Instrumente zur Erfassung von
Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen
bei Eltern nach einer Frühgeburt
Literaturreview
Monographie Bachelorthesis
Deborah Zäch
Natalie Zeiter
Berner Fachhochschule Fachbereich Gesundheit
Bachelor of Science Hebamme
Bern, 2015
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
2
Abstract
Einleitung Die Frühgeburtlichkeit ist ein weltweites Problem. Jährlich kommen ca. 15
Mio. Kinder vor der vollendeten 37. SSW zur Welt. Dies bedeutet häufig psychische
Herausforderungen für die Familie. Die Kinder müssen oft lange hospitalisiert sein und
die Gefahr für erneute Rehospitalisationen im Verlauf des ersten Lebensjahres (33%)
ist gross. Daraus resultieren meist hohe Kosten für die Familien und die Kosten des
Gesundheitssystems steigen. Die Selbstwirksamkeit und das Selbstvertrauen der El-
tern sind häufig gestört. Ziel dieser Review ist es, Empfehlungen von geeigneten In-
strumenten zur Erfassung von Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen bei Eltern nach
einer Frühgeburt für die Anwendung in Forschung und Praxis abzugeben.
Theoretischer Hintergrund Diese Review basiert auf der Theorie zu Frühgeburt, zu
Selbstwirksamkeit und Selbstkonzept sowie dem Modell der Salutogenese. Zudem
wird ein Programm für Eltern nach einer Frühgeburt vorgestellt, welches ihre Fähigkei-
ten unterstützen und fördern soll.
Methode Die Literatursuche erfolgte über einen Zeitraum von April bis Juni 2015 in
hebammen- und pflegespezifischen Datenbanken wie Pub Med, Cinahl, Psycinfo und
Cochrane. Ergänzend wurde die Suche auf Google Scholar durchgeführt.
Ergebnisse Neun validierte Instrumente zur Erfassung der Selbstwirksamkeit und des
Selbstvertrauens von Eltern nach einer Frühgeburt bis zum Kindesalter von sechs Jah-
ren sind in der vorliegenden Arbeit beschrieben. Es zeigt sich, dass eine Vielzahl von
Instrumenten in englischer Sprache vorliegt.
Diskussion Alle analysierten Instrumente basieren auf der Selbstwirksamkeitstheorie
nach Bandura. Mehrheitlich wird die Selbstwirksamkeit der Mütter erhoben. Aktuell liegt
in der Schweiz noch kein geeignetes Instrument zur Erfassung der Selbstwirksamkeit
und des Selbstvertrauens von Eltern nach einer Frühgeburt vor.
Schlussfolgerung Selbstwirksamkeit ist ein multidimensionales Konstrukt, dessen
Erfassung sich oft als schwierig und nicht einheitlich erweist. Das Konstrukt der
Selbstwirksamkeit wird oft einheitlich bei Eltern angewendet ohne die spezifischen
Aufgabenbereiche der Eltern zu berücksichtigen. Aus den Studien geht hervor, dass
weitere Forschung in diesem Bereich gemacht werden sollte, um eine spezifischere
Anwendung der Instrumente gewährleisten zu können.
Schlüsselwörter Erfassungsinstrumente, Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen, Eltern,
Frühgeburt
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
3
Inhaltsverzeichnis
Glossar ........................................................................................................................ 5
1 Einleitung ........................................................................................................... 9
1.1 Zielsetzung ...........................................................................................11
1.2 Fragestellung .......................................................................................11
1.3 Ein- & Ausgrenzung .............................................................................11
2 Theoretische Grundlagen ................................................................................12
2.1 Frühgeburt ...........................................................................................12
2.1.1 Definition und Ursachen .......................................................................12
2.1.2 Folgen einer FG ...................................................................................13
2.1.3 Prävention zur Stärkung der Elternschaft .............................................16
2.2 Programme für die Elternschaft ............................................................17
2.2.1 COPE NICU Parent Program ...............................................................17
2.2.2 Entwicklung des Versorgungsmodells „Transition to Home“ .................18
2.3 Konzepte/Konstrukte ............................................................................19
2.3.1 Das Konstrukt Selbstwirksamkeit .........................................................19
2.3.2 Das Konstrukt Selbstvertrauen .............................................................24
2.3.3 Das Selbstkonzept ...............................................................................24
2.4 Das Modell der Salutogenese nach A. Antonovsky ..............................26
2.4.1 Ursprung, Definition .............................................................................26
2.4.2 Kohärenzgefühl ....................................................................................26
2.4.3 Stressoren und generalisierte Widerstandsressourcen .........................27
2.4.4 Bezug zu Selbstwirksamkeit .................................................................27
3 Methoden ..........................................................................................................28
3.1 Suchstrategie .......................................................................................28
3.2 Literaturauswahl ...................................................................................29
3.3 Literaturanalyse ....................................................................................29
4 Ergebnisse ........................................................................................................31
4.1 Ergebnisse der Suchstrategie ..............................................................31
4.2 Ergebnisse der analysierten Instrumente .............................................33
4.3 Stärken und Schwächen der Studien ...................................................49
5 Diskussion ........................................................................................................52
5.1 Zielsetzung ...........................................................................................52
5.2 Theoretische Grundlagen der Instrumente ...........................................52
5.3 Konstruktion der Instrumente ...............................................................53
5.4 Psychometrische Eigenschaften ..........................................................56
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
4
5.5 Evidenzstärke ......................................................................................58
5.6 Theoretische und methodische Einschränkungen der Review ..............58
5.7 Praxisempfehlungen ............................................................................59
6 Schlussfolgerung .............................................................................................61
7 Literaturverzeichnis .........................................................................................63
8 Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................67
9 Tabellenverzeichnis .........................................................................................67
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
5
Glossar
Advanced Practice Nurse
(APN)1
Eine APN ist eine Pflegefachperson, welche sich Exper-
tenwissen, Fähigkeiten zur Entscheidungsfindung bei
komplexen Sachverhalten und klinische Kompetenzen
für eine erweiterte pflegerische Praxis angeeignet hat.
Ein Masterabschluss in Pflege(Nursing Science) gilt als
Voraussetzung.
Ambivalenz2 Zwiespältigkeit, Zerrissenheit.
Augenscheinvalidität/
logische Validität3
Ein Typ der Inhaltsvalidität, bei dem die Meinung eines
Experten herangezogen wird, um die Genauigkeit eines
Instrumentes zu beurteilen.
Coping2 Bewältigung eines Problems.
Coping-Strategie2 Bewältigungsstrategie zum Umgang mit einem Problem.
Delphi-Technik3
Meinung von Experten wird eingeholt. Die Datensamm-
lung erfolgt stufenweise, wobei jede neue Stufe auf den
Daten der vorigen Stufe aufbaut.
Dichotomie4 Zweiteilung, Zweigliedrigkeit.
Diskriminanzvalidität3
Zur Bewertung der Konstruktvalidität. Zwei oder mehre-
re Instrumente, die theoretisch das Gegenteil des Kon-
strukts bewerten, werden Versuchspersonen vorgelegt.
Korrelieren die Bewertungen negativ, dann wird dies
bestätigt.
Explorative Faktorenanalyse
(EFA)3
Dient zur Feststellung der Konstruktvalidität. Mit Hilfe
eines statistischen Verfahrens wird überprüft, inwiefern
eine Gruppe von Items das Konstrukt misst.
1 Advanced Nursing Practice in Deutschland, Österreich und der Schweiz, 2013
2 Duden Online Version, 2015
3 LoBiondo & Haber, 2005
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
6
Gestationsalter4
Auch Schwangerschaftsalter, gerechnet vom Tag der
letzten Menstruation bis zur Geburt, 280 +-10 Tage oder
10 Lunarmonate.
Hypothesen-testende Validi-
tät5
Strategie zur Ermittlung der Konstruktvalidität. Dabei
wird die dem Design eines Messverfahrens zugrunde
liegende Theorie dazu verwendet Hypothesen zu entwi-
ckeln, welche dann getestet werden. So wird die Eig-
nung geklärt, Befunde zu erklären.
Inhaltsvalidität5
Der Grad, in dem die Items eines Instrumentes den ge-
samten Inhalt oder Teil eines gegebenen Verhaltens
wiederspiegeln.
Interne Konsistenz5 Grad, bis zu dem die Items einer Skala dasselbe Kon-
zept widerspiegeln/messen.
Inter-Rater-Reliabilität5
Übereinstimmung zwischen zwei/mehreren Beobach-
tern bei der Durchführung von Beobachtungen. Dies
wird oft als Prozentsatz/Koeffizienten angegeben, der
den Zufall mit einbezieht.
Interne Validität5
Grad, bis zu dem man folgern kann, dass eine experi-
mentelle Behandlung zu den beobachteten Auswirkun-
gen geführt hat.
Konstrukt6 Gedankliche Hilfskonstruktion für die Beschreibung er-
schlossener Phänomene.
Konstruktvalidität5 Der Grad, bis zu dem ein Instrument ein theoretisches
Konstrukt/Merkmal tatsächlich erfasst.
Konzept6 Idee oder auch Plan. Aus der Wahrnehmung abstrahier-
te Vorstellung.
Late Preterm7 Englischer Begriff für Frühgeborene zwischen der 340/7
und 366/7 Schwangerschaftswoche.
4 Stiefel, Geist & Harder, 2013
5 LoBiondo & Haber, 2005
6 Duden Online Version, 2015
7 Wikipedia the free encyclopedia, 2015
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
7
Objektivität8 Verwendung von Fakten, ohne dass diese durch per-
sönliche Neigungen oder Vorurteile verzerrt werden.
Operationalisierung9
Konkretisierung theoretischer Begriffe und Hypothesen
durch Angabe beobachtbarer und messbarer Begeben-
heiten.
Paralleltestreliabilität8
Testet zwei vergleichbare Varianten eines Instrumentes.
Mit diesen wird zu zwei verschiedenen Zeitpunkten am
gleichen Objekt die gleiche Messung vorgenommen.
Ergebnisse = Grad der Beziehung der Messungen.
Prognostische Validität/
Vorhersagevalidität8
Der Grad der Korrelation zwischen der Messung eines
Konzepts und zukünftigen Messungen des gleichen
Konzepts.
Reifezeichen10
Einzelne Venen auf Hauttextur sichtbar, rosige Hautfar-
be, fehlende Lanugohaare, Sohlenfältelung über ganzer
Sohle, erhobene und nicht über 1cm grosse Brustwar-
zen, fester und elastischer Ohrmuschelrand, Hoden im
Skrotum, Skrotum gross mit vielen Falten, grosse La-
bien verdecken kleine Labien, Extremitäten in Spontan-
haltung gebeugt.
Reliabilität8
Konsistenz oder Unveränderlichkeit (Konstanz) eines
Messinstruments bei der Verwendung durch verschie-
dene Personen.
Reliabilitätskoeffizienten8
Eine Zahl zwischen 0 und 1, die die Beziehung zwi-
schen Fehlervarianz, wahrer Varianz und beobachtetem
Wert ausdrückt. Eine 0-Korrelation zeigt keine Bezie-
hung an. Je näher der Koeffizient bei 1 liegt, desto ver-
lässlicher ist das Instrument.
8 LoBiondo & Haber, 2005
9 Duden Online Version, 2015
10 Stiefel, Geist & Harder, 2013
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
8
Split-Half-Reliabilität / Test-
halbierungsreliabilität11
Ein Vergleichsindex für die Werte einer Hälfte eines
Tests mit denen der anderen Hälfte, um die Konsistenz
der Antworten auf Fragen (Items) bezogen auf einen
spezifischen Inhalt festzustellen.
Stabilität11 Eigenschaft eines Instruments, das bei wiederholten
Tests die gleichen Ergebnisse anzeigt.
Test-Retest-Reliabilität11
Wiederholte Anwendung des gleichen Instruments auf
die gleichen Versuchspersonen unter den gleichen Be-
dingungen innerhalb eines vorgeschriebenen Zeit-
raums; die Werte werden verglichen um die Stabilität
der Messung festzustellen.
Validität11 Nachweis, dass ein Messinstrument tatsächlich misst,
was es messen soll.
11
LoBiondo & Haber, 2005
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
9
1 Einleitung
Bei jährlich 15 Millionen Frühgeburten von weltweit insgesamt 135 Millionen Geburten,
(March of Dimes, 2012) erstaunt nicht, dass die Prävalenz einer Frühgeburt in der
Schweiz im Jahr 2013 7.2% (Bundesamt für Statistik (BFS), 2013) betrug. Oder anders
gesagt, von 82‘731 Geburten in der Schweiz sind 5‘957 zu früh geborene Kinder (Bu-
cher, 2009).
Von einer Frühgeburt spricht man, wenn die Schwangerschaft vor der vollendeten 37.
Schwangerschaftswoche (SSW), von einer sehr frühen Frühgeburt vor der 32. SSW
und von einer extrem frühen Frühgeburt vor der vollendeten 28. SSW beendet wird
(Enkin et al., 2000). Die Folgen der Frühgeburtlichkeit für das Kind variieren in ihrem
Schweregrad, je nach Gestationsalter oder Geburtsgewicht. Die Behandlungsdauer
kann je nach Reifegrad des Kindes von einigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten
dauern (Speer, 2012).
Eine Frühgeburt stellt die Familie jeweils vor grosse psychische Herausforderungen,
denn sie leiden oft unter emotionalen Belastungen wie z.B. Angst, Schuld, Scham und
Enttäuschung (Doering, Dracup & Moser, 1999). Durch die meist überraschende Ge-
burt und die nachfolgende Trennung des Kindes von Mutter und Vater aufgrund der
Hospitalisation des Kindes, wird der Prozess eine Familie zu werden erschwert. Die
Ausübung der normalen Elternrolle wird behindert und es kann zu Bindungsstörungen
kommen. Sich im alltäglichen Leben zurechtzufinden wird plötzlich zu einer Herausfor-
derung, die zusätzliche Schwierigkeiten, wie Vereinbarung zwischen Arbeit, Familie
und Beruf für den Vater, Organisation der Betreuung von allfälligen Geschwistern oder
allgemein plötzlich hoher finanzieller Belastung, mit sich bringen kann. So findet oft die
psychologische Auseinandersetzung mit der Situation zeitlich verzögert statt, die Ge-
fahr einer Depression oder einer posttraumatischen Belastungsstörung steigt (Schütz
Hämmerli, 2012; Mackley, Locke, Spear & Joseph, 2010; Wagner, 2008;).
Bei Eltern, die mit der Herausforderung einer Frühgeburt zurechtkommen müssen, ist
eine Anpassung ihres Selbstkonzeptes erforderlich, um mit der neuen Situation zu-
rechtzukommen. Die Unsicherheit betreffend verschiedener Themen, wie Beispielswei-
se Ernährung des Kindes oder Umgang mit dem Kind wenn es weint, nimmt nach dem
Spitalaustritt in der ersten Zeit zu Hause erneut zu. Dies kann weitere oder tiefere psy-
chologische Störungen bei Eltern und Kind auslösen, wie z.B. gestörte Eltern-Kind-
Beziehung, Wachstumsverzögerungen und Fütterungsstörungen (Singer, Salvator,
Guo, Collin, Lilien & Baley, 1999).
Die relativ hohe Rehospitalisationsrate im ersten Lebensjahr bei Frühgeborenen unter
32 SSW zählt 273 Fälle (33%) (BFS, 2014). Daraus resultieren Probleme wie z.B. die
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
10
hohen Kosten einerseits für die Eltern, andererseits steigende Kosten des Gesund-
heitssystems. Konkrete Zahlen liegen nur mangelhaft vor. Eine Kosten – Nutzenanaly-
se ist daher schwer zu erstellen (Christ, 2015).
Um die Eltern in der Übergangphase ins häusliche Umfeld effektiv zu unterstützen und
somit die Rehospitalisationsrate zu senken, ist eine fachkompetente Nachbetreuung
über das erste Lebensjahr dieser Familien zu gewährleisten. Gefordert ist eine vernetz-
te, interdisziplinäre Zusammenarbeit. Es bedarf eines ausgereiften Modells zur Opti-
mierung der Übergangsversorgung und Unterstützung von Familien mit einem frühge-
borenen Kind. Dazu gehören die emotionale Gefühlslage und die Bedürfnisse der El-
tern besser zu erfassen. Die Berner Fachhochschule Gesundheit, Disziplin Geburtshil-
fe und die Neonatologie des Inselspitals Bern führen das gemeinsame Projekt „Transi-
tion to Home“ durch. Dieses Projekt will da ansetzen und mit der Entwicklung und Im-
plementierung eines neuartigen, nachhaltigen und interprofessionellen Modells zur
Optimierung der Übergangsversorgung und Unterstützung von Familien mit einem
frühgeborenen Kind eine positive Veränderung bewirken (N. Schütz Hämmerli, Ge-
spräch, 5.2.2015).
Die Hebamme kann als Teil des interdisziplinären Teams von „Transition to Home“ die
Eltern in der ersten Zeit zu Hause in ihrer neuen Rolle unterstützen, die physiologische
Involution der Frau überwachen und gegebenenfalls Unterstützung bieten. Des Weite-
ren kann sie Sicherheit im Umgang mit dem Kind vermitteln und Ansprech- sowie Ver-
trauensperson der Eltern werden. Durch die ressourcenorientierte Unterstützung der
Eltern im Erlangen von mehr Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit, kann deren Auto-
nomie und die Eltern-Kind-Bindung gefördert werden. Die Hebammen können ihren
Schwerpunkt v.a. auf die Betreuung und Begleitung von Late preterm Kindern legen
z.B. bei der Kontrolle vom Gewicht des Kindes und Unterstützung bei der Ernährung,
wie z.B. Stillen. In der Hebammenarbeit ist die Gesundheitsberatung und Gesundheits-
förderung innerhalb der Familie und Gesellschaft eine wichtige Tätigkeit. Durch ihre
salutogenetische Haltung kann die Hebamme die Frau und ihre Familie positiv unter-
stützen und bestärken (Berner Fachhochschule (BFH), 2010). Mittels der Erfassung
von Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen anhand eines geeigneten Instruments,
kann eine Aussage darüber gemacht werden, inwiefern die Interventionen im Rahmen
von „Transition to Home“ wirksam sind.
Die vorliegende Arbeit kann einen Beitrag zum Gelingen dieses Projektes leisten, in-
dem anhand der wissenschaftlichen Literatursuche nach Instrumenten zur Erfassung
von Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen bei Eltern mit einem zu früh geborenen
Kind gesucht wird.
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
11
1.1 Zielsetzung
Ziel dieser Arbeit ist es, Instrumente zur Erfassung von Selbstwirksamkeit und Selbst-
vertrauen von Eltern nach einer Frühgeburt zu finden und deren psychometrischen
Eigenschaften zu analysieren. Basierend darauf können Empfehlungen für Forschung
und Praxis abgegeben werden.
1.2 Fragestellung
Welche Instrumente zur Erfassung der beiden Konzepte Selbstwirksamkeit und
Selbstvertrauen existieren?
Wie wird Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen bei Eltern, deren Kind zu früh
geboren wurde, gemessen?
Welche Empfehlungen zur Darstellung von Selbstwirksamkeit und Selbstver-
trauen im deutschsprachigen Raum können abgegeben werden?
1.3 Ein- & Ausgrenzung
Die Arbeit begrenzt sich auf die Analyse von Studien, welche sich mit Instrumenten zur
Erfassung von Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen von Eltern befassen. Analysiert
werden Studien, welche Messinstrumente zum Messen der zwei genannten Konzepte
beinhalten und bereits angewendet und beforscht wurden. Der Fokus ist dabei auf die
untersuchten psychometrischen Eigenschaften der Messinstrumente gelegt. Zusätzlich
wird nach Literatur gesucht, in der Instrumente beschrieben sind, die im deutschen
Sprachraum angewendet werden können, da das Projekt „Transition to Home“ im
mehrheitlich deutschsprachigen Kanton Bern, in der Schweiz, durchgeführt wird.
Diese Arbeit analysiert keine existierenden Betreuungsmodelle für Eltern frühgebore-
ner Kinder, da dies den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Ausgeschlossen wer-
den ebenfalls Publikationen in welcher die Zielgruppe Kinder oder Eltern mit speziellen
Erkrankungen (Adipositas, Arthritis, Asthma, Depression, Diabetes etc.), Behinderun-
gen, Schmerzen oder Angst ist. Studien zur Erfassung von Selbstwirksamkeit bei El-
tern in Bezug auf das Stillen sind ebenfalls ausgeschlossen. Die durch die Instrumente
erfassten Ergebnisse über die Stärke an Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen der
Eltern sind nicht Inhalt dieser Arbeit
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
12
2 Theoretische Grundlagen
Im Kapitel zum theoretischen Hintergrund wird die Frühgeburt mit ihren Folgen und
Auswirkungen auf das Familiensystem aufgezeigt. Es wird nicht näher auf auslösende
und ursächliche Faktoren, sowie Risikofaktoren einer FG eingegangen. In einem weite-
ren Schritt gehen die Autorinnen kurz auf das Betreuungsmodell COPE und NICU Pa-
rent Programm ein. Des Weiteren wird das Selbstkonzept, welches Selbstwirksamkeit
und Selbstvertrauen beinhaltet, beschrieben. Zum Schluss wird das Modell der Saluto-
genese mit dem Hauptaugenmerk auf das Kohärenzgefühl erläutert.
