Perspektiven der Kulturlandschaft im ländlichen Raum
Fachtagung am 16. Mai 2017 in Thum
„Ländliche Neuordnung in der Kulturlandschaft“
Priv.-Doz. Dr.-Ing.
Markus Leibenath
Foto
: Leib
enath
1. Kulturlandschaft – eine Frage der Schönheit?
2. Was ist (Kultur-)Landschaft?
3. Eine sozialkonstruktivistische Perspektive auf Landschaften
4. Beispiel Rödeser Berg bei Wolfhagen (Hessen)
5. Schlussfolgerungen
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: Leib
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Foto Stadtrand, Autobahnen,
Einkaufszentren
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Zwischenfazit
Es gibt Landschaften, die von vielen Menschen als schön empfunden werden.
Die Wahrnehmung von Landschaften kann sich grundlegend wandeln.
Kulturlandschaften sind Ausdruck einer Kultur, d.h. einer Lebens- und Wirtschaftsweise.
„Schattenlandschaften“: Landschaften in Deutschland werfen Schatten auf Landschaften in anderen Teilen der Welt (und umgekehrt).
1. Kulturlandschaft – eine Frage der Schönheit?
2. Was ist (Kultur-)Landschaft?
3. Eine sozialkonstruktivistische Perspektive auf Landschaften
4. Beispiel Rödeser Berg bei Wolfhagen (Hessen)
5. Schlussfolgerungen
„Landschaft“ oder „Kulturlandschaft“?
Bedeutungsgleichheit Lateinisch cultura = Landbau, Pflege
Mhd. lantschaft = Land und Leute (Bewohner oder Vertreter einer Provinz oder eines Territoriums)
Mehrwert „Kulturlandschaft“ Betonung des menschlichen Einflusses und der menschlichen Wahrnehmung
Kulturelle Werte in/von Landschaften
Unterschiedlichkeit „Kulturlandschaft“ Gegensatz zu „Naturlandschaft“
Besonders qualitätsvolle Landschaften
Bewusste Gestaltungsabsicht
„Landschaft ist …“
„… ein sichtbarer, geschauter
Ausschnitt der Erdoberfläche“
„… eine durch menschliches Tun geprägte Gegend“
„… ein menschlicher Lebens-, Erfahrungs- und Handlungsraum“
„… eine wissenschaftliche
Perspektive“
„… mein unaufgeräumter
Schreibtisch“
„… alles zuvor Genannte zugleich“
„… etwas ganz anderes“
„Heimat“
„… ein Gemälde“
„… eine Ressource der
Regionalentwicklung“
„… ein Objekt des Denkmal- oder Naturschutzes“
„… etwas Harmonisches,
Schönes“
„Landschaft ist …“
„… eine durch menschliches Tun geprägte Gegend“
„… ein menschlicher Lebens-, Erfahrungs- und Handlungsraum“
„… eine wissenschaftliche
Perspektive“
„… mein unaufgeräumter
Schreibtisch“
„… alles zuvor Genannte zugleich“
„… etwas ganz anderes“
„… ein Gemälde“
„… eine Ressource der
Regionalentwicklung“
„… ein sichtbarer, geschauter
Ausschnitt der Erdoberfläche“
„… eine Art, die Welt zu sehen“
„… ein Objekt des Denkmal- oder Naturschutzes“
„… etwas Harmonisches,
Schönes“
Beobachtungen
erster Ordnung
1. Kulturlandschaft – eine Frage der Schönheit?
2. Was ist (Kultur-)Landschaft?
3. Eine sozialkonstruktivistische Perspektive auf Landschaften
4. Beispiel Rödeser Berg bei Wolfhagen (Hessen)
5. Schlussfolgerungen
© IÖR (Bastian)
© IÖR (Bastian)
Beobachtungen zweiter Ordnung
Wer spricht in welchen Zusammenhängen von Landschaft?
