ein ichthyosaurus ceram

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Ein Ichthyosaurus von Ceram VON K. Martin 1) Vermuthlich vom östlichen Theile der Insel, da nur Waru unter Banda steht und der Resident von Banda wohl nur aus seinem eigenen Gebiete das Objekt erhalten haben kann. 2) Stoliczka, Cretaeeous Fauna of Southern India (Pal. Indica Ser. VIII, Vol. IV), introduetion pag. II. Das Objekt, welches den Gegenstand der nachfolgenden Mittheilung bildet, ist von der Südküste von Ceram ab- künftig ¹); es wurde vom derzeitigen Assistent-Residenten, Herrn D. Heijting von Banda aus an den Gouverneur von Niederländisch-Ost-Indien, Herru J. W. van Lansberge, ge- sandt und von Letztgenanntem dem Leidener Museum ge- schenkt. Der Fund eines Ichthyosaurus an diesem Orte beansprucht schon an und für sich ein erhöhtes Interesse, da Reste die- ses Thieres im ganzen Niederländischen Archipel bis jetzt unbekannt sind. Wohl sind in cretaceïschen Schichten von Englisch-Indien, und zwar in der Utatúr-Gruppe von Tri- chinopoli, welche dem Chalk-Marl und Upper Greensand von England aequivalent ist ²), Wirbel von Ichthyosaurus ge- funden und als Ichthyosaurus indicus durch Lydekker beschrie-

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Page 1: Ein Ichthyosaurus Ceram

Ein Ichthyosaurus von Ceram

VON

K. Martin

1) Vermuthlich vom östlichen Theile der Insel, da nur Waru unter Banda

steht und der Resident von Banda wohl nur aus seinem eigenen Gebiete das

Objekt erhalten haben kann.

2) Stoliczka, Cretaeeous Fauna of Southern India (Pal. Indica Ser. VIII, Vol.

IV), introduetion pag. II.

Das Objekt, welches den Gegenstand der nachfolgenden

Mittheilung bildet, ist von der Südküste von Ceram ab-

künftig ¹); es wurde vom derzeitigen Assistent-Residenten,

Herrn D. Heijting von Banda aus an den Gouverneur von

Niederländisch-Ost-Indien, Herru J. W. van Lansberge, ge-

sandt und von Letztgenanntem dem Leidener Museum ge-

schenkt.

Der Fund eines Ichthyosaurus an diesem Orte beansprucht

schon an und für sich ein erhöhtes Interesse, da Reste die-

ses Thieres im ganzen Niederländischen Archipel bis jetzt

unbekannt sind. Wohl sind in cretaceïschen Schichten von

Englisch-Indien, und zwar in der Utatúr-Gruppe von Tri-

chinopoli, welche dem Chalk-Marl und Upper Greensand von

England aequivalent ist ²), Wirbel von Ichthyosaurus ge-

funden und als Ichthyosaurus indicus durch Lydekker beschrie-

Page 2: Ein Ichthyosaurus Ceram

71EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

Eine Identificirung des Ceram'schen Petrefakts mit den

hier angeführten Ichthyosaurus-Resten von Englisch-Indien,

1) Indian pretertiary vertebrata (Palaeontologia Indica Ser. IV, Vol. 1 , pt. 3)

pag. 27, tab. 5, fig. 6 u. 7.

2) Anuals and Magaz. of Nat. Hist. vol. XIX, ser. 3, 1867, pag. 355; da-

selbst vol. XX, ser. 3, 1867, pag. 196.— Trans, and Proceedinga of the Roy.

Soc. Victoria 1867, Part 1, Vol. VIII, pag. 42 u. 1869, Part 2, Vol, IX, pag. 77.

3) R. Etheridge, jun. A. Catalogue of Australian Fossils, Cambridge 1878,

pag. 118.

4) Daintree, Notes on the Geology of the Colony of Queensland. (Quart.Journ. Geolog. Soc. Vol. 28, 1872, pag. 278).

5) Ch. Moore. Australian Mesozoic Geology and Palaeontology (I.e. Vol. 26,

1870, pag. 228).

6) Die »Illustrated Australian New's" habe ich nicht einsehen können.

7) Cockburn Hood. Geolog, observ. on the Waipara River, New Zeeland

(1. c. Vol. 26, 1870, pag. 410).

8) Handb. d. Petrefaktenkunde, 3te Auflage, pag. 195.

ben ¹). Von Australien ist ebenfalls ein Ichthyosaurus austra-

lis M’Coy angeführt ²); die Reste dieses Thieres stammen

aus Queensland, von der Quelle des Flinders River, ver-

muthlich ³ ) ebenfalls aus Ablagerungen der Kreidezeit, und

stellen zahlreiche Wirbel, den Kopf und das Bruchstück einer

Flosse dar, sind aber leider niemals in wissenschaftlichen

Schriften abgebildet worden, so dass Daintree 4) den Na-

men I. australis nur als Manuscriptnamen anführt. Moore

dagegen berichtet 5), dass in den „Illustrated Australian

New’s” vom 6 Septb. 1868 Abbildungen dieser Petrefakte

enthalten seien 6), und zwar das Bruchstück eines Kopfes mit

wohl erhaltenem Auge, ein Theil einer Flosse, acht Wirbel

und Fragmente von drei Rippen. Schliesslich verdient hier

noch das Vorkommen von Ichthyosaurus in Neuseeland Er-

wähnung; hier sind am Flusse Waipara Wirbel, Becken-

theile sowie Femur und Humerus von ansehnlicher Grösse

gefunden7

), in Schichten, deren Alter meines Wissens noch

nicht mit genügender Sicherheit festgestellt werden konnte,

obwohl Quenstedt 8) sie dem Lias zuzählt.

