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DUH welt DAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE 2 2006 Eine Frau verhindert Stausee 20 Jahre Bundesumweltministerium Wirtschaft vor Verbraucherschutz?

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Aus dem Inhalt: •Wirtschaft vor Verbraucherschutz? •Eine Frau verhindert Stausee •20 Jahre Bundesumweltministerium

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Page 1: DUHwelt 2/2006

1welt 2/2006DUH

DUHweltDAS MAGAZIN DER DEUTSCHEN UMWELTHILFE

22006 Eine Frau verhindert Stausee20 Jahre Bundesumweltministerium

Wirtschaft vor Verbraucherschutz?

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INHALTINTERN

IMPRESSUMZeitschrift für Mitglieder und Fördererder Deutschen Umwelthilfe e.V.Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V.,Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell,Tel.: 07732/99 95-0, Fax: 07732/99 95-77http://www.duh.de, E-Mail: [email protected].: Jörg Dürr-Pucher, Jürgen ReschRedaktion: Prof. Dr. Gerhard Thielcke, Thomas GiesingerGestaltung: Claudia KunitzschDruck: Wachter GmbH, BönnigheimAnzeigen: Jörg Dürr-Pucher; es gilt die Anzeigenpreisliste 2004Verlag und Vertrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH,Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 RadolfzellSpendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln(BLZ 370 205 00) 8 190 002Gedruckt auf 100 % Recycling-PapierFotos: Titelseite Junger Kuckuck, Otto Hahn; S. 3: BUND Berlin; S. 4: pixelquelle.de (o),Deutscher Bundestag/Lichtblick, A. Melde; S. 6: G. Schwab (l), F. Neuschulz (r); S. 7:G. Thielcke (l), O. Hahn (r); S. 8: Kai Velling/Naturfoto-Online (u), F. Neuschulz (o); S. 9:A. Spring (o), F. Neuschulz (u); S. 10: F. Neuschulz; S.11: DUH; S. 12: Amigos del Lago (o),H. Hoeck (u); S. 13: BINM; S. 14/15: MRLSD; S. 16: Bodensee-Stiftung (o), ÖNB (u); S. 17:B. Jahn; S. 18: O. Hahn (o), Gerhart Dagner/Okapia (u); S. 19: Bruno Roth/Okapia; S. 20:BUW; S. 21: G. Thielcke; S. 24: Benke (o,m), Dr. Axel Krüger/Naturfoto-Online (u); S. 26:C. Lagos (o), P. Caviglia (u); S. 27: E. Osorio Castro (o.l.), B. Baumgartner; S. 28:B. Zimmerle; S. 29: M.E.E.R. e.V.; S. 30/31: DUH; S. 32: Solarthemen; S. 33: N. Huhn;S. 34: SolarLokal; S. 35: C. Welte (o), Fraunhofer ISE (u); S. 36: G. Thielcke (l), E. Reitter(r); S. 37: O. Hahn; S. 38: BMU/T. Köhler, photothek.net ; S. 39: H. Windeck/UNEP/StillPict./Okapia; S. 40: DUH; S. 42/43: RAPUNZEL; S. 43: Privat (u)

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Prof. Dr. Harald KächeleBundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

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IM BLICKPUNKTWirtschaft vor VerbraucherschutzDeutschland ist Mehrwegweltmeister

LEBENDIGE ELBENiedersachsens Kampf gegen die WeichholzaueUmweltministerin täuscht die BürgerNeues von der ElbeSchon wieder: Elbhochwasser

LEBENDIGE SEENChapala: Eine Frau verhindert StauseeUmweltschützer am Baikalsee erfolgreichJagd auf Schneekranich muss gestoppt werden„Gutes vom See“ und „Spürsinn“Neues von La Nava und La Boada

„UNBEKANNTE“ TIERARTENKuckucke haben Leiheltern

NATURSCHUTZ IN EUROPASonderpreis beim BundesUmweltWettbewerbSchweinswale stark bedroht

NATURSCHUTZ IN ALLER WELTZehn Jahre Patuca e.V.Energie- und Wasserversorgung in Afrika

KREISLAUFWIRTSCHAFTElektro-Recycling: Projekte des MonatsMehrweg-Innovationspreis

KLIMASCHUTZWettbewerb Bundeshauptstadt im KlimaschutzSolarLokal: Osterbaden auf UsedomSolarbundesliga jetzt in allen LandkreisenLebendige Flüsse und Kleine Wasserkraft

UMWELT UND POLITIK20 Jahre BundesumweltministeriumWas soll an Atomenergie „vernünftig“ sein?Umweltpreis für Dr. Axel Friedrich

MENSCHEN FÜR NATURReise in HAND IN HAND-ProjektgebieteGrund zum Feiern – Grund zum Spenden

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Heftpreis: € 1,50 Juni 2006

Liebe Leserinnen und Leser,

das Dosenpfand, und immer wieder das Do-senpfand. Das Thema lässt uns auch zur Fuß-ball-WM nicht los. Kurz vor dem Start der WMhatte Coca-Cola über McDonald‘s begonnen,eine Einwegflasche in Form eines Fußballs aufden Markt zu bringen – 300.000 Stück pro Tag.Neu bei der ganzen Aktion war, dass die Ein-wegflaschen von Coca-Cola frech mit demSchriftzug „Mehrweg“ versehen worden waren,obwohl eine Wiederverwendung nach Informa-tion der Deutschen Umwelthilfe (DUH) von vornherein nicht möglich war undauch kein Einwegpfand erhoben wurde. Dies stellte nicht nur einen Verstoßgegen die Verpackungsverordnung, sondern auch eine Irreführung derVerbraucher dar. Nach Intervention der Deutschen Umwelthilfe verpflichtetesich McDonald‘s erfreulicherweise gegenüber der DUH, die Ballflasche nochvor WM-Eröffnung wieder vom Markt zu nehmen. Damit verschwand diegetarnte Einwegflasche zum Glück so schnell wieder, wie sie erschienen ist.

Ich werde in solchen Zusammenhängen oft von Menschen angesprochen,die des Themas „Dosenpfand“ langsam überdrüssig werden und über dieHartnäckigkeit der DUH in dieser Frage verwundert sind. Unsere Hartnäckig-keit hat viele Gründe, drei möchte ich kurz skizzieren. Zu allererst geht es umdie Umweltbilanz. Mehrweg ist ungeschlagen umweltfreundlich. Dann gehtes um 200.000 Arbeitsplätze, die in Deutschland am Mehrwegsystem hän-gen. Und – das ist für mich der weitaus wichtigste Punkt: Geht es Coca-Cola &Co. vor allem darum, die Grenzen des deutschen Rechtsstaates auszutesten?Was lässt sich der Staat bzw. die Gesellschaft in Deutschland von internationa-len Konzernen gefallen? Inwieweit kann man in Deutschland geltendes Rechtungestraft unterlaufen bzw. durch das, was große Konzerne für richtig halten,ersetzen?

Sollte sich der Staat an dieser einen Stelle als zahnloser Tiger entpuppen, wirddas Halali auf die anderen Umweltgesetze geblasen werden. Am Dosenpfandwerden gerade die Machtverhältnisse zwischen Staat und einigen internatio-nalen Konzernen neu austariert. Deshalb wird von Seiten der Einweglobby soverbittert gekämpft, und deshalb setzt sich die DUH mit ihren Partnern sovehement für die Umsetzung geltenden Rechts ein.

Der Verbraucher steht dabei wieder einmal im Mittelpunkt des Geschehens.Jeder Einzelne entscheidet am Ladentisch mit, welche Mätzchen man Coca-Cola und Konsorten zugestehen will. Und den Verbraucherschutzorganisati-onen kommt eine zentrale Rolle bei der Sicherung der hohen Umweltstan-dards in Europa zu. Dass ausgerechnet die Politik die Zeichen der Zeit voll-kommen verschläft, ist, neben der Dreistigkeit der Einweglobby, der eigentli-che Skandal. Mehr zu der unrühmlichen Rolle, die der neue Verbraucher-schutzminister Seehofer dabei spielt, können Sie im redaktionellen Teil dieserDUHwelt nachlesen.

Ich wünsche Ihnen entspannte und erholsame Sommermonate und immerausreichend gut gekühlte Getränke – natürlich aus der Mehrwegflasche.

Ihr

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IM BLICKPUNKT

Seehofer will Wirtschaftvor Verbrauchern schützen

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Bevölkerungohne Auskunftsrecht

Weder Unternehmen noch Behördensind nach dem Text des Gesetzentwurfsverpflichtet, die Bevölkerung von sichaus über Funde belasteter Lebensmittelzu unterrichten. Auskunftsansprüchegegenüber privaten Unternehmen sindgar nicht erst vorgesehen, Informations-begehren gegenüber Landes- und Bun-desbehörden können weitgehend abge-blockt werden. Inhaltlich wird der An-wendungsbereich des Gesetzes auf Er-zeugnisse im Sinne des „Lebensmittel-und Futtermittelgesetzes“ eingeengt. DenRest des Transparenz-Verhinderungsge-setzes besorgen „Ausnahmetatbestän-de“, unter die vor allem tatsächliche odervorgebliche Betriebs- und Geschäftsge-heimnisse fallen. Dabei sollen die Unter-nehmen – ohne inhaltliche Begründung– selbst bestimmen können, welche Da-ten unter das Betriebs- und Geschäftsge-heimnis fallen, und deshalb nicht zur Ver-fügung gestellt werden müssen.

Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer, der auch für Verbraucherschutz zuständig ist, will mit

seinem Verbraucherinformationsgesetz die Wirtschaft vor den Verbrauchern schützen. Das ist der

erste Skandal. Der zweite: Die Regierungsfraktionen wollen das Gesetz im Hoppla-Hopp-Verfahren

durch den Bundestag winken. Auch ihnen liegt offensichtlich nichts an Transparenz bei Lebensmittel-

skandalen oder am Schutz der Bevölkerung vor Chemikalien, die auf Kartonverpackungen von Frucht-

und Gemüsesäften gedruckt werden und in die Säfte eindringen.

Unternehmen können nach dem Wort-laut des Gesetzentwurfs noch imNachhinein, also nachdem sie von denBehörden über einen Auskunftsantragaus der Bevölkerung unterrichtet wur-den, für den konkreten Fall relevanteDaten als Betriebs- und Geschäftsge-heimnis erklären. Schließlich werdenauch noch „sonstige wettbewerbsrele-vante Informationen, die in ihrer Bedeu-tung für ein Betriebs- und Geschäftsge-heimnis vergleichbar sind“, von der Be-kanntgabepflicht befreit.

DUH erinnert Abgeordnetean ihren Gestaltungsauftrag

Nach dem Seehofer-Gesetz können dieUnternehmen künftig im Prinzip jedesInformationsbegehren ohne Begrün-dung unter Hinweis auf Betriebsgeheim-nisse oder wettbewerbsrelevante Infor-mationen abschmettern. Die Deutsche

Umwelthilfe hat die Bundesregierungaufgefordert, das Gesetz nicht – wie vor-gesehen – vor der Sommerpause durchden Bundestag zu peitschen. Die ganzüberwiegende Mehrheit der zur Anhö-rung im Verbraucherausschuss des Bun-destages am 29. Mai 2006 geladenenSachverständigen hat deutliche Kritik amGesetzentwurf geäußert und forderte –ebenso wie beispielsweise die vom ba-den-württembergischen Ministerpräsi-denten Oettinger eingesetzte Verbrau-cherkommission – Nachbesserungen.Auch die DUH war als anerkannter Ver-braucherschutzverband als Sachver-ständige auf der Anhörung vertreten.

Die Deutsche Umwelthilfe hat die Koa-litionsfraktionen gefragt, ob sie sich mitdem Abnicken von Vorgaben aus denMinisterien begnügen wollen oder demGestaltungsauftrag, den die Abgeordne-ten haben, nachkommen wollen.

Nicht immer ist im Saft nur das ent-halten, was auf der Verpackung steht –und der Verbraucher soll auch weiterhinden wirklichen Inhalt nicht erfahren.

Bei seiner Vereidigung sagte Horst Seehofer: „Ich schwöre, dass ich meine Kraftdem Wohle des deutschen Volkes (...) widmen werde.“ – Besteht das deutsche Volknur aus der Wirtschaft?

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IM BLICKPUNKT

Eine Renaissance der Blechbüchse, wievon der Dosenlobby angekündigt, istausgeblieben – im Gegenteil: Verbrau-cher lassen Plastikbrause und Dosen-bier in den Regalen stehen und kaufenstatt dessen Mehrweg, und dies aus gu-tem Grund: Attraktive Getränkeangebo-te in Mehrweg und die Kosten für dasaufwändige Einwegpfandsystem von biszu 10 Cent pro Verpackung haben die„Waffengleichheit“ von Einweg undMehrweg wiederhergestellt.

Mehrweg im Aufwind

Millionenschweren Aktionen der Ein-weglobby zum Trotz stehen wir heutevor einem strahlenden Mehrweg-Som-mer 2006. Der Verkauf von Getränke-dosen ist weiter rückläufig. Viele Tau-send Händler verabschiedeten sich zum1. Mai zudem von Getränken in Dosenund Einweg-Plastik. Bei fast allen be-pfandeten Getränkegruppen ist dieMehrweg-Quote heute höher als vordem Dosenpfand.

Mehrweg sichert Firmenund Arbeitsplätze vor Ort

„Die Bierdose ist out, Mehrweg bleibtauf dem Vormarsch“, betont der Ge-schäftsführer des Bundesverbandes von800 mittelständischen Privatbrauereien,Roland Demleitner. Die Mehrwegquotebei Bier liegt stabil zwischen 88 und 91Prozent und damit so hoch wie zuletztin den 80er Jahren des letzten Jahrhun-derts, erklärte Demleitner. Auch der Ge-tränkefachhandel ist über den Mehr-weg-Erfolg und den damit verbundenErhalt von Arbeitsplätzen erfreut.

„David“ DUH siegtzwei Mal gegen Goliath

Der Versuch des Limonade-MultisCoca-Cola, im Windschatten der Fuß-ball-WM eine neue Dosenlawine aus-zulösen, ist ebenfalls gescheitert. Nacheiner Intervention der Deutschen Um-welthilfe bei FIFA und Deutschem Fuß-ballbund hat der WM-Sponsor Coca-

Cola den Plan aufgeben müssen, öko-logisch schädliche Einweggetränke inden WM-Stadien und um sie herum zuverkaufen und so nebenbei die ehrgei-zigen Umwelt-Ziele des Sportereignis-ses zu diskreditieren.

Anfang Juni 2006 wurde der Versuchvon Coca-Cola, als pfandfreie Mehr-wegbehälter getarnte Einweg-Ball-Fla-schen millionenfach über die Fastfood-Kette McDonald‘s unter das Fußball be-geisterte Volk zu bringen, abrupt been-det. McDonald‘s hat sich nach Abmah-nung und Klageandrohung der DUHerfreulicherweise aus der Umarmungdes Coca-Cola Konzerns gelöst und sichgegenüber der DUH verpflichtet, denVerkauf der Einweg-Ballflaschen nochvor der WM-Eröffnung bundesweit zustoppen. Nach DUH-Informationen wareine Reinigung und Wiederbefüllung dermit der Aufschrift „Mehrwegflasche“ ge-kennzeichneten Coca-Cola-WM-Fla-schen von Anfang an weder beabsich-tigt noch technisch möglich.

Deutschland ist Mehrweg-Weltmeister

Das deutsche Getränke-Mehr-

wegsystem ist das größte, um-

weltfreundlichste und leistungs-

fähigste der Welt – und wird es

bleiben: Die Ausweitung des Ein-

wegpfandes zum 1. Mai 2006 hat

das Mehrwegsystem entschei-

dend stabilisiert. Die Deutsche

Umwelthilfe ist maßgeblich an

diesem aktuellen Erfolg beteiligt.

Deutsche Umwelthilfe Wegbereiter des Erfolgs

Eigentor:Mit dieser Ball-Flasche wollteCoca-Cola beider Fußball-WMdas Mehrwegsys-tem unterwandern.Die DUH stellte fest,dass die angebliche Mehrwegflaschenicht wiederverwendbar ist.

DUH setzt Zeichen: Neues Mehrweg-LogoDUH setzt Zeichen: Neues Mehrweg-LogoDUH setzt Zeichen: Neues Mehrweg-LogoDUH setzt Zeichen: Neues Mehrweg-LogoDUH setzt Zeichen: Neues Mehrweg-Logo

Die Deutsche Umwelthilfe hat gemeinsam mit anderen Verbänden und mit zahl-reichen Unternehmen der Getränkeherstellung sowie des Getränkehandels denbundesweiten Arbeitskreis Mehrweg gegründet. Die Partner haben sich zumZiel gesetzt, Mehrweg fördernde Maßnahmen auf den Weg zu bringen und soden Trend zu Einwegverpackungen weiter zurückzudrängen.

Hierzu wurde unter anderem ein Mehrweg-Logo entwickelt,

■ das eine leichtere Erkennbarkeit von Getränken in Mehrweg schafft und

■ ein modernes, umweltfreundliches und qua-litativ hochwertiges Mehrweg-Getränke-Image bildet, dies auch unabhängig von derVerpackung, zum Beispiel im Verkaufsraum.

Das Logo ist ein weiterer wichtiger Schritt in dieumweltfreundliche Richtung pro Mehrweg.

