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Zu den großen Arbeitgebern im Kreis
Düren gehört die Rurtalbahn. Jeden-
falls wenn man die RATH-Gruppe mit
in den Blick nimmt, der sie angehört.
Das an der Dürener Landstraße an-sässige Unternehmen ist europaweit unterwegs, im Personen-, vor allem
aber im Güterverkehr. Täglich beför-dern ihre Züge Waren zwischen den Nordseehäfen Antwerpen und Rot-terdam auf der einen und Tschechien, Österreich und Ungarn auf der ande-ren Seite. Zudem organisiert sie den Personenverkehr etwa auf Strecken im Odenwald oder im Rheingau.
Die RATH-Gruppe expandiert seit Jah-ren. Zurzeit beschäftigt sie über 550 Mitarbeiter in Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Viele hat sie selbst ausgebildet. Fast 200 Führer-scheine hat sie in den letzten zwölf Jahren für ihre neuen Mitarbeiter nach bestandener Prüfung bestellt. Die betrieblichen Berufe wie Trieb-fahrzeugführer/Lokführer, Signal-techniker, Zugleiter/Fahrdienstleiter, Kundenbetreuer im Nahverkehr und Betriebsplaner sind stark vertreten. Auch ein dualer Studiengang mit dem Abschluss Wirtschaftsingenieur für Eisenbahnwesen (Bachelor of Engi-neering) ist möglich. Darüber hinaus bietet die RATH-Gruppe Ausbildungen zur Industriekauffrau/-mann, Kfz-Me-chatroniker oder Lagerist an. Zudem sind Ingenieure der Fachrichtung Ver-kehr an Bord, Betriebswirte und Kauf-leute, Juristen, Logistiker und Prozess-manager. Die RATH-Gruppe bietet vielfältige
Einstiegs- und Entwicklungsmöglich-keiten. Selbst Aufstiege vom studenti-schen Praktikanten bis zum Geschäfts-führer hat es schon gegeben. Während Antonia Noever die Rurtalbahn seit gut einem Jahr verstärkt, hat sich Karsten Liesen in zwölf Jahren schon ganz weit nach oben gearbeitet - siehe nächste Seite.
Ein breites Spektrum von Arbeitsplätzen bietet die Rurtalbahn, zum Bei-
spiel auch in der Werkstatt.
Aufstieg vom Praktikanten zum ChefRurtalbahn sucht viele Fachkräfte - Nicht nur Lokführer
Rurtalbahn als
Arbeitgeber
Fragen zur Rurtalbahn als Arbeit-geber beantwortet Thomas Graf-Müller, Geschäftsbereichsleiter Personalwesen/Recht, Telefon 02421/2769-310, E-Mail: [email protected]. Weitere Infos unter www.rath-gruppe.de.
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Zu den glücklichen Menschen, die ihr
Hobby zum Beruf machen konnten,
zählt Karsten Liesen aus Vettweiß.
Seine Märklin HO-Modelleisenbahn
ist mit dem Kind gewachsen. Die Mi-
niaturwelt des heute 28-Jährigen hat
nun stattliches Wohnzimmerformat.
Wo macht ein 15-jähriger Achtklässler
mit Faible für Dampfloks und Weichen
sein Schülerpraktikum? „Die Deutsche
Bahn kam nicht in Frage, da hätte ich
nach Köln fahren müssen. So bin ich
zur Rurtalbahn gekommen – zum
Glück“, lacht Karsten Liesen. Aus dem
dreiwöchigen Hineinschnuppern sollte
eine Karriere werden, gerade wie eine
Bahnschranke.