Page 3: Ein Ichthyosaurus Ceram

72 EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

Australien und "Neuseeland ist nicht möglich. Nur so viel

lässt sich feststellen, dass die Ichthyosaurus-Arten von

den nächst benachbarten Punkten, gleich derjenigen von

Ceram, durch gewaltige Grösse ausgezeichnet waren: I. in-

dicus war fast so gross wie die grössten Individuen von

I. campylodon, während für I. australis eine Länge von etwa

80 Fuss berechnet wurde und auch die neuseeländischen

Reste einem grossen Thiere angehörten.

Unter solchen Umständen und bei dem Fehlen aller an-

derer Petrefakte, welche mit dem Ichthyosaurus aus der-

selben Schicht abkünftig wären, lässt sich keine Handhabe

für die genaue Feststellung des Alters des Fossils von Ce-

ram gewinnen; als sicher darf nur hingestellt werden, dass

es mesozoischen Ablagerungen entstammen muss, deren

Existenz auf Ceram bis heute noch nicht nachgewiesen

wurde. Es ist aber sicherlich von Bedeutung, dass die ein-

zigen mesozoischen Schichten, welche ausserdem noch im

Indischen Archipel, und zwar auf Borneo, genauer bekannt

sind *), dem cretace'ischen Zeitalter angehören,

während das

gleiche Alter für die durch I. australis ausgezeichneten Ab-

lagerungen in Queensland angenommen worden ist. M'Coy 2

)

und Uaintree 1. c. führen dieselben ohne Vorbehalt als cre-

tace'isch an, Etheridge freilich nur unter Hinzufügungeines

Fragezeichens. Auch I. indicus stammt, wie erwähnt, aus

Kreideschichten. Da nun das Vorkommen von Trias auf

Timor wiederum sehr in Frage gestellt ist 3

), so weist Al-

les darauf hin, dass auf Ceram am ehesten Kr ei de-

schichten zu erwarten seien, nachdem das Auf-

1) Vgl. Martin. Die wichtigsten Daten unserer geolog. Kenntniss vom N. 0.1.

Archipel. (Bijdrag. Taal-, Land- en Volkenkunde. 1883. Land- en Volken-

kunde pag. 23).

2) Trans. Roy. Soc. Victoria. Part. 1, Vol. VIII, pag. 42.

3) Martin. Sammlgn d. Geolog. R. Museums, Leiden. Ser. I, Bd. 1, pag. 52.

Page 4: Ein Ichthyosaurus Ceram

73EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

treten mesozoischer Ablagerungen daselbst ein-

mal zweifellos bewiesen werden konnte.

In Berghau's Physikalischem Atlas Q' ist angegeben, dass

in Süd-Ceram, ebenso wie auf Wetter, palaeozoische Abla-

gerungen vorkommen, während längs der ISTordküste Ter-

tiär verzeichnet steht. Worauf sich diese Darstellung stützt,

weiss ich zwar nicht mit Sicherheit zu sagen, vermuthe aber,

dass die Quelle in Schneider zu suchen ist. Schneider ®) ver-

zeichnet an der Südküste von Ceram „Steinkohlenformation"

und an der Nordküste Tertiär, im Innern Gneisse, meta-

morphische Schiefer und ältere Eruptivgesteine (Syenit, Di-

orit etc.). Die Angabe des Carbon gründet sich aber nur auf

das Vorkommen von Kohlen, denn im Texte ist ausdrück-

lich bemerkt, dass Versteinerungen nicht vorliegen, und

ebensowenig ist das Auftreten der Tertiärformation,obwohl

an und für sich wahrscheinlich, strenger bewiesen. Riedel

stützt sich dann im Wesentlichen auf Schneider und urtheilte

auch nicht auf Grund palaeontologischer Funde, wie ich

seiner persönlichen Mittheilung zufolge berichten kann. Der-

selbe schrieb: „Diese Insel von secundärer Formation, mit

Granit, Syenit, Quarz- und Glimmerporphyr sowie ande-

ren Eruptivgesteinen, worin auch Metalle wie Kupfer, Ei-

sen und Graphit vorkommen, hat an verschiedenen Or-

ten,

zum Beispiel in der Bucht von Sawaai, ein tertiäres

Ansehen. In der Ebene von Bobot, längs den Gehängendes

Berges Koboanam, wo die Bildung palaeozoisch ist, findet

man Braunkohle mit wenig Bitumengehalt" 3

). Es

fehlt aber die weitere Begründung dieser Mittheilungen, und

1) l to Abthlg. Geologie. N° 15. Oceanien.

