dsrp magazin nr. 5 2014

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# 5 MAGAZIN SEPTEMBER – NOVEMBER 2014 MAGAZIN Seite 10: Porträt MIT WOLFGANG RIHM DURCH DIE SAISON Seite14: Das besondere Konzert REBELLION IM QUADRAT: BEFLÜGELNDE KONTRASTE AM RHEIN Seite 21: Education KONZERT- PÄDAGOGISCHES SEMINAR ALS NEUES ANGEBOT MODERN TIMES Beim zweiten Metropolregion Sommer-Musikfest zählt der Zauber der Zahlen

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Page 1: DSRP Magazin Nr. 5 2014

#5MAGAZIN SEPTEMBER – NOVEMBER 2014

MAGAZIN

Seite 10: Porträt

MIT WOLFGANG RIHM DURCH DIE SAISONSeite14: Das besondere Konzert

REBELLION IM QUADRAT: BEFLÜGELNDE KONTRASTE AM RHEINSeite 21: Education

KONZERT- PÄDAGOGISCHES SEMINAR ALS NEUES ANGEBOT

MODERN TIMESBeim zweiten Metropolregion Sommer-Musikfest zählt der Zauber der Zahlen

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Vorfreude ist die größte Freude! Es ist ein altbekannter Satz, der – in den meisten Fällen – Kindern über die Zeit des Wartens auf ein besonderes Ereignis hinweghelfen soll. Und es ist ein Hinweis darauf, dass das Warten sich lohnen könnte, weil einen etwas Beson-deres erwartet. Kleiner wird die Ungeduld dadurch meist nicht, und auch in unserem Fall wäre das nicht Warten wollen eine ver-ständliche, eine nachvollziehbare Emotion, denn die Anfang September beginnende Spielzeit bietet ein ebenso abwechslungs-reiches wie attraktives Programm! Von den Brandenburgischen Konzerten von Johann Sebastian Bach bis zu den Werken des in Karlsruhe lebenden Wolfgang Rihm, von den Meistern der Mannheimer Schule bis zum Cool Jazz der 50er Jahre des letzten Jahr-hunderts reicht der Reigen der Werke und Komponisten, wenn die Musiker der Staats-philharmonie für Sie aufspielen.

Für mich spiegelt sich in vielen Konzerten des Herbst in ganz besonderer Weise auch die Freude wider, die Karl-Heinz Steffens dabei empfindet, für die Staatsphilharmonie und ihre Zuhörer den ganzen Reichtum der Musik zu entfalten – und für diese Programme die Wandlungsfähigkeit der Staatsphilharmonie ganz bewusst auch einzusetzen. Natürlich: im Mittelpunkt stehen die bedeutenden sinfonischen Werke, präsentiert sich das Orchester als großer und kraftvoller Klang-körper, doch erweitern der Chefdirigent und seine Musiker das Repertoire kontinuierlich. Eine Situation, die mich in die großartige Lage versetzt, Ihnen aus einem bestens sor-tierten und verführerischen Angebot eine in-dividuelle Auswahl an Klangreisen vorstellen zu können, bei dem internationale Gäste natürlich nicht fehlen! Das gilt für unser spannendes Musikfest MODERN TIMES in gleicher Weise wie für unsere neue Reihe REBELLION IM QUADRAT, die 250 Jahre

Musikgeschichte zum Klingen bringt. Es gilt für die Konzerte im Rahmen der Residenz des wunderbaren Komponisten Wolfgang Rihm, es gilt für die vielen Konzerte zwischen Mannheim und Paris und zwischen Mainz und Friedberg und es gilt in besonderer Weise auch für den Auftakt des neuen BRUCKNER-ZYKLUS, den wir in einer großen Kooperati-on mit den Dom-Musiken in den vier Domen des Landes, den „Kathedralklängen“ Rhein-land-Pfalz und unter der Schirmherrschaft von Ministerin Doris Ahnen und Kardinal Lehmann durchführen.

Sie sehen: die Einladungen sind vielgestaltig, die Staatsphilharmonie zeigt sich von Ihren klangschönsten Seiten. Und sie zeigt sich an neuen Orten, wie etwa der Friedenskirche in Ludwigshafen und dem Capitol in Mann-heim – die Metropolregion Rhein-Neckar und Rheinland-Pfalz bieten die besten Mög-lichkeiten für spannende und lange nach-klingende Begegnungen zwischen den Mu-sikfreunden und den Musikern, die sich gemeinsam mit Karl-Heinz Steffens immer mehr in die Gruppe der deutschen Orchester hinein entwickeln, die national und inter-national Beachtung genießen.

Voller Elan starten wir also in die neue Saison, laden Sie mit großer Freude zu einer Vielzahl musikalischer Höhepunkte ein. Wir freuen uns, wenn wir Sie häufig in unseren Konzerten begrüßen können!

Prof. Michael KaufmannIntendant der Deutschen StaatsphilharmonieRheinland-Pfalz

Editorial

LIEBE FREUNDE DERSTAATSPHILHARMONIE,

Impressum

Herausgeber V.i.S.d.P.: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Heinigstraße 40 67059 Ludwigshafen

Telefon 0621 - 599090 Telefax 0621 - 5990950 [email protected] www.staatsphilharmonie.de

Intendant: Prof. Michael Kaufmann

Generalmusikdirektor: Karl-Heinz Steffens

Redaktion: Petra Singer, Anke Illg

Originalbeiträge: Guido Fischer, Prof. Matthias Henke, Markus Pacher, Petra Singer, Isabel Steppeler

Fotos: Nomi Baumgartl, Fotolia, Cosmin Gogu, Hack Museum, Tomas Kapocius, Peter Kretschmar, Sven Lorenz, Hardy Müller, Ulrich Oberst, Thomas Henne, Clemens Ritter (Schauenburg Themenpark Umwelt BW), Klaus Rudolph, Petra Singer, Stadt Pirmasens, Stadt Speyer, Irène Zandel, Klaus Venus

Gestaltung: DesignKultur, Wiesbaden Druck: Druckerei Schwörer GmbH & Co. KG, Mannheim

Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten

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Inhalt

INHALTSVERZEICHNIS

Seite 4 Titelgeschichte: MODERN TIMES Das Metropolregion Sommer-Musikfest

Seite 8 Metropolregion: Thomas Kraus Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar

Seite 10 Porträt: Der Komponist Wolfgang Rihm

Seite 12 KONZERTKALENDER: SEPTEMBER BIS NOVEMBER 2014

Seite 14 Das besondere Konzert: Rebellion im Quadrat

Seite 15 Zyklus: Bruckner in den Domen von Rheinland-Pfalz

Seite 16 Neuigkeiten und Meldungen

Seite 18 Spielstättenporträt Pirmasens: Kultur am Westrand des Pfälzer Waldes

Seite 20 Staatsphilharmonie auf Tour: Von Friedberg an die Champs-Elysées

Seite 21 Education: 1. Kiko Kinderkonzert „Ein Wunderkind auf Reisen“ Krabbelkonzerte und das konzertpädagogische Seminar

Seite 22 Kolumne: Prof. Dr. Matthias Henke Musik aus allen (Himmels-)Richtungen – Mahler und die „MODERN TIMES“

Der besondere KONZERTTIPP Anke Illg

S. 21

S. 20

S. 22

S. 10

S. 18

S. 8

Zu Beginn der neuen Spielzeit ist der Kalender der Staatsphilharmonie reich gefüllt mit großartigen und außer-gewöhnlichen Konzerterlebnissen. Dabei freue ich mich vor allem auf das Sinfoniekonzert im BASF-Feierabend-haus am 15. und 16. Oktober unter der Leitung von Mirga Gražinytė-Tyla. Die außergewöhnliche Begabung und Karriere der Litauerin beeindrucken mich. Sie ist erst 27 und wurde schon zur neuen Musikdirektorin des Salzburger Landestheaters ab der Spielzeit 2015/16 ernannt. Zur Spielzeit 2014/15 über-nimmt sie außerdem die Position des

15. Oktober 201416. Oktober 2014Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus

Mirga Gražinyte-Tyla, DirigentinAugustin Hadelich, Violine

Raminta Šerkšnyte Aisbergas/Iceberg Symphony

Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll, op. 64

Anton Bruckner Sinfonie Nr. 4 Es-Dur, WAB 104

Assistant Conductor beim Los Angeles Philharmonic. Ich bin sehr neugierig darauf, diese besondere Persönlichkeit einmal live zu erleben. Doch nicht nur die Dirigentin, sondern auch das Programm verspricht einen auf-regenden Konzertabend. Besonders ge-spannt bin ich auf das hierzulande selten gespielte und für mich bisher unbekannte, zeitgenössische Werk Aisbergas/Iceberg Symphony von Gražinytė-Tylas Landsfrau Raminta Šerkšnytė. Daneben werden die Sinfonie Nr. 4 Es-Dur von Anton Bruckner und das Violinkonzert e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy zu hören sein.

S. 4

Sekretariat und Assistenz der Intendanz

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Titelgeschichte

Kooperationspartner:

MODERN TIMES wird gefördert durch die Stiftung Deutsche Staats-philharmonie Rheinland-Pfalz.

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Das erste goldene Zeitalter des Tango: Tangotänzer auf den Straßen von Buenos Aires in den 1920er Jahren. In den 1960er Jahren gab Astor Piazzolla in seinem Pariser Exil dem Tango Nuevo entscheidende Impulse.

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nenten Wegbegleitern gehört auch Star-Bratschist Nils Mönkemeyer.

„In diesem Jahr spielen Zahlen eine großeRolle“, so GMD Karl Heinz Steffens, der auch die zweite Ausgabe des „MODERN TIMES“-Festivals künstlerisch verantwortet.

„Mit der Entwick-lung der Musik durch die Jahr-hunderte ging ja

immer auch die Entwicklung der N a t u r w i s s e n -schaften Hand in Hand. Die Faszi-

nation der Zahlen, der weltverändernden Entdeckungen in Physik und Astronomie, lassen wir bei Newton und Bach erklin-gen. Ein neues, modernes Zeitalter begann damals im 17. Jahrhundert. Bach ist quasi der musikalische Zeitzeuge dieser neuen Modernität. Aus Faszination an der Schön-heit der Zahlen entstand in unserem Jahr-hundert mit den bahnbrechenden Entde-

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10. September 2014 Ä 20:00Mannheim, RosengartenMODERN TIMES 1: LIBERTÀ!Karl-Heinz Steffens, Dirigent Richard Galliano, BandoneonWerke von Heitor Villa-Lobos, Alberto Ginastera, Astor Piazzolla, Leonard Bernstein, George Gershwin u.a.

18. September 2014 Ä 19:30Ludwigshafen, Friedenskirche MODERN TIMES 2: DIE SCHÖNHEIT DER ZAHLEN 1Karl-Heinz Steffens, Dirigent Nils Mönkemeyer, ViolaHansgünther Heyme, SprecherJohann Sebastian Bach Brandenburgische Konzerte 1, 2, 6 sowie Werke von Igor Strawinsky und Paul Hindemith

23. September 2014 Ä 20:00Mannheim, Capitol MODERN TIMES 3: DIE SCHÖNHEIT DER ZAHLEN 2Karl-Heinz Steffens, DirigentJazz and the PhilharmonicsHansgünther Heyme, SprecherJohann Sebastian Bach Brandenburgische Konzerte 3, 4, 5 sowie Cool Jazz der 1950er/ -60er Jahre

27. September 2014 Ä 20:00Mannheim, RosengartenMODERN TIMES 4: DEM LIEBEN GOTT GEWIDMET Karl-Heinz Steffens, DirigentBéla Bartók Musik für Saiteninstrumente Ä Anton Bruckner Sinfonie Nr. 9 d-Moll, WAB 109

28. September 2014 Ä 19:30Ludwigshafen, Pfalzbau MODERN TIMES 5: INSCHRIFT Karl-Heinz Steffens, DirigentDomkammerchor MainzFranz Schubert Deutsche Messe, D 872 Ä Anton Webern Stücke für Orchester Ä Wolfgang Rihm In-Schrift 1

Zum zweiten Mal eröffnet die Staatsphilharmonie und ihr GMD Karl-Heinz Steffens die neue

Saison mit einem stil- und städteübergreifenden Musikfestival. Und auf der Reise durch die Musik

aus vier Jahrhunderten begegnet man nicht nur Bach und Bruckner, sondern auch George Gershwin

und Tango Nuevo-Papst Astor Piazzolla.

