Christoph WagnerFachberater am RP Stuttgart
Johann Sebastian Bach(1685 – 1750)
Identifikationsmerkmaleund Lebensstationen
1. Identifikationsmerkmalea. Bachs Wurzeln oder „die Bache“b. Der Thüringer Raumc. Bach und das Luthertumd. Bach und der Tod
2. Stationen a. Arnstadtb. Weimarc. Köthend. Leipzig
Johann Sebastian Bach über seinen Urahn Vitus (Veit) Bach:
„Vitus Bach, ein Weißbecker aus Ungarn, hat im 16ten Seculoder lutherischen Religion halber aus Ungarn entweichenmüssen. Ist dannenhero, nachdem er seine Güter, so viel essich hat wollen thun lassen, zu Gelde gemacht, in Deutschlandgezogen, und da er in Thüringen genugsame Sicherheit für dielutherische Religion gefunden hat, hat er sich in Wechmar,nache bey Gotha niedergelassen und seines Beckers Profeßionfortgetrieben. Er hat sein meistes Vergnügen an einemCythringen gehabt, welches er auch mit in die Mühlegenommen, und unter währendem Mahlen darauf gespielet. Esmuß doch hübsch zusammen geklungen haben! Wiewol er dochdabey den Tact sich hat inprimieren lernen: Und dieses istgleichsam der Anfang zur Musik bey seinen Nachkommengewesen.“
(J. S. Bach, Anfang der Familienchronik, 1735)
Johann Sebastian Bach über seinen Urahn Vitus (Veit) Bach:
„Vitus Bach, ein Weißbecker aus Ungarn, hat im 16ten Seculoder lutherischen Religion halber aus Ungarn entweichenmüssen. Ist dannenhero, nachdem er seine Güter, so viel essich hat wollen thun lassen, zu Gelde gemacht, in Deutschlandgezogen, und da er in Thüringen genugsame Sicherheit für dielutherische Religion gefunden hat, hat er sich in Wechmar,nache bey Gotha niedergelassen und seines Beckers Profe?ionfortgetrieben. Er hat sein meistes Vergnügen an einemCythringen gehabt, welches er auch mit in die Mühlegenommen, und unter währendem Mahlen darauf gespielet. Esmuß doch hübsch zusammen geklungen haben! Wiewol er dochdabey den Tact sich hat inprimieren lernen: Und dieses istgleichsam der Anfang zur Musik bey seinen Nachkommengewesen.“
(J. S. Bach, Anfang der Familienchronik, 1735)
Johann Sebastian Bach über seinen Urahn Vitus (Veit) Bach:
„Vitus Bach, ein Weißbecker aus Ungarn, hat im 16ten Seculoder lutherischen Religion halber aus Ungarn entweichenmüssen. Ist dannenhero, nachdem er seine Güter, so viel essich hat wollen thun lassen, zu Gelde gemacht, in Deutschlandgezogen, und da er in Thüringen genugsame Sicherheit für dielutherische Religion gefunden hat, hat er sich in Wechmar,nache bey Gotha niedergelassen und seines Beckers Profe?ionfortgetrieben. Er hat sein meistes Vergnügen an einemCythringen gehabt, welches er auch mit in die Mühlegenommen, und unter währendem Mahlen darauf gespielet. Esmuß doch hübsch zusammen geklungen haben! Wiewol er dochdabey den Tact sich hat inprimieren lernen: Und dieses istgleichsam der Anfang zur Musik bey seinen Nachkommengewesen.“
