Vortrag 02.02.2019 Aus- und Weiterbildung für sächsische Bienensachverständige im
Rittergut Limbach
Thema: Sanierungsmaßnahmen nach amtlicher Feststellung der Amerikanischen Faulbrut
2017-18 Landkreis Bautzen
Dr. Frithjof KoithanAmtlicher TierarztLandkreis Bautzen
Amerikanische Faulbrut ein Steckbrief• Amerikanische Faulbrut ist seit der
Antike bekannt (Aristoteles).• Der Erreger Paenibacillus larvae
wurde 1904 in den USA erstmals nachgewiesen (White).
• Es handelt sich um Brutkrankheit.• Grampostives Bakterium, das in der
vegetativen Form unregelmäßig verzweigte Ketten bildet.
• Größe: 2-5 µm lang 0,5-0,8 µm breit (1000 Mikrometer ≙ 1 Millimeter!)
• Wenn Bedingungen ungünstig für Wachstum werden, bilden sich Sporen (mehr als zwei Milliarden pro Larve).
• Sporen sind sehr widerstandsfähig (in sogenannten Faulbrutschorfen können die Sporen jahrzehntelang infektiös bleiben).
Klinische Diagnose:• Zelldeckel sind eingesunken.• Streichholztest oder Pinzettentest
bei abgestorbenen Larven:Es bildet sich ein Faden, wenn die Probe positiv ist.
• Optik: Das Brutbild ist lückenhaft.• Geruch: Gelegentlich kann man
Buttersäuregeruch wahrnehmen (Wird auch als Schweiß- oder DDR-Knochenleimduft beschrieben.)
• Laboruntersuchungen sind bei Wachs, Honig, Brut, toten Bienen und Gemüll möglich. Aber nur für die Untersuchung von Gemüllund Futterkanzhonig gibt es eine Beschreibung in der amtlichen Methodensammlung.
• Schlagmethode bei offener Brut ist neben der Streichholzmethode ein weiterer einfacher Test zur Diagnose.
Einflussfaktoren für die Verbreitung von Amerikanischer Faulbrut
• Alter der Brut zum Zeitpunkt der Infektion ist entscheidend !
• Bei eintägigen Larven reichen wenige Sporen zum Absterben der Larve.
• Ältere Larven sind nahezu immun.
• Ausbruch der AFB wird begünstigt durch:
• Räuberei• Fütterung mit
„Discounterhonig“• Hohe Bienendichte• unkoopertives Verhalten
der Beteiligten
Linkes Bild: lückenhaftes Brutbild
Nachweise des Vorkommens von Bacillus Larvae im Labor
Nach der Kultivierung von verdächtigen Kolonien im Schrägblutagar im Labor fallen die Geißeln ab und lassen sich, wie oben als sogenannte „Geißelzöpfe“ als mikroskopisches Präparat mit der Nigrosinfärbung nachweisen.
Die Geißeln dienen der Fortbewegung der vegetativen Form des Paenibacillus larvae. Die Bakterien können sich um sich selbst drehen aber auch zielgerichtet schwimmen
Der Imker kann helfen die Faulbrut einzudämmen:
• Zukauf von Völkern nur mit Gesundheitszeugnis!
• Desinfektion von Beuten und „Geschirr“ (kochende Natronlauge)
• Quarantäne von fremden Schwärmen !
• Futterwaben aus abgestorbenen Völkern nicht aufbewahren!
• Züchter können Eigenschaften „Bruthygiene“ und „Schnellfiltrierbarkeit“ fördern
• Regelmäßig Futterkranzproben einschicken…
• Verantwortungsvolles Wandern mit Bienen (Gesundheitszeugnis)
Infektionskreislauf im Volk
Sporen werden durch Futtertausch
im Volk verteilt
Ammenbienen infizieren junge
Larven
Larven sterben ab
Putzbienen entfernen Larven
und verteilen über das Haarkleid die
Sporen weiter
Bei zu hoher Larvensterblichkeit bilden
sich hochinfektiöse Schorfe, die ebenfalls von
Putzbienen bearbeitet werden
Infektion des Volkes
Räubernde Sammlerinnen tragen infiziertes Futter ein
Imker bringt mit Futterwaben aus (toten) infizierten Völkern
Sporen in das Volk
Welche Vorurteile gibt es?/Was ist Imkerlatein?
