ein licht- und farbensinnmesser

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Ein Licht- und Farbensinnmesser. Von Prof. Dr. W. Koster Gzn. in Leiden. Nit 5 Figuren im Text. Im folgenden will ich iiber eine veriinderte Konstruktion des FSrsterschen Lichtsinumessers berichten, durch welche die Brauehbar- keit des Instmmentes viel gewounen hat, und mit der es mSglich ist~ aueh fiber das Verhalten des Farbensinnes in kurzer Zeit ein in Zahlen- wart ausgedrfiektes Urteil zu gewinnen. Bei dem FSrstersehen I(asten steht die Laterne bekanntlieh seitlich yore Untersuehten; dadurch wird der Apparat sehr breit und schwer; fiberdies muss das Gesieht des Patienten an eine der knr- zen Seiten des Kastens angedrtiekt werden, damit die beiden Augen einigermassen an die zwei dort befindliehen LSeher heram-iieken kSnnen. Zwar hat man bei einigen Instrumenten ein Loeb ftir die Nase gemaeht, aber dann wird fortwfihrend in den Kasten geatmet; wenn zu diesem Zweeke nur eine AushShlung besteht, kann wieder nieht frei geatmet werden. Dies betri~ also einige praktische Sachem Von mehr Bedeutung ist die Sehwierigkeit, sieh mit dem Patienten tiber das Gesehene zu verst~Lndigen: Buehstaben diirfen nieht gebraueht werden, da dann wieder die Prfifung des Formsinnes eingeffihrt wird; aus demselben Grunde sind eigentlieh auch die yon FSrster an- gegebenen Haken und Striche zu verwerfen. Bequemer und vom prinzipiellen Standpunkte ganz richtig ist derVorschlag yon Snellen und Landoltl), die Wahrnehmung des Liehtes zu beurteilen an einer zur tt~lfte weissen, zur ttglfte sehwa.rzen Fl~che, aber die Kontrolte, ob richtig beobachtet wird, ist dabei ~ieder sehr viel sch~deriger. Um also den Lichtsinnmesser handlicher zu machen und die ge- nannten Besehwerden zu beseitigen, habe ieh seit mehr als fiinfJahren 2) Handb. d. ges. Augenheilk. yon Graefeu. Saemisch. Bd. III. S.37. 1874.

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Ein Licht- und Farbensinnmesser.

Von

Prof. Dr. W. K o s t e r Gzn. in Leiden.

Nit 5 Figuren im Text.

Im folgenden will ich iiber eine veriinderte Konstruktion des FSrs terschen Lichtsinumessers berichten, durch welche die Brauehbar- keit des Instmmentes viel gewounen hat, und mit der es mSglich ist~ aueh fiber das Verhalten des Farbensinnes in kurzer Zeit ein in Zahlen- wart ausgedrfiektes Urteil zu gewinnen.

Bei dem FSrstersehen I(asten steht die Laterne bekanntlieh seitlich yore Untersuehten; dadurch wird der Apparat sehr breit und schwer; fiberdies muss das Gesieht des Patienten an eine der knr- zen Seiten des Kastens angedrtiekt werden, damit die beiden Augen einigermassen an die zwei dort befindliehen LSeher heram-iieken kSnnen. Zwar hat man bei einigen Instrumenten ein Loeb ftir die Nase gemaeht, aber dann wird fortwfihrend in den Kasten geatmet; wenn zu diesem Zweeke nur eine AushShlung besteht, kann wieder nieht frei geatmet werden. Dies betri~ also einige praktische Sachem Von mehr Bedeutung ist die Sehwierigkeit, sieh mit dem Patienten tiber das Gesehene zu verst~Lndigen: Buehstaben diirfen nieht gebraueht werden, da dann wieder die Prfifung des Formsinnes eingeffihrt wird; aus demselben Grunde sind eigentlieh auch die yon F S r s t e r an- gegebenen Haken und Striche zu verwerfen. Bequemer und vom prinzipiellen Standpunkte ganz richtig ist derVorschlag yon S n e l l e n und Landol t l ) , die Wahrnehmung des Liehtes zu beurteilen an einer zur tt~lfte weissen, zur ttglfte sehwa.rzen Fl~che, aber die Kontrolte, ob richtig beobachtet wird, ist dabei ~ieder sehr viel sch~deriger.

Um also den Lichtsinnmesser handlicher zu machen und die ge- nannten Besehwerden zu beseitigen, habe ieh seit mehr als fiinfJahren

2) Handb. d. ges. Augenheilk. yon Graefeu. Saemisch. Bd. III. S.37. 1874.

