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Veterinärmedizinische Universität Wien

Lamas und Alpakas –Besonderheiten und

klinische Untersuchung

Klinik für Wiederkäuer,

Klinische Abteilung für Wiederkäuermedizin,

Veterinärmedizinische Universität Wien

Inhalt

� Allgemeines/Taxonomie

� Besonderheiten

� Klinische Untersuchung

� Hinweise zu therapeutischen Maßnahmen

Allgemeines

• ca. 6000 bis 8000 Tiere in Österreich (Schätzung) mit starken Zunahmen in den letzten Jahren• kleine Herden (Hobby) aber auch große • Zucht- und Halterorganisationen (z.B. LARA, Alpaca Association) organisieren und regulieren Zucht• Nationale and Internationale Shows

Nutzung/Wirtschaftliche

Bedeutung

ZuchttierverkaufWolleTourismus TherapieHobby7..

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unterschiedliche Meinung über Abstammung

Camelidae ursprünglich in Nordamerika beheimatet (vor 50 Mio Jahren)

Wanderung dann nach Südamerika und Asien

Entwicklung

Taxonomie

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� Unterordnung: Schwielensohler (Tylopoda)

� Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)

� Familie: Kamelartige (Camelidea)

�Altweltkameliden

�Kamel (Camelus bactrianus)

�Dromedar (Camelus dromedarius)

�Neuweltkameliden

�Lama (Lama glama)

�Alpaka (Lama pacos, Vicugna pacos)

�Guanako (Lama guanicoe)

�Vicunja (Lama vicugna, Vicugna vicugna)

etwa 200.000 Tiere (Peru und Argentinien)

Vicunja

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Guanaco

etwa 500.000 Tiere

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Lamas und

Alpakas

S. Franz Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)

Unterschiede bestehen in Größe, Gewicht, Körperform, Faserbeschaffenheit und Temperament

■ Größe und Gewicht: Lamas größer und schwerer als Alpakas

■ Körperform

■ Lamas: eckiger Hinterteil (Steissgegend)

■ Alpakas: runder Hinterteil (Steissgegend)

■ Faserbeschaffenheit bei Alpakas feiner

■ Alpakas in der Regel scheuer und schreckhafter

Lama

Ccara-Sullo-Llama

(klassisches Lama)

Lanuda (Tapada)– llama

(„Wooly-llama“)

Alpakarassen

Huacaya Suri

Besonderheiten

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Augen

� große Augen seitlich am Schädel, lange Augenwimpern

� kein tapetum lucidum

Maul

� gespaltene Oberlippe

Ohren

� typische Ohrenform

� Alpaka: kurz, “speerförmig”

� Lama: längere Ohren, “bananenförmig”

Schädel

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� Wirbelsäule

7 Hals-, 12 Brust-, 7 Lenden-, 5 Kreuzbein-,16-20 Schwanzwirbel

� Rückenlinie

� milde Kyphose bei Alpakas

� Lordose bei älteren Tieren

� angeborene Missbildungen im Bereich der Schwanzwirbel

� unvollständige Wirbelzahl

� Achtung “kinked tail”

Knöchernes Skelett

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� Lama

� gerade Linie: Schulter - Karpus - Zehen

� Zehen nach kranial gerichtet

� 0-5° Abweichung lateral oder medial erlaubt

� Alpaka

� zahlreiche Tiere: carpus valgus (“X-Beinigkeit”)

� 5° Abweichung nach medial erlaubt

� oftmals Auswärtsdrehung der Zehen

Vorderextremitäten

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� Lama

� gerade Linie: Hüfthöcker -Calcaneus

� Zehen nach kranial gerichtet

� Alpaka

� oftmals lateral gerichtete Zehen

Hinterextremitäten

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� nur 3. und 4. Phalange entwickelt

� angeborene Missbildung: Polydaktylie

Zehe

Kürzen der Zehennägel

Kürzen der Zehennägel bis Plan zur Sohle

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Haut

� Bezirke um das Perineum, Sternum, ventrales Abdomen und Ellbogenbereich sind einer Untersuchung gut zugänglich – nicht bewollt

� Abtasten der Haut und Scheiteln der Haare

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� obligate Nasenatmer

� Achtung: richtiger Halftersitz!

