Ökonomie des Glücks
Heft 20 I April 11
AKAD. Das Hochschulmagazin.
Glücksforschung Quo vadis homo oeconomicus? I Perspektiven Studie über private Hochschulen IJung und Alt in der EU Demografie und Metropolen
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11
TitelthemaÖkonomie des Glücks
18 Bildungsoptimisten – Bildungs -
experte Prof. Dr. Klaus Hurrelmann
über Glück und Bildung
22 Glücksforschung – Abkehr vom
rationalen Homo oeconomicus
28 Campusgeflüster: Was macht
AKAD-Absolventen froh?
29 Wohlstand, Bildung, Bescheiden-heit – Warum die Dänen so glücklich sind
Wirtschaft und Wissenschaft
15 Cities in Balance – Prof. Dr. Michael
Klebl zum besseren Miteinander der
Generationen
30 Schwäbischer Vorzeigeunter -nehmer: Robert Boschs nachhaltige
Initiativen
32 Aktuelle Abschlussarbeiten
Porträts
12 Zweite Karriere – Wie Exprofisportler
Hendrik Feist den Übergang meisterte
14 Professorenporträt: Stephan Schöning
34 „Der richtige Moment“:Prof. Dr. Sonja Ulmer im Rückblick auf
20 Jahre AKAD Leipzig
44 Kulinarisches Porträt: Frankfurt
AKAD aktuell
7 Zukunft privater Hochschulen – Studie des Stifterverbands
8 Neues aus den AKAD Hochschulen
36 Technik und Dienstleistung –AKAD baut Studienangebot aus
38 Bilder aus den Hochschulen
40 Erfolgreiche Absolventen –Von Oktober 2010 bis März 2011
Rubriken
3 Editorial
4 Nachrichten – Innovationen –Menschen
45 Leserbriefe
46 AKADalumni
48 AKAD-Kalender
49 Gewinnspiel/Impressum
In dieser Ausgabe
BildungsoptimistenIm Interview erklärt Klaus Hurrelmann, warum
Bildung junge Menschen optimistisch in die
Zukunft blicken lässt: Aufschlüsse aus der
aktuellen Shell-Studie. Seite 18
Karriere nach der KarriereBasketballprofi Hendrik Feist feierte Erfolge,
doch Spitzensport ist Karriere auf Zeit. Nach dem
Studium gelang ihm nahtlos der Übergang ins
Berufsleben. Seite 12
Ein Mann mit Prinzipien150 Jahre alt wäre Robert Bosch 2011 geworden.
Mit seinen Innovationen und seinem gesellschaft-
lichen Engagement entfaltete der Vorzeige -
unternehmer Langzeitwirkung. Seite 30
2
GroßbritannienBelgienSpanienLuxemburgÖsterreichSchwedenIrlandDeutschlandFinnlandDänemarkPortugalGriechenlandFrankreichNiederlandeItalien
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 114
NACHRICHTEN – INNOVATIONEN – MENSCHEN
Kein Turboarbeitsmarkt in Sicht
14,910,2
7,32,4
1,0
20 10 100
– 1,1– 1,5– 2,2– 2,7– 3,1
– 6,2– 13,1
– 18,3– 21,5
Bleibt heute wirklich niemand lange beim gleichen Arbeitgeber? Die Ergeb-
nisse einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
widerlegen diese gängige Auffassung. Danach liegt die durchschnittliche
Beschäftigungsdauer in Deutschland seit 1992 konstant bei gut zehn Jahren.
„Von einem allgemeinen Trend hin zum Turboarbeitsmarkt kann demnach
nicht gesprochen werden“, folgert IAB-Forscher Thomas Rhein. Davon
profitierten Arbeitgeber und Mitarbeiter: Firmen wüssten die Kenntnisse
und Erfahrungen ihrer langjährigen Mitarbeiter zu schätzen und wollten sie
deshalb halten, so der Arbeitsmarktexperte. Fest angestellte Arbeitnehmer
ihrerseits müssten heute schon nach attraktiven Stellenangeboten suchen,
da immer mehr Stellen befristet ausgeschrieben würden und damit für sie
nicht infrage kämen. „Dann bleiben sie lieber, wo sie sind“, so Rhein in der
„Stuttgarter Zeitung“. Allerdings sind die zehn Jahre nur ein Durchschnitts-
wert: Gut 15 Prozent aller Beschäftigten sind kürzer als ein Jahr bei ihrem
Arbeitgeber, so ein weiteres Studienergebnis.
Die Studie ist abrufbar unter http://doku.iab.de/kurzber/2010/kb1910.pdf
Sind Sie teamfähig?Wenn man einen Job will, muss man schon überzeugend
„ja“ sagen. Doch die eher unspezifische Eigenschaft „Team-
fähigkeit“, die fast wie ein Mantra in jeder Stellenanzeige zu
finden ist, wird von manchen Experten auch differenziert be-
trachtet: Gruppenarbeit sei nicht alles, ja, innovative Unter-
nehmen bräuchten Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten,
schreibt die „KarriereWelt“ und wittert schon das Ende der
Dominanz von „Jasagern und Mitläufern“. Die Zeitung zitiert
Fachleute, die den „glorifizierten“ Teams „ritualisierte Mittel-
Fach- und Führungskräfte wandern aus40 000 Wissenschaftler, Fach- und Führungs-
kräfte wandern durchschnittlich pro Jahr aus
Deutschland aus. Eine Studie, die die Bertels-
mann Stiftung im Auftrag des Bundesinstituts
für Bevölkerungsforschung durchgeführt hat,
zeigt, dass mehr hoch qualifizierte Erwerbstätige
das Land verlassen, als Personen mit diesem
Profil einwandern – zumindest seit Erhebungs-
beginn im Jahr 2005.
Der typische deutsche Auswanderer ist der Stu-
die zufolge männlich, knapp 32 Jahre alt, ledig,
kommt aus einer westdeutschen Stadt und hat
Ein- und Auswanderungsbilanz von Wissenschaftlern und Führungskräftenin 1 000
Aus- und Einwanderung und Nettomigrationsrate vonWissenschaftlern und Führungskräften innerhalb derEU-15. Basis: 25–64 Jahre, erwerbstätig, ISCO 1 + 2,Aufenthaltsdauer <= 5 Jahre, jährlicher Durchschnittder Jahre 2005–2009 © Bertelsmann Stiftung
eine höhere berufliche Qualifikation als der
Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. 70 Pro-
zent der deutschen Auswanderer zieht es in ein
anderes europäisches Land: An erster Stelle steht
hier die Schweiz, gefolgt von Polen, Österreich,
Großbritannien, Spanien und Frankreich. Außer-
halb Europas sind es die klassischen Einwande-
rungsstaaten wie die USA, Kanada und Aus -
tralien, in die ebenfalls eine größere Zahl von
Deutschen auswandert.
Mehr Info unter http://www.bertelsmann-stif-
tung.de
mäßigkeit“ unterstellen und dabei Meinungsvielfalt, Kreativität
und Innovationsgeist gefährdet sehen.
Dabei halten 42 Prozent der Spitzenmanager den Teambeitrag
für unwichtig. Warum dann ein Bekenntnis zur eigenen Mei-
nung oft das Aus im Bewerbungsverfahren bedeutet? Ein
„wacher Geist und innere Unabhängigkeit“ erfordere Mut,
so die Zeitung. Und zwar nicht nur vom potenziellen Arbeit-
nehmer, sondern eben auch ganz besonders vom Chef.
Durchschnittliche (bisherige) Dauer der Betriebszugehörigkeitvon 15- bis 64-jährigen Arbeitnehmern1992 bis 2008, in Jahren
1992 2008Italien 10,7 11,2Deutschland 10,3 10,8Frankreich 9,9 11,5
1992 2008Spanien 8,4 8,9Dänemark 7,8 7,3Großbritanien 7,7 8,2
13
12
11
10
9
8
7
61992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008
Quelle: Europäischer Labour Force Survey (LFS) © IAB
20 30
33,8
NACHRICHTEN – INNOVATIONEN – MENSCHEN
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11 5
Kurz und bündig:Mehr Geist für die Wirtschaft
Mehr als 2,5 Millionen Studierende und Absol-
venten der Geistes- und Kulturwissenschaften
gibt es hierzulande. Viele von ihnen streben einen
Einstieg in die Wirtschaft an. Unterstützung bietet
ihnen dabei die neue Plattform www.geistes-
wirtschaftler.de. Für zehn Euro im Jahr kann das
volle Angebot genutzt werden. Argumentations-
hilfen und eine Portion Selbstbewusstsein für
Geisteswissenschaftler gibt’s gratis.
Unterbeschäftigt
Etwa eine Million Deutsche sind derzeit in der
Statistik als „unterbeschäftigt“ erfasst, werden
aber nicht als offiziell arbeitslos gezählt, da sie
z.B. in beruflichen Eingliederungsmaßnahmen
stecken oder vorruhestandsähnliche Regelungen
in Anspruch nehmen. Die Unterbeschäftigungs-
quote liegt in Deutschland bei rund 10 Prozent
gegenüber einer Arbeitslosenquote von 7,2 Pro-
zent (Quelle: Deutscher Bundestag).
Ein Fünftel mehr
Studentinnen haben wesentlich geringere Er-
wartungen an das Einstiegsgehalt als ihre
männlichen Kommilitonen. Mit bis zu 20 Prozent
mehr Bruttogehalt monatlich rechnen Studenten
bei gleicher Qualifikation gegenüber ihren Kom-
militoninnen. Selbst Topstudentinnen erwarten
sieben Prozent weniger Lohn als Studenten mit
deutlich schlechteren Abschlussnoten (Quelle:
Studentenspiegel 2010).