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ein Instrument im @ebrauch, das sehr befriedigt. Die Zeichnm~g wird eine eingehende Beschreibung iiberfltissig machen. Aus Fig. 1 ist ersichtlich, wie die Laterne oberhalb der Angen Platz gefun- de, hat. Far die Nase ist irt der Hinterwand und ira Boden des gastens ein passender Einschnitt gemacht; sie kommt so niedrig zu stehen~ dass die Atmung ganz frei in der Luft stattfinden kann. Die

et.was vorstehenden Seitenbrett.er schties- sen das seitlich ein- Gttende Licht ab, wo- cturch es mSglich ist, auch ausserhMb des Dunkelzimmers zu- verF&ssige Resultate zu gewinnen. An je- der Seite befindet sich ein Oriff(a), mit dem jedes Augenloch be- liebig abgeschlossen werden kann. Die Laterne kgnn heraus- genommen werden

u~d ist in Fig. 3. ge- sondert abgebildet;

die Kerze mit dem Rohr Nr LaftzuNhr steht gerade x~or der Na.se und lgsst ftir

sig. 1. jedes Auge den ]3lick auf die hi~tere Wand

g:~tnzlieh frei; der Schornstein /, ist abnehmbar zum anziinden tier Kerze. Die eigentliche Gichtquelle wird gebildet yon einem drei- eckigen Loch, welehes mit einem geSlten Papierschirm abgeschlossen ist. Vom theoretischen Standpunkte ist eine Erweiterung tier Offnung, wie sic sich bei Fg r s t e r s Kasten findet, wohl rich~iger, aber wo so viele Ungenauigkeiten bestehen in bezug auf die gleichmgssige Be- leuchtung des Schirmes dureh die grosse Nghe tier Flamme, kommt die Verschiebung des Schwerpunktes des leuchteMen Dreieekes bei der VergrSssernng naeh oben gar nicht in Betracht. Die Dicke des Papieres ist so gew~hlt worden, dass bei 1 mm HShe des Dreieckes

Ein Lieht- und Farbensinnmesser. ~99

der Normalsiehtige eben die Probe erkennt. Die gr6sste HShe be- tr~igt 50ram; es kann also eine Verminderung des Liehtsinnes anf

1 2500 gemessen werden. Als Probeobjekt ist ein einfaehes breites

weisses Band gewahlt worden, das auf einer in der hinteren Wand

Fig, 2~

drehbaren Seheibe befestigt ist (Fig. 4:); um den Stand des Bandes zu erkennen, ist anf tier Aussenseite eine Leiste angebraeht, welehe ebenfalls dazu dient, die Stellung des Probeobjektes fortw~hrend zu weehseln. Der Patient braueht nur anzugeben, wie das Band steht, and er kann dies, sobald er iiberhaupt etwas wahrnimmt; eine Prii- Nng des Pormsinnes ist hierbei ausgesehlossen. Der ganze Apparat kann bequem in der Hand gehalten werden, wie Fig. 2 dies angibt; dies erleiehtert die Wahrnehmung sehr. In den Figuren ist alles in fiinfmaliger Yerkteinerung dargestellt.

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Um einen Eindruek tiber den Farbenlichtsinn zu gewinnen, sind; ganz nahe an der hinteren Wand, vier grosse drehbaJce Fl~iehen an- gebracht worden, deren Lage aus der Fig. 5 am besten erkannt wird; mit den Griffen c, d, e und f(siehe Fig. 2) kSm~en dieselben auf die hintere

Wand gelegt and nach den Seitenwgnden zurttck- gesehlagen werden~ we eine Art Klemme sie noch festhilt. Auf diesen Piiehen sind grosse Vierecke

yon 8 X S c m mit einerderFarbenRot~ ~.elb, Griin und Blau versehen wor- den~ und zwar in einer weissen Umrah-

mung yon 10ram Breite. Die Sgttigung der Farben wurde so

Fig 8. [~'igo ~. gew~.hlt, dass der

Normalsiehtige sie bei derselben Beleuchf, ul~g erkennt, nitmlieh bei 5ram H8he der Liehtquelle. Die PigmeI~tpapiere~ wie E. H e r i n g dieselben angegeben, eignen sich dazu vorztiglich. Die weisse Um-

rahmung dient dazu, dem Patienten dent-

t~ lieh zu maehen~ dass / 1 i i

/

Fig. 5.

er schon l~ingst Weiss sieht, ehe er die Far- bet.~ erkennt. Bei der Anstellung derProbe mnss jedesmal eine Farbe vorgezeigt und wieder zugesehlagen werden, um Ersch5p- f'ul_~g zu vermeiden;

es mag sonderbar ktingen, abet aneh

bei diesen ganz schwaehen Lichtintensit~ten ermiidet die Netzhant bald, wenn jede Farbe bei steigender Liehtintensit~tt far sich unter- sucht wird; man finder dann viel gr~ssere und weniger konstante Werte. Die gelbe Farbe des Kerzenlichtes hindert wenig; die Farben wur- den eben so gew~hlt, dass dieselben bei dem weissen Lichte, welches die Xerze enthNt, erkannt werden konnten; es scheint mir sogar

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noeh ein Vorteil darin zu liegen, da es dadurch besser gelingt, ein geniigend ges~ttigtes und leuehtstarkes Gelb zu wihlen. Auf den Griffen stehen die Farbennamen angegeben; um sieh im Dunkelzim- met odentieren zu kSnnen~ sind die Farben yon d naeh f in der spektralen Reihenfolge angebraeht worden.