Atmungstrakt

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Atmungstrakt

� lange Trachea

� keine Lappung der Lunge

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Das Blut der Neuweltkameliden -

Besonderheiten

� Erythrozyten: klein, kein Kern, elliptisch (Achtung bei Untersuchungen im Labor!)

� hohe Sauerstoffaffinität von Hb

Blutvolumen: 6,5 – 8,6 % des Körpergewichtes

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Blutentnahme –

anatomische Besonderheiten

■ im Halsbereich dicke Haut

■ Verlauf V. jugularis

■ zumeist nicht subkutan

■ nicht getrennt durch M.

omohyoideus von A. carotis

■ geschützt durch Proc. transversi

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Zähne eines

ausgewachsenen Lamas

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1I / 1C / 1-2P / 3M3I / 1C / 1-2P / 3M

x2 = 28-32 Zähne

Hengstzähne

1I / 1C / 1-2P / 3M3I / 1C / 1-2P / 3M

Kürzen der „Hengstzähne“

Nicht abkneifen, Zähne splittern, eröffnete Pulpahöhle

Zahnkorrektur

� Kürzen der Incisivi (z.B. mit Dremel) bis zum glatten Schluss mit Kauplatte

� Tier müssen sediert werden

� Mit Wasser kühlen

Verdauungstrakt

■ Familie der Kamele käuen wieder und haben dementsprechend einen geteilten Magen und eine, allerdings schwach entwickelte Schlundrinne

■ ABER: Kamele sind keine Wiederkäuer, da sie nicht zur Unterordnung Ruminantia (Wiederkäuer) gehören

■ Es wird davon ausgegangen, daß die Schwielensohler die Fähigkeit zum Wiederkäuen unabhängig von den Wiederkäuern erworben haben

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Magen

Pansen

NM

BM

LM

C1

C2

C3HS

Kameliden Wiederkäuer

funktionelle und anatomische Unterschiede zum WDK-Magenunterschiedliche Terminologie: Kompartimente 1,2 u. 3; in C1

und 2: Sacculi mit Drüsenschleimhaut ausgekleidet � Sekretion

■ C1

■ 83% des Volumens der Mägen (15 - 25 l)■ pH: 6,4 -7,0

■ C2

■ 6% des Volumens (1 - 2 l)■ pH: 6,4 -7,0

■ C3

■ lang gezogene Magenabteilung, nur im kaudalsten Drittel Säureproduktion

■ pH: 6,5 (kranialer Bereich)■ pH: 1,4- 2,0 (kaudaler Bereich)

Magen

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Darm

� unterteilt in Dünndarm und Dickdarm

� Dünndarm: Resorption der aufgeschlossenen

Nahrungsbestandteile

� Dickdarm: mikrobieller Aufschluss der verbliebenen

Nährstoffe

� Wasserrückresorption im Dickdarm besonders gut

ausgebildet

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Verdauungsapparat –

Besonderheiten beim Fohlen

� Verdauung entspricht in den ersten Lebensmonaten

funktionell einem einhöhligen Magen

� Milch geht direkt in C3 ("Schlundrinne" besteht aus nur

einer "Muskellippe")

� Gras- und Heuknabbern schon von Geburt an

� Stimulation von C1 und C2

� mikrobielle Besiedelung von Beginn an

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� dünne, “ausgefranste” Ränder

� venöse Blutgefässe (V.

hepatica, V. portae) sind

oberflächlich gelegen

(Lebernbiopsie stets unter

Ultraschallkontrolle!)

