Morphologisches Priming, Zugangzum Lexikon und zugrundeliegende
Repräsentationen
Mathias Scharinger Universität Konstanz
26.06.2007 2 Morphologisches Priming
Psycholinguistische Experimente
• Lexikalische Entscheidung (lexical decision)– als Einzelexperiment– mit Relationen zwischen Erst- und
Zweitpräsentation von Stimuli• Form-basiert (phonologisch, orthographisch,
morphologisch)• Bedeutungs-basiert (semantisch)
26.06.2007 3 Morphologisches Priming
Lexikalische Entscheidung
Hauptpunkte:1. Verlauf des lexikalischen Zugriffs2. Art der lexikalischen Repräsentation3. Nichtwort-Wort AnalogienDesign:• Präsentation von Worten und Nichtworten,
visuell oder auditorisch
26.06.2007 4 Morphologisches Priming
Form Priming
• Präsentation von Worten, visuell oderauditorisch
• Worte haben untereinander eine Relation oderteilen gewisse formale Eigenschaften– Erstpräsentation: Prime– Zweitpräsentation: Target
26.06.2007 5 Morphologisches Priming
Form Priming
• Prime-Target Abfolge– direkt (immediate): keine Füllworte dazwischen– indirekt (delayed): Füllworte dazwischen
• Präsentationszeiten– Prime-Präsentation < 50 ms: Maskiertes Priming– Prime-Präsentation > 50 ms: Unmaskiertes
Priming
26.06.2007 6 Morphologisches Priming
orthographisch
KAUL KUH MÖTZ KUHLE
KAUL KUH KUHLE MÖTZ
Form Priming
delayed
immediate
26.06.2007 7 Morphologisches Priming
Morphologisches Priming
Hauptpunkte1. Wie wird auf morphologisch komplexe Worte
zugegriffen?2. Wie sind diese Worte repräsentiert?3. Gibt es rein morphologische Relationen im
mentalen Lexikon, die sich nicht auf formaleund semantische Relationen zurückführenlassen?
26.06.2007 8 Morphologisches Priming
orthographisch
KAUL KÜHE MÖTZ KUH
KAUL KÜHE KUH MÖTZ
Morphologisches Priming
delayed
immediate
26.06.2007 9 Morphologisches Priming
Einige Ergebnisse der Priming Forschung
• Viele Studien haben echtes morphologisches Priming gefunden (Feldman, 2000; Feldman et al., 1995; Feldman and Prostko, 2002; Feldman and Soltano, 1999; Marslen-Wilson et al., 1994; Marslen-Wilson and Zhou, 1999; Marslen-Wilson et al., 1996).
• Dieses morphologische Priming konnte nicht auf formale oder semantische Relationen zwischen Prime und Target zurückgeführt werden.
26.06.2007 10 Morphologisches Priming
Morphologisches Priming
• Problem im Englischen & Deutschen:– morphologisch relatierte Formen haben immer
auch formale und semantische Gemeinsamkeiten– add --> added– mache --> machte
26.06.2007 11 Morphologisches Priming
Morphologisches Priming
• Morphologisch relatierte Formen im Hebräischen (Frost et al., 2000)– Wurzelmorpheme: K-D-M (Hauptbedeutung)– Wortmuster: MI-A-A– Morphologisch komplexes Wort: MIKDAMA
(Vorauszahlung)
26.06.2007 12 Morphologisches Priming
Morphologie des Hebräischen
• viele Wortmuster für hebräische Substantive; semantisch opak
• weniger Wortmuster für hebräische Verben; semantisch transparent
26.06.2007 13 Morphologisches Priming
Priming Experiment
• auditorischer Prime:maqhela husbarChor wurde erklärt
• visuelles Target:mazmera hugdarBaumschere wurde definiert
26.06.2007 14 Morphologisches Priming
Resultate
• Priming für Verb-Wortmuster, aber nicht für Substantiv-Wortmuster
• deshalb nicht auf phonologisches Primingzurückzuführen
• Abhängigkeit von semantischer Transparenz
26.06.2007 15 Morphologisches Priming
Weiteres Experiment
• Modulation der semantischen Transparenz• +M+S: morphologisch und semantisch relatiert• +M-S: morphologisch relatiert
26.06.2007 16 Morphologisches Priming
Morphologisches Priming
hadraxahadraxaLeitung
visuelles Target
drixutWachsamkeit
madrixLeiter
auditorischerPrime
+M-S+M+S
26.06.2007 17 Morphologisches Priming
Resultate• +M+S im Vergleich zu Kontrollkondition 42 ms
Priming• +M-S im Vergleich zu Kontrollkondition 26 ms
Priming• Morphologisches Priming ist nicht allein auf
phonologisches (Experiment 1) und semantisches Priming zurückzuführen
• Morphologisches Priming wird bei semantischer Relation verstärkt (Experiment 2)
26.06.2007 18 Morphologisches Priming
Allgemeine Befunde
• Morphologische Dekomposition– immer im Hebräischen– im Englischen nur bei semantischer Transparenz
26.06.2007 19 Morphologisches Priming
Einige Ergebnisse der Priming Forschung
• Semantische und orthographische/phonologischeTransparenz spielt eine Rolle beim morphologischenPriming (Feldman and Pastizzo, 2003; Longtin et al., 2003; Marslen-Wilson et al., 1994).
