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Für Alice und Hélène, meine beiden Prinzessinnen.
Für Zoé, das zarte kleine Geschöpf, ein bisschen wie Pupupidu.
P. L.
cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Verlagsgruppe Random House
Umwelthinweis:
Dieses Buch wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
1. Auflage 2008
© 2008 für die deutschsprachige Ausgabe cbj, München
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
© 2004, Hachette Livre, Gautier-Languereau
Die französische Originalausgabe erschien 2004 unter dem Titel
»Princesses – oubliées ou inconnues …«
Übersetzung: Antoinette Gittinger
Umschlagbild und Innenillustrationen: Rébecca Dautremer
Cover: Porträt der Prinzessin Hasardie vor der Schlacht von Patathrakien
Anonym, Musée des Princesses in Rennes
Nils; siehe kleiner Prinz, S. 66.
Lektorat: Martina Patzer
Umschlagkonzeption: Basic-Book-Design, Karl Müller-Bussdorf
MP · Herstellung: IH
Satz und Reproduktion: Lorenz & Zeller, Inning am Ammersee
ISBN 978-3-570-13354-5
Printed in China
www.cbj-verlag.de
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Philippe LechermeierRébecca Dautremer
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Kennt ihr schon die Prinzessin Froschauge?
Konntet ihr je Prinzessin Hastdumichgesehen erspähen?
Seid ihr gar eines dunklen Abends der Prinzessin der Nacht begegnet?
Habt ihr schon mal geplaudert nett mit Luisette von Eszett,
um das Feuer tanzen sehen die Zigeunerprinzessin Romasinta
oder die Prinzessin Boogie-Woogie?
Prinzessin Viertelmond, Prinzessin Doremi,
Prinzessin Ephemoptera von China: Viele der ihren halten sich
in einem Palast verborgen oder in einem Turm hoch oben.
Derart gut versteckt, haben einige sogar selbst schon ganz vergessen, wer sie einst waren.Sie wieder neu zu entdecken, ist ihnen jedoch absolut angemessen.
Hier also ist es: Das gesamte Wissen über
Prinzessinnen, unbekannt und unbenannt, zusammengetragen in einem einzigen Band.Palastgeheimnisse, Tuscheleien, Schlafzimmergeflüster, Wälder voller Zaubereien,
Heimlichkeiten und Lieblingsgetier, alles wird erklärt, abgebildet, zusammengewürfelt gleich hier.
Setzt euch gemütlich nieder, öffnet weit die Lider
und entdeckt der Prinzessinnenwelt vergessene Mitglieder.
Und wer weiß: Vielleicht erkennt ihr euch darin sogar wieder!
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Wiegeder Prinzessinnen
Die Geburt einer Prinzessin zieht zahlreiche Festlichkeiten nach sich, bei denen die Freunde der Familie
eingeladen sind, sich zu beugen über die Wiege des neugeborenen Kinds.
Jeder überbringt seine Glückwünsche, seien es magische oder auch nur scherzhaft gemeinte:
die klassischen:Diese Prinzessin wird die allerschönste sein oder Diese Prinzessin wird die allerklügste sein.
die optimistischen:Diese Prinzessin wird nicht geschwätzig sein (siehe auch Tipps & Tricks, um eine Prinzessin zum Schweigen zu bringen, S. 84/85)
die originellen:Diese Prinzessin wird einmal Tuba spielen.
die legendären:In ihrem fünfzehnten Jahr wird sich diese Prinzessin an einer Spindel stechen und tot umfallen (zum Glück fügte jemand hinzu: Die Prinzessin wird nicht tot umfallen, sondern in einen hundertjährigen Schlaf sinken).
die extremen:Diese Prinzessin wird freihändig Rad fahren können.
die pädagogischen:Diese Prinzessin wird ohne Rechtschreibfehler schreiben können.
die poetischen:Diese Prinzessin wird sich an Tautropfen laben,sie wird im Nebel vollkommener Vollmondnächte leicht und anmutig baden.
Es ist äußerst wichtig, niemanden zu vergessen, denn es kommt vor, dass Menschen, die nicht zu den
Festlichkeiten eingeladen werden, zutiefst gekränkt sind.
Das bekannteste Beispiel für die Folgen dieser Vergesslichkeit ist das Schicksal Dornröschens: Ihre Eltern vergaßen,
einer entfernten Cousine, tätig als Fee, eine Einladungskarte zu schicken. Gekränkt belegte sie die Prinzessin
mit dem legendären Fluch. Ergebnis: ein etwa hundert Jahre währender Schlaf.