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Wie bereits in der DUHwelt (4/2005)berichtet, hat der niedersächsische Um-weltminister Sander (FDP) auf Grund-lage eines Gutachtens per Erlass im Juli2005 verfügt, dass in der ElbtalaueWeichhölzer zu reduzieren seien, umbei Hochwasser einen besseren Abflussan der Elbe zu erreichen. Nach Ansichtdes Ministeriums würde durch die „zu-nehmende Verbuschung“ der Wasser-spiegel bei Hochwasser um bis zu 50cm stärker ansteigen. Seitdem wurdenvor allem in der Lüneburger Marschund im Landkreis Lüchow-Dannenbergan vielen Stellen Weidenbüsche besei-tigt. Dabei kam es auch zu Kollateral-schäden an Biberburgen und wichtigenNahrungsflächen dieser geschütztenTierart.

Sander liegt falsch

Auf Veranlassung der DUH überprüftdas Institut für Wasser- und Gewässer-entwicklung der Universität Karlsruhedie dem Sander-Erlass zugrunde liegen-de Untersuchung. Als Ergebnis stehtzweifelsfrei fest: die zentrale Aussagehinsichtlich des enormen Wasseran-stiegs ist wissenschaftlich nicht haltbar.Professor Dr. Hans Helmut Bernhartstellte auf der Pressekonferenz in Han-nover seine Ergebnisse vor. Er wies dar-

auf hin: man könne nicht so tun, als obSchilfhalme Stahlstangen seien, wie dasin dem Gutachten geschehen ist. Statt-dessen müssen die Berechnungen vieldifferenzierter vorgenommen werden.Sollten dann tatsächlich Eingriffe not-wendig sein, könnten diese gegenüberder jetzigen Praxis wesentlich verringertwerden.

DUH und BUND forderten daher inHannover den Umweltminister auf,umgehend den auch naturschutzrecht-lich unhaltbaren Erlass zurückzuziehenund sich in Niedersachsen stattdessendem nachhaltigen Hochwasserschutzzu widmen. Das zweite Jahrhundert-Hochwasser in Folge zeigt sehr deutlich,dass die Schaffung zusätzlicher Über-schwemmungsflächen – nicht nur an derElbe, sondern auch an den Zuflüssen –und die Beseitigung von Engstellen zwi-schen gegenüberliegenden Deichen dasGebot der Stunde ist. Hier habe Nieder-sachsen in der jüngsten Vergangenheitschon viele Chancen verpasst, könne

Niedersachsens Kampfgegen die Weichholzaue – ein SkandalEs war eine Punktlandung! Genau an dem Tag, an dem das diesjährige „Jahrhunderthochwasser“

an der niedersächsischen Elbe seinen höchsten Pegelstand erreichte, lud die DUH zusammen mit

dem BUND Landesverband Niedersachsen zum Pressegespräch nach Hannover ein. Das Thema

der Veranstaltung lautete: „Vorsorge statt Aktionismus beim Hochwasserschutz“. Die Resonanz

war riesig, neben fünf TV-Sendern war der Raum bis auf den letzten Platz mit Medienvertretern

gefüllt.

jedoch durchaus noch – zum Beispielin der Jeetzelniederung und bei Neu-Bleckede – neue Akzente setzen. DasVorgehen des Umweltministeriums inNiedersachsen ist auch aus weiterenGründen sehr bedenklich. Zum einenwird den Bürgern vor Ort suggeriert, dassdurch derartigen Aktionismus tatsäch-lich – und auf „einfache Art und Weise“– ein wirksamer Schutz vor dem Hoch-wasser zu erreichen sei. Dadurch lenktman geschickt von dem notwendigen,nachhaltigen Hochwasserschutz ab.

Außerdem wird leichtfertig einem höchstschutzwürdigen Lebensraum – der Hart-und Weichholzaue mit ihrer Lebewelt –völlig zu Unrecht ein negatives Stigmaverpasst. So hat sich bereits die abwer-tende Bezeichnung „Verbuschung“mittlerweile, quasi als Sinnbild für eineGefahr für Hab und Gut, tief in das Be-wusstsein vieler Bürger eingegraben. Eswird Jahre dauern, um diese Vorurteilewieder abzubauen. Es wäre gut, wennHerr Sander dabei helfen würde.

Gefällte Bäume in der Weichholzaue. Der Biber (links) brauchtWeidenbüsche als Nahrung.

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Vom Umweltministerium in Sachsen-Anhalt wurde seit längerem eine Verklei-nerung diskutiert. Man argumentierte,das Gebiet sei zu groß, nicht handlichgenug, und man wolle mehr auf Quali-tät statt auf Quantität setzen. In derAußendarstellung wird nun versucht,die Verkleinerung des Gebiets auf125.700 Hektar zu kaschieren und dieVeränderungen dreist in eine Vergröße-rung zu verwandeln. Der Trick des Mi-nisteriums, um dies nach außen zu ver-schleiern: Als Bezugsbasis wurde stattdes 1997 von der UNESCO anerkann-ten Biosphärenreservats „Flussland-schaft Elbe“ das bereits zu DDR-Zeitenausgewiesene, viel kleinere Biosphären-reservat „Mittlere Elbe“ herangezogen.

Tatsächlich liegen jetzt fast nur noch dieElbauen zwischen den Deichen im Bio-sphärenreservat. Diese Flächen sind

aber heute schon als Naturschutzgebieteoder NATURA 2000-Gebiete geschützt.Dagegen liegen weite Landschaftsräu-me in der angrenzenden Aue nach derEntscheidung Wernickes außerhalb. Fürdie UNESCO kommt aber gerade denLebens-, Wirtschafts- und Erholungsräu-men bei einer Gebietsentwicklung einebesonders wichtige Funktion zu, da vorallem hier das Miteinander von Menschund Natur modellartig zu praktizierenist.

Entscheidungohne Abstimmung?

Ob es eine Abstimmung mit den zustän-digen Gremien der UNESCO in Parisoder wenigstens mit den anderen betei-ligten Bundesländern des gemeinsamenBiosphärenreservats gegeben hat, istbisher nicht bekannt, aber nach Infor-

Sachsen-Anhalts UmweltministerinPetra Wernicke täuscht die BürgerSachsen-Anhalt hat im März 2006 seinen Teil des UNESCO Biosphärenreservats „Flusslandschaft

Elbe“ von 190.000 auf knapp 126.000 Hektar, also um rund ein Drittel der Fläche, drastisch ver-

kleinert. Umweltministerin Wernicke hat entgegen dieser Tatsache in Zusammenhang mit der Um-

benennung der Elbe-Flusslandschaft in Biosphärenreservat Mittelelbe erklärt, das bestehende „Bios-

phärenreservat werde nun deutlich vergrößert“.

mationen der Deutschen Umwelthilfewenig wahrscheinlich. Die DeutscheUmwelthilfe hat die UNESCO inzwi-schen über das Vorgehen der Umwelt-ministerin unterrichtet.

Im Dezember 1997 hatten Vertreter derUNESCO in Brambach an der Elbe(Sachsen-Anhalt) die Anerkennung zumBiosphärenreservat „FlusslandschaftElbe“ überreicht. Grundlage hierfür warseinerzeit ein Antrag des Landes Sach-sen-Anhalt, der am 25. April 1997 vonder damaligen Umweltministerin Heid-run Heidecke im Auftrag der beteiligtenBundesländer an die UNESCO einge-reicht wurde. Wenige Monate späterwurde er genehmigt. Der Flächenanteilin Sachsen-Anhalt umfasste damals rund190.000 Hektar.

Hierin eingeschlossen war auch dasbereits seit 1979 bestehende und 1990erweiterte Biosphärenreservat „MittlereElbe“ mit einer Fläche von 43.000 Hek-tar. Damit entstand das deutschlandweitgrößte und international viel beachteteGroßschutzgebiet mit über 400 Kilome-tern entlang der Elbe.

Auenlandschaft im Biosphärenreservat Mittelelbe.

Austernfischer brüten inzwischenan der Elbe.

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noch an Mosel, Lahn und Nahe vor.Würfelnattern lebten bis zum Ende des19. Jahrhunderts bei Meißen in und ander Elbe. Aufgrund der Gewässerver-schmutzung und durch Uferbefestigun-gen starb die Würfelnatter an der Elbeaus. Zur Wiederansiedlung in der Elbewurden Würfelnattern in Tschechiengefangen und gezüchtet. Nach der ers-ten Überwinterung in menschlicherObhut ließen die Schlangenspezialisten1999 und 2000 bei Meißen je 75 Wür-felnattern frei. 2001 gingen 100 Tiere indie Fallen, und es wurden junge Schling-nattern festgestellt. Die Jahrhundertflutim August 2002 hatte Einbußen desBestands zur Folge, wie Untersuchun-gen in den Jahren 2003 und 2005 ge-zeigt haben. Wie sich das Projekt lang-fristig entwickelt, steht in den Sternen.

Publikumsausstellungzur Messe Wasser Berlin

Schüler, Lehrer und alle, die sich einenÜberblick über die Vielfalt des Wassersverschaffen möchten, waren im April2006 eingeladen, die Ausstellung „WAS-sERLEBEN - Interaktive Schau rund umsWasser“ auf der Messe Berlin zu besu-chen.

Die GRÜNE LIGA Berlin war dort mit ei-nem Stand vertreten, auf dem sich ver-

Neues von der ElbeEin Weg überdas Eis der Elbe

Längerer Eisstand war in früheren Jah-ren, als die Hauptverkehrsmittel nochPferde oder Schusters Rappen waren,sehr erwünscht. Dann hieß es „Bahnmaken“. Dort, wo sonst die Fähre fuhr,wurde zunächst mit der Eisaxt ein Über-weg geebnet, an beiden Seiten wurdenLöcher gehackt und daraus mit langstie-ligen Holzschippen immer von neuemWasser über die Bahn geschippt, bis zueiner vorgeschriebenen Eisstärke. Diewurde amtlich gemessen und geneh-migt, dann kam eine dicke Schicht Sä-gespäne darüber, und der Fuhrverkehrwar frei gegeben.

Es war ein großer Verkehrsbedarf. Vorallem von der waldreichen hannöver-schen Seite wurde viel Holz in die Len-zer Wische gefahren, die ja keinen Waldhatte. Aber auch Heu, Stroh und Ziegel-steine wurden hin und her bewegt.

Naturparke bereitzu neuen Wegen

Auf rund 24% der Fläche Deutschlandssind mehr als 90 Naturparke ausgewie-sen. In der Vergangenheit standen hierin vielen Gebieten vor allem der Aufbau

Würfelnatter:Glückt die Wiederansiedelung?

Früher war es sehr erwünscht,dass die Elbe zufror.

schiedene Initiativen gemeinsam prä-sentieren: Das Aktionsbündnis gegenden Havelausbau rief zur Unterstützungder Flussresolution und zur Beteiligungam Havelradeln und Havelbaden auf,das in diesem Jahr am 16. Juli stattfin-den wird.Näheres unter www.grueneliga.de/havel.Neben der Havel-Dia-Schau präsentier-ten Studenten des Fachbereichs Geoö-kologie in Potsdam Tafeln zu Feuchtge-bieten und Mooren im Havelgebiet.

Die Deutsche Umwelthilfe war mit ei-nem sehr gut angenommenen Flussmo-dell und Informationen zu den Projek-ten „Lebendige Elbe“ und „Schulen füreine Lebendige Elbe“ vertreten. Besu-cher hatten die Gelegenheit, die AktionSchutzdeich gegen die Wasserprivati-sierung (www.unser-wasser.de) zu un-terstützen. Zu diesem Thema veranstal-tete das Forum Umwelt und Entwicklungund das Netzwerk „unser Wasser“ am 5.April 2006 einen Vortragsabend mit Dis-kussion in der ver.di Bundesvertretung.

Haben Würfelnatternan der Elbe eine Chance?

Würfelnattern leben in und am Wasser.Sie halten sich oft stundenlang unterWasser auf. Zum Luftschöpfen brauchtdie Würfelnatter mit ihrem kleinen Köpf-chen nur die Wasseroberfläche zu be-rühren, denn ihre Nasenlöcher sindnach oben gestellt. Würfelnattern wer-den bei uns bis zu 100 Zentimeter lang.Sie ernähren sich vor allem von Fischen.Für Menschen sind sie ungefährlich.DieWürfelnatter ist in Deutschland vomAussterben bedroht. 1997 kam sie nur

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- Innovativer Lern- und Wettbewerbs-prozess für eine nachhaltige Regional-entwicklung in Naturparken“. Konkretgeht es darum, inwieweit für einzelneArbeitsfelder fachkundige externe Ak-teure zur Unterstützung eingesetzt wer-den können.

Bleibt zu hoffen, dass auch die Bundes-länder die Naturparke wieder stärkerfördern. Schließlich feiert man 2006 einbesonderes Ereignis: das „Jahr der Na-turparke“.

Seeadler sind im Aufwind.

Gesucht:Freilandforscher fürunsere Projektgebiete

Im Projektverbund „Lebendige Flüs-se“, „Lebendige Wälder“ und in an-deren von der DUH geförderten Na-turschutzvorhaben, wünschen sichörtliche Projektleiter eine stärkereUnterstützung durch Studenten undPraktikanten. Der Mangel an grund-legenden Arbeiten in den zumeistnaturnahen, äußerst attraktiven Pro-jektgebieten ist groß. Vielfach fehltes an aktuellen Kartierungen der Flo-ra und Fauna, an Entwicklungsplä-nen oder an Konzepten zur Besu-cherlenkung.

Mit mehr Wissen ließen sich die Erfolgeder Naturschutzarbeit besser doku-mentieren und neue Projekte beantra-gen. Daher arbeiten wir derzeit an ei-nem „Themenkatalog“ für studenti-sche Arbeiten (Magister-, Diplom-, Prak-tikumsarbeiten). Dieser wird Fachhoch-schulen, Universitäten und jedem inte-ressierten Studenten zur Verfügung ste-hen. Sollte ein Thema besonders inter-essieren, wird in einem Gespräch aufindividuelle Wünsche und Kenntnisseeingegangen.

Was bieten die beteiligten, örtlichenProjektträger vor Ort? Eine kosten-freie Unterkunft, eine fachliche Be-treuung und die Sicherheit, dass diestudentische Arbeit ein wichtigerBeitrag für die künftige Naturschutz-arbeit sein wird. Interessenten kön-nen sich schon jetzt melden bei:

Dr. Frank Neuschulz, Leiter Natur-schutz Deutsche Umwelthilfe e.V,[email protected] oder Mobil:0160-8950556

Agnes Sauter, Deutsche Umwelthilfee.V., [email protected], Tel.: 07732 9995-11, Fax: 07732 9995-77

Das Projekt „Lebendige Elbe“wird unterstützt von:

und die Pflege einer touristischen Infra-struktur im Vordergrund der Arbeit. Einpraktizierter Natur- und Landschafts-schutz blieb da oft auf der Strecke. Mitdem 2002 novellierten Bundesnatur-schutzgesetz erweitere sich jedoch dasAufgabenspektrum der Naturparke er-heblich. Nun gehören auch die nach-haltige Regionalentwicklung, die Ent-wicklung einer artenreichen Kulturland-schaft sowie die Förderung einer um-weltgerechten Landnutzung zu denAufgaben einer Naturparkverwaltung.

Doch die Probleme in der Umsetzungdieser Handlungsfelder sind gewaltig.Anspruch und Wirklichkeit klaffenzumeist noch weit auseinander. Zu großist das Gefälle von Standard und Aus-stattung zwischen Naturparks im Osten

Naturpark Mecklenburgisches Elbetalbei Boizenburg.

und Westen oder solchen im Nordenund Süden des Landes. Viele Gebietehaben nur zwei oder weniger Mitarbei-ter, der Sachmitteletat ist niedrig, dieQualifizierung vor allem für die neuenAufgabenfelder gering. Auch unterstüt-zen einige Bundesländer „ihre“ Natur-parke immer weniger.

Der Verband Deutscher Naturparke(VDN) versucht schon seit Jahren hiergegen zu steuern und geht dabei auchvöllig neue Wege. Im Taunus trafen sichkürzlich Naturparkvertreter, um über einModell zur Unterstützung der Naturpar-ke zu diskutieren. Im Auftrag des VDNund mit finanzieller Unterstützung derDeutschen Bundesstiftung Umwelt(DBU) und der DUH erarbeitete das inBerlin und Hannover ansässige BüroBTE eine Machbarkeitsstudie mit demTitel „Mentoren, Mentees und Modelle

Seeadler wieder Brutvogelin den Niederlanden

Im bekannten Schutzgebiet „Oostvaar-dersplassen“ haben in diesem Jahrerstmals wieder Seeadler gebrütet. So-mit kehrte der eindrucksvolle Großvo-gel in die Niederlande zurück. Beson-ders dankbar sind die Holländer allendeutschen Naturschützern, die sich umden Schutz des Seeadlers engagiert ha-ben. Der weibliche Vogel ist nämlichberingt. Der Ring weist ihn als einen1992 in Schleswig-Holstein geborenenAdler aus. In Deutschland gibt es mitt-lerweile wieder rund 470 Brutpaare.Jungvögel besetzen nun auch geeigne-te Reviere in westlich angrenzendenLändern.

Das Schutzgebiet „Oostvaardersplas-sen“ ist als Brutgebiet erste Wahl für denSeeadler. Neben seiner Größe von5.600 Hektar ist es berühmt wegen sei-ner eindrucksvollen Bestände an gro-ßen Pflanzenfressern: Heckrinder, Rot-hirsch und Konikpferde. Die frei laufen-den Herden werden durch die Natur-schutzverwaltung „Staatsbosbeheer“nicht reguliert. Der Seeadler dürfte – ne-ben dem guten Bestand an Wasservö-geln – künftig sicher auch tote Säugetie-re als Nahrungsangebot nutzen.