2.1 Frühgeburt
2.1.1 Definition und Ursachen
Eine Frühgeburt (FG) bezieht sich auf die Schwangerschaftswoche (SSW) und auf das
Geburtsgewicht (GG). In manchen Ländern wird die Schwangerschaftsvorsorge nur
mangelhaft durchgeführt und somit ist auch das Gestationsalter oft schwierig zu beur-
teilen. In solchen Fällen werden die Kinder anhand des Geburtsgewichts beurteilt und
verglichen: low birth weight infants <2500g, very low birth weight infants <1500g und
extremely low birth weight infants <1000g (Speer, 2012).
Laut Blencowe et al. (2012) in „Born Too Soon – The Global Action Report on Preterm
Birth“ werden weltweit 15 Millionen Kinder zu früh geboren, dies entspricht einer welt-
weiten Frühgeburtenrate von 11.1%. In Entwicklungsländern liegt das durchschnittliche
Vorkommen einer FG bei 12%, während dem in industrialisierten Ländern ungefähr 9%
der Kinder zu früh geboren werden. Europaweit ist eine Frühgeburtenrate von durch-
schnittlich 7.1% (Range 6.3% – 11.4%) zu beobachten, dies entspricht ca. 500‘000
Kindern welche jährlich zu früh geboren werden. In der Schweiz beträgt die Prävalenz
von Frühgeburten 7.2%, das kommt 5‘957 aller Kinder gleich, welche pro Jahr vor der
37. SSW geboren werden (Bucher, 2009).
Auslöser einer FG sind oft Infektionen, Plazentationsstörungen, fetale Pathologien,
Uterusanomalien oder Mehrlingsschwangerschaften. Diese Pathologien können zu
vorzeitigen Wehen, zu einem frühen vorzeitigen Blasensprung oder gar zu einer for-
cierten Beendigung der Schwangerschaft führen (Schneider & Helmer, 2011). Weitere
Risikofaktoren liegen darin, dass in Industrieländern viele Möglichkeiten der Reproduk-
tionsmedizin bestehen und dass das Alter der Mütter bei der ersten Geburt steigend ist
(Lumley, zitiert in Schütz Hämmerli et al., 2012).
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
13
2.1.2 Folgen einer FG
Unreife der Kinder und Gefahren
Frühgeborene Kinder leiden 10-mal häufiger an neurologischen Störungen als Termin-
geborene Kinder. Zudem können Entwicklungsstörungen, Seh- & Hörschäden, chroni-
sche Lungenprobleme oder Krampfanfälle häufiger beobachtet werden. Zu den am
häufigsten auftretenden Komplikationen gehören Atemnotsyndrom (ANS), Herzkreis-
laufinsuffizienz, Hirnblutungen, systemische Infektionen, Hypoglykämie sowie Hypo-
thermie. Durch die Zentralisierung der neonatologischen Hochrisikogruppen, einer ver-
besserten interdisziplinären Zusammenarbeit und der Entwicklung neonataler Inten-
sivmedizin, steigen die Überlebenschancen sehr kleiner FG. In Tabelle 2 ist die Über-
lebenschance in Zusammenhang mit dem Gestationsalter aufgelistet (Schneider &
Helmer, 2011).
Je nach Gestationsalter der Kinder, bedeutet dies in den meisten Fällen eine lange
Hospitalisation mit möglichen gesundheitlichen Komplikationen und Folgen. Eine sol-
che Hospitalisation kann die Eltern-Kind-Beziehung beeinträchtigen.
Tabelle 1 Überlebenschancen FG (Schneider & Helmer, 2011)
mit abgeschlossenen 24 SSW 50-60%
mit abgeschlossenen 25 SSW 60-70%
mit abgeschlossenen 26 SSW 70-80%
mit abgeschlossenen 27 SSW >80%
zwischen 28 & 32 SSW überleben rund 90-95%
Emotionale und familiäre Aspekte
Laut Sarimski (2000) ist die Phase des Elternwerdens eine besonders intensive Zeit,
welche biologische, soziale und psychische Veränderungen mit sich bringen kann. „Zu
jeder Schwangerschaft und Geburt gehören freudige Erwartungen und Wünsche, aber
oft auch tiefgreifende Ängste.“ (Sarimski, 2000, S. 56).
Schwangerschaft und Geburt sind neue Phasen für Frau und Mann. Es kann eine Zeit
der Verletzlichkeit darstellen oder auch eine Zeit der Weiterentwicklung für das eigene
Leben und für soziale Beziehungen. In der ersten Hälfte der Schwangerschaft wird die
Mutter mit ihrem Kind Eins, sie lernen einander kennen und fühlen. Die Frau hat eine
differenzierte Vorstellung betreffend der Persönlichkeit, des Aussehens, des Tempe-
ramentes, etc. ihres Kindes. Bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft treten
diese Gefühle meist gegen Ende der Schwangerschaft in den Hintergrund, als
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
14
Schutzmechanismus für das Kind, um als individueller Mensch geboren werden zu
können. Kommt das Kind zu früh zur Welt, findet dieser Prozess nicht statt. Die Mutter
fühlt sich Eins mit dem Kind und ist noch nicht für den Ablösungsprozess des Kindes
bereit. Der Prozess der Vorbereitung und Vorfreude wird oft schon kurze Zeit nachdem
die Mutter ihr Kind das erste Mal in ihrem Bauch spürt, unterbrochen (Sarimski, 2000).
Eine Frühgeburt kann in den meisten Fällen einem krisenhaften Ereignis gleichge-
schrieben werden (Caplan, zitiert in Barnes & Adamson-Macedo, 2007) und ist eine
besonders vulnerable Phase in der Elternschaft (Sarimski, 2000).
Eltern mit FG beschäftigen sich intensiver mit diversen Themen zur Pflege und Versor-
gung des Kindes, hinterfragen sich, ob sie den neuen Aufgaben gewachsen sind und
ob sie zu ihrem Kind eine emotionale Beziehung finden können, um es mit dem aufge-
bauten sozialen Unterstützungssystem bestmöglich zu unterstützen und zu fördern
(Sarimski, 2000). Die Ernährung der Frühgeborenen ist für die Entwicklung sehr wich-
tig, da die Kinder einen erhöhten Energie- und Nährstoffbedarf aufweisen. Der Koordi-
nationsvorgang von Schlucken und Atmen, welcher bei Termingeborenen Kindern
schon intrauterin geübt werden konnte, ist bei FG störanfällig und noch nicht ausge-
reift. Durch die Unreife der Kinder sind ihre Interaktionsbereitschaft und Antwortbereit-
schaft beeinträchtigt. Dadurch ist die soziale Kommunikation zwischen Eltern und Kind
erschwert und die Eltern haben oft Schwierigkeiten ihr Kind adäquat zu stimulieren. Bei
FG gibt es reifungsbedingte Regulationsstörungen, wie die sensorische Erregbarkeit,
sowie die motorische Reaktionen. Diese Erschwernisse können Hindernisse für die
Eltern-Kind Beziehungsgestaltung sein. Die situationsabhängigen Belastungen sollen
bestmöglich individuell angepasst gelöst werden, umso weitere Probleme zu verhin-
dern. Im ersten Lebensjahr kann sich die Trias extreme Irritierbarkeit, wie exzessives
Schreien, Schlaf- oder Fütterungsproblematik, entwickeln. Solche „frühkindlichen Re-
gulationsstörungen“ können sich weiter, in Symptome der Trennungsangst, Unselbst-
ständigkeit, Kooperationsabwehr, Wutanfälle, oder extreme motorische Unruhe, entwi-
ckeln.
Aufgrund unreifen Organsystemen bei einer FG verstärken sich die Sorgen der Eltern
bezüglich bleibenden Schäden für das Kind. Das Risiko für kognitive, sprachliche und
soziale Entwicklungsstörungen hängt stark mit der Unreife der Organe zusammen (Sa-
rimski, 2000). Oft stehen die Eltern vor einer langen ungewissen Zeit, in der die Kinder
auf der Neonatologie hospitalisiert sind und mit vielen verschiedenen Apparaten und
Kabeln überwacht werden (Pennell et al., 2012). Der Zustand des Kindes kann sehr
wechselhaft sein. Viele Eltern kämpfen mit emotionalem Gefühlschaos, wie der Sorge
um das Überleben des Kindes und seiner Zukunft und Trauer um das erträumte ge-
sunde Kind. Die Trennung vom Kind verunsichert, Schuldgefühle kommen hoch mit
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
15
dem Gedanken, nicht in der Lage zu sein, ein Kind ganz auszutragen. Teilweise ver-
spüren sie auch Wut, Hilflosigkeit oder Ohnmacht (Sarimski, 2000). Solche Gefühle
halten teilweise noch weit über den Spitalaustritt an (Holditch-Davis et al. & Holditch-
Davis & Mildes zitiert in Schütz Hämmerli et al., 2012). Die erste Zeit des Kennenler-
nens und des Beziehungsaufbaus wird erschwert durch die Bedingungen der jeweili-
gen Intensivstationen. Wenn Eltern an körperlichen Beeinträchtigungen leiden, können
diese zu einem erhöhten elterlichen Belastungsempfinden (Parenting Stress) führen,
was wiederum die Eltern-Kind-Beziehung und die Entwicklung des Kindes beeinträch-
tigen kann (Smith, Abidin & Belsky, zit. in Schütz Hämmerli et al., 2012).
Eltern stehen oft an zweiter Stelle hinter dem Pflegefachteam, welches ihr Kind ver-
sorgt und pflegt. Dies lässt einen intimen Kontakt zum Kind meist nicht zu, denn die
Abläufe können nicht immer nach den Bedürfnissen der Eltern gerichtet werden. Die
Eltern müssen lernen, mit dem interdisziplinärem Team der jeweiligen Intensivstation
zu verhandeln: Verhandeln mit dem Pflegefachteam, ihm seine Arbeit überlassen, aber
auch mit sich selber verhandeln lernen, den eigenen Platz einnehmen zu können und
mit dem Pflegefachteam zusammen zu arbeiten.
Traditionellerweise herrscht in vielen Gesellschaften ein familiäres Versorgungsnetz
von Grosseltern, Schwestern, Tanten, Begleiterinnen oder Freunden, welche mit den
Eltern den schweren Weg gehen und sie unterstützen. Heutzutage wird das Versor-
gungsnetz immer kleiner aufgrund der Kleinfamilienstruktur. Folglich bietet das Ge-
sundheitssystem Unterstützung seitens der freischaffenden Hebammen oder Pflege-
fachpersonen, dies jedoch kann diese Struktur nicht vollumfänglich ersetzen (Sarimski,
2000). Diese Veränderung der Familienstruktur bedeutet eine erhöhte Herausforderung
für das interdisziplinäre Team der Versorgungskette von Spitalaufenthalt bis Aus- und
Übertritt ins familiäre Umfeld. Eine Optimierung der Zusammenarbeit und Beziehung
von Familien und Professionellen wäre wünschenswert (Schütz Hämmerli et al., 2013).
Abbildung 1 Verfestigung und Störungen der frühen Eltern-Kind-Beziehung (Sarimski, 2000)
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
16
Soziale und finanzielle Aspekte
Laut der «European Foundation for the care of newborn infants» (efcni, 2010) wird die
wachsende Bevölkerungsgruppe «Frühgeborene und ihre Familien» von den Regie-
rungen übersehen, wenn es um Gesundheitsfürsorge und soziale Unterstützung geht.
Wie bereits im Abschnitt 2.1.1. erwähnt, kommen weltweit 15 Millionen Kinder zu früh
zu Welt. Mit jeder Frühgeburt gehen erhebliche Einkommenseinbussen, Betreuungs-
kosten und mögliche kostspielige Zusatztherapien einher. Oft empfinden die Eltern die
Spitalentlassung als schnell und überraschend. Zwiegespaltene Gefühle treten auf,
einerseits die Freude endlich eine Familie zu sein und andererseits die Angst vor der
neuen Verantwortung. Diese Verantwortung verlangt den Eltern psychisch und phy-
sisch sehr viel ab (Schütz Hämmerli, 2013). Kosten einer solchen Ersthospitalisation
betragen um die 500’000 Euro pro Frühgeburt.
Die Rehospitalisation ist ein weiteres Problem von Frühgeborenen. Im Vergleich zu
Termingeborenen werden Frühgeborene im ersten Lebensjahr vermehrt hospitalisiert.
35% der FG werden im ersten Lebensjahr erneut hospitalisiert (Bucher, 2009). Im Jahr
2012 und 2013 verzeichnete Bern eine Rehospitalisationsrate von 26%. Die Kosten pro
Rehospitalisationsaufenthalt belaufen sich auf Fr. 7‘242. —. Durch die Vielzahl mögli-
cher Entwicklungsstörungen oder bleibender Beeinträchtigungen sind häufigere Not-
fallkonsultationen und Kinderarztbesuche im 1. Lebensjahr festzustellen, welche kaum
verhindert oder reduziert werden können. (Bucher, 2009). Die hohe Zahl der Frühge-
burten hat multifaktorielle Folgen für die betroffene Familie und das Gesundheitssys-
tem. Die Herausforderungen, wie Ernährungsprobleme, Schreiproblematik, Regulati-
onsstörungen etc. lassen Familien oft an psychische und an physische Grenzen stos-
sen. Die Hospitalisationen aufgrund solcher Überlastungen könnten mit einer kontinu-
ierlichen Betreuung durch professionelle Fachpersonen reduziert werden (Bucher,
2009).
2.1.3 Prävention zur Stärkung der Elternschaft
Zur Stärkung der elterlichen Selbstwirksamkeit gibt es bereits evidenzbasierte Interven-
tionsprogramme. Nach verschiedener Forschung ist bekannt, dass Bedarf an gezielter
und individueller Betreuung vorhanden ist. Ferner kann die Zusammenarbeit von pro-
fessionellen Diensten und Eltern von FG beim Übertritt vom Spital ins häusliche Umfeld
optimiert werden. Bei älteren Menschen existiert bereits ein Modell „Transitional care
model“, welches ältere Menschen und ihre Angehörigen während dem Spitalaustritt
unterstützt. Durch intensive Zusammenarbeit kann so die Kommunikation zwischen
Pflegenden – Angehörigen – Patienten gestärkt werden. Das involvierte interdisziplinä-
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
17
re Team wird von einer Advanced Practice Nurse (APN) geleitet und koordiniert (Nylor
et al., zit. in Schütz Hämmerli et al., 2013).
Bei Eltern nach einer FG könnten die umfassenden Bedürfnisse der Eltern angewendet
werden, um die multifaktorielle Herausforderung der Eltern zu erfassen und den vielen
Unsicherheiten und Fragen offen zu begegnen. Ergänzend könnten die Eltern-Kind-
Bindung und die Gesundheit aller Beteiligter gestärkt werden. Bereits existierende Pro-
gramme wie z.B. das „Creating Opportunities for Parent Empowerment“ (COPE, siehe
Kapitel 2.2.1.) bieten eine gute Unterstützung für Eltern mit Frühgeborenen zur Präven-
tion der Stärkung der Elternschaft an (Melnyk & Feinstein, 2009).
2.2 Programme für die Elternschaft
2.2.1 COPE NICU Parent Program
Das „COPE neonatology intensive care unit (NICU) Parent Program“ ist ein Evidenz-
basiertes, pädagogisches Interventionsprogramm für Eltern, welche ein Kind zu früh
geboren haben. Die Anwendung dieses Programms wurde für den Einsatz kurz nach
Eintritt in die neonatologische Intensivstation bis einige Wochen nach Entlassung nach
Hause entwickelt (COPE for HOPE, 2007). Wie bereits bekannt, benötigen Eltern nach
einer Frühgeburt Unterstützung während des Spitalaufenthaltes und der ersten Zeit zu
Hause zur Vorbeugung negativer Folgen. Für eine individuelle Betreuung der Eltern ist
es wichtig, ihre Erfahrung und Bedürfnisse zu kennen (Schütz Hämmerli, 2012). Das
Programm beinhaltet verschiedene CD’s, begleitend mit schriftlichen Informationen und
bekräftigenden Handlungen für Eltern. Weiter ist es in vier Kapitel oder Phasen aufge-
baut. Die erste Phase während den ersten zwei bis vier Tagen nach dem Eintritt in die
neonatologische Intensivstation, zeigt den Eltern verschiedene Möglichkeiten auf, ihr
Kind beim Wachsen und Entwickeln zu fördern. In der zweiten Phase vier bis acht Ta-
ge nach Eintritt, werden Hilfestellungen gegeben, wie sich die Eltern selber und ihrem
Kind während dem Spitalaufenthalt helfen können. In Phase drei wird der Austritt the-
matisiert und Eltern befähigt und ermutigt mit ihrem Kind nach Hause zu gehen. Eine
bis zwei Wochen nach Spitalaustritt und Übertritt nach Hause, geht es um das Thema
„Anpassung an das Leben zu Hause mit ihrem Kind“.
Dadurch, dass die Eltern hören, lesen und schreiben wird das Verständnis und die
Verwendung der Informationen gefestigt (COPE for HOPE, 2007).
Vorteile dieses Programms konnten mit verschiedenen randomisiert, kontrollierten Ver-
suchen (RCT’s) nachgewiesen werden. Frühgeborene geboren zwischen der 26. und
34. SSW hatten einen kürzeren Spitalaufenthalt von 4 Tagen. Frühgeborene geboren
vor der 32. SSW hatten einen 8 Tage kürzeren Aufenthalt. Dadurch wurden Kostener-
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
18
sparnisse sichtbar. Positive elterliche Outcomes zeigten sich in weniger Stress wäh-
rend den Besuchen auf der NICU, gestärktes Vertrauen in ihren Fähigkeiten bei der
Pflege ihrer Kinder, vermehrte entwicklungsförderliche Interaktionen mit ihren Kindern,
weniger depressive Verstimmungen und Angst, während und nach dem Spitalaufent-
halt der Kinder, höhere Zufriedenheit mit dem Spitalaufenthalt, sowie weniger Beden-
ken mit ihren Kindern nach Hause zu gehen (COPE for HOPE, 2007).
Was Eltern zum Programm sagen:
„Die Aufgaben halfen mir, eine emotionale Bindung zu meinem Baby zu bilden.“
„COPE beschreibt, was Eltern erwarten können und auch, warum ein Baby in der NICU
das tut, was es tut und was sie tun können um es zu unterstützen.“
„Es klärt Fragen zu Verhaltensweisen meines Babys. Es hat mir geholfen, zu verste-
hen, wie Frühgeborene auf Reize reagieren, worauf zu achten ist und wie man besser
für eine Frühgeburt sorgen kann.“ (COPE for HOPE, 2007)
Das Inselspital in Bern hat die Lizenz für das Programm COPE erworben. Somit ist das
Inselspital die erste europäische Institution mit dieser Zulassung, welche die Befähi-
gung hat, Eltern nach einer Frühgeburt eingehendere Begleitung und Unterstützung zu
ermöglichen und das Handwerkszeug für den Start zu Hause mitzugeben (Inselspital,
2012).
2.2.2 Entwicklung des Versorgungsmodells „Transition to Home“
„Transition to Home“ ist ein Modell, welches sich noch in Entwicklung befindet und die
Übergangsversorgung für Familien mit einer Frühgeburt nach Spitalaustritt ins häusli-
che Umfeld fördern soll. Die Planung und Erforschung des Projekts erfolgt in der
Schweiz, im Kanton Bern. Das neue Versorgungsmodell „Transition to Home“ integriert
das Prinzip von COPE (Schütz Hämmerli et al., 2015). Das Modell beinhaltet verschie-
dene Betreuungsangebote, welche das Familiensystem in den neuen und unbekannten
Herausforderungen unterstützt. Es hilft den Familien Stabilität und Sicherheit zu erlan-
gen. Zudem ist davon auszugehen, dass es ein grosses gesundheitsökonomisches
Sparpotential mit sich bringt.
Das Projekt ist in drei Phasen unterteilt. Das Betriebskonzept beinhaltet die Entwick-
lung dieses neuen Versorgungsmodells, welches z.B. Hausbesuche, Beratungen und
Schulungen durch Fachpersonen beinhaltet. Das Ziel ist es, eine optimierte Nachsorge
von Familien mit Frühgeborenen zu gewährleisten. Diese Koordination der verschiede-
nen interdisziplinären Dienste und Angebote soll durch eine APN geführt und geleitet
werden. Die Arbeitsstelle für eine APN Neonatologie wird neu entwickelt. Dies ist eine
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
19
spezialisierte Pflegefachperson der Neonatologie mit akademischem Abschluss. Das
entwickelte Betriebskonzept soll in einem weiteren Schritt konkret in die Praxis umge-
setzt werden. Dafür werden diverse Arbeitsdokumente vorbereitet, beteiligte Fachper-
sonen und Teams geschult und die Infrastruktur eingerichtet. Zum Nachweis der Wirk-
samkeit und der Kosteneffektivität dieses Projekts wird eine Begleitforschung durchge-
führt. Dazu wird eine Pilotstudie, mit anschliessender Interventionsstudie durchgeführt.