• Semantische und formale Effekte treten zuunterschiedlichen Zeiten auf und können mitgeeigneten Techniken auseinanderdividiert werden(Frost et al., 2000; Marslen-Wilson et al., 1994; Rastle et al., 2000; Rueckl and Galantucci, 2005; Stolz and Feldman, 1995; Tsapkini et al., 2002).
26.06.2007 20 Morphologisches Priming
Ergebnisse der Priming Forschung
• Priming hängt von der Modalität des Primes ab(visuell, auditorisch; Feldman and Larabee, 2001; Marslen-Wilson and Zhou, 1999; Marslen-Wilson et al., 1996).
26.06.2007 21 Morphologisches Priming
Feldman & Larabee, 2001
-30-20-10
0102030405060
prepay-payment
payable-payment
pay-payment
AVVAVVVxV
*
*
* *
*
* * *
26.06.2007 22 Morphologisches Priming
Ergebnisse der Priming Forschung
• Priming Unterschiede zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen Wortformen (Clahsen et al., 1997; Clahsen et al., 2002; Sonnenstuhl et al., 1999; Sonnenstuhl and Huth, 2002; Stanners et al., 1979) bedürfen genauer Untersuchung.
• In vielen Fällen, die Effekte reflektierenphonologische Unterschiede (Burzio, 2002; Stemberger, 2004), Frequenzverteilungen (Meunierand Segui, 1999) oder semantische Faktoren (Baayenand Prado Martin, 2005; Ramscar, 2002).
26.06.2007 23 Morphologisches Priming
Morphologische Transparenz
• Dieselben grammatischen Funktionen werden für alle Wörter durch dieselben Morpheme realisiert:– 2. Person Singular: Suffix -st
• Das Suffix ist klar erkennbar• Das Suffix wird produktiv angewandt
26.06.2007 24 Morphologisches Priming
Morphologische Transparenz
• Die Gesamtbedeutung erschließt sich aus den Bedeutungen der Morpheme– Jemand der X tut: x-er
• Lehrer, Geber
26.06.2007 25 Morphologisches Priming
Opakheit
• Spezifische Stämme– bi-st
• Scheinbare Derivationen oder Zusammensetzungen, deren Bedeutung nicht kompositionell ist– Bauer, Wasserhahn
26.06.2007 26 Morphologisches Priming
Auswirkungen auf das Lexikon
• Formale Transparenz: Morpheme sind phonologisch klar abgetrennt
• Semantische Transparenz: Die Gesamtbedeutung der komplexen Form berechnet sich aus den Einzelbedeutungen der Morpheme
• Morphologische Transparenz: Morpheme haben eine eindeutige Funktion
26.06.2007 27 Morphologisches Priming
Morphologische Modelle
• Fokus auf formaler Transparenz:– Alles, was nach Affix aussieht, wird abgetrennt
(affix-stripping, Taft & Forster, 1975)– Morphemische Speicherung: Stamm
(Hauptbedeutung) und Affixe (Realisierung von grammatischen Funktionen oder Ableitungen)
• Full Parsing Modelle
26.06.2007 28 Morphologisches Priming
Morphologische Modelle
• Formale Transparenz wird ignoriert• Alle Wortformen sind gespeichert• Full Listing Modelle (Butterworth, 1983)
26.06.2007 29 Morphologisches Priming
Morphologische Modelle
• Einbezug der semantischen Transparenz– Morphemische Speicherung wenn
