MAGAZ IN2/2011
Von der Theorie in die PraxisDie AIHK unterstützt seit bald dreissig Jahren die Vermittlung von Forschung und Technologie von der Hochschule in die Unternehmen. Gemeinsam mit der Fach hoch schule Nordwestschweiz, FHNW ist sie Trägerin der Technologietransferstelle FITT. Der Leiter von FITT, Markus Krack, koordiniert die Anliegen der unterschiedlichsten Firmen und ver mittelt geeignete Studierende, die in Projektarbeiten die Fragestellungen aus der Praxis bearbeiten. Drei Mitgliedunternehmen haben dem AIHK-Magazin über ihre Zusammen arbeit mit FITT Einblick gewährt.
Technologietransferstelle FITT: Innovationen für die Praxis
Severin Ramseyer ist schon ein bisschen stolz. Der frisch-
gebackene Bachelor der FHNW, Hochschule für Technik
in Windisch hat im Rahmen seiner Abschlussarbeit im
Studiengang Maschinenbau untersucht, wie der dynami-
sche Fadenantrieb für Textilmaschinen der Firma Jakob
Müller AG in Frick beschleunigt werden kann. «Es ist
schon toll, wenn man etwas findet, das dann auch funk-
tioniert und nützlich ist.» Auch Tobias Leuppi, Ingenieur
HTL und Entwickler bei Müller freut sich über den gelun-
genen Prototypen des kleinen Motors, der sich hinter
einer Spule mit rotem Faden versteckt. Der unscheinbare
Motor mit dem Hightech-Innenleben schnurrt und
beschleunigt den Faden im Nu auf rasante 6 Meter pro
Sekunde. «Wir sind sehr zufrieden mit dieser Arbeit.» Die
Fricktaler sind in der Entwicklung und Produktion von
Webmaschinen für Bänder und Schmaltextilien führend
auf dem Weltmarkt. Damit sie der internationalen Kon-
kurrenz die entscheidende Nasenlänge voraus bleiben,
setzen sie auf Innovation. Der Fadenantrieb, den der
Maschinenbaustudent Ramseyer entwickelt hat, ver-
spricht eine solche Innovation zu sein, die Müller Frick
weiterentwickeln und zum Einsatz bringen will. In der
Bandweberei gilt es nicht nur, den Faden rasend schnell
und regelmässig von der Spule zu wickeln; der Antrieb
muss auch bremsen und beschleunigen, damit der Faden
ohne zu reissen verwoben werden kann. Projektmanager
Hartmut Kipp verspricht sich vom Einsatz der neuen
Motoren auf den Müller Webmaschinen einen Vorsprung
von ein paar Jahren. «Solche Entwicklungen brauchen wir
auch, um unseren technologischen
Vor sprung vor den Kopisten zu hal-
ten», beschreibt Kipp den rauen
Wind in der Schmalbandweberei-
Branche.
Talentierter Nachwuchs
Kipp schätzt die Projektarbeiten von
Studierenden der FHNW, weil die
Zusammenarbeit «eine win-win-
Situation ist». Die Studierenden
seien auf dem neuesten Stand der
Theorie und sehr motiviert, ihr Wis-
sen in die Praxis der Arbeitswelt
einzubringen. Tobias Leuppi, der vor
seiner Tätigkeit als Entwickler bei
Müller Frick selber Assistent an der
Hochschule für Technik war, hat die
Arbeit von Severin Ramseyer beglei-
tet. Auch er hat vor einigen Jahren über ein Studieren-
denprojekt den Weg in die Arbeitswelt gefunden. Mit
den durch FITT vermittelten Projektarbeiten und Praktika
verschaffen sich die Studierenden der FHNW also nicht
nur Einblick in die Arbeitswelt. Künftige Arbeitgeber
können sich so auch ein Bild von ihnen und ihrer Arbeits-
weise machen und dabei talentierte Nachwuchsmitarbei-
tende gewinnen.
Die Aargauer Wirtschaft lebt von der
Qualität ihrer Dienstleistungen und Pro-
dukte. Um Qualität zu entwickeln und
auf höchstem Standard zu produzieren,
braucht es neben unternehmerischer
Leistung und qualifizierten Mitarbeiten-
den auch Innovationen. Die Entwicklung
von neuen, zuverlässigen Produkten und
optimierten Prozessen ist ein Qualitäts-
merkmal von «made im aargau». Im
rauen Wind des Weltmarktes ist es für
viele Firmen unerlässlich geworden,
laufend in Innovation und Entwicklung
zu investieren, um der Konkurrenz den
einen Schritt voraus zu sein.
Nachhaltig innovativ
Peter Lüscher, Geschäftsleiter AIHK
Nicht alle Unternehmen – speziell klei-
nere – können sich eigene Forschungs-
und Entwicklungsteams leisten. Deshalb
investiert die Aargauische Industrie-
und Handelskammer (AIHK) seit bald
30 Jahren in den Forschungs- und Tech-
nologietransfer von den (Fach-)hoch-
schulen in die Aargauer Unternehmen.
Die AIHK betreibt «FITT – Forschung,
Innovation, Technologietransfer»
gemeinsam mit der Hochschule für
Technik der FHNW. Die Gründung dieses
Joint Ventures war 1982 eine eigentli-
che Pionierleistung. FITT vernetzt an der
Schnittstelle zwischen Fachhochschule
und Unternehmen und sorgt dafür, dass
auch kleineren Firmen das aktuellste
Wissen zugänglich ist. Und durch die
Projektarbeit in den Unternehmen führt
sie Studierende in die Praxis. So können
motivierte junge Leute ihr Wissen und
ihre Ideen in die Arbeit der Unterneh-
men tragen. Mit FITT bleiben Hightech
und Innovation nicht graue Theorie,
sondern bewähren sich in der Praxis der
Unternehmen.
Peter Lüscher
Geschäftsleiter AIHK
Der neue Motor soll solche Fäden an den Webmaschinen der
Jakob Müller AG, in Fahrt zu bringen.
«Wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit dieses Studenten.»
Severin Ramseyer (links) präsentiert seinen Prototypen dem Entwicklungs ingenieur
Tobias Leuppi. Im Hintergrund das Alpenpanorama – gewoben auf einer Mügrip MB J3
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AIHK Aargauische Industrie- und HandelskammerAIHK MAGAZIN
Innovation kann, nicht muss
Ganz wichtig ist den beiden vom Entwicklungsteam aber,
dass die Erwartungen von den Firmen an die Studieren-
denprojekte «ergebnisoffen sind». Man dürfe als Auf-
traggeber nicht erwarten, dass die Studierendenprojekte
zwingend eine Innovation hervor bringen. Für Innovatio-
nen braucht es den Freiraum genau hinzuschauen, einen
Lösungsweg einzuschlagen, der sich dann eventuell auch
als nicht gangbar erweist. Diesen Freiraum können und
sollen sich Studierende nehmen. Wichtiger Pluspunkt der
Studierenden sei schliesslich auch, dass sie mit einem fri-
schen Blick an die Arbeit gehen. «Wir sind manchmal
vielleicht etwas betriebsblind.»
Ergebnisoffen war auch der Projektauftrag von Pneu
Egger in Aarau formuliert. Bei der Runderneuerung einer
Werkhalle stellte sich die Frage, ob eine Wärmerückge-
winnungsanlage nützlich sei, berichtet Simon Müller von
Pneu Egger. «Und weil wir im Arbeitsalltag manchmal
etwas Scheuklappen haben, haben wir via FITT die
Zusammenarbeit mit der Fachhochschule gesucht.» Auch
wenn jetzt aufgrund dieser Projektarbeit nichts Konkre-
tes umgesetzt werde, seien sie mit der Zusammenarbeit
sehr zufrieden. «Das Resultat der Studie gibt uns die
Gewissheit, dass wir nichts brach liegen lassen», freut sich
Müller. «Der Arbeitsbereich ist für die Mitarbeitenden
gut und auch umwelttechnisch sind wir gut.» Müller und
auch der Leiter der Runderneuerung, der das Projekt
betreut hat, schätzen die grosse Motivation der Studie-
renden, einer Fragestellung auf den Grund zu gehen und
ihr Wissen in der Praxis einzusetzen und zu prüfen. «Das
ist ja auch für die Studenten interessant, dann schreiben
sie ihre Arbeiten nicht für die Schublade.» Zumindest
nicht nur für die kritische Lektüre des Prüfers.
Komplexe Aufgabe
Eine komplexe Fragestellung hat Beat Zobrist, Leiter von
Industrial Engineering von KWC in Unterkulm gestellt:
«Automation des Einrichtprozesses des Schleifens und
Polierens von Armaturen». Wenn die Armaturen gegos-
sen sind, werden sie von einem Roboter geschliffen und
poliert. Das so genannte Einfahren dieses Roboters auf
die exakte Form eines anderen Gussteiles bedeutet einen
Aufwand von jeweils rund vier Stunden. KWC pflegt ein
breites Sortiment. Um Lagerkosten zu sparen, werden
jeweils nur kleinere Losgrössen produziert. Die Firma
investiert lieber in Innovation statt Lagerraum. Von der
Beschleunigung des Einrichtprozesses des Schleifroboters
versprechen sich die Armaturenhersteller also einen Pro-
duktivitätsgewinn. Nicht nur die Formulierung der Frage
ist komplex, auch die eigentliche Aufgabe dahinter. Der
Roboter muss etwas lernen, das sein Computerhirn
eigentlich übersteigt: Er soll den Anstellwinkel und den
Druck mit dem er das Gussteil an das Band der Schleifma-
schine bringt, «selbständig» ermitteln. Der Roboter
müsste also quasi spüren lernen. Bis jetzt waren bereits
zwei Studierende dem Rätsel auf der Spur: Pascal Keller
hat in seiner Bachelor Thesis «Analyse eines Schleifrobo-
ters» die Funktionsweise untersucht. Und mit der
Abschlussarbeit von Patrick Hunziker «Aktorik und Sen-
sorik für einen Schleifroboter» sind erste Schritte in
Richtung des «spürenden Roboters» gemacht. Betreut
von Roland Anderegg, Professor am Institut für Automa-
tion ist jetzt Max Edelmann daran, im Rahmen seines
Master-Abschlusses den «spürenden» Schleifroboter von
KWC umzusetzen. Entwicklungsleiter Beat Zobrist ist
zuversichtlich, dass auch dieser weitere Schritt im komple-
xen Prozess gelingt. Er freut sich über die Zusammenar-
beit mit den Studierenden: «Unsere Türen stehen ihnen
offen. Sie haben hier für ihre Projektarbeit einen eigenen
Arbeitsplatz.» Und gute Aussichten auf einen festen
Arbeitsplatz beim einen oder anderen Unternehmen, das
Projektaufträge an Studierende vergibt, haben die gut
ausgebildeten jungen Ingenieure nach Studienabschluss
auch. (kk)
Die Aargauische Industrie- und Handels-
kammer (AIHK) dankt ihren Mitglied-
firmen KWC AG, Unterkulm, Jakob
Müller AG, Frick und Pneu Egger AG,
Aarau für ihre Bereitschaft zur Mitarbeit
am AIHK-Magazin.
«Das ist ja auch für die Studenten interessant»
«Das Resultat gibt uns Gewissheit, dass wir nichts brach liegen lassen»
Wird dieser Schleifroboter bald selber «spüren» können wie
er arbeiten muss?
Studierende im ersten Semester des
Studiengangs Wirtschaftsingenieurs-
wesen machen sich bereits am Einfüh-
rungstag mit der betrieblichen Praxis
bei der KWC AG in Unterkulm bekannt.
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AIHK Aargauische Industrie- und Handelskammer AIHK MAGAZIN
Mehr als 1500 Unternehmen sind Mitglied der Aargauischen
Industrie- und Handelskammer (AIHK). Die AIHK vernetzt KMU
und Grossunternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleis-
tung und vertritt deren Anliegen gegenüber Politik und
Gesellschaft. Seit 1982 engagiert sich die AIHK als Trägerin
der Technologietransferstelle FITT gemeinsam mit der FHNW
an der Schnittstelle von Hochschule und Wirtschaft.
Die AIHK bietet ihren Mitgliedern eine umfangreiche Palette
von Dienstleistungen: Die Expertinnen und Experten der
AIHK-Geschäftsstelle beraten die Mitgliedfirmen konkret in
Rechts-, Wirtschafts- und Exportfragen. Neben Beratung
der Mitglieder gehören Information und Schulung zu allen
Unternehmensfragen sowie die politische Arbeit und die
Ausgleichskasse zum Angebot der AIHK.
Aargauische Industrie- und
Handelskammer (AIHK)
Entfelderstrasse 11, 5001 Aarau
Telefon +41 (0)62 837 18 18
Fax +41 (0)62 837 18 19
www.aihk.ch, www.ahv-aihk.ch
Markus Krack, der seit Mai 2009 FITT leitet, sieht seine
Aufgabe «als eine Art Partnervermittler». Eine Kern-
aufgabe besteht darin, für die Anfragen aus den
Unternehmen bei Studiengängen und Instituten der
FHNW oder einer anderen Hochschule die geeignete
Person für eine Beratung oder die Durchführung eines
Projektes zu finden. Dabei hilft ihm nicht nur sein Wis-
sen darüber, wo welche Spezialisten für eine bestimmte
Aufgabe zu finden sind, sondern auch sein diplomati-
sches Geschick: «Viele Wissenschafter sind scheue
Cracks. Würden die Anfragen direkt an sie gerichtet,
kann es vorkommen, dass ein Wissenschafter, der ganz
in seine Forschung vertieft ist, in Versuchung kommt,
die Störung abzuwimmeln.»
Die beliebteste der drei von FITT vermittelten Projektar-
ten sind Studierendenprojekte. Für einen relativ günstigen
Beitrag können Unternehmen Aufgaben von Studieren-
den in ihrer Firma bearbeiten lassen. Davon profitieren
auch die Studierenden, die ihr Wissen praktisch umsetzen.
Rund 200 Projekte pro Semester werden allein an der
Hochschule für Technik in dieser Form bearbeitet.
Eine innovative Idee bewährt sichAls FITT 1982 von der AIHK und der damaligen HTL Brugg-Windisch als Schnittstelle für den Transfer von Wissen, Know-how und Entwicklungen von der Hochschule in die Unternehmen gegründet wurde, gab es im Alltag weder Laptops noch Handys und an den wenigsten Arbeitsplätzen standen Computer. Die Idee, Wissen und neue Ideen von der Hochschule in die unternehmerische Praxis zu tragen, war damals an sich eine Innovation. Nach fast 30 Jahren nachhaltigem Wirken hat sich diese Idee in der Praxis bewährt und FITT ist unterdessen gut vernetzt – auch mit Technologietransfer-stellen von anderen Trägern.
FITT vermittelt Wissen und frische Perspektiven
Die Königsdisziplin sind grössere
Forschungs- und Entwicklungspro-
jekte mit der FHNW oder / und weite-
ren Hochschulpartnern. Sie werden
nach Bewilligung mit Drittmitteln,
zum Beispiel der Kommission für
Technolo gie und Innovation (KTI)
des Bundes, gefördert. FITT berät
dann die Industriepartner über mög-
liche Hochschulpartner und Förder-
möglichkeiten. Mit den Fördermit-
teln werden grundsätzlich nicht die
Firmen direkt, sondern die Hoch-
schulpartner unterstützt. Dienstleistungsprojekte, also
kurzfristige Gutachten oder Analysen, werden meist in
Anspruch genommen, wenn es bereits brennt. Auch hier
vermittelt FITT schnell und unbüro-
kratisch die richtige Fachperson.
Der studierte Maschinenbau-Ingeni-
eur Krack bringt für seine Vermittler-
position an der Schnittstelle zwischen
(Fach-)Hochschule und Unter nehmen
beste Voraussetzungen mit. Er hat
lange Jahre mit verantwortungsvol-
len Aufgaben in der Unternehmens-
praxis gewirkt, bevor er 2000 als
Dozent an die Fachhochschule Win-
disch gewechselt hat. Seine Wurzeln
in der Praxis sind tief. Seine Begeis-
terung für die Wissensvermittlung
ist gross. Er lebt gleichsam die Ver-
netzung zwischen Wissenschaft,
Forschung und Lehre mit der unter-
nehmerischen Praxis. Sein Engage-
ment als Dolmetscher zwischen die-
sen Welten kommt zum Tragen,
wenn er für FITT bei den unterschiedlichsten Partnern
aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Lehre unterwegs
ist. Und man glaubt es ihm sofort, wenn er sagt: «Im
Moment habe ich den spannendsten und interessantes-
ten Beruf in meinem Leben.» (kk)
Eine spielerische Variante von Technolo-
gietransfer: Für das Museum Aargau auf
Schloss Lenzburg hatten Studierende
der damaligen HTL Brugg-Windisch den
Drachen «Fauchi» entwickelt und
gebaut; vergangenes Jahr haben Studie-
rende der FHNW dem lädierten «Fauchi»
ein neues Hightech-Innenleben
eingepflanzt.
Weitere Informationen zu FITT, den
Angeboten, dem Spektrum der Kompe-
tenzen und den Bedingungen für eine
Zusammenarbeit finden Interessierte
auf den Websites der beiden Partner
AIHK und FHNW. Stichwort FITT unter
www.aihk.ch oder www.fhnw.ch
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tz
FITT-Leiter Markus Krack in seinem Element: Er begeistert Studierende für die Praxis
und Unternehmen für kreative Ideen.
AIHK Aargauische Industrie- und HandelskammerAIHK MAGAZIN
Für Naturwissenschaft begeistern: Das MobiLabBruno Biberstein – MobiLab, das Mobile Lernlabor Natur und Technik, ist ein rollendes Labor mit einer Vielzahl von naturwissenschaftlichen und technischen Experimenten. Bepackt mit einer Vielzahl von hands-on-activities für Kinder der 4. bis 6. Klassen bringt das MobiLab für eine vereinbarte Zeit Staun-und-Lern-Gelegenheiten an die Primarschule. Der direkte Kontakt soll bei den Schülerinnen und Schülern Interesse und Motivation für Naturwissenschaften und Technik wecken. Getragen wird es durch den Verein MobiLab, finanziert durch Beiträge von Unternehmen, Stiftungen und Privaten. Betrieben wird das Labor von der Pädagogischen Hochschule der FHNW.
Nachwuchsförderung soll in der Primarschule beginnen
Fachkräftemangel
Der Kanton Aargau ist ein grosser Industriekanton. Pro-
minent vertreten sind Industrien im naturwissenschaft-
lich-technischen Bereich: grosse Firmen und viele KMU.
Seit einiger Zeit verzeichnen diese Betriebe Schwierigkei-
ten, genügend und kompetente Fachleute aus der
Schweiz zu finden. Eine verstärkte Nachwuchsförderung
ist deshalb angesagt.
Unsere Schülerinnen und Schüler erbringen gemäss PISA-
Studie gute Leistungen im Fachbereich Naturwissenschaf-
ten. Dennoch ist ihr Interesse am Fachgebiet und die
Motivation, eine entsprechende Berufslaufbahn einzu-
schlagen relativ gering. Offenbar gelingt es nicht sehr
gut, sie nachhaltig für Naturwissenschaften und Technik
zu begeistern.