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10 DUHwelt 2/2006

„Schaden macht klug“ – sagt der

Volksmund. Doch trifft das auch für

den Hochwasserschutz zu, wenn

„Jahrhundertfluten“ wiederholt den

großen Strom Elbe hinunterrau-

schen? Haben das Bangen der Men-

schen, die Mühsal der Schadensbe-

hebung, die enormen volkswirt-

schaftlichen Kosten auch ein Um-

denken und ein anderes Handeln

der Akteure im Hochwasserschutz

zur Folge?

UnsinnigeFöderalismusreform

Die drohende Föderalismusreform,durch die die Länder noch mehr Kom-petenzen im Hochwasserschutz erhal-ten sollen, waren Anlass für die DUH,auf die Gefahren durch diese geplanteGrundgesetzänderung hinzuweisen(www.duh.de). Konnten wir ahnen, dassschon wenige Wochen später erneuteine „Jahrhundertflut“ die Elbe heimsu-chen würde? Und das unsere Kritik soschnell wahr werden sollte?

Jahrhunderthochwässerimmer häufiger

Der Winter 2005/06 war vor allem inden Mittelgebirgen übermäßig schnee-reich. Mitte März verursachten die plötz-liche Schneeschmelze im Riesengebir-ge und die hohen Wasserstände in denZuflüssen erneut ein gewaltiges Hoch-wasser. Mit nur knapp 3,5 Jahre nachder Flut vom August 2002 scheint dieZeitspanne zwischen den „Jahrhundert-Hochwässern“ im Schatten des Klima-wandels immer kürzer zu werden.

Diesmal traf es vor allem den Unterlaufder Mittleren Elbe und hier die kleine,noch von Deichen ungeschützte StadtHitzacker im Hannoverschen Wend-land. Mit einem Wasserstand am 10.April von 7,63 Metern wurde ein histo-

rischer Höchst-Pegelstand erreicht. Dadie restaurierten Dämme in Sachsen undSachsen-Anhalt diesmal weitgehendstandhielten, fehlte eine Entlastungdurch Deichbrüche im Oberlauf. Zudemstanden die Polder der Havelniederungnicht zu Verfügung, da die Havel selbstein winterliches Hochwasser führte undso für Elbwasser kein Stauraum vorhan-den war. Im August 2002 nahmen diesePolder rund 75 Mio. Kubikmeter Was-ser auf und kappten den Wasserspiegelder Elbe um rund 40 Zentimeter!

FehlendesHochwasserschutzkonzept

Nach wie vor fehlt ein zukunftsweisen-des Hochwasserschutzkonzept für dengesamten deutschen Elbeabschnitt. DieAbstimmung zwischen den zehn Bun-desländern im Einzugsgebiet der Elbeist unzureichend, manche planen gar,eigene Deichhöhen festzulegen. Einestärkere Bundeskompetenz ist daherdringend vonnöten.

LEBENDIGE ELBE

Schon wieder: Elbhochwasser –Beim Hochwasserschutz bleibt alles beim Alten

Hitzacker unter Wasser.

Wenige Tage nach dieser Aufnahme stand 2006 das Wasser noch höher.

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11welt 2/2006DUH

LEBENDIGE ELBE

Gewässerschutzprojekt des MonatsDUH zeichnet Wasserverband Dannenberg/Niedersachsen aus

„Unter Mischwald bildet sich bis zehnmal mehr Grundwasser als unter Nadel-wald“ weiß Karl Rick, Geschäftsführer des Wasserverbandes Dannenberg imniedersächsischen Wendland. Auf einer Fläche von 3,5 Hektar rund um diedrei Trinkwasserbrunnen des Wasserwerks ließ er daher 70% der Nadelbäumefällen und pflanzte stattdessen über 5.300 Laubgehölze. Die jungen Buchen,Eichen und Birken sollen in den nächsten Jahrzehnten das über die Luft ein-getragene Nitrat durch die Wurzeln aufnehmen und speichern.

Da der Anteil an Forstflächen im Wasserschutzgebiet mit seiner Fläche von1.400 Hektar 65 Prozent beträgt, plant Rick den Waldumbau in den kommen-den Jahren fortzusetzen. Zurzeit bemüht er sich darum, weitere Flächen an-zukaufen. „Wir hoffen,“ so Rick, „ dass wir mit unserer Aktion beispielgebendauch für andere Forstwirte sind.“

Für die DUH war die bisherige Arbeit des Wasserverbandes Dannenberg Grundgenug, um ihn mit einer Urkunde als „Gewässerschutz-Projekt“ des Monatsauszuzeichnen. Dr. Frank Neuschulz übergab Anfang Juni dem Verbandsvor-steher Karl Rick eine vom Bundesvorsitzenden Professor Harald Kächele un-terzeichnete Urkunde und wünschte in seiner Laudatio weiterhin viel Erfolgbeim Umbauen des Waldes. In Deutschland gibt es rund 6.000 Wasserwerkemit rund 13.400 Trinkwasserschutzgebieten, in denen eine ökologisch vor-bildliche Land- und Forstwirtschaft gängige Praxis sein sollte.

Zusätzliche Überflutungs-flächen notwendig

Nach wie vor hat der technische Hoch-wasserschutz, also der Bau neuer Dei-che auf alter Trasse immer noch Vorrangvor der Schaffung zusätzlicher Über-schwemmungsflächen durch Polderoder Dammrückverlegungen. Waren1998 noch 39 Projekte mit einer Ge-samtfläche von rund 37.000 Hektar ge-plant, finden sich 2003 im „AktionsplanHochwasserschutz Elbe“ nur noch 31Projekte mit einer Fläche von 11.500Hektar. Im Entwurf der Fortschreibungdieses Planes sind 2006 noch ganze 26Projekte mit einer Fläche von 7.700Hektar enthalten. Wohlgemerkt, es han-delt sich hierbei nur um Planungen.

Deichrückverlegungbei Lenzen

Pilotvorhaben für einen modernenHochwasserschutz entwickeln sich inZeiten der Not zu einem Mekka fürUmweltpolitiker. So besuchte der Bun-desumweltminister Sigmar Gabriel zu-sammen mit dem brandenburgischenMinister Dr. Dietmar Woidke am 8. Aprildie auch von der DUH finanziell geför-derte Deichrückverlegung bei Lenzen.Das beispielgebende Vorhaben, beidem 425 Hektar neuer Überflutungs-raum geschaffen und die Aue um 1,3Kilometer aufgeweitet wird, befindet sichderzeit in der Bauphase. Die Minister-worte waren erwartungsgemäß deutlich:Nur durch ein Umdenken in der Fluss-politik mit anderen, nachhaltig wirksa-men Hochwasserschutzkonzepten wer-den Extremhochwässer an der Elbekünftig besser zu bestehen sein. Wannwerden diesen Worten endlich Tatenfolgen?

Bundesumweltminister Gabriel (rechts)und der brandenburgische Umwelt-minister Dr. Woidke (links) in Lenzen.

Der WasserverbandDannenberg ließ Nadel-bäume durch Laubbäumeersetzen.

Dr. Frank Neuschulz(links) hat die Urkundean Karl Rick übergeben.

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12 DUHwelt 2/2006

LEBENDIGE SEEN

DUH welt 1/2006

Eine Frau verhindert einen StauseeDer Chapala See in Mexiko gehört

zum Netzwerk Lebendige Seen des

Global Nature Fund. Da dieser See

durch Abwässer der Industrie und

Landwirtschaft stark verschmutzt

ist, kann er das notwendige Wasser

für die fünf Millionen Einwohner

der Stadt Guadalajaras nicht mehr

liefern.

Deshalb will die Wasserbehörde an derStelle, wo der Rio Verde in der Arcedia-na-Schlucht in den Fluss Santiago mün-det, einen Stausee bauen. Dessen Kos-ten werden auf 2,2 Milliarden Euro ge-schätzt. Anstatt wirkungsvolle Kläranla-gen rund um den Chapala See zu bau-en und auch zu nutzen, sollte die gan-ze Schlucht von Arcediano geflutet wer-den. Das Wasser wollten die Technikermit großem Energieaufwand fast 600Meter hochpumpen und zu Trinkwas-ser aufbereiten.

Unter dem Druck der nationalen Was-serbehörde akzeptierten alle Bewohnerbis auf Lupita Lara und ihre Familie dieangebotene Enteignungszahlung undverließen Arcediano. Lupita Lara undihre Familie ließen sich nicht einschüch-

tern – auch nicht, als die BauarbeiterFelsen in unmittelbarer Nähe ihres Hau-ses sprengten und die einzige Straßenach Guadalajara sperrten. Lupita Larawidersetzte sich dem Bau des Stausees,um die Schlucht zu retten. Sie klagtegegen das Bauvorhaben und gegen dievöllig unzureichende Umweltverträg-lichkeitsprüfung. Das Gericht erkannteihre Klage an und verfügte einen Bau-stopp.

Lupita Lara koordiniert alle Aktivitätengegen den Bau des Arcediano Stau-damms und hilft anderen Organisatio-nen und Bürgerinitiativen bei derenKampf gegen geplante Stauseen. Sie setztsich unermüdlich für das Recht auf in-takte Natur, für sauberes Trinkwasserund für eine gerechte Behandlung durchBehörden ein. Inzwischen ist sie weitüber Mexiko hinaus bekannt.

Lupita Lara ist eine Kämpferin gegen Stauseen.

Trockengefallene Teile des Chapala Seesgleichen Mülldeponien.

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13welt 2/2006DUH

LEBENDIGE SEEN

Weltweite Protestaktionen wie die

des Global Nature Fund und seiner

sibirischen Living-Lakes-Partneror-

ganisationen FIRN und GRAN im

Kampf gegen die dramatischen Aus-

wirkungen einer möglichen Ölpest

am größten Süßwassersee der Welt

bewegten die russische Regierung

zum Einlenken.

Bereits in der DUHwelt 3/2005 berich-teten wir von den Gefahren für den Bai-kalsee, die vom geplanten Bau der größ-ten Ölleitung der Welt ausgehen. Im seis-misch stark aktiven Ostsibirien ist dasRisiko einer Umweltkatastrophe durcheine leckgeschlagene Ölleitung extremhoch. Da die Öltrasse 50 Zuflüsse zumBaikalsee kreuzen wird, würde auslau-fendes Öl schnell in den See gelangenund diesen langfristig verseuchen.

Putin zeigt Vernunft

Am 22. April 2006 fand in Ulan-Ude,der Hauptstadt der Republik Burjatiens,eine große Demonstration statt, bei dereine Resolution gegen den Bau der Öl-leitung verabschiedet wurde. Trotz desVerbots für die Kundgebung in den Me-dien zu werben, nahmen über 600 Men-schen daran teil, und mehr als 1.000Personen unterschrieben die Resolu-tion.

Der Global Nature Fund und seine rus-sischen Partner wandten sich in einemoffenen Brief am 20. April 2006 an Ger-hard Schröder und baten um seine Un-terstützung beim Appell an den russi-schen Präsidenten Putin, mit der Pipe-line mindestens 40 Kilometer vom Bai-kalsee entfernt zu bleiben.

Die Proteste wirkten: Auf einem Treffenfür soziale und wirtschaftliche Entwick-lung der Region Sibirien Ende April2006, an dem sibirische Politiker undder Chef des russischen Öl-Monopolis-ten Transneft teilnahmen, befürwortetePutin eine Verlegung der Ölleitung. Auchwenn es noch große Zweifel über dieKontrollen beim Bau und die Einhaltung

der umweltrechtlichen Auflagen gibt, istdies ein erster großer Schritt. Die LivingLakes-Partner FIRN und GRAN am Bai-kalsee werden die weitere Entwicklungaufmerksam verfolgen.

UNESCO droht mitAusschluss des Baikalseesvon Welterbeliste

Der Baikalsee, das „Heilige Meer Sibi-riens“, ist mit etwa 25 Millionen Jahrender älteste und mit über 1.600 Meternder tiefste Süßwassersee unserer Erde.In der dünn besiedelten Landschaft undim See existiert eine Artenvielfalt, dievon keinem anderen See erreicht wird.Mehr als 1.000 Pflanzenarten und über2.500 Tierarten, darunter die Süßwas-

HintergrundTrotz weltweiter Proteste hatte der Oberste Gerichtshof Russlands und die Um-weltaufsichtsbehörde der russischen Regierung entschieden, dass die umstritte-ne Ölleitung direkt am Baikalsee gebaut werden darf. In erster Instanz hatte dieUmweltbehörde das Projekt zurückgewiesen und empfahl, die Ölleitungstrasseviele Kilometer vom Baikalufer entfernt verlaufen zu lassen. Trotzdem beganndas staatliche russische Unternehmen Transneft im Sommer 2005 mit „Erkun-dungsarbeiten“ und Holzeinschlag in unmittelbarer Nähe des Baikalsees. DieÖlleitungstrasse sollte nur wenige hundert Meter vom Ufer des Baikalsees ent-fernt verlaufen. Im Juli 2006 werden die Bauarbeiten an der über 4.000 Kilometerlangen Ölleitung beginnen, die jährlich 80 Millionen Tonnen Öl aus Westsibirienans Japanische Meer transportieren soll.

Druck der Umweltschützer am Baikalsee zeigt Erfolg

serrobbe Nerpa, kommen hier vor. DerBaikal gehört seit 1999 zum Living La-kes-Netzwerk, ist UNESCO-Weltnaturer-be und weist die höchste Dichte anSchutzgebieten in ganz Russland auf.Die UNESCO sieht das Ölleitungspro-jekt ebenfalls äußerst kritisch und erwägtsogar einen Ausschluss des Baikalseesvon der Liste der Welterbestätten, wenndie Ölleitung zu nahe am See gebautwird. Dies wäre die erste Aberkennungin der Geschichte der UNESCO.

Baikalsee und Baikalrobbe.

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14 DUHwelt 2/2006

LEBENDIGE SEEN

Der Poyang-See ist das wichtigste

Winterquartier des vom Aussterben

bedrohten Schneekranichs. Dieses

Naturparadies ist durch Armut und

Agrargifte bedroht. Der Global Na-

ture Fund und seine chinesischen

Partner zeigen mit Modellprojekten

Lösungen auf.

Jagd auf den Schneekranich am Poyang Seemuss gestoppt werden!

Der im Südosten Chinas gelegene Poy-ang See ist der größte Süßwassersee desLandes. Er gehört seit vier Jahren zumLiving Lakes-Netzwerk. Die Größe desSees unterliegt starken, jahreszeitlich be-dingten Schwankungen. Mit 1.000 Qua-dratkilometern ist er in der Trockenzeitetwa doppelt so groß wie der Boden-see; während der Regenzeit schwillt dieSeefläche auf über 4.400 Quadratkilo-meter an. Die umliegenden Ried- undSumpfflächen bieten ideale Lebensräu-me für rund eine halbe Million Wat- undWasservögel. Von den über 330 dort le-benden Vogelarten stehen 54 auf derRoten Liste der vom Aussterben bedroh-ten Arten.

Jagd auf Großvögel einzigeÜberlebenschance für dieverarmte Bevölkerung?

Etwa 95 Prozent des Weltbestandes derseltenen Schneekraniche überwinternam Poyang See. Sie sind auch außer-halb der Brutzeit auf intakte Feuchtge-biete angewiesen. Da in der sehr armenRegion funktionierende Kläranlagen feh-len, werden Düngemittel, Gifte undSchwermetalle ungefiltert in den See ein-getragen. Damit verschlechtern sichnicht nur die Lebensbedingungen vonFischen und Kleinstlebewesen drama-tisch, sondern auch für die dort leben-den Menschen. Selbst die Kraniche fin-den immer weniger Nahrung. Sie suchendeshalb ihr Futter vermehrt außerhalbdes bestehenden Ramsar-Schutzgebie-tes. Dort fallen sie leider oft der verarm-ten Landbevölkerung zum Opfer, die inder Jagd auf die Großvögel eine letzteMöglichkeit sehen, ihren Lebensunter-

Kämpfende Schneekraniche.

Die Schneekraniche lassen sich von den Feldarbeitern nicht stören.

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15welt 2/2006DUH

LEBENDIGE SEEN

11. Living Lakes-Konferenz11. Living Lakes-Konferenz11. Living Lakes-Konferenz11. Living Lakes-Konferenz11. Living Lakes-Konferenz

im Jahr 2006 in Chinaim Jahr 2006 in Chinaim Jahr 2006 in Chinaim Jahr 2006 in Chinaim Jahr 2006 in China

Die 11. Living-Lakes-Konferenz wirdvom 29.10. bis 3.11.2006 am PoyangSee in China stattfinden. Mehr als 200internationale Experten und Natur-schützer werden sich zum Erfahrungs-austausch treffen. Prof. Dr. HartmutVogtmann, Präsident des Bundesam-tes für Naturschutz, wird als Haupt-redner zum Konferenzthema „Balan-ce zwischen Landwirtschaft und Nach-haltiger Entwicklung für Seen undFeuchtgebiete“ sprechen. Auch dieDirektoren des Umweltprogramms derVereinten Nationen (UNEP)/Konven-tion zum Schutz ziehender Arten(CMS) sowie der Ramsar Konventionwerden vertreten sein. Im Rahmender Living Lakes-Konferenz wird einSeminar zur Problematik „Vogelgrip-pe, Wildtiere und Umwelt“ stattfin-den. Es soll erarbeitet werden, wielandwirtschaftliche Entwicklung undder Schutz von sensiblen Lebensräu-men vereinbar sind.