Die Hauptschule Vettweiß verließ der
Jakobwüllesheimer mit der Fachober-
schulreife, doch er zog praktisches
Tun vor. In der Betriebswerkstatt der
Rurtalbahn absolvierte er seine Aus-
bildung zum Kfz-Elektriker. Anfang
2006 hielt er seinen Gesellenbrief in
Händen, auf Kammerebene war nie-
mand besser als er. Heute, gut acht
Jahre später, ist er dank stetiger Aus-
und Weiterbildungen der örtliche Be-
triebsleiter der Abteilung Infrastruk-
tur. Er und seine zehn Mitarbeiter sind
für die Wartung der Gleisanlagen und
von 56 Weichen, 13 Bahnhöfen und 34
Bahnsteigen, 48 Signalanlagen und 59
Bahnübergängen zuständig, die sich
in den Kreisen Düren, Euskirchen und
Heinsberg befinden. „Weil wir in der
Region unterwegs sind, halten uns
manche für eine Bimmelbahn. Doch
das stimmt nicht. Für uns gelten die
gleichen Vorschriften wie für die Deut-
sche Bahn“, sagt er mit Blick auf die
hohen Sicherheitsstandards. Turnus-
mäßige Wartungs- und fällige Repa-
raturarbeiten werden fachmännisch
ausgeführt und exakt dokumentiert,
da gibt es immer etwas zu tun. Viermal
jährlich stehen Schaufahrten auf der
gesamten Strecke auf dem Programm,
„da merke ich, wenn‘s irgendwo ru-
ckelt“. Den Fußmarsch entlang der
Gleise unternimmt er einmal pro Jahr,
um nach dem Rechten zu sehen, 120
Kilometer sind das insgesamt.
Doch Karsten Liesens eigentlicher
Arbeitsplatz ist der Schreibtisch, wo
er zum Beispiel Dienstpläne erstellt
oder Baustellen plant. Und sollte es
irgendwo klemmen, ist er während
der Bereitschaft auch Notfallmana-
ger. Warum die Rurtalbahn für ihn ein
Glücksfall war? „Hier habe ich Einblick
in den Bahnbetrieb mit seiner ganzen
Komplexität. Außerdem geht es bei
uns sehr familiär zu, das ist sehr an-
genehm.“
Ist Eisenbahn Männersache? Antonia
Noever hatte jedenfalls keine Be-
rührungsängste, als sie sich bei der
Rurtalbahn um eine Ausbildung zur
Industriekauffrau bewarb.
Mehr noch. Da sie sich bei mehreren
Firmen vorgestellt und Zusagen be-
kommen hatte, hatte sie die freie
Auswahl. „Ich habe mich dann für die
Rurtalbahn entschieden, weil ich im
Bewerbungsgespräch gespürt habe,
dass es hier familiär zugeht und dass
ich auch als Mensch zähle“, blickt die
21-jährige Dürenerin zurück. Der Bauch
sagte also klar ja.
Der Kopf kam zum gleichen Ergebnis.
Ehrgeizig und zielstrebig ist Antonia
Noever, deshalb fährt sie zweigleisig
und absolviert aus freien Stücken ein
strammes Programm. Tandemausbil-
dung heißt das. „Tagsüber bin ich als
Auszubildende hier im Büro. Abends
besuche ich das Berufskolleg Kauf-
männische Schulen, um parallel staat-
lich geprüfte Betriebswirtin zu werden.
Die Rurtalbahn unterstützt mich dabei.
Das war mir wichtig.“ Die Chance, nach
ihrer Ausbildung von der Rurtalbahn
übernommen zu werden, wog eben-
falls schwer in der Waagschale.
Eines der auf zweieinhalb Jahre ver-
kürzten Ausbildungszeit ist nun vorbei.
„Die Arbeit macht mir viel Freude. Sie
ist vielfältig, weil ich alle Abteilungen
kennen lerne“, sagt Antonia Noever
und nennt als Beispiele Finanzbuch-
haltung, Controlling, Personalentwick-
lung, Vertrieb und Empfang.
Die RATH-Gruppe, zu der die Rurtal-
bahn gehört, ist ein stark wachsendes
Unternehmen. Antonia Noever sieht
hier Perspektiven. Wenn sie nach ins-
gesamt vier Jahren staatlich geprüfte
Betriebswirtin ist, könnte ein Abend-
studium in Brühl folgen. „Die Belas-
tung ist schon hoch. Aber langfristig
gewinnt man doch, wenn man mehr
macht“, lautet ihre Devise.
Texte und Fotos: J. Kreutzer
Kontrolle ist besser: Mit 28 Jahren ist Karsten Liesen bei der Rurtalbahn
örtlicher Betriebsleiter der Abteilung Infrastruktur.
Antonia Noever, angehende Industriekauffrau: „Langfristig gewinnt man,
wenn man mehr macht.“
Kindheitstraum hat sich erfülltRurtalbahn: Karsten Liesen ist für Gleise, Signale und mehr verantwortlich
Bauch und Kopf sagten klar JaAntonia Noever hat sich bewusst für die Rurtalbahn entschieden