Das Projekt befindet sich aktuell (seit Oktober 2014) in der Entwicklungsphase und
dauert bis Ende 2019.
2.3 Konzepte/Konstrukte
2.3.1 Das Konstrukt Selbstwirksamkeit
Ursprung des Konstrukts der Selbstwirksamkeit
Bandura gilt als Begründer der sozial-kognitiven Theorie (Schwarzer & Jerusalem,
2002). Diese Art von Lernen wird auch Lernen am Modell oder Beobachtungslernen
genannt. Bandura beschreibt die Lerntheorie, als stete Wechselwirkungen zwischen
einer Person, ihrem Verhalten und der Umwelt. So muss man verstehen, welche psy-
chologischen Mechanismen einer Verhaltensänderung zugrunde liegen, um zu errei-
chen, dass ein Mensch sein Verhalten dauerhaft ändert. Damit Modelllernen stattfindet,
muss der Beobachtende das Modell aufmerksam beobachten, sich sein Verhalten
merken können, sowie motiviert und fähig sein, dieses Verhalten selber auszuführen
und beizubehalten. Im Rahmen der sozial-kognitiven Lerntheorie entwickelte Bandura
das Konstrukt der Selbstwirksamkeitserwartung (Bandura, 1977). Er nimmt an, dass für
eine erfolgreiche Ausführung einer Handlung zwei Bereiche notwendig sind. Erstens
die Selbstwirksamkeitserwartung, welche beeinflusst, ob sich jemand ein Verhalten
zutraut und dieses in die Tat umsetzt. Zweitens die Ergebniserwartung, definiert als die
Schätzung einer Person, ob das gezeigte Verhalten zum gewünschten Ergebnis führt.
Das Wissen über eine Handlung allein, führt also nicht automatisch zu deren Ausfüh-
rung (Bandura, 1977).
Definition Selbstwirksamkeit
Der Begriff Selbstwirksamkeitserwartung (perceived self-efficacy) wird vom Begriff
Selbstwirksamkeit abgeleitet und oft synonym verwendet (Montigny & Lacharité, 2005).
Bandura (1977, 1994) definiert Selbstwirksamkeit als die subjektive Überzeugung, mit
Hilfe der eigenen Fähigkeiten in einer Situation eine angebrachte Handlung auszufüh-
ren, die zu einem gewünschten Ziel führt. Der Grad der Überzeugung von der eigenen
Selbstwirksamkeit bestimmt, wie jemand fühlt, denkt, sich motiviert und verhält. Die
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
20
Selbstwirksamkeitserwartung umfasst kognitive, motivationale, affektive- und Selekti-
onsprozesse. Personen mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung sehen eine schwierige
Aufgabe eher als Herausforderung die sie bestehen können, denn als unlösbare Auf-
gabe. Sie sind fähig, sich nach Rückschlägen und Misserfolgen schneller zu erholen
und ihr Ziel weiter zu verfolgen, um es zu erreichen. Eine positive Selbstwirksamkeits-
erwartung von sich selbst senkt das Empfinden von Stress und die Anfälligkeit für De-
pressionen. Im Gegensatz dazu vermeiden Personen mit tiefer Selbstwirksamkeitser-
wartung schwierige Aufgaben, da sie in ihnen eine Bedrohung ihrer selbst sehen. Sie
verfolgen ihre Ziele mit schwachem Einsatz. Wenn sie mit einer schwierigen Aufgabe
konfrontiert sind, geben sie sie schnell auf. Nach Rückschlägen und Misserfolgen erho-
len sie sich nur langsam. Weil sie die ungenügende Leistung als mangelhafte Bega-
bung sehen, braucht es nur wenige Misserfolge und sie verlieren das Vertrauen in ihre
Fähigkeiten. Personen mit tiefer Selbstwirksamkeitserwartung sind schnell gestresst
und anfällig auf Depressionen. (Bandura, 1977, 1994).
Eigenschaften der Selbstwirksamkeit
Die Eigenschaften der Selbstwirksamkeit lassen sich in drei Dimensionen unterteilen,
die nicht in jedem Fall unabhängig voneinander sind. Sie erlauben, Unterschiede und
Gemeinsamkeiten von Selbstwirksamkeit zu beschreiben (Bandura, 1977). Dimension
1: Ausmass, Grösse, Schwierigkeitsgrad (Magnitude). Damit wird das Ausmass der
Schwierigkeit einer Aufgabe beschrieben, die sich ein Mensch zutraut bewältigen zu
können. Zum Beispiel trauen sich Personen mit hoher Selbstwirksamkeit Aufgaben mit
hoher Schwierigkeit zu. Dimension 2: Allgemeingültigkeit, Spezifität (Generality).
Selbstwirksamkeitserwartungen können sich sowohl auf detaillierte Aufgaben in einem
spezifischen Bereich beziehen, als auch auf allgemeine Aufgaben aus generellen Be-
reichen. Dimension 3: Stärke, Stabilität (Strength). Damit wird die Selbstwirksamkeits-
erwartung hinsichtlich des Grads der Überzeugung und Gewissheit einer Person, eine
Aufgabe meistern zu können aufgezeigt. Eine geringe Überzeugungsstärke und Ge-
wissheit führt dazu, dass die Selbstwirksamkeitserwartung schon bei wenigen Misser-
folgen abgebaut wird. Eine überzeugungsstarke Selbstwirksamkeitserwartung lässt die
Person Aufgaben, auch nach Misserfolgen, länger, mit mehr Motivation, Anstrengung
und Ausdauer verfolgen.
Quellen von Selbstwirksamkeit
Bandura (1977, 1994, 1997) erläutert folgende Quellen der Selbstwirksamkeit: Die ei-
gens erlebte, erfolgreiche Erfahrung (mastery experience) ist die wichtigste Quelle.
Denn wenn eine Handlung erfolgreich ausgeführt wurde, lernt die Person, dass sie
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
21
diese bewältigen kann. Je öfter dieselbe Handlung erfolgreich ausgeführt wurde, desto
stabiler und höher wird die Selbstwirksamkeitserwartung der besagten Person. Lernen
durch Beobachtung oder vom Modell (vicarious experience) als zweite Quelle wird von
Bandura so erklärt, dass eine Person eine Handlung ausführt, die sie vorgängig an
einer ihr gleichenden Person, welche die Handlung erfolgreich durchgeführt hat, beo-
bachtet hat. Die verbale Überzeugung oder der Zuspruch durch Andere, eine Handlung
erfolgreich durchführen zu können, beschreibt Bandura als eine schwächere Quelle
von Selbstwirksamkeit, denn sie basiert nicht wie die vorher genannten Quellen auf
einem authentischen Erlebnis. Stresserfüllte und anstrengende Situationen als vierte
Quelle, rufen nach Bandura emotionale Erregungen hervor, die der Person dabei hel-
fen, einschätzen zu können, wie gut sie die geforderte Handlung bewältigen kann. So
fühlt sich eine Person, die sehr angespannt und aufgeregt ist (hohe emotionale Erre-
gung) gewöhnlich in ihrer Handlung gelähmt und hat folglich eine tiefe Selbstwirksam-
keitserwartung.
Prozesse die bewirken, dass sich eine Person selbstwirksam fühlen kann
Wie in der Definition beschrieben, unterliegt die wahrgenommene Selbstwirksamkeit,
das „sich selbstwirksam fühlen“, verschiedenen innerlichen Prozessen einer Person,
die nachfolgend erklärt werden. Nach Bandura (1997) umfassen kognitive Prozesse
die Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitung einer Person. Hierzu zählen unter
anderem Eigenschaften wie Intelligenz, Kreativität, Gedächtnis, Sprach-und Lernfähig-
keit, Denken und Erinnern einer Person. Sie befähigen ein Individuum sich selbst zu
reflektieren und zu regulieren, sowie sich Strategien und Handlungsalternativen zu
überlegen. Wenn also eine Person überraschend mit einer herausfordernden Situation
konfrontiert wird, muss sie die Information wahrnehmen und verarbeiten können, sich
überlegen, welche Handlungsweisen angebracht sind und welche sich daraus resultie-
renden Konsequenzen folgen könnten. Ob dies adäquate Überlegungen sind, hängt
davon ab, ob diese Situation z.B. schon bei anderen beobachtet wurde und nicht gänz-
lich unbekannt ist. Die daraus resultierende Reaktion wird aufgrund der Konsequenzen
beurteilt und reflektiert, so dass bei einer nachfolgend ähnlichen Situation die gleiche
oder eine gänzlich andere Strategie angewandt wird. Aus einem kognitiven Prozess
werden Motivationale Prozesse hervorgerufen. Sie beinhalten drei Komponenten. Die
Attribution (1), welche zu erklären versucht, woraus die Ursache eines Problems oder
einer Herausforderung besteht. Diese Ursache wird entweder auf die eigene Person
oder auf die Umwelt bezogen. Die Ergebniserwartung (2) gibt Aufschluss über die
Überzeugung einer Person ein erwünschtes Ziel erreichen zu können. Die letzte Kom-
ponente bezieht sich auf die Zielformulierung (3), Präzise aufeinander aufbauende
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
22
Teilziele wirken motivierender als ein grosses, ungenau formuliertes Ziel. Affektive
Prozesse umfassen Reaktionen aufgrund emotionaler Gemütserregungen. Kognitive
und affektive Prozesse können sich gegenseitig beeinflussen. Sie geben Aufschluss
darüber, inwieweit eine Person ihre emotionalen Gemütserregungen kontrollieren
kann, um handlungsfähig zu bleiben. Selektionsprozesse bewirken die Auswahl der
herausfordernden Situationen denen sich eine Person stellt. Wenn sich eine Person
durch kognitive und motivationale Prozesse einer wahrgenommenen, herausfordern-
den Aufgabe nicht bemächtigt fühlt, führt dies zu Vermeidungsverhalten und einer blei-
benden tiefen Selbstwirksamkeitserwartung. Es kann schlussfolgernd gesagt werden,
dass die Selbstwirksamkeitserwartung einer Person nicht starr ist, sondern verändert
werden kann (Bandura 1977, 1994, 1997).
Selbstwirksamkeitserwartung in der Elternschaft
Montigny & Lacharité (2005) beschreiben vier Merkmale elterlicher Selbstwirksamkeit.
Elterliche Überzeugungen (1), elterliche Fähigkeiten und Stärken (2), aufgabenspezifi-
sche Handlungen organisieren und ausführen können (3) und gewünschtes Ergebnis
erreichen(4). Dies ergibt folgende Definition: Elterliche Selbstwirksamkeitserwartung
kann als die Überzeugung oder Beurteilung eines Elternteils definiert werden, sich auf
die eigenen Fähigkeiten in Bezug auf Erziehung und Fürsorge eines Kindes abstützen
zu können.
Roost (2014) hält fest, dass trotz verschiedener Bemühungen noch keine einheitliche
Definition der Selbstwirksamkeitserwartung in der Elternschaft besteht und deshalb der
genaue Messgegenstand in den Studien kritisch zu betrachten ist. Sie definiert die el-
terliche Selbstwirksamkeitserwartung folgendermassen:
Selbstwirksamkeitserwartungen sind subjektive Überzeugungen von Eltern, in
den unterschiedlichen Situationen und Anforderungen in der Erziehung ihres
Kindes dasjenige Verhalten zeigen zu können, welches die Situation oder An-
forderung bestmöglich bewältigt. Die Formulierung ‚bestmöglich‘ muss in dieser
Definition jedoch als interindividuell sehr verschieden verstanden werden, denn
anders als in anderen Lebensbereichen (wie z.B. akademischen oder berufli-
chem Erfolg), gibt es im Bereich der Erziehung eines Kindes häufig kein objek-
tives Kriterium, nach dem der Erfolg bemessen werden könnte. Vielmehr kann
die Bewältigung einer Situation oder Anforderung je nach Persönlichkeit und Al-
ter des Kindes, nach Persönlichkeit und soziodemographischem Hintergrund
des Elternteils und nach Umgebungsmerkmalen stark variieren. (Katja Roost,
2014, S.15)
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
23
Abgrenzung zu anderen Konstrukten
Bandura (1997) äussert in seinen Ausführungen, dass Selbstwirksamkeit nicht mit
Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und elterlicher Kompetenz gleichgesetzt werden
darf. Das Selbstwertgefühl gibt im Vergleich zu Selbstwirksamkeit Aufschluss darüber,
wie wertvoll sich eine Person fühlt. Die elterliche Kompetenz gibt lediglich Auskunft
über die Anzahl vorhandener Kompetenzen, nicht jedoch wie die persönliche Überzeu-
gung ist, die Fähigkeiten in einer Vielfalt von Situationen anzuwenden.
Ausführungen zum Selbstvertrauen sind in Kapitel 2.3.2. beschrieben.
Validität des Konstrukts Selbstwirksamkeit
Bandura (1997) erwähnt die Gültigkeit des Konstrukts der Selbstwirksamkeit mit dem
Hinweis auf Korrelationen und Wirkungen, die empirisch in verschiedenen For-
schungsbereichen gemessen werden konnten. So wurde die Korrelation von Selbst-
wirksamkeit mit Depression, Angststörungen, Essstörungen, Gesundheitsverhalten,
Lernen und Lehren, sowie Leistungsbestreben im Sport und Karriere untersucht und
signifikante Zusammenhänge gefunden.
Erfassung von Selbstwirksamkeit
Coleman & Karraker (2000) teilen die Skalen zur Selbstwirksamkeitserfassung in vier
Ebenen ein, abgegrenzt nach dem Grad der Spezifität. Die erste Ebene erfasst die
generelle Selbstwirksamkeitsüberzeugung, allgemein schwierige oder belastende Situ-
ationen aus eigener Kraft zu bewältigen. In dieser Kategorie wird kein Bezug zur El-
ternschaft hergestellt. Ein Beispiel ist die „Skala zur Generellen Selbstwirksamkeitser-
wartung“(GSES) von Schwarzer & Jerusalem, 1999. Die zweite Ebene erfasst die elter-
liche Selbstwirksamkeit auf einer allgemeinen Ebene (domain-general). Fragen nach
spezifischen Aufgaben oder Bereichen der Erziehung werden nicht gestellt. Die dritte
Ebene erfasst elterliche Selbstwirksamkeit bereichsspezifisch (domain-specific). Das
Ziel ist es, möglichst alle Aufgabenbereiche in der Erziehung abzudecken um gleichzei-
tig eine Aussage auf der spezifischen Ebene, als auch auf der allgemeinen Ebene ma-
chen zu können. Dies hat zur Folge, dass bereichsspezifische Skalen die elterliche
Selbstwirksamkeit nur in einem begrenzten Altersbereich des Kindes erfassen können,
da sich die Anforderungen ans Elternsein mit dem Alter des Kindes ändern. Von Vorteil
ist, dass diese Skalen eine bessere Voraussage elterlichen Verhaltens ermöglichen als
Skalen der ersten und zweiten Ebene. Allerdings sind Erziehungsbereiche abhängig
von Kultur und Zeitgeist und deshalb können bereichsspezifische Skalen nicht einfach
übernommen werden. Die Skalen sind oft umfangreicher und mehrdimensional, eine
Überprüfung ob auch alle bereichsspezifischen Aufgaben erfasst werden, erfolgt je-
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
24
doch selten (Roost, 2014). Die vierte Ebene umfasst die Erfassung elterlicher Selbst-
wirksamkeit auf aufgabenspezifischer Ebene (task-specific), also die Einschätzung der
Eltern, ob sie sich in der Lage sehen, zum Beispiel ihr Kind zu baden, wickeln oder
ernähren. In diese Ebene gehören auch Skalen, die die Selbstwirksamkeitserwartung
von Eltern chronisch kranker- oder behinderter Kinder erfassen. Eine Zuordnung einer
Skala zu einer bestimmten Ebene ist jedoch nicht immer eindeutig machbar (Coleman
& Karraker, 2000). Bandura (2006) definiert, dass eine Skala zur Erfassung von
Selbstwirksamkeit möglichst spezifisch für einen Bereich formuliert sein und möglichst
alle Aspekte dieses Bereichs abdecken sollte.
2.3.2 Das Konstrukt Selbstvertrauen
Nach Montigny & Lacharité (2005) kann elterliches Selbstvertrauen als verwandtes
Konstrukt zu elterlicher Selbstwirksamkeit definiert, jedoch nicht gleichgesetzt verwen-
det werden. Es scheint aber, aufgrund verschiedener Studien zwischen 1980-1990,
welche Selbstvertrauen untersuchten, sich allerdings auf Banduras Konstrukt der
Selbstwirksamkeit stützten, eine Verwirrung in Bezug auf diese beiden Konzepte zu
existieren. In der Pflegeforschung existiert im Vergleich zur psychologischen For-
schung der Begriff elterliche Selbstwirksamkeit nicht und wird mit elterlichem Selbstver-
trauen ersetzt. So glauben viele Forschende Selbstvertrauen bedeute dasselbe wie
Selbstwirksamkeit (Montigny & Lacharité, 2005). Bandura erwähnte aber bereits 1997
die Ambivalenz zwischen Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit. Er äusserte, dass
Selbstvertrauen ein unterschiedliches Konstrukt zu Selbstwirksamkeit sei und definierte
Selbstvertrauen als einen unbestimmten Ausdruck, der sich auf einen Stärkegrad an
Überzeugung bezieht. Die Einschätzung der Selbstwirksamkeit schliesst die Bestäti-
gung einer Fähigkeit und den Stärkegrad der Überzeugung eine Fähigkeit zu besitzen
mit ein. Die Einschätzung des Selbstvertrauens hingegen gibt Auskunft über die Si-
cherheit oder Unsicherheit von Erfolg, unabhängig von einer spezifischen Situation
(Bandura, 1997).
2.3.3 Das Selbstkonzept
Definition
Berguis, 1994 (zitiert in Steffen-Bürgi, 2005) definiert den Begriff Selbstkonzept als die
Gesamtheit aller Kognitionen und Gefühle in Bezug auf die eigene Person. Jede Per-
son verfügt über ein Bild von sich, welches im Laufe des Lebens entwickelt wird. Der
Begriff Selbstbild wird synonym zum Begriff Selbstkonzept verwendet (Steffen-Bürgi,
2005).
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
25
Bildung
Die Theorien zur Entstehung und Veränderung des Selbstkonzepts orientieren sich
z.B. an humanistischen Persönlichkeitstheorien basierend auf psychotherapeutischen
Ansätzen, wie jene von Carl Rogers (zitiert in Altenthan et al., 2013). Dieser besagt,
dass jede Person durch fortlaufende Wahrnehmungen und Erfahrungen über Selbst-
oder Fremdbeobachtung ihre Fähigkeiten und Eigenschaften einschätzt. Es ist somit
ein erworbenes und erlerntes Konzept (Steffen-Bürgi, 2005). Unterschieden wird in drei
Typen von Selbstkonzepten. Das Real-Selbst, welches als das tatsächliche Bild einer
Person definiert wird. Das Ideal-Selbst welches erklärt wird, als das Bild einer Person,
wie sie gerne sein möchte und das Soll-Selbst, welches definiert wird, als das Bild ei-
ner Person wie sie sein sollte (Altenthan et al., 2013).
Komponenten
Das Selbstkonzept bildet die kognitive Basis für das Selbstwertgefühl, das Selbstver-
trauen und die Selbstwirksamkeitserwartung. Das Selbstkonzept einer Person wirkt
sich auf ihre Wahrnehmung aus, es entscheidet, was und wie wahrgenommen wird,
sowie welche Bedeutung einer Wahrnehmung beigemessen werden kann. Es wirkt
sich auch auf das Verhalten einer Person aus, sie verhält sich und handelt entspre-
chend ihrem Selbstkonzept. In Kapitel 2.3.1. wurde näher auf das Konstrukt der
Selbstwirksamkeit eingegangen.
Umgang mit neuen Situationen
Grundsätzlich sind es potenziell stresserzeugende und emotional belastende Leben-
sereignisse, die eine Anpassung des Selbstkonzepts verlangen (Steffen-Bürgi, 2005).
„Der Umgang mit und die Bewältigung von kritischen Lebensereignissen wird durch
das Selbstkonzept einer Person beeinflusst und umgekehrt, d.h., die Bewältigung einer
schwierigen Situation kann sich sowohl positiv als auch negativ auf das Selbstkonzept
einer Person auswirken“ (Steffen-Bürgi, 2005, S.21). Ein positives Selbstkonzept
zeichnet sich dadurch aus, dass es flexibel Erfahrungen und Gefühle akzeptieren und
integrieren kann, die von dem bestehenden Selbstkonzept abweichen. Wenn eine Per-
son jedoch über ein negatives Selbstkonzept verfügt, ist es starr. Es kann nicht an
neue Erfahrungen angepasst werden und somit Ursprung seelischer Störungen sein
(Altenthan et al., 2013).
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
26
2.4 Das Modell der Salutogenese nach A. Antonovsky
Inhalte dieses Kapitels beziehen sich vollständig auf die Quelle von Antonovsky (1997).
