Datum: 29.09.2016
Millionär / Das Anlegermagazin 8021 Zürich043/ 444 59 00
Medienart: PrintMedientyp: PublikumszeitschriftenAuflage: 36'290Erscheinungsweise: 5x jährlich
Themen-Nr.: 721.028Abo-Nr.: 1056513Seite: 52Fläche: 221'205 mm²
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ARGUS der Presse AGRüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 ZürichTel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01www.argus.ch
Argus Ref.: 62903090Ausschnitt Seite: 1/5
WEIN
Die Kostenvon Weinund waser kostetVon zwei, drei Euro bis zu Tausenden von Franken:Der Preis für eine Flasche Wein variert extrem stark.Was kostet eine Flasche Wein tatsächlich, undweshalb sind manche Flaschen unvernünftig teuer?
AUFWAND WEINLESEPRO HEKTAREFLACHES GELÄNDE:
250 BIS 300STUNDEN
ANSTELLE IM STAHL-FASS IM BARRIQUEAUSGEBAUT:
PLUS 3
PFRANKENPROFLASCHE
AUFWAND WEINPRO HEKTAREFLACHES GELÄN
250 BISSTUND
ESE
ANSTELLE IM STAHL-FASS IM BARRIQUEAUSGEBAUT:
PLUS 3FRANKENPROFLASCHE
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TEXT: CHARLOTTE PAUK
inen guten teuren Wein zu kaufen, istkeine Hexerei. So ist etwa der BurgunderRomane Conti La Tache, Jahrgang 2001,für 1980 Franken im Internet zu finden.Oder der Chäteau Cheval Blanc 1er
Grand Cru Classe 2009 aus dem Bordeaux für 1500Franken. Das Gegenteil, Weine für wenige Franken, istin jedem Discounter zu erstehen. Was darf eine FlascheWein denn kosten? Und was muss sie mindestenskosten? Aus wirtschaftlicher Sicht sollte eine FlascheWein mindestens so teuer sein, dass die Herstellung desWeines sowie zusätzlich anfallende Kosten für den Ver-trieb und Transport gedeckt sind. Idealerweise kostet
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sie etwas mehr, damit auch ein Gewinn erzielt wird.
Unbeeinflussbare FaktorenDie Produktionskosten für eine Flasche Wein bei rund10 bis 18 Franken anzusetzen, wie dies die Preise in denVerkaufsregalen suggerieren könnten, greift hingegenzu kurz. Zu gross sind die Unterschiede schon derjeni-gen Einflussfaktoren, die der Weinbauer nicht beein-flussen kann. Hierzu zählt etwa die Lage: Während ineinem Rebberg in einem flachen Gelände beispielswei-
se im Kanton Genf die meisten Arbeiten maschinellerledigt werden können, ist in den steilen Hanglagen imwaadtländischen Lavaux oder in den kleinen Terrassen-
AUFWAND PROHEKTARE WEINLESEIN STEILEM GELÄNDE:
1200 BIS1500STUNDEN
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parzellen im Wallis mühsame und zeitaufwendigeHandarbeit angesagt. Für eine flache Rebparzelle voneinem Hektar muss mit einem Aufwand von rund 250bis 300 Stunden gerechnet werden, dieselbe Fläche inder Steillage verschlingt 1200 bis 1500 Arbeitsstunden.Gerade in der Schweiz, wo die Lohnkosten im Rebbergmit rund 19 bis 31 Franken pro Stunde stärker zu Bucheschlagen als im Ausland, wirkt sich dies auf die Produk-tionskosten aus. Ein Praktikant erhält für die Ernte inFrankreich rund 9 Euro, noch geringer sind die Löhnein Übersee. Auswirkungen auf die Kosten hat auch dieGrösse der Parzelle: In der Schweiz sind die grossenflachen Parzellen klein im Vergleich zu grossen Parzel-len in Argentinien, Kalifornien oder in Deutschland.Die Maschinen müssen dort im Rebberg weniger oft
wenden und erledigen damit die Arbeit schneller, waswiederum niedrigere Kosten zur Folge hat.
