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Page 1: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

Gemeinsamgegen

Muskel-Skelett-Erkrankungen

L-2985 Luxemburg

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3Ziel der Europäichen Agentur entsprechend derFest legung in der Gründungsverordnung:

“Damit gemäß dem Vertrag und den nachfolgendenA k t i o n s p r o g r a m m e n f ü r S i c h e r h e i t u n dGesundheitsschutz am Arbeitsplatz die Verbesserunginsbesondere der Arbeitsumwelt gefördert wird, um dieSicherheit und die Gesundheit der Arbeitnehmer zushützen, verfogt die Agentur das Ziel, denGemeinschaftseinrichtungen, den Mitgliedstaaten undden betroffenen Kresisen alle sachdienlichen technischen,wissenschaflichen und wirtschaftlichen Informationenauf dem Gebie t der S icherhe i t und desGesunsheitsschtzes am Arbeitsplatz zur Verfügung zustellen.”

Gran Vía 33. E-48009 BilbaoTel: (34) 944 79 43 60Fax: (34) 944 79 43 83E-mail: [email protected]

Europäische Agentur fürSicherheit und Gesundheitsschutzam Arbeitsplatz

Europäische Agentur fürSicherheit und Gesundheitsschutzam Arbeitsplatz

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A-00-003-D

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DE

AMT FÜR AMTLICHE VERÖFFENTLICHUNGENDER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN

Gemeinsamgegen

Muskel-Skelett-Erkrankungen

EUROPÄISCHE WOCHE 2000

ISSN 1608-4160

UNSER WISSEN GUTE PRAKTIKEN

Page 2: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

Die Europäische Woche für Sicherheitund Gesundheitsschutz am Arbeits-platz 2000, die im Oktober in den ein-zelnen Mitgliedstaaten veranstaltet

wurde, bot eine einzigartige Gelegenheit, diebreite Öffentlichkeit auf das Problem arbeitsbe-dingter Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSD)aufmerksam zu machen. Diese Erkrankungengehören zu den am weitesten verbreiteten ar-beitsbedingten Leiden, von denen jedes JahrMillionen europäischer Beschäftigter aller Be-rufsgruppen und Wirtschaftszweige betroffensind. Doch diese Beeinträchtigungen ließen sichweitgehend vermeiden oder verringern, wenndie bestehenden Vorschriften über Gesund-heitsschutz und Sicherheit sowie die einschlägi-gen Leitlinien zu bewährten Praktiken befolgtwürden. Diese Botschaft zu vermitteln war dasHauptanliegen der Kampagne zur EuropäischenWoche.

Die Europäische Agentur war sehr erfreut darü-ber, die Koordination und Organisation der die-sjährigen Europäischen Woche im Namen derEuropäischen Kommission übernehmen zu dür-

fen. Diese Aufgaben fügten sich nahtlos in unseren Auftrag ein, den Un-ternehmen in der Europäischen Union die Informationen an die Hand zugeben, die sie benötigen, um die Arbeitsplätze „gesünder“, sicherer undproduktiver zu machen. Dank unseres Netzwerks aktiver Anlaufstellen in al-len Mitgliedstaaten und enger Beziehungen zu den Sozialpartnern sind wirfür die Durchführung einer wirkungsvollen gesamteuropäischen Auf-klärungskampagne außerordentlich gut gerüstet.

Die Europäische Woche war weitgehend ein kollektives und kooperativesUnterfangen. Die wesentliche Rolle der Agentur bestand darin, koordinie-rend, unterstützend und ermutigend tätig zu sein. Wir haben Informatio-nen, Veröffentlichungen und Werbematerial in allen Sprachen der Ge-meinschaft zur Verfügung gestellt und eine mehrsprachige derEuropäischen Woche gewidmete Website eingerichtet; dank zusätzlicheruns vom Europäischen Parlament bewilligter Mittel waren wir in der Lage,zur Finanzierung von 37 Projekten der Europäischen Woche beizutragen,von denen einige in diesem Magazin näher beschrieben werden sollen. Dieeigentliche Arbeit hat jedoch in den Mitgliedstaaten stattgefunden, unddarüber hinaus in Organisationen, Unternehmen und Gewerkschaften.

Gefreut hat uns auch der Erfolg des erstmalig von der Agentur verlieheneneuropäischen Preises für bewährte Praktiken, der es uns ermöglichte, zahl-reiche qualitativ hochwertige praktische Lösungen zur Vorbeugung vonMuskel-Skelett-Erkrankungen kennen zu lernen. Lösungen, die die Agen-tur über ihre Website auch anderen zugänglich machen wird.

Die Kampagne hat ferner erheblich von der Unterstützung durch die por-tugiesische und die französische EU-Präsidentschaft profitiert. Der Impuls,der von der erfolgreichen Ankündigung der Europäischen Woche im Fe-bruar durch Frau Diamantopoulou, Mitglied der EU-Kommission (Beschäf-tigung und Soziales) in Lissabon ausging, hat dazu geführt, dass schließlichüberall in Europa eine starke Beteiligung an diesem Ereignis zu vermeldenwar. Außerdem hat sich die Unterstützung der französischen Präsident-schaft sowohl bei der Erstellung dieser Broschüre als auch bei der Vorberei-tung der Abschlussveranstaltung der Europäischen Woche im Novemberals äußerst wertvoll erwiesen.

Schwerpunkte der Europäischen Woche waren Kommunikation, Sensibili-sierung und wirksame Lösungen; mit der dritten Ausgabe ihres Magazinsmöchte die Agentur auf diesen Erfahrungen aufbauen und sie ein Stückweit voranbringen, indem sie eine Diskussion über die nächsten Schritte imKampf gegen arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen eröffnet. EineDebatte, die noch eingehender im Rahmen des Kolloquiums auf der Ab-schlussveranstaltung zum Thema europäische Perspektiven zur Vorbeu-gung von Muskel-Skelett-Erkrankungen geführt werden wird.

1E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

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HANS-HORST KONKOLEWSKY

Direktor der Europäischen Agentur für Sicherheit und

Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz

GEGEN

MUSKEL- UND

SKELETTERKRANKUNGENGEMEINSAM

OKTOBER 2000

EUROPÄISCHE WOCHE FÜR SICHERHEIT UND GESUNDHEIT BEI DER ARBEIT

http://osha.eu.int/ew2000/

Europäische Agentur für

Sicherheit und Gesundheitsschutz

am Arbeitsplatz

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MARC BOISNEL

Vertreter der französischen Regierung im Verwaltungsrat der

Europäischen Agentur im Namen der französischen Präsidentschaft

Muskel-Skelett-Erkrankungen sind in allen Mit-gliedstaaten der Europäischen Union eine derHauptursachen von Berufskrankheiten. Die da-durch entstehenden gesellschaftlichen und wirt-schaftlichen Kosten wiegen besonders schwer.Es ist daher ein gutes Thema, das für die Eu-ropäische Woche gewählt wurde und in demMotto „GEMEINSAM GEGEN MUSKEL-SKELETT-ERKRANKUNGEN“ seinen Ausdruck findet. DieWirkung dieser von der Europäischen Agenturfür Sicherheit und Gesundheitsschutz am Ar-beitsplatz veranstalteten Kampagne in den Mit-gliedstaaten zeugt davon.

Die Mechanismen, die zu einem Risiko von Mus-kel-Skelett-Erkrankungen führen, scheinen nun-mehr einwandfrei festzustehen, ebenso wie dieHauptrisikofaktoren, wie insbesondere repetitiveArbeiten, körperliche Anstrengung und schlech-te Arbeitshaltung. Dennoch stellt es weiterhinfür alle in der Prävention Tätigen, für die Sozial-partner und die öffentlichen Behörden eine Her-

ausforderung dar, wirkungsvoll und nachhaltig gegen Muskel-Skelett-Er-krankungen zu Felde ziehen.

Beschäftigt man sich mit dem Thema Muskel-Skelett-Erkrankungen, stelltman in der Tat häufig fest, dass die Arbeit einfach nicht gut organisiert ist.Man hat Hemmungen, sich mit dieser Frage zu befassen, was man als un-erwünschte Einmischung in die innerbetrieblichen Angelegenheiten inter-pretieren oder auch als Chance begreifen kann, die es zu nutzen gilt. Letz-tere Einstellung müssen wir eindeutig fördern und befürworten, um beieiner gleichzeitigen Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen derBeschäftigten die anstehenden Probleme zu lösen, die Risiken zu vermei-den und die Produktivität zu steigern.

Jeder Mitgliedstaat sowie die Gemeinschaft als solche stehen, was die Wirt-schaft, die Beschäftigungslage und den Sozialschutz angeht, vor enormenHerausforderungen. Der Europäische Rat von Lissabon hat den Anstoßdazu gegeben, sich diesen Herausforderungen zu stellen, indem man dieZahl der Arbeitsplätze nicht losgelöst von deren Qualität betrachtet, und diegegenwärtige Präsidentschaft bemüht sich aktiv darum, dieses Anliegenvoranzutreiben.

Die Qualität der Arbeitsplätze hängt von einem proaktiven Humanressour-cen-Management als integraler Bestandteil der allgemeinen Unterneh-menspolitik ab. Die Arbeitsbedingungen – in erster Linie Gesundheitsschutzund Sicherheit der Beschäftigten – sind ein wesentliches Element. Die An-passung der Unternehmen an neue Marktbedingungen bedeutet die Ent-scheidung für bestimmte Technologien und tiefgreifende Veränderungender Arbeitsorganisation. Es ist wichtig, dass diese Veränderungen im Rah-men eines Dialogs vonstatten gehen, der dazu beiträgt, die Qualität der so-zialen Beziehungen zu stärken und die Motivation der Beschäftigten zu er-höhen.

Die technologischen und vor allem die organisatorischen Entscheidungenverleihen mehr Handlungsspielraum, ein wesentlicher Faktor für Wettbe-werbsfähigkeit und Dynamik, und helfen, arbeitsbedingte Risiken zu ver-meiden, insbesondere im Zusammenhang mit Muskel-Skelett-Erkrankun-gen. Die Arbeitsorganisation ist schließlich ein wichtiges Gebiet für densozialen Dialog auf allen Ebenen.

Europa hat eine bedeutende Rechtsgrundlage geschaffen. Die Verabschie-dung der Richtlinie 89/391/EWG des Rates über die Durchführung vonMaßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheits-schutzes der Beschäftigten bei der Arbeit war auf diesem Gebiet ein ent-scheidender Schritt vorwärts.

Da wir nunmehr auf zehn Jahre Erfahrung bei der Anwendung dieserGrundsätze zurückblicken können und heute mit Veränderungen der Ar-beitswelt, wirtschaftlicher Entwicklung und Fortschritten des wissenschaft-lichen Kenntnisstandes konfrontiert sind, ist es angemessen, die bestehen-den Vorschriften auf positive Weise anzupassen.

„Auf positive Weise“, denn es darf keine Änderung zugelassen werden, diezu einer Senkung des derzeit auf Gemeinschaftsebene geltenden Schutz-niveaus führt oder es unmöglich macht, neu entstehende Risiken zubekämpfen. Über letztere zeigt sich die Öffentlichkeit mit Recht besorgt,und bei ihrer Prävention steht viel auf dem Spiel.

In beiderlei Hinsicht gilt es, den Geist der Richtlinie – die Arbeit sollte demBeschäftigten angepasst werden – aufrecht zu erhalten.

Diese Strategie zur Anpassung der Gemeinschaftsmaßnahmen muss allemaßgeblichen Parteien einbeziehen, auf zwar unterschiedliche, aber ange-messene Weise: offene Konvergenz, sozialer Dialog und gesetzliche Maß-nahmen. Sie wird von einem Austausch bewährter Praktiken, der Entwick-lung von insbesondere auf KMU zugeschnittenen Programmen, einerbesseren Koordination im Forschungsbereich und der Schaffung einerÜberwachungsfunktion auf europäischer Ebene profitieren.

Und es ist der Wunsch einer jeden folgenden Präsidentschaft, dass genaudiese Entwicklung in Gang gesetzt wird.

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

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3E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

U ntersuchung geschlechtsspezifischerUnterschiede .............................................................

Lena Karlqvist, Gender and Work, Nationalinstitut für das

Arbeitsleben, Stockholm, Schweden

Von Muskel-Skelett-Erkrankungen können Beschäftigten aller Sektoren be-troffen sein, doch scheinen Frauen einem besonderen Risiko ausgesetzt.

A rbeitsbedingter Stress und Muskel-Skelett-Erkrankungen: Besteht hier einZusammenhang? .......................................................

Jason Devereux, Robens Centre for Health Ergonomics, University of

Surrey, Vereinigtes Königreich

Arbeitsbedingter Stress und Muskel-Skelett-Erkrankungen sind die beidenam weitesten verbreiteten Berufskrankheiten in der EU.

P erspektiven der Sozialpartner.............................

Aus der Sicht der Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen

Patrick Levy, medizinischer Berater der RHODIA-Gruppe

Aus der Sicht der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen

Theoni Koukoulaki, Europäisches Technikbüro der Gewerkschaften

für Gesundheit und Sicherheit

Welche Schritte sollte die Europäische Union im Kampf gegen Muskel-Ske-lett-Erkrankungen unter den europäischen Arbeitskräften als Nächstes un-ternehmen?

Eine Frage der Organisation ..................................

Fabrice Bourgeois, OMNIA-Consultants

Strategien zur Bekämpfung von Muskel-Skelett-Erkrankungen am Arbeits-platz decken oft dysfunktionelle Bereiche innerhalb einer Organisation auf.Doch stellen solche Ansätze bei weitem keine Bedrohung, sondern in derTat vielmehr eine Chance für das Unternehmen dar.

A us Wissen wird praktischer Sachverstand ........

Peter Buckle und Geoff David, „Topic Centre zur guten Praxis –

Muskel-Skelett-Erkrankungen “, Robens Centre for Health

Ergonomics, University of Surrey, Vereinigtes Königreich

Ein themenspezifisches Topic Centre der Europäischen Agentur trägt dazubei, dass aus verwertbaren Forschungsergebnissen bewährte Praktikenwerden.

Europäische Woche 2000 .......................................

Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am

Arbeitsplatz

Eine Übersicht über Informationen zur diesjährigen Europäischen Wochefür Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz.

V orbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen: Für einen globalen Ansatz ..............

Philippe Douillet, Französische Nationalagentur für die Verbesserung

der Arbeitsbedingungen (ANACT, Lyons, Frankreich), und Dr. Michel

Aptel, Französisches Nationalinstitut für Forschung und Sicherheit

(INRS, Nancy, Frankreich)

In der Prävention werden langsam Fortschritte erzielt. Bei der Entwicklungwirksamerer Strategien im Kampf gegen Muskel-Skelett-Erkrankungenmuss der Blick über den Arbeitsplatz hinaus gehen und ein breiterer Ansatzverfolgt werden.

D as europäische Bild............................................

Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am

Arbeitsplatz

Die unlängst von der Europäischen Agentur veröffentlichte Pilotstudie überden Stand von Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz in der Eu-ropäischen Union wirft neues Licht auf das Ausmaß des Problems Muskel-Skelett-Erkrankungen in Europa.

D ie wissenschaftliche Agenda ............................

Veerle Hermans und Rik Op De Beeck, themenspezifische

Ansprechstelle “Forschung auf dem Gebiet Arbeit und

Gesundheitsschutz” der Europäischen Agentur, PREVENT, Belgien

Zwar weisen unsere Kenntnisse über Muskel-Skelett-Erkrankungen nachwie vor Lücken auf, doch konnten in den letzten Jahren beachtliche Fort-schritte erzielt werden.

G emeinschaftsmaßnahmen...................................

„Sicherheit, Arbeitshygiene und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz“,

Referat D6, GD Beschäftigung und Soziales, Europäische

Kommission, Luxemburg

Die Europäische Union hat Richtlinien für den Schutz der Beschäftigten so-wie für die Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes amArbeitsplatz verabschiedet. Hier stellt die Kommission die bisher erzieltenFortschritte und ihre zukünftigen Pläne zur Vorbeugung von Muskel-Ske-lett-Erkrankungen zur Diskussion.

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alt Vorbeugung

von Muskel-Skelett-

Erkrankungen

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Bei der Entwicklung wirksamerer Strategien im Kampf gegenMuskel-Skelett-Erkrankungen muss der Blick über Arbeits-platz hinaus gehen und ein breiterer Ansatz verfolgt wer-den.

Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) sind heutzutage ein vorrangiger Be-reich der Prävention arbeitsbedingter Risiken in Europa. Trotz der Schwie-rigkeiten internationaler Vergleiche weisen tendenziell alle Daten auf einesehr erhebliche und stetige Zunahme dieser Erkrankungen in allen eu-ropäischen Ländern hin. Die sozialen Auswirkungen sind ganz offensicht-lich gravierend, doch sind die wirtschaftlichen Folgen es nicht minder, sindschließlich die Unternehmen zu einem Zeitpunkt mit Problemen des Perso-nalmanagements konfrontiert, da sie nach Wegen suchen, ihre Wettbe-werbsfähigkeit durch Steigerung der Flexibilität zu erhalten. Das allgemeinimmer höhere Durchschnittsalter der Erwerbsbevölkerung ist ein weitererFaktor, der Muskel-Skelett-Erkrankungen zu einem besorgniserregendenProblem macht.

VON DER GESELLSCHAFTLICHEN ANERKENNUNG ZURPRÄVENTION

In der Prävention werden je-doch nur langsam Fortschritteerzielt, es kommt zuweilenweiterhin zu Problemen,selbst wenn es um die Aner-kennung dieser Erkrankun-

gen geht: Das gilt nicht nur für ihre schleppende „rechtliche Anerken-nung“, was eine Feststellung verlangsamt, sondern betrifft auch Problemebei ihrer „gesellschaftlichen Anerkennung“. Beschäftigte haben Angst, ihrLeiden anzugeben, da dies ihre Beschäftigungsaussichten unter Umstän-den negativ beeinflussen könnte; Arbeitgeber setzen sich nur zögerlich mitdem Problem Muskel-Skelett-Erkrankungen auseinander. Einige bestreitensogar immer noch einen Zusammenhang mit der ausgeübten Tätigkeit,während andere es schwierig finden, mit einem „neuen“ arbeitsbedingtenGesundheitsproblem umzugehen, das durch ein so breites Spektrum anFaktoren mit verursacht werden kann. Außerdem konnten Unternehmen,die Präventionsstrategien eingeführt haben, nicht immer einen bemer-kenswerten Rückgang der Erkrankungen feststellen, was sich demotivie-rend ausgewirkt hat.

PRÄVENTION MIT FRAGEZEICHEN

Die Probleme, wirksame und nachhaltige Maßnahmen gegen Muskel-Ske-lett-Erkrankungen zu ergreifen, sind eine Herausforderung für die in derPrävention Tätigen und die Sozialpartner. Über die Mechanismen, die zu ei-nem Risiko von Muskel-Skelett-Erkrankungen führen, scheint man rechtgut Bescheid zu wissen, und die Hauptrisikofaktoren sind inzwischen kata-logisiert, insbesondere in Bezug auf repetitive Arbeiten, körperliche An-strengung und schlechte Arbeitshaltung. Die am stärksten betroffenen In-dustriesektoren (wie z. B. Nahrungsmittelindustrie, Baugewerbe, Textil-,Elektronik- und Autoindustrie) sowie Arbeitsumgebungen, die wahrschein-lich zur Ausbildung von Muskel-Skelett-Erkrankungen beitragen, (Kälte, Vi-brationen usw.) sind ebenso eindeutig ermittelt worden. Eine Analyse derbiomechanischen Faktoren bleibt daher eine wesentliche Grundlage derPrävention, damit Bewegungseinschränkungen verringert werden.

Die aufgrund der bisherigen Erfahrungen von Unternehmen aus unter-schiedlichsten Industriesektoren gewonnenen Erkenntnisse werfen jedocheine Reihe von Fragen auf:

• Vielfach haben Unternehmen Maßnahmen eingeführt, die sich auss-chließlich auf die Organisation eines einzelnen Arbeitsplatzes beziehen(so z. B. insbesondere Größenanpassungen). Aber in den meistendieser Fälle kam es nach ein paar Monaten zu einem erneuten „Aus-bruch“ von Muskel-Skelett-Erkrankungen, möglicherweise an Arbeit-splätzen, die an die umgestalteten Arbeitsplätze angrenzten,möglicherweise bei denselben Personen, wobei der Schmerz sich jetztvon der Hand in die Schulter verlagert hatte, usw.

• Häufig haben Unternehmen auch ihre eigenen Problemlösungen en-twickelt: Schulung in korrekten Bewegungsabläufen, Arbeitsplatzrota-tion usw. Die erzielten Ergebnisse waren dürftig oder standen sogarim Gegensatz zu den Erwartungen: Für die Beschäftigten waren neueArbeitsbelastungen entstanden, da sie nunmehr mit einer komplex-eren Situation konfrontiert und gezwungen waren, diese zu meistern.

• In der Prävention steht man auch dann vor einer besonderen Heraus-forderung, wenn Muskel-Skelett-Erkrankungen in Arbeitsbereichenoder an Arbeitsplätzen festgestellt werden, wo die derzeit anerkan-nten Risikofaktoren (vor allem repetitive Arbeiten) eine unbedeutendeRolle spielen: Verwaltungstätigkeiten im tertiären Sektor, Dienstleis-tungsbranche, qualifizierte Wartungsarbeiten usw. Welche Erklärungkann es für das Auftreten von Muskel-Skelett-Erkrankungen in Fällenwie diesen geben, die sich so sehr von der Situation eines unter Zeit-druck stehenden Fließbandarbeiters unterscheiden?

• Und schließlich wirft die Entstehung von Muskel-Skelett-Erkrankungenbei Tätigkeiten, die seit jeher unter enormem Zeitdruck standen, Fra-gen auf: Wie erklären wir die Tatsache, dass etwas zu einem bes-timmten Zeitpunkt toleriert wird, plötzlich jedoch nicht mehr und An-lass zu Klagen gibt?

Außerdem weisen gleichzeitig zahlreiche Studien, insbesondere in Europa,auf die Bedeutung psychosozialer Faktoren am Arbeitsplatz und ihren Zu-sammenhang mit körperlichen Beeinträchtigungen und seelischen Störun-gen hin. Diese Studien müssen weitergeführt werden, einerseits um die Be-griffe psychosoziale und organisatorische Faktoren zu klären, andererseitsum die starke Vermutung zu bestätigen, dass diese Faktoren mit dem Risi-ko von Muskel-Skelett-Erkrankungen zusammenhängen. Diese Studienund viele Vor-Ort-Programme empfehlen jedoch eine Überprüfung unseresVerständnisses von Muskel-Skelett-Erkrankungen. Sie weisen darauf hin,dass den körperlichen Tätigkeiten mehr Aufmerksamkeit geschenkt wer-den sollte, die sich nicht aufeine Reihe von Einzelbewe-gungen reduzieren lassen,sondern Teil der psychosozia-len und mentalen Aspekte derTätigkeiten sind, die die Men-schen an ihrem Arbeitsplatzverrichten.

FÜR EIN GLOBALESARBEITSKONZEPT

Insbesondere in Frankreich durchgeführte Studien und praktische Maß-nahmen haben gezeigt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem

In der Prävention werden

langsam Fortschritte erzielt.

PHILIPPE DOUILLET UND MICHEL APTEL

Französische Nationalagentur für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen (ANACT, Lyons, Frankreich),

Französisches Nationalinstitut für Forschung und Sicherheit (INRS, Nancy, Frankreich)

Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen: Für einen globalen Ansatz

Studien und viele Vor-Ort-

Programme legen eine

Überprüfung unseres

Verständnisses von Muskel-

Skelett-Erkrankungen nahe.

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5E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Auftreten von Muskel-Skelett-Erkrankungen und den Formen der Arbeits-organisation, die den Beschäftigten nur wenig Handlungsfreiheit erlauben.Es wurde der Begriff „organisatorische Abhängigkeit“ geprägt, um eine Si-tuation zu beschreiben, in der der Beschäftigte vollkommen dem Rhyth-mus der Fertigungslinie unterworfen ist und beispielsweise nicht entschei-den kann, wann er seine Pause macht, und auch nicht die Möglichkeit hat,„mal kurz zu verschnaufen“. Diese straffen Formen der Arbeitsorganisati-on sind in den modernen Volkswirtschaften sehr verbreitet, sowohl in derIndustrie als auch im Dienstleistungssektor. Die Konzepte eines „Lean Ma-nagements“ und andere ähnliche Formen des Produktionsmanagementsfinden oft ihren Niederschlag in größerem Zeitdruck, der sich direkt auf denArbeitsplatz auswirkt, und in einer größeren Bewegungsdichte, die durchdie Abschaffung unfertiger Erzeugnisse und der Möglichkeit einer lokalenAnpassung der Tätigkeit bedingt wird. Daher sind spezifische Formen derArbeitsorganisation von zentraler Bedeutung, wenn man das Auftretenvon Muskel-Skelett-Erkrankungen verstehen will, und sie stellen eine Quel-le für mögliche Lösungen dar, die es zu untersuchen gilt. (Siehe den Artikelvon Fabrice Bourgeois weiter hinten).

Was den Zusammenhang mit psychosozialen Faktoren des Arbeitsumfeldsanbelangt, zeigen die oben genannten Studien, wie wichtig es ist, die fol-genden Faktoren, und wie diese von den Beschäftigten empfunden wer-den, zu analysieren: die Monotonie der zu verrichtenden Tätigkeiten; dieMöglichkeit, seinen eigenen Anteil am Endprodukt festzustellen; die Qua-lität der Beziehungen unter den Kollegen/-innen und zu den Vorgesetzten;die Möglichkeit, selbständig zu agieren und Verantwortung zu überneh-men; die Möglichkeit, eine qualitativ hochwertige Arbeit abzuliefern; Pro-bleme, die parallelen Anforderungen in puncto Geschwindigkeit und Qua-lität miteinander zu vereinbaren; Zukunftsängste usw. Man geht fernerimmer mehr davon aus, dass es endokrine Zusammenhänge zwischenStress und Muskel-Skelett-Erkrankungen gibt. Zumindest könnten Arbeits-situationen, die unter dem Gesichtspunkt psychosozialer Faktoren als ne-gativ empfunden werden, sowohl körperliche als auch mentale Beein-trächtigungen auslösen. (Siehe Artikel von Jason Devereux)

Diese verschiedenen Elemente unterstreichen den subjektiven Aspekt desEngagements, das der Einzelne für seine Arbeit zeigt, und eröffnen neueWege, die es zu untersuchen gilt. So könnte Hyperstress eine Möglichkeitsein, sich von seelischen Schmerzen zu befreien, die Somatisierung des Un-glücklichseins, die derjenigeerlebt, der eine Arbeit verrich-tet, die ihres Sinns entleert ist.In diesem Fall würden Muskel-Skelett-Erkrankungen einenKonflikt zwischen dem Einzel-nen und einer Arbeitsorgani-sation offen legen, die diekreativen und sozialen Fähig-keiten des Arbeitnehmersnicht mehr anerkennt. Die Er-klärung für viele Fälle vonMuskel-Skelett-Erkrankungenkönnte so in einem veränder-ten Gleichgewicht zwischenden biomechanischen undden psychosozialen Faktorenliegen.

DIE PRÄVENTION AUSDEHNEN

Obwohl es also schwierig ist, Muskel-Skelett-Erkrankungen zu verstehen,ist es doch möglich, ihnen vorzubeugen. Allerdings unter der Bedingung,dass dieser globale Aspekt der Bewegungen berücksichtigt wird und dassdie richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden, indem man Verände-rungen in mehreren Bereichen vornimmt: Maßnahmen, die den Arbeits-platz betreffen, gewiss, aber auch Maßnahmen, die sich auf die Arbeitsor-ganisation und das Arbeitsumfeld auswirken. Daher besteht Bedarf antechnischen Lösungen, die eine Umgestaltung des Arbeitsplatzes beinhal-ten, um biomechanisch vertretbare Grenzen wiederherzustellen (Verringe-

Die Erklärung für viele Fälle

von Muskel-Skelett-

Erkrankungen könnte in

einem veränderten

Gleichgewicht zwischen

biomechanischen und

psychosozialen Faktoren

liegen.

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist eine ar-beitsbedingte Erkrankung eine Erkrankung, die aufeine Reihe von Faktoren zurückzuführen ist und zuderen Verursachung das Arbeitsumfeld und die Ar-beitsleistung ganz erheblich, jedoch in unterschied-lichem Maße beitragen.

Einige der als arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Er-krankungen klassifizierten Erkrankungen weisengut definierte Anzeichen und Symptome auf, bei-spielsweise Rotatorenmanschettentendinitis, Kar-paltunnelsyndrom und akuter Bandscheibenvorfall.Viele andere sind weniger gut definiert, wie z. B.mit Schmerzen, Beschwerden, Taubheit und Krib-beln verbundene Myalgien des gesamten Nacken-und Schulterbereichs, der oberen Gliedmaßen unddes unteren Rückens. Diese Art von Erkrankungen,die manchmal auch unspezifische arbeitsbedingteMuskel-Skelett-Erkrankungen genannt werden,können in Bezug auf einen klinischen pathologi-schen Befund oft nicht diagnostiziert werden,führen aber dennoch zu körperlicher Beeinträchti-gung und Behinderung.

Arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungendecken daher ein breites Spektrum entzündlicherund degenerativer Erkrankungen des Bewegungs-apparats ab. Dazu gehören:

• entzündliche Erkrankungen der Sehnen (Ten-dinitis und Tenosynovitis), insbesondere inHandgelenk, Ellenbogen und Schulter, die vorallem bei Berufen mit sich über lange

Zeiträume ständig wiederholenden Bewegun-gen und bei statischen Tätigkeiten auftreten;

• Myalgien, d. h. Schmerzen und Funktion-sstörungen der Muskeln vorwiegend desSchulter-Nacken-Bereichs, die in Berufen mitlangen Phasen statischer Tätigkeiten auftreten;

• eingeklemmte Nerven - Kompressionssyndrom– vor allem des Handgelenks und des Unter-arms;

• degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule,normalerweise im Bereich des Nackens oderder Lendenwirbelsäule, bei Berufen, diemanuelles Heben von Lasten oder körperlicheSchwerarbeit erfordern. Solche Beschwerdenkönnen jedoch auch in den Hüft- oder Kniege-lenken auftreten.

Diese Erkrankungen sind chronisch, und die Sym-ptome treten für gewöhnlich nur dann auf, wennder Betreffende längere Zeit arbeitsbedingten Risi-kofaktoren ausgesetzt war.

Wenig deutet darauf hin, dass in den Mitgliedstaa-ten der Europäischen Union standardisierte Dia-gnosekriterien für arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen zur Anwendung kommen, und eswurden in den einzelnen Ländern ganz unter-schiedliche Begriffe gebraucht, um diese Erkran-kungen zu beschreiben.

Betreffen sie beispielsweise die oberen Glied-maßen, gehören dazu Begriffe wie Schädigungendurch wiederholte Belastung, arbeitsbedingte Er-krankungen der oberen Gliedmaßen, Muskel-Ske-

lett-Beschwerden und kumulative traumatische Er-krankungen Diese Bandbreite spiegelt sich auch inden von den Ländern gemeldeten Daten und in derForschungsliteratur wider, was Vergleiche zwischenden Mitgliedstaaten erschwert.

Es sind Versuche unternommen worden, zwischenden im Gesundheitsbereich Tätigen ein akzeptablesMaß an Übereinstimmung bei der Definition eini-ger arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungenherzustellen (Harrington et al., 1998, Sluiter et al.,2000)), wobei auf der Grundlage dieser Definitio-nen dann ein Konsens erreicht werden sollte, derallgemeiner in der Primärprävention und bei derÜberwachung der Arbeitsstätten zur Anwendungkommen könnte.