2) Geolog. Uebersiclit über den holländisch-ostindischen Archipel (Jahrb. d.

K. K. Geol. Reichsanstalt. Bd. 20, Heft 2, pag. 113. 1876).

3) Riedel. De Sluik- en Kroesharige Rassen tusschen Selebes en Papua,

'sGravenhage 1886, pag. 86.

Page 5: Ein Ichthyosaurus Ceram

74 EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

deswegen würde ich sie auch nicht anführen '), — zumal die

hohen Verdienste des Werkes auf ethnographischem Gebiete

liegen — wenn nicht die erwähnten Angaben in der Karte

von Berghaus vorlägen und nicht auch Suess ohne weitere

Kritik die Mittheilungen des verdienten Ethnographen ver-

werthet hätte 2 ). Wichmann führte von Ceram Glimmerschie-

fer an3), und man dürfte deswegen in der Annahme nicht fehl

gehen, dass auf der Insel nur das Vorkommen der archaei-

schen Formation,

von älteren Eruptivgesteinen und von me-

sozoischen Ablagerungen bis jetzt sicher verbürgt sei. Die

letztgenannten Sedimente müssen, nach den Biegungen und

Zerreissungen zu urtheilen, welche das Fragment des Ich-

thyosaurus erfahren hat, stark gestört sein.

Ichthyosaurus ceramensis nov. spec.

Tab. X Fig. 1—6.

Eine gigantische, zu den grössten der Gat-

tung gehörige Art von Ichthyosaurus, mit lan-

ger, dicker Schnauze, welche vorne abgestutzt

und hier mit tiefen Furchen versehen ist, mit

zwei Reihen von neurovascularen Oeffnungen

in Ober- und Unterkiefer. Zähne an der Basis

tief gefurcht, mit fast glatter und aussen kanti-

ger Krone, mässig gebogen, ohne ausgeprägte

Scheidung zwischen Krone und Basis, kegel-

1) .Trias soll nach Riedel auf Buru, der Insel westlich von Ceram, vorkom-

men (pag. 1), ebenfalls auf Kisser (pag. 399) und auf Wetter (pag. 431). Von

Kisser wird auch die Quaderformation 1. c. angeführt und aus dem Babber-

Archipel, westlich von Timor Laut, Jura (pag. 332). Es liegt aber für keine

dieser Bestimmungen eine nähere Begründung vor und ich halte dieselben für

unrichtig.

2) Suess. Antlitz der Erde, 2t« Band, pag. 208 u, 209.

3) Gesteine von Kisser (Sammig. d. Geolog. Reichs-Museums in Leiden, Ser.

1, Bd. 2, pag. 201).

Page 6: Ein Ichthyosaurus Ceram

75EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

förmig und sehr gross. Nur in dem vorderen

Bruchstücke der Schnauze von Ceram bekannt.

Das stattliche Petrefakt, welches den vorderen Bruch-

theil des Schnabels eines Ichthyosaurus darstellt, besteht

ganz aus Theilen der Praemaxillaria, Dentalia und Spleni-

alia; von anderen Knochen ist nichts wahrzunehmen, denn

auch die vorderen Endigungen der Nasalia sind weder äus-

serlicli noch unter der Oberfläche der Praemaxillaria zu

sehen. Das Fossil ist von einer Reihe von Rissen und Sprün-

gen durchsetzt, welche nachträglich durch Kalkspath ange-

füllt wurden und dann wieder längs Einer der Kluftflächen

quer zerbrochen. Diese Bruchfläche konnte durch Aetzen

mit Säuren so praeparirt werden, dass sie für ein näheres

Studium der anatomischen Verhältnisse geeignet wurde;

sie ist in Fig. 2 unter Weglassung des Versteinerungsmit-tels gezeichnet, der Art, dass sie ohne weitere Beigabe auf

die Zeichenebene projicirt wurde. Die hintere Bruchfläche

des Objekts ergab leider, auch nach dem Aetzen, sehr we-

nig Aufschluss über die Form und Lage der Knochen, denn

der Schnabel ist hier in der Richtung von unten rechts

nach oben links stark verdrückt worden.