Organisiert wird die Konferenz vomGNF und seinen chinesischen Part-nern. Thema wird die schwierige Ba-lance zwischen Landwirtschaft undNaturschutz sein. Unser Projekt amPoyang dient dabei als Beispiel. In-formationen zur Konferenz und Teil-nahmebedingungen finden Sie auf:

wwwwwwwwwwwwwww.globalnature.org/LLK.globalnature.org/LLK.globalnature.org/LLK.globalnature.org/LLK.globalnature.org/LLK

halt zu bestreiten. Der Bestand derSchneekraniche ist dadurch innerhalbvon drei Jahren dramatisch von 4.000auf nur noch 2.800 Vögel zurückgegan-gen. Der in der chinesischen Mytholo-gie als Glücksvogel geltende Schneekra-nich steht vor dem Aussterben!

Nachhaltige Alternativen fürdas Überleben von Menschund Natur

Gemeinsam mit der chinesischen Part-nerorganisation MRLSD (Promotion As-sociation for Mountain-River-Lake Re-gional Sustainable Development) willder Global Nature Fund nachhaltigeLandwirtschaftsprojekte durchführen,um der Landbevölkerung Alternativenzum wenig einträglichen Reisanbauund Fischfang zu bieten. Vor zwei Jah-ren wurde mit Spendengeldern ein Pi-lotprojekt zur naturverträglichen Nut-

zung der Wildgrassorte Lihao und derLotuspflanze im Bezirk Shahushan ge-startet. Dieses erfolgreiche Konzept solljetzt rund um den See auf weitere Regi-onen übertragen werden. Die LivingLakes-Partner in China sorgen dafür,dass mit dieser Maßnahme und demAufbau extensiver Viehwirtschaft dau-erhafte Einkommensquellen für die ar-men Bauernfamilien entstehen. Durcheine Umweltbildungskampagne soll aufdie Bedrohung der anmutigen Kranicheaufmerksam gemacht werden. Gleich-zeitig müssen weitere, durch Rangerüberwachte Schutzgebiete am See entstehen.

Werden Sie aktiv und unterstützen Siedas Projekt mit einer Spende:

Global Nature Fund (GNF)GLS GemeinschaftsbankBLZ 430 609 67, Konto 8040416000Stichwort: Poyang

In illegal aufgestellten Netzenwerden viele Vögel gefangen.

Schuppensäger kommen am PoyangSee vor (oben). Darunter: Bauern-familie bei der Feldarbeit.

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16 DUHwelt 2/200616

Seit mehr als 10 Jahren entwickelt

die Bodensee-Stiftung mit Unterstüt-

zung der Deutschen Umwelthilfe

und des Wirtschaftspartners Unile-

ver Projekte für eine nachhaltige

Entwicklung der Bodenseeregion.

Wie wichtig die Vernetzung regio-

naler Akteure ist, zeigen zwei Pro-

jektbeispiele aus den Bereichen

Umweltbildung und Landwirtschaft.

Dachmarke für regionaleLebensmittel: „Gutes vom See“

Durch die engagierte Mitarbeitder Bodensee-Stiftung setzt sichseit Frühjahr 2004 der Verein„Gutes vom See“ dafür ein,dass mehr regionale Lebens-mittel in der Bodenseeregion

vermarktet werden. Mittlerweilebesteht das Netzwerk aus über 50

Landwirten, Verarbeitern, Groß- undEinzelhändlern sowie Großküchen- undRestaurantleitern – und monatlich gibtes neue Anträge auf Mitgliedschaft. DieAuftaktveranstaltung im April 2005übertraf mit 10.000 Besuchern alle Er-wartungen. Seit September 2005 sinddie „Gutes vom See“-Produkte in 25regionalen EDEKA-Filialen erhältlich.Patrick Trötschler von der Bodensee-Stif-tung stellt zwei Besonderheiten des Ver-marktungsprojekts heraus: „Mit „Gutesvom See“ haben wir endlich eine ge-meinsame Vermarktungsplattform fürumweltschonende und ökologischeLebensmittel geschaffen. Als besonderswertvoll hat sich auch der branchen-übergreifende Ansatz erwiesen. Durchdas Miteinander von Erzeugern, Verar-beitern, Händlern und Gastronomen istbei allen Beteiligten eine starke regiona-le Identität entstanden.“

Neben seiner wegweisenden Bedeutungfür eine umweltschonende Bewirtschaf-tung verursacht „Gutes vom See“ aucheinen positiven regionalwirtschaftlichen

Effekt. Vorstandsmitglied Christoph Hö-nig bringt den Zusammenhang zwi-schen Kaufentscheidung an der Laden-theke und nachhaltiger regionaler Wert-schöpfung auf den Punkt: „Wer unsereProdukte kauft, hat beste Frische undumweltschonende Qualität auf demTisch und hilft gleichzeitig mit, rund2.000 Arbeits- und über 120 Ausbil-dungsplätze in der Bodenseeregion zusichern.“ Das Projekt wurde unterstütztdurch die Deutsche Umwelthilfe unddurch PLENUM Westlicher Bodensee.Mehr Information zu „Gutes vom See“im Internet unter www.gutes-vom-see.deund bei der Bodensee-Stiftung:[email protected]

„Gutes vom See“ und „Spürsinn“ –Bodensee-Stiftung initiiert neue Marken am Bodensee

Spürsinn – Umweltbildungam Bodensee wird ein Verein

Das Umweltbildungsnetzwerk Spürsinnentstand 2004 als PLENUM-Projekt derBodensee-Stiftung. Spürsinn hat dieAufgabe, die Umweltbildung am Boden-see besser zu vermarkten und gemein-same Projekte am Bodensee umzuset-zen. Mittlerweile vermittelt das Netzwerküber 200 Angebote zum Thema Um-welt und Natur am Bodensee, über 120Lernorte und rund 80 Übernachtungs-möglichkeiten für Gruppenreisende –

und wöchentlich kommen neue Anbie-ter hinzu. Längst werden auch Angebo-te in Vorarlberg, der Schweiz und vomnördlichen Bodenseeufer vermittelt. ZurKoordinierung der wachsenden Aufga-ben wurde im Mai 2006 nun der Verein„Spürsinn – Umweltbildung am Boden-see“ gegründet. Die Deutsche Umwelt-hilfe ist eine von 14 Gründungsmitglie-dern. Matthias Mörk von der Bodensee-Stiftung freute sich über den großenZuspruch bei Verbänden wie Einzelan-bietern und ist sich sicher, dass weitereUmweltbildner dem Verein beitretenwerden, denn „mit Spürsinn haben wireine große Chance die Umweltbildungweithin sichtbar zu vermarkten undneue Angebote zu schaffen“. Mehr In-formation zu „Spürsinn“ im Internetunter www.spuersinn-bodensee.infound bei der Bodensee-Stiftung:[email protected]

Kleine Naturforscher:Mit „Spürsinn“ die Umwelt erleben.

Engagierte Mitglieder von „Gutes vom See“ anlässlich einer Ernte-Dank-Aktionim vergangenen Jahr mit Andreas Hoffmann (Mitglied des Landtags) am Rednerpult.

LEBENDIGE SEEN

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17welt 2/2006DUH

LEBENDIGE SEEN

Ratgeber Testamentist erschienen!

Auf Wunsch unserer Spender habenwir einen Ratgeber „Testament“ er-arbeitet. Er gibt Hinweise zum kom-plexen Thema des Erbens und Ver-erbens und klärt rechtliche und for-male Begriffe. Der Ratgeber kannden professionellen Rat einesRechtsanwalts oder Notars nicht er-setzen, bietet aber eine erste, wich-tige Orientierung. Immer mehr Men-schen überlegen, ob sie ein Testa-ment machen sollen und sind unsi-cher, wie sie das umsetzen. Wir hof-fen, mit unserem Ratgeber hierbeihelfen zu können. Denn sind we-der Erben und ein gültiges Testa-ment vorhanden, erbt nur der Staat.Den 15-seitigen Ratgeber könnenSie kostenlos mit dem Stichwort:„Ratgeber Testament“ beim GlobalNature Fund anfordern.

Global Nature FundFritz-Reichle-Ring 478315 Radolfzell.Fax-Nr. 07732/9995-88,[email protected]

Der Steppensee La Nava war frü-

her je nach Niederschlägen und

Jahreszeit 2.100 bis 5.000 Hektar

groß. Zwischen 1940 und 1950 wur-

de er fast vollständig trockengelegt.

Von 1991 an begann Fernando Ju-

bete Tazo mit der Renaturierung.

65 Hektar werden ständig und 260 Hek-tar Weideland periodisch unter Wassergesetzt. Das notwendige Wasser kommtaus dem Canal de Castilla. Der wieder-erstandene Steppensee ist NATURA2000-Gebiet der Europäischen Union.Inzwischen wurde eine weitere 60 Hek-tar große Fläche überflutet. Weiterhinwerden in der Nähe neben einem Kanal20 neue Teiche angelegt.

1998 bekam La Nava ein Geschwister:den Steppensee Boada, der 14 Kilome-ter von La Nava entfernt liegt. Beide Seengehören zum Netzwerk Lebendige Seendes Global Nature Fund. Unsere spani-sche Partnerorganisation FundacíonGlobal Nature hat bei Boada einen „By-pass“ fertiggestellt, der Wasser vom Ca-nal de Castilla direkt in den SteppenseeBoada leitet. Dadurch wurde die Einlei-tung des stark verschmutzten Baches derOrtschaft Villaramiel in den See been-det. Die Wasserqualität des Gebietes hatsich danach sehr verbessert.

Neues von den SteppenseenLa Nava und La Boada

Living Lakes-Förderer:

Auf oder an dem Steppensee La Navabrüten unter anderen Haubentaucher,Schwalzhalstaucher, Zwergtaucher, Rohr-weihen und Purpurreiher. Zurzeit wirduntersucht, ob Pferde den Bewuchs inSchach halten können.

Fernando Jubete hat in dem Gebiet eineVogelberingstation errichtet. Dabei stell-te sich heraus, dass hier sehr viele Seg-genrohrsänger durchziehen. Diese Vo-gelart ist weltweit stark bedroht.

Viele Seggenrohrsänger rasten amSteppensee La Nava.

In dieser Fanganlage werden vieleSingvögel gefangen und anschließendberingt.

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18 DUHwelt 2/2006

„UNBEKANNTE“ TIERARTEN

Kuckucke haben Leihelternkuckuck, dieses Problem zu lösen. Ob-wohl er zu dieser Zeit noch blind undnackt ist, nimmt er Eier und Stiefge-schwister eines nach dem anderenhuckepack auf den Rücken, stemmt sichunter großen Anstrengungen rückwärtsam Nestrand hoch und wirft sie überBord.

Zugrichtung und Zugdauersind angeboren

Der erwachsene Kuckuck bleibt vier bisfünf Monate in seinem Brutgebiet. Dannwird der Zugtrieb übermächtig. Ohne

vorzugt in Teichrohrsänger-Nester. An-dere Kuckucke wählen Bachstelzen oderGartenrotschwänze als Leiheltern. Fär-bung und Zeichnung der Kuckuckseiersind den Eiern ihrer Wirtsvögel oft ver-blüffend ähnlich.

Der Krimi geht weiter

Mit dem Kuckucksei im Nest des Wirts-vogels ist der Vogelkrimi keinesfalls be-endet. Denn ein Kuckucksnestlingbraucht so viel Futter und Platz wie fünfjunge Teichrohrsänger. Acht Stundennach dem Schlüpfen beginnt der Jung-

Eierschmuggel

Schilf spielt für Kuckucke eine besonde-re Rolle, denn dort brüten Teichrohrsän-ger und in deren Nester legen Kuckucks-Weibchen besonders gerne ihre Eier.Damit dies zum richtigen Zeitpunkt ge-schieht, beobachtet das Kuckucks-Weib-chen Teichrohrsänger beim Nestbau. Istdas Nest fertig, legt das Teichrohrsän-ger-Weibchen täglich ein Ei, bis seinGelege mit drei bis fünf Eiern vollständigist. Das Kuckucks-Weibchen kontrolliertdas Wirtsvogelnest jeden Tag, ob daserste Ei darin liegt. Sind es nach weite-ren zwei Tagen drei Eier, fliegt das Ku-ckucks-Weibchen zum Nest, nimmt einEi heraus, verschluckt es, dreht sich um,legt sein Ei ins fremde Nest und ver-schwindet. Das verläuft blitzschnell, da-mit die Wirtsvögel nichts davon merken.

Nach dieser Aktion legt das Kuckucks-Weibchen weitere acht bis 22 Eier be-

Der Kuckuck hat seinen Namen von

seinem Ruf bekommen. Er gehört zu

den wenigen wildlebenden Vogelar-

ten, dessen Stimme viele Menschen

kennen. Die Zahl seiner Rufe, die

kurz nacheinander zu hören sind,

wird in Zusammenhang gebracht mit

zukünftigen großen Geldeinnahmen.

Doch die Lebensweise des Kuckucks

kennen die wenigsten.

Die wenigsten Menschenhaben je einen Kuckuckgesehen.

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19welt 2/2006DUH

„UNBEKANNTE“ TIERARTEN

Kontakt mit anderen Kuckucken ziehenjunge und alte überwiegend nachtsnach Afrika. Weder Mittelmeer nochSahara sind für sie Hindernisse.Vielleicht fliegen sie sogar bis zu 3.000Kilometer ohne Rast über solche fürZugvögel unwirtlichen Gebiete. Diemeiste Zeit des Jahres verbringen sie inihren Winterquartieren südlich desÄquators.

Da die Jungen nicht im Schlepptau alterKuckucke ziehen, müssen ihnen Zug-richtung und Zugdauer angeboren, alsoin ihren Genen fixiert sein.

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1 Kuckucksei im Nest desTeichrohrsängers.

2 Kuckuck, noch mit einem Eiund einem Jungvogel derLeiheltern im Nest.

3 Der Kuckuck wirft geradeden letzten Jundvogelaus dem Nest.

4 Mit 10 Tagen füllt derKuckuck das ganze Nest aus.

5 Teichrohrsänger beim Fütterndes Kuckucks im Nest.

Steckbrief Kuckuck

VVVVVerwandtschaft:erwandtschaft:erwandtschaft:erwandtschaft:erwandtschaft:Familie der Kuckucke.Etwa 130 Arten, davon sindmindestens 52 Brutparasiten.

Aussehen:Aussehen:Aussehen:Aussehen:Aussehen:Knapp elstergroß, langschwänzig.Im Flug ähnlich Sperber,aber spitze Flügel.

Gewicht:Gewicht:Gewicht:Gewicht:Gewicht:115 Gramm.

VVVVVerbreitung:erbreitung:erbreitung:erbreitung:erbreitung:Europa, Teile Nordafrikasund Teile Asiens.

Lebensraum:Lebensraum:Lebensraum:Lebensraum:Lebensraum:Alpine Waldlandschaftenbis offene Marschen,auch in Städten.

Nahrung:Nahrung:Nahrung:Nahrung:Nahrung:Schmetterlingsraupen (auchbehaarte), Käfer, Heuschrecken,Hautflügler, Libellen und Ohr-würmer.

Gefährdung:Gefährdung:Gefährdung:Gefährdung:Gefährdung:Die Bestände sind rückläufig.

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NATURSCHUTZ IN EUROPA

In der letzten Wettbewerbsrunde erhiel-ten diesen Sonderpreis Tom Starke, Lui-se Löwe und Frank Guzowski für ihrenBeitrag „Der Ketzerbach – Lebensader“bei Lommatzsch in der Höhe von 1000Euro. Alle drei besuchen derzeit dieOberstufe des Geschwister-Scholl-Gym-nasiums in Nossen, einem Ort in Sach-sen. Sie wurden von Herrn Hubert Hand-mann engagiert betreut.

Im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaftfür Biologie und Hydrologie setzten sichdie Preisträger intensiv mit dem Ketzer-bach auseinander. Sie wollten wissen,ob der Ketzerbach schutzwürdig undschutzbedürftig ist sowie gegebenenfallsMaßnahmen zu seinem Schutz entwi-ckeln.

Der Ketzerbach befindet sich in derLommatzscher Pflege, einem großenlandwirtschaftlich bedeutsamen undintensiv genutzten Gebiet, in der Umge-bung der Kleinstadt Lommatzsch in Sach-sen. Obwohl in Sachsen insgesamt einepositive Entwicklung zu verzeichnen ist,was den Schutz von Naturräumen so-wie Tier- und Pflanzengesellschaftenbetrifft, hat sich die Situation für denKetzerbach kaum verändert: Die Lom-matzscher Pflege ist nach wie vor einekleingliedrige Agrarlandschaft mit ertrag-reichem Lössboden, die zum Teil biszum Uferstreifen des Ketzerbaches land-wirtschaftlich genutzt wird.

Um die Güte des Ketzerbaches zu be-stimmen und festzustellen, ob es schutz-würdige Bereiche am Bachlauf gibt, un-tersuchten die Preisträger den Bach che-misch, zoologisch, ökologisch und hy-drologisch an drei verschiedenen Stel-len.

Insgesamt konnten die Jugendlichen inden Untersuchungsgebieten drei be-drohte, potentielle Waldgesellschaftensowie mehrere Tier- und Pflanzenartenidentifizieren, die besonders zu schüt-zen sind. Erfreulicherweise waren diechemischen Werte an zwei Stellen güns-tig und die Gewässergüte tolerierbar.