Morphemzusammensetzung formal und semantisch transparent ist
• Einbezug der Produktivität– Wieviele Formen gibt es mit einem bestimmten
Morphem?– Morphologische Familie
26.06.2007 30 Morphologisches Priming
Morphologische Modelle
• Distributive-konnektionistische (single route) Modelle (Plaut & Gonnerman, 2000)– Morphologische Information ist gewissermaßen
verteilt auf semantische und formale Transparenz– Morphologische Relationen im Lexikon durch
Analogien zwischen gleichen Formen & gleichen Bedeutungen
26.06.2007 31 Morphologisches Priming
Morphologische Modelle
• Duale Modelle (dual route)– Regelmäßige (d.h. produktive und transparente)
Morphologie involviert morphemische Speicherung und Parsing
– Unregelmäßige (d.h. unproduktive und intransparente) Morphologie involviert Ganzwortspeicherung und kein Parsing
26.06.2007 32 Morphologisches Priming
Dual Route Modelle
• Pinker et al. (1998)– add-ed analysiert als add + -ed {past tense},
prozedurales Gedächtnis, regelbasiert– sang analysiert als sing {past tense}, deklaratives
Gedächtnis, Abruf als ganzes Wort
26.06.2007 33 Morphologisches Priming
Dual Route Modelle
• Probleme– Was ist „regelmäßig“?Deutscher -en Plural regelmäßig für feminine
Substantive: Frauen, Welten, SachenDeutscher -s Plural produktiv für alle anderen
Substantive: Autos, AGs- Was ist „unregelmässig“?Umlaut ist produktiv für Diminutivformen:
Ballönchen
26.06.2007 34 Morphologisches Priming
Dual Route Modelle
• Wo findet die Dekomposition statt? Innerhalb oder außerhalb des Lexikons?– Supra-lexikalische Theorie (Giraudo & Grainger, 2001):
auf morphemische Repräsentationen wird über ganze Wörter zugegriffen
– Sub-lexikalische Theorie (Cutler et al., 1989, Taft & Forster, 1975): Dekomposition prä-lexikalisch und Zugriff auf morphemische Repräsentationen über Morpheme
26.06.2007 35 Morphologisches Priming
Priming von regelmäßigen Worten
• Idee: Wenn komplexes Wort zerlegbar in Stamm und Affixe kann Stamm direkt voraktiviert werden
• machst > machen: -st wird abgetrennt, mach-aktiviert den Stamm direkt
26.06.2007 36 Morphologisches Priming
Regelmäßige (schwache) Verben
[max]+V
/-st/: V [ ]+2ND SING. PRES.
/-t/: V [ ]+3RD SING. PRES.
/-te/: V [ ]+PRET.
/ge...t/: V [ ]+PAST PART.
weak/regular verb
STEM
AFFIXES
ZUGANG ZUM LEXIKON
maxstSIGNAL maxst
DEKOMPOSITION
26.06.2007 37 Morphologisches Priming
Priming von unregelmäßigen Worten
• Idee: Unregelmäßige komplexe Worte sind untereinander und zu ihrem Basisstamm assoziativ verbunden. Voraktivierung ist nicht direkt
• schlief > schlafen: Die Präteritumsform aktiviert den Stamm schlaf- indirekt
26.06.2007 38 Morphologisches Priming
Unregelmäßige (starke) Verben
strong/irregular verb
[la:f]+V
[......]-1ST. [...i...]+PRET.
[...i...]+SUBJ.
[e...n]+PART.
2ND/3RD SG. PRES.
lfstSIGNAL
lafn SIGNAL
26.06.2007 39 Morphologisches Priming
Sonnenstuhl et al., 1999
öffnewünschecontrol
öffnegeöffnetparticiple
öffneöffneidentity
targetprime
Priming
Priming
26.06.2007 40 Morphologisches Priming
Sonnenstuhl et al., 1999
schlafebeuge
schlafegeschlafen
schlafeschlafe
targetprime
Priming
reduziertes Priming
26.06.2007 41 Morphologisches Priming
Clahsen et al., 2001
warftwerftspecific
werftwarftgeneral
targetprime
mehr Priming
weniger Priming
26.06.2007 42 Morphologisches Priming
Das FUL Modell
Annahmen:• Merkmalsrepräsentationen im mentalen
Lexikon• Merkmale sind einwertig, nicht binär (Lahiri &
Reetz, 2002)• Merkmale haben eine bestimmte Hierarchie
(Clements, 1985; Lahiri & Evers, 1991)
26.06.2007 43 Morphologisches Priming
Das FUL ModellLahiri & Evers, 1991
/t/~/d/ aspiration
keine Abhängkeit
VOKALE
26.06.2007 44 Morphologisches Priming
Das FUL Modell
Annahmen:• Redundante Merkmale sind nicht gespeichert• KORONAL ist nie gespeichert• Lexikalischer Zugriff über Merkmalsvergleich
26.06.2007 45 Morphologisches Priming
Zugang zum Lexikon in FUL
/k/ENGLISH
[cons][dor]
LEXICON
SIGNAL [k] [k] [t]
EXTRACTED [cons][dor]
[cons][dor][spread]
[cons][cor]
match mismatch
no mismatch
26.06.2007 46 Morphologisches Priming
Weitere Annahmen
• Vokale, die Umlaut in der Inflektion bilden, haben kein Artikulationsort-Merkmal
• In den “regelmäßigen” Formen ist der VokalDORSAL an der Oberfläche
• In den umlautierten Formen ist der VokalKORONAL an der Oberfläche
26.06.2007 47 Morphologisches Priming
Substantivrepräsentationtk
/ /ARTStk
[dor]ART
Stœk
[cor]ART
SG:
PL:
Perzeption
26.06.2007 48 Morphologisches Priming
Repräsentation von Verben
• schwache Verben haben einezugrundeliegende ART Spezifikation wennStammvokal dorsal
• starke Verben haben NIE einezugrundeliegende ART Spezifikation
• gemischte Verben haben zwei Stämme mitunterschiedlichen Stammvokalen; für koronaleVokale sind sie identisch
26.06.2007 49 Morphologisches Priming
schwach
Verbrepräsentationen
[a] [e] [a] [] [e] [i]
<machen><machst> <leben><lebst>
/a/ /e/ /A/ /E/
<machen> <leben> <halten> <geben>
<halten> <hältst> <geben> <gibst>
PHONETICS
PHONOLOGY
[dor]ART
[low]TH
[ ]ART
[ ]TH
[ ]ART
[low]TH
[ ]ART
[ ]TH
FEATURES
stark
[coronal]
[dorsal]
26.06.2007 50 Morphologisches Priming
gemischt
Verbrepräsentationen
[a] [][a] [] [] []
<backen><backst> <quellen><quellst>
/a/ /e//A/ /E/
<backen> <quellen>
<backen><bäckst> <quellen><quillst>
PHONETICS
PHONOLOGY
[dor]ART
[low]TH
[ ]ART
[ ]TH
[ ]ART
[low]TH
[ ]ART
[ ]TH
FEATURES
mismatch[dorsal]
[coronal]
26.06.2007 51 Morphologisches Priming
Morphologisches Priming
NONWORD WORD
RT
tust
holenfrimstbaust
spuselnklaustzeigen
machen
Semantic
Subject 1 Subject 2 Subject 3
machst
machen
Morphologicalbellst
machen
Control
Teilnehmer hören Worte und müssen sich entscheiden, ob dies Worte ihrer Sprache sind odernicht.
PRIME/TARGET Abfolge:2nd sg inf (experiment 1) inf 2nd sg (experiment 2)
PRIMING = Control – Test (ms)
PRIME
Relation zwischen Prime/Target
FILLERSholenfrimstbaust
spuselnklaustzeigen
holenfrimstbaust
spuselnklaustzeigen
TARGET
26.06.2007 52 Morphologisches Priming
Design Experiment 1 & 2
• auditorisches verzögertesWiederholungspriming
• 5-7 Fillers zwischen Prime und Target• Targets
– 20 starke Verben (8 <a>, 12 <e>)– 20 schwache Verben (8 <a>, 12 <e>)– 20 gemischte Verben (8 <a>, 12 <e>)
26.06.2007 53 Morphologisches Priming
Design Experiment 1 & 2• jedes Target hat 3 unterschiedliche Primes
– Kontrolle (keine Relation)– Semantisch (semantisch relatiert)– Morphologisch (morphologisch relatiert)
• in Experiment 1 sind Primes 2.p.sg. pres. in –st• in Experiment 2 (Frankfurt) sind Primes Infinitive in
–en• Die unterschiedlichen Primes sind so auf 3
Teilnehmergruppen verteilt, dass kein TeilnehmerTargets mehr als einmal hört (Lateinisches Quadrat)
26.06.2007 54 Morphologisches Priming
Design Experiment 1 & 2
• Teststimuli: 2 x 60 (120 Wörter)• Wortfüller (fillers): 210 (niederfrequent)• Nichtworte (nonwords): 330 (abgeleitet von
Verben indem 1-3 Segmente verändert bzw. vertauscht wurden: dosieren klotieren)
• 2 Hälften zu je 330 Stimuli à 16 minuten
26.06.2007 55 Morphologisches Priming
Vorhersagen
machstmachen
<machen> [dor]-[dor] PRIMING<a>
lebstleben
<leben> [cor]-[ ] PRIMING<e>
hältsthalten
<halten> [cor]-[ ][dor]-[ ]
PRIMING<a>
gibstgeben
<geben> [cor]-[ ] PRIMING<e>
bäckstbacken
<backen> [cor]-[dor][dor]-[dor]
NO PRIMING<a>
quillstquellen
<quellen> [cor]-[ ] PRIMING<e>
schwach
stark
gemischt
Klasse Vokal INF/2.sg.pres. Lexikon Merkmale Vorhersage
26.06.2007 56 Morphologisches Priming
Ergebnisse
0
10
20
30
40
50
60
2.p.sg. > inf inf > 2.p.sg.
[cor]-[ ][cor]-[ ][dor]-[ ]
[cor]-[ ][dor]-[dor]
ST <e>ST <a>SW <e>SW <a>
• kein semantischesPriming
• morphologischesPriming in allenKonditionen(p<0.05)
• kein Verbklassen(p<0.78) oderPrime/Target Type Unterschied(p<0.68)
Priming [ms]
26.06.2007 57 Morphologisches Priming
Vorhersagen
machstmachen
<machen>ÂmakeÊ
[dor]~[dor] PRIMING<a>
lebstleben
<leben>ÂliveÊ
[cor]~[ ] PRIMING<e>
hältsthalten
<halten>ÂholdÊ
[cor]~[ ][dor]~[ ]
PRIMING<a>
gibstgeben
<geben>ÂgiveÊ
[cor]~[ ] PRIMING<e>
bäckstbacken
<backen>ÂbakeÊ
[cor]~[dor][dor]~[dor]
NO PRIMING<a>
quillstquellen
<quellen>ÂsoakÊ
[cor]~[ ] PRIMING<e>
schwach
stark
gemischt
OK
??