2.4.1 Ursprung, Definition
Antonovsky definiert Gesundheit und Krankheit nicht als Dichotomie, sondern als ein
multidimensionales Gesundheits-Krankheitskontinuum, in welchem jeder Mensch, so-
lange ein Hauch Leben in ihm ist, in einem gewissen Ausmass gesund ist. Ein saluto-
genetischer Ansatz bewirkt, dass nicht ausschliesslich die Ursache einer Krankheit
gesucht wird, sondern dass die Ganzheit eines Menschen einschliesslich seiner
Krankheit im Zentrum steht. Der salutogenetische Ansatz geht folgenden Fragen nach:
Warum bleiben Menschen trotz vieler potentiell gesundheitsgefährdender Einflüsse
gesund? Wie schaffen sie es sich von Erkrankung zu erholen? Was ist das Besondere
an Menschen, die trotz extremster Belastungen nicht erkranken? Als Kernkomponente
des salutogenetischen Modells gilt das Kohärenzgefühl. Nach Antonovsky ist das Ko-
härenzgefühl (Sense of coherence (SOC)) einerseits eine Hauptdeterminante dafür,
auf welcher Position eine Person auf dem Gesundheits-Krankheitskontinuum ist und
andererseits, dass sie sich in Richtung Gesundheit bewegt.
2.4.2 Kohärenzgefühl
Das Kohärenzgefühl einer Person entscheidet darüber, wie gut sie vorhandene Res-
sourcen zum Erhalt der Gesundheit und des Wohlbefindens zu nutzen weiss. Es setzt
sich aus drei Teilkomponenten zusammen. Die Verstehbarkeit gibt Auskunft über die
Frage, ob eine Person kognitiv versteht, was mit ihr und ihrem Umfeld geschieht. Sie
entsteht durch die Einsicht der Erfahrung, dass Ereignisse nicht völlig willkürlich, wi-
dersprüchlich und unvorhersehbar sind. Die Handhabbarkeit gibt Aufschluss über die
Frage, ob eine Person sich selbst als fähig sieht, eine Situation über Ressourcen posi-
tiv zu beeinflussen. Sie entsteht durch das Erleben ausgewogener Belastung. Die Be-
deutsamkeit gibt an, ob eine Person dem, was ihr geschieht einen Sinn zuordnen kann
und die Situation als wichtig genug einschätzt, Ressourcen und Energien einzusetzen.
Sie resultiert durch die Erfahrung, Einfluss auf die Gestaltung von Situationen zu ha-
ben.
Bedeutung des Kohärenzgefühls
Personen mit einem hohen Kohärenzgefühl schätzen fordernde Situationen nicht als
belastend ein. Stressoren werden als positiv verstärkend oder irrelevant für das eigene
Wohlbefinden eingestuft, aber nicht als gefährdend. Zudem nehmen Personen mit ei-
nem hohen Kohärenzgefühl Probleme klarer und differenzierter wahr, Emotionen wir-
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
27
ken weniger lähmend und sie können eine geeignete Widerstandsressource auswäh-
len, um den Stressor zu bewältigen.
2.4.3 Stressoren und generalisierte Widerstandsressourcen
Stressoren sind als physikalische, biochemische und psychosoziale Herausforderun-
gen definiert und bewirken einen Spannungszustand in der Person. Ein Beispiel eines
Spannungszustandes kann ein unerfülltes Bedürfnis, welches möglichst zeitnah erfüllt
werden sollte, sein. Die zentrale Anforderung an einen Organismus ist es, diese Span-
nungszustände zu bewältigen. Das Gelingen erzielt eine gesundheitsfördernde Wir-
kung, Misslingen bewirkt eine gesundheitsbelastende Wirkung. Als Widerstandsres-
source gelten Coping-Strategien, die eine Person einsetzen kann, um Spannungszu-
stände zu bewältigen. Widerstandsressourcen können körperlicher und konstitutionel-
ler (z.B. intakte Organfunktion), materieller (z.B. verfügbare finanzielle Mittel), persona-
ler oder psychischer (z.B. Einstellung zu Gesundheit, emotionale Stabilität, Intelligenz,
Selbstvertrauen, Selbstwirksamkeit) sowie interpersonaler und soziokultureller (z.B.
Verfügbarkeit sozialer Unterstützung, eingebunden sein in stabile Kulturen) Natur sein.
2.4.4 Bezug zu Selbstwirksamkeit
Antonovsky nimmt Bezug auf die Theorie der Selbstwirksamkeit nach Bandura 1977.
Er ist der Ansicht, dass Banduras selbstwirksame Person Parallelen zu einer Person
mit starkem Kohärenzgefühl aufweist. Weiter eigne sich die Theorie nach Bandura, sie
auf erfolgreiches Coping von Stressoren anzuwenden.
Ist es zu weit hergeholt, vorzuschlagen, dass die drei Bedingungen für wirksa-
mes Verhalten in Banduras Theorie (vgl. Saltzer, 1982) den drei Komponenten
des SOC analog ist? Erstens der Glaube, dass das beabsichtigte Ergebnis ei-
nes bestimmten Verhaltens für einen selbst von Wert ist (das entspricht der Be-
deutsamkeit); zweitens der Glaube, dass das Ausführen dieses Verhaltens tat-
sächlich zu diesem Ergebnis führen wird (das entspricht der Verstehbarkeit);
und drittens der Glaube, dass man dieses Verhalten erfolgreich ausführen kann
(das entspricht der Handhabbarkeit). (Aaron Antonovsky, 1997, S.67).
Die Theorie der Selbstwirksamkeit und die des Kohärenzgefühls haben Gemeinsam-
keiten. Zum einen versuchen beide zu beantworten, wie Menschen mit Stress umge-
hen, ohne dabei krank zu werden. Weiter definieren beide Theorien keine spezifischen
Coping-Strategien, sondern versuchen grundlegende Faktoren zu beschreiben. Zum
anderen gehen beide Theorien davon aus, dass Interaktionen zwischen dem Charakter
einer Person, seiner sozialen und kulturellen Umgebung und der Herausforderung, die
gesundheitliche Auswirkung von Stress regelt.
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
28
3 Methoden
In folgendem Kapitel wird die Suchstrategie, Literaturauswahl und die Literaturanalyse
beschrieben. Die einzelnen Kapitel zeigen auf, welche Schritte zur Verfassung der Lite-
raturreview gemacht wurden. Literaturreviews verwenden bereits durchgeführte Stu-
dien, fassen diese zusammen, vergleichen deren Ergebnisse und leiten neue Kennt-
nisse ab (Behrens & Langer, 2010). Zur Beantwortung der Fragestellung wird das
Hauptaugenmerk auf die Erfassung von Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen von
Eltern nach einer Frühgeburt gelegt.
3.1 Suchstrategie
Die Suche nach passenden Studien erfolgte über einen Zeitraum von April bis Juni
2015. Zur Datensammlung wurden in folgenden hebammen- und pflegespezifischen
Datenbanken gesucht: Pub Med (Public Medline), Cinahl (Cumulative Index to Nursing
& Allied Health Literature), PsycINFO (Americn Psychological Association) und
Cochrane (Cochrane Library). In den erwähnten Datenbanken erfolgte die Literatur-
recherche mit folgenden Suchbegriffen: „self-efficacy“, „self-confidence“ „parents“,
„child“, „infant“, „measurement“, „assessement“, „assessment tool“ und „checklist“. In
der Datenbank Pub Med arbeiteten die Autorinnen mit MeSH Begriffen. Ergänzend
wurde eine Handsuche auf Google Scholar durchgeführt. Die Suchstrategie mit der
jeweiligen Kombination der Begriffe ist in Tabelle 2 ersichtlich. Ferner ist im Anhang
(Kapitel 10.1) eine Tabelle mit der Suchstrategie der einzelnen Datenbanken mit den
jeweiligen Suchergebnissen angefügt.
Aufgrund wenig vorhandener Studien zur Erfassung von Selbstwirksamkeit und Selbst-
vertrauen von Eltern nach einer Frühgeburt wurde das Alter der Kinder bei der Such-
strategie angepasst. Zu Beginn arbeiteten die Autorinnen mit der Limitation „Deutsch“.
Die Suche nach deutschsprachigen Studien ergab keine Resultate, aufgrund dessen,
wurden keine Limitationen für die definitive Suchstrategie verwendet. Ausgewählte
Studien welche in mehreren Datenbanken gefunden wurden, sind nur einmal aufgelis-
tet.
Die erhaltenen Studien wurden primär anhand der Titel reduziert, anschliessend wur-
den alle Abstracts durchgelesen und überprüft, ob diese die vorliegende Fragestellung
beantworten. Nach dem Lesen der Volltexte mussten nochmals Studien ausgeschlos-
sen werden. Die verbliebenen Studien wurden analysiert.
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
29
Tabelle 2 Suchstrategie
Pub Med, Cinahl PsycINFO Cochrane
# 1 „self-efficacy“ [MeSH] „self-efficacy“ „self-efficacy“
# 2 „self-confidence“ „self-confidence“ „self-confidence“
# 3 „parents“ [MeSH] „parents“ „parents“
# 4 „child“ [MeSH] „measure instrument“ „measure instrument“
# 5 „infant“ [MeSH] #1 OR #2 „instrument“
# 6 „measurement“ #5 AND #3 AND #4 „checklist“
# 7 „instrument“ „tool“
# 8 „tool“ #1 OR #2
# 9 „checklist“ [MeSH] #4 OR #5 OR #6 OR #7
# 10 #1 OR #2 #8 AND #3 AND #9
# 11 #4 OR #5
# 12 #6 OR #7 OR #8 OR #9
# 13 #10 AND #3 AND #11 AND
#12
3.2 Literaturauswahl
Eingeschlossen wurden Studien mit nicht experimentellen Studiendesigns, ohne zeitli-
che Eingrenzung der Veröffentlichung. Analysiert wurden acht Studien und eine Disser-
tation. Zusätzlich beschränkte sich die Suche auf Instrumente, welche Selbstwirksam-
keit und Selbstvertrauen der Eltern erfasst, insbesondere das von Eltern nach einer
Frühgeburt. Studien, welche keinen Abstract aufweisen, wurden ausgeschlossen.
Die Herkunft der Eltern wurde nicht eingegrenzt, da die Frühgeburtlichkeit ein weltwei-
tes Problem, unabhängig der Kultur darstellt.
3.3 Literaturanalyse
Die ausgewählten Studien wurden anhand des Analyserasters, welches von der Berner
Fachhochschule (Kunz et al., 2007; Polit et al., 2001 & LoBiondo-Wood & Haber, 2005)
entworfen und zur Verfügung gestellt wurde, analysiert und kritisch gewürdigt. Das
Analyseraster beinhaltet die Beschreibung (Fragestellung, Design/Methode, Studien-
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
30
teilnehmende, Intervention, Ergebnisse) und die kritische Würdigung (Glaubwürdigkeit
der Ergebnisse, Ethik, Evidenzstärke, Nützlichkeit der Ergebnisse für die Fragestel-
lung).
Alle Resultate der Studien wurden von den Autorinnen bezüglich des Vorhandenseins
der einzelnen Gütekriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität) (LoBiondo-Wood & Ha-
ber, 2005) überprüft und bewertet. Die Autorinnen legten eine eigens entworfene Ta-
belle zur Einschätzung der einzelnen Eigenschaften der Studien fest und wendeten
diese an. Anhand dieser Tabelle wurde die Qualität der einzelnen Studien einge-
schätzt. Die analysierten Instrumente sind im Fliesstext beschrieben. Zur Verdeutli-
chung und zum besseren Verständnis sind die Ergebnisse ergänzend mit einer Tabelle
„Übersicht der Messinstrumente“ aufgezeigt und in einer Tabelle mit „Stärken und
Schwächen der Studien“ aufgelistet.
Die ausgewählten Analyseraster zur kritischen Würdigung der einzelnen Studien bein-
halten den Aspekt „Ethik“. Die Autorinnen schauten darauf, dass jede Studie die ver-
schiedenen ethischen Aspekte berücksichtigte. Ein Augenmerk wurde darauf gelegt,
ob die drei ethischen Grundprinzipien für die Durchführung von Forschung (Achtung
der Person, Benefizienz und Gerechtigkeit), die informierte Zustimmung und Aufklä-
rung aller Studienteilnehmer eingehalten wurden (LoBiondo-Wood & Haber, 2005). Bei
der informierten Zustimmung müssen Studienteilnehmenden über mögliche Vorteile
und Risiken informiert werden, so dass die Teilnahme am Forschungsprojekt freiwillig
ist. Die Durchführung einer Studie ohne korrekte Angaben über die rechtlich-ethischen
Erwägungen hat keine Chance veröffentlicht zu werden. Ist in der Studie erwähnt, dass
sie von einer Ethikkommission geprüft worden ist, kann man davon ausgehen, dass
ethische Probleme geprüft und ausgeräumt wurden (LoBiondo-Wood & Haber, 2005).
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
31
4 Ergebnisse
In dem Kapitel Ergebnisse wird die durchgeführte Studiensuche und –analyse darge-
stellt. Die Autorinnen beschreiben die analysierten Instrumente, sowie die Studien mit
dem jeweiligen Inhalt, um einen Überblick der ausgewählten Literatur zu garantieren.
Zum Schluss werden die Stärken und Schwächen der jeweiligen Studien beschrieben
und mit einer Tabelle (Kapitel 4.3., Seite 52) ergänzt.
4.1 Ergebnisse der Suchstrategie
Nach der Literaturrecherche in den Datenbanken mit den verschiedenen Suchbegriffen
und der ergänzenden Handsuche konnten 188 Treffer erzielt werden. In Abbildung 1
wird mittels Flussdiagramm der Ablauf der Suchstrategie dargestellt. Nach der Voll-
textanalyse wurden erneut sechs Studien ausgeschlossen. Eine Studie untersuchte
den Unterschied zwischen Onlineumfrage und einer persönlichen Umfrage. In den wei-
teren fünf Studien war das Alter der Kinder zu wenig klar definiert, es wurden Kleinkin-
der und Teenager in demselben Test untersucht, was die Ergebnisse erschwert ver-
gleichen lässt. In Tabelle 3 sind alle analysierten Studien und die Dissertation mit Titel,
Autorenschaft, Jahr, Alter der Kinder und Evidenzstärke aufgelistet.
Abbildung 2 Literaturrecherche
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
32
Tabelle 3 Eingeschlossene Studien
Titel der Studie Autorenschaft Jahr Alter der
Kinder
Evidenzstärke
nach AWMF/ÄZQ
1. Perceived Maternal Par-enting Self-Efficacy (PMP S-E) tool: devel-opment and validation with mothers of hospital-ized preterm neonates.
Barnes, C.R. & Ad-
amson-Macedo,
E.N.
2007 FG III
2. Prematurity and parental self-efficacy: the Preterm Parenting & Self-Efficacy Checklist.
Pennell, C., Whit-
tingham, K., Boyd,
R, Sanders, M., Col-
ditz, P.
2012 FG bis 24
Monate
III
3. Entwicklung eines Quali-tätskriteriums anhand des Konstrukts der Selbstwirksamkeitser-wartung für sozialmedi-zinische Nachsorge in der Pädiatrie.
Strasser, A. 2011 FG & Risi-
kogeborene
III
4. The parent expectations Survey. A measure of perceived Self-Efficacy
Reece, S. 1992 Bis 12
Monate
III
5. Development of an In-strument to assess per-ceived self-efficacy in the parents of infants.
Crncec, R., Barnett,
B., Matthey, S.
2008 Bis 12
Monate
III
6. Self-efficacy in Infant Care Scale: Revision and further psychometric testing.
Prasopkittikun, T.
&Tilokskulchai, F.
2010 Bis 12
Monate
III
7. Positive parenting by parents of children up to three years of age: De-velopment and validation of measurement scales.
Lopes, M.S. & Dixe,
M.A.
2012 Bis 3-jährig III
8. Development of a scale to measure parental self-efficacy in the care of pre-school children dur-ing periods of health and minor illness: integrating health and social policy methods.
Purssell, E. & While,
A.
2011 Vorschul-
alter
(1–3 jährig)
III
9. Developing and validat-ing a tool to measure parenting self-efficacy
Kendall, S. & Bloom-
field, L.
2005 Bis 6-jährig III
Die Reihenfolge richtet sich nach dem Alter der Kinder und innerhalb davon nach Erscheinungsjahr
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
33
4.2 Ergebnisse der analysierten Instrumente
Im nächsten Unterkapitel stellen die Autorinnen die analysierten Instrumente und Stu-
dien vor. Die Reihenfolge richtet sich nach dem Alter der Kinder und innerhalb davon
nach dem Erscheinungsjahr der Studie. Tabelle 4 (S. 47-49) gibt einen ergänzenden
Überblick über die analysierten Instrumente mit deren psychometrischen Eigenschaf-
ten, sowie Autorenschaft, Erscheinungsjahr, Land in dem es untersucht wurde, Anzahl
Items und Unterskalen.
In der Entwicklungs- und Überprüfungsstudie von Barnes & Adamson-Macedo (2007)
wurde das Instrument „Perceived Maternal Parenting Self-Efficacy“ (PMP S-E) ent-
wickelt, welches die Selbstwirksamkeit von Müttern nach einer Frühgeburt innerhalb
der ersten 28 Tage nach der Geburt untersucht und mittels den psychometrischen Ei-
genschaften auf ihre Validität überprüft. 165 Mütter von relativ gesunden Frühgebore-
nen wurden zwischen 2003 und 2005 auf zwei Neonatologien in der UK rekrutiert. Fünf
Teilnehmende (TN) lehnten die Teilnahme ab. Die von Barnes & Adamson-Macedo
(2007) angepasste vierdimensionale Skala basiert mehrheitlich auf zwei relevanten, mit
dem Thema vergleichbaren Skalen „Maternal Confidence Questionnaire“, (Parker &
Zahr, 1985) und „Maternal Efficacy Questionnaire“ (Teti & Gelfand, 1991)). Eine Skala
mit 25 Items in vier Dimensionen wurde zur Verständnisklärung der Items und Prüfung
der Inhaltsvalidität 10 Mütter von relativ gesunden Frühgeborenen vorgestellt. Zudem
fand ein Pilottest mit einem Sample von 37 TN statt. Aufgrund des Cronbach‘s Alpha
der Itemanalyse von 0.78, wurden fünf Items gestrichen. Daraus wurde eine Skala mit
20 Items und vier Dimensionen definitiv adaptiert. Die erste Dimension bezieht sich auf
die Pflege der Kinder und die eigene Wahrnehmung der Fähigkeiten, Grundbedürfnis-
se der Kinder zu handhaben. Einzelne Items sind z.B. „Ich kann mein Kind ernähren“ (I
am good at feeding my baby) oder „Ich kann mein Kind baden“ (I am good at bathing
my baby). Die zweite Dimension bezieht sich darauf wie die eigene Wahrnehmung der
Fähigkeit ist, bei verändertem Verhalten des Kindes angepasst zu reagieren. Bei-
spielsweise „Ich kann mein Kind glücklich machen“ (I can make my baby happy) oder
„Ich kann mein Kind beruhigen, wenn es weint“ (I can make my baby calm when
he/she has been crying). In der dritten Dimension geht es darum die Signale der Kinder
zu erkennen sowie die eigene Wahrnehmung der Fähigkeit das Kind zu verstehen und
dessen Verhalten zu interpretieren. Einzelne Items sind z.B.: „Ich glaube, dass ich er-
kenne wenn mein Kind müde ist und schlafen gehen sollte“ (I believe that I can tell
when my baby is tired and needs to sleep) oder „Ich verstehe was mein Kind will“ (I am
good at understanding what my baby wants). Die letzte Dimension bezieht sich auf
situationsangepasstes Verhalten und die eigene Wahrnehmung der Fähigkeit mit dem
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
34
Kind zu interagieren. Wie z.B. „Ich glaube, mein Kind und ich haben eine gute Interak-
tion miteinander“ (I believe that my baby and I have a good interaction with each other)
oder „Ich kann meinem Kind meine Zuneigung zeigen“ (I can show affection to my ba-
by). Zu jedem Item wurde eine 4-Punkt-Likert-Skala zur Beantwortung der Fragen vor-
gegeben, z.B. von „Ich stimme sehr zu“ (I strongly agree) (4 Punkte) bis „Ich stimme
gar nicht zu (I strongly disagree) (1 Punkt). Tiefe Gesamtpunkte entsprechen einer
tiefen mütterlichen Selbstwirksamkeit. Ein möglicher Cut-off wird nicht erwähnt. Die
mögliche maximale Punktzahl liegt bei 80 Punkten.
Eine grosse Variabilität, von durchschnittlich 59 Punkten, der mütterlichen Selbstwirk-
samkeit konnte festgestellt werden. Zur Reliabilitätsprüfung wurde die interne Konsis-
tenz und Test-Retest-Reliabilität überprüft. Die interne Konsistenz wird mittels Cron-
bach’s Alpha angegeben. Cronbach’s Alpha der Skala war 0,91 und der der vier Di-
mensionen zeigte Werte von mehr als 0.72 auf. Die Items korrelierten signifikant mit
r=0,30 - 0,77. Die Test-Retest-Reliabilität wurde mit einem Sample von 100 durchge-
führt. Eine Korrelation zwischen den zwei Messzeitpunkten wird aufgezeigt, r=0.96,
p<0.01. Diese Werte sind mit den vier Dimensionen vergleichbar, Dimension 1: r=0.92,
p<0.01, Dimension 2: r=0.92, p<0.01, Dimension 3: r=0.93, p<0.01 und Dimension 4:
r=0.88, p<0.01. Die Konstruktvalidität wird mittels der explorativen Faktorenanalyse
(EFA), hypothesentestendem Ansatz und Diskriminanzvalidität überprüft. Dimension 1
zeigt einen Eigenwert von 8.235 mit einer Varianz von 41% auf, Dimension 2 hat den
Eigenwert von 1.496 mit einer Varianz von 7.48%, Dimension 3 zeigt den Eigenwert
von 1.314 mit einer Varianz von 6.57% und Dimension 4 hat einen Eigenwert von
0.255 mit einer Varianz von 6.27%. Der Vergleich mit der „Maternal Self-Report Inven-
tory“ zeigte r=0.4, p<0.05 und mit der „Maternal Postnatal Attachment Scale“ r=0.31,
p<0.01. Anhand bereits vorhandener Literatur werden zwei Hypothesen aufgestellt: 1.
Multiparas haben signifikant höhere Selbstwirksamkeit als Primiparas. 2. Frauen, wel-
che bereits ein Kind zu früh geboren hatten, haben höhere Selbstwirksamkeit als Frau-
en, die ihr erstes Kind zu früh zur Welt brachten. Hypothese eins zeigt einen signifikan-
ten Unterschied zwischen Mulit- & Primiparas auf (p<0.02). Hypothese zwei zeigt hin-
gegen kein statistisch signifikanter Unterschied auf.
„The Preterm Parenting and Self-efficacy Checklist“ (Pennell, C., Whittingham, K.,
Boyd, R, Sanders, M., Colditz, P., 2012) wurde in einer Onlineumfrage verwendet. Mit-
tels einer Korrelationsstudie wollten die Autoren herausfinden, ob Eltern von frühen
Frühgeborenen (FG) (<32. SSW) weniger Selbstwirksamkeit und höhere psychologi-
sche Symptome aufweisen als Eltern von Termingeborenen (TG) oder FG (<37. SSW).
Weiter interessierte sie, wie die Fähigkeit der Eltern in spezifischen Gebieten das Ver-
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
35
hältnis psychologischer Symptome & selbstwahrgenommener elterlicher Kompetenz,
sowie das soziale Risiko & die selbstwahrgenommene elterliche Kompetenz von Eltern
mit FG beeinflusste. 155 Eltern von frühgeborenen Kindern, die jünger als 24 Monate
alt waren, wurden durch verschiedene Organisationen, wie Elterngruppen, Spielgrup-
pen, Kindertagesstätten, Kirchengruppen und Online Selbsthilfegruppen rekrutiert. Das
Instrument wurde auf den validierten Grundlagen der Theorie über die Selbstwirksam-
keit nach Bandura aufgebaut und für Eltern mit FG gefertigt. Die entwickelte 36-Item
Skala wurde von einer Expertengruppe auf die Anwendbarkeit und Wichtigkeit der
Items überprüft. Die 36 Items wurden in drei Dimensionen eingeteilt; in die „Selbstwirk-
samkeit“, die „Wichtigkeit der einzelnen Aufgaben“ und in die „selbstwahrgenommene
elterliche Kompetenz“. Zur Beantwortung der Selbstwirksamkeit wurden Fragen wie
z.B. „Wie sicher waren Sie beim Baden Ihres Kindes“ (how confident were you at ba-
thing your baby) oder „Wie sicher waren Sie beim Beruhigen Ihres Kindes“ (how confi-
dent were you at settling your baby) gestellt. Die Fragen zur Wichtigkeit der einzelnen
Aufgaben wurden folgendermassen zu jeder Fähigkeit gestellt: „Wie wichtig war diese
Fähigkeit für dich, ein guter Eltern für dein Kind zu sein“ (how important do you feel this
skill was for you to be a good parent to your baby). Die jeweiligen Items konnten mit
einer 7-Punkt-Likert-Skala beantwortet werden. In der Dimension der Selbstwirksam-
keit reichte es von einem Punkt „gar nicht sicher“ (not at all confident) bis sieben Punk-
te „sehr sicher“ (very confident). In der Dimension zur Einschätzung der Wichtigkeit der
einzelnen Aufgabe von einem Punkt „nicht wichtig“ (not at all important) bis sieben
Punkte „sehr wichtig“ (very important). Und bei der dritten Dimension „selbstwahrge-
nommene elterliche Kompetenz“ reichte die Likert-Skala von einem Punkt „nicht erfolg-
reich“ (not at all successful) bis sieben Punkte „sehr erfolgreich“ (very successful).
Die interne Konsistenz wurde mittels Cronbach‘s Alpha angegeben um die Reliabilität
zu überprüfen. Das Cronbach‘s Alpha der Selbstwirksamkeit betrug 0.75, für die
selbstwahrgenommene elterliche Kompetenz 0.56. Diese wurden zur Untersuchung
der Homogenität geprüft. Das Cronbach‘s Alpha von zwei Unterskalen „Fähigkeit in
allen gängigen Aufgaben der Elternschaft“ (0.75) und „selbstwahrgenommene elterli-
chen Kompetenz“ (0.58) wurde für die Split-Half-Reliabilität überprüft. Die Konstrukt-
validität zeigte eine signifikante Korrelation zwischen „Self-Efficacy Questionnaire“ und
„Fähigkeit in allen gängigen Aufgaben der Elternschaft“; sowie zwischen „selbstwahr-
genommener elterlicher Kompetenz“ und „Preterm Parenting & Self Efficacy Checklist“
auf. Es konnten keine signifikanten Unterschiede der drei Elterngruppen mit der „Pre-
term Parenting & Self Efficacy Checklist“ (0.2 = 0.43); mit der „Self-Efficacy Question-
naire“ (0.2 = 0.39) und der Unterschied der psychischen Symptome der drei Eltern-
gruppen (0.2 = 3.35) festgestellt werden.
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
36
In der Entwicklungs- und Interventionsstudie mit Längsschnittdesign von Strasser
(2011) wurde das Instrument „Situationsbezogene Selbstwirksamkeitserwartung
von Müttern Früh- und Risikogeborener“ (SSWEM) entwickelt. Das Ziel der Studie
war, für den Qualitätsverbund Bunter Kreis in Deutschland im Rahmen einer Doktorar-
beit eine Skala zur Messung der situationsbezogenen Selbstwirksamkeitserwartung
von Müttern Früh- und Risikogeborener (SSWEM) zu entwickeln. Rekrutiert wurden
deutschlandweit 114 Mütter, analysiert wurden schliesslich die Daten von 96 Müttern.
Die Forscherin rekrutierte über informierte Nachsorgemitarbeiter der jeweiligen Institu-
tionen Familien mit zu Früh- oder Risikogeborenen Kindern. Die Items wurden in Zu-
sammenarbeit mit zwei wissenschaftlich und praktisch erfahrenen Psychologinnen
entwickelt und angepasst. Als Grundlage dienten die reliable und valide „generelle
Selbstwirksamkeitserwartung Skala“ (GSES) von Schwarzer und Jerusalem (1995) und
das theoretische Konstrukt der Selbstwirksamkeit entwickelt nach Bandura (1977). Die
SSWEM ist eine Eindimensionale Skala welche 10 Items enthält. Es müssen State-
ments über eine 4-Punkt-Likert-Skala von 1 „stimmt nicht“, zu 4 „stimmt genau“, be-
antwortet werden. Item Eins: „Mein Kind zu Hause richtig zu versorgen, gelingt mir im-
mer, wenn ich mich darum bemühe“. Item Zwei: „Wenn mein Kind dringend Nahrung
benötigt, sehe ich mich in der Lage es auch bei Schwierigkeiten zu ernähren, z.B.
wenn es sich weigert“. Item Drei: „Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, meine Absich-
ten und Ziele trotz der Situation meines Kindes zu verwirklichen“. Item Vier: „ Auch bei
überraschenden Ereignissen bei der Pflege meines Kindes, z.B. Ausfall des Überwa-
chungsmonitors, Erbrechen, Fieber, Durchfall etc., glaube ich, dass ich damit zurecht-
kommen kann“. Item Fünf: „ Wenn sich der Zustand meines Kindes unerwartet verän-
dert, weiss ich immer, wie ich mich verhalten soll“. Item Sechs: „Für jedes Problem,
das sich durch die Situation meines Kindes ergibt, z.B. mit dem Freundeskreis auf-
grund der intensiven Pflege, habe ich eine Lösung“. Item Sieben: „Schwierigkeiten im
alltäglichen Leben mit meinem Kind, z.B. Haushalt, Einkaufen, sehe ich gelassen ent-
gegen, weil ich mich immer auf meine Fähigkeiten verlassen kann“. Item Acht: „Wenn
mein Kind anhaltend schreit oder sich nicht ernähren lässt, sehe ich mehrere Möglich-
keiten damit umzugehen“. Item Neun: „Wenn ich mit einer neuen Sache konfrontiert
werde, die aufgrund der Situation mit meinem Kind entsteht, weiss ich bestimmt, wie
ich damit umgehen kann“. Item Zehn: „Was auch immer im alltäglichen Umgang mit
meinem Kind passiert, ich werde schon klar kommen“. Im Rahmen eines sozialmedizi-
nischen Nachsorgemodells wurde an drei Erhebungspunkten, zu Beginn der Nachsor-
ge (T1), nach sechs Wochen (T2) und 12 Wochen (T3) nach der Entlassung aus dem
stationären Spitalaufenthalt die Selbstwirksamkeit von Müttern Früh- und Risikogebo-
rener gemessen. Innerhalb der Studie ist die SSWEM-Skala ein Teilinstrument; im
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
37
Fragebogen enthalten sind weitere Messinstrumente, so die GSES, die Coping Health
Inventory for Parents (CHIP) und das Ulmer Lebensqualitätsinventar für Eltern chro-
nisch kranker Kinder (ULQIE). Zudem sind Fragen zur aktuellen Stimmung und zu kriti-
schen Lebensereignissen anhand einer angepassten Kriterienliste sowie demographi-
sche Fragen enthalten. Zu den Erhebungszeitpunkten wurde auch der Nachsorgemit-
arbeiter gebeten einen Fragebogen auszufüllen. Dieser erfasst Ansichten des Nach-
sorgemitarbeiters zum Grad der Erfüllung der Versorgung Früh- und Risikogeborener
durch die Eltern. Nachfolgend die psychometrischen Eigenschaften des Instruments:
Die Itemanalyse ergab arithmetische Mittelwerte zwischen M=2.62 und M=3.39, Stan-
dardabweichungen zwischen 0.8 und 1.03. Die Itemschwierigkeit lag bei 0.7357. Die
Trennschärfe betrug durchschnittlich 0.6311. Die Hauptkomponenten-Faktorenanalyse
zur Bestätigung der Eindimensionalität der Skala ergab Werte von λ=5.08, λ=0.92,
λ=0.746. Die interne Konsistenz betrug α=0.876. Die Skaleninterkorrelationen zwi-
schen der SSWEM und der GSES betrugen r=0.148-0.580, p<0.001, p<0.01 und
p<0.05. Allgemeine Resultate aus der Studie: Die gemessene SWEM stieg von Erhe-
bungszeitpunkt zu Erhebungszeitpunkt numerisch signifikant an mit p=0.021 beim Ver-
gleich der Mittelwerte von T1 zu T2 und p=0.003 beim Vergleich der Mittelwerte von T2
zu T3. Anhand des Regressions-Diskontinuitätsdesigns mit den Variablen Cut-off-
Wert=Mittelwert der SSWEM zu T1, X=SSWEM zu T1 und Y (Outcomevariab-
le)=SSWEM zu T3 und der Einteilung der Mütter in zwei Gruppen wurde festgestellt
wie geeignet die SSWEM ist, einen Effekt der Nachsorge in der Realität darzustellen.
Mittelwert Gruppe 1 zu T1 M=3.38, Mittelwert Gruppe 2 zu T1 M=2.595. Mittelwert
Gruppe 1 zu T3 M=3.5, Mittelwert Gruppe 2 zu T3 M=3.03. Unterschiede der SSWEM
in Gruppe 1 von T1 zu T3, Werte waren signifikant höher p=0.001.
Die von Reece (1992) in einer Längsschnittstudie überprüfte und entwickelte „Parent
Expectation Survey“ (PES) möchte die Selbstwirksamkeitserwartung zu Beginn der
Elternschaft und Kindererziehung messen. Die Teilnehmerinnen der Studie wurden
zum ersten Mal Mutter und nahmen gleichzeitig an einer grösseren Langzeitstudie teil,
die die soziale Unterstützung und Anpassung ans Muttersein bei älteren Müttern unter-
suchte. Rekrutiert wurden die Frauen in Geburtsvorbereitungskursen innerhalb von
Spitälern Bostons im letzten Trimester der Schwangerschaft. Von 105 nahmen 82 Müt-
ter bis zum Schluss der Studie teil. Untersuchungszeitpunkte waren 1 Monat postpar-
tum, 3 Monate postpartum und 1 Jahr postpartum. Das Instrument basiert auf dem
Grundkonzept der Selbstwirksamkeit nach Bandura (1977). Reece liess durch Bandura
die Augenscheinvalidität bestimmen und berücksichtigte sein Feedback in der weiteren
Entwicklung des Fragebogens. Die Inhaltsvalidität des Instruments wurde mit sieben
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
38
Experten überprüft. Alle sieben waren in der Forschung über Selbstwirksamkeit tätig,
davon waren drei zusätzlich Experten im Gebiet Gesundheit von Mutter und Kind. 92%
waren mit allen Items der PES einverstanden. Zusätzlich wurde die PES vier Kinder- &
Familien-Pflegefachfrauen vorgelegt und dem Nursing Research Comittee präsentiert.
Der Fragebogen enthält 20 Items. Statements werden anhand einer 11-Punkt-Likert-
Skala von 0 „ich kann es nicht“ (cannot do) bis 10 „ich kann es sicher“ (certain can do)
beantwortet, wobei das, welches am nächsten die Gefühle über das neue Elternsein
reflektiert, angekreuzt werden soll. Als Beispiel nachfolgend die drei ersten Items des
Fragebogens. Item Eins: „Ich kann die Ernährung meines Babys handhaben“ (I can
manage the feeding of my baby). Item Zwei: „Ich kann die Verantwortung für mein Ba-
by handhaben“ (I can manage the responsibility of my baby). Item Drei: „Ich kann im-
mer sagen, ob mein Baby Hunger hat“ (I can always tell when my baby is hungry). Um
einen Wert zu erhalten wie hoch die gemessene Selbstwirksamkeit ist, werden die an-
gekreuzten Punkte der Items addiert und durch die gesamte Anzahl Items (=20) divi-
diert. Es dauert etwa 10 Minuten den Fragebogen auszufüllen. Interne Konsistenz des
Fragebogens ein Monat postpartum α=.91, drei Monate postpartum α=.86. Überein-
stimmungsvalidität der PES mit der Subskala Selbstevaluation des „What being the
Parent of a Baby is like Questionnaire (WPL-R)“ gemessen. Es wurde erwartet, dass
die PES und die Unterskala eine positive statistische Übereinstimmung haben. Die
Punktwerte der PES bei der Erfassung nach einem Monat postpartum betrugen r=0.46-
0.75, p<0.01, nach drei Monaten postpartum r=0.40-0.64, p<0.01. Die Vorhersagevali-
dität der PES wurde anhand Pearson Korrelationskoeffizient gemessen. Es wurde er-
wartet, dass höhere wahrgenommene Selbstwirksamkeit in der frühen Übergangspha-
se zur Elternschaft mit grösserem Vertrauen in die Erziehung, gemessen über die
„postpartum Self-Evaluation Questionnaire “ (PSQ) und geringerem Stress, gemessen
über die „perceived Stress Scale “ (PSS) in der späteren Übergangsphase assoziiert
sind. PES Punktwerte betrugen einen Monat postpartum r=0.28, p<0.01 und drei Mo-
nate postpartum r=0.40, p<0.01. Korrelation PES mit PSS ein Jahr postpartum r=-0.28,
p<0.05.
In der diagnostischen Studie von Crncec, R., Barnett, B., Matthey, S. (2008) soll an-
hand vier Gruppen die Reliabilität und Validität des Instrumentes „Karitane Parenting
Confidence Scale“ (KPCS) überprüft werden. Die KPCS basiert mehrheitlich auf den
Grundlagen der „Perceived Parenting Self-Efficacy“ (PPSE), welche für die Erziehung
von Kindern im Vorschulalter entwickelt wurde, und vorhandener Literatur der Konzep-
te Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen nach Bandura. Es wurden 187 Mütter, wel-
che Kinder im Alter bis 12 Monate hatten in vier Gruppen (eine Kontrollgruppe (KG)
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
39
n=47, drei Interventionsgruppen (IG) n=42/55/43) eingeteilt. Die Rekrutierung fand in
der Institution „Karitane, Caring for Families“ in Australien statt, die KG wurde per Tele-
fon ausgewählt, wobei die drei IG anhand ihres Betreuungsschwerpunktes in der Insti-
tution eingeteilt wurden (Frühinterventionsgruppe, Gruppe mit mässigen Schwierigkei-
ten und eine Gruppe mit grossen Schwierigkeiten in der Erziehung ihrer Kinder. Karita-
ne, Caring for Families ist eine Institution, welche Familien stationär, ambulant, tages-
klinisch und mittels Hausbesuchen bei Schwierigkeiten im Umgang und in der Erzie-
hung mit ihren Kindern begleitet und unterstützt. Eine Expertengruppe von 45 Teilneh-
menden, bestehend aus Pflegefachpersonen, Psychologen, Sozialarbeitern und Psy-
chiatern, wurde zur Überprüfung der Wahrnehmung einzelner wichtiger Themen für die
Skala gebildet. Anhand der bereits existierenden und validierten PPSE wurden die
Items verglichen. Mit einer Gruppe von 17 Müttern wurden wichtige Themen herausge-
filtert, welche die elterliche Selbstwirksamkeit oder das elterliche Selbstvertrauen be-
einflussen kann. Anhand dieser herausgefundenen Themen entwickelten die Autoren
18 Items. Diese wurde einem Pilotsample von 20 Müttern mit Kindern jünger als 12
Monate alt vorgelegt. Daraus entwickelte sich eine 15-Item-Skala, da aufgrund
schlechter Ergebnisse drei Items gestrichen werden mussten. Die Skala konnte jeweils
mit einer 4-Punkt-Likert-Skala beantwortet werden. Pro Item wurden mögliche 0 bis 3
Punkte verteilt, je höher die Gesamtpunktzahl, desto höher war die mütterliche Selbst-
wirksamkeit.
Eine Gruppe von sechs Experten überprüfte die Inhaltsvalidität im Vergleich zu ande-
ren Instrumenten; „Parenting Sense of Competence Scale“ (PSOC), „Maternal Efficacy
Questionnaire“ (MEQ), „Parenting Stress Index Short Form“ (PSI-sf) und „Edinburgh
Postnatal Depression Scale“ (EPDS). Zur Überprüfung der Reliabilität wurde die inter-
ne Konsistenz der Skala mittels Cronbach‘s Alpha eruiert und ergab einen Wert von
0.81. Die Retest-Reliabilität wurde mit r=0.88, p<0.0001 berechnet. Die Validität wurde
durch die Diskriminanzvalidität mit der ANOVA Analyse als zufriedenstellend bewertet.
Die Postintervention der IG 3 zeigte signifikant höhere Werte beim Posttest auf. Die
Konvergenzvalidität wurde mit den anderen Instrumenten verglichen (PSOC, MEQ,
PSI-sf, EPDS), es zeigten sich mehrheitlich signifikante Korrelationen. Der Cut-off von
39 wurde als optimal angegeben. Anhand dieses Cut-off’s wurde eine Sensitivität von
86%, Spezifität von 88%, positiv prädiktiver Wert von 88% und ein negativ prädiktiver
Wert von 88% berechnet. 12% der vier Samples wurden falsch klassifiziert.
In der Studie von Prasopkittikun & Tilokskulchai (2010) wurde die von ihnen in einer
früheren Studie (2006) entwickelte „Self-efficacy in Infant Care Scale “ (SICS) mit-
tels einer Querschnittstudie überarbeitet. Die Studie hatte zum Ziel die Items der be-
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
40
reits vorhandenen SICS zu überarbeiten und die psychometrischen Eigenschaften der
Skala weiter zu prüfen. Das Sample bestand aus 235 Thailändischen Müttern deren
Kinder gesund und im Durchschnitt 8 Monate alt waren. Rekrutiert wurden die Mütter
als sie mit ihrem Kind zu einer Impfkontrolle ins Samutsakorn Spital, in der Nähe von
Bangkok, kamen. Alle 235 Fragebögen wurden retourniert, davon waren 135 komplett
ausgefüllt. Die psychometrischen Daten der SICS in der Entwicklungsstudie von 2006
sind nachfolgend aufgelistet: Die EFA zeigte mit x2=687.40, p>0.05, x2/d.f.=0.94,
GFI=0.92, CFI=1, RMSEA=0.0 dass das Vierdimensionen-Modell mit 40 Items gut
passte. Die interne Konsistenz war α=0.95, die der Subskalen zwischen α=0.83-0.93.