„Unser Festival will die Faszination vermitteln für die Musik, die zu ihrer jewei-ligen Zeit und in ihrem jeweiligen Kontext neue Wege beschritten hat. Und wir verlas-sen auch diesmal wieder Europa, nehmen die fantastische Musik Südamerikas in den Blick, die bei uns noch viel zu selten zu hören ist.“ Mit diesen Worten hat der In-tendant der Deutschen Staatsphilharmonie, Prof. Michael Kaufmann, die Idee der dies-jährigen Ausgabe von „MODERN TIMES“ skizziert. Und mit den fünf „MODERN TIMES“-Konzerten kann man sich wahrlich auf eine facettenreiche Klang- und Zeitreise machen, die vom alten Europa in die Neue Welt, vom Barock bis fast in die Gegenwart führt. In den Spielstätten in Mannheim und Ludwigshafen, zu denen auch das 1927 eröffnete Capitol in Mannheim gehört, schlagen die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und ihr Chefdirigent Karl-Heinz Steffens etwa den Bogen von Bachs sechs „Brandenburgischen Konzerten“ über Schubert und die Musik aus Lateinamerika bis Wolfgang Rihm. Und zu den promi-

ckungen etwa eines Albert Einstein und eines Max Planck der Beginn des Schre-ckens der Moderne. Wir treten diese Reise mit Musik von Bach über Hindemith und Strawinsky bis hin zum Jazz an. Illustrie-rend dazu gibt es Texte von Newton bis Einstein. Ich freue mich auf Hansgünther Heyme als erfahrenen und wahrlichen Zeit-zeugen des 20. Jahrhunderts als Vorleser.“

Ein weiterer Aspekt der diesjährigen Aben-teuerfahrt „MODERN TIMES“ ist das Konzert zum Thema „LIBERTÀ!“. Dabei erinnert man musikalisch auch an die Ge-schichte von großen Kulturen in politisch unruhigen Zeiten. „Trotzdem“, so Steffens, „tanzt der Mensch, oder gerade erst recht, Tango und Bossa Nova und besingt seine Sehnsucht nach Freiheit.“ Und für dieses Programm konnte man mit Richard Gallia-no den wunderbarsten Sänger auf dem Ak-kordeon und Bandoneon gewinnen. Genau so müssen die „MODERN TIMES“ 2014 klingen.

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Titelgeschichte

HANSGÜNTHER HEYME„GUTE MUSIK WILL DIE WELT VERÄNDERN“

Hansgünther Heyme gehört zu den prä-genden Persönlichkeiten in der deutschen Theaterlandschaft. So hat er als Regisseur und Intendant in Köln, Stuttgart und bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen en-orme Erfolge gefeiert. Seit 2004 hat Heyme gleichermaßen mit seinen Inszenierungen am Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen Maßstäbe gesetzt. Nach zehn Jahren wird Heyme, der 2007 mit dem Kunstpreis Rhein-land-Pfalz ausgezeichnet wurde, Ende 2014 das Intendantenamt abgeben. Bis dahin ist er als Rezitator im Rahmen des „MO-DERN TIMES“-Festivals zu erleben. Zum Programm und überhaupt zu seinem Ver-hältnis zur Musik haben wir Hansgünther Heyme interviewt:

Sie sind als Schauspiel-Regisseur ursprünglich ein Mann des Wortes. Dennoch hat Sie immer wieder auch die Oper gereizt. So haben Sie zusam-men mit der Staatsphilharmonie und GDM Karl-Heinz Steffens ab 2010 den vielbeachteten Wagner-„Ring“ auf die Beine gestellt. Welche Rolle spielt Musik für Sie?Hansgünther Heyme: Die Hauptrolle. Klar, Wagner ist auch der Texter und je-mand wie Thomas Mann meinte, die Wort-schöpfungen des Richard Wagner bildeten den Gipfel deutscher Sprache im 19. Jahr-hundert. Ich schließe mich dem schon an. Karl-Heinz Steffens und ich haben sehr auf diese Sprache geachtet – um jede Endsilbe gekämpft. Bei Wagner geht dies grandios zusammen. Den Partituren täte oftmals ein sprachfanatischer Schauspielregisseur gut.

Sie haben ja das Theater stets auch als ein gesellschaftliches Forum abseits aller Parteipolitik verstanden. Wel-che utopische Kraft besitzt für Sie die klassische Musik, aber vielleicht sogar auch der Jazz. Immerhin trifft im

dritten „MODERN TIMES“-Konzert Bach auf den Cool Jazz der 1950er und 1960er Jahre.

HH: Gute Musik will Welt verändern, nor-mative Abläufe aufrauen. Beim größten Sohn der Stadt Ludwigshafen, Ernst Bloch, kann man dies studieren. Jazz, zum Beispiel der des Django Reinhardt – mit seinem Hot Club de France – ist klassische, aggressive Musik, ist Aufstand mit der Gitarre, Revolte gegen die Nazis.

Welche Texte werden Sie bei Ihren beiden Abenden mit der Staatsphilhar-monie präsentieren? Und wie würden Sie jeweils den thematisch roten Faden beschreiben?HH: Am ersten Abend sind, reingeschnitten in grandiose Musik, Texte zu hören, die den Aufbruch in die Moderne von Newtons Apfelfall bis zu Einsteins Relativität thema-tisieren. Sie behandeln die Auflösung von falscher Sicherheit. Karl-Heinz Steffens hat die Texte ausgewählt. Und ich werde mich sehr bemühen, diese wichtigen und wahrlich bedenkenswerten bösen Perlen des wissen-schaftlichen Diskurses scharf in Sprache zu

packen. Der Verlauf „der Moderne“ dümpelt nicht an einem roten Faden entlang. Gor-dische Knoten sind in die Fäden der Nornen gebrannt. Diese werden zerhackt.

Der zweite Abend wird textlich durch die apokalyptischen Wahrheiten des Albert Ein-stein akzentuiert. Hier trifft große Mensch-lichkeit, Zartheit, Behutsamkeit, unumgäng-liche, unabwendbare Suche nach Wahrheit auf die Brutalität der Dummheit der Mäch-tigen – die Bomben fallen auf Japan. Dies half Schlimmeres zu verhindern. Aber tat es das wirklich…?

In beiden Konzerten bilden die „Bran-denburgischen Konzerte“ von Bach quasi das Rückgrat. Welche Beziehung haben Sie zur Musik Bachs?HH: Bach? Wenn ich mich an das Orgelspiel von Gustav Leonhardt in Jean-Marie Straubs Film „Chronik der Anna Magdalena Bach“ erinnere, veränderte Bachs Musik jedenfalls meine Welt ganz radikal. Das ist ganz un-geheuerlich wichtige Musik für mich. Aber man muss das historisch begreifen, um eine gewichtige Wirkung zuzulassen. Der Antise-mitismus von Bach will eingeordnet werden.

Mit dem zweiten „MODERN TIMES“-Konzert wird gleichzeitig das Ernst-Bloch-Symposium eröffnet. Gibt es für Sie Berührungspunkte zwischen Blochs Philosophie der Hoffnung und Bachs tönendem Gedankenreichtum?HH: Die „Passionen“ wollen untersucht sein, bewertet, gewertet – und dann erst als Höchs-tes, als Utopie, als notwendige Hoffnung ge-wogen werden.

RICHARD GALLIANO„PIAZZOLLA HAT DEN TANGO QUASI HEILIG GESPROCHEN“

Auf seinem Akkordeon ist Richard Gallia-no ein Zauberer, Verführer, Virtuose. Kein Wunder, dass schon Chanson-Legenden wie Juliette Gréco und Charles Aznavour sich Galliano in ihre Bands holten. Und auch mit Jazz-Trompetern wie Chet Baker und Wynton Marsalis hat der Franzose bereits ge-jammt. Doch einem Musiker fühlt er sich bis heute besonders eng verbunden. Es ist sein künstlerischer Ziehvater Astor Piazzolla, der Mitte der 1980er Jahre den jungen Kollegen mit dem Tango Nuevo begeisterte. Seitdem

Hansgünther Heyme (*1935) gilt als einer der wich-tigsten Wegbereiter des deutschen Regietheaters. Seit 2004 leitet er das Theater im Pfalzbau Ludwigshafen. Dort und an der Oper Halle war 2013 sein Ring des Nibelungen zu erleben.

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hat der in Cannes geborene Akkordeonist auf Tonträgern und in unzähligen Konzerten bewiesen, wie mediterrane Leichtigkeit und südamerikanische Poesie à la Piazzolla wun-dersam miteinander verschmelzen. Bei sei-nem Gastspiel bei der Deutschen Staatsphil-harmonie erweist Galliano Piazzolla aber nicht nur musikalisch eine Reverenz. Für das Konzert tauscht er extra sein Akkordeon gegen das Tango-Bandoneon ein…

Was macht die Musik Ihres Mentors und Freundes Astor Piazzolla, so einzigartig?Richard Galliano: Piazzolla löste in Argen-tinien mit seinem Tango Nuevo eine wahre Revolution aus. Davor war der Tango ja reine Volksmusik, die man in den Rotlicht-Bezir-ken hören könnte. Piazzolla hat dagegen den Tango quasi heilig gesprochen. Und seitdem ist er eine der meistgespielten Musikstile der Welt. Schade ist es nur, dass Piazzolla diese Anerkennung nicht mehr miterleben konnte.

Bei Ihrem Konzert spielen Sie mit „Habanerando” and „Tango pour Claude“ auch zwei Eigenkompositi-onen. Könnten Sie die beiden Stücke etwas erläutern? RG: „Habanerando” ist eine Milango, als ein schneller Vorläufer des klassischen Tangos. Ich habe sie im Stil Astors komponiert – als ein Tribut an ihn. „Tango pour Claude“ ist hingegen eine Verbeugung vor dem berühmten französischen Sänger Claude Nougaro. Er bat mich, für ihn doch einen Rock-Tango zu schreiben.

Sie werden im Rahmen von „MODERN TIMES“ auf die Deutsche Staatsphil-harmonie treffen, die ja ein klassisches Sinfonieorchester ist…RG: Ich habe tatsächlich schon oft mit ähn-lichen Orchestern oder größeren Kammer-musikensembles zusammengearbeitet. Aber es ist zum ersten Mal, dass ich mit einem großen Orchester jetzt ausgewählte Latin-Kompositionen spielen werde. Und beson-ders bin ich gespannt auf solche für mich neuen Stücke wie die aus dem Soundtrack „Orfeu Negro“ zum gleichnamigen brasilia-nischen Kultfilm.

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Richard Galliano (*1950) gilt als „Entdecker des Akkordeon im Jazz“ und ist damit wahrscheinlich der berühmteste Akkordeonspieler auf der ganzen Welt. Der französische Jazzvirtuose hat auch den „New Musette“ Musikstil erfunden und damit bis heute in-ternationale Anerkennung gewonnen.

Nils Mönkemeyer (*1978) Künstlerische Brillanz und innovative Programmgestaltung sind das Markenzei-chen, mit dem der gebürtige Bremer sich in kurzer Zeit als international renommierter Musiker profiliert und der Bratsche zu enormer Aufmerksamkeit ver-holfen hat.

NILS MÖNKEMEYER„BACHS MUSIK IST EIN RIESIGER KOSMOS“

Eine große Karriere hatten ihm schon seine berühmten Mentoren wie Gerhard Schulz (Alban Berg Quartett) und der russische Bratscher Yuri Bashmet vorausgesagt. Heute gehört der vielfach mit Wettbewerbspreisen ausgezeichnete Nils Mönkemeyer mit seinen 36 Jahren nicht nur zu den herausragenden Musikern auf der Viola. Der gebürtige Bre-mer, der aktuell Professor an der Münchner Musikhochschule ist, erweitert auch über Arrangements und Auftragskompositionen ständig das Repertoire für sein Instrument. So waren auf seiner ersten Solo-CD „Bach und mehr“ nicht nur drei für Viola einge-richtete Cello-Suiten von Bach zu hören. Auf Einladung Mönkemeyers beschäftigten sich zeitgenössische Kompositionen mit dem Erbe Bachs. Bei seinem „MODERN

TIMES“-Konzert ist Mönkemeyer nun auch mit einem Werk des Bach-Fans Paul Hinde-mith zu erleben.

Nach Ihrer ersten Bach-CD im Jahr 2009 sind Sie mit Ihrer Bratsche mächtig durchgestartet. Wie schaffen Sie es, zwischendurch zu entschleunigen und neue Kräfte zu sammeln?Nils Mönkemeyer: In der Natur tanke ich immer viel Kraft, aber es hilft eigentlich auch schon, zwei-, dreimal pro Tag eine „Ein-Minuten-Entspannungsphase“ dazwischen-zuschalten.

Obwohl es von Bach keine Originalwerke für die Bratsche gibt, beschäftigen Sie sich regelmäßig über Transkriptionen mit ihm? Was macht für Sie seine Musiksprache so wertvoll, vielseitig und zeitlos?NM: Bachs Werk ist so komplex, dass es einen das ganze Leben begleiten kann und man entdeckt immer neue Seiten. Seine Musik ist wie ein riesiger Kosmos, in dem ich mich staunend bewege.

Bei Ihrem Gastspiel bei der Staatsphil-harmonie werden Sie die 5. Kammer-musik von Paul Hindemith spielen. Nun war Hindemith nicht nur ein großer Bach-Fan und Pionier der Alten Musik-Bewegung, sondern eben auch ein immenser Könner auf der Viola. Wie spiegelt sich das etwa in dieser Kam-mermusik wider?NM: Bei Hindemith steht man beim ersten Lernen vor den Noten wie „der Ochs vorm Berg“. Aber bald merkt man dann, wie schön es für die Bratsche geschrieben ist – virtuos und immer klangschön.

Was ist überhaupt das Reizvolle an der Musik von Hindemith?NM: Ich persönlich schätze seinen Humor, das Musikantische. Aber es gibt auch große elegische Linien in den langsamen Sätzen, die mich sehr berühren. Komischerweise hat Hindemith ja immer noch das Image des „Bürgerschrecks“.

Von Hindemith gibt es zahlreiche Originalwerke für die Bratsche. Wenn Sie hingegen die Gelegenheit bekämen, bei Bach ein Werk in Auftrag zu geben – was würden Sie sich von ihm wünschen?NM: Sechs Suiten für Viola solo. Ach was, lieber zwölf Suiten...

Text und Interviews: Guido Fischer

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Das Kulturbüro der Metropolregion

Rhein-Neckar bündelt die kulturellen

Kräfte der Region und strebt eine

gemeinsame Positionierung an.

Prof. Michael Kaufmann im Gespräch

mit dem Leiter Thomas Kraus über

Herausforderungen und Chancen der

Kultur sowie gemeinsame Visionen.

Metropolregion

Michael Kaufmann: Herr Kraus, vor Ihnen breitet sich ein außerordentlich spannendes Kulturangebot aus: fulminante Opernauffüh-rungen und spannende Konzerte, internatio-nale Festivals, gut bestückte Museen und Galerien, große Bauwerke, feingeistige Litera-tur. Können Sie denn neben der Arbeit, die zwischen Kunst und Politik, zwischen medi-aler Öffentlichkeit und den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen hin und her pen-delt, auch die kulturellen Angebote genießen?Thomas Kraus: Aber sicher, sehr sogar. Die Liebe zu Kunst und Kultur ist ja der Grund, warum ich den Job im Kulturbüro mache. Bei dem großen kulturellen Angebot, das die Region Rhein-Neckar bietet, muss man halt akzeptieren, dass man nicht auf allen Hochzeiten tanzen kann.

MK: Wie kann man sich die Aufgaben vor-stellen, mit denen Sie und Ihre Mitarbeiter sich beschäftigen? Wenn man von der Entwicklung der Metropolregion spricht, klingt das ja immer sehr nach „Morgen“, dabei wirken Sie ja im Heute. TK: Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt im Vernetzen. Wir arbeiten kontinuierlich mit

unseren Partnern aus den Kreisen und Kom-munen, aus der Kulturlandschaft und der Wirtschaft zusammen, um die Kulturregion Rhein-Neckar national und international noch besser zu positionieren. Manchmal greifen wir nur Fäden auf, die es schon gibt, und verknüpfen sie neu miteinander. Wir versuchen die kulturellen Kräfte zu bün-deln, um gemeinsam stärker nach außen aufzutreten oder neue, zukunftsorientierte Projekte auf den Weg zu bringen.

MK: Vielleicht können Sie das konkreter beschreiben, mir fällt z. B. spontan das Denkfest ein. TK: Gerne. Mit dem Denkfest haben wir einen bedeutenden jährlichen Treffpunkt für Kulturakteure und Kulturinteressierte der Region geschaffen. Hier werden in lo-ckerer Atmosphäre zentrale Kulturthemen diskutiert und neue Projekte auf den Weg gebracht. Ich denke – und das macht mich auch ein wenig stolz –, dass das Denkfest sich mittlerweile zu einem Laboratorium für Kunst, Kultur und Gesellschaft in un-serer Region entwickelt hat.

Das vierte Denkfest wird übrigens am 27. September in Bensheim stattfinden; wir werden uns dort mit der gerade entstehen-den Kulturvision Rhein-Neckar auseinander-setzen. Die Kulturvision ist ein langfristig angelegtes Konzept für die Kulturlandschaft

der Region, das wir gemeinsam mit Kultur-amtsleiterInnen und der AG Kulturvision erarbeiten. Auch das ist, um noch mal Ihre zuvor gestellte Frage aufzugreifen, ein Pro-zess, der an das Morgen denkt, aber schon im Heute abläuft.

MK: Wie passt die Bewerbung zur City of Music bei der UNESCO da hinein? Auch die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Euro-pas ist ja glücklicherweise noch aktuell.TK: Das Besondere an den beiden UNESCO-Bewerbungen in unserer Region ist ja, dass Mannheim sich als Musikstadt bewirbt und Heidelberg als Literaturstadt – und beide sich dabei gegenseitig unterstützen. Man kann da fast schon von einer „Twin-City-Bewerbung“ sprechen. Natürlich kommt es unseren Zielen sehr entgegen, wenn eine Stadt in einer Sparte die Federführung über-nimmt und andere Player in der Region sich aktiv beteiligen.

Für die Bewerbung um den Titel der Kultur-hauptstadt, den Mannheim und die Region ja frühestens im Jahr 2025 bekommen kön-nen, braucht es einen langen Atem. Die Re-gion hat sich klar zu dieser Bewerbung be-kannt, und sicher wäre der Titel die Krönung der bisherigen Zusammenarbeit. Ich denke, dass es für die Region erheblich leichter

Die Burgruine Schauenburg, hoch über den Dächern von Dossenheim (Rhein-Neckar-Kreis) ist einer der Lieblingsplätze von Thomas Kraus.

KEIN SCHMÜCKENDES BEIWERK – DIE KULTURELLE VIELFALT ALS MOTOR DER REGION

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Metropolregion

wäre, als starke Kulturregion und als Region, die den Wettbewerb mit anderen nicht scheut, wahrgenommen zu werden, wenn der Weg der Kulturhauptstadtbewerbung gemeinsam beschritten würde.

MK: Bei allen Ihren Unternehmungen scheint der Spagat zwischen der Vielfalt der Angebote und der Verbindung derselben zu einer einheitlichen Marke unvermeidlich. Wie lässt sich diese Aufgabe bewältigen?TK: Die Vielfalt des Angebots und die poly-zentrische Struktur muss immer mittrans-portiert werden, weil sie unsere Region nun einmal prägt. Entscheidend ist aber, dass die Kulturregion Rhein-Neckar mit ihren Stärken, Angeboten und Potenzialen eine Magnet-wirkung und eine Strahlkraft gleicherma-ßen entfaltet. Es muss uns also gelingen, Künstler, Zuschauer und Fachpresse anzu-ziehen und gleichzeitig über unsere Gren-zen hinaus zu wirken und wahrgenommen zu werden.

MK: Sie haben in einem Interview gesagt, dass es bezüglich der Grenzen der Metropol-region zwar den Staatsvertrag zwischen Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz gebe, Sie andererseits Synapsen nach „draußen“ wichtig finden. Können Instituti-onen wie die Staatsphilharmonie, die ja zwischen Zweibrücken und Heidelberg und zwischen Mainz und Karlsruhe aktiv ist, da hilfreich für ihre Arbeit sein?TK: Aber ganz sicher! Die Staatsphilharmo-nie zeichnet sich ja nicht nur durch eine herausragende Qualität und ein breites mu-sikalisches Angebot aus, sondern auch da-durch, dass sie ein großes Publikum über

ihre Veranstaltungen in verschiedenen Kommunen in der Metropolregion und da-rüber hinaus erreicht. Wenn wir eine kultu-relle Strahlkraft erreichen wollen, kann das künstlerische Wirken ja nicht an unseren Grenzen enden. Deshalb ist die Staatphil-harmonie eine der erwähnten Synapsen und zudem eine wunderbare Botschafterin der Kulturregion Rhein-Neckar!

MK: Mir ist in dem Zusammenhang immer wichtig, dass unser Engagement in der Region als Investition in die Zukunft verstanden wird. Könnten Sie in der Staats-philharmonie DAS Sinfonieorchester einer ganzen Region erkennen? TK: Das ist eine Vision, die unseren Zielen durchaus entgegenkommt. Mit einem Sin-fonieorchester, das für die Region steht, und den beiden Opernhäusern in Mannheim und Heidelberg plus den zahlreichen freien Orchestern ist die Klassik ohnehin außerge-wöhnlich stark in Rhein-Neckar aufgestellt.

MK: Sie sind in Heidelberg geboren, kennen deshalb die Region schon seit Ihrer Kindheit. Haben Sie denn den Eindruck, dass die Menschen in den Städten und Gemeinden Ihre Wahrnehmung zur Region verändert haben? Gibt es ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass ca. 2,5 Millionen Menschen eine Metropole bilden? Haben Sie den Eindruck, dass die Vorteile in der Entwicklung des gemeinsamen Lebens-raums gegen die Egoismen der Akteure und Institutionen gewinnen können?TK: Meiner Meinung nach lässt sich der moderne Mensch selten auf eine einzige Identität reduzieren. Ich will das in geogra-phischer Hinsicht mal an meiner Person

festmachen: Ich bin Dossenheimer, habe meine Jugend in Heidelberg verbracht und einen großen Teil meiner beruflichen Lauf-bahn in Mannheim. Darüber hinaus habe ich aber auch insgesamt 15 Jahre in einem deutschlandweiten und in einem internati-onalen Kontext gelebt und gearbeitet. All das ist Teil meiner Identität. Egal, ob ich mich aufs Fahrrad setze und in den Oden-wald fahre oder eine Veranstaltung in Neu-stadt besuche und mich auf das Gläschen Wein danach freue – das alles gehört zusam-men und drückt aus, wie ich Heimat emp-finde. Ob ich mich jetzt als Dossenheimer oder Kurpfälzer bezeichne, zählt da nicht wirklich.

Und jetzt multiplizieren Sie bitte diese Ant-wort mit 2,5 Millionen, und Sie kennen die Identität der Menschen, die in der Metropol-region Rhein-Neckar leben… (schmunzelt)

MK: Kultur kann ein Motor sein für regionale Entwicklungen. Was würden Sie sich wünschen, um das für noch mehr Men-schen in der Region erlebbar zu machen? TK: Ich wünsche mir, dass noch mehr Men-schen erkennen, dass Kultur kein „nice to have“ ist, sondern schon seit Jahrhunderten ein klarer Bestandteil unserer Identität und Motor für gesellschaftliche Entwicklungen. Diesen Bezug dürfen wir nicht verlieren, schon gar nicht in einer Gesellschaft, die immer vielfältiger wird und von ganz unter-schiedlichen Kulturverständnissen geprägt ist. Das ist eine Aufgabe, die wir alle, die wir Kulturarbeit machen – als Künstler, als Institution oder auch wir als Kulturbüro – anpacken müssen.

Thomas Kraus, Leiter des Kulturbüro Metropolregion Rhein-Neckar (links) und Prof. Michael Kaufmann, Intendant der Staatsphilharmonie trafen sich zum Gespräch im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen am Rhein.

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Porträt

Der Komponist Wolfgang Rihm

MUSIK ALS KONTINUUM

„Sie sehen, ich komme von draußen.“ Wolfgang Rihm, der die Pausen zwischen Begrüßungsap-

plaus und Mantel-Ablegen gerne mit launigen Worten überbrückt, hat immer ein Zwinkern für seine Ge-sprächspartner dabei. Und er dreht sich daraus selber einen Strick. „Ich schreibe lieber fünf neue Stücke, als über eines zu sprechen“, sagte der Komponist einmal. Doch sei ihm da inzwischen eine Hornhaut gewach-sen. Er lässt sich nicht in seinem kreativen Strom unterbrechen. Wolfgang Rihm ist längst ein Mann der Öffentlichkeit geworden, als der bedeutendste deutsche Tonkünstler der Nachkriegsgeneration und der wohl produktivste. Zwei Uraufführungen im August, ein neues Tripelkonzert Mitte September in Berlin – Alltag für den Mann, der seit seiner Geburt am 13. März 1952 in Karlsruhe lebt und bei aller globalen Umtriebigkeit seiner Musik dort am liebsten arbeitet und sich täglich belohnt. „Ich gehöre nicht zu den Menschen, die es sich bewusst schlecht machen. Ich mache es mir eher bewusst gut.“ In diesem Sinne plaudert man mit Wolf-gang Rihm am besten bei einem guten Essen. Und man wundere sich nicht, wenn er beim Bezahlen dann seine PIN quer durchs Lokal ruft.