Um aueh den zentralen Farbensinn messen zu kSnnen, wurden yon denselben Papieren vier kleine Seheibehen auf dem weissen Band (F/g.4) angebraeht yon solehem Durehmesser, dass sie bei derselben Liehtst~rke erkannt wurden als die grossen farbigen Fl~ehen; diese messen 5 mm. Eine solehe Farbenprobe wirt% auf die Retina ein Bild, welches noeh bequem auf der st~behent~eien Maeulagegend Ptatz findet. Um sieh mit dem Untersuehten zu ~erstgndigen, sind an tier Aussenseite der Seheibe an denselben Stellen Scheibehen yon der gleiehen Farbe auf- geklebt.

Anch zu andern Zweeken kann das Photoptometer benutzt werden ngmlieh zur Messung des Minimums der Beteuchtung, die notwendig ist zur Erreiehung der vorhandenen Sehschiirfe. Dazu befindet sich auf dem weissen Streifen auch eine Reihe kleiner Probebuchstaben (Fig. 4) in dezimaler Abstufung fur i/8 m Entfernnng. Die Kerzen- beleuehtung ist dafiir aber nieht intensiv genng; es kann daher an der Stelle des Schornsteins eine Platte eingelegt werden, die eine starke elektrisehe Lampe (32 Kerzen) tr/~gt. Diese Lampe kommt in die Laterne zu liegen. Die Leuchtkraft dieser Lampen ist fiberhanp~ nicht konstant. Man rut deshalb gut, den gemessenen Wert :far die Liehtst~rk% welehe zur Erlangung der bei gutem Tageslieht erreich- baren Sehseharfe notwendig ist, zu vergleiehen mit den Angaben einer normalen Person. Die 0ffnung der Blende betrggt bei gentigender Stromlieferung 15 mm H5he; die Beleuehtung der Sehproben ist dann 32 X 15~faeh grSsser Ms far die normate Reizschwelle; wie unten an-

1 gegeben, ist die letztere ~ - Meterkerze; die ~Minimumbeteuehtung

ffir die normale Sehsehirfe betr~gt also etwas mehr als 4 Meterker- zen. Wer nicht Gelegenheit hat, eine krfiftige elektrische Lampe zu benutzen, kann vom Tagesliehte Gebraueh maehen~ indem er den Patienten mit dem l%fieken zum Fenster hinsteltt und dann den Sehornstein der Laterne entfernt. Es seheint dann das Tageslieht fiber dem Kopf des Patienten direkt auf den ge51ten Schirm. In diesem Falle muss selbstverst~ndlieh die Messung bei einer normalen Per- son zum Vergleieh herangezogen werden. Es ist dann zu emp- fehlen, den eventuellen Zutritt yon Licht neben dem Kopi~ mit

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einem schwarzen Tueh abzuschliessen. Ist das Tageslicht nieht stark genug, um bei normaler Sehsehgrib eine Messung ausffihren zu k~nnen, so kann man noeh fiir eine niedrigere Sehsch~irfe eine Mes- sung anste!len.

Die Leuehtkraft der Xerze stimmt ungefghr mit der Normal- kerze iiberein. Die Beleuchtung yon 1 men I-I~he tier Offnung der Blende ist nattirlieh eine sehr kleine. In folgender Weise kann man dieselbe anni~hernd berechlten. Die Normalkerze steht in ungef~thr 50 mm Enffernung yon dem Papiersehirm. Die Offnung yon 1 mm H6he hat eine Oberfl~iehe yon 0,75 qmm, da die Basis 1.Smal die tt6he misst. W~tre die Offnung often, so wiirde die Leuchtkraft derselben, in Kerzen ausgedrtiekt, soviel mal kIeiner sein als die Xerze, wie ihre Oberfliiche kleiner ist Ms eine Ha.lbkuget mit einem Radius yon 50 ram. Da das Papier aber nut s]5 des Lichtes dureh- l~tsst~ wird die Leuehtkraft, in Normalkerzen ausgedriickt, soviel kleh~er Diese Lichtquelle steht in 225mm Enffernung yon dem beobachteten weissen Streifen; um also die Beleuehtung desselben in Neterkerzen auszMriieken~ muss die Zahl der Normalkerzen mit

1000~ ~ - 2 ~ / multipliziert werden. Naeht man diese Reehnung, so finder

1 man fiir die Betenehtung des veissen Streifens ~-d~8 Neterkerze;

dies heisst also, dass das adaptierte Auge in einem vSllig abge- sehlossenen Raum einen weissen @egenstand, der in t]~ m yore Auge aufgesteltt ist, noeh erkennen wiirde, wenn derselbe in etwas mehr als 40 m Entfernung yon einer Normalkerze beleuehtet wiirde.