Schwaben, Bayern und Schweden haben die meisten Ideen
Der Innovationsindex 2010 des Statistischen Landesamtes Baden-Württem-
berg zeigt: Der Südwesten liegt bei der Innovationsfähigkeit innerhalb der
Europäischen Union erneut auf Platz 1. In keiner anderen der 86 untersuch-
ten europäischen Regionen wird ein höherer Anteil der Wirtschaftsleistung in
Forschung und Entwicklung investiert. Auch der Erwerbstätigenanteil for-
schungsintensiver Industriezweige und die Patentdichte ist im Südweststaat
am höchsten. Von baden-württembergischen Erfindern wurden zudem etwa
fünfmal so viele Patente beim Europäischen Patentamt angemeldet wie im
Durchschnitt aller 27 EU-Länder. Die anderen Bundesländer rangieren vorwie-
gend im europäischen Vorder- oder Mittelfeld mit Ausnahme von Bayern, das
auf Platz 2 vorgerückt ist. Nach Meinung der Statistiker weist jedoch ein
nordisches Land im Ländervergleich die höchste Innovationskraft auf:
Schweden. Zu verdanken haben die Skandinavier diese Position ihren
wissensintensiven Dienstleistungen.
Mehr Infos unter http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de
1 71,7 Baden-Württemberg2 67,9 Bayern4 55,9 Berlin7 53,6 Hessen9 51,5 Bremen10 51,2 Hamburg14 44,9 Nordrhein-Westfalen15 44,4 Sachsen18 43,6 Niedersachsen19 43,4 Thüringen22 41,3 Rheinland-Pfalz29 38,2 Saarland33 36,2 Schleswig Holstein37 35,0 Mecklenburg-Vorpommern38 33,2 Brandenburg56 27,8 Sachsen-Anhalt
Bachelors in die BeratungViele Branchen haben sich noch nicht auf die
neuen Bachelorabsolventen eingestellt: Immer
wieder sind öffentliche Klagen über die kurze
Studienzeit und das jugendliche Alter der Be-
werber zu hören. Willkommen seien die neuen
Bachelors aber insbesondere bei Unternehmens-
beratungen, schreiben die „Frankfurter Allgemei-
ne Zeitung“ (FAZ) und die Hochschulzeitschrift
„audimax“. In der Consulting-Branche hätte man
demnach gern mehr Bachelorbewerbungen – bei
vielen Unternehmen interessiere man sich aller-
dings nur für die notenmäßig besten zehn Pro-
zent. Diese versuche man mit speziellen Bache-
lorprogrammen zu locken, in deren Rahmen die
Junior Consultants nach einer mehrjährigen er-
folgreichen Berufstätigkeit für ein Master studium
freigestellt werden – um danach auf höherer
Ebene wieder einzusteigen. So wolle man die
klügsten Köpfe früh an die Firma binden, und:
Die jungen Bachelors seien noch „formbar für das
Unternehmen“, zitiert die FAZ eine Personalver-
antwortliche.
InnovationsfähigkeitSpitzengruppeVorderfeldMittelfeldHinterfeldSchlussgruppe
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11
AKAD AKTUELL
8
Politisches Schlüsselthema: Berufliche Weiterbildung
AKAD beteiligt sich am „Bündnis für Lebenslanges Lernen“
Planspiele „KnowSim“ und „Know-IT“
Integratives Master-Projekt derWirtschaftsinformatik
AKAD gehört zu den 30 namhaften Partnern, die am 31. Ja-
nuar 2011 in Stuttgart das vom baden-württembergischen
Ministerpräsidenten Stefan Mappus initiierte „Bündnis für
Lebenslanges Lernen“ unterzeichnet haben. Ziele des Bünd-
nisses sind unter anderem die stärkere Verankerung von
Weiterbildung in den Bildungsbiografien der Menschen und
die Sicherung des Fachkräftebedarfs, indem durch berufliche
Weiterbildung die Qualifikation der Beschäftigten dem künf-
tigen Bedarf angepasst wird. Dass lebenslanges Lernen ein
Schlüsselthema für die Landesregierung ist, zeigte auch die
Beteiligung verschiedener Fachressorts wie die des Kultus -
ministeriums, des Wirtschaftsministeriums, des Sozialminis-
teriums sowie des Wissenschaftsministeriums.
Die Unterzeichner des Bündnisses im Staatsministerium Stuttgart. Mitte unten: Der ehemalige Ministerpräsident Stefan Mappus.
dem wurde in der Gruppe ein Kompetenzträger
bestimmt, der dann alle anfallenden Fragen be-
antworten musste. Wie im realen Leben konnten
die Teilnehmer Informationen käuflich erwerben,
um ihr Resultat zu verbessern. Um den Schwierig-
keitsgrad zu erhöhen, wurden außerdem zufäl -
lige Ereignisse eingeplant, wie die plötzliche Er-
krankung des Kompetenzträgers – für den dann
ein anderes Gruppenmitglied einspringen musste;
dadurch wiederum konnte jeder Teilnehmer vom
„Beginner“ über „Advanced“ zum Experten auf-
steigen.
Die zweite Studierendengruppe entwickelte das
Planspiel „Know-IT“, mit dem Führungskräfte
insbesondere den Bereich IT-Sicherheit kennen-
lernen sollten. Dabei erhielt jeder Teilnehmer eine
Master-Studierende der Wirtschaftsinformatik ha-
ben während ihres dritten Semesters die Aufgabe,
ein Softwareprojekt zu entwickeln und umzuset-
zen. Im Studienjahr 2010 sollte im Rahmen dieses
Master-Projektes ein Planspiel Führungskräfte da-
rin schulen, schnell und kompetent auf typische
IT-Probleme zu reagieren. Ein Planspiel bot sich für
diese Art der Aufgabenstellung an, da nicht nur
der Lernstoff spielerisch vermittelt wird, sondern
gleichzeitig auch soziale Aspekte durch die Ar-
beit in der Gruppe zum Tragen kommen.
„KnowSim“ hieß eines der beiden Planspiele,
die von den Studierenden entwickelt wurden: In
aufeinanderfolgenden Runden wurde hierbei
zuerst allgemeines IT-Wissen vermittelt, dann
abgefragt und schließlich ausgewertet. Außer-
spezielle Funktion, zum Beispiel als Bereichsleiter
Software oder Bereichsleiter Hardware, und aus-
schließlich auf diese Funktion zugeschnittene In-
formationen. Im darauf folgenden Schritt wurde
bereichsübergreifend diskutiert, welcher IT-Angriff
zu erwarten sei und welche Maßnahme man
für eine erfolgreiche Abwehr ergreifen sollte.
Sobald die Entscheidung getroffen war, erfolgte
der Angriff und die Teilnehmer erfuhren, ob die
eingesetzte Maßnahme effektiv genug war
oder ob eine Alternative größeren Erfolg hätte
erzielen können.
Ansprechpartner für den Master-Studiengang
Wirtschaftsinformatik an der AKAD Hochschule
Stuttgart ist Professor Dr. Franz-Karl Schmatzer
AKAD AKTUELL
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11 9
AKAD proudly presents:
Die besten und schnellsten Absolventendes Jahres 2010
Leipzig
Cornelia Graf-Chmiel (30) ist „Student of the
Year 2010“ der AKAD Hochschule Leipzig. Die
Wahl-Berlinerin hat den Diplomstudiengang
Wirtschaftsübersetzen mit der Note 1,4 abge-
schlossen und ist damit im zurückliegenden Jahr
an ihrer Hochschule die Beste gewesen. Den
AKAD alumni-Preis für die kürzeste Studiendauer
erhielt Sonja Mäckle (47) aus München, die für
ihr Bachelorstudium in International Business
Communication nur knapp über drei Jahre be-
nötigte. Beide Preisträgerinnen nennen als Er-
folgsrezept eine systematische Jahresplanung:
„Sobald die Termine der Präsenzveranstaltungen
feststanden, habe ich den Lernstoff in kleine Ein-
heiten eingeteilt, um für jeden Tag ein festes und
erreichbares Ziel zu haben“, erklärt Cornelia
Graf-Chmiel ihre Traumnote.
Wie in jedem Jahr wurden auch Ende 2010 an allen drei AKAD-Fachhochschulen die Absol-
venten des Jahres gekürt. Die Besten erhielten jeweils eine 20-bändige Edition „Literatur-
klassiker“ der Wochenzeitung DIE ZEIT; diejenigen mit der kürzesten Studiendauer einen
Scheck vom Absolventen- und Studierendennetzwerk AKAD alumni über 250 Euro.
Außerdem erhielt jeder Preisträger ein Abonnement der ZEIT sowie eine kostenlose
AKADalumni-Mitgliedschaft.
Pinneberg
An der AKAD Hochschule Pinneberg ist Annika
von der Fecht die beste Absolventin des vergan-
genen Jahres. Die 25-Jährige hat ihr BWL-Studi-
um mit der Bestnote 1,1 abgeschlossen. Dass
ihr Arbeitgeber, die Aurubis AG in Hamburg, sie
während des AKAD-Studiums unter anderem mit
Bildungsurlaub unterstützte, zählt Annika von
der Fecht zu den Erfolgsgründen für ihren sehr
guten Abschluss. Der schnellste Pinneberger Stu-
dent 2010 ist Daniel Wittoesch (29) aus Flörs-
heim am Main. Seinen erfolgreichen Abschluss
begründet er unter anderem damit, dass ihn die
Kommilitonen beim Frankfurter AKAD-Stamm-
tisch immer wieder motivierten, auch in beson-
ders stressigen Zeiten am Ball zu bleiben.
Stuttgart
Die Preisträger an der Hochschule Stuttgart sind
Swenja Hänsel und Roman Pelzer. Swenja Hänsel
hat mit einem Notendurchschnitt von 1,1 ihr
BWL-Studium abgeschlossen; eine Traumnote,
die die 32-Jährige Stuttgarterin nach eigenen
Angaben durch „Selbstdisziplin, Durchhaltever-
mögen und eine gute Zeiteinteilung zwischen
Berufsleben, Studium und Privatleben“ erzielte.
Roman Pelzer (27), gebürtiger Karlsruher, hat das
üblicherweise vierjährige Diplomstudium BWL in
27 Monaten absolviert und ist damit im zurück-
liegenden Studienjahr in Stuttgart der Schnellste
gewesen. Auch hat das Studium für Roman
Pelzer bereits Früchte getragen: Nach seinem
Abschluss wurde ihm eine Stelle als Bilanzana -
lytiker bei seinem „Wunscharbeitgeber Daimler“
angeboten.
Bild oben: Die Beste in Leip-zig: Cornelia Graf-Chmiel mitdem Leipziger Rektor Prof.Dr. Hans-Christian Brauweiler.Bild rechts: Sonja Mäckle,schnellste Leipziger Absol-ventin 2010.
Bild links: Annika vonder Fecht, beste Pin-neberger Absolventin,mit dem damaligenProrektor Prof. Dr.Torsten Olderog.Bild unten: Prof. Dr.Gardenia Alonsoüberreicht Daniel Wittoesch den AKADalumni-Preis.
Bild ganz oben: Swenja Hänsel, beste Stuttgarter Ab-solventin, freut sich über den Preis der WochenzeitungDIE ZEIT.Bild oben: „Stuttgarts Schnellster“, Roman Pelzer,nimmt den AKADalumni-Preis von Rektorin Prof. Dr. EvaSchwinghammer und AKADalumni-Vorstands mitgliedMartina Kunrath entgegen.
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 1112
PORTRÄTS
Bitter-süßer Abschied vom ProfisportVier Jahre lang spielte Hendrik Feist als Shooting Guard in der deutschen Basketballbundesliga. Trotz
großer sportlicher Erfolge, darunter ein Pokalsieg, entschied sich der heute 27-Jährige 2008 für die
Doppelbelastung Spitzensport und Studium und immatrikulierte sich für den Studiengang „Master of
Business Administration“ an der Wissenschaftlichen
Hochschule Lahr (WHL). 2010 beendete Feist zugunsten
neuer beruflicher Herausforderungen seine Laufbahn
als Profisportler.
Wenn Hendrik Feist von seiner im Sommer 2010
beendeten Basketballkarriere spricht, hört man
noch immer seine Begeisterung für den Profisport
heraus: „Es war definitiv keine leichte Entschei-
dung, den Basketball an den Nagel zu hängen.
Schließlich ist es eine tolle Sache, in der ganzen
Welt herumzureisen, Fans zu haben und auch
finanziell gut dazustehen.“ Aus diesen Gründen
stieß das selbstbestimmte Karriere-Ende des 27-
Jährigen vor allem im Freundes- und Bekannten-
kreis häufig auf Unverständnis. „Ich kann verste-
hen, dass Außenstehende diesen Schritt nicht
nachvollziehen können. Aber nachdem ich 16
Jahre immer das gleiche Leben hatte, war es für
mich einfach an der Zeit für einen Wechsel“, er-
klärt Feist seine Entscheidung. Zwar hätte er
weiterhin die Chance gehabt, in Hamburg in der
2. Bundesliga zu spielen und eine halbe Stelle
anzunehmen, aber Feist sagt über sich selbst:
„Wenn ich etwas mache, mache ich es richtig
und nicht zu 50 Prozent.“
„Die Doppelbelastung war nicht einfach.“
Hendrik Feists insgesamt 16 Basketballjahre wa-
ren geprägt von einer ständigen Doppelbelas-
tung: Als Teenager verließ er seinen Heimatort
Achern in Baden-Württemberg und ging ins etwa
200 Kilometer entfernte Basketballinternat nach
Urspring. Dort legte er nicht nur sein Abitur ab,
sondern sammelte gleichzeitig im nahe gelege-
nen Ulm erste Profierfahrungen in der 2. Bundes-
liga. Im Anschluss daran wurde ihm durch ein
Sportstipendium an einem US-College in der
Nähe von New York City weiterhin die Kombina-
tion von Sport und Studium ermöglicht, was für
Feist ideal war, rückblickend von ihm aber auch
als sehr anstrengend beschrieben wird: „Jeder
Tag begann mit einem mehrstündigen Training;
dann wurde von mittags bis in den späten Nach-
mittag hinein studiert und am Abend schloss sich
ein erneutes Training an.“ Zudem gab es die Auf-
lage des Colleges dass der Notendurchschnitt der
Sportler nicht schlechter als „gut“ sein dürfe –
sonst gab es Spielverbot. „Die Doppelbelastung
war nicht einfach – aber es gibt dir einen un-
glaublichen Hype, wenn du so was erfolgreich
hinter dich gebracht hast“, erinnert sich Feist an
seine Zeit in New York.
Nach seinem Bachelor-Abschluss in Soziologie
und Business beendete Feist seinen USA-Aufent-
halt und kehrte nach Deutschland zurück. Mit
dem Ziel vor Augen, in der Profiliga zu spielen,
rechnete er sich in seiner deutschen Heimat die
besten Chancen aus. Und er behielt recht: Der
Erstligist „Artland Dragons“ im niedersächsischen
Quakenbrück nahm Feist von 2006 bis 2008
unter Vertrag. Es folgte ein Jahr beim Zweit -
ligisten „TV Langen“, dann noch ein Jahr bei den
„Artland Dragons“. Vier Jahre Bundesliga, die
von großen sportlichen Erfolgen gekennzeichnet
waren: 2007 wurde Hendrik Feist mit Quaken-
brück Deutscher Pokalsieger; 2008 Vizemeister.
„Das waren super Zeiten“, erinnert sich Feist.
„Als Pokalsieger waren wir in allen Nachrichten,
sogar in der Tagesschau. Das war für eine Klein-
stadt wie Quakenbrück (rund 13 000 Einwohner)
der absolute Ausnahmezustand.“
Konsequente Zukunftsplanung
Doch trotz der beeindruckenden sportlichen Er-
folge – sie hielten Hendrik Feist nicht davon ab,
konsequent seine Zukunft nach dem Basketball
zu planen. Nachdem er sich für ein Master-Stu-
dium entschieden und sich über verschiedene
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11 13
PORTRÄTS
Anbieter informiert hatte, wählte Feist den Stu-
diengang „Master of Business Administration“
(MBA) an der WHL. Neben der Möglichkeit,
deutschlandweit Prüfungen ablegen zu können,
überzeugte ihn AKAD vor allem dadurch, dass
„ich mir mein Lernpensum so einteilen konnte,
wie es für mich am besten war. So konnte ich mir
beispielsweise zwischen den Trainingseinheiten
aussuchen, wie viel ich für den Master mache.
Anders hätte ein Zweitstudium neben dem Bas-
ketball auch nicht funktioniert.“ Angst davor,
sich neben dem Training, den Spielen und dem
Reisen nicht zum Lernen motivieren zu können,
hatte Feist nicht: „Im Profisport lernst Du einfach,
Disziplin zu haben und Selbstverantwortung zu
übernehmen.“ Dennoch zählt Feist zu den Aus-
nahmen unter den Basketballprofis, die sich auf
die Doppelbelastung Sport und Studium einlas-
sen. „Klar ist es eine harte Belastung – das darf
man nicht unterschätzen“, erklärt Feist diesen
Status quo. „Jeder Basketballprofi hat zehn von
zwölf Monaten Spielsaison; in dieser Zeit ist man
ständig erschöpft und müde. Und dann wartet
noch der Lernstoff auf dich. Auch für mich war
das nur machbar, weil ich mit AKAD ein Modell
gefunden habe, das ideal gepasst hat.“
Vom Shooting Guard zum Account Manager
Und die Mühen des ehrgeizigen jungen Mannes
wurden belohnt: Ende Dezember 2010 gab Feist
seine Master-Arbeit zum Thema „Markenstärke
als Verkaufsargument? – Ermittlung der Marken-
stärke einer Sportmarke“ ab, Anfang 2011 be-
stand er sein MBA-Studium. Zu diesem Zeitpunkt
befand sich Feist bereits in seiner ersten Festan-
stellung – am Hamburger Standort der weltweit
tätigen Personalberatung Hays. Dass er sich für
den Bereich Personal entschieden hat, ist un-
schwer nachzuvollziehen: „Das berufliche Leben
einer Person zu planen und bestmöglich zu be-
stimmen, macht mir eben sehr viel Spaß.“ Den
reibungslosen Wechsel zwischen Sport und Job
begründet Feist damit, dass ihm „das Studium
bei der WHL mit dem Master of Business Admi-
nistration unglaublich geholfen hat, den Einstieg
zu schaffen“. Außerdem sei es überzeugend,
„wenn man im Bewerbungsgespräch erklärt,
was man in den letzten Jahren alles so gestemmt
hat. Das gleicht glücklicherweise die mangelnde
Berufserfahrung ein bisschen aus“. Aktuell ar-
beitet Feist als Account Manager, möchte jedoch
„auf lange Sicht gerne eine Managementposition
einnehmen“.
„Und heute Abend mache ich Party auf der
Reeperbahn!“
Neben den neuen beruflichen Herausforderun-
gen genießt Feist das Leben abseits des Basket-
ballcourts in vollen Zügen – vor allem im Privat-
leben: „Es ist unglaublich, wie viele Freiheiten ich
jetzt habe: Die Wochenenden sind in der Regel
frei. Ich muss auch nicht mehr so akribisch da-
rauf achten, was ich esse und wann ich ins Bett
gehe.“ Was Normalität für die einen ist, empfin-
den Spitzensportler wie Feist als Privilegien, die in
der Basketballbundesliga nicht möglich waren:
„Während der Saison stehst du einfach komplett
für den Verein zur Verfügung. Im Grunde waren
nur die Sonntage frei – außer der Eurocup stand
an – dann warst du auch am Sonntag in irgend-
welchen Ländern unterwegs“, erklärt Feist die
ehemaligen zeitlichen Restriktionen. Die Freude
darüber, dass er nun genau das Privatleben hat,
was er sonst nur aus den Erzählungen seiner
Freunde kannte, fasst Feist in dem Satz zusam-
men: „Ich finde es klasse, wenn ich jetzt auch
mal sagen kann: Und heute Abend mache ich
Party auf der Reeperbahn!“ Trotz all der neu ge-
wonnen Freiheiten – der Basketball wird Hendrik
Feist wahrscheinlich sein Leben lang nicht los-
lassen: „Klar kribbelt es, wenn ich daran denke.
Aber die Zeiten, dass der Basketball mein Job war,
sind nun eben vorbei – und das ist auch gut so.