� keine Gallenblase

Leber

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Harntrakt

� Harn

� gelb, klar, zähflüssig

� pH: 7,0 - 8,5

� spezifisches Gewicht:

1,010 - 1,048

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Harntrakt der weiblichen Tiere

� ähnlich dem Rind

� Katheterisierung nur

beim weiblichen Tier

möglich

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Harntrakt der männlichen Tiere

� Penisspitze nach

kaudal gerichtet

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� Katheterisierung beim

männlichen Tier nicht

möglich

� ähnlich dem kleinen

Wiederkäuer

Harntrakt der männlichen Tiere

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Genitaltrakt bei männlichen

Neuweltkameliden

� der Hodensack liegt unterhalb des Afters

� die Hoden, von ovaler Form, sind im Bezug auf die Körpergröße klein

� ca. 4 - 5 cm lang, 2,5 - 3,0 cm breit

� keine Samenblasendrüse

� Penis vom fibroelastischen Typ

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Genitaltrakt bei männlichen

Neuweltkameliden

� Adhäsion des Penis mit dem Präputium an der Penisspitze

� Adhäsion verhindert beim Jungtier das Ausschachten des Penis

� Verklebung löst sich erst mit Geschlechtsreife (Testosteron); kann bis zum 3. Lebensjahr bestehen bleiben (bei 70 % im 2. Lebensjahr)

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� Vagina: Länge: 20 - 25 cm, Durchmesser: etwa 3 cm

� Uterus bicornualis

� Ovarien: ovale Form (etwa 1,6 x 1,1 cm groß)

Genitaltrakt bei weiblichen

Neuweltkameliden

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Brunstzyklus und Ovulation bei

Neuweltkameliden

� kein Brunstzyklus wie bei anderen Haustieren (z.B. Rind, Schaf, Schwein)

� Entwicklung der Follikel (Wachstum, Reife, Rückbildung): es entwickeln sich alle 10 -12 Tage 2-3 Follikel, davon wird i.d.R. ein Follikel dominant (Größe des sprungreifen Follikels: 6 - 12 mm)

� die Ovulation (Sprung des reifen Follikels) wird bei Neuweltkameliden durch die Begattung hervorgerufen:induzierte Ovulation

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Follikel- und Gelbkörperdynamik ohne Bedeckung:Stute kann nur ovulieren, wenn ein dominanter,

sprungreifer Follikel vorhanden ist

Brunstzyklus und Ovulation bei

Neuweltkameliden

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es besteht kein Zusammenhang zwischen Deckbereitschaft der Stute und Follikelstatus

Brunstzyklus und Ovulation bei

Neuweltkameliden

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Trächtigkeit bei

Neuweltkameliden

■ Trächtigkeitsdauer: 342 - 360 Tage (weite Spanne möglich)

■ 98 % der Trächtigkeiten finden im linken Uterushorn statt

■ embryonale Mortalität: in den ersten 30 Tagen der Tragezeit überdurchschnittlich hoch

■ Wachstum des Fetus: stärker in den letzten vier Monaten der Trächtigkeit

■ Zwillingsträchtigkeit: sehr selten

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� Paarungsverhalten: Prüfung mit einem (wenn möglich unfruchtbaren) Hengst ≥ 20 Tage nach Belegung: lässt sich die Stute decken, dann ist sie nicht tragend (Fehlerquote!)

� Zunahme des Leibesumfanges

� Fühlen von außen (Ballotement): möglich bei fortgeschrittener Trächtigkeit (etwa ab 8. Monat)

Trächtigkeitsdiagnose bei Neuweltkameliden

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Trächtigkeitsdiagnose bei Neuweltkameliden

� Bestimmung der Progesteron-

konzentration im Blut

� 21 - 30 Tage nach Bedeckung

� Progesteron >2 ng/ml

� Ultraschalluntersuchung

� transabdominal: ab 40 - 50 Tage nach Bedeckung

� rektal: ab 20. Tag (Achtung: Perforationsgefahr!)