• Alle Völker sind belastet• Nur Bienen unordentlicher
Imker kriegen Faulbrut• Nur Importhonig ist schuld• Schwärme in hohlen Bäumen
sind unausrottbare Herde
• Altglascontainer mit Honigresten sind schuld
• Nur Imker mit der Bienenkiste sind schuld
• Unerfahrene Imker sind schuld…
• Nur Verbrennen und abtöten hilft…
ERIC II und ERIC Izwei Typen der AFB
Anz
ahl t
oter
Lar
ven
Verdeckelung der Zelle
Nach: Elke Gernersch
Eric I erzeugt durch späteren Tod der Larven die klassischen SymptomeEric II tötet die Larven früh, die Arbeiterinnen können Larven wegräumen-So ist meist keine Klinik sichtbar!
AFB 2017 - Zahl der Neuausbrüche nimmt ab aber es gibt Bereiche mit
gehäuftem Auftreten
Deutschlandkarten aus Programmanwendung TSN
Der Landkreis BautzenFläche:2.395,6 km² Stand 2017: 755 Bienenhalter, 6814 Bienenvölker (Quelle TSK),
Nachweise von Faulbrut in 2017
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Nr.1 April 2017: Wenige Sporen bei einem Imker mit 6 Völkern in Liegau-Augsustbad werden nachgewiesen, keine Klinik-daher nur Verdacht auf Faulbrut!Maßnahmen: Desinfektion von Beuten und strikte Wabenerneuerung. Im Juni waren Sporen eliminiert!!! In Umgebung waren 7 Imker negativ befundet worden!
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Nachweise von Faulbrut in 2017
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Nr.2 Mai 2017: Ein Imker, in Hoyerswerda mit 15 Völker fällt dadurch auf, dass 12 Völker eine positive Futterkranzprobe aufweisen (mit bis zu 50 koloniebildenden Einheiten). Es gab keine Klinik! Daher: Komplettsanierung aller Völker mit Kunstschwarm ! Im August verlief eine mikrobiologische Nachuntersuchung negativ! 6 weitere Imker in der Umgebung wurden negativ getestet.
Klinischer Nachweis bei Imker Nr.2
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Nachweise von Faulbrut in 2017
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Nr.3 Juni- August 2017: Ein Imker fällt durch massive Sporenbefunde Völkern auf! Nur bei zwei Völkern am Heimatstand tritt Klinik auf. Am 25.07. wird Faulbrut amtlich festgestellt. In der Folge wurden bei Imker Nr. 4 (30 Völker) und Nr.5 (10 Völker) ebenfalls klinische und mikrobiologisch Faulbrut festgestellt .
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Fadenziehende Masse gab es 2017 bei rund 700 untersuchten Völkern nur bei drei Imkern ( und 4 Völkern)
Strategie
• Imker Nr.3 wird angewiesen die infizierten Völker an zwei isolierten Standorten zu konzentrieren. Hier wurde Ende August 2017 Kunstschwarmsanierung durchgeführt.
• Nichtinfizierte Völker wurden in der Bergbaufolgelandschaft nördlich von Hoyerswerda gebracht!
• Aufräumaktionen dauerten im Herbst an. Nachbeprobungen: Ende des Jahres 2017!!!
• Sperrgebietsuntersuchung und Kontaktimkern von rund 40 Imkern in und um Hoyerswerda…
Strategie
• Imker 2 wird zur Überprüfung Ende 2017 noch mal beprobt und war „komplett negativ“!
• Ziel für 2018: Kunstschwarmsanierung der beiden Imker mit klinischer Faulbrut. Dann könnte Tilgung der Faulbrut in ganz Hoyerswerda gelungen sein!
• Falls Probleme mit Imker 3 : Abschottung zu anderen Imkern und weitere Maßnahmen!
Erster Tag der Sanierung am 18.08.17 mit Hilfe von freiwilligen und dem
Brandenburger Bienengesundheitsmobils
Deckel aus Pressspanplatten halten der Natronlauge nicht stand und müssen
erneuert werden! (Grenzen des Materials)
Nach der Kunstschwarmbildung hat sich der Bienenflug nach kurzer Zeit gegen 11:45 Uhr wieder auf Normalmaß reduziert!
…. die wieder eingefangen werden müssen ! Glücklicherweise kühlt es von 20 °C bei
Dauerregen auf 12°C, so dass keine Räuberei entsteht und die Schwarmtendenz weniger wird!
Nicht zu sanierende Hinterbehandlungsbeuten und kaputte Deckell müssen verbrannt werden: Zitat
Imker unten: „Eine ÄRA geht zu Ende!“
Strategie für 2018
• Sanierung aller betroffenen Imker mit Kunstschwarmverfahren in Hoyerswerda mit Beginn der Kirschblüte! (nach derzeitigem Stand zwei Stück)
• Hierbei werden die Erfahrungen vom Vorjahr genutzt.• Engmaschige Nachbeprobung der sanierten Imker!• Weitere Sensibilisierung der Imker, Vereine und
Bienensachverständigen für das Thema!• Sanierung mit Freiwilligen hat sich bewährt und soll
zukünftig fortgesetzt werden! Erfahrung der Beteiligten kann weitergegeben werden!
Regeln für das Verbringen von Bienen für 2018 im Landkreis Bautzen:
• Imker, die Bienen verkaufen wollen, eine Trachtquelle in einem anderen Landkreis oder eine Belegstelle mit ihren Bienen anwandern wollen, müssen neben einer klinischen Untersuchung zusätzlich amtlich erhobene, negative Futterkranzproben Ihrer Völker erbringen und der zuständigen Veterinärbehörde vorlegen!
• Es gilt § 5 Absatz 1 Bienenseuchenverordnung: Bei Wanderungen innerhalb des eigenen Landkreises muss der Imker dies dem LÜVA Bautzen mitteilen !!! Die Behörde hat Kenntnisse zur Seuchenlage: Neben den aktuellen Sperrbezirken, die unter keinen Umständen angewandert werden dürfen, gibt es auch Bereiche, in denen die Faulbrut nicht amtlich festgestellt wurde, aber ein mikrobiologischer Nachweis von Sporen vorliegt- eine Veröffentlichung erfolgt in diesem Fall nicht! Hierhin will sicher kein Imker wandern!!!
• § 5a Bienenseuchenverordnung: Am Wanderbienenstand muss ein Schild mit dem Namen, der Anschrift sowie der Zahl der Bienenvölker in deutlicher und haltbarer Schrift angebracht sein.
Der neuaufgetretene Fall konnte zeitnah saniert werden, weitere Standorte mit mittlerem Sporennachweis wurden durch
Kunstschwarmverfahren saniert
Kunstschwarmsanierung
Natronlauge Einsätze
Mindestens10 Stück in 2018 im
Landkreis Bautzen!Arbeitsschutz:Schürze und Gesichts-Visier fehlen!
Eckdaten im Landkreis Butzen zur AFB 2018
• Im Gebiet der Faulbrutsperrbezirke wurden rund 1800 Bienenvölker untersucht ( manche bis zu dreimal!)
• Imker im Sperrbezirk alle untersucht (48 Stück davon 41 negativ)• 7 Imker hatten im Frühjahr 2018 noch positive Befunde (aber alle
mit kleinen und mittleren Werten)• Ausbruchsimker wurden 3 mal untersucht:
am Ende des Sommers noch vier Imker mit 7 positiven Befunden (alle unter 5 KBE) drei Imker haben betroffene Völker freiwillig abgetötet – diese vier Imker müssen noch weiter in 2019 beobachtet werden ( Wabenerneuerung/totale Brutentnahme) Im September 2018 wurde Sperrbezirk aufgehoben (Verdacht bleibt bestehen- engmaschige Beprobung läuft weiter) Letztlich sehr positive Entwicklung!
Was war schwierig? Was war schwierig?
• Einwanderung ohne Zeugnis • Umliegende Imker anfangs nicht informiert• Abwanderung ohne Bescheid zu sagen…• Futterwaben wurden teilweise doch wieder aufbewahrt…• Alte Bienenstände müssen immer noch beräumt werden-
bienendicht halten ist schwierig- Verbrennung in 2019?• Alte Imker entwickeln gefährlichen Fatalismus und glauben nicht an
Bekämpfung – Sie können alleine keine Desinfektion durchführen.• Überwachung stößt an Grenzen.• Faktor Mensch hemmt die systematische Bekämpfung.• Immer wieder falsche Anschuldigungen werden erhoben !
Positive Erlebnisse!!!
• Engmaschige Begleitung schafft Vertrauen bei den Imkern.
• Empathie und lange Gespräche zahlen sich aus, denn nur wer sowohl rational als auch emotional erreicht wird, ist zu Kooperation bereit!(verstecken, schwindeln, lästern und Misstrauen hielt sich jedenfalls in Grenzen)
• Die Kooperation mit Presse, Polizei, Feuerwehr, Vereinen schafft Synergien!
• Die Imker untereinander haben sich oft geholfen!• Erfahrung erleichtert vieles- man reagiert gelassener-
Von einer Spore im Futterkranz geht die Welt nicht unter! Trotzdem muss die Sanierung fortgesetzt werden.
Gutes Erwachen 2019
Dr. Frithjof KoithanAmtlicher Tierarzt Landkreis [email protected] 39210
Rechte an Fotos und Zeichnungen: Dr. Frithjof Koithan