Schließlich habe ich diesen Wechsel sorgfältig
geplant und bin glücklich, dass alles so gut ge-
klappt hat.“ Doch nach einer kurzen Pause fügt
er hinzu: „Aber wer weiß – vielleicht entwickelt
sich ja ,freizeitmäßig’ was Interessantes.“
Lisa Volkheimer
Professoren im PorträtIn diesem Heft beantwortet Professor Dr. Stephan Schöning (48) unseren Frage bogen.
Er ist seit Mai 2009 an der Wissenschaftlichen Hochschule Lahr (WHL) Inhaber des
Lehrstuhls für Allgemeine BWL/Finance and Banking und Leiter des gleichnamigen
Master-Studiengangs.
Steckbrief
Name: Stephan Schöning
Gebürtig aus: Husum (Nordfriesland)
Akademische Ausbildung: BWL-Studium an der Uni Hamburg (1986–1990), Promotion an der Uni Göt-
tingen (1998) zum Thema „Entwicklung und Perspektiven der Distributionssysteme im Privatkundengeschäft
der deutschen Kreditinstitute“, Habilitation an der Uni Lüneburg, Erhalt der Venia Legendi für Betriebswirt-
schaftslehre (2007)
Berufserfahrung: Ausbildung zum Bankkaufmann (1984–1986), wissenschaftlicher Mitarbeiter und Hoch-
schulassistent an den Universitäten Hamburg, Hannover und Göttingen (1991–2009), Dozent des Genossen-
schaftsverbandes Norddeutschland (1998–2007), Gastdozent an der Marmara-Universität Istanbul (2007 und
wieder 2011)
Warum sind Sie Professor geworden?
Weil es mir Freude macht, mit Studierenden zu
arbeiten, zu forschen und Erkenntnisse der For-
schung weiterzugeben. Und weil ich das nötige
Quäntchen Glück gehabt habe, auf eine Professur
berufen worden zu sein.
Sie haben ja Ihren Schwerpunkt innerhalb
der BWL schon früh auf das Bankwesen
gelegt. Was fasziniert Sie an diesem Fach-
gebiet?
Die Vielseitigkeit des Fachs: In vielen Bereichen
unterscheiden sich Banken zwar kaum von an-
deren Unternehmen, in einigen Bereichen wie
etwa der Kalkulation oder der Regulierung je-
doch beträchtlich. Und es werden ständig neue
Finanzprodukte entwickelt, die es zu bewerten
gilt. So sind Derivate oder Asset-backed Securities
nicht per se „Teufelszeug“, sondern nur für den,
der die Risiken nicht beachtet.
Was charakterisiert den typischen Banker?
Ich glaube, es gibt zwei grundsätzlich verschiede-
ne Arten von Bankern: Die einen, die als ehrbare
Mittler zwischen den Interessen von Kapitalanle-
gern und Kapitalnachfragern fungieren. Und die
anderen, die ohne Rücksicht auf Risiken auf den
schnellen Profit aus sind. Leider haben Letztere in
den letzten Jahren den Ruf des Bankers ziemlich
ramponiert.
Warum sollten junge Betriebswirtschaftler
sich zusätzlich mit einem Master in Finance
and Banking qualifizieren?
Für zahlreiche Positionen innerhalb des Finanz-
sektors reicht ein Bachelor-Abschluss nicht aus,
weil vertiefte Kenntnisse und Fähigkeiten not-
wendig sind. Das gilt nicht nur für die klassischen
Stabsstellen wie Risikomanagement, sondern
zunehmend auch für den Kundenbereich.
Schließlich verfügen zunehmend mehr Firmen-
und Privatkunden ebenfalls über einen akade-
mischen Hintergrund.
Der Anteil weiblicher Studierender im
Master Finance and Banking liegt bei ca. 10
bis 15 Prozent. Wie wollen Sie mehr Frauen
für den Studiengang begeistern?
Zahlreiche Gespräche mit Studentinnen hierüber
haben mir gezeigt, dass diese sich an der WHL
sehr wohlfühlen und das eigentliche Problem in
der Finanzbranche liegt. Die Mehrzahl der An-
gestellten dort ist zwar weiblich, aber nur die
wenigsten Frauen machen Karriere. Und diejeni-
gen, die Karriere machen, werden häufig noch
schief angeschaut. Das sollte sich ändern.
Was ist in Ihrem Leben außer der Arbeit
wichtig?
Meine Familie, meine Freunde und Sport.
Welche persönlichen Gegenstände haben
Sie mit an Ihren Arbeitsplatz an der WHL
gebracht?
Bilder von meiner Familie, von Aufenthalten in
fernen Ländern sowie Volleyballpokale.
Was war Ihr Berufswunsch in der Grund-
schule?
Ich gehöre zur Generation, die Lokomotivführer
werden wollte ...
Wo auf der Welt würden Sie am liebsten
leben?
Auf der Insel Bornholm: „hyggelige“ Orte,
leuchtend gelbe Felder, Strände mit feinem
Sand und rundherum das blaue Meer.
Welches Buch würden Sie im nächsten
Urlaub gern lesen?
Einen düsteren skandinavischen Krimi.
Welche prominente Persönlichkeit aus
Geschichte oder Gegenwart beeindruckt
Sie besonders?
Mahatma Gandhi, weil er gewaltlos seine Vision
erreicht hat.
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11
PORTRÄTS
14
Im Nordwesten Europas, insbesondere in ehemaligen Industrie-
städten, ist die alternde Bevölkerung eine zentrale Heraus -
forderung für Stadtentwicklung, Unternehmen und soziale
Dienste. Das Alter, oder genauer gesagt, die Alten, gelten
dabei als Belastung: Sie sind krank oder pflegebedürftig, be-
ziehen eine knappe Rente, die wenig zur Kaufkraft beiträgt,
und sind auch sonst nicht mehr so richtig leistungsfähig.
Diese Aussage beschreibt weit verbreitete, aber gern gepflegte
Vorurteile gegenüber den Senioren und ist nicht auf die Ruhe-
ständler beschränkt, sondern gilt auch für ältere Arbeitnehmer.
Den demografischen Wandel kann man aber nicht nur als
Belastung, sondern als auch Chance sehen. Das haben zehn
nordwesteuropäische Städte er-
kannt. Im Projekt „Cities in Ba-
lance“ – gefördert von der Euro-
päischen Union – arbeiten ehe-
malige Industriestädte aus Bel-
gien, Deutschland, dem Vereinig-
ten Königreich und den Nieder-
landen zusammen, um gegen
Altersvorurteile und Altersdiskri-
minierung anzugehen. Die Städ-
te Hagen, Brugge, Edinburgh,
Gent, Kaiserslautern, Leeds, Le-
verkusen, Southampton, Stock-
Städte stellen sich dem demografischen Wandel
Europäisches Stadtentwicklungsprojekt „Cities in Balance“ fördert Initiativen, die das Zusammenleben der Generationen verbessern
port und Vlaardingen zeigen mit sehr unterschiedlichen An-
sätzen in der Stadtentwicklung, wie Kommunen und Stadt-
teile den demografischen Wandel gestalten können.
Zwischen Sozialarbeit, bürgerschaftlichem Engagement
und Unternehmensgründungen
Sicherlich sind es politische und ökonomische Vorgaben, die
die Situation der älteren Bürger bestimmen – die Ausgestaltung
der sozialen Sicherungssysteme, die allgemeine technische und
wirtschaftliche Entwicklung sowie individuelle ökonomische
und gesundheitliche Voraussetzungen. Zu einem wesentlichen
Teil entscheidet aber das unmittelbare Lebensumfeld. Um den
Ansprüchen mobiler und qualifizierter älterer Bürger gerecht
zu werden und um den schwächeren Senioren möglichst lange
ein aktives Leben in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen,
entwickeln die beteiligten Städte in drei Aktionsbereichen
modellhafte lokale Maßnahmen:
Silver Hubs sind gut erreichbare Orte, an denen ältere
Menschen Unterstützung, Orientierung oder einfach nur
Kontakt finden. Zwischen Stadtteilbüro und Mehrgenera-
tionenladen setzen diese Knotenpunkte unterschiedliche
WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11 15
Schwerpunkte, beispielsweise um verschiedene soziale
Dienste zu bündeln oder um Prävention und Betreuung vor
Ort zu verbessern. Auch Angebote im Web, die Dienste
für Senioren vereinen, zählen als „virtuelle Hubs“ zu den
Initiativen im Projekt. Silver Hubs bieten dabei nicht nur
einen Treffpunkt, sie vernetzen zudem unterschiedliche
Akteure und fördern die Zusammenarbeit zwischen den
sozialen Diensten, den Pflegediensten, den Immobilien-
unternehmen und den Einrichtungen der Stadt.
Silver Inclusion fasst Maßnahmen und Strategien mit
dem Ziel zusammen, Senioren die Teilhabe am gesell-
schaftlichen Leben zu ermöglichen. Silver Inclusion zielt
auf bürgerschaftliches Engagement und Beteiligung. Da-
für werden aktive Organisationen wie Vereine, Interessen-
gruppen oder Kulturzentren dabei unterstützt, die finan-
ziellen, sozialen und technischen Voraussetzungen wei-
terzuentwickeln, die älteren Mitbürgern nicht nur den
Zugang, sondern auch die aktive Mitarbeit und Mitgestal-
tung ermöglichen.
Silver Economy steht für die wirtschaftliche Einbindung
der älteren Mitbürger. Hier geht es zum einen um den
„Seniorenmarkt“, das heißt um Dienstleistungen und
Produkte, die ältere Mitbürger nach fragen. So ist ein
Ansatz, die lokale
Handwerkerschaft
durch ein Weiter -
bil dungsprogramm
zu stärken, das
Kenntnisse zum
seniorengerechten
Umbau von Woh-
nungen und Häu-
sern vermittelt.
Zum anderen geht
es aber auch um
die Wirtschafts -
leistung, die ältere
Bürger selbst er-
bringen oder för-
dern können – ob als Arbeitnehmer, Unternehmer oder
als Mentoren für junge Unternehmensgründer.
Allen diesen Maßnahmen ist gemeinsam, dass sie auf gegen-
seitige Hilfe und bürgerschaftliches Engagement setzen, dass
sich verschiedene Akteure lokal in den Stadtteilen vernetzen
und dass sie einen – oft genug überraschenden – neuen Blick
auf Älterwerden und Altsein werfen.