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Geburt bei Neuweltkameliden

� Nachgeburtsabgang: 1 - 2 Stunden nach der Geburt

� die Nachgeburt wird nicht gefressen

� das Neugeborene („Cria“) wird nicht geleckt

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Neugeborenenversorgung

■ das Cria muss unbedingt

innerhalb von 6 h

ausreichend Kolostrum

(10 - 15 % der KM, 400 -

800 ml) aufnehmen

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Klinische Untersuchung

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Neuweltkameliden als Patienten

� Neuweltkameliden werden oft mit einer unspezifischen

klinischen Symptomatik dem Tierarzt vorgestellt

� unter Stress ist Symptomatik oft verfälscht

� Abklärung der Krankheitsursache:

� Anamnese (Haltung, Fütterung)

� klinische Untersuchung

� bildgebende Diagnostik

� Labordiagnostik

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� möglichst ruhig und stressfrei

� Halfter (richtiger Sitz!)

� Abfangen am Hals

� Ohrengriff

Handling

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Allgemeiner Untersuchungsgang

• MKS• Vorbericht• Nationale• Allgemeinverhalten,

Körperhaltung• Ernährungszustand• Haarkleid, Horngebilde• Hautoberfläche• Hautelastizität• Hauttemperatur• Innere Körpertemperatur• Puls, peripherer Kreislauf• Auge, Lidbindehaut• Nase, Nasenschleimhaut,

Nebenhöhlen• Maul- und Rachenhöhle• Kopflymphknoten

• Obere Halsgegend, Kehlkopf, Husten

• Hals, Drosselrinne, Blutangebot, Hals-Lk

• Atmung

• Adspektion, Palpation Herzgegend

• Perkussion Lunge, Herz

• Auskultation Lunge, Herz

• Untersuchung des Abdomens– Palpation, Auskultation,

Lymphknoten, Kotabsatz

Allgemeiner Untersuchungsgang

• MKS• Vorbericht

• Nationale• Allgemeinverhalten,

Körperhaltung

• Ernährungszustand

• Haarkleid, Horngebilde• Hautoberfläche

• Hautelastizität

• Hauttemperatur• Innere Körpertemperatur

• Puls, peripherer Kreislauf• Auge, Lidbindehaut

• Nase, Nasenschleimhaut, Nebenhöhlen

• Maul- und Rachenhöhle• Kopflymphknoten

• Obere Halsgegend, Kehlkopf,

Husten

• Hals, Drosselrinne, Blutangebot, Hals-Lk

• Atmung

• Adspektion, Palpation Herzgegend

• Perkussion Lunge, Herz

• Auskultation Lunge, Herz

• Untersuchung des Abdomens

– Palpation, Auskultation,

Lymphknoten, Kotabsatz

Allgemeiner Untersuchungsgang

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• Obere Halsgegend, Kehlkopf, Husten

• Atmung

• Auskultation Lunge, Herz

• Untersuchung des Abdomens

– Palpation, Auskultation, Kotabsatz

• Vorbericht

• Allgemeinverhalten, Körperhaltung

• Ernährungszustand

• Haarkleid

• Hautoberfläche

• Hautelastizität

• Innere Körpertemperatur

• Auge, Lidbindehaut

• Nase

• Maul

Allgemeiner Untersuchungsgang

S. Franz Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)

• Obere Halsgegend, Kehlkopf, Husten

• Atmung

• Auskultation Lunge, Herz

• Untersuchung des

Abdomens

– Palpation, Auskultation,

Kotabsatz

• Vorbericht

• Allgemeinverhalten, Körperhaltung

• Ernährungszustand

• Haarkleid

• Hautoberfläche

• Hautelastizität

• Innere Körpertemperatur

• Auge, Lidbindehaut

• Nase

• Maul

Ernährungszustand

Die Beurteilung des Ernährungszustandes ist

eine der wichtigsten Tätigkeiten des

Tierbesitzers, da viele Erkrankungen mit

Abmagerung einhergehen!