(J. S. Bach, Anfang der Familienchronik, 1735)
Johann Sebastian Bach über seinen Urahn Vitus (Veit) Bach:
„Vitus Bach, ein Weißbecker aus Ungarn, hat im 16ten Seculoder lutherischen Religion halber aus Ungarn entweichenmüssen. Ist dannenhero, nachdem er seine Güter, so viel essich hat wollen thun lassen, zu Gelde gemacht, in Deutschlandgezogen, und da er in Thüringen genugsame Sicherheit für dielutherische Religion gefunden hat, hat er sich in Wechmar,nache bey Gotha niedergelassen und seines Beckers Profe?ionfortgetrieben. Er hat sein meistes Vergnügen an einemCythringen gehabt, welches er auch mit in die Mühlegenommen, und unter währendem Mahlen darauf gespielet. Esmuß doch hübsch zusammen geklungen haben! Wiewol er dochdabey den Tact sich hat inprimieren lernen: Und dieses istgleichsam der Anfang zur Musik bey seinen Nachkommengewesen.“
(J. S. Bach, Anfang der Familienchronik, 1735)
Johann Sebastian Bach über seinen Urahn Vitus (Veit) Bach:
„Vitus Bach, ein Weißbecker aus Ungarn, hat im 16ten Seculoder lutherischen Religion halber aus Ungarn entweichenmüssen. Ist dannenhero, nachdem er seine Güter, so viel essich hat wollen thun lassen, zu Gelde gemacht, in Deutschlandgezogen, und da er in Thüringen genugsame Sicherheit für dielutherische Religion gefunden hat, hat er sich in Wechmar,nache bey Gotha niedergelassen und seines Beckers Profe?ionfortgetrieben. Er hat sein meistes Vergnügen an einemCythringen gehabt, welches er auch mit in die Mühlegenommen, und unter währendem Mahlen darauf gespielet. Esmuß doch hübsch zusammen geklungen haben! Wiewol er dochdabey den Tact sich hat inprimieren lernen: Und dieses istgleichsam der Anfang zur Musik bey seinen Nachkommengewesen.“
(J. S. Bach, Anfang der Familienchronik, 1735)
Identifikationsmerkmale Luthertum
Konfrontation mit dem Tod
Musik Familientradition
Thüringischer Raum
Bachs Wurzeln
Caspar Bach (1570 - 1642)Stadtpfeifer in Gotha u. Arnstadt
Stadtpfeifer waren durch ihre langjährige Ausbildung und ihr unterschiedlichen musikalischen Aufgaben instrumentale „Alleskönner“. Bei Aufführungen im Freien und in großen Räumen kamen vor allem kräftig klingende Blasinstrumente zum Einsatz. Der häufig gebrauchte Zink war beim Einsatz in der Kirche, beim Turmblasen und bei besonders feierlichen Anlässen beliebt. Für die Tanz- u. Tafelmusik zu höfischen Festen oder bürgerlichen Feiern wurden verschiedene Streich- u. Rohrblattinstrumente eingesetzt. (Kruse, S. 67f.)
Veit (Vitus) Bach (1550-1619)• lutherisches Bekenntnis• Wählt Thüringen als Heimat• spielt Instrument zur Arbeit
Hans Bach (1555-1615)• Spielmann und Schalksnarr
am Hof von Ursula von Württemberg Nürtingen
• Attribut: Geige, Fidel
Johannes Bach (1580 - 1626)(Urgroßvater von J. S.)Stadtpfeifer in GothaBegründer des Bach‘schenMusikgeschlechts.