Seine Musik indes ist zu einem geheimnisvollen Fluss angewachsen. Dessen Quelle liegt mitnichten etwa bei einer Arien trällernden Mama. Nein, Musik kam für Rihm zuerst aus dem Radio. Aufgewachsen in einem

Wolfgang Rihm zählt zu den ganz großen und zugleich

traditionsbewusstesten Komponisten unserer Zeit. Nun hat er

sich erneut mit Johannes Brahms beschäftigt und zu dessen

vier Sinfonien vier Orchesterstücke mit dem Titel „Nähe fern“

komponiert. Diese Brahms-Kommentare erklingen jetzt gemein-

sam mit den Originalen im Rahmen eines Rihm-Schwerpunkts.

Mietshaus, war die Mittagsruhe von ersten Komposi-tionsversuchen mit elf Jahren und der Mahnung der Eltern „spiel nicht so laut“ geprägt. Er wollte „halt immer alles selber machen“, ist seine Erklärung für die Berufs-wahl. Beeinflusst haben Rihm die Jahre am Karlsruher Bismarck-Gymnasium mit Altgriechisch bei Günter Dietz, für den es sich geloht habe, zweimal sitzenge-blieben zu sein, „so habe ich diesen Unterricht noch länger genießen können“; schon zu Schulzeiten begann er das Kompositionsstudium bei Eugen Werner Velte. Mit 17 Jahren, „wo man dem Schlager zufolge noch Träume hat“, schrieb Rihm seine erste Sinfonie. „Das ist mit Blut geschrieben“, hat der englische Komponist Humphrey Searle zu ihm gesagt, ein Ritterschlag, an den sich Rihm gerne erinnert. Dem Abitur folgten das Kompositionsdiplom und Unterricht in Köln bei Karl-heinz Stockhausen.

Von „Fäkal-Musik“ war eine Zeit lang die Rede unter Kritikern, als Rihm der formstrengen seriellen Avant-garde seine ersten sehr subjektiv geprägten Stücke entgegensetzte. Den ersten großen Erfolg verbuchte er 1974 mit dem Orchesterstück „Morphonie Sektor IV“ bei den Donaueschinger Musiktagen. Seine Werke deuteten eine Rückkehr zur Spätromantik an. Das Publi-kum goutierte diesen Schritt mit einer für Neue Musik ungewöhnlich hohen Akzeptanz seiner Werke. Heute sind kaum noch Einflüsse von Vorbildern festzustellen. Das Komponieren beschreibt Rihm als eine Kette von Entscheidungen. „Für mich ist das auch ein enormes Lustreservoir“, sagt Rihm. „Etwas zu bewältigen, von dem ich nicht genau weiß, was es ist. Selbst dann, wenn ich einen Punkt erreiche, an dem ich nicht weiterkomme. Die Lösung dieses Problems verschafft mir enorme Lust“.

Am schwierigsten sei für ihn der Schluss. Dass es den bei ihm im Grunde gar nicht gibt, zeigt Rihms konti-nuierliches Hinarbeiten auf eine fließende Sinfonie, wie es in den immer neuen Ansätzen „Vers une symphonie fleuve“ erkennbar wird. Das für Fortsetzungen offene, fragmentarische Musikstück gewann eine bestimmende Funktion: Für Kammerorchester schrieb Rihm zwischen 1982 und 1988 acht „Chiffren“, „Entgrenzungen“ sind seine wohl expressivsten Stücke. Daneben liebt Rihm die psychotischen Figuren und Themen für das Lied und

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Porträt

MUSIK ALS KONTINUUM

für Werke des Musiktheaters. Er verbündet sich beim Komponieren oft mit Dichtern und Philosophen, mit Sophokles, Hölderlin, Büchner, Nietzsche, er befasst sich mit den Halluzinationen eines Antonin Artaud, mit den Visionen des schizophrenen Malers Adolf Wölfli, mit dramatischen Texten von Heiner Müller. Immer wieder kommt er auch auf Goethe zurück. Eine dieser Gestalten, der Sturm-und-Drang-Dichter Jakob Michael Rheinhold Lenz (1751 - 1792), ist Protagonist in Rihms „Jakob Lenz“, der meistgespielten zeitgenössischen Oper. Weitere große Arbeiten für Musiktheater sind die „Hamletmaschine“ und „Oedipus“, beide im Jahr 1987 uraufgeführt. Ihnen folgten 1992 „Die Eroberung von Mexiko“, 2009 „Proser-pina“ und ein Jahr später die Oper „Dionysos“.

Auf mehr als 500 Werke summiert sich sein Oeuvre. Doch nach fünf Jahrzehnten Berufserfahrung weiß

MUSIK IST DIE KUNST, DER ZEIT EINEN KÖRPER ZU FORMEN,

DURCH IN DIE ZEIT GESETZTE KLANG-ZEICHEN UND AKUSTISCHE

BEWEGUNGSSTRUKTUREN, DIE SICH ERST – UND JEWEILS

ANDERS – IM HÖRER ZUR KUNSTERFAHRUNG „MUSIK“ ZUSPITZEN.

Wolfgang Rihm (1985)

Rihm nur zu gut, dass diese Arbeit nie fertig und er nie ganz zufrieden ist. „Künstler“, sagt er, „muss man nicht zur Arbeit anhalten. Sie sind immer damit beschäftigt ein Destillat hervorzubringen.“

Nicht nur für seine Musik ist Rihm mehrfach aus-gezeichnet worden. Auch und besonders für seine Eloquenz wird er am 6. November den Robert Schu-mann-Preis für Dichtung und Musik entgegennehmen. Womit wir wieder beim Strick sind, den sich Rihm selbst dreht: Er kann auf unnachahmliche Weise das Unaussprechliche der Musik in Worte fassen. Und er lächelt warmherzig mit diabolischer Note, wenn er ganz nebenbei selbstironische, markante und oft auch überspitzte Sätze wie diese formuliert: „Künstler sind ja die einzigen, die nicht faul sind.“Text: Isabel Steppeler

26. September 2014 Kaiserslautern, Fruchthalle

SINFONIEKONZERT

28. September 2014 Ludwigshafen, Konzert-saal im Pfalzbau

MODERN TIMES 5INSCHRIFT Karl-Heinz Steffens, DirigentDomkammerchor Mainz

Franz Schubert Deutsche Messe („Gesänge zur Feier des heiligen Opfers der Messe“), D 872

Anton Webern Sechs Bagatellen für Streichquartett, op. 9 | Fünf Stücke für kleines Orchester, op. 10 | Variationen für Orchester, op. 30

Wolfgang Rihm In-Schrift 1

10. Oktober 2014 Ludwigshafen, Friedenskirche

REBELLION IM QUADRATKarl-Heinz Steffens, DirigentRainer Schick, Oboe

Johann Christian Cannabich Sinfonie Nr. 63 D-Dur

Jörg Widmann Oboenkonzert (Deutsche Erstaufführung)

Ignaz Holzbauer Ouvertüre zu „Günther von Schwarzburg“

Wolfgang Rihm Ländler für 13 Streicher

Anton Filtz Sinfonie A-Dur

Û Lesen Sie dazu auch den Beitrag auf Seite 14.

14. November 2014 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau

1. PHILHARMONISCHES KONZERTKarl-Heinz Steffens, Dirigent

Johannes Brahms Sinfonie Nr. 1 c-Moll, op. 68

Wolfgang Rihm Nähe fern 1 und Nähe fern 2 für Orchester

Johannes Brahms Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 73

15. November 2014 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau

SONDERKONZERTKarl-Heinz Steffens, Dirigent

Johannes Brahms Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90

Wolfgang RihmNähe fern 3 und Nähe fern 4 für Orchester

Johannes Brahms Sinfonie Nr. 4 e-Moll, op. 98

16. November 2014 Ludwigshafen, Philharmonie

17. November 2014 Karlsruhe, Hochschule für Musik, Wolfgang-Rihm-Forum

KAMMERKONZERTin Kooperation mit der Hochschule für Musik Karlsruhe

Wolfgang RihmChiffre 1

Benjamin ScheuerVoices

Kathrin A. DennerVertical Loop Task

Ralph BernardyRaivota

Wolfgang RihmChiffre 2

Das Konzert am 16. November wird von Wolfgang Rihm moderiert.

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Konzertkalender

ALLE TERMINE: SEPTEMBER BIS NOVEMBER 2014

DO Ä 4. SEPTEMBER 2014 Ä 20:30Friedberg, Rothenberghalle

FRIEDBERGER MUSIKSOMMERCOOL JAZZ DER 50ER- UND 60ER-JAHRE

Thomas Zoller, Arrangeur

FR Ä 5. SEPTEMBER 2014 Ä 19:30Friedberg, Stadtpfarrkirche St. Jakob

FRIEDBERGER MUSIKSOMMERKarl-Heinz Steffens, Dirigent

Olivier Messiaen L’Ascension (Die Himmel-fahrt) – Vier Meditationen für OrchesterAnton Bruckner Sinfonie Nr. 9 d-Moll, WAB 109

SA Ä 6. SEPTEMBER 2014 Ä 19:30Friedberg, Rothenberghalle

FRIEDBERGER MUSIKSOMMERLIBERTÀ!

Karl-Heinz Steffens, Dirigent Richard Galliano, Bandoneon

Heitor Villa-Lobos Bachianas Brasileiras Suite Nr. 2Antonio Carlos Jobim/Luis Bonfá/Thomas Zoller Suite Orfeu Negro (Arr. Thomas Zoller)Alberto Ginastera Estancia SuiteAstor Piazzolla Las Cuatro Estaciones Porteñas (The four seasons of Buenos Aires) Ä Primavera Porteña (Buenos Aires Spring) Ä Otoño Porteño (Buenos Aires Autumn) Ä OblivionRichard Galliano Habanerando Ä Tango pour ClaudeJosé Pablo Moncayo HuapangoArturo Márquez Danzón No. 2 Ä Conga del Fuego NuevoLeonard Bernstein MamboGeorge Gershwin Cuban Overture

Kar

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MI Ä 10. SEPTEMBER 2014 Ä 20:00Mannheim, Rosengarten, Musensaal

MODERN TIMES 1 LIBERTÀ!

Karl-Heinz Steffens, Dirigent Richard Galliano, Bandoneon

Heitor Villa-Lobos Bachianas Brasileiras Suite Nr. 2Antonio Carlos Jobim/Luis Bonfá/Thomas Zoller Suite Orfeu Negro (Arr. Thomas Zoller)Alberto Ginastera Estancia SuiteAstor Piazzolla Las Cuatro Estaciones Porteñas (The four seasons of Buenos Aires) Ä Primavera Porteña (Buenos Aires Spring) Ä Otoño Porteño (Buenos Aires Autumn) Ä OblivionRichard Galliano Habanerando Ä Tango pour ClaudeJosé Pablo Moncayo HuapangoArturo Márquez Danzón No. 2 Ä Conga del Fuego NuevoLeonard Bernstein MamboGeorge Gershwin Cuban Overture

SO Ä 14. SEPTEMBER 2014 Ä ab 11:00

Eintritt frei Ludwigshafen, Philharmonie

TAG DER OFFENEN TÜR 11:00 Uhr Moderierte Orchesterprobe und Konzert

Karl-Heinz Steffens, Dirigent

Johann Sebastian Bach Brandenburgische Konzerte 1 & 3

DO Ä 18. SEPTEMBER 2014 Ä 19:30Ludwigshafen, Friedenskirche

MODERN TIMES 2DIE SCHÖNHEIT DER ZAHLEN 1„NEWTONS APFEL“ Eröffnungskonzert Symposium „Ernst Bloch und die Musik”

Karl-Heinz Steffens, DirigentNils Mönkemeyer, ViolaHansgünther Heyme, Sprecher

Johann Sebastian Bach Brandenburgische Konzerte 1, 2 & 6Igor Strawinsky Dumbarton Oaks, Konzert in Es-Dur für KammerorchesterPaul Hindemith Kammermusik Nr. 1, op. 24/1 Ä Kammermusik Nr. 5 für Solo-Bratsche und größeres Kammerorchester, op. 36/4

DI Ä 23. SEPTEMBER 2014 Ä 20:00Mannheim, Capitol

MODERN TIMES 3 DIE SCHÖNHEIT DER ZAHLEN 2„DAS ENDE DER UNSCHULD“

Karl-Heinz Steffens, DirigentHansgünther Heyme, SprecherJazz and the Philharmonics

Johann Sebastian Bach Brandenburgische Konzerte 3, 4 & 5 Cool Jazz der 1950er und 1960er Jahre

SA Ä 27. SEPTEMBER 2014 Ä 20:00 Mannheim, Rosengarten, Musensaal

MANNHEIMER MEISTERKONZERTE, 1. SINFONIEKONZERTMODERN TIMES 4 „DEM LIEBEN GOTT GEWIDMET“

Karl-Heinz Steffens, Dirigent

Béla Bartók Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und CelestaAnton Bruckner Sinfonie Nr. 9 d-Moll, WAB 109

SO Ä 28. SEPTEMBER 2014 Ä 19:30Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau

MODERN TIMES 5INSCHRIFT

Karl-Heinz Steffens, DirigentDomkammerchor Mainz

Franz Schubert Deutsche Messe („Gesänge zur Feier des heiligen Opfers der Messe“), D 872Anton Webern Sechs Bagatellen für Streich- quartett, op. 9 Ä Fünf Stücke für kleines Orchester, op. 10 Ä Variationen für Orchester, op. 30Wolfgang Rihm In-Schrift 1

Das Konzert wird von SWR2, dem Kulturkanal des Südwestrundfunks, aufgezeichnet.