Körpergewicht (kg)

Lama

Alpaka

Geburt ausgewachsen

113 - 250 8 - 18

3 - 8 55 - 90

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Ernährungszustand

Zur Beurteilung des Ernährungszustandes muss die Schenkelinnenseite der Hinterbeine von hinten betrachtet

werden und die Breite der Brust von vorne beurteilt werden!

schlecht

gut sehr gut

Ernährungszustand

Zur Beurteilung des Ernährungszustandes erfolgt die Palpation der Muskulatur im Bereich der Lendenwirbelsäule

(Lendenwirbelquerfortsätze)!

1 = schlecht

2 = mindergut

3 = gut

4 = sehr gut

5 = adipös (fett)

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� 37,5 - 38,9°C

� an heissen Tagen auch > 40°C

� Tiere vertragen gut Kälte und Hitze (feuchte Hitze wird

weniger gut vertragen)

Innere Körpertemperatur

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Auge

� wie bei anderenSäugetieren

� Prüfen der Hautelastizitätam Oberlid

Schleimhäute

Nase

� feuchteUmgebung der Nasenlöcher

■ Überprüfen der Ausatmungsluft

Maul

� schwierig zuuntersuchen, da engeMaulspalte

� Kapillarfüllzeit: < 3 sec.

� Lunge

� Atemfrequenz: 10 - 30 / min

� Auskultation: vesikuläres Atemgeräusch nur leise

hörbar

� Herz

� Herzfrequenz: 60 - 90 / min

Lunge und Herz

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� Auskultation C1

� kaudal der letzten Rippe /

kraniodorsal des M. quadriceps

� Geräusch: ähnlich der Pansen-

auskultation beim Wdk: 3 - 4 Wellen / min

� Bauchdecke: physiologischerweise gespannt

� SA / PA durchführbar

� Auskultation rechtes Abdomen: Darmgeräusche hörbar

Abdomen

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Kot und Kotabsatz

� makroskopische Untersuchung

� Form, Beimengungen, Farbe, Konsistenz

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Therapie

� Allgemeines zur Therapie

� Sedierung und Anästhesie

� Antibiotika

� Antiparasitika

� Infektionsprophylaxe

� wenige Untersuchungen über Pharmakodynamik und -kinetik der einzelnen Wirkstoffe

� für einige Wirkstoffe liegen Studien vor

� empirisch gefundene Dosen

� (unkritische) Übernahme der Dosisempfehlungen von kleinen WDK, Rind, Pferd oder Altweltkameliden

Arzneimitteltherapie T Wittek

� wenige für die Tierarten zugelassenen Medikamente

� NWK sind Tiere, die der Lebensmittelgewinnung dienen (schlachtbare Haustiere)

� Umwidmung unter Nutzung der Kaskade (Wartezeit 28 d Fleisch, Milch ohne Bedeutung)

� keine Sonderregelungen wie beim Pferd (Equidenpass)

� Ausnahmen Eintragung als Hobbytiere für einzelne Tiere ist möglich, (Kennzeichnung, Identifizierbarkeit, Zustimmung der Veterinärbehörde)

Arzneimitteltherapie T Wittek

� IM (Oberschenkelmuskulatur, kurze Kanüle verwenden

�SC (haarlose Stelle in der Achsel)

� IV (Vena jugularis, spezifische Stellen beachten)

� oral (Tiere nur teilweise kooperativ, Wirkung?)