Eine solehe Bereehnung kmm sehr wenig Ansprueh auf Ge- nasigkeit machen; die Abst~.nde der ~'ersehiedenen Teile der t~'lamme zum Papierschirme sind so verschieden, dass es besehwerlich ist, die Leuehtkraft in einem mathematischen Punkte konzentriert zu denken, ohne grobe Fehler zu maehen. Abet dennoeh gibt die Zahl einigermasseta einen Eindruek iiber die sehwttchste Beleuchtung, welche im Lich%innmesser wahrgenommen wird.

Man k~Snnte gegen die Bestimmungen mit dem modifizierten F~rs tersehen Kas~en nun noch den Einwand erheben, dass das Feld, mit dem die Empfindung gemessen wird, nicht ausgedehnt genug sei. Zweifelsohne wtirde es einen gewissen Vorteil haben, wenn auf einmM das ganze @esichtsfbld untersueht werden k~Jnnte, wie dies bei der yon A u b e r t angegebenen Nethode so ungefghr gesehieht, aber auf der andern Seite ist es fiir die Beurteilung eines Palles doch am wiehtigsten, zu wissen, class die Messung sich auf den

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zentralen Tell der Netzhaut, bzw. auf den zum Fixieren verwen- deten Tell, bezieht; nur muss der untersuehte Teii ziemlich gross sein; eine Ausdehnung yon ungefi~hr 15 Grad diil~'te dazu jedenfalls geniigen; die Quantitgt der gereizten Netzhautelemente muss ngmtieh sozusagen kein Gewicht mehr haben; es muss haupts~chlieh die Empfiudlichkeit der Elemente beurteilt werden, wobei es dann nieht darauf ankommt, ob hier odor dort eine Anzahl d~von zugrunde gegangen ist.

Mit diesem Photo-Chromoptometer wird Mso das gemessen, was man bekanntlieh die Reizsehwelle fiir Licht und Farben genannt hat. Die Untersehiedssehwelle, die Empfindliehkeit far Intensit~tsunter- schiede, kann man mit demselben nicht unt~ersuehen. Daftir sind die Naxwel l sehen Seheiben yore praktischen Standpunkte aus wohl am besten geeignet. Wiewohl nun die Anwendung derselben nicht be- sonders zeitraubend ist, so glaube ieh doeh, dass fiir die augen- ~rztliehe Untersuehung der Photoptometer vorzuziehen ist. Denn beide Methoden anzuwenden, ist wohl nieht notwendig, da die Ver~inde- rung im Befunde bei beiden auf derselben Ursaehe beruht.

L'ber andere Methoden zur Pd ihng des Lichtsinnes ist auf das Handb. d. ges. Angenheilkunde, 2. Anti, Bd. IV, Abt. 1, S. 361 (Bearbeitnng ~on Dr. L. L a n d o l t in Paris) zu verweisen. ~{an finder dort auch die beiden fttr die Klinik bestimmten Nethoden yon v. H i p p e l und yon W e b e r besehrieben~ welehe abet mehr bezweeken, die Minimmnbeleuehtung fiir die gemessene Sehsch~rfe zu finden. Wio ieh sehon friiher erwghnt habea), ist es zur Beurteilung des Verlaufes einer Augenkrankheit ~on grossem Interesse, diesen Weft zu kennen, weshalb ich reich aueh bemiiht habe, den Photoptometer ebenfalls darauf einzuriehten; aber eine Messung des Liehtsinnes an sieh ist dies nieht, wie L a n d o l t (loc. tit.) auch besonders hervorhebt.

Die Untersuehung des Licht- und Farbensinnes, wie sie sehon l'Xngst ausgefiihrt und yon F S r s t e r besonders in bezug auf den Liehtsinn in mehr praktisehe Bahnen geleitet wurde, hat bei den Ophthalmologen nieht die Anerkennung gefunden, welehe sie wohl Yerdient. Das Gesiehtsfeld fttr Weiss und ftir Farben wird in in- tensiver Weise ~erwertet, der Farbensinn der Fovea wird untersueht, abