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Heft 2. C H E M I S C H E REVUE. 9

rungen entsprach. Die auf den Apparaten er- mittelten Flammpunkte stimmten rnit den Ergebnissen des Apparates der Versuchs- anstalt gut uberein. Die hochsten Ab- weicliungen in den auf den verschiedenen Apparaten gefundenen Flammpunkten betrugen fur gleiche Oele 2 O, meistens. war die Ueber- einstimmung noch vollstandiger. Diese um- fang-reichen Versuchsreihen bestatigten die bei fiiiheren Untersuchungen gemachten Er- fahrungen iiber die Zuverliissigkeit der Ver- gleichsprufungen mit dem Penskyschen Appa- rat. Zwei Dampfcylinderole, die fur eine grossere Fabrik gepriift wurden, entfla.mmten im Penskyschen Apparat unter 140°. Auf Einspruch des Einsenders wurden die Ursachen fur diese auffallend niedrige Entflammbarkeit ermittelt. Es zeigte sich, dass die Oele im offenen Tiegel normal hoch d. h. zwischen 280 und 290° entflammten. Sie enthielten aber, wie die Destillation ergab, geringe Mengen leichter Petroleumfraktionen, die nach spaterem Zugestandniss des Einsenders von der Spiilung der Probeflaschen herruhrten und sich bei der Priifung im offenen Tiegel der Beobachtung entzogen hatten. Weniger befriedigend als die Priifung der Penskyschen Apparate verlief die Priifung eines Englerschen Viskosimeters. Das Ausflussrohrchen war um 0,03 mm zu eng und zeigte starke Bohrriefen. Die Auffiillmenge war urn 12ccm zu gross. Der Apparat gab urn 4-7°/0 ZLI niedrige Fliissigkeitsgrade.

Die abgegebenen Gutachten erstreckten sich auf die Beurtheilung von Cylinderolen fur Heissdampfmaschinen und Danipfcylinder,

die mit hohem Druck arbeiten, ferner auf die Begutachtung der Zollpflichtigkeit von Mineral- olruckstanden und Riickstanden der Fett- destillation. Ein fur eine Behorde abgegebenes Gutachten betraf die Frage, in wie weit ein Zusatz von Riibol den Wert eines Knochen- Gles als Rostschutzmittel beeinflusst und in wie weit das Oel wegen seines Gehalts an Rub01 und seines zu niedrigen Kaltepunktes als nicht bedingungsgemasses Knochenol an- zusehen sei.

Die wissenschaftlichen Arbeiten betrafen die schon oben envahnte chemische Unter- suchung der pechartigen Kiickstgnde der Destillation von Erdol, Braunkohlentheer und Steinkohlentheer, ferner den Nachweis von pflanzlichem Fett in thierischem Fett mittelst der Phytosterinprobe und endlich die zollamt- lich vorgeschriebene Priifung des Fliissigkeits- grades von MineraIolriickstanden bei + 45 Co. Zur Gewinnung reinen Phytosterins wurde Erbsenol durch Extraktion rnit Benzin aus Samen bereitet und das in diasem Oel reich- lich (bis uber 6°/0) vorhandene Phytosterin in bekannter Weise abgeschieden. Ferner wurden mit gutem Erfolge Versuche aus- gefiihrt, um den Gehalt an Seife in konsistenten Fetten, an Sikkativseife im Firniss in einfache; Weise durch direkte Titration der in Benzin- Alkohol oder Aether-Alkohol gelosten Fette

mit -Salzsaure zu bestimmen, und um pflanz-

liches bezw. thierisches Fett auch neben Mineral01 durch den Phytosterin- bezw. Cholesteringehalt zu erkennen.

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Ueber ,,Renovated" oder ,,Process"-Butter. Ein neues Product macht sich jet:zt auf

dem amerikanischen Buttermarkte sehr be- merkbar, namlich die ,,Renovated" oder ,,Pro- cess:L-Butter. Dieses Fabrikat, welches aus alter Butter hergestellt wird, erfi-eut sich jetzt eines guten Rides und hat den allgemeinen Butterverbrauch in Amerika sehr vergl-ossert. Hergestellt wird - das Produkt auf folgende Weise :

Alte Bauernbutter wird in grossen, runden, doppelwandigen Metallgefassen mit Dampf geschmolzen, wobei sich das Caseingel-innsel, Salz und Schmutz zu Boden setzen. Das iiber- Stehende Fett wird in andere ahnliche Gefasse

ubergefiihrt, hier mit Milch zusammengebracht und solange unter Durchblasen von Luft ver- riihrt, bis ein rahmartiges Gemisch entstanden ist. Dieses wird in Eiswasser abgekiihlt, wo es fest wird und eine der Butter ahnliche Structur erhalt. Die so regenerirte Butter wird aus dem Wasser herausgeholt, gesalzen und in Butterfassern hergerichtet. Die dern Butterfette zugesetzte Milch wird bald sauer, das CaseYn coaguliert und schafft auf diese Weise dern Product ein neues Gerinnsel. Die friiher geheim gehaltene Fabrication ist jetzt allgemein bekannt. Dass durch dieses . neue Product. dem Betruge im Butterhandel die