In der vorliegenden Studie von 2010 wurden noch 4 weitere Items hinzugefügt, um den
Inhalt der SICS weiter zu verfeinern. Dies, nachdem von Studierenden, die das Instru-
ment in der Praxis anwendeten, ein Bedarf an weiteren, kulturell spezifischen Items
festgestellt wurde. Die Skala basiert auf der Theorie der Selbstwirksamkeit von Bandu-
ra (1997). Sie enthält 44 Items unterteilt in vier Dimensionen. Dimension Eins, Entwick-
lungsförderung (developmental promotion), 15 Items, misst Kenntnisse über die Ent-
wicklungsschritte eines Kindes allgemein und über die Kenntnis, wie die Entwicklung
beim eigenen Kind gefördert werden kann. Dimension Zwei, allgemeine Gesundheits-
pflege (general health care), 15 Items, misst die auf das Kind bezogene gesundheits-
fördernde Tätigkeit in der täglichen Körperpflege und misst die elterliche Fähigkeit, den
Gesundheitszustand des Kindes einzuschätzen. Dimension Drei, Sicherheit (safety),
sechs Items, misst die Fähigkeit, das Kind vor Gefahren zu schützen, z.B. vor Passiv-
rauchen, ungeeignetem Spielzeug aber auch ob sie einschätzen können, wann ein
Arztbesuch dringend nötig ist, damit das Kind keinen Schaden nimmt. Dimension Vier,
Ernährungsweise (diet), acht Items, misst die Fähigkeit, dem Kind eine hygienisch
saubere und gesundheitsfördernde Ernährung anzubieten. Jedes Item beginnt mit „Ich
bin überzeugt davon, dass ich fähig bin… “ (I am confident that I am able to:…), es wird
eine Antwort anhand von Punkten gegeben, wobei zwischen 0 Punkten „nicht über-
zeugt, es überhaupt zu tun“ (not confident at all to do it), 50 Punkten „mässig über-
zeugt, dass ich es kann“ (moderatly confident I can do it) und 100 Punkten „eindeutig
überzeugt, dass ich es kann“ (definitely confident I can do it) entschieden wird. Ein Bei-
spielitem. „Ich bin überzeugt davon, dass ich fähig bin zu sagen, was mein Baby alles
in diesem Alter kann” (I am confident that I am able to: Tell what my baby at this age
can do) Die Punkte werden zusammengezählt und durch die totale Anzahl Items divi-
diert. Erreichter Durchschnittsscore SICS 73.21, Standardabweichung 15.06, Median
75.45, Interquartilsabstand 22.05. Interne Konsistenz der SICS betrug α=0.96. Interne
Konsistenz der Dimensionen betrug für Dimension 1 α=0.92, Dimension 2 α=0.93, Di-
mension 3 α=0.88, Dimension 4 α=0.86. Mittelwert der Inter-Item Korrelation der SICS
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
41
betrug 0.41, der der Dimensionen zwischen 0.44-0.56. Die Item zu Gesamtskala Korre-
lation betrug zwischen 0.46-0.73. Die Item zu Dimension Eins Korrelation betrug zwi-
schen 0.53-0.71, die Item zu Dimension Zwei Korrelation betrug 0.59-0.79, die Item zu
Dimension Drei Korrelation ergab Werte wie bei Dimension Zwei, die Item zu Dimensi-
on Vier Korrelation ergab Werte von 0.43-0.72. Die Test-Retest-Reliabilität der SICS
betrug 0.93, p<0.001. Die Konstruktvalidität wurde über eine Hypothesenprüfende (Die
Annahme war, dass die SICS aus vier Dimensionen besteht) EFA gemessen; die
x2=466.75 (d.f.=589), p>0.05, x2/d.f.=0.79, GFI=0.92, CFI=1, RMSEA=0.0 ergab. Die
lambda-Werte betrugen λ0.54-0.82, ohne Item 42 (λ=0.47). Erreichte t-Werte >2, für
Item 42 R2=0.22, gamma-Werte betrugen γ0.88-0.96. Im Vergleich mit einem anderen,
theoretisch begründeten Messinstrument, dem „Parenting Stress Index/Short Form“
(PSI/sf) ergab sich für die SICS r=-0.36, p<0.001.
In der Studie von Lopes & Dixe (2012) wurde mit einem Zweiphasendesign (Entwick-
lung und Validierung) eine Skala entwickelt, welche das Selbstvertrauen von positiver
Elternschaft während der Zeit der ersten drei Lebensjahre der Kinder erfasst. In einem
weiteren Schritt wurde diese Skala auf ihre psychometrischen Eigenschaften überprüft.
1011 Fragebögen wurden von den Eltern zurückgesendet, welche über Kindergärten
und Gesundheitszentren in verschiedenen Städten Portugals versendet worden waren.
Nach der Analyse mittels Pilotstudie wurde eine Skala mit drei Variablen, von welchen
die Wichtigkeit von positiver Elternschaft in der Literatur beschrieben wurde, entwickelt.
Die drei Variablen wurden in selbst wahrgenommenes Vertrauen (ECPPP: Scale of
Parent’ Self-Perceived Confidence in the Practice of Positive Parenting), in selbst
wahrgenommene Schwierigkeiten (EDPPP: Scale of Parent’ Self-Perceived Difficulties
in the Practice of Positive Parenting) und in selbst wahrgenommenen Wissensbedarf
(ENCPPP: Scale of Parent’ Self-Perceived Knowledge Need in the Exercise of Positive
Parenting) eingeteilt. 30 Items und fünf Dimensionen, basierend auf bereits existieren-
der Literatur, wurden erstellt. Die Dimension Eins schliesst die körperlichen Bedürfnis-
se der Kinder ein und beinhaltet neun Items, wie „Stillen“ (breastfeeding procedures)
oder „Ernährung“ (feeding procedures). Dimension Zwei bezieht sich auf die Sicherheit
des Kindes und schliesst sechs Items ein, wie „Sicherstellung einer gefahrlosen Um-
gebung“ (preparing a safe environment) oder „Wahrnehmung von Krankheitszeichen
der Kinder“ (perceiving signs of illness in the child). Die Dimension Drei schliesst die
Entwicklung, das Verhalten und die Förderung des Kindes mit sechs Items ein, z.B.
anhand: „beim Kennenlernen der Entwicklungsphasen des Kindes“ (getting to know the
phases of child’s developement) oder „angepasstes Verwenden von entwicklungsför-
dernder Hilfsmittel, wie Spielzeug, Musik, Bücher“ (the choice of learning matreials
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
42
according to the child’s age (toys, music, books). Dimension Vier bezieht sich auf posi-
tive Kommunikation und schliesst fünf Items ein, wie „bei Weinen des Kindes ihm mit
Zuneigung begegnen“ (answering the child's crying with affections) oder „mit den Vor-
teilen einer warmherzigen und liebevollen Beziehung zum Kind“ (in the benefits of a
warm and loving relationship for the child). Dimension Fünf bezieht sich auf positive
Erziehungsmassnahmen und beinhaltet vier Items, wie „Verständnis der Wichtigkeit
von Disziplin für das Kind“ (understanding the importance of discipline for the child)
oder „Festlegung von Regeln entsprechend dem Alter des Kindes“ (setting rules ap-
propriate to the child’s age and developement).
Mittels drei-stufiger Delphi Technik wurden die Meinungen der Experten über Struktur
und Inhalt erfragt. Die Meinung der Experten entschied über die Akzeptanz der Skalen.
Die Expertengruppe bestand aus acht Mitgliedern, Mitglieder der Forschung und Mit-
glieder der Kinderkrankenpflege. Die Erfahrung der Expertengruppe in Kinderheilkunde
basierte auf mehr als 10 Jahren. Nach der Prüfung der Inhalte von 10 Items für ein
passendes Sample (Eltern) wurde eine Pretest mit 16 Eltern durchgeführt. Die Skala
mit den drei Variablen enthielt fünf Antwortmöglichkeiten, von Score 1 =“gar nicht zu-
versichtlich“ (not confident at all) bis Score 5 = „sehr zuversichtlich“ (great confidence).
Je höher die Gesamtpunktzahl, desto höher war das Selbstvertrauen. Nach der Analy-
se mittels Pilotstudie wurden den drei Skalen 30 Items und fünf Dimensionen zugeord-
net, basierend auf bereits existierender Literatur. Die fünf Dimensionen wurden einge-
teilt in „körperliche Bedürfnisse der Kinder“, „Sicherheit des Kindes“, „Entwicklung,
Verhalten und Förderung des Kindes“, „positive Kommunikation“ und „positive Erzie-
hungsmassnahmen“.
Zur Reliabilitätsprüfung wurde die interne Konsistenz mittels Cronbach’s Alpha analy-
siert. Cronbach’s Alpha zeigte in allen fünf Dimensionen, aller drei Gruppen mehr als
0.71 auf. Die Homogenität der Dimensionen der jeweiligen Skala wurde mittels Pear-
sons’s Korrelationskoeffizienten angegeben. Die erste Gruppe zeigte eine Korrelatio-
nen von r>0.46, die zweite Gruppe zeigte r>0.37 und die dritte Gruppe zeigt eine Kor-
relation von r>0.50. Die Validität wurde anhand der Korrelation der fünf Dimensionen
mit Pearson’s Korrelation angegeben. Die Übereinstimmung der Dimensionen wurde
als r>0.45 angezeigt mit einer Signifikanz von p≤0.01.
Bei dem Drei-Phasen-Design (mit Entwicklung, Verfeinerung und Prüfung) von Purssell
& While (2011) wurde eine Skala „The care of children before, during and after ill-
ness- Tool“ entwickelt, welche zur Erfassung von elterlicher Selbstwirksamkeit in der
Pflege und Betreuung von gesunden und leicht kranken Kinder im Alter von 1 bis 3
Jahren dient. Die Entwicklung des Instruments verlief in einem Prozess von vier Schrit-
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
43
ten. Ziel des ersten Schritts war es, die Erfassung und Entwicklung des Konzepts
„Selbstpflege“. Diese Entwicklung des Konzepts basierte auf theoretischem Hinter-
grund nach Bandura. Beim zweiten Schritt wurde eine Liste mit Items zur Klärung der
Begrifflichkeiten erstellt. Schritt drei diente zur Einteilung der Items in eine Messskala.
Dabei wurde eine Recherche nach Dokumenten zum Vergleich der Versorgung bei
Gesundheit und Krankheit durchgeführt. So wurde ein systematisches Konzept zur
Messung der Fähigkeiten der Eltern und anderen Betreuer erstellt. Beim letzten Schritt
wurden die Items in vier Dimensionen eingeteilt. Diese vier Dimensionen wurden in
„Verstehen der Informationen und Aufrechterhalten der Gesundheit“, „Pflege der Kinder
mit leichten Krankheiten“, „Wissen wo Hilfe angefordert werden kann“ und in „demo-
graphische Daten“ eingeteilt. Die Skala hat insgesamt 20 Items. Alle Items konnten
jeweils mit einer 4-Punkt-Likert-Skala von „nicht relevant“ (not relevant), „nicht in der
Lage zu beantworten, oder man müsste viel anpassen, dass es nicht mehr relevant
wäre“ (unable to assess or in need of so much revision that it would no longer be rele-
vant), „relevant mit wenig Verbesserung“ (relevant but needs minor revision) bis „sehr
relevant und präzise“ (very relevant and succinet) beantwortet werden. Die Fragen
wurden von den einzelnen Personen einer Diskussionsrunde bestehend aus 10 Exper-
ten beantwortet. Anschliessend wurde das Instrument mit den Rückmeldungen der
Expertengruppe angepasst und sechs Eltern von Kindern im Alter von 1 bis 3 Jahren
vorgestellt.
Zur Gewährleistung der Validität wurden inhaltliche Teile mit der Gesundheitspolitik
verglichen. In der ersten Dimension „Verstehen der Informationen und Aufrechterhalten
der Gesundheit“ wären mehr Antwortmöglichkeiten erwünscht gewesen, so hätte die
Expertengruppe sensitiver zu entwicklungsbedingten Bedürfnissen und ausführlicher
bezüglich Dienstleistern antworten können. Als gewünschte Ergänzungen wurden Es-
sen, Schlaf, Unfall, Notfall, Familie, Freunde oder Pflegende erwähnt. Die formulierten
Fragen wurden als zu heterogen eingestuft. In der zweiten Dimension „Pflege der Kin-
der mit leichten Krankheiten“, wurden kleine Änderungen bei der Formulierung der
Fragen angegeben, da die Aussagen oft nicht einheitlich verstanden wurden. In der
dritten Dimension „Wissen wo Hilfe angefordert werden kann“ wurden klarere Kommu-
nikationsmöglichkeiten der Dienstleister als weitere Antwort vorgeschlagen, da so di-
rekter und verständlicher kommuniziert wird. Auch wurde gewünscht, die Krankheit in
verschiedene Phasen zu unterteilen. In der vierten Dimension „demographische Daten“
gab es keine Änderungsvorschläge. Alle Teilnehmer der Expertengruppe waren mit der
Interpretation des Konzepts zufrieden.
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
44
Von Kendall & Bloomfield wurde 2005 mittels einer Querschnittsstudie ein „tool to
measure parenting self-efficacy“ entwickelt und überprüft. Die Forscherinnen ver-
folgten das Ziel, ein Instrument zu entwickeln welches Selbstwirksamkeit bei Eltern
misst und eine Hilfe bei der Evaluation von Elternprogrammen im Kontext Grossbritan-
niens darstellt. Für die Studie wurden 110 Teilnehmende, mehrheitlich Mütter, rekru-
tiert. Einschlusskriterium war mindestens ein Kind bis 6 Jahre alt zu haben. Die Teil-
nehmenden, welche rekrutiert wurden, waren entweder mit dem Kind in einer Klinik,
Teilnehmende an der ersten Beratungssequenz eines Elternprogramms oder auf einer
Warteliste eines solchen Programms. Zudem wurden Elternteile, die nicht Teil eines
solchen Programms waren rekrutiert. 63 Fragebögen konnten analysiert werden, plus
zusätzliche 19 die den Fragebogen zu zwei Erhebungszeitpunkten ausfüllten. Über
zwei Phasen fand der Prozess der Entwicklung statt. Phase 1 bestand daraus heraus-
zufinden, welche Herausforderungen und Schwierigkeiten Eltern von Kindern unter
sechs Jahren benennen. Dafür wurden 12 Testgruppen bestehend aus Eltern, Health
Visitors (Grundausbildung Pflegefachfrau oder Hebamme mit vertiefter Ausbildung in
öffentlicher Gesundheitsförderung für das Kind unter 6 Jahren) und Mitarbeitende von
Familienzentren gebildet. Eine systematische thematische Analyse wurde gemacht um
Schlüsselthemen zu identifizieren, die das Instrument beinhalten sollte. Jedes der 12
Transkripte wurde auf demselben Weg analysiert, codiert und kategorisiert. Ein For-
scher analysierte alle Transkripte, zusätzlich wurde jedes Transkript mindestens noch
durch ein anderes Mitglied des Forscherteams analysiert. Phase 2 war dann die Ent-
wicklung und der Pilot-Test des Instruments. Ein Ausschuss von Experten (n=6) im
Feld der Selbstwirksamkeit und der Erziehung unterstützten das Team, die Konstrukt-
validität festzustellen. Die Eltern aus der Phase 1 Testgruppe (n=29) wurden eingela-
den als Pilot den ersten Entwurf auszufüllen und die Inhaltsvalidität und Anwender-
freundlichkeit zu testen. Subskalen des Instruments wurden demokratisch vom Team
definiert. Das Instrument besteht aus 82 Items, gegliedert in neun Dimensionen, be-
gründet durch die Theorie von Bandura (1982) über die Selbstwirksamkeit. Es muss
anhand einer 11-Punkt-Likert-Skala entschieden werden, wie fest man mit einer Aus-
sage einverstanden ist. Dies geht von 0 „vollkommen nicht einverstanden“ (completly
disagree) bis 10 „vollkommen einverstanden“ (completly agree). Die neun Dimensionen
sind wie folgt benannt. Dimension Eins: Zuneigung/Gefühle (Affection/emotion) neun
Items, Dimension Zwei: Spielweise,Vergnügen (Play/enjoyment) sieben Items, Dimen-
sion Drei: Empathie/Verständnis (Empathy/understanding) neun Items, Dimension Vier:
Routine/Zielerreichung (Routine/achieving goals) 11 Items, Dimension Fünf: Selbstkon-
trolle (Self-Control) neun Items, Dimension Sechs: Einstellung zu Bestrafung/Grenzen
setzen (Discipline/boundary settings) 11 Items, Dimension Sieben: Belastun-
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
45
gen/Erwartungen (Pressures/expectations)10 Items, Dimension Acht: Selbstakzeptanz
(Self-acceptance) neun Items, Dimension Neun: Lernen/Wissensstand (Learn-
ing/knowledge) sieben Items. In jeder Dimension ist eine Anzahl negativ formulierter
Items enthalten um die Reliabilität der Antworten zu testen. Beispiele der Dimension
sechs, Einstellung zu Bestrafung/Grenzen setzen: „Es ist einfach für mich, Grenzen zu
setzen“ (Setting limits and boundaries is easy for me), „Ich bin fähig, ohne Auseinan-
dersetzungen/Streitereien mit meinem Kind den Tag zu verbringen“ (I am able to get
through the day without battles), „Ich finde es schwierig, meinem Kind einen Wunsch
oder eine Forderung abzuschlagen“ (I find it difficult to say ‚no‘ to my child). Die Validi-
tät des Instruments wurde anhand Expertengruppe und Testgruppe in den Bereichen
Augenscheinvalidität, Konstruktvalidität und Inhaltsvalidität untersucht. Die Reliabilität
betrug mittels Bestimmung der Internen Konsistenz für die totale Skala α=0.95, für Di-
mension Eins α=0.81, für Dimension Zwei α=0.82, für Dimension Drei α=0.89, für Di-
mension Vier α=0.84, für Dimension Fünf α=0.89, für Dimension Sechs α=0.87, für
Dimension Sieben α=0.87, für Dimension Acht α=0.93, für Dimension Neun α=0.81.
Die Test-Retest-Reliabilität wurde mit dem Korrelationskoeffizenten nach Spearmann
berechnet, Dimension Eins rs=0.75 p<.01, Dimension Zwei rs=0.67 p<.01, Dimension
Drei rs=0.58 p<.01, Dimension Vier rs=0.74 p<.01, Dimension Fünf rs=0.81 p<.01, Di-
mension Sechs rs=0.60 p<.01, Dimension Sieben rs=0.76 p<.01, Dimension Acht
rs=0.88 p<.01, Dimension Neun rs=0.79 p<.01. Weitere Ergebnisse der Studie ohne
Bezug zu den psychometrischen Eigenschaften des Instruments werden nachfolgend
kurz beschrieben. In Bezug auf das Alter, Anzahl der Kinder, Alter zum Zeitpunkt der
Beendigung der Bildung oder dem Selbstwirksamkeitslevel wurde kein Unterschied
zwischen Eltern die den Fragebogen einmal und Eltern die den Fragebogen zweimal
ausgefüllt hatten festgestellt. Im Vergleich von Eltern die an einem Elternprogramm
teilnahmen oder auf der Warteliste eines Programms standen mit Eltern die nicht an
einem Programm teilnahmen, wurde ein signifikant tieferer Selbstwirksamkeitslevel bei
Eltern ersterer Gruppe in allen Dimensionen abgesehen von Dimension Neun festge-
stellt. Mit dem Kendall tau-b Test konnten keine statistisch signifikanten Korrelationen
zwischen dem Alter der Eltern sowie der Anzahl Kinder und den erreichten Punkten pro
Dimension festgestellt werden. Statistisch signifikante Korrelationen wurden zwischen
dem Alter der Eltern zum Zeitpunkt des Bildungsabschlusses und erreichter Punktzahl
in allen Dimensionen ausgenommen von Dimension Vier und Neun festgestellt.
