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Drogen und Drogennachweisverfahren in der forensischen Toxikologie
Schematische Darstellungen u.a. mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers Mahsan Diagnostika Vertriebsgesellschaft mbH
Dr. rer. hum. Ricarda KeglerChemikerinLeiterin Arbeitsbereich Forensische Toxikologie / BlutalkoholuntersuchungsstelleInstitut für Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Rostock
Rostock, 11.12.2015
Universitätsmedizin RostockRostock, 11.12.2015
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Agenda
Einführung
Rechtliche Grundlage
Drogenmarkt
Drogen
Differentialdiagnostik
Nachweismöglichkeiten
Fallbeispiele
Universitätsmedizin Rostock
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Einführung
Institut für Rechtsmedizin:
q Gerichtsärztlicher Dienst
q Forensische Genetik
q Forensische Toxikologie
q Blutalkoholuntersuchungsstelle
q …
Rostock, 11.12.2015
Forensische Toxikologie:q Untersuchungen von Blut-, Urin- und Haarproben hinsichtlich einer möglichen
Aufnahme von Alkohol, BtM, Medikamenten und Giften im Rahmen von
polizeilichen Kontrollen
q Untersuchungen von humanem Sektionsmaterial hinsichtlich der Klärung von
Todesursachen (Leichentoxikologie)
q Untersuchung von Stoffproben zur Identifizierung von anhaftenden Substanzen
Universitätsmedizin Rostock
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Rechtliche Grundlage
Rostock, 11.12.2015
Gesellschaftlicher Auftrag der Forensischen Toxikologie ergibt sich aus:
q §§315c, 316 StGB (Rauschmittel im Straßenverkehr)
q §24a StVG (Drogenverbot im Straßenverkehr)
q §46 in Verbindung mit §14 FeV (Klärung von Eignungszweifeln bei BtM-
Konsum; Fahrerlaubnisverordnung)
q Rechtsvorschriften zur Geschäftsfähigkeit und Verhandlungsfähigkeit vor Gericht
und zur Schuldfähigkeit (§§20, 21 StGB), insofern sie in Zusammenhang mit
Wirkstoffeinflüssen stehen (§330a StGB)
q § 91 Strafprozessordnung (Leichentoxikologie bei Vergiftungsverdacht)
q Straftatbestand Vergiftung (lebende Personen, versuchter/vollendeter Mord,
Suizid)
q Betäubungsmittelgesetz (BtMG)
q Abstinenznachweis für Alkohol, Drogen, Medikamente (z.B. Führungsaufsicht,
BWH, Sorgerechtsstreitereien)
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Legaler und illegaler Drogenmarkt
Rostock, 11.12.2015
Cannabis
Marihuana
Haschisch
SCHWARZMARKT
Betäubende Stoffe
Morphin
Heroin
Opiate KetaminOpioide
(Methadon)
Aufputschmittel
Amphetamin Methamphetamin
Cocain
Crack
Schnüffel-stoffe
Lösungs-mittel
WEISSERMARKT
Tabak
Purin-Drogen
(Coffein)
Genuss-mittel
Alkohol
Hypnotika(Schlafmittel)
Beruhigungs-mittel
(Sedativa)
Aufputschmittel(Psychotonika)
Schmerzmittel(Analgetika)
Arzneimittel
Halluzinogene
AtropinLSDPsilocinDESIGNERDROGEN
MDEA
MDMACathinone
synthetischeCannabinoide
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Der Drogenkreis
Rostock, 11.12.2015
Methamphetamin
Amphetamin
Ecstasy
LSD
MescalinPsilocin
CannabisTranquilizer
Benzodiazepine u.a.
Alkohol
Heroin
MethadonMorphin
Psychostimulantien / Entaktogene
Halluzinogene
Cocain
EuphorikaAnalgetikaNarkotika
Sedativa / Hypnotika
Cathinonesynth.