Christoph Bach (1613 - 1661)(Großvater von J. S.)Stadtpfeifer und Stadtmusikus in Wechmar u. ArnstadtRatsmusikant Erfurt
Die „Bache“
Christoph Bach (1613 - 1661)(Großvater von J. S.)Stadtpfeifer und Stadtmusikus in Wechmar u. ArnstadtRatsmusikant Erfurt
Heinrich Bach (1615 - 1692)(Großonkel von J. S.)Stadtpfeifer, Organist in Arnstadt
Johann Bach (1604 - 1673)(Großonkel von J. S.)Stadtpfeifer u. Organist ArnstadtDirektor der Ratsmusik ErfurtAlle Kinder waren Musiker in hohen Positionen
Parallelen zur Biografie Johann Sebastian:- „besondere Beliebung zu dem Orgelschlagen“- gespanntes Verhältnis zur Obrigkeit- Konfrontation mit dem Tod (Verlust seiner Frau)- erblindet im Alter- stellt sein Leben in den Dienst der Musik- tiefe Verwurzelung im Glauben
Die „Bache“
Die „Bache“ wurden zur führenden Musikerdynastie in Thüringen.(noch 1790er Jahre in Erfurt: Synonym für Stadtpfeifer = Bache)
Ambrosius Bach (1645 – 1695)(Vater von J. S.)Stadtpfeifer und Ratsmusiker in Arnstadt, Erfurt u. EisenachGehört zu den wohlhabenden Bürgern der Stadt
Gemeinsamkeiten in Biografien der Großfamilie Bach:• Professionalität der Musik über mehrere Generationen• Großfamilie als existentielle Hilfe (z.B. bei Tod der Eltern
od. Stellungssuche)• Wesen der Musik als Widerspiegelung der göttlichen
Ordnung• Aufgabe der Musik in der Verkündigung der christlichen
Heilsbotschaft• Tiefgreifende Religiosität• Erfahrungen im Umgang mit Tod
„Der neue Hausmann hat sich nicht nur eines stillen und jedermann genehmen Christlichen Wandels befleißiget, sondern auch in sernerprofession dermaßen qualificirt, daßer sowohl mit vocal- als instrumental Music beym Gottes Dienst undtehrlichen Zusammenkünften mit hoch undt niedrigen Standespersonen guter vergnügung aufwarten kann, also, daß wir uns desgleichen soweit wir gedenken, hiesigen Orths nicht erinnern“„1672 hat der neue Hausmann auf Ostern mit Orgel, Geigen, Singen und Trompeten und mit Heerpauken dreingeschlagen, daß noch kein Kantor oder Hausmann, weil (=solange) Eisenach gestanden, nicht geschehen.(Geiringer, S. 80f.)
Die „Bache“
b. Der Thüringer Raum
Thüringischer Raum
„… ein Land, wo sogar in kleinen Kirchen die vocalismusica zum wenigsten mit ein fünf oder sechs Geigen ornirtund gezieret wurde.“(Geiringer 1977, S. 10)
Mitteleuropa nach dem 30jährigen Krieg (1648)
• ca. 2000 Reichsteile• 360 souveräne Fürstentümer
• 100 Reichsstädte• 1500 Reichsritterschaften
Köthen
Thüringisch-Sächsischer Raum
200 km
c. Bach und das Luthertum
Bach und das Luthertum
Schluss der Kantate 79 „Gott der Herr ist Sonn und Schild“
S D G= Soli Deo Gloria(Gott allein die Ehre)
Bach und das Luthertum
Bach und das Luthertum
NB. Bey einer andächtig Musigist allezeit Gott mit seiner Gnaden Gegenwart.
Bach und das Luthertum
[NB = notabene = „wohlgemerkt“]
[„Siehe da, die Ordnung der Priester und Leviten zu allen Ämtern im Hause Gottes sind mit dir zu allem Geschäft und sind willig und weise zu allen Ämtern, dazu die Fürsten und alles Volk zu allen deinen Händeln“1 Chronik 28,21]
Bach und das Luthertum
NB. Ein herr-licher Beweiß, dass neben and[eren]Anstalten des Got-tesdienstes, be-sonders auch die Musica von Gottes Geist durch David mit ange-ordnet worden.
Bach und das Luthertum
„Auch wenn nicht mit Sicherheit gesagt werdenkann, dass Johann Sebastian Bach tatsächlichin den letzten Tagen seines Lebens, auf demSterbebett, Erweiterungen des OrgelchoralsWenn wir in höchsten Nöten sein zurChoralfantasie Vor deinen Thron tret ich hiermitvollständig diktiert hat, so ist doch in der Bach-forschung unstrittig, dass diese ChoralfantasieBach bis in seine letzten Lebenstage intensivbeschäftigt hat.Die kurz vor dem Tod vorgenommene Erweite-rung ist insofern von Bedeutung für ein tieferesVerständnis der Lebenshaltung JohannSebastian Bachs, als dieser damit zumAusdruck bringen wollte, dass er sein Lebenund Wirken ganz auf Gott ausgerichtet hatteund mit seinem „Leben als Werk“ (…) vor denThron Gottes treten würde – Gott demütigdarum bittend, dass er, wie es in dem ChoralVor deinen Thron tret ich hiermit heißt, seingnädig Angesicht nicht von dem armen Sünderabwende.“(Andreas Kruse: Die Grenzgänge des Johann Sebastian Bach. Berlin2014, S. 474 f.)