MODERN TIMES wird gefördert durch die Stiftung Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.

DI Ä 9. SEPTEMBER 2014 Ä 20:00Neustadt an der Weinstraße, Saalbau

DO Ä 11. SEPTEMBER 2014 Ä 20:00Landau, Jugendstil-Festhalle

FR Ä 12. SEPTEMBER 2014 Ä 20:00Pirmasens, Festhalle

SA Ä 13. SEPTEMBER 2014 Ä 19:30Mainz, Rheingoldhalle

LIBERTÀ!

Karl-Heinz Steffens, Dirigent Richard Galliano, Bandoneon

Heitor Villa-Lobos Bachianas Brasileiras Suite Nr. 2Antonio Carlos Jobim/Luis Bonfá/Thomas Zoller Suite Orfeu Negro (Arr. Thomas Zoller)Alberto Ginastera Estancia SuiteAstor Piazzolla Las Cuatro Estaciones Porteñas (The four seasons of Buenos Aires) Ä Primavera Porteña (Buenos Aires Spring) Ä Otoño Porteño (Buenos Aires Autumn) Ä OblivionRichard Galliano Habanerando Ä Tango pour ClaudeJosé Pablo Moncayo HuapangoArturo Márquez Danzón No. 2 Ä Conga del Fuego NuevoLeonard Bernstein MamboGeorge Gershwin Cuban Overture

Das Konzert wird von SWR2, dem Kulturkanal des Südwestrundfunks, aufgezeichnet.

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Ari

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SO Ä 12. OKTOBER 2014 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie

SO UM 5 – Kammermusik sonntags um fünf„Im Rausch der Tiefe“

Olga Pogorelova, ViolineKaroline Markert, ViolaDaniel Haverkamp, VioloncelloWolfgang Güntner, BassKai Adomeit, Klavier

Ralph Vaughan Williams Klavierquintett c-MollFranz Schubert Klavierquintett A-Dur, D 667 „Forellenquintett“

MI Ä 15. OKTOBER 2014 Ä 20:00

DO Ä 16. OKTOBER 2014 Ä 20:00 Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus

KONZERTREIHE DER STADT LUDWIGSHAFEN UND DER BASF SE

Mirga Gražinyte Tyla, DirigentinAugustin Hadelich, Violine

Raminta Šerkšnyte Aisbergas/Iceberg SymphonyFelix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll, op. 64Anton Bruckner Sinfonie Nr. 4 Es-Dur, WAB 104

SO Ä 9. NOVEMBER 2014 Ä 20:00Paris, Théâtre des Champs-Élysées

OPERNGALA ANGELA GHEORGHIU

Tiberiu Soare, DirigentAngela Gheorghiu, Sopran

FR Ä 14. NOVEMBER 2014 Ä 19:30 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau

1. PHILHARMONISCHES KONZERT

Karl-Heinz Steffens, Dirigent

Johannes Brahms Sinfonie Nr. 1 c-Moll, op. 68Wolfgang Rihm Nähe fern 1 und Nähe fern 2 für OrchesterJohannes Brahms Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 73

SA Ä 15. NOVEMBER 2014 Ä 19:30 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau

SONDERKONZERT

Karl-Heinz Steffens, Dirigent

Johannes Brahms Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90Wolfgang Rihm Nähe fern 3 und Nähe fern 4 für OrchesterJohannes Brahms Sinfonie Nr. 4 e-Moll, op. 98

Das Konzert wird von SWR2, dem Kulturkanal des Südwestrundfunks, aufgezeichnet.

FR Ä 26. SEPTEMBER 2014 Ä 20:00Kaiserslautern, Fruchthalle

Karl-Heinz Steffens, DirigentDomkammerchor Mainz

Franz Schubert Deutsche Messe („Gesänge zur Feier des heiligen Opfers der Messe“), D 872Anton Webern Sechs Bagatellen für Streich- quartett, op. 9 Ä Fünf Stücke für kleines Orchester, op. 10 Ä Variationen für Orchester, op. 30Wolfgang Rihm In-Schrift 1

FR Ä 3. OKTOBER 2014 Ä 17:00Trier, Hohe Domkirche

MOSEL MUSIKFESTIVAL TRIER

Thomas Kiefer, DirigentSusanne Ellen Kirchesch, Sopran Ä Wiebke Lehmkuhl, Alt Ä Tilmann Lichdi, Tenor Ä Klaus Mertens, Bariton Ä Matthias Horn, BassTrierer Domchor Ä KathedralJugendChor Trier Mädchenchor am Trierer Dom Junge Herren der Trierer Domsingknaben

Frank Martin In Terra Pax, Oratorio breveAnton Bruckner Messe Nr. 1 d-Moll, WAB 26

SO Ä 5. OKTOBER 2014 Ä 11:00

MO Ä 6. OKTOBER 2014 Ä 9:30 Ä 11:00

DI Ä 7. OKTOBER 2014 Ä 9:30 Ä 11:00 Ludwigshafen, Philharmonie

1. KIKO KINDERKONZERTEin Wunderkind auf Reisen Eine Produktion mit dem Kinder- und Jugendtheater SpeyerLeonard Holler, Klavier und GeigeMatthias Folz, Erzähler und Regie

Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

FR Ä 10. OKTOBER 2014 Ä 19:30Ludwigshafen, Friedenskirche

REBELLION IM QUADRATMANNHEIMER & KARLSRUHER SCHULE

Karl-Heinz Steffens, DirigentRainer Schick, Oboe

Johann Christian Cannabich Sinfonie Nr. 63 D-DurJörg Widmann Oboenkonzert (Deutsche Erstaufführung)Ignaz Holzbauer Ouvertüre zu „Günther von Schwarzburg“Wolfgang Rihm Ländler für 13 StreicherAnton Filtz Sinfonie A-Dur

SA Ä 11. OKTOBER 2014 Ä 20:00 Speyer, Kaiserdom

BRUCKNER IN DEN DOMEN IINTERNATIONALE MUSIKTAGE

Karl-Heinz Steffens, DirigentMarkus Melchiori, DirigentSchola Cantorum Saliensis Domchor Speyer

Gregorianische Choräle und Motetten von Anton Bruckner

Anton Bruckner Sinfonie Nr. 9 d-Moll, WAB 109

SO Ä 16. NOVEMBER 2014 Ä 17:00Ludwigshafen, Philharmonie

MO Ä 17. NOVEMBER 2014 Ä 19:30Karlsruhe, Hochschule für Musik,Wolfgang-Rihm-Forum

KAMMERKONZERT IN KOOPERATION MIT DER HOCH-SCHULE FÜR MUSIK KARLSRUHE

Solisten der Hochschule für Musik KarlsruheWolfgang Rihm Chiffre 1Benjamin Scheuer VoicesKathrin A. Denner Vertical Loop TaskRalph Bernardy RaivotaWolfgang Rihm Chiffre 2

Das Konzert am 16. November wird von Wolfgang Rihm moderiert.

SO Ä 23. NOVEMBER 2014 Ä 19:30Mainz, Christuskirche

CHORKONZERT

Prof. Ralf Otto, DirigentSusanne Serfling, SopranRegina Pätzer, AltAndreas Post, TenorHans Christoph Begemann, BassBachchor Mainz

Felix Mendelssohn Bartholdy Paulus (Oratorium) op. 36, MWV A 14

FR Ä 28. NOVEMBER 2014 Ä 20:00 Mannheim, Rosengarten, Musensaal

MANNHEIMER MEISTERKONZERTE, 2. SINFONIEKONZERT

Ariane Matiakh, Dirigentin Nikolai Tokarev, Klavier

Michael Glinka Walzer-FantasieSergej Rachmaninow Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll, op. 18Nikolai Rimsky-Korsakow Scheherazade, op. 35

SO Ä 30. NOVEMBER 2014 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie

SO UM 5 – Kammermusik sonntags um fünf„Hänsel und Gretel“

Christiane Palmen, Erzählerin

„Hänsel und Gretel“ nach Engelbert Humperdinck (Bearbeitung für Bläser)

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den Blick, auch die Aufführung größer besetzter Werke der „Mannheimer“ Kompo-nisten gibt den Konzerten einen besonde-ren Reiz. Beim Konzert in der Ludwigsha-fener Friedenskirche ist in Anwesenheit des Komponisten das Oboenkonzert von Jörg Widmann als deutsche Erstaufführung zu erleben. Das Oboenkonzert ist ein Geschenk zum 70. Geburtstag von Heinz Holliger dem weltberühmten Oboisten und Kompo-nisten, der es persönlich in Luzern urauf-führte. Und wer könnte dieses anspruchs-volle Stück besser interpretieren als ein Holliger-Schüler?

Rainer Schick, Solo-Oboist der Staatsphilhar-monie nähert sich dem Werk mit einer Mi-schung aus großem Respekt und Begeiste-rung: „Das Oboenkonzert von Widmann ist eine intensive Auseinandersetzung mit allen Facetten des Instruments durch die Epochen der Musikgeschichte hindurch. Es finden sich barocke Passagen, Anklänge an Coupe-rin, aber auch an die Klassik, an Mozart. Ein hochexpressives, ein hochromantisches Stück mit warmen Klangfarben, es gibt hier nichts Schrilles.“ Dennoch ist es sehr schwer zu spielen: „Im Kadenzteil bewegt es sich im Grenzbereich des technisch Möglichen, ins-gesamt sind die fünf Sätze schon rein kondi-tionell eine extreme Herausforderung. Ich bin selber neugierig, wie ich nach dieser halben Stunde dastehe“, sagt der Bläserprofi mit einem Augenzwinkern.

In der neuen Reihe REBELLION IM QUADRAT stellt die Staatsphilharmonie

Werke der Mannheimer Schule Werken der Karlsruher Schule um Wolfgang

Rihm gegenüber und vereint die beiden musikalischen Epochen in einem

spannenden, kontrastreichen Dialog. In der Ludwigshafener Friedenskirche

wird die deutsche Erstaufführung von Jörg Widmanns Oboenkonzert zu

erleben sein – ein einmaliges Stück, das seit seiner Uraufführung 2009 in

Luzern hierzulande noch nicht öffentlich zu hören war.

Wolfgang Rihm und Jörg Widmann

Das besondere Konzert

Die Reibung zwischen Alt und Neu zum Funkenschlag und zu einer wirklich leben-digen Kultur zu führen, das ist das Anliegen der neuen Konzertreihe REBELLION IM QUADRAT. Sie vereint Kompositionen der Mannheimer Schule mit Werken der „Karls-ruher Schule“ um Wolfgang Rihm. Die Mannheimer Schule bezeichnet einen Musi-kerkreis, der sich vor allem während der Regierungszeit des Kurfürsten Karl Theodor in Mannheim in der Zeit von 1743 bis 1778 bildete. Christian Cannabich, Ignaz Holz-bauer, Abbé Georg Joseph Vogler oder Carl Stamitz kreierten zu ihrer Zeit einen bis dahin unerhörten, alle bekannten Grenzen hinter sich lassenden Sound. „Die Mann-heimer Schule war in ihrer Zeit Revolution. Eine illustre Bande junger Musiker, die alles Mögliche im Sinn hatten, nur nicht in Lan-geweile zu erstarren.

Wir möchten diese Idee von spannungs-reicher, sinnlicher Lust an der Musik wieder an Rhein und Neckar bringen“, so formuliert es Karl-Heinz Steffens. War es das Verdienst, des Kurpfälzischen Kammerorchester, die Erinnerung an die berühmte Mannheimer Schule am Leben zu erhalten, so setzt die Staatsphilharmonie nun die vielfältigeren Möglichkeiten eines sinfonisch besetzten Orchesters in den Dienst dieser Werke: nicht nur die Begegnung mit den Komposition der Gegenwart, die durch die Karlsruher Schule Einzug in die Programme halten, erweitern

Mannheimer & Karlsruher Schule

REBELLION IM QUADRAT

10. Oktober 2014 Ludwigshafen, Friedenskirche

REBELLION IM QUADRAT

Karl-Heinz Steffens, Dirigent

Rainer Schick, Oboe

Johann Christian Cannabich

Sinfonie Nr. 63 D-Dur

Jörg Widmann Oboenkonzert

(Deutsche Erstaufführung)

Ignaz Holzbauer Ouvertüre zu „Günther

von Schwarzburg“

Wolfgang Rihm Ländler für 13 Streicher

Anton Filtz Sinfonie A-Dur

27. März 2015 Mannheim,

Christuskirche

REBELLION IM QUADRAT

Christoph-Mathias Mueller, Dirigent

Tianwa Yang, Violine

Abbé Georg Joseph Vogler

Sinfonie in d-Moll

Wolfgang Rihm Gesungene Zeit für

Violine und Orchester

Carl Maria von Weber Sinfonie Nr. 2 C-Dur

Eugen Werner Velte Zum Andenken und zur

Erinnerung ... Grave II für Kammerorchester

Carl Stamitz Sinfonie d-Moll, op. 15/3

Karten gibt es unter Telefon 01805 - 700 733,

unter www.reservix.de sowie an allen ReserviX-

Vorverkaufsstellen.