CannabinoideGHB
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Cannabis
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HerkunftCannabis sativa (indischer Hanf)
Marihuana (Blätter, Blüten, Stengel) "Gras"
Haschisch (Harz der Laubblätter) "Hasch"
Wirkstoffe80 psychoaktive Substanzen (Cannabinoide)
Hautwirkstoff: ∆9-Tetrahydrocannabinol (THC)Anwendung
rauchen (kiffen), Joints
kauen bzw. schnupfen Gefahren / Risikenpsychische Abhängigkeit
verzögerte Rauschzustände
amotivationales Syndrom
Cannabis - Psychosen
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Cannabis
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O
OH
CH3
O
OH
CH2OH
O
OH
COOH
THC THCOH THCCOOH
Hauptwirkstoff des Cannabis
aktiver Metabolit inaktiver Metabolit
akkumuliert im Blut wegen sehr langer Halbwertszeit
THC ist ein Marker für den aktuellen Konsum!
THCCOOH im Blut ist ein Marker für massiven und chronischen Konsum!
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Cannabis
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160
020406080
100120140
0 20 40 60 80„High“- Gefühl [%]
CTH
CPl
asm
a[n
g/m
L]
Ø keine lineare Konzentrations-Wirkungsbeziehung
Ø Cannabiswirkung kann noch vorliegen, auch wenn nur noch wenig THCim Blut vorhanden ist
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Amphetamin (Speed)
Rostock, 11.12.2015
Wirkungentaktogen (Herabsetzung von Hemmschwellen)
aufputschend
stimulierend Anwendung„Linie ziehen“à weißes Pulver
als Tabletten (Methamphetamin,
Ecstasy)Gefahren / RisikenUnerwünschte Emotionen (Aggressivität)
Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit
Leistungs- und Antriebsminderung
Depressionen
Temperaturerhöhungen
Erschöpfung bis Kollaps und Tod
N H 2
C H 3
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Methamphetamine
Rostock, 11.12.2015
Wirkungentaktogen (Herabsetzung von Hemmschwellen)
halluzinogen
euphorisierend
geringe aufputschende Wirkung
Gefahren / RisikenUnerwünschte Emotionen (Aggressivität)
Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit
Leistungs- und Antriebsminderung
Depressionen, Verwirrtheit
Muskelzittern, Brechreiz
Erschöpfung bis Kollaps und Tod
NH
CH 3
CH 3
NH
CH3
O
O
CH3
NH
CH3
O
O
CH3
C H3
O
O
NH2
Methamphetamin:
MDMA:
MDEA:
MDA:
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N
O O
OOCH3H3C
Cocain
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HerkunftBlätter des Kokastrauches
WirkstoffeCocain HCl („Koks, Schnee“)
Cocain + Natriumbicarbonat
("Crack, Free Base“)Anwendung
„Linie ziehen“ (koksen)
rauchen (Crack)
selten spritzen
selten trinken (in Alkohol gelöst)
Gefahren / RisikenAngstzustände, Suizidgefahr
Überempfindlichkeit (Cocainschock)
akute Cocainvergiftung (Krampfanfälle, Tod)
Cocainismus (körperlicher Verfall,
Psychosen)
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Cocain
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Hauptmetabolismus von Cocain:
N
O O
OOCH3H3C
N
O O
OOHH3C
N
OH
OOCH3H3C
Cocain
Benzoylecgonin
Ecgoninmethylester
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Opiate
Rostock, 11.12.2015
HerkunftSchlafmohn (Papaver somniferum)