Begleitforschung als Grundlage für das Programm
„Experts for Aging“
Von Anfang an, seit März 2008, wird das Projekt „Cities in
Balance“ wissenschaftlich begleitet, um die vielfältigen Maß-
nahmen in den einzelnen Städten durch eine theoretische
Reflexion auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse
vergleichbar und übertragbar zu machen. Die Begleitforschung
erfolgt im Bereich Weiterbildung durch die WHL, in den Berei-
chen Sozialpsychologie und Psychologie des Erwachsenenalters
durch die FernUniversität in Hagen (Profesor Dr. Stefan Stür-
mer und Profesor Dr. Ingrid Josephs).
Die Ergebnisse dieser Forschung sind ebenso wie die Erfah-
rungen aus der Projektpraxis Grundlage für ein Trainingspro-
gramm, das den Transfer und die Verbreitung der Erkenntnisse
aus den genannten Initiativen sicherstellen soll. Ziel ist es, vor
Ort in den Kommunen und Stadtteilen Experten für den
demografischen Wandel auszubilden. Das Programm wird
als zentrales Projektergebnis in den genannten Ländern mit
unterschiedlichen Adressatengruppen umgesetzt und richtet
sich an drei Zielgruppen: Initiatoren und Projektleiter der
Stadtentwicklung, Führungskräfte in den Organisationen der
sozialen Dienste, des bürgerschaftlichen Engagements und
in der Seniorenwirtschaft sowie Freiwillige und Gewerbe -
treibende selbst, die den demografischen Wandel verstehen
und nutzen wollen.
Trainingsprogramm nutzt webbasierte Lernplattformen
Das Trainingsprogramm vermittelt grundlegendes Wissen über
das Alter, den demografischen Wandel und das Verhältnis der
Generationen. Es zielt auf Einstellungen und Haltungen ab,
beispielsweise in Bezug auf Altersvorurteile und -diskriminie-
rung oder in Bezug auf politische und soziale Herausforde-
rungen.
Die Differenzierung nach Zielgruppen, die Konzentration auf
Einstellung und Fähigkeiten neben reinem Wissen und das Ziel,
mit Multiplikatoren vor Ort schulen zu können, machen ein
besonderes didaktisches Konzept notwendig. Das modular
aufgebaute Bildungsprogramm nutzt Methoden und techni-
sche Mittel aus dem Fernstudium. So steht ein (digitales)
Lehrbuch als Grundlagentext zur Verfügung. Dieses wird im
Rahmen einer webbasierten Lernplattform durch interaktive
Übungen, Animationen und Film- bzw. Tondokumente er-
WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFTWIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT
16 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11
Marketing 2.0: Willkommen im Mitmach-Web!
Uwe Hettler
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Prof. Dr. Michael Klebl ist seit Oktober2010 Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts-pädagogik mit Schwerpunkt BeruflicheWeiterbildung und Bildungsmanagementan der Wissenschaftlichen Hochschule Lahr(WHL) und Leiter des Master-StudiengangsWirtschaftspädagogik (Kurzporträt s. S. 11).
Kontakt: [email protected]
gänzt. Es ist auch eine tutoriell betreute Durchführung des
Kurses möglich – ob vollständig im Rahmen der Lernplattform
oder durch Lerngruppen vor Ort, die die Lernplattform
nebenbei nutzen. Dieses mediendidaktische Konzept wird
maßgeblich vom Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik an der
WHL entwickelt und ausgestaltet.
Wissenschaftliche Begleitung
Die wissenschaftliche Begleitung durch den Lehrstuhl für
Wirtschaftspädagogik betrachtet die Initiativen in den zehn
beteiligten Städten noch aus einer anderen Perspektive: Das
Trainingsprogramm mag vordergründig einzelne Personen
weiterbilden, die in Kommunen und Stadtteilen etwas bewe-
gen wollen und können. Entscheidend für Initiativen in Pro-
jekten wie „Cities in Balance“ ist aber, wie sich Akteure vor Ort
vernetzen, um etwas Neues zu schaffen: neue Treffpunkte,
neue Perspektiven, neue Formen des Austauschs und der
Zusammenarbeit. Gerade die Silver Hubs bieten hier ein be-
deutendes Forschungsfeld. Hier wird deutlich, wie physische
und technische Strukturen die Vernetzung fördern und damit
die Leistungsfähigkeit lokaler Einheiten über organisatorische
Grenzen hinaus bestimmen. Während in einem Fall ein com-
puterbasiertes Fallmanagementsystem entscheidend zum
Erfolg eines Silver Hubs beiträgt, sind es im anderen Fall
architektonische Besonderheiten, die eine offene Kommuni-
kation ermöglichen. Im Zusammenspiel organisatorischer
Strukturen, innovativer technischer Systeme und sozialer Pro-
zesse lernen eben nicht nur einzelne Personen. Auch Netz-
werke und Gruppen lernen als Organisation, besser und aktiv
mit Herausforderungen umzugehen.
WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11 17
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11
ÖKONOMIE DES GLÜCKS
18
Herr Professor Hurrelmann, eines der Hauptergebnisse
der Shell-Studie 2010 ist die Korrelation zwischen Bil-
dung und Optimismus bei den Jugendlichen und jungen
Erwachsenen. Jetzt ist es ja heute nicht mehr so, dass
Bildung automatisch mehr Geld, also Wohlstand, be-
deutet. Wie erklären Sie sich also den Zusammenhang
zwischen Bildung und Optimismus?
Bildung wird immer bedeutsamer dafür, die Kompetenzen für
das Leben in modernen Gesellschaften zu entwickeln. Bildung
darf sich also nicht in der reinen Wissensvermittlung erschöp-
fen, sondern muss eine Ressource sein für das Selbstmanage-
ment, für die Fähigkeit, sich selbst und seine Grenzen zu
kennen und seine Kompeten-
zen und Fähigkeiten richtig
einzuschätzen. Alles das
führt dazu, dass ein
guter Bildungsgrad
dann auch von
den Menschen
Bildung macht optimistischJugendliche und junge Erwachsene schauen trotz wirtschaftlicher Unsicherheit
so optimistisch in die Zukunft wie lange nicht mehr – das ist eines der Haupt-
ergebnisse der 16. Shell-Jugendstudie 2010. Professor Dr. Klaus Hurrelmann war
federführend an der Studie beteiligt und erklärt im Interview unter anderem,
wie Optimismus und subjektives Glück mit Bildungsstand und wirtschaftlicher
Situation zusammenhängen.
subjektiv als eine gute Basis für das Leben in einer modernen
Gesellschaft wahrgenommen wird.
Gibt es in Sachen Optimismus Unterschiede zwischen
Jugendlichen aus den alten und neuen Bundesländern?
Bildungsgrad und Optimismus sind ja miteinander verzahnt,
und Ost-West-Unterschiede sind auch nur auf dieser Schiene
zu erklären. Wir haben in der Tat die Situation, dass in den
ostdeutschen Bundesländern weniger Anteile der Bevölkerung,
vor allem der jüngeren Bevölkerung, hohe und gute Bildungs-
grade erwerben, das ist der eigentliche Hintergrund.
Der Bildungsstandard in der DDR war doch aber sehr
hoch?
Ja, aber das hat sich nach der Wende innerhalb von nur zehn
Jahren schon sehr stark verändert. Maßgeblich dafür ist nach
wie vor ein Brain-Drain, also ein Abzug von hoch qualifizierten,
hoch gebildeten Menschen aus den östlichen Ländern, die in
die westlichen Bundesländer quasi „auswandern“. Darunter
sind sehr viele junge Frauen, die ja insge-
samt in ganz Deutschland sehr viel besser
abschneiden, was die Bildungsbilanzen
angeht. Und das macht sich in Ost-
deutschland bemerkbar, wo so allmählich
dann eben in der berufstätigen Bevölke-
rung schon ein deutlicher Überschuss von
Männern da ist. Wenn man es mal etwas
zuspitzt, kann man sagen: Ganz hoch gebildete, hoch quali-
fizierte Frauen suchen sich die geeigneten Arbeitsplätze und
auch Lebensbedingungen. Wenn sie die im Osten nicht finden,
wandern sie aus.
Jetzt haben wir viel über die Bildung gesprochen –
welche Faktoren außer der Bildung gibt es noch für die
subjektive Lebenszufriedenheit?
Ganz entscheidend ist die tatsächliche ökonomische Lage:
Wie kommt man mit seinen finanziellen Ressourcen zurecht,
die ja ganz überwiegend aus dem Erwerbseinkommen oder
eben aus Transfereinkommen stammen? Man kann im Grunde
sagen, wer nur von Transfereinkommen lebt, also sich auf
einem relativ niedrigen ökonomischen Level bewegt, hat einen
geringeren Optimismus. Dieser niedrige ökonomische Level ist
sehr eng verbunden mit dem niedrigen Bildungslevel: Dort, wo
große Regionen in Deutschland wirtschaftlich schlecht aufge-
stellt sind, dort bündeln sich auch die Menschen mit einem
niedrigen Bildungsgrad, dort ist der Pessimismus sehr hoch.
Bildungsgrad undOptimismus sind
miteinander verzahnt
ÖKONOMIE DES GLÜCKS
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11 19
Dort ist auch die Verdrossenheit gegenüber den gesellschaft-
lichen Verhältnissen sehr hoch – eine große Ablehnung von
politischen Parteien, eine große Neigung, auch einmal radikale
Parteien zu wählen, kommt dann zustande. Das sieht auf den
ersten Blick nur wie ein Ost-Phänomen aus, aber wir haben das
Gleiche in den relativ armen Regionen von Westdeutschland.
Welchen Beitrag können private Hochschulen dazu
leisten, dass akademische Bildung immer weniger von
der sozialen Herkunft abhängt?