Besitzer tolerieren Rasuren in der Regel nicht, wenn notwendig, Rückfrage

Allgemeine Therapie

Infusionstherapie:�Erhaltung: Flüssigkeitsbedarf Fohlen bis 100

ml/kg/d, Adulte 40 ml/kg/d

�Korrektur des Säure-Basenhaushaltes, für parenterale Ernährung und Bluttransfusion gelten die von anderen Tierarten bekannten Grundsätze

�Tiere zeigen Besonderheit im Glukosestoffwechsel, bei Glukoseinfusion Glukosekonzentration im Blut überwachen

Allgemeine Therapie

Sedierung und Anästhesie

� Lokalanästhesie:� nur Präparate, die für lebensmittelliefernde Tiere

zugelassen sind, in Literatur auch andere Lokalanästhetika beschrieben

� alle bei anderen Tierarten gebräuchlichen Techniken für Lokal- und Infiltrationsanästhesien anwendbar

� Epiduralanästhesie zwischen letzten Kreuzbein und ersten Schwanzwirbel (Stelle scheren und aseptisch vorbereiten ist dem Scheiteln zu bevorzugen) Kanüle 0,8 bis 1 mm, 40 mm lang, 1 bis 3 ml ,2 % Lokalanästhetikum je nach Größe der Tiere

Sedierung und Anästhesie

Sedierung: verschieden Protokolle�Xylazin (0,25 mg/kg KM, IV für leichte Sedierung, für tiefe Sedierung bis 0,6 mg/kg KM, IV steigerbar, atemdepressiv in höherer Dosierung

�Detomidin (0,02 bis 0,04 mg/kg KM, IM oder IV)

�ohne Zulassung: Diazepam (0,1 bis 0,5 kg KM, IM) leichte bis mittlere Sedierung

�Butorphanol (0,2 mg/kg IV) in Kombination mit

Xylazin (0,2 mg/kg IV)

Sedierung und Anästhesie

Sedierung:�Wirkung hält 30 bis 40 Minuten an

�nicht verlängerbar

�in Kombination mit Lokalanästhesie kleinere Eingriffe möglich

�Antidote für Beta-mimetika ohne Zulassung: Tolazolin (0,5 bis 5,0 mg/kg KM) und Atipamezol (0,3 bis 0,5 mg/kg KM)

Injektionsanästhesie

� Kurzzeit: Thiobarbiturat (10 mg/kg IV) zur Intubation günstig, Propofol(2 mg/kg IV)

� Längere Dauer (ca. 45 min):

� a) Xylazin (0,5 mg/kg KM, IM), 15 Minuten warten, 5-10 mg Ketamin, IM oder IV

� b) Xylazin (0,25 mg/kg KM, IV), nach 5 Minuten 3-8 mg Ketamin IV

� c) Xylazin (0,2 mg/kg KM, IV) und Butorphanol (0,2 mg/kg KM, IV),

nach 5 Minuten 3-8 mg Ketamin IV

� d) Diazepam (0,2 bis 0,5 kg KM, IM) nach 10-15 Minuten 5-8 mg KM Ketamin IM oder IV

� e) Diazepam (0,1 bis 0,2 kg KM, IV) nach 5 Minuten 5-8 mg KM Ketamin IM oder IV

Injektionsanästhesie

�Prämedikation: AB, NSAID

�intravenösen Zugang legen sehr empfehlenswert

�alle Varianten mit IV Applikation niedrigere Dosierung verwenden

�alle Varianten, die Xylazin verwenden, können mit Butorphanol (0,2 mg/kg) kombiniert werden

�Ketamin ist nachdosierbar, falls notwendig

�alle Varianten mit Muskelrelaxanz kombinierbar (Guaifenesin 80mg/kg IV oder DTI)

Inhalationsanästhesie

� Tier stark sedieren oder Kurzzeitnarkose

� schwierig zu intubieren, sehr eng

� maximale Streckung des Kopfes notwendig, Einsatz eines Laryngoskopes oder einer Führungssonde günstig

Inhalationsanästhesie

� Isofluran, Anwendung der Kaskade (Einleitung 3,0 bis 3,5 % Aufrechterhaltung 1,0 bis 1,5 %)

Distanzimmobilisation

Hellabrunner Mischung (500 mg Rompun TS + 4 ml Ketamin 10 %)