Milchsaft der angeritzten Kapseln (Opium)
Mohnkapseln, Mohnsamen WirkstoffeMorphin, Codein, Papaverin,
HeroinAnwendung
spritzen
rauchen (Rauchopium)
inhalieren (erhitzen)Gefahren / Risiken
psychische/physische Abhängigkeit
ausgeprägtes Entzugssyndrom
allgemeine Abwehrschwäche gegen
Infektionen
Fixer-Risiken (AIDS, Hepatitis)
tödliche Überdosierung
Wirkungglückhafte mystische Versenkung
Euphorie
schmerzlindernd, sedierend
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Opiate
Rostock, 11.12.2015
O
Ac O
Ac O
N
Heroin
O
HO
Ac O
N
6-MAM Morphin
O
HO
HO
N
Codein
H3CO
O
Ac ON
Hauptmetabolismus von Heroin:
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Lysergsäurediethylamin (LSD)
Rostock, 11.12.2015
HerkunftMutterkornpilz Anwendung
essen
in Lösung trinken
Gefahren / Risikendrogeninduzierte Psychosen
Panik, Todesangst (horror trip, bad trips)
Handlungen bei völligem Kontroll-
verlust
Flashbacks
Suizidtendenzen
Wirkungstarke Halluzination
verändertes Ich-Erleben
sprunghaftes Umschalten von
Empfindungen
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mexikanische Rauschpilze (Psilocybearten)
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HerkunftMittel- und Nordamerika
Südeuropa
AnwendungGenuss der rohen Pilze
Wirkstoffe Psilocybin, Psilocin
(stark schwankende Gehalte!)Wirkung
LSD-ähnlich (200 fach schwächer)
Verzerrung von Raum und Zeit
Halluzinationen
gute Resorption
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Stechapfel, Engelstrompete, Tollkirsche
Rostock, 11.12.2015
Herkunftbestimmte Nachtschatten-
gewächse
Atropin, Scopolamin als
Wirkstoffe
Anwendungrauchen
heißer Aufguss
Gefahren / RisikenInduktion schizophrenieähnlicher
Episoden
Beeinträchtigung wichtiger Körper-
funktionen (Herztätigkeit)
Überdosierung: Tod durch Atemlähmung
Wirkungausgeprägte erregende und hemmende Wirkung
HalluzinationenVerwirrtheitszustände
(bis zu einigen Tagen)
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„K.O.-Mittel“
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Gruppe Substanzen
Antihistaminika Diphenhydramin
Benzodiazepine Diazepam, Nordazepam, Flunitrazepam
Neuroleptika Haloperidol Clozapin
Narcotika Ketamin
γ-Hydroxybuttersäure GHB, GBL
α-Rezeptorenblocker Clonidin
Barbiturate Phenobarbital, Hexobarbital
+ Alkohol !!!
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GHB
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Herkunftim Körper entsteht es aus
GBL (Prodrug) oder im Rahmen
des ketotischen Stoffwechsel-
kreislaufes
AnwendungPartydroge
„Liquid Ecstasy“à „K.O.-Tropfen“
Gefahren / RisikenVerlust des Erinnerungsvermögens
Verlust der Kontrolle über den eigenen
Körper
Wirkunganregend, entaktogen
sedierend
narkotisierend
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Cathinone („Bath Salts“), synth. Cannabinoide (Spice)
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Herkunftsynthetische Verbindungen
häufig aus „Kellerlaboren“
Asien, China, Amerika
AnwendungAusprobieren neuer Drogen
teilweise Partydrogen
(Ersatzdrogen: Methylon für
Ecstasy)
Gefahren / Risikennicht vorhersagbar aufgrund von
unbekannten Zusätzen (Pestizide etc.)