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
46
Tabelle 4 Übersicht der Messinstrumente
Autorenschaft Jahr Land Alter
Instrument Items Unterskalen Antwortmöglichkeiten
Reliabilität Validität
Frühgeborene und Säuglinge (bis 12 Monate)
Barnes & Ad-amson-Macedo 2007 United Kingdom FG - 28 Le-benstage
Perceived Maternal Parenting Self-Efficacy PMP S-E 20 4 4-Punkt-Likert-Skala
-interne Konsistenz α=0.91 -Test-Retest-Reliabilität rs=0.96, p<0.01
- EFA, t-Test - Inhaltsvalidität - Konstruktvalidität
Pennell, Whitting-ham, Boyd, Sand-ers, & Colditz 2012 Australien FG bis 24 Monate
Preterm Parenting & Self-Efficacy Checklist 36 3 7-Punkt-Likert-Skala
- Interne Konsistenz α=0.75 / α=0.56 - Split-Half-Reliabilität α=0.75 / α=0.58
- Konstruktvalidität
Strasser 2011 Deutschland Früh- und Risiko-geborene
Situationsbezogene Selbst-wirksamkeit von Müttern Früh- und Risikogeborener Skala (SSWEM) 10 keine 4-Punkt-Likert-Skala
- Interne Konsistenz α=0.876 - Itemschwierigkeit =0.7357 - Trennschärfe =0.6311
- Konstruktvalidität durch Faktorenanalyse λ=5.08, λ=0.92, λ=0.746 - Inhaltsvalidität, mit GSES, p<0.001, p<0.01 und p<0.05
Prasopkittikun, Tilokskulchai 2010
Self-efficacy in Infant Care Scale (SICS) 44 4
- Interne Konsistenz α=0.96 - Item-Item Korrelation r=0.41 - Item-Gesamtskala Korrelation r=0.46-0.73
- Konstruktvalidität: 1. EFA: x2=466.75 (d.f.=589), p>0.05, x2/d.f.=0.79, GFI=0.92, CFI=1, RMSEA =0.0, λ=0.54-0.82, t>2, wobei Item 42 ein R2=0.22 hat
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
47
Thailand bis 12 Monate
Skala zwischen 0 und 100 Punkten
- Test-Retest-Reliabilitätskoeffizient r=0.93, p<0.001
2. Vergleich mit einem anderen Messinstrument (PSI/sf) r=-0.36, p<0.001
Reece 1992 Amerika Bis 12 Monate
The Parent Expectation Survey (PES) 20 Keine 11-Punkt-Likert-Skala
- Interne Konsistenz: 1 Monat postpartum α=0.91 3 Monate postpartum α=0.86
- Übereinstimmungsvalidität; r=0.40-0.75, p<0.01 - Vorhersagevalidität; SW nach 1 Monat post-partum r=0.28, p<0.01. Nach 3 Monaten post-partum r=0.40, p<0.01 grösseres Selbstvertrauen 1 Jahr p.P. SW nach 3 Monaten negativ mit wahrge-nommenem Stress 1 Jahr p.P. assoziiert, r=-0.28, p<0.05
Bis 6 Jahre alte Kinder
Lopes & Dixe 2012 Portugal 3Mt – 3-Jährig
ECPPP Scale of Parent’ Self-Perceived Confidence in the Practice of Positive Parenting
- interne Konsistenz α>0.71 - Korrelationskoeffizient >0.46; >0.37; >0.50
- Konstruktvalidität; Korrelationskoeffizient (>0.45, p≤0.01)
EDPPP Scale of Parent’ Self-Perceived Difficulties in the Practice of Positive Prenting
ENCPPP Scale of Parent’ Self-Perceived Knowledge Need in the Exercise of Positive Par-enting
Jeweils 30 Items & 5 Unterskalen 5-Punkt-Likert-Skala
Crncec, et al. 2008 Australien > 12 Monate
Karitane Parenting Confidence Scale (KPCS) 15 3 3-Punkt-Likert-Skala
- interne Konsistenz α=0.81 - Test-Retest-Reliabilität r=0.88 p<0.0001
- Diskriminanzvalidität - Konvergenzvalidität
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
48
Purssell & While 2011 UK 1-3 Jahre
The care of children before, during and after illness- Tool 20 4 4-Punkt-Likert-Skala
nichts erwähnt - Inhaltsvalidität - Externe Validität
Kendall & Bloom-field 2004 United Kingdom Bis 6 Jahre
Kein Name. A valid and relia-ble tool to measure parenting self-efficacy. 82 9 11-Punkte-Likert-Skala
- Interne Konsistenz Gesamtskala α=0.95; für Subskalen α=0.81-0.93 - Test-Retest-Reliabilität der Sub-skalen rs=0.58-0.88
- Augenscheinvalidität - Konstruktvalidität durch Expertengruppe - Inhaltsvalidität durch Eltern
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
49
4.3 Stärken und Schwächen der Studien
Die analysierten Studien werden von den Autorinnen ergänzend zur kritischen Würdi-
gung anhand Kriterien, welche angepasst wurden, auf ihre Stärken und Schwächen
eingeschätzt (Behrens & Langer, 2010). Die Stärken und Schwächen beziehen sich auf
die Durchführung der Studien, sowie auf Kriterien zur Bewertung von Instrumenten.
Wird ein Kriterium jeweils erreicht, wird dies mit einem „ja“ in der Tabelle vermerkt. Ist
ein Kriterium nicht vorhanden steht dafür ein „nein“. Kann es nur schlecht nachvollzo-
gen werden oder ist es gänzlich unklar steht in der Tabelle ein „unklar“. Die einzelnen
Kriterien erlauben den Autorinnen die Analyse einheitlicher durchzuführen, so dass ein
Vergleich möglich ist (Panfil & Ivanovic, 2011).
Die Autorinnen achteten auf folgende Punkte: klare, präzise und genügend eingegrenz-
te Fragestellung oder Zielsetzung; Erläuterungen über Stichprobenausfälle, also Stu-
dienteilnehmende welche zu Beginn in die Studie aufgenommen wurden, aber dann
die Studie verliessen; nachvollziehbar begründet; Verblindung der Teilnehmer oder
Forscher; Sample genügend gross, um repräsentative Ergebnisse nachzuweisen;
Durchführung einer Poweranalyse; gewonnene Ergebnisse mit bereits vorhandener
Literatur vergleichbar; Berücksichtigung ethischer Aspekte; ist die Entwicklung und
Anwendung des Instruments auf bereits validierte Instrumente zurückzuführen; Über-
prüfung und nachvollziehbare Beschreibung der Reliabilität sowie Validität; erwähnte
und begründete Limitationen der Studien.
In allen neun analysierten Studien formulieren die Autoren klare Fragestellungen oder
Zielsetzungen. In drei Studien (Pennell et al., 2012; Crncec et al., 2008; Pursell & Whi-
le, 2011) gibt es keine Ausfälle der Teilnehmenden im Verlauf der Studie. In zwei Stu-
dien (Barnes & Adamson-Macedo, 2007; Strasser, 2012) ist die Drop-Out Rate nach-
vollziehbar beschrieben. Bei Reece (1992), Prasopkittikun & Tilokskulchai (2010), so-
wie Kendall & Bloomfield (2005) wird die Drop-Out Rate nicht nachvollziehbar be-
schrieben. Bei der Studie von Lopes & Dixe (2012) ist die Drop-Out Rate sehr hoch,
jedoch nicht begründet. Nur bei Lopes & Dixe (2012) ist eine teilweise Verblindung
durchgeführt worden, da die Erfassung des Selbstvertrauens per online Fragebogen
durchgeführt wurde. Bei den restlichen acht Studien war keine Verblindung der Teil-
nehmenden oder Forschenden möglich. In einer der neun Studien (Pursell & While,
2011) war die gewählte Grösse des Samples zu klein, um aussagekräftige Resultate
zu gewährleisten. Jedoch kritisieren die Autoren dies in ihrer Diskussion. Pennell et al.
(2012) und Crncec et al. (2008) führen in ihrer Studie eine Poweranalyse durch um
aufzuzeigen, dass ihr gewähltes Sample genügend gross ist. Bei den restlichen sechs
Studien wird das Sample von den Autoren als genügend gross angegeben, jedoch
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
50
ohne Begründungen. Alle neun Studien basieren auf bereits vorhandener Instrumente,
welche angepasst wurden oder bei welchen Hilfestellungen verwendet wurden. Weiter
lassen sich alle Ergebnisse der Studien mit anderen Ergebnissen vergleichen. Ferner
basieren alle neun Studien auf der Selbstwirksamkeitstheorie nach Bandura. Sieben
der neun Studien liessen die Durchführung der Studie von einer Ethikkommission prü-
fen und holten von den Teilnehmenden die informierte Zustimmung ein. Wobei Reece
(1992) und Strasser (2011) lediglich die informierte Zustimmung der Teilnehmenden
einholten.
Bei Purssell & While (2011) wird nicht explizit erwähnt, wie die Reliabilität überprüft
worden ist. Bei den verbleibenden acht Studien wurde die interne Konsistenz mittels
Cronbachs Alpha zur Überprüfung der Reliabilität angegeben. Zusätzlich wurde die
Test-Retest-Realiabilität bei drei Studien (Barnes & Adamson-Macedo, 2007; Crncec et
al., 2008; Prasopkittikun & Tilokskulchai, 2010) durchgeführt. Eine Studie (Pennell et
al. (2012) wendete zudem die Splithalf-Reliabilität an. Acht der neun Studien (Barnes &
Adamson-Macedo, 2007; Pennell et al., 2012; Strasser, 2011; Reece, 1992; Crncec et
al., 2008; Prasopkittikun & Tilokskulchai, 2010; Lopes & Dixe, 2012; Kendall & Bloom-
field, 2005) überprüfen mittels Konsruktvalidität (Hypothesentestender Ansatz oder
Diskriminanzvalidität) das Gütekriterium der Validität. Ergänzend wird in Barnes &
Adamson-Macedo (2007), Strasser (2011), Reece (1992) und Kendall & Bloomfield
(2005) die Inhaltsvalidität überprüft. Purssell & While (2011) verwenden einzig die In-
haltsvalidität zur Überprüfung dieses Gütekriteriums. Alle Forschenden aller neun Stu-
dien zeigen Limitationen, Kritik, sowie Vor- und Nachteile ihrer Studien nachvollziehbar
auf. Alle Studien werden von den Autorinnen mit der Evidenzstärke III nach
ÄZQ/AWMF eingestuft.
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
51
Tabelle 5 Stärken und Schwächen der Studien
Kriterien Autoren F
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l-
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Barnes & Adam-son-Macedo, 2007
ja ja nein ja ja ja ja ja ja ja
Pennell et al., 2012
ja ja nein ja ja ja ja ja ja ja
Strasser, 2011 ja ja nein ja ja ja ja ja ja ja
Reece, 1992 ja unklar nein ja ja ja ja ja ja ja
Crncec et al., 2008
ja ja nein ja ja ja ja ja ja ja
Prasopkittikun & Tilokskulchai, 2010
ja unklar nein nein ja ja ja ja ja ja
Lopes & Dixe, 2012
ja unklar ja ja ja ja ja ja ja ja
Pursell & While, 2011
ja ja nein nein ja ja ja nein ja ja
Kendall & Bloomfield 2005
ja unklar nein ja ja ja ja ja ja ja
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
52
5 Diskussion
Im Kapitel zur Diskussion werden die wichtigsten Aspekte aus Sicht der Autorinnen
diskutiert und hinterfragt. Des Weiteren werden auf die theoretischen und methodi-
schen Einschränkungen der vorliegenden Arbeit eingegangen, sowie Praxisempfeh-
lungen aufgeführt.
5.1 Zielsetzung
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Instrumente zur Erfassung von Selbstwirk-
samkeit und Selbstvertrauen bei Eltern von frühgeborenen Kindern zu finden und Emp-
fehlungen zu deren Anwendbarkeit in der Forschung und der klinischen Praxis abzu-
geben. Anhand einer breit gefächerten Suchstrategie in verschiedenen Datenbanken
konnten neun Studien in diese Arbeit eingeschlossen werden.
5.2 Theoretische Grundlagen der Instrumente
Acht der neun Studien befassen sich mit der Erfassung von Selbstwirksamkeit, davon
entwickeln und überprüfen sieben Studien ein neues Instrument zur Erfassung von
Selbstwirksamkeit bei Eltern und eine Studie (Prasopkittikun & Tilokskulchai, 2010)
überprüft ein bereits existierendes Instrument. Von allen neun Studien sind Lopes &
Dixe (2008) die Einzigen, die sich mit der Erfassung von Selbstvertrauen in der Eltern-
schaft befassen. Ihre entwickelte Skala baut jedoch auf der Selbstwirksamkeitstheorie
nach Bandura auf. Laut dem Verständnis der Autorinnen, ist die Trennung von Selbst-
wirksamkeit und Selbstvertrauen schwierig, da sie stark zusammenhängen. Die Erar-
beitung des theoretischen Hintergrundes hat dies bestätigt. Bandura (1997) hält jedoch
fest, dass Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit nicht gleichgesetzt werden dürfen.
Die Ausführungen von de Montigny & Lacharité (2005) bestätigen ausserdem, dass die
Trennung von Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit auch für Forschende nicht immer
einfach machbar ist.
Die Studien basieren alle auf demselben Konstrukt der Selbstwirksamkeitstheorie nach
Bandura. Eine Vielzahl bereits existierender Instrumente, welche die Selbstwirksamkeit
von Eltern erfassen, liegt vor. Die Forschenden der analysierten Studien kommen auf-
grund ihrer Recherche zum Schluss, dass ein Mangel an genügend validierten Instru-
menten vorliegt. Ein Grund zur Entwicklung eines weiteren Instruments den Barnes &
Adamson-Macedo (2007) nennen, sind die fehlenden Instrumente zur Erfassung der
gebietsspezifischen Selbstwirksamkeit von Eltern mit einem hospitalisierten FG. Drei
Studien (Kendall & Bloomfield, 2005; Crncec et al., 2008; Strasser, 2011) begründen
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
53
die Entwicklung ihrer Instrumente mit der spezifischen Betreuung der Eltern in instituti-
onellen Nachsorgeprogrammen, welche die Eltern mit ihren Kindern gezielter fördern
sollen. Pennell et al. (2012) untersuchen gezielt den Unterschied der Selbstwirksamkeit
zwischen den einzelnen Elterngruppen, Eltern von extremen FG, Eltern von FG und
Eltern von Termingeborenen, sowie den Einfluss auf die Psyche je früher das Kind
geboren wurde.
5.3 Konstruktion der Instrumente
Entwicklung der Instrumente
Die Autorinnen stellen sich die Frage, weshalb sich Forschende selten der Anpassung
und weiteren Validierung bereits vorhandener Instrumente widmen. In der Entwicklung
der eigenen Instrumente bauen diese oft auf Teilstücken, wie z.B. auf der Formulierung
der Items, die Anzahl eingeschlossener Items und wichtige Themen für die Definition
der Dimensionen, schon vorhandener Instrumente auf. Die Autorinnen vermuten, dass
es einfacher ist, ein neues Instrument für ein spezifisches Anforderungsgebiet zu ent-
wickeln, als ein bereits Vorhandenes weiter zu untersuchen und gegebenenfalls anzu-
passen.
Alter der Kinder
Es gestaltet sich schwierig, ein gleiches Instrument zur Erfassung von Selbstwirksam-
keit und Selbstvertrauen bei Eltern von Säuglingen und Eltern von Teenagern anzu-
wenden, da je nach Entwicklungsphase andere Themen zur psychosozialen Entwick-
lung im Vordergrund stehen. Säuglinge bis 18 Monate entwickeln das Urvertrauen zu
ihren Bezugspersonen und ihrem Umfeld durch gemachte Erfahrungen. Die Gefühle
der Sicherheit können sich ein Leben lang auf die Bindungsfähigkeit auswirken. In der
frühen Kindheit, im Alter bis 3 Jahre, entdecken die Kinder durch motorische und
sprachliche Entwicklungen zunehmend die Welt unabhängig ihrer Bezugspersonen.
Die Kinder nehmen sich vermehrt als eigene Person war, welche den Körper und Er-
eignisse gezielter kontrollieren können. Grenzen werden ausgetestet. In der Kindheit,
im Alter von 3 – 6 Jahren möchten die Kinder ihre Neugierde stillen und die Welt ent-
decken, sie knüpfen zunehmend neue soziale Kontakte ausserhalb der Familie und
lernen vermehrt auf ihre eigene Initiative und Kreativität zu vertrauen. Im Alter von 6 –
12 Jahren steht durch die entwickelte Neugierde und Lernbereitschaft im Schulalter
eine systematische Weiterentwicklung kognitiver Fähigkeiten im Vordergrund. Das
Kind lernt seine Fähigkeiten in der Interaktion und im Vergleich mit Gleichaltrigen ein-
zuschätzen und einzuordnen (Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, 2009). Eltern
sind mit den verschiedenen Altersstufen ihrer Kinder unterschiedlich gefordert.
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
54
Dadurch müssen Eltern unterschiedliche Fähigkeiten im Umgang mit ihren Kindern
besitzen, welche individuell dem Alter angepasst werden können. Bei der Anwendung
eines Instruments ist es aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen wichtig, ein
möglichst spezifisches Instrument anzuwenden, um die Spezifität der Zielgruppe reflek-
tieren zu können (Bandura, 1977, 1994).
Sprache
Laut Roost (2014) gibt es einen Mangel an gut fundierten und empirisch umfassend
überprüften Skalen. Die Übersetzung von Skalen ins Deutsche wurde meist von der
PSOC „Parenting Sense of Competence Scale“ übernommen, jedoch misst diese
grösstenteils das Kompetenzgefühl der Eltern. Die Subskala „Selbstwirksamkeitserwar-
tung“ gilt als empirisch ausreichend geprüft, um die Selbstwirksamkeit auf der allge-
meinen Ebene der Elternschaft zu messen. Aufgrund der möglichen Einteilung in vier
Kategorien kann die elterliche Selbstwirksamkeit, den unterschiedlichen Altersstufen
der Kinder angepasst, spezifischer erfasst werden (Coleman, zit. in Roost, 2014). Dar-
aus lässt sich schliessen, dass für die diversen Aufgaben in der Elternschaft, spezifi-
schere Instrumente entwickelt werden sollten. Ein Ziel dieser Arbeit war es, in Deutsch
übersetzte Instrumente zu finden und zu analysieren. Nach ausführlicher Suche, wurde
von den Autorinnen ein Instrument gefunden, welches spezifisch für ein Nachsorge-
programm anhand der GSES von Schwarzer & Jerusalem (1995) adaptiert wurde
(Strasser, 2011). Wie Roost (2014) in ihrer Dissertation erwähnt, liegen zurzeit nur sehr
wenige deutsche Studien vor, welche sich auf Instrumente zur elterlichen Selbstwirk-
samkeit beziehen.
Anzahl Dimensionen & Items
In den analysierten Studien werden grösstenteils mehrdimensionale Skalen genutzt
(Barnes & Adamson-Macedo, 2007; Pennell et al., 2012; Prasopkittikun & Tiloks-
kulchai, 2010; Lopes & Dixe, 2012; Purssell & While, 2011; Kendall & Bloomfield,
2005). Die Forschenden leiteten die Dimensionen anhand ähnlicher, bereits existieren-
der Instrumente ab oder bildeten Expertengruppen, welche mittels Diskussion und Aus-
tausch wichtige Dimensionen definierten. Expertengruppen bestanden z.T. auch aus
Eltern. Weiter definierte die zugehörige Expertengruppe passende Items zu jeder Di-
mension. Die Anzahl an Items der einzelnen Instrumente reichte von 10 bis 82. Die
Autorinnen erkennen, dass eine grosse Anzahl Items genauere Aussagen zur Selbst-
wirksamkeit zulässt. Jedoch kann dies die Anwenderfreundlichkeit des Instruments
beinträchtigen, da die Teilnehmenden mehr Zeit zum Beantworten der Fragen investie-
ren müssen.
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
55
Ein Instrument zur Erfassung der elterlichen Selbstwirksamkeit nach einer FG sollte
nach Meinung der Autorinnen, bereichsspezifisch und in mehreren Dimensionen for-
muliert werden. Z.B. wäre es sinnvoll, Items im Aufgabenbereich der Ernährung, der
Pflege, zur Gewährleistung der Sicherheit, der Eltern-Kind-Interaktion und Partner-
schaft zu formulieren. So werden möglichst alle Aufgaben in einem Bereich z.B. FG
konkret aufgenommen, was bei einer Erfassung über die allgemeine Ebene nicht der
Fall wäre. Z.B. erfordert die Ernährung eines FGs andere Schwerpunkte als die eines
Kleinkindes oder Schulkindes. Ein Vorteil von Instrumenten mit Items auf aufgaben-
spezifischer Ebene kann eine gezielte Momentaufnahme sein, wie z.B. Selbstwirksam-
keit bei der Ernährung des Kindes mit einer nasogastralen Sonde. Ein Nachteil ist je-
doch, dass bei einem Retest desselben Instruments, sich die Ernährung des Kindes
angepasst haben könnte, z.B. da das Kind nun voll gestillt wird. Dies vermindert die
Vergleichbarkeit der Messdaten zu verschiedenen Zeitpunkten.
Likert-Skala
Acht von neun Studien (Barnes & Adamson-Macedo, 2007; Pennell et al., 2012; Stras-
ser, 2011; Reece, 1992; Crncec et al., 2008; Lopes & Dixe, 2012; Purssell & While,
2011; Kendall & Bloomfield, 2005) verwenden für die Beantwortung der Items eine Li-
kert-Skala. Die Likert-Skala dient dazu, dass die Befragten den Grad ihrer Zustimmung
angeben (LoBiondo-Wood & Haber, 2005). Sechs der acht Studien verwenden eine 4
bis 7-Punkt-Likert-Skala (Barnes & Adamson-Macedo, 2007; Pennell et al., 2012;
Strasser, 2011; Crncec et al., 2008; Lopes & Dixe, 2012; Purssel & While, 2011). Zwei
Studien (Reece, 1992; Kendall & Bloomfield, 2005) verwenden eine 11-Punkt-Likert-
Skala. Laut Jonkisz, Moosbrugger & Brandt (2012) lässt sich aus mehr als 7-
Skalenstufen kein Informationsgewinn in den individuellen Urteilsdifferenzierungen
finden. Laut Bandura (2006) ist es sinnvoller, eine Skala mit mehr als fünf Intervall-
punkten anzuwenden. Diese sei viel sensitiver und ein stärkerer Prädiktor. Teilneh-
mende wählen eher selten die extremen Punkte, wie “gar nicht überzeugt, dass ich …
kann“ oder „sehr überzeugt, dass ich … kann“ aus. Bei einer 5-Punkt-Likert-Skala wür-
den noch drei Antwortmöglichkeiten übrig bleiben, was eine differenziertere Informati-
onssammlung nur sehr begrenzt zulässt. Prasopkittikun & Tilokskulchai (2010) ver-
wenden in ihrem Instrument eine numerische Analogskala von 0-100 Punkten. Für die
Teilnehmenden scheint die Bedeutung von 0 und 100 klar zu sein. Jedoch ist nicht klar
ob die Bedeutung der Zahlen zwischen 0 und 100 definiert ist. Der Vorteil der Bezeich-
nung der Skalenpunkte mit Worten ist, dass sich die Probanden nicht vorstellen müs-
sen, was sich hinter den einzelnen Skalenpunkten verbirgt (Jonkisz et al., 2012).