d. Bach und der Tod
„Johann Sebastian war noch nicht zehen Jahr alt, als er sich, seiner eltern durch den Tod beraubet sahe.“
„Mit dieser (Maria Barbara) hat er 7 Kinder, nämlich 5 Söhne und 2 Töchter, unter welchen sich ein paar Zwillinge befunden haben, gezeuget.(…) Nachdem er mit dieser seiner ersten Ehegattin 13 Jahre eine vergnügliche Ehe geführet hatte, widerfuhr ihm in Cöthen, im Jahre 1720, der empfindliche Schmerz, dieselbe, bey seiner Rückkunft von einer Reise, mit dem Fürsten nach dem Carlsbade, todt und begraben zu finden; ohngeachtet er sie bey der Abreise gesund und frisch verlassen hatte. Die erste Nachricht, daß sie krank gewesen und gestorben wäre, erhielt er beym Eintritte in sein Hauß“ (aus dem Nekrolog von Lorenz Christoph Mizler, 1754, Schüler von J. S. Bach in Leipzig)
Chaconne aus der Partita Nr. 2 d-Mollfür Violine Solo (1720; BWV 1004) = Epitaph für Maria Barbara?
Bach und der Tod
Bach und der Tod
„Mitten wir im Leben sind, mit dem Tod umfangen.“(Antiphon von Martin Luther, 1524)
Todesfälle aus Bachs Familie zu seinen Lebzeiten:
1720: Maria Barbara Bach; 35 Jahre alt
1713 - Johann Christoph Totgeburt
1713 - Maria Sophia3 Wochen alt
1739 - Johann Gottfried Bernhard; 24 Jahre alt
Catharina Dorothea 1708-74; 66 J.
Wilhelm Friedemann1710-84; 74 J.
Carl Philipp Emanuel1714-88; 74 J.
Anna Magdalena Bach 1701-1760; 59 Jahre
Johann Christoph Friedrich 1732–1795; 63 J.
1733 - Johann August Abraham; 1 Tag alt
Regina Susanna1742-1809; 67 J.
Johanna Carolina1737-81; 44 J.
Gottfried Heinrich1724-63; 39 J.
1730 - Christiana Benedicta; 3 Tage alt
Elisabeth Juliana Friederica 1726-81; 55 J.
1727 - Ernestus Andreas1 Tag alt
1728 - Christian Gottlieb3 Jahre alt
1735 - Regina Johanna5 Jahre alt
1726 - Christina Sophia Henrietta; 3 Jahre alt
1732 - Christiana Dorothea1 Jahr alt
Johann Christian1735-82; 47 J.
Innerhalb 20 Jahre sind 12 Mitglieder der eigenen Familie gestorben, das heißt: alle 1,6 Jahre hatte Bach einen Todesfall zu beklagen.