Einen Einfluss hat auch die angepflanzte Trauben-sorte. Bei Chasselas-Trauben kann der Weinbauer füreine gute Qualität 1,2 Kilogramm Trauben pro Quadrat-meter am Weinstock hängen lassen. Dies ergibt rundeine Flasche Fendant mit einem Inhalt von 0,75 Litern.Für eine vergleichbare Qualität eines Petit-Arvine musser den Traubenbehang aber auf etwa 500 Gramm proQuadratmeter verringern. Der Weinbauer hat alsoeinen kleineren Ertrag und einen eher grösserenAufwand, womit auch die Kosten höher ausfallen.
Unterschiede in der VinifizierungSind die Trauben geerntet und im Keller angelangt, sinddie Variationsmöglichkeiten noch vielfältiger.Dies kann auf der Kostenseite zu einem Unterschiedvon 10 bis 15 Franken führen, wie Jean-Marc Amez-Droz von Swiss Wine Promotion sagt. Wird der Wein imkleinen Holzfass, also im Barrique, ausgebaut, verteuertsich die Flasche Wein um knapp 3 Franken. Ausserdemverflüchtigen sich bei dieser Methode rund 3 bis 5Prozent des Weines - Geld, das sich vor dem Verkauf inLuft auflöst.
Teilweise bauen die Winzer auch Trauben derselbenSorte aus der gleichen Parzelle unterschiedlich aus, umverschiedene Kundensegmente zu bedienen. So produ-ziert beispielsweise Wehrli Weinbau in Küttigen ausPinot noir eine sogenannte Gastrolinie in Halbliter-flaschen. Für diese Linie erhitzt Peter Wehrli dasTraubengut in der Gärung leicht. Aus derselben Parzellestellt er auch einen Wein für die 0,75-Liter-Flasche her,für den er eine normale Maischegärung macht. Diese
dauert länger, ist arbeitsintensiver und das Risiko vonFehlentwicklungen ist höher als mit der Erhitzung.Logischerweise schlägt sich das im Preis nieder.
Der Verein Agridea zur Entwicklung der Landwirt-schaft und des ländlichen Raumes hat in der aktuells-ten Aufstellung die Produktionskosten im Weinkellerfür die Rotweinbereitung ohne Barriqueausbau aufknapp 5 Franken pro Flasche berechnet. Die Hälftedavon entfällt auf den Arbeitsaufwand. Nicht inbegrif-fen in den 5 Franken sind die Investitionskosten - etwafür die Presse, die Pumpen, die Arbeits- und Lager-gebäude, die Tanks - sowie für Abschreibungen, Zins-und Versicherungskosten.
Die Rolle des MarketingsWer einen qualitativ höherstehenden Wein produzierenwill, betreibt zumeist einen höheren Arbeitsaufwandim Weinkeller und auch im Rebberg. Dieser kann lautSchätzung von Amez-Droz in der Schweiz Produktions-kosten von bis zu rund 40 Franken verursachen. Dochwie kann - um in der Schweiz zu bleiben - beispiels-weise der Preis von 120 Franken für einen Pinot noir vonGantenbein aus der Bündner Herrschaft erklärtwerden? Marketing, lautet die Antwort. Das WinzerpaarMartha und Daniel Gantenbein hat sich mit seinemWein über Jahrzehnte auch im Ausland einen Namen
geschaffen und so eine weltweite Nachfrage generiert.«Es verdient Anerkennung, wenn es ein Winzer schafft,seine Weine für mehr als 60 Franken zu verkaufen»,honoriert dies Wehrli. Auch für Amez-Droz ist es eineFrage der Profilierung. Allerdings gebe es in derSchweiz auch andere gute Weinproduzenten - vor allemauch jüngere Winzer, die Weine in vergleichbarerQualität erzeugen würden. «Teilweise verzichten sieaber aus Überzeugung auf hohe Preise, wie dies etwaMarie-Therese Chappaz aus dem Wallis tut, oder siesind weltweit weniger bekannt», gibt er zu bedenken.Insgesamt sei heute aus der Schweiz eine breitere Palet-te von Weinen mit Preisen über 40 Franken erhältlichals noch vor 30 Jahren. Dies sei einerseits mit der besse-ren Qualität, aber auch mit dem höheren Bekanntheits-grad der Winzer zu begründen, meint Amez-Droz.