Wirkungnicht vorhersagbar aufgrund meistunbekannter Wirkstoffe und Nebenprodukte
bei deutlich geringeren Mengen/ Konzentrationen meist deutlich verstärkte Wirkungen zu „klassischen“ Drogen
Methylon:
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Chronischer Drogenkonsum
Rostock, 11.12.2015
Umfang des Konsums Dauer der Abhängigkeitsentwicklung
Grad der Abhängigkeit
1.Stadium: Drogenmotivation
Ø wechselnde Drogen
Ø keine festen Konsumgewohnheiten
2. Stadium: Drogenerfahrung
Ø Erlernung der psychotropen Effekte ist abgeschlossen
Ø Erweiterung des „Erfahrungshorizontes“
Ø (ritualisierter) Gruppenkonsum
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Chronischer Drogenkonsum
Rostock, 11.12.2015
Umfang des Konsums Dauer der Abhängigkeitsentwicklung
Grad der Abhängigkeit
3.Stadium: Drogenbindung
Ø psychische Abhängigkeit
Ø Konsum zur Entspannung bzw. Konfliktlösung
4. Stadium: Drogenkonditionierung
Ø physische und psychische Abhängigkeit mit vegetativen
Symptomen
Ø Konsum zur Vermeidung von Entzugssymptomen
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Chronischer Drogenkonsum
Rostock, 11.12.2015
organische Folgeschäden:
Ø Einstichstellen
Ø Schleimhautatophien
Ø Hautkratzer und Narben
Ø Leberschäden
Ø Ernährungs- und Pflegezustand
psychopathologischer Status:
Ø nachlassende Aktivität und Spontaneität
Ø Motivationsverlust
Ø „Sich-selbst-aufgeben“
Ø drogenbedingte Persönlichkeitsveränderungen
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Chronischer Drogenkonsum - Drogentod
Rostock, 11.12.2015
Definition Drogentod (laut BKA):
... alle Todesfälle, die in einem kausalen Zusammenhang mit dem
missbräuchlichen Konsum von Betäubungsmitteln oder als
Ausweichmittel verwendeter Ersatzstoffe stehen...
Ø Überdosierung (beabsichtigt, unbeabsichtigt)
Ø Todesfälle infolge langzeitigen Missbrauches: Hepatitis, AIDS,
Leberzirrhose
Ø Suizide unter Drogeneinfluss
Ø tödliche (Verkehrs)Unfälle
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Differentialdiagnostik bei Vergiftungen
Rostock, 11.12.2015
Symptomatik Differentialdiagnostik Vergiftung
Differentialdiagnostik Krankheit
Kopfschmerz CO, CO2, hang over Migräne, Depression, Hypertonie, Hirntumor
Erbrechen, Durchfall Schwermetallsalze, Ätzgifte
Gastritis, Appendizitis "Lebensmittelvergiftung"
Bewußtseinsstörung, Koma
Alkohol, Hypnotika, Sedativa, Kälte, CO
Kreislaufdepression, metabol. Koma
Pupillen-Verengung
Opioide, Organophosphate
Erkrankungen des ZNS, Urämie
Pupillen-Erweiterung
Belladonna-Gruppe, Alkohol, best. Drogen
Schock, Koma
Delirium Alkohol, Drogen Psychotische Zustände, Hyperthermie
Krämpfe Zyanide, Strychnin, Ammoniumsalze
Tetanie, Hyperkapnie
Zyanose Methämoglobinbildner (Nitrite, Paraquat)
Ventilationsstörungen, kardiale Dekompensation
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Vergiftungsverdacht
Rostock, 11.12.2015
Definition Gift:Jeder chemische Stoff, der durch seine toxische Wirkung vorübergehende oder bleibende Gesundheitsschäden bis hin zum Tode verursachen kann. (Beachte: Paracelsus)
Konstellationen aus kriminalistischer Sicht:Ø absichtliche Fremdbeibringung (Giftmord)Ø absichtliche Selbstvergiftung (Suizid, Missbrauch, Selbst-
schädigung)Ø unbeabsichtigte Vergiftung: Ø Privatbereich (z.B. neugierige Kinder, Haushalt)Ø gewerblich (Meldepflicht)Ø Vergiftung durch Arzneimittel (z.B. falsche Verschreibung oder
Dosierung)
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Vergiftungsverdacht
Rostock, 11.12.2015
Grundprinzipien Asservierung:
Ø Probenasservierung unverzüglich mit Therapiebeginn
Ø so viel wie möglich
Ø alle Verteilungsebenen (Aufnahme, Wirksphäre, Elimination)
Ø alle Spuren und Spurenträger
Ø neben Blut, Urin, Haare auch Mageninhalt (Erbrochenes)
Ø Tablettenblister, Spritzen, Getränkebehälter
ggf. Rücksprache mit klinischen oder forensischen Toxikologen halten!!!