Kurfürst Karl Theodor (1724 – 1799)

Rainer Schick

Page 15: DSRP Magazin Nr. 5 2014

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BRUCKNER IN DEN DOMEN ist eine Kooperation der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit:

Katholische Pfarrgemeinde

Dom St. PeterWorms

Zyklus

Dem Kaiserdom zu Speyer folgt im weiteren Verlauf des Projekts der Wormser (Kaiser-)Dom, einst der historische Schauplatz des Wormser Reichtags. Die Hohe Domkirche zu Trier schließt sich an, auch sie Unesco-Weltkulturerbe: die älteste Bischofskirche von Deutschland, deren Fundamente noch aus römischer Zeit stammen. Und schon jetzt lohnt der Ausblick in den Oktober 2015, wenn die Reihe im Hohen Dom zu Mainz seine Fortsetzung findet.

Der auf drei Jahre angelegte BRUCKNER-ZYKLUS „Bruckner in den Domen von Rheinland-Pfalz“ steht in der Reihe Kathe-dralKlänge und wird im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz, der Inter-nationalen Musiktage Dom zu Speyer sowie des Mosel Musikfestivals stattfinden.

In einem mehrjährigen Zyklus führt die Staatsphilharmonie alle Sinfonien von

Anton Bruckner in den großen „Klangkathedralen“ von Rheinland-Pfalz auf.

Am 11. Oktober erklingt zunächst Bruckners Sinfonie Nr. 9 d-Moll im Rahmen der

Internationalen Musiktage Dom zu Speyer. Ein besonderes Projekt mit beson-

deren Schirmherren: der Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung

und Kultur Doris Ahnen und dem Bischof von Mainz Kardinal Lehmann.

Ein wahrhaft monumentales Projekt, das sich die Staatsphilharmonie für die nächsten drei Jahre vorgenommen hat: Unter ihrem Chefdirigenten Karl-Heinz Steffens erklingen alle Bruckner-Sinfonien in den vier großen Domen des Landes – Speyer, Worms, Trier und Mainz –, jeweils in Verbindung mit Chor- und Orgelwerken, die von den jewei-ligen Dom-Musiken eingebracht werden. Ein gewaltiges Großprojekt aller Akteure, das zum Ende des Zyklus 2017 in einer alle Domchöre vereinenden Aufführung der Neunten Sinfonie gemeinsam mit dem Brucknerschen Te Deum seinen Höhepunkt feiern wird. „Dieser Zyklus ist eine Herzens-angelegenheit von mir. Wer diese Sinfonien schon einmal in der Atmosphäre solch ge-waltiger Dome erlebt hat, der kann sich dieser Wirkung nicht entziehen“, schwärmt Karl-Heinz Steffens. „Bruckners Sinfonien sind Kathedralen des Klanges. Gewaltige Räume, um darin den Kampf des Menschen mit sich selbst und seinem Gott auszufechten.“

Den Reigen eröffnet das Konzert im Dom zu Speyer, einem der bedeutendsten Bau-denkmäler der Romanik und als Grabstätte salischer, staufischer und habsburgischer Herrscher Symbol des mittelalterlichen Kaisertums. So bilden im ersten Konzert im Dom zu Speyer Motetten Bruckners die vokale Ergänzung zu seiner neunten, nicht ganz vollendeten Sinfonie – eine Kombina-tion, die auf berückende Weise verdeutlicht, dass auch die Orchestermusik des Kompo-nisten von einer sakralen Aura umflort ist.

11. Oktober 2014Speyer, Kaiserdom

Internationale Musiktage Dom zu SpeyerBRUCKNER IN DEN DOMEN IKarl-Heinz Steffens, DirigentMarkus Melchiori, Dirigent Schola Cantorum SaliensisDomchor Speyer

Gregorianische Choräle

Anton Bruckner Motetten

Anton Bruckner Sinfonie Nr. 9 d-Moll, WAB 109

23. Juli 2015Worms, Dom zu Worms

BRUCKNER IN DEN DOMEN IIKarl-Heinz Steffens, DirigentDan Zerfaß, Dirigent collegium vocale am Wormser Dom

Franz Liszt Missa choralis

Anton Bruckner Sinfonie Nr. 3 d-Moll, WAB 103

26. Juli 2015Trier, Hohe Domkirche

Mosel Musikfestival Trier BRUCKNER IN DEN DOMEN IIIKarl-Heinz Steffens, DirigentThomas Kiefer, DirigentDomorganist Josef Still, OrgelTrierer DomchorTrierer DomsingknabenMädchenchor am Trierer Dom

Maurice Duruflé Quatre motets sur des thèmes grégoriens, op. 10

Anton BrucknerMotette „Christus factus est“

Felix Mendelssohn Bartholdy „Hör mein Bitten“, Hymne für Sopran, Chor und Orgel

Anton Bruckner Sinfonie Nr. 4 Es-Dur, WAB 104

Oben: Anton Bruckner, porträtiert von Hermann von Kaulbach, München, im März 1885.

Auftakt eines monumentalen Musikerlebnisses

BRUCKNER IN DEN DOMEN VON RHEINLAND-PFALZ Rheinland-Pfalz und seine einzigartigen Dome: die romanischen Kaiserdome

in Speyer und Worms sowie der Dom zu Trier und der Mainzer Dom (von links).

BRUCKNER IN DEN DOMEN 2014 | 2015

Page 16: DSRP Magazin Nr. 5 2014

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Neuigkeiten und Meldungen

TAG DER OFFENEN TÜR EIN MUSIKALISCHES FEST FÜR DIE GANZE FAMILIE

DAS PROGRAMM:

11: 00 – 12:30 Uhr im Konzertsaal der PhilharmonieORCHESTERPROBE UND KONZERT (moderiert von Karl-Heinz Steffens)J. S. Bach: Brandenburgische Konzerte Nr. 1 und 3.

13:00 – 14:00 Uhr im Konzertsaal der Philharmonie AD.AGIO, FREISTIL-KONZERTDebussy, Fauré und Griechenland, das Land der MythenLeitung: Andrea Apostoli

14:15 – 15:15 Uhr im Konzertsaal der Philharmonie „EIN WUNDERKIND AUF REISEN“Kinderkonzert für Kinder ab 8 JahrenEine Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer

15:30 – 16:30 Uhr im Konzertsaal der PhilharmonieAUSGEWÄHLTE KAMMERMUSIKMusiker der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

15:30 – 16:30 Uhr bei gutem Wetter draußen, bei Regen im Foyer KAFFEEHAUSMUSIK Leitung: Ionel Ungureanu

16:30 – 17:00 Uhr im Konzertsaal der PhilharmonieDIE PALASTSIRENEN

17:30 – 19:00 Uhr bei gutem Wetter draußen, bei Regen im Foyer „JAZZAFFINE“ FEATURING MARIA KÖGELLatin Jazz

… so lautete die Titelzeile des Mannheimer Morgen über das Mozartfest Speyer, das am Sonntag, den 6. Juli 2014 mit einem festlichen Abschlusskonzert in der ausverkauften Dreifal-tigkeitskirche zu Ende ging. Bläser- und Strei-cherserenaden, Kammermusikmatinee, Kinder-konzerte und Sinfoniekonzerte haben alle Facetten der Musik W. A. Mozarts zum Klingen gebracht. „Ein ganz und gar kulinarischer Mozart war das, die musikalische Entsprechung für Champagnertrüffel. Sinnlich, zartschmel-zend zergingen die drei Stücke auf der Zunge und entließen die Zuhörer leicht schwebend in den Rest des Abends“, schrieb DIE RHEIN-PFALZ über die Streicherserenaden. Nicht nur die Presse, auch das Publikum war begeistert von der musikalischen Leistung der Staatsphil-harmoniker, der Gastfreundschaft der Stadt Speyer mit ihrem mediterranen Ambiente und ihrem sympathischen und immer gutgelaunten Oberbürgermeister Hansjörg Eger.

Am Sonntag, den

14. September 2014 ist es

wieder so weit: Die Staats-

philharmonie öffnet ihre

Pforten und die Musiker des

Orchesters laden mit Chef-

dirigent Karl-Heinz Steffens

zum Tag der offenen Tür ein.

Begegnen Sie den Musikern

und feiern Sie einen schö-

nen Tag mit Ihrer Familie

und Freunden. Ob Klassik

oder Jazz, Kinderkonzert

oder Kaffeehausmusik –

für jeden Musikgeschmack

ist etwas dabei!

MOZARTFEST-SPEYER: „DIE SOMMER-RESIDENZ IM STURM EROBERT“ …

Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Sommerresidenz in der wunderschönen Domstadt vom 2.-5. Juli 2015 mit dem Beethovenfest!

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Neuigkeiten und Meldungen

„IM RAUSCH DER TIEFE“

Es ist ein Konzert, das im wahrsten Sinne des Wortes in die Tiefe geht. Denn so unver-zichtbar der Kontrabass im Orchester ist, so selten taucht er leider in der Kammermusik-literatur auf. Das Programm dieses Konzerts verbindet zwei vollkommen gegensätzliche Werke: einerseits Franz Schuberts „Forellen-quintett“ – eines der berühmtesten Werke der Kammermusik – und andererseits das lange Zeit verschollene Klavierquintett mit Bass des englischen Komponisten Ralph Vaughan Williams, der eine ganz eigene Klangwelt von fast archaischen Klängen bis hin zu schwelgerischer Spätromantik vor dem Zuhörer ausbreitet.

ANTONIA ZIMMERMANN wur-de in Bamberg geboren und studierte ab 2004 bei Prof. Georg Klütsch an der Hoch-schule für Musik und Tanz Köln. Schon zu Beginn ihres Studiums wurde sie Mitglied der Jungen Deutschen Phil-harmonie, des European Union Youth Orchestra sowie der Or-chesterakademie des Schles-wig-Holstein Musik Festivals. Im Gürzenich-Orchester Köln machte sie ein Praktikum und war Stipendiatin der Yehudi Menuhin-Stiftung „Live music now“.2011 wurde sie zweite Fagot-tistin der NDR Radiophilhar-monie Hannover und wech-selte 2014 als stellvertretende Solofagottistin an die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland- Pfalz. Als Gast spielte sie im Sinfo-nieorchester des WDR, bei den Bamberger Symphonikern, im Frankfurter Opern- und Muse-umsorchester sowie bei den Bremer Philharmonikern. Kon-zertreisen führten sie durch Europa, Asien und Südameri-ka. Mit dem Acelga Quintett erhielt sie 2013 ein Stipendi-um des Deutschen Musikrats.

Einlass und Kasse ist jeweils ab 16.00 Uhr. Zu jedem Konzert findet um 16.30 Uhr im Foyer eine Einführung von Dr. Nicole Vollweiler statt. Einlass in den Saal erfolgt 10 Minuten vor Konzertbeginn.

Falls Sie die Kinderbetreuung in Anspruch nehmen möchten, bitten wir Sie, uns eine Woche vorher telefonisch unter 0621 - 599090 Bescheid zu geben.

Mit Sonntagskaffee

und Konzerteinführung

SO UM 5 Kammermusik sonntags um fünf

Das SO UM 5-Team (v. l.n. r.): Gerd Thusek, Hildegard Boots, Anne Scheffel, Bernd Mallasch, Petra Fluhr und Gerhard Kraßnitzer

SO Ä 12. OKTOBER 2014 Ä 17:00

Olga Pogorelova, ViolineKaroline Markert, ViolaDaniel Haverkamp, VioloncelloWolfgang Güntner, BassKai Adomeit, Klavier

Ralph Vaughan Williams Klavierquintett c-MollFranz Schubert Klavierquintett A-Dur, D 667 „Forellenquintett“

„HÄNSEL UND GRETEL“FAMILIENKONZERT

Die an diesem Nachmittag dargebotene Fas-sung der Märchenoper für Bläserensemble und Sprecher(in) bewegt sich in der Tradi-tion der klassischen „Harmoniemusiken“. Sprachgewandt wie eine „echte“ Schauspie-lerin schlüpft Christiane Palmen – eigent-lich Solo-Flötistin der Deutschen Staatsphil-harmonie – von Rolle zu Rolle und erzählt das Märchen von „Hänsel und Gretel“ zu Humperdincks großartiger Musik. Eine wunderbare Märchenstunde, geeignet für die ganze Familie!

SO Ä 30. NOVEMBER 2013 Ä 17:00

Christiane Palmen, Erzählerin

„Hänsel und Gretel“ nach Engelbert Humperdinck (Bearbeitung für Bläser)

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Spielort

Die Konzerte der Staats-philharmonie in der Festhalle Pirmasens sind ausnahmslos alle sehr gut besucht oder sogar ausverkauft.

Das Schloss des Stadt-gründers Landgraf Ludwig IX. stand früher am Platz der heutigen Brunnen- und der Treppenanlage. Heute erinnert nur noch der Name des Platzes an den Bau.

Zu den herausragenden Konzertereignissen im Kulturprogramm von Pirmasens zählt das Festival „Euroclassic“. Mittlerweile gilt das länderübergreifende Kulturprojekt als international richtungsweisend. Seit seiner Gründung im Jahre 1990 mischt die Staats-philharmonie kräftig mit und freut sich über die vielen Klassikfans, die teils von weit außerhalb angerückt kommen, um ihre Konzerte live erleben zu können.

„Mit allen Sinnen“ lautet nicht nur das Motto des diesjährigen Kultursommers Rheinland-Pfalz, sondern auch jenes des

Festivals „Euroclassic“, das vom 31. August bis 1. November in den Städten Pirmasens, Zweibrücken, Blieskastel und Bitche über die Bühne geht und auch im 25. Jahr seines Bestehens für eine alle Sinne ansprechende Programmvielfalt steht.

Der Startschuss fällt am 31. August in Bit-che, wenn unter dem Titel „Boxe, Boxe“ ein grandioses Gesamtkunstwerk aus Zirkus- artistik, Tanz, Sport und Musik die Kultur-freunde auf das faszinierende Spektrum der 26-teiligen Programmreihe vorbereitet. Neben der „hohen Klassik“ in Gestalt der

Die Einwohner bezeichnen ihre

wie Rom auf sieben Hügel erbaute,

am Westrand des Pfälzerwaldes

gelegene Heimatstadt liebevoll als

„Bärmesens“, manch andere verwen-

den zuweilen etwas abschätzig den

Begriff „Schlappeflickerstadt“ und

spielen damit auf die Bedeutung von

Pirmasens für die deutsche Schuh-

industrie an. Von der Garnisonsstadt

mit dem ehemals größten Exerzier-

platz Europas zur Schuhmetropole –

dass sich Pirmasens darüberhinaus

zu einem wichtigen Kulturstandort

im Südwesten gemausert hat, ist

noch nicht allen bekannt. Insbeson-

dere in Sachen „Klassik“ tut sich in

den letzten Jahren einiges.

Auftritte der Staatsphilharmonie, des Festi-val-Orchesters und verschiedener Barock-Ensembles sind es vor allem die Crossover-Konzerte, die auch das jüngere Publikum begeistern. Und wie in der Vergangenheit wird das Festival „Euroclassic“ zum Treff-punkt internationaler Stars: In diesem Jahr sorgen unter anderem Ute Lemper, Tommy Emmanuel und Antje Weithaas für großes Kino in kleinen Städten.

Im Blickpunkt:

KULTUR IN PIRMASENS

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Pirmasens ist vor allem als ehemalige Schuhmetropole und weniger als Kulturstadt bekannt. Stimmt das?Dieser Ruf mag bestanden haben, war aber schon in der Vergangenheit nicht berechtigt. Das Kulturprogramm der Stadt ist schon seit Jahren herausragend, was dazu führt, dass Besucher aus ganz Rheinland-Pfalz und da-rüber hinaus nach Pirmasens kommen. Spä-testens aber seit Mitte letzten Jahres hat die Stadt mit der Eröffnung der Alten Post als Kulturforum ein weiteres, deutliches Zeichen gesetzt, das, wie ich denke, auch überregio-nal ausstrahlt. Ich bin deshalb davon über-zeugt, dass die Stadt sehr wohl einen Ruf als Kulturstadt hat und zwar einen guten.

Wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit mit der Staatsphilharmonie?Die Staatsphilharmonie ist im Kulturpro-gramm der Stadt seit Jahren eine „feste Größe“. Das jährliche Neujahrskonzert ist ein Highlight im Kulturprogramm der Stadt Pirmasens. Auch die weiteren Konzerte, die mit der Staatsphilharmonie stattfinden, wer-den aufgrund des immer hervorragenden Programms und der ausgezeichneten So-listen sehr gut besucht und auch von der Presse immer sehr gut besprochen. Eine Besonderheit ist dabei, dass es mittlerweile regelmäßige Kooperationen der Staatsphil-

Spielort

In Pirmasens beginnt man den Stadtbummel am besten am ehemaligen Exerzierplatz mit seinem hübschen Kolonnadengang.

harmonie mit dem exzellenten Musiker-nachwuchs aus Pirmasens gibt.

Wie werden die Konzerte der Staatsphilharmonie von der Bevölkerung angenommen?Wie gesagt: Das Neujahrskonzert ist das Highlight im Kulturprogramm. Das neue Kulturprogramm liegt seit Kurzem vor und wenige Tage später ist das Neujahrskonzert bereits ausverkauft. Auch die weiteren Kon-zerte der Staatsphilharmonie sind ausnahms-los hervorragend besucht, was wie bereits erwähnt an der hohen Qualität der Deut-schen Staatsphilharmonie und der Solisten liegt.

Welche positiven Auswirkungen hat die Teilnahme der Stadt Pirmasens an grenzüberschreitenden Events wie „Euroclassic“?Das Festival Euroclassic ist aus dem Kulturka-lender der Stadt Pirmasens nicht mehr weg-zudenken. Und die positiven Auswirkungen, die dieses Kulturfest mit sich bringt, sind beileibe nicht nur im kulturellen Bereich zu sehen. Es bringt die Menschen über Grenzen hinweg zusammen und das wirkt sich auf alle Bereiche der Gesellschaft aus.

Text und Interview: Markus Pacher

Überhaupt stößt das rheinland-pfälzische Vorzeigeorchester in Pirmasens auf äußerst fruchtbaren Boden: So genießen einige Söhne und Töchter der Stadt einen bedeu-tenden Ruf in der Klassikszene. Der ganze Stolz sind die international zu Ehren ge-kommenen Pirmasenser Musiker und Ge-schwister Anna-Theresa (Violine), Valentin (Viola) und Julian Steckel (Cello). Wie in den vergangenen Jahren werden sie auch heuer wieder das Festival-Orchester formie-ren und am 12. Oktober unter Leitung der Geigerin Antje Weithaas unter anderm Beethovens Tripelkonzert zu Gehör brin-gen. Den ersten orchestralen Glanzpunkt im Rahmen des Festivals setzt die Staats-philharmonie mit ihrem Auftritt am 12. September an der Seite des Bandoneon-Stars Richard Galliano.

Der Blick über alle Grenzen hinweg, das starke Interesse an länderübergreifenden Projekten, ist signifikant für das Pirmasen-ser Kulturangebot. Wie beim Festival „Euro-classic“ handelt es sich auch bei der Mozart-gesellschaft Zweibrücken – Bitche – Pirmasens um eine internationale Kooperation, die hochkarätige Kammermusik-Events ermög-licht. Die Interpreten stammen hauptsäch-lich aus der Region Mannheim bis Saarbrü-cken – speziell in Pirmasens musizieren oft auch vom deutschen Musikrat ausgesuchte Nachwuchskünstler. Der Erfolg gibt den Programmplanern recht: Wie die großen Orchesterkonzerte mit der Staatsphilhar-monie zählen die Pirmasenser Kammermu-sikabende der Mozartgesellschaft zum Pflichtprogramm der Klassikfreunde und sind fast immer ausverkauft.

Programm, Karten, Infos: www.festival-euroclassic.eu

INTERVIEW

Der Pirmasenser Oberbürger-meister und Kulturdezernent Dr. Bernhard Matheis über das Kulturangebot der Stadt

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Staatsphilharmonie auf Tour

Anfang September begeben sich die Musiker der Staatsphilharmonie in schon fast guter alter Tradition in die altbayerische Herzogstadt Friedberg zum Friedberger Musik-sommer. Im November reist das Orchester dann als klingende Visitenkarte von Rheinland-Pfalz zu einem glanzvollen Galaauftritt im Théatre des Champs-Elysées in Paris mit der Weltklasse-Sopranistin Angela Gheorghiu.

Bereits zum 13. Mal geht in diesem Jahr der Friedberger Musiksommer über die Bühne. Was einst mit einem Kammerkon-zert und einem Jazz-Frühschoppen begann, hat sich dank des unermüdlichen Einsatzes des künstlerischen Leiters Karl-Heinz Stef-fens zu einem vielbeachteten musikalischen Ereignis entwickelt, zu dem international renommierte Musiker und Sänger immer wieder gerne kommen. Nach ihren um-jubelten Auftritten im Musiksommer der vergangenen beiden Jahre kommt die Deut-sche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz auch diesmal wieder gerne in das kleine Städtchen in der Nähe von Augsburg, das in diesem Jahr sein 750-jähriges Bestehen feiert.

Den Auftakt zum Musik-sommer bildet traditionell ein Jazz-Konzert, diesmal unter der Regie des geni-alen Ludwigshafener Ar-rangeurs Thomas Zoller. Und Chefdirigent Karl-Heinz Steffens wird seine Klarinette mit im Gepäck haben. Damit ist der lang-jährige Solo-Klarinettist der Berliner Philharmo-niker in Friedberg nicht nur als Dirigent, sondern auch als Musiker zu erle-ben. Neben Jazz gibt es die 9. Sinfonie Bruckners zu hören und das Galakonzert steht ganz im Zeichen südamerikanischer Rhythmen – als Solist wird der weltberühmte Bando-neonist Richard Galliano zu Gast sein. Den Abschluss bilden traditionell eine Matinee und ein Kammerkonzert.

Mit Angela Gheorghiu nach ParisDie Konzertreise nach Paris entführt an einen Ort, wo dereinst die skandalum-witterte Aufführung von Strawinskys „Le sacre de Printemps“ uraufgeführt wurde, ans Théatre des Champs-Elysées in Paris. Die Heimstätte des Orchestre National de France und des Orchestre Lamoureux sowie Stützpunkt der Wiener Philharmoniker in Frankreich wurde von Auguste Perret von 1911 bis 1913 errichtet und ist eines der bekanntesten Konzerthäuser der Stadt.

Das Orchester hat die große Ehre, die Sopra-nistin Angela Gheorghiu in einer Operngala zu begleiten. Angela Gheorghiu, in der rumänischen Kleinstadt Adjud geboren, wurde an der Musikakademie Bukarest, von der großen Gesangspädagogin Mia Barbu ausgebildet. Mit ihrer fabelhaften Stimme und einer berauschenden Bühnenpräsenz gelang es ihr, sich weltweit als unvergleich-licher Opernstar zu etablieren. Ihr interna-tionales Debüt gab sie 1992 an der Royal Opera Covent Garden in La Bohème. Noch im selben Jahr erlebte man sie zum ersten Mal an der Metropolitan Opera New York und an der Wiener Staatsoper. Bei einer der Proben bekannte der große Dirigent Sir Georg Solti: „Mir kamen die Tränen. Ich musste hinausgehen. Das Mädel ist wunder-bar. Sie kann alles.“ Gheorghiu singt Arien von Verdi, Puccini, Mascagni und Massenet, die Leitung hat Tiberiu Soare.

links: Das beschauliche Friedberg in Bayern | rechts: Das berühmte Théâtre des Champs-Élysées in Paris

Tradition und Neuland

VON FRIEDBERG AN DIE CHAMPS-ELYSÉES

FRIEDBERGER MUSIKSOMMER

4. September 2014Friedberg, RothenberghalleCool Jazz der 50er- und 60er-Jahre

5. September 2014Friedberg, Stadtpfarrkirche St. JakobOlivier Messiaen & Anton Bruckner

6. September 2014Friedberg, RothenberghalleLIBERTÀ!

OPERNGALA ANGELA GHEORGHIU

9. November 2014Paris, Théâtre des Champs-Élysées

Tiberiu Soare, DirigentAngela Gheorghiu, Sopran

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Education

1. KIKO KINDERKONZERT: EIN WUNDERKIND AUF REISENEINE FLÜCHTIGE BEGEGNUNG MIT WOLFGANG AMADEUS MOZART

Die ersten Krabbelkonzerte für Kinder von 0 bis 3 Jahren der

neuen Saison finden am Montag, den 15. September 2014 um 9:30 Uhr und 11:00 Uhr in der Philharmonie, Heinigstraße 40, 67059 Ludwigshafen statt.

Sie stehen unter der Leitung von Andrea Apostoli, dem konzert-

pädagogischen Berater der Staatsphilharmonie. Der Eintritt

kostet 5 Euro für Erwachsene, Kinder sind frei und Geschwisterkinder

dürfen gerne mitkommen.

Wir bitten unbedingt um Voranmeldung

unter [email protected]

oder unter Telefon 0621 - 5990926.

KRABBELKONZERTE: GROSSE MUSIK FÜR KLEINE OHREN

Sommerferien! Ein Junge kommt in Paris an, um an einer musikalischen Sommerfreizeit teilzunehmen – er ist das erste Mal alleine unterwegs. In der Bahnhofshalle trifft er auf einen seltsamen Mann, der ihn an-spricht und aus einer anderen Zeit übrig geblieben zu sein scheint. Der Fremde stellt sich als Kutscher der Familie Mozart vor und erzählt dem Jungen von der Getreidegasse 9 in Salzburg, wo Vater Leopold Mozart Pläne schmiedet, mit seinem Wunder-kind Wolferl auf eine große Reise durch halb Europa zu gehen…

Als Dreijähriger improvisierte Wolferl bereits selbstständig am Klavier. Mit fünf Jahren kompo-nierte er sein erstes Stück. Mit sechs Jahren unternahm er mit Vater und Schwester zusammen dann seine erste große Konzert-reise. Er spielte sowohl in Königshäusern als auch bei öffentlichen Massenveranstal-tungen. Er wurde gefeiert, mit Bewunderung und Geschenken überhäuft und gab ein Konzert

für Madame de Pompadour in Paris!

Musik gibt es natürlich auch jede Menge, gespielt vom klei-nen Wolferl persönlich und dem Kiko-Ensemble der Staats-philharmonie.

5. Oktober 2014 Ä 11.00 Uhr6. Oktober 2014 Ä 9.30 und 11.00 Uhr7. Oktober 2014 Ä 9.30 und 11.00 UhrLudwigshafen Philharmonie

1. KIKO Kinderkonzert:Ein Wunderkind auf ReisenKooperation mit dem Kinder- und Jugendtheater SpeyerWolfgang Amadeus MozartKlavierkonzert Nr. 12 A-Dur, KV 414Streichquartett G-Dur, KV 167Sonate B-Dur, KV 15Duett „Der Vogelfänger bin ich …“

Leopold MozartDuo Nr. 4 G-Dur für zwei Violinen

Für Kinder ab 8 Jahren

KONZERTPÄDAGOGISCHES SEMINAR: FÜR LEHRER UND ORCHESTERMUSIKER MIT ANDREA APOSTOLIDie Staatsphilharmonie bietet in Zusammenarbeit mit Andrea Apostoli, Konzertpädagoge aus Rom und konzertpädagogischer Berater der Staatsphilharmonie, und in Kooperation mit dem netzwerk junge ohren eine mehrtägige Fortbildung an. In fünf Phasen (je zwei Tage) lernen die Teilnehmer, wie Kinder unterschiedlichen Alters Musik erleben, welches Repertoire für sie geeignet ist und wie mit Stimme und Bewegung eine aktive, authentische Beziehung zum Publikum aufgebaut werden kann. Das Seminar richtet sich an (Musik-)Lehrer an Grundschulen, Musikschulen und Musikhochschulen, an Studierende sowie an Orchestermusiker, die im Education-Bereich tätig sind oder sein wollen.

Kosten für das Seminar (5 Phasen à 2 Tage): 500 EuroTeilnehmer des netzwerk junge ohren erhalten einen Rabatt von 50% bei einer Buchung bis zum 30. September 2014 auf den Gesamtpreis. Die reguläre Ermäßigung für Teilnehmer des netzwerk junge ohren liegt bei 25%.

Anmeldung und Informationen: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-PfalzFrau Claudia Pönitzsch Ä Telefon 0621 - 5990926 ÄE-Mail: [email protected]

Anmeldeschluss: 7. Oktober 2014

Termine: 3./4. November 2014 Ä 29./30. Januar 2015 Ä2./3. März 2015 Ä 28./29 April 2015 Ä 28./29. Mai 2015 Ä jeweils von15.00 Uhr bis 20.00 Uhr

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netzwerk junge ohren

In Kooperation mit dem

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Page 22: DSRP Magazin Nr. 5 2014

Kolumne

Prof. Dr. Matthias Henke

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Page 23: DSRP Magazin Nr. 5 2014

Mahler, als er einmal spazieren ging, geriet in ein Volksfest: hier Schiffschau-keln, dort Schießbuden, weiter vorn ein

Kasperletheater, irgendwo dahinter Militärmusik und aus der Ferne Männergesangverein. Ohne gegenseitig Rücksicht zu nehmen, lärmte oder musizierte alles durcheinander, unbändig und voller Lebenslust. „Hört Ihr’s!“, rief der Komponist seinen Weggefährten zu, „das ist Polyphonie und da hab’ ich sie her! – Schon in der ersten Kindheit hat mich das so eigen bewegt und sich mir eingeprägt. Denn es ist gleich viel, ob es in solchem Lärme oder im tausendfältigen Vogelsang, im Heulen des Sturmes, im Plät-schern der Wellen oder im Knistern des Feuers ertönt. Gerade so, von ganz verschiedenen Seiten her, müssen die Themen kommen und so völlig verschieden sein in Rhythmik und Melodik.“ Mahler beschrieb hier sein innovato-risches Verständnis von Polyphonie. Jahrhunderte lang, bis weit über Bach hinaus, hatte man sie als ein kunstvolles Geflecht aus zwei oder mehr Stim-men verstanden. Jetzt aber, dank Mahler, konnte man sie auch als eine Art Klangcollage betrachten, in der sich verschiedene akustische Materialien überlagern: Geräusche, Vogelrufe, Militärsignale oder das Wehen des Windes. Damit öffnete der Komponist die Tür für eine völlig neue Art von Musikverständnis, wenn nicht gar Weltsicht. Ihm kam es nicht mehr auf ein geschmäcklerisches Auswahlverfahren an, das zwischen „schönen“ Tönen und „hässlichen“ Geräuschen oder zwi-schen Trivialem und Erhabenen unterschied. Viel-mehr umarmte er die ihn umlagernden Klänge insgesamt. Weder das Einfache, ja Derbe wollte er missen, noch die heiligen Gesänge oder die Laute der Natur, weil er seine sinfonische Welt mit allen verfügbaren Mitteln erbauen wollte.

Mit diesem gleichsam zensurfreien Vor-gehen bereitete Mahler der musikalischen Moder-ne den Weg, den MODERN TIMES. So kannten etwa die jungen Komponisten der 1920er Jahre keinerlei Berührungsängste mit der Unterhal-tungsmusik. Paul Hindemith überraschte die Zu-hörer mit einem populären Foxtrott, den er im Finale seiner 1922 uraufgeführten „Kammermu-sik Nr. 1“ zitierte. Mehr noch: Er erweiterte das klassische Instrumentarium (Streichquartett plus Bläser), indem er eine Sirene aufheulen ließ und eine mit Sand gefüllte Blechbüchse als Schlag-zeug verwendete. Hindemiths brasilianischer Kol-lege Heitor Villa-Lobos, der während der „roaring twenties“ in Paris residierte, machte wiederum von sich reden, indem er die Kunst Bachs mit dem (Ur-)Waldweben seiner Heimat verknüpfte – nicht zuletzt um sich gut zu vermarkten. Und Béla Bartók zog mit einem Phonographen (damals eine technische Sensation) durch die Länder des Balkans, um Gesang und Tänze der Landbevölke-rung in allen Feinheiten zu erfassen. Die Überlagerung verschiedener musi-kalischer Schichten ist aber nirgends so spektaku-lär (gelegentlich aber auch anstrengend) wie in den modernen Metropolen. Der Berliner Literat Alfred Döblin wusste davon ein Lied zu singen. In seinem epochalen, 1929 erschienenen Roman „Berlin Alexanderplatz“ beschreibt er ein Szenario des Klanges, an dem Mahler seine Freude gehabt hätte: Patriotische Verlautbarungen („Heil Dir im Siegerkranz“), altdeutsche Choräle („Es ist ein Schnitter, heißt der Tod“), Jazz- und Schlager-haftes, Verkehrslärm und der Sound der Men-schenmassen verdichten sich in seinem Werk zu einer „Sinfonie der Großstadt“, die den Vergleich mit Walter Ruttmanns gleichnamigen, 1927 ent-standenen Dokumentarfilm nicht zu scheuen braucht.

MODERN TIMES – „Hört Ihr’s? Das ist Polyphonie!“

Matthias Henke, Univ.-Prof. Dr., seit 2008 Professor für Musikwissenschaft an der Universität Siegen, seit 2013 Gastprofessor an der Donau-Universität Krems, Wissenschaft-licher Beirat der Ernst Krenek Institut Privatstiftung, Wis-senschaftlicher Beirat der Kurt-Weill-Gesell-schaft Dessau, Vor-standsmitglied der Eduard-Erdmann-Gesellschaft.Prof. Dr. Matthias Henke ist Autor zahl-reicher Bücher und Aufsätze zur Musik des 20. Jahrhunderts (Schwerpunkt Öster-reich); aktuelle Ver-öffentlichung: Schön-heit und Verfall –Thomas Mann und Ernst Krenek (i.V.)

Musik aus allen (Himmels-)Richtungen – Mahler und die „MODERN TIMES“

Kolumne

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Page 24: DSRP Magazin Nr. 5 2014

HÖHEPUNKTEDEZEMBER 2014 BIS FEBRUAR 2015

Deutsche Staatsphilharmonie

Rheinland-PfalzHeinigstraße 40

67059 Ludwigshafen

Telefon 0621 - 59 90 90

Telefax 0621 - 59 90 950

[email protected]

www.staatsphilharmonie.de

In der Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz

Ihr nächstes MAGAZIN erscheint im DEZEMBER 2014

#6MAGAZIN DEZEMBER 2014 – FEBRUAR 2015

MAGAZIN

Seite 4: Endlich!

AMADEUS-QUARTETTSeite16: Ausgezeichnet!

ORDRE DES ARTS ET DES LETTRESSeite18: El Sistema in LU

JOSÉ ANTONIO ABREU BESUCHT LUDWIGSHAFEN

Waltraud MeierMe et intiandessit experovidi conem ipient etParum ius dolori nimodio

DO Ä 4. DEZEMBER 2014 Ä 10:00 Ä LudwigshafenFR Ä 5. DEZEMBER 2014 Ä 10:00 Ä LudwigshafenSO Ä 7. DEZEMBER 2014 Ä 11:00 Ä LudwigshafenMO Ä 8. DEZEMBER 2014 Ä 10:00 Ä LudwigshafenDI Ä 9. DEZEMBER 2014 Ä 10:00 Ä Ludwigshafen 2. KIKO KINDERKONZERT„Hänsel und Gretel“Märchenkonzert für Kinder

Christiane Palmen, Erzählerin

„Hänsel und Gretel“ nach Engelbert Humperdinck (Bearbeitung für Bläser)

FR Ä 12. DEZEMBER 2014 Ä 20:00 Ä MannheimSA Ä 13. DEZEMBER 2014 Ä 20:00 Ä Speyer CHORKONZERTE

Markus Melchiori, Dirigent Simone Schwark, SopranJudith Mayer, MezzosopranBettina Ranch, AltAndreas Post, TenorThilo Dahlmann, BassMädchenchor am Dom zu SpeyerSpeyerer DomsingknabenDomchor Speyer

Camille Saint-Saëns Oratorio de Noël (Weihnachtsoratorium)Felix Mendelssohn Bartholdy Vom Himmel hoch, MWV A 10John Rutter Magnificat

MO Ä 19. JANUAR 2015 Ä 19:30 Ä LudwigshafenDI Ä 20. JANUAR 2015 Ä 20:00 Ä NeustadtMI Ä 21. JANUAR 2015 Ä 20:00 Ä Worms

Karl-Heinz Steffens, DirigentWaltraud Meier, Mezzosopran

Franz Schubert Ouvertüre und Zwischenaktmusik zu „Rosamunde“Gustav Mahler Rückert-LiederFranz Schubert Sinfonie C-Dur, D 944 „Große C-Dur“

MI Ä 28. JANUAR 2015 Ä 20:00 Ä LudwigshafenDO Ä 29. JANUAR 2015 Ä 20:00 Ä Ludwigshafen

KONZERTREIHE DER STADT LUDWIGSHAFEN UND DER BASF SE

Leif Segerstam, Dirigent

Einojuhani Rautavaara Cantus Arcticus, Concerto for Birds and OrchestraJean Sibelius Sinfonie Nr. 7 C-Dur, op. 105Leif Segerstam Sinfonie Nr. 253 „Crazily alone at Christmas, but in the family of universes of sounds” (Uraufführung)Jean Sibelius Karelia-Suite, op. 11