In keinem Verhältnis zu den Produktionskostenstehen die Weinpreise von weltbekannten Gütern ausdem Burgund oder aus Bordeaux. Sie blicken meist aufeine jahrhundertelange Tradition und auf ein lang-jähriges Vermarktungsnetz zurück. Im Bordeauxerzeugen die Grand-Cru-Chäteaux allerdings nur rund
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2 Prozent der gesamten Weinmenge. Dass die grosseMasse der Bordeaux-Weine zu einem viel geringerenPreis erhältlich ist, wird oft vergessen. Wechselt derBesitzer eines der renommierten Weingüter, bleibt derKaufpreis meist ein Geheimnis. Dass die finanzkräftigeKäuferschaft die Zinsen für die Finanzierung oder fürdas gebundene Kapital auf den Flaschenpreis aufrech-net, ist ihr nicht zu verübeln.
Der individuelle subjektive Wert des WeinesZur Frage, wie viel eine Flasche Wein kosten darf,gesellt sich diejenige nach dem subjektiven Wert einerFlasche Wein für den Käufer. Das bestimmt dieNachfrage und ist bei den renommierten Weingüternder grösste Preistreiber. Nicht zuletzt wird diesangeheizt von Bewertungssystemen wie WineSpectator, Gambero Rosso oder Parker, die wiederumvorwiegend die Weine bereits bekannter Güterbewerten. Daran orientieren sich nicht nur diejenigenKäufer, die ihrem eigenen Weingeschmack wenigvertrauen, sondern auch die Statussymbol-Käufer undWein-Spekulanten. Im Gegensatz zu andern Luxus-artikeln kann das Angebot an hochklassierten Weinennicht vergrössert werden. Deshalb schlägt die Nach-frage ungebremst auf den Preis.
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Riesige UnterschiedeProduktionskosten im schweizerischen Weinbau in Franken pro Hektar
Nichtmechanisiert
Leichtmechanisiert
Starkmechanisiertmit Kleintraktor
Starkmechanisiert
mit Hochtraktor '
Zins des Rebbergkapitals 4553 3960 2520 2752
Abschreibung Rebbergkapital 7974 6383 5059 5630
Handarbeit 30952 21007 11335 13899
Mechanisierte Arbeit u. Lohn-Arbeit 2917 3320 4417 2421
Hilfsstoffe (Dünger. Pflanzenschutz) 1881 2021 1788 2067
Allgemeine Unkosten 4793 2056 2298 2324
Verwaltungskosten 1000 1000 1000 1000
Zins des umlaufenden Betriebskapitals 556 373 279 283
Total Produktionskosten 54 626 40129 28 732 30 376
11BER DIE REBZEILEN: QUELLE: AGRIDEA: PRODUKTIONSKOSTEN IM WEINBAU, WIRTSCHAFTLICH-TECHNISCHE ERGEBNISSE 2014
Riesige UnterschiedeProduktionskosten im schweizerischen Weinbau in Franken pro Hektar
Nichtmechanisiert
Leichtmechanisiert
Starkmechanisiertmit Kleintraktor
Starkmechanisiert
mit Hochtraktor
Zins des Rebbergkapitals 4553 3960 2520 2752
Abschreibung Rebbergkapital 7974 6383 5059 5630
Handarbeit 30952 21007 11335 13899
Mechanisierte Arbeit u. Lohn-Arbeit 2917 3320 4417 2421
Hilfsstoffe (Dünger, Pflanzenschutz) 1881 2021 1788 2067
Allgemeine Unkosten 4793 2056 2298 2324
Verwaltungskosten 1000 1000 1000 1000
Zins des umlaufenden Betriebskapitals 556 373 279 283
Total Produktionskosten 54 626 40129 28732 30376
'ÜBER DIE REBZEILEN, QUELLE: AGRIDEA: PRODUKTIONSKOSTEN IM WEINBAU, WIRTSCHAFTLICH-TECHNISCHE ERGEBNISSE 2014
LOHN DERERNTEHELFERIN DER SCHWEIZ:
BIS ZU 31FRANKENPROSTUNDE
LOHN DERERNTEHELFERIN FRANKREICH:
9 EUROPROSTUNDE