Die Praemaxillarien (5 u. 6) sind in der Quere stark

und gleichmässig gekrümmt,so dass sie sich am Alveolarrande

sogar einwärts biegen und ihr Querschnitt etwa drei Vier-

theile von einem Kreise darstellt. Von einem nahe dem

Ansätze der inneren Alveolarplatten gelegenen Punkte aus

kann man einen Kreis ziehen, welcher fast mit dem Um-

risse der Praemaxillarien zusammenfällt. Sie berühren sich*

der Länge nach, ausgenommen an der Spitze der Schnauze,

wo sie eine längliche Grube zwischen sich lassen. Diese etwa

3,5 cm lange und bis 8 mm breite Grube bildet den Aus-

Page 7: Ein Ichthyosaurus Ceram

76 EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

gangspunkt zahlreicher, nach allen Richtungen ausstrahlen-

der, länglicher Furchen (Fig. 4). Yorne sind die Praemaxillarien

abgestutzt und gleichzeitig etwas convex in der Richtung

von vorne nach hinten; die Convergenz des rückwärts sich

anschliessenden, geraden Oberrandes mit dem Alveolarrande

ist nicht unbedeutend, denn.bei 12 cm Abstand von der

Spitze beträgt die Höhe der Praemaxillarien 6,9 cm, bei

24 cm Abstand bereits 8,6 cm; am hinteren Ende lässt sie

sich wegen der stattgehabten Yerdrückung nicht gut be-

urtheilen. Die Gesammtlänge des am vollständigsten erhal-

tenen,

linken Praemaxillare (5) beträgt 45,5 cm; dies ent-

spricht somit dem Minimalwerthe des praenasalen Theiles

des Knochens.

An der hinteren Bruchfläche beträgt die Dicke des Prae-

maxillare in der Nähe der Mittellinie 1,1 cm, an der Naht

ist es etwas verschmälert und zugerundet; der Ansatzpunktder inneren Alveolarplatte liegt etwa 6,5 cm von der Mit-

tellinie entfernt. Beide inneren Alveolarplatten sind aber

gegen die äussere des linken Praemaxillare gedrückt und

zerrissen, so dass sich Näheres weder über sie noch über

die äusseren Alveolarplatten aussagen lässt.

In dem Schnabeltheile, welchem die vordere Bruchfläche

(Fig. 2.) angehört, hat die Dicke des Praemaxillare bedeu-

tend zugenommen; sie beträgt, von der Firste der Alveo-

larrinne aus senkrecht nach oben gemessen, 8,5 cm; ihr

Querschnitt ist im allgemeinen sichelförmig; die grösste

Breite liegt dort, wo die innere Alveolarplatte sich abzweigt,etwa 3,5 cm von der Aussennath entfernt. Yon hier nimmt

die Dicke nach oben zu wenig, nach unten bedeutend ab,

und der Unterrand der äusseren Alveolarplatte ist schmal

und zugerundet. Die innere Alveolarplatte ist an der Basis

9 mm breit, verschmälert sich dann bis zu 2,5 mm und

verbreitert sich abermals nach unten bis zu 9 mm; sie

Page 8: Ein Ichthyosaurus Ceram

77EIN IdITHTOSAURUS VON CERAM.

wendet sich zunächst schräg nach innen und unten, dann

gerade abwärts, und der abwärts gewendete Theil hat einen

spateiförmigen, unten abgerundeten TJmriss. Am schmälsten

Abschnitte der Alveolarplatte stösst sie mit derjenigen des

benachbarten Praemaxillare nahezu zusammen. Beide sind

etwas verschoben, und die Weite der Alveolarrinnen ist da-

durch nur annähernd festzustellen; die linke, welche am we-

nigsten in ihrer Form modificirt wurde, ist am Ausgange

2,8 cm und nahe der Zurundung ihres Daches 2,5 cm breit;

ihre Oeffnung ist nur wenig schräg nach aussen gerichtet.

An der Basis der äusseren Alveolarplatte befindet sich

ein weiter Gefässcanal (5** und 6**) von elliptischem Quer-

schnitte, welcher mit zahlreichen, an der Oberfläche aus-

tretenden, neurovascularen Oeffnungen in Verbindung steht

(19). Eine Ileihe solcher Oeffnungen begleitet, wie gewöhn-

lich bei Ichthyosaurus, den Alveolarrand, während eine

zweite Reihe weiter aufwärts folgt und ausserdem noch un-

regelmässig vertheilte, kleinere Oeffnungen auftreten. Tiefe

Gefässeindrücke, welche von ihnen ausgehen, verleihen der

Aussenfläche des Praemaxillare ein gerieftes Ansehen.

Die Dentalien sind niedriger als die Praemaxillarien;

ihre grösste, in der Medianebene gelegene Höhe beträgt in

der Bruchfläche (Fig. 2) 6,9 cm gegenüber 8,8 cm bei den

Praemaxillarien daselbst. Der Querschnitt beider zusam-

men ist von etwa uhrglasförmiger Gestalt, wenn man von

den inneren Alveolarplatten absieht. Am äusseren Alveo-

larrande biegen sie sich in gleichem Sinne einwärts wie die

Praemaxillarien. Die vordere Endigung ist nicht erhalten,

denn die Spitze des Unterkiefers fehlt, und auch der hin-

tere Theil des Bruchstücks ist recht schlecht überliefert,

da das Petrefakt hier von unten nach oben und gleichzei-

tig von hinten nach vorne zusammengedrückt ist. In Folge

dieser Verdrückung stand auch das Vorderende über dasje-

Page 9: Ein Ichthyosaurus Ceram

78 EJN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

nige der Praemaxillarien hervor. Für ein näheres Studium

des Baus der Dentalien ist die hintere Bruchfläche des Fos-

sils aus gleichem Grunde völlig unbrauchbar; nur der dar-

gestellte Durchschnitt ist zu verwerthen.