Es scheint, als ob die berühmte Ungeschicklichkeit der Prinzessin von Badabumm ebenfalls die Folge einer Nachlässigkeit
ihrer Eltern wäre. Diese Geizhälse hatten die Zahl der Gäste beschränkt und sie damit gekränkt, um sich nicht mit den Kosten der
Bewirtung zu ruinieren. Diese Knauserigkeit sollten sie noch lange bedauern (siehe Prinzessin von Badabumm, S. 24/25).
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PATIN:Wird von den Eltern ausge-
wählt, um über die Prinzessin zu
wachen.
Grundsätzliche Tendenz, die
Prinzessinnen zu verwöhnen.
Geschenke und Erfüllung
unsinnigster Wünsche.
Beispiel: Aschenputtel forderte
von ihrer Patin, einen Kürbis in
eine Karosse zu verwandeln.
Was diese auch tat.
Doch weigerte sie sich, trotz der
Wutausbrüche der Prinzessin,
einen Hut in Feuersglut, ein
Pferd in einen Herd und einen
Wal in ein Fahrzeug mit Pedal
zu verwandeln.
KLEINESSAMENKORN:Es ist unbedingt erforderlich,
das althergebrachte Gerücht
aus der Welt zu schaffen,
welches besagt, eine Prinzessin
werde aus einer Rose geboren!
Auch auf die Gefahr hin, nun zu
schockieren: Kinder haben
heutzutage das Recht, die
Wahrheit zu erfahren. Nur auf-
grund der Tatsache, dass sie
Kinder sind, braucht man ihnen
ja nicht jedes Märchen aufzu-
tischen. Sagen wir es endlich
klipp und klar: Damit eine
Prinzessin aus einer Rose
geboren wird, muss man ein
kleines Samenkorn zwischen
die Blütenblätter gleiten lassen.
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Prinzessin
Wölkchen Gehört zur Familie der Faulpelzkönige.Nichtstun ist dort oberstes Gebot,
die Losung lautet: der Faulheit Lob.Der Spruch auf ihrem Wappen, gestickt auf eine Rolle für den Nacken:
Ruhe, ich schlafe.Keine Krone nennt diese Familie ihr Eigen, sondern eine Schlafmütze.
Keine königliche Robe, sondern ein Nachtgewand.
Trägheit nennt sich ihre Politik, Monotonie heißt ihre Philosophie.
Prinzessin Wölkchen folgt stets der obersten Regel, nichts zu tun,
was anstrengender sein könnte, als zu ruhen. Sie geht früh schlafen,
steht spät auf und lässt keine Siesta aus. Zwischen diesen Ruhepausen
räkelt sie sich entspannt auf riesigen Kissen, deren wolkengleiche
Weichheit sie nie mag missen.
zur gleichen familie gehört . . .
. . . Dornröschen: Wegen eines läppischen Stichs
legt sie sich hundert Jahre zur Ruh’
und entführt noch dazu ihr ganzes
Königreich ins Land der Träume.
. . . und zudem:
Die Prinzessin der Kissen,die, um keinen Schlaf zu missen,
nie aufsteht,
sowie die
Prinzessin der Federn, die auf dem Mond wohnt.
BALDACHIN (-Bett):
Ein mit zarten Vorhängen drapiertes Bett. Das Prinzessinnen-Bett
par excellence. Eindeutig ein Klassiker. Aus Seide, aus Spitze, aus Tüll
oder aus Libellenflügeln.
Den Stoff, der über das Bett gespannt ist, nennt man Himmel, und von Zeit
zu Zeit sieht man bei Nacht einige Sterne darin funkeln.
Es gibt auch Baldachine, die in folgenden Sonderausstattungen lieferbar
sind: Das Modell Große weite Welt, bei dem man den Stoff des Baldachins
auch als Segel setzen kann, das Modell In-letzter-Minute, das aus Fallschirm-
seide gemacht ist und das Modell Sternenhimmel, das im Freien oder auf
einem Campingplatz verwendbar ist. Schließlich das Modell XXL-Extra, das
mit 1000 m2 fast so groß ist wie ein kleiner Palast, ausgelegt mit Matratzen,
Federbetten und Kissen.
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BASTELHORN:Ein Instrument, das auch Anfänger
spielen können. Man drückt, bläst
irgendwo hinein und setzt die Finger
nach Belieben ein.
KONTRABEULE:Schweres, sperriges Instrument,
an dem man sich häufig stößt.
Prinzessin
Fasola Spielt die erste Geige im königlichen Hoforchester unter der Leitung ihres Gatten,
Maestro Tempo Moderato.
Spielt pizzicato, wenn sie allein ist. Agitato, wenn sie sich ärgert.
Und für ihren Gatten: manchmal affettuoso, häufig amoroso.
Prinzessin
Doremi Besitzt eine kristallklare Stimme, von der ihre Bewunderer sogar
behaupten, sie sei göttlich. Sie redet nicht, sie singt, sie schimpft nicht, sie klingt.
Im Ärger singt sie Arien von Wagner, im Kummer Lieder, und Vivaldi, wenn sie Sorgen plagen.
Wenn sie lacht, kann es passieren, dass Gläser zerbersten, wenn sie weint, ist das so hübsch, dass alle applaudieren.
In Oper und Konzert verbringt sie ihre Tage. Doch auch an freien Abenden
wirft sie ihr Talent in die Waage, singt für ihre Gäste und organisiert private Sangesfeste.
Stets elegant und charmant. Beachtet die Konvention, singt nie einen falschen Ton.
Schwester der berühmten Geigerin, der Prinzessin von Fasola.
MINIBOE:Kleine Oboe.
GRIECHISCH-RÖMISCHE LAUTE:Instrument mit doppeltem Griff.
ARCHIMBOLDEON:Aus Früchten und Gemüse.
ZWITSCHER-MONIUM:Instrument der
Prinzessin Pupupidu
(siehe Prinzessin Pupupidu
S. 66/67).
WIMPERNVIOLINE:Wird gespielt, indem man mit den Wimpern
klimpert.
PAUKE:An Abenden voll Trübsinn setzt sich die Riesen-
prinzessin hin und spielt die große Pauke
(siehe Prinzessin Kannibalossa, S. 80/81).
TROMPÖTE:Trompete, die falsche Töne trötet.
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TÄNZE:Es versteht sich von selbst, dass eine Prinzessin sich
von frühester Jugend an der Tanzkunst mit Anmut
und Feingefühl widmet.
Wenn einer sagt, dass sie »tanzt, wohin ihre Füße sie
tragen«, ist dies als schweres Versagen der Prinzessin
zu beklagen.
Wenn sie sich nicht im Rhythmus bewegt, den Takt
nicht beachtet, sagt man, sie tanze taktlos. Das steht
unter Strafe und die Geldbuße folgt auf dem Fuße.
Die Arabeske ist der beliebteste Tanz, aber auch
das Menuett, die Quadrille über Kreuz und die Pavane
finden Prinzessinnen sehr nett.
Weitere Tänze: der Schummelblues, der Albertango und
der Molusca. Der Java, der Jerk, der Tango, der Mambo,
der Fandango. Der Skate ist ungeheuer gefährlich, der
Schlotterstep wirkt sehr fahrig und der Looping-Pong
ist wirklich haarig. Für die piekfeinsten der Prinzessin-
nen eignet sich der Snobinella und für den Alltag das
Menuett, täglich anders, doch stets adrett.
Und für die wilden Nächte
der Schnickelschnackel, die Sarabande,
der Teppichschieber und der Boogie-Woogie.
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Prinzessin
Boogie-WoogieZaza von Boogie-Woogie liebt rauschende Roben,
schnucklige Souvenirs und niedlichen Nippes.Einige sagen gehässig, ihre Kleidung sei kitschig, schlampig oder
gar lässig. Darüber zuckt sie nur die Schultern und lässt die
Banausen ohne Sinn für Originale einfach sausen.
Sie macht gern einen drauf, liebt die Bambule,die Fiesta, die Fete, die Sause.Zaza zirpt einen Zwitscherer. Darüber lachen die Dummköpfe,
aber die Prinzessin pfeift auf die einfältigen Tröpfe.
Sie liebt nur Typen mit Ecken, Kanten und Schrullen.
Pech für die Nullen.
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Prinzessin
EszettSobald ein Diner oder ein Ball beendet ist, macht sich Prinzessin Luisette von Eszett auf den Weg
und erklimmt die tausend Stufen zu ihrer Bibliothek.
Sie liest alles, was ihr in die Hände fällt, schlichte Berichte, Poesie und Philosophie, profane Romane. Auch verfasst sie voller Akribie die Geschichte ihres Lebens, ihre Biografie (im Augenblick sind es drei Bände von 557 Seiten).
Sie ist auf der Suche nach einer Brille, mit der ihre Augen niemals ermüden.
In ihren Träumen besteht ein Tag aus mehreren Kapiteln, die sie stets aufs Neue könnte betiteln.
Sie schreibt in Reimen, spricht in Versen und kennt das Wörterbuch aus dem Effeff.
Prinzessin
Analphabetty
Di Prinzessin Prinsezzin Analphabetty ist sähr hüppsch, abär
si hatt nn grozes Probläm: Wänn sie shreipt, machd se inn jedäm Woord ein Feler.
TRÄNEN:Prinzessinnentränen sind
sehr begehrt.
Da sie auf der ganzen Welt
gefragt sind, durchquerten
ganze Karawanenheere lange
Zeit Wüsten und Meere, um
mit ihnen Handel zu treiben.
Verwendet man sie als Tinte,
gelingt es mühelos,
die zärtlichsten Chansons,
die anmutigsten Gedichte,
die leidenschaftlichsten
Liebesbriefe zu schreiben.
Für Abschieds- und Schmäh-
briefe empfiehlt sich die Ben
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Prinzessin
LarifariGeschwätzig wie eine Elster, ist es schwer, ihr zu folgen, sie redet über alles und nichts, viel Blabla und Tralala.
Ihr Gerede hat weder Anfang noch Schluss, ist alles andere als ein Genuss.
Sie unterbricht, kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen, doch zum Thema gehört das alles nicht.
Sie beginnt stets mit dem Ende, verwechselt dann alles, gibt sich neunmalklug in ihren Reden, doch irrt sie sich
in den Namen und verwirrt alle Fäden.
Unanständige Ausdrücke sind ihr keineswegs fremd, sie ist da völlig ungehemmt.Sich mit ihr zu unterhalten ist ein wahrer Tort. Nur mit viel Erfahrung und
Ausdauer kommt man auch mal zu Wort.
Sie vertreibt alle Verehrer, vom schüchternsten bis zum kühnsten.
Sogar ihre Eltern tragen Mützen, um ihr Trommelfell zu schützen.
In Friedenszeiten ist sie nichts als unangenehm, in Krisenzeiten dagegen höchst angesehen.Sie ist nämlich darin sehr gut, die Ritter zum Angriff zu treiben, wenn es ihnen fehlt an Mut.
Ihre Wirkung gleicht der einer Kanone: Die Feinde fliehen vor ihr wie vor der Pest, und jenen mit
großen Ohren gibt sie am schnellsten den Rest.Sie wurde für ihren Mut mit dem Juchhu-Orden ausgezeichnet
(siehe Großes Tralala, S. 82/83).
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FÄCHER:Der Fächer ist ein sehr nützlicher Gegen-
stand. Er ermöglicht es zu sprechen, ohne
ein einziges Wort zu sagen. Aber vor allem
lässt es sich gut dahinter verstecken,
um Streiche auszuhecken.
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internationales fächeralphabet
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Prinzessin
KapriziosaPrinzessin Kapriziosa spricht nicht, sie flüstert,
fieberhaft und kompliziert. Sie hustet nicht, sie hüstelt.
Von einem guten Schmaus lässt sie fast jeden Bissen aus,
ist sehr wählerisch und knabbert bestenfalls bei Tisch.
Sie ist eine echte Kokotte.Völlig verwöhnt und gänzlich unbefangen, wenn es gilt, Unmögliches zu
verlangen: Schnee mitten im Sommer, ein wonniges Plätzchen in der Wüste,
Johannisbeeren im Januar. Ihr Badezimmer ist ihr Heiligtum, mit allem,
was ihr Herz begehrt: wohliger Wärme, duftendem Schaum, Rosenblättern,
Eselsmilch und Aprikosennektar.
Ihre Cousine, die Prinzessin auf der Erbse, ist legendär.
Ihre Geschichte ist ja bekannt: Eine Königin wollte ihren Sohn verheiraten. Um für ihn die
empfindsamste Prinzessin zu finden, legte sie eine Erbse unter eine Matratze und stapelte dann
weitere 20 Matratzen und 20 Federbetten darauf. Nur eine Prinzessin fühlte sich durch die
Erbse gestört und klagte am anderen Morgen, dass sie eine fürchterliche Nacht hinter sich habe.
So hatte die Königin die erwünschte seltene Perle, die zarte Blume gefunden und vermählte sie
mit ihrem Sohn. Deshalb nennt man sie Prinzessin auf der Erbse. Es gibt noch eine andere
Variante dieser Geschichte. Darin wird die Prinzessin von einem Menschenfresser verschlungen.
Weil er ein Feinschmecker ist, ergänzt er seine Mahlzeit durch Erbsen. Prinzessin auf Erbsen ist
in diesem Fall der Name eines Kochrezeptes und hat nichts mit Prinzessin Kapriziosa zu tun
(siehe Königliche Küche oder Wie man eine Prinzessin zubereitet. Zwanzig einfache und schmackhafte Rezepte, S. 78/79).
Eine andere Cousine, die (Tausende von Kilometern) weit entfernt lebt, ist Prinzessin Sushi
(Japan, Dynastie Shotoku, 6. Jahrhundert).
ETIKETTE:Die Regeln der Höflichkeit und des Anstands zu befolgen, gelingt den Prinzessinnen
mal mit mehr, mal mit weniger Glück, Raffinement und Geschick. Manch eine setzt
sich gänzlich darüber hinweg und verursacht einen Skandal, über den man sich noch
lange den Mund zerreißt. Das nennt man dann: die Etikette mit Füßen treten.
Man erinnere sich nur an Prinzessin Amnesie, die unbekleidet auf einem Ball erschien,
an die indische Prinzessin Hastdumichgesehen mit ihren blau-rosa Haaren oder an die
Prinzessin Kannibalossa, die bei Tisch einschlummerte, den Kopf auf Kartoffelbrei
gebettet (siehe Prinzessin Amnesie, S. 36/37, Prinzessin Hastdumichgesehen, S. 82/83
und Prinzessin Kannibalossa, S. 80/81).
Wenn die Regeln nicht beachtet werden, nennt man das: gegen die Etikette verstoßen.
Nur als Beispiel: Es verstößt gegen die Etikette, mit den Füßen auf dem Tisch zu speisen,
während des Krönungsballs die Zunge herauszustrecken, sich die Nase zu putzen oder
sich mit dem königlichen Zepter den Rücken zu kratzen.
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Prinzessin
Badabumm Prinzessin Gudrun von Badabumm entwickelte früh ihre
Ungeschicklichkeit zu wahrer Exzellenz, berüchtigt an allen europäischen Höfen,
fristet sie jetzt eine tragische Existenz, produziert Katastrophen mit Vehemenz.
Sie bekommt einen steifen Hals, wenn sie lacht, einen Sonnenstich, wenn sie im Schatten wacht,und ihr Magen ist verstimmt, wenn sie auch nur Wasser trinkt. Was sie in die Hand nimmt, macht sie kaputt.
Das Leben mit ihr ist wirklich sehr schwer.
Dem Prinzen, der ihr versprochen war als Ehemann, die Flucht gerade noch
rechtzeitig gelang. Sie hatte ihm vielfach aus Versehen ein Bein gestellt, einen
Arm gebrochen, eine Hand gequetscht und noch etliches mehr, was alles
aufzuzählen viel zu zeitaufwendig wär.
Um dem tragischen Treiben ein Ende zu bereiten, wurde sie auf eine einsame
Insel geschickt. Unter freiem Himmel, nun ganz allein, kann sie kein Unglücks-
bringer mehr sein.
Grollend ob der Verbannung, schmiedet sie
schmollend Pläne zur Flucht (siehe Reisen, S. 42/43 und Wiege, S. 8/9).
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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE
Philippe Lechermeier
Prinzessinnen
Gebundenes Buch, Pappband, 96 Seiten, 27,5x31,0ISBN: 978-3-570-13354-5
cbj
Erscheinungstermin: Januar 2008
Prinzessinnen ganz neu entdecken: ein hinreißendes Bilderbuch für Klein und Groß Wer meint, über Prinzessinnen gäbe es nichts Neues mehr zu erfahren, irrt! Dieses herrlichillustrierte Bilderbuch präsentiert voller Humor und Poesie Prinzessinnen, wie sie bislang nochkeiner kennt, und lüftet tausend Geheimnisse ihrer Welt! Lieblingsspeisen, Elefantenreisen,höfische Etikette und rauschende Bankette – die Prinzessinnen-Typologie versammelt alles,was es über berühmte und noch unbekannte, verträumte und verwegene Königstöchter zuwissen gibt. Ein bezauberndes Kleinod für kleine und große Prinzessinnen-Fans, das auf eineeinzigartige Entdeckungsreise einlädt. • Ein zauberhaftes Geschenkbilderbuch für jede Prinzessin• Inklusive Test: Welcher Prinzessinnen-Typ bin ich?• Mit Prinzessinnenvokabular, königlichen Buchtipps und praktischen Tricks für den Umgang mitKönigstöchtern