Was wir brauchen, sind formale Flexibilisierungen bei Ein-
gängen und Übergängen. Dazu gehört auch, dass die Hoch-
schulen nicht formalistisch danach gehen: „Was hat dieser
Mensch für ein Zeugnis?“, sondern zusätz-
lich fragen: „Was hat er denn für Kompe-
tenzen und wo können wir eventuell da-
rauf aufbauen?“ Da brauchen wir viel
mehr Flexibilität. Da sind grundsätzlich
private Anbieter, weil sie ein anderes Ge-
schäftsmodell haben, sensibler. Der Haken
ist natürlich, dass sie sich von ihrer Klientel
das Studium bezahlen lassen und damit
auch wieder andere Bedingungen schaffen als die staatlichen
Hochschulen, die das eigenartigerweise nicht tun, was ja inter-
national ganz überraschend ist. Im Kindergarten wird bei uns
von den Eltern Geld genommen für die Ausbildung, in der
Hochschule nicht, ein völlig unverständliches Modell.
Die privaten Anbieter sind also in der Regel sensibler gegenüber
dem bereits erreichten Leistungsstand und nicht so formalis-
tisch, weil sie sich etwas davon versprechen, nämlich dass sie
einen Klienten gewinnen. Daraus lässt sich etwas machen und
das sollte ein Prinzip sein, was im Bildungssystem eine große
Rolle spielt. Ich würde mir hier wünschen, dass wir viel mehr
Stipendien zur Verfügung stellen können, sodass das Geld,
was der potenzielle Studierende zum Beispiel mitbringt, von
ihm nicht in jedem Fall bezahlt werden muss, sondern auch
aus einer intelligenten öffentlichen Förderquelle stammt.
Wenn Sie die Ergebnisse der Shell-Jugendstudie mit
internationalen Studien vergleichen, gibt es in Sachen
Optimismus nationale Unterschiede?
Es fällt auf, dass die Gesamtsituation der Jugendlichen in
Deutschland im europäischen Vergleich recht gut ist. Wir liegen
also bei solchen Werten wie Einschätzung der Zukunftschan-
cen, Einschätzung der Möglichkeiten, sich zu beteiligen, das
eigene Leben in die Hand zu nehmen und zu gestalten, deutlich
Die Shell-Jugendstudie
Die 16. Shell-Jugendstudie 2010 wurde gemeinsam von den
Bielefelder Sozialwissenschaftlern Professor Dr. Klaus Hurrel-
mann, Professor Dr. Mathias Albert und Dr. Gudrun Quenzel
sowie einem Expertenteam des Münchner Forschungsinstituts
TNS Infratest Sozialforschung im Auftrag der Deutschen Shell
verfasst. Dazu wurden mehr als 2 500 Jugendliche und junge
Erwachsene im Alter von 12–25 Jahren zu ihrer Lebenssitua-
tion, ihren Glaubens- und Wertvorstellungen sowie ihrer Ein-
stellung zur Politik befragt. Die Shell-Jugendstudien werden
seit rund 60 Jahren durchgeführt.
im oberen Drittel. Der Optimismus der Mehrheit der jungen
Leute in Deutschland ist also nicht zufällig, sondern er drückt
auch aus, dass die Lage bei uns tatsächlich
auch objektiv günstiger ist. Wir haben auch
eine auffällige Politik im internationalen
Vergleich, weil die Jugendarbeitslosigkeit
niedrig gehalten wurde. Wir haben viele
der jungen Leute, genauso viele übrigens
wie im dualen System der Berufsausbil-
dung, in einem sogenannten Übergangs-
system untergebracht. Das funktioniert
nicht sehr gut, aber es hat sie sozusagen von der Straße geholt.
Das erhöht die Zuversicht der jungen Leute, dass das Gemein-
wesen sie nicht im Stich lässt.
Sieht man Glück aus ökonomischer Sicht, muss man als
ersten Schritt ja ein Einkommen erzielen, um sich be-
stimmte Dinge überhaupt leisten zu können. Der zweite
oberste Herkunftsschicht 84
obere Mittelschicht 82
Mittelschicht 78
untere Mittelschicht 69
unterste Herkunftsschicht* 40
Hohe allgemeine Lebenszufriedenheit:Jugendliche aus der sozial schwächsten Schicht bleiben ausgegrenztJugendliche im Alter von 12–25 Jahren (Angaben in %)
„Mit meinem Leben bin ich zufrieden oder sehr zufrieden.“
* Eine Gruppe von 15 Prozent der befragten Jugendlichen, die selbsteinen niedrigen Bildungsgrad aufweisen. Laut Hurrelmann hat sichdas Phänomen, dass diese Gruppe „den Anschluss verloren“ hat undpessimistisch in die Zukunft schaut, seit 2002 verschärft.Quelle: 16. Shell-Jugendstudie, Stand: 2010
Die Gesamt -situation der
Jugendlichen istim europäischen
Vergleich recht gut
9795
9285
9085
798383
7678
7269
6355
5958
553738
1416
20102002
Wertorientierungen: pragmatisch, aber nicht angepasstJugendliche im Alter von 12–25 Jahren (Angaben in %)
Quelle: 16. Shell-Jugendstudie, Stand: 2010
gute Freunde haben
gutes Familienleben führen
eigenverantwortlich leben und handeln
Phantasie und Kreativität entwickeln
fleißig und ehrgeizig sein
das Leben in vollen Zügen genießen
hohen Lebensstandard haben
eigene Bedürfnisse durchsetzen
sozial Benachteiligten helfen
an Gott glauben
das tun, was die anderen auch tun
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 1120
ÖKONOMIE DES GLÜCKS
Schritt ist aber die Umsetzung des Einkommens in
Glück oder Zufriedenheit – man muss also in der Lage
sein, das verdiente Einkommen so zu verwenden, dass
es tatsächlich glücklich macht. Diese Fähigkeit wird
auch als Lebenskunst oder „Savoir-vivre“ bezeichnet
und uns Deutschen oft abgesprochen.
Das ist inzwischen ein Klischee geworden, vielleicht war das vor
20 Jahren noch berechtigt, heute ist das nicht mehr der Fall.
Wir haben heute eine junge Generation, die will in die Gesell-
schaft hinein und dafür ist sie bereit, auf Proteste zu verzich-
ten – sie stellt die Gesellschaft so nicht infrage, obwohl die
Chancenstrukturen nicht gut sind und zehn Jahre lang richtig
schlecht waren. Trotzdem ist diese grundsätzliche konstruktive
Haltung da, verbunden mit den Werten: Das ist ja auch eine
Überraschung gewesen in den letzten
Jahren, dass alte Werte wie Fleiß, Ehrgeiz,
Ordnung, Strebsamkeit wieder wach ge-
worden sind. Aber die sind nicht wie bei
der Großelterngeneration in so eine Pflicht-
mentalität eingebunden, sondern es kom-
men neben diesen Werten, die ja letztlich auf materielle Siche-
rung ausgerichtet sind, durchaus immaterielle, postmaterielle
Wertschätzungen mit hinein: Selbstständigkeit, Kreativität,
Lebensgenuss, ein Schuss Hedonismus, in den Tag hinein
leben. Dieses ist eine junge Generation, die kombiniert Arbeit
mit Spaß, Freude haben, das Leben genießen – ein sehr, sehr
hoher Wert. Aber nicht mehr wie in den 1990er-Jahren und
davor frei schwebend das Leben genießen und nicht auf die
Arbeitssituation schauen, weil ja offenbar alles schon geregelt
ist und die materielle Basis schon stimmt – das wissen alle,
dass das nicht mehr der Fall ist.
Dies ist ja Ihre dritte Shell-Studie. Können Sie, wenn Sie
den Verlauf betrachten, Langzeitzyklen erkennen, die
etwas über den Zusammenhang zwischen wirtschaftli-
chen und politischen Verhältnissen und der Einstellung
der jungen Leute aussagen?
Ja, ich bin jetzt dreimal dabei gewesen, 2002, 2006 und 2010,
und danach werden jetzt jüngere Leute die Stabsführung
übernehmen. Aber in dieser Zeit konnte ich immer wieder
beobachten, dass die jungen Leute, wenn man sie so differen-
ziert befragt, Seismografen sind für gesellschaftliche Entwick-
lungen. Sie sind optimistisch in einer Zeit, wo ihnen eigentlich
noch die Wirtschaftskrise in den Kleidern stecken sollte. Sie
waren 2006 sehr pessimistisch, obwohl alle 2006 geglaubt
haben: Jetzt sind wir aus der schwierigen Wirtschaftslage
heraus. Sie haben irgendwie seismografisch-intuitiv die Wirt-
schaftskrise fast vorher geahnt – also, es ist schon bemerkens-
wert, welche Potenziale mit der Jugendforschung aufgedeckt
werden können.
Wenn man diese Ergebnisse mit Studien bei älteren
Menschen vergleicht: Welche Hauptunterschiede gibt es
hier zwischen Jüngeren und Älteren bei der Lebensein-
stellung und den Faktoren für Lebenszufriedenheit?
Man kann grundsätzlich erst mal sagen: Die mittlere Alters-
gruppe wird bereits heute sehr stark mitgefärbt durch das,
was wir bei der jüngsten Altersgruppe sehen können. Die
mittlere Altersgruppe ist auch gut beraten, wenn sie auf die
jüngere schaut, denn alles das, was dort erlebt wird, ist charak-
teristisch auch schon für die mittlere Generation: Unsichere
Berufsperspektiven, keine dauerhaften Arbeitsverträge, die
damit verbundenen unsicheren Lebensperspektiven bis in den
privaten Bereich hinein, ob man eine eigene Familie gründen
kann, Kinder haben kann – all das ist offen
und wird auch aufgeschoben und ich
glaube, die Unterschiede zwischen diesen
beiden Gruppen, die sind gar nicht sehr
groß. Die älteste Generation, die ist übri-
gens von den Jungen sehr geschätzt in
ihren Aufbauleistungen und ihrer gesamten Lebensleistung,
hat insgesamt natürlich andere Wertvorstellungen.
Angeblich ist ja der Zusammenhang zwischen Glück und
Freiheit belegt, nicht aber der zwischen individueller
Lebenszufriedenheit und Gleichheit, also sozialer Ge-
rechtigkeit. Wie schätzen Sie hier die Korrelationen ein?