Hierin zeigen die Dentalien sichelförmigen Umriss, wel-

cher etwas gedrungener als derjenige der Praemaxillarien

ist; denn die innere Concavität, in die sich die Splenialien

legen, ist minder tief als die entsprechende des Oberkiefers,

und der Ansatzpunkt der inneren Alveolarplatten liegt der

Medianebene mehr genähert. Für eine nähere Beschreibung

muss vor allem das rechte Dentale verwerthet werden, da

das linke zu sehr verdrückt ist. In diesem rechten Dentale

beträgt die grösste Dicke, vom Grunde der Alveolarrinne

aus senkrecht nach aussen gemessen, 2,8 cm; von hieraus

nimmt das Dentale nach aussen allmälig und gleichmässig

an Dicke ah, während es nach innen ziemlich stumpf ab-

gestutzt ist.

Die inneren Alveolarplatten sind an der Basis 7 mm breit,

wenden sich von hier zunächst schräg nach innen und oben

und darauf mit ziemlich scharfer Biegung gerade aufwärts.

In der Biegung liegt ihre geringste, etwa 5 mm betragende

Breite, die dann nach oben alsbald bedeutend zunimmt

und bis 1 cm erreicht. Der Querschnitt der inneren Al-

veolarplatten ist im ganzen genommen ein blattförmiger,oben abgerundeter; aber während die der Alveolarrinne zu-

gekehrte Seite gleichmässig gebogen ist, verläuft die ge-

genüberliegende im allgemeinen mehr gerade. Nur eine Aus-

schweifung ist an dieser Seite vorhanden, welche in 2 cm

Abstand von oben endigt, und an diesem Punkte berühren

sich die Platten der beiden Kieferhälften.

Der Oberrand der äusseren Alveolarplatte, welcher sanft

zugerundet ist, liegt 1,1 cm niedriger als derjenige der in-

neren; der Abstand beider, von den höchsten Punkten aus

Page 10: Ein Ichthyosaurus Ceram

79EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

gemessen, beträgt 3,8 cm. Weiter nach unten verengert

sich aber die Alveolarrinne und sinkt sie etwas oberhalb

ihres Grundes auf 1,8 cm Weite herab. Die Weite der

Rinne steht somit bedeutend hinter derjenigen der Prae-

maxillarien zurück; auch ist sie mehr nach aussen gerichtet.

Ein weiter Gefässcanal von elliptischem Querschnitte liegt

an der Basis der äusseren Alveolarplatten, nahezu auf glei-

cher Höhe mit dem Ansatzpunkte der inneren, und steht

wie bei den Praemaxillarien mit zahlreichen, neurovascula-

ren Oeffnungen an der Oberfläche des Kiefers in Verbindung.

Deutlich sind auch in den Dentalien zwei Reihen solcher

Oeffnungen vorhanden, und die Riefung der Oberfläche durch

Gefässeindrücke, welche von ihnen ausgehen, beobachtet

man hier ebenfalls wieder.

Die Splenialien gehen in ausgedehntem Maasse in die

Symphyse der Unterkiefer ein, mindestens so weit wie sie

an dem Objekte überhaupt überliefert sind; denn die er-

haltenen Theile dieser Knochen berühren sich gegenseitigder ganzen Länge nach in der Mittellinie. Die Gesammt-

länge dieser erhaltenen Bruchstücke, so weit sie äusserlich

sichtbar sind, beträgt 29 cm; doch ist hiebei zu bemerken,

dass ihr vorderster Abschnitt ungemein schmal wird, so

dass man ihn nur noch mit Mühe zwischen den Dentalien

wahrnimmt. Die Spitze der Splenialien liegt nur 5 cm von

der vordersten Bruchfläche des Unterkiefers entfernt und auch

wohl nur wenig mehr von dessen natürlicher, unversehrter

Spitze; denn der Unterkiefer zeigt in dem erhaltenen, vor-

deren Abschnitte bereits eine dem Oberkiefer entsprechende

Krümmung in der Richtung von hinten nach vorne, und

diese Biegung lässt auf eine sehr bald folgende Abstutzungin gleichem Sinne, wie sie die Praemaxillarien zeigen,schliessen.

Die Splenialien sind in Folge einer Krümmung des Schna-

Page 11: Ein Ichthyosaurus Ceram

80 EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

beltheiles von rechts nach links und weiter durch die be-

reits erwähnten Verdrückungen nicht nur aus ihrer natür-

lichen Lage herausgerückt, sondern ausserdem ganz bedeu-

tend beschädigt worden. Das Letztere gilt auch für den

Tlieil des Spleniale der linken Kieferhälfte, welcher in

der abgebildeten Bruchfläche zum Vorschein kommt (17);

das rechte Spleniale (18) hat hier aber seine Form ganz

oder doch annähernd gut bewahrt. Es stellt einen längli-

chen, oben zugerundeten Knochen von 2,2 cm Höhe und

etwa 1 cm mittlerer Breite dar, welcher ein wenig nach

auswärts gebogen ist.

Von den zahlreichen, grossen Zähnen des Fossils sind

nur wenige so erhalten, dass sie sich für ein eingehenderes

Studium ihrer Form Verhältnisse eignen; denn durch die

Verdrückung wurden sie theilweise sogar mit ihren Spitzen

in die gegenüberliegende Kieferhälfte hineingepresst und

sind sie dadurch fast immer zertrümmert worden. Wo sie

besser erhalten sind (Fig. 5 u. 6), zeigt die mit glänzen-

dem Email bedeckte Krone aussen eine deutliche Kante,

welche bald schärfer, bald stumpfer erscheint. Ziemlich stumpf

ist die Kante an zwei grossen, hinten im Oberkiefer stek-

kenden Zähnen (Fig. 5), schärfer an einem kleineren Zahne,

welcher weiter vorne im Unterkiefer sich befindet; doch ist

dabei zu bemerken, dass nur die äusserste Spitze der Krone

des kleineren Zahnes diese Scharfkantigkeit zeigt und dass

dieser Theil den erwähnten, grösseren Zähnen fehlt; der

Unterschied ist somit nicht sicher zu erweisen. Weiter lässt

sich über den Querschnitt der Krone nichts aussagen; ihre

Form ist im übrigen die eines stumpfen, ziemlich dicken

Kegels; ihre Oberfläche trägt einige undeutliche Längsrip-

peu, welche nach unten an Stärke zunehmen, und daneben

eine sehr schwache Längsstreifung, die nur mit Mühe zu

beobachten ist.

Page 12: Ein Ichthyosaurus Ceram

81EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

Die Grenze zwischen der Krone und der mit Cement be-

kleideten Wurzel des Zahnes ist sehr undeutlich und kommt

hauptsächlich durch das Fehlen des Glanzes auf Letzterer

bei oberflächlicher Betrachtung zum Ausdrucke; denn der

Zahn wächst nach unten zu gleichmässig in Dicke an und

die Rippen der Krone gehen ohne Unterbrechung in dieje-

nigen der Wurzel über. Es ist aber Letztere mit weit zahl-

reicheren und kräftigeren Rippen versehen, welche in gros-

ser Gleichmässigkeit ihre ganze Oberfläche bedecken, breit

und flach gewölbt sind und nur durch schmale Furchen von

einander geschieden werden. Eine von den Rippen der Ba-

sis geht in die Seitenkante der Krone über.

Die aus den Kiefern heraustretenden Theile der Zähne sind

mässig nach vorne gebogen; auf dem Querbruche des Schna-

bels zeigt das untere Ende der im Unterkiefer steckenden

Zähne ausserdem eine bemerkenswerthe, stumpfwinklige

Krümmung, welche das Austreten aus der Alveolarrinne nach

aussen erleichtert. Der Bau der Zähne ist ebenfalls an der

Bruchfläche gut zu studiren: der mit 1 bezeichnete lässt die

verknöcherte Pulpa an der Basis erkennen, bei dem mit 2

bezeichneten ist sie zum Theil durch den Ersatzzahn (2*)

verdrängt worden, während 3 u. 4 die Fältelung des Den-

tins und die strahlige Form der Zahnhöhlung an der Basis

vortrefflich erkennen lassen. Weiter oben ist der Querschnitt

der Letzteren einfach rund, wie an verschiedenen Bruch-

flächen deutlich wahrzunehmen ist; es besteht also auch

hierin, gleichwie in allen übrigen Punkten eine völlige

Uebereinstimmung mit den Charakteren von Ichthyosaurus.

Die Grösse der Zähne nimmt in der Richtung von hinten

nach vorne ab, und namentlich stehen die vordersten des

Oberkiefersganz bedeutend hinter den übrigen zurück.

Einer der in der mehrerwähnten Bruchfläche liegenden Zähne

besass 7,5 cm Länge. Ihre Zahl in dem erhaltenen Theile

Page 13: Ein Ichthyosaurus Ceram

82 EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

des Unterkiefers beträgt links nur 9, rechts dagegen 15; in

dem linken Praemaxillare stecken 17, in dem rechten 11;

im Ganzen befinden sich also 24 in dem überlieferten Bruch-

stücke des Unterkiefers und 28 in demjenigen des Oberkie-

fers. Trotz der UnVollständigkeit der Ueberlieferung — denn

es sind olfenbar durch die Verdrückung des Objekts einige

Zähne aus den Rinnen herausgepresst worden — stimmt dies

Ergebniss der Zählung doch wiederum mit dem Verhalten

bei Ichthyosaurus überein, dass der Oberkiefer reichlicher

bezahnt ist als der Unterkiefer. Im Durchschnitte kommen

4 Zähne auf den Raum von 9 bis 10 cm.

Dass das oben beschriebene Petrefakt der Gattung Ich-

thyosaurus angehört, erhellt genugsam aus dem Bau der

Zähne und der Kiefer überhaupt; namentlich der Quer-

bruch zeigt die völlige Uebereinstimmung mit demjenigen

von Ichthyosaurus, sowie derselbe von Cuvier und später

von Owen, Quenstedt und Anderen dargestellt worden ist Q.

Nicht minder gut ist das Objekt auch als Bruchstück einer

neuen Art charakterisirt, so weit die einschlägige Literatur

überhaupt Aufschluss giebt.