1719 - Leopold Augustus10 Monate alt
2. Stationen a. Arnstadtb. Weimarc. Köthend. Leipzig
Städtische Lebensräume, z.B. Arnstadt um 1650
Städtisch-bürgerliche Welt:Rathaus
Höfisch-feudale Welt:Schloss/-kirche
Geistlich-klerikale Welt:Stadtkirche mit Schule
Hofkapellmeister /Hoforganist
Stadtmusicus /Stadtpfeifer
Stadtkantor /Stadtorganist
� Musikalische Repräsentation der Stadt in ihrer Lebensordnung
� Bachs Biographie ist geprägt durch diese Wirkungsorte
• 18-jährig: Organist an der Neuen Kirche („Nebenkirche“)• Orgelverpflichtung:
o zu sonn- und feiertäglichen Gottesdiensto Begleitung eines Knabenchores („Vor-Chor“) unter
Leitung eines Chorpräfekten (älterer Schüler)
Lebensstation Arnstadt (1703 – 1707)
Auseinandersetzung mit der Obrigkeit:• Überziehung des Urlaubs: statt
4 Wochen 4 Monate• Weigerung mit dem Knabenchor
aufzutreten• Orgelspiel im Gottesdienst
(Choralvorspiele, Verzierungen und Modulationen)
• Verhalten allgemein gegenüber Autoritäten und im Gottesdienst
1705: Fußweg zu Dietrich Buxtehude nach Lübeck
Protokoll des gräflichen Konsistoriums der Neuen Kirche zu Arnstadt vom 21.2.1706:
Lebensstation Arnstadt (1703 – 1707)
„Wird der Organist in der Neuen Kirche Bach vernommen, wo er unlängst so lange geweßen, und bei wem er deßen Verlaub (=Urlaub) genommen?“ (…)
„Er sey zu Lübeck gewesen umb daselbst einund anderes in seiner Kunst zu begreiffen,habe aber zu vorher von dem HerrnSuperintend Verlaubnüß gebethen.“
„Er habe nur auf 4 wochen solche gebethen, sey aber wohl 4 mahl so lange außen blieben“ (…)
„Hoffe das orgelschlagen würde unterdeß vondeme, welchen er hierzu bestellet, dergestaltseyn versehen worden, daß deßwegen keineKlage geführet werden könne.“
„Halthen ihm vor, dass er bißher in dem Choral viele wunderlichevariationes gemacht, viele frembde Thöne mit eingemischet, daß dieGemeinde drüber confundiret worden. (…)
[ohne Kommentar]
Nechst deme sey gar befrembdlich, daß bisher gar nichts musicieretworden, deßen Ursach er geweßen [sei], weile mit den Schühlern er sichnicht comportiren wolle, dahero er sich zu erclähren, ob er sowohl Figuralalß Choral mit den Schühlern spiehlen wolle. (…)
„Würde man ihm einen rechtschaffenen Director[ver]schaffen, wolte er schon spiehlen.“
„Bach habe beßhero etwas gar zu lang gespiehlet, nachdem ihm aber vomHerrn Superintendent derwegen anzeige beschehen, währe er gleich aufdas andere extremum gefallen, und hätte es zu kurtz gemachet.
[ohne Kommentar]
„Verweißen ihm daß er letztverwichenen Sontags unter der Predigt im Weinkeller gangen.“
„Sey ihm leid sollte nicht mehr geschehen (…)“
Bach:Gräfliches Konsistorium:
Verhör zeigt Charakterisierung Bachs :
- Persönliche Weiterbildung wichtiger als Erfüllung der Dienstpflicht;
- Perfektionismus in der musikalischen Aufführungspraxis;
- Mut und Selbstbewusstsein gegenüber Obrigkeit;
- Musikalische Eigenständigkeit.
Lebensstation Arnstadt (1703 – 1707)
b. Weimar
Lebensstation Weimar (1708 – 1717)
Lebensstation Weimar (1708 – 1717)
• Anstellung als „HoffOrganist “ und „Cammer Musicus “, ab 1714 „Concert-Meister “• Musikalisch großer Fortschritt (Arbeit mit Berufsmusikern)• Finanziell: deutliche Gehaltserhöhung (ein Drittel höher als in Mühlhausen)
Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar
Bach in Weimarer Zeit (?)
Charakteristisch für die Weimarer Zeit: - Entwicklung Bachs zum Orgelexperten- Große Anzahl an Kantaten (Gottesdienst) und Instrumentalkompositionen
(Weimarer Hofkapelle; zum großen Teil verschollen) - Auseinandersetzung mit dem Herzog (Vertragsunterzeichnung mit Fürsten von
Köthen ohne Erlaubnis � 4 Wochen Haft)
c. Köthen
Lebensstation Köthen (1717 – 1723)