Landschaften = Verbindungen zwischen Objekten, Sprache, Rollenmustern/Identitäten und Handlungen
Windkraftanlagen als Hauptanlass, überhaupt über Landschaft zu reden
Politische Aufladung von Landschaften
Mehrere Landschaften am selben Fleck
Foto
: Leib
enath
1. Kulturlandschaft – eine Frage der Schönheit?
2. Was ist (Kultur-)Landschaft?
3. Eine sozialkonstruktivistische Perspektive auf Landschaften
4. Beispiel Rödeser Berg bei Wolfhagen (Hessen)
5. Schlussfolgerungen
(Quelle: www.wolfhagen.de)
Wolfhagen: Chronologie
2005 Film „Eine unbequeme Wahrheit“ wird in Wolfhagen gezeigt; intensive Diskussionen
2006 Stadtwerke Wolfhagen übernehmen das örtliche Stromnetz
Apr. 2008 Stadtverordnetenversammlung beschließt, die Wolfhager Haushalte bis 2015 komplett mit lokal erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen
Apr.-Nov. 2008 Standortsuche für den geplanten Windpark; Rödeser Berg ausgewählt
Nov. 2008 „Bürgerinitiative (BI) Wolfhager Land – Keine Windkraft in unsern Wäldern“ wird gegründet
Sep. 2009 Initiative „ProWind Wolfhagen – Energiewende jetzt“ wird gegründet
Sep. 2010 Standortkritisches „Bündnis Wolfhager Bürger“ wird gegründet
Okt. 2010 Bündnis90/Die Grünen gründen einen standortkritischen Ortsverein in Wolfhagen
Dez. 2011 Stadtverordnetenversammlung beschließt gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen und dem „Bündnis Wolfhager Bürger“, den Flächennutzungsplan so zu ändern, dass Windkraftanlagen auf dem Rödeser Berg genehmigt werden können
Jan. 2012 „Bürgerinitiative (BI) Wolfhager Land [...]“ sammelt 1.600 Unterschriften gegen die Änderung des FNP und strengt einen Bürgerentscheid an
März 2012 Bürgerenergiegenossenschaft Wolfhagen gegründet
März 2012 Stadtverordnetenversammlung macht Änderung des FNP rückgängig; Bürgerentscheid entfällt
Jan. 2014 Baugenehmigung für den Windpark mit vier Anlagen
Ende 2014 Fertigstellung des Windparks
2005 Film „Eine unbequeme Wahrheit“ wird in Wolfhagen gezeigt; intensive Diskussionen
2006 Stadtwerke Wolfhagen übernehmen das örtliche Stromnetz
Apr. 2008 Stadtverordnetenversammlung beschließt, die Wolfhager Haushalte bis 2015 komplett mit lokal erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen
Apr.-Nov. 2008 Standortsuche für den geplanten Windpark; Rödeser Berg ausgewählt
Nov. 2008 „Bürgerinitiative (BI) Wolfhager Land – Keine Windkraft in unsern Wäldern“ wird gegründet
Sep. 2009 Initiative „ProWind Wolfhagen – Energiewende jetzt“ wird gegründet
Sep. 2010 Standortkritisches „Bündnis Wolfhager Bürger“ wird gegründet
Okt. 2010 Bündnis90/Die Grünen gründen einen standortkritischen Ortsverein in Wolfhagen
Dez. 2011 Stadtverordnetenversammlung beschließt gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen und dem „Bündnis Wolfhager Bürger“, den Flächennutzungsplan so zu ändern, dass Windkraftanlagen auf dem Rödeser Berg genehmigt werden können
Jan. 2012 „Bürgerinitiative (BI) Wolfhager Land [...]“ sammelt 1.600 Unterschriften gegen die Änderung des FNP und strengt einen Bürgerentscheid an
März 2012 Bürgerenergiegenossenschaft Wolfhagen gegründet