Peter Buckle und Geoff David

LITERATUR:

Harrington, J.M., Carter J.T., Birrell, L. und Gompertz D.(1998) „Surveillance case definitions for work-relatedupper limb pain syndromes“ Occupational andEnvironmental Medicine, Bd. 55, 4, S. 264 271

Sluiter, J.K., Visser, B. & Frings-Dresen, M.H.W. (2000)Concept guidelines for diagnosing work-relatedmusculoskeletal disorders: the upper extremity. CoronelInstitute of Occupational and Environmental Health,Amsterdam Medical Center, Universität vonAmsterdam, Niederlande

DEFINITION DES PROBLEMS

Page 7: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

rung der Körperbelastung, die richtige Größenabstimmung des Arbeits-platzes, eine räumliche Neuorganisation usw.), sowie an Maßnahmen, dieauf die Arbeitsorganisation ausgerichtet sind und den psychosozialen Fak-toren Rechnung tragen (Arbeitsplatzrotation, was Lernprozesse und einewirksame Änderung biomechanischer Belastungen ermöglicht, Schulun-gen, größerer Handlungsspielraum für Arbeitnehmer, eine Überprüfungvon Produkten und Prozessen zwecks Berücksichtigung ergonomischerAspekte, Unterstützung für Arbeitsgruppen und Gelegenheit für gegensei-tige Hilfe usw.).

Wie bei anderen Fragen des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz auch,wo vielfältigste - sowohl physische als auch psychologische - persönlicheund kollektive Faktoren, die alle eng mit der Arbeitsorganisation zu tun ha-ben, eine Rolle spielen, sind auch die Zusammenhänge zwischen diesenFaktoren und berufsbedingten Erkrankungen von Natur aus probabilistisch.In biomechanischer Hinsicht mögen Normen sinnvoll sein, und Normen fürdas Arbeitstempo könnten in Erwägung gezogen werden; damit soll abernicht behauptet werden, dass sie zu einem unmittelbaren Rückgang desAuftretens von Muskel-Skelett-Erkrankungen führen würden, insbesonde-

re wenn man das komplexe Wechselspiel der Faktoren bedenkt. TechnischeLösungen sind wichtig; aber die Frage, wie die Maßnahmen angewandtwerden, scheint ein ebenso wichtiges Erfolgskriterium: Regelungen, dassBeschäftigte angehört werden (vor allem zum Zwecke der Vorbeugung imZusammenhang mit Beschwerden, Schmerzen usw.), ihre Einbeziehung inVeränderungsprozesse, die Anpassung der vom Bedienungspersonaltatsächlich verrichteten Tätigkeiten an aktuelle Erkenntnisse; all diese Ele-mente sind entscheidend für den Erfolg jeglichen Aktionsprogramms.

VORBEUGUNG VON MUSKEL-SKELETT-ERKRANKUNGEN: EINBETRIEBLICHES PROJEKT

Bedenkt man den oben geschilderten Ansatz auf dem Gebiet Muskel-Ske-lett-Erkrankungen, so scheinen diese einzigartige Merkmale aufzuweisen:Sie haben mit jedem Aspekt des Arbeitslebens zu tun und stellen Fragenüber den Stellenwert der Arbeit bei der Unternehmensentwicklung. IhreVorbeugung verlangt nach einem projektbezogenen Ansatz, der auf einemwirklichen Dialog zwischen allen Bereichen des Unternehmens basiert.

Page 8: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

7E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Die unlängst von der Europäischen Agentur veröffentlichtePilotstudie über den Stand von Sicherheit und Gesund-heitsschutz am Arbeitsplatz in der Europäischen Unionwirft ein neues Licht auf das Ausmaß des Problems Muskel-

Skelett-Erkrankungen in Europa.

EUROPÄISCHE AGENTUR FÜR SICHERHEIT UND GESUNDHEITSSCHUTZ AM ARBEITSPLATZ

M uskel-Skelett-Erkrankungen - daseuropäische Bild

Diese Pilotstudie stellt eine Momentaufnahme der aktuellen Situation aufdem Gebiet Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz in der Eu-ropäischen Union dar. Sie basiert auf den nationalen Berichten der inner-staatlichen Anlaufstellen der Agentur „Focal Points“ (nationale Verwaltun-gen oder Einrichtungen für Gesundheits- und Sicherheitsfragen) in den 15EU-Mitgliedstaaten, die durch Statistiken vorhandener europäischer Erhe-bungen über Arbeitsunfälle und Arbeitsbedingungen untermauert wer-den. Mit dieser Studie ist es gelungen, statistisch belegte Fakten zum The-ma Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz mit den qualitativenErfahrungen und den Kenntnissen aller Schlüsselakteure, darunter natio-nale Behörden, Gewerkschaften und Arbeitgebervertreter sowie Fachleuteauf dem Gebiet Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, zu ver-binden. Die Studie ermittelt die am häufigsten als risikoreich genannten Be-rufe und liefert darüber hinaus erste Informationen auf europäischer Ebe-ne über die am meisten als risikoreich genannten Sektoren sowie über jeneGebiete, auf denen nach Meinung der Mitgliedstaaten Präventivmaßnah-men erforderlich sind.

Von dem breiten Spektrum spezifischer Expositionsindikatoren bezieht sicheine Reihe von Indikatoren auf Muskel-Skelett-Erkrankungen, die auf man-gelhaften Arbeits- und Gesundheitsschutz zurückzuführen sind: Haltungs-und Bewegungsexpositionen, Heben/Bewegen schwerer Lasten, repetitiveBewegungen und anstrengende Arbeitshaltungen.

In den nachstehenden vier Tabellen sind die wichtigsten Erkenntnisse derPilotstudie zum Thema Muskel-Skelett-Erkrankungen zusammengefasst.

Die Europäische Agentur hat in letzter Zeit mehrere Berich-te, Fact Sheets und Material für Kampagnen zum ThemaMuskel-Skelett-Erkrankungen herausgegeben. Sie sind alleabrufbar auf der Website der Agentur:http://agency.osha.eu.int/publications/ und es existiert einebegrenzte Anzahl von gedruckten Exemplaren, die bezo-gen werden können über das Amt für amtliche Veröffent-lichungen der EU (EUR-OP) in Luxemburg (http//eur-op.eu.int) oder über dessen Verkaufsagenten(http//eur-op.eu.int/general/en/s-ad.htm).

Informationsberichte• Schädigungen durch wiederholte Belastung (RSI) in

den EU-MitgliedstaatenDieser kurze Bericht basiert auf den Ergebnissen einesFragebogens, der 1999 verteilt wurde. Die Umfragewurde auf Ersuchen des niederländischen Ministeriumsfür Soziales und Beschäftigung durchgeführt, das wissenwollte, wie verschiedene europäische Staaten das RSIProblem definieren und messen und was für Politikenund Aktionen zu dessen Bekämpfung vorhanden sind.32 Seiten, A4, (verfügbar in Englisch). Cat. Nº AS-24-99-704-EN-C.

• Arbeitsbedingte Muskel- und Skeletterkrankungenim Bereich des Nackens und der oberen Glied-maßenDieser Bericht, der aufgrund einer Anfrage der Europäi-schen Kommission iniziiert wurde, hat Erkenntnisse ei-ner Vielzahl verschiedener Quellen zusammengetragen.Er beinhaltet aktuelle wissenschaftliche Literatur, ebensowie die Gesichtspunkte eines Expertengremiums, tägli-che Praxis, Stellungnahmen von Arbeitgeber- und Ar-beitnehmervertretern und einer Anzahl von Behördender Mitgliedstaaten. 114 Seiten, A5, (verfügbar in Eng-lisch). Cat.Nº AS-24-99-712-EN-C

• Arbeitsbedingte Erkrankungen der Lendenwirbel-säuleArbeitsbedingte Erkrankungen der Lendenwirbelsäule,unter denen man sowohl Lumbalgien als auch die Schä-

digung bzw. Verletzung der unteren Wirbelsäule ver-steht, stellen ein erhebliches Problem in Europa dar, dasan Ausmaß zunimmt. Dieser Bericht untersucht die Aus-breitung, Ursachen, arbeitsbedingte Risikofaktoren so-wie wirksame Strategien zur Prävention von Erkrankun-gen der Lendenwirbelsäule. 71 Seiten, A5, (verfügbar inEnglisch). CAT TE-32-00-273-EN-C

• Stand von Sicherheit und Gesundheitsschutz amArbeitsplatz in der Europäischen Union - eine Pilot-StudieDiese umfassende Pilot-Studie gibt einen Einblick in denaktuellen Stand von Sicherheit und Gesundheitsschutzbei der Arbeit in der Europäischen Union. Die Studiekombiniert statistische Erkenntnisse in Sicherheit undGesundheitsschutz mit den qualifizierten Kenntnissenund Erfahrungen der Hauptakteure auf diesem Gebiet.478 Seiten, A4, (verfügbar in Englisch). Cat TE-29-00-125-EN-C (Zusammenfassende Berichte in allen Spra-chen werden in Dezember 2000 veröffentlich).

• Künftige Notwendigkeiten und Prioritäten in derForschung im Bereich Sicherheit und Gesundheits-schutz am Arbeitsplatz in den Mitgliedstaaten derEuropäischen UnionAuf der Grundlage der in den Mitgliedstaaten zusam-mengetragenen Daten fasst dieser Bericht die Gesichts-punkte und Politiken bezüglich des künftigen Hauptfor-schungsbedarfs in Sicherheit und Gesundheitsschutzzusammen. Als vorrangige Schwerpunkte der künftigenForschung kristallisierten sich psychosoziale Belange(insbesondere Stress), Ergonomie (inbesondere Handha-bung von Lasten), und chemische Risikofaktoren (insbe-sondere karzinogene Stoffe und deren Substitution) her-aus.56 Seiten, A5, (verfügbar in Englisch). Cat.NºTE-27-00-952-EN-C

Fact Sheets der AgenturFact Sheets vermitteln zusammengefaßte Information übereine Reihe von Themen bezüglich Sicherheit und Gesund-

heitsschutz und sind normalerweise in alle 11 Gemein-schaftssprachen erhältlich.• Facts 3 - Arbeitsbedingte Muskel- und Skeletterkran-kungen in Europa• Facts 4 - Arbeitsbedingten Muskel- und Skeletterkran-kungen vorbeugen• Facts 5 - Arbeitsbedingte Muskel- und Skeletterkran-kungen im Bereich des Nackens und der oberen Glied-maßen: Zusammenfassung des Berichts der Agentur• Facts 6 - Schädigung durch wiederholte Belastung (RSI)in den EU-Mitgliedstaaten: Zusammenfassung eines Be-richts der Agentur• Facts 7 - Künftige Notwendigkeiten und Prioritäten inder Forschung im Bereich Sicherheit und Gesundheits-schutz am Arbeitsplatz in den Mitgliedstaaten der Europäi-schen Union: Zusammenfassung der europäischen Studie• Facts 9 - Bestandsliste sozio-ökonomischer Informatio-nen über arbeitsbedingte Muskel- und Skeletterkrankun-gen in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union• Facts 10 - Arbeitsbedingte Erkrankungen der Lenden-wirbelsäule: Zusammenfassung eines Berichts der Agentur

Material für Kampagnen

• Europäische Woche für Sicherheit und Gesundheits-schutz bei der Arbeit 2000Die Agentur hat ein Informationsset bestehend aus Po-stern, Merkblättern, Fact Sheets und Postkarten heraus-gegeben, um für die Europäische Woche 2000 und de-ren Thema betreffend Prävention von Muskel- undSkeletterkrankungen zu werben.

Zusätzliche Information über weitere Veröffentlichungender Agentur auf der Website der Agentur: http://agency.osha.eu.int/publications/

BERICHTE DER AGENTUR

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Expositionsindikator: Heben/Bewegen schwerer Lasten Potenzielle Gesundheitsfolgen Das Heben/Bewegen schwerer Lasten kann zu Muskel-Skelett-Erkrankungen führen, insbesondere zu Schädigungen der Muskeln und Bänder des

Rückens, der Arme und Hände.Das europäische Bild1 34 % aller befragten Arbeitnehmer müssen schwere Lasten heben/bewegen.

Die in den nationalen Berichten 45 Baugewerbe (14); am häufigsten als risikoreich 01 Landwirtschaft, Jagd und damit zusammenhängende Aktivitäten (9);

genannten Sektoren unter 85 Gesundheits- und Sozialwesen (8);Verwendung des NACE- Codes2 28 Herstellung von Metallerzeugnissen, ausgenommen Maschinen und Ausrüstungen (6);

Zahlenangaben in Klammern beziehen sich auf 20 Holzbearbeitung und Herstellung von Holz- und Korkprodukten, ausgenommen Möbel; die Anzahl der Antworten aus den Anlaufstellen Herstellung von Stroherzeugnissen und Flechtmaterialien (4);

14 Andere Bereiche in Bergbau und Steinbruch (3).Die in den nationalen Berichten 93 Beschäftigte im Bergbau, Baugewerbe, verarbeitenden Gewerbe und Transportwesen (11);

am häufigsten als risikoreich 72 Metallarbeiter, Mechaniker und verwandte Berufe (7);genannten Berufsgruppen unter 32 Biowissenschaftliche und Gesundheitsfachkräfte (6);

Verwendung des ISCO-Codes3 71 Mineralgewinnungs- und Bauberufe (5); Zahlenangaben in Klammern beziehen sich auf 91 Verkaufs- und Dienstleistungshilfskräfte (5);die Anzahl der Antworten aus den Anlaufstellen 82 Maschinenbediener und Montierer (5).

Andere Risikokategorien Geschlecht: Mehrere Anlaufstellen äußern sich in ihren nationalen Berichten zu der hohen Exposition Heben/Bewegen schwerer Lasten im„Gesundheits- und Sozialbereich“ insbesondere von Frauen.Alter: In den nationalen Berichten wird festgestellt, dass jüngere Arbeitnehmer eher dem Heben schwerer Lasten ausgesetzt sind. Dennoch sind ältereArbeitnehmer u. U. stärker verletzungsgefährdet aufgrund der Wechselbeziehung zwischen der Expositionshäufigkeit und degenerativenErkrankungen des Muskel-Skelett-Systems.

Trends Trotz begrenzter Antworten meldeten vier Anlaufstellen einen stabilen Trend, was die Exposition Heben/Bewegen schwerer Lasten am Arbeitsplatzanbelangt. Sechs Anlaufstellen gaben eine rückläufige, zwei eine zunehmende Exposition Heben/Bewegen schwerer Lasten am Arbeitsplatz an.

Anlaufstellen, die zusätzliche Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Italien, Portugal, Spanien, Schweden und Vereinigtes Königreich.Präventivmaßnahmen für

erforderlich haltenBeschreibung der genannten Maßnahmen4 Es konnte keine allgemeine Beschreibung gegeben werden.

Andere relevante Informationen Die Exposition Heben oder Bewegen schwerer Lasten stellt weiterhin ein ernstes Gesundheits- und Sicherheitsproblem am Arbeitsplatz dar. Die Zahlder exponierten Arbeitnehmer ist beträchtlich, und das Heben schwerer Lasten ist ein wichtiger Faktor, der zum Risiko von Muskel-Skelett-Erkrankungen beiträgt.Höhere Anforderungen an den Produktionsdurchsatz können zu einer Steigerung des Arbeitstempos führen. Dort, wo in hohem Maße Vielseitigkeit undFlexibilität bei der Handhabung von Gütern gefordert werden (z B. Verpacken/Einpacken), werden die Arbeiten vorwiegend manuell verrichtet.Im Allgemeinen wird berichtet, dass im verarbeitenden Gewerbe durch die Automatisierung, was den Einsatz automatischer Anlagen einschließt, einRückgang der manuellen Handhabung schwerer Lasten zu verzeichnen ist.Die Automatisierung von Arbeitsvorgängen wird voraussichtlich die Belastung, die durch schweres Heben verursacht wird, in vielen Berufenverringern. Dieser Trend wird in einem Großteil der Frauenberufe jedoch kaum einsetzen, und im Gesundheits- und Sozialbereich lassen sich dasHeben und Bewegen von Lasten nicht so ohne weiteres vollkommen mechanisieren.

Expositionsindikator: Repetitive BewegungenPotenzielle Gesundheitsfolgen Sich stark wiederholende Armbewegungen können zu arbeitsbedingten Erkrankungen der oberen Gliedmaßen, wie Tenosynovitis und

Karpaltunnelsyndrom, führen. Eine Tenosynovitis ist eine Entzündung der dünnen Synovialauskleidung einer Sehnenscheide und wird normalerweisedurch eine mechanische Reizung verursacht. Das Karpaltunnelsyndrom ist ein Taubheitsgefühl und Kribbeln in dem Bereich der Hand, wo sich derMedianus-Nerv verzweigt.

Das europäische Bild5 58 % aller befragten Arbeitnehmer sind repetitiven Bewegungen ausgesetzt.Die in den nationalen Berichten 15 Herstellung von Nahrungsmitteln und Getränken (9);

am häufigsten als risikoreich 18 Herstellung von Bekleidung, Zurichtung und Färben von Pelzen (5);genannten Sektoren unter 17 Herstellung von Textilien (5);

Verwendung des NACE- Codes6 60 Transport auf dem Landweg; Transport mittels Pipelines (5);Zahlenangaben in Klammern beziehen sich auf 28 Herstellung von Metallerzeugnissen, ausgenommen Maschinen und Ausrüstungen (3);die Anzahl der Antworten aus den Anlaufstellen 19 Gerben und Zurichten von Leder; Herstellung von Gepäckbehältnissen, Handtaschen, Sattlerwaren, Zaumzeug und Schuhwaren (3).

Die in den nationalen Berichten 82 Maschinenbediener und Montierer (11);am häufigsten als risikoreich 93 Beschäftigte im Bergbau, Baugewerbe, verarbeitenden Gewerbe und Transportwesen (8);

genannten Berufsgruppen unter 42 Büroangestellte mit Kundenkontakt (7);Verwendung des ISCO-Codes7 91 Verkaufs- und Dienstleistungshilfskräfte (7);

Zahlenangaben in Klammern beziehen sich auf 74 Sonstige Handwerks- und verwandte Berufe (5).die Anzahl der Antworten aus den Anlaufstellen

Andere Risikokategorien Geschlecht: Sieben Anlaufstellen nennen in ihren nationalen Berichten Frauen, eine Anlaufstelle Männer als die am stärksten repetitiven Bewegungenam Arbeitsplatz ausgesetzten Arbeitnehmer. Zu den typischen Tätigkeiten, die normalerweise von Frauen verrichtet werden und mit hohem Risikobehaftet sind, gehören die Montage von Elektronikbauteilen, das Kassieren im Supermarkt, die Tätigkeiten von Textilarbeiterinnen und Näherinnensowie von Schreibkräften/Computerbedienerinnen.Alter: In den nationalen Berichten wird festgestellt, dass jüngere Arbeitnehmer (unter 30 Jahren) häufiger repetitiven Bewegungen ausgesetzt sind, wasinsbesondere auf junge Frauen zutrifft.

Trends Es gibt keine eindeutigen Angaben zum Expositionstrend in Bezug auf die repetitiven Bewegungen am Arbeitsplatz für die letzten 3 – 5 Jahre. DreiAnlaufstellen melden einen stabilen Trend, während zwei eine rückläufige, fünf eine zunehmende Exposition repetitive Bewegungen am Arbeitsplatzangeben. Weitere fünf Anlaufstellen konnten keinen besonderen Trend feststellen.

Anlaufstellen, die zusätzliche Österreich, Belgien, Finnland, Italien, Portugal, Spanien und Schweden.Präventivmaßnahmen für

erforderlich haltenBeschreibung der genannten Maßnahmen8 Es konnte keine allgemeine Beschreibung gegeben werden.

Andere relevante Informationen Repetitive Bewegungen gibt es in vielen Sektoren, wie z. B. Landwirtschaft, mit Fertigungsanlagen arbeitende Branchen, Dienstleistungs- undFinanzsektor. Das RSI-Syndrom hat viel Beachtung in den Medien gefunden. Repetitive Bewegungen bei hohem Arbeitstempo gelten in Bezug auf dasRSI-Syndrom als wichtiger Risikofaktor.Mehrere Anlaufstellen äußern sich zu der zunehmenden Zahl an Computerarbeitsplätzen (Tastatur-/Mausbedienung), die besondere Aufmerksamkeiterfordern.

1 ESWC-Daten, 2. Erhebung der Europäischen Stiftung für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, Dublin 1996.2 Die am häufigsten genannten Sektoren, die von den Anlaufstellen als am risikoreichsten eingestuft wurden.3 Die am häufigsten genannten Berufsgruppen, die von den Anlaufstellen als am risikoreichsten eingestuft wurden.4 Die Beschreibung weiterer Maßnahmen finden Sie in den einzelnen Kapiteln, die sich mit der Exposition oder den gesundheitlichen Auswirkungen eines unzureichenden Gesundheitsschutzes befassen.5 ESWC- Daten, 2. Erhebung der Europäischen Stiftung für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, Dublin 1996.6 Die am häufigsten genannten Sektoren, die von den Anlaufstellen als am risikoreichsten eingestuft wurden.7 Die am häufigsten genannten Berufsgruppen, die von den Anlaufstellen als am risikoreichsten eingestuft wurden.8 Die Beschreibung weiterer Maßnahmen finden Sie in den einzelnen Kapiteln, die sich mit der Exposition oder den gesundheitlichen Auswirkungen eines unzureichenden Gesundheitsschutzes befassen.

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9E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Expositionsindikator: Anstrengende Arbeitshaltungen

Potenzielle Gesundheitsfolgen Anstrengende Arbeitshaltungen können potenziell vielerlei Beeinträchtigungen der Knochen, Muskeln und Bänder zur Folge haben, wobei der Rückenbesonders gefährdet ist. Auch besteht die Möglichkeit erhöhten Stresses bei Tätigkeiten, die in anstrengenden Haltungen verrichtet werden.

Das europäische Bild9 45 % aller befragten Arbeitnehmer sind anstrengenden Arbeitshaltungen ausgesetzt.

Die in den nationalen Berichten 45 Baugewerbe (12);am häufigsten als risikoreich 01 Landwirtschaft, Jagd und damit zusammenhängende Aktivitäten (7);

genannten Sektoren unter 85 Gesundheits- und Sozialwesen (5);Verwendung des NACE- Codes10 93 Andere Dienstleistungsbereiche (4);

Zahlenangaben in Klammern beziehen sich auf 17 Herstellung von Textilien (4);die Anzahl der Antworten aus den Anlaufstellen 15 Herstellung von Nahrungsmitteln und Getränken (4).

Die in den nationalen Berichten 93 Beschäftigte im Bergbau, Baugewerbe, verarbeitenden Gewerbe und Transportwesen (9);am häufigsten als risikoreich 71 Mineralgewinnungs- und Bauberufe (6);

genannten Berufsgruppen unter 72 Metallarbeiter, Mechaniker und verwandte Berufe (6);Verwendung des ISCO-Codes11 92 Landwirtschaftliche, Fischerei- und verwandte Hilfsarbeiter (4);

Zahlenangaben in Klammern beziehen sich auf 74 Sonstige Handwerks- und verwandte Berufe (4);die Anzahl der Antworten aus den Anlaufstellen 61 Fachkräfte in der Landwirtschaft und Fischerei (4).

Andere Risikokategorien Es konnte keine allgemeine Beschreibung gegeben werden.

Trends Trotz begrenzter Antworten meldeten fünf Anlaufstellen einen Rückgang der Exposition anstrengende Arbeitshaltungen. Zwei Anlaufstellenverzeichneten einen stabilen Trend, und zwei weitere eine Zunahme der Exposition anstrengende Arbeitshaltungen. Sechs Anlaufstellen konntenkeinen besonderen Trend feststellen.

Anlaufstellen, die zusätzliche Österreich, Belgien, Finnland, Italien, Spanien und Schweden.Präventivmaßnahmen für

erforderlich haltenBeschreibung der genannten Maßnahmen12 Es konnte keine allgemeine Beschreibung gegeben werden.

Andere relevante Informationen Anstrengende Arbeitshaltungen sind von großer Bedeutung, insbesondere wenn sie mit dem Heben schwerer Lasten oder repetitiven Bewegungenverbunden sind. Eine schlechte Arbeitshaltung ist ein allgemein bekannter zusätzlicher Faktor, der Erkrankungen der Lendenwirbelsäule verursacht.Schwierige Arbeitshaltungen erhöhen des potenzielle Risiko arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen. Muskel-Skelett-Erkrankungen sind eineverbreitete Ursache für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben.

Die Vermeidung anstrengender Arbeitshaltungen steht im Zusammenhang mit einer angemessenen ergonomischen Gestaltung der Arbeitsstätte, desArbeitsplatzes, der Maschinen und Arbeitsorganisation. Eine Bewertung der Tätigkeiten und Arbeitsplatzrotation spielen eine entscheidende Rolle beider Risikominderung. Die Einführung neuer ergonomischer Bestimmungen für den Schutz vor Muskel-Skelett-Erkrankungen verlangt deutlichereÜberwachungsmaßnahmen. Es ist notwendig, die technischen und organisatorischen Maßnahmen sowie Aufklärung und Schulung zu verbessern.

Auswirkungen eines unzureichenden Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz: Muskel-Skelett-Erkrankungen

Potenzielle Gesundheitsfolgen Muskel-Skelett-Erkrankungen können zu Verletzungen des Muskel- und Skelettsystems des Körpers führen. Arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen betreffen in erheblichem Maße allgemein die Lendenwirbelsäule und die Hände (Sehnenscheidenentzündung).

Das europäische Bild13 30 % aller befragten Arbeitnehmer leiden unter Muskel-Skelett-Erkrankungen

Die in den nationalen Berichten 45 Baugewerbe (7);am häufigsten als risikoreich 01 Landwirtschaft, Jagd und damit zusammenhängende Aktivitäten (6);

genannten Sektoren unter 55 Gastgewerbe (4);Verwendung des NACE- Codes14 85 Gesundheits- und Sozialwesen (3);

Zahlenangaben in Klammern beziehen sich auf 28 Herstellung von Metallerzeugnissen, ausgenommen Maschinen und Ausrüstungen (3);die Anzahl der Antworten aus den Anlaufstellen 27 Herstellung von Grundmetallen (3).

Die in den nationalen Berichten am 93 Beschäftigte im Bergbau, Baugewerbe, verarbeitenden Gewerbe und Transportwesen (9);häufigsten als risikoreich 71 Mineralgewinnungs- und Bauberufe (6);

genannten Berufsgruppen unter 91 Verkaufs- und Dienstleistungshilfskräfte (5);Verwendung des ISCO-Codes15 72 Metallarbeiter, Mechaniker und verwandte Berufe (5);

Zahlenangaben in Klammern beziehen sich auf 92 Landwirtschaftliche, Fischerei- und verwandte Hilfsarbeiter (4);die Anzahl der Antworten aus den Anlaufstellen 61 Fachkräfte in der Landwirtschaft und Fischerei (4).

Andere Risikokategorien Es konnte keine allgemeine Beschreibung gegeben werden

Trends Sechs Anlaufstellen melden einen stabilen Trend des Risikos von Muskel-Skelett-Erkrankungen, während fünf eine Zunahme und eine einen Rückgangzu verzeichnen haben. Nur drei Anlaufstellen konnten keinen besonderen Trend feststellen.

Anlaufstellen, die zusätzliche Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Luxemburg, Portugal, Spanien und Schweden.Präventivmaßnahmen für

erforderlich haltenBeschreibung der genannten Maßnahmen16 Zwei Anlaufstellen berichten über fehlende nationale Daten und über die Notwendigkeit, Erhebungen durchzuführen, um solche Informationen zu

erhalten.

Andere relevante Informationen Muskel-Skelett-Erkrankungen sind die wichtigste Ursache von berufsbedingten Verletzungen.

Die berufsbedingte Exposition gegenüber Muskel-Skelett-Erkrankungen kann potenziell zu einer Verletzung führen. Ferner besteht ein noch vielwichtigerer Zusammenhang zu unserer derzeitigen Lebensweise, einschließlich ungesunder Lebensgewohnheiten, Freizeit- und Sportaktivitäten, wases umso schwerer macht, die Ursachen zu ermitteln, die ausschließlich mit den Arbeitsbedingungen zu tun haben. Repetitive, monotone Bewegungenkönnen in Verbindung mit einer geringen individuellen Einflussnahme auf die Arbeit und einem hohen Arbeitstempo ebenso das Risiko von Muskel-Skelett-Erkrankungen erhöhen.

Man geht davon aus, dass in Zukunft immer mehr und bessere mechanische Hebevorrichtungen entwickelt werden.

Die Prävalenz von Muskel-Skelett-Erkrankungen unter der jüngeren Erwerbsbevölkerung spiegelt nicht die Auswirkungen arbeitsbedingter Symptomeauf die Gruppe älterer Arbeitnehmer wider.

9 ESWC- Daten, 2. Erhebung der Europäischen Stiftung für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, Dublin 1996.10 Die am häufigsten genannten Sektoren, die von den Anlaufstellen als am risikoreichsten eingestuft wurden.11 Die am häufigsten genannten Berufsgruppen, die von den Anlaufstellen als am risikoreichsten eingestuft wurden.12 Die Beschreibung weiterer Maßnahmen finden Sie in den einzelnen Kapiteln, die sich mit der Exposition oder den gesundheitlichen Auswirkungen eines unzureichenden Gesundheitsschutzes befassen.13 ESWC- Daten, 2. Erhebung der Europäischen Stiftung für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, Dublin 1996.14 Die am häufigsten genannten Sektoren, die von den Anlaufstellen als am risikoreichsten eingestuft wurden.15 Die am häufigsten genannten Berufsgruppen, die von den Anlaufstellen als am risikoreichsten eingestuft wurden.16 Die Beschreibung weiterer Maßnahmen finden Sie in den einzelnen Kapiteln, die sich mit der Exposition oder den gesundheitlichen Auswirkungen eines unzureichenden Gesundheitsschutzes befassen.

Der Bericht der Europäischen Agentur über den Stand von Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union kann onlineunter folgender Adresse abgerufen werden: http://agency.osha.eu.int/publications/reports/stateofosh

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Die von Erkrankungen der oberen Gliedmaßen ver-ursachten Kosten belaufen sich in den VereinigtenStaaten von Amerika auf über 2,1 Mrd. US-Dollarjährlich für Entschädigungen bei Arbeitsunfall undArbeitsunfähigkeit, wobei Erkrankungen im Be-reich des unteren Rückens weitere 11 Mrd. US-Dollar an Entschädigung kosten.

Das US-amerikanische National Institute for Occu-pational Safety and Health (NIOSH) hat sich diesemProblem in zwei wichtigen Dokumenten zum The-ma Muskel-Skelett-Erkrankungen gewidmet: einLeitfaden mit empfohlenen Komponenten für Ar-beitsplatzprogramme zur Vorbeugung von arbeits-bedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen und eineumfassende Analyse des epidemiologischen Nach-weises arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankun-gen.

Elements of Ergonomics Programs: A Primer Basedon Workplace Evaluations of Musculoskeletal Dis-orders umreisst allgemein bei der Erkennung, Be-hebung und Vorbeugung arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen angewandte Konzepte.

Der Leitfaden zeigt, wie spezifische Techniken un-terschiedlichen Arbeitsplätzen angepasst werdenkönnen. Die vorgeschlagenen Methoden sind pra-xisnahe und kostenwirksame Präventionsstrategi-en.

Es werden in dem Leitfaden sieben Grundschrittefür die Kontrolle arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen beschrieben:

1. feststellen, ob Muskel-Skelett-Erkrankungenam Arbeitsplatz vorkommen,

2. für Manager und Mitarbeiter Rollen in ergono-mischen Programmen entwickeln,

3. Schulungsbedarf erkennen und Maßnahmenanbieten,

4. Daten zusammentragen und analysieren, umdas Ausmaß und die Merkmale von ergonomi-schem Interesse zu definieren,

5. Kontrolllösungen entwickeln,6. ein Management für die betriebliche Gesund-

heitsförderung einrichten,7. ein proaktives ergonomisches Programm erar-

beiten.

Der Leitfaden zeigt, wie diese Schritte an unter-schiedlichen Arbeitsplätzen in die Praxis umgesetztworden sind, und enthält ein Hilfsmittel-Kapitel mitChecklisten, Umfragen, Illustrationen und Ver-zeichnissen.

Musculoskelatal Disorders and Workplace Factorsist eine größere kritische Überprüfung der wissen-schaftlichen Literatur zum Thema Muskel-Skelett-Erkrankungen. Darin wird festgestellt, dass es einegroße Zahl glaubwürdiger epidemiologischer For-schungsarbeiten gibt, aus denen ein stetiger Zu-sammenhang zwischen Muskel-Skelett-Erkrankun-gen und bestimmten arbeitsbedingten physischenFaktoren, insbesondere bei höherem Expositions-grad, deutlich wird.