Wenn wir auch hier noch einmal die junge Generation als
sensible Zeitzeugen nehmen, ist der Zusammenhang ganz klar:
Eine große gesellschaftliche, vor allem wirtschaftliche Ungleich-
heit hängt zusammen mit einer Bildungsungleichheit und da-
Die junge Gene-ration kombiniertArbeit mit Spaß
kopieren können. Unsere Systeme sind ja anders gewachsen
und haben sich anders entwickelt, sie sind insgesamt auch
nicht schlecht. Aber in der historischen Gesamtbilanz liegen
die skandinavischen Länder nach wie vor ziemlich an der
Spitze – was nicht heißt, dass sie darauf ein Abonnement
haben. Wir in Deutschland liegen im Mittelfeld und die libera-
len, markt orientierten Länder wie die USA und Großbritannien
liegen weit unten.
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11 21
ÖKONOMIE DES GLÜCKS
Professor Dr. Klaus Hurrelmann
Professor Dr. Klaus Hurrelmann (Jg. 1944) studierte Soziologie,
Psychologie und Pädagogik an den Universitäten Freiburg,
Berkeley (USA) und Münster, promovierte und habilitierte sich
mit der Arbeit „Erziehungssystem und Gesellschaft“. Er war
Professor für Bildungs- und Sozialforschung an den Universi-
täten Essen und Bielefeld und lehrte als Gastprofessor an der
New York University und der University of California in Los
Angeles. Seit 2009 arbeitet Klaus Hurrelmann als Senior Pro-
fessor an der Hertie School of Governance in Berlin.
mit mit einer hohen Perspektivungleichkeit für die Gestaltung
des weiteren Lebens. Eine große Gruppe von Pessimisten, der
es auch objektiv schlecht geht, ist für eine Gesellschaft nicht
gut, und über kurz oder lang drückt es auch den Glückspegel
in der gesamten Gesellschaft. Man kann es gerade in den USA
besichtigen, die eine besonders krasse soziale und ökonomi-
sche Ungleichheit haben, und wo es langsam mit den Händen
zu greifen ist, dass das nicht nur die Situation der Benachteilig-
ten selbst beeinträchtigt, sondern ausstrahlt auf das Empfinden
in der Gesamtgesellschaft.
In der Erläuterung Ihrer Studienergebnisse führen Sie
erneut die nordischen Länder als Beispiel dafür an, wie
soziale Unterschiede durch das Bildungssystem aus -
geglichen werden können. Glauben Sie, dass junge
Menschen in Schweden bei einer Jugendarbeitslosigkeit
von 25 Prozent mehr Grund zum Optimismus haben?
Wenn es tatsächlich anhaltend eine so hohe Jugendarbeits -
losigkeit in Schweden gibt, dann kann die ja nur mit anderen
sozialen Stützsystemen abgefangen werden, sonst schlägt sie
unter Garantie auf die Befindlichkeit der jungen Leute durch.
Insgesamt aber haben die skandinavischen Länder, diese hof-
fentlich nur kurzfristige Einbruchsphase jetzt einmal in die
historische Perspektive der letzten 50 Jahre gestellt, am besten
abgeschnitten beim Herstellen von Bildungsniveaus und bei
der Reduktion von Bildungsungleichheit bei sozialer Herkunft.
Das bedeutet ja nicht, dass wir hier eins zu eins irgend etwas
Die Fragen an Klaus Hurrelmann stellte Heike Wienholz.
Lykkelige Dänen
Ob „Subjective Wellbeing Index“, „Happy Planet Index“ oder
„Weltkarte des Glücks“: Bei vergleichenden internationalen
Glücksstudien stehen die Dänen seit Jahren an der Spitze und
gehen auch gerne mal als Sieger vom Platz. So beispielsweise
bei dem vielleicht bekanntesten Glücksranking des Sozial -
psychologen Adrian White von der Universität Leicester:
Der Brite hat Glücksstudien mit 80 000 Befragten aus 178
Staaten ausgewertet. Resultat: Dänemarks Einwohner sind
weltweit die mit der höchsten „subjektiven Zufriedenheit“.
Zum Vergleich: Deutschland landete auf Platz 35.
Ausgerechnet im Norden!
Zwar wurden diese Ergebnisse bereits 2006 veröffentlicht, der
plakative glückliche Däne geistert aber auch knapp fünf Jahre
später noch durch die Medien und wird bei fast jeder sich
bietenden Gelegenheit − wie beispielsweise Reise artikel
aus unserem nördlichen Nachbarland − immer wieder
gern bemüht. Warum? Vielleicht, weil es uns immer wie-
der wundert: Wenn nun die Italiener die glücklichsten
wären, ja, das würde ins Bild passen, das könnte man sich
vorstellen. Aber so ein kleines 5-Millionen-Einwohner-Land
im Norden, wo sowieso immer schlechtes Wetter ist?
Fußball-EM-Sieg und typisch dänische Bescheidenheit
Seit 2006 haben sich viele Wissenschaftler den Kopf über die
Ursachen der dänischen Spitzenwerte in Sachen Glück zer-
brochen. Vielleicht, weil das Wetter als Glücksindikator in
diesem Fall ausgeschlossen werden kann, verlegte man sich
auf die Politik: Entscheidend seien die Ausprägungen der
skandinavischen Form des Kapitalismus wie geringe Unter-
schiede zwischen Arm und Reich, ein zuverlässiges Gesund-
heitssystem, Wohlstand und Bildung.
Der Epidemiologe Kaare Christensen von der Universität
Süddänemark in Odense nennt als Hauptfaktoren gar die
anhaltende Euphorie nach dem Gewinn der Fußball-Europa-
meisterschaft 1992 sowie die typisch dänische Bescheidenheit.
Letztere schütze die Dänen vor überzogenen Erwartungen
an die Zukunft, wie sie beispielsweise Italiener und Griechen
vor jedem Jahreswechsel hätten.
„Glücklichstes Volk“ mit politischem Fragezeichen
Wie passt aber nun in diese hübsche dänische Idylle mit
Hyldeblomstsaft und Smørrebrød der politische Rechtsruck
der letzten Jahre? Einer der wenigen fundierten Beiträge,
die dieses Phänomen kritisch untersuchen, stammt von der
asiatischstämmigen Schwedin Lena Sundström. In ihrem
Buch mit dem ironischen Titel „Världens lyckligaste folk“
(„Das glücklichste Volk der Welt“) schildert die Journalistin
Erlebnisse und Erfahrungen aus ihrer dreimo-
natigen politisch-soziologischen Spurensuche in
Dänemark. Aber auch sie hat keine schlüssige
Antwort auf die Frage, ob und wie Glück des
Einzelnen und politischer Rechtsruck in Däne-
mark zusammenhängen.
„Lifelong Learning Index“ und Glück
Über dieser aktuellen Diskussion könnte man fast vergessen,
dass die Dänen eigentlich immer als weltoffenes und wiss -
begieriges Volk galten und es in weiten Teilen ja auch wei-
terhin sind. Dazu passt die Platzierung des Landes beim
„European Lifelong Learning Index 2010“, in dem die Ber-
telsmann- Stiftung auf Grundlage von 36 Indikatoren europa-
weit das Weiterbildungsverhalten verglichen hat: Dänemark
liegt mit 76 von 100 erreichbaren Punkten klar an der
Spitze. Wie das wohl wieder mit dem Glück zusammen-
hängt?
Heike Wienholz
ÖKONOMIE DES GLÜCKS
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11 29
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11
AKAD AKTUELL
44
Kulinarisches Porträt:
FrankfurtWer den Satz „ein voller Bauch studiert nicht
gern“ geprägt hat, war noch nie am Studien-
zentrum in Frankfurt zu Seminar oder Klau-
sur. Bei dem umfangreichen Angebot an
Speisen in der näheren Umgebung fällt es
wirklich schwer, auf Essen zu verzichten.
Wir Kolleginnen und Kollegen vom Studienzen-
trum sind jedenfalls regelmäßige Gäste bei den
kulinarischen Besonderheiten rund um die Leip-
ziger Straße. So international wie hier isst Hessen
nämlich nirgendwo sonst: Auf wenigen Hundert
Metern tummelt sich Imbiss an Imbiss. Das Beste:
Alle lassen sich locker in der Mittagspause eines
Seminars zu Fuß erreichen.
Wo fangen wir an? Für den schnellen Hunger in
einer kurzen Pause empfiehlt sich ein Weg zur
Metzgerei Waibel. Dort gibt es täglich wech-
selnde Gerichte nach Mutters Art entweder zum
Mitnehmen oder zum Stehimbiss vor Ort. Die
Preise für ein vollwertiges Mittagessen liegen
zwischen 4,50 und 6,50 Euro.
Liebhaber der chinesischen Küche laufen nur
einmal um die Ecke in die Landgrafenstraße zur
„China Box“. Hier gibt es bereits fertig zuberei-
tete Gerichte zum kleinen Preis. Weniger Hung-
rige wählen die kleine Portion für 2,80 Euro.
Wer es lieber ganz frisch mag, dem sei das thai-
ländische Schnellrestaurant „Ban Thai“ empfoh-
len. Nach einer kurzen Wartezeit kann das fertige
Gericht im Stehimbiss (sehr eng) oder bei AKAD
verzehrt werden (aber Vorsicht vor den neidi-
schen AKAD-Mitarbeiterinnen!). Die Preise liegen
zwischen 5 und 7 Euro.
Schleckermäuler wandern nach dem Imbiss
noch zum Café „Le Crêperie“. Hier gibt es fran-
zösische Crêpes! Mit Nutella, Puderzucker, Mar-
melade und allem, was das Herz begehrt, darauf
– schon ist das Gehirn mit ausreichend Energie
für die anstehende Klausur versorgt (Preise: ab
2,50 Euro für ein Nutella-Crêpe).
Ist die Mittagspause länger oder der Hunger
größer? Im arabisch-persischen Restaurant „Kish“
gegenüber des Studienzentrums gilt schon lange
die Devise: Zahle, was du willst! Jeden Tag zur
Mittagszeit bauen die Kellner ein reichhaltiges
Mittagsbüfett auf, an dem sich die Gäste die
Teller vollladen können mit zartem Lammfleisch,
Hähnchen oder Rind, Gemüse, Salaten, verschie-
denen Reissorten und Desserts. Früher kostete
das Mittagessen vom Büffet 7,99 Euro. Jetzt zahlt
jede/-r, was sie/er will. Genial!