Zu späte Antworten
Der Fachkräftemangel im naturwissenschaftlichen und
technischen Bereich hat unter anderem mit einer späten
Hinführung der Kinder auf diese Interessen zu tun. Kin-
der kommen heute zwar früh mit technischen Geräten in
Kontakt und verwenden diese mit grosser Leichtigkeit,
doch bleiben ihnen die Grundlagen der Technik fremd.
Der Lehrplan der Primarschule hat diese Problematik
vorläufig noch nicht integriert. Viele Lehrpersonen
trauen sich nicht zu, naturwissenschaftliche und techni-
sche Themen in den Unterricht einzubauen. So bleiben
die Kinder weitgehend auf Distanz zu diesen Fragen, die
ihnen in der Folge undurchdringlich zu sein scheinen.
Wenn die Kinder dann in der Sekundarstufe oder beim
Zeitpunkt der Berufswahl ankommen, sind ihre Selbst-
bilder zu den eigenen Fähigkeiten und Interessen weit-
gehend gemacht. Es ist dann reichlich spät und oft
erfolglos, Veränderungen erreichen zu wollen.
MobiLab zur frühen Förderung
Hier setzt das Mobile Lernlabor Natur und Technik an.
Technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge
müssen den Kindern möglichst frühzeitig, in ihrem lern-
fähigsten Alter zugänglich gemacht werden. Um die
Kinder für Technik und Naturwissenschaften zu begeis-
tern, ist es am wirkungsvollsten, wenn sie selbst durch
praktisches Tun Erfahrungen sammeln und damit Erfolge
erleben können. Die Begeisterung der Lehrpersonen und
Schlüsselerlebnisse der Kinder wecken Interesse und
Freude an naturwissenschaftlich-technischen Fragen.
Einen weissen Lichtstrahl in farbiges Licht zerlegen, einen
Mini-Heissluftballon bauen, eine unsichtbare Zauber-
Tinte für Geheimbriefe herstellen: Derartige Tätigkeiten
faszinieren die meisten Kinder. Spielerisch nähern sie sich
naturwissenschaftlich-technischen Phänomenen und
Erkenntnissen.
Das MobiLab wird Neugierde und Interesse von Kindern
an naturwissenschaftlichen Phänomenen und Fragen
fördern. Schülerinnen und Schüler werden Gelegenheiten
zum Tüfteln, Konstruieren und Staunen geboten, Aha-
Erlebnisse entstehen. Damit gewinnen Jungen und insbe-
sondere Mädchen mehr Selbstvertrauen bezüglich Natur-
wissenschaften und Technik. Aber auch ihre Lehrpersonen
werden profitieren.
Trägerschaft und Start
Das Labor wird vom gemeinnützigen, steuerbefreiten
Verein* MobiLab, einer Gruppe von Persönlichkeiten
aus Politik, Bildung und Wirtschaft getragen und vom
Zentrum Naturwissenschafts- und Technikdidaktik,
Prof. Dr. Peter Labudde, der Pädagogischen Hochschule
der FHNW entwickelt und betrieben. Die Bildungsdirek-
toren der Nordwestschweiz unterstützen das Projekt,
der alv Aargauischer Lehrerinnen- und Lehrerverband
macht im Verein aktiv mit. In den nächsten Wochen
startet der Aufbau des Labors. In der zweiten Hälfte
des Schuljahrs 2012 /13 soll das MobiLab zu den ersten
Schulen kommen.
MobiLab bringt Experimente und
Wissen der Naturwissenschaften zu den
Primarschülerinnen und Primar schülern
und weckt so ihr Interesse.
Bild
: FH
NW
«Durch praktisches Tun für die Naturwissenschaften begeistern»
* Verein MobiLab
c/o Bruno Biberstein
Kornweg 14, 5000 Aarau
PC 60-124846-7