsmaterialien unter hohem Druck

ist, auf Grund der geringen kinematischen Viskosität des Inertgases, problematisch. So

wurde bereits durch Messungen des Temperaturprofils unter hohem Druck gezeigt

[Mil71], dass eine makroskopisch ausgebildete Gasströmung in diesen Materialien

vorliegt.

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24

Abbildung 2.2.4: Mögliche Konvektionsströmungen in der Züchtungsanlage;

Detailausschnitt Abb. 2.2.5 durch Rechteck, Position des Kontrollthermoelements für

Heizzone 9 durch gestrichelten Pfeil markiert.

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25

Da in der Simulation weder durch eine Variation der Wärmeleitfähigkeit des

Faserisolationsmaterials noch durch die Berücksichtigung laminarer Strömung in dem

Bereich des Gasraums die Ausbildung einer Zone mit negativen Temperaturen verhindert

werden kann, ohne die thermischen Verhältnisse im Tiegel gravierend zu verändern,

muss ein weiterer Mechanismus der Wärmeübertragung in Betracht gezogen werden.

Eine mögliche Erklärung bietet die Einbeziehung von turbulenter Gaskonvektion. So

könnte beim Einströmen des Gases in den Raum zwischen den unteren Heizzonen und

dem Pythagorasrohr (siehe Abb. 2.2.5) turbulente Strömung entstehen.

Abbildung 2.2.5: Möglicher Strömungsweg des Gases im Bereich der untersten

Heizzone; Ausschnitt in Abb. 2.2.4 als Rechteck markiert.

Da generell der Wärmeübertragungskoeffizient im Fall von turbulenter Strömung größer

wird als bei laminarer Strömung [Sch91], wurde versucht die erhöhte Wärmeübertragung

im Bereich der unteren Heizzonen durch eine erhöhte effektive Wärmeleitfähigkeit λeff in

der numerischen Simulation zu berücksichtigen.

Bei genauer Betrachtung des Temperaturfeldes zeigt sich, dass sich das Auftreten der

negativen Temperaturen auf den Gasraum um das Kontrollthermoelement TE 9 für die

Heizzone 9 (siehe gestrichelter Pfeil in Abb. 2.2.4) sowie auf das Isolationsmaterial um

die Heizzonen 8 und 9 beschränkt. In Übereinstimmung mit den Überlegungen zu

Abb. 2.2.5 treten im Gasraum die negativen Temperaturen besonders im unteren Bereich

auf. Um zu gewährleisten, dass in keinem Prozessschritt in der numerischen Simulation

negative Werte der absoluten Temperatur entstehen, erfolgte eine Variation der

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26

effektiven Wärmeleitfähigkeit für das Inertgas in verschiedenen Züchtungsstadien.

Ausgehend von den Ergebnissen für das numerische Modell, die in Abschnitt 2.3

beschrieben sind, wurde die für Stickstoff in Anhang A1 gegebene Formel für λeff = f(T)

unterhalb des Kontrollthermoelementes für Zone 9 zunächst willkürlich mit einem

dimensionslosen Korrekturfaktor Ku (Ku = 30­200) multipliziert (λkorrigiert = Ku⋅λeff ). Erst bei

Korrekturfaktoren Ku > 160 traten keine negativen Temperaturen mehr auf. Allerdings

wurde in diesem numerischen Modell ein abrupter Abfall des Temperaturfeldes vom

Bereich unter dem Kontrollthermoelement zu dem Bereich darüber beobachtet. Weiterhin

konnte, bei gleichbleibenden vorgegebenen Temperaturen an allen

Kontrollthermoelementen, eine signifikante Veränderung in der Position und

Durchbiegung der Phasengrenze beobachtet werden. Daher wurde auch für den

Gasraum oberhalb des Kontrollthermoelementes TE 9 ein dimensionsloser

Korrekturfaktor Ko (Ko < 30) eingeführt. Der Wert dieses Korrekturfaktors Ko wurde

möglichst gering gehalten, da sich in diesem Bereich der Einfluss des einströmenden

Gases weniger bemerkbar machen sollte. Anschließend wurden beide Korrekturfaktoren

variiert um folgenden Kriterien zu genügen:

• In allen Prozessstufen sollten keine Temperaturen T < 290 K auftreten

• Die angewendeten Korrekturfaktoren Ku und Ko (Ku > Ko) sollten in allen

Prozessstufen möglichst geringe Werte aufweisen

• Die Verwendung der Korrekturfaktoren dürfen in allen Prozessstufen nur zu

minimalen Veränderungen in den thermischen Verhältnissen (Position und

Durchbiegung der Phasengrenze) im Bereich des Tiegels führen.

Berücksichtigt man als mögliche Mechanismen der Wärmeübertragung nur Wärmeleitung

und Strahlung, wie bei der Entwicklung der verschiedenen Züchtungsprozesse

angenommen, und behält in der inversen Simulation die in Abschnitt 2.3 gegebenen

Temperaturen für die Kontrollthermoelemente bei, so waren diese Kriterien durch die

Anwendung folgender Korrekturfaktoren zu erreichen: Ku = 80 und Ko =10.

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27

Abbildung 2.2.6: Modelliertes Temperaturfeld für Prozesstyp 3a (Tab. 2.3) nach 20 h

unter Berücksichtigung der im Text gegebenen Korrekturfaktoren für turbulente

Gaskonvektion.

Das unter Verwendung der Korrekturfaktoren resultierende Temperaturfeld ist

exemplarisch für einen Prozessschritt (Prozesstyp 3a) in Abb. 2.2.6 gegeben.

Der Einfluss auf einige charakteristische Ergebnisse der numerischen Modellierung

(Position und Durchbiegung der Phasengrenze) ist für drei verschiedene Stadien des

Züchtungsprozesses in Tab. 2.1 aufgeführt.

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Zeit[h]

Position der Phasengrenze*[m]

Durchbiegung der Phasengrenze[mm]

Ohne Korrektur Mit Korrektur Ohne Korrektur Mit Korrektur

0 0,73171 0,732 0,6 0,720 0,77196 0,77184 0,57 1,0240 0,81183 0,81219 ­3,67 ­3,69

* gemessen als Entfernung zur Bodenplatte auf der Symmetrieachse der

Züchtungsanlage

Tabelle 2.1: Einfluss der verwendeten Korrekturfaktoren (Ku = 80, Ko = 10) auf die

Position und Durchbiegung der Phasengrenze für drei verschiedene Stadien des

Züchtungsprozesses.

Wie aus Tab. 2.1 hervorgeht liegen die Veränderungen für die Position der

Phasengrenze, bei Anwendung der oben gegebenen Korrekturfaktoren, im Bereich von

< 0,5 mm.

Auch bei einer Auftragung der modellierten Werte für die thermoelastischen Spannungen

an der Phasengrenze lassen sich keine signifikanten Änderungen (< 0,4 MPa) durch die

Verwendung der gewählten Korrekturfaktoren feststellen.

Einen Vergleich der Leistungsaufnahme der einzelnen Heizzonen in der numerischen

Simulation von Prozesstyp 3a für die Ankeimsituation ist in Tab. 2.2 gezeigt.

Heizzone Leistungsaufnahme [W]

Ohne Korrektur Mit Korrektur(Ku = 80, Ko = 10)

Gemessen*

1 229,14 229,06 582 70,58 70,58 703 140,82 140,77 1604 292,37 292,26 4895 146,11 145,58 8236 257,04 256,61 10777 ­1,74 ­39,57 9138 96,27 ­196,62 7079 ­834,94 ­386,47 704

*gemessen für Prozesstyp 2a aus Tab. 2.3

Tabelle 2.2: Leistungsaufnahme der einzelnen Heizzonen in der Ankeimsituation für

Prozesstyp 3a.

Wie aus Tab. 2.2 zu entnehmen verändert sich die Leistungsaufnahme der Heizzonen in

dem oberen Bereich der Züchtungsanlage durch die Korrekturfaktoren nur geringfügig.

Die geringen Veränderungen in der modellierten Leistungsaufnahme (< 0,6 W) in den

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29

Heizzonen 1 ­ 6, deren mögliche Ursache in der erneuten Berechnung des

Temperaturfeldes liegt, können als vernachlässigbar angesehen werden. Allerdings

treten auch bei Verwendung der Korrekturfaktoren weiterhin negative Heizleistungen an

den unteren Heizzonen auf. Bereits in Heizzone 7 ist der Einfluss der erhöhten

Wärmeleitfähigkeiten in den unteren Segmenten deutlich zu erkennen. Obwohl im

Bereich dieser Heizzone kein Korrekturfaktor für die Wärmeleitfähigkeit von N2 eingesetzt

wurde, kann die verminderte Leistungsaufnahme |∆ < 38 W| durch den verstärkten

Wärmetransport von den unteren Heizzonen, der aus der Verwendung der

Korrekturfaktoren herrührt, erklärt werden. Auch für Heizzone 8 kann die verminderte

Leistungsaufnahme |∆ < 200 W| mit einem erhöhten Wärmetransport erklärt werden.

Dieser ist zum einen durch den Einfluss des Korrekturfaktors Ko begründet, der im

unteren Drittel des Gasraumes im Bereich von Heizzone 8 Anwendung findet, zum

anderen aber auch durch den erhöhten Wärmetransport und die erhöhte

Leistungsaufnahme, welche durch die Anwendung des Korrekturfaktors Ku an Heizzone 9

hervorgerufen werden.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass durch die Anwendung der Korrekturfaktoren es

möglich ist ein realistisches Temperaturfeld in der Züchtungsanlage zu erzeugen, was

den starken Einfluss der turbulenten Gaskonvektion in dem Bereich in dem das Inertgas

in den Spalt zwischen den Heizzonen und dem Pythagorasrohr strömt (Abb. 2.2.4 und

Abb. 2.2.5) verdeutlicht. Doch ermöglichen auch diese Korrekturfaktoren ­ die zudem

noch empirisch gefunden werden müssen ­ keine globale Beschreibung der verwendeten

Züchtungsanlage, die zumindest eine qualitative Beschreibung der Leistungsaufnahme

erlaubt.

Dies ist ein deutlicher Hinweis auf das Auftreten weiterer Effekte die in dem vorhandenen

numerischen Model nicht erfasst werden können, wie die Beschreibung der porösen

Isolationsmaterialien oder von turbulenter Gaskonvektion im gesamten Gasraum.

Dennoch ist mit dem vorhandenen numerischen Model, auch ohne die Berücksichtigung

der Korrekturfaktoren, eine hinreichend gute Beschreibung der thermischen Verhältnisse

im Bereich des Tiegels möglich, wie in Abschnitt 2.4 gezeigt.

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30

2.3 Prozessentwicklung und Optimierung für unterschiedliche Züchtungsprozesse

Im Rahmen dieser Arbeit sollte der Zusammenhang zwischen der Bildung von

Kristalldefekten und Prozessparametern untersucht und optimale Prozessbedingungen

für die Züchtung von defektarmen InP­Kristallen gefunden werden. Daher wurden

insgesamt neun verschiedene Kristallzüchtungsprozesse, die sich im Hinblick auf die

Form des Tiegels, die eingesetzte Menge an polykristallinem Ausgangsmaterial, die

thermische Prozessführung oder die eingesetzten Suszeptormaterialien unterscheiden,

für die in Abschnitt 2.1 beschriebene Ofenanlage entwickelt und optimiert.

Allgemeine Vorgehensweise

Für die Beurteilung der Ergebnisse der numerischen Simulation waren folgende Kriterien

maßgebend:

• Minimierung der Durchbiegung der Phasengrenze; diese Forderung ist

gleichbedeutend mit einer Minimierung des radialen Temperaturgradienten an der

Phasengrenze. Dieses Kriterium steht in engem Zusammenhang mit annährend

konstanten axialen Temperaturgradienten über den gesamten Kristall, zur

Minimierung der thermischen Spannungen.

• Eine geringe Überhitzung der Schmelzphase um eine Zersetzung der Schmelze

und damit die Bildung von Kristalldefekten, die durch eine

Stöchiometrieabweichung hervorgerufen werden [Rud03, Sch94], zu vermeiden.

• Eine konstante Wachstumsgeschwindigkeit von 2 mm/h; dieses Kriterium konnte

durch die Anwendung der inversen quasistationären Modellierung erfüllt werden.

• In Tiegeln mit Keimkanal und Konusbereich sollte der Verlauf der

Schmelzisotherme im Bereich des Konus nicht parallel zur Tiegelwandung

verlaufen um eine Unterkühlung der Schmelze in diesem Bereich zu vermeiden.

Durch geringe Unregelmäßigkeiten in dem Temperaturfeld, z.B. durch

unvollständigen Kontakt des Tiegels mit dem umgebenden Suszeptormaterial, kann

in diesem Fall die Schmelzisotherme punktuell auf die Wand des Tiegels treffen,

wie in Abb. 2.3.1 gezeigt. Durch numerische Simulation kann gezeigt werden, dass

die Isothermen im Bereich des Konus durch „unvollständigen“ Kontakt des Tiegels

an den Suszeptor (Abb. 2.3.1) parallel zur Wandung des Tiegels verlaufen. In

diesen Bereichen könnten unterkühlte Schmelzen auftreten, was zu spontaner

Keimbildung und somit zu Fehlwachstum führen kann.

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Abbildung 2.3.1: Schnitt durch den Tiegel im Bereich des Konus, bei unvollständigem

Kontakt des Tiegels an den Suszeptor in der numerischen Modellierung; auf der rechten

Seite sind die Materialien sowie die Phasengrenze zu sehen; links sind die Isothermen

für den Temperaturbereich zwischen 1320 K und 1330 K eingezeichnet, der Abstand

zwischen den gezeigten Isothermen beträgt 0,5 K.

Treten zusätzliche thermische Fluktuationen auf, herrschen in diesem Bereich

instabile Wachstumsbedingungen und es kann in diesen Bereichen zu spontaner

Kristallisation und polykristallinem Wachstum kommen.

• Da die Leistungsaufnahme der einzelnen Heizzonen auf 1,4 kW beschränkt ist, und

für die notwendigen Heizleistungen deutliche Abweichungen zwischen der

numerischen Modellierung und dem Züchtungsexperiment auftraten (Abschnitt 2.2),

musste auch die begrenzte Leistungsaufnahme der Heizzonen bei der

Prozessentwicklung berücksichtigt werden. Daher wurde für alle

Prozessentwicklungen folgendes Vorgehen gewählt:

Ausgangspunkt war in allen Fällen das Temperaturfeld eines bereits experimentell

durchgeführten Züchtungsprozesses. In dem in dieser Arbeit angewendeten Verfahren

der inversen Simulation werden die Temperaturen an definierten Punkten

„Kontrollpunkte“ vorgegeben. Anschließend werden die benötigten Heizleistungen durch

ein iteratives Verfahren numerisch modelliert. Zunächst wurden die Positionen der

Kontrollthermoelemente für die einzelnen Heizzonen als Kontrollpunkte definiert. Im

nächsten Schritt wurde durch eine mehrmalige Modifizierung des Temperaturfeldes durch

Veränderung aller Kontrolltemperaturen um einen konstanten Betrag die Phasengrenze

auf die Höhe (± 2 cm) der gewünschten Ankeimposition in der Züchtungsanlage

gebracht. Anschließend wurde der Kontrollpunkt derjenigen Heizzone, die der

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32

Phasengrenze am nächsten gelegen ist, von der Position des Kontrollthermoelements

auf die gewünschte axiale Position für die Phasengrenze entlang der Symmetrieachse

der Ofenanlage verschoben, wobei die vorgegebene Temperatur dann der

Schmelztemperatur von InP entsprach. In weiteren Simulationsschritten erfolgte dann die

Kontrolle der Schmelzüberhitzung und die Einstellung der axialen Temperaturgradienten

durch Veränderung der Solltemperaturen an den jeweiligen Kontrollthermoelementen.

Abschließend erfolgten in kritischen Fällen Testversuche an der Ofenanlage, ob die

gewünschten Temperaturen trotz der vorhandenen Beschränkungen der

Leistungsaufnahme auch zu erreichen waren.

Beschreibung der einzelnen Prozesstypen

Die in einem früheren Projekt [Sah04] entwickelte thermische Prozessführung unter

Verwendung eines Tiegels mit flachem Boden wurde im Rahmen dieser Arbeit zunächst

bezüglich des Einflusses der Schmelzkonvektion auf die Form der Phasengrenze

untersucht. Die erzielten Ergebnisse stellten die Ausgangsbasis für die Untersuchungen

zu magnetischen Wechselfeldern dar, die in Abschnitt 2.5 beschrieben sind. Im

Folgenden wird diese Prozessführung als Typ 1 bezeichnet.

Bei der Entwicklung von Kristallzüchtungsprozessen, die konusförmige Tiegel

verwenden, wurde als Länge der resultierenden Kristalle zunächst eine Länge von ca.

10 cm eingesetzt („Typ 2“). Das entspricht bei einem Kristalldurchmesser von 2“ einer

Einwaage von ca. 1 kg polykristallinem InP als Ausgangsmaterial.

Dabei wurden zwei unterschiedliche Tiegelgeometrien betrachtet:

• Tiegel mit einem Öffnungswinkel von 160° „Typ2a“

• Tiegel mit einem Öffnungswinkel von 120° „Typ2b“.

Alle drei Tiegelformen sind im oberen Bereich von Abb. 2.3.3 Abb. 2.3.4 gezeigt. Als

Folge einer Reduzierung des Schmelzvolumens auf eine Einwaage von 500 g

polykristallinem InP („Typ 3“) als Ausgangsmaterial, erfolgte die Entwicklung der

Prozesstypen „Typ3a“ (für Tiegel mit einem Öffnungswinkel von 160°) und „Typ3b“ (für

Tiegel mit einem Öffnungswinkel von 120°). Untersuchungen zum Einfluss einer

Reduzierung der Wachstumsgeschwindigkeit auf 1 mm/h wurden als „Typ3A“

durchgeführt.

Da im Rahmen dieser Arbeit auch eine Variation der Wärmeleitfähigkeit der

Suszeptormaterialien stattfand, wurden weitere Prozessentwicklungen für Typ3a nötig.

Der in Abschnitt 3.1 beschriebene Einsatz eines Iso­Graphits mit geringerer

Wärmeleitfähigkeit (EK93) führte zu einer thermischen Prozessführung von „Typ3a1“.

Ebenso erforderte die in Abschnitt 3.1 beschriebene Erprobung zweier Varianten eines

sogenannten Doppelkonus (siehe Abb. 3.1.5) weitere Neuentwicklungen von

Prozesstypen „Typ3a2“ (Doppelkonus 1) und „Typ3a3“ (Doppelkonus 2). Einen

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33

tabellarischen Überblick über alle mithilfe numerischer Simulation entwickelten

Prozesstypen gibt Tab. 2.3. Eine weitere Beschreibung der einzelnen Prozesstypen,

sowie der variierten Prozessparameter finden sich in Abschnitt 3.2 und in Tab. 3.3.

Typ Tiegel Einwaage Suszeptor Wachstums­geschwindigkeit

Sonstiges

1 FB 1000 g EK906 2 mm/h2a 160° 1000 g EK906 2 mm/h2b 120° 1000 g EK906 2 mm/h3a 160° 500 g EK906 2 mm/h3A 160° 500 g EK906 1 mm/h3b 120° 500 g EK906 2 mm/h3a1 160° 500 g EK93 2 mm/h3a2 160° 500 g DK1 2 mm/h Doppelkonus13a3 160° 500 g DK2 2 mm/h Doppelkonus2

Tabelle 2.3: Überblick über alle entwickelten Prozesstypen.

Ergebnisse

Auf Grund der großen Anzahl von Ergebnissen sollen hier nur einige ausgewählte

Aspekte vorgestellt werden.

So zeigt Abb. 2.3.2 den axialen Temperaturverlauf im Bereich des Tiegels auf der

Symmetrieachse der Züchtungsanlage für Prozesstyp 2a.

Abbildung 2.3.2: Axialer Temperaturverlauf im Bereich des Tiegels auf der

Symmetrieachse der Anlage für verschiedene Zeitpunkte (von links 64, 57,5, 52,5, 42,5,

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34

32,5, 22,5, 20, 18,75, 17,5, 15, 10 und 0 Stunden nach Beginn des Abkühlprozesses) des

Züchtungsprozesses.

Für den Bereich des Zylinders und im Keimkanal konnten annährend konstante axiale

Temperaturgradienten realisiert werden. Doch findet sich gerade in dem für die

Zwillingsbildung kritischen Bereich des Konus eine deutliche Abweichung von der

Linearität des Temperaturverlaufes im Festkörper. Dieser Effekt konnte auch bei keinem

anderen der entwickelten Züchtungsprozesse eliminiert werden.

Abbildung 2.3.3: Maximale von Mises Spannung an der Phasengrenze für ausgewählte

Züchtungsprozesse.

Wie Abb. 2.3.3 zeigt, findet in diesem Bereich konusförmiger Tiegel auch eine

sprunghafte Änderung der maximalen von Mises Spannung an der Phasengrenze statt.

Weiterhin kann Abb. 2.3.3 entnommen werden, dass bei der Prozessentwicklung für

herkömmliche Tiegel die maximale von Mises Spannung im Vergleich zu Typ1 halbiert

werden konnte. Eine weitere Verringerung konnte für Typ3 erreicht werden.

In Abb. 2.3.4 ist die Durchbiegung der Phasengrenze über der Prozessdauer

aufgetragen.

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35

Abbildung 2.3.4: Numerisch berechnete Durchbiegung der Phasengrenze für

ausgewählte Züchtungsprozesse.

Eine Verringerung der Durchbiegung der Phasengrenze im zylindrischen Teil des Tiegels

war nur für Prozesse des Typ 3 zu beobachten. Kritisch anzumerken ist, dass sich in

keinem der entwickelten Züchtungsprozesse für herkömmliche Tiegel die sprunghafte

Änderung der Form der Phasengrenze im Bereich des Konus, wie sie in Abb. 2.3.4 zu

beobachten ist, vermeiden ließ.

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36

2.4 Verifizierung des numerischen Modells

Um die Vorhersagen der numerischen Simulation zu überprüfen, bieten sich zwei

Vorgehensweisen an:

• Messung der Temperaturverhältnisse in dem Bereich der Anlage, in dem sich der

Tiegel befindet.

• Markierung der Phasengrenze durch Dotierstoffstreifenexperimente

Die Resultate beider Verfahren sollen in den folgenden Abschnitten vorgestellt werden.

2.4.1 Verifizierung durch Temperaturmessungen

Die laterale und axiale Temperaturverteilung in einem Probekörper wurde im Bereich des

Tiegels schon bei der Entwicklung der Anlage von Sahr [Sah04] bestimmt. Daher erfolgte

im Rahmen dieser Arbeit eine Verifizierung des numerischen Modells für die

verschiedenen Prozesstypen mittels zeitaufgelöster Temperaturmessung während des

Züchtungsvorgangs. Zur Temperaturerfassung bieten sich die Daten der

Keimthermoelemente an. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass keine neuen

Materialien in den Züchtungsaufbau eingebracht werden müssen und über die gesamte

Prozessdauer ein kontinuierlicher Vergleich zwischen Experiment und Modellierung

möglich ist. Abb. 2.4.1 zeigt das Ergebnis einer derartigen Messung für Prozess Typ3a

(siehe Abschnitt 2.3).

Abbildung 2.4.1: Vergleich zwischen modellierter (calc.) und gemessener (obs.)

Temperatur am oberen Keimthermoelement für Prozesstyp 3a.

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37

Der qualitative Verlauf der berechneten und experimentell gemessenen Temperatur

stimmt hervorragend überein. Eine Erklärung für die, über die gesamte Prozessdauer

annährend konstante Temperaturdifferenz von 16 K, die bereits zu Beginn des

Abkühlprozesses vorhanden ist, wird in Abschnitt 3.1 ausführlich diskutiert und kann mit

einigen Besonderheiten der Züchtungsanlage begründet werden.

Sehr ähnliche Ergebnisse wurden auch für die anderen entwickelten Prozesstypen

beobachtet.

2.4.2 Verifizierung der Ergebnisse der numerischen Simulation durch Markierungder Phasengrenze mittels Dotierstoffstreifenexperimente

Um die Vorhersagen der numerischen Modellierung bezüglich der Position und Form der

Phasengrenze durch experimentelle Daten zu verifizieren, wurde die Phasengrenze

durch Dotierstoffstreifenexperimente markiert. Dabei wird die Markierung der

Phasengrenze durch eine abrupte Variation der Wachstumsgeschwindigkeit erreicht.

Inhomogenitäten in der Wachstumsgeschwindigkeit führen auf Grund der Abhängigkeit

des effektiven Verteilungskoeffizienten von der Wachstumsgeschwindigkeit [Mül88] zu

Inhomogenitäten in der Dotierstoffverteilung. Erzeugt werden diese durch eine gezielte

abrupte Absenkung der Heizleistung. Die daraus resultierende Erhöhung der

Wachstumsrate bildet für Dotierstoffe mit einem Verteilungskoeffizenten k < 1 über einen

verstärkten Dotierstoffeinbau die Phasengrenze zu Beginn der Temperaturabsenkung ab.

Mittels geeigneter Nachweisverfahren, die eine hohe Sensitivität auf eine Variation der

Ladungsträgerkonzentration aufweisen, lässt sich dann der genaue Verlauf der

Phasengrenzfläche Kristall­Schmelze ermitteln. Ist eine eindeutige zeitliche Zuordnung

der induzierten Dotierstoffstreifen zu den eingebrachten Störungen des Temperaturfeldes

möglich, so kann die mittlere Wachstumsgeschwindigkeit zwischen zwei

Dotierstoffstreifen berechnet werden.

Mit dem hier gezeigten Experiment wurde die thermische Prozessführung des Typ2a aus

Abschnitt 2.2 untersucht. Die Ausgangschmelze enthielt eine S­Konzentration von

c[S] = 5×1018 cm­3. Der Zeitpunkt der gezielten Störungen des Temperaturfeldes wurde

so gewählt, dass jeder Puls einem Prozessschritt in der numerischen Simulation

entspricht.

Die induzierten Dotierstoffstreifen wurden durch eine kurzzeitige abrupte Absenkung der

Temperatur an dem der Phasengrenze nächstliegenden Regelthermoelement um 10 K

für eine Dauer von ca. 7 min realisiert. Danach wurde die herkömmliche thermische

Prozessführung fortgesetzt, wobei dann für den weiteren Züchtungsverlauf eine

ungestörte Wachstumsrate angenommen wurde.

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38

Wie in Abb. 2.4.2 a) zu erkennen, lassen sich die induzierten Dotierstoffstreifen (durch

Pfeile markiert) im unteren Abschnitt des angeschliffenen Kristalls an der Oberfläche

eindeutig identifizieren. Eine exakte Bestimmung der Position und Form der

eingebrachten Dotierstoffstreifen erfolgte an doppelseitig polierten Längsschnitten mit

Hilfe der IR­Durchlichtmikroskopie bzw. mittels geeigneter Ätzverfahren (AB­Ätze,

Abschnitt 4.1).

Abb. 2.4.2 b) zeigt den Vergleich zwischen der experimentell gefundenen Position und

Form der Phasengrenze für den in Abschnitt 2.3 beschriebenen Züchtungsprozess des

Typ2a mit einer Züchtungsgeschwindigkeit in der numerischen Simulation von 2 mm/h.

Dabei zeigt sich eine gute qualitative Übereinstimmung in der Position und Form der

Phasengrenze zwischen der numerischen Simulation und den experimentell gewonnenen

Daten.

a) b)

Abbildung 2.4.2: Lage und Form der Dotierstoffstreifen a) an der Oberfläche des

Kristalls durch Pfeile markiert, b) durch IR­Durchlichtmikroskopie ermittelt (linke Hälfte),

sowie durch numerische Simulation vorhergesagt (rechte Hälfte).

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39

Trägt man die Positionen der Phasengrenze auf der Kristallachse über der Prozesszeit

auf und führt eine lineare Regression durch so erhält man die mittlere

Wachstumsgeschwindigkeit. Wie aus Abb. 2.4.3 ersichtlich ergibt sich im Experiment eine

mittlere Wachstumsgeschwindigkeit von 2,15 mm/h, die um ca. 11 % höherer ist als in

der numerischen Simulation.

Abbildung 2.4.3: Position der Phasengrenze auf der Kristallachse über der Prozesszeit

in Experiment und Simulation für Prozess Typ2a und die daraus resultierende mittlere

Wachstumsgeschwindigkeit.

Betrachtet man die Abweichung der experimentell gefundenen Werte der

Wachstumsgeschwindigkeit für die einzelnen Prozessschritte von der in der numerischen

Simulation vorgegebenen Wachstumsgeschwindigkeit mit einem konstanten Wert von

2 mm/h, wie es in Abb. 2.4.4 dargestellt ist, zeigt sich, dass in dem bei der Züchtung von

InP kritischen Bereichen (siehe Abschnitt 5.1) des Übergangs in bzw. aus dem Konus,

sowie im Konus selbst, Fluktuationen der Wachstumsgeschwindigkeit festzustellen sind.

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40

Abbildung 2.4.4: Differenz der Wachstumsgeschwindigkeit zwischen Experiment und

Simulation über der Prozessdauer.

Auch bei der quantitativen Auswertung der Durchbiegung der Phasengrenze Kristall –

Schmelze in Abb. 2.4.5 zeigt sich, dass in den kritischen Bereichen der Übergänge in

bzw. aus dem Konus sowie im Konusbereich selbst, im Experiment ein Übergang von

einer streng konkaven Form der Phasengrenze zu einer konvexen Form auftritt.

Diese Effekte wurden auch in einem weiteren Dotierstoffstreifenexperiment für den

Prozess des Typ3A aus Abschnitt 2.3 beobachtet. Allerdings wurde dieses

Züchtungsexperiment mit einer in der numerischen Simulation vorgegebenen

Wachstumsgeschwindigkeit von 1 mm/h durchgeführt.

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41

Abbildung 2.4.5 Durchbiegung der Phasengrenze in Experiment und Simulation über

der Prozessdauer.

Weder durch Variation der Wärmeleitfähigkeit des pBN­Tiegels in den

Übergangsbereichen in bzw. aus dem Konus noch durch die Berücksichtigung eines

Spaltes zwischen Tiegel und Suszeptormaterial [Mül02] konnten diese experimentellen

Befunde in der numerischen Simulation reproduziert werden. Daher war es im Rahmen

dieser Arbeit nicht möglich die sprunghaften Änderungen in der

Wachstumsgeschwindigkeit und der Form der Phasengrenze durch eine gezielte

Variation der Prozessparameter zu unterdrücken. Besonders im Hinblick auf die in

Abschnitt 5.1 ausführlich diskutierten Untersuchungen zur Bildung von Facetten und

Zwillingen wäre eine konstante Wachstumsrate von großem Interesse, um die Einflüsse

der einzelnen Prozessparameter isoliert untersuchen zu können.

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42

2.5 Einfluss zeitabhängiger Magnetfelder auf die Züchtung von InP nach dem VGF­Verfahren

Die Eigenschaft von Magnetfeldern zur kontaktlosen Übertragung mechanischer Energie

in elektrisch leitende Schmelzen wird in der Metallurgie seit langem ausgenutzt. Dabei

induzieren die magnetischen Felder Wirbelströme in der Schmelze, aus denen eine

Lorentz­Kraft resultiert, die die Strömungsverhältnisse beeinflusst. Da auch Schmelzen

von Halbleitermaterialien eine gute elektrische Leitfähigkeit besitzen, kommt auch im

Bereich der Kristallzüchtung dem Einsatz von Magnetfeldern zur Beeinflussung der

Schmelzkonvektion eine besondere Bedeutung zu.