Bei der Zusammenstellung des Berichtes hat dasNIOSH mehr als 2.000 Studien geprüft und über

600 eingehend analysiert, die Muskel-Skelett-Er-krankungen und Arbeitsplatzfaktoren zum Themahatten. Dieser Bericht wurde innerhalb und außer-halb des NIOSH umfassend behandelt.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass Muskel-Skelett-Erkrankungen üblich und teuer sind und invielen Berufen und Sektoren auftreten. Das Risikoist am größten in einigen wenigen Branchen, woeine hohe Exposition gegenüber den Risikofakto-ren für Muskel-Skelett-Erkrankungen am üblich-sten ist. Es wird anerkannt, dass Muskel-Skelett-Er-krankungen aufgrund des Arbeitsplatzes entstehenoder sich durch den Arbeitsplatz verschlimmernkönnen.

In dem Bericht werden zuerst die wichtigsten ar-beitsplatzbedingten Risikofaktoren für Muskel-Ske-lett-Erkrankungen analysiert und anschließend aufdas Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein vonBeweisen für einen Zusammenhang zwischen sol-chen Faktoren und spezifischen Erkrankungen, wieim Fall des Karpaltunnelsyndroms oder von Verlet-zungen der Lendenwirbelsäule, eingegangen. DerBericht kommt zu dem Schluss, dass es zwingendewissenschaftliche Beweise für einen solchen Zu-sammenhang zwischen Muskel-Skelett-Erkrankun-gen und gewissen arbeitsbedingten Faktoren gibt.

Mehr Informationen finden Sie auf unserer ge-meinsamen EU-US-Website unter folgender Adres-se: http://europe.osha.eu.int/eu-us/

MUSKEL-SKELETT-ERKRANKUNGEN IN DEN USA

Ein neues Fact Sheet der Agentur beleuchtet diegesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kosten, dieden EU-Mitgliedstaaten aufgrund von Muskel-Ske-lett-Erkrankungen entstehen. Es werden hier einpaar ausgewählte Auszüge daraus vorgestellt, umdie enorme Belastung zu verdeutlichen, die mitMuskel-Skelett-Erkrankungen verbunden ist.

In Deutschland sind Muskel-Skelett-Erkrankungenfür annähernd 30 Prozent (28,7 Prozent oder nichtweniger als 135 Millionen Tage) aller krankheitsbe-dingten Fehltage verantwortlich. Krankschreibun-gen aufgrund von arbeitsbedingten Muskel-Ske-lett-Erkrankungen kosten schätzungsweise 24Mrd. DM.

In den Niederlanden, wo ungefähr 46 Prozent derdurch arbeitsbedingte Erkrankungen verursachtenFehlzeiten auf Muskel-Skelett-Erkrankungen ent-fallen, wurden die Gesamtkosten der Krankschrei-bungen wegen arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen von unter einem Jahr 1995 auf2,019 Mio. Gulden geschätzt.

Im Vereinigten Königreich gehen jedes Jahr fast 10Millionen Arbeitstage aufgrund von arbeitsbeding-ten Muskel-Skelett-Erkrankungen verloren(9.862.000). Davon wiederum entfallen annähernd5 Millionen auf Rückenbeschwerden (4.820.000),mehr als 4 Millionen auf Beschwerden im Nacken-bereich und in den Armen (4.162.000), währendüber 2 Millionen Fehltage von Beinbeschwerdenverursacht werden (2.204.000).

Die geschätzten medizinischen Kosten arbeitsbe-dingter Muskel-Skelett-Erkrankungen liegen imVereinigten Königreich zwischen 84 Mio. Pfundund 254 Mio. Pfund. Arbeitsbedingte Rückenpro-bleme kosten schätzungsweise zwischen 43 Mio.Pfund und 127 Mio. Pfund, die Kosten durch Be-einträchtigungen der Arme und des Nackens be-tragen zwischen 32 Mio. Pfund und 104 Mio.Pfund, während 17 Mio. Pfund bis 55 Mio. Pfundfür arbeitsbedingte Erkrankungen der oberenGliedmaßen aufgewendet werden.

Im Vereinigten Königreich schätzt man, dass sichdie direkten und indirekten Kosten, die den Unter-nehmen aufgrund arbeitsbedingter Erkrankungender oberen Gliedmaßen entstehen, auf 5.251Pfund pro betroffenen Arbeitnehmer belaufen,wobei jeder, der aufgrund arbeitsbedingter Erkran-kungen nicht arbeiten kann, vor Eintritt in das Ren-tenalter im Durchschnitt einen Verlust von 51.000Pfund zu tragen hat.

In Finnland wurden die medizinischen Kosten ar-beitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen 1996auf ca. 2 Prozent der Aufwendungen für die öf-fentlich finanzierten Gesundheitsdienste geschätzt,ausgenommen zahnmedizinische Versorgung,Transport und Investitionen.

Eine Studie zum Thema „Rückkehr an den Arbeits-platz“ über Beschäftigte in Schweden, Deutsch-land, Dänemark und den Niederlanden, die längerals drei Monate aufgrund von Schmerzen im Be-

reich der Lendenwirbelsäule krankgeschrieben wa-ren, kam zu dem Ergebnis, dass zwischen 37 Pro-zent (in Dänemark) und 73 Prozent (in den Nieder-landen) nach 12 Monaten ins Berufslebenzurückkehrten, wobei die meisten von ihnen wie-der für ihren alten Arbeitgeber arbeiteten.

Zwischen 19 Prozent (in Deutschland) und 38 Pro-zent (in Dänemark) derjenigen, die nach zwei Jah-ren wieder ins Berufsleben zurückkehrten, wurdengeeignetere Arbeitsplätze, entweder bei ihrem al-ten oder bei einem neuen Arbeitgeber, angeboten.

Die meisten Beschäftigten, die nach 12 Monatenwieder arbeitsfähig waren, waren auch zwei Jahrespäter noch berufstätig. Die Mehrheit derjenigen,die nach zwei Jahren ins Berufsleben zurückkehr-ten, hatte ein ähnliches oder sogar höheres Ein-kommen als zu Beginn ihrer Krankschreibung.

* Der Artikel basiert auf einer Bestandsaufnahme der

sozioökonomischen Informationen über arbeitsbedingte

Muskel-Skelett-Erkrankungen in den Mitgliedstaaten der

Europäischen Union (Inventory of socio-economic information

about work-related musculoskeletal disorders in the Member

States of the European Union), Europäische Agentur für

Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, Oktober

2000.

GESELLSCHAFTLICHE UND WIRTSCHAFTLICHE KOSTEN

Page 12: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

11E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Zwar weisen unsere Kenntnisse über Muskel-Skelett-Erkran-kungen nach wie vor einige Lücken auf, doch konnten in denletzten Jahren beachtliche Fortschritte erzielt werden.

In den letzten Jahrzehnten war ein zunehmendes Interesse der Wissen-schaft an arbeitsbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen zu verzeichnen,da die Zahl der davon betroffenen Arbeitnehmer ständig gestiegen ist. Undwo nun auch die Wirtschaft ergonomischen Fragen mehr Aufmerksamkeitwidmet, wurden große Anstrengungen unternommen, unseren Kenntnis-stand auf dem Gebiet Muskel-Skelett-Erkrankungen zu erweitern. Obwohles in der Literatur immer noch gewisse Meinungsverschiedenheiten gibt,herrscht inzwischen ein breiter Konsens über die auf den verfügbaren wis-senschaftlichen Erkenntnissen basierenden Prioritäten.

DER WISSENSCHAFTLICHE KENNTNISSTAND

Der Zusammenhang zwischen Muskel-Skelett-Erkrankungen und dem Ar-beitsplatz ist vielschichtig, und es gibt Risikofaktoren im physischen, per-sönlichen und psychosozialen Bereich. Es wurden exakte Untersuchungendurchgeführt, um die allgemeine Bedeutung und das Auftreten dieser Risi-kofaktoren zu erforschen, so dass inzwischen eine ganze Reihe generellerSchlussfolgerungen gezogen werden kann.

Studien unterschiedlichster Art tragen dazu bei, den wissenschaftlichenKenntnisstand zu erweitern. Epidemiologische Studien sollen Zusammen-hänge zwischen Exposition und Erkrankung aufdecken (Ursache oder Risi-kofaktor und Wirkung). Kohorten- und Fallkontrollstudien, einschließlichLangzeitstudien, obwohl sie eher selten durchgeführt werden, sind wichti-ge Informationsquellen. Für Expositionsmessungen, die in Studien über ar-beitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen angewendet werden, wirdteils mit sehr groben Maßen, teils mit komplexeren analytischen Technikengearbeitet. Außerdem dienen verfeinerte Forschungsmethoden in Laborendazu, unser Verständnis der biochemischen und biomechanischen Eigen-schaften der Körperstrukturen und ihrer möglichen Rolle bei der Ausbil-dung von Muskel-Skelett-Erkrankungen zu vertiefen. Die wissenschaftli-chen Erkenntnisse aus all diesen Studien können zum Verständnis derÄtiologie von Muskel-Skelett-Erkrankungen beitragen und zur Entwicklungvon Präventionsstrategien für die Vorbeugung oder Verringerung von Mus-kel-Skelett-Erkrankungen sowie zur Formulierung von Vorschriften undLeitlinien herangezogen werden.

EPIDEMIOLOGISCHE NACHWEISE

Die epidemiologischen Nachweise arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkran-kungen sind unlängst von mehreren Instituten und Forschungsausschüssengeprüft worden. Es wurden persönliche, organisatorisch-soziale und physi-sche Faktoren beschrieben. Diese Faktoren sind im konzeptionellen Rah-men des National Research Council (Tabelle 1) dargestellt. Welche allge-meinen wissenschaftlichen Beweise liefern die epidemiologischen Studien?

Untersuchungen der höchsten Expositionsgrade bei biomechanischen(physischen) Risikofaktoren (repetitive Bewegungen, kraftintensive Tätig-keiten, anstrengende Arbeitshaltung und Vibrationen) haben einen positi-

ven Zusammenhang zwischen Muskel-Skelett-Erkrankungen und dem Ar-beitsplatz aufgezeigt. Oft ist der menschliche Körper biomechanischen Be-lastungen ausgesetzt, die an die Grenzen der mechanischen Eigenschaftender Weichteile des Körpers stoßen. Bei geringeren biomechanischen Reizen

VEERLE HERMANS UND RIK OP DE BEECK

Topic Centre “Forschung auf dem Gebiet Arbeit und Gesundheitsschutz”, PREVENT, Belgien

D ie wissenschaftliche Agenda

physiologischeEntwicklungsstufen

Belastung

Reaktion

Symptome Anpassung

Beeinträchtigung

Erwerbsunfähigkeit

Individuelle körperlicheund psychologische

Faktoren undAktivitäten ausserhalb

des Arbeitslebens

Arbeitsweise,Ausrüstung undArbeitsumfeld

Soziales Umfeld

organisatorischeFaktoren

Tabelle 1: Konzeptioneller Rahmen physiologischer Wege und Faktoren, die potenziellzu Muskel-Skelett-Erkrankungen beitragen (National Research Council, 1999)

sind die Beweise weniger eindeutig, obwohl einige Studien auf Kausalzu-sammenhänge schließen lassen. Dies scheint ein wichtiges Thema für künf-tige Forschungsarbeiten zu sein.

Es wird anerkannt, dass persönliche Faktoren den Risikograd bei spezifi-schen Expositionen beeinflussen können. Man geht davon aus, dass die bis-herige persönliche Krankengeschichte eine entscheidende Rolle bei derEntstehung von Muskel-Skelett-Erkrankungen spielt. Auf der organisato-risch-sozialen Ebene sind unmittelbar mit Stress verbundene Faktoren (in-haltsarme Tätigkeit, hohe berufliche Anforderungen und wenig soziale Un-terstützung) in jüngster Zeit ebenso als wichtig erkannt worden.

METHODEN DER RISIKOBEWERTUNG

Infolge des wachsenden Interesses der Wirtschaft an ergonomischen Fra-gen im Laufe der letzten Jahrzehnte wurde viel unternommen, um die An-wendbarkeit und Wirksamkeit der Bewertungstechniken auf diesem Ge-biet durch Anwendung eines ganzheitlichen, partizipatorischen undintegrierten Konzepts zu verbessern. Es gibt vielfältigste Methoden der Ri-sikobewertung, um die Exposition gegenüber physischen Risikofaktoren zumessen, die teils mit sehr groben Maßen (z. B. Berufsbezeichnung), teils mitkomplexeren analytischen Techniken arbeiten. Informationen für Praktikerüber Messungen am Arbeitsplatz werden weiter hinten geliefert (siehe Auf-satz Aus Wissen wird praktischer Sachverstand). Außerdem kommen inden Labors verfeinertere Forschungsmethoden zur Anwendung. Eine sorg-fältige Beschreibung der klinischen Befunde und neurologische Untersu-chungen von sensorischen Veränderungen und Muskelschwäche könnenhelfen, eine mögliche morphologische/anatomische Schädigung zu lokali-

Page 13: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

scher Hilfsmittel zur Verringerung der Belastung des Muskel-Skelett-Sy-stems sein (z. B. Handgelenksbandagen oder mechanische Vorrichtungenzur Bewegung von Lasten). Es sollte erwähnt werden, dass Muskel-Skelett-Erkrankungen auch an Arbeitsplätzen auftreten, wo weniger kraftintensiveTätigkeiten verrichtet werden. Daher müssen Expositionsdauer und -häu-figkeit stärkere Beachtung finden.

Aufklärungs- und Schulungsmaßnahmen sind eine weitere wichtige Stra-tegie zur Minderung der physischen Risiken. Bislang ließen sich diesbezüg-liche Bemühungen in drei Bereiche unterteilen: 1. Unterweisung in spezifischen Techniken; 2. Unterricht in Biomechanik und somit Förderung des Verständnisses und

des Bewusstseins für Muskel-Skelett-Erkrankungen, um Einstellungengegenüber sicheren Arbeitshaltungen und Bewegungen zu verändern;und

3. Kräftigung des Körpers durch Fitnessübungen, um die Anfälligkeit fürVerletzungen herabzusetzen.

Ein weiterer Präventionsbeitrag besteht darin, Fragen der Arbeitsplatzge-staltung und Arbeitsorganisation Beachtung zu schenken. Was eventuellauch über den Erfolg oder Misserfolg von Maßnahmen entscheidet, ist dieFrage, inwieweit sich das ganze Unternehmen, einschließlich des Manage-ments, für diese Maßnahmen verantwortlich fühlt. Ferner ist es wichtig,dass die Arbeitnehmer aktiv daran beteiligt sind.

Eine wichtige sekundäre Präventionsstrategie ist die sorgfältig begleiteteRückkehr von Patienten mit Muskel-Skelett-Erkrankungen ins Arbeitsleben,um eine Verschlimmerung zu verhindern oder das Einsetzen chronischer

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

sieren, und die Differentialdiagnose unterstützen. Neue Techniken kom-men zum Einsatz, um die Ätiologie von Muskel-Skelett-Erkrankungen bes-ser zu verstehen (z. B. Nah-Infrarot-Spektroskopie, In-Vitro-Analyse vonBodenplattenfrakturen, Laser-Doppler-Flussmessung, …). Man möchtemehr Informationen darüber erhalten, warum einige Menschen einemgrößeren Risiko ausgesetzt sind, Muskel-Skelett-Erkrankungen zu ent-wickeln, als andere, und wie diese personenbezogene Veränderlichkeit bes-ser zu verstehen ist. Das ist eine wichtige Frage, da die Ätiologie mehrererMuskel-Skelett-Erkrankungen oft nicht klar ist. Beispielsweise werden imSchnitt 95 % der Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule „unspezi-fisch“ genannt, da die Schmerzquelle unbekannt ist und es viele Ursachengeben kann.

PRÄVENTIONSSTRATEGIEN

Wie an anderer Stelle in dieser Broschüre eingehender beschrieben, kön-nen die in unterschiedlichen Forschungsstudien gewonnenen wissen-schaftlichen Erkenntnisse für die Entwicklung von Präventionsstrategienverwendet werden. Sie können dazu beitragen, dass diese Strategien ei-nerseits für das Unternehmen akzeptabel und andererseits umsetzbar sind,so dass Praktiker sie für die Durchführung wirksamer Risikobewertungennutzen können.

Eine Verringerung der körperlichen Beanspruchung ist oft der erste Schrittzur Vorbeugung, der am Arbeitsplatz unternommen werden kann. Dieskönnen Anpassungen des Arbeitsplatzes und die Verwendung mechani-

Viele Arbeitsplätze sind eher auf die körperlichen Ge-gebenheiten von Männern als von Frauen zuge-schnitten, so dass Frauen eher Gefahr laufen, unterBeeinträchtigungen durch wiederholte Belastung,dem RSI-Syndrom, zu leiden. Arbeitsbedingte Mus-kel-Skelett-Erkrankungen kosten ungefähr ein Pro-zent des Bruttosozialprodukts der Mitgliedstaatender Europäischen Union. Und trotz zahlreicher Studi-en zum Thema arbeitsbedingte Erkrankungen deroberen Gliedmaßen herrschen Unsicherheit und so-gar Kontroversen, wie diese Erkrankungen zu dia-gnostizieren sind.

Dies sind nur einige der Fakten, die auf einer interna-tionalen Konferenz über arbeitsbedingte Erkrankun-gen der oberen Gliedmaßen zu Tage gefördert wur-den, die vom niederländischen Ministerium fürSoziales und Beschäftigung am 30. Mai 2000 in DenHaag veranstaltet wurde. Die Konferenz war Teil derAntwort des Ministeriums auf die Veröffentlichungder Erhebung zum Thema Repetitive Strain Injuries inEU Member States (Das RSI-Syndrom in den EU-Mit-gliedstaaten), die im Auftrag der Europäischen Agen-tur durchgeführt worden war. Die Konferenzteilneh-mer waren über das Netzwerk der innerstaatlichenAnlaufstellen der Agentur eingeladen worden.

„Es ist genau 10 Jahre her, dass die Richtlinien überdie Mindestvorschriften für die manuelle Handha-bung von Lasten und die Arbeit an Bildschirmgerätenvereinbart wurden, aber leider nimmt die Zahl derBeschäftigten, die an arbeitsbedingten Erkrankun-gen der oberen Gliedmaßen leiden, nur zu“, sagteRob Kuijpers, Generaldirektor des niederländischenSozialministeriums. „Die Zunahme der arbeitsbe-dingten Erkrankungen der oberen Gliedmaßen wirdbedeutende wirtschaftliche Folgen für die europäi-sche Gesellschaft haben, sofern ihnen nicht Einhaltgeboten wird. Wenn wir nichts tun, wird sich dasProblem verschlimmern, auch in Anbetracht derenorm verstärkten Nutzung der Informations- undKommunikationstechnologie und der Exposition derBeschäftigten gegenüber Risikofaktoren für arbeits-bedingte Erkrankungen der oberen Gliedmaßen.“

Monique Frings von der medizinischen Fakultät derUniversität von Amsterdam meinte dazu: „Trotz derzahlreichen Studien zum Thema arbeitsbedingte Er-

krankungen der oberen Gliedmaßen herrschengroße Ungewissheit und sogar Kontroversen überdie zu verwendenden Diagnosekriterien.”

„Eine vereinbarte Definition würde eine einheitliche-re Erhebung, Aufzeichnung und Meldung von Infor-mationen über Erkrankungen der oberen Glied-maßen in der EU erleichtern. Dieses Ziel wurde voneinem Projekt verabschiedet, das zusammen vonSaltsa, einem gemeinsamen Forschungsprogrammzum Thema Arbeitswelt in Europa, dem schwedi-schen Nationalinstitut für das Arbeitsleben und denschwedischen Gewerkschaften finanziert wird“, fuhrsie fort.

Es wurde eine klinische Diagnose festgestellt und derZusammenhang zwischen dem Arbeitsplatz und derDiagnose bewertet. Es wurden Falldefinitionen für11 spezifische Erkrankungen der oberen Gliedmaßenund für unspezifische Erkrankungen der oberenGliedmaßen formuliert. In der Zwischenzeit wurdenzwei Arten arbeitsbezogener Faktoren präsentiert:physische Faktoren, wie Arbeitshaltung, Bewegungund Vibration, und nicht-physische Faktoren, wie Ar-beitsorganisation und Arbeitsmerkmale.

Die Konferenzteilnehmer erfuhren von Theoni Kou-koulaki vom Europäischem Technikbüro der Gewerk-schaften für Gesundheit und Sicherheit (TGB), dassBeschäftigte nur allzu oft keinen Zusammenhangzwischen den bei der Arbeit empfundenen Schmer-zen und der Arbeit, die diese verursacht, herstellen.Außerdem sind die Lohnfortzahlungssysteme in deneinzelnen Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich,während die offiziellen Informationssysteme zu ar-beitsbedingten Erkrankungen als unzureichend be-zeichnet wurden.

Zum Thema geschlechtsspezifische Unterschiedesagte Lena Karlqvist: „ Viele Arbeitsplätze sind so ge-staltet, dass sie am besten für die körperlichen Gege-benheiten von Männern geeignet sind.“ „Frauenverrichten eher monotone Tätigkeiten mit repetitivenBewegungen. Sie sind weniger in der Lage, ihre Ar-beit zu organisieren und zu kontrollieren, als Männer,was es für diese Frauen schwerer macht, mit demZeitdruck fertig zu werden“, fügte sie hinzu (sieheAufsatz zu diesem Thema weiter hinten).

Jason Devereux von der University of Surrey stellte In-formationen über den epidemiologischen Nachweisarbeitsbedingter Erkrankungen der oberen Glied-maßen vor und merkte an, dass Wissenschaftler ei-nen engen Zusammenhang zwischen arbeitsbeding-ten Erkrankungen der oberen Gliedmaßen und derArbeit selbst festgestellt hätten, insbesondere wennBeschäftigte arbeitsplatzbezogenen Risikofaktorenausgesetzt seien.

Zusammengefasst kamen die Konferenzteilnehmer/-innen zu folgenden Schlussfolgerungen:

• Arbeitsbedingte Erkrankungen der oberenGliedmaßen sind das vorherrschendste arbeits-bedingte Gesundheitsproblem in der EU, wasanscheinend auch noch in den nächsten zehnJahren der Fall sein dürfte.

• Arbeitsbedingte Erkrankungen der oberenGliedmaßen nehmen in allen Sektoren undBerufen immer mehr zu.

• Arbeitsbedingte Erkrankungen der oberenGliedmaßen können durch viele Tätigkeiten undRisikofaktoren verursacht werden.

• Angesichts des Scheiterns der von der EU undihren Mitgliedstaaten angewandten Strategienzur Verringerung des Problems müssen neue Ini-tiativen eingeleitet werden, um die vorhande-nen Strategien zu ergänzen und weiterzuen-twickeln.

• Die Vorbeugung arbeitsbedingter Erkrankungender oberen Gliedmaßen sollte allererste Prioritätim nächsten europäischen Aktionsprogramm fürSicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeit-splatz haben.

• Die Mitgliedstaaten sollten in Erwägung ziehen,nationale Aktionspläne zur Bekämpfung arbeits-bedingter Erkrankungen der oberen Glied-maßen zu entwickeln. Solche Aktionspläne, diemit angemessenen Mitteln ausgestattet seinmüssen, sollten sich auf Präventivmaßnahmenkonzentrieren. Es müssten Zielvorgaben inBezug auf spezifische Risikofaktoren festgelegtund diesbezügliche Fortschritte überwacht wer-den.

EUROPÄISCHE KONFERENZ FORDERT MAßNAHMEN

Page 14: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

13E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Schmerzen zu verhüten. Eine gut geplante Rückkehr ins Arbeitsleben soll-te eine Risikobewertung und die Kontrolle gefährlicher Arbeitsaufgabenoder -bedingungen einschließen, damit es nicht zu erneuten Verletzungenund zu einer dauerhaften Schädigung kommt. Des Weiteren sollte inner-halb des ganzen Betriebes eine proaktive und den Mitarbeitern dienlicheKommunikation eingeführt werden. Gesundheitsförderung ist ein weitererwichtiger Faktor der Sekundärprävention. Dazu gehören u. a. medizinischeBetreuung, Krankengymnastik, ...

Über die Wirksamkeit von Präventionsstrategien gehen die in der Literaturvertretenen Meinungen auseinander. Diese Differenzen werden der unter-schiedlichen methodologischen Qualität der Studien zugeschrieben: Fehlenvon Kontrollgruppen, keine Zufallsstreuung, keine Placebo-Gruppe, nurwenige Themen, keine Standardisierung des Umfelds. Andere negativeFaktoren sind die hohen Kosten der Maßnahmen und das Fehlen eineswirklichen Engagements bei Beschäftigten oder Management.

FORSCHUNGSTHEMEN/-PRIORITÄTEN

Obwohl wir bereits wertvolles Informationsmaterial angesammelt und eini-ge übereinstimmende Muster festgestellt haben, muss weiter geforschtwerden, um die beteiligten Prozesse besser zu verstehen. Der Schwerpunktsollte auf mehrere Themen gelegt werden: Risikofaktoren, gesundheitlicheAuswirkungen unzureichenden Gesundheitsschutzes, Expositionsmes-sung, Gesundheitsüberwachung und -maßnahmen. Der National ResearchCouncil (1999) erwähnt fünf in Wechselbeziehung zueinander stehendegrundlegende Aufgaben, die Beachtung verdienen:

• Entwicklung weiterer Modelle und Mechanismen, um zu untersuchen,wie Gewebe auf repetitive Belastungen reagiert, was entzündlicheReaktionen auslöst, und wie diese von persönlichen Faktoren beein-flusst werden;

• Klärung des Zusammenhangs zwischen Symptomen, der Meldungvon Verletzungen, Beeinträchtigungen und Behinderungen, und wie

diese Zusammenhänge von sozialen und rechtlichen Faktoren sowievon Umweltfaktoren beeinflusst werden; es können mehrere Faktoreneine Rolle spielen;

• Erweiterung der Kenntnisse über die Zusammenhänge zwischen einerquantitativen Veränderung der umweltbezogenen Belastung undquantitativen Reaktionen, um effizientere und zielgerichtetere Maß-nahmen festlegen zu können;

• mehr Standardisierung und mehr Details in Verletzungsmeldungen,eine bessere quantitative Erfassung der mitwirkenden Faktoren undRisiken sowie der Ergebnisse und anderer maßgeblicher Variablen;

• Erwerb eines besseren Verständnisses des klinischen Verlaufs derErkrankungen, um Strategien für eine tertiäre Prävention zu unter-stützen.

WICHTIGE LITERATUR

1 Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz 1999.Work-related neck and upper limb musculoskeletal disorders (ArbeitsbedingteNackenbeschwerden sowie Erkrankungen der oberen Gliedmaßen). Buckle P.,Devereux J.

2 Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz 2000.Work-related low back disorders (Arbeitsbedingte Erkrankungen im Bereich derLendenwirbelsäule). Op De Beeck R., Hermans V.

3 Hagberg M., Silverstein B.A., Wells R.V., Smith M.J., Hendrick H.W., Carayon P.,Pérusse M. Work related musculoskeletal disorders: a reference for prevention;Kuorinka I. & Forcier L (Hrsg.). London: Taylor & Francis, 1995.

4 National Research Council. Work-related musculoskeletal disorders): report,workshop summary and workshop papers. Washington DC: National ResearchCouncil, 1999.

5 Wilson J.R., Corlett E.N. (Hrsg.). Evaluation of human work: a practical ergonomicsmethodology, Taylor & Francis: London, 1134 S.

Page 15: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

habung von Lasten verabschiedet, wo für die Beschäftigten das Risiko vonRückenverletzungen besonders hoch ist. Das Ziel bestand darin, die Berufs-risiken zu verringern, die statistisch am weitesten verbreitet sind.

Ein wesentlicher Punkt ist, dass die Arbeitgeber alles in ihren Kräften Ste-hende tun müssen, um die manuelle Handhabung von Lasten durch Ar-beitnehmer zu vermeiden. Sie müssen daher geeignete organisatorischeMaßnahmen ergreifen oder beispielsweise mechanische Vorrichtungenzum Einsatz bringen. In den Fällen, in denen eine manuelle Handhabungvon Lasten unumgänglich ist, müssen die Arbeitgeber für eine größtmögli-che Risikominderung Sorge tragen.

Eine Empfehlung der Kommission (90/326/EWG) betreffend die Verab-schiedung einer europäischen Liste anerkannter Berufskrankheiten wurdeebenfalls im Jahr 1990 angenommen. Darin wird u. a. vorgeschlagen, dassdie Mitgliedstaaten die in Anhang 1 der Empfehlung enthaltene europäi-sche Liste in ihre nationalen Gesetze, Vorschriften und Verwaltungsbestim-mungen über wissenschaftlich anerkannte Berufskrankheiten, die Gegen-stand von Präventivmaßnahmen sind, aufnehmen sollten. Dazu gehörenunter den durch physische Faktoren verursachten Krankheiten acht ver-schiedene Gruppen von Muskel-Skelett-Erkrankungen, einschließlich Kno-chen-Gelenk-Erkrankungen der Hände und Handgelenke aufgrund me-chanischer Vibrationen, Erkrankungen der Schleimbeutel aufgrund von

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Die Europäische Union hat Richtlinien für den Schutz der Be-schäftigten sowie für die Verbesserung der Sicherheit unddes Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz verabschiedet.Hier werden die bisher erzielten Fortschritte und die

zukünftigen Pläne zur Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankun-gen zur Diskussion gestellt.

Der Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohleund Stahl (EGKS) zielte von Beginn an darauf ab, Maßnahmen auf ergo-nomischem Gebiet durch Forschungsprogramme zur Verbesserung des Ge-sundheitsschutzes und der Sicherheit der Beschäftigten anzuregen. Im Rah-men von sechs Fünfjahresprogrammen wurden 487 Projekte mit einemGesamtvolumen von 96 Mio. Euro finanziert.

1989 wurde eine Rahmenrichtlinie (89/391/EWG) verabschiedet, die die Ar-beitgeber dazu verpflichtet, die Sicherheit und Gesundheit ihrer Arbeitneh-mer am Arbeitsplatz in jeder Hinsicht zu gewährleisten. Zu diesem Zweckmüssen die Arbeitgeber unter anderem die arbeitsplatzbezogenen Ge-sundheits- und Sicherheitsrisiken bewerten. Die Rahmenrichtlinie gilt füralle Wirtschaftssektoren (mit einigen Ausnahmen) und ist die wichtigsteRichtlinie auf diesem Gebiet. Einzelrichtlinien für spezifische Sektoren folg-ten, und 1990 wurde eine Richtlinie (90/269/EWG) über Mindestvorschrif-ten für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz bei der manuellen Hand-

„SICHERHEIT, ARBEITSHYGIENE UND GESUNDHEITSSCHUTZ AM ARBEITSPLATZ“

GD Beschäftigung und Soziales, Europäische Kommission

G emeinschaftsmaßnahmen

Mehrere europäische Richtlinien leisten einen Bei-trag zur Vorbeugung von arbeitsbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen. Im Folgenden werden ihre jeweiligen Ziele und Inhalte kurz zusammen-gefasst:

• In der Absicht, die Sicherheit und den Gesund-heitsschutz der Beschäftigten bei der Arbeit zuverbessern, liefert die Richtlinie 89/391 einenallgemeinen Rahmen für die Feststellung vonGefahren und die Verhütung berufsbedingterRisiken. Sie fordert die Arbeitgeber auf, die Ar-beit den Menschen anzupassen, insbesonderewas die Gestaltung von Arbeitsplätzen, dieAuswahl von Arbeitsmitteln sowie Ar-beitsweisen und Fertigungsverfahren anbe-langt.

• In erster Linie auf den Schutz derBeschäftigten vor Rückenverletzungen aus-gerichtet, befasst sich die Richtlinie 90/269mit der Feststellung und Verhütung vonRisiken, die mit der manuellen Handhabungvon Lasten verbunden sind.

• Die Richtlinie 90/270 widmet sich der Fest-stellung und Verhütung von Risiken im Zusam-

menhang mit der Arbeit an Bildschirmgeräten.Sie enthält im Einzelnen die Verpflichtungender Arbeitgeber. Beispielsweise die Verpflich-tung, an allen Arbeitsplätzen eine Analyse derGesundheits- und Sicherheitsbedingungendurchzuführen, „insbesondere für diemögliche Gefährdung des Sehvermögenssowie für körperliche Probleme und psychischeBelastungen“. Sie enthält die Min-destvorschriften für Bildschirmgeräte (keinFlimmern, keine Reflexe und Spiegelungen,neigbare Tastatur usw.), die Arbeitsumgebung(z. B. Platzbedarf, Beleuchtung, Lärm,Feuchtigkeit) und die Mensch-Maschine-Schnittstelle (z. B. Eignung der Software).

• Dafür gedacht, die Arbeitsumgebung durchdie Einführung von Mindestvorschriften fürSicherheit und Gesundheitsschutz zuverbessern, enthält die Richtlinie 89/654 Min-destmaße bzw. -werte für Arbeitsplatzgestal-tung, Sitzgelegenheiten, Raumtemperatur undBeleuchtung.

• Die Mindestvorschriften für Sicherheit undGesundheitsschutz bei Benutzung von Ar-beitsmitteln durch Beschäftigte bei der Arbeitsind in der Richtlinie 89/655 festgelegt.

• Die Mindestvorschriften für Sicherheit undGesundheitsschutz bei Benutzung persönlicherSchutzausrüstungen durch Beschäftigte beider Arbeit sind in der Richtlinie 89/656niedergelegt.

• Die Richtlinie 98/37 zielt darauf ab, den En-twurf und den Bau von Maschinen zu har-monisieren, um die Sicherheit vonBeschäftigten zu fördern, die Maschinen beider Arbeit benutzen. Die Richtlinie ersetzt dieRichtlinien 89/392 und 93/44.

• Mit dem Ziel, die Beschäftigte vor den Folgender Überarbeitung zu schützen, die ihreGesundheit und Sicherheit beeinträchtigtenkönnen, befasst sich die Richtlinie 93/104 mitder Organisation der Arbeitszeit. Ihre Bestim-mungen sollen sicherstellen, dass dieBeschäftigten zu lange Arbeitszeiten,unangemessene Ruhezeitregelungen oder Ar-beitsmuster vermeiden, die ihre Sicherheitoder Gesundheit beeinträchtigen könnten.

Weitere Einzelheiten erfahren Sie im Abschnitt„resources“ unter der Adressehttp://europe.osha.eu.int/topics/#msd

EU-RICHTLINIEN IN KÜRZE

Page 16: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

15E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Druckeinwirkung sowie Erkrankungen aufgrund einer Überanstrengungder Sehnenscheiden und des Peritendineums. Man sollte jedoch nicht ver-gessen, dass die Empfehlung keinen bindenden Charakter hatte.

Auf dieser Grundlage wurde von einer von der Kommission einberufenenExpertengruppe ein wichtiges Dokument verfasst. Es hat den Titel Infor-mation notice on the diagnosis of occupational diseases (Informationsblattüber die Diagnose von Berufskrankheiten) und liefert Informationen überdie Kausalzusammenhänge zwischen Erkrankungen und ihrem Auftretenam Arbeitsplatz.

Der Kommission ist sehr daran gelegen, ihre Kenntnisse und ihr Verständ-nis arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen weiterzuentwickeln,und sie nutzt zu diesem Zweck unterschiedlichste Informationsquellen, wiebeispielsweise die regelmäßig von der Europäischen Stiftung für die Ver-besserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in Dublin herausgegebe-ne Untersuchung „Arbeitsbedingungen in der Europäischen Union“ undvom Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften erhobene Daten.

Im Rahmen des Gemeinschaftsprogramms über Sicherheit, Arbeitshygieneund Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (1996-2000) hat die Kommission(Aktion 8) „neue Vorschläge für risikoreiche Tätigkeiten oder für bestimm-te Berufsgruppen“ unterbreitet. Als Ergebnis ihrer Zusammenarbeit mit derStiftung in Dublin und der Agentur in Bilbao sowie ihres fortbestehendenDialogs mit den Mitgliedstaaten, den Sozialpartnern und der Wissenschaftwird die Kommission in der Lage sein, die Bereiche festzustellen, in denendie Arbeitnehmer durch den vorhandenen rechtlichen Rahmen nicht ange-messen geschützt sind. Zu diesen Bereichen können neue risikoreiche

Tätigkeiten, Berufe in spezifischen Industriesektoren mit außergewöhnlichhohem Risiko und von der bisherigen Gesetzgebung ausgeschlossene Be-rufsgruppen gehören. Sobald diese risikoreichen Tätigkeiten feststehen,wird die Kommission über die geeignetsten Möglichkeiten und Mittel zurRisikominderung nachdenken; das können u. a. gesetzgeberische Maß-nahmen oder auch nicht.

Vor diesem Hintergrund hat die Agentur in Bilbao 1999 auf Ersuchen derEuropäischen Kommission eine Studie über „arbeitsbedingte Nackenbe-schwerden sowie Erkrankungen der oberen Gliedmaßen“ durchgeführt(siehe vorangehende Aufsätze). Statistisch betrachtet sind dies nebenRückenbeschwerden die am weitesten verbreiteten arbeitsbedingten Mus-kel-Skelett-Erkrankungen, deren Prävention, wie bereits erwähnt, in derRichtlinie 90/269/EWG geregelt ist. In dieser Studie werden Informationenund Ergebnisse von bereits in den Mitgliedstaaten der Europäischen Uniondurchgeführten Forschungsarbeiten vorgestellt, spezifische Risikofaktorenanalysiert und einige sehr nützliche Informationen über die Vorbeugungvon arbeitsbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen gegeben.

Derzeit prüft die Europäische Kommission mit Unterstützung des Beraten-den Ausschusses für Sicherheit, Arbeitshygiene und Gesundheitsschutz amArbeitsplatz die Möglichkeiten für Gemeinschaftsmaßnahmen für einewirksame Vorbeugung von arbeitsbedingten Muskel-Skelett-Erkrankun-gen.

Normen könnten eine entscheidende Rolle bei derVorbeugung arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Er-krankungen spielen, so Dr. J.A. Ringelberg, Vorsit-zende der CEN*/TC 122-Arbeitsgruppe zum The-ma Biomechanik.

Sie glaubt, dass Normen bei der Vorbeugung ar-beitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungendurchaus eine Bedeutung haben. „Natürlich habenNormen, was die Prävention angeht, eine wichtigeFunktion beim Entwurf von Maschinen und ande-ren Arbeitsgeräten. Andererseits aber auch bei derEntwicklung und Gestaltung des Arbeitsplatzesselbst und der Arbeitsaufgaben.“

Das Ziel von Normen auf diesem Gebiet bestehtdarin, eine Methodologie der Risikobewertung zurPrävention von arbeitsbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen zu formulieren. An sich sind Normenin erster Linie eher für Maschinenkonstrukteure alsfür Arbeitgeber gedacht. Doch stehen erst einmalNormen für die Bewertung des Risikos von Muskel-Skelett-Erkrankungen zur Verfügung, sind sie imFalle solcher Leiden auch gerichtlich verwertbar.

Es herrscht ein großer Bedarf an vereinbarten Nor-men. „Viele Menschen lassen uns gerade zurzeitwissen, dass sie solche Normen benötigen“, fügtDr. Ringelberg hinzu.

Jedoch ist der Bereich Muskel-Skelett-Erkrankun-gen und Ergonomie nicht so weit entwickelt wieandere Gebiete der Sicherheit und des Gesund-

heitsschutzes am Arbeitsplatz, beispielsweise dieToxikologie. „Die Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen steckt in der Tat immer noch in denKinderschuhen“, findet sie.

Dennoch werden derzeit europäische Normen aufdem Gebiet Muskel-Skelett-Erkrankungen ent-wickelt, deren wichtigste Aspekte und deren Ent-wicklungsstand wir im Folgenden zusammenfas-sen.

prEN 1005-1 befasst sich mit der Sicherheit vonMaschinen und körperlicher Arbeit und formuliertBedingungen und Definitionen zu Fragen wie ma-nuelle Handhabung von Lasten und Arbeitshaltungund stellt dabei die Terminologie des Normenent-wurfes vor. Die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen,und die Verabschiedung der Norm steht noch aus.

prEN 1005-2 legt eine Methodologie der Risikobe-wertung für die manuelle Handhabung von Ma-schinen und Maschinenbauteilen fest. Diese Normist noch nicht verabschiedet, und gegenwärtig wer-den Verbesserungen und Ergänzungen an demNormenentwurf vorgenommen. Eine Abstimmungüber Teil 2 soll noch vor Ende 2000 stattfinden.

prEN 1005-3 legt empfohlene Grenzwerte für denbei der Maschinenbedienung erforderlichenKraftaufwand fest. Diese Norm sieht vor, dass dieKonstrukteure bestimmte Fragen berücksichtigenmüssen, wie beispielsweise die Kraft, die Maschi-nenbediener aufwenden müssen, um ein Pedal zu

betätigen. Der Normenentwurf soll demnächst alsharmonisierte Norm angenommen werden.

prEN 1005-4 betrifft die Bewertung von Arbeits-haltungen an Maschinen. Sie dient Konstrukteurenals Anhaltspunkt dahingehend, welche Arbeitshal-tungen bei der Maschinenbedienung eingenom-men werden können, ohne dass die Gesundheitdarunter leidet, wobei es im Wesentlichen um denRumpf und die oberen Gliedmaßen geht. Beispiels-weise sollte niemand gezwungen sein, längere Zeitin gebeugter Haltung zu arbeiten oder sich zustrecken, um etwas aufzunehmen oder um einenKnopf zu betätigen, oder eine unbequeme stehen-de Position einzunehmen. Ein neue Fassung desNormenentwurfes wird noch vor Ende 2000 er-wartet.

prEN 1005-5 legt ein Verfahren für die Risikobe-wertung beim Entwurf von Maschinen fest, diehäufige repetitive Bewegungen erforderlich ma-chen. Diese Norm befasst sich mit repetitiven Be-wegungen bei der Handhabung kleiner Gegen-stände von unter 3 kg. Ein erster Entwurf desArbeitsgruppendokuments befand sich in Vorberei-tung und sollte dem Technischen Komitee im Ok-tober 2000 zugesandt werden.

* CEN ist das Europäische Komitee für Normung.

FESTLEGEN VON NORMEN

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Von Muskel-Skelett-Erkrankungen können Beschäftigte al-ler Sektoren betroffen sein, doch scheinen Frauen einembesonderen Risiko ausgesetzt.

Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede bei arbeitsbedingten Nacken-beschwerden und Erkrankungen der oberen Gliedmaßen?

Literaturstudien weisen darauf hin, dass Frauen allgemein über mehr Sym-ptome berichten (Punnett und Bergqvist, 1997). Warum?

Ein Grund könnte darin bestehen, dass wir immer noch einen nach Ge-schlechtern getrennten Arbeitsmarkt haben. Männer und Frauen arbeitenin unterschiedlichen Sektoren – oder genauer gesagt, verrichten unter-schiedliche Tätigkeiten.

Bei der Auseinandersetzung mit den berufsbezogenen Risikofaktoren hatman bislang den physisch belastenden Expositionen viel mehr Aufmerk-samkeit geschenkt, wie beispielsweise der manuellen Handhabung von La-sten, Staub und Lärm, also einem Arbeitsumfeld, das im Allgemeinen eherdie Domäne der Männer ist. Bei diesen Arten der Exposition geht es mehrum die Beanspruchung und den Energieaufwand des Gesamtkörpers alsum lokalisierte, repetitive Belastungen der oberen Gliedmaßen.

Tätigkeiten, die bei einer repetitiven Beanspruchung kleiner Muskelgrup-pen eine hohe statische Belastung des Nackens und der Schultern mit sichbringen, bedeuten ein höheres Risiko von Erkrankungen der oberen Glied-maßen. Bei dynamischen manuellen Tätigkeiten mit geringer Belastungwird mit höherer Bewegungsgeschwindigkeit und/oder höheren Genauig-keitsanforderungen eine Zunahme der gemessenen Muskelkraft im Ver-hältnis zur Muskelkapazität festgestellt (Bernard, 1997; Sjøgaard und Sjø-gaard, 1998). Die körperlichen Anforderungen dieser vorwiegend vonFrauen verrichteten Tätigkeiten werden (von jenen, die diese Tätigkeitennicht ausüben) als weniger anstrengend empfunden als die normalerweisevon Männern verrichteten Arbeiten. Außerdem haben Studien gezeigt,dass in derselben Fabrik arbeitende Männer und Frauen auch bei derselbenBerufsbezeichnung nicht immer Tätigkeiten mit denselben physischen An-forderungen und derselben Arbeitsorganisation ausüben (Punnett und

Herbert, 2000). Frauen ver-richten im Durchschnitt ten-denziell mehr repetitive Tätig-keiten, während dieWahrscheinlichkeit bei Män-nern geringer ist, dass sie lan-ge im Sitzen arbeiten.

BEFÜLLEN UND TRANCHIEREN

Ein praktisches Beispiel liefert eine Studie über die Fischindustrie in Schwe-den, wo Männer und Frauen dieselben Berufsbezeichnungen haben. Ge-genstand der Untersuchung waren schneidende Tätigkeiten am Dosenfüll-band. In der Fischindustrie sind die traditionellen Geschlechterrollen tiefverwurzelt.

Die Männer lieferten und transportierten den Fisch und die daraus herge-stellten Produkte, während die Frauen den Fisch putzten, ausnahmen, inScheiben schnitten und den bearbeiteten Fisch in die auf dem Fertigungs-

band vorbeilaufenden Dosen füllten. Die Löhne basierten auf einer Ak-kordvereinbarung, was zu einer Erhöhung des Arbeitstempos führte. DieArbeitsunfallstatistiken zeigten, dass am Dosenfüllband arbeitende Frauenerheblich mehr Gefahr liefen, sich Schnittverletzungen zuzuziehen oderaufgrund körperlicher Überanstrengung zu erkranken, als der durch-schnittliche Erwerbstätige in Schweden.

Es wurde untersucht, welche Rolle die Messer bei der Arbeitsbelastung vonHänden und Armen spielten, und gemeinsam mit Industriedesignern wur-den neue Messer für bestimmte Tätigkeiten innerhalb der Fischkonserven-industrie entwickelt. Die neuen Messer entsprachen der Größe der Händesowie der körperlichen Tätigkeit bei der Herstellung der verschiedenen Er-zeugnisse. Die Messer verringerten die Arbeitsbelastung und wurden vonden Arbeitnehmerinnen ausgesprochen geschätzt. Faktoren der Arbeitsor-ganisation wurden in dieser Studie jedoch nicht untersucht, was natürlichein großes Maß an Aufmerksamkeit erfordert hätte (Karlqvist, 1984).

ARBEITSBELASTUNG UND ARBEITSORGANISATION

Zu den arbeitsplatzbezogenen Risikofaktoren, die für das Auftreten vonMuskel-Skelett-Erkrankungen von Bedeutung sind, gehören sowohl diekörperliche Belastung bei der Arbeit als auch die Arbeitsorganisation im All-gemeinen. Die Arbeitsorganisation ist die Art und Weise, wie Fertigungs-und Dienstleistungstätigkeiten organisiert, zugewiesen und überwachtwerden. Sie umfasst physische Merkmale der Arbeit, wie das Arbeitstem-po, repetitive Bewegungen, Dauer der Exposition und Erholungszeiten,aber auch psychosoziale Dimensionen des Arbeitsumfelds, wie Entschei-dungsspielraum, psychosoziale Anforderungen bei der Arbeit und sozialeUnterstützung durch Vorgesetzte und unter Kollegen.

Oft ist es schwierig, zwischen „physischen“ und „psychosozialen“ ergono-mischen Risikofaktoren zu unterscheiden. Hohe psychosoziale Anforderun-gen bei der Arbeit beinhalten oft sowohl ein schnelles physisches Arbeit-stempo als auch das Gefühl, unter Zeitdruck zu stehen (Punnett undHerbert, 2000).

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei arbeitsbedingten Symptomenwerden vom Statistischen Amt in Schweden veranschaulicht (Abb. 1). Auchdie Krankenstatistiken zeigen, dass die Krankenrate unter den Frauenhöher und die Dauer der Erkrankungen länger ist.

Was aber geht aus den Statistiken über berufsbedingte Krankheiten nichthervor?

Hausarbeit, für die größtenteils immer noch die Frauen zuständig sind, hateine höhere Gesamtexpositi-on im Hinblick auf körperlichanstrengende Tätigkeiten undpsychosoziale Belastungen zurFolge, wobei die Möglichkei-ten, sich zum Feierabend zuerholen, erheblich einge-schränkt sind (Lundberg et al.,1994). Über die gesundheitli-chen Folgen dieser ungleichenVerteilung von bezahlter/unbezahlter Arbeit weiß man wenig, da praktischkeinerlei Forschung auf diesem Gebiet betrieben wird.

LENA KARLQVIST

Gender and Work, Nationalinstitut für das Arbeitsleben, Stockholm, Schweden

U ntersuchung geschlechtsspezifischerUnterschiede

Frauen verrichten

tendenziell mehr repetitive

Tätigkeiten

Über die gesundheitlichen Folgen

dieser ungleichen Verteilung von

bezahlter/ unbezahlter Arbeit

weiß man wenig.

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17E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

In einer unlängst in Schweden durchgeführten Untersuchung, der MOA-Studie zum Thema moderne Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauenund Männern, die zur Entwicklung von Methoden für epidemiologischeStudien beitragen sollte, lag der Schwerpunkt auf Erwerbsarbeit, unbe-zahlter Arbeit und Freizeitgestaltung (Härenstam et al., 1999). Diese Unter-suchung ergab, dass Männer und Frauen für die einzelnen Tätigkeiten un-terschiedlich viel Zeit aufwenden.

In dieser Abbildung sind die durchschnittlichen Werte dargestellt, wobei esgroße Abweichungen innerhalb der beiden Gruppen gab. Diese Gruppenwurden nach Geschlecht, Art der Arbeit und Qualifikationsniveau zusam-mengestellt, wiesen aber dennoch Unterschiede auf. Statistisch bedeutsa-me Zusammenhänge zwischen Muskel-Skelett-Erkrankungen und physi-scher sowie psychosozialer Exposition konnten festgestellt werden. Für dieFrauen wurde die Exposition hinsichtlich Zeitdruck, Hindernissen, Arbeit anBildschirmgeräten, repetitiven Bewegungen, körperlich anstrengender Ar-beit und anstrengenden Arbeitshaltungen während der Erwerbsarbeit dar-gestellt. Dem muss die Beanspruchung durch Hausarbeit hinzugefügt wer-den.

Für die Männer wurde die Exposition hinsichtlich eintöniger Arbeitsbedin-gungen, wenig sozialer Unterstützung, allgemeiner körperlicher Belastungund anstrengender Arbeitshaltungen während der Erwerbsarbeit darge-stellt. Es müssen dringend mehr Studien über die gesamte Lebenssituationder Bevölkerung durchgeführt werden, um die Zusammenhänge zwischenArbeit und Gesundheit zu verstehen.

KÖRPERGRÖßE

Viele Arbeitsstätten sind derweiblichen Anthropometrie,wie den geringeren Körper-maßen beispielsweise beiSchultern und Händen, nichtangepasst. Da viele Arbeits-plätze auf der Grundlage deranthropometrischen Datenvon Männern gestaltet wur-

den und daher ergonomisch für Frauen nicht geeignet sind, sind Frauen inhöherem Maße biomechanischen Belastungen ausgesetzt, auch wenn siedie gleichen Aufgaben wie Männer verrichten.

Männer und Frauen unterscheiden sich im Durchschnitt in vielen Aspektender Körpergröße und der funktionellen Kapazität, wie Statur, Länge vonKörpersegmenten, Flexibilität und Muskelkraft. Diese Unterschiede habenzur Folge, dass Arbeitsplätze, Werkzeuge, Geräte, Handschuhe und ande-re persönliche Schutzausrüstungen für Arbeitnehmerinnen weniger geeig-net sind (Kilbom et al., 1998). Ein Beispiel sind Bildschirmarbeitsplätze.Heutzutage sind die meisten Workstations mit einer Maus oder einemTrackball ausgestattet. Jedoch zwingt die durchschnittliche Tastaturgrößeeine Person mit schmalen Schultern (vor allem Frauen) dazu, sich zustrecken, um mit Maus oder Trackball zu arbeiten, sowie zu einer anstren-genden Armhaltung (Karlqvist et al., 1999).

Darüber hinaus können geschlechtsspezifische biologische Unterschiede(z. B. Muskelkraft und -verteilung) zu einer unterschiedlichen Gefährdungvon Frauen durch physische arbeitsplatzbezogene Faktoren führen. Die Ge-samtkörperkraft der Frau beträgt im Schnitt zwei Drittel der des Mannes.Allerdings spielen dabei auch die Tätigkeiten und beteiligten Muskeln eineRolle. Relativ betrachtet haben Frauen weniger Kraft in den oberen Extre-mitäten.

Unterschiedliche Studien kommen zu unterschiedlichen Schlussfolgerun-gen, was den vorhergesagten Wert für die Muskelkraftkapazität und denSchutz vor Muskel-Skelett-Erkrankungen anbelangt. Eine mögliche Er-klärung für den geringen Vorhersagewert, insbesondere bei wenig an-strengenden Tätigkeiten, hat mit dem physiologischen Prozess der Muskel-faserstärkung während der Muskelkontraktionen zu tun. Es gibtgeschlechtsspezifische Unterschiede der Muskelfasergruppen, was für eineErklärung der geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Auftreten vonNacken-/Schulterbeschwerden bei Tätigkeiten mit hoher statischer Muskel-belastung hilfreich sein kann (Hägg, 1991; Sjøgaard et al., 1998).

VERHÜTUNG VON VERLETZUNGEN

Muskel-Skelett-Erkrankungen treten sowohl bei Männern als auch beiFrauen auf, und es liegen ausreichend wissenschaftliche Erkenntnisse überdie spezifischen berufsbedingten ergonomischen Belastungen vor, um ei-nen Großteil der Muskel-Skelett-Erkrankungen unter der Erwerbsbevölke-rung verhüten zu können. Der beste Ansatz zur Verhinderung von Muskel-Skelett-Verletzungen ist die Einführung von Kontrollen, eine Veränderungdes Arbeitsplatzes, der Arbeitsgeräte, der Organisation der Arbeit und des

Abbildung 1. Arbeitsbedingte Symptome (%) während der letzten 12 Monate unter derschwedischen Erwerbsbevölkerung zwischen 12 und 64 Jahren (Statistisches Amt Schweden)

FrauenMänner

Nacken

Schulter/Arm

Hanggelenk/Hand/Finger

0 2 4 6 8 10 12

Abbildung 2. Prozentsatz der Arbeitszeit für verschiedene Tätigkeiten unter102 Frauen und 101 Männern in der MOA-Studie

FrauenMänner

Erwerbsarbeit

Unbezahlte Arbeit

Freizeitgestaltung

0 10 20 30 40 50

Viele Arbeitsplätze sind für

Frauen ergonomisch nicht

geeignet.

Page 19: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Produktdesigns im Rahmen eines umfassenden ergonomischen Pro-gramms und unter Einbeziehung aller Unternehmensebenen (Messing,1999).

Es muss weiter geforscht werden, um zu klären, ob das Risiko von Muskel-Skelett-Erkrankungen bei Männern und Frauen in Berufen mit derselbenberufsbedingten Exposition unterschiedlich hoch ist und ob arbeitsbeding-te Muskel-Skelett-Erkrankungen bei Männern und Frauen dieselben Folgenhaben.

SCHLUSSFOLGERUNG

Abschließend lässt sich feststellen, dass die Zusammenhänge zwischenMuskel-Skelett-Erkrankungen sowie Geschlecht und berufsbedingter ergo-nomischer Exposition getrennt bewertet werden sollten, um festzustellen,ob Frauen stärker gefährdet sind, wenn sie denselben ergonomischen Be-lastungen ausgesetzt sind wie Männer. Eine nach Geschlecht geschichtetePräsentation der Daten ist wertvoll, da so die Unterschiede des Verhältnis-ses von Exposition und Reaktion untersucht werden können.

LITERATUR

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P. (1999). „MOA-projektet: Moderna arbets- och livsvillkor för kvinnor och män.Slutrapport I.” Rapport från Yrkesmedicinska enheten 1999:8. Stockholm,Schweden.

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5 Karlqvist L., Bernmark E., Ekenvall L., Hagberg M., Isaksson A. und Rostö T. (1999).Computer mouse and track-ball operation: Similarities and differences in posture,muscular load and perceived exertion. International Journal of Industrial Ergonomics,23: 157-169.

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7 Lundberg U., Mårdberg B. und Frankenhaeuser M. (1994). The total workload ofmale and female white collar workers as related to age, occupational level, andnumber of children. Scandinavian Journal of Psychology, 35: 315-327.

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9 Punnett L. und Bergqvist U. (1997). „Visual Display Unit Work and Upper ExtremityMusculoskeletal Disorders. A Review of Epidemiological Findings.“ Nationalinstitutfür das Arbeitsleben – Ergonomic Expert Committee Document No 1, 1997:16.

10 Punnett L. und Herbert R. (2000). „Work-Related Musculoskeletal Disorders: IsThere a Gender Differential, and if So, What Does It Mean? In: Women and Health.(M. Goldman und M. Hatch, Hrsg.) S. 474-492.

11 Sjøgaard G. und Sjøgaard K. (1998). Muscle injury in repetitive motion disorders.Clin. Orthop. Relat. Res. 351: 21-31.

12 Sjøgaard K., Christensen H., Fallentin N., Mitzuno M., Quistorff B. und SjøgaardG. (1998). Motor unit activation patterns during concentric wrist flexion in humanswith different muscle fibre composition. Eur. J. Appl. Physiol. 78: 411-416.

Page 20: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

Arbeitsbedingter Stress und Muskel-Skelett-Erkrankungensind die beiden am weitesten verbreiteten Berufskrank-heiten in der Europäischen Union und haben sich außer-dem zu einem bedeutenden medizinischen Problem ent-

wickelt.

Die zweite europäische Untersuchung über Arbeitsbedingungen gab einenHinweis darauf, welches Ausmaß diese beiden Gesundheitsprobleme er-reicht haben. Gefolgt von den gesundheitlichen Auswirkungen von Stressam Arbeitsplatz, waren Muskel-Skelett-Beschwerden die am häufigstengemeldeten gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Für eine Prävention und Rehabilitation ist es wichtig, die Faktoren zu ver-stehen, die zur Entwicklung dieser beiden Arten von Beschwerden führen.Sowohl Stress als auch Muskel-Skelett-Erkrankungen sind in den jüngstenVeröffentlichungen der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesund-heitsschutz am Arbeitsplatz eingehend untersucht worden. Der Berichtüber arbeitsbedingten Stress von Professor Tom Cox et al. und der Berichtüber arbeitsbedingte Nackenbeschwerden und Erkrankungen der oberenGliedmaßen von Professor Peter Buckle und Dr. Jason Devereux gehenaußerdem auf die Risikofaktoren ein, die zu den jeweils thematisierten Be-schwerden führen.

Beide Berichte nennen sowohl physische als auch psychosoziale arbeits-platzbezogene Risikofaktoren. Insbesondere werden in beiden Berichtenähnliche psychosoziale Faktoren am Arbeitsplatz erwähnt, beispielsweisedie subjektiv empfundenen beruflichen Anforderungen und Kontrollen, dieein höheres Risiko sowohl von Stress als auch von Muskel-Skelett-Erkran-kungen zur Folge haben.

Unklar ist zurzeit jedoch, welche Rolle die Reaktionen auf arbeitsbedingtenStress bei der Ausbildung von Muskel-Skelett-Erkrankungen spielen.

URSACHE ODER WIRKUNG?

Es gibt Anzeichen, die auf einen Zusammenhang zwischen Stressreaktio-nen und Muskel-Skelett-Erkrankungen hinweisen, doch lässt sich darausnicht so ohne weiteres schließen, ob Stressreaktionen an der Ausbildungvon Muskel-Skelett-Erkrankungen beteiligt sind oder ob Menschen mitMuskel-Skelett-Erkrankungen nur deshalb Stress erfahren, weil sie anSchmerzen und Funktionsstörungen leiden.

Es gibt plausible Mechanismen, die einen Zusammenhang zwischen Stressam Arbeitsplatz und arbeitsbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen unter-stützen. Eine Exposition gegenüber den physischen und psychosozialen ar-beitsbezogenen Risikofaktoren und deren potenzielle Wechselwirkungführt unter Umständen zu gewissen biologischen Reaktionen, die die Fol-gen der körperlichen Belastung verstärken können. Diese Stressreaktionenkönnen die Fähigkeit der körpereigenen Abwehr- und Heilungskräfte, mitden Muskel-Skelett-Schädigungen fertig zu werden, einschränken, so dassdie Erholung von der Arbeit länger dauern kann.

Verhaltensmäßige und emotionale Stressreaktionen können die Expositiongegenüber arbeitsplatzbezogenen Risikofaktoren für Muskel-Skelett-Er-krankungen erhöhen. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass ein Liefe-rant aufgrund einer Stressreaktion wegen Zeitdrucks die zu liefernden Ki-sten sehr schnell bewegt und hebt und somit seinen Körper aufgrund des

zu hohen Tempos seiner Bewegungen und der zu hohen durch die Stres-sreaktion bedingten Spannung einer übermäßigen körperlichen Belastungaussetzt. Und schließlich können Stressreaktionen die psychologische undkörperliche Schmerzempfindlichkeit erhöhen.

STRESS-STUDIE

Das Robens Centre for Health Ergonomics der University of Surrey, Verei-nigtes Königreich, führt gegenwärtig eine Großstudie mit 7000 Beschäf-tigten durch, um zu untersuchen, welche Rolle die Reaktionen auf arbeits-bedingten Stress bei der Ausbildung arbeitsbedingterMuskel-Skelett-Erkrankungen spielen. Die über drei Jahre laufende Studiewurde am 1.. April 2000 begonnen und wird von der britischen Health andSafety Executive finanziert.

Im Rahmen dieser Studie wird eine Gruppe von Beschäftigten ohne Mus-kel-Skelett-Erkrankungen über einen Zeitraum von 14 Monaten begleitet.Es soll festgestellt werden, ob diejenigen mit ernsten arbeitsbedingtenStressreaktionen zu Beginn dieser 14 Monate stärker gefährdet sind, Sym-ptome für Muskel-Skelett-Erkrankungen zu entwickeln, als jene ohne be-deutende Anzeichen für arbeitsbedingte Stressreaktionen am Anfang desUntersuchungszeitraums.

Ebenso sollen die potenziellen Auswirkungen einer Interaktion zwischenphysischen und psychosozialen arbeitsbezogenen Risikofaktoren gemessenwerden, da sich gezeigt hat, dass diese das Risiko von Muskel-Skelett-Er-krankungen erhöhen.

Es ist wichtig, in dieser Studie zwischen der Meinung der Forscher über dieZusammenhänge zwischen Stressursache und Stresswirkung und der desLaien über die Rolle von Stress zu unterscheiden. Was man über die Ursa-chen, Manifestationen, Folgen und die Erleichterung arbeitsbedingtenStresses denkt, kann das Verhalten beeinflussen, z. B. hinsichtlich Berufs-wahl, und wenn es darum geht, beruflichen Stress zu melden. Wenn Be-schäftigte beispielsweise überzeugt sind, dass ihr Stress mit ihren schwa-chen Nerven zu tun hat, werden sie sich kaum um angemesseneUnterstützung durch Vorgesetzte, Kollegen usw. bemühen, um mit demStress fertig zu werden. Daher ist es sinnvoll zu beleuchten, wie Menschenauf Situationen reagieren, die sie für stressig halten, oder welche Erwar-tungen sie in Bezug auf arbeitsbedingten Stress haben, da dies bei der Ent-wicklung von Muskel-Skelett-Erkrankungen eine wichtige Rolle spielenkann.