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Probenmaterial
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Ø Asservierung von mengenmäßig ausreichend, gut beschrifteten
Probenmaterial:
Ø fluoridiertes Blut (1 Blutröhrchen)
Ø nicht-fluoridiertes Blut (1-2 Blutröhrchen)
Ø Urin (mind. 15 mL)
Ø ggf. Haare (Langzeitkonsum)
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Proben“history“ in der forensischen Toxikologie
Rostock, 11.12.2015
1. Eingangsdokumentation (zwei Personen)
2. Adaptierter instrumenteller Immunoassay (EMIT, MAHSAN-MTP)
3. Bestätigungsanalytik:Festphasenextraxtion bzw. Flüssig-Flüssig-Extraktion
Derivatisierung (GC/MS)Messung mit GC/MS-SIM oder HPLC-DAD; ggf. FLD
4. Befundberichterstellung mit gutachterlichem Charakter
5. Plausibilitätsprüfung
Prozessdokumentation
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Nachweismöglichkeiten
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Immunchemische Vortestverfahren:
Ø Vorbereitung bzw. Aufarbeitung der Proben im Labor
Ø Messen der Proben entsprechend dem Auftrag
Ø Eintragen der Messergebnisse in entsprechende Protokolle
Siemens Viva E Drug Testing System 96 Well-Plate für Tecan Spectra System
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Nachweismöglichkeiten
Rostock, 11.12.2015
Immunchemische Vortestverfahren:
Ø „Antigen-Antikörper-Reaktion“ als allgemeines Funktionsprinzip
Ø Antigen = Stoff, der im Körper eine Immunreaktion hervorruftØ Antikörper = körpereigene Stoffe (Proteine), die Antigene binden und
inaktivieren
binden spezifisch an Drogenmoleküle
z.B. Drogen
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Nachweismöglichkeiten
Rostock, 11.12.2015
Mahsan-Test:
Ø Blut/Serumprobe + Drogen-Antikörper +
Drogen-Enzymkonjugate
(Meerettichperoxidase)
Ø Inkubation der Proben
Ø wenn Droge vorhanden ist, bindet diese als
Antigen an die Antikörper, schwache/ keine
Färbung
Ø wenn keine Droge in der Probe vorhanden
ist, bindet Enzymkonjugat an die Antikörper,
es entsteht eine stark gefärbte Lösung
Ø photometrische Messung, wobei die
Intensität der Färbung umgekehrt
proportional zur Drogen-Konzentration ist
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Nachweismöglichkeiten
Rostock, 11.12.2015
Immunchemische Vortestverfahren:
Vorteile:Ø schnell und kostengünstig ein Ergebnis
Ø sehr gut handhabbar
Ø z. T. auf Substanzgruppen ausgerichtet (Amphetamine, Benzodiazepine)
Ø relativ selten falsch positiv
Nachteile:Ø kreuzreagierende Substanzen können falsch positive Resultate induzieren
Ø relativ häufig falsch negativ
Ø empfindlich gegen Urinmanipulationen
Ø keine beweissicheren Ergebnisse
Opiat-Test reagiert neben Morphin auch auf andere Opiate wie z.B. Codein und Dihydro-
codein positiv. Ein Rückschluss auf einen Heroinkonsum ist anhand eines positiven Opiat-
Testes nicht möglich. Reagiert nicht auf Opioide (synthetische Opiat-Verbindungen).