So sind stationäre Magnetfelder in den verschiedensten Konfigurationen seit langem

Gegenstand der Forschung und werden auch in industriellen Prozessen eingesetzt. Zur

Züchtung von versetzungsfreiem Si [vAm04] sind mittlerweile stationäre Magnetfelder in

der so genannten „cusp“ Konfiguration weit verbreitet.

Als Nachteil der stationären Magnetfelder sind vor allem die hohen benötigten

Feldstärken und damit der hohe apparative Aufwand sowie der hohe Energiebedarf zu

nennen. Daher sind in neuerer Zeit zeitabhängige Magnetfelder, für die deutlich geringere

Feldstärken benötigt werden, in das Zentrum des Interesses gerückt [Fis01]. So konnte

bereits gezeigt werden, dass der Einsatz zeitabhängiger Magnetfelder eine Kontrolle

sowohl über den Einbau von Dotierstoffen und die Temperaturverteilung in der Schmelze,

als auch über die Form der Phasengrenze fest­flüssig ermöglicht [Fis99, Pät03]. Auf

Grund der engen Korrelation zwischen der Form der Phasengrenze und den daraus

resultierenden von Mises Spannungen, konnte in einer numerischen Studie [Hai02]

gezeigt werden, dass sich bei Anwendung eines rotierenden Magnetfeldes der

resultierende thermische Stress bei der Züchtung von 3“ GaAs reduzieren lässt.

Im Rahmen dieser Arbeit wurde daher eine numerische Studie durchgeführt, in der

sowohl der Einfluss rotierender als auch wandernder Magnetfelder auf die Züchtung von

InP nach dem VGF­Verfahren untersucht wurde. Dabei wurden die Form der

Phasengrenze sowie der resultierende von Mises Stress als Optimierungskriterien

gewählt.

Ausgangspunkt für diese Berechnungen war ein numerisches Model, mit dem bereits

Züchtungsexperimente vom Prozesstyp 1 (Tab. 2.3) hinreichend genau beschrieben

werden konnten. Zunächst wurden Simulationen zur Schmelzkonvektion ohne

einwirkendes Magnetfeld durchgeführt. Dabei wurden für die InP­Schmelze die in

Anhang A1 gegebenen Materialdaten eingesetzt. Die B2O3­ Schmelze wurde als starrer

Körper behandelt. Anschließend wurde die Stärke der magnetischen Induktion

sukzessive erhöht, bis der Übergang zu zeitabhängigen instationären

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43

Strömungsverhältnissen beobachtet wurde. Die daraus resultierenden sogenannten

Taylor­Instabilitäten erzeugen Temperaturfluktuationen [Fis01] die Fehlwachstum und

Inhomogenitäten in der Dotierstoffverteilung während des Züchtungsexperiments

verursachen.

Die geometrischen Anordnungen mit denen die magnetischen Wechselfelder in einer

VGF­Konfiguration realisiert werden könnten sind in Abb. 2.5.1 schematisch dargestellt.

a) b)

Abbildung 2.5.1: Geometrische Anordnung zur Erzeugung von magnetischen

Wechselfeldern in einer VGF­Konfiguration; a) rotierende magnetische Felder, Blick

entlang der Achse des Schmelzzylinders; b) wandernde magnetische Felder ; angegeben

ist die Phasenfolge Φn in der die Spulen angesteuert werden, sowie die Richtung der

resultierenden Lorentz­Kraft FL (Pfeil).

Zur Erzeugung rotierender Magnetfelder wird der Schmelzzylinder von drei Paaren von

Magnetspulen konzentrisch umgeben, die horizontal in einer Ebene angeordnet sind

(Abb. 2.5.1 a). Durch die Ansteuerung der Spulen mit den einzelnen Phasen ϕn des

Wechselstroms kann so ein mit der Frequenz ω des Wechselstroms rotierendes

Magnetfeld erzeugt werden. Die Richtung der resultierenden Lorentz­Kraft ist in

Abb. 2.5.1 a mit einem Pfeil eingezeichnet. Im Fall der wandernden Magnetfelder wird

der Schmelzzylinder von einzelnen Leiterschleifen umgeben (Abb. 2.5.1 b). Auch hier

werden die Leiterschleifen mit den einzelnen Phasen ϕn eines Wechselstroms

angesteuert. Dadurch bewegt sich das Magnetfeld in vertikaler Richtung durch die

Schmelze. Die Richtung der resultierenden Lorentz­Kraft ist in Abb. 2.5.1 b mit einem

Pfeil gekennzeichnet.

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44

2.5.1 Das numerische Model

Details, die die Implementierung der notwendigen Gleichungen zur Berechnung der

Wirkung der rotierenden und wandernden Magnetfelder in dem Programm CrysVUn

behandeln, sind in anderen Arbeiten [Fis01, Iug03] ausführlich beschrieben.

Der Vollständigkeit halber seien hier die Gleichungen für die über der Zeit gemittelten

Dichte der Lorentz­Kraft < zLf > angegeben, wie sie in CysVUn implementiert wurden:

So berechnete sich für das wandernde Magnetfeld die resultierende Dichte der Lorentz­

Kraft in z­Richtung [Ram00] wie folgt:

)(2

)(2

21

202

120 arI

aB

arIaAf zL

σωσω=>=< (Gl. 2.5.1)

Mit: B0 magnetische Flussdichte, σ elektrische Leitfähigkeit der Schmelze, ω Frequenz,

A0 Amplitude, a = 2π/λ Wellenvektor, λ Wellenlänge und I1(ar) modifizierte Besselfunktion

erster Ordnung.

Im Falle der rotierenden Magnetfelder berechnet sich die Dichte der Lorentz­Kraft < ϕLf >

aus dem elektrischen Potential Φ0 [Fis01] wie folgt:

12200

10

22

−−

+

∂Φ∂

−>=<

pp

L RrR

pB

zRrBf σωσϕ (Gl. 2.5.2)

Mit: p Anzahl der Polpaare des magnetischen Feldes und R Radius des

Schmelzzylinders

Üblicherweise wird die Stärke der zeitabhängigen Magnetfelder durch die dimensionslose

magnetische Taylorzahl Tam beschrieben. Für den Fall rotierender Magnetfelder wird

folgende Definition [Fis01] verwendet:

p

RBTa RMFm 2

42

2ρν

σω= (Gl. 2.5.3)

Dabei ist ρ die Dichte der Schmelze, ν die kinematische Viskosität, σ die elektrische

Leitfähigkeit der Schmelze, ω Frequenz, p Anzahl der Polpaare des magnetischen

Feldes, R Radius des Schmelzylinders, B0 magnetische Flussdichte.

Für wandernde Magnetfelder wurde folgende Definition [Iug03] benutzt:

)(1202

3arIB

a

RTa zTMF

ρν

σω= (Gl. 2.5.4)

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45

Mit: B0 magnetische Flussdichte, σ elektrische Leitfähigkeit der Schmelze, ν kinematische

Viskosität, ω Frequenz, A0 Amplitude, a = 2π/λ Wellenvektor, λ Wellenlänge und I1(ar)

modifizierte Besselfunktion erster Ordnung.

In einer isothermen zylindrischen Schmelzkonfiguration bildet sich durch den Einsatz

eines magnetischen Wanderfeldes ein einzelner Strömungswirbel in meridionaler

Richtung aus [Iug03], unabhängig von der Richtung der einwirkenden Lorentz­Kraft.

Rotierende Magnetfelder induzieren hingegen eine azimutale Flussrichtung. In beiden

Fällen führt das Auftreten von Ekmann­ähnlichen Wirbeln an der Tiegelwandung zu

sekundären Strömungen. Ab einem gewissen Schwellenwert der Stärke der

magnetischen Induktion kommt es auf Grund der Sekundärströmungen zu einem

Übergang zu instationären Strömungsverhältnissen. Da diese durch Inhomogenitäten im

Temperaturfeld zu Inhomogenitäten der Dotierstoffverteilung in den wachsenden

Kristallen führen oder Fehlwachstum verursachen, müssen solche Bedingungen

unbedingt vermieden werden.

Auf Grund der achsensymmetrischen Geometrie der Züchtungskonfiguration wird die

Phasengrenze fest­flüssig besonders durch die meridionale Strömung beeinflusst. Daher

sollten bei magnetischen Wanderfeldern stärkere Effekte beobachtbar sein als bei

rotierenden Feldern.

2.5.2. Einfluss rotierender Magnetfelder

Als Parameter für die Simulation wurde bei einer Polpaarzahl von 1 eine

Rotationsfrequenz des magnetischen Feldes von 50 Hz gewählt. Abb. 2.5.2 zeigt den

Strömungsverlauf in der Schmelze sowie die Form der Phasengrenze bei einem

Aspektverhältnis (Verhältnis der Höhe des Schmelzzylinders zu deren Durchmesser) von

H/D = 0,5, ohne anliegendes Feld und mit einer magnetischen Induktion von 1,5 mT.

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46

Abbildung 2.5.2: numerisch berechnete Strömungsmuster in der r­z Ebene einer InP­

Schmelze und Form der Phasengrenze aus einer 2­D Simulation; links ohne Feld rechts

mit einer magnetischen Induktion von 1,5 mT; angegeben ist neben der maximalen

meridionalen Strömungsgeschwindigkeit vmax auch die maximale

Strömungsgeschwindigkeit in azimutaler Richtung (bei der Einwirkung eines rotierenden

Magnetfeldes).

Die Durchbiegung der schwach konkaven Phasengrenze lässt sich durch den Einsatz

rotierender Magnetfelder, wie in Abb. 2.5.3 gezeigt, nur um ca. 8 % reduzieren. Auch bei

den berechneten von Mises Spannungen ist nur eine maximale Reduzierung um 10 %

möglich.

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47

0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6

0,4

0,6

0,8

1,0

1,2

1,4

1,6

1,8

2,0

2,2

2,4

2,6

0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6

0,7

0,8

0,9

1,0

1,1

1,2

1,3

1,4

Konvektion v = 2 mm/h

v = 2 mm/h + RMF v = 4 mm/h v = 4 mm/h + RMFD

urch

bieg

ung

der P

hase

ngre

nze

[mm

]

Aspekt Verhältniss H/D

max

. von

Mis

es­s

tress

[MPa

]

Konvektion v = 2 mm/h

v = 2 mm/h + RMF v = 4 mm/h v = 4 mm/h + RMF

Aspekt Verhältniss H/D

Abbildung 2.5.3: Durchbiegung der Phasengrenze (links) und resultierende von Mises

Spannung (rechts) für verschiedene Züchtungsgeschwindigkeiten (2 mm/h und 4 mm/h)

und Aspektverhältnisse unter der Einwirkung eines rotierenden Magnetfeldes

Im Gegensatz zu der Züchtung von 3“ GaAs bei der in einer numerischen Studie [Hai02]

der Einsatz rotierender Magnetfelder eine Verdoppelung der Züchtungsgeschwindigkeit

ermöglicht, ohne dass eine Erhöhung der thermoelastischen Spannungen zu beobachten

wäre, können in der InP­Züchtung keine signifikanten Änderungen (> 10%) der kritischen

Parameter (Durchbiegung der Phasengrenze, resultierende von Mises Spannung an der

Phasengrenze) festgestellt werden.

2.5.3. Einfluss wandernder Magnetfelder

Im Rahmen einer Studienarbeit [Obi03] untersuchte G. Obigodi den Einfluss wandernder

Magnetfelder. Wandernde Magnetfelder können in zwei verschiedenen Konfigurationen

betrieben werden, wie in Abb. 2.5.4 gezeigt. In der sogenannten „upward configuration“

zeigt der Vektor der resultierenden Lorentzkraft von der Phasengrenze in Richtung

Schmelze. In der sogenannten „downward configuration“ in die entgegengesetzte

Richtung von der Schmelze zur Phasengrenze.

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48

Abbildung 2.5.4: Einfluss der Orientierung der Lorentzkraft auf das Strömungsregime,

Temperaturfeld in der Schmelze und Durchbiegung der Phasengrenze für ein

Aspektverhältnis von 0,5. In der linken Hälfte jeder Zeichnung ist die

Temperaturverteilung in der Schmelze gezeigt, dabei beträgt der Abstand der Iso­

Thermen 1 K. In der rechten Hälfte ist die Strömungsfunktion gezeigt.

Die Durchbiegung der konkaven Phasengrenze nimmt, im Fall einer aufwärts gerichteten

Lorentzkraft mit zunehmender magnetischen Induktion zu (siehe Abb. 2.5.5). Da im

selben Maße auch die resultierende von Mises Spannung im Kristall ansteigt, ist diese

Konfiguration nicht geeignet eine Verbesserung der strukturellen Eigenschaften des

Kristalls zu erzielen.

Wirkt eine abwärts gerichtete Lorentzkraft, so nimmt zunächst sowohl die Durchbiegung

der Phasengrenze als auch die maximale Strömungsgeschwindigkeit in der Schmelze ab

(Abb. 2.5.5). Bei weiter steigender magnetischer Induktion bildet sich eine W­förmige

Phasengrenze aus und die maximale Strömungsgeschwindigkeit nimmt wieder zu, wie

aus Abb. 2.5.5 zu entnehmen ist.

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49

Abbildung 2.5.5: Einfluss einer abwärts gerichteten Lorentzkraft bei unterschiedlicher

Stärke der magnetischen Induktion auf das Strömungsregime, Durchbiegung und Form

der Phasengrenze, sowie die maximale Strömungsgeschwindigkeit.

Für alle untersuchten Aspektverhältnisse traten ab einer magnetischen Induktion von

8 mT zeitabhängige Strömungen auf und es konnte keine konvergente Lösung berechnet

werden, was als Übergang zu einem instationären Strömungsregime interpretiert werden

kann. Die resultierende von Mises Spannung an der Phasengrenze Kristall/Schmelze fällt

mit steigender magnetischer Induktion (Abb. 2.5.6 und Abb. 2.5.8). Bei einem bestimmten

Wert der magnetischen Induktion kann für alle untersuchten Aspektverhältnisse eine

einheitliche Verteilung der von Mises Spannung an der Phasengrenze beobachtet

werden (Abb. 2.5.6).

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50

Abbildung 2.5.6: Verteilung der von Mises Spannung im Kristall für unterschiedliche

Werte der magnetischen Induktion bei einem Aspektverhältnis von 0,5.

Somit ergeben sich für den Einsatz wandernder Magnetfelder mit einer abwärts

gerichteten Lorentzkraft zwei mögliche Optimierungsziele für den untersuchten VGF­

Prozess:

• Optimierung auf eine möglichst geringe Durchbiegung der Phasengrenze

• Optimierung auf eine Minimierung der auftretenden von Mises Spannung an

der Phasengrenze

Wird die Minimierung der Durchbiegung der Phasengrenze als Optimierungskriterium

gewählt, so kann bei geeigneter Wahl der magnetischen Induktion eine Reduzierung der

Durchbiegung zwischen 63 % und 93,5% (von 2,01 mm auf 0,75 mm bzw. von 1,96 mm

auf 0,17 mm) erreicht werden. An der schwach konkaven Phasengrenze wird in diesem

Fall eine Minimierung der resultierenden von Mises Spannung zwischen 46 % und 53 %

(von 0,72 MPa auf 0,46 MPa bzw. von 1,17 MPa auf 0,56 MPa) beobachtet. Zwar kann

mit einer weiteren Erhöhung der magnetischen Induktion eine weitere Reduzierung

erreicht werden (Abb. 2.5.8) doch ist dann das Auftreten einer w­förmigen Phasengrenze,

wie in Abb. 2.5.5, zu beobachten. Da diese Form der Phasengrenze das Fehlwachstum

stark begünstigt werden die Ergebnisse nicht im Detail diskutiert.

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51

2.5.4. Vergleich zum Einfluss rotierender und wandernder Magnetfelder auf dieZüchtung von InP nach dem VGF­Verfahren

Vergleicht man die Auswirkungen der zwei verschiedenen Konfigurationen des

magnetischen Feldes, so lassen sich folgende Schlüsse ziehen.

Im Falle rotierender Magnetfelder steigt die kritische magnetische Taylorzahl Tamagkrit mit

abnehmendem Aspektverhältnis (Abb. 2.5.7). So steigt die Stärke der magnetischen

Induktion von 0,1 mT auf 1,5 mT an. Dadurch ist die magnetische Induktion und somit

auch die Kraft, welche zur Beeinflussung der konvektiven Vorgänge in die Schmelze

eingekoppelt werden kann, besonders im Anfangsstadium des Züchtungsprozesses sehr

gering.

Für wandernde Magnetfelder hingegen bleibt die kritische magnetische Taylorzahl

Tamagkrit für alle untersuchten Aspektverhältnisse annährend konstant (Abb. 2.5.7) und die

Stärke der magnetischen Induktion beträgt 8 mT.

0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6

104

105

106

107

Tamag.

crit. RMF Ta

mag.crit. TMF

Tam

agcr

it

Aspektverhältnis H/D

Abbildung 2.5.7: Kritische magnetische Taylorzahl für wandernde (TMF) und rotierende

(RMF) Magnetfelder.

Wie die Betrachtung der Auswirkungen der beiden Feldkonfigurationen auf die Form der

Phasengrenze und der resultierenden von Mises Spannung an der Phasengrenze zeigt

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52

(Abb. 2.5.8), scheint nur der Einsatz wandernder Magnetfelder einen signifikanten

Einfluss auf diese Parameter zu haben.

0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6

­0,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

ohne Feld RMF TMF opt. auf

Durchbiegung TMF opt. auf

von Mises Spannung

norm

ierte

von

Mis

es S

pann

ung

Aspektverhältniss H/D

nor

mie

rte D

urch

bieg

ung

ohne Feld RMF TMF opt auf

Durchbiegung TMF opt. auf

von Mises Spannung

Aspektverhältniss H/D

Abbildung 2.5.8: Durchbiegung der Phasengrenze (rechts) und resultierende von Mises

Spannung an der Phasengrenze (links); normiert auf Werte ohne Feld.

Jedoch bleibt festzustellen, dass weder die rotierenden noch die wandernden

Magnetfelder die Aufbiegung der Phasengrenze direkt an der Tiegelwandung

beeinflussen können, da diese durch die thermischen Eigenschaften des Tiegelmaterials

(pyrolytisches Bornitrit) verursacht wird und unabhängig von den konvektiven Vorgängen

in der Schmelze ist.

2.6 Diskussion

Wie in Abschnitt 2.2 gezeigt werden konnte ist eine globale Beschreibung der

verwendeten Züchtungsanlage mit der zum Zeitpunkt dieser Arbeit zu Verfügung

stehenden Version von CrysVUn nicht möglich. Zwar konnte das Auftreten von negativen

Temperaturen in der Züchtungsanlage durch die Einführung von Korrekturfaktoren für die

Wärmeleitfähigkeit des Inertgases in den kritischen Bereichen (Abb. 2.2.1 und Abb. 2.2.6)

eliminiert werden, doch scheint dieser Lösungsansatz unbefriedigend, da die

Korrekturfaktoren empirisch ermittelt werden müssen und dennoch keine realistische

Beschreibung der Leistungsaufnahme der Heizzonen ermöglichen. Ob eine realistische

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53

globale Beschreibung des Temperaturfeldes und der Leistungsaufnahme der einzelnen

Heizzonen der Züchtungsanlage unter Berücksichtigung von turbulenter Gaskonvektion

möglich ist müssen weitere Simulationen mit dem weiterentwickeltem Programmpaket

CrysMAS zeigen. Allerdings kann auch bei Berücksichtigung der turbulenten

Gaskonvektion die makroskopisch ausgebildete Gasströmung in dem

Faserisolationsmaterial sowie dessen Alterung nicht erfasst werden.

Wie in Abschnitt 2.4 gezeigt ist trotz der Mängel bei der globalen Beschreibung der

Züchtungsanlage bei Verwendung von herkömmlichen Tiegeln mit Keimkanal eine

qualitative Beschreibung des lokalen Temperaturfeldes im Bereich des Tiegels

(Abb. 2.4.1) möglich. Mittels Durchführung von Dotierstoffstreifenexperimenten konnte

gezeigt werden, dass über den gesamten Züchtungsverlauf eine lokale Beschreibung der

thermischen Verhältnisse bezüglich der Position und Form der Phasengrenze möglich ist.

So zeigt die experimentell gefundene mittlere Wachstumsgeschwindigkeit eine

Abweichung von der in der Simulation vorgegebenen Wachstumsgeschwindigkeit von

∆ < 10%. Allerdings ist festzustellen, dass signifikante Differenzen zwischen den

Ergebnissen der Simulation und den experimentellen Befunden in den Bereichen

(Übergang vom Keimkanal in den Konus und der eigentliche Konusbereich) auftreten, die

im Hinblick auf die Zwillingsbildung als besonders kritisch anzusehen sind. So zeigt sich,

dass die Wachstumsgeschwindigkeit in dem konischen Bereich des Tiegels auf fast

3,4 mm/h (Abb. 2.4.4) anwächst. Neben der Position der Phasengrenze zeigt auch die

Form der Phasengrenze deutliche Abweichungen von den Vorhersagen der Simulation.

So wechselt die Form der Phasengrenze (Abb. 2.4.5) im Übergangsbereich vom

Keimkanal zum Konus von konkav zu konvex; anschließend wechselt die Form der

Phasengrenze im eigentlichen Konusbereich zu stark konkav. Beide Effekte konnten in

der numerischen Modellierung nicht reproduziert werden. Daher war es nicht möglich im

Rahmen der thermischen Prozessführung gezielte Gegenmaßnahmen zu treffen.

Im Rahmen der in Abschnitt 2.5 vorgestellten numerischen Studie zum Einfluss

zeitabhängiger Magnetfelder konnte gezeigt werden, dass sich durch den Einsatz von

rotierenden magnetischen Feldern bei der Züchtung von InP keine signifikanten

Verbesserungen bezüglich der Form der Phasengrenze und der an der Phasengrenze

auftretenden von Mises Spannungen erreichen lassen (Abb. 2.5.3). Dass die in einer

früheren numerischen Studie [Hai02] beobachtete Reduzierung der von Mises Spannung

an der Phasengrenze bei der Züchtung von 3“ GaAs mit erhöhter

Züchtungsgeschwindigkeit nicht beobachtet werden konnte, ist vermutlich auf die

geringere latente Wärme ∆H bei der Kristallisation von InP zurückzuführen

(∆HInP = 686 J/g, ∆HGaAs = 726 J/g), die für eine zusätzliche Wärmeentwicklung an der

Phasengrenze verantwortlich ist. Als weiterer Punkt muss festgestellt werden, dass

besonders bei hohen Aspektverhältnissen (in der Anfangsphase des

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54

Züchtungsprozesses) bereits bei geringer magnetischer Induktion der Übergang zu

instationären Strömungsverhältnissen beobachtet wird (Abb. 2.5.7), die zu

Inhomogenitäten führen und das Risiko von Fehlwachstum erhöhen. Aus diesen Gründen

wurde auf die Realisierung eines rotierenden Magnetfeldes an der bestehenden

Züchtungsanlage verzichtet. Der Einfluss von wandernden magnetischen Feldern auf die

Form der Phasengrenze und den daraus resultierenden von Mises Spannungen hängt

stark von der Orientierung des Vektors der erzeugten Lorentzkraft ab. Nur bei einer

abwärts gerichteten Orientierung des Vektors können signifikante Verbesserungen erzielt

werden (Abb. 2.5.5). Zwar kann mit einer weiteren Erhöhung der magnetischen Induktion

eine weitere Reduzierung der von Mises Spannung an der Phasengrenze erzielt werden,

doch bildet sich dann eine w­förmige Phasengrenze aus (Abb. 2.5.5), die das Risiko von

Fehlwachstum während des Züchtungsexperiments erhöht. Vermeidet man die

Ausbildung einer w­förmigen Phasengrenze lassen sich dennoch signifikante

Verbesserungen bezüglich der von Mises Spannung an der Phasengrenze und deren

Durchbiegung erzielen. So reduziert sich die Durchbiegung der Phasengrenze je nach

Aspektverhältniss um Werte zwischen 63 % und 93,5%. Für die resultierende von Mises

Spannung an der Phasengrenze kann eine Reduzierung zwischen 46 % und 53 %

beobachtet werden (Abb. 2.5.6 Mitte und Abb. 2.5.8). Im Gegensatz zu rotierenden

magnetischen Feldern zeigte sich, dass bei wandernden magnetischen Feldern die

Stärke der magnetischen Induktion, welche zum Übergang zu unerwünschten

instationären Strömungsverhältnissen führt, unabhängig von dem Aspektverhältnis ist

(Abb. 2.5.7). Demnach zeigen magnetische Wanderfelder ein sehr großes Potenzial bei

der Verbesserung der Qualität von InP­Kristallen, die nach dem VGF­Verfahren

gezüchtet werden.

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55

3. Anlagenkonzept und Durchführung der Züchtungsprozesse

In diesem Kapitel sollen zunächst einige charakteristische thermische Eigenschaften der

Züchtungsanlage beschrieben werden. Weiterhin werden die durchgeführten

Modifikationen der Kernzone sowie Maßnahmen zur Reduzierung des freien

Gasvolumens vorgestellt.

In einem weiteren Unterkapitel soll gezeigt werden, wie die Durchführung der

Züchtungsexperimente vonstatten ging. Neben der Präparation der Ausgangsstoffe und

der Realisierung der thermischen Prozessführung wird auch eine Übersicht über die

Variation der Züchtungsparameter vorgestellt.

3.1 Beschreibung charakteristischer Eigenschaften der Züchtungs­anlage unddurchgeführter Modifikationen

Die Züchtungsexperimente wurden in der in Abschnitt 2.1 beschriebenen

Hochdruckanlage mit neun unabhängig regelbaren Heizzonen durchgeführt. Eine

detaillierte Beschreibung dieser Züchtungsanlage findet sich bei [Sah04, Sah01]. In

diesem Kapitel soll daher nur kurz auf die thermischen Eigenschaften des

Züchtungsaufbaues sowie die durchgeführten baulichen Modifikationen eingegangen

werden. Ein Ziel der baulichen Veränderungen war es, durch die Reduktion der

Gaskonvektion, in der Züchtungsanlage eine höhere thermische Stabilität zu erreichen.

Da die thermische Stabilität einen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis der

Kristallzüchtungsexperimente hat, sollen im Folgenden einige charakteristische

thermische Eigenschaften dieses Anlagentyps anhand der Prozessdaten des

Züchtungsexperiments InPFe20 beschrieben werden:

Die einzelnen Heizzonen reagieren auf Änderungen der Solltemperatur an den

Kontrollthermoelementen durch das eingegebene Temperaturprogramm mit einer

gewissen Trägheit. Auch die Temperaturschwankungen, die durch turbulente

Gaskonvektion verursacht werden, können nur mit einer gewissen Verzögerung

ausgeglichen werden. Daher kommt es während des gesamten Züchtungsprozess zu

einer Temperaturdifferenz zwischen den realen und den vorgegebenen Werten an den

Kontrollthermoelementen. In Abb. 3.1.1 ist diese Abweichung während des

Abkühlprozesses für das Kontrollthermoelement TC4, das auf Höhe des Tiegels

positioniert ist, über die Prozesszeit aufgetragen.

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56

39:43:14 48:03:16 56:23:17 64:43:18 73:03:20

­0,4

­0,2

0,0

0,2

0,4 Differenz an Thermoelement4Te

mpe

ratu

rabw

eich

ung

∆Tvo

n So

llwer

t [K]

Prozesszeit [h:min:sec]

Abbildung 3.1.1: Abweichung der realen Temperatur an Kontrollthermoelement TC4 von

der Solltemperatur während des Züchtungsexperiments InPFe20, aufgetragen über der

gesamten Prozesszeit.

Daraus ergibt sich eine mittlere Temperaturabweichung von ± 0,07 K, bei einer

maximalen Temperaturabweichung von ± 0,4 K. Dieses Verhalten ist an allen neun

Kontrollthermoelementen der einzelnen Heizzonen zu beobachten. Allerdings konnten

auch während eines Ausheizprozesses, der unter Vakuum durchgeführt wurde,

Temperaturdifferenzen von bis zu 0,2 K festgestellt werden.

Da das Einbringen eines Thermoelements direkt in die Schmelze auf Grund der

Geometrie der Züchtungsanlage sowie des hohen Druckes während eines

Züchtungsexperiments technisch nicht zu realisieren war, war eine direkte Messung der

Temperaturfluktuationen in der Schmelze nicht möglich. Doch können auftretende

Temperaturfluktuationen im Suszeptormaterial im Bereich des Tiegels mithilfe der

Keimthermoelemente TCA und TCB beobachtet werden. In Abb. 3.1.2 ist der

Temperaturverlauf an Keimthermoelement TCB in dem Zeitraum von 15­17 h nach

Beginn des Abkühlprozesses gezeigt.

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57

47:00:45 47:38:15 48:15:46 48:53:15

1035

1036

1037

1038

1039

1040

1041

1042

1043

TC B Fit linear

Tem

pera

tur a

n Ke

imth

erm

oele

men

tTC

B [°

C]

Prozesszeit [h:min:sec]

Abbildung 3.1.2: Temperaturverlauf an Keimthermoelement TCB, aufgetragen über der

Prozesszeit

Bei der Durchführung einer linearen Regression für diesen Datensatz und der

Berechnung der Abweichung von einer linearen Abkühlrampe, wie in Abb. 3.1.3 gezeigt,

lassen sich Aussagen über die Temperaturfluktuationen treffen. So werden

Temperaturfluktuationen mit einer Periodendauer von ca. 1 h und einer Amplitude von ca.

± 0,3°C beobachtet.

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58

47:00:45 47:38:15 48:15:46 48:53:15

­0,3

­0,2

­0,1

0,0

0,1

0,2

0,3ca. 1 h

Abw

eich

ung

von

linea

rer

Abkü

hlra

mpe

[°C

]

Prozesszeit [h:min:sec]

Abbildung 3.1.3: Abweichungen der gemessenen Temperatur an Keimthermoelement

TCB von einer linearen Abkühlrampe in dem Zeitraum von 15­17 h nach Beginn des

Abkühlprozesses

Wendet man das oben beschriebene Verfahren für den Bereich eines annährend linearen

Temperaturverlaufes in Abb. 3.1.3 an, lassen sich oszillierende Temperaturfluktuationen

mit einer Amplitude von ca. ± 0,1°C beobachten.

Die langperiodischen Abweichungen des Temperaturverlaufes können mit

Druckschwankungen im verwendeten Kühlwasserkreislauf in Verbindung gebracht

werden und wurden auch an der ebenfalls aufgenommenen Temperatur der

Autoklavenwandung registriert.

Nachdem die wichtigsten thermischen Eigenschaften der Züchtungsanlage skizziert

wurden sollen im folgenden die baulichen Veränderungen des Züchtungsaufbaus, die im

Rahmen dieser Arbeit erfolgten, kurz erläutert werden. Dabei wird die Zielsetzung der

jeweiligen Maßnahme im Text aufgezeigt.

­) Maßnahmen zur Verringerung der Gaskonvektion

Als eine der wichtigsten Ursachen für das Auftreten von Fehlwachstum während der

Kristallzüchtung in Hochdruckprozessen sind Temperaturfluktuationen anzusehen, die

durch turbulente Gaskonvektion verursacht werden. Daher ist die Minimierung von

turbulenter Gaskonvektion bzw. Abschirmung des Kernzonenmoduls von den daraus

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59

resultierenden Temperaturfluktuationen bei der Züchtung von InP von entscheidender

Bedeutung.

a) b)

Abbildung 3.1.4: Schematischer Längsschnitt des oberen Bereichs der VGF­Anlage; a)

vor den baulichen Veränderungen; b) mit Einbauten zur Verringerung der Gaskonvektion,

markiert durch Pfeile.

Um das vorhandene Gasvolumen der Anlage zu verringern, wurde die Heizkassette mit

einem zusätzlichen Deckel aus dem Isolationsmaterial Fibrothal versehen. Diese wurde

passgenau an die Form des Autoklaven angefertigt und füllt somit den gesamten Raum

oberhalb der Heizkassette aus wie in Abb. 3.1.4 b gezeigt. Eine weitere Verringerung des

freien Volumens in der Anlage ließ sich auf Grund des hier realisierten „toploading“

Konzepts nicht erreichen.

Um eine effektivere Abschirmung des Kernzonenmoduls von Temperaturfluktuationen,

die durch turbulente Gaskonvektion verursacht werden, zu erreichen, wurde das offene

Keramikrohr, das die Quarzglasampulle umschließt, durch ein halboffenes

Pythagorasrohr ersetzt (unterer Pfeil in Abb. 3.1.4 b).

­) Variation der Tiegelgeometrie

Ausgehend von den Überlegungen zur Vermeidung der Zwillingsbildung, die einen

eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Öffnungswinkel des Tiegels und der Neigung

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60

zur Zwillingsbildung nahe legen, wie in Abschnitt 5.1 ausführlich diskutiert, erfolgten

Züchtungsexperimente in Tiegeln mit einem Öffnungswinkel von 160° bzw. 120°.

­) Variation der Suszeptormaterialien:

Auf Grund des direkten Zusammenhangs zwischen dem axialen Temperaturgradienten

und der Ausbildung der Facettenflächen, sowie der engen Verknüpfung von

Facettenflächen und Zwillingsbildung wie sie in Abschnitt 5.1 diskutiert wird, wurde

versucht, den axialen Temperaturgradienten über einen weiten Bereich zu variieren.

Die Umstellung des Züchtungsverfahrens von Tiegeln mit flachem Boden auf die

Verwendung von Tiegeln mit Konus erfordert bei der mechanischen Bearbeitung auf

Grund der komplexeren Geometrie des Tiegels eine Zweiteilung des Suszeptormaterials

in „Becher“ und „Zylinder“ für den Bereich des Tiegels, wie sie in Abb. 3.1.5 a gezeigt ist.

a) b)

Abbildung 3.1.5: Schematischer Aufbau der Suszeptormaterialien im Bereich des

Tiegels, a) „herkömmlicher“ Aufbau mit einheitlichem Suszeptormaterial, b) modularer

Aufbau für „Doppelkonus“.

Dabei wurde besondere Aufmerksamkeit auf die Passgenauigkeit des Bechers in dem

Bereich des Öffnungswinkel des Tiegels gelegt. Um eine Variation des axialen

Temperaturgradienten in einem möglichst großen Rahmen zu realisieren, wurde neben

dem Einsatz von Iso­Graphiten mit verschiedenen Wärmeleitfähigkeiten auch ein

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61

sogenannter Doppelkonus in modularer Bauweise entwickelt. Dabei wird innerhalb des

Bechers ein Konus (siehe Abb. 3.1.5) aus einem Material mit verringerter

Wärmeleitfähigkeit eingebracht. Daraus resultiert ein sogenannter „Doppelkonus“. Der

Vorteil einer modularen Bauweise des Doppelkonus liegt in einer erhöhten Flexibilität bei

der Variation der axialen Temperaturgradienten in den Bereichen des Keimkanals und

des Konus. Bei der Entwicklung des Doppelkonus fanden auch CBCF­ (Carbon Bound

Carbon Fibre) Materialien der Firma Calcarb Ltd. mit einer geringen Wärmeleitfähigkeit

Verwendung. Tab. 3.1 gibt einen Überblick über die thermischen Leitfähigkeiten der

eingesetzten Suszeptormaterialien und ihrer Verwendung in dem Kernzonenmodul.

Bezeichnung Thermische Leitfähigkeit

bei 1000°C nach

Herstellerangaben

Verwendung

EK906 38 W/(Km) Becher, Konus, Stütze

Zylinder

EK93 26 W/(Km) Becher, Zylinder, Konus

(Doppelkonus 1),

CV100 16 W/(Km) Becher

CV70 10 W/(Km) Konus (Doppelkonus 2)

Tabelle 3.1: Übersicht über Eigenschaften und Verwendung der eingesetzten

Suszeptormaterialen.

Allerdings zeigte sich bei der Auswertung der Ergebnisse der Züchtungsexperimente, die

mit dem in Abb. 3.1.5 b skizzierten Modulaufbau durchgeführt wurden, eine verstärkte

Tendenz zur Zwillingsbildung im Keimkanal. Dies wurde auf ein verstärktes Auftreten von

Temperaturfluktuationen zurückgeführt, die einerseits durch schlechtere Passgenauigkeit

der aus CBCF­Materialen bestehenden Bauteile verursacht wurde und die andererseits

durch Gaskonvektion bedingt sind, die durch zusätzlichen Fugen zwischen den einzelnen

Bauteilen möglich ist.

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62

3.2 Durchführung der Züchtungsexperimente

Neben der thermischen Prozessführung stellt auch die Reinheit der verwendeten

Materialien in der Kernzone einer Züchtungsanlage eine wichtige Vorrausetzung für die

Herstellung von hochwertigem einkristallinem Material dar [Alt96]. Daher soll im

Folgenden die Präparation der Einsatzstoffe, die in der Kernzone verwendet wurden, kurz

beschrieben werden.

Präparation der Einsatzstoffe

­) Tiegel aus pyrolytischem Bornitrid (pBN): nach einer 24­stündigen Reinigung in

Königswasser (HCl : HNO3 = 3 : 1) werden die Tiegel mindestens 48 Stunden in

Reinstwasser unter mehrmaligem Austausch der Flüssigkeit aufbewahrt um alle

Säurereste zu entfernen. Anschließend erfolgt eine Oxidation des Tiegelinneren bei ca.

1100°C. Eine detaillierte Beschreibung findet sich in [Amo98a, Bir03, Sah04]. Die

Standzeit der Tiegel beträgt auf Grund der unvermeidlichen Delaminierung der pBN­

Schichten bei der Entnahme des Kristalls maximal ca. 10 Züchtungen.

­) B2O3: Zur Einkapselung der Schmelze und des erstarrten Materials wurden B2O3­

Tabletten der Firma RASA Industries Ltd. unterschiedlicher Größe mit einem

Wassergehalt von 253 ppm verwendet.

­) Die verwendeten Einbauten aus Quarzglas (Kapillaren für Keimthermoelemente,

Ampulle für die Kernzone) wurden mit einer Glasätze einer Zusammensetzung HF:HNO3

geätzt und anschließend mit Reinstwasser gereinigt.

­) Dotierstoffe: Als Dotierstoffe kamen In2S3 Pulver und Drähte aus Fe mit einer Reinheit

von mindestens 99,999 % zum Einsatz.

­) vorgereinigtes (pre­pulled) polykristallines InP: Als polykristallines Ausgangsmaterial

kamen InP Zylinder des Hebei Semiconductor Research Institutes mit einer

Ladungsträgerkonzentration von [nD] = 5×1015 cm­3 zum Einsatz. Um eventuell

anhaftende organische Verunreinigungen zu entfernen, erfolgte zunächst ein

Reinigungsschritt in Mucasol@­Lösung sowie ein anschließendes Abätzen der

Oberfläche in einer 2 %­igen Lösung von Br2 in CH3OH.

­) Für die Züchtung von InP in Tiegeln mit einem flachen Boden wurden folgende Typen

von Keimkristallen mit einem Durchmesser von 2“ verwendet, die nach dem LEC­

Verfahren hergestellt wurden:

• Undotierte Kristalle des Hebei Semiconductor Research Institutes mit einer

Ladungsträgerkonzentration [nD] = 5×1015 cm­3 und einer mittleren

EPD < 120 000 cm­2

• S­dotierte Kristalle der Firma Wafer Technologies Ltd. mit einer

Dotierstoffkonzentration c[nD] = 8⋅1018 cm­3 und einer mittleren EPD < 1000 cm­2

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63

• Fe­dotierte semiisolierende Kristalle der Firma Wafer Technologies Ltd. mit einem

spezifischen Widerstand ρ > 107 Ωcm und einer mittleren EPD < 30 000 cm­2.

Des weiteren kam ein S­dotierter (c[nD] = 8×1018 cm­3) Keimkristall zum Einsatz, der in

einem Vorgängerprojekt am Erlanger Kristallabor mit Hilfe des VGF­Verfahrens

hergestellt wurde.

Alle Keimkristalle wurden zuerst mit Hilfe einer Präzisionsschleifmaschine in die

gewünschte leicht konische Form gebracht, mit Schleifpapier poliert und abschließend

mit Mucasol@­Lösung sowie durch Abätzen der Oberfläche in einer 2 %­igen Lösung von

Br2 in CH3OH gereinigt.

­) Für die Züchtung von InP in Tiegeln mit Konusbereich wurden folgende Typen von

Keimkristallen mit einem Durchmesser von ca. 9 mm verwendet:

• Undotierte Kristalle aus dem LEC­Verfahren des Hebei Semiconductor Research

Institutes mit einer Ladungsträgerkonzentration [nD] = 5×1015 cm­3 einer mittleren

EPD < 120 000 cm­2.

• S­dotierte Kristalle, die im Rahmen dieser Arbeit nach dem VGF­Verfahren unter

Verwendung von Tiegeln mit flachem Boden gewonnen wurden. (siehe

Abschnitt 4.3)

Die Anpassung der Keimkristalle erfolgte in einem ersten Schritt durch Schleifen der

Keime auf einen Durchmesser von ca. 8,4 mm. Ein weiterer Materialabtrag wurde durch

Ätzen der Keimkristalle in einer 5 %­igen Lösung von Br2 in CH3OH realisiert, bis der

Kristalldurchmesser einen Durchmesser von ca. 8,2 mm betrug. Dabei wurde der

Keimkristall ständig in der Ätzlösung bewegt, um einen möglichst gleichmäßigen Abtrag

zu gewährleisten.

Thermische Prozessführung

Der Einbau der Komponenten der Kernzone in die Züchtungsanlage sowie die prinzipielle

Durchführung der Züchtung ist im Detail in [Sah04] beschrieben und soll daher im

Folgenden nur kurz umrissen werden.

Nach einem ersten Aufheizschritt während der Evakuierung der Anlage wird die

Ofenanlage, bei einer Temperatur von 100°C an allen Kontrollthermoelementen zunächst

mit N2 befüllt, bis ein Druck von 33 bar erreicht ist. Anschließend erfolgt ein

Temperaturschritt mit einer Aufheizrate von 500°C/h, um eine rasche und vollständige

Einkapselung des InP mit B2O3 zu gewährleisten. Dabei steigt der Gasdruck auf ca.

37 bar. Die weitere Temperaturerhöhung wird nun mit geringeren Heizraten durchgeführt,

bis an den oberen Heizzonen eine Temperatur von ca. 1120°C erreicht ist. Bei diesem

Temperaturprofil schließt sich eine so genannte Homogenisierungsphase an, bei der die

Temperatur für 12­14 h konstant gehalten wird, um eine Homogenisierung der Schmelze

zu gewährleisten [Sch94]. Danach erfolgt eine weitere Temperaturerhöhung in kleinen

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64

Schritten bis die gewünschte Ankeimtemperatur (siehe unten) erreicht ist. Ist dies der

Fall, wird der eigentliche Züchtungsprozess begonnen.

Die Übertragung der in der numerischen Simulation gefundenen thermischen

Prozessführung auf die in diesem Projekt verwendete Züchtungsanlage birgt wegen der

turbulenten Gaskonvektion bei hohen Drücken einige Probleme, wie in Abschnitt 2.2

dargestellt.

Auf Grund des in der Züchtungsanlage realisierten „toploading“ Prinzips (Beschickung

der Züchtungsanlage von oben) ergab sich folgende Schwierigkeit:

Um die turbulente Gaskonvektion in dem Bereich zwischen Pythagorasrohr und

Heizwendeln zu minimieren, wurde bei jedem Züchtungsexperiment versucht den

obersten Bereich zwischen Pythagorasrohr und Heizkassette mit Bändern aus

Fibrothalmatten möglichst vollständig zu verschließen. Da eine reproduzierbare

Abdichtung nach dieser Methode nicht zu gewährleisten ist, variiert die

Strömungsgeschwindigkeit des Gases von Experiment zu Experiment in einem weiten

Bereich. Daher ist es notwendig einen thermischen Bezugspunkt zu wählen, der

gesicherte Aussagen über die thermischen Verhältnisse im Bereich des Tiegels

ermöglicht. Als am besten geeignet erscheint dazu das Thermoelement in der Nähe des

Keimkristalls, mit dem auch der Ankeimprozess kontrolliert wird. Wie aus den

Erfahrungswerten des Vorgängerprojektes [Sah02] bekannt, kann eine gute

Übereinstimmung der Ankeimposition in der numerischen Simulation und den

Züchtungsexperimenten (siehe auch Abschnitt 2.4) erzielt werden, wenn von der

Temperatur des Keimthermoelementes in der numerischen Simulation ca. 15 K

abgezogen werden. Damit ist ein thermischer Bezugspunkt gegeben, nach dem die

Temperaturen der Regelthermoelemente der einzelnen Heizzonen ausgerichtet werden

können, ohne das numerisch ermittelte Temperaturprofil zu verändern. Dies sei

exemplarisch am Beispiel des Züchtungsexperiments InPFe13 verdeutlicht:

• Numerisch berechnete Temperatur für Ankeimposition TAK(num) = 1354 K;

⇒ TAK(real) = TAK(num) – 15 K = 1339 K

• Um die gewünschte Ankeimtemperatur zu erreichen, müssen alle numerisch

berechneten Temperaturen an den Kontrollthermoelementen der einzelnen

Heizzonen THZ(num) um einen Korrekturfaktor fK, der von Experiment zu

Experiment variiert, verändert werden. Damit ist das reale Temperaturfeld an

den Kontrollthermoelementen THZ(real) gegeben mit dem dann der

Züchtungsprozess begonnen wird (Tab. 3.2):

Welch starken Einfluss das Verschließen es Spaltes zwischen Pythagorasrohr und

Heizwendeln hat, zeigt sich in der Variation des Korrekturfaktors von –19 K bis +12 K.

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65

Heizzone THZ(num)[K]

fK THZ(real)[K]

1 1420 14322 1420 14323 1420 14324 1420 14325 1360 13726 1265 12777 1068 10808 798 8109 498

+ 12

510

Tabelle 3.2: Berechnung des realen Temperaturfeldes an den Regelthermoelementen

der einzelnen Heizzonen zu Beginn des Züchtungsexperiments InPFe13.

Im Rahmen dieser Arbeit sollte der Einfluss einer Vielzahl von Parametern auf das

Ergebnis der Kristallzüchtung von InP mit dem VGF­Verfahren untersucht werden. Daher

sei hier eine knappe Übersicht über die durchgeführten Züchtungsexperimente sowie die

durchgeführten Parametervariationen gegeben.

Durchgeführte Züchtungsprozesse

In Tab. 3.3 sind die durchgeführten Züchtungsprozesse und die daran durchgeführten

Parametervariationen aufgeführt.

Typ Tiegel ParametervariationZiel des Experiments

Einwaage

1 Flacher Boden Keimqualität Keimgewinnung 1 kg

2mit Keimkanal und

KonusbereichTiegelgeometrie

KeimqualitätDotierstoff

1 kg

3mit Keimkanal und

Konusbereich

TiegelgeometrieDotierstoff

TemperaturgradientAnkeimposition

Wachstumsgeschwindigkeit

0,5 kg

Tabelle 3.3: Tabellarische Übersicht über die in dieser Arbeit durchgeführten

Prozessvariationen.

­) Typ 1

Bei dieser Prozessführung (Typ1 in Abschnitt 2.3) kamen Keimkristalle unterschiedlicher

Dotierung (undotiert, S­dotiert und Fe­dotiert) zum Einsatz. Da sich diese Keimkristalle

auch in ihrer Qualität (Versetzungsdichte) deutlich unterschieden, konnten auch

Aussagen über den Einfluss der Qualität der Keimkristalle auf das Züchtungsergebnis

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66

getroffen werden, wie in Abschnitt 5.2 ausgeführt. So wurden zwei Prozesse mit

undotierten Keimkristallen mit einer mittleren Versetzungsdichte EPD > 60 000 cm­2 und

einer Fe­dotierten Ausgangsschmelze, sowie zwei Prozesse mit einem Fe­dotierten

Keimkristall (mittlere EPD < 30 000 cm­2) und einer Fe­dotierten Ausgangsschmelze

durchgeführt.

Des weiteren wurde diese Prozessführung auch zur Gewinnung von Keimkristallen für

den Einsatz in Züchtungsexperimenten mit herkömmlichen Tiegeln verwendet. Dabei

erfolgten die Züchtungen mit S­dotierten Keimen mit geringer Versetzungsdichte

(EPD < 1000 cm­2) und undotiertem polykristallinen Material. Die

Charakterisierungsergebnisse dieser Keimzüchtungen werden in Abschnitt 4.3

vorgestellt.

In allen Züchtungsexperimenten dieses Prozesstyps wurde eine

Wachstumsgeschwindigkeit von 2 mm/h vorgegeben.

­) Typ 2

Auch bei dieser Prozessführung (Typ2a bzw. Typ2b in Abschnitt 2.3) kamen Keimkristalle

unterschiedlicher Dotierung (undotiert und S­dotiert) und stark unterschiedlichen

Versetzungsdichten (200 000 cm­2 < mittlere EPD < 6 000 cm­2) zum Einsatz.

Des weiteren wurde sowohl Tiegel mit einem Öffnungswinkel von 160° als auch Tiegel

mit einem Öffnungswinkel von 120° verwendet um den Einfluss der Tiegelgeometrie auf

das Fehlwachstum zu untersuchen.

Als Dotierstoffe wurden Fe­Draht und In2S3­Pulver eingesetzt. Ein Experiment (InPFe09)

mit GaAs­Codotierung zu Fe wurde durchgeführt um den Einfluss gitterhärtender

Dotierstoffe zu untersuchen.

Zur Verifizierung der Vorhersagen der numerischen Modellierung wurde für diese

Prozessführung ein Dotierstoffstreifenexperiment (InPFe11) durchgeführt, dessen

Ergebnisse in Abschnitt 2.4.2 ausführlich dargestellt sind.

­) Typ 3

Bei dieser Prozessführung (Typ3 in Abschnitt 2.3) kamen nur schwach S­dotierte

([nD]max = 1,4×1018 cm­3) Keimkristalle aus eigener Herstellung mit einer mittleren

EPD < 6 000 cm­2 zum Einsatz.

Die verwendeten Tiegel hatten einen Öffnungswinkel von 160° bzw. 120° (Typ3a bzw

Typ3b in Abschnitt 2.3).

Es wurden zwei Züchtungen mit undotierter Ausgangsschmelze durchgeführt. In allen

andern Züchtungsexperimenten wurden Fe­Draht oder In2S3­Pulver als Dotierstoff

eingesetzt.

Neben der in Abschnitt 3.1 beschriebenen Variation der Suszeptormaterialien (Typ3a1,

Typ3a2, Typ3a3 in Abschnitt 2.3). wurde in zwei Züchtungsexperimenten auch der

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67

Einfluss des thermischen Kontaktes zwischen Tiegel und Suszeptormaterial überprüft.

Dabei wurde in einem Fall (InPFe26), um einen vollständigen Kontakt zwischen Tiegel

und Suszeptor zu gewährleisten, zwischen Tiegel und Suszeptor eine dünne Lage

Graphitfilz bzw. Graphitfolie eingebracht. Im anderen Fall (InPFe29) wurde, um die

vollständige Berührungsfreiheit zwischen Tiegel und Suszeptor zu gewährleisten, im

oberen Bereich des Tiegels Graphitfolie zwischen Tiegel und Suszeptor eingebracht, wie

in Abb. 3.2.1 schematisch gezeigt.

Abbildung 3.2.1: Schematische Darstellung für die Entkoppelung der Wärmeleitung

zwischen Suszeptormaterial und Tiegel durch das Einbringen von Graphitfolie im oberen

Bereich des Tiegels in Züchtungsexperiment InPFe29 (Luftspalt nicht maßstabsgetreu).

Da es sich, bedingt durch Schwankungen der Maßgenauigkeit in der Produktion seitens

des Herstellers, um einen Tiegel mit geringerem Durchmesser handelte, sollte damit über

den gesamten Bereich des Tiegels ein schmaler Spalt zwischen Tiegel und Suszeptor

vorhanden gewesen sein.

In zwei Züchtungsexperimenten (InPFe22/23) wurde die numerisch berechnete

Wachstumsgeschwindigkeit von 2 mm/h auf 1 mm/h abgesenkt. Bei einem dieser

Züchtungsexperimente (InPFe22) wurden Dotierstoffstreifen in den Kristall eingebracht,

um den Einfluss der Wachstumsgeschwindigkeit auf die Position und Form der

Phasengrenze zu verifizieren.

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68

Eine detaillierte Auflistung aller durchgeführten Züchtungsexperimente findet sich in

Anhang A2.

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69

4. Charakterisierung der gezüchteten Kristalle

Die gewonnenen InP­Kristalle wurden sowohl im Hinblick auf ihre strukturellen als auch

auf ihre elektrischen Eigenschaften charakterisiert. In den folgenden Kapiteln sollen die

eingesetzten Charakterisierungsverfahren kurz beschrieben und die erhaltenen

Ergebnisse vorgestellt werden. Ein eigenes Kapitel ist der Charakterisierung der

Keimkristalle aus eigener Herstellung und der Auswirkung ihrer Dotierung auf die

Gewinnung von semiisolierendem Material gewidmet. Abschließend werden die

Ergebnisse zusammenfassend diskutiert.

4.1 Strukturelle Charakterisierung und Bestimmung der mittlerenVersetzungsdichte (EPD)

Zur Beurteilung der strukturellen Güte von Wafern der III­V Verbindungshalbleiter wird

üblicherweise die Ätzgruben­Dichte (engl.: Etch Pit Density (EPD)) als Kenngröße für die

in den Kristallen vorhandene Versetzungsdichte angegeben.

Die Ätzgruben bilden sich an den Austrittspunkten der Versetzungslinien an der

Oberfläche der Kristallscheiben.

Die Bestimmung der mittleren EPD erfolgte entsprechend einem modifizierten Verfahren

nach DIN 50454­2 [DIN94]. Der Vollständigkeit halber seien hier die einzelnen

Präparationsschritte noch einmal kurz erläutert.

Politurätze: Um eine spiegelnde Oberfläche zu erzeugen, die für die Bestimmung der

mittleren EPD erforderlich ist, wurden die Kristallscheiben in einer Mischung aus

Methanol und Brom (CH3OH : Br2 = 95 : 5) ca. 2 Minuten behandelt. Anschließend

erfolgte eine Reinigung in einem Methanolbad sowie in Reinstwasser. Die Trocknung

wurde durch Abblasen mit Druckluft realisiert.

Versetzungsätze: Zur Erzeugung der Ätzgruben wurde die Huber­Ätze [Hub75]

eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus 85 %­iger Phosphorsäure und

47 %­igem Bromwasserstoff in einem Mischungsverhältnis 2 : 1. Die Ätzdauer betrug

90 s. Die Reinigung der Scheiben erfolgte in Reinstwasser mit anschließendem Abblasen

der Oberfläche mit Druckluft.

Bestimmung der EPD: Die Bestimmung der mittleren EPD erfolgte in einem

automatisierten Verfahren an einem Polyvar MET Lichtmikroskop, wie in [Sah04]

beschrieben. Die Größe der Messfelder betrug 500 x 500 µm2. Wie am Erlanger

Kristallabor [Sah04, Kle01] gezeigt werden konnte, lässt sich die Messzeit, ohne

Beeinflussung der Genauigkeit, drastisch reduzieren, wenn nur jedes fünfte Feld

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70

ausgezählt wird. Im Rahmen dieser Arbeit wurden, wenn nicht anders erwähnt, 100 %

der Fläche zur Bestimmung der mittleren EPD herangezogen.

Ergebnisse für Fe­dotierte Kristalle:

Da es im Rahmen dieser Arbeit nicht gelang völlig defektfreie (Zwillingsbildung und

polykristallines Wachstum) Kristalle herzustellen, wurde nur für wenige Kristalle eine

exemplarische Bestimmung der mittleren EPD durchgeführt. Die Ergebnisse sind in

Tab. 4.1 aufgelistet.

Typ/Experiment Mittlere EPD [cm­2]Keimnah

Mittlere EPD [cm­2]Keimfern

1 / InPFe10 37 600 (1) 12 3003 / InPFe14 (2) 1 660

(3) 900­

(3) 1 0304 / InPFe29 (1), (3), (4) 141 (1), (3), (4) 830

Tabelle 4.1: Übersicht über die erzielten Versetzungsdichten; Legende: (1) Scheibe mit

polykristallinem Wachstum, (2) Wert in Scheibenbereich vor Verzwilligung, (3) Wert in

Scheibenbereich nach Verzwilligung, (4) Auswertung von Halbscheiben.

Eine detaillierte Betrachtung über den lateralen und axialen Verlauf der

Versetzungsdichte findet sich in Abschnitt 5.2.3.1 und Abschnitt 5.2.3.4.

Um eine schnelle und eindeutige Aussage über die Orientierung der Wachstumsrichtung

nach dem Auftreten von Zwillingsgrenzen treffen zu können, bietet sich die Untersuchung

der Morphologie einzelner Ätzgruben [Kle90] an.

Als weiteres Ätzverfahren kam die sogenannte AB­Ätze [Abr65] als Strukturätze zum

Einsatz. Mit den sogenannten Strukturätzen lassen sich Inhomogenitäten, die durch eine

Variation der Dotierstoffverteilung verursacht werden (Facettenwachstum,

Zwillingsgrenzen oder Dotierstoffstreifen), sichtbar machen. Andere in der Literatur als

Strukturätzen beschriebene Ätzverfahren [Wey94, Wey83a, Wey83b] konnten in

mehreren Versuchsserien für Fe­dotiertes Material keine befriedigenden Ergebnisse für

die Charakterisierung von Facettenflächen liefern.

Die Herstellung der AB­Ätze erfolgte nach folgendem Verfahren:

Es werden 240 mg AgNO3 in 60 ml H2O bei 60°C gelöst, anschließend werden

nacheinander 30 g CrO3 und 30 ml HF hinzugefügt. Der Ätzvorgang wird bei 60°C unter

ständigem Rühren durchgeführt. Die Ätzdauer betrug 30­60 min, wobei die Ätzlösung alle

10 min erneuert werden sollte, um befriedigende Ergebnisse zu erzielen. Die

Untersuchungen der Ätzergebnisse wurden an einem POLYVAR MET Mikroskop der

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71

Firma Reichart Jung mithilfe der Technik der Interferenzkontrastmikroskopie

durchgeführt.

Als Proben wurden nach [110] orientierte, einseitig polierte Längsschnitte verwendet. Für

S­dotierte Proben ließen sich alle oben genannten Inhomogenitäten sehr deutlich

beobachten. Dagegen erwies sich die Beobachtung an Fe­dotiertem oder undotiertem

Material als schwierig, wie in Abb. 5.1.8 gezeigt. Zwar ließen sich die Zwillingsgrenzen

auf Grund des anisotropen Ätzverhaltens eindeutig identifizieren, doch sind die

Facettenflächen auf Grund der deutlich geringeren Dotierstoffkonzentration auf den

Facettenflächen nur schwer zu erkennen. Eine detaillierte Darstellung der Ergebnisse

findet sich in Abschnitt 5.1.

Als weiteres Verfahren zur strukturellen Charakterisierung kam die Röntgentopographie

(XRT) zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein abbildendes Verfahren, mit dem

Inhomogenitäten in der Kristallstruktur wie Zwillinge, Facetten, Einschlüsse, etc. sichtbar

gemacht [Bar04, Kla98, Roz79] werden können. Dieses Verfahren erlaubt auch eine

eindeutige Bestimmung der in einem Kristall auftretenden Versetzungstypen, wie in

Abschnitt 5.2 ausführlich beschrieben wird. Die Darstellung der auftretenden

Kontrastmechanismen sowie die Vorteile die sich durch die Verwendung einer

Synchrotronquelle ergeben sind ausführlich in der Literatur dargestellt [Bar04, Bow98,

Car90, Kla98, Roz79, Tuo74].

Die einzige präparative Voraussetzung für aussagekräftige Ergebnisse ist eine

beidseitige planparallele Politur der zu untersuchenden Kristallschnitte. Um eventuell

anhaftende Politurrückstände zu entfernen, wurden die Kristallschnitte nach der Politur

mit einer Mischung von Br2/CH3OH in einem Mischungsverhältnis von 2 : 98 behandelt.

Alle Untersuchungen wurden an der Beamline ID19 der European Synchrotron Radiation

Facility (ESRF) in Grenoble unter der Leitung von Dr. Härtwig durchgeführt. Eine

detaillierte Beschreibung des experimentellen Aufbaus findet sich in [Tre04, Esr05].

Neben dem offiziellen ESRF­Experiment „X­ray Topography of InP Single Crystals with

low Dislocation Density„, für das 24 h Strahlzeit zur Verfügung standen, konnte auch Herr

André Trepper im Rahmen seiner Studienarbeit [Tre04] an Messungen in Grenoble

teilnehmen. Eine ausführliche Darstellung und Diskussion der Ergebnisse findet sich in

Abschnitt 5.2.

4.2 Charakterisierung der elektrischen Eigenschaften

Neben den strukturellen Eigenschaften sind auch die elektrischen Eigenschaften von

herausragender Bedeutung für die Hersteller von Bauelementen auf InP­Substraten. Da

in dieser Arbeit Untersuchungen zur Züchtung von semiisolierenden InP­Kristallen

durchgeführt werden sollten, ist ein Wert des spezifischen Widerstandes von

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72

ρ > 2×107 Ωcm angestrebt. Dafür muss die in hochreinem InP vorhandene Konzentration

an freien Ladungsträgern von ca. [nD] =5⋅1015 cm­3 durch die Zugabe des tiefen

Akzeptors Fe als Dotierstoff in geeigneter Konzentration kompensiert werden. Eine

detaillierte Untersuchung zum Kompensationsmechanismus findet sich bei [Hir94].

Neben dem Wert des spezifischen Widerstandes wird auch eine möglichst homogene

laterale Verteilung der elektrischen Eigenschaften angestrebt.

Um quantitative Aussagen über die elektrischen Eigenschaften der Kristalle zu gewinnen,

wurden verschiedene Messverfahren angewandt. Im Folgenden seien zunächst die

einzelnen Messverfahren kurz beschrieben und anschließend die daraus resultierenden

Ergebnisse dargestellt.

­) Messverfahren der Hall­Messung

Die Messungen wurden an quadratischen Proben von einer Kantenlänge 5 mm bis

10 mm nach der Messanordnung von van der Pauw [vdP58] durchgeführt. Das im

Rahmen dieser Arbeit durchgeführte Messverfahren ermöglicht die Bestimmung des

spezifischen Widerstandes ρ, der Ladungsträgermobilität µ und der Konzentration n der

Ladungsträger. Eine ausführliche Diskussion des experimentellen Aufbaus findet sich bei

[Hir94].

­) Messverfahren der Photolumineszenz­Topographie (PLT)

Die Untersuchungen zur lateralen Verteilung der elektrischen Eigenschaften wurden mit

Hilfe der PLT am Fraunhofer Institut für Angewandte Festkörperphysik von Dr. M.

Baeumler durchgeführt.

Bei diesem Messverfahren werden durch eingestrahltes Licht Elektronen­Loch­Paare

generiert. Die Anregung erfolgt mit Hilfe von Licht. Dabei wird dessen Wellenlänge so

gewählt, dass die resultierende Anregungsenergie oberhalb der Bandlücke des zu

untersuchenden Halbleitermaterials (1,34 µm bei 300 K für InP) liegt. Als

Anregungsquelle kam im Rahmen dieser Arbeit ein Ar+ ­ Laser mit einer Wellenlänge von

514 nm und einem Strahldurchmesser von 70 µm zum Einsatz. Die strahlende

Rekombination der angeregten Elektronen im Leitungsband mit den generierten Löchern

im Valenzband läßt sich mittels geeigneter Detektoren optisch nachweisen. In den hier

vorgestellten Untersuchungen erfolgte die Detektion der emittierten Strahlung der

Rekombinationsprozesse mit einem Ge­Detektor. Sollen topographische Untersuchungen

durchgeführt werden ist auf eine sorgfältige Politur der Oberflächen zu achten.

Um eine gute energetische Auflösung zu erhalten, wurden die Messungen bei einer

Temperatur von 2 K durchgeführt.

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73

­) Ergebnisse der Hall­Messungen

Die Bestimmung der elektrischen Eigenschaften erfolgte exemplarisch an einigen

Kristallen.

Basierend auf den Herstellerangaben zur Ladungsträgerkonzentration in dem

polykristallinen Ausgangsmaterial von 5,5⋅1015 cm­3 und einem effektiven

Verteilungskoeffizienten keff von Fe in InP keff = 0,001 [Mos93], sowie den Ergebnissen

von [Mos93, For98, For96] nach denen, je nach Züchtungsbedingungen maximal ca.

70 % des eingebauten Fe in InP elektrisch aktiv ist, ergibt sich eine minimale Fe

Konzentration c[Fe] > 8,3⋅1018 cm­3 in der InP­Schmelze, um rein rechnerisch eine

vollständige Kompensation der Ladungsträger zu gewährleisten.

In Abb. 4.2.1 ist der spezifische Widerstand ρ in Abb. 4.2.2 die Netto­Konzentration der

Ladungsträger n über dem erstarrten Schmelzvolumen für die Züchtungsexperimente

InPFe10, InPFe14 und InPFe29 aufgetragen. Bei dem Züchtungsexperiment InPFe10,

das in einem Tiegel mit flachen Boden unter Verwendung eines Fe­dotierten Keimkristalls

durchgeführt wurde, betrug die Fe­Konzentration in der Ausgangsschmelze

[Fe] = 9×1018 cm­3. Bei dem Züchtungsexperiment InPFe14, das in einem konusförmigen

Tiegel mit einem Öffnungswinkel von 160° unter Verwendung eines S­dotierten

Keimkristalls durchgeführt wurde, betrug die Fe­Konzentration in der Ausgangsschmelze

[Fe] = 6,9×1018 cm­3. Auch das Züchtungsexperiment InPFe29 wurde in einem

herkömmlichen Tiegel mit einem Öffnungswinkel von 160° unter Verwendung eines S­

dotierten Keimkristalls durchgeführt, dabei betrug die Fe­Konzentration in der

Ausgangsschmelze [Fe] = 1×1019 cm­3.

Abbildung 4.2.1: Spezifischer Widerstand ρ aufgetragen über dem erstarrten

Volumenanteil g.

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74

Abbildung 4.2.2: Ladungsträgerkonzentration n aufgetragen über dem erstarrten

Volumenanteil g.

Wie aus Abb. 4.2.1 und Abb. 4.2.2 zu erkennen, ist bei der Verwendung schwach S­

dotierter Keimkristalle eigener Herstellung in Züchtungsexperiment InPFe14 die

zugegebene Fe­Konzentration in der Ausgangsschmelze zu gering. So ergibt sich in

Abb. 4.2.1 für den erstarrten Volumenanteil g unter 0,4 ein spezifischer Widerstand

ρ < 2,5 Ωcm. Der Übergang in den semiisolierenden Zustand, als erwünschter Effekt des

Kompensationsmechanismus [Hir94], kann ab g > 0,5 beobachtet werden. Davor handelt

es sich nach der herkömmlichen Nomenklatur noch um leitendes Material ([n] > 1015 cm­

3).

Zwar kann in den Proben der Züchtungsexperimente InPFe10 und InPFe29 das

Einsetzen des Kompensationseffektes nicht mehr beobachtet werden (Abb. 4.2.1 und

Abb. 4.2.2), doch werden an kommerziellem semiisolierenden Material von den

Anwendern Werte des spezifischen Widerstandes ρ > 2⋅107 Ωcm erwartet. Diese Werte

werden in beiden Züchtungsexperimenten erst ab einem erstarrten Schmelzvolumen

g > 0,7 erreicht, so dass bei diesen experimentellen Bedingungen eine weitere Erhöhung

der Fe­Konzentration in der Schmelze auf 3,3⋅1019 cm­3 notwendig wäre, um bereits in

der Anfangsphase des Züchtungsexperiments semiisolierendes Material herzustellen.

Diese notwendige Erhöhung der Fe­Konzentration in der Ausgangsschmelze wird durch

den Eintrag von Schwefel aus den verwendeten Keimkristallen verursacht, wie in

Abschnitt 4.3 beschrieben.

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75

­) Ergebnisse der PL­Messungen:

Ziel der PL­Messungen war es die laterale Verteilung des Dotierstoffeinbaus zu

verifizieren. Dazu wurden aus dem Züchtungsexperiment InPFe14 zwei Wafer, einer aus

dem keimnahen Bereich (Wafer 3), einer aus dem keimfernen Bereich (Wafer 36)

untersucht. Nach den Ergebnissen der Hall­Messungen handelt es sich bei Wafer 3 noch

um leitendes Material, bei Wafer 36 hingegen um semiisolierendes InP. In Abb. 4.2.3 ist

jeweils das komplette aufgenommene Spektrum für beide Wafer gezeigt.

Abbildung 4.2.3: PL­Spektrum zweier Fe­dotierter Wafer aus dem Züchtungsexperiment

InPFe14; aus dem keimnahen Bereich Wafer 3 (rot) und aus dem keimfernen Bereich

Wafer 36 (grün); Zuordnung der einzelnen Maxima im Text.

Die einzelnen Maxima werden in der Literatur [Ins91, Eav82, Hir94] folgenden

Übergängen zugeordnet:

1,41 eV Band­Band bzw. Band­Donator

1,37 eV Donator­Akzeptor bzw. Leitungsband­Akzeptor

1,10 eV breite Emissionsbande, die Fe zugeordnet wird.

Die durchgeführte Photolumineszenz­Topographie für Wafer 36 aus dem keimfernen

Bereich, die in Abb. 4.2.4 dargestellt ist, wurde bei Energien von 1,37 eV (874 nm) und

1,1 eV (1124 nm) aufgenommen.

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76

a) b)

Abbildung 4.2.4: Photolumineszenz­Spektren eines keimfernen Wafers aus dem

Züchtungsexperiment InPFe14 für Anregungsenergien von a) 1,37 eV (874 nm) und b)

1,1 eV (1124 nm)

Für beide Wellenlängen zeigt sich eine hohe laterale Homogenität der

Dotierstoffverteilung über den gesamten Wafer mit einer Standardabweichung von

0,03 % bei einer Wellenlänge von 874 nm bzw. 0,11 % bei einer Wellenlänge von

1124 nm.

4.3 Charakterisierung der Keimkristalle aus eigener Herstellung

Die elektrischen und strukturellen Eigenschaften der Keimkristalle haben einen

entscheidenden Einfluss auf die Qualität der damit gezüchteten Kristalle, wie in

Abschnitt 5.2.3.2 gezeigt wird. Daher wurden die Keimkristalle aus eigener Herstellung

sowohl nach strukturellen als auch nach elektrischen Gesichtspunkten charakterisiert.

Die Keimzüchtungen wurden in Tiegeln mit flachem Boden unter Verwendung eines S­

dotierten Keimkristalls und undotierter Ausgangsschmelze (Prozess Typ1 in

Abschnitt 2.3) durchgeführt.

Strukturelle Charakterisierung:

Die resultierenden Versetzungsdichten für Scheiben über­ und unterhalb der Keime,

sowie die Lage der Scheiben im Kristall, sind für das Züchtungsexperiment InPK1 in

Abb. 4.3.1 gezeigt.

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77

Abbildung 4.3.1: Kristall aus dem Züchtungsexperiment InPK1 (links) mit

Zwillingslamellen im oberen Bereich des Kristalls (durch Anschleifen sichtbar gemacht);

resultierende Verteilung der EPD (rechts) für Bereich über­ und unterhalb der

gewonnenen Keime und Lage der Scheiben im Kristall.

Aus diesem Züchtungsexperiment wurden 14 Keime mit einem Durchmesser von

8,55 mm und einer Länge von 63 mm gewonnen. Diese Arbeiten wurden von dem

Projektpartner FCM durchgeführt.

Aus einem weiteren Keimzüchtungsexperiment InPK2, das mit den gleichen

Prozessparametern durchgeführt wurde, konnten 16 Keime mit einem Durchmesser von

8,55 mm und einer Länge von 49,5 mm gewonnen werden.

Durch eine weitere Bohrung von geringerem Durchmesser, die aus der Mitte des Kristalls

entnommen wurde, wie in Abb. 4.3.2 a gezeigt, konnte ein Zylinder mit der Länge der

gewonnenen Keimkristalle erhalten werden. Untersuchungen zur axialen Entwicklung der

Versetzungsdichte wurden an Scheiben aus diesem Zylinder durchgeführt (Abb. 4.3.2 b).

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78

0 10 20 30 40 500

10

20

30

40

50

Mittlere EPD< 4100 cm­2

x­ Position [mm]

y­P

ositi

on [m

m]

0

2000

4000

6000

8000

10000

a) b)

Abbildung 4.3.2: a) Laterale Verteilung der Versetzungsdichte aus dem keimnahen

Bereich des Kristalls InPK2 ca. 5 mm über Ankeimposition; b) axialer Verlauf der

Versetzungsdichte über die Länge des Zylinders, ermittelt im Zentrum des Kristalls

(Markierung in Abb. 4.3.2 a).

In den meisten Züchtungsprozessen wurden die Keimkristalle von der unteren Seite

(Wert 0 auf der Abzisse in Abb. 4.3.2 b) aufgeschmolzen. Da je nach Züchtungsprozess

maximal 30 mm des Keimkristalls aufgeschmolzen wurden, konnte eine mittlere

EPD < 1 000 cm­2 an der Ankeimposition gewährleistet werden.

Elektrische Charakterisierung

Um die S­Konzentration in den gewonnen Keimkristallen zu bestimmen, wurden an den

in Abb. 4.3.1 gezeigten Scheiben Hall­Messungen durchgeführt. In S­dotiertem InP

beträgt der Abstand des Donatorniveaus zum Leitungsband nur ca. 8 meV [Ins91], so

dass der vorhandene Schwefel bei Raumtemperatur nahezu vollständig ionisiert vorliegt

[Log89]. Da in dem kristallinen undotierten Ausgangsmaterial nur eine geringe

Restverunreinigung an Donatoren ([n] < 5×1015 cm­3) vorliegt, erscheint die Annahme

gerechtfertigt, dass die durch Hall­Messungen ermittelte Netto­

Ladungsträgerkonzentration n bei Raumtemperatur der Konzentration des vorhandenen

Schwefels entspricht.

In Abb. 4.3.3 ist neben den, als Doppelbestimmung durchgeführten, Messwerten auch

der nach der Scheil´schen Gleichung berechnete axiale Verlauf der S­Konzentration

wiedergegeben.

10 )1(][ −

−⋅⋅= effkeff gkcc (Gl. 4.1)

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79

Mit [c]: Konzentration des Dotierstoffes bei g, c0: Ausgangskonzentration in der

Schmelze, keff: effektiver Verteilungskoeffizient, g: erstarrter Volumenanteil

Dabei wurden für die Berechnung von c0 die S­Konzentration des Keimkristalles nach

Herstellerangaben herangezogen und für keff ein Wert von 0,53 [Sah04, Zem96]

eingesetzt.

Abbildung 4.3.3: Bestimmung der S­Konzentration in den Keimkristallen aus

Züchtungsexperiment InPK1, Hall­Messwerte und berechneter Konzentrationsverlauf

über dem erstarrten Volumenanteil g.

Um die „Verunreinigung“ der gezüchteten Kristalle durch den S­Gehalt der Keimkristalle

abzuschätzen, wurde in dem Züchtungsexperiment InPFe15 eine nominell undotierte

Ausgangsschmelze vorgelegt. Dieses Experiment wurde in einem konusförmigen Tiegel

mit einem Öffnungswinkel von 160°, mit einer Einwaage von ca. 500 g und einem

Keimkristall aus dem Züchtungsexperiment InPK1 durchgeführt. Dabei wurden ca. 20 mm

des Keimkristalls aufgeschmolzen.

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80

Abbildung 4.3.4: Verlauf der Ladungsträgerkonzentration über dem erstarrten

Volumenanteil g zur Bestimmung der durch den Keimkristall eingebrachten

Ladungsträgerkonzentration für den nominell undotierten Kristall aus dem

Züchtungsexperiment InPFe15.

Löst man mit den erhaltenen Messwerten Gl. 4.1 nach c0 auf, ergibt sich eine S­

Konzentration in der Ausgangsschmelze von ca. 1,4×1016 cm­3. Wie in Abb. 4.3.4 zu

erkennen, liegt damit die Ladungsträgerkonzentration über die gesamte Länge des

Kristalls unter einem Wert von 2 ×1016 cm­3.

4.4 Diskussion

Eine ausführliche Diskussion der strukturellen Eigenschaften der gezüchteten Kristalle

findet sich in Abschnitt 5.2.

Wie in Abschnitt 4.2 gezeigt, war es im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich Kristalle mit

über die gesamte Länge semiisolierenden Eigenschaften herzustellen. Denn die

Verwendung schwach S­dotierter Keimkristalle, wie in dieser Arbeit, erfordert eine

Erhöhung der Fe­Dotierung um semiisolierendes Material zu erhalten. Jedoch ist zum

einen eine möglichst geringe Dotierung der Schmelze vorteilhaft, um die Gefahr der

konstitutionellen Unterkühlung [Til53, Wil88] während des Züchtungsprozesses zu

minimieren. Zum anderen ist seit langem bekannt, dass Fe zur Ausdiffusion in

epitaktische Schichten und zur Anreicherung an inneren und äußeren Grenzflächen neigt

[Che80, Hol81]. Daher sollten Züchtungsexperimente, welche die Herstellung von

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81

semiisolierendem Material zum Ziel haben mit undotierten Keimkristallen durchgeführt

werden, um die Fe­Konzentration möglichst gering zu halten.

Wie die Ergebnisse der PL­Topographie zeigen, ist es jedoch mit dem VGF­Verfahren

möglich, die geforderte hohe laterale Homogenität der Dotierstoffverteilung zu erreichen.

Die Gewinnung von Keimkristallen mithilfe des VGF­Verfahrens bietet die Möglichkeit,

hochwertige Keimkristalle mit einer geringen Versetzungsdichte einzusetzen, wie in

Abschnitt 4.3 beschrieben ist. Dadurch kann auch die Wahrscheinlichkeit für das

Auftreten von polykristallinem Wachstum deutlich reduziert werden.(siehe Abschnitt 5.2

und [Sah04]).

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82

5. Auftreten von Kristalldefekten in InP in Abhängigkeit vonZüchtungsparametern

Im diesem Kapitel sollen die wichtigsten Defekte in InP­Kristallen vorgestellt werden.

Dabei sollen die Natur, die möglichen Charakterisierungsverfahren sowie der

Zusammenhang zwischen Prozessparametern und Defekthaushalt dargestellt werden.

Ziel eines jeden Kristallzüchtungsprozesses ist die Herstellung defektfreier „perfekter“

Kristalle. So ist die Herstellung versetzungsfreier Si­Kristalle mit einem Durchmesser bis

zu 300 mm nach dem Czochralski­Verfahren in der industriellen Fertigung, durch die

Anwendung der sogenannten Dünnhals­ Technik nach Dash [Das59], heute ein

etablierter Prozess [vAm04]. Um die Natur der auftretenden Defekte, ihre Entstehung und

Möglichkeiten ihrer Charakterisierung zu verstehen, ist die genaue Kenntnis der

Kristallstruktur des jeweiligen Materials eine notwendige Voraussetzung. Daher sei im

Folgenden kurz die Kristallstruktur von InP beschrieben:

InP kristallisiert in dem kubischen Zinkblendetyp mit der Raumgruppe mF 34 mit

einem Gitterparameter a0 = 5,86875 Å [Gie58]. Die Elementarzelle ist in Abb. 5.1.a

gezeigt.

Die Projektion der Kristallstruktur entlang [110] in Abb. 5.1 b verdeutlicht den

azentrischen Charakter dieses Strukturtyps. Auf Grund des azentrischen Charakters

unterscheiden sich Fläche und Gegenfläche ( [ ] [ ]111111 ≠ ), wie am Beispiel der

Facettenflächen 111 in Abb. 5.1 b zu erkennen. So sind die einen Facettenflächen In­

dominiert und ihre Gegenflächen P­dominiert. Da in den kubischen Kristallstrukturen die

Stapelfolge in [111] Richtung APaInBPbInCPcInAP... vorliegt, handelt es sich dabei um die

Flächen der höchsten Packungsdichte, die sogenannten singulären oder atomar glatten

Flächen.

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83

a) b)

Abbildung 5.1: a) Elementarzelle von InP, b) Projektion auf (110)­Ebene.

Das Kristallwachstum auf diesen 111­Flächen erfordert, im Gegensatz zu dem

Kristallwachstum auf atomar rauhen Flächen (zB. 100­Flächen), die Bildung eines

Flächenkeims [Wil88]. Diesem Wachstumsmechanismus kommt, wie in Abschnitt 5.1

ausgeführt, eine besondere Bedeutung bei der Bildung von Zwillingen zu.

5.1 Zwillingsbildung und Facettenwachstum

Grundlagen zur Zwillingsbildung und das Modell von Hurle

Nach den International Tables for Crystallography wird ein Zwilling wie folgt definiert: „Die

Verwachsung von zwei oder mehreren makroskopischen, kongruenten oder

enantiomorphen Individuen der gleichen Kristallspezies wird als Zwilling bezeichnet,

wenn die Orientierungsbeziehungen häufig auftreten und „kristallographisch“ sind. ... Ein

Zwilling ist charakterisiert durch das Zwillingsgesetz, d.h. über die Orientierungs­ und

Chiralitäts­ Verhältnisse der Zwillingspartner, sowie über ihre Kontaktflächen.“ [Hah03].

Neben dieser morphologischen Klassifizierung können Zwillinge auch nach ihrer

Entstehungsursache unterschieden werden [Bue45].

Bei den für III­V Verbindungshalbleitern relevanten Zwillingen handelt es sich um einen in

Abb. 5.1.1 gezeigten sogennanten Wachstumszwilling nach dem Spinellgesetz

(zweizählige Zwillingsachse [111]).

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84

Abbildung 5.1.1: Projektion entlang [110] eines Zwillings nach dem Spinellgesetz in der

Zinkblendestruktur; Zwillingsebene durch gepunktete Linie markiert.

Der von Hurle vorgeschlagene Mechanismus [Hur95] betrachtet die Zwillingsbildung als

Bildung eines Flächenkeims auf 111 Randfacetten. Dies erfolgt unter der Annahme,

dass die Bildung eines Zwillingskeims bevorzugt an der Dreiphasengrenze Kristall –

Schmelze – Umgebung (Gas oder B2O3) auf einer 111 Facette ihren Ursprung hat.

Allerdings wird die Polarität der 111 Facetten (Unterschied zwischen 111III und 111V),

die in der azentrischen Raumgruppe des Zinkblendestrukturtyps begründet ist, in diesem

Ansatz nicht mit berücksichtigt.

Aus thermodynamischen Überlegungen zur Keimbildung und zum Keimwachstum ergibt

sich, dass die Bildung eines Zwillingskeimes auf einer 111 Facette die freie Energie des

Systems erhöht [Hur95, Sch94, Vor75]. So gilt für die freie Gibbs´sche Enthalpie bei der

Bildung eines 2­D Keimes auf einer atomar glatten (singulären) Fläche:

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85

hrGhrG StVK σππ 22 +∆−=∆ (Gl. 5.1.1)

Mit: r = Radius des Keims, h = Höhe einer neugebildeten Wachstumsstufe,

St = Grenzflächenenergie der Wachstumsstufe, ∆Gv = Freie Gibbs´sche Energie des

Phasenübergangs fest­flüssig.

Für einen Keim in Zwillingsorientierung:

ZwZwStZwVZwZw rhrGhrG σπσππ 22 ´2 ++∆−=∆ (Gl. 5.1.2)

Mit: rZw = Radius eines Zwillingskeims, ´St = Grenzflächenenergie einer neugebildeten

Wachstumsstufe in Zwillingsorientierung, Zw = Grenzflächenenergie einer

Zwillingsgrenze (1/2 Stapelfehenergie).

Damit ergibt sich die Wahrscheinlichkeit zur Bildung eines Zwillingskeims:

)´1exp(2

Zw

StThS

hkT

BAdtdN

σπσ

−∆∆⋅−⋅⋅= (Gl. 5.1.3)

Mit: N = Anzahl der gebildeten Keime, A = Fläche, die zur Keimbildung zur Verfügung

steht, B = Koeffizient, der kinetische Größen sowie einen weiteren Expotentialterm

enthält, ∆S = Änderung der Entropie, ∆T = Unterkühlung.

Unter der Annahme, dass die Vorfaktoren der Expotentialfunktion konstant und die

Grenzflächenenergie der neugebildeten Wachstumsstufe für beide Orientierungen der

Keime vergleichbar sind, unterscheiden sich die Wahrscheinlichkeiten zur Keimbildung

nur durch die Stapelfehlenergie einer Zwillingsebene Zw im Expotentialterm [Sch94].

Bei ausreichend starker Unterkühlung kann die Bildung und das Wachstum von

Zwillingskeimen auf 111 Randfacetten thermodynamisch sogar begünstigt sein, da die

Erniedrigung der freien Gibbs´schen Energie (über ´St) durch die Ausbildung einer 111

Fläche an der Dreiphasengrenze (wie in Abb. 5.1.3) ihrer Erhöhung durch das

Vorhandensein einer Zwillingsebene ( Zw) überwiegt. Wie aus Abb. 5.1.3 ersichtlich, wird

die Ausbildung einer 111 Fläche an der Dreiphasengrenze maßgeblich durch die

geometrischen Verhältnisse, insbesondere durch den Winkel zwischen

Wachstumsrichtung und Kristalloberfläche, den sogenannten Konuswinkel, bestimmt.

Unter Berücksichtigung der Grenzflächenenergien lässt sich ein maximaler kritischer

Konuswinkel berechnen. Bei diesem Winkel erreicht die Wahrscheinlichkeit der

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86

Zwillingsbildung ein Maximum, d.h. die Wahrscheinlichkeit zur Zwillingsbildung nimmt

sowohl bei kleineren als auch bei größeren Werten für den Konuswinkel ab.

Mit den von Hurle verwendeten Daten berechnet sich der maximale kritische

Konuswinkel νmax zu: νmax = 86,5°.

Die zur Zwillingsbildung notwendige Unterkühlung ∆Tc wird von Hurle mit ∆Tc = 15 °C

angegeben.

Für die Ausbildung der in dieser Theorie [Hur95] notwendigen Randfacetten spielt das

Gleichgewicht der an der Dreiphasengrenze Kristall­Schmelze­B2O3 auftretenden

Grenzflächenenergien eine entscheidende Rolle [Vor75]. So gilt im Gleichgewichtsfall:

σKB ­ σKS⋅cos(ν) ­ σSB·cos(β­ ν) = 0 (Gl. 5.1.4)

Mit: ν = Winkel zwischen Kristallaußenfläche und Randfacette, β = Benetzungswinkel, σ =

Grenzflächenenergie,K = Kristall, S = Schmelze, B = B2O3

Wie von Voronkov [Vor75] gezeigt wurde, sollte ab einem bestimmten Winkel ν zwischen

Kristallaußenfläche und Randfacette die Randfacette abreißen und in Stufen zur

Dreiphasengrenze führen.

Allerdings wird schon in der Originalarbeit [Hur95] darauf hingewiesen, dass die

verwendeten materialspezifischen Werte mit großen Unsicherheiten behaftet sind, da für

InP kaum gesicherte Daten zur Verfügung stehen und die Berechnungen daher mit

einigen Schätzwerten durchgeführt werden mussten.

In der experimentellen Arbeit von Chung [Chu98] wird für S­dotiertes InP gezeigt, dass

aus geometrischen Gründen, die sich aus den strukturellen Verhältnissen ergeben, ein

weiterer kritischer Konuswinkel νkrit bei 109,47° auftritt (siehe Abb. 5.1.3).

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87

Abbildung 5.1.3: Illustration der kristallographischen Orientierung zwischen Kristall und

Zwillingskeim (aus [Chu98]). Dabei bezeichnet [hkl]M Richtungen des Kristalls und [hkl]T

Richtungen des Zwillingskeims.

Durch eine Reduzierung der Grenzflächenenergie Kristall/Boroxid um ca. 15% ergibt sich

der maximale kritische Konuswinkel νmax zu: νmax = 112°.

Die beobachtete kritische Unterkühlung ∆Tc, die sich aus der Länge der Randfacetten

und dem bei der Züchtung angewendeten Temperaturgradienten berechnen lässt, wird

mit 1­2 °C angegeben.

Im VGF­Verfahren bietet sich die Möglichkeit den kritischen Winkel ν über den

Öffnungswinkel Φ des Tiegels exakt einzustellen, wie in Abb. 5.1.4 gezeigt.

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88

Abbildung 5.1.4: Geometrische Verhältnisse an der Dreiphasengrenze für VGF­

Züchtung in [001]­Richtung im konischen Tiegelbereich. Aus [Amo98a].

Dabei ist der Öffnungswinkel Φ im konischen Teil des Tiegels mit dem Winkel ν über eine

einfache geometrische Beziehung verbunden:

ν = 35,3° + Φ/2 (Gl. 5.1.5)

Am Erlanger Kristallabor wurde für GaAs bereits der Einfluss des axialen

Temperaturgradienten sowie der Tiegelgeometrie auf das Facettenwachstum und die

Zwillingsbildung bei der Züchtung in [001]­Richtung nach dem VGF­Verfahren von Amon

[Amo98a, Amo98b] untersucht. Dabei konnte u. a. folgendes festgestellt werden:

• Die Länge der 111­Facetten nimmt bei identischen thermischen

Randbedingungen mit steigendem Öffnungswinkel stark ab, wobei die

111As­Facetten um ca. 30% länger sind als die 111Ga Facetten.

• Für bestimmte geometrische Anordnungen (ν > νmax) reichen die 111As

Facetten nicht mehr bis zum Kristallrand. Nach Hurle sollte in diesem Fall

keine Zwillingsbildung erfolgen. Parasitär bilden sich jedoch 111Ga Facetten,

die zur Zwillingsbildung führen. Die Zwillingsbildung auf 111Ga Facetten ist

jedoch bedeutend harmloser, da die Kristallorientierung dann nur in einem

kleinen Bereich geändert wird.

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89

Eine weitere Möglichkeit zur Beeinflussung der Facettenmorphologie bietet der axiale

Temperaturgradient g [Che73, Vor72, Bri70], da die Länge der Facetten λ umgekehrt

proportional zu diesem ist (siehe Gl. 5.1.6 in Abschnitt 5.1.4):

Facettenmorphologie und Züchtungsbedingungen

Ausgehend von den obigen Überlegungen sollen in diesem Abschnitt der beobachtete

Zusammenhang zwischen der Facettenbildung und den thermischen und geometrischen

Züchtungsbedingungen dargestellt werden.

Die Untersuchungen zur Facettenbildung und des Zwillingswachstums erfolgten an mit

AB­Ätze (Abschnitt 4.1) behandelten, nach [110] orientierten Längsschnitten durch den

Keimkanal und den Konusbereich der gewonnenen Kristalle. Eine Verifizierung der

Ergebnisse kann mithilfe der XRT durchgeführt werden. Bei beiden Nachweismethoden

beruht der Mechanismus der Kontrastbildung an den Facettenflächen auf den erhöhten

Einbau von Dotieratomen. Dies führt zu einer Veränderung der Gitterparameter in der

Kristallstruktur und kann damit durch XRT detektiert werden. Allerdings sind diese Effekte

gering und lokal begrenzt. Daher konnten, im Gegensatz zu dem verwendeten

Ätzverfahren, einzelne Facettenflächen auf Grund der relativ schlechten Ortsauflösung

des Röntgenfilms von 1­3 µm in der XRT nicht beobachtet werden. Bei dem Nachweis

der Zwillingsbildung ist neben der Anreicherung von Dotieratomen an den Grenzflächen

vor allem die Änderung der Orientierung des Kristallgitters für die Kontrastbildung

verantwortlich. So zeigt InP, wie die meisten Kristalle, eine ausgeprägte Ätzanisotropie,

wodurch unterschiedlich orientierte Kristallbereiche ein unterschiedliches

Abtragsverhalten aufweisen. Die resultierenden Höhenunterschiede auf den geätzten

Kristallscheiben lassen sich mithilfe der Interferenzkontrastmikroskopie gut beobachten.

Die Änderung der Orientierung des Kristallgitters nach der Zwillingsbildung führt in XRT­

Aufnahmen zu einem scharfen Kontrast. Da durch die unterschiedlichen Orientierungen

die Beugungsbedingungen für die jeweiligen Kristallbereiche nicht mehr simultan erfüllt

sind, wird nur ein Teil des Kristalls abgebildet.

5.1.1 Einfluss des axialen Temperaturgradienten

In dieser Arbeit wurde der Einfluss des axialen Temperaturgradienten auf die

Facettenmorphologie besonders im Bereich des Keimkanals sowie des Konus

untersucht. Die Variation der Temperaturgradienten im konischen Bereich des Tiegels

erfolgte zwischen 12,9 K/cm und 16,8 K/cm. Anzumerken ist, dass es sich bei den

angegebenen axialen Temperaturgradienten um Ergebnisse aus der numerischen

Simulation handelt, die auf der Symetrieachse der Züchtungsanlage ausgelesen wurden.

Um die Effekte der Variation des axialen Temperaturgradienten auf die

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90

Facettenmorphologie zu untersuchen, wurden nach [110] orientierte Längsschnitte aus

dem Keimkanal sowie aus dem konischen Bereich der erhaltenen Kristalle entnommen

und mit Strukturätze (Abschnitt 4.1) behandelt.

Unabhängig von den gewählten Züchtungsbedingungen (axialer Temperaturgradient,

Tiegelgeometrie, Ankeimposition, Art und Konzentration des Dotierstoffes, ...) wurden bei

allen Kristallen wenige Milimeter oberhalb der Ankeimposition idiomorph ausgebildete,

einzelne Facettenflächen beobachtet, wie in Abb. 5.1.5 am Beispiel eines Fe­dotierten

Kristalls aus dem Züchtungsexperiment InPFe33 gezeigt. Da die nach [110] orientierte

Oberfläche des Längsschnittes die Facettenfläche in einem Winkel von 90° schneidet,

kann anhand der in Abb. 5.1.5 markierten Linie die Länge L der Facettenfläche direkt

beobachtet werden.

Abbildung 5.1.5: Facettenflächen (markiert durch Pfeile) oberhalb der Ankeimposition

des Fe­dotierten Kristalls aus Züchtungsexperiment InPFe33, in der unteren Bildhälfte ist

die Ankeimposition (gepunkteter Pfeil) deutlich zu erkennen.

Im weiteren Verlauf des Kristallwachstums im Keimkanal bilden sich „Facettenbänder“

aus, in denen sich die einzelnen Facettenflächen nicht mehr zurückbilden, bevor eine

erneute Facettenbildung auftritt, wie in Abb. 5.1.6 am Beispiel des S­dotierten Kristalls

aus dem Züchtungsexperiment InPFe22 gezeigt.

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91

Abbildung 5.1.6: Facettenband in der Mitte des Keimkanals des S­dotierten Kristalls aus

Züchtungsexperiment InPFe22.

Auf diesen „Facettenbändern“ trat bei allen Züchtungsexperimenten des Typ2 aus

Tab. 2.3 (1 kg Einwaage) Zwillingsbildung bereits im Keimkanal auf, wie in Abb. 5.1.7

exemplarisch gezeigt.

a) b)

Abbildung 5.1.7: Zwillingsbildung im Keimkanal für Prozesstyp 2 (Tab. 2.3) am Beispiel

des S­dotierten Kristalls aus Züchtungsexperiment InPFe11; a) Bruchstück aus dem

Keimkanal, neu gewachsener Bereich aufgerauht, Zwillingslamelle markiert (Pfeil), b)

Facettenband im Keimkanal mit Zwillingsgrenze (Pfeil), IR­Durchlicht­Mikroskopie.

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92

In allen untersuchten Längsschnitten verlaufen die „Facettenbänder“ bis in den

Übergangsbereich vom Keimkanal in den Konus, unabhängig von den gewählten

Züchtungsbedingungen. Wie in Abb. 5.1.8 am Beispiel für S­ und Fe­dotiertes Material

gezeigt, weitet sich das „Facettenband“ am Übergang auf und die resultierende

Facettenlänge nimmt zu.

a) b)

Abbildung 5.1.8: Facettenbänder und Zwillingsbildung (Pfeile) im Übergang von

Keimkanal zu Konus; a) S­dotierter Kristall aus Züchtungsexperiment InPFe18, b) Fe­

dotierter Kristall aus Züchtungsexperiment InPFe20

Auf den langen Facetten im Bereich des Übergangs trat in allen Züchtungsexperimenten

des Typ3 aus Tab. 2.3, die mit hochdotierten Ausgangsschmelzen durchgeführt wurden,

Zwillingsbildung auf. In Abb. 5.1.8 sind die Zwillingslamellen exemplarisch mit Pfeilen

markiert.

Eine gesicherte Erklärung für das Auftreten der Zwillingsbildung im Keimkanal für

Prozesstyp 2 aus Tab 2.3, die für Prozesstyp 3 nur in Ausnahmefällen beobachtet wurde,

kann aus den vorhandenen Daten nicht geliefert werden. Doch ergibt sich aus den Daten

der numerischen Simulationen im Bereich des Keimkanals nur für den axialen

Temperaturgradienten an der Phasengrenze ein geringer Unterschied für die

verschiedenen Arten der Prozessführung in Prozesstyp 2 und Prozesstyp 3. Der Einfluss

des axialen Temperaturgradienten auf die Länge der Facettenflächen, gegeben durch die

Länge der beobachtbaren Linie (z.B. durch Pfeile markiert in Abb. 5.1.5) in nach [110]

orientierten Längsschnitten, wird in Abschnitt 5.1.4 diskutiert.

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93

5.1.2 Einfluss der Tiegelgeometrie

Ausgehend von den Ergebnissen von Amon [Amo98a, Amo98b] wurde der Einfluss der

Tiegelgeometrie auf die Züchtung von InP in [001]­Richtung nach dem VGF­Verfahren für

verschiedene Tiegelgeometrien untersucht.

• ϕ = 120° ν = 95,3°, damit liegt dieser Wert über dem Grenzwert von Hurle

[Hur95] aber noch unter dem von Chung [Chu98] gefundenem Wert (νmax =

109.47°).

• ϕ = 160° ν = 115,3°, damit liegt dieser Wert auch über dem von Chung

[Chu98] angegebenen Grenzwert.

Vergleichende Züchtungsexperimente zum Facettenwachstum im konischen Bereich

wurden für beide Tiegelgeometrien sowohl mit S­dotiertem als auch mit Fe­dotiertem

Material durchgeführt.

S­dotierte Kristalle

Insgesamt wurden vier Züchtungsexperimente mit S­dotierter Ausgangsschmelze in

herkömmlichen Tiegeln mit Konus durchgeführt. Davon wurden in zwei Experimenten

(InPFe11 und InPFe22) Dotierstoffstreifen eingebracht. Die dazu notwendige kurzzeitige

(Abschnitt 2.4.2) Veränderung der Wachstumsgeschwindigkeit kann zwar das Einsetzen

der Zwillingsbildung beeinflussen, doch sollten Aussagen über die Entwicklung der

Facettenmorphologie in Bereichen ungestörter Wachstumsgeschwindigkeit möglich sein.

In Abb. 5.1.9 ist exemplarisch ein nach [110] orientierter Längsschnitt durch den Bereich

des Konus des Kristalls aus Züchtungsexperiment InPFe22 gezeigt. Bei diesem

Züchtungsexperiment wurde ein Tiegel mit einem Öffnungswinkel von 160° verwendet.

Abbildung 5.1.9: Längsschnitt aus dem Bereich des Konus des S­dotierten Kristalls aus

Züchtungsexperiment InPFe22, Detailausschnitt Abb. 5.1.10 markiert

Nach der Zwillingsbildung im Übergangsbereich von Keimkanal zu Konus ist über die

gesamte Länge des Konus nur ein dünnes Facettenband zu erkennen. Dabei konnten

keine einzelnen Facettenflächen beobachtet werden. Erst im Bereich des Übergangs von

Konus in den Zylinder (Markierung in Abb. 5.1.9) treten wieder deutlich unterscheidbare

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94

Facettenflächen auf, wie in Abb. 5.1.10 gezeigt. Auf Grund ihrer Orientierung zur

Wachstumsrichtung lassen sich diese Facettenflächen den 111In­ bzw. 111P­ Facetten

zuordnen. Dabei weisen die 111In­Facetten eine Länge von 196­392 µm auf.

Das Auftreten von 111In­Facetten wurde bei dieser Tiegelgeometrie erwartet, doch

findet sich im Gegensatz zu den Beobachtungen von Amon [Amo98a] in dieser Probe

kein Beispiel für das „Abreissen“ von langen 111P­Facetten bei der Bildung der

111InFacetten.

Abbildung 5.1.10: Detailausschnitt aus Abb. 5.1.9 aus dem Übergangsbereich von

Konus zu Zylinder (InPFe22); Auftreten von 111In­ und 111P­Facetten (schwarz bzw.

weiß markiert).

In Abb. 5.1.11 ist der nach [110] orientierte Längsschnitt durch den Bereich des Konus

des Kristalls aus Züchtungsexperiment InPFe18 gezeigt. Bei diesem

Züchtungsexperiment wurde ein Tiegel mit einem Öffnungswinkel von 120° verwendet.

Auffällig ist die stark asymmetrische Facettenmorphologie im Bereich des Konus. So

findet sich in der rechten Bildhälfte in dem Teil des Konusbereiches, der sich nahe am

Keimkanal befindet, ein keilförmiges Facettenband (schwarzer Pfeil in Abb. 5.1.11), wie

sie auch in der linken Bildhälfte über den gesamten Konus zu finden sind (siehe auch

Abb. 5.1.12).

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95

Abbildung 5.1.11: Längsschnitt aus dem Bereich des Konus des S­dotierten Kristalls

aus Züchtungsexperiment InPFe18, Detailausschnitt Abb. 5.1.12 markiert

Im weiteren Verlauf des Kristallwachstums bildet sich dann ein schmales (ca. 270 µm)

Band aus 111P­Facetten (weißer Pfeil in Abb. 5.1.11). Generell wurde eine

asymmetrische Facettenmorphologie in den meisten Züchtungsexperimenten beobachtet

was wahrscheinlich durch thermische Inhomogenitäten verursacht ist. Weiterhin ist

festzustellen, dass in diesem Längsschnitt die Zwillingsbildung im Übergang vom

Keimkanal zum Konus mittels des angewendeten Ätzverfahrens nur in der rechten

Bildhälfte deutlich sichtbar gemacht werden konnte. In den Untersuchungen mithilfe der

XRT (Abb.5.2.12) sind diese Zwillingslamellen hingegen deutlich sichtbar. Dagegen

handelt es sich bei der in Abb. 5.1.11 mit einem gepunkteten Pfeil markierten Struktur

wahrscheinlich nicht um eine Zwillingslamelle, wie ein Vergleich mit den XRT nahe legt.

Abbildung 5.1.12: Detailausschnitt aus Abb. 5.1.11 aus dem Konus (InPFe18); Auftreten

von 111In­ und 111P­Facetten (schwarz bzw. weiß markiert); Dotierstoffstreifen mit

gepunktetem Pfeil markiert.

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96

Entgegen den Erwartungen werden auch bei dieser Tiegelgeometrie mit einem

Öffnungswinkel von 120° im Konusbereich 111In­Facetten beobachtet, die in

Abb. 5.1.12 mit schwarzen Pfeilen gekennzeichnet sind. Die Länge dieser Facetten

beträgt ca. 270­1020 µm. In diesem Züchtungsexperiment werden sie zum

Kristallvolumen von kurzen 111P­Facetten mit einer Länge von 80­720 µm begrenzt

(weiße Pfeile in Abb. 5.1.12). In den untersuchten Proben konnte keine Ursache für das

Auftreten bzw. das Verschwinden der 111In­Facetten gefunden werden. Die

Rückbildung der weiter oben beschriebenen keilförmigen Facettenbänder kann, wie im

Übergangsbereich von Keimkanal zu Konus, mit dem Auftreten von schwachen

Dotierstoffstreifen in Verbindung gebracht werden, von denen eines in Abb. 5.1.12 mit

einem gepunkteten Pfeil markiert ist, was auf das Auftreten von Fluktuationen der

Wachstumsgeschwindigkeit schließen lässt.

Fe­dotierte Kristalle

Generell stellt bei Längsschnitten aus den Züchtungen, die mit Fe­dotierter oder

undotierter Ausgangsschmelze durchgeführt wurden, das Sichtbarmachen von Facetten

im Bereich des Keimkanals und des Konus eine erhebliche Schwierigkeit dar. Auf Grund

des geringen Verteilungskoeffizienten von Fe wird nur eine sehr geringe Konzentration

des Dotierstoffes in den Kristall eingebaut. Da auch die Anreicherung an den

Facettenflächen entsprechend geringer ist, ist sowohl für die XRT­Aufnahmen, als auch

bei Verwendung von AB­Ätze nur eine geringe Kontrastbildung festzustellen. Trotz

intensiver Nutzung von Bildbearbeitungssoftware konnten die entscheidenden Details oft

nur unzureichend hervorgehoben werden.

Mit Fe­dotierter Ausgangsschmelze wurden zwei Züchtungsexperimente (InPFe24 und

InPFe28) in einem herkömmlichen Tiegel mit einem Öffnungswinkel von 120°

durchgeführt. Für die Ergebnisse aus Züchtungsexperimenten unter Verwendung eines

Tiegels mit einem Öffnungswinkel von 160° ist in Abb. 5.1.13 exemplarisch ein nach [110]

orientierter Längsschnitt durch den Bereich des Konus des Kristalls aus

Züchtungsexperiment InPFe14 gezeigt. Untypisch an diesem Längsschnitt ist jedoch,

dass nur auf einer Seite des Übergangbereiches von Keimkanal zu Konus die

Zwillingsbildung auftritt. In den restlichen Züchtungsexperimenten, außer bei InPFe31,

trat auf beiden Seiten dieses Übergangs Zwillingsbildung auf. Eine weitere Besonderheit

ist das Auftreten einer Zwillingslamelle im Kristallvolumen (schwarzer Pfeil in

Abb. 5.1.13), das in keinem erkennbaren Zusammenhang mit Facetten gebracht werden

kann und somit nach einem anderen Bildungsmechanismus entstanden sein muss als

nach der oben diskutierten Theorie von Hurle [Hur95].

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97

Abbildung 5.1.13: Längsschnitt aus dem Bereich des Konus des Fe­dotierten Kristalls

aus Züchtungsexperiment InPFe14, Zwillingslamelle im Kristallvolumen durch schwarzen

Pfeil gekennzeichnet Detailausschnitt von Abb. 5.1.14 und Abb. 5.1.15 markiert

Im Übergangsbereich von Keimkanal zu Konus bilden sich, anstelle der sonst häufig

beobachteten Facettenbänder, in der rechten Bildhälfte von Abb. 5.1.13 einzelne

idiomorphe Facettenflächen mit einer Länge von 900­1350 µm aus, wie in Abb. 5.1.14 zu

erkennen.

Abbildung 5.1.14: Idiomorphe Facettenflächen im Übergang Keimkanal zu Konus im

Längsschnitt des Kristalls aus Züchtungsexperiment InPFe14.

Im Bereich des Konus bildet sich ein Facettenband bestehend aus 111P­Facetten, mit

einer anfangs annährend konstanten Länge der Facetten von ca. 740 µm. Wie in

Abb. 5.1.15 gezeigt weitet sich das Facettenband im weiteren Verlauf des

Wachstumsprozesses bis zu einer Länge von ca. 1500 µm auf.

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98

Nur in lokal sehr begrenzten Bereichen kann in diesem Züchtungsexperiment das

Auftreten von 111In­Facetten mit einer Länge < 530 µm (schwarze Pfeile in Abb. 5.1.15)

im Konus beobachtet werden.

Abbildung 5.1.15: Detailausschnitt aus Abb. 5.1.13 aus dem Konus (InPFe14); Auftreten

von 111In­ und 111P­Facetten (schwarz bzw. weiß markiert).

Hingegen konnte in dem Kristall aus dem Züchtungsexperiment InPFe31, das mit einem

um ca. 3 K/cm höheren axialen Temperaturgradienten (numerischen Modellierung) an

der Phasengrenze durchgeführt wurde, im Bereich des Konus ein durchgehendes

Facettenband aus 111In­Facetten beobachtet werden wie in Abb. 5.1.16 gezeigt. In

dieser Probe konnte kein gemeinsames Auftreten von 111P­ und 111In­Facetten

festgestellt werden.

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99

Abbildung 5.1.16: Facettenband bestehend aus 111In­Facetten (Pfeil) im Bereich des

Konus in Kristall Züchtungsexperiment InPFe31.

In Abb. 5.1.17 ist der nach [110] orientierte Längsschnitt durch den Bereich des Konus

des Kristalls aus Züchtungsexperiment InPFe24 gezeigt. Bei diesem

Züchtungsexperiment wurde ein Tiegel mit einem Öffnungswinkel von 120° verwendet.

Abbildung 5.1.17: Längsschnitt aus dem Bereich des Konus des Fe­dotierten Kristalls

aus Züchtungsexperiment InPFe24, Detailausschnitt von Abb. 5.1.18 markiert.

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100

Wie in dem Züchtungsexperiment InPFe18 (Abb. 5.1.11) ist auch hier eine

asymmetrische Verteilung der Facettenmorphologie im Bereich des Konus festzustellen.

In der linken Bildhälfte von Abb. 5.1.17 findet sich ein schmales Facettenband. In der

rechten Bildhälfte hingegen können keilförmige Facettenbänder, wie in

Züchtungsexperiment InPFe18 (Abb. 5.1.12), mit einer maximalen Länge der Facetten

von 2520 µm beobachtet werden, wie in Abb. 5.1.18 gezeigt.

Abbildung 5.1.18: Keilförmiges Facettenband, bestehend aus 111P­Facetten im

Bereich des Konus, Kristall aus Züchtungsexperiment InPFe24.

Im Gegensatz zu dem Längsschnitt des S­dotierten Kristalls aus dem

Züchtungsexperiment InPFe18 konnten an diesem Längsschnitt keine 111In­Facetten

beobachtet werden. Allerdings ist anzumerken, dass in diesem Fall auch der Bereich des

Konus vor der Präparation des Längsschnittes angeschliffen wurde, und somit die

eigentliche Kontaktfläche zwischen Kristall und B2O3­Einkapselung der mikroskopischen

Untersuchung nicht mehr zur Verfügung stand.

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101

5.1.3 Einfluss des Dotierstoffes auf die Facettenbildung und dasZwillingswachstum

Um den Einfluss der Art und Konzentration der Dotierstoffe zu diskutieren, sollen im

folgenden noch die Untersuchungen zur Facettenbildung in nominell undotierten InP

Kristallen dargestellt werden.

Mit nominell undotierter Ausgangsschmelze wurden zwei Züchtungsexperimente

(InPFe15 und InPFe19) in herkömmlichen Tiegeln mit einem Öffnungswinkel von 160°

durchgeführt. Die Verwendung schwach S­dotierter Keimkristalle führt zu einer S­

Verunreinigung der Kristalle, wie bereits in Abschnitt 5.3 beschrieben. Bei keiner dieser

Züchtungsexperimente konnte eine Zwillingsbildung im Übergangsbereich von Keimkanal

zu Konus beobachtet werden.

Als problematisch erwiesen sich die mikroskopischen Untersuchungen zur

Facettenbildung, da auf Grund der geringen Dotierstoffkonzentrationen die

Facettenflächen nur einen geringen Kontrast zu der umgebenden Kristallmatrix zeigen.

So ließen sich in den auftretenden Facettenbändern nur in wenigen Fällen einzelne

Facettenflächen nachweisen.

Abb. 6.1.19 zeigt einen Längsschnitt aus dem Kristall des Züchtungsexperiments

InPFe15. Deutlich ist hier die Ankeimposition zu erkennen, die mit einem Pfeil markiert

ist.

Abbildung 5.1.19: Längsschnitt des nominell undotierten Kristalls aus

Züchtungsexperiment InPFe15; Ankeimposition markiert (Pfeil); Detailausschnitte

markiert.

Direkt über der Ankeimposition werden einzelne idiomorphe Facettenflächen beobachtet,

wie sie bereits in Abb. 5.1.5 gezeigt sind. Im weiteren Verlauf des Kristallwachstums

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102

durch den Keimkanal bildet sich ein schmales (ca. 250 µm) Facettenband in dem

einzelne Facettenflächen allerdings nicht aufgelöst, und somit die exakte Facettenlänge

nicht bestimmt werden konnten. Dieses Facettenband weitet sich im Übergangsbereich

von Keimkanal zu Konus auf. An dem Längsschnitt aus Züchtungsexperiment InPFe19

konnten einzelne Facettenflächen beobachtet und deren maximale Länge zu 1070 µm

bestimmt werden. Zwillingsbildung konnte in diesem für Züchtungen mit dotierter

Ausgangsschmelze kritischen Bereich nicht beobachtet werden. In dem konischen

Bereich des Tiegels finden sich unregelmäßige Facettenbänder, wie in Abb. 5.1.20

gezeigt. Da auch hier die Auflösung einzelner Facettenflächen nicht möglich war, war

keine Bestimmung des Facettencharakters möglich.

Abbildung 5.1.20: Längsschnitt aus dem Bereich des Konus des nominell undotierten

Kristalls aus Züchtungsexperiment InPFe15, Detailausschnitt Abb.5.1.21 markiert

Der Detailausschnitt in Abb. 5.1.21 zeigt eine starke Ähnlichkeit mit dem in Abb. 5.1.10

gezeigten Verhältnissen. Zwar ließen sich keine einzelnen Facettenflächen nachweisen,

doch sollten es sich dabei sowohl um 111In­ als auch um 111P­Facetten handeln, wie

in Abb. 5.1.21 angedeutet.

Abbildung 5.1.21: Detailausschnitt aus Abb. 5.1.20 aus dem Übergangsbereich von

Konus zu Zylinder (InPFe15); Auftreten von 111In­ und 111P­Facetten (schwarz bzw.

weiß markiert).

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103

Im Übergangsbereich von Konus zu Zylinder in der rechten Bildhälfte von Abb. 5.1.19

zeigt sich ein Facettenband aus 111P­Facetten mit einer Länge von ca. 500 µm, wie in

Abb. 5.1.22 gezeigt.

Abbildung 5.1.22: Facettenband aus dem Übergangsbereich von Konus zu Zylinder des

Kristalls aus Züchtungsexperiment InPFe15, Detailaufnahme aus Abb. 5.1.19.

5.1.4 Diskussion

Bis auf wenige Ausnahmen wurde die Zwillingsbildung stets in Zusammenhang mit

Randfacetten beobachtet. Daher sollen im Folgenden die Einflussmöglichkeiten auf die

Facettenmorphologie, die durch das Design des Züchtungsaufbaus und der thermischen

Prozessführung beeinflussbar sind, verglichen werden. Dabei konnten die folgenden

Tendenzen, die auch schon in der Literatur [z.B. Chen90] beschrieben sind, festgestellt

werden.

Einfluss des Temperaturgradienten auf das Facettenwachstum und die Bildung von

Zwillingen

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104

Zwar bietet das einfache geometrische Modell der Brice­Voronkov Theorie [Che73,

Vor72, Bri70] die Möglichkeit die Facettenlänge in Abhängigkeit von dem

Temperaturgradienten, der Unterkühlung sowie dem Krümmungsradius der

Schmelzisotherme zu berechnen, doch ist es im allgemeinen sehr schwierig exakte

experimentell ermittelte Werte für den Krümmungsradius R und die

Temperaturgradienten im Festkörper gs und in der Schmelze gm anzugeben. Diese sind

meist nur aus globalen numerischen Modellen zugänglich und können daher lokale

Effekte, die in den Bereichen auftreten in denen die Facettenbildung eine wichtige Rolle

als Wachstumsmechanismus spielt, nicht berücksichtigen [Liu99].

Daher können die schon früher beschriebenen Beobachtungen [Che73, Amo98a] über

den Zusammenhang zwischen beobachteter Facettenlänge und dem axialen

Temperaturgradienten

gRT /8 0∆=λ (Gl. 5.1.6)

Mit: = Facettenlänge, ∆T0 = Unterkühlung, R = Krümmung der Schmelzisotherme,

g = Temperaturgradient an der Phasengrenze fest­flüssig.

für den hier verwendeten Züchtungsaufbau nur qualitativ bestätigt werden. Diese wurden

auch durch numerische Modellierung [Liu99] für oxidische Materialien nachgewiesen bei

der auch Facettenbildung berücksichtigt wurde.

Einfluss der Dotierung auf das Facettenwachstum und die Bildung von Zwillingen

Der Einfluss von Dotierung auf die Länge der Facetten wurde in der Literatur schon

häufig qualitativ beschrieben. Jedoch wurde bisher kein detaillierter Vergleich der

Auswirkungen von verschiedenen Arten von Dotierstoffen auf das Facettenwachstum

veröffentlicht. Daher sollen im Folgenden die gefundenen Ergebnisse zusammengefasst

und mögliche Ursachen für die experimentellen Befunde diskutiert werden. Verglichen

werden Züchtungsexperimente mit nominell undotierter Ausgangsschmelze mit solchen

mit einer hohen Konzentration ([c] > 1018 cm­3) an Dotierstoffen (Fe oder S) in der

Ausgangsschmelze bei identischer thermischer Prozessführung vom Typ3a

(Abschnitt 2.1). Dabei ist festzuhalten, dass auf Grund des stark unterschiedlichen

effektiven Verteilungskoeffizienten keff sich in Züchtungsexperimenten mit einer hohen

Konzentration an Dotierstoffen in der Ausgangsschmelze die Konzentrationen im

Festkörper in dem betrachteten Bereichen deutlich unterscheiden. So berechnet sich die

Dotierstoffkonzentration im Festkörper für Züchtungsexperimente welche mit einer

hochdotierten Ausgangsschmelze an Fe durchgeführt wurden im Bereich des Konus

nach der Scheil´schen Gleichung (Gl. 4.1) zu c[Fe] ≈ 5⋅1015 cm­3. Auf Grund der

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105

Verwendung von dotierten S­dotierten Keimkristallen muss auch für

Züchtungsexperimente mit nominell undotierter Ausgangsschmelze in diesem Bereich

des Kristalls von einer Dotierstoffkonzentration von ca. c[S] ≈ 5⋅1015 cm­3 ausgegangen

werden, wie in Abschnitt 4.3 gezeigt. Für S­dotierte Kristalle hingegen beträgt die

Dotierstoffkonzentration in diesem Bereich des Kristalls ca. c[S] ≈ 1⋅1018 cm­3.

Ausgewertet wurde bei diesen Experimenten die maximale Facettenlängen im

Keimkanal, im Übergang von Keimkanal zu Konus und im Konus, wie in Abb. 5.1.23 a

schematisch angedeutet. In den in dieser Arbeit untersuchten Proben weisen nominell

undotierte Kristalle in allen Bereichen des Tiegels geringere Facettenlängen auf als

Kristalle, die aus hoch dotierten Ausgangschmelzen gezüchtet wurden, wie aus

Abb. 5.1.23 b und Abb. 5.1.24 zu entnehmen.

a) b)

Abbildung 5.1.23: a) Schematische Darstellung zur Auswertung der maximalen

Facettenlänge am Beispiel eines Längsschnittes des S­dotierten Kristalls aus dem

Züchtungsexperiment InPFe 22; b) maximale gefundene Facettenlänge bei identischer

thermischer Prozessführung in Abhängigkeit von der Dotierung.

Abb. 5.1.23 b zeigt einen Vergleich der maximalen gefundenen Facettenlängen bei

identischer thermischer Prozessführung für Tiegel mit einem Öffnungswinkel von 160° in

Abhängigkeit von der Dotierung.

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106

Um eine übersichtliche Darstellung zu erhalten, wurden in Abb. 5.1.24 Mittelwerte aus

den Einzelwerten von Abb. 5.1.23 b für die in der Graphik angegebenen

Züchtungsexperimente gebildet.

Neben der maximalen Facettenlänge in den einzelnen Bereichen des Tiegels, ist in

Abb. 5.1.23 b und Abb. 5.1.24 auch die jeweilige Facettenlänge angegeben, bei der das

Einsetzen der Zwillingsbildung beobachtet wurde. Grundlage der folgenden Diskussion

der experimentellen Befunde sind die Daten aus Abb. 5.1.24.

Im Bereich des Keimkanals konnten keine signifikanten Unterschiede in der

beobachteten Facettenlänge bei Züchtungsexperimenten mit Dotierung ([c] > 1018 cm­3)

festgestellt werden. Hingegen weisen Kristalle aus Züchtungsexperimenten ohne

Dotierung im Mittelwert eine um ca. 30 % verringerte Facettenlänge auf.

Abbildung 5.1.24: Maximale Facettenlänge (Mittelwert aus mindestens zwei

Einzelwerten die in Abb. 5.1.23 gezeigt sind, Nummerierung der Züchtungsexperimente

in Klammern angegeben, Standardabweichung als Fehlerbalken) in Abhängigkeit des

Dotierstoffes bei identischer thermischer Prozessführung (Typ3a) für Tiegel mit einem

Öffnungswinkel von 160°.

In den Ergebnissen von Züchtungsexperimenten mit Dotierung variiert die Facettenlänge

in Abhängigkeit von der Art des Dotierstoffes besonders im kritischen Bereich des

Übergangs vom Keimkanal in den Konus. So sind die Facetten, die in S­dotierten

Kristallen beobachtet wurden, im Mittel um 80 % länger als in Fe­dotierten Kristallen.

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107

Nominell undotierte Kristalle weisen im Mittel dagegen um ca. 26 % kürzere Facetten auf

als Fe­dotierte Kristalle.

Wie schon weiter oben beschrieben, konnte Zwillingsbildung nur in

Züchtungsexperimenten mit hochdotierten Ausgangsschmelzen beobachtet werden.

Dabei war eine erhöhte Wahrscheinlichkeit zur Bildung von Zwillingen in S­dotierten

Kristallen zu beobachten, wobei die Zwillingsbildung bei einer größeren Facettenlänge

einsetzte, wie aus Abb. 5.1.24 zu entnehmen.

Im eigentlichen Konusbereich konnte in Züchtungsexperimenten mit S­dotierter

Ausgangsschmelze keine Facettenbildung beobachtet werden. Hingegen traten sowohl in

nominell undotierten Kristallen als auch in Fe­dotierten Kristallen sowohl 111P als auch

111In Facetten auf, wie in den vorhergehenden Abschnitten beschrieben.

Diese Beobachtungen geben einen deutlichen Hinweis darauf, dass die Natur und

Konzentration des Dotierstoffes einen signifikanten Einfluss auf die Facettenbildung hat.

Da nur für dotierte Kristalle Zwillingsbildung beobachtet wurde, kann gefolgert werden,

dass die Bildung von Zwillingen in hochdotierten Ausgangsschmelzen begünstigt ist.

Im Folgenden sollen mögliche Einflussgrößen, unter der Voraussetzung identischer

thermischer Randbedingungen, diskutiert werden. Da bei identischer thermischer

Prozessführung sich auch die Strömungsverhältnisse an der Phasengrenze nicht

signifikant unterscheiden sollten, sind signifikante Einflüsse auf die Bildung von Facetten

durch unterschiedliche konvektive Verhältnisse in der Schmelze auszuschließen.

Eine mögliche Erklärung für die Beobachtungen bieten Überlegungen zum Einfluss von

Fremdatomen auf die Wachstumskinetik gerader Stufen [Che73, Vor74]. Da für die

Parameter in den weiter unten diskutierten Gleichungen keine gesicherten Daten für die

untersuchte VGF­Konfiguration vorliegen, können nur theoretische Überlegungen zu den

zu Grunde liegenden Mechanismen durchgeführt werden.