Position: Hofkapellmeister am fürstlichen Hof
Positiv :• Hervorragendes musikalisches Ensemble mit
17 Mitgliedern• Fast nur weltliche Werke: u.a.
Brandenburgische Konzerte, Wohltemperiertes Klavier (I)
Negativ :• Verlust der Ehefrau Maria Barbara und Sohn
Leopold Augustus
Einordung des Instrumentalwerkes Bachs aus Köthener Zeit:- Viele Werke verschollen- Langjährige Beschäftigung mit mehrfachen Überarbeitungen,
auch noch in Leipzig� Bachs Kompositionen in Köthener Zeit zeugen von herausragender Schaffenskraft (Geck, S. 73)
„Er hörte die geringste falsche Note bey der stärckstenBesetzung. Als der größte Kenner und Beurtheiler derHarmonie spielte er am liebsten die Bratsche mitangepaßter Stärcke und Schwäche. In seiner Jugend biszum ziemlich herannahenden Alter spielte er die Violinerein und durchdringend und hielt dadurch das Orchesterin einer größeren Ordnung, als er mit dem Flügel hätteausrichten können. Er verstand die Möglichkeiten allerGeigeninstrumente vollkommen.“(Carl Philipp Emanuel Bach; Geck S. 89)
Herzog Leopold von Anhalt-Köthen
d. Leipzig
Lebensstation Leipzig (1723 – 1750)
„Sein neues Amt, auch wenn es später zur Enttäuschung gewordensein mag, (muss ihn) enorm gereizt haben. Er wird ja vonRepräsentanten der Stadt auf den Schild gehoben, die ihn zwar vonleidigen Kantorenpflichten und -rücksichten nicht ganz lossprechenkönnen, sein Amt des „Director musices“ aber tendenziell als daseines modernen Kapellmeisters verstehen. Da kann Bach zweiMomente in eins sehen: seinen unverbrüchlichen Glauben, der ihn inein Kirchenamt zieht, und seinen ebenso ausgeprägten Willen zu einerMaßstäbe setzenden kompositorischen Tätigkeit (Geck 2000a, S. 95f.)
Die Bewerbung Thomas-Schule Leipzig 1723
binnen (…) 3 oder höchstens vier Wochen von der bey dem hochfürstl. Anhalt-Cöthischen Hoffe auf mir habenden Bestallung mich losmachen (… werde).
[… verspreche ich, dass ich]
binnen (…) 3 oder höchstens vier Wochen von der bey dem hochfürstl. Anhalt-Cöthischen Hoffe auf mir habenden Bestallung mich losmachen (… werde).
mich der Schul-Ordnung, die bereits vorhanden ist oder noch aufgerichtet werden würde, gemäß verhalten (…werde)
[… verspreche ich, dass ich]
binnen (…) 3 oder höchstens vier Wochen von der bey dem hochfürstl. Anhalt-Cöthischen Hoffe auf mir habenden Bestallung mich losmachen (…werde).
mich der Schul-Ordnung, die bereits vorhanden ist oder noch aufgerichtet werden würde, gemäß verhalten (…werde)
die Knaben (…) nicht allein in den darzugehörigen ordentlichen Stunden, sondern auch privatissime im Singen ohne Entgelt informieren (…)
[… verspreche ich, dass ich]
binnen (…) 3 oder höchstens vier Wochen von der bey dem hochfürstl. Anhalt-Cöthischen Hoffe auf mir habenden Bestallung mich losmachen (… werde).
(…) wenn (…) beim Informieren in der lateinischen Sprache jemand erfordert werden sollte, denselben aus meinen eigenen Mitteln, (…) davor vergnügen will (…).
mich der Schul-Ordnung, die bereits vorhanden ist oder noch aufgerichtet werden würde, gemäß verhalten (…werde)
die Knaben (…) nicht allein in den darzugehörigen ordentlichen Stunden, sondern auch privatissime im Singen ohne Entgelt informieren (…)
[… verspreche ich, dass ich]
Lebensstation Leipzig (1723 – 1750)
Verantwortung für die regelmäßige Musik an den vier Hauptkirchen
Beschaffung von Kantatentexten Überwachung der
Kopistenarbeiten
Proben mit den Chören und
Instrumentalensembles
Verpflichtung zum regelmäßigen Komponieren
Materialbeschaffung für Aufführungen
fremder Komponisten
Musikalische Unterweisungder Thomaner
Tätigkeit alsOrgelsachverständiger
Privathaushalt mit Großfamilie
Bachs Betätigungsfelder in Leipzig als Thomaskantor und Director musices
Lebensstation Leipzig (1723 – 1750)
Bachs Aussagen über seine Zeit in Leipzig im einzigen erhaltenen privaten
Brief an den Jugendfreund Georg Erdmann (1730):
- … anfänglich gar nicht anständig sein wollte, aus einem Capellmeister ein
Cantor zu werden,…
- [ich]… finde, daß dieser Dienst bey weitem nicht so erklecklich als mann mir
Ihn beschrieben,
- [Leipzig] … ein sehr theürer orth ist (…) wegen der exceßiven kostbahren
Lebensahrt,
- [hier]… eine wunderliche und der Music wenig ergebene Obrigkeit ist,
- [ich]… fast in stetem Verdruß, Neid und Verfolgung [er]leben muß,
- … als werde [ich] genötigt werden meine Fortun anderweitig zu suchen.