Die Ergebnisse lassen demnach auf ei-nen relativ guten Lebensraum schließen,in dem viele Pflanzen und Tiere vorkom-men. Dies hat sich bestätigt. Der Bachverbindet verschiedene Lebensräume inder Lommatzscher Pflege. Um die wert-vollen Biotope um und am Ketzerbachzu bewahren, setzen sich die Preisträ-ger dafür ein, dass einige Abschnitte desBachlaufes Flora-Fauna-Habitat-Gebie-te werden.

Auch in diesem Jahr erhalten engagierteJugendliche wieder einen Sonderpreisder DUH. Der Preis wird am 22. Sep-tember im UmweltforschungszentrumLeipzig verliehen.

Wir sind schon sehr gespannt, wer indiesem Jahr die Glücklichen sind!

Sonderpreis für das Projekt„Ketzerbach – Lebensader“ bei Lommatzsch

Seit mehr als 10 Jahren unterstützt

die Deutsche Umwelthilfe im Rah-

men ihres Projektes „Schulen für le-

bendige Flüsse“ Jugendliche, die sich

im Rahmen des BundesUmweltWett-

bewerbs (BUW) erfolgreich für Ge-

wässer eingesetzt haben.

BUW – Schülerwettbewerbbelohnt kreative Lösungenfür Umweltprobleme

Der BundesUmweltWettbewerb richtetsich an Schülerinnen und Schüler vom13. bis zum 16. Lebensjahr (BUW I) undan junge Erwachsene im Alter von 17bis 21 Jahre (BUW II). Gesucht werdenumsetzbare kreative Lösungen für Um-weltprobleme aus dem eigenen Um-kreis. Den Siegern winken Geld- undSachpreise in Höhe von insgesamt25.000 Euro. Beim nächsten Wettbe-werb werden auch Betreuer und Betreu-erinnen von Preisträgern für ihr Engage-ment belohnt.

Wettbewerbsarbeiten müssen bis zum15. März eines jeden Jahres schriftlicheingereicht werden.Näheres unter www.buw-home.de

v.r.n.l.: Die beiden Preisträger und die Preisträgerin mit Dr. Dorothee Harenberg (BMBF,2. Reihe), Ines Wittig (DUH) und Professor Dr. Gerrit Schüürmann (Juryvorsitzender).

Preisträger Frank Guzowski untersuchtBachflohkrebse aus dem Ketzerbach.

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NATURSCHUTZ IN EUROPA

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H-Förderprojekte

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H-Förderprojekte

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H-Förderprojekte

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H-Förderprojekte

Freiräume in Städtenund Gemeindenfür KinderKinder und Jugendliche halten sich zu-nehmend in geschlossenen Räumen auf– mit Fernsehkonsum und Computer-spielen. Dazu trägt ein unzureichendesFreiraumangebot im Wohnumfeld inhohem Maße bei. Als Experten ihrer ei-genen Lebenswelt müssen Kinder undJugendliche bei Planungen beteiligt wer-den. In Städten und Gemeinden fehlen

Rodung vonEukalyptus-BäumenEukalyptus-Pflanzen wurden früher imRegionalpark Monfragüe in der spani-schen Provinz Extremadura auf riesigenFlächen angepflanzt. Der Staat hatte dassubventioniert. Andere Pflanzen habenauf solchen Flächen keine Chancen,weil ihnen die Eukalyptus-Pflanzen mitihren tiefen Wurzeln das Wasser abgra-ben und ihre Blätter den Boden vergif-ten. Mit großem Aufwand wurden undwerden die Eukalyptus-Bäume mit denWurzeln gerodet. Das war die Auflageder spanischen Nationalregierung alsVoraussetzung, dass Monfragüe Natio-nalpark wird. Anstelle von Eukalyptuswurden Steineichen und Pinien ge-pflanzt.

Taubenhäuserfür WanderfalkenDie spanische NaturschutzorganisationFundación Global Nature hat drei Palo-mares – das sind traditionelle aus Lehmgebaut Taubenhäuser – wieder herge-richtet. In den Taubenhäusern sindmehrere tausend Nischen, in denen ver-wilderte Stadttauben brüten. Früher ha-ben die Bewohner der Ortschaften ei-nen Teil der Jungtauben aus den Nes-tern geholt und gegessen. Heute sindWanderfalken, die in Krähen- und Kolk-rabennestern auf Leitungsmasten brü-ten, die Nutznießer. Sie fangen und ver-zehren erwachsene Tauben.

Mit staatlichen Subventionenangepflanzte Eukalyptusbäume (unten).

Mit Geld vom Staat werdenEukalyptusbäume gerodet undabtransportiert (rechts).

WiederhergestelltesTaubenhaus.

naturbelassene Flächen, die Kindernund Jugendlichen für unreglementierteAktivitäten zur Verfügung stehen. ImRahmen der Bauleitplanung müssenkleinflächige naturnahe Spielorte undgroßflächige „Naturerfahrungsräume“ausgewiesen werden. Kontaktadresse:Dr. Hans-Joachim Schemel, Büro fürUmweltforschung, Stadt- und Regional-entwicklung, Altorstraße 111, 81249München. E-Mail: Schemel [email protected].

15 gute Naturschutz-beispiele aus Deutschland

Wo wachsen schöne Wildpflanzen aufVerkehrsinseln? Wie gestalte ich ei-nen Schaugarten mit Wildkräutern?Wie kann ich einen ehemaligenWeinberg renaturieren? WelcheMöglichkeiten einer naturnahenFlussrenaturierung gibt es? Antwor-ten auf diese Fragen finden sich inunserer neuen Broschüre „Städte undGemeinden aktiv für den Naturschutz– 15 gute Beispiele“. In dieser stellenwir 15 vorbildliche Naturschutzpro-jekte aus ganz Deutschland vor. In-teressierte können sich die Broschüre(10 Euro inklusive Versandkosten) beifolgender Adresse bestellen:

Förderer und Partner desGEO-Tags der Artenvielfalt:

DUH-Umweltschutz Service GmbH,Christel Löffel, Fritz-Reichle-Ring 4,78315 Radolfzell, Tel: 07732 9995-18,Fax: 07732 9995-77,[email protected]

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DUH-MarktÜber ihre DUH Umweltschutz-Service GmbH vertreibt die DUH Bücher und Broschüren zur Umweltbildung. Eine kleine Auswahl

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23welt 2/2006DUH

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24 DUHwelt 2/2006

NATURSCHUTZ IN EUROPA

Der Kleine Tümmler, wie der 1,6 Me-

ter lange schwarz-weiße Schweinswal

auch heißt, droht in der Ostsee auszu-

sterben. In der Östlichen und Zentra-

len Ostsee leben noch höchstens 600

Schweinswale, in der Westlichen Ost-

see etwa 800 bis 2.000.

Etwas besser geht es ihnen im Kattegat,im Beltsee und in der Nordsee. „Dochauch hier sterben jedes Jahr mehr Tiereals geboren werden“, erklärte die Mee-resbiologin Petra Deimer von der Ge-sellschaft zum Schutz der Meeressäu-getiere. Schadstoffe, Unterwasserlärmund Kiesabbau vom Meeresboden undvor allem die Fischerei machen den sen-siblen Meeressäugern das Überlebenschwer. Zu viele sterben in nicht für sieausgebrachten Fischernetzen als Bei-fang. Sie können die modernen Netzeaus Kunststoffgarn weder sehen nochmit ihrem Echolot erfassen. Sie verhed-dern sich und ersticken elendig.

Um den einzigen Wal der Ostsee vormAussterben zu bewahren, wurde einRettungsplan entwickelt. Er rät zur Um-rüstung auf weniger gefährliche Fisch-fangtechniken: Von Treibnetzen aufLangleinen und von Stellnetzen auf

1996/97 wurde das erste Kegelrob-ben-Baby auf der Düne Helgolandsgeboren. Vom 25. November 2005bis zum 7. Januar 2006 erblickten hier23 Kegelrobben das Licht der Welt.Das erste Jungtier vom November2005 verließ die Düne bereits am 11.Dezember. Mitarbeiter des VereinsJordsand informieren Besucher derDüne über richtiges Verhalten, damitdie Kegelrobben, die auf der RotenListe stehen, nicht gestört werden.

Fischreusen. Er rät auch zu Öffentlich-keitsarbeit und Schutzgebieten, die fürMitgliedsstaaten der Europäischen Ge-meinschaft im Rahmen von „Natura2000“ ohnehin Pflicht geworden sind.

In diesem Jahr verbindet die Gesellschaftzum Schutz der Meeressäugetiere ihrProjekt mit einem Foto- und Videowett-bewerb, der mit Mitteln der DeutschenUmwelthilfe gefördert wird. Die Ergeb-nisse des Wettbewerbs werden am 20.Oktober 2006 im Deutschen Meeres-museum in Stralsund bekannt gegeben.

Schweinswale drohen in Nord- und Ostseeauszusterben

Immer mehrKegelrobben-Geburtenauf Helgoland

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Vor allem die Fangmethoden der Fischer bedrohen die Schweinswale.

Kegelrobbe.

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26 DUHwelt 2/200626

NATURSCHUTZ IN ALLER WELT

Die Deutsche Umwelthilfe un-

terstützt einige Naturschutz-

Projekte in den Tropen. Wir leis-

ten damit unseren Beitrag zum

Schutz seltener Tiere, Pflanzen

und Lebensräume im globalen

Maßstab. Einer unserer langjäh-

rigen Partner, der Patuca e.V.,

feierte zehnjähriges Jubiläum.

Wir berichten über einige ge-

meinsame, aktuelle Erfolge…

Der Nationalpark Patuca liegt im mittel-amerikanischen Staat Honduras. Auf dervergleichsweise kleinen Landbrückezwischen Mexico und Südamerika le-ben rund zehn Prozent der Tierarten derErde. Die Gründer des Vereins Patucaum Barbara Baumgartner aus Konstanzbeschlossen vor zehn Jahren, ihre Un-terstützung für Natur und Menschen desTropenwalds auf dieses Gebiet zu kon-zentrieren. Die Deutsche Umwelthilfefördert die Patuca-Projekte seit Jahren.

Regenwald-Schulenmit vielfachem Nutzen

In sieben Gemeinden unterstützt derVerein Patuca Regenwald-Schulen. 150Grundschüler verschiedener Klassenstu-fen werden unterrichtet. Zwei Lehrernermöglichten wir 2005 eine Weiterbil-dung. Zwei Gemeinden baten um Un-terstützung für den Bau eines Schulge-bäudes. Dank unserer Baumpaten konn-ten wir auf unserer Modellfinca Mata-moros 2005 in großem Stil Baumsetz-linge heranziehen. Hier steht ein Schul-wald mit über 2000 Bäumen. In vierweiteren Regenwald-Schulen entstan-den erste Schulwälder mit zusammenüber 2500 Bäumen. Wir pflanzen nurheimische Arten der Umgebung.

Die unterstützten Gemeinden befindensich in stark entwaldeten Zonen des Na-

tionalparks. Hier ist es höchste Zeit, auf-zuforsten, da das Klima bereits sehr tro-cken geworden ist und die Wasservor-räte für Mensch und Tier unübersehbarschwinden. Die Grundschüler erhaltenunterrichtsbegleitende Umweltbildung.

Zehn Jahre Patuca e.V.

Don Chico betreut eine Baumschule auf der Modellfinca Matamoros.

Der Tukan, einer der vielen Farbtupfer im Nationalpark Patuca.

Der Schulwald mit seinen Pflanzungendient auch der Ausbildung der Klein-bauern. Sie müssen lernen, wie sie Flä-chen an Bachoberläufen wieder auffors-ten können, um ihre Wasserversorgungzu sichern.

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NATURSCHUTZ IN ALLER WELT

Umweltschutz gehtnur mit den Bewohnern

Edgar Osorio Castro, unser Agronom,führte 2005 eine umfassende Umwelt-bildung in allen Schulgemeinden durch.Wir gaben die offiziellen Pläne der nach-haltigen Gebietsentwicklung für denNationalpark Patuca an die Bevölkerungweiter und besprachen diese ausführ-lich. Die Anwohner nahmen an denZusammenkünften in großer Zahl teil.Die Gelegenheiten zur Mitsprache undDiskussion wurden dankbar wahrge-nommen. Viele verstanden im Verlaufder Gespräche, dass es um den Schutzihrer eigenen Ressourcen und um ihreZukunftsperspektiven geht. Diese Ge-

Die Freie Christliche Schule erhieltden Sozialpreis der Stadt Freiburg.Die Schülerinnen und Schüler sammelnseit über drei Jahren Spenden für dasPatuca-Projekt.

Die ersten gepflanzten Bäume sindjetzt fast acht Jahre alt und schon biszu zehn Metern hoch.

spräche waren von großer Bedeutung,denn nachhaltige Entwicklung bedarfder Kooperationsbereitschaft der gesam-ten Bevölkerung. Als Arbeitsmittel wur-den Fotos, topographische Karten undSatellitenkarten eingesetzt.

Auftrag zurNationalparkverwaltung

Am 13. Oktober 2005 wurde unserePartnerorganisation Associacion Patu-ca von der Honduranischen Forstbehör-de offiziell mit der Nationalparkverwal-tung beauftragt. Der Auftrag birgt großeVerantwortung, denn es gilt jetzt einensoliden Managementplan auszuarbei-ten und umzusetzen.

Kerngebiete des Regenwaldes kauft derVerein Patuca, zum Beispiel seit 1995mehr als 1.000 Hektar. Die Kooperationmit den Kleinbauern der Region ist auch aufdiesen Flächen von zentraler Bedeutung.

Ziele 2006

Für dieses Jahr haben wir uns zum Zielgesetzt, einen Managementplan für dieParkverwaltung zu erstellen. Wir wol-len noch mehr Gemeinden in unserSchulkonzept einbeziehen und weitereFlächen aufforsten. Für das Schulwald-Projekt sollen weitere Baumpaten ge-wonnen werden. Wie ein roter Fadenzieht sich durch alle Vorhaben der po-sitive Dialog mit der Bevölkerung.

Film auf DVDzum Patuca-Projekt

„PATUCA – Hoffnung für die Kinderam Dschungelfluss“ heißt ein Filmauf DVD, der die Arbeit von Patucaim grünen Herz Zentralamerikas do-kumentiert. Hier hoffen arme Sied-lerfamilien für sich und ihre Kinderauf eine bessere Zukunft. Der Filmvon Michael Mattig-Gerlach und Mi-chael Weber kostet 12 Euro, kannaber auch ausgeliehen werden. Er-gänzend bietet Patuca für SchulenUnterrichtsmaterial an.

Sie erhalten die DVD und weitere In-formationen bei: Patuca e.V., Barba-ra Baumgartner, Präsidentin, Torkel-bergstr. 17, 78465 Konstanz,Tel. 07531 9420-51, Fax –52Mail: [email protected],www.patuca.org

DUH Bundesgeschäftsführer JörgDürr-Pucher (links) gratuliert zum10-jährigen Jubiläum des Patuca e.V.

Page 26: DUHwelt 2/2006

28 DUHwelt 2/200628

Nach einer langen Trockenpe-

riode hat es in Ostafrika end-

lich wieder geregnet. Aber

nach mehreren niederschlags-

armen Regenzeiten ist auch

damit die Gefahr einer Hun-

gersnot nicht gebannt. Viele

Tiere sind aufgrund des Wasser-

mangels verendet und haben

Familien, die von der Tierhal-

tung leben, ihre Existenzgrund-

lage entzogen.

nachhaltige Energie- und Wasserversor-gung unter Einbeziehung der Bevölke-rung und Berücksichtigung der Men-schenrechte, die bei vielen Großprojek-ten mißachtet werden.

Die fehlende Energie- und Wasserver-sorgung für einen Großteil der afrikani-schen Bevölkerung führt jetzt zu vielen(inter-) nationalen Initiativen von Finan-zierungsinstitutionen, Regierungen undFirmen. Die Europäische Union will mitihrer im Dezember 2005 verabschiede-ten Afrika-Strategie ebenfalls einen Bei-trag leisten. Das African Rivers Networkbefürchtet eine Flut problematischerGroßprojekte mit wenig Nutzen für diearme Bevölkerung und weiteren ökolo-gischen Schäden.

Die Deutsche Umwelthilfe unterstütztdie Vernetzung der Afrikaner mit deut-schen Experten, um alternativen Lösun-gen mehr Gewicht zu verleihen.

Suche nach Energie- und Wasserversorgungin Afrika

DUH-Projektpartnerin Birgit Zimmerleerläutert, dass der Wassermangel ver-schiedene Ursachen und Folgen hat.Dazu gehört nicht nur der ausbleiben-de Regen, sondern der andauerndeRaubbau – zum Beispiel die Zerstörungvon Feuchtgebieten und die Abholzungder Wälder. Am Victoriasee und ande-ren afrikanischen Seen hat sich der Was-serspiegel dramatisch gesenkt. In Ugan-da bringt der Wassermangel ein weite-res Problem zutage: Die Wasserkraftwer-ke am Victoriasee haben nicht mehr ge-nügend Wasser, um die dringend benö-tigte Energie zu erzeugen. So wird mitdem Wasser auch die Energie knapp,und immer häufiger wird der Strom ab-geschaltet.

Dabei waren diese Folgen durchaus ab-sehbar. Studien belegen nun, wovorUmweltschützer schon immer gewarnthatten: Die Wasserkraftwerke selbst sindzu 55 % am sinkenden Wasserspiegelbeteiligt! Wegen dieser und andererökologischer und sozialer Konsequen-zen von großen Staudämmen fordernafrikanische Nichtregierungsorganisati-onen und Basisbewegungen seit langemeine intensive Debatte über die Alterna-tiven zu großen Staudämmen. Um ihreKräfte zu vereinen, haben sich afrikani-sche Organisationen aus allen Regionenzum African Rivers Network zusammen-geschlossen. Sie wollen eine ökologisch

NATURSCHUTZ IN ALLER WELT

Die Bujagali-Fälle würden beim Bau eines geplanten Stausees verschwinden.

Diese Menschen mussten ihre Heimatverlassen, weil dort der Bujagali-Stausee gebaut werden soll.

Gefährdete Arten: Kronenkranichund Baboon (unten).

DUH welt 2/2006

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29welt 2/2006DUH

Delphinebenutzen Namen

Delphine sprechen sich mit Namenan. Das stellten Wissenschaftler beiGroßen Tümmlern an der Kaliforni-schen Küste fest. Schon kleine Jun-ge entwickeln einen individuellenPfeifton, mit dem sie bis ins hoheAlter von anderen Tümmlern ange-sprochen werden.

Von Vögeln ist dies schon lange be-kannt. So entwickelt jeder Kolkrabeein Repertoire, das ihn von allen an-deren Kolkraben unterscheidet,auch von seinem Partner, mit demer in Dauerehe lebt. Werden Männ-chen und Weibchen eines Paares ge-trennt, beginnt jeder sofort mit demRepertoire des anderen nach ihm zurufen. Beide versuchen dann, soschnell wie möglich zu ihrem Part-ner zurückzukehren. Das wurde beigefangen gehaltenen Kolkraben fest-gestellt.

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Neues ausder Forschung

Kolibris habengutes GedächtnisWildlebende Kolibris kamen regel-mäßig an künstliche Blumen. In dieHälfte dieser acht Blumen wurde allezehn Minuten zuckrige Lösung ge-füllt, in die andere Hälfte alle 20 Mi-nuten. Die Vögel kamen immer zurrichtigen Zeit an die richtige Blume.Dies setzt eine komplexe Gedächt-nisleistung voraus, die bisher nur vonMenschen bekannt war.

Journal for Current Biology

Großer Tümmler

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30 DUHwelt 2/2006

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KREISLAUFWIRTSCHAFT

T-Mobile erhält Preis derDeutschen Umwelthilfe

„Wir haben etwas übrig für alteHandys“. Unter diesem Mottoengagiert sich T-Mobile seit2003 für die Sammlung, dieWiederverwendung und dasRecycling gebrauchter T-Mobil-telefone. Für diese Initiative er-

hielt T-Mobile die Auszeichnung „Green-Electronics-Projekt des Monats Mai“.

Alle Mobilfunknutzer – auch die nichtT-Mobile Kunden sind – können ihreausgedienten Handys samt Akku undLadegerät portofrei an T-Mobile schi-cken*). Etwa zwei Drittel der Althandyswerden nach geringfügigen Reparaturenzur weiteren Verwendung in Osteuro-pa, Afrika oder Südostasien bereitge-stellt. Auch defekte Handys werden nichtweggeworfen: Nutzbare Teile werdenbei der Reparatur anderer Altgeräte ver-wendet, der Rest wird bei einem Entsor-gungsbetrieb zerlegt und recycelt.

Die Umwelt profitiert dabei doppelt: T-Mobile spendet für jedes zurückgenom-mene Gerät 5 Euro an die DeutscheUmwelthilfe. Mit diesen Spenden fördertdie Deutsche Umwelthilfe Umwelt- undNaturschutzprojekte zum Beispiel desGlobal Nature Fund.

*) Sie können dafür bei der DeutschenUmwelthilfe eine Versandhülle anfor-dern: Tel.: 07732/9995 66.

Karstadt Warenhaus GmbHProjekt des Monats April 2006

Die Karstadt Warenhaus GmbH erhältden Ehrenpreis „Green Electronics-Pro-jekt April 2006“ der Deutschen Umwelt-hilfe für vorbildliche Verbraucherinfor-mationen beim Start des Elektro-Geset-zes. Karstadt unterrichtet seine Kundin-nen und Kunden im Rahmen seinerNachhaltigkeitsstrategie über das neueGesetz und geht dabei über die gesetz-lichen Pflichten deutlich hinaus. DasUnternehmen stellt sich damit demons-trativ der Verantwortung als Vertreibervon Elektro-Produkten und motiviertseine Kunden mit ausführlichen Infor-mationen zur getrennten Sammlung vonElektro-Geräten. Jährlich werden bun-desweit in Karstadt-Warenhäusern etwa3,4 Millionen elektrische Produkte ver-

kauft. Das Sortiment reicht von Spülma-schinen und Backöfen über Bügeleisenund Notebooks, Handys, Fernsehern,Bohrmaschinen und Gameboys bis hinzu Sportgeräten. In allen entsprechen-den Verkaufsregalen – bis hin zur Spiel-warenabteilung – werden die Verbrau-cher seit dem Stichtag 24. März 2006umfassend, verbraucherfreundlich undeingängig über die gesetzlichen Neue-rungen informiert.

In Millionen-Auflage ließ Karstadt Infor-mationsblätter erstellen, die bundesweitin allen Filialen an den Kassen und ge-eigneten Ablagen ausliegen. Zusätzlichweisen übersichtliche Kassenaufstellerund Informationen in den Verkaufsre-galen der Elektro-Abteilungen unter derParole „zu wertvoll für den Müll“ aufdie Rückgabemöglichkeiten alter Gerä-te bei den kommunalen Sammelstellenhin.

Weiterhin ausschlaggebend für die Eh-rung ist die Motivation der Mitarbeiter-innen und Mitarbeiter, die im Vorfeld derVerbraucheraufklärung umfassend überdas Elektro-Gesetz informiert wurden.Nicht nur die Bereitstellung der Materi-alien vor Ort, sondern auch die Dialog-bereitschaft des Personals im Kunden-gespräch entscheidet über den Erfolgder Aktion.

Elektro-Recycling:

DUH zeichnet Projekte des Monats aus

Karstadt erstelltedieses Informations-blatt in Millionen-auflage und informiertdamit die Kundinnenund Kunden invorbildlicher Form.

StaatssekretärinAstrid Klug undDUH-Bundes-geschäftsführerJürgen Resch(rechts) überreichendie Urkunde anJoachim Horn,Geschäftsführervon T-Mobile.

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31welt 2/2006DUH

KREISLAUFWIRTSCHAFT

BaumärkteschlampenLaut Verpackungsverordnungmuss der Handel seine Kundenüber Möglichkeiten zur Rückga-be schadstoffhaltiger Behälter in-formieren. Solche Behälter sindzum Beispiel Schaumdosen mitdem weit verbreiteten Dämmst-off Polyurethan.

Bei einer bundesweiten Test-kaufaktion in Baumärkten hat dieDeutsche Umwelthilfe viele Ver-stöße gegen diese Vorschrift fest-gestellt. Nicht selten erhielten dieTestkäufer in demselben Ge-schäft von verschiedenen Mitar-beitern unterschiedliche Auskünf-te über Möglichkeiten der Entsor-gung. Häufig lautete die Antwort:Die schmeißen wir in den Müll, dasmachen wir immer so.

Die Deutsche Umwelthilfe und dieStiftung Initiative Mehrweg habenden Mehrweg-Innovationspreisan zwei Firmen verliehen.

Der preisgekrönte Adelholzer Kasten istmit zwei Mittelgriffen ausgestattet. BeimAnheben an diesen Griffen bewirkt einneuartiger Mechanismus, dass sich derKasten automatisch in zwei Teile trennt.Dadurch entstehen zwei Sechser-Kas-tenteile, die sich bequem – nicht nurvon Kraftprotzen – transportieren las-sen. Darüber hinaus ist jede der neuenFlaschen um etwa 55 Gramm leichterals ihre Vorgängerin.

Das Logipack-System sorgt für eineneinfachen Hin- und Rücktransport vonMehrweg-Sechs-Pack-Gebinden oderEinzelflaschen vom Abfüller zur Ver-kaufsstelle. Außerdem lassen sich dieProdukte mit dem neuartigen Systemansprechend und flexibel auch in klei-nen Läden präsentieren.

Mehrweg-Innovationspreis verliehen

Förderer des Projekts:

Die Flyer zum Elektro-Gesetz ste-hen zur kostenfreienVerwendungim Internet zum Download bereit:www.green-electronics.info

Die DUH übernimmt zusätzlichauch auf Nachfrage den Druck derFlyer als Service-Leistung.

Informationen und Preise unter:[email protected].

Info-Service der Deutschen Umwelthilfe

Hier könntendie Informationen

Ihrer Gemeinde stehen!

Von links: Clemens Stroetmann, Staatssekretär a.D. und Jürgen Resch, DUH-Bundes-geschäftsführer, bei der Preisverleihung an Carolin Henkelmann und Herr Flechsenharvon Adelholzener, daneben Herr Nordmann und Markus Berberich von Logipack.

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Bundesumweltminister Sigmar Gabrielbegrüßt als Schirmherr des Wettbewerbs„Bundeshauptstadt im Klimaschutz“ dieInitiative der DUH: „Politik und Verwal-tung haben Vorbildfunktion beim Ein-sparen von Energie und beim Ausbauerneuerbarer Energien. Immer mehrKommunen setzen Maßstäbe, gehen mitPilotprojekten voran und weisen Bür-gern und Unternehmen den Weg in einesicherere Energiezukunft. Ich begrüßedie Initiative der Deutschen Umwelthil-fe und rufe alle Städte und Gemeindenauf, sich am Wettbewerb ́ Bundeshaupt-stadt im Klimaschutz` zu beteiligen.“

Am 2. Mai 2006 fiel der Startschuss fürden Wettbewerb „Bundeshauptstadt imKlimaschutz“. Über 8.000 Städte undGemeinden bundesweit sind aufgefor-dert, sich der Klimaschutzbilanz zu stel-len. Abgefragt werden der Ausbau einerklimaschonenden Energieversorgung,Spar- und Effizienzmaßnahmen in kom-munalen Liegenschaften sowie Klima-schutzmaßnahmen beim Verkehr undin der Stadtplanung. Darüber hinaus flie-ßen kreative Formen der Öffentlichkeits-arbeit und die Beratung von Bürgerinnenund Bürgern in die Bewertung ein. Posi-tiv bewertet werden auch vielfältige Ko-operationen zwischen Kommune, Bür-gern und Interessengruppen mit demZiel, das Klima gemeinsam zu schützen.

Die Antworten werden mit einer festge-legten Punktzahl bewertet. Die Kommu-ne, die die meisten Punkte erzielt, erhältden Titel „Bundeshauptstadt im Klima-schutz“. Darüber hinaus werden jeweilsdie besten drei Städte und Gemeindenin drei Einwohner-Kategorien ausge-zeichnet. Jede Kommune, die mehr als50 Punkte erreicht, wird mit dem Titel„Klimaschutzkommune“ ausgezeich-net. Die Grenzen der Teilnehmerklas-sen liegen bei 20.000 und 100.000 Ein-wohnern. Bis zum 15. September 2006

können Städte und Gemeinden ihr Kli-maschutz-Profil bei der DUH einrei-chen. Nach Abschluss des Wettbewerbswerden vorbildliche Konzepte in einerBroschüre dokumentiert und bei einemWorkshop bundesweit bekannt ge-macht, um zur Nachahmung zu moti-vieren.

Gefördert wird das Projekt durch dieDeutschen Bundesstiftung Umwelt unddie Klimaschutzinitiative COCOCOCOCO22222NTRA derSaint-Gobain Isover G+H AG. Darüber

Der Wettbewerb „Bundeshauptstadt im Klimaschutz“ist gestartet!

Seit Jahrzehnten wissen wir: Die Verbrennung von Öl, Kohle und Erdgas zur Energiegewinnung ist

hauptverantwortlich für Treibhauseffekt und Klimawandel. Jede eingesparte Kilowattstunde ist

deshalb ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz. Viele deutsche Städte und Gemeinden haben bereits

wirksame Schritte unternommen, um den Energieverbrauch in Gebäuden und beim Verkehr einzu-

dämmen. Alternativ zu den fossilen Rohstoffen setzen sie bei der Energieversorgung zunehmend

auf Solarenergie, Wind, Wasserkraft und Biomasse. Mit dem Wettbewerb „Bundeshauptstadt im

Klimaschutz“ will die Deutsche Umwelthilfe die Aktivitäten der Städte und Gemeinden bundes-

weit bekannt machen und zur Nachahmung empfehlen.

Bis zum 15. September 2006 können sich Kommunen bewerben

Viele Familien leisten mit Solarstromanlagen auf dem eigenen Dach ihren Beitragzum Klimaschutz.

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KLIMASCHUTZ

Förderer des Projektes:

Eine Klimaschutzinitiative derSAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG

hinaus unterstützen diesen Wettbewerbelf weitere Organisationen: agenda-transfer, Bund für Umwelt- und Natur-schutz Deutschland (BUND), Bundes-verband Erneuerbare Energien (BEE),Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung(B.KWK), Deutsche Energie-Agentur(dena), Deutscher Städtetag, DeutscherStädte- und Gemeindebund, GRÜNELIGA, ICLEI – Local Governments forSustainability, Klima-Bündnis und dieServicestelle Kommunen in der EinenWelt.

Weitere Informationen:

www.klimaschutzkommune.de

Deutsche Umwelthilfe, Carla Vollmer,Robert Spreter, Fritz-Reichle-Ring 478315 Radolfzell, Tel: 07732 9995-0,Fax: 07732 9995-77, E-Mail:[email protected]

Das Forum für den kommunalen Klimaschutzist im Internet!

Unter http://forum.klimaschutzkommune.de können sich ab sofort kommu-nale Praktiker über den Klimaschutz austauschen. Der Austausch zwischen denMitarbeitern in Städten und Gemeinden ist sehr wichtig. Denn die bestenInformationen kommen meist von denjenigen, die bereits Erfahrungen mitverschiedenen Technologien oder Projekten gemacht haben.

Gerade im Klimaschutz geht die Fortentwicklung neuer Möglichkeiten schnellvoran. Seien es nun der Einsatz verschiedenster Rohstoffe bei einer Biogasan-lage, Dachnutzungsverträge bei Photovoltaikanlagen, der Einsatz modernsterGebäudeleittechnik, neue rechtliche Rahmenbedingungen für eine klima-freundliche Stadtgestaltung oder innovative Verkehrskonzepte. Viele Fragenund Probleme treten auf, wenn ein neues Klimaschutzprojekt begonnen wird.

Zu folgenden Themen können Beiträge eingestellt werden:

■ Ausbau der regenerativen Energieversorgung

■ Klimafreundliche Stadtentwicklung

■ Klimaschonende Verkehrsplanung

■ Energiesparmaßnahmen in kommunalen Liegenschaften

■ Anreizmodelle zum Energiesparen und zur Abfallvermeidung

■ Öffentlichkeitsarbeit, Beratung sowie Kooperation

Wir freuen uns über Ihre Registrierung. Klicken Sie mal rein!

Jenaer Schüler dämmen ihre Schule imProjekt „Energie gewinnt!“

Mit diesem Fragebogenwird die „Bundeshauptstadt imKlimaschutz“ ermittelt.

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SolarLokal wirbt nun auch in Usedom für die Nutzung der Solarenergie.

Ein Bad im Ostseewasser an Ostern?

Für viele Menschen ist dies unvor-

stellbar, auf der mecklenburgischen

Insel Usedom dagegen fand das so-

lare Osterbaden vom 15. bis zum

17. April 2006 zum vierten Mal

statt. An diesen Tagen wurde am

Schloonsee auf Usedom ein Bassin

mit 8 Grad kaltem Ostseewasser

gefüllt und mit solarthermischen

Kollektoren auf angenehme 28 Grad

erwärmt.

im Kreis Nordwestmecklenburg bereitsfünf Städte und Gemeinden an SolarLo-kal. In Brandenburg sind es neben dreiKommunen im Kreis Potsdam-Mittel-mark auch die Großstädte Potsdam undCottbus, die bei SolarLokal aktiv sind.Am 8. Juni 2006 wird die SolarLokal-

SolarLokal beim Osterbadenin Mecklenburg-Vorpommern

Solarkampagne in den neuen Bundesländern auf dem Vormarsch

Urkunde im Rahmen des Umweltfestesan die Oberbürgermeisterin Karin Rät-zel von Cottbus übergeben. In Sachsen-Anhalt und in Sachsen sind mit Dessau,Köthen und Freiberg weitere Kommu-nen bei der Kampagne vertreten.

Der Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern Wolfgang Methling, dieLandrätin Barbara Syrbe und der Bür-germeister des Seebads Heringsdorf Kott-wittenborg wagten den traditionellenSprung in das solar erwärmte Wasser.Auch SolarLokal-Projektmanager PeterFinger war mit von der Badepartie, denndas Seebad Heringsdorf ist die ersteKommune in Vorpommern, die der Kam-pagne SolarLokal beigetreten ist.

Das solare Osterbaden am Schloonseeist eine gute Gelegenheit für die Herstel-ler solarthermischer Anlagen, ihre Pro-dukte zu präsentieren. Inzwischen ist esauch ein touristischer und gastronomi-scher Anziehungspunkt geworden. Esist ein gutes Beispiel dafür, wie ostdeut-sche Kommunen auf originelle Weise dieVorteile der Solarenergie herausstellen.