2005 Film „Eine unbequeme Wahrheit“ wird in Wolfhagen gezeigt; intensive Diskussionen
2006 Stadtwerke Wolfhagen übernehmen das örtliche Stromnetz
Apr. 2008 Stadtverordnetenversammlung beschließt, die Wolfhager Haushalte bis 2015 komplett mit lokal erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen
Apr.-Nov. 2008 Standortsuche für den geplanten Windpark; Rödeser Berg ausgewählt
Wolfhagen: Befürworter-Diskurs
Innen „Klimaschutz“, „Unabhängigkeit“, „Dialog“, „Naturschutz weltweit“
„Windkraftanlagen“, „Leuchttürme des Fortschritts“, „Hoffnungsträger“
„kleiner Windpark“, „nur fünf Anlagen“, „nur ein Standort“
Demonstrationen, Filmproduktion, Windmessmast, Autoaufkleber
Rödeser Berg:
„Wirtschaftswald“, „Kulturlandschaft“
„geschädigt“, „verwüstet“, „keine besondere Bedeutung für die Arten“
anderen Standorten überlegen, „effektiv“, „sorgfältige Abwägung“
„Weltklima retten“
Außen „Klimawandel“, „Monopolstrukturen“, „Atom/Kohle“, „NatSch nur regional“
„Wildwuchs von Standorten“, „Landschaft unnötig verspargeln“
Rödeser Berg:
„Urwald“, „Naturlandschaft“
„Ruheraum“, „Rotmilanjagdrevier“, „romantische Verklärtheit“
„weitaus mehr Anlagen bauen“, weniger Windertrag
„Klima nicht schützen“, „mediterraner Buschwald“
Wolfhagen: Befürworter-Diskurs
(Foto: W. Hasper)
Wolfhagen: Gegner-Diskurs
Innen „Befragung der Bevölkerung“, „fachlich gebotene Bewertung“
„andere Lösungen “, „Sparen“
Waldbegehungen, Demonstrationen, Filmproduktion, Autoaufkleber
Rödeser Berg:
„intakter Buchen- und Eichenmischwald“, „Lebensraum vieler bedrohter Arten“, Kartierung
„Wälder als CO2–Speicher“, „Klima schützen“
„Alternativstandorte“, „Repowering“, Windmessung durchführen
„unsere schöne Landschaft“
Außen „Volksverdummung“, „Kritiker ausblenden “
„Profitgier“, „finanzielle Risiken“
„riesige Windräder“, „Monster“, „fragwürdiges Industrieprojekt“
Rödeser Berg:
„Gefahrenpotenzial“, „Beunruhigung“, „Zerstörung“
„Wald roden“, „Windräder im Wald bauen“, Windmessmast aufstellen
Windkraft im Wald als Präzendenzfall
„Katastrophe für die Landschaft“
Wolfhagen: Gegner-Diskurs
(Quelle: Bürgerinitiative [BI] Wolfhager Land – Keine Windkraft in unseren Wäldern 2012)
1. Kulturlandschaft – eine Frage der Schönheit?
2. Was ist (Kultur-)Landschaft?
3. Eine sozialkonstruktivistische Perspektive auf Landschaften
4. Beispiel Rödeser Berg bei Wolfhagen (Hessen)
5. Schlussfolgerungen
Foto
: Leib
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Zukünftige Rolle von Planern und Experten: Anwälte, Augenöffner, Anstifter, Vermittler, …?
Foto
: Leib
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Wie können Minderheiten-Positionen
bzw. die unterschiedlichen Präferenzen
unterschiedlicher Gruppen in Bezug auf Landschaften
berücksichtigt werden?
Foto
: Leib
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Wie können Landschaften stärker thematisiert und zum Gegenstand
öffentlicher Auseinandersetzungen gemacht werden?
Foto: Leibenath
In welchen Landschaften …
… wollen wir leben?
… sollen unsere Kinder leben?
Danke für die
Aufmerksamkeit!
Priv.-Doz. Dr.-Ing. Markus Leibenath
Foto
: Leib
enath