Klasse Vokal INF/2.p.sg. Lexikon Merkmale Vorhersage
26.06.2007 58 Morphologisches Priming
Ergebnisse
[cor]-[ ] [cor]-[ ][cor]-[dor] [dor]-[dor]gemischt <e>gemischt <a>
0
10
20
30
40
50
60
2.p.sg. > inf inf > 2.p.sg. Asymmetrie:• 2.p.sg. inf
gemischt <a> Verben keinPriming (p<0.48), aberinf 2.p.sg. Priming (p<0.05)
Priming [ms]
26.06.2007 59 Morphologisches Priming
Diskussion
• Gleiches Priming für starke und schwache <a> und <e> Verben: keine feature mismatches
• Keine Asymmetrien (2.p.sg. inf; inf 2.p.sg.) wie sie z.B. Clahsen et al., 2001, voraussagenwürde
• Unterschiedliches Priming für gemischte <a> Verben: feature mismatches wenn Prime koronalen Vokal enthält
26.06.2007 60 Morphologisches Priming
Diskussion
• monomorphemische Stämme für das Präsensvon starken Verben, keine 2 Einträge
• Stammvokale sind unterspezifiziert für ART• Formen mit dorsalen und coronalen Vokalen
aktivieren diesen Stamm OHNE MISMATCH• Person/Numerus Suffixe werden geparst
(Dekomposition)
26.06.2007 61 Morphologisches Priming
Monomorphemischer Stammzugriff
ZUGANG ZUM LEXIKON
l fstSIGNAL l fst
PARSING
<schlaf>
[ ]ART
-st 2.p.sg. present
[cor]ARTnomismatch
26.06.2007 62 Morphologisches Priming
Diskussion
• Das mentale Lexikon enthält zugrundeliegendeWortrepräsentation in Merkmalsstruktur
• lexikalischer Zugriff über Parsing und Merkmalsvergleich
• keine Zwischenrepräsentationen• direktes Mapping von Signal zum Lexikon
26.06.2007 63 Morphologisches Priming
Diskussionen
• morphologische Information über Verbklassenim Deutschen ist im Stammvokal kodiert– starke Verben: keine ART Spezifikation– schwache Verben: ART Spezifikation wenn dorsal– gemischte Verben: zwei Stämme, identisch wenn
koronal• morphologisches Priming für diese Stämme ist
dann eher morphophonologisch
26.06.2007 64 Morphologisches Priming
DANK
• Aditi Lahiri, Frans Plank: UniversitätKonstanz
• Henning Reetz, Frank Zimmerer: UniversitätFrankfurt
• alle Versuchspersonen
26.06.2007 65 Morphologisches Priming
Literatur• Baayen, H. and Prado Martin, F. M. d. 2005. Semantic density and past-tense formation in
three Germanic languages. Language, 81.666-698.• Burzio, L. 2002. Missing players: Phonology and the past-tense debate. Lingua, 112.157-199.• Butterworth, B. 1983. Lexical representation. Language Production. Development, Writing,
and other Language Processes, ed. by Butterworth, B., 257-294. London: Academic Press.• Clahsen, H., Eisenbeiss, S., Hadler, M. and Sonnenstuhl, I. 2001. The mental representation
of inflected words: An experimental study of adjectives and verbs in German. Language, 77.510-543.
• Clahsen, H., Eisenbeiss, S. and Sonnenstuhl-Henning, I. 1997. Morphological structure and the processing of inflected words. Theoretical Linguistics, 23.201-249.
• Clahsen, H., Prüfert, P., Eisenbeiss, S. and Cholin, J. 2002. Strong stems in the German mental lexicon: Evidence from child language acquisition and adult processing. More thanWords: A Festschrift for Dieter Wunderlich, ed. by Kaufmann, I. and Stiebels, B., 91-112. Berlin: Akademie Verlag.
• Clements, G. N. 1985. The geometry of phonological features. Phonology Yearbook, 2.225-253.
• Cutler, A. 1989. Auditory lexical access: Where do we start? Lexical Representation and Process, ed. by Marslen-Wilson, W., 342-356. Cambridge, MA: MIT Press.
26.06.2007 66 Morphologisches Priming
Literatur• Feldman, L. B. 2000. Are morphological effects distinguishable from the effects of shared
meaning and share form? Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 26.1431-1444.
• Feldman, L. B., Frost, R. and Pnini, T. 1995. Decomposing words into their constituent morphemes: Evidence from English and Hebrew. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 21.947-960.
• Feldman, L. B. and Larabee, J. 2001. Morphological facilitation following prefixed but not suffixed primes: Lexical architecture or modality-specific processes? Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 27.680-691.
• Feldman, L. B. and Pastizzo, M. J. 2003. Morphological facilitation: The role of semantic transparency and family size. Morphological Structure in Language Processing, ed. by Baayen, H. and Schreuder, R., 233-258. Berlin: Mouton de Gruyter.