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Thiir geoffnet wird, ist leicht ersichtlich. ES ist daher von grosser Bedeutung, dass die Chemie auch hier der Falschung gleich einen Riegel vorgeschoben hat, indem sie Unter- scheidungsmerkmale zwischenfrischer undrege- nerirter Batter herausgefunden hat. Hieriiber berichten W. I-I. Hess und R. E. Doolittle in J. of. Am. Chem. SOC. 1900 No. 3. Ein Unter- schied lieat in dem Gerinnsel, welches bei reiner Butter aus dem Kahm, bei der ,,Reno- vated!'-Butter aus der Milch stammt. Das Rahm-Gerinnsel besteht aus unloslichen Pro- tei'nen, welche gelatink und nicht kornig er- scheinen, wahrend das in der Process-Butter befindliche hauptsachlich aus coaguliertem Casei'n besteht und flockig und kornig ist. Schmilzt man eine Probe Butter iiber ireier Flaxnme in einem kleinen Gefks, so zeigt sich bereits ein Unterschiecl: Bei reiner Butter tritt nur ein Schaumen ein, bei regenerirter ein Stossen und Spritzen, wie bei hlargarine-

butter, von deren Abwesenheit man sich vorher iiberzeugt hat. Schmilzt man eine grossere Probe Butter, giesst das Fett in ein anderes Gefass ab und den zuriickgebliebenen Satz, bestehend aus dem Gerinnsel, Salz und ?Vasser auf ein angefeuchtetes Filter und lasst durchlaufen, so findet man in dem mit Essig- saure angesauerten und aufgekochten Filtrat bei Anwendung von reiner Butter nur eine schwache Triibung, bei ,,Renovated"-Butter dagegen einen weissen, Aockigen Niederschlag von Albumin. Der Zusatz von Milch zu reinem Butterfett sollte endlich bewirken, dass das Verhaltniss von Casei'n zu Albumin in der ,,Process.'-Butter das gleiche wie in Milch ist, also etwa 9 : 1. In der That wurde auch ein Verhaltniss von 8,6 : 1 gefunden. Diese Zahlen wurden durch Stickstoff bestirnniungen nach Kjeldahl im Gerinnsel und in dern loslichen, durch Sauren 3us dem Filtrat abgeschiedcnen Albumin bestirnmt.

Korrespondenz. (Fiir den Inhalt ilieser Einsendungen iiberiiirnmt tlic Redaction keiiie Veraiatzco~~tz~ng.)

Bibl isheim, Elsass, 11, 1. 1901.

Hochgeehrter Herr Redakteur ! Seien Sie so freundlich und gestatten Sie

mir, mit einigen Worten meinem Hemi Fach- genossen, Dr. Aisinmnn, in Ihrer werten Zeitschrift entgegenzutreten.

Die SteIlungnahrne des Herrn Dr. Aisirirnan gegen rneinen Vortrag iiber ,,Herstellung von Schmierolen durch ConcentrationtL ist mirhochst unverstandlich. Ich habe in keiner IVeise be- hauptet, dass die vorgeschla,rrene Methode eine Erfindung-, oder rneine Erhndung sei. Ich habe sogar direkt diese Methode von der langst iiblichen Concentrationsmethode, welche in Schwefelsaurefabriken angewenclet wird, abgeleitet. - In meinem Vortrag handelte es sich iiberhaupt nur darum, zu beweisen, dass unsere Industrie bei der Herstellung von Schmierolen den Schwerpunkt der Arbeit in denResiduen suchen muss, aber nicht in den Dampfen, d. h. in den Fractionen der Destilla- tion, was im Allgemeinen bis jetzt nicht der Fall ist.

Nun findet aber Herr Dr. Aisinman, dass mein Vorschlag lange bekannt ist. Desto besser, wenn dern so ist! Damit sind aber meine Ausfiihrungen noch nicht entkraftet.

Zwar schreibt Herr Dr. Aisinman: ,,SO werden z. B. die Residuen paraffinfreier Roh- d e bereits als Schmierole in unverandertem

Zustande verwenclet. Um diesem Zweck dienen zu kijnnen, miissten sie aber gewissen An- forderungen in Bezug- 3uf Entflarnmungspunkt uncl Viscositat entsprechen.:' Und die Asplial- tene, verehrtester Herr College? Waruni haben Sie denn ubersehen, dass ich ausdriick- lich in rneinem Vortrage die Reinigung rler concentrirten Residuen niit Chernilralien em- pfehle? Eben, ich m6chte nicht empfehlen, Residuen ,,in unver5ndertem ZustandeLL als Schmierole fur Dampfmaschinen und Dampf- cylinder, welche ich in meinem Vortrage be- sonders beriicksichtigte, zu gebrauchen.

Auch Sie selbst scheinen dieser Frage gegenuber nicht gleichgiltig zu sein. Sie schreiben namlich weiter: ,,Da eine nachtrag- liche Raffination solcher hochviscoser Cylinder- ole ziernlich schwierig- und mit grossen Ver- lusten etc. - - verbunden ist." schwierig kann wohl die nachtragliche Raffination sein, aber was einern schwierig ist, kann wohl dem Anderen leicht sein.

Wenn Sie die Gute haben wollen, die Ur- sachen anzugeben, warum die ,,nachtragliche Raffination" Ihnen ziemlich schwierig erscheint, verspreche ich Ihnen, durch die geehrte ,,Che- mische Revlie" ein Raffinationsverfahren an- zugeben, welches die Sache ziemlich leicht rnacht und welches Sie anscheinend noch nicht kennen. Hochachtungsvollst

J. Berg.


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