� Vikunja/Alpaka: juvenil 0,2 ml; adult 0,5 ml

� Gunako/Lama: juvenil 1,0 ml; adult 1,5 ml

75

Antibiotika

� einige Studien zur Wirksamkeit vorhanden

� im Prinzip alle beim Wiederkäuer verwendeten Antibiotika anwendbar

� keine lokale (intramammäre) Applikation am Euter möglich

� Ionophore sind bei Kameliden toxisch, derzeit allerdings ohne Zulassung beim lebensmittelliefernden Tier

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Antiparasitika

� Verdopplung der Ivermectindosis nicht wissenschaftlich belegt - 0,4 mg/kg

� Moxidectin 0,4 mg/kg

� pour on Präparate wirken nicht systemisch (keine Penetration), haben jedoch eine lokale Wirkung auf Ektoparasiten

� Ganzkörperwaschungen oder Badebehandlungen nicht empfehlenswert

� Albendazol bei Alpakas toxische Wirkungen

� Praziquantel Dosis gegen kleinen Leberegel 50 mg/kg 77

Infektionsprophylaxe

Gesetzliche Bestimmungen� keine für NWK zugelassenen Impfstoffe

� es werden häufig die für kleinen Wiederkäuer zugelassenen Impfstoffe genutzt

� Impfstoffe sind laut Impfstoffverordnung nicht für Umwidmungen vorgesehen, Erlaubnis der Veterinärbehörde notwendig

� Bestandspezifische Impfstoffe möglich

Infektionsprophylaxe

Relevante Erkrankungen� Clostridiosen

� Enterotoxämie (Breiniere)

� Tetanus

� malignes Ödem

� Rauschbrand

� Blue tonque

� BVDV

� Tollwut

� weitere Vakzinen möglich

Covexin 8® Covexin 10® Heptavac P plus® Bravoxin 10®

Cl. chauvoei Cl. chauvoei Cl. chauvoei Cl. chauvoei

Cl. haemolyticum Cl. haemolyticum Cl. haemolyticum

Cl. novyi Cl. novyi Cl. novyi Cl. novyi

Cl. perfringens Typ A Cl. perfringens Typ A

Cl. perfringens Typ B Cl. perfringens Typ B Cl. perfringens Typ B Cl. perfringens Typ B

Cl. perfringens Typ C Cl. perfringens Typ C Cl. perfringens Typ C Cl. perfringens Typ C

Cl. perfringens Typ D Cl. perfringens Typ D Cl. perfringens Typ D Cl. perfringens Typ D

Cl. septicum Cl. septicum Cl. septicum Cl. septicum

Cl. tetani Cl. tetani Cl. tetani Cl. tetani

Cl. sordellii Cl. sordellii

P. haemolytica

P. trehalosi

Infektionsprophylaxe

Infektionsprophylaxe

In internationalen Literatur verschiedene Impfstoffe beschrieben (Tollwut, Tetanus, BVD, BT, EHV7.)

s.c. seitlich am Hals, Brust oder Achsel

! Alpakahaut ist unerwartet dick !

Impfschema:� Erstimpfung ab der 6. Lebenswoche

� Boosterung nach 4-6 Wochen

� Wiederholungsimpfungen 1 x jährlich

� bei hohem Infektionsdruck 2 x jährlich, bzw bestandspezifischen Impfstoff nutzen

� Muttertierimpfung zur Erhöhung des kolostralen AK-Spiegels 4 - 6 Wochen a.p. (Aborte?)

� M Gauly: Neuweltkameliden. Parey Verlag

� M Fowler: Medicine and Surgery of South American Camelids. Blackwell Publishing

� Veterinary Clinics of North America (Food Animal Practice) bisher zwei Ausgaben zu NWk erschienen

� Publikationen der Zuchtvereine

Literatur:

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83

Etwas Werbung:

Im Jahr 2012 erschienen, kostet 32 €

Überarbeitete Version erhältlich


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