• Feldman, L. B. and Prostko, B. 2002. Graded aspects of morphological processing: Task and processing time. Brain and Language, 81.12-27.
• Feldman, L. B. and Soltano, E. G. 1999. Morphological priming: The role of prime duration, semantic transparency, and affix position. Brain and Language, 68.33-39.
• Frost, R., Deutsch, A., Gilboa, O., Tannenbaum, M. and Marslen-Wilson, W. 2000. Morphological priming: Dissociation of phonological, semantic, and morphological factors. Memory and Cognition, 28.1277-1288.
• Giraudo, H. and Grainger, J. 2001. Priming complex words: Evidence for supralexicalrepresentation of morphology. Psychonomic Bulletin and Review, 8.127-131.
26.06.2007 67 Morphologisches Priming
Literatur• Lahiri, A. and Evers, V. 1991. Palatalization and coronality. Phonetics and Phonology
Volume II: The Special Status of Coronals: Internal and External Evidence, ed. by Paradis, C. and Prunet, J.-F., 79-100. San Diego: Academic Press.
• Lahiri, A. and Reetz, H. 2002. Underspecified recognition. Laboratory Phonology VII, ed. by Gussenhoven, C. and Warner, N., 637-677. Berlin: Mouton de Gruyter.
• Longtin, C.-M., Segui, J. and Halle, P. A. 2003. Morphological priming without morphological relationship. Language and Cognitive Processes, 18.313-334.
• Marslen-Wilson, W., Tyler, L. K., Waksler, R. and Older, L. 1994. Morphology and meaning in the English mental lexicon. Psychological Review, 101.3-33.
• Marslen-Wilson, W. and Zhou, X. 1999. Abstractness, allomorphy, and lexical architecture. Language and Cognitive Processes, 14.321-352.
• Marslen-Wilson, W., Zhou, X. and Ford, M. 1996. Morphology, modality, and lexical architecture. Yearbook of Morphology 1996, ed. by Booij, G. and Marle, J. v., 117-134. Dordrecht: Kluwer.
• Meunier, F. and Segui, J. 1999. Morphological priming effect: The role of surface frequency. Brain and Language, 68.54-60.
• Pinker, S. 1998. Words and rules. Lingua: International Review of General Linguistics, 106.219-42.
• Plaut, D. C. and Gonnerman, L. M. 2000. Are non-semantic morphological effects incompatible with a distributed connectionist approach to lexical processing? Language and Cognitive Processes, 15.445-485.
26.06.2007 68 Morphologisches Priming
Literatur• Rastle, K., Davis, M. H., Marslen-Wilson, W. D. and Tyler, L. K. 2000. Morphological and
semantic effects in visual word recognition: a time-course study. Language and Cognitive Processes, 15.507-537.
• Rueckl, J. G. and Galantucci, B. 2005. The locus and time course of long-term morphological priming. Language and Cognitive Processes, 20.115-138.
• Sonnenstuhl, I., Clahsen, H. and Eisenbeiss, S. 1999. Morphological priming in the German mental lexicon. Cognition, 72.203-236.
• Sonnenstuhl, I. and Huth, A. 2002. Processing and representation of German - n plurals: A dual mechanism approach. Brain and Language, 81.276-290.
• Stanners, R. F., Neiser, J. J., Hernon, W. P. and Hall, R. 1979. Memory representation for morphologically related words. Journal of Verbal Learning and Verbal Behavior, 18.399-412.
• Stemberger, J. P. 2004. Phonological priming and irregular past. Journal of Memory and Language, 50.82-95.
• Stolz, J. A. and Feldman, L. B. 1995. The role of orthographic and semantic transparency of the base morpheme in morphological processing. Morphological Aspects of Language Processing, ed. by Feldman, L. B., 157-188. Hove, UK: Erlbaum.
• Taft, M. and Forster, K. I. 1975. Lexical storage and retrieval of prefixed words. Journal of Verbal Learning and Verbal Behaviour, 14.638-647
26.06.2007 69 Morphologisches Priming
ENDE