Voronkov [Vor74] weist daraufhin, dass Fremdatome neben einer Veränderung der

Kristallisationstemperatur im thermodynamischen Gleichgewicht auch einen

entscheidenden Einfluss auf die kinetischen Prozesse an der Wachstumsfront haben. Da

der Einbau von Fremdatomen, die an der Phasengrenze adsorbiert sind, in das

Kristallgitter einen erhöhten Energieaufwand erfordert, wird dadurch die laterale

Wachstumsgeschwindigkeit der Stufen verringert. Neben dem Verhältnis der

Konzentrationen der Fremdatome in Kristall cs und an der Grenzfläche cGF stellt auch die

Verweilzeit der Fremdatome (Affinität) an der Phasengrenze einen entscheidenden

Parameter dar. Hingegen wird der Einfluss der Konzentration des Dotierstoffes in der

Schmelze als vernachlässigbar betrachtet. Am Beispiel von Si wurde gezeigt [Vor74],

dass, bei geringer Unterkühlung und einer hohen Affinität der Fremdatome, es zu einer

Verhinderung des Stufenwachstums kommt und sich der Stufenbereich zwischen den

Fremdatomen auf Grund der zunehmenden Grenzflächenenergie krümmt. Weiteres

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108

Wachstum kann dann nur durch eine verstärkte Triebkraft (H∆T)/(kT2) d.h. eine Erhöhung

der Unterkühlung ∆T (bei H = konst. nach Gl. 5.1.6 gleichbedeutend mit einer Zunahme

der Facettenlänge) erreicht werden. Der Übergang von verlangsamtem zu raschem

Wachstum (Einbau der Verunreinigungen) erfolgt nach Voronkov [Vor74] wenn gilt:

)1(ln 12

−+−≈∆

χχGFckT

TH (Gl. 5.1.7)

Mit: H = latente Wärme, k = Boltzmann Konstante, ∆T = Unterkühlung,

cGF = Konzentration des Dotierstoffes an der Grenzfläche fest­flüssig, χ = „reziproker

Verteilungskoeffizient“ = cGF/cS.

In der Arbeit von Voronkov sind die Werte für den reziproken Verteilungskoeffizienten von

Al bzw. P bei der Züchtung von Si mit 10 und 3 angegeben. Da der Unterschied in

Verteilungskoeffizienten von Al und P in Si (0,002 und 0,35) in der selben

Größenordnung liegt wie für Fe bzw. S in InP lassen sich für deren reziproken

Verteilungskoeffizienten in grober Näherung ähnliche Werte erwarten.

Schätzt man unter diesen Voraussetzungen (mit konstanten Werten für H und T) mit Hilfe

von Gl. 5.1.7 qualitativ die resultierende Unterkühlung ∆T ab, ergibt sich ∆T(Fe) > ∆T(S).

Da das Wachstum einer ebenen Stufe an dem Punkt der größten Unterkühlung einsetzt,

die in dem hier betrachteten Fall abhängig von der Länge der Facetten ist, ergibt sich für

die Facettenlänge λ nach Gl. 5.1.6: λ(Fe) > λ(S). Dies widerspricht jedoch den im

Rahmen dieser Arbeit gefundenen Beobachtungen. Daher scheint es nicht möglich das

von Voronkov [Vor74] entwickelte Modell, welches den Einfluss von Dotierstoffen auf die

Kinetik beim Wachstum atomar glatter Stufen beschreibt, direkt auf den hier vorliegenden

Sachverhalt zu übertragen. Somit ist eine Hemmung der Wachstumskinetik gerader

Stufen durch die Adsorption von Dotierstoffen an der Phasengrenze nicht für die

beobachteten Unterschiede in den Facettenlängen für unterschiedliche Dotierstoffe

verantwortlich.

Neben Auswirkungen auf die Wachstumskinetik sind, auch im Hinblich auf die

Problematik der Zwillingsbildung, Einflüsse auf die Keimbildung von großem Interesse. In

einem ersten Schritt soll versucht werden die Art des Dotierstoffes mit der beobachteten

Länge der Facetten in Beziehung zu setzen. Im zweiten Schritt soll dann auf die

Auswirkungen auf die Neigung zur Zwillingsbildung näher eingegangen werden.

Da nach [Wil88] die Bildung von Flächenkeimen analog der homogenen Keimbildung

behandelt werden kann, soll im Folgenden zunächst die explizite Form der allgemeinen

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109

Gleichung [Che73] für die Keimbildungsrate J bei homogener Keimbildung nach

Hinweisen auf mögliche Einflussgrößen untersucht werden.

Ω−−Ω= 2

32

316exp)/exp()/(2

µ

σπσ

kTkTGhkTNJ ai (Gl. 5.1.9)

Mit: = spezifisches Volumen pro Partikel im Kristall, Ni = Anzahl dieser Partikel in der

Schmelze, k = Boltzmann Konstante, h = Planck Konstante, = spezifische freie

Oberflächenenergie der Grenzfläche fest­flüssig, ∆Ga = Aktivierungsenergie zur

Anlagerung eines Elementarpartikels an einen Keim, ∆µ = Unterschied der chemischen

Potentiale zwischen der Schmelze und Kristall

Da in dem hier betrachteten Konzentrationsbereichen für die verschiedenen Dotierstoffe

keine signifikanten Unterschiede in dem Betrag des spezifischen Volumens und dem

Unterschied der chemischen Potentiale ∆µ erwartet werden, stellen die

Aktivierungsenergie zur Anlagerung eines Elementarpartikels ∆Ga und die spezifische

freie Oberflächenenergie der wachsenden Stufe mögliche Ansatzpunkt dar.

Wenn die Aktivierungsenergie zur Anlagerung eines Elementarpartikels an einen Keim

durch die Art des Dotierstoffes beeinflussbar ist, so erscheint es angebracht eine

ähnliche Argumentation zu verwenden, wie sie bereits bei der Diskussion zum Einfluss

der Dotierstoffe auf die Wachstumskinetik aufgezeigt wurde. So ist anzunehmen, dass

eine hohe Konzentration von Dotierstoffen an der Oberfläche der gebildeten Keime eine

Anlagerung weiterer Elementarpartikel an den Keim erschwert. Wie weiter oben bereits

diskutiert sollte cGF positiv mit dem Verteilungskoeffizienten k korrelierbar sein. Ist dies

der Fall sollte mit steigender Konzentration von Dotierstoffen an der Oberfläche der

gebildeten Keime auch die Aktivierungsenergie zur Anlagerung weiterer

Elementarpartikel zunehmen. Als Konsequenz daraus müsste die Aktivierungsenergie für

die Anlagerung weiterer Elementarpartikel in S­dotierten Systemen positivere Werte als in

Fe­dotierten Systemen und somit einen geringeren Wert für die Keimbildungsrate

aufweisen. Um dennoch gleiche Wachstumsgeschwindigkeiten zu beobachten, muss

also eine höhere Übersättigung erreicht werden. Da im Fall der Züchtung aus der

Schmelze die Übersättigung proportional zur Unterkühlung ∆T ist, sollten in S­dotierten

Systemen größere Unterkühlungen und damit wie oben bereits ausgeführt längere

Facettenflächen zu beobachten sein. Nach Gl 5.1.6 erfordert eine Verdoppelung der

Facettenlänge eine Erhöhung der Unterkühlung um den Faktor vier. Um unter diesen

Bedingungen eine konstante Wachstumsgeschwindigkeit zu erhalten ist eine starke

Änderung der Parameterwerte im prä­expotentiellen Term notwendig [Bra06]. Daher

erscheint es fraglich ob dieser Effekt eine so ausgeprägte Änderung der

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110

Keimbildungsrate hervorrufen kann wie sie für die beobachteten Unterschiede in der

Länge der Facetten notwendig ist.

Um den Einfluss der Grenzflächenenergie auf die Facettenlänge im Fall der heterogenen

Keimbildung, wie sie auch bei Schäfer [Sch94] angegeben wird, zu diskutieren kann

Gl. 5.1.9 analog Gl. 5.1.3 zusammengefasst werden:

∆∆⋅

−⋅⋅=

TSh

kTBAJ St

21expσπ

(Gl. 5.1.10)

Mit: A = Fläche auf der Keime gebildet werden können, B = Prä­Expotentialterm (siehe

Gl. 5.1.9), h = Höhe einer neugebildeten Wachstumsstufe, St = Grenzflächenenergie der

Wachstumsstufe, ∆S = Änderung der Entropie, ∆T = Unterkühlung.

Unter der Annahme, dass der oben beschriebene Effekt der Aktivierungsenergie auf die

Keimbildungsrate vernachlässigbar ist, soll nun der Einfluss der Dotierung auf die

Grenzflächenenergie diskutiert werden. Quantitative Aussagen über den Einfluss der

Grenzflächenenergien sind nur in Ausnahmefällen möglich, da die Unterkühlung sowohl

im Nenner des Expotentialterms als auch in dem prä­expotentiellen Term auftritt. Die

Grenzflächenenergie hingegen steht zum Quadrat im Zähler des Expotentialterms. Die

Annahme 2/∆T = const. ist nur gültig wenn sehr große Faktoren im Expotentialterm

hinzu multipliziert werden [Bra06]. Unter der Annahme, dass außer der

Grenzflächenenergie und der Unterkühlung in Gl. 5.1.10 alle Parameter konstant bleiben,

beobachtet man bei konstanter Wachstumsrate in Systemen mit größerer

Grenzflächenenergie eine stärkere Unterkühlung. Nach Gl. 5.1.6 führt eine stärkere

Unterkühlung auch zu einer Erhöhung der Facettenlängen.

Ein Vergleich der Facettenlängen aus Züchtungsexperimenten mit hochdotierten

Schmelzen zeigt einen Zusammenhang zwischen den beobachteten Facettenlängen und

dem Verteilungskoeffizienten k. So finden sich, bei gleicher Dotierung der

Ausgangsschmelze, bei S­dotierten Kristallen (keff(S) = 0,23) signifikant größere

Facettenlängen als bei Fe­dotierten Kristallen (keff(Fe) = 0,001). Daraus ergeben sich, wie

weiter oben diskutiert, auch deutlich unterschiedliche Konzentrationen der Dotierstoffe an

der Grenzfläche Kristall­Schmelze. Berechnet man die im Kristall auftretenden

Dotierstoffkonzentrationen für Fe­dotierte und nominell undotierte Kristalle nach der

Scheil´schen Gleichung (Gl. 4.1), stellt man in beiden Fällen eine annährend identische

Dotierstoffkonzentration von ca. 5⋅1015 cm­3 fest. Betrachtet man weiterhin die Ähnlichkeit

in der Länge und Morphologie der Facetten so scheinen die Mechanismen zur

Facettenbildung maßgeblich durch die Konzentration der Dotierstoffe an der Grenzfläche

Kristall­Schmelze beeinflusst zu werden. Zwar erscheint ein Zusammenspiel aller

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111

diskutierten Effekte für den Einfluss der Dotierstoffe auf die Facettenmorphologie

wahrscheinlich, doch dürfte die Veränderung der Grenzflächenenergie durch die

Gegenwart von Dotierstoffen dazu den wichtigsten Beitrag liefern.

Wie in Abschnitt 5.1.1 bereits ausgeführt, sollten 111P­Facetten laut Theorie bei der

Verwendung von Tiegeln mit einem Öffnungswinkel von 160° nicht mehr bis an die

Dreiphasengrenze Kristall­Schmelze­B2O3 reichen. Zwar kann das Auftreten von „Mikro­“

111In­Facetten mit extrem kleinen Facettenlängen im Bereich des Konus nicht völlig

ausgeschlossen werden, doch konnten in einigen Fällen auch gut ausgebildete 111In

Facetten beobachtet werden (siehe Abb. 5.1.16). Ob das Auftreten von 111P­

Randfacetten in Züchtungsexperimenten mit Fe­dotierten Ausgangsschmelzen unter

Verwendung von Tiegeln mit einem Öffnungswinkel von 160° durch den Einfluss des

Dotierstoffes (siehe Abb. 5.1.15 und Abb. 5.1.21) durch die oben erwähnten

Einflussgrößen hervorgerufen wird, kann anhand der vorliegenden Daten nicht eindeutig

entschieden werden. Allerdings ist auch hier in denjenigen Züchtungsexperimenten in

welchen bei identischer thermischer Prozessführung das Auftreten von 111In Facetten

beobachtet wurde, nach der Scheil´schen Gleichung (Gl. 4.1) eine annährend identische

Dotierstoffkonzentration von ca. 5⋅1015 cm­3 im Festkörper zu beobachten. Hingegen

konnten bei identischer Tiegelgeometrie in Züchtungsexperimenten mit S­dotierter

Ausgangschmelze und einer hohen Konzentration von Dotierstoff im Festkörper

(c[S] ≈ 1⋅1018 cm­3) keine Facettenbildung im Bereich des Konus nachgewiesen werden

was gut mit den Vorhersagen der Theorie [Hur95] übereinstimmt. Somit scheint auch in

diesem Fall die Konzentration der Dotierstoffe an der Grenzfläche Kristall­Schmelze den

entscheidenden Faktor für die Ausbildung der Facetten darzustellen.

Einen Hinweis auf die Bedeutung der Grenzflächenenergie bei der Bildung von

Flächenkeimen in Zwillingsorientierung gibt Schäfer [Sch94] in einer Sensitivitätsanalyse

die er auf Basis der von Hurle [Hur95] verwendeten Daten durchführte. Dabei wurde der

Einfluss verschiedener Größen auf die für die Zwillingsbildung an der Dreiphasengrenze

erforderliche kritische Unterkühlung (Gl. 5.1.8) untersucht.

FHhT

T mZwc ⋅

∆⋅⋅

=∆γ

(Gl. 5.1.11)

Mit ∆Tc = kritische Unterkühlung, h = Stufenhöhe, ∆H = latente Wärme,

Tm = Schmelztemperatur, γZw = Grenzflächenenergie einer Zwillingsgrenze,

F = Proportionalitätsfaktor, abhängig von der Geometrie an der Dreiphasengrenze und

den Grenzflächenenergien.

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112

Dabei zeigte sich eine empfindliche Abhängigkeit der kritischen Unterkühlung ∆Tc von der

Grenzflächenenergie σSB (Schmelze – B2O3) und der Grenzflächenenergie σ0KB (singuläre

111 – Fläche – B2O3) (siehe Gl. 5.1.4).

Vergleicht man Gl. 5.1.3 mit Gl. 5.1.10 zur Bildungsrate von Keimen auf einer singulären

Fläche (Facette), findet man den Betrag der Oberflächenenergie als einzigen Unterschied

zwischen Zwillingskeimen und normal orientierten Keimen. Dieser ist begründet in der

Fehlorientierung des Zwillingskeims. Somit kann aus den je nach Dotierung

unterschiedlichen Facettenlängen und der unterschiedlich ausgeprägten Neigung zur

Zwillingsbildung bei identischer thermischer Prozessführung, auf eine Veränderung der

Grenzflächenenergien geschlossen werden.

Die zur Bildung eines Zwillingskeims notwendige Unterkühlung ∆T für hochdotierte InP­

Schmelzen lässt sich, unter Vernachlässigung der Krümmung der Isothermen in der

Nähe der Tiegelwand, aus den beobachteten Facettenlängen und dem axialen

Temperaturgradient in der numerischen Simulation für die thermische Prozessführung

des Typ3a abschätzen:

∆T(InP:Fe) > 1,3 K, ∆T(InP:S) > 1,5 K

Mangels ausreichender Datenpunkte erscheint eine analoge Auswertung für andere

thermische Prozessführungen nicht sinnvoll. Nach dieser Betrachtung sollte die Neigung

zur Zwillingsbildung in InP:Fe stärker ausgeprägt sein. Daher ist festzuhalten, dass die

unterschiedlichen Facettenlängen nicht alleine für die unterschiedlich ausgeprägte

Neigung zur Zwillingsbildung verantwortlich sein können. So ist aus der Literatur bekannt,

dass sich die Stapelfehlenergie bei einer Dotierung mit S von 18 mJ/m2 [Got78]

(undotiert) auf 10 mJ/m2 [Azz89] (c°[S] = 5⋅1018 cm­3) verringert. Die in dieser Arbeit

festgestellte Neigung zur Zwillingsbildung:

InP:S > InP:Fe >> InP

könnte als Hinweis für eine Stapelfehlenergie von InP:Fe zwischen der des undotierten

und des InP:S interpretiert werden. Dies drückt sich auch in den unterschiedlichen

Konzentrationen des Dotierstoffes an der Grenzfläche Kristall­Schmelze, wie weiter oben

bereits ausgeführt, aus. Vergleicht man jedoch die annährend gleich große

Dotierstoffkonzentrationen im kristallinen Feststoff von InP und InP:Fe, die nach den

Überlegungen zu der Wachstumskinetik positiv mit der Konzentrationen des Dotierstoffes

an der Grenzfläche Kristall­Schmelze korreliert sind, so scheint es unwahrscheinlich dass

ausschließlich die Stapelfehlenergie für die starke Neigung zur Zwillingsbildung von

InP:Fe verantwortlich sein soll. Ob ein signifikanter Einfluss der Dotierstoffkonzentration

auf die Grenzflächenenergie σ0KB (singuläre 111 – Fläche – B2O3) vorliegt, erscheint

nach diesen Überlegungen ebenfalls zweifelhaft.

Da für InP:S und InP:Fe in der Schmelze annährend gleiche Dotierstoffkonzentrationen

vorliegen, liegt die Vermutung nahe, dass, wie in der Sensitivitätsanalyse von Schäfer

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113

[Sch94] gezeigt, auch der Grenzflächenenergie σSB (Schmelze – B2O3) eine wichtige

Bedeutung zukommt. Weiterhin ist auch ein Einfluss der Dotierstoffkonzentration in der

Schmelze auf den Benetzungswinkel und somit auf das Gleichgewicht der

Grenzflächenenergien an der Dreiphasengrenze (Gl. 5.1.4) denkbar. Doch liegen, auf

Grund des hohen experimentellen Aufwands, in der Literatur keine experimentellen

Daten für die Abhängigkeit der Grenzflächenenergien sowie des Benetzungswinkels von

der Art und Konzentration de Dotierstoffes unter Züchtungsbedingungen vor.

Welchen Einfluss die Art des Dotierstoffes auf die Neigung zur Zwillingsbildung hat kann

aus den vorliegenden Daten nicht geklärt werden. Auffällig jedoch ist die Tatsache, dass

das System in dem der Dotierstoff auf P­Positionen in das Kristallgitter eingebaut wird im

Vergleich zu einem Einbau des Dotierstoffes auf In­Positionen eine erhöhte Neigung zur

Zwillingsbildung beobachtet wird. Da von Dudley [Dud98] gezeigt werden konnte welch

große Bedeutung die Polarität der Facettenflächen auf die Zwillingsbildung hat, kann ein

Zusammenhang zwischen der Art des Dotierstoffes und der Neigung zur Zwillingsbildung

nicht ausgeschlossen werden.

Auf Grund der obigen Überlegungen scheint die Konzentration des Dotierstoffes an der

Grenzfläche Kristall­Schmelze einen starken Einfluss auf die Bildung von Facetten und

das Auftreten von Zwillingen zu haben. Damit ist die Tendenz zur Zwillingsbildung bei

identischer thermischer Prozessführung in gegebenen Systemen (n­leitendes InP mit S­

Dotierung oder semiisolierendes InP mit Fe­Dotierung) bereits durch die Konzentration

und die Art des Dotierstoffen vorgegeben.. Eine begrenzte Einflussmöglichkeit auf die

Neigung zur Zwillingsbildung bietet die Wahl der Tiegelgeometrie. Zwar konnte gezeigt

werden, dass im Bereich des Konus die Bildung von 111P­Facetten durch die

Verwendung eines Tiegels mit einem Öffnungswinkel von 160° unterdrückt werden kann,

doch zeigt sich auch, dass besonders der Übergangsbereich von Keimkanal zu Konus, in

dem sich der Öffnungswinkel kontinuierlich ändert, den für die Zwillingsbildung

kritischsten Bereich darstellt. Damit kommt der Forderung nach thermischer Stabilität der

Züchtungsanlage [Sah04, Zem96] eine überragende Bedeutung bei der Vermeidung von

Zwillingsbildung zu.

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114

5.2 Versetzungsbildung und polykristallines Wachstum in InP Kristallen

In diesem Kapitel sollen einige Grundlagen zur Bildung von Versetzungen und zu den

Versetzungen in der Zinkblendestruktur im Speziellen vorgestellt werden. Die

auftretenden Versetzungstypen und ihre Nachweisverfahren werden kurz beschrieben.

Außerdem wird der Einfluss der Prozessparameter auf das Auftreten von Fehlwachstum

und die laterale sowie axiale Versetzungsverteilung aufgezeigt. Nach einer kurzen

Beschreibung der Möglichkeiten der numerischen Modellierung zur

Versetzungsverteilung werden die experimentellen Ergebnisse diskutiert.

5.2.1 Grundlagen der Versetzungstheorie

Im Gegensatz zu der Zwillingsbildung, die wie Korngrenzen als flächenhafte Defekte

bezeichnet werden, sind Versetzungen linienhafte Defekte der Kristallstruktur. Die

Auswirkungen auf die Kristallstruktur vom Zinkblendetyp lässt sich am anschaulichsten

durch eine Zeichnung wie in Abb. 5.2.1 verdeutlichen.

Abbildung 5.2.1: a) 60°­Versetzung in der Kristallstruktur vom Zinkblendetyp, b) Gleiten

der Versetzung durch umklappen von Bindungen. Aus [Boh95].

In einem Gedankenexperiment werden die „Bindungen“ der Kristallstruktur entlang der

gestrichelten Linie in Abb. 5.2.1 a) getrennt und ein Teil der Struktur oberhalb dieser Linie

um einen Vektor b = ½<110> verschoben. Dieser Verschiebungsvektor, der immer den

kürzest möglichen Vektor des Kristallgitters darstellt, wird Burgersvektor genannt. Die

Linie, an der dadurch ungesättigte Bindungen auftreten, wird als Versetzungslinie mit

dem Linienvektor l bezeichnet. Eine Klassifizierung der Versetzungstypen erfolgt über

den Winkel zwischen dem Linienvektor l und dem Burgersvektor b. Beträgt dieser Winkel

90°, so spricht man von einer reinen Stufenversetzung. Verlaufen Burgersvektor und

Linienvektor parallel, so wird dieser Versetzungstyp als Schraubenversetzung

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115

bezeichnet. In dem hier gezeigten Beispiel bildet der Burgersvektor b mit dem

Linienvektor l einen Winkel von 60°, man spricht von einer sogenannten 60°­Versetzung,

die den häufigsten Versetzungstyp in III­V Halbleitern darstellt.

Versetzungen können sich auch über makroskopische Distanzen im Kristall bewegen.

Dabei unterscheidet man zwei Bewegungsmechanismen, das Gleiten und das Klettern.

Durch ein „Umklappen“ von Bindungen, wie es in Abb. 5.2.1 b dargestellt ist, kann sich

die Versetzung bewegen, ohne dass eine Umlagerung von Atomen oder ein

Materialaustausch stattfindet. Man spricht hier von einer „konservativen“ Bewegung.

Beschrieben wird dieser Vorgang durch die Ebene in der sich die Versetzungslinie

bewegt und dem Richtungsvektor der Bewegung, der einem Burgersvektor entspricht.

Zusammen wird dies als Gleitsystem bezeichnet. Im Beispiel in Abb. 5.1 b ist 111 die

Gleitebene und ½ < 011 > der Burgersvektor. Das Gleitsystem wird dann mit

111 ½ < 011 > als Symbol beschrieben. Entgegen dieser Modellvorstellung wird in

realen Systemen eine Rekonstruktion des Kristallgitters sowie ein Aufspalten der

Versetzungen in Partialversetzungen beobachtet [Boh95].

Neben der Form des Gleitens können sich Versetzungen auch aus der Gleitebene hinaus

bewegen. Diese Art der (nichtkonservativen) Bewegung, die man Klettern nennt, erfordert

die Umlagerung von Materie [Boh95].

Durch die Verformung des Kristallgitters baut sich in der Umgebung einer Versetzung ein

Spannungsfeld auf. Dabei nimmt die Verspannung des Kristallgitters mit 1/r ab

(r = Entfernung von der Versetzung). Der Anteil an elastischer Verformungsenergie E, der

in diesem Spannungsfeld enthalten ist, berechnet [Boh95] sich wie folgt:

E/l = αG⋅b2 (Gl. 5.2.1)

Mit E als elastische Energie pro Linienlänge l, G Schubmodul, b dem Burgersvektor der

Versetzung und α einem Proportionalitätsfaktor, abhängig von Versetzungstyp,

Materialsystem und vorherrschender Versetzungsdichte, typischerweise mit Werten 0,5 ­

1,5.

Auf Grund der quadratischen Abhängigkeit von der Länge des Burgersvektors werden

stets Versetzungen mit möglichst kurzem Burgersvektor gebildet um den Energiegehalt

zu minimieren. Im Strukturtyp der Zinkblende ist aus den geometrischen Gegebenheiten

des Kristallgitters der Vektor ½ <110> der kürzeste Gittervektor. Im Gegensatz zu

Punkdefekten liegen aufgrund der hohen Energien Versetzungen nicht im

thermodynamischen Gleichgewichtszustand eines Kristalls [Hur04] und müssen somit

durch Nicht­Gleichgewichtsprozesse entstehen.

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116

Für Kristalle, die aus der Schmelze gezüchtet werden kommen die folgenden Prozesse

für die Entstehung von Versetzungen in Betracht:

• Entstehung der Versetzungen durch plastische Deformation des Kristalls,

verursacht durch thermische Spannungen.

• Versetzungen wachsen vom Keim in den Kristall ein.

• Kondensation von Punktdefekten

Allerdings spielen die beiden letztgenannten Mechanismen nur in versetzungsarmen

Kristallen der III­V Verbindungshalbleiter eine Rolle.

Jordan [Jor89] entwickelte ein einfaches theoretisches Modell um die Entstehung von

Versetzungen mit den auftretenden thermischen Spannungen zu verknüpfen. Darin

postuliert er einen kritischen Spannungswert, den CRSS „Critical Resolved Shear

Stress“. Übersteigen die auftretenden thermischen Spannungen diesen

materialspezifischen Wert, so ist die entstehende Versetzungsdichte proportional zu

dieser Differenz. Sind die auftretenden Spannungen kleiner, reagiert der Kristall mit

elastischer Verformung und die Versetzungsdichte bleibt konstant. Obwohl in diesem

Modell einige unrealistische Annahmen [Bir03, Völ88] eingehen, lässt sich in der Praxis

häufig eine qualitative Übereinstimmung zwischen dem Modell und Experiment

beobachten [Böt99].

Ein realitätsnäheres Modell wurde von Völkel und Müller [Völ89, Völ94] vorgestellt.

Basierend auf dem Modell von Haasen und Alexander wird in diesem Modell die zeitliche

Entwicklung der Versetzungsdichte mit der plastischen Deformation verknüpft und in zwei

gekoppelten Differentialgleichungen beschrieben. Völkel konnte dieses Modell im

Rahmen seiner Dissertation [Völ88] durch den Vergleich zwischen berechneter und

experimentell gefundener Versetzungsdichte für die Züchtung von InP nach dem LEC­

Verfahren verifizieren.

5.2.2 Versetzungstypen in dem Strukturtyp der Zinkblende

Wie aus den Betrachtungen zum Energiegehalt von Versetzungen hervorgeht, haben

Versetzungen im Strukturtyp der Zinkblende mit Burgersvektoren von ½ <110> den

geringsten Energiegehalt, da diese den kürzest möglichen Gittervektor in diesem

Strukturtyp darstellen. Aus rein geometrischen Überlegungen [Boh95, Ho58] ergeben

sich eine Vielzahl von Versetzungstypen mit Burgersvektoren ½ <110> in dieser

Kristallstruktur, die sich nicht nur auf das Gleitsystem 111 ½ < 011 > beschränken. In

Tab. 5.2.1 sind alle in diesem System möglichen Versetzungen aufgelistet.

Nicht notwendigerweise existieren alle in Tab. 5.2.1 aufgeführten Versetzungstypen auch

in der Realität. Eine tabellarische Auflistung der bisher in Kristallen der III­V Halbleiter

beschriebenen und den im Rahmen dieser Arbeit identifizierten Versetzungstypen findet

sich in Tab. 5.2.2.

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117

Versetzungs­Typ

Linien­ vektorl

Winkelzwischen

l und bGleitebene

Schrauben­Versetzung <110> 0° ­60°­ Versetzung <110> 60° 111

Stufen­Versetzung <110> 90° 10030°­ Versetzung <211> 30° 111

Stufen­Versetzung <211> 90° 11173°­ Versetzung <211> 73°13´ 31154°­ Versetzung <211> 54°44´ 110

Stufen­Versetzung <100> 90° 11045°­ Versetzung <100> 45° 100

Tabelle 5.2.1: Geometrisch mögliche Versetzungen im Strukturtyp der Zinkblende nach

[Hor58].

Bei höheren Versetzungsdichten dominieren typischerweise 60°­Versetzungen, mit deren

Hilfe thermische Spannungen im Kristallgitter abgebaut werden. Für InP konnten bisher

außer 60°­Versetzungen in VGF­Material nur ein weiterer Versetzungstyp zweifelsfrei

identifiziert werden [Sah04]:

• Stufenversetzungen mit Linienvektor parallel zu <211>.

Zwar fanden sich auch Hinweise für das Auftreten von 45°­Versetzungen, doch konnte

ihre Existenz nicht eindeutig bewiesen werden.

Auch für GaAs wurden in früheren Arbeiten am Erlanger Kristallabor weitere

Versetzungstypen beschrieben:

• Stufenversetzungen mit Linienvektoren parallel zu <100> bzw. <211> [Bir04]

• 45°­ Versetzungen [Bir04]

In den Arbeiten wird darauf hingewiesen, dass diese Versetzungstypen erst bei niedrigen

Versetzungsdichten (EPD < 200 cm­2) auftreten und bei höheren Versetzungsdichten

60°­Versetzungen den dominierenden Versetzungstyp darstellen.

5.2.3 Experimentelle Befunde zur Versetzungsbildung in InP­Kristallen

Die Charakterisierung von Versetzungen wurde, wie in Abschnitt 3.3.1 beschrieben,

mittels Ätztechniken oder Beugungsverfahren durchgeführt.

Mit Hilfe der mit geringem experimentellem Aufwand durchführbaren Ätzverfahren erfolgt

die Bestimmung der mittleren Versetzungsdichte, doch ist eine Charakterisierung der

Versetzungstypen anhand der Form der Ätzgruben nur unter Vorbehalten möglich

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118

[Hir98]. Mit Hilfe der XRT können, wie in Abschnitt 5.2.3.5 ausgeführt, auch die einzelnen

Versetzungstypen eindeutig identifiziert werden.

In diesem Abschnitt soll der Einfluss der Prozessparameter auf die Verteilung und das

Auftreten der einzelnen Versetzungstypen, sowie auf die Entwicklung der mittleren

Versetzungsdichte aufgezeigt werden.

5.2.3.1 Verteilung der Versetzungen im Kristall

Laterale Verteilung der Versetzungen:

Die Kenntnis der lateralen Verteilung von Versetzungen auf den Substratwafern ist für

Hersteller von Epitaxieschichten von entscheidender Bedeutung, da gegebenenfalls

Bauelemente in Gebieten mit hoher Versetzungsdichte vermieden werden können.

Abb. 5.2.2 zeigt die laterale Verteilung der Versetzungen auf Scheiben aus dem

Kristallzüchtungsexperiment InPFe14. Die Züchtung erfolgte aus Fe­dotierter

Ausgangsschmelze in einem herkömmlichen Tiegel mit Konus nach der Prozessführung

Typ3a in Abschnitt 2.3.