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Nachweismöglichkeiten
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Bestätigungsanalytik:Ø quantitative, beweissichere Ergebnisse für forensisch-toxikologische Befund-
berichte erforderlich
Ø Extraktion der Substanzen aus der Probenmatrix: flüssig-flüssig-Extraktion,
Festphasenextraktion
Ø Detektion mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie und/oder
hochauflösende Flüssigchromatographie mit unterschiedlichen Detektoren
Ø Quantifizierung über einen (deuterierten) internen Standard bzw. Kalibrierfunktionen
GC/MS HPLC
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Nachweismöglichkeiten
Rostock, 11.12.2015
GC/MS: Substanzidentifizierung und –quantifizierung über einen deuterierteninternen Standard im Selected Ion Monitoring (SIM)
Interner Standard (50 µL THCCOOH/mL Serumentspricht 20 ng/mL)
Drogenanalyt THCCOOHin der Probe, ca. 30 ng/mL)
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Fallbeispiel 1
Rostock, 11.12.2015
Polytoxikomanin:Ø junge Frau (1980), 178 cm, 65 kg
Ø Verkehrskontrolle (abends): Urintest positiv auf Cannabinoide, Amphetamin,
Ø Methamphetamin und Cocain
Ø „geständig“, nachmittags Cannabis, Amphetamin, Cocain konsumiert zu haben
Ø uneingeschränkter Untersuchungsauftrag
Ø Immunchemie:
Substanz/-klasse Messwert Cut offCannabinoide >100 13
Cocain (M) 61 35
Opiate 0 50
Benzodiazepine >300 18
LSD 0,1 0,7
Amphetamine 401 25
Methamphetamine 16 23
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Fallbeispiel 1
Rostock, 11.12.2015
GC/MS (SIM):
q THC + Metabolite
q Amphetamin
q Cocain-Metabolite
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Fallbeispiel 1
Rostock, 11.12.2015
Substanz KonzentrationTHC 1,5 ng/mLTHCOH 1,3 ng/mLTHCCOOH 44,6 ng/mLBenzoylecgonin 70,9 ng/mLEcgoninmethylester 23,5 ng/mLAmphetamin 1213 ng/mLLamotrigin 15 ng/mLPhenacetin 22 ng/mLDiazepam 110 ng/mLNordazepam 464 ng/mLTemazepam 12 ng/mLOxazepam 28 ng/mL
à Fahrtauglichkeit kann nicht mehr gegeben sein à Verstoß gegen §315,316 StGB und §24 StVG
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Fallbeispiel 2
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GHB-Fall:
Ø 40 jähriger Mann (Busfahrer)Ø gibt an seit 3 Jahren regelmäßig abends ca. 4 mL
Gammabutyrolacton eingenommen zu haben (teilweise sogar alle vier Stunden)
Ø hat sich freiwillig zum Entzug in die Psychiatrie begebenØ Blut- und Urin-GHB-Konzentrationen nur schwach über den
GrenzwertØ 17 cm langes Haar, das segmentiell (2 cm Abschnitte) analysiert
wurdeØ Haarlänge entspricht einer Wachstumsphase von 14 MonatenØ Nachweis von sehr hohen Konzentrationen an GHB
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Fallbeispiel 2
Rostock, 11.12.2015
9,06
7,54
9,38
10,90 10,98
12,8314,00
17,89
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
1 2 3 4 5 6 7 8
Segment
ng/m
g H
aar
schwarze Haarfarbe, ca. 17 cm, ca. 14 Monate Wachstumsphase
je 2 cm
distalproximal
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Fallbeispiel 3
Rostock, 11.12.2015