Pizza satt! Im „Ristorante Mezzanotte“ (ebenfalls
direkt gegenüber des Studienzentrums) gibt es
leckere Pizza und Pasta in einem angenehmen
Ambiente. Als Appetizer halten die Italiener köst-
liche Oliven und Pane bereit (Preise ab ca. 6 Euro
für die Pizza).
Donnerstags empfiehlt sich ein Bummel über den
nahe liegenden Wochenmarkt an der Bocken-
heimer Warte (7). Hier kann man das typische
Frankfurter Gericht „Kartoffeln und Eier“ mit der
berühmten „Grünen Soße“ essen, für die schon
Goethe schwärmte. Guten Appetit!
Anja Gessner
1 Metzgerei WaibelLeipziger Str. 15
Tel. 0 69 / 77 26 34
2 China BoxLandgrafenstr. 7
Tel. 0 69 / 71 67 08 26
3 Ban ThaiLeipziger Str. 26
Tel. 0 69 / 77 26 75
4 Le Crêperie CaféLeipziger Str. 32
Tel. 0 69 / 66 96 55 55
5 Restaurant KishLeipziger Str. 16a
Tel. 0 69 / 77 03 98 88
6 Ristorante MezzanotteClemensstr. 6
Tel. 0 69 / 71 03 45 90
Für den Hunger nachdem Seminar:
46
Weitere Termine auf Seite 48 oder unter
www.akadalumni.com
Treffen, reden, netzwerken Der AKAD-Stammtisch und sein Nutzenfür Studierende und Absolventen
Stammtische sind aus den Alumni-Netzwerken deutscher Hochschulen kaum
mehr wegzudenken. Sie erfreuen sich trotz konkurrierender Veranstaltungen
nach wie vor großer Beliebtheit und werden von einem Großteil der deutschen
Alumni-Vereinigungen regelmäßig angeboten. Doch welchen Nutzen haben
die Teilnehmer davon?
Stammtische finden regelmäßig statt, denn im Gegensatz zu
einmaligen und sachlich orientierten Alumni-Veranstaltungen
(vgl. AKAD Hochschulmagazin Ausgabe Oktober 2010: Assess-
ment-Center) dienen sie vor allem dem Zweck der besseren
Vernetzung. Der neudeutsche Begriff ist Networking, der um-
gangssprachliche „Vitamin B“. Wie auch immer man es nen-
nen mag: Im Bewerbungsprozess kann die Empfehlung von
Kontakten den entscheidenden Vorteil bringen – 40 Prozent
aller Jobs werden durch persönliche Beziehungen vergeben.
„Ein rein virtuelles Netzwerk stößt irgendwann an
seine Grenzen“
Doch im Zeitalter der digitalen Medien stellt sich die berechtigte
Frage: Warum sollte man sich noch im Rahmen traditioneller
Stammtische treffen, wenn es doch mittlerweile durch Social
Media wie XING oder Facebook so viel leichter ist, Kontakte
zu knüpfen? AKAD-Absolvent Albrecht Fischer ist der Ansicht,
dass ein neuer „Freund“ auf Facebook oder ein schnell hinzu-
gefügter „Kontakt“ auf XING nicht den persönlichen Kontakt
ersetzen kann: „Ich bin vielmehr davon überzeugt, dass sich
beide Arten des Networkings ergänzen. Die Social Media
machen eine erste Kontaktaufnahme zwar leichter, allerdings
stößt eine rein virtuelle Bekanntschaft irgendwann an ihre
Grenzen.“ Auch die Fachliteratur sieht richtiges Networking
nicht im Aufbau eines möglichst großen Netzwerkes, sondern
vor allem in dessen gezielter Pflege und Intensivierung. Ein
kleines, aber dicht verwobenes Netzwerk kann demnach zu-
weilen bedeutsamer sein als ein weitläufiges großes. Denn
nicht die Quantität, sondern die Qualität der Kontakte und
die Frequenz der Kontaktaufnahme entscheiden darüber, wie
effektiv das Netzwerk ist. Ophelia Markgraf, AKAD-Absolven-
tin und Organisatorin des Stuttgarter AKAD-Stammtisches,
füllt diese Theorie mit Leben: „Während meines AKAD-Stu-
diums brachte ich an einem
Stammtischabend mal zur
Sprache, dass ich einen neuen
Job suche. Durch einen Kom-
militonen habe ich dann von
einer freien Stelle erfahren,
die meinen Vorstellungen und
Qualifikationen entsprach.“
Alumni (Plural von Alumnus; aus dem Lateinischen alere = ernähren)bezeichnete ursprünglich Soldaten des Römischen Reichs, die im Kampfverwundet und daraufhin von der Gesellschaft kostenlos versorgtwurden. An die Universitäten gelangte das Wort „Alumni“ durchStudenten, die unentgeltlich an sogenannten Freitischen essen durf-ten. Heute steht der Begriff Alumni vor allem für den Zusammen-schluss von Studierenden, Absolventen und Mitarbeitern einer Hoch-schule – mit dem Ziel, Kontakte innerhalb der Hochschule herzustellenund auszubauen; die Alumni-Zusammenschlüsse gelten als Kommu-nikations-, Informations- und Karrierenetzwerke.
AKADALUMNI
46 AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 11
Stammtische bieten Orientierung und Motivation für
den Studienalltag
Doch neben der Jobvermittlung erfüllen Stammtische noch
eine ganz andere Funktion: Sie motivieren. Daniel Wittoesch,
diesjähriger AKADalumni-Preisträger (s. S. 9) aus Pinneberg
hat regelmäßig den AKAD-Stammtisch in Frankfurt besucht,
um sich „im Kreise meiner Mitstudenten zu motivieren. Außer-
dem ist es wirklich beruhigend zu erleben, dass man nicht der
Einzige ist, der mal eine Durststrecke hat“. Ein weiterer Plus-
punkt der persönlichen Treffen von Studierenden der gleichen
Hochschule ist, dass Stammtischtreffen indirekt zu besseren
Prüfungsergebnissen verhelfen können: „In Lerngruppen
können die Hürden eines Studiums gemeinsam überwunden
werden“, weiß Frank Mauderer, regelmäßiger Teilnehmer des
AKAD-Stammtisches in Stuttgart. „Allerdings bringen die Tref-
fen nicht erst etwas, wenn man mitten im Studium steckt“,
so Mauderer weiter, „nach der Einführungsveranstaltung bei
AKAD muss man sich natürlich ein Stück weit selbst um einen
funktionierenden Studienablauf kümmern. Da ist es eine große
Hilfe, wenn erfahrene Studentinnen und Studenten dann Tipps
und Hilfestellungen geben können.“
Deutschlandweites AKAD-Netzwerk
Stammtische erfüllen also gleich mehrere Ansprüche von Stu -
dierenden und Absolventen: Sie erleichtern den Einstieg ins
Studium, wirken motivierend währenddessen und eröffnen hin
und wieder auch neue Jobperspektiven. Da die AKAD Hoch-
schulen und -Studienzentren im ganzen Land verteilt sind,
finden dementsprechend vielerorts AKAD-Stammtische statt:
Von München bis Hamburg, von Leipzig bis Frankfurt – Stu-
dierende und Absolventen des deutschlandweit größten pri-
vaten Hochschulverbunds haben die Chance, sich mit den
Angeboten von AKADalumni ein funktionierendes Kommu-
nikations-, Informations- und Karrierenetzwerk aufzubauen.
Lisa Volkheimer
Literatur
Seebacher, Uwe G.; Klaus, Gaby: Networking & Alumning. Vomzeitraubenden Wahnsinn zum ökonomischen Erfolgsfaktor. München:USP Publishing International, 2009. ISBN: 978-3937461069.
Ansprechpartnerund Termine
Eine regelmäßig aktua-lisierte Terminliste derdeutschlandweitenAKAD-Stammtische –inklusive Ansprech-partner vor Ort – finden Interessierteauf der AKADalumni-Homepage unter„Veranstaltungen“.
Weitere Informationen
AKADalumni-BüroHeike BartelTel. 07 11/81495-225E-Mail: [email protected]
AKADALUMNI
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network for success
Willkommen im Club!Werden Sie Mitglied bei AKADalumni und profitieren Sie von diesem
Netzwerk von und für Absolventen, Studierende und Lehrende
der AKAD Hochschulen.
PersönlichesNetzwerk
Exklusive Events
Unterstützungbeim Studium
Attraktive Vergünstigungen
P.S.: G
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liedschaft s
ichern
www.akadalumni.com
AKAD. DAS HOCHSCHULMAGAZIN. 20 I April 1148
KALENDER
April 16. 9. Mitgliederversammlung AKADalumni e.V. in Stuttgart*
16.Hinter den Kulissen in der WilhelmaStuttgart*
Mai 20. Campusfest der Hochschule Leipzig
29.AKAD beim „Stuttgarter-Zeitung-Lauf2011“ (Informationen und Teilnahme-bedingungen rund um den 10-Kilo-meter-Lauf gibt es in der VirtuellenHochschule.)
Juni 17.Kolloquium an der Hochschule Stutt-gart mit anschließendem Campusfest
19.AKADalumni-Golftag im Badischen*
Juli 2. Absolventenfeier an der WHL
8. Kolloquium an der Hochschule Leipzig
13. „Frauen kicken DIPLOMatischer“ – Infoabend & Public Viewing des Halb-finalspiels der Frauenfußball-WM amStudienzentrum Frankfurt
16. Strategisch kommunizieren und über-zeugen: Professionelle Rhetorik fürBeruf und Alltag – AKADalumni-Workshop in München*
22. Existenzgründerseminar in Stuttgart*
September 16.Kolloquium an der Hochschule Stuttgart
24. Tatort Gehirn: Persönliche Denkmustererkennen, durchbrechen und neuePerspektiven erfolgreich nutzen –AKADalumni-Workshop in Stuttgart*
Oktober Mitte des Monats erscheint das neueAKAD Hochschulmagazin.
* Mehr Infos und Anmeldung zu diesen Veranstaltungen unter www.akadalumni.com
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AKAD-Kalender