In Abb. 5.2.2 a sind deutliche Zwillingslamellen zu erkennen. Dabei entspricht die rechte

Hälfte der Scheibe der ursprünglich vorgegebenen Wachstumsrichtung <100> mit einer

mittleren EPD ≈ 1700 cm­2.

a) b)

Abbildung 5.2.2: Laterale Verteilung der Versetzungsdichte auf Scheiben aus dem Fe­

dotierten Kristall InPFe14; a) Scheibe direkt oberhalb des Konus, b) Scheibe aus dem

keimfernen Bereich des Kristalls.

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119

Durch Untersuchungen der Symmetrie der Ätzgrübchen konnte gezeigt werden, dass

auch die Bereiche die nach der Entstehung der Zwillingslamelle gewachsen sind, nach

<100> orientiert sind und in diesem Bereich der Scheibe eine mittlere EPD < 1000 cm­2

auftritt. So weist die in Abb. 5.2.2 gezeigte Scheibe mit einer mittleren EPD ≈ 1000 cm­2

keine Bereiche mit der ursprünglichen Orientierung mehr auf.

Auf beiden Scheiben ist die häufig beschriebene charakteristische Anhäufung der

Versetzungen an den [100]­Polen, sowie generell in den Randbereichen zu erkennen.

In Abb. 5.2.3 ist für die Scheibe die direkt oberhalb des Konus entnommen wurde die

beobachtete EPD pro Messfeld für die kristallographische [110]­ und [100]­Richtung

aufgetragen. Dabei lässt sich für die [100]­Richtung über den gesamten Durchmesser im

Mittel ein um 20 % höherer Wert der EPD pro Messfeld feststellen.

Abbildung 5.2.3: Beobachtete EPD pro Meßfeld für die zwei kristallographischen

Richtungen <110> und <100> eines Wafers direkt über dem Konus des Kristalls InPFe14

mit einer mittleren EPD ≈ 3000 cm­2.

Besonders ausgeprägt konnte dieses Versetzungsmuster auf Scheiben mit einer

EPD > 2000 cm­2 beobachtet werden (siehe Abb. 4.3.2).

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120

Nach Ono [Ono88] wird das beobachtete Verteilungsmuster durch die Einwirkung

thermischer Spannungen während des Abkühlungsprozesses erzeugt. Wie weiterhin

gezeigt, werden dabei für dieses Verteilungsmuster bevorzugt 60°­Versetzungen in dem

Gleitsystem 111 ½ < 011 > gebildet. Dieses Modell das bereits in [Bir03, Sah04]

ausführlich diskutiert wurde, ermöglicht eine gute qualitative Beschreibung der lateralen

Versetzungsverteilung bei hohen Versetzungsdichten.

Zwar lassen sich an allen untersuchten Testscheiben versetzungsfreie Bereiche

erkennen, die in manchen Fällen netzartig von Versetzungen umgeben sind, doch ist die

ausgeprägte zellulare Struktur, die für GaAs häufig beschrieben wird [Nau01], in InP nicht

zu beobachten [Rud04, Rud05].

Die Auswirkungen auf die Verteilung der Versetzungen, die sich durch Art und Menge

von Dotierstoff, Veränderung der Tiegelgeometrie und der Prozessführung ergeben,

betreffen den Wert der mittleren EPD sowie deren axialen Verlauf und sollen in den

nächsten Abschnitten aufgezeigt werden.

Axiale Verteilung der Versetzungen

In Abb. 5.2.4 ist der axiale Verlauf der mittleren EPD einiger Scheiben von Fe­dotierten

InP­Kristallen über dem erstarrten Anteil an Schmelzvolumen aufgetragen. Diese

ungewöhnliche Art der Auftragung wurde gewählt um der unterschiedlichen Position des

zylindrischen Bereich des Tiegels in der Züchtungsanlage für die unterschiedlichen

Tiegelformen Rechnung zu tragen (siehe Abb. 2.3.3 und Abb. 2.3.4). Auf Grund der

unterschiedlichen Einwaagen an polykristallinem InP als Ausgangsmaterial (siehe

Anhang A2) in den beiden Züchtungsexperimenten wurde der Anteil des erstarrten

Volumens auf ein Ausgangsvolumen des Prozesstyp 1 normiert um eine Vergleichbarkeit

der Ergebnisse zu gewährleisten.

Wie aus Abb. 5.2.4 zu entnehmen, bewegt sich die mittlere EPD für die in Abschnitt 2.3

beschriebene Prozessführung Typ3a in einem herkömmlichen Tiegel mit einem

Öffnungswinkel von 160° in dem Bereich von ca. 1000 cm­2. Dieser Wert scheint

unabhängig von der Position der entnommenen Testscheibe. Dabei ist festzustellen,

dass sich nach der schon beschriebenen Zwillingsbildung in dem Züchtungsexperiment

InPFe14 die mittlere EPD zunächst geringfügig verringert.

Im Falle einer Prozessführung für einen Tiegel mit flachem Boden (InPFe10) sinkt die

mittlere EPD direkt nach der Ankeimposition auf einen Wert im Bereich von 10 000 cm­2.

Von einer Auswertung weiterer Scheiben bzgl. der mittleren EPD für diesen

Züchtungsprozess wurde abgesehen, da bereits in der Scheibe bei einem erstarrten

Anteil an Schmelzvolumen g = 0,3 polykristallines Wachstum zu beobachten war, wie in

Abschnitt 5.2.3.2 ausgeführt.

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121

Abbildung 5.2.4: Axialer Verlauf der mittleren EPD einzelner Scheiben über dem Anteil

des erstarrten Schmelzvolumen g für Fe­dotierte InP­Kristalle; Prozess unter Einsatz

eines Tiegels mit flachem Boden (InPFe10) bzw. eines herkömmlichen Tiegels mit einem

Öffnungswinkel von 160° (InPFe14).

Der deutliche Unterschied in der mittleren EPD zwischen einer Züchtung in einem Tiegel

mit flachem Boden (InPFe10) und einer Prozessführung in einem herkömmlichen Tiegel

mit einem Öffnungswinkel von 160°, der sich in dem Bereich einer Größenordnung

bewegt, kann zum einen auf die unterschiedliche Qualität der Keimkristalle, zum anderen

auf die von der Prozessführung abhängigen thermischen Spannungen an der

Phasengrenze (Abb. 2.3.3) zurückgeführt werden.

Wie schon in Abb. 4.3.1 b und Abb. 4.3.2 an der axialen Versetzungsverteilung in

Keimkristallen eigener Herstellung gezeigt, kann bei Verwendung geeigneter

„gitterhärtender“ Dotierstoffe auch bei Prozessführung von Typ1 eine deutliche Reduktion

der Versetzungsdichte erreicht werden. Auf den Einsatz gitterhärtender Dotierstoffe wird

in Abschnitt 5.2.3.4 noch eingegangen.

5.2.3.2 Versetzungsdichte und polykristallines Wachstum

Abb. 5.2.5 zeigt eine in dieser Arbeit bei der Verwendung von Tiegeln mit flachem Boden

mehrfach beobachtete Entwicklung der Versetzungsverteilung des Fe­dotierten Kristalls

InPFe10 bis zum ersten Auftreten von polykristallinen Bereichen (Pfeil in Abb. 5.2.5 d).

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122

So entwickeln sich im Verlauf des Züchtungsprozesses aus der hohen Versetzungsdichte

im Bereich der Ankeimposition (Abb. 5.2.5 a), auf die in Kap. 5.2.3.3 im Detail

eingegangen wird, zunächst Versetzungsbänder (Abb. 5.2.5 b) die bei weiterem

Fortschreiten des Kristallisationsprozesses zu Versetzungsbündeln agglomerieren

(Abb. 5.2.5 c). Gelangen diese Versetzungsbündel an die Grenzfläche Kristall­B2O3, so

wurde meist polykristallines Wachstum beobachtet (Abb. 5.2.5 d).

a) b)

c) d)

Abbildung 5.2.5: Verteilung der Versetzungsdichte und Entstehung von polykristallinem

Wachstum in Züchtungsexperiment InPFe10 (Tiegel mit flachem Boden); a) Scheibe aus

dem Bereich der Ankeimposition, b) Scheibe ca. 4 mm über Ankeimposition, c) Scheibe

ca. 9 mm über Ankeimposition, d) Scheibe ca. 15 mm über Ankeimposition mit

polykristallinem Bereich durch Pfeil markiert.

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123

Das Auftreten von polykristallinem Wachstum erwies sich vor allem bei der Züchtung von

Fe­dotierten InP­Kristallen als Problem. Dieser Zusammenhang von Versetzungsbündeln

und polykristallinem Wachstum an der Grenzfläche Kristall­B2O3 wurde auch schon für

GaAs [Ste00] beschrieben.

Bereits in früheren Arbeiten [Sah04, Ste00] konnte ein Zusammenhang zwischen hohen

Versetzungsdichten und dem Auftreten von polykristallinem Wachstum beobachtet

werden.

Wie schon von Sahr [Sah04] für S­dotierte InP­Kristalle aus diesem Prozesstyp (Typ 1

Tab. 2.3) gezeigt, ist bei dieser Art von Prozessführung die Qualität der eingesetzten

Keimkristalle von entscheidender Bedeutung.

Ein weiteres Indiz für den Einfluss der Versetzungsdichte auf die Bildung von

polykristallinen Bereichen liefert auch die Tatsache, dass bei identischen

Prozessparametern die Herstellung von S­dotierten InP­Kristallen möglich ist die keine

polykristallinen Bereiche aufweisen. Dabei ist neben der Reduktion der resultierenden

Versetzungsdichte durch die gitterhärtende Wirkung der S­Dotierung auch die Qualität

der Keimkristalle von entscheidender Bedeutung [Sah04].

5.2.3.3 Versetzungsbildung an der Ankeimposition

Auf Grund der entscheidenden Bedeutung der Versetzungsentwicklung an der

Ankeimposition für den Erfolg eines Züchtungsexperiments wurden von einigen

ausgewählten Kristallen orientierte Längsschnitte angefertigt und für die Untersuchung

mittels Röntgentopographie (XRT) präpariert (siehe Kap. 4.1).

Abbildung 5.2.6: Röntgentopogramm eines Längsschnittes durch den Bereich der

Ankeimstelle des S­dotierten InP­Kristalls aus Züchtungsexperiment InPFe16;

Ankeimposition durch gepunkteten Pfeil, Dotierstoffstreifen des Keimkristalls durch

gestrichelten Pfeil markiert; Beugungsvektor g = ]111[ .

Abb. 5.2.6 zeigt den Längschnitt durch den Bereich der Ankeimposition des S­dotierten

InP­Kristalls aus Züchtungsexperiment InPFe16. Dabei kam ein S­dotierter LEC

Keimkristall mit einer mittleren EPD < 1000 cm­2 in einem Tiegel mit flachem Boden zum

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124

Einsatz. Wie aus der Abbildung deutlich zu erkennen, sind im zentralen Bereich des

Keimkristalls neben deutlichen Dotierstoffstreifen (gestrichelter Pfeil) nur vereinzelte

Versetzungen zu beobachten. In dem Randbereich des Keimkristalls finden sich eine

markante Anhäufung von Versetzungen die, wie durch die numerische Simulation gezeigt

werden kann, durch thermische Spannungen induziert werden (Abb.5.2.13 b). An der

Ankeimposition (gepunkteter Pfeil) ist dann ein sprunghafter Anstieg der

Versetzungsdichte festzustellen. Im Volumen des Keimkristalls können nur vereinzelt

Versetzungen beobachtet werden. Dennoch macht die Versetzungsmultiplikation an der

Ankeimposition deutlich, wie wichtig die Keimqualität bei dieser Art der Prozessführung

für das Ergebnis des Züchtungsexperiments ist.

Eine völlig andere Situation zeigt Abb. 5.2.7 für einen Längsschnitt durch die

Ankeimstelle des Züchtungsexperiments InPFe08. Hier beobachtet man im nicht

aufgeschmolzenem Keimkristall eine, im Vergleich zu dem neugewachsenen Bereich,

erhöhte Versetzungsdichte. Die aus dem Keimkristall einwachsenden Versetzungen

annihilieren zum großen Teil innerhalb weniger Millimeter oberhalb der Ankeimposition.

Abbildung 5.2.7: Röntgentopogramm eines Längsschnittes durch den Bereich der

Ankeimstelle des Fe­dotierten InP­Kristalls aus Züchtungsexperiment InPFe08;

Ankeimposition ist markiert durch gepunkteten Pfeil, Beugungsvektor g = ]004[ .

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125

Allerdings konnte eine Reduzierung der Versetzungsdichte an anderen Längsschnitten

aus Züchtungsexperimenten unter Verwendung herkömmlicher Tiegel nicht in dieser

Ausprägung beobachtet werden. Eine Versetzungsbündelung oberhalb der

Ankeimposition, wie sie für GaAs beschrieben wurde [Amo98a, Bir03, Ste00], konnte im

Rahmen dieser Arbeit nicht beobachtet werden.

Vergleicht man die Situation direkt über der Ankeimposition für die beiden gezeigten

Prozessführungen, so lässt sich auch ein Unterschied in den auftretenden

Versetzungstypen feststellen. So stellen für Prozesstyp I Versetzungen mit gekrümmtem

Linienvektor (60°­Versetzungen) den dominierenden Versetzungstyp dar. Für die

Prozessführung bei herkömmlichen Tiegeln finden sich, neben wenigen Versetzungen

mit gekrümmten Linienvektoren, Versetzungen mit geraden Linienvektoren. Eine

eindeutige Identifizierung des Versetzungstyps war auf Basis der vorliegenden

Topogramme allerdings nicht möglich.

5.2.3.4. Züchtung versetzungsarmer InP Kristalle

Für die Gewinnung versetzungsarmer InP Kristalle bieten sich grundsätzlich zwei

mögliche Ansätze an:

• Einsatz gitterhärtender Dotierstoffe [Sek78]

• Reduktion auftretender thermischen Spannungen durch eine weitere

Optimierung des experimentellen Aufbaus

Während der gesamten Arbeit wurde die Optimierung des experimentellen Aufbaus in

den Vordergrund des Interesses gestellt.

Optimierung des experimentellen Aufbaus

Da für die resultierende Versetzungsdichte in den gewonnenen Kristallen in erster Linie

die auftretende thermische Spannung verantwortlich ist, war die Reduzierung der von

Mises Spannung in der numerischen Simulation bei der Auswahl der möglichen

Prozessparameter ein entscheidendes Kriterium, wie in Abschnitt 2.3 beschrieben. Um

den Einfluss des thermischen Kontaktes zwischen Tiegelwandung und Suszeptormaterial

zu untersuchen wurde in einem Züchtungsexperiment (InPFe29), wie in Abschnitt 3.2

beschrieben (Abb. 3.2.1), der Tiegel von dem Suszeptor entkoppelt.

Dadurch sollten Inhomogenitäten in der Wärmeableitung aus dem Tiegel, welche ihre

Ursache in einer Fehlpassung des Suszeptorbechers an den Tiegel haben, eliminiert

werden. Ansonsten wurden, wie auch für das Züchtungsexperiment InPFe14, die

thermische Prozessführung vom Typ3a aus Abschnitt 2.3 angewandt. Dadurch ergaben

sich allerdings in der nachträglich durchgeführten numerischen Simulation deutliche

Abweichungen von der angestrebten konstanten Wachstumsgeschwindigkeit von

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126

2 mm/min. Bei diesem Züchtungsexperiment trat im Bereich des Konus polykristallines

Wachstum und im Keimkanal Zwillingsbildung auf. Doch konnten über die gesamte

Kristallänge Halbscheiben mit einer Orientierung nach [001] für eine Bestimmung der

mittleren EPD ausgewertet werden. Um die Messzeit zu verkürzen, wurde dabei nur

jedes 5­te Feld (Abschnitt 4.1) ausgewertet.

Wie in Abb. 5.2.8 gezeigt, ist über die gesamte Länge des Kristalls die mittlere

EPD < 1000 cm­2. Über den Bereich des erstarrten Schmelzvolumens von 0,35­0,7 wird

sogar eine mittlere EPD < 500 cm­2 beobachtet. Als Vergleich ist in Abb. 5.2.8 auch der

axiale Verlauf der mittleren EPD aus dem Züchtungsexperiment InPFe14, das unter den

Prozessbedingungen vom Typ3a (Abschnitt 2.3) durchgeführt wurde, aufgetragen.

Der Vergleich zwischen diesen zwei Züchtungsexperimenten belegt auch die Effektivität

dieses experimentellen Aufbaues hinsichtlich der Reduktion der Versetzungsdichte, da in

beiden Fällen Zwillingsbildung auftrat und die erzielten Ergebnisse somit vergleichbar

sind.

Abbildung 5.2.8: Axialer Verlauf der mittleren EPD für die Züchtungsexperimente

InPFe14 (Mittelwert aus Abb. 5.2.4) und InPFe29 (Halbscheiben ausgewertet) über dem

erstarrten Anteil.

Das in Züchtungsexperiment InPFe29 auftretende Fehlwachstum lässt sich durch

folgende Mängel in der Realisierung des experimentellen Aufbaus plausibel erklären:

­) durch das Einbringen von Graphitfolie, wie in Abb. 3.2.1 gezeigt, kann zwar

größtenteils von einer räumlichen Trennung des zylindrischen Teils des Tiegels vom

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127

Suszeptor ausgegangen werden, doch ist damit nicht sichergestellt, dass dies auch für

den Konus bzw. den Keimkanal gewährleistet ist.

­) wie in Abb. 3.1.5 gezeigt, ist der Tiegel durch einen (mindestens) dreigeteilten Aufbau

in der Züchtungsanlage positioniert. Damit ist die Möglichkeit einer Gasströmung bei

hohen Drücken entlang der Kontaktflächen der einzelnen Baueinheiten gegeben. Da auf

Grund der Dicke der Graphitfolie es nicht möglich war den oberen Bereich des Tiegels

vollständig zu ummanteln, war das Einbringen der Graphitfolie nur punktuell möglich.

Dadurch könnte die beschriebene Strömung durch einen sogenannten „Kamineffekt“

noch verstärkt worden sein, was zu einer Verstärkung der thermischen Fluktuationen

geführt haben könnte.

5.2.3.5 Versetzungstypen in InP­Kristallen mit niedriger Versetzungsdichte

Mit Hilfe der XRT­Technik kann durch das sogenannte g × b­Kriterium der jeweilige

Versetzungstyp identifiziert werden. Für eine reine Schraubenversetzung ist der Kontrast

annähernd proportional zu dem Skalarprodukt aus dem Burgersvektor b und dem

Beugungsvektor g. Stehen diese beiden Vektoren senkrecht aufeinander, so gilt

g × b = 0 und der Kontrast verschwindet. Bei reinen Stufenversetzungen gilt als

zusätzliche Bedingung für ein vollständiges Verschwinden des Kontrastes (g x l) × b = 0.

Für Mischtypen wie 60°­Versetzungen kann ein vollständiges Verschwinden des

Kontrastes nicht erreicht werden. Doch wird auch in diesem Fall eine Minimierung des

Kontrastes beobachtet [Bow98]. Damit kann durch die Analyse von Topogrammen, die

mit unterschiedlichen Beugungsvektoren aufgenommen wurden (z.B. Abb. 5.2.12), der

Burgersvektor bestimmt und unter Berücksichtigung des Linienvektors der

Versetzungstyp identifiziert werden.

Versetzungstypen in Kristallen aus Tiegeln mit flachem Boden

Im Rahmen seiner Studienarbeit am Erlanger Kristallabor untersuchte Herr André

Trepper [Tre04] die axiale Verteilung von verschiedenen Versetzungstypen in einem S­

dotierten InP­Kristall, der nach der Prozessführung vom Typ1 aus Abschnitrt 2.3

gewonnen wurde. Abb. 5.2.9 zeigt den gesamten Kristall, sowie in den einzelnen

Längsschnitten auftretende Versetzungstypen.

Direkt über der Ankeimposition steigt die mittlere EPD am Ende des Längsschnittes A auf

EPD ≈ 5500 cm­2. In diesem Bereich stellen 60°­Versetzungen den dominanten

Versetzungstyp dar. Daneben lassen sich vereinzelt auch 30°­Versetzungen beobachten.

In Längsschnitt B verringert sich die Anzahl der 60°­Versetzungen deutlich.

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128

Abbildung 5.2.9: Röntgentopogramm eines S­dotierten InP Kristalls, der mit der

Prozessführung Typ1 aus Abschnitt 2.3 gewonnen wurde.

Am Anfang von Längsschnitt C beträgt die mittlere EDP ≈ 1800 cm­2. In diesem Abschnitt

sind nur noch vereinzelt 60°­Versetzungen zu beobachten. Neben 30°­Versetzungen, die

hier den dominanten Versetzungstyp darstellen, lassen sich auch

Schraubenversetzungen beobachten. Längsschnitt D ist annährend frei von

Versetzungen. Dies bestätigt den starken gitterhärtenden Effekt von S in hohen

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129

Konzentrationen, der für diesen Prozess auch von Sahr [Sah04] schon beschrieben

wurde.

Versetzungstypen in Kristallen aus herkömmlichen konusförmigen Tiegeln

Neben den Kristallen die im Erlanger Kristallabor gezüchtet wurden, waren auch Kristalle

des Industriepartners FCM Gegenstand der XRT­Untersuchungen. Dabei handelte es

sich um Längsschnitte von Fe­dotierten 4“ InP­Kristallen. Abb. 5.2.10 zeigt ein

Röntgentopogramm einer solchen Probe.

Abbildung 5.2.10: Röntgentopogramm vom versetzungsarmen Bereich des

Längsschnittes der Probe FCM05 (Fe­dotierter 4“­InP Kristall).

Direkt über diesem Längsschnitt wurde (von FCM) eine mittlere EPD ≈ 350 cm­2

bestimmt. Anzumerken ist, dass in dieser Probe im Übergangsbereich von Keimkanal zu

Konus Zwillingsbildung auftrat. Dies ist in soweit von Bedeutung, da die

Versetzungsdichte nach einer Zwillingsbildung abnimmt [Han99]. Wie Abb. 5.2.11 zeigt,

ändert sich dabei auch die Natur des dominierenden Versetzungstyps.

Abbildung 5.2.11: Änderung des dominierenden Versetzungstyps nach der

Zwillingsbildung (linke Bildhälfte) in Probe FCM05.

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130

In der rechten Bildhälfte (vorgegebene Wachstumsrichtung) finden sich zahlreiche 60°­

Versetzungen mit einem gekrümmten Linienvektor. Dagegen dominieren in der linken

Bildhälfte (nach der Zwillingsbildung) 30°­Versetzungen. Außerdem konnten in dieser

Probe noch folgende Versetzungstypen eindeutig identifiziert werden:

• 45°­Versetzungen mit Linienvektor <100>

• Schraubenversetzungen mit Linienvektor <110>

Abb. 5.2.12 zeigt Röntgentopogramme eines Längsschnittes eines 2“ S­dotierten InP

Kristalls aus dem Züchtungsexperiment InPFe18.

Durch die Variation des Beugungsvektors g lassen sich folgende Versetzungstypen

identifizieren:

• Stufenversetzungen mit Linienvektor l = <001>, ausgelöscht bei einem

Beugungsvektor g = (004)

• 54°­Versetzungen mit Linienvektor I = <211>, ausgelöscht bei einem

Beugungsvektor g = < 202 >

• 60°­Versetzungen mit gekrümmten Linienvektoren.

Abbildung 5.2.12: Röntgentopogramme eines Längsschnitts aus dem S­dotierten InP­

Kristall aus Züchtungsexperiment InPFe18.

Das Auftreten der Schrauben­ und 54°­ Versetzungen beschränkt sich in diesem Beispiel

auf den Keimkanal. Da es an diesem Längsschnitt nicht möglich war die Ankeimposition

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131

zu untersuchen, kann keine Aussage getroffen werden, ob diese Versetzungen aus dem

Keimkristall eingewachsen sind. 60°­Versetzungen treten in diesem Beispiel nur an

flächenhaften Defekten auf. In der rechten Bildhälfte finden sich diese an dem Ursprung

einer (dünnen) Zwillingslamelle, in der Bildmitte in demjenigen Bereich in dem sich zwei

Zwillingslamellen vereinigen und polykristallines Wachstum einsetzt. Die restlichen

Bereiche des Kristalls sind annährend frei von Versetzungen.

Versetzungs­Typ

Linien­ vektorl Gleitebene

Auftreten in VGF­Kristallen

Schrauben­Versetzung <110> ­ InP/GaAs60°­ Versetzung <110> 111 InP/GaAs

Stufen­Versetzung <110> 10030°­ Versetzung <211> 111 InP

Stufen­Versetzung <211> 111 InP/GaAs73°­ Versetzung <211> 311 ­­54°­ Versetzung <211> 110 InP

Stufen­Versetzung <100> 110 InP/GaAs45°­ Versetzung <100> 100 InP/GaAs

Tabelle 5.2.2: Auftreten von theoretisch möglichen Versetzungstypen in Kristallen der III­

V Halbleiter die nach dem VGF­Verfahren gezüchtet wurden. Versetzungstypen die im

Rahmen dieser Arbeit erstmalig für VGF­InP beschrieben wurden sind hervorgehoben.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass in Kristallen mit einer niedrigen

Versetzungsdichte bisher für VGF­InP noch nicht beschriebene Versetzungstypen

identifiziert werden konnten. Dies steht im Gegensatz zu den Beobachtungen von Moore

[Moo99], die mit Hilfe der XRT, in nach dem VGF­Verfahren hergestellten S­dotierten

InP­Kristallen mit EPD < 200 cm­2, nur 60°­Versetzungen detektieren konnten. Da keine

weiteren Details zu der Durchführung der Kristallzüchtungsexperimente bei Moore

[Moo99] gegeben sind, stellt sich allerdings die Frage ob diese Ergebnisse mit den im

Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Experimenten direkt vergleichbar sind.

5.2.4 Diskussion

Die Untersuchung zu polykristallinem Wachstum, die im Rahmen dieser Arbeit in Tiegeln

mit flachem Boden durchgeführt wurden (siehe Abschnitt 5.2.3), zeigen einen deutlichen

Zusammenhang zwischen der Versetzungsdichte und dem Auftreten von polykristallinem

Wachstum. Die verursachende Wirkung der beschriebenen Versetzungsbündel besteht

hier in der zunehmenden Fehlorientierung des Kristallgitters. Treffen diese Bereiche auf

die Grenzfläche Kristall­B2O3 so kommt es zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, dass

polykristallines Wachstum auftritt [Sah04, Ste00]. Eine mangelnde Benetzung des

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132

Kristalls mit B2O3­Schmelze, wie sie für GaAs beobachtet wurde [Amo98a, Ste00], konnte

in den durchgeführten Züchtungsexperimenten nicht beobachtet werden. Neben der

Akkumulation von Versetzungen könnte nach neueren Überlegungen [Eic05] aber auch

eine Aufbiegung der Phasengrenze an der Tiegelwandung über den Gibbs­Thompson

Effekt eine entscheidende Rolle bei der Bildung von polykristallinem Wachstum spielen.

In diesem Fall wären die beobachteten Versetzungsbündel, die mit dem polykristallinen

Wachstum verknüpft sind, als Sekundärbildungen anzusehen.

Wie wichtig die strukturelle Qualität der Keimkristalle für das Auftreten von

polykristallinem Wachstum ist [Sah04], konnte nicht nur bei den Züchtungsexperimenten

unter Verwendung eines Tiegels mit flachem Boden beobachtet werden. Auch bei der

Verwendung von herkömmlichen Tiegeln und Keimkristallen mit EPD > 100 000 cm­2

wurde im Rahmen dieser Arbeit nach wenigen Millimetern polykristallines Wachstum

beobachtet. Allerdings kann in herkömmlichen Tiegeln mit Keimkristallen mit

EPD < 30 000 cm­2 das polykristalline Wachstum vermieden werden [Köh05]. Solch hohe

Versetzungsdichten führten in Züchtungsexperimenten mit Tiegeln mit flachem Boden

bereits nach wenigen Zentimetern zu dem Auftreten von polykristallinem Wachstum.

Wie die Untersuchungen zu der Versetzungsentwicklung an der Ankeimposition

(Abschnitt 5.2.3.3) zeigen, weisen diese beiden Typen von Züchtungsprozessen

charakteristische Unterschiede auf, wie Abb. 5.2.6 und 5.2.7 zeigen. Eine plausible

Erklärung hierfür kann durch die numerische Simulation geliefert werden wie in

Abb. 5.2.13 gezeigt.

a) b)

Abbildung 5.2.13: Verteilung der numerisch berechneten von Mises Spannung in der

Ankeimsituation, a) im Keimkanal eines herkömmlichen Tiegels, b) für die

Prozessführung bei Verwendung eines Tiegels mit flachem Boden.

So ist in Abb. 5.2.13 b eine fast um eine Größenordnung erhöhte von Mises Spannung im

Vergleich zu Abb. 5.2.13 a festzustellen. Wie ein weiterer Vergleich mit Abb. 5.2.6 und

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133

Abb. 5.2.7 zeigt, finden sich bei der Verwendung eines Tiegels mit flachem Boden auch

deutlich höhere Versetzungsdichten. In Übereinstimmung mit der Theorie von Ono

[Ono88] stellen bei den hohen auftretenden thermischen Spannungen 60°­Versetzungen

mit gekrümmten Linienvektoren den dominierenden Versetzungstyp dar. Hingegen finden

sich in der Ankeimsituation unter geringen thermischen Spannungen nur vereinzelt 60°­

Versetzungen. Diese Beobachtung wird auch von den Untersuchungen zur Identifizierung

von Versetzungstypen in InP­Kristallen mit niedriger Versetzungsdichte

(Abschnitt 5.2.3.5) bestätigt.

Da sich dieser Sachverhalt sowohl in Kristallen mit gitterhärtenden Dotierstoffen findet,

als auch in Kristallen die unter verringerten thermischen Spannungen gezüchtet wurden,

scheinen wie in [Mül05] diskutiert, die Möglichkeiten des Einflusses gitterhärtender

Dotierstoffe (Beeinflussung des Fermi­Niveaus durch Dotierung, Bindungsenergien) nur

von untergeordneter Bedeutung. Auch eine Analyse auf Basis der Schmid­Faktoren gibt

keinen Hinweis auf mögliche Ursachen zur Bildung der „exotischen“ Versetzungstypen.

Wie schon von Birkmann [Bir05] für das Gleitsystem 100 diskutiert und durch die im

Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Rechnungen für das Gleitsystem 110 bestätigt,

können die in Kristallen mit niedriger Versetzungsdichte auftretenden Versetzungstypen

nicht mit dem Modell von Ono [Ono88] erklärt werden. Daher sollen im Folgenden

weitere Aspekte zur Entstehung der beobachteten Versetzungsstrukturen diskutiert

werden.

Ein Aufspalten von 60°­Versetzungen durch unvollständige Gleitschritte z.B. in

Shockley´sche Teilversetzungen (30°­ und Schraubenversetzungen) [Boh95] erscheint in

den hier betrachteten Fällen unwahrscheinlich. Neben dem Auftreten von Stapelfehlern,

die zwischen den Teilversetzungen entstehen müssen, stellt sich auch die im Rahmen

dieser Arbeit nicht zu beantwortende Frage welche Triebkraft für die Aufspaltung aller

vorhandenen 60°­Versetzungen, wie in Längsschnitt C in Abb. 5.2.9 gezeigt,

verantwortlich sein sollte.