Aus dem Sitzungsprotokoll des Rats der Stadt Leipzig vom 2./8.8.1730:
„Es tue der Kantor nicht allein nichts, sondern wolle sich auch diesfalls nicht
erklären. Er halte die Singestunden nicht. Es kämen auch andere Beschwerden
dazu. (…) Mit dem Kantor Bach sei geredet worden, der aber schlechte Lust zur
Arbeit bezeige. (…) Hier wurde resolviert, dem Kantor die Besoldung zu
verkümmern, weil er inkorrigibel sei.“
1730 – Krisenjahr?
Bachs Eingabe an den Rat der Stadt vom 23.8. 1730: „Kurzer, jedoch höchst nötiger Entwurf einer wohlbestallten Kirchen-Music,
nebst einigem unvorgreiflichen Bedenken von dem Verfall derselben.“
Bach legt zunehmend Schwerpunkt auf• „Clavier-“ (Cembalo, Orgel) und „wissenschaftliche“
Kompositionen (Musicalisches Opfer, Kunst der Fuge)• Publikationen
Lebensstation Leipzig (1723 – 1750)
Die (…) Auseinandersetzungen mit den Behörden (…) waren
nur äußere Anzeichen jenes auch in Leipzig an Boden ge-
winnenden neuhumanistischen Bildungskonzepts der Auf-
klärung, das der Musik wenig Wert beimaß und somit die für
Bachs Amtsauffassung maßgebende evangelisch-lutherische
Schul- und Kirchenmusiktradition unterhöhlte.
(…) indem (Bach) fortan das Sammeln und Abrunden seiner
Werke, das Publizieren von Klavier- und Orgelkompositionen,
das Arbeiten an den zyklischen Spätwerken und bei alldem
das Demonstrieren und Lehren kontrapunktisch geprägter
Kompositionskunst in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellte,
spielte er – bewusst und unbewusst – seine Art von Musik
gegen jenen tiefgreifenden Geschmackswandel aus, der in
den aufklärerischen Begriffen der musikalischen „Natür-
lichkeit“ und „Annehmlichkeit“ sich anzeigte, von daher
Bachs Musik als gekünstelt, schwülstig und verworren tadelte
und der in den vorklassischen Erscheinungen des empfind-
samen und galanten Stils jene neue Musikkultur initiierte, die
bis heute währt: die unsrige.“(Eggebrecht 434f.)
Lebensstation Leipzig (1723 – 1750)
NB: ueber dieser Fuge, wo der NahmeB A C H im Contrasubject
angebracht worden, ist Der Verfaßer gestorben.
Quellen:
Eggebrecht, Hans Heinrich: Musik im Abendland. München 1991.Geck, Martin: Johann Sebastian Bacgh. Reinbek 2000.Geiringer, Karl: Die Musikerfamilie Bach. Musiktradition in sieben Generationen.
München 1977Kruse, Andreas: Die Grenzgänge des Johann Sebastian Bach. Heidelberg 2014Mizler, Lorenz Christoph: Musikalische Bibliothek, Band IV Teil 1 (1754) [Nekrolog Bachs]Putzger. Historischer Weltatlas. Berlin 1974Reich, Willi (Hg): Johann Sebastian Bach. Leben und Schaffen. Zürich 1957.
Weiterführende Informationen:• www.bach.de• www.bachueberbach.de/• www.bach-digital.de/