Denn in den neuen Bundesländern istder Bau von Solaranlagen noch keineSelbstverständlichkeit. Gerade hier be-währt sich die Kampagne SolarLokal. MitFlyern, Plakaten und Pressemeldungenwird in ansprechender Form auf dieSolarenergie aufmerksam gemacht. Fürostdeutsche Kommunen ist die Kampa-gne eine kostengünstige Möglichkeit,die Solarenergie auch in ihrer Regionbekannter zu machen. So beteiligen sich

Umweltminister Wolfgang Methling, Landrätin Barbara Syrbe und Peter Fingervon SolarLokal genießen das Bad im solarerwärmten Wasser.

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Dank der finanziellen Unterstützung desBundesumweltministeriums hat sich aufder Internetseite der Solarbundesligavieles geändert. Anstelle der früherenstatischen Tabellen steht jetzt eine Da-tenbank im Netz, die jedem Nutzer eineVielzahl an Such- und Sortiermöglich-keiten bietet. So ist nun eine Online-Sor-tierung der Kommunen nach Größen-klassen und eine Auswertung nach denTeildisziplinen Solarwärme und Solar-strom möglich. Dazu kommt noch dasneue Angebot der Rubrik „Sonnenfle-cken“. Dort finden sich vorbildliche Bei-spiele von Gailingen bis Hamburg, diezur Nachahmung anregen.

Klicken Sie doch mal auf die Internet-seite www.solarbundesliga.de rein, eslohnt sich!

Förderer und Wirtschaftspartnerder Solarbundesliga:

Fans:

Förderer:

SolarSolarbundesliga

In der Solarbundesliga ringen

inzwischen mehr als 900 Städte und

Gemeinden bundesweit um den Ti-

tel „Deutscher Meister“. Gemessen

wird die installierte Solarstromleis-

tung pro Einwohner und die Größe

der solarthermischen Anlagen pro

Kopf.

Die Solarbundesliga in allenLandkreisen Deutschlands!

Mehr Übersicht und Spielmöglichkeiten für die Teilnehmer

Wie im Fußball, so ist auch bei den So-larsportlern der Blick auf die Nachbar-stadt oft wichtiger als die bundesweitePlatzierung. Deshalb ermöglichen nundie Veranstalter – die Fachzeitschrift So-larthemen und die Deutsche Umwelt-hilfe – eine solare Wertung für jedenLandkreis auf der Internetseite der So-larbundesliga. Jede Kommune, die in derSolarbundesliga mitspielt, erfährt dort ih-ren Platz im regionalen Vergleich.

Nun können in der jeder Region mitwenig Aufwand Kreismeisterschaftendurchgeführt werden. Die Organisato-ren freuen sich über alle Solaraktiven,die vor Ort ihre Kreiswertung veröffent-lichen oder sogar Meisterehrungen ver-anstalten. Die Pionierligen in den Land-kreisen Konstanz und Ludwigsburg zei-gen, dass das örtliche Interesse an derSolarenergie mit solchen Kreismeister-schaften sehr gestärkt werden kann. ImLandkreis Konstanz wetteifern inzwi-schen 17 von 23 Städten und Gemein-den um den Titel „Kreismeister“.

Die Vorteile einer Kreismeisterschaft sindoffensichtlich: Damit kann das lokaleEngagement bekannt gemacht und Netz-werke vor Ort geknüpft bzw. gefestigtwerden. Handwerker, Kommunalpoliti-ker und privat engagierte Solarier kön-nen gemeinsam für die Solarenergiewerben. Die Kreiswertungen können einwichtiger Beitrag sein, um das solareEngagement noch mehr in die Breite zutragen.

www.solarbundesliga.de

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Durch Seminare, Gespräche und

die Vermittlung von „Guten Bei-

spielen“ versucht die DUH im Rah-

men ihres Projekts „Lebendige Flüs-

se“ seit einigen Jahren, verhärtete

Fronten zwischen Naturschützern

und Wasserkraftbetreibern aufzu-

brechen.

ökologische Verbesserung unserer Flüs-se und Bäche geleistet werden. Die Deut-sche Umwelthilfe wirbt anhand ausge-wählter Beispiele für die Verbesserungder ökologischen Situation besondersan bestehenden Anlagen. Das novellier-te Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)gibt Betreibern kleiner Wasserkraftwer-ke die Möglichkeit, eine um zwei Centerhöhte Einspeisevergütung zu erhalten,wenn sie Maßnahmen zur Verbesserungder ökologischen Situation ergreifen.Dies kann zum Beispiel der Bau einerFischaufstiegsanlage zur Verbesserungder Durchgängigkeit des Gewässerssein. Doch diese Möglichkeit wirdimmer noch zu selten genutzt. Es be-steht überdies Uneinigkeit, ob die hierzu erzielenden Mehreinnahmen für dieFinanzierung wirklicher ökologischerVerbesserungen ausreichend sind.Durch die europäische Wasserrahmen-richtlinie, deren Ziel das Erreichen ei-nes „guten ökologischen Zustandes“der Gewässer ist, können weitere Maß-nahmen an Wasserkraftanlagen ermög-licht werden.

Dialog ist die Chance

Um die Fronten aufzubrechen, wurdenauf beiden Seiten Voraussetzungen zur

Lebendige Flüsse und Kleine Wasserkraft –Ein Konflikt ohne Lösung?

Aufnahme eines sachlichen, inhaltli-chen Dialogs gefördert. Ein großer Work-shop fand Ende April im Büro am Flussin Plochingen/ Neckar statt. Die Reso-nanz war erfreulich hoch. Etwa 50 Teil-nehmer, darunter Wasserkraftwerksbe-treiber, Fischereivertreter, Naturschützer,Vertreter des Umweltbundesamtes, desBundesumweltministeriums und weite-rer Behörden, Wasserbauingenieureund Wissenschaftler diskutierten Chan-cen und Möglichkeiten für gemeinsa-me Lösungen. Die zunehmende Dialog-bereitschaft unter den verschiedenen In-teressengruppen wurde mehrfach posi-tiv hervorgehoben. Eine Broschüre, diedie Ergebnisse des Projektes zusam-menfasst, Aufgaben für die Zukunft be-schreibt und Beispiele ökologischer Ver-besserungen an bestehenden Wasser-kraftwerken enthält, befindet sich derzeitim Druck und steht auf www.duh.de zumHerunterladen bereit.

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Seit Jahrhunderten nutzen Menschen dieKraft der Flüsse und Bäche zur Energie-gewinnung. Unerschöpflich, sich immerwieder erneuernd, ohne Ausstoß vonTreibhaushausgasen scheint die Stro-merzeugung durch Wasserkraft jeneForm von Energie zu sein, die sich alleUmweltschützer wünschen. Und dochhat sich an der Nutzung der Wasserkraftzur Stromgewinnung ein erbitterter Streitzwischen Naturschützern und Wasser-kraftlobbyisten entzündet, der auch indie Umweltverbände hinein reicht.

Aus Sicht vieler Naturschützer stelleninsbesondere die über 7.000 kleinenWasserkraftwerke mit weniger als einemMegawatt Leistung ein gravierendes Pro-blem dar. Die Querbauwerke behindernWanderungen der Fische und den Trans-port von Geschiebe. Viele Fische undandere Wasserorganismen werden vonden Turbinen geschädigt oder getötet.Zudem ist der Anteil der Kleinen Was-serkraft an der Gesamtstromerzeugungverschwindend gering. Von den Verbän-den der Wasserkraftwerksbetreiber wirddie Erzeugung von Strom ohne CO2-Ausstoß hervorgehoben, negative Aus-wirkungen auf die ökologische Situati-on der Flüsse und Bäche häufig gene-rell in Abrede gestellt. Die Fronten sindverhärtet.

Beispiele zurLösung des Konflikts

In dem vom Bundesumweltministeriumgeförderten Projekt „Lebendige Flüsseund Kleine Wasserkraft“ soll sowohl einBeitrag zum Klimaschutz als auch für die

Das Modehaus C&A und die FirmaKyocera Mita unterstützen die Initiative„Lebendige Flüsse“.

An der Nutzung der Wasserkraft hat sich ein erbitterter Streit zwischenNaturschützern und Wasserkraftlobbyisten entzündet.

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37welt 2/2006DUH

KLIMA

Klimaerwärmung bedrohtüber die Hälfte dereuropäischen Pflanzenarten

Über die Hälfte der europäischenPflanzenarten ist durch die Klimaer-wärmung bedroht. Dies ermitteltenWissenschaftler unter Leitung desUmweltforschungszentrums Halle-Leipzig. Besonders betroffen sind diePflanzen der Gebirge (Alpen, Pyrenä-en, Teile des Mittelmeerraumes undOsteuropas). Geringere Verluste sindin Skandinavien und im Bereich desAtlantiks zu erwarten.

UmweltforschungszentrumLeipzig-Halle

„Wenn wir die Probleme des Klimawan-dels nicht in den Griff bekommen, wer-den viele andere Dinge, die wir errei-chen wollen, in 20 oder 30 Jahrenüberhaupt nicht mehr zählen. In Berei-chen, wo Europa eine Führungsrolleübernommen hat, müssen wir auf die-sem Kurs weiterfahren und neue Wegefinden, um andere auf unsere Seite zubringen.“

Großes Einsparpotentialvon Kohlendioxid

Schluckte jeder deutsche PKW pro100 Kilometer nur einen Liter weni-ger, sänke der Kraftstoffverbrauchschlagartig um 12,5 Prozent, und 14Millionen Tonnen Kohlendioxid wür-den vermieden – bei gleicher Fahrleis-tung. 12,5 Prozent sind mehr, als je-der alternative Sprit zum Ölersatzvorerst beisteuern kann. Doch dieAutoverkäufer belächeln die sparsa-men Modelle als „Spielzeug“ – undSpielzeugverkäufer seien sie nun malnicht. Die Geschichte des Automobilsist eine Geschichte der permanentenAufrüstung.

Die Zeit

Projekte undPerspektiven

Energie-Gütesiegelfür 20. Krankenhaus

Der Bund für Umwelt und Natur-schutz Deutschland (BUND) zeichnetseit 2001 Krankenhäuser aus, die En-ergie rationell nutzen, Energie einspa-ren und damit einen wesentlichenBeitrag zum Klimaschutz leisten. DasVinzenz von Paul-Hospital in Rottweilist das 20. Krankenhaus, das dieseAuszeichnung bekommen hat. Vor-aussetzung ist dafür die Erfüllung vonzwei der vier Kriterien: (1) Das Kran-kenhaus vermindert den Kohlendio-xid-Ausstoß um 25 Prozent. (2) Konti-nuierliche Verringerung des Energie-verbrauchs. (3) Langzeitig optimalerEnergieverbrauch. (4) Nachweis einesEnergiemanagements.

Anstrengungengegen Klimaerwärmung

Morgens Peter Carl aus Dänemarkübernahm im November 2005 denPosten des Generaldirektors im EU-Kommissariat Umwelt. Er hält Anstren-gungen gegen Klimaerwärmung fürunterfinanziert angesichts der riesigenAufgabe, vor der wir weltweit stehen.

Höchster Standvon Kohlendioxid

Die Konzentration des TreibhausgasesKohlendioxid in der Atmosphäre hatden höchsten Stand der vergangenen650.000 Jahre erreicht. Das hat die Ana-lyse eines Eisbohrkerns aus der Antark-tis ergeben, wie eine internationale For-schergruppe berichtet hat. Die noch stei-gende Kohlendioxid-Konzentration liegtheute um 27 Prozent über dem höchs-ten aufgezeichneten Stand während dervergangenen 650.000 Jahre. Die Kop-pelung zwischen Temperatur und Koh-lendioxid- beziehungsweise Methan-Konzentration war in der Vergangenheiterstaunlich konstant. Erst durch den Ein-fluß des Menschen wurden atmosphä-rische Treibhausgase in den letzten Jahr-hunderten über ihre natürlichen Gren-zen erhöht. 3sat

Viele Pflanzen im Gebirge kommen mit der Klimaerwärmung nicht zurecht.

Klimaerwärmung fördertPilzkrankheit bei Fröschen

110 Froscharten der Tropen gingen imBestand stark zurück oder stehen un-mittelbar vor dem Aussterben. Schulddaran ist eine Pilzkrankheit, die ganzeFroschpopulationen ausrottet. DieseKrankheit wird durch die Klimaerwär-mung gefördert. Seit Mitte der 1980erJahre sind zum Beispiel zwei Drittelder Harlekinfroscharten in den Tro-penwäldern Süd- und Mittelamerikasverschwunden. Süddeutsche Zeitung

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Ministerium zur Rettung der Welt...

UMWELT UND POLITIK

Die „Umweltmacher“ bei den Feier-lichkeiten: Bundesumweltminister a.D.Prof. Dr. Klaus Töpfer (links), Jürgen Trittin(rechts) und der amtierende Bundes-umweltminister Sigmar Gabriel (Mitte).

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,selbst Bundesumweltministerin von1994-1998, eröffnet die Festveranstaltung„20 Jahre BMU“.

Ein lauer Abend unter Palmen. An ei-nem runden Plastiktisch sitzen zweiMänner. Sie sollen streiten, aber sie tunes nicht. Vier Stunden lang, bis Schlussist, weil der Kellner auf dem Tisch kei-nen Platz mehr findet, für diese winzi-gen 0,2-Liter-Bierflaschen. Es ist nicht so,dass Klaus Töpfer und Jürgen Trittinnichts Besseres zu tun hätten. Aber indiesem Hotelgarten in Marrakesch, indem sie für den „Spiegel“ ein Streitge-spräch führen sollen, ist der Wunschsich auszutauschen größer, als die Lustam Konflikt.

Beim Weltklimagipfel in Marokko imNovember 2001 ist das Kioto-Protokollnoch nicht über den Berg. Der grüneUmweltminister gilt als Antreiber undStratege, der die EU koordiniert und Al-lianzen darüber hinaus knüpft. Seinschwarzer Vorvorgänger im Amt ist alsChef des UN-Umweltprogramms eineArt guter Hirte für all jene Länder, denendie finanziellen und personellen Res-sourcen fehlen für eine ausgefuchsteStrategie zur Wahrung ihrer Interessenim globalen Klimapoker – und die docham härtesten betroffen sind.

Das Doppel-Interview, das als Ergebnisdieses Abends später im „Spiegel“ er-scheint, fällt wenig spektakulär aus. Manspürt: Da wollen zwei dasselbe, die par-teipolitische Farbenlehre verblasst. Klar,sie kennen sich, vor allem aber kenntTöpfer Trittins Alltag in Deutschland. Erhat bei Kohl am Katzentisch des Kabi-

Das Bundesumweltministerium

wird 20 Jahre alt. Gerd Rosenkranz,

Leiter Politik der Deutschen Um-

welthilfe, hat das nach der Tscher-

nobyl-Katastrophe gegründete Haus

fast von Anfang an als Journalist be-

gleitet. Jetzt bringt er ein Ständchen.

netts gesessen. Nun geht es Trittin beiSchröder nicht viel besser. Das Bundes-umweltministerium steht in der Kabi-nettshierarchie auch jetzt, nach 20 Jah-ren, ziemlich weit hinten. Genauer: aufdem drittletzten Rang. Haushaltsexper-ten sehen das Gewicht des Hauses amEtat – der beläuft sich derzeit auf 774Millionen Euro oder knapp 0,3 Prozentdes Gesamtbudgets. Journalisten sehenes an den Pressesprechern – die sitzenin der Bundespressekonferenz in derzweiten Reihe und müssen mit ihremNamensschildchen nach vorne klettern,wenn jemand was von ihnen erfahrenwill. Was selten vorkommt.

Zur Gründung des Bundesministeriumsfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-cherheit musste erst fast 2.000 Kilome-ter von Bonn entfernt in der nördlichenUkraine ein Atomkraftwerk explodieren– und der seinerzeit noch gar nicht ewi-ge Kanzler vor wichtigen Landtagswah-len und einer bevorstehenden Bundes-tagswahl kalte Füße kriegen. WalterWallmann, von Helmut Kohl als ersterins neue Amt berufen, hinterließ so we-nig Spuren, wie nach ihm nur AngelaMerkel. Bei ihm lag es daran, dass ihn

die Macht in Hessen mehr interessierteals Verpackungsverordnungen. Bei ihr,dass sie ihre Rolle und die ihres Hausesals Leichtgewicht akzeptierte. Das Mäd-chen aus dem Osten sollte üben, üben,üben – das tat es, allerdings ganz andersals es der dicke Mentor (und alle ande-ren) gedacht hatten.

Klaus Töpfer, Merkels Vorgänger, arbei-tete strategischer als seine wenigerschlauen Kritiker (der Autor inbegriffen)ahnten. Der zugegeben witzige Sprucheines Oppositionsabgeordneten, gäbees „eine Technische Anleitung heißeLuft, müsste Klaus Töpfer sofort stillge-legt werden“, war eben damals schonnur das: Ein witziger Spruch. Denn Töp-fer legte die Fundamente für eine Kreis-laufwirtschaft, auf denen andere bis heu-te aufbauen mit Dosenpfand, Altauto-

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UMWELT UND POLITIK

„Wir müssenauch eine Zukunftohne Kernenergie

erfinden.“

Prof. Dr. Klaus Töpfer, 1988

verordnung, Deponieverordnung, Elek-trogesetz … Das konnte er, weil er Kohldamit nicht in seiner Ruhe störte unddie Wirtschaftsminister von der FDPsowieso nicht verstanden, was da vor-bereitet wurde. Mit der Atomlobby pfleg-te Töpfer eine kontrollierte Disharmo-nie, die ihm beim Transnuklear-Nukem-Skandal Ende der achtziger Jahre half,hart durchzugreifen. Den Sinnspruch:„Wir müssen auch eine Zukunft ohneKernenergie erfinden“ – immerhin vor-getragen bei der Jahrestagung Kerntech-nik 1988, dem alljährlichen Hauptgot-tesdienst der Atombranche – haben sieihm nie verziehen, auch nicht in der ei-genen Partei.