In einer detaillierten quantitativen Untersuchung mittels Transmissions­ Elektronen

Mikroskopie (TEM) an GaAs­Wafern mit einer EPD > 104 cm­2 [Sch92] wurden neben

60°­Versetzungen 30°­Versetzungen als die dominanten Versetzungstypen identifiziert.

Daneben konnten untergeordnet auch Stufen­, Schrauben­ und weitere

Versetzungstypen identifiziert werden. Ausdrücklich wird betont, dass keine

Versetzungsdipole, sessile Lomer­Versetzungen oder Versetzungsschleifen beobachtet

werden konnten, die für ein Aufspalten in Teilversetzungen charakteristisch sind [Boh95].

Wie auch die Beobachtungen in der vorliegenden Arbeit an InP für 30°­ und 60°­

Versetzungen bestätigen, wurde für den größten Teil (70­80%) der gefundenen

Versetzungen die 111­Ebenen als Gleitebenen identifiziert. Schlossmacher et al.

[Sch92] zeigen, unter der Annahme dass nur die 111­Gleitebenen aktiviert sind, in einer

Analyse aller zwischen den einzelnen Gleitsystemen möglichen Reaktionen, dass nicht

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134

alle auftretenden Versetzungstypen durch Analyse der Schmid­Faktoren erklärt werden

können, sondern auch weiteren Multiplikationsmechanismen Bedeutung zukommt. Dabei

kommen folgende Mechanismen in Betracht: Gleiten und Klettern. Die Entstehung von

30°­Versetzungen in 111 durch Quer­Gleiten von Schraubenversetzungen war in den

untersuchten GaAs­Wafern [Sch92] häufig zu beobachten. Allerdings kann dieser

Mechanismus nur das vermehrte Auftreten von 30°­Versetzungen, nicht jedoch das

Verschwinden der 60°­Versetzungen in Abb. 5.2.9 erklären. Auch die von Schlossmacher

et al. [Sch92] beschriebene Auslöschung von Versetzungen mit gegensätzlichen

Burgersvektoren sollte nicht zu einem fast vollständigen Verschwinden der 60°­

Versetzungen führen können. Wie in Abschnitt 5.2.1 beschrieben können durch

Kletterprozesse Versetzungen auch von einer Gleitebene in eine anderen wechseln. Für

GaAs [Sch92] wurde der Anteil an Versetzungen, die außerhalb der bevorzugten

Gleitebene 111 liegen, zu 10% bis 20% Prozent bestimmt. Auch bei der Bildung

zellularer Strukturen in GaAs [Rud05] wird für den Teil der Versetzungen, die nicht in der

Gleitebene 111 liegen, ein Bildungsmechanismus der auf Kletterprozesse beruht

diskutiert. Allerdings ist bei Kletterprozessen stets eine Beteiligung von Punkdefekten

(Entstehung oder Verbrauch) notwendig [Boh95]. Da auf Grund der geringen

Phasenbreite des Stabilitätsfeldes von InP [Sch94] die Konzentration von Punktdefekten

relativ gering ist, sollten Klettermechanismen nach Rudolph [Rud05] für InP nur eine

untergeordnete Rolle bei der Entstehung von Versetzungen spielen. Ob die

Spannungsfelder, die einzelne Versetzungen umgeben (Gl. 5.2.1) Einfluss auf die

Bildungsmechanismen neuer Versetzungen haben ist im Rahmen dieser Arbeit nicht zu

beantworten. Allerdings zeigt das Fehlen von Versetzungen mit gekrümmten

Linienvektoren in Kristallen mit einer niedrigen Versetzungsdichte, dass hier zumindest

eine Wechselwirkung im Bezug auf den Verlauf des Linienvektors stattfindet.

Momentan ist neben der Bildung der zellularen Strukturen in GaAs mit geringer

Versetzungsdichte [Rud04, Rud05] auch das Auftreten von ungewöhnlichen

Versetzungstypen unter dem Einfluss gitterhärtender Dotierstoffe [Birk05, Mül05]

Gegenstand der aktuellen Forschung. Ein vertieftes Verständnis dieser Vorgänge könnte

ein weiterer Schritt auf dem Weg einer weiteren Verringerung der mittleren

Versetzungsdichten in InP darstellen. Zur Zeit zeichnet sich allerdings noch keine

fundierte wissenschaftliche Theorie ab [Rud06].

Wie die Ergebnisse aus Abschnitt 5.2.4 und Abschnitt 4.1 zeigen, ist unter Verwendung

von herkömmlichen Tiegeln mit Konus, auch ohne den Einsatz gitterhärtender

Dotierstoffe, die Züchtung von Fe­dotierten InP Kristallen mit einer mittleren

EPD <1000 cm­2 möglich. In dieser Arbeit konnte der größte Fortschritt hinsichtlich der

Reduzierung der Versetzungsdichte durch die Minimierung des direkten Kontaktes

zwischen Tiegel und Suszeptormaterial erreicht werden.

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135

6. Zusammenfassende Diskussion und Ausblick

Im folgenden Kapitel sollen die wichtigsten Ergebnisse noch einmal zusammenfassend

diskutiert und ein Ausblick auf weiterführende Arbeiten zur Herstellung defektarmer InP­

Kristalle gegeben werden.

Numerische Modellierung

Zwar konnte mit der vorhandenen Version des Softwarepaketes CrysVUn kein globales

numerisches Modell der Hochdruckzüchtungsanlage erstellt werden, doch hat sich die

numerische Simulation erneut als ein unverzichtbares Werkzeug bei der Entwicklung und

Optimierung von Kristallzüchtungsprozessen erwiesen. Eine realistische Beschreibung

der globalen Temperaturverteilung in der Züchtungsanlage, die mit dem bisherigen

numerischen Modell nur unzulänglich möglich war (Abb. 2.2.1), konnte mit Hilfe

empirischer Korrekturfaktoren erreicht werden (Abb. 2.2.6), wie in Abschnitt 2.2

ausgeführt, doch ist eine auch nur qualitative Beschreibung der benötigten

Heizleistungen mit dem in dieser Arbeit entwickelten Modell nicht möglich (Tab. 2.2).

Durch die stetige Weiterentwicklung der Software, die unter anderem auch eine

Berücksichtigung turbulenter Konvektionsvorgänge auf einem strukturierten Gitter

(CrysMAS [Cgl07]) ermöglicht, sollte sich in der nächsten Zukunft ein numerisches Modell

für Hochdruckanlagen entwickeln lassen, das nicht nur das globale Temperaturfeld

hinreichend gut beschreibt, sondern auch qualitative Aussagen über die benötigten

Heizleistungen in Kristallzüchtungsanlagen unter Hochdruck ermöglicht. Allerdings wird

das im Rahmen dieser Arbeit verwendete Anlagenkonzept mit einem großen Volumen an

offenen Gasräumen und der Verwendung von porösem Isolationsmaterial weiterhin eine

große Herausforderung an eine globale numerische Beschreibung der

Kristallzüchtungsanlage darstellen.

Dennoch können auch mit der in dieser Arbeit verwendeten Version unter bestimmten

Annahmen (Abschnitt 3.2), die thermischen Verhältnisse in unmittelbarer Nähe des

Tiegels recht exakt beschrieben und damit hinreichend genaue Aussagen über die

Position und Form der Phasengrenze für die in Abschnitt 2.3 entwickelten

Züchtungsprozesse getroffen werden.

Weiterhin konnte in einer numerischen Studie zum Einsatz magnetischer Wechselfelder

bei der Züchtung von 2“ InP­Kristallen (Abschnitt 2.5), die erstmals im Rahmen dieser

Arbeit durchgeführt wurde, eindeutig gezeigt werden, dass eine Reduzierung der

Durchbiegung der Phasengrenze und den resultierenden von Mises Spannungen an der

Phasengrenze durch den Einsatz von rotierenden magnetischen Feldern (RMF) nur

begrenzt möglich ist (Abb. 2.5.3). Dies steht scheinbar im Widerspruch zu einer frühren

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136

Studie [Hai02] und experimentellen Befunden [Pät03] für die Züchtung von GaAs­

Kristallen, doch dürfte diese Abweichung – insbesondere im Bezug auf die Form der

Phasengrenze – durch die unterschiedliche latente Wärme der beiden Substanzen

begründet sein, die bei der Erstarrung eine Wärmequelle direkt an der Phasengrenze

darstellt. Hingegen lässt sich in der numerischen Simulation durch die Anwendung

magnetischer Wanderfelder (TMF) in der sogenannten „downward configuration“ eine

signifikante Reduzierung sowohl der Durchbiegung an der Phasengrenze als auch der

resultierenden von Mises Spannung an der Phasengrenze erzielen. Wird die Minimierung

der Durchbiegung der Phasengrenze angestrebt, so kann bei geeigneter Wahl der

magnetischen Induktion eine Reduzierung der Durchbiegung zwischen 63 % und 93 %

erreicht werden. An der schwach konkaven Phasengrenze wird in diesem Fall eine

Minimierung der resultierenden von Mises Spannung zwischen 46 % und 53 %

beobachtet. Die auftretende von Mises Spannung an der Phasengrenze kann zwar durch

eine weitere Erhöhung der magnetischen Induktion weiter reduziert werden (Abb. 2.5.8),

doch tritt dann in der numerischen Simulation eine w­förmige Phasengrenze auf. Damit

stellen in der numerischen Modellierung magnetische Wanderfelder eine hervorragende

Option dar die Form der Phasengrenze und die daraus resultierenden thermischen

Spannungen an der Phasengrenze zu beeinflussen und somit qualitativ hochwertige InP­

Kristalle zu herzustellen. Ob sich diese in dieser Arbeit demonstrierten

vielversprechenden Ergebnisse in der Praxis umsetzen lassen, muss allerdings noch in

realen Kristallzüchtungsexperimenten bewiesen werden.

Bildung von Defekten

Facettenwachstum und Zwillingsbildung

Die Vermeidung der Zwillingsbildung stellt bei der Verwendung herkömmlicher

konusförmiger Tiegel nach wie vor die größte Herausforderung bei der Züchtung von InP

nach dem VGF­Verfahren dar. So wurde im Rahmen dieser Arbeit ein signifikanter

Einfluss der Dotierung auf das Facettenwachstum und die Tendenz zur Bildung von

Zwillingen bei ansonsten identischen Prozessbedingungen in herkömmlichen Tiegeln mit

Keimkanal beobachtet (Abschnitt 5.1). Zwar werden in der Literatur übereinstimmend

111­Randfacetten als notwendige Voraussetzung zur Bildung von Zwillingen angesehen

(Abschnitte 1.2 und 5.1), doch gab es bisher keine Veröffentlichungen über

systematische Untersuchungen zum den Einfluss von Dotierstoffen auf das

Facettenwachstum und die Bildung von Zwillingen bei der Züchtung von InP­Kristallen

nach dem VGF­Verfahren. Im Rahmen dieser Arbeit konnte ein eindeutiger

Zusammenhang zwischen der Dotierung und der maximalen Länge der Facetten

festgestellt werden. Bei diesen Untersuchungen wurden besonders die für die

Zwillingsbildung kritischen Bereiche (Übergang vom Keimkanal in den Konus und

Konusbereich) berücksichtigt (Abb. 5.1.23 und 6.1.24). Bei identischem Dotierstoffgehalt

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137

in der Ausgangsschmelze ([c] > 1018 cm­3) weisen S­dotierte Kristalle im Mittel um 80 %

längere Facetten auf als Fe­dotierte Kristalle. Nominell undotierte Kristalle zeigen

dagegen im Mittel um 26 % kürzere Facettenlängen als Fe­dotierte Kristalle. Nach der

Scheil´schen Gleichung (Gl. 4.1) ergeben sich in dem hier untersuchten Bereich für

nominell undotierte Kristalle, die Verunreinigungen von S enthalten wie in Abschnitt 5.3

diskutiert, und Fe­dotierte Kristalle annährend gleiche Konzentrationen an Dotierstoffen

[c] ≈ 1015 cm­3 im Festkörper, was darauf hindeutet, dass allein die Konzentration der

Dotierstoffe im Festkörper nicht die entscheidende Rolle bei dem Wachstum von

Facetten spielen kann. Wie durch die in dieser Arbeit durchgeführten qualitativen

Überlegungen in Abschnitt 5.1.4, auf Basis der Theorie von Voronkov [Vor74] zum

Einfluss von Verunreinigungen auf die Wachstumsgeschwindigkeit gerader Stufen,

erstmalig gezeigt werden konnte scheidet eine kinetische Hemmung als Ursache für die

beobachteten Unterschiede in der maximalen Länge der Facettenflächen aus. Im

Rahmen der in Abschnitt 5.1.6 geführten qualitativen Diskussion um den Einfluss der

Dotierung auf die Keimbildungsrate (Gl. 5.1.9 und 5.1.10) ergaben sich deutliche

Hinweise, dass besonders die Konzentration des Dotierstoffes an der Grenzfläche

Kristall­Schmelze einen wichtigen Beitrag zu den beobachteten Phänomen liefert. Dabei

sollten vor allem die auftretenden Grenzflächenenergien durch die Gegenwart des

Dotierstoffes beeinflusst werden.

Das Auftreten von 111In­Facetten in herkömmlichen Tiegeln mit einem Öffnungswinkel

von 160°, was so nach den experimentellen Befunden von Amon [Amo98b] an GaAs

auch für InP erwartete wurde, konnte nur im Falle von nominell undotierten und Fe­

dotierten Kristallen beobachtet werden. Auch auf diesen Sachverhalt scheint die

Konzentration des Dotierstoffes an der Grenzfläche einen entscheidenden Einfluss zu

haben.

Bei den Untersuchungen zur Zwillingsbildung zeigten Kristalle, die aus einer

hochdotierten Ausgangsschmelze gewonnen wurden, eine deutlich höhere Tendenz zur

Zwillingsbildung als nominell undotierte Kristalle (Abschnitt 5.1.4). Somit lässt sich für die

Tendenz zur Zwillingsbildung bei identischen Prozessbedingungen für die im Rahmen

dieser Arbeit durchgeführten Züchtungsexperimente folgende Reihenfolge aufstellen:

InP:S > InP:Fe >> InP

Wie die Berechnung der kritischen Unterkühlung T beim Einsetzen der Zwillingsbildung

auf den Facettenflächen zeigt (Abschnitt 5.1.4) korreliert der Wert von T nicht mit der

Tendenz zur Bildung von Zwillingen. Neben der reduzierten Stapelfehlenergien in

dotierten Kristallen [Azz89] kann nach einer Sensitivitätsanalyse von Schäfer [Sch94]

auch eine Veränderung der auftretenden Grenzflächenenergien (Schmelze ­ B2O3,

singuläre 111­Fläche – B2O3 siehe Gl. 5.1.4) einen entscheidenden Einfluss auf die

Tendenz zur Zwillingsbildung haben. Wie in Abschnitt 5.1.4 auf Grund des Gehaltes an

Dotierstoff in Schmelze und Festkörper diskutiert, lässt sich somit ein Zusammenhang

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138

zwischen dem Gehalt an Dotierstoffen in der Schmelze und der Neigung zur

Zwillingsbildung nicht ausschließen. Damit wäre auch ein Einfluss der Dotierung auf den

Benetzungswinkel an der Dreiphasengrenze möglich. Daher hat nicht nur die in

Abschnitt 1.2 zitierte Konzentration der Dotierstoffe in der Schmelze [Koh95, Has97,

Che90] sondern auch die Art der Dotierstoffe, sowie alle Phänomene welche auf die

Grenzflächenenergien an der Dreiphasengrenze einwirken einen entscheidenden

Einfluss auf das Wachstum von Facetten und die Bildung von Zwillingen.

Allerdings handelt es sich bei allen in dieser Arbeit erstmalig beschriebenen

Phänomenen um Eigenschaften die bei gegebenen Anforderungen (n­leitendes InP mit

S­Dotierung oder semiisolierendes InP mit Fe­Dotierung) bereits durch die Wahl der

Konzentration an Dotierstoffen vorgegeben sind. Da durch die Wahl der Tiegelgeometrie

nur begrenzt Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit zur Bildung von Zwillingen genommen

werden kann (Abschnitt 5.1.2 und 5.1.4), kommt der Forderung nach thermischer

Stabilität der Züchtungsanlage [Sah04, Zem96] eine überragende Bedeutung bei der

Vermeidung von Zwillingsbildung zu und stellt nahezu den einzigen Einflussfaktor dar der

durch die Prozessführung gesteuert werden kann.

Versetzungen und polykristallines Wachstum

Bei der Verwendung von Keimkristallen mit einem Keimdurchmesser von 2“ in einem

Tiegel mit flachem Boden konnte in Abschnitt 5.2.3.2 eine eindeutiger Zusammenhang

zwischen der EPD des Keimkristalls (EPD > 30 000 cm­2) und dem Auftreten von

polykristallinem Wachstum aufgezeigt werden. Wie weiterhin gezeigt, ist der Einfluss der

mittleren EPD der Keimkristalle auf das Auftreten von polykristallinem Wachstum bei der

Verwendung von herkömmlichen Tiegeln mit Konusbereich weniger ausgeprägt. So

wurde bei der Verwendung von herkömmlichen Tiegeln mit Konusbereich polykristallines

Wachstum welches in direktem Zusammenhang mit der Versetzungsdichte des

Keimkristalls steht erst bei einer mittleren EPD > 100 000 cm­2 beobachtet werden. Eine

mögliche Erklärung für die unterschiedliche Entwicklung der Versetzungsdichten

(Abb. 5.2.6 und 5.2.7) an der Ankeimposition bietet die numerische Modellierung der

auftretenden von Mises Spannung wie sie in Abb. 5.2.13 gezeigt ist. Durch die

Reduzierung der von Mises Spannung bei der Prozessführung für Züchtungsprozesse in

herkömmlichen Tiegeln mit Konus kann die Versetzungsmultiplikation direkt über der

Ankeimposition vermieden werden.

Weiterhin konnte in Abschnitt 5.2.3.5 gezeigt werden, dass in Kristallen mit einer

niedrigen Versetzungsdichte (EPD < 1000 cm­2) der vorherrschenden Versetzungstypen

nicht mehr von 60°­Versetzungen gebildet werden (Abb. 5.2.9 und 5.2.12) sondern

zunächst 30°­Versetzungen den dominierenden Versetzungstyp darstellen (Abb. 5.2.9

und 5.2.11). Bei einer weiteren Reduzierung der mittleren Versetzungsdichte treten

zusätzlich weitere ungewöhnliche Versetzungstypen auf (Abb. 5.2.9, 5.2.10 und 5.2.12),

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die allein durch die Betrachtung der auftretenden thermischen Spannungen nach dem

Modell von Ono [Ono88] nicht erklärt werden können [Bir05, Mül05]. So konnten im

Rahmen dieser Arbeit das Auftreten der von Sahr [Sah04] beschriebenen 45°­

Versetzungen in VGF­InP eindeutig bewiesen werden. Weiterhin konnte gezeigt werden,

dass in VGF­InP mit einer extrem niedrigen EPD (< 500 cm­2) Versetzungstypen

auftreten, die bisher in der Literatur noch nicht beschrieben wurden (Tab. 5.2.2). Der

Bildungsmechanismus dieser Versetzungstypen ist Gegenstand der aktuellen Forschung.

Prozessführung und Konzeption des experimentellen Aufbaus

Durch eine geeignete Wahl der Prozessbedingungen konnten Kristalle von Fe­dotiertem

InP mit einer mittleren EPD < 1800 cm­2, einem spezifischen Widerstand von ρ > 10­

6 Ωcm und einer homogenen lateralen Dotierstoffverteilung hergestellt werden. Durch

eine weitere Modifizierung des Züchtungsaufbaus gelang auch die Herstellung von

semiisolierendem Material mit einer mittleren EPD < 200 cm­2.

Für die Züchtung von versetzungsarmen InP Kristallen scheint eine Reduzierung des

direkten Kontaktes zwischen Tiegel und Suszeptormaterial auf Bereiche in denen keine

Schmelzphase vorhanden ist, ein vielversprechender Ansatz zu sein. Damit konnte

semiisolierendes Material mit einer mittleren EPD von 150­900 cm­2 über die gesamte

Kristallänge hergestellt werden.

Generell muss allerdings das Konzept des „toploading“, das eine Beschickung der

Anlage von oben beinhaltet, für die Tauglichkeit zur Züchtung von InP in herkömmlichen

Tiegeln in Frage gestellt werden. Die dadurch vorhandenen Gasräume führen zu einem

verstärkten Auftreten von turbulenter Gaskonvektion, die die notwendige thermische

Stabilität der Züchtungsanlage verschlechtert.

Ein Anlagenkonzept, das die Beschickung von unten vorsieht, wie es auch bei dem

Industriepartner FCM verwendet wird, ermöglicht die Reduzierung der vorhandenen

Gasräume auf ein Minimum.

Eine Prozessführung die auf Tiegel mit flachem Boden ausgelegt ist, dürfte in nächster

Zeit für die Züchtung von Fe­dotiertem InP kaum noch eine Rolle spielen. Zum einen sind

Keimkristalle mit der für diese Prozesse notwendigen strukturellen Qualität (noch) nicht

verfügbar, zum anderen stellt das „upscaling“ auf größere Durchmesser hier ein ernstes

Problem dar. Für Prozesse, die herkömmliche Tiegel verwenden, ist die Vergrößerung

des Durchmessers auf 4“ bzw. 6“ bereits sowohl für das Vertical­Bridgman­Verfahren

[Has03, Hos05] als auch für das VGF­Verfahren demonstriert [Asa99, Sch05, AXT02].

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[Zem96] D. Zemke:„Kristallzüchtung von InP mit dem vertikalen Gradient­Freeze­Verfahren“Dissertationsschrift, Technische Fakultät FAU Erlangen­Nürnberg, (1996)

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152

Anhänge

A.1 Materialdaten zur numerischen Modellierung

Eigenschaften von InP [Zem96]

Schmelzpunkt [K] 1336Latente Wärme [J/kg] 685994

fest flüssigDichte [kg/m3] exp(1,5659­3⋅f(T))⋅103

4780(28050­2,24⋅T

4780(2

Spez. Wärmekapazität [J/(kgK)] 347+2,33⋅10­2⋅T 424Therm Ausdehnungskoeff.(1

[1/K]8,37692⋅10­6

Volumetrischer Epansionskoeff.[1/K]

4,44⋅10­4

Viskosität [kg/(ms)] 0,000819Spannungskoeff.(1

c11=c22=c33 [Pa] 8,9439⋅1010

c12=c13=c23 [Pa] 4,99528⋅1010

c44 [Pa] 3,70845⋅1010

f(T) = 4,869⋅10­6⋅T­2,582⋅10­9T2+2,016⋅10­12⋅T3­0,0012749

(1 bei T =1336(2 verwendet bei numerischer Simulation der konvektiven

Vorgägen in der Schmelze

Thermische Eigenschaften der verwendeten Materialien [Amo98a]

Material Wärmeleitfähigkeit [W/(Km)] EmissivitätInP T < 1336 K: 9

T > 1336 K: 230,60,5

B2O3 0,237+0,11⋅10­2⋅T 0­2,3 µm: 0,8Fibrothal 0,12426­2,4812⋅10­4⋅T+3.0255⋅10­7⋅T2 0,5Graphit EK90s 65,0⋅(1,1927­8,3541⋅10­4⋅T+2,4611⋅10­7⋅T2­2,5342⋅10­

11⋅T3)0,8

Graphit EK93 45⋅(1,1927­8,3541⋅10­4⋅T+2,4611⋅10­7⋅T2­2,5342⋅10­

11⋅T3)0,95

Kanthal APM 16 0,7Keramikrohr 2,15 0,315pBN λ⊥=3,135

λII=62,70,40,4

Quarzglas 0,94308+1,348⋅10­3⋅T TransparentStahl 30 0,2N2 0,002082+0,1570662°10­5⋅T+3,60108297⋅10­

8⋅T2+1,05714921⋅10­11⋅T3Transparent

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153

A2. Durchgeführte Züchtungsexperimente

Bezeich­nung

Prozesstyp(Tab. 3.1)

KeimDotierung [cm­3];

mittlere EPD [103 cm­2]

SchmelzeDotierung [cm­3]

InPFe01 1 ­ ­; <40 cFe= 5⋅1018

InPFe02 1 ­ ­; <25 cFe= 5⋅1018

InPFeK1 1 cS <8⋅1018; <1 ­ ­InPFe03 2a ­ ­; <80 cFe= 5⋅1018

InPFe04 2a ­ ­; <100 cFe= 7,1⋅1018

InPFe05 2a ­ ­; <140­ cFe= 7,1⋅1018

InPFe06 2b ­ ­; >200 cFe= 7,0⋅1018

InPFe07 1 Fe (ρ>107 Ωcm); <36 cFe= 7,6⋅1018

InPFe08 2a cS <1,5⋅1018; < 6 cFe= 1⋅1019

InPFe09 2b cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 5⋅1018+ cGaAs=5⋅1019

InPFe10 1 Fe (ρ>107 Ωcm); <36 cFe= 9⋅1018

InPFe111) 2a cS <1,5⋅1018; <6 cS= 5⋅1018

InPFe12 3a cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 5⋅1018

InPFe131) 3a cS <1,5⋅1018; <6 cS= 5⋅1018

InPFe14 3a cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 6.9⋅1018

InPFe15 3a cS <1,5⋅1018; <6 ­ ­InPFeK2 1 cS <8⋅1018; <1 ­ ­InPFe17 3a cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 5⋅1018

InPFe18 3b cS <1,5⋅1018; <6 cS= 5⋅1018

InPFe19 3a cS <1,5⋅1018; <6 ­ ­InPFe20 3a cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 5⋅1018

InPFe21 3a1 cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 1⋅1019

InPFe221) 3A cS <1,5⋅1018; <6 cS= 5⋅1018

InPFe23 3A cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 1⋅1019

InPFe24 3b cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 1⋅1019

InPFe25 3a cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 1⋅1019

InPFe262) 3a cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 1⋅1019

InPFe273) 3a1 cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 1⋅1019

InPFe28 3a cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 1⋅1019

InPFe294) 3a cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 1⋅1019

InPFe30 3a2 cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 1⋅1019

InPFe313) 3a1 cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 1⋅1019

InPFe32 3a3 cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 1⋅1019

InPFe33 3a3 cS <1,5⋅1018; <6 cFe= 1⋅1019

1) Dotierstoffstreifenexperiment2) Graphit­Filz und Folie zwischen Tiegel und Suszeptor3) Modulaufbau4) Spalt zwischen Tiegel und Suszeptor

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A3. Veröffentlichungen

P. Schwesig, M. Hainke, J. Friedrich, G. Müller:

„Comparative Numerical Study of the Effects of Rotating and Travelling Magnetic Fieldson the Interface Shape and Thermal Stress in the VGF Growth of InP Crystals“J. Crystal Growth 266 (2004), 224­228

B. Fischer, J. Friedrich, T. Jung, M. Hainke, J. Dagner, T. Fühner, P. Schwesig:„Modeling of industrial bulk crystal growth – state of the art and challenges“J. Crystal Growth 275 (2005), 240­250

P. Schwesig, U. Sahr, J. Friedrich, G. Müller, A. Köhler, U. Kretzer, S. Eichler, A. Mühe:„Growth and Characterization of 2“ and 4“ low EPD InP substrate crystals by the VerticalGradient Freeze (VGF)­Method“Conf. Proc. 17th IPRM, Glasgow (2005)

G. Müller, P. Schwesig, B. Birkmann, J. Härtwig, S. Eichler:„Types and origin of dislocations in large GaAs and InP bulk crystals with very lowdislocation densities“phys. stat. sol. (a) 202 (2005), 2870–2879

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Danksagung

Meinen besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle aussprechen:

Herrn Prof. Dr G. Müller für die Möglichkeit diese Arbeit durchzuführen, für alleDiskussionen, Motivation und Unterstützung der Arbeiten, sowie die großen Freiräumebei ihrer Durchführung.

Herrn B. Kress, ohne dessen Unterstützung die Arbeit in dieser Form nicht möglichgewesen wäre für die Hilfe und Durchführung zahlreicher Züchtungsexperimente, dieProbenpräparation, die Charakterisierung,.... sowie die zahllosen angeregtenDiskussionen und die freundschaftliche Zusammenarbeit

Herrn Dr. U. Sahr, der mir beim Einstieg in Geheimnisse der VGF­Züchtung von InP dieersten Schritte zeigte. Herrn Dr. B. Birkmann für die erhellenden Diskussionen über denEinfluss von Züchtungsparametern auf die Entstehung von Kristalldefekten.

Den Herrn Dr. M. Hainke und Dr. T. Jung, die mir geholfen haben mir einen Weg durchden Dschungel der numerischen Modellierung zu bahnen.

L. Kowalski für stete Hilfsbereitschaft und technische Beratung aus seinem reichenErfahrungsschatz.

Fr. E. Henneberger, Fr. U. Knerr und Fr. M Baumer, die mir einen Großteil derverwaltungstechnischen Aufgaben abgenommen haben.

Herrn A. Trepper und Fr. G. Obigodi, die im Rahmen ihrer Studienarbeiten einigewichtige Beiträge zu dieser Arbeit geleistet haben.

Allen Mitarbeitern des Erlanger Kristallabors für die Kollegialität die das äußerstangenehme Arbeitsklima ermöglicht hat.

A. Köhler und der Firma Freiberger Compound Materials für die unfangreicheUnterstützung und hervorragende Zusammenarbeit.

Dr. J. Härtwig für zahlreiche XRT­Messungen, die spannenden Diskussionen sowie dieUnterstützung bei der Durchführung des offiziellen ESRF­Experimentes: „X­rayTopography of InP Single Crystals with low Dislocation Density„.

Dr. M. Baeumler für die Durchführung der PL­Messungen.

Am meisten bin ich jedoch meiner Familie zu Dank verpflichtet die mit ihrer Geduld undUnterstützung es mir ermöglicht haben diese Arbeit durchzuführen.

Das Projekt„Grundlagen der InP­Kristallzüchtung nach dem Vertical­Gradient­Freeze (VGF)­

Verfahren“aus dem diese Arbeit hervorging wurde vom BMBF unter dem Förderkennzeichen

01BM163 gefördert

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Lebenslauf:

Peter SchwesigPonschabaustr. 29a83512 Wasserburg

Persönliche DatenGeburtsdatum: 10.03.1967Geburtsort: NeuendettelsauFamilienstand: Verheiratet, 2 Kinder

Schulausbildung1974­1978 Grundschule Windsbach1978­1987 Johann­Sebastian­Bach Gymnasium Windsbach Schulabschluss

mit allgemeiner Hochschulreife

Zivildienst1988­1989 Zivildienst, Diakonie Neuendettelsau

Studium und Beruf1989­1992

1992­2000

Studium der Chemie an der Friedrich­Alexander­UniversitätErlangen­NürnbergStudium der Mineralogie an der Friedrich­Alexander­UniversitätErlangen­Nürnberg

2001­2002

2002­2005

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mineralogie derFriedrich­Alexander­Universität Erlangen­NürnbergWissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut fürWerkstoffwissenschaften (Werkstoffe der Elektrotechnik) derFriedrich­Alexander­Universität Erlangen­Nürnberg

Seit 2006 Laborleiter bei BASF (ehemals Degussa) Construction Chemicals