Dieses Forschungsprojekt ist die erste Langzeitstudie, die sich mit den An-sichten zum Thema arbeitsbedingter Stress im Zusammenhang mit Muskel-Skelett-Erkrankungen sowie mit den Wechselbeziehungen zwischen physi-schen und psychosozialen arbeitsplatzbezogenen Risikofaktorenauseinandersetzt. Ziel dieser Studie ist es, zu Ergebnissen zu gelangen, diefür die Bewältigung arbeitsbedingten Stresses und arbeitsbedingter Mus-kel-Skelett-Erkrankungen wichtig sind.

Zwecks weiterer Informationen besuchen Sie bitte unsere Homepagehttp://www.eihms.surrey.ac.uk/robens/erg/stress.htm.

19E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

JASON DEVEREUX

Robens Centre for Health Ergonomics, University of Surrey, Vereinigtes Königreich

A rbeitsbedingter Stress und Muskel-Skelett-Erkrankungen: Besteht hier einZusammenhang?

Page 21: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

20

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Perspektiven der Sozialpartner

Welche Schritte sollte die Europäische Union im Kampf gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen unter den europäischen Arbeitskräften als Nächstesunternehmen? Dazu äußern die Sozialpartner folgende Standpunkte:

bedingten Faktoren hinzukommen. Unter letzteren sind nicht nur ergono-mische Probleme zu nennen; es spielen auch organisatorische Faktoreneine Rolle.

Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen muss die Vorbeugung daher mehr als beijeder anderen Krankheit auf einem allumfassenden, multidisziplinären An-satz basieren und sowohl technische Disziplinen (Ergonomie, Arbeitsorga-nisation, Gesundheitsschutz und Sicherheit am Arbeitsplatz, Gestaltungvon Arbeitsplätzen usw.) als auch medizinische Disziplinen einschließen(und zwar unter Berücksichtigung von persönlichen Faktoren, Schulung/In-formation, Intervention unmittelbar beim Auftreten von Symptomen, me-dizinischer Behandlung erkannter Erkrankungen usw.). Die Präventionhängt daher davon ab, dass die Situation als Ganze innerhalb des Unter-nehmens beachtet wird, einschließlich einer Analyse inhärenter Prozesse(Gestaltung, Organisation derArbeit, ergonomische Aspek-te der Arbeitsplätze, medizini-sche Eignung usw.). Die Un-ternehmen müssen begreifen,was auf dem Spiel steht,Präventivmaßnahmen einlei-ten und zu einem integralenBestandteil des Unterneh-mens machen.

EINE FRAGE DER GESETZGEBUNG DER GEMEINSCHAFT?

Bevor man eine Antwort darauf geben kann, ob weitere Vorschriften er-forderlich sind, müssen zunächst einmal zwei andere Fragen beantwortetwerden:

Gibt es eine signifikante Lücke in den derzeitigen Rechtsvorschrif-ten?

Mit der Richtlinie 89/391 wurde die Verpflichtung eingeführt, sämtliche Ri-siken in einem Unternehmen zu evaluieren: chemische, biologische, physi-sche, ergonomische usw. Dieser allgemeine Rahmen deckt daher die Vor-beugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen ab; darüber hinaus wird die inVorbereitung befindliche Richtlinie der Kommission über Vibrationen denrechtlichen Rahmen vervollständigen. Bevor man also an neue Rechtsvor-schriften denkt, sollte erst einmal die Umsetzung der derzeit vorhandenensichergestellt werden; es schiene daher sinnvoll zu sein, wenn die Kommis-sion insbesondere die Anwendung der Rahmenrichtlinie auf diesem Gebietevaluieren würde.

Was könnten neue Vorschriften enthalten?

Wenn alle Risiken von Muskel-Skelett-Erkrankungen erfasst werden sollenund darüber hinaus auch die Prozesse in den Unternehmen selbst sowiepersönliche und kollektive Faktoren, die unterschiedlichste Formen anneh-men und von einem Sektor zum anderen sehr unterschiedlich sein können,dann müsste jede neue Vorschrift mehr sein als eine Reihe allgemeiner Er-mahnungen ohne reale Auswirkungen auf die Präventionsdynamik undmehr umfassen als spezifische Bestimmungen für einen Beruf in einem be-stimmten Wirtschaftssektor mit seinen eigenen Organisationsmethoden.Eine neue Vorschrift hätte wahrscheinlich nur wenig zusätzlichen Wert undwäre auf jeden Fall auf einen relativ begrenzten Aspekt des Problems be-schränkt; mehr als bei anderen Risiken gibt es leider kein „Allheilmittel“,das auf alle Wirtschaftssektoren und alle Unternehmen anwendbar wäre;ein wirksamer Ansatz muss auf den Einzelfall bezogen sein. Es ist daher nur

DOCTOR PATRICK LEVY*

Medizinischer Berater der RHODIA-Gruppe

Aus der Sicht derArbeitgeber

Muskel-Skelett-Erkrankungen, die die Gesundheit der Beschäftigten beein-trächtigen, werden in den meisten Mitgliedstaaten immer üblicher und ver-ursachen den Unternehmen und der Gesellschaft im Allgemeinen erhebli-che direkte und indirekte Kosten. Alle Wirtschaftssektoren sind mehr oderweniger betroffen, insbesondere jene, in denen „manuelle“ Arbeiten vor-herrschen.

Es sollte nicht vergessen werden, dass zu den Muskel-Skelett-Erkrankungenauch solche Befunde gehören, die sehr unterschiedliche Körperbereichebetreffen können und sehr verschiedene Symptome zur Folge haben (Seh-nenentzündung, Sehnenscheidenentzündung, Karpaltunnelsyndrom,Überbein usw.). Ohne die Rolle der Arbeit bei der Entstehung dieser Er-krankungen bestreiten zu wollen, sollte betont werden, dass die betreffen-den Krankheiten oft auf viele Faktoren zurückzuführen sind, auch auf Fak-toren außerhalb des Arbeitsplatzes (wie Alter, Geschlecht,Gesundheitszustand, andere Probleme im Leben usw.), die zu den arbeits-

Die Unternehmen müssen

begreifen, was auf dem Spiel

steht und Präventivmaßnahmen

einleiten.

Page 22: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

21E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

schwer eine Vorschrift vorstellbar, die sich des Gesamtproblems annehmenkönnte. Ich glaube deshalb nicht, dass es sinnvoll wäre, eine neue Vorschriftzur Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen zu verabschieden.

Außerdem sind in Europa die Arbeitgeber für den Gesundheitsschutz unddie Sicherheit in ihren Unternehmen verantwortlich. Folglich ist für einewirksame Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen ein flexibler,nicht-bindender Rahmen erforderlich, der es allen Unternehmen ermög-licht, unter den unterschiedlichen Optionen die relevantesten und innova-tivsten auszuwählen; ein starrer ordnungspolitischer Ansatz würde diesnicht zulassen.

Die wichtigste Frage lautet, wie jene an zentraler Stelle des Unternehmensreagieren; anders ausgedrückt: Wenn es Beschwerden über periodisch auf-tretende Schmerzen gibt, muss dies als erstes Warnsignal betrachtet wer-den, das eine Analyse der Situation und erforderlichenfalls die Einleitungvon Abhilfemaßnahmen auslösen sollte. Gleichzeitig muss die Vorbeugungvon Muskel-Skelett-Erkrankungen als integraler Bestandteil des Prozessesbetrachtet werden, und zwar von dem Moment an, da neue Arbeitsplätzeoder Geräte entworfen oder bestehende geändert werden sollen. Es istfolglich von zentraler Bedeutung, dass die Arbeitgeber, die in der Präventi-on Tätigen und alle Beschäftigten ausreichend geschult sind und genug In-formationen haben, um an einem solchen Prozess teilhaben zu können.

WELCHE ANDEREN INITIATIVEN KÖNNTEN VON DERGEMEINSCHAFT AUßERHALB VON RECHTSVORSCHRIFTENERGRIFFEN WERDEN?

Es sollte betont werden, dass wir über sehr nützliche Informationen verfü-gen, die von der Europäischen Agentur in Bilbao zusammengetragen wur-

den, insbesondere auch über den Bericht von Professor Buckle. Ich glaubenicht an ein Gemeinschaftswerkzeug für die Bewertung und Überwindungder in allen Unternehmen vorhandenen Risiken. Doch könnte die Formu-lierung von Leitlinien, die eine Reihe nach Sektor und Unternehmen zu dif-ferenzierender Empfehlungen enthalten, von erheblichem Nutzen sein.Außerdem könnten mehr Schulungsmaßnahmen und Informationen fürdie Betroffenen das Problembewusstsein stärken, insbesondere in den klei-nen und mittleren Unternehmen. Die Veranstaltung eines europäischen Se-minars zu diesem Thema wäre ein erster Schritt.

Die Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen verlangt Maßnahmen,die vor Ort ergriffen werden und oft spezifisch auf die betreffende Wirt-schaftstätigkeit zugeschnitten sind. Ich glaube, dass die Kommission mehrfür die Förderung eines Erfahrungsaustauschs tun könnte, indem sie zu ei-nem dynamischen, sektoralen Ansatz ermutigt.

Meine Rolle als Vorsitzender der Ad-hoc-Arbeitsgruppe zu Muskel-Skelett-Erkrankungen des Beratenden Ausschusses für Sicherheit, Arbeitshygieneund Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz wird darin bestehen, auf eine ein-vernehmliche und pragmatische Position der Arbeitsgruppe hinzuarbeiten,auf die der Beratende Ausschuss seine Stellungnahme gründen kann. Aufdieser Grundlage wird die Kommission dann in der Lage sein, das besteKonzept für eine wirksame Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungenauf europäische Ebene zu definieren.

* Patrick Levy ist medizinischer Berater der RHODIA-Gruppe (ein Welt-marktführer in Spezialchemikalien) und Berater von MEDEF (Frankreich) aufdem Gebiet Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Er ist Vor-sitzender der Ad-hoc-Arbeitsgruppe zu Muskel-Skelett-Erkrankungen desBeratenden Ausschusses für Sicherheit, Arbeitshygiene und Gesundheits-schutz am Arbeitsplatz.

THEONI KOUKOULAKI*

Europäisches Technikbüro der Gewerkschaften für Gesundheit und

Sicherheit

A us der Sicht derArbeitnehmerMuskel-Skelett-Erkrankungen sind ein bedeutendes Gesundheitsproblemin Europa und haben soziale und wirtschaftliche Belastungen zur Folge. DieEurostat-Studie (EODS), die von der Kommission 1995 in Auftrag gegebenwurde, um zu vergleichbaren Daten über anerkannte Berufskrankheiten inden Mitgliedstaaten zu kommen, zeigt, dass Muskel-Skelett-Erkrankungenzu den 10 häufigsten Krankheiten in der EU gehörten.

Insbesondere Erkrankungen der oberen Gliedmaßen standen an 6. und 7.Stelle. Die erst unlängst durchgeführte Untersuchung über Arbeitsbedin-gungen in der Europäischen Union (2000) – in Druck – hat ergeben, dass33 % der europäischen Beschäftigten Rückenbeschwerden und 23 %Nacken- und Schulterschmerzen, 13 % Schmerzen in den oberen und12 % in den unteren Gliedmaßen haben. Diese Ergebnisse bedeuten einedrastische Zunahme der selbst gemeldeten Beschwerden gegenüber derStatistik der zweiten europäischen Untersuchung aus dem Jahr 1997.Außerdem hat die Risikoexposition erheblich zugenommen (z. B. Anstiegdes Prozentsatzes der Teilzeitarbeiter, die schwere Lasten tragen, um 4 %;Intensivierung der Arbeit – 15 % der Beschäftigten haben Arbeitszyklenvon unter 5 Sekunden).

Das Problem von Muskel-Skelett-Erkrankungen ist jetzt sichtbar geworden,obwohl es aus den Mitgliedstaaten immer noch zu wenig gemeldet wird.Wir haben es mit einer Epidemie zu tun, von der wir bisher nur die Spitzedes Eisbergs sehen.

Die europäischen Beschäftigten erwarten, dass die Einrichtungen der Eu-ropäischen Union und die Behörden der Mitgliedstaaten in ausreichendem

Maße auf Muskel-Skelett-Erkrankungen aufmerksam machen und politischaktiv werden. Muskel-Skelett-Erkrankungen sollten durch Präventionbekämpft werden, durch eine Risikokontrolle im Arbeitsumfeld und früh-zeitige Diagnose, durch Rehabilitation und Entschädigung für die Betroffe-nen.

Unser Hauptanliegen an die Einrichtungen der Europäischen Union ist dieSchaffung eines gleichwertigen Schutzniveaus für alle europäischen Be-schäftigten im Hinblick auf die unterschiedlichen Muskel-Skelett-Erkran-kungen. Eine Verbesserung der gegenwärtigen Rechtsvorschriften zur Ge-währleistung einer ausreichenden Vorbeugung gegen alle Arten vonMuskel-Skelett-Erkrankungentut Not.

Zweitens sollten diese Erkran-kungen in die nationalen Li-sten anerkannter Berufs-krankheiten aufgenommenwerden, damit Betroffene ei-nen Anspruch auf Entschädi-gung haben und um genaueDaten über Muskel-Skelett-Er-krankungen in der Europäi-schen Union nennen zu kön-nen. Drittens sollte CENunverzüglich ergonomischeNormen entwickeln, um dieKonstruktion von Arbeitsgerä-ten zu verbessern.

GLAUBEN SIE, DASS EINE NEUE RICHTLINIE FÜR DIEVERBESSERTE PRÄVENTION ARBEITSBEDINGTER MUSKEL-SKELETT-ERKRANKUNGEN HILFREICH WÄRE?

Wenn wir Überlegungen anstellen, ob mehr Rechtsvorschriften erforderlichsind, sollten wir zunächst prüfen, ob die vorhandenen eine ausreichendeVorbeugung gegen alle Muskel-Skelett-Erkrankungen vorsehen. Die einzi-ge Richtlinie, die sich direkt dem Problem von Muskel-Skelett-Erkrankun-gen widmet, ist die Richtlinie über die manuelle Handhabung von Lastenund möglicherweise daraus resultierende Rückenverletzungen. Jedoch istdie Zahl arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen groß. Erkrankun-gen der oberen Gliedmaßen, wie Karpaltunnelsyndrom und Sehnenent-

Unser Hauptanliegen an die

Einrichtungen der Europäischen

Union ist die Schaffung eines

gleichwertigen Schutzniveaus für

alle europäischen Beschäftigten

im Hinblick auf die

unterschiedlichen Muskel-Skelett-

Erkrankungen.

Page 23: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

zündung, fallen weder unter die Richtlinie über die manuelle Handhabungvon Lasten noch unter die Richtlinie über die Arbeit an Bildschirmgeräten.Der Schwerpunkt letzterer liegt eher auf Augenüberanstrengung durchComputerarbeit. Nur die Rahmenrichtlinie enthält eine allgemeine Ver-pflichtung der Arbeitgeber, die Arbeit dem Menschen anzupassen, umeintönige Arbeiten zu erleichtern, ohne jedoch diese Bestimmungen zupräzisieren. Dennoch hat sich der europäische gesetzgeberische Ansatz zurBekämpfung berufsbedingter Gesundheitsprobleme bisher darauf konzen-triert, die Risikofaktoren am Arbeitsplatz zu kontrollieren. Im Fall von Er-krankungen der oberen Gliedmaßen werden nicht alle Faktoren in der Rah-menrichtlinie behandelt. Sich verstärkende Faktoren, wie anstrengendeArbeitshaltung und Kraftintensität, werden zum Beispiel nicht genannt.

Außerdem gibt es weder einen Hinweis auf die spezifischen gesundheitli-chen Auswirkungen von Erkrankungen der oberen Gliedmaßen noch eineexplizite Bezugnahme auf die Risikobewertung. Es sind spezifische Min-destvorschriften erforderlich.

Die Rahmenrichtlinie wurde schließlich vor 11 Jahren verabschiedet, als epi-demiologische Daten über Prävalenzraten sowie wissenschaftliche Er-kenntnisse über die Vermeidbarkeit der meisten arbeitsbedingten Erkran-kungen der oberen Gliedmaßen rar waren. Dem jüngsten Bericht derEuropäischen Agentur über Nackenbeschwerden und Erkrankungen deroberen Gliedmaßen zufolge gibt es innerhalb der EU-Mitgliedstaaten be-deutende Hinweise darauf, dass diese Erkrankungen ein erhebliches Pro-blem darstellen und wahrscheinlich zunehmen werden, da die Beschäftig-ten den entsprechenden arbeitsplatzbezogenen Risikofaktoren verstärktausgesetzt sein werden.

Wir sollten nicht warten, bis umfassende und vergleichbare epidemiologi-sche Daten über den Zusammenhang zwischen Arbeitsplatz und Muskel-Skelett-Erkrankungen vorliegen, um Präventionsstrategien zu entwerfen.Wenn wir das vorhandene Wissen über Muskel-Skelett-Erkrankungen mitall seinen Einschränkungen nutzen könnten, hätte dies enorme Auswir-kungen auf die Gesundheit der europäischen Beschäftigten. Ein Beispiel solldies veranschaulichen: Man schätzt, dass Millionen europäischer Beschäf-

tigte bereits Krebs haben oder im Laufe der nächsten 30 Jahre an Krebs er-kranken werden, bevor sich die Folgen des Asbestverbots in Europa be-merkbar machen.

Es ist offensichtlich, dass Erkrankungen der oberen Gliedmaßen ein immergrößeres Problem darstellen, das nicht ausreichend von den bestehendenVorschriften abgedeckt wird. Daher sind gesetzliche Bestimmungen für alleRisiken im Zusammenhang mit Muskel-Skelett-Erkrankungen erforderlich.Dies erfordert nicht unbedingt eine neue Richtlinie. Eine Änderung derRichtlinie über die manuelle Handhabung von Lasten, um ihren Geltungs-bereich zu erweitern und sie qualitativ zu verbessern, könnte eine Alterna-tive sein.

Gesetzgeberische Maßnahmen sind nicht das Endziel, aber immer der er-ste Schritt zur Prävention. Wenn ausreichende Rechtsvorschriften durchge-setzt sind, dann werden die benötigten Begleitmaßnahmen effizienter grei-fen.

BRAUCHEN WIR WEITERE NEUE INITIATIVEN?

Mit Sicherheit gibt es einen Mangel an harmonisierten wissenschaftlichenWerkzeugen zur Bewertung des Risikos von Muskel-Skelett-Erkrankungensowie an den entsprechenden Diagnosekriterien. Die Kommission sollteLeitlinien veröffentlichen, um die Risikobewertungsmethoden europaweitzu harmonisieren und so vergleichbare Daten über die Risikofaktoren fürMuskel-Skelett-Erkrankungen zu erhalten.

Ebenso ist ein wissenschaftliches Konsensdokument über die Kriterien er-forderlich, die der Evaluation von Muskel-Skelett-Erkrankungen zugrundeliegen. Selbst wenn ein Land Muskel-Skelett-Erkrankungen in seine Listeanerkannter Berufskrankheiten aufgenommen hat, sind sie unter Umstän-den doch nicht diagnostizierbar, da die diagnostischen Kenntnisse fehlen.

Doch wir dürfen nicht vergessen, dass all dies unterstützende Maßnahmensind, die eine Umsetzung von Rechtsvorschriften erleichtern. Das erste Zielist eine ausreichende Gesetzgebung auf diesem Gebiet.

Der Europäische Gewerkschaftsbund* (EGB) hat1997 beschlossen, eine europaweite Kampagneüber Muskel-Skelett-Erkrankungen ins Leben zu ru-fen.

Gedacht war an eine Sensibilisierungskampagnemit dem Schwerpunkt auf der Vorbeugung arbeits-bedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen, die sichan Beschäftigte, Gewerkschaftsvertreter, Arbeitge-ber, Arbeitsaufsicht, Arbeitsmediziner, Ergonomen,öffentliche Behörden, Maschinen- und Gerätekon-strukteure sowie EU-Institutionen richtet.

Die Kampagne verfolgt vor allem folgende Ziele:

• eine Verbesserung der europäischenRechtsvorschriften, um alle Arten von Muskel-Skelett-Erkrankungen zu erfassen;

• eine Änderung der europäischen Liste vonBerufskrankheiten, um alle Arten von Muskel-Skelett-Erkrankungen darin aufzunehmen;

• ein stärkeres Mitspracherecht derBeschäftigten und ihrer Vertreter bei der Ar-beitsorganisation;

• Anerkennung arbeitsbedingter Verletzungenund eine gerechte Entschädigung und Rehabil-itation für alle unter Muskel-Skelett-Erkrankungen leidenden Beschäftigten;

• Entwicklung ergonomischer Normen zurVerbesserung der Konstruktion von Arbeits-geräten.

Auf europäischer Ebene sind folgende Aktivitätenim Rahmen der Kampagne geplant:

• Publikationen, wie beispielsweise Europe un-der Strain (Europas Muskeln sind zum Zer-reißen gespannt) und ein Sonderbericht imTGB-Newsletter;

• Untersuchung der Gewerkschaften überMuskel-Skelett-Erkrankungen in ganz Europa,um Informationen über Rechtsvorschriften,Statistiken, aktuelle Probleme, Entschädigun-gen und Gewerkschaftsaktivitäten zusammen-zutragen;

• Plakat, auf dem Material, Aktivitäten und Zieledes TGB erläutert werden;

• Regionalseminare in Wien, Madrid, Amster-dam und Bilbao.

Zu den Aktivitäten der Kampagne auf nationalerEbene gehören Schulungen, Publikationen, die Ent-wicklung innovativer Werkzeuge, Werkzeuge derRisikobewertung und sektororientierte Aktivitäten.

Die Kampagne zu Muskel-Skelett-Erkrankungendauert an. Im Anschluss an die Europäische Wochesoll eine Untersuchung durchgeführt werden, umihre Auswirkungen auf nationaler Ebene zu verfol-gen und so künftige Initiativen festzulegen.

* Dem 1973 gegründeten Europäischen Gewerkschafts-bund (EGB) gehören 68 nationale gewerkschaftliche Da-chorganisationen aus 33 Ländern und 12 europäischeZusammenschlüsse von Branchengewerkschaften mitinsgesamt 60 Millionen Mitgliedern an. Ziel des EGB ist es, auf die Europäische Union durch di-rekte Eingaben an die EU-Institutionen, wie Kommission,Parlament und Rat, Einfluss zu nehmen. Er gewährleistetferner eine Beteiligung der Gewerkschaften an verschie-denen Beratungsgremien.Das Europäische Technikbüro der Gewerkschaften fürGesundheit und Sicherheit (TUTB) wurde 1989 vom EGBgegründet, um hohe Gesundheits- und Sicherheitsstan-dards in den europäischen Arbeitsstätten zu fördern. Das TUTB überwacht die Gestaltung, nationale Übernah-me und Umsetzung europäischer Rechtsvorschriften undsteht den europäischen Institutionen, die sich mit demArbeitsumfeld befassen, mit Fachwissen zur Verfügung.Weitere Informationen siehe: Sonderteil: Muskel-Skelett-Erkrankungen in Europa,TGB-Newsletter Nr. 11-12, Juni 1999, 56 SeitenEurope under strain, a report on trade union initiatives tocombat workplace MSD, Rory O’Neill, TGB: Brüssel 1999,128 SeitenIntegrating gender in ergonomic analysis: strategies fortransforming women’s work, Karen Messing, TGB: Brüs-sel, 1999, 192 SeitenWeitere Einzelheiten unterhttp://www.etuc.org/tutb/uk/msd.html

GEWERKSCHAFTSMAßNAHMEN ZU MSE

Page 24: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

23E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Weitere Forschungsarbeiten müssen auch durchgeführt werden, um dieWirksamkeit von Maßnahmen am Arbeitsplatz und die Folgen neuer Or-ganisationsformen für die Gesundheit der Arbeitnehmer zu untersuchen.

Darüber hinaus hat die Kommission eine europäische Liste von Berufs-krankheiten veröffentlicht, wo unter den durch physische Faktoren verur-sachten Erkrankungen einige Muskel-Skelett-Erkrankungen in den allge-meinen Kategorien erfasst sind. Doch ist dies nur eine Empfehlung an dieMitgliedstaaten, und nicht alle haben diese Krankheiten in ihre vorge-schriebene Liste aufgenommen. In der Tat erkennen die meisten Länder nursehr wenige Muskel-Skelett-Erkrankungen als Berufskrankheit an, undwenn dies nicht der Fall ist, müssen der geschädigte Arbeitnehmer und dieGewerkschaft den Beweis erbringen, dass es einen Kausalzusammenhangzwischen Arbeit und Erkrankung gibt. Wir müssen an dieser Stelle betonen,dass die Verfahren und Voraussetzungen für einen Anspruch auf Entschä-digung in den einzelnen Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich sind.

Wir glauben, dass eine Rehabilitation, Anerkennung und Entschädigung imFall von Muskel-Skelett-Erkrankungen europaweit ein garantiertes und har-monisiertes Recht sein sollte.

Vor diesem Hintergrund sollte die Kommission den Empfehlungen der Eu-rostat-Pilotstudie über Berufskrankheiten in Europa in Bezug auf eine Ver-gleichbarkeit der Daten folgen, denenzufolge Muskel-Skelett-Erkrankun-gen unterschiedlich kodiert, getrennte Kategorien für dasKarpaltunnelsyndrom geschaffen und eindeutige Kriterien für eine Auf-nahme in die allgemeinen Kategorien definiert werden sollten.

In Anbetracht der neuen epidemiologischen Fakten sollte die Kommissionauch die Liste der Berufskrankheiten überarbeiten und mehr Arten vonMuskel-Skelett-Erkrankungen darin aufnehmen.

In den letzten Jahren haben die wissenschaftlichen Erkenntnisse über denZusammenhang von Arbeit und Muskel-Skelett-Erkrankungen zugenom-men. Die Zahl der Betroffenen ist gewaltig. Werden Muskel-Skelett-Erkran-kungen nicht frühzeitig diagnostiziert, wird sich der Zustand der betroffe-nen Beschäftigten in Europa verschlechtern. Das macht eineSekundärprävention schwierig und in einigen Fällen eine Rehabilitation un-möglich. Es ist folglich von großer Bedeutung, dass alle Arten von Muskel-Skelett-Erkrankungen in allen Mitgliedstaaten als Berufskrankheit aner-kannt werden.

Außerdem basieren die Präventionsstrategien in Europa heutzutage immermehr auf Zahlenmaterial (Daten über Gesundheitsschutz am Arbeitsplatzoder Arbeitsunfälle), obwohl dieser Ansatz reaktiv ist.

Dennoch ist es wichtig, dass Muskel-Skelett-Erkrankungen diagnostiziertund anerkannt werden, um ein deutliches und wirklichkeitsgetreues Bild inBezug auf die durch Muskel-Skelett-Erkrankungen verursachten Todesfälleunter den europäischen Beschäftigten zu vermitteln.

*Theoni Koukoulaki ist Ergonomin und Forscherin beim Europäischen Tech-nikbüro der Gewerkschaften für Gesundheit und Sicherheit. Sie gehört alsArbeitnehmervertreterin der Ad-hoc-Gruppe zu Muskel-Skelett-Erkrankun-gen des Beratenden Ausschusses für Sicherheit, Arbeitshygiene und Ge-sundheitsschutz am Arbeitsplatz an.

Page 25: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Beispielsweise haben wir inzwischen erkannt, dass Zeitfaktoren im Rahmendes Arbeitsumfelds in den Präventionsstrategien nicht ausreichend berück-sichtigt wurden. Die angestrebten Ziele wurden oft durch andere im Un-ternehmen verfolgte Ziele untergraben, insbesondere durch den Wunsch,die Produktivität durch Kostensenkung zu steigern. Doch eine Kürzung derfür jede einzelne Bewegung benötigten Zeit durch eine Verringerung desGreifabstands schafft neue Zwänge für den betreffenden Beschäftigten,die durch eine größere Bewegungsdichte und weniger zeitlichen Spielraumgekennzeichnet sind.

Tatsache ist, dass sich eine Analyse der Überbeanspruchung durch eine be-stimmte Bewegung nicht auf ihre biomechanischen Komponenten redu-zieren lässt. Eine Bewegung ist weit mehr als ein einfacher muskulärer Vor-gang. Wenn ein Beschäftigter eine Bewegung ausführt, ist dieseBewegung immer in eine auf ein Ziel ausgerichtete Handlung integriert. Sieist ein Vektor der vom Betreffenden entwickelten Aktionsstrategien unddazu gedacht, die Effektivität zu steigern.

Muskel-Skelett-Erkrankungen sind folglich symptomatisch für die Unfähig-keit des Beschäftigten, zu dieser Effektivität beizutragen. Bei der Suchenach der Ursache dieser Unfähigkeit sollten wir mit Sicherheit die Kon-struktion der Arbeitsmittel, aber unbedingt auch die organisatorischen Res-sourcen untersuchen, die dem Betreffenden zur Verfügung stehen.

DURCH ORGANISATORISCHEN WANDEL BEDINGTERISIKOFAKTOREN

In Frankreich haben Arbeitsmediziner vor ungefähr 10 Jahren erstmals eineWechselbeziehung zwischen der Art und Weise, wie Arbeitnehmer dieSymptome periartikulärer Verletzungen empfinden, und der Einführungqualitativer und/oder quantitativer Veränderungen ihrer Arbeitstätigkeitfestgestellt. Einige dieser Veränderungen (die Einführung einer schlankenProduktion, größerer Flexibilität usw.) haben die Beschäftigten allmählichihrer Freiheit beraubt, selbst über den Zeitpunkt ihrer Pausen zu bestim-men, das Arbeitstempo oder die Arbeitsmenge zu variieren und unabhän-gig von der Maschinengeschwindigkeit oder des Leistungsgrades eines an-deren oder mehrerer Kollegen zu arbeiten usw.; die Folge davon ist einZustand, der als „organisatorische Abhängigkeit“ bezeichnet wird.

In einer in Frankreich durchgeführten epidemiologischen Studie wurde her-ausgefunden, dass Menschen, die sich selbst als in hohem Maße abhängigeinstuften, (1,43 Mal) eher unter dem Karpaltunnelsyndrom litten als jene,die sich organisatorisch für weniger abhängig hielten. Diese erhöhte Wahr-scheinlichkeit ist sogar noch größer (3,56 Mal), wenn man zum VergleichBeschäftigte mit geringer organisatorischer Abhängigkeit heranzieht, dienicht von Just-in-Time-Arbeit oder Lean Management betroffen sind.

Der Zusammenhang zwischen organisatorischen Veränderungen, wie LeanManagement, und dem Auftreten von Muskel-Skelett-Erkrankungen ist sobestätigt worden. Tatsächlich ist nicht die schlanke Produktion an sich dieUrsache, sondern die vom Unternehmen für deren Einführung gewählteorganisatorische Lösung.

Stellt man beispielsweise von Fließbandarbeit auf selbständig arbeitendeTeams um, erhofft sich das Management davon eine weniger eintönige Ar-beit und mehr Flexibilität. Doch haben wir festgestellt, dass solche Verän-derungen keine Garantie für das Nichtvorhandensein von Muskel-Skelett-Erkrankungen sind und sogar ein Signal für deren Auftreten sein können.Warum?

Strategien zur Bekämpfung von Muskel-Skelett-Erkrankun-gen am Arbeitsplatz decken oft dysfunktionelle Bereiche in-nerhalb einer Organisation auf. Doch stellen solche Ansätzebei weitem keine Bedrohung, sondern in der Tat vielmehr

eine Chance für das Unternehmen dar, besser erkennen zu können,welche Ressourcen zur Erhöhung der Flexibilität benötigt werden.

Präventivmaßnahmen setzen eine korrekte Feststellung der Zusammen-hänge zwischen Muskel-Skelett-Erkrankungen und organisatorischen Fak-toren voraus. Dies wiederum bedeutet den Erwerb detaillierter Kenntnisseüber das Entstehen solcher Erkrankungen.

ORGANISATORISCHE HINDERNISSE

Die Rolle, die Kraftintensität, Gelenkstellung und repetitive Bewegungenspielen, ist für eine ätiologische Erklärung dieser Erkrankungen von ent-scheidender Bedeutung. Vielfach hat es sich jedoch als ungeeignet heraus-gestellt, einfach nur mechanische Hilfsmittel am Arbeitsplatz zu installierenoder die Bewegungen innerhalb biomechanisch vertretbarer Grenzen zu

halten: Die Muskel-Skelett-Er-krankungen verschwindenvielleicht an dieser Stelle, abernur, um andernorts wiederaufzutauchen. Solche Resul-tate müssen uns zu denkengeben und sind ein Grund,mehr über die Entstehungs-weisen dieser arbeitsbeding-ten Erkrankungen in Erfah-rung zu bringen.

