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DONNERSTAG, 20. MAI 2010 SARGANSERLAND SEITE 4

Rom ist mindestens eine Reise wert

Anfang Mai begab sich der Mel-ser Kirchenchor zusammen mitAngehörigen und einigen Gäs-ten auf eine Kulturreise nachRom. Im Mittelpunkt des knappeinwöchigen Aufenthaltes standder Chorauftritt im Petersdomaus Anlass der Vereidigung derneuen Schweizergardisten.

Von Hans Hidber

Rom/Mels. – Der Doppelstöcker derauf Pilgerfahrten spezialisiertenDrusberg Reisen, chauffiert vom ehemaligen Schweizergardisten ToniSchelbert, startete am frühen Morgendes 3.Mais in Mels mit der gut 70-köpfigen Reisegesellschaft zur langenund abwechslungsreichen Reise nachRom.Die Route führte über den San Ber-

nardino Richtung Mailand, durch dieweite Poebene, dann über den wald-reichen Apennin zur ligurischen Küs-te. Weiter gings dann, bis zum Ab-schwenker nach Rom, mehr oder we-niger dem Meer entlang. Nach knapp13 Stunden, unterbrochen von dreiZwischenhalten, kam bald nach demPassieren der Peripherie von Rom dieKuppel von St.Peter in Sicht. Mit demZimmerbezug und dem Nachtessenendete das offizielle Programm desAnreisetages.

Insider führten durch RomWer kennt den Vatikan und auch dasübrige Rom besser als ehemaligeSchweizergardisten? Die Reisegesell-

schaft war mit Insidern geradezu ver-wöhnt: Da war einmal der umsichtigeCarchauffeur Toni Schelbert selber,der alle Seitengassen und Schleich -wege Roms zu kennen schien; FrediBizozzero, ebenfalls ehemaliger Gar-dist, Meinrad Ackermann, der sich ausfrüheren Rombesuchen in den örtli-chen Gegebenheiten rund um den Va-tikan bestens auskannte. Last, but notleast auch Chorleiter Robert Wenger,der ein fundiertes Wissen über die historischen und vor allem religions-und kunstgeschichtlichen Belange derEwigen Stadt an den Tag legte.Unübertroffen in Detailkenntnissen

aller Sparten aber war der in Rom le-bende Martin Utz, der während 27Jahren, zuletzt als Hauptmann, derGarde diente. Er stand den Melsernfür die Führung durch St.Peter, dievatika nischen Museen und für eineaus gedehnte Stadtrundfahrt zur Ver-fügung.

Im Zentrum der WeltkircheDer erste Morgen stand ganz im Zei-chen der Erkundung des Petersdoms;zur Einstimmung konnte man einervon einem Schweizer Priester gelese-nen Messe in der unterirdischen Ka-pelle beim Petrusgrab beiwohnen. Zueinem eindrücklichen Erlebnis wurdedie Führung durch den Petersdom, derin seinen riesigen Dimensionen bis60000 Menschen zu fassen vermagund in dem sich ein monumentalesKunstwerk an das andere reiht.Der versierte Führer Martin Utz

wusste über viele bau- und kunstge-schichtliche Details zu erzählen, aberauch über die Menschen, die dahin-

terstanden. Unter anderem konnteman feststellen, dass es im ganzenDom kein einziges Gemälde, sondern«nur» Mosaike gibt. Wer nicht geradeunter Arthrose oder Kurzatmigkeitlitt, unternahm anschliessend denAufstieg zur Peterskuppel, um vondort einen faszinierenden Rundblicküber die Ewige Stadt zu geniessen, an-dere liessen sich durch die vatikani-schen Museen führen.

Im GardequartierÜber die erfolgreichen Chorauftritteim Petersdom am Vortag der Vereidi-gung und am festlichen Eröffnungs-gottesdienst selbst wurde bereits aus-führlich berichtet. An der General -audienz auf dem Petersplatz am Mitt-woch beeindruckte vor allem das Völ-ker- und Sprachengemisch der riesi-gen Menge als sichtbares Zeichen derUniversalkirche.Auf starkes Interesse stiess der Be-

such des Gardequartiers. Dort freutesich vor allem der letztes Jahr verei-digte Flumser Daniel Reichlin: «Jetzisch mr richtig wohl, winn i där Dia-läkt ghöürä.» Nebst dem Gardekom-mandanten Daniel Anrig, der voll mitdem Empfang der Staatsgäste be-schäftigt war, scheint der Flumser imMoment der einzige aktive Gardistaus dem Sarganserland zu sein. Erführte durchs Gardequartier, die im-posante Treppe hinauf zum Königs-saal und zur berühmten SixtinischenKapelle. Fast müssig zu erwähnen, dass sich

die anwesenden Ex-Gardisten vomganzen Umfeld des Gardequartiersangeheimelt fühlten.

Gruppenbild vor weltberühmter Kulisse: Der stattliche Melser Kirchenchor auf dem Petersplatz. Bilder Hans Hidber

Rom besteht nicht nur aus Kirchen,auch wenn diese das ganze Stadtbildprägen. Die Spuren des einstigen römischen Weltreichs sind allgegen-wärtig: das imposante Kolosseum,Säulengruppen und Gebäudereste,freigelegte archäologische Ausgra-bungen auf dem Forum Romanumund anderswo, um nur einige zu nen-nen. Etliche vorchristliche Tempel zuEhren verschiedenster Götter blie-ben dank späterer Umnutzung undAusbau zu christlichen Gotteshäu-sern teilweise erhalten. Die vier zurVerfügung stehenden Tage in Romwurden – nebst dem kirchenmusika-lischen Engagement im Petersdom –für den Besuch mancher der be-rühmten Sehenswürdigkeiten ge-nutzt. Sie alle aufzuzählen, würdediesen Rahmen sprengen. Aber auchnach zwei Wochen hätte man längstnicht alles gesehen. Zu erwähnen ist auch der Besuch

der Calixtuskatakombe an der ViaAppia. Dabei war zu erfahren, dass

es in und um Rom etwa 60 Katakom-benanlagen gibt, in denen auf bis zufünf Ebenen vom zweiten bis fünf-ten Jahrhundert rund 500000 Men-schen bestattet wurden. Die laby -rinth ähnlichen Gänge weisen eineLänge von etwa 20 Kilometern auf.Für die Touristen ist nur ein kleinerTeil zugänglich; in diesem Bereichsind alle Grabstellen leer. Die nochvorhandenen sterblichen Überrestewurden umgebettet, weil – wie dieFührerin erklärte – früher TouristenKnochen als makabres Souvenirmitlaufen liessen. Das riesige Toten-reich bildet einen merkwürdigenKontrast zur lebensfrohen Atmo-sphäre der Stadt, die mit viel Gründurchsetzt ist und nebst den unüber-sehbaren Monumenten aller Artauch viele verträumte Gassen in denAltstadtquartieren aufweist. Jeden-falls wird allen der so abwechslungs-reiche Aufenthalt in der EwigenStadt in unvergesslicher Erinnerungbleiben. (hi)

Der Hauch der Antike

«La Montanara»: Auf einem der sieben Hügel Roms mit der Peterskuppel im Hintergrund liessen es sich die stimm-gewaltigen Tenöre und Bässe nicht nehmen, das stimmige «Montanara» vorzutragen.

Noch fast menschenleer: Vor dem Einsetzen der Touristenströme herrscht im Petersdom am Morgen noch fast meditative Stille.

Im Gardequartier: Der stramme Flumser Gardist Daniel Reichlin freut sich überden Besuch aus dem Sarganserland.

Aus der Froschperspektive: Die Kuppel von St.Peter.

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