Töpfer setzte 1990 den Kabinettsbe-schluss durch, der eine Minderung dernationalen Kohlendioxidemissionen um25 Prozent bis 2005 zum Ziel hatte undan dem Trittin und Rotgrün schließlichscheiterten. Möglich wurde der Be-schluss, weil Wahlkampf war – ein Fens-ter der Gelegenheit für jeden Umwelt-minister im Dauerclinch mit dem jewei-ligen Wirtschaftsminister. Denn Umwelt-politik ist beliebt, Kohlepolitik ist esallenfalls als Lokalkolorit. Dass Töpferzum wichtigsten Mann Europas beimErdgipfel in Rio wurde, war nicht vonAnfang an sein Verdienst. Er hatte es derpartiellen Ignoranz von AußenministerHans-Dietrich Genscher zu verdanken,der es als Chefdiplomat als unter seinerWürde empfand, nächtelang über dasKlima zu reden. Und der Sprachinkom-petenz von Entwicklungsminister Carl-Dieter Spranger, der zu wenig Englischkonnte. So kam Töpfer zum Klimaschutzund nach ihm kamen Merkel und Trit-tin. Jürgen Trittin erstritt den Atomkon-sens, den alle aufrechten Atomkraftgeg-ner ablehnten – und von dem die meis-ten von ihnen heute froh wären, wenner hielte. Trittin schaffte außerdem etwas,was Töpfer gern geschafft hätte: DieNovellierung des Bundesnaturschutzge-setzes nach zwei Dekaden vergeblicherAnläufe. Soeben macht sich die GroßeKoalition auf den Weg, diese Errungen-schaft per Föderalismusreform wiederzu erodieren.

Möglicherweise war Trittins größte Tatfür eine lebenswerte Zukunft, dass er beiden Grünen nach deren Bundestags-

wahlsieg 2002, den Verzicht auf ein vier-tes Ministerium durchsetzte – um sichvom Kollegen Wolfgang Clement dieErneuerbaren Energien zu greifen. Daswaren nur ein paar Referate, abervielleicht die wichtigsten für die Zukunftdes Hauses überhaupt.

Atomkraft, Erneuerbare Energien, Klima-schutz: Ein chronisch unterernährtesLeichtgewicht frisst sich Speck an. Es istein besonders nützlicher Speck. Zu-kunftsspeck sozusagen. Nach zwanzigJahren ist das nun von Sigmar Gabrielbezogene Haus immer noch ein Häus-chen im Vergleich zu anderen. Es ist ein

Zukunftsministerium für Abwicklung,Innovation und Rettung der Welt. Dassind große Aufgaben. Es sind darüberhinaus objektive Aufgaben, die wiegehabt gegen die Traditionsbatailloneder Wirtschaft durchgefochten werdenmüssen.

„Umweltpolitik als Querschnittsaufga-be“ ist ein theoretisch attraktives Kon-zept geblieben, das in der realen Weltvon allzu vielen nur an Sonn- und Fei-ertagen bemüht wird – am Montag stehtdann Hubertus Schmoldt von der Koh-le- und Chemiegewerkschaft vor der Tür.Die leichthin verbreitete Behauptung,der Gegensatz von Ökonomie und Öko-logie sei überholt, beruht auf selektiverWahrnehmung. Es wird auch Verlierergeben, wenn das Treibhaus Erde durch-lüftet wird. Sigmar Gabriels demonstra-tive Sozialdemokratisierung des Umwelt-ministeriums und seiner Politik („Um-weltschutz und Fortschrittsdenken“)muss sich an den Hubertus-Schmoldt-Montagen bewähren. Es ist richtig, dieSphäre der Ökonomie für die Umweltzu reklamieren. Ressourcen- und Ener-gieeffizienz sind wirtschaftspolitischeKonzepte, an deren Realisierung sichdie Zukunftsfähigkeit Deutschlands undder Welt entscheidet. Am Ende zählt –um ein Wort des BMU-Gründervatersaufzugreifen – was hinten raus kommt.Ein auf sozialdemokratisch rot gebürs-tetes Umweltministerium in der GroßenKoalition ist – nach der Variante schwarzund grün – ein interessantes Experiment.Wichtig ist seine Gewichtszunahme. Nuran ihr sollte Sigmar Gabriel gemessenwerden.

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Leicht überarbeitete Fassung

eines Beitrags in der taz vom 6.6.2006

Der zerstörte Reaktor von Tschernobyl drei Tage nach der Explosion –die Katastrophe war Auslöser für die Gründung des BMU.

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UMWELT UND POLITIK

Das kalifornische Umweltministeriumund das California Air Resources Boardzeichnet mit dem „Haagen-Smit CleanAir Award“ Persönlichkeiten aus, diesich durch Beharrlichkeit, Führungs-und Innovationskraft auf den Gebietender Wissenschaft, Politik und Techno-logie besonders verdient gemacht ha-ben. Der Preis ist eine der höchsten in-ternationalen Auszeichnungen im Be-reich Luftreinhaltung. Dr. Axel Friedricherhielt diese Ehrung für seinen unermüd-lichen Einsatz zur Minderung von Emis-sionen im Straßenverkehr. Er leitet denBereich Umwelt und Verkehr beim Um-weltbundesamt. Am 17. Mai 2006 ver-anstaltete die Deutsche Umwelthilfe zuEhren von Dr. Friedrich im DUH-Haupt-stadtbüro Berlin einen Empfang.

Internationaler Umweltpreis für Dr. Axel Friedrich

Was soll an der Atomenergie „vernünftig“ sein?

Von links: Staatssekretära.D. Rainer Baake,Parlamentarische Staats-sekretärin Astrid Klug,Leiter der AbteilungVerkehr und Lärm imUmweltbundesamt(UBA) Dr. Axel Friedrich,Bundesvorsitzender derDeutschen UmwelthilfeProf. Dr. Harald Kächele,Staatssekretär a.D.Clemens Stroetmann.

Anlässlich der Auszeichnung von Dr.Axel Friedrich warb die Deutsche Um-welthilfe bei geladenen Gästen aus Po-litik, Verbänden und Medien für die Not-wendigkeit einer ehrgeizigen Luftrein-haltepolitik.

Die aktuelle Diskussion über die Luft-reinhaltepolitik der Europäischen Uni-on und die europäische Abgasgesetz-gebung für PKW und Nutzfahrzeugebieten hierfür einen ausgezeichnetenAnsatz.

Die Nervensäge Kassandra, die ja bei Tschernobyl ebenso Recht behielt wie in Troja, hat aus ihrer Tragik gelernt und istkonstruktiv geworden. Fotovoltaik, Windkraft, Erdwärme, Biomasse, Energiespar- und Kraft-Wärme-Kopplungs-Techno-logien hat sie entwickelt und Null-Emissions-Häuser, ja Wohnkraftwerke mit Überschüssen gebaut, oft aus eigener Tascheund gegen vehementen Widerstand der Atomkraftdinosaurier. Deren Dauervorwurf vom „Verschwinden des technologi-schen Optimismus“ fällt also nur auf sie selbst zurück. Noch gegen den Augenschein reden sie bis heute ihre dynamischenpotentiellen Konkurrenten klein.

Die erneuerbaren Energien seien nicht konkurrenzfähig, behauptet etwa eine Industrie, die geschätzt das Fünfundzwan-zigfache an staatlicher Unterstützung für Forschung, Entwicklung und Risikoabwälzung kassiert hat. Rund eine BillionDollar weltweit allein in den letzten 30 Jahren: Man stelle sich vor, vergleichbare Summen wären in die Entwicklung vonSpeichertechnologien für die Sonnen- und Windkraft oder in die Ausbildung von Solartechnikern in der Dritten Weltinvestiert worden. Stattdessen kreißte der Berg und gebar – nein, keinen mythischen Fusionsreaktor, bloß die Maus einesMarktanteils der Atomenergie von, Tendenz sinkend, weltweit rund 17 Prozent. Wohlgemerkt: nur der Stromerzeugung.Da ist noch kein Haus gewärmt, kein Auto aus der Garage gefahren.

Gerechnet hat diese Industrie sich nie. Der französische Energieversorger EdF zählt zu den höchstverschuldeten Unterneh-men der Welt, der neue finnische Reaktor ist ein EU-gesponsertes Groschengrab, die Planungs- und Bauzeiten sind zäh.Diesem gefährlichen Schwächling neuen Atem einzublasen soll „vernünftig“ sein? Eine Lösung für verschuldete Entwick-lungsländer? Denen wäre mehr geholfen mit Elektrogeräten, die aus integrierten Fotovoltaikzellen solar gespeist werden,so dass sie erst gar keine zentralistische Netzstruktur aufbauen müssen.

Der Schock von Tschernobyl hat den Paradigmenwechsel gerade in Deutschland beschleunigt: von teuren und riskantenzentralistischen Versorgungssystemen mit hohen Energieverlusten zu einer innovativen Vielfalt lokal jeweils verschiede-ner Kombinationen aus erneuerbaren Energietechniken. Je mehr Energie eingespart wird, desto weniger müssen dabeidie Erneuerbaren leisten; desto schneller steigt ihr Anteil. Auch demokratischer ist der Umstieg, denn Verbraucher könnenihre Versorgung selbst in die Hand nehmen.

Irgendwie akzeptiert mittlerweile ja jeder die Notwendigkeit dieses Wandels. Und doch herrscht Kleinmut. Dass sich auchhierzulande manche Politiker immer wieder in die angebliche Überlegenheit der Kernenergie und womöglich in Laufzeit-verlängerungen hineinreden lassen, liegt nicht nur an ihrer Nähe zu Unternehmen, die sich einem Strukturwandel ausEigeninteresse in den Weg stellen. Schuld ist auch der Mangel an Fantasie für dezentrale Technologielösungen und diefehlende geistige Widerstandskraft gegenüber den Apologeten einer alten „Königsdisziplin“, der Hochenergiephysiker.Schuld ist die, wie Carl Amery es genannt hat, „fast panische Flucht vor der Möglichkeit der Einfachheit“.

Christiane Grefe, aus Die Zeit Nr. 18, 27. April 2006

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MENSCHEN FÜR NATUR

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Lebhaft schildert Justina Wilhelm, Tochter von Joseph Wilhelm, die erste Stationauf ihrer Reise zu den RAPUNZEL Projekten rund um den Globus.

Kokos-Geschmackkommt nicht von ungefähr

Besonders beeindruckt hat mich, wiesorgfältig die Bauern auf der Bio-Planta-ge die Kokospalmen pflegen. Jeder ein-zelnen Palme wird Aufmerksamkeit ge-widmet. Regelmäßig heben die BauernGräben um die einzelnen Palmen aus.Diese Gräben werden dann mit indivi-duell zusammengestelltem Kompost ausKuhmist, Calcium, Magnesium, Blätternund Kokosfasern gefüllt, der die Palmendüngt. Vieles geht in Handarbeit, die Er-gebnisse sind zu sehen und vor allemzu schmecken. Ich habe gemerkt, mitwelcher Hingabe die Bauern arbeiten.Sie wollen, dass ihre Kokosnüsse diebesten auf der Welt sind: Und dasschmeckt man an den RAPUNZEL Ko-kosprodukten.“

„Für drei Tage war ich auf der Kokos-plantage der Familie Wisayasena in derNähe von Kurunegalle, mitten im hü-geligen Kokos-Triangel von SriLanka. „Mister“, so nennendort alle den Chef, war1996 von Anfang an beimHAND IN HAND-Projektvon RAPUNZEL dabei. SeinVater ist der erste dort gewesen,der seine Kokosplantage für den Bio-Anbau zertifizieren ließ. Das war im Jahr1990.

Das Lächelnzeigt einen Reichtum

Die ganze Familie Wisayasena und diefünf anderen Familien auf der Plantagesind mit dem Herzen dabei, das konnteich richtig spüren. Mit ihnen zu kom-munizieren war für mich nicht einfach,da sie alle kein Englisch sprechen. Mit

Händen und Füßen ist es jedoch gelun-gen, mir Einblick in ihr Leben zu ver-schaffen. Sie haben alle ein so wunder-bares Lächeln in ihren Gesichtern. DieMenschen auf dieser Kokosplantage be-sitzen weit weniger materielle Dinge alsein Deutscher, doch sie vermittelten mirdas Gefühl, reicher zu sein als wir. Beider Arbeit sind sie ganz bei der Sacheund strahlen eine unbeschreibliche Ruheaus. Sie sind alle sehr mit der Natur ver-bunden, leben natur- und umweltbe-wusst. Es ist schön zu sehen, wie sie mitder Natur und ihren Mitmenschen um-gehen.

In Sri Lanka beginnt der Tag sehr früh,gegen sechs Uhr morgens.

Abends zwischen acht undneun Uhr geht’s zu Bett. Aufder Bio-Kokosplantage derWisayasena wird viel gebe-

tet, die Menschen dort sindBuddhisten. Und das Familien-

leben hat einen wesentlich höheren Stel-lenwert als bei uns. Es hat mich berührt,wieviel Respekt den älteren Familienmit-gliedern entgegengebracht wird.

Küche, die verzaubert

Zum Frühstück gab es Reis, Fisch, Sam-bal (ein scharfes Kokosraspel-Paprikage-misch, schmeckt sehr lecker), Bohnen,Dal (ein würziger Brei aus Hülsenfrüch-ten), Egg Hopper (Fladen mit Spiegelei)und vieles mehr. Das Essen wird mit denFingern eingenommen. Die Sri Lanke-sen behaupten, es schmecke auf dieseWeise viel besser als mit Messer undGabel, und man könne es so besser aufdem Teller mischen. Sie haben michüberzeugt. Die vollen zwei Wochen, dieich auf der Insel verbrachte, habe ichkein Besteck in die Hand genommen,und ich habe es nicht vermisst. Die Kü-che Sri Lankas hat mich verzaubert.

Herr und Frau Wisayasena (links),grüne Kokosnüsse (Mitte).

Justina Wilhelm berichtet vor Ort:

Leben für die besten Kokosnüsse der Welt

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RAPUNZELSri Lanka-Projekt

Lage:Die Plantagen liegen ca. 60 Kilo-meter westlich von Kurunegala,die zwei Mühlen liegen in Gana-watte, ca. 22 Kilometer nördlichvon Kurunegala und Henegamaca. 25 Kilometer östlich von Co-lombo.

Leitung: Mr. Wisayasena

Mitarbeiter:Acht Großfamilienbetriebe

Fläche: ca. 270 Hektar

Anbau:biologisch zertifizierteKokosnüsse

Zusammenarbeit mit RAPUNZEL:seit 1996

MENSCHEN FÜR NATUR

Charlotte Hornberger aus Maulbronnfeierte in diesem Jahr ihren 90. Ge-burtstag. Seit vielen Jahren ist es ihrein großes Anliegen, die Erhaltung derNatur zu unterstützen.

An ihrem Festtag und auf zahlreichenFotoausstellungen bat sie um Spen-den und stellte sich so in den Diensteiner guten Sache. Diese Aktion istein gutes Beispiel für persönliches En-gagement mit großer Überzeugungs-kraft, bei dem andere Menschen zumSpenden „ermuntert“ werden.

Wir danken Frau Hornberger und ih-ren Gästen ganz herzlich!

Anbau vor Ort

Die Kokospalme (Cocos nucifera) wirdvon den Einheimischen auch „Baumdes Lebens“ genannt, da er Nahrung,Getränke, und hunderterlei Gebrauchs-gegenstände liefert.

Angebaut werden sie meist in einerMischkultur aus Grasland mit Viehwirt-schaft und Bäumen.

• Die erste Blüte reift nach 5 Jahrenund ergibt 8 - 10 Kokosnüsse.

• Von der Blüte bis zur reifen Nussdauert es zwischen 24 und 28Monaten.

• Eine Kokospalme liefert zwischen50 - 80 Nüsse im Jahr.

HAND IN HAND vor Ort

• Direkte Verträge mit den Bauernund der Kokosmühle.

• Bauern bekommen eine „Bio undFair“-Prämie von 10 - 20 % überden üblichen Preisen.

• Abnahme der gesamten Ernte.

• Betreuung der Bauern vor Ortdurch den RAPUNZEL MitarbeiterMr. Rajasingham.

Seit 1998 wurden verschiedene Projek-te in Sri Lanka wie zum Beispiel der Baueines Bildungszentrums für Kinder undErwachsene oder der Bau einer Trink-

Grund zum Feiern – Grund zum Spenden!Aktionspaket:Spende statt Geschenke!

Wir helfen Ihnen, wenn Sie eine pri-vate Spendenaktion durchführenwollen. Das Aktionspaket „Spendestatt Geschenke“ beinhaltet alles, wasSie benötigen, um für die Umwelthilfeaktiv zu werden. Wir freuen uns überIhre Unterstützung und beraten Siegerne:Annette BernauerDUH-BundesgeschäftsstelleTel.: 07732 9995-60Fax: 07732 [email protected] Hornberger

wasserversorgung für ein Nachbardorfder Kokosbauern mit insgesamt 24.221Euro aus dem HAND IN HAND-Fondsgefördert. Im Jahr 2005 wurden 5.970Euro von RAPUNZEL Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern, Partnern und beimRAPUNZEL 30-Jahre-Festival für die Tsu-nami Hilfe gesammelt.

Verarbeiten der Kokosnüsse (oben),Siedlungsneubau mit Hilfe vonRAPUNZEL (unten).