FABRICE BOURGEOIS

Ergonomischer Berater, OMNIA, Amiens, Frankreich

E ine Frage der Organisation

Muskel-Skelett-

Erkrankungen verschwinden

vielleicht an dieser Stelle,

aber nur, um andernorts

wieder aufzutauchen.

Page 26: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

25E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Allmählich stimmt jeder zu, dass im Stehen zu arbeiten keine Verbesserungdarstellt. Es wird nun ein Versuch unternommen, zu einem Kompromissüber die zulässige Zahl von Sitzgelegenheiten an einem Fertigungsband zugelangen. Aber auch andere Vorkommnisse können den Zielen der Reor-ganisation zuwider laufen. Es wird immer üblicher, dass in den Lücken zwi-schen den Arbeitsplätzen Teile gelagert werden. Gespräche, die ja einGrundprinzip des Strebens nach Flexibilität sind, erweisen sich als schwie-rig.

Aber was ist das für eine Flexibilität? Eine Analyse der Arbeit zeigt, dass die-se wenigen Teile dazu beitragen, den Rhythmus zu steuern und der Lan-genweile der Arbeit entgegenzuwirken. Einige im Voraus montierte Einhei-ten versetzen den Arbeiter in die Lage, sein Arbeitstempo zu variieren undsich einen Augenblick zu erholen. Sie bilden einen Pufferbestand, der Spiel-raum für Aktivitäten innerhalb der Gruppe verschafft, beispielsweise um ei-nem Kollegen zu helfen, um Informationen auszutauschen usw.

Muskel-Skelett-Erkrankungenentstehen, wenn diese Art or-ganisatorischer Abhängigkeitgegeben ist. Die Arbeiter sindimmer weniger in der Lage,ihre eigenen Ressourcen (ihreFähigkeiten, Kenntnisse,Kreativität usw.) zu nutzen,um über ihre Bewegungenselbst zu bestimmen. Eine Er-mittlung der Faktoren, die den Einzelnen stärker von organisatorischenZwängen abhängig machen, ist ein möglicher Präventionsansatz. Genauergesagt, der organisatorische Risikofaktor liegt eher im gewählten Anwen-dungsprinzip (z. B. Abschaffung von Pufferbeständen) als im Produktions-konzept (Lean Management) selbst. Auf diese Weise können wir feststel-len, wo Maßnahmen ergriffen werden müssen (die Möglichkeit, sich beider Arbeit hinzusetzen, das Anlegen kleiner Vorräte usw.) und wer darineinbezogen werden sollte (Konstrukteure, Instruktoren, Beschäftigte usw.).

PRÄVENTION VON MUSKEL-SKELETT-ERKRANKUNGEN UNDORGANISATORISCHE EFFIZIENZ

Auf Seiten des Managements gibt es auch Befürchtungen, dass dieBemühungen für eine Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen dieLeistung herabsetzen, als ob Muskel-Skelett-Erkrankungen gewisserwei-se der Preis dafür sind, dass man auf einem zunehmend wettbewerbso-rientierten Markt „seine Position behauptet“. Genau das Gegenteil istder Fall.

Muskel-Skelett-Erkrankungenzeigen Ursachen einer man-gelnden Produktivität auf, diedas Unternehmen so nichtfeststellen konnte oder nichtmit den Bedingungen, unterdenen die Arbeit verrichtetwird, in Zusammenhang ge-bracht hat. Ein besondererSchwerpunkt des Präventi-onsansatzes ist die Auf-deckung dieser Zusammen-hänge. So hat beispielsweiseder für die „Ausbein-Einheit“Verantwortliche bestritten, dass es einen Zusammenhang zwischen derBandgeschwindigkeit und dem Auftreten von Muskel-Skelett-Erkrankun-gen gibt. Eine Arbeitsanalyse ergab eine sehr hohe Bewegungsdichte, wasdie Beschäftigten dazu zwang, ihre Messer weniger oft zu schärfen, umZeit zu sparen. Da jedoch die Messer nun schlechter schnitten, musste mehrKraft aufgewendet werden und ging die Genauigkeit zurück. Der für dasBand Verantwortliche verstand plötzlich den Zusammenhang zwischen denBedingungen, unter denen die Arbeitsbewegungen durchgeführt werden,und der Effizienz, und erst jetzt erinnerte er sich an die hohe Ausschussra-te. Die Folgen dieser fehlenden Produktivität wurden bis zu jenem Zeit-punkt geheim gehalten.

Diese Beispiele zeigen deutlich das Risiko, das damit verbunden ist, wennman die Prävention von der Erreichung der Produktionsziele abtrennt.Präventionslösungen beinhalten also die Förderung organisatorischer Al-ternativen, die dank der Fähigkeiten, Kenntnisse und Arbeitsstrategien derBeschäftigten erzielten wirtschaftlichen Wert maximieren.

Weil man es nicht vermocht hat, den Beschäftigten den Bewegungsspiel-raum zu erhalten, den sie selbst am Fertigungsband zur Verfügung hatten.Dieses Argument möchten wir anhand eines Beispiels für Fließbandarbeitveranschaulichen.

DER PREIS DES FORTSCHRITTS

Ingenieure müssen strengeren Marktanforderungen gerecht werden,wenn sie die Einführung neuer Produktlinien und die Realisierung von Pro-duktivitätszuwächsen ermöglichen wollen. Eine Lösung für diese Probleme,die sich dank der Organisationstechnologie anbietet, ist das U-Band, das eserlaubt, die Zahl der Arbeiter der Nachfrage anzupassen. Wenn anderer-seits die Zahl der offenen Positionen aber unverändert bleibt, richtet sich dieZahl der Beschäftigten nach dem Auftragsvolumen. Jeder Beschäftigtekann daher gezwungen sein, zwischen zwei oder mehr Arbeitsplätzen hin-und herzuwechseln. Diese Taktik verlangt, dass die Beschäftigten vielseiti-ger sind und im Stehen arbeiten. Auf diese Weise sind auch die Bereiche,in denen sich die zu verarbeitenden Einzelteile befinden, näher, was platz-sparend ist, da die Arbeitsplätze so enger beieinander liegen. Das führtdazu, dass keine Pufferbestände mehr zwischen den Arbeitsplätzen ange-legt werden können.

Vom Standpunkt des Managements aus betrachtet, begünstigt dies ein ef-fizienteres Arbeiten und mehr Flexibilität bei der Zielerreichung, da das Vor-handensein unfertiger Erzeugnisse zwischen den Arbeitsplätzen oft als einFehler angesehen wird. Nachdem es eine Zeitlang durchaus üblich war, sozu arbeiten, gibt es inzwischen tendenziell, wie jeder weiß, wieder Sitzge-legenheiten. Das verstößt jedoch gegen ein Verbot des Managements undhat eine – im Allgemeinen unterdrückte – Konfliktsituation zur Folge: Ver-schlechterung der Arbeitgeber- Beschäftigten -Beziehungen, Fehlen vonArbeitszufriedenheit, Fluktuation, Fehlzeiten usw., zusätzlich zu den Be-schwerden und Berichten über Muskel-Skelett-Erkrankungen, die nicht we-niger häufig sind als zuvor. Die Effizienz des Fertigungsbandes ist somit ver-loren gegangen.

Muskel-Skelett-

Erkrankungen entstehen,

wenn organisatorische

Abhängigkeit gegeben ist.

Muskel-Skelett-

Erkrankungen zeigen

Ursachen einer mangelnden

Produktivität auf, die das

Unternehmen so nicht

feststellen konnte.

Page 27: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

Ein Topic Centre der Europäischen Agentur trägt dazu bei, dassaus verwertbaren Forschungsergebnissen bewährte Prakti-ken werden.

In den letzten Jahrzehnten wurde in außerordentlichem Umfang über dieUrsachen arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen geforscht, so dasswir heute über umfassende internationale Literatur zu diesem Thema ver-fügen. Zwar sind unsere Kenntnisse der an diesen Erkrankungen beteilig-ten biologischen Mechanismen nicht vollständig, doch konnte ein engerpositiver Zusammenhang zwischen dem Auftreten dieser Erkrankungenund arbeitsplatzbezogenen Risikofaktoren festgestellt werden.

Risikofaktoren, über die immer wieder berichtet wird, sind ermüdende Ar-beitshaltungen, kraftintensive Tätigkeiten, direkter mechanischer Druck aufdas Körpergewebe, Exposition gegenüber Vibrationen, eine kalte Arbeit-sumgebung, die Arbeitsorganisation und die Frage, wie der betreffende Ar-beitnehmer die Arbeitsorganisation empfindet (psychosoziale Faktoren). Je-doch ist unser Verständnis der Wechselbeziehungen zwischen diesenVariablen begrenzt, und immer noch lassen sich die Zusammenhänge, diefür den Risikograd bei unterschiedlicher Exposition gegenüber den arbeits-

platzbedingten Risikofakto-ren bezeichnend sind (d. h.das Verhältnis zwischen Expo-sition und Reaktion) nicht soohne weiteres ableiten. Des-sen ungeachtet sind wir je-doch in der Lage, auf derGrundlage unseres aktuellenKenntnisstandes festzustel-len, welche Beschäftigten ei-nem besonderen Risiko aus-gesetzt sind.

PRÄVENTIONSMODELLE

Aufgrund der unternommenen wissenschaftlichen Forschung haben meh-rere Behörden Modelle für die Bewertung und Vorbeugung von arbeitsbe-dingten Muskel-Skelett-Erkrankungen vorgeschlagen. Diese Modelle, diedie Anwendung ergonomischer Grundsätze bei der Lösung von Arbeits-platzproblemen beinhalten, umfassen folgende Schritte:

• Festlegen der Verantwortlichkeiten von Arbeitgebern undBeschäftigten und ein Engagement seitens des Managements, sichmit potenziellen arbeitsbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen au-seinanderzusetzen;

• erste Erhebungen zur Ermittlung potenzieller Problembereiche, wiebeispielsweise anhand häufiger Meldungen von Schmerzen bei spezi-fischen Berufsgruppen;

• Schulungsmaßnahmen, damit wichtige Mitarbeiter innerhalb des Un-ternehmens besser in der Lage sind, arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen zu bewerten und zu verhüten;

• Durchführung von Risikobewertungen auf der Grundlage der Bestim-mungen der maßgeblichen nationalen und europäischenRechtsvorschriften;

• Ermittlung geeigneter Maßnahmen zur Risikobeseitigung oder -min-derung und anschließende Umsetzung dieser Maßnahmen durch

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

PETER BUCKLE UND GEOFF DAVID

Topic Centre “Bewährte Praktiken im Bereich Sicherheit und

Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz - Muskel-Skelett-Erkrankungen”,

Robens Centre for Health Ergonomics, University of Surrey, UK

Aus Wissen wirdpraktischerSachverstand

Unsere derzeitigen Kenntnisse

reichen aus, um festzustellen,

welche Beschäftigte einem

besonderen Risiko ausgesetzt

sind.

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27E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Veränderungen am Arbeitsplatz in Zusammenarbeit mit den jeweili-gen Beschäftigten und anderen Betroffenen innerhalb des Un-ternehmens;

• Einführung einer Gesundheitsüberwachung, um eine frühzeitigeErkennung und Behandlung von Muskel-Skelett-Erkrankungen zugewährleisten;

• Entwicklung von Managementprogrammen im Bereich Gesundheits-förderung, um die betroffenen Beschäftigten zu einer Rückkehr undaktiven Teilnahme am Arbeitsleben zu bewegen;

• Überwachung der Prävalenz arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen sowie der Wirksamkeit der zu deren Vorbeugung un-ternommenen Maßnahmen;

• Entwicklung von Methoden der Arbeitsplatzgestaltung, um poten-zielle Probleme aufzudecken und zu verhindern, bevor neue Ar-beitsweisen und Arbeitsgeräte eingeführt werden.

RISIKOBEWERTUNG

Eine wichtige Stufe im oben erläuterten Modell ist der systematische Risi-kobewertungsansatz. Die Risikobewertung sollte auf der Anwendung er-gonomischer Grundsätze basieren, ein Ansatz, der vielen der bestehendenRichtlinien der Europäischen Union im Bereich Gesundheitsschutz und Si-cherheit (z. B. über die manuelle Handhabung von Lasten und die Arbeit anBildschirmgeräten) zugrunde liegt. Mit diesem Ansatz wird die Notwendig-keit anerkannt, das Arbeitssystem als eine Menge interagierender Elemen-te zu begreifen, wobei ein besonderer Akzent auf das Verhältnis zwischenden Bedürfnissen und Fähigkeiten der Beschäftigte (oder Gerätebenutzer)und den bei den jeweiligen Tätigkeiten an sie gestellten Anforderungen ge-legt wird.

Man hat eine Vielzahl von Verfahren entwickelt, um die Exposition der Be-schäftigte gegenüber den Risikofaktoren für Muskel-Skelett-Erkrankungenzu bewerten, von denen einige insbesondere dazu gedacht sind, von Prak-tikern am Arbeitsplatz angewandt zu werden (wie z. B. der Quick Exposu-re Check, Li und Buckle, 1998). Es müssen die Risikofaktoren im Zusam-menhang mit spezifischen Tätigkeiten und Aufgaben eines Berufesermittelt werden, und eine erhöhte Exposition gegenüber den Risikofakto-ren kann als Grundlage für die Festlegung von Aktionsschwerpunkten ver-wendet werden. Obwohl es wünschenswert ist, die Interaktion zwischenpotenziellen Risikofaktoren zu berücksichtigen, kann ihre getrennte Be-wertung sehr wohl einen wichtigen Hinweis auf mögliche Bereiche geben,in denen Risiken beseitigt oder gemindert werden könnten. Besonders ex-ponierte Beschäftigte sollten die erste Zielgruppe für eine Risikobeseitigungoder -minderung sein. Es hat sich gezeigt, dass ergonomische Maßnahmen

zur Verringerung des Auftretens arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkran-kungen wahrscheinlich besonders bei jenen Berufen wirksam sind, die inhohem Maße arbeitsbezogenen Risikofaktoren ausgesetzt sind (Hagbergund Wegman, 1987).

BEWÄHRTE PRAKTIKEN

Die Anwendung dieses Ansatzes auf die Bewertung und Verringerung derRisiken von Muskel-Skelett-Erkrankungen in spezifischen Arbeitssituatio-nen wird hier anhand einer Reihe von Fallstudien verdeutlicht (siehe Kästenin diesem Magazin). Sie ermöglichen einen Einblick in die Methoden undLösungen, die an unterschiedlichsten Arbeitsplätzen zum Einsatz kamen,und sind Anregung und Ermutigung für jene, die Präventionsprogrammeanstoßen möchten. Man muss jedoch sehen, dass die befürworteten Lö-sungen nicht unbedingt auch in anderen Situationen wirksam sind, wo eineunterschiedliche Kombination von Arbeitsbedingungen, Aufgaben, Umge-

bungen und Geräten vorhan-den ist (d. h. unterschiedlicheArbeitssysteme). Maßnah-men dürfen nur nach einer sy-stematischen Risikobewer-tung für den jeweiligenArbeitsplatz ergriffen werden.

Westgaard und Winkel(1997) haben eine Reihe vonStudien über die Wirksamkeit

ergonomischer Maßnahmen untersucht. Sie kommen zu dem Schluss, dassfolgende Interventionsstrategien die besten Erfolgsaussichten haben:• „auf die Unternehmenskultur abzielende Aktionen mit einem starken

Engagement der Beteiligten bei Anwendung mehrerer Maßnahmenzur Verringerung der festgestellten Risikofaktoren;

• auf Veränderungen abzielende Aktionen, insbesondere solche, diesich auf exponierte Arbeitnehmer konzentrieren, bei Anwendung vonMaßnahmen, die den betreffenden Beschäftigten aktiv einbeziehen.”

Bei beiden Strategien geht es um die Erkennung und Beseitigung/Verrin-gerung der maßgeblichen Risikofaktoren, denen der/die Betreffende aus-gesetzt ist. „Folglich sollte die aktive Unterstützung und Einbeziehung desexponierten Beschäftigten und anderer Betroffener innerhalb des Unter-nehmens gewährleistet sein.”

Es herrscht weiterer Bedarf an Informationen über die Wirksamkeit der zurVerringerung der Erkrankungen innerhalb der Erwerbsbevölkerung ergrif-fenen Maßnahmen. Unternehmen, die Präventionsprogramme aufgelegthaben, sollten bereit sein, einige Maßnahmen zu dokumentieren, was diePrävalenz der Erkrankungen und die Produktivität vor und nach den einge-führten Veränderungen anbelangt. Man darf jedoch nicht vergessen, dasses die Beschäftigten innerhalb eines Unternehmens aus vielerlei praktischenGründen oft schwierig finden, solche Daten zu sammeln und zu analysie-ren.

Die Europäische Agentur hat eine Informationsquelle für Praktiker und ins-besondere für Praktiker in KMU eingerichtet, die arbeitsbedingten Muskel-Skelett-Erkrankungen vorbeugen möchten. Es ist dies “Praktische Lösun-gen - Muskel-Skelett-Erkrankungen”, die detaillierte Informationen überdie Risikobewertung und zusätzliche Fallstudien bereithält. Sie finden sieüber die Websites der Europäischen Agentur unter folgender Adresse:http://europe.osha.eu.int/good_practice/risks/msd/.

LITERATUR:

1 Li, G. und Buckle, P. (1998)A practical method for the assessment of work-related musculoskeletal risks – QuickExposure Check (QEC) Proceedings fo the Human Factors and Ergonomics Society 42nd Annual Meeting 5.-9. Oktober, Chicago, Illinois, Bd. 2, S. 1351-1355

2 Hagberg, M. und Wegman, D.H. (1987)Prevalence rates and odds ratios of shoulder-neck diseases in different occupationalgroups. British Journal of Industrial Medicine, B. 44, S. 602-610

3 Westgaard, R.H. und Winkel, J. (1997)Ergonomic intervention research for improved musculoskeletal health: a criticalreviewInternational Journal of Industrial Ergonomics, Bd. 20, S. 463-500

Maßnahmen dürfen nur nach

einer systematischen

Risikobewertung ergriffen

werden.

Page 29: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

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V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Die größten Gefahrenfaktoren in der KFZ-Industrie sind die Lageder zu bearbeitenden Teile und die Bewegungsfrequenzen, so Fu-jão, der an dem Projekt mitarbeitete. Ungünstige Arbeitshaltungenbei der Ausführung bestimmter Tätigkeiten in Verbindung mit gleich-zeitigem hohem Kraftaufwand tragen dazu bei, dass Beschäftigtefür Muskel-Skelett-Erkrankungen anfällig werden. Es bestehe keinZweifel daran, dass die oberen Gliedmaße der besondere Problem-bereich sind, so Fujão.

Die in dem Werk erdachten und bereits angewandten Lösungen be-inhalten auch organisatorische Maßnahmen wie etwa ein Rotati-onssystem. Auch wurden Vorrichtungen für die Handhabung ent-worfen, um die Anlagen der Produktionskette benutzerfreundlicherzu gestalten. Darüber hinaus wurden Dämpfungsmatten gegen Er-müdung und Stoßschutzhandschuhe verwendet.

Das begonnene proaktive Management zur Prävention von MSE indem Werk setzt seine Bemühungen durch die Teilnahme des Un-ternehmens an einer Ergonomie-Initiative zur Verbesserung vonelektrischen Handwerkzeugen fort. Im Rahmen ihrer Tätigkeiten zurEuropäischen Woche kofinanziert die Europäische Agentur die Ent-wicklung von Präventionsrichtlinien ausgehend von den Erfahrun-gen bei Autoeuropa.

Wenn Sie weitere Informationen erhalten möchten, wenden Sie sichan: Carlos Fujao, E-Mail: [email protected]

MESSERSCHARFELÖSUNGEN IN DERFLEISCHINDUSTRIE

Ein von der Europäischen Woche kofinanziertes Projekt setzt sichmit MSE in der Fleisch verarbeitenden Industrie auseinander.

Die Fleisch verarbeitende Industrie weist eine hohe Unfallrate aufund Jahr für Jahr unternimmt einer von fünf Beschäftigten rechtlicheSchritte infolge seines Arbeitsunfalls. In dieser Branche ist in der Tatein alarmierender Anstieg von arbeitsbedingten Erkrankungen, ins-besondere MSE, zu verzeichnen.

In Frankreich spielt die Krankenkasse für die Landwirtschaft (Mu-tualité sociale agricole - MSA) eine Schlüsselrolle bei einer von derstaatlichen Krankenkasse (Caisse nationale de l’assurance maladie– CNAM) ins Leben gerufenen Initiative. Diese zielt auf die Sektorender Fleisch verarbeitenden Industrie ab, die unter Einbeziehung derArbeitgeberverbände, der Gewerkschaften und staatlichen Behör-den einen partizipativen, präventiven Ansatz in Bezug auf MSE ver-folgen.

Die Initiative mit dem Titel „Ein Messer, das schneidet“ thematisiertdas Messer als das am meisten in dieser Branche verwendeteWerkzeug, das häufig in sich wiederholenden, rhythmischen Bewe-gungen unter kalten, feuchten und geräuschvollen Bedingungenzum Einsatz kommt. Derartige Arbeitsbedingungen erhöhen dieHäufigkeit von MSE, die durch schlecht schneidende Messer nochweiter erhöht wird.

Die für das Schärfen und Schleifen von Werkzeugen aufgewendeteZeit wird häufig nicht als Teil des Arbeitsprozesses oder gar als Teilder Arbeitszeit erachtet. Darüber hinaus wissen die Beschäftigtenmanchmal nicht, wie ihre Werkzeuge ordnungsgemäß zu schärfensind, was zu Überbelastung und Ermüdung führt. Wird das Schnei-den mit einem Messer zunehmend schwerer, dauert die Erledin-gung einer Arbeit umso länger, was dazu führt, dass noch wenigerZeit zum Schärfen des Werkzeugs bleibt. Das mögliche Ergebnisdieses Teufelskreises sind Muskel-Skelett-Erkrankungen.

Die neue Initiative zur Prävention von MSE geht von der Unterstüt-zung von Präventionsexperten/-innen und Ausbildern/-innen aus.Sie erfordert eine in einem Unternehmen eingerichtete Projektgrup-pe, die die Arbeitsumgebung untersucht, und zwar insbesondere in

DER WEGWEISEREINER KFZ-FIRMA ZUR

PRÄVENTIONEin von der Europäischen Woche kofinanziertes Projekt trägt zumRückgang von MSE in der KFZ-Industrie bei.

Autoeuropa, Automóveis Lda., ein Volkswagen-Werk in Portugal batErgonomie-Experten um Ratschläge zur Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen bei den Beschäftigten der Firma.

Das Unternehmen wollte alle Risikofaktoren in seiner Produktions-kette überwachen sowie der Entstehung von arbeitsbedingten MSEvon Anfang an vorbeugen, und zwar schon bei der Planung der Ar-beitsschritte durch die Abteilung für die Planung des Herstellungsa-blaufs.

Man wusste, dass einige Arbeiten, mehr als andere, mit größererWahrscheinlichkeit zu Muskel-Skelett-Erkrankungen beitragen bzw.diese verursachen können; dazu gehören Tätigkeiten, die einen ho-hen Kraftaufwand erfordern, Bewegungswiederholungen, ungünsti-ge Arbeitshaltung oder Gefährdung durch Vibrationen.

Carlos Fujão, Ergonom bei Autoeuropa, berichtet, dass das Unter-nehmen einen proaktiven Ansatz wählte und ein präzises Hilfsmittelnicht nur zur Erkennung ergonomischer Gefahren sondern auch zurVerringerung dieser Gefahren zur Hand haben wollte, um ein ge-sünderes Arbeitsumfeld zu schaffen.

1998 wurde für die Tätigkeiten bei Autoeuropa eine Risikobewer-tung durchgeführt, an der die Ergonomieabteilung der Fakultät fürErgonomie (Faculdade de Motricidade Humana) aus Lissabon be-teiligt war. Zwei erfahrene Ergonomiespezialisten, ein Assistent undein Student arbeiteten an dem Projekt.

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29E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d -h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Bezug auf die Pflege der Messer, die Hygienebedingungen, die La-gerung, den Transport und die Arbeitsbedingungen. Ausgehend vondieser Untersuchung wird ein Plan erstellt.

Zur Umsetzung des Plans gehört ein Kurs, in dem gezeigt wird, wieWerkzeuge zu schärfen sind. Besonders ausgewählte Beschäftigtedes Unternehmens besuchen einen dreitägigen Kurs, nach dessenAbsolvierung sie wiederum ihre Kollegen/-innen unterweisen kön-nen. Bei diesem Kurs werden den Beschäftigten mit einem elektro-nischen Mikroskop aufgenommene Fotos verschiedener Verletzun-gen gezeigt, die bei der Benutzung eines Messer auftreten könnenund gewöhnlich mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind. Es wirdgezeigt, welche nachteilige Auswirkungen ein schlecht gepflegtesMesser auf den Körper haben kann.

Im Rahmen der Initiative kommen auch verschiedene Fragen in Be-zug auf die Arbeitsorganisation, das Management, den Arbeitspro-zess, die Produktqualität und die Arbeitsbedingungen zur Sprache.Im Plan ist die Möglichkeit für Diskussionen im Rahmen von Ar-beitsgruppen vorgesehen, um den Unternehmen die Entwicklungvon praktischen Ideen zur Beseitigung von Arbeitsbedingungen zuerleichtern, die MSE verursachen können.

Wenn Sie weitere Informationen erhalten möchten, wenden Sie sichan: Daniel Lavallee, Caisse Centrale de Mutualité Sociale Agricole,E-Mail: [email protected]

INTEGRIERTERARBEITS- UND

GESUNDHEITSSCHUTZIM EINZELHANDEL

Muskel-Skelett-Erkrankungen können ohne weiteres im Lebensmit-teleinzelhandel auftreten, und zwar sowohl bei Lagerarbeiten, beimWarentransport als auch im Verkauf.

Beispielsweise können MSE bedingt durch das Gewicht und dieGröße von Kisten und Kartons, die Art der Verpackung oder dieHöhe von Paletten insbesondere bei der Lagerhaltung und im Ver-trieb auftreten; im Geschäft kann ein ergonomisch ungünstiges De-sign der Arbeitsplätze von Kassierer/innen zu MSE führen.

Laut Joachim Larisch (BIPS), einem der Verfasser einer For-schungsstudie* zu Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeits-platz im Lebensmitteleinzelhandel, die u.a. von der Bundesanstaltfür Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und REWE finanziert und wis-senschaftlich begleitet wurde, können organisatorische und techni-sche Veränderungen das Risiko von MSE senken.

Die REWE-Gruppe, die von Larisch als eine der bedeutendsten Ein-zelhandelsunternehmen der Welt bezeichnet wird, zählt weltweitetwa 230 000 Mitarbeiter; 180 000 davon arbeiten in Deutschland.Dort werden von etwa 30 Zentrallagern aus Waren in ungefähr9 500 Geschäfte geliefert.

REWE erstellte Anfang der 90er Jahre einen Plan zur Förderung derGesundheit am Arbeitsplatz. In Zusammenarbeit mit der Kranken-versicherung des Unternehmens wurden Gesundheitszirkel ge-gründet und arbeitsplatzorientierte Maßnahmen zur Verringerungvon MSE getroffen, so Larisch.

Ihm zufolge entwickelten die an den Gesundheitszirkeln teilneh-menden Mitarbeiter mehr als 470 Vorschläge zur Verbesserung derBedingungen von Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeits-platz. Fast 50% dieser Vorschläge wurden gebilligt. Mehr als 100Vorschläge betrafen die Arbeitsbedingungen in den Lagern, wo im-mer noch manuelle Tätigkeiten vorherrschen.

Aus Angaben der Krankenversicherung geht hervor, dass dieseMassnahmen dazu beigetragen haben, Fehlzeiten aufgrund vonMSE zu senken.

Nach Aussage von Larisch gab es zwischen 1995 und 1999 ar-beitsplatzorientierte Programme zur Verbesserung des manuellenUmgangs mit Waren. Diese Maßnahmen führten zu organisatori-schen und technischen Veränderungen in den Lagerhäusern.

Zusätzlich bestellte die REWE-Gruppe neue technische Anlagen,um das Hantieren mit den Waren in den Lagern zu erleichtern.

In Deutschland wurden mehr als 20.000 Arbeitsplätze von Kassie-rer/innen in 6.000 Standorten mit neuen Stühlen ausgerüstet, umMSE zu reduzieren. Darüber hinaus wurden die Arbeitsplätze vonKassierer/innen so umgestaltet, dass eine gesündere Arbeitsumge-bung geschaffen wurde.

Arbeitnehmervertreter/innen, Berufsgenossenschaften und staatli-che Stellen arbeiteten hier zusammen. Fehlzeiten aufgrund vonKrankheit sanken in der REWE-Gruppe zwischen 1994 und 1997von 4,9% auf 3,7%, Angaben der Krankenversicherungsgesell-schaft zeigen einen Rückgang von MSE nachdem Verbesserungenam Arbeitsplatz durchgeführt wurden. Man kann daher annehmen,dass diese Gesundheitsförderungsmassnahmen am Arbeitsplatzerheblich zu einem Rückgang von Fehlzeiten und Krankheit beige-tragen haben.

LITERATUR

Larisch, J./Bieber, D./Hien, W.: Qualitätsmanagement und integrierter Arbeits- undGesundheitsschutz im Lebensmittelhandel. Workshops und Zwischenberichte.(Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin - Fa. 47 -).Dortmund/Berlin, 1999 (Zusammenfassung auch in Englisch)

Bieber, D./Larisch, J./Moldaschl, M.: Ganzheitliche Problemanalyse und -lösung fürden betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz in einem Lager desLebensmittelhandels. (Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz - Fa.33 -). 2.Aufl., Dortmund, 1996 (Zusammenfassung auch in Englisch)

AUF DER SUCHE NACHLÖSUNGEN

Ein von der Europäischen Woche kofinanziertes Projekt befasst sichmit der Reduzierung der Risiken für Beschäftigte von Supermärk-ten.

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empfindlicher Einrichtungsgegenstände völlig unmöglich, diese ein-zusetzen.

Es kommt zu einem Anstieg von arbeitsbedingten Erkrankungenund Schädigungen durch wiederholte Belastung (RSI-Syndrom)aufgrund von häufigem, nicht gleichmäßig verteiltem Heben/Bewe-gen von schweren Möbeln und Einrichtungsgegenständen auf en-gem Raum.

1999 wurde in der schwedischen Gewerkschaft des Hotel- undGaststättengewerbes (HRF) eine Arbeitsgruppe gebildet, in dermehr als 20 Hotelreinigungskräfte vertreten sind und die sich ummögliche Lösungen für ihre Probleme bemüht. Der Bericht dieserArbeitsgruppe wurde nun veröffentlicht und in Arbeitsstätten verteilt,um der Diskussion bei den Verhandlungen über Lösungen eineGrundlage zu bieten.

Ein besonderes Ziel der Arbeitsgruppe war es aufzuzeigen, dasssolche Probleme überhaupt existieren. Das Management in der In-dustrie ist in seiner Mehrheit hierarchisch strukturiert; und weil die-ses Management-Modell die Arbeits- und Einstellungsbedingungendes Reinigungspersonals bestimmt, sollte, so die Arbeitsgruppe,das Management-Modell selbst Gegenstand von Veränderungensein.

Die Arbeitsgruppe bemühte sich intensiv darum, dass MSE aner-kannt werden, und machte folgende Vorschläge:

• Reinigung als Einzeltätigkeit sollte auf ein Mindestmaß be-schränkt werden, um das Heben von schweren Lasten einzu-schränken und die Gefahr von Angriffen oder Drohungen zu re-duzieren.

• Reinigungsarbeiten sollten mit anderen Tätigkeiten verbundenwerden, wie z.B.Empfangs-, Sitzungs- und Frühstücksdienst, Wa-renbestellung sowie Arbeitszeitplanung.

• Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zur Verbesserung desWohlbefindens der Arbeitnehmer sind vorzusehen. Diese Maß-nahmen könnten folgende Bereiche beinhalten: Reinigungstech-niken, Reinigungsqualität, Sprachen, Ergonomie, Arbeitsumfeld,Buchführung, IT und Technik.

• Es sollten auf lokaler Ebene mit jedem einzelnen Hotel Arbeits-vereinbarungen über die Höchstzahl der von einem Beschäftigtenzu reinigenden Hotelzimmer ausgehandelt werden. Grundlageder Verhandlungen sollten die Besonderheiten jedes einzelnenHotels sowie die von den Beschäftigten auszuführenden nicht mitder Reinigungstätigkeit zusammenhängenden Arbeiten darstel-len. Wurde eine Arbeit zufriedenstellend ausgeführt, ist die Ar-beitsschicht als abgeschlossen zu erachten. Überstunden oderZusatzarbeiten sollten mit Freizeit abgegolten werden anstatt sieauszuzahlen.

• Für die Reinigung außergewöhnlich schmutziger oder unhygieni-scher Hotelzimmer ist eine Spezialreinigungsfirma zu beauftra-gen.

Die Arbeitsgruppe hat sich selbst zum Ziel gesetzt, 2001 bei denjährlichen Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft und denBeschäftigten unter Beteiligung von Delegierten der ArbeitsgruppeVeränderungen zu erzielen.

Wenn Sie weitere Informationen erhalten möchten, wenden Sie sichan: Gerry Andersson, HRF (Gewerkschaft des Hotel- und Gaststät-tengewerbes) , E-Mail: [email protected]

Eine Analyse von arbeitsbedingten Unfällen beim Supermarkt Ero-ski in Bilbao zeigte, dass die meisten Unfälle Verletzungen des Mus-kel-Skelett-Apparats betrafen.

Den Angaben von Iñaki Gallastegui Zuazua des Supermarkts Ero-ski zufolge stellten die Sicherheitsexperten/-innen der Abteilung fürArbeitssicherheit des Unternehmens im Rahmen einer von ihnendurchgeführten Risikobewertung fest, dass die Beschäftigten in denFisch- und Obstabteilungen am meisten der Gefahr von MSE aus-gesetzt sind.

Bei der Risikobewertung wurde festgestellt, dass in beiden Abtei-lungen das Heben von schweren Gegenständen, eine ungünstigeArbeitshaltung sowie die Arbeitsumgebung die Faktoren sind, diedas Risiko von Muskel-Skelett-Erkrankungen erhöhen.

Am häufigsten treten im Supermarkt Rückenprobleme auf, aber eswurden von den Beschäftigten auch Erkrankungen der oberenGliedmaßen, wie etwa das Karpaltunnelsyndrom, gemeldet.

Aus Sicht des Unternehmens sind die Tätigkeiten, die das höchsteRisiko von MSE bedingen, solche im Zusammenhang mit dem Tra-gen bzw. Handhaben von schweren oder zu schweren Lasten, mitungünstigen Arbeitshaltungen wie Verdrehen der Wirbelsäule sowiemit Problemen aufgrund einer kalten und feuchten Arbeitsumge-bung.

Zu den festgestellten Problemen gehörten auch das ungünstigeVerhältnis zwischen der Gestaltung der Arbeitsplätze und der Kör-pergröße der Beschäftigten, die ungünstige Lage von Maschinenund Geräten sowie das Unbehagen der Beschäftigten, wenn siebeim Umgang mit Lasten in einer kalten und feuchten Arbeitsumge-bung nass werden.

Zur Lösung dieser Probleme begann man bei Eroski zunächst da-mit die Prävention von MSE ausdrücklich bei der Gestaltung neuerEinkaufszentren in den Mittelpunkt zu rücken. Zweitens wurde be-schlossen, die bereits in Betrieb befindlichen Supermärkte nach denGrundsätzen zur Prävention von MSE anzupassen.Angefangen beiden Plänen für Verkaufstresen bis zu den Auslageregalen und Gerä-ten sollte alles auf die Körpermaße der jeweiligen Mitarbeiter aus-gerichtet werden.

Darüber hinaus führte Eroski medizinische Untersuchungen seinerMitarbeiter sowie einen innovativen Rückenübungs- und Fitness-kurs für die durch die jeweilige Tätigkeit der Beschäftigten am mei-sten gefährdeten Muskelbereiche durch. Dieser Kurs umfasstetheoretische Übungen zur Physiologie von Muskeln und Knochenund bot besondere Übungen zur Kräftigung der Muskelbereiche an,die am stärksten bei den bei der Arbeit verrichteten Tätigkeiten be-ansprucht werden. Auf Anfrage wurde einzelnen Beschäftigten ge-zeigt, wie sie bestimmte Muskelbereiche kräftigen können. Schließ-lich stellte Eroski gedrucktes und audiovisuelles Material zurUnterstützung ihrer Initiativen zu MSE zur Verfügung.

Wenn Sie weitere Informationen erhalten möchten, wenden Sie sichan: Inaki Gallastegui Zuazua, E-Mail: [email protected]

GEFAHREN BEI DERRAUMPFLEGEBEISEITIGEN

Eine schwedische Gewerkschaft hat sich mit den Risiken vonMSE bei Reinigungskräften in Hotels befasst.

Bei der Reinigung von Hotels sind die Arbeitnehmer in besondererWeise gefordert. Einerseits arbeiten sie unter hohem Zeitdruck, an-dererseits bieten voll eingerichtete Hotelzimmer häufig äußerst we-nig Raum für die Reinigungsarbeiten. Daher müssen die Reini-gungskräfte oft in ungünstiger und ungesunder Haltung arbeiten,arbeitserleichternde Geräte können jedoch nur in begrenztemMaße eingesetzt werden oder es ist aus Platzmangel oder wegen

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RÜCKENPROBLEMEAM ARBEITSPLATZ –

DIE BRITISCHE „BACKIN WORK“-INITIATIVE

Die im März 1999 ins Leben gerufene Initiative für gesunde Arbeits-plätze ist eine gemeinsame Bemühung der Health and Safety Exe-cutive (HSE) des Vereinigten Königreichs sowie des Gesundheits-ministeriums für England und Wales.Diese Initiative wird von beidenSeiten als eine gute Möglichkeit betrachtet, gemeinsame Ziele zuerreichen, und zielt darauf ab, Gesundheitsfragen, einschließlichFragen der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes, zu allgemei-nen Themen der Geschäfts- und Behördenwelt zu machen. Es wirdfestgestellt, dass die Gesundheit der Beschäftigten eine zentraleFrage für das Management ist - man bemüht sich zu vermitteln,dass von einer Verbesserung der Gesundheit alle profitieren.

Im Rahmen der Initiative wurde mit Tausenden Arbeitsstätten Kon-takt aufgenommen, und sie wurden aufgefordert, ihr Interesse andem Programm zur Verbesserung der Produktivität, zur Senkungvon Fehlzeiten wegen Krankheit, zur Unfallprävention und zur Re-duzierung von Erkrankungen zu bekunden. Etwa 35 000 Unterneh-men, die geantwortet haben, erhalten nun regelmäßig Mitteilungs-blätter mit aktuellen Nachrichten über die jüngsten Initiativen fürgesündere Arbeitsplätze.

Eine solche Initiative ist „Back in Work“; es handelt sich hier um eineim März 1999 eingegangene Zusammenarbeit von HSE und Ge-sundheitsministerium im Rahmen der Initiative für gesunde Arbeits-plätze. Die Initiative unterstützt eine Reihe von Pilotprojekten für ge-sunde Arbeitsplätze hinsichtlich auftretender Rückenbelastungen.

Die jährlichen Kosten, die dem nationalen Gesundheitssystem desVereinigten Königreichs im Zusammenhang mit Rückenproblemenentstehen, werden auf 481 Mio. Pfund geschätzt; darunter fallenmehr als 12 Mio. Behandlungen durch Allgemeinmedizinern, 7 Mio.Behandlungen durch Krankengymnasten und 800 000 Kranken-haustage. Rückenprobleme stehen an erster Stelle der Gründe fürkrankheitsbedingte Fehlzeiten, die 1995 einen Verlust von etwa11 Millionen Arbeitstagen wegen MSE einschließlich Rücken-schmerzen verursachten.

Im Rahmen dieser britischen Initiative wurden 19 Pilotprojekte ge-nehmigt und finanziert. Die Pilotprojekte machen Beispiele guterPraktiken ausfindig, die Prävention, Beurteilung, Behandlung undWiedereingliederung berücksichtigen und fördern diese auch. Ein-gegangen wird auch auf Gefährdungsanalyse, Nachhaltigkeit undgesetzliche Vereinbarkeit. Die Pilotprojekte zeigen Beispiele guterPraktiken, demonstrieren Kreativität bei der Behandlung von The-men im Zusammenhang mit Rückenproblemen, fördern Partner-schaften und lokale Lösungen, bieten Modelle für andere und schaf-fen Bewusstsein über die Gründe von Rückenproblemen.

Bei einem Projekt werden die Beschäftigten bei der Behörde desLondoner Außenbezirks St.Helen mit Muskel-Skelett-Erkrankungeneinbezogen, denen ein Paket mit Kursen, Schmerzmanagementund Übungen angeboten wird, bei dem Entspannung, richtige Hal-tung und Übungstechniken vermittelt werden.

Bei einem zweiten Projekt geht es um die Entwicklung eines umfas-senden Programms für den Umgang mit Rückenproblemen, dasvon kleinen wie großen Organisationen und Unternehmen genutztwerden kann; ein weiteres Projekt zielt auf das Schaffen von Be-wusstsein sowie die Entwicklung von Kurs- und Risikobeurteilungs-programmen zur Lösung von Rückenproblemen in der Beklei-dungsindustrie ab.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des HSE:http://www.hse.gov.uk/

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RISIKOBEWERTUNG INVIER SCHRITTEN

Deutschland hat einen einfachen, benutzerfreundlichen Leitfadenund eine ebensolche Checkliste für Beschäftigte und Arbeitgeber/-innen zur Feststellung von MSE-Gefahren am Arbeitsplatz erstellt.

Dr. Hans-Jörg Windberg, wissenschaftlicher Leiter bei der Bundes-anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, sagt über die Veröf-fentlichung von 1997 mit dem Titel Leitfaden Sicherheit und Ge-sundheitsschutz bei der manuellen Handhabung von Lasten, dassfast jeder diesen Leitfaden in seiner Firma leicht nutzen könne.

Zu dem 46 Seiten umfassenden Leitfaden gehört auch eine viersei-tige Checkliste in vier Schritten.

Beim ersten der vier Schritte wird die Häufigkeit der Hebevorgängeund die Dauer eines Hebevorgangs beurteilt. Es wird gefragt, obeine Last weniger als 10-mal, bis zu 40-mal, 40- bis 200-mal, 200-bis 500-mal oder häufiger als 500-mal pro Schicht gehoben wird undweist eine entsprechende Anzahl von Punkten zu. Bei diesemSchritt wird auch beurteilt, wie lange ein Beschäftigter eine Last zutragen oder heben hat: weniger als 30 Minuten, 30 Minuten bis eineStunde, eine bis drei Stunden, drei bis fünf Stunden oder mehr alsfünf Stunden.

Beim zweiten Schritt werden die Lastgewichte beurteilt. Die Kate-gorien für Männer unterscheiden zwischen weniger als 10 kg, 10 bis20 kg, 20 bis 30 kg, 30 bis 40 kg oder mehr als 40 kg. Die Kategori-en für Frauen unterscheiden zwischen weniger als 5 kg, 5 bis 10 kg,10 bis 15 kg, 15 bis 25 kg oder mehr als 25 kg. Die Punkte werdenentsprechend dem Lastgewicht zugewiesen.

Beim dritten Schritt werden die Körperhaltungen beurteilt. Die Be-schäftigten wählten dabei die in verschiedenen Spalten dargestellteHaltung aus, die ihrer eigenen Arbeitshaltung am meisten ent-spricht. Die erste Spalte enthält die Haltung mit aufrechtem Ober-körper mit körpernaher Last oder Gehen weniger Schritte.Der zwei-ten Spalte entsprechen Arbeiten mit geringem Vorneigen desOberkörpers oder Tragen von Lasten über längere Strecken. In derdritten Spalte wird tiefes Beugen mit körperferner Last bzw. Lastüber Schulterhöhe beschrieben. Die vierte Spalte enthält weitesVorneigen mit gleichzeitigem Verdrehen des Oberkörpers mit kör-perferner Last oder Arbeiten im Knien. Die Punkte werden gemäßden Körperhaltungen zugewiesen, die der Tätigkeit am nächstenkommt.

Beim vierten Schritt werden die ergonomischen Bedingungen desArbeitsplatzes beurteilt. Die Bodenbedingungen, die Hebevorgängeund die Standsicherheit können gut sein, der Bewegungsraum kanneingeschränkt sein oder der Boden schlechte Bedingungen aufwei-sen.

Die Gesamtpunktzahl zeigt an, ob die Arbeit ein hohes oder niedri-ges Risiko für MSE für die Beschäftigten darstellt und ob dement-sprechend der Arbeitsplatz umzugestalten ist.

Exemplare dieses Leitfaden sind erhältlich bei: BAuA (Bundesan-stalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin), Friedrich Henkel Weg 1-25, D-44149 Dortmund

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Europäische Agentur fürSicherheit und Gesundheitsschutzam Arbeitsplatz

nen, oder auf spezifischen Projekten mit der Aufgabenstellung, Problemlö-sungen zu entwickeln, durchgeführt.

Um diese Kampagnen zu unterstützen, hat die Agentur Werbematerial inallen Sprachen der Gemeinschaft hergestellt (Poster, Broschüren, Postkar-ten und Fact Sheets) und eine Website zur Europäischen Woche 2000 un-ter folgender Adresse ins Netz gestellt: http://osha.eu.int/ew2000/. Fernerhat sie Informationsprojekte über spezifische Aspekte des Problems Mus-kel-Skelett-Erkrankungen, einschließlich arbeitsbedingter Nackenbe-schwerden und Erkrankungen der oberen Gliedmaßen, Erkrankungen imBereich der Lendenwirbelsäule und des RSI-Syndroms, durchgeführt undeine Datensammlung über bewährte Praktiken angelegt.

In der gesamten Union und darüber hinaus wurde eine starke Beteiligungan der Europäischen Woche gemeldet. Die Agentur hofft, dass daswährend der Woche geschärfte Bewusstsein für Muskel-Skelett-Erkran-kungen und Rückenschmerzen sowie die Förderung von Präventivmaß-nahmen dazu beitragen werden, die Belastung der Erwerbsbevölkerung inEuropa durch Muskel-Skelett-Erkrankungen zu mindern.

Werfen wir einen Blick über die Europäische Woche 2000 hinaus: Die durchdie Kampagne gesammelten Informationen werden auf der Website derAgentur „weiterleben“ und jenen als wertvolle Quelle für Referenzmateri-al dienen, die nach Informationen über dieses arbeitsbedingte Risiko undinsbesondere nach bewährten Praktiken suchen.

Ermutigt durch den Erfolg der drei vorangegangenen Europäischen Wo-chen für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz erhielt die Idee,die Europäische Agentur mit der Veranstaltung einer vierten Woche im Ok-tober 2000 zu beauftragen, breite Unterstützung von Europäischer Kom-mission, Europäischem Parlament und den 15 Mitgliedstaaten.

Der trilaterale Verwaltungsrat der Agentur, dem Vertreter der Sozialpartner,der einzelstaatlichen Behörden und der Europäischen Kommission an-gehören, fasste den Beschluss, die Kampagne schwerpunktmäßig derwichtigsten Einzelursache für ein Fernbleiben von der Arbeit zu widmen,nämlich den Muskel-Skelett-Erkrankungen. Das Europäische Parlament hatder Agentur zusätzliche Haushaltsmittel zur Kofinanzierung von Informati-ons- und Kommunikationsaktivitäten in den Mitgliedstaaten zugewiesen.

Mit diesen Gemeinschaftsmitteln sind vielfältigste Initiativen, von Buswer-bung in Irland bis zu einem interaktiven Fernsehprogramm in Finnland, un-terstützt worden. Das sind siebenunddreißig Projekte insgesamt (siehe Ka-sten), die alle darauf ausgerichtet sind, die Botschaft zu vermitteln, dassMuskel-Skelett-Erkrankungen verhütet werden können und müssen. UmIhnen einen Eindruck davon zu geben, was während der Europäischen Wo-che 2000 im Einzelnen geschah, wollen wir Ihnen in diesem Magazin eini-ges über diese kofinanzierten Projekte und andere nationale Aktivitäten be-richten. Und doch ist all dies nur ein kleiner Ausschnitt aus derEuropäischen Woche 2000.

Jeder Mitgliedstaat hat seine eigene Kampagne entsprechend den jeweili-gen nationalen Prioritäten und mit dem Akzent auf öffentlichkeitswirksa-men Aspekten, wie Konferenzen und Informationskampagnen über dieVorbeugung arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen im Allgemei-

GEMEINSAM GEGEN ARBEITSBEDINGTE MUSKEL-

SKELETT-ERKRANKUNGEN

„Muskel-Skelett-Erkrankungenstellen für die 150 MillionenArbeitnehmer in Europa ein ernstesProblem dar. Aber es gibt nicht nurschlechte Nachrichten. Überall inEuropa gibt es zahlreiche Beispielefür Organisationen undUnternehmen, ob kleine odergroße, die Wege gefunden haben,das Risiko, dass ihre MitarbeiterMuskel-Skelett-Erkrankungenentwickeln, zu verringern. Einzentrales Ziel der diesjährigenEuropäischen Woche fürGesundheitsschutz und Sicherheitam Arbeitsplatz besteht darin, dieFörderung präventiver Lösungenfür das Problem Muskel-Skelett-Erkrankungen an denArbeitsplätzen zu unterstützen“,Anna Diamantopoulou, Mitgliedder EU-Kommission(Beschäftigung und Soziales).

„Trotz der besorgniserregendhohen und immer nochsteigenden Zahl von Fällenkönnten arbeitsbedingteMuskel-Skelett-Erkrankungenzum großen Teil verhütetwerden, wenn Arbeitgeber undArbeitnehmer die bestehendenVorschriften über Sicherheitund Gesundheitsschutz sowiedie Anleitungen zu bewährtenPraktiken befolgen würden.Dies ist eine wichtige Botschaft,die die Europäische Wochevermitteln muss“, StephenHughes, Mitglied desEuropäischen Parlaments.

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gement der Risiken repetitiver Bewegungen der oberen Gliedmaßen) her-ausgegeben und verteilt, das neue Leitlinien enthält. Die von Daniela Co-lombini et al. verfassten Leitlinien sind leicht anzuwendende Methoden derRisikobewertung für Industrietechniker, wenn es um die Gestaltung oderUmgestaltung von Arbeitsplätzen zur Vorbeugung von Muskel-Skelett-Er-krankungen geht.

In seinem Vorwort zu diesen Leitlinien schreibt Prof. Antonio Grieco, dassdas Buch vor allem für die Männer und Frauen gedacht sei, „die die Zeitenund Verfahren, die der Durchführung der Arbeit in einem Produktionsbe-trieb zugrunde liegen, entwerfen, einführen, beaufsichtigen, bewerten undabändern, und die sich dabei auf ihre eigenen beruflichen Kenntnisse undErfahrungen stützen.”

Es wurde außerdem eine Broschüre mit Gesundheitsinformationen für Be-schäftigte, die repetitiven Bewegungen ausgesetzt sind, verteilt.

Im Oktober befasste sich eine zweitägige Tagung in Rom mit der Vorbeu-gung von Muskel-Skelett-Erkrankungen bei repetitiven Bewegungen, dermanuellen Handhabung von Lasten und dem Heben von Patienten in Kran-kenhäusern. Die Redner tauschten praktische Erfahrungen in der Risikobe-wertung, Prävention und Gesundheitserziehung aus. Auch hier wurden dasBuch und die Broschüre verteilt

In diesem Winter und im Frühjahr 2001 wird die EPM-Forschungsstelle(EPM - Ergonomia della Postura e del Movimento) neun Kurse von jeweilszwei Tagen für Betriebstechniker in verschiedenen Regionen Italiens, imNorden sowie im Süden, veranstalten. Die Kurse widmen sich der Vorbeu-gung arbeitsbedingter Erkrankungen der oberen Gliedmaßen, der Risiko-bewertung bei der manuellen Handhabung von Lasten und der Verhütungvon Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule.

Wegen weiterer Informationen wenden Sie sich bitte an: ISPESL, Diparti-mento Documentazione, Informazione e Formazione, Website:http://www.ispesl.it oder URL: http://it.osha.eu.int

ÖSTERREICHÖsterreich hat zwei Projekte, die von der Agentur im Rahmen der Europäi-schen Woche 2000 kofinanziert wurden.

„Clever sein mit Rück(en)wirkung“, unter der Schirmherrschaft der Allge-meinen Unfallversicherungsanstalt, soll für die Risiken von Muskel-Skelett-Erkrankungen sensibilisieren und dazu anregen, Maßnahmen zur Lösungdieses Problems zu ergreifen. Die Informationskampagne richtet sich ankleine und mittlere Unternehmen in Form von Broschüren, Plakaten und Vi-deos.

Das Projekt widmet sich Themen wie der manuellen Handhabung schwe-rer Lasten, dem RSI-Syndrom, einem gesundheitsfördernden Verhalten, Ar-beitsorganisation, Arbeitsprozessen sowie der Gestaltung gesundheitsver-träglicher Arbeitsplätze und enthält praktische Hilfen und Tipps.

Das zweite Projekt heißt InForm: Gute Haltungen und Bewegungen bei derArbeit. Muskel- und Skeletterkrankungen vorbeugen und wird von LIFE,dem Institut für Gesundheitsentwicklung und Human-ware sowie dem In-stitut für Gesundheit, Sicherheit und Ergonomie im Betrieb durchgeführt.Ziel dieses Projekts ist die Aufklärung eines breiten Personenkreises, insbe-sondere von Arbeitnehmern und Studenten, über Belastungen des Stütz-und Bewegungsapparats und potenzielle Beschwerden.

Die Kampagne umfasst ein Arbeitsbuch und ein Plakat. Eine Checkliste ver-setzt die Beschäftigten in die Lage, ihren eigenen Arbeitsplatz hinsichtlichdes Risikopotentials für den Stütz- und Bewegungsapparat zu bewerten.Mit enthalten ist ein Katalog bewährter Praktiken zur Vorbeugung vonMuskel-Skelett-Erkrankungen in Bezug auf die Arbeitsorganisation, die Ge-staltung der Arbeitsprozesse und -verfahren.

FRANKREICHEin praktischer Schulungskurs für Manager zum Thema Muskel-Skelett-Er-krankungen war eines der vier Projekte, die in Frankreich Mittel von derAgentur erhielten.

Jean Pierre Carrière, ein auf Gesundheitsschutz und Sicherheit spezialisier-ter Ingenieur bei der Caisse Régionale d’Assurance Maladie des Pays de laLoire (CRAM), sagt, dass die Zahl der Muskel-Skelett-Erkrankungen in denPays de la Loire in den vergangenen vier oder fünf Jahren drastisch zuge-nommen habe. „Wir müssen nun eine Lösung auf den Markt bringen, diein der Lage ist, die Ausbreitung dieser Erkrankungen zu stoppen und dieVorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen zu verbessern.“

CRAM bietet inzwischen Schulungskurse für Manager an, die befugt sind,Änderungen in Fabriken und anderen Arbeitsstätten vorzunehmen, damitdie Menschen gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen an ihrem Arbeitsplatzaktiv werden können. Der Schulungskurs umfasst sechs Tage, die über ei-nen Zeitraum von vier Monaten verteilt sind. An drei aufeinanderfolgendenTagen erhalten die Teilnehmer Informationen über Muskel-Skelett-Erkran-kungen und wird ihnen das durchzuführende Projekt erklärt. Dann kehrendie Teilnehmer an ihre Arbeitsplätze zurück, um das Gelernte in die Praxisumzusetzen.

Der vierte Schulungstag findet mehrere Wochen später statt; hier wird überdie bis dahin erzielten Fortschritte berichtet. An den letzten beiden Tagen,die wiederum einige Wochen danach stattfinden, wird das Projekt in seineendgültige Form gebracht. „Sie führen ein vorläufiges Projekt durch, kom-men zurück und diskutieren dieses Projekt mit uns. Wir verfolgen diesesModellprojekt bis zum Ende“, erläutert er.

Darüber hinaus findet 2001 eine Nachbereitung der Projekte der Teilneh-mer statt, um weitere Fortschritte zu bewerten und festzustellen, ob sichneue Perspektiven auftun oder ob Zielvorgaben erreicht wurden.

Herr Carrière sagt, dieser Kurs sei eine neue Idee, „Schulungskurse fürMenschen in den Fabriken durchzuführen, die in der Lage sind, die Präven-tion im Betrieb zu verbessern.“

Auf die Frage, ob es in Frankreich viele Manager gibt, die keine Schulungenüber Muskel-Skelett-Erkrankungen besucht hätten, erwidert er: „Ja, es sindviele in Frankreich. Sie sind über das Problem Muskel-Skelett-Erkrankungennicht informiert. Wir müssen mit den Managern reden und ihnen die Be-deutung dieser Erkrankungen bewusst machen.“

Der erste Kurs, an dem Teilnehmer aus der Metall-, Elektrizitäts- und Tele-kommunikationsbranche teilnahmen, fand von März bis Mai 2000 statt,wobei ein zweiter Kurs für den Zeitraum von Oktober bis Dezember 2000geplant war. Weitere drei Kurse sollen 2001 stattfinden.

Wegen weiterer Informationen wenden Sie sich bitte an: Frédéric Leonzi,Ministère de l´Emploi et de la Solidarité - Direction des Relations du TravailBureau CT 1-2, E-Mail: [email protected], Websites:http://www.travail.gouv.fr oder http://fr.osha.eu.int

ITALIENIn Italien fand am 20. September eine Konferenz in Modena zum Themaarbeitsbedingte Erkrankungen der oberen Gliedmaßen statt. Es wurdenvornehmlich Redner aus Unternehmen eingeladen, die Erfahrung in der Ri-sikobewertung, der Umgestaltung von Arbeitsplätzen und der Wiederbe-schäftigung von Arbeitnehmern mit arbeitsbedingten Erkrankungen deroberen Gliedmaßen hatten, wie beispielsweise Whirlpool, Electrolux, Em-braco und Emerson.

Es wurde ein Buch mit dem Titel La Valutazione E La Gestione Del RischioDa Movimenti E Sforzi Ripetuti Degli Arti Superiori (Bewertung und Mana-

DIE EUROPÄISCHE WOCHE UMFAßTE EINE GROßE VIELFALT VON UNTERSCHIEDLICHEN AKTIVITÄTEN, DIE ÜBERALL IN DEREUROPÄISCHEN UNION UND DARÜBER HINAUS VERANSTALTET WURDEN. DURCH DIE BESCHREIBUNG VON SIEBEN DIESEREREIGNISSE IN VERSCHIEDENEN LÄNDERN, MÖCHTEN WIR IHNEN EINEN GESCHMACK DAVON VERMITTELN, WIE DIEEUROPÄISCHE WOCHE ALS GANZES VERLAUFEN IST

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Österreich hat im Rahmen der Europäischen Woche außerdem am 18. und19. Oktober eine Konferenz mit dem Titel „Mausarm & Katzenbuckel“ ver-anstaltet. Dazu gehörten drei Workshops, die einen kreativen Ansatz in Be-zug auf das Motto „Worte“, „Bilder“ und „Bewegung“ zu dem Thema:„Was mich stützt und bewegt“ verfolgten. Der erste Abend sollte mit ei-nem „themenbezogenen Kabarett“ über Gesundheitsförderung und Mus-kel-Skelett-Erkrankungen beschlossen werden, während am folgenden Tagdas wissenschaftliche Programm, eine Vorstellung der oben beschriebenenösterreichischen Projekte sowie Redebeiträge aus Deutschland, Schweden,den Niederlanden und Österreich auf der Tagesordnung standen.

Wegen weiterer Information wenden Sie sich bitte an: Gabriele Kaida, E-Mail:[email protected], Websites:http://www.bmv.gv.at/vk/9schutz/arbeitsmain.htm oderhttp://at.osha.eu.int

VEREINIGTES

KÖNIGREICH Die erste Europäische Woche für Gesundheitsschutz und Sicherheit desneuen Jahrtausends sollte im Vereinigten Königreich vom 16. bis zum 22.Oktober parallel zur Back Care Week stattfinden.

Im Rahmen dieser Woche wurde das Ziel verfolgt, durch Sensibilisierung,die Suche nach Lösungen und begleitende praktische Projekte am Arbeits-platz zur Verringerung des Problems Rückenschmerzen und Muskel-Ske-lett-Erkrankungen beizutragen. Muskel-Skelett-Erkrankungen und Rücken-schmerzen kosten die britische Wirtschaft jährlich ungefähr 5 Mrd. Pfundmit über 119 Millionen Krankentagen pro Jahr, und sie bringen Elend undLeid über Zehntausende britischer Arbeitnehmer.

Die Health and Safety Executive (HSE – Gesundheits- und Sicherheits-behörde) hat sich mit der National Back Pain Association, dem TUC, CBI,den Ministerien für Gesundheit, Bildung und Beschäftigung, der Sozialver-sicherung sowie dem Ausschuss für Gesundheitserziehung für Schottlandzusammengetan, um sowohl Arbeitgeber als auch Beschäftigte dazu zu er-mutigen, Maßnahmen zur Verringerung arbeitsbedingter Erkrankungenund Verletzungen zu ergreifen.

Der Informationsdirektor der HSE, Peter Rimmer, betrachtete die Europäi-sche Woche als Gelegenheit, dass sich die Menschen engagieren und aktivwerden, um Gesundheits- und Sicherheitsprobleme an ihrem Arbeitsplatzzu beseitigen. „Jedes Jahr verpflichten sich immer mehr lokale Behörden,Regierungsabteilungen, NHS Trusts, große und kleine Unternehmen sowieGewerkschaften als aktive Förderer der Europäischen Woche“, führte eraus.

Das Informations- und Werbematerial der HSE für die Europäische Wocheumfasste• vierseitige redaktionell aufgemachte Anzeigen in den wichtigsten

Gesundheits- und Sicherheitsfachzeitschriften im Mai 2000;• einen Mitte Mai 2000 in einer Auflage von 500.000 Exemplaren her-

ausgegebener Newsletter;• ein „Aktionspaket“;• Anzeigen in der überregionalen und regionalen Presse sowie in

Branchen- und Fachzeitschriften.

Zu den anderen HSE-Aktivitäten gehörten eine Pressekonferenz zu Beginnder Woche am 16. Oktober in London mit BackCare, dem TUC sowie denSportlern Roger Black und Sally Gunnell, die Veranstaltung einer Konfe-renz über Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz in der Baubranche am 17.und 18. Oktober in Verbindung mit der Kampagne „Working Well To-gether“ sowie die Organisation einer Reihe von Workshops, Seminarenund Veranstaltungen im ganzen Land.

Die „Back Care“-Kampagne beinhaltete ein Informationspaket, Poster,Broschüren, Ideen- und Faktenblätter sowie lokale Bündnisse mit Berufs-verbänden. Mittlerweile hat der British Safety Council (BSC) fünf Roads-hows von Aberdeen bis Bristol geplant, an denen die HSE und andereRedner teilnehmen, während der BSC 12.500 Aktionspakete an seineMitglieder verteilt hat.

Das Ministerium für Bildung und Beschäftigung hat einen New Deal forDisabled People (eine neue Politik für Menschen mit Behinderungen) for-muliert und die Veröffentlichung eines Leitfadens über bewährte Prakti-ken für Oktober geplant, während für die Europäische Woche eine Kon-ferenz mit dem Gesundheitsministerium anberaumt wurde, um dieFortschritte der im Rahmen von „Back in Work“ finanzierten Projekte zuüberprüfen und darüber zu berichten.

Der Ausschuss für Gesundheitserziehung für Schottland sollte am 16. Ok-tober „Backs in Scotland“ eröffnen, während die HSE für Nordirland fürdieselbe Woche eine Konferenz zum Thema Rückenschmerzen vorgese-hen hatte. Währenddessen wurden in Wales die Broschüre und das Posterder Agentur ins Walisische übersetzt, um auf lokaler Ebene verteilt zuwerden.