Rückmeldungen aus der Pilotstudie von Prasopkittikun & Vipuro (2008) waren positiv,
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
56
da diese Möglichkeit als einfacher empfunden wurde, als die Antwort anhand einer
Likert-Skala zu geben. Sie kommen zum Schluss, dass diese Form der Antwortmög-
lichkeit für Personen mit niedrigerem Bildungsgrad geeigneter ist. Es scheint also sinn-
voller, dass sich ein Instrument zur Erfassung von Selbstwirksamkeit bezüglich der
Anzahl Antwortmöglichkeiten an die Vorschläge von Bandura (2006) hält, eine Likert-
Skala mit mehr als fünf Antwortmöglichkeiten zu konstruieren.
Sample
Wie schon von Schütz Hämmerli et al. (2012) festgestellt, wird die Forschung bei Eltern
nach einer Frühgeburt bezüglich den psychologischen Aspekten mehrheitlich nur mit
Müttern durchgeführt. Bei fünf der analysierten Studien (Barnes & Adamson-Macedo,
2007; Strasser, 2011; Reece, 1992; Crncec et al., 2008; Prasopkittikun & Tilokskulchai,
2010) wird ausschliesslich die Selbstwirksamkeit von Müttern analysiert. Bei zwei Stu-
dien (Purssell & While, 2011; Kendall & Bloomfield, 2005) bleibt es unklar, ob es sich
um Mütter, Väter oder Beide handelt, da nur von Eltern gesprochen wird. Pennell et al.
(2012) und Lopes & Dixe (2012) integrieren in ihrer Forschung beide Elternteile, bei
Lopes & Dixe (2010) werden verhältnismässig viele Väter (347 von 1011) eingeschlos-
sen, wobei Pennell et al. (2012) lediglich sechs Väter integriert. Nach den beruflichen
Erfahrungen und der Meinung der Autorinnen ist die Erfassung von beiden Elternteilen
sehr wichtig, da beide gleichermassen und trotzdem anders von einer Frühgeburt be-
troffen sind. In den meisten Situationen verbringen v.a. die Mütter ihre Zeit im Spital mit
ihrem Kind und die Väter „müssen“ wieder arbeiten gehen, obwohl sie in solchen Situa-
tionen gleichermassen emotional betroffen sind und Angst um ihr Kind haben. Zudem
fühlen sie sich aufgrund der begrenzten Zeit an der Seite des Kindes nicht fähig, sie
adäquat zu umsorgen. Wie bereits in der Literatur bekannt ist, haben Mütter und Väter
nach einer FG andere Bedürfnisse bei der Bewältigung. Zur individuelleren Erfassung
und Unterstützung der Anpassungsphase bedarf es an gezielteren Untersuchungen,
welche diese Unterschiede genauer belegen können (Schütz Hämmerli, 2012).
5.4 Psychometrische Eigenschaften
Das „Perceived Maternal Parenting Self-Efficacy Tool“ (PMP S-E) (Barnes & Adamson-
Macedo, 2007) ist methodologisch gesehen ein robustes, valides und reliabels Instru-
ment zur elterlichen Selbstwirksamkeitserfassung von hospitalisierten FG. Aufgrund
der guten Resultate für die Reliabilität (interne Konsistenz, Test-Retest) weist die Skala
Stabilität auf. Die Anwendung der PMP S-E mit Eltern nach einer Frühgeburt scheint
als geeignet, da insgesamt die Resultate der psychometrischen Eigenschaften mit
„empfehlenswert“ abgeschlossen haben. Die Konstruktvalidität kann mittels der EFA
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
57
als hoch eingestuft werden. Die Inhaltsvalidität kann aufgrund mangelnder vergleichba-
rer Instrumente nicht angegeben werden.
Die „Preterm Parenting & Self-Efficacy Checklist“ (Pennell et al., 2012) kann adäquate
Inhalts- und Konstruktvalidität vorweisen. Des Weiteren wird die interne Konsistenz
und die Split-Half-Reliabilität als gut angegeben. Das entwickelte Instrument ist sensi-
tiv, robust und valide für die Eltern mit FG. Es ist benutzerfreundlich in der Anwendung
und lässt sich für Eltern nach einer FG einfach und gut übertragen.
Die „Situationsbezogene Selbstwirksamkeitserwartung von Müttern Früh- und Risiko-
geborener“ (SSWEM) entwickelt von Strasser (2011), erreichte in der Entwicklungs-
und Überprüfungsstudie eine gute innere Konsistenz und kann als reliabel angesehen
werden. Die Validität ist anhand einer Überprüfung der Konstruktvalidität durch die
Faktorenanalyse und der Feststellung der Inhaltsvalidität über die Korrelationsberech-
nung mit der GSES gegeben. Sie erfüllt somit alle psychometrischen Anforderungen.
Strasser erläutert, dass die SSWEM das erklärte Ziel der Nachsorge, die Förderung
des Gesundheitsverhaltens hinsichtlich der funktionalen Gesundheit, sehr gut vorher-
sagen kann. Nicht abgebildet werden die physische Gesundheit und die Entwicklung
des Neugeborenen sowie das emotionale Gleichgewicht der Mutter.
Die „Parent Expectation Survey“ (PES) entwickelt von Reece (1992) ist einfach in der
Anwendung sowie Auswertung. Reece äussert, dass die PES in der Entwicklungsstu-
die eine hohe interne Konsistenz erreicht und als reliabel angesehen werden kann. Die
Validität der PES ist akzeptabel, überprüft durch Inhalts-, Konstrukt- und Vorhersage-
validität, soll aber in weiteren Studien erneut überprüft werden. Die PES kann laut Re-
ece durch Gesundheitsfachpersonal bereits perinatal angewendet werden, um die müt-
terliche Selbstwirksamkeit in Bezug auf die Aufgaben in der Elternschaft vorgeburtlich
erfassen zu können.
Die „Karitane Parenting Confidence Scale“ (Crncec et al., 2008) zeigt eine akzeptable
interne Konsistenz und Test-Retest-Reliabilität auf. Zudem kann die Diskriminanz- und
Konvergenzvalidität als gültig erklärt werden. Die Inhaltsvalidität kann im Vergleich zu
anderen Instrumenten gestärkt werden. Die Forschenden empfehlen aufgrund der ex-
zellenten Resultate nur den KPCS Total Score in der Praxis umzusetzen. Die Resultate
der Subskalen waren akzeptabel, jedoch unbefriedigend.
Die psychometrischen Tests der „Self-efficacy in Infant Care Scale“ (SICS) ergaben
eine zufriedenstellende interne Konsistenz. Die überarbeitete SICS kann als reliabel
und stabil angesehen werden. Die SICS überprüft von Prasopkittikun & Tilokskulchai
(2010) wurde zweimal in einem sehr homogenen Sample von allesamt Thailändischen
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
58
Müttern getestet. Für eine aussagekräftige Reliabilität und Validität des Instruments
bedarf es noch weiterer Forschung in möglichst verschiedenen, demographischen
Samples.
Bei der Skala, die von Lopes & Dixe (2012) entwickelt wurde, können die psychometri-
schen Eigenschaften nur begrenzt interpretiert werden, da nur wenige analysiert und
durchgeführt wurden. Die Konstruktvalidität kann nachvollzogen werden, da die Ent-
wicklung der Skala auf Grundlagen nach Bandura basiert. Die interne Konsistenz aller
drei Skalen und fünf Dimensionen können als gut bewertet werden.
Das entwickelte Instrument „The care of children before, during and after illness tool“
(Purssell & While, 2011) lässt eine akzeptable Konstruktvalidität vermuten, da eine
ausführliche Sichtung von Literatur in verschiedenen Organisationen wie z.B. WHO,
International Alliance of Patients‘ Organistion usw. durchgeführt wurde. Dies steigert
die Inhaltsvalidität und die internationale Übertragbarkeit wird erhöht. Trotzdem kann
das Instrument zu wenig Auskunft über die psychometrischen Eigenschaften bieten.
Kendall & Bloomfield (2005) erwähnen, dass ihr Instrument als reliabel betrachtet wer-
den kann, da eine hohe interne Konsistenz vorliegt. Augenscheinvalidität, Konstrukt-
validität und Inhaltsvalidität wird durch die Expertengruppe und Testgruppe als gut
empfunden. Das Instrument kann als valide betrachtet werden, sollte aber weiter ge-
testet und angepasst werden. Die Forschenden erwarten, dass das Instrument zuver-
lässige Messungen der Selbstwirksamkeit als Ergebnis Variable von Elternprogram-
men verschiedener Settings liefern kann.
5.5 Evidenzstärke
Alle analysierten Studien wurden von den Autorinnen der Stufe III nach ÄZQ/AWMF
zugeteilt. Diese besagt, dass die Stärke der Evidenz aufgrund gut angelegter, nicht
experimenteller, deskriptiver Studien (z.B. Vergleichsstudien, Kontrollstudien, Fall-
Kontrollstudien) eingeteilt werden kann. Die Einteilung in diese Stufe scheint als opti-
mal für diagnostische Studien. Die Studien in höhere Stufen einzuteilen, würde mehre-
re Probleme mit sich bringen. Die Zuteilung per Randomisierung wäre ethisch nicht
vertretbar und nicht durchführbar, da keine Ursache-Wirkung untersucht wird. Die Wahl
der Stichprobe ist durch die Zielsetzung der Studien klar vorgegeben.
5.6 Theoretische und methodische Einschränkungen der Review
Zu Beginn dieser Arbeit setzten sich die Autorinnen intensiv mit Literatur zum Thema
Frühgeburt, Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen und Statistik auseinander. Diese gelten
in dieser Arbeit als Hauptthemen, wurden im Teil der theoretischen Grundlagen erklärt
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
59
und v.a. im Diskussionsteil erneut aufgegriffen. Dadurch kann eine Verbindung der
verschiedenen Teile und Themen sichergestellt werden. Die gewählte Suchstrategie in
verschiedenen hebammen- und pflegespezifischen Datenbanken ist nachvollziehbar
beschrieben, was die Vertrauenswürdigkeit und Verständlichkeit der Arbeit erhöht. Das
Vorwissen der Autorinnen über die Analyse diagnostischer Tests sowie die Analyse
psychometrischer Eigenschaften war begrenzt. Dies erforderte eine intensive Ausei-
nandersetzung und Wiederholung dieser Thematik. Aufgrund der begrenzten Zeit zur
Erstellung der vorliegenden Arbeit, können bei der Überprüfung der eingeschlossenen
Studien Fehlinterpretationen aufgetreten sein. Zudem musste auf die Diskussion ein-
zelner Themen verzichtet werden, um eine Überschreitung der vorgegebenen Seiten-
zahl zu vermeiden.
Acht analysierte Studien wurden in englischer Sprache veröffentlicht. Zur Übersetzung
wurden bei Bedarf zuverlässige Übersetzungsprogramme verwendet. Trotzdem kann
von möglichen Sprachbias ausgegangen werden, da die Muttersprache der Autorinnen
Deutsch ist. Die Interpunktionen und Formulierungen wurden von mehreren Personen
überprüft. Dennoch können nach deren Anpassungen Fehler nicht ausgeschlossen
werden. Die Richtlinien für den Umgang mit Plagiaten wurden mit bestem Wissen der
Autorinnen eingehalten.
Nach Durchsicht der eingeschlossenen Studien wurden auffallend oft die Instrumente
von Teti & Gelfield (1991) „Maternal Efficacy Questionnaire“, Parker & Zahr (1985)
„Maternal Confidence Questionnaire“ und Froman & Owen (1989) „Infant care survey“
erwähnt und als gute Grundlage empfohlen. Nach ausführlicher Handsuche auf Google
Scholar wurden die Abstracts der jeweiligen Studien gefunden. Leider konnten die Voll-
texte nach Prüfung der Zeitschriften und einem Suchauftrag über die Universitätsbiblio-
thek Bern nicht organisiert werden. Da das Verfassen der vorliegenden Arbeit zeitlich
begrenzt ist, wurden weitere Schritte unterlassen, um an die Studien zu gelangen.
5.7 Praxisempfehlungen
Eine Frühgeburt konfrontiert die Eltern oft mit verschiedenen emotionalen, psychischen
oder physischen Herausforderungen oder Belastungen, wie z.B. Angst und Stress. In
der Bewältigung einer solchen Situation ist es sinnvoll, wenn Eltern professionelle Un-
terstützung von verschiedenen Fachpersonen erfahren. Elternsein ist individuell und
wird von jeder Person anders gelebt und wahrgenommen. Diese Individualität des El-
ternseins stellt meist auch die Fachpersonen vor immer wieder neue Herausforderun-
gen. Sie werden in ihrer Arbeit gefordert und müssen sich jeweils auf die Eltern einlas-
sen können. Die erste Zeit stellt für viele Eltern von Frühgeburten eine schwierige Pha-
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
60
se dar. In der Übergangsphase zur Elternschaft ist bekannt, dass Eltern von Frühge-
burten die Herausforderungen nach 2-3 Jahren gleich beschreiben wie Eltern nach
Termingeburten (Schütz Hämmerli, 2013). Zur individuellen Begleitung der Eltern in
dieser schwierigen Zeit, ist es äusserst bedeutsam, die Betreuung so gezielt wie mög-
lich zu gestalten. Darunter gehört auch die Erfassung von Selbstwirksamkeit und
Selbstvertrauen anhand eines adäquaten Instruments. Dies gibt Auskunft über die
selbstwahrgenommenen Handlungskompetenzen der Eltern in der Pflege und Betreu-
ung von ihren FG. Es existieren bereits zahlreiche Instrumente, welche die generelle
Selbstwirksamkeit von Eltern erfassen. Wie in Kapitel 5.2 ausführlich geschildert, sollte
ein Instrument möglichst spezifisch auf einen genau definierten Bereich der Eltern-
schaft ausgelegt sein, wie z.B. die Erfassung von Eltern nach einer FG.
Aus der Analyse ergaben sich drei (Barnes & Adamson-Macedo, 2007, Pennell et al.,
2011, Strasser, 2011) spezifische Instrumente welche die Selbstwirksamkeit von Eltern
nach FG erfassen. Daraus können Ansätze für das Projekt „Transition to Home“ formu-
liert werden.
Laut Barnes & Adamson-Macedo (2007) ist ihr entwickeltes Instrument das Erste, wel-
ches validiert ist und die Selbstwirksamkeit von Eltern mit hospitalisierten FG erfasst.
Das Instrument scheint robust und stabil zu sein. Zudem werden vier Dimensionen zur
Selbstwirksamkeitserfassung anhand 20 Items als gut erachtet, da dies innert kurzer
Zeit ausgefüllt werden kann. Aufgrund wenigen kulturellen und religiösen Unterschie-
den zwischen dem vereinigten Königreich (UK) und der Schweiz, könnte die Übertrag-
barkeit des Instrumentes einfach gestaltet werden. Trotzdem empfehlen die Autorinnen
eine genauere Überprüfung der demographischen Daten der Teilnehmenden der Stu-
die von Barnes & Adamson-Macedo (2007), da diese Daten nur oberflächlich erwähnt
wurden. Aus eigenen Erfahrungen der Autorinnen ist festzustellen, dass in Universi-
tätskliniken mehrere Kulturen und Religionen verschiedener Länder aufeinander tref-
fen. Laut Roost (2014) wird die kulturelle Übertragbarkeit nur selten überprüft. Pennell
et al. (2011) befragen die Teilnehmenden mit einer ergänzenden Dimension hinsicht-
lich ihrer Partnerschaft. Was die Autorinnen als sehr sinnvoll empfinden, denn eine
stabile Partnerschaft kann die Selbstwirksamkeit fördern. Strasser (2011) erfasst die
elterliche Selbstwirksamkeit mittels einer Dimension und 10 Items. Die Autorinnen die-
ser Arbeit erachten den Aufbau eines Instrumentes in fünf Dimensionen mit mehr als
10 Items als geeigneter, da diese die bereichsspezifischen Aufgaben grossflächiger
abdecken können. Die Autorinnen empfehlen folgende Dimensionen: Ernährung, Pfle-
ge, Sicherheit, Eltern-Kind-Interaktion und Partnerschaft.
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
61
6 Schlussfolgerung
Aus den Ausführungen der Diskussion lassen sich folgende Schlussfolgerungen formu-
lieren. Zur Anwendung in der Praxis können die Autorinnen aus den analysierten In-
strumenten jenes von Barnes & Adamson-Macedo (2007) empfehlen, da es die
Selbstwirksamkeit von Müttern eines FG mehrdimensional und auf bereichsspezifi-
scher Ebene erfasst. Die Autorinnen dieser Arbeit empfehlen jedoch folgende Anpas-
sungen und Ergänzungen: Die Dimension Partnerschaft hinzufügen, so dass das In-
strument aus fünf Dimensionen besteht; eine angepasste Likert-Skala mit mehr als 5
Antwortpunkten einsetzen, die von „Ich bin überhaupt nicht überzeugt, dass ich…kann“
bis „Ich bin vollkommen überzeugt, dass ich…kann“ variieren; mit weiteren Items er-
gänzen, so dass zum einen das Instrument auch in der Übergangszeit zu Hause und
bis ein Jahr postpartum genutzt werden kann sowie zum anderen die Dimensionen
möglichst spezifisch abgedeckt sind und schliesslich sollte das Instrument für die An-
wendung bei Vätern angepasst werden.
Grundsätzlich können Instrumentenunabhängig abschliessende Empfehlungen für die
Praxis gemacht werden:
Mehr als eine 5-Punkt-Likert-Skala als Antwortmöglichkeit konstruieren
Einheitliche Itemformulierung beachten, keine negativen Formulierungen
Itemschwierigkeit; Einstieg in die Skala mit einfachen Items, schwierigere Items
zum Schluss
Fünfdimensional (Pflege, Sicherheit, Ernährung, Partnerschaft, Eltern-Kind-
Beziehung) plus demographische Angaben
Anzahl Items der Dimension angepasst, um diese möglichst umfassend abzu-
decken
Items auf bereichsspezifischer Ebene formulieren, oder ggf. Kombination aus
bereichsspezifischer und aufgabenspezifischer Ebene
Mindestanforderung an Validitätsprüfung: Augenscheinvalidation aller Items,
Konstruktvalidität mittels Diskriminanzvalidität und Kriteriumsvalidität mittels
prognostischer Validität
Mindestanforderung an Reliabilitätsprüfung: Messung der internen Konsistenz
Anwendung der Skala; innert kurzer Zeit durchführbar und verständlich
Anwendbar für Mütter und Väter
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
62
Aus den analysierten Studien und weiteren theoretischen Grundlagen werden mehrere
Gründe für weitere Forschung deutlich. Die Selbstwirksamkeit scheint weit erforscht zu
sein, erst nach intensiverer Auseinandersetzung mit der Theorie wird klar, dass es be-
zogen auf die Elternschaft keine einheitliche Definition gibt. Weiter werden Forschun-
gen mit Vätern sehr spärlich erwähnt (de Montigny & Lacharité, 2005). Das Wissen
über die väterliche Selbstwirksamkeit wird immer wichtiger, aufgrund der sich
verändernden Familienstrukturen. Spannende Einflussfaktoren, die in weiterer
Forschung beachtet werden könnten, wären das Erleben der eigenen Kindheit und die
eigene Familienstruktur unter dem Einfluss des sozialen Umfeldes und wie sich die
individuelle Unterstützung des Gesundheitspersonals auf das Selbstkonzept der Eltern
auswirkt.
Erfassung Selbstwirksamkeit & Selbstvertrauen
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8 Abkürzungsverzeichnis
AWMF Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaf-
ten
ÄZQ Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin
BFH Berner Fachhochschule
BFS Bundesamt für Statistik
NICE National Institute for Health and Care Excellence
SSW Schwangerschaftswoche
9 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Überlebenschancen FG (Schneider & Helmer, 2011) ..................................13
Tabelle 2 Suchstrategie ...............................................................................................29
Tabelle 3 Eingeschlossene Studien .............................................................................32
Tabelle 4 Übersicht der Messinstrumente ...................................................................46
Tabelle 5 Stärken und Schwächen der Studien ...........................................................51