Fluni-Fall:Ø junge Frau (1980), 166 cm, 66 kg
Ø 1. Vorfall:
Ø Vorfallszeit: 20:35 Uhr
Ø Entnahmezeit: 23:24 Uhr
Ø auffällige Fahrweise
Ø 7. Woche schwanger
Ø Einnahme von Flupirtin (Schmerz-
mittel), Ibuprofen, Melperon (Neuro-
leptikum) und Flunitrazepam (Benzo-
diazepin, Schlafmittel)
Ø Arzt: enge Pupillen, unsicheres
Auftreten, gleichgültige Stimmung,
eingeschränkt fahrtauglich
Ø Auftrag BtM + Medikamente
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Fallbeispiel 3
Rostock, 11.12.2015
Immunchemische Vortests:
GC/MS (SIM):
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Fallbeispiel 3
Rostock, 11.12.2015
HPLC:
7-Aminoflunitrazepam(27 ng/mL)
Norflunitrazepam(25 ng/mL)
Flunitrazepam(36 ng/mL)
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Fallbeispiel 3
Rostock, 11.12.2015
InterpretationØ 1. Vorfall:
Ø Flunitrazepam-Konzentration deutlich übertherapeutisch
Ø Metabolitenkonstellation spricht für regelmäßige Einnahme
Ø aktuelle, missbräuchliche Einnahme von Flunitrazepam
Ø aktuelle Heroinaufnahme (3 Stunden zwischen Vorfall und
Blutentnahme)
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Fallbeispiel 3
Rostock, 11.12.2015
14 Tage später:Ø 2. Vorfall:
Ø Vorfallszeit: 09:08 Uhr
Ø Entnahmezeit: 11:45 Uhr
Ø auffällige Fahrweise
Ø 9. Woche schwanger
1. Vorfall 2. Vorfall
Flunitrazepam 36 ng/mL 73 ng/mL toxisch!
Norflunitrazepam 25 ng/mL 69 ng/mL
7-Aminoflunitrazepam 27 ng/mL 80 ng/mL
Morphin 5,0 ng/mL ca. 1,2 ng/mL
Codein ca. 1,1 ng/mL -
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Fallbeispiel 4
Rostock, 11.12.2015
Benzodiazepin-Fall:Ø junger Mann, geb. 1985Ø zufällige Kontrolle (telefonieren, leichte Schlangenlinie)Ø in den letzten 24 Stunden keine Einnahme BtM/MedikamenteØ letztmalige Einnahme ca. 48 h vor Vorfallszeit: NitrazepamØ sonst ab und zu Diazepam zur BeruhigungØ Vorfallszeit: 16:50 UhrØ Entnahmezeit: 17:35 Uhr
Diazepam 486 ng/mL missbräuchliche Einnahme
Nordazepam 504 ng/mL
Temazepam 21 ng/mL
Oxazepam 25 ng/mL
Amphetamin 433 ng/mL
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Fallbeispiel 5
Rostock, 11.12.2015
Todesfall:Ø 21jähriger Mann, tot aufgefunden, starker Verwesungszustand
0,5490,332
0,17
0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
Morphin Codein 6-MAM
µg/m
l (µg
/g) Herzblut
Leber
Gehirn
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Fallbeispiel 5
Rostock, 11.12.2015
Fazit:Ø verstarb an einer Mischintoxikation von Methadon-Heroin-Cocain
in Kombination mit etwas Alkohol
2,19 2,45 2,76
0
1
2
3
4
5
6
7
8
Cocain Ecgoninmethylester Benzoylecgonin
µg/m
l (µg
/g)
HerzblutLeberGehirn
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Fallbeispiel 6
Rostock, 11.12.2015
Todesfall:Ø 22jähriger Mann, tot in Wohnung aufgefundenØ bekannt: gelegentlicher Heroin- und CanabiskonsumØ Dreadlock: 88 cm lang (3 verknotete Stränge)
Ø Heroin-Alkohol-Intoxikation
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Fallbeispiel 6
Rostock, 11.12.2015
gute Korrelation von Heroin- und Metabolitenkonzentrationenin den 12 kopfnahesten Segmenten