Wegen weiterer Information wenden Sie sich bitte an: Janice Martin,Health & Safety Executive, E-Mail: [email protected], Websitehttp://uk.osha.eu.int

LUXEMBURGPaul Weber, Direktor der Inspection du Travail et de Mines in Luxemburgsagt, dass sein Land in Zusammenarbeit mit der Europäischen Agentur fürSicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz und von ihr geförderteine CD-ROM über Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz imBaugewerbe produziert habe. Eine Internet-Version für diesen Sektor sowiefür kleine und mittlere Unternehmen sei ebenfalls erstellt worden, in derder Schwerpunkt auf Bewertungen im Rahmen von Selbstkontrollen gelegtwerde. Es würden nicht nur Selbstbewertungen erleichtert, sondern an-hand von bewährten Praktiken auch Lösungen aufgezeigt.

Ähnliche CD-ROMs für die Finanzwirtschaft und für andere Sektoren be-finden sich in Vorbereitung und sollen im Frühjahr 2001 fertig sein.

Durch die CD-ROMs und die Internet-Versionen würden die Sicherheitsm-anager der Unternehmen in die Lage versetzt, eine Selbstevaluation ihresUnternehmens durchzuführen, indem sie sich mit den Risiken am Arbeits-platz auseinandersetzten und gute Lösungen zur Vermeidung dieser Risi-ken formulierten, führt Herr Weber weiter aus.

Außerdem gab es in Luxemburg während der Europäischen Woche vom22. bis zum 29.. Oktober interessante PR-Aktionen, einschließlich profilier-ter Fernsehspots zum Thema Sicherheit und Gesundheitsschutz am Ar-beitsplatz. Beispielsweise wurde jeden Abend ein anderes kleines oder mitt-leres Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen, das alsEndrundenteilnehmer aus einem Wettbewerb hervorgegangen war und In-itiativen auf dem Gebiet Muskel-Skelett-Erkrankungen eingeleitet hatte, ineinem dreiminütigen Fernsehspot vorgestellt.

Die TV-Spots wurden zur Hauptsendezeit während der Abendnachrichtenauf RTL ausgestrahlt, einem einstündigen Programm, aus dem Ausschnittejede Stunde wiederholt werden und das jeden Abend von ungefähr 75 Pro-zent der luxemburgischen Bevölkerung gesehen wird. Am Donnerstag derEuropäischen Woche wurde in Luxemburg eine PR-Aktion veranstaltet, inderen Rahmen den Medien diese sechs preisgekrönten Unternehmen vor-gestellt wurden.

Währenddessen nahmen an der Fernsehsendung Impulse am Sonntag derEuropäischen Woche Vertreter der Arbeitgeberverbände, der Gewerk-schaften und der luxemburgischen Regierung an einer halbstündigen Dis-kussionsrunde über Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz teil.Damit wurde der Zweck verfolgt, Gesundheitsschutz und Sicherheit zu ei-nem zentralen Geschäftsziel zu machen, das nicht weniger wichtig ist alsGewinne und Produktivität.

Auf der nationalen Herbstmesse in Luxemburg gab es einen großen Standzum Thema Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Es war diesein gemeinsamer Stand mit einer Versicherungsgesellschaft, die bei Arbeit-sunfällen zahlen muss, sowie der Zollbehörde, mit der die Inspection du Tra-vail et des Mines eng zusammengearbeitet hat.

Bei diesem Jointventure der drei Verwaltungen wurden alle 20 Minuten Ar-beitsunfälle von Stuntmen nachgespielt, um zu zeigen, wie es zu Unfällenkommt, wenn ein ordentliches Sicherheitsmanagement fehlt, und wie imGegensatz dazu sichere Arbeitsplätze aussehen.

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35E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

V o r b e u g u n g v o n a r b e i t s b e d i n g t e n M u s k e l - S k e l e t t - E r k r a n k u n g e n

Wegen weiterer Informationen wenden Sie sich bitte an: Paul Weber, Ins-pection du travail et des mines, E-Mail: [email protected], Websites:http://www.itm.etat.lu oder URL: http://lu.osha.eu.int

IRLANDRelativ wenig Rückenverletzungen sind auf nur ein Ereignis zurückzu-führen. Die allgemeine Meinung, dass man beim Heben von Lasten immerdie Knie und nicht den Rücken beugen sollte, stimmt so möglicherweisenicht. Und diejenigen, die für die Arbeitsorganisation verantwortlich sind,sollten dafür sorgen, dass es nicht früh am Morgen kurz nach dem Aufste-hen zu den größten Beugebelastungen der Lendenwirbelsäule kommt.

Dies sind nur einige der provokativen und herausfordernden Vorschläge,die die Teilnehmer einer großen nationalen Konferenz zum Thema arbeits-bedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen, die im Juni als Irlands Beitrag zudem europäischen Programm über Muskel-Skelett-Erkrankungen in Irlandstattfand, zu hören bekamen. Die Konferenz wurde von der irischen Healthand Safety Authority (Gesundheits- und Sicherheitsbehörde) sowie der IrishErgonomics Society (Irische Gesellschaft für Ergonomie) veranstaltet.

Prof. Stuart McGill von der University of Waterloo in Kanada stellte die all-gemeine Meinung in Frage, dass es beim Heben von Lasten immer bessersei, die Knie zu beugen als den Rücken – d. h. in die Hocke zu gehen, alssich zu bücken. Viele Arbeitnehmer zögen es vor, sich zu bücken, vielleichtweil es „mehr Überwindung kostet, in die Hocke zu gehen“. Prof. McGillerwähnte eine neuere Forschungsarbeit, in der Hinhocken und Bückenbeim Heben von Lasten miteinander verglichen wurden und die seinenWorten zufolge zu dem Schluss kam, dass „zumindest in Bezug auf dieKompression der Lendenwirbelsäule“ keine Technik der anderen vorzuzie-hen sei.

„Man könnte behaupten, wichtig ist nicht, ob man lieber aus der Hockeoder gebückt heben sollte; vielmehr ist darauf zu achten, dass die Last dichtam Körper getragen wird.“ Dadurch soll das „Reaktionsmoment verrin-gert“ und „vermieden werden, dass die ganze Wirbelsäule gebeugt ist, umdie Scherbeanspruchung zu minimieren“, sagte er.

„Manchmal kann es in der Tat besser sein, in die Hocke zu gehen, um dieszu gewährleisten, aber wenn der Gegenstand zu groß ist, um zwischen dieKnie zu passen, ist es vielleicht besser, sich zu bücken, wobei die Beugungdann an der Hüfte erfolgen sollte, aber immer eine Beugung der ganzenWirbelsäule zu vermeiden ist, um eine Beanspruchung des hinteren Längs-bandes zu vermeiden.“

Auf die sich im Tagesverlauf ändernde Länge der Wirbelsäule eingehend,sagte er, dass die Gefahr von Rückenverletzungen am frühen Morgen mög-licherweise größer sei. Manager und andere für die ArbeitsorganisationVerantwortliche sollten „die Arbeit so gestalten, dass es nicht früh am Mor-gen oder kurz nach dem Aufstehen aus dem Bett zu den größten Beuge-belastungen der Lendenwirbelsäule kommt“, fügte er hinzu.

Die gegenwärtige Praxis, wo Arbeitnehmer und medizinisches Personaltendenziell aufgefordert werden, „die eine maßgebliche Verletzungsursa-che“ festzustellen, d. h. einen spezifischen eine Verletzung verursachendenVorfall zu benennen, entspricht nicht den neuesten wissenschaftlichen Er-kenntnissen, dass „viele Verletzungen die Folge eines kumulativen Traumassind.“ Dementsprechend „muss eine Überarbeitung des derzeitigen Sy-stems der Schadensmeldungen in Erwägung gezogen werden,“ meinteProf. McGill.

Irland hat sich im September und Oktober ebenfalls an dem Schwerpunkt-thema der Europäischen Woche Muskel-Skelett-Erkrankungen beteiligt,und zwar durch eine Gesprächsreihe über die Vorbeugung von arbeitsbe-dingten Muskel-Skelett-Erkrankungen, die im ganzen Land stattfand undvon der Health and Safety Authority veranstaltet wurde. Diese Behörde hateinen kostenlosen Leitfaden über die manuelle Handhabung von Lastenmit dem Titel Handling With Care - Safe Manual Handling herausgegeben.Währenddessen benutzte die HSA Reklametafeln auf Bahnhöfen, in Zügenund Bussen in Dublin mit dem Slogan: „The Straw that Broke the Camel’sBack: Lifting at Work Shouldn’t Break Yours!“ (Manch einem wurde schondas Rückgrat gebrochen, lassen Sie nicht zu, dass Ihres durch zu schweresHeben bei der Arbeit bricht!).

Wegen weiterer Informationen wenden Sie sich bitte an: RuthO´Flaherty, Health and Safety Authority, E-Mail:[email protected], Website: http://ie.osha.eu.int

DEUTSCHLANDDie Europäische Woche hat in Deutschland, wo Muskel-Skelett-Erkrankun-gen für ungefähr 29 Prozent der krankheitsbedingten Fehltage verant-wortlich sind und die wichtigste Ursache von Behinderungen darstellen, vielBeachtung gefunden. Das Interesse an einer Teilnahme an der Europäi-schen Woche war groß, und es sind viele Bewerbungen für den Good Prac-tice Award, den Preis für bewährte Praktiken, im Rahmen der EuropäischenWoche eingegangen.

Während dieser Woche waren zwei Konferenzen geplant. Die erste wurdevom Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften am 25. Ok-tober in Stuttgart veranstaltet.

Zu den Konferenzthemen gehörten die Fragen, wie Muskel-Skelett-Erkran-kungen verhütet werden können und wie unterschiedliche Berufe Muskel-Skelett-Erkrankungen bedingen, sowie Perspektiven der Leistungsabstim-mung für eine erfolgreiche Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen.Es wurden praktische Beispiele aus kleinen und mittleren Unternehmen ausunterschiedlichen Sektoren angeführt, einschließlich Textilindustrie, Bauge-webe, Großhandel und Lagerwirtschaft, Fleischindustrie, Gesundheitsbe-reich und Metallindustrie. Ausgerichtet auf die Zielgruppe Arbeitgeber, Be-schäftigte, Ärzte und Gesundheitsschutzeinrichtungen, legte dieKonferenz einen besonderen Akzent auf die Arbeitsbedingungen in KMU.

Die Konferenz, die Berichte und Workshops kombinierte, fand unter derSchirmherrschaft des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, ErwinTeufel, statt.

Die vom Landesinstitut für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin von Branden-burg organisierte zweite Konferenz, das Multiplikatoren-Kolloquium, warfür den 24. Oktober in Potsdam anberaumt, und es war die Teilnahme vonBundesarbeitsminister Walter Riester geplant.

Themen dieser Konferenz waren die epidemiologischen Probleme vonMuskel-Skelett-Erkrankungen, Methoden für eine Analyse und Bewertungvon Muskel-Skelett-Erkrankungen und Präventionsstrategien sowie Ergeb-nisse und Erfahrungen an verschiedenen Arbeitsplätzen. Es sollte ein Aus-blick auf die künftigen Aufgaben gegeben werden.

Die Konferenz wurde für Arbeitgeber und Arbeitgeberverbände, für Ar-beitnehmer und Gewerkschaften, Personalausschüsse und Betriebsräteveranstaltet. Arbeitsmediziner, regionale Dienste für Arbeitsschutz und Ar-beitsmedizin, Institute für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin des Bundesund der Länder, Versicherungsgesellschaften und Politiker waren eine wei-tere Zielgruppe.

Wegen weiterer Informationen wenden Sie sich bitte an: Frau BrigitteSteck, Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, E-Mail:[email protected], Website: http://de.osha.eu.int

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Kofinanzierte Projekte der EW 2000Die Europäische Agentur hat siebenunddreißig Projekte als Kernstück der von ihr veranstalteten Europäi-schen Woche 2000 kofinanziert. Diese Projekte wurden nach einer Aufforderung zur Einreichung von Vor-schlägen, die im Oktober 1999 im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften veröffentlicht worden war,ausgewählt. Die zur Prüfung der Förderungswürdigkeit durchgeführte Evaluation wurde von der Agentur inZusammenarbeit mit den innerstaatlichen Anlaufstellen (den „Focal Points“) und den Sozialpartnern vorge-nommen.

Organisation Hauptaktivität

ÖsterreichAllgemeine Unfallversicherungsanstalt Herstellung eines Videos, von Faltblättern und PlakatenLIFE Institut für Gesundheitsentwicklung GmbH Plakat und ein Arbeitsbuch für den Schulunterricht und für Schulungen im PrivatsektorPpm forschung und beratung ein Fragebogen, der von Sozialpartnern und Präventionsdiensten benutzt werden soll, um die derzeitigen Verfahren der Risikobewertung zu verbessern

BelgienAlgemeen Christelijk Vakverbond – Dienst Onderneming Informationskampagne für Arbeitgeber und BeschäftigteInternationaal Syndicaal Vormingsinstituut Kampagne zur Schulung von Beschäftigten in der Durchführung von RisikoanalysenPREVENT Schulungsvideo und -broschüre

DänemarkArbejdstilsynet Öffentlichkeitsarbeit im Zusammenhang mit der EW2000, einschließlich lokaler von der Arbeitsaufsicht koordinierter Initiativen

FinnlandTyöturvallisuuskeskuksen kannatusyhdistys ry Ein gesunder Rücken 2000 – eine Kampagne, die in Zusammenarbeit mit Experten verschiedener Gewerkschaften und der Sozialpartner durchgeführtwurdeWellmedia WM Oy interaktives TV-Programm, Internet und Schulungspaket für KMU und größere UnternehmenInvalidiliitto ry Regionalveranstaltungen in Finnland, die von dieser Vereinigung während der Woche für behinderte Menschen veranstaltet wurden

FrankreichAgence Nationale pour l’Amélioration des Conditions de Travail 10 Seminare für KMU zur Sensibilisierung für das Vorhandensein von Hilfsmitteln in der Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen und

AnwendungsschulungD.R.T.E.F.P. du Centre sektorales Projekt (Metallurgie) für KMU mit dem Schwerpunkt auf Austausch und Verbreitung bewährter PraktikenCaisse Centrale de Mutualité Sociale Agricole sektorales Projekt (Fleischindustrie. Schlachthäuser); Informationskampagne und Schulung; Zielgruppe KMUCaisse Régionale d’Assurance Maladie des Pays de la Loire (CRAM) innovatives Regionalprojekt, Schulung auf Unternehmensebene für Manager mit Zuständigkeit für Präventivmaßnahmen

DeutschlandHauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften Ermittlung der gesundheitlichen Auswirkungen am Arbeitsplatz, Austausch bewährter Praktiken, Workshops, eine Konferenz während der WocheLandesinstitut für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin eine Konferenz im Oktober, wo Experten nach Lösungen suchten, Ergebnisse im Internet veröffentlicht

GriechenlandMinisterium für Arbeit und Soziales Informationskampagne zum Thema Muskel-Skelett-Erkrankungen für Arbeitgeber und Beschäftigte, Konferenzen und FernsehspotsMinisterium für Arbeit und Soziales Produktion und Herausgabe von Informationsbroschüren über die Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen

IrlandHealth & Safety Authority Werbekampagnen in öffentlichen Verkehrsmitteln in allen größeren Städten IrlandsIrish Congress of Trade Unions Fragebogen, der an die Beschäftigten des Baugewerbes verteilt werden soll, Informationsbroschüre und Konferenz

ItalienLokale Gesundheitsverwaltung A.U.S.L. 5 PisaAbteilung Prävention Videos, Broschüren, Poster und anderes Informationsmaterial, Seminare während der WocheUnità di ricerca Ergonomia della postura e del movimento EPM-Fondazione Don Carlo Gnocchi Umwandlung wissenschaftlicher Erkenntnisse in Informations- und Schulungsmaterial für KMU

LuxemburgInspection du travail et des mines Produktion einer CD als Werkzeug der „Selbstkontrolle“ für Risiken im Zusammenhang mit Muskel-Skelett-Erkrankungen

NiederlandeStichting Projecten MKB – Nederland Das Informationszentrum des Zentralverbands der KMU in Holland wird Informationen zum Thema Prävention sammeln und verbreiten.TNO Arbeid Sensibilisierung für die Risiken im Zusammenhang mit dem Heben schwerer Lasten, Nutzung der 10 Projekte für bewährte Praktiken in den KMU des

Montagebereichs

PortugalPioneer Electrónica Portugal Produção S.A. Entwicklung eines Informationsprogramms, das mehrere Variablen und ergonomische Belastungen berücksichtigtAUTOEUROPA - Automóveis, Lda. Analyse des Einflusses physischer Faktoren auf Muskel-Skelett-Erkrankungen in der Autoindustrie und Entwicklung von Präventionsleitlinien

SpanienInstituto Nacional de Seguridad e Higiene en el Trabajo Veröffentlichung neuer und vorhandener Materialien über Muskel-Skelett-Erkrankungen und RückenschmerzenInstituto Nacional de Seguridad e Higiene en el Trabajo Schulung der wichtigsten Akteure in der Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen und Rückenschmerzen, insbesondere in KMUEROSKI S.COOP. Verbesserung der Gesundheit der Beschäftigten in der Obst- und Fischabteilung des Supermarkts „Eroski“ sowie des Supermarkts „Consum“ durch

eine angemessene Gestaltung ihrer Arbeitsplätze, Einrichtung und Verstetigung einer „Rückenschule“

SchwedenArbetarskyddsstyrelsen Kampagne zur Verbesserung der Bedingungen an den Laderampen: Es werden alle Arbeitsinspektoren in Schweden teilnehmen.Arbetarskyddsnämnden Es soll eine Broschüre mit dem Titel „Ergonomiethermometer“ gedruckt und an die Sicherheitsbeauftragten, kleine Unternehmen und

Gesundheitszentren verteilt werden.Landsorganisationen i Sverige Regionalseminare mit Schwerpunkt auf Muskel-Skelett-Erkrankungen, Teilnahme an der großen Messe zum Thema Arbeitsumfeld, Übersetzung und

Druck von TGB-Informationen

Vereinigtes KönigreichTaunton Deane Borough Council Verbesserung der Entwicklung von Verfahren der Risikobewertung und PräventionTrades Union Congress Sensibilisierung für Präventionsansätze in kleinen UnternehmenHealth & Safety Laboratory Produktion eines Videos zur Veranschaulichung praktischer Lösungen für die manuelle Handhabung von Lasten in der Landwirtschaft

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37E u r o p ä i s c h e A g e n t u r f ü r S i c h e r h e i t u n d G e s u n d h e i t s s c h u t z a m A r b e i t s p l a t z

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Preise für bewährte Praktiken

Es ist geplant, bei der Preisverleihungszeremonie am 27. November 2000 in Bilbao sechzehn Beispiele für be-währte Praktiken in der Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen auszuzeichnen.

Das Ziel des bereits früher in diesem Jahr ins Leben gerufenen Wettbewerbs der Europäischen Agentur be-stand darin, die Verbreitung von Informationen über bewährte Praktiken auf dem Gebiet Muskel-Skelett-Er-krankungen zu unterstützen und den Austausch von Informationen über effektive Wege der Prävention und„praktische Lösungen“ in den Mitgliedstaaten und auf europäischer Ebene zu verstärken.

Zu den aus 13 EU-Mitgliedstaaten kommenden Preisträgern gehören kleine und mittlere Unternehmen,Großbetriebe, eine Gewerkschaft und ein Experteninstitut für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, diealle in sehr unterschiedlichen Sektoren tätig sind.

Wegen weiterer Einzelheiten besuchen Sie die Website zur Europäischen Woche unterhttp://osha.eu.int/ew2000/

Innovatives Design

IDEWE, 3001 Leuven, BelgienAnpassung eines Gabelstaplers auf der Grundlage einer ergonomischen Analyse

Arbeitsmedizinischer Dienst der fleischverarbeitenden Industrie, 8210 AarhusV, DänemarkSpeziell konstruierte Vakuum-Hebevorrichtung für das Heben großer Fleischstücke – „Meat Magnet“ (Fleischmagnet)

Fagor Electrodomesticos, S. Coop, 20500 Arrasate, SpanienKonstruktion einer Maschine zur halbautomatischen Entfernung der schützenden Plastikfolie von rostfreiem Stahl

Wirtschaftliche Effektivität

Carl Th¢gersen A/S, 7760 Hurup Thy, DänemarkVerbesserte Organisation von Arbeitsplätzen für das Nähen von Matratzen

Henkel Iberica, S.A., 08170, Montornes de Valles, SpanienMechanisierung und Neugestaltung von Arbeitsplätzen zur Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen

R. Twining and Company Ltd., Vereinigtes KönigreichVerbesserung der Arbeitsplätze von Packerinnen am Fertigungsband

Kleine und mittlere Unternehmen

Uusimaa Regional Institute of Occupational Health, 00370 Helsinki, FinnlandEntwicklung ergonomischer Grundsätze für kleine Arbeitsplätze

Wilkhahn Wilkening und Hahne GmbH u.Co, 31848 Bad Münder, DeutschlandEine intelligente Hebevorrichtung für das Beschicken einer Hochfrequenzpresse

Arbouw, 1005 AC Amsterdam, NiederlandeMechanische Hilfe für Glaser

Wiedereingliederung von Beschäftigten

GMB London Region, Chelmsford, Vereinigtes KönigreichTalk yourself into a job (Durch Redekunst zum Arbeitsplatz) – Schulungskurse in der Verwendung von Spracherkennungssoftware

Sonderpreise für gute ergonomische Lösungen

Wiener Linien GesmbHu.CoKG, 1030 Wien, ÖsterreichNeugestaltung eines Straßenbahnfahrer-Arbeitsplatzes

Esswein, 85002 La Roche sur Yon, FrankreichEinbeziehung der Vorbeugung von Muskel-Skelett-Erkrankungen in das Produktionsmanagement bei Fertigungsbändern für elektrische Haushaltsgeräte

Cosat, 1050-099 Lissabon, PortugalAnalyse von Muskelerkrankungen bei der Herstellung von Kunststofferzeugnissen

Aziende USL Modena e Mantova, 41012 Carpi, ItalienHalbautomatische und automatische Handhabung von Schweinen in der Fleischverarbeitung

FANCO S.A., 69100 Komotini, GriechenlandMaßnahmen zur Vorbeugung von und den Umgang mit Muskel-Skelett-Erkrankungen in einer Fabrik für Sportbekleidung

Lundborgs sjukgymnastik, 80255Gävle, SchwedenErgonomie für Grundschulen

Page 39: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

Die Angaben in diesem Magazin der Europäischen Agentur sollen Informationen über Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz vermitteln und erheben kei-

nen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz übernimmt keine Gewähr für die hier

veröffentlichten Informationen.

Die Agentur übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der in dem Magazin der Europäischen Agentur enthaltenen Daten.

Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz haftet nicht für Shäden oder sonstige, sich aus der Verwendung der Daten ergeben-

de Forderungen und Ansprüche.

Page 40: Gemeinsam gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen Gemeinsam

http://osha.eu.int

Zahlreiche weitere Informationen zur Europäischen Union sind verfügbar über Internet, Server Europa (http://europa.eu.int).

Luxemburg: Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften, 2001

ISSN 1608-4160

© Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheisschutz am Arbeitsplatz, 2001Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.

Printed in Belgium

GEDRUCKT AUF CHLORFREI GEBLEICHTEM PAPIER

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BELGIQUE/BELGIË

Jean De LannoyAvenue du Roi 202/Koningslaan 202B-1190 Bruxelles/BrusselTél. (32-2) 538 43 08Fax (32-2) 538 08 41E-mail: [email protected]: http://www.jean-de-lannoy.be

La librairie européenne/De Europese BoekhandelRue de la Loi 244/Wetstraat 244B-1040 Bruxelles/BrusselTél. (32-2) 295 26 39Fax (32-2) 735 08 60E-mail: [email protected]: http://www.libeurop.be

Moniteur belge/Belgisch StaatsbladRue de Louvain 40-42/Leuvenseweg 40-42B-1000 Bruxelles/BrusselTél. (32-2) 552 22 11Fax (32-2) 511 01 84E-mail: [email protected]

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LUXEMBOURG

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NEDERLAND

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ÖSTERREICH

Manz’sche Verlags- undUniversitätsbuchhandlung GmbHKohlmarkt 16A-1014 WienTel. (43-1) 53 16 11 00Fax (43-1) 53 16 11 67E-Mail: [email protected]: http://www.manz.at

PORTUGAL

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SUOMI/FINLAND

Akateeminen Kirjakauppa/Akademiska BokhandelnKeskuskatu 1/Centralgatan 1PL/PB 128FIN-00101 Helsinki/HelsingforsP./tfn (358-9) 121 44 18F./fax (358-9) 121 44 35Sähköposti: [email protected]: http://www.akateeminen.com

SVERIGE

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UNITED KINGDOM

The Stationery Office LtdCustomer ServicesPO Box 29Norwich NR3 1GNTel. (44) 870 60 05-522Fax (44) 870 60 05-533E-mail: [email protected]: http://www.itsofficial.net

ÍSLAND

Bokabud Larusar BlöndalSkólavördustig, 2IS-101 ReykjavikTel. (354) 552 55 40Fax (354) 552 55 60E-mail: [email protected]

NORGE

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Euro Info Center Schweizc/o OSECStampfenbachstraße 85PF 492CH-8035 ZürichTel. (41-1) 365 53 15Fax (41-1) 365 54 11E-mail: [email protected]: http://www.osec.ch/eics

B@LGARIJA

Europress Euromedia Ltd59, blvd VitoshaBG-1000 SofiaTel. (359-2) 980 37 66Fax (359-2) 980 42 30E-mail: [email protected]

|ESKÁ REPUBLIKA

ÚSISodd. PublikaciHavelkova 22CZ-130 00 Praha 3Tel. (420-2) 24 23 14 86Fax (420-2) 24 23 11 14E-mail: [email protected]: http://www.usiscr.cz

CYPRUS

Cyprus Chamber of Commerceand IndustryPO Box 21455CY-1509 NicosiaTel. (357-2) 88 97 52Fax (357-2) 66 10 44E-mail: [email protected]

EESTI

Eesti Kaubandus-Tööstuskoda(Estonian Chamber of Commerce and Industry)Toom-Kooli 17EE-0001 TallinnTel. (372) 646 02 44Fax (372) 646 02 45E-mail: [email protected]: http://www.koda.ee

HRVATSKA

Mediatrade LtdPavla Hatza 1HR-10000 ZagrebTel. (385-1) 481 94 11Fax (385-1) 481 94 11

MAGYARORSZÁG

Euro Info ServiceExpo tér 1Hungexpo Európa KözpontPO Box 44H-1101 BudapestTel. (36-1) 264 82 70Fax (36-1) 264 82 75E-mail: [email protected]: http://www.euroinfo.hu

MALTA

Miller Distributors LtdMalta International AirportPO Box 25Luqa LQA 05Tel. (356) 66 44 88Fax (356) 67 67 99E-mail: [email protected]

POLSKA

Ars PolonaKrakowskie Przedmiescie 7Skr. pocztowa 1001PL-00-950 WarszawaTel. (48-22) 826 12 01Fax (48-22) 826 62 40E-mail: [email protected]

ROMÂNIA

EuromediaStr.Dr. Marcovici, 9, sector 1RO-70749 BucurestiTel. (40-1) 315 44 03Fax (40-1) 315 44 03E-mail: [email protected]

ROSSIYA

CCEC60-letiya Oktyabrya Av. 9117312 MoscowTel. (7-095) 135 52 27Fax (7-095) 135 52 27

SLOVAKIA

Centrum VTI SRNám. Slobody, 19SK-81223 BratislavaTel. (421-7) 54 41 83 64Fax (421-7) 54 41 83 64E-mail: [email protected]: http://www.sltk.stuba.sk

SLOVENIJA

Gospodarski VestnikDunajska cesta 5SLO-1000 LjubljanaTel. (386) 613 09 16 40Fax (386) 613 09 16 45E-mail: [email protected]: http://www.gvestnik.si

TÜRKIYE

Dünya Infotel AS100, Yil Mahallessi 34440TR-80050 Bagcilar-IstanbulTel. (90-212) 629 46 89Fax (90-212) 629 46 27E-mail: [email protected]

ARGENTINA

World Publications SAAv. Cordoba 1877C1120 AAA Buenos AiresTel. (54-11) 48 15 81 56Fax (54-11) 48 15 81 56E-mail: [email protected]: http://www.wpbooks.com.ar

AUSTRALIA

Hunter PublicationsPO Box 4043067 Abbotsford, VictoriaTel. (61-3) 94 17 53 61Fax (61-3) 94 19 71 54E-mail: [email protected]

CANADA

Les éditions La Liberté Inc.3020, chemin Sainte-FoyG1X 3V6 Sainte-Foy, QuébecTel. (1-418) 658 37 63Fax (1-800) 567 54 49E-mail: [email protected]

Renouf Publishing Co. Ltd5369 Chemin Canotek Road Unit 1K1J 9J3 Ottawa, OntarioTel. (1-613) 745 26 65Fax (1-613) 745 76 60E-mail: [email protected]: http://www.renoufbooks.com

EGYPT

The Middle East Observer41 Sherif StreetCairoTel. (20-2) 392 69 19Fax (20-2) 393 97 32E-mail: [email protected]: http://www.meobserver.com.eg

INDIA

EBIC India3rd Floor, Y. B. Chavan CentreGen. J. Bhosale Marg.400 021 MumbaiTel. (91-22) 282 60 64Fax (91-22) 285 45 64E-mail: [email protected]: http://www.ebicindia.com

JAPAN

PSI-JapanAsahi Sanbancho Plaza #2067-1 Sanbancho, Chiyoda-kuTokyo 102Tel. (81-3) 32 34 69 21Fax (81-3) 32 34 69 15E-mail: [email protected]: http://www.psi-japan.co.jp

MALAYSIA

EBIC MalaysiaSuite 45.02, Level 45Plaza MBf (Letter Box 45)8 Jalan Yap Kwan Seng50450 Kuala LumpurTel. (60-3) 21 62 62 98Fax (60-3) 21 62 61 98E-mail: [email protected]

MÉXICO

Mundi Prensa México, SA de CVRío Pánuco, 141Colonia CuauhtémocMX-06500 México, DFTel. (52-5) 533 56 58Fax (52-5) 514 67 99E-mail: [email protected]

PHILIPPINES

EBIC Philippines19th Floor, PS Bank TowerSen. Gil J. Puyat Ave. cor. Tindalo St.Makati CityMetro ManillaTel. (63-2) 759 66 80Fax (63-2) 759 66 90E-mail: [email protected]: http://www.eccp.com

SOUTH AFRICA

Eurochamber of Commerce in South AfricaPO Box 7817382146 SandtonTel. (27-11) 884 39 52Fax (27-11) 883 55 73E-mail: [email protected]

SOUTH KOREA

The European Union Chamberof Commerce in Korea5th FI, The Shilla Hotel202, Jangchung-dong 2 Ga, Chung-ku100-392 SeoulTel. (82-2) 22 53-5631/4Fax (82-2) 22 53-5635/6E-mail: [email protected]: http://www.eucck.org

SRI LANKA

EBIC Sri LankaTrans Asia Hotel115 Sir chittampalamA. Gardiner MawathaColombo 2Tel. (94-1) 074 71 50 78Fax (94-1) 44 87 79E-mail: [email protected]

UNITED STATES OF AMERICA

Bernan Associates4611-F Assembly DriveLanham MD20706Tel. (1-800) 274 44 47 (toll free telephone)Fax (1-800) 865 34 50 (toll free fax)E-mail: [email protected]: http://www.bernan.com

ANDERE LÄNDER/OTHER COUNTRIES/AUTRES PAYS

Bitte wenden Sie sich an ein Büro IhrerWahl/Please contact the sales office ofyour choice/Veuillez vous adresser aubureau de vente de votre choixOffice for Official Publications of the EuropeanCommunities2, rue MercierL-2985 LuxembourgTel. (352) 29 29-42455Fax (352) 29 29-42758E-mail: [email protected]: http://eur-op.eu.int

9/2000

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