Ein Vergleich des Ceram'schen Petrefakts mit den Ich-

thyosaurus-Resten, welche oben von Indien und Neuseeland

erwähnt wurden, ist leider von vornherein ausgeschlossen,

da Kopfknochen von diesen Punkten überhaupt nicht vor-

liegen. Von dem Ichthyosaurus australis von Queensland,

welcher so unvollständig beschrieben ist, fehlt scheinbar

auch die Schnauze; wohl aber sind Zähne von dieser Art

bekannt, über welche M'Coy 2) sagt: „The teeth.... have

1) Cuvier, ossem. foas. Tome V, tab. 19, fig. 14. — Owen, Monogr. of the

foss. reptilia of the liassic form. Part. III, tab. 26, fig. 2—7; idom of the

cretaceoua form. tab. 26. — Quenstedt, Petrefaktenkunde tab. 14, fig. 19.

2) Trana. Iioy. Soc. Victoria. Part 2, Vol. IX, pag. 77.

Page 14: Ein Ichthyosaurus Ceram

83EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

a rough bony Square bone, like those of the I. campylodon

from the Lower Chalk of Cambridge, above which the smooth

base of the crown has a circular section; the rest of the

conical crown being longitudinally marked with close irre-

gulär,

obtuse ridges, with much narrower intermediate im-

pressed lines." Die Unterschiede des I. australis von dem

Fossile Cerams sind also jedenfalls so wesentliche, dass an

eine Vereinigung beider nicht zu denken ist.

Da aus oben entwickelten Gründen auf Ceram am ehesten

Kreideschichten zu erwarten sind, so ist nächst den eben ge-

nannten Arten besonders der gigantische Ichthyosaurus cam-

pylodon Carter aus der Kreide Englands und Russlands zu ver-

gleichen ! ); aber auch diese Art ist sehr verschieden: Ihre mit

glatter Basis und dicht gestreifter, im Querschnitte runder

Krone versehenen Zähne bilden in allen Punkten geradezuden Gegensatz zu den Zähnen des Ichthyosaurus von Ce-

ram. Dabei ist die Schnauze bedeutend spitzer und mit

Längsfurchen nahe den Alveolarrändern anstatt mit Reihen

von neurovascularen Oeffnungen versehen; auch sind die

Alveolarrinnen der Dentalien bei I. campylodon weit schrä-

ger nach aussen gerichtet, so dass auch der Querschnitt

der Schnauze in dieser Hinsicht eine wesentliche Verschie-

denheit zeigt, wenngleich im übrigen die Uebereinstim-

mung desselben bei beiden ziemlich gross ist. Zahlreiche an-

dere, bei näherem Vergleiche sich ergebende Unterschiede

dürfen hier übergangen werden, da die angeführten eine

Vereinigung des Fossils von Ceram mit dem I. campylodonschon ohnehin völlig ausschliessen. I. Strombecki Meyer aus

dem Eisensteine der unteren Kreide von Gross-Döhren, wel-

1) Owen. Foss. Rept. of the cretaceous form. pag. 69 ff., tab. 22—26, (Ta-

fel 4 und 24 sind in der Owen'schen Publikation mit einander verwechselt).

— Kiprijanoif. Studien über d. foss. Reptilien Russlands. (Mem. de l'Acad.

Imp. des sc. de St. Pdtersbourg VII s£r, tome XXVIII, N° 8).

Page 15: Ein Ichthyosaurus Ceram

84 EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

eher etwa halb so gross als die englische Art bekannt istQ,

ist ebenfalls durchaus verschieden von dem mir vorliegenden

Objekte.Yon den liassischen Ichthyosauren zeigt I. platyodon Cb. 2

)in der Zahnform eine allgemeine Aehnlichkeit; aber diese

ist auch lediglich eine allgemeine, denn die Krone ist bei

I. platyodon bedeutend schlanker, meist deutlicher gestreift

und scharf von der Basis geschieden; ausserdem fehlt dem

Fossile von Ceram gerade die starke Compression der Zahn-

kronen, welche Conybeare den Kamen platyodon eingab, da

die Kanten bei ihm bedeutend stumpfer sind. Von den vie-

len anderen unterscheidenden Merkmalen möge nur noch

erwähnt werden, dass bei I. platyodon der Unterkiefer höher

ist als der Oberkiefer, genau entgegengesetzt dem Verhal-

ten bei dem Objekte von Ceram; auch fehlt der europaei-

schen Art die vordere Ahstutzung der Schnauze.

I. trigonodon Th..3

) hat Zähne mit dreiseitigem Querschnitte

und „die 2 Seitenkanten sind zu wahren Schneidenzuge-

schärft,

die vom Grunde der Krone bis zu deren Spitzesich erstrecken"; es sind ferner bei dieser Art schief ste-

hende Längsfalten an den Zahnkronen vorhanden, welche

den Seitenschneiden ein gezähneltes Aeussere verleihen,und

die Streifung der Wurzel ist bei ihr sehr unregelmässig.Zu diesen Unterschieden kommt noch, dass I. trigonodon an

1) H. von Meyer, Ichth. Strombecki. (Palaeontograpbioa X, pag. 83, tab. 11).2) Owen, Foss. Rept. Lias. Form. pag. 115, tab. 24, fig. 4,4' u. tab. 31, fig.

1—3; Owen, Odontograpky tab. 73, fig. 3 u. 6.

3) Carl Theodori, Beschreibung des kolossalen Ichthyosaurus trigonodon in

der Lokal-Petrefakten-Sammlung zu Banz. München 1854. Die mehrfach ge-äusserten Zweifel, ob I. trigonodon eine eigene Art darstelle oder mit I. pla-

tyodon zu vereinigen sei, kann ich nicht theilen; sie dürften nach der Publi-

kation von Owen (Foss. Rept. Liassic. Form. Part III, pag. 115, tab. 24, fig.4, 4 1 und tab. 31, fig. 1—3) auch kaum noch wieder auftauchen, da bei ei-

nem Vergleiche mit der Arbeit von Theodori die Unterschiede beider Arten

sofort in die Augen fallen müssen.

Page 16: Ein Ichthyosaurus Ceram

85EIN ICHTHYOSAURUS VON CERAM.

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der Schnauzenspitze nur Eine Reihe von neurovascnlaren

Oeflnungen besitzt, welche sich zudem nicht in tiefe Längs-

eindrücke fortsetzen wie bei dem Fossile von Ceram. Eine

Vereinigung des Letzteren mit der deutschen Art ist daher

aus allen diesen Gründen unmöglich.

Indessen ist es sehr beachtenswerth, dass die eigentüm-liche

,in ihrem Baue noch nicht genügend aufgeklärte Schnau-

zenspitze des I. trigonodon eine Reihe von tiefen Furchen

aufweist, welche den Eindrücken am vorderen Schnabel ende

des I. ceramensis zu vergleichen sind, wenngleich ihr Verlauf

minder regelmässig als bei dem deutschen Petrefakte sich

zeigt. Ich meine, dass Theodori genügende Gründe für die

Ansicht beigebracht hat, dass diese Furchen nicht etwa als

Brüche aufgefasst werden können, vermag ihm aber so

wenig wie Bronn darin beizupflichten, dass sie Muskelinser-

tionen andeuten. Bronn hielt dieselben, in der Vorausset-

zung ,dass es „nicht Falten oder Brüche sein könnten" '),

freilich auch irriger Weise für „Nerven und Gefässlöcher".

Von allen den erwähnten Riesenformen von Ichthyosaurusist also das Petrefakt verschieden und von I. communis ent-

fernt es sich bereits so weit durch den völlig abweichenden

Zahnbau, dass von einem näheren Vergleiche von vornher-

ein abgesehen werden darf. Noch mehr gilt dies für die

anderen, bekannten Ichthyosaurusarten, und ist demnach das

vorliegende Objekt als einer neuen Species angehörig zu

betrachten.

1) Neues Jahrb. f. Mineralog. etc. 1844, pag. 698.

Page 17: Ein Ichthyosaurus Ceram

ERKLAERUNG DER ABBILDUNGEN.

Tab. X.

Ichthyosaurus ceramensis nov. spec.

Fig. 1. Seitliche Ansicht der Schnauze in 4 der wirklichen Grösse.

Fig. 2. Querbruch, in der mit a—b bezeichneten Fläche von Fig. 1 gelegen.

Auf die Zeichenebene projicirt und unter Weglassung des Versteinerungsmit-

tels gezeichnet, in 4- der wirklichen Grösse.

Fig. 3. Ansicht desselben Petrefakts von unten. InTV d. wirkl. Gr.

Fig. 4. Desgleichen von oben. InTV der wirkl. Gr.

Fig. 5. u. 6. Einzelne Zähne in natürlicher Grösse. Ihre Lage im Kiefer ist

durch * und *# in der Seitenansicht, Fig. 1, angedeutet.

NB. Die Zahlen haben in allen Figuren dieselbe Bedeutung und zwar:

1, 2, 3 u. 4 = Zähne, der Länge nach durchgebrochen in Fig. 2; 2*=

Er-

satzzahn; 5 u. 6= Praemaxillaria; 5* u. 6* = Ansatzpunkte der inneren Al-

veolarplatten der Praemaxillarien; 5** u. 6** Gefässcanäle in Letztoren; 7 u.

8 = ihre äusseren Alveolarplatten; 9 u. 10=

ihre inneren Alveolarplatten; 11

u. 12= Dentalia; 11* u. 12*

=Boden ihrer Alveolarrinne; 11** u. 12**

= Ge-

fässcanäle der Dentalien; 13 u. 14 = deren äussere Alveolarplatten; 15 u. 16 =

deren innere Alveolarplatten; 17 u. 18= Splenialia; 19

= neurovasculare Oeff-

nungen.

Abgeschlossen im Mai '88.

Page 18: Ein Ichthyosaurus Ceram

K. MARTIN, Ichthyosaurus von Ceram. Tab. X.

A.J.J. Wendel ad nat. del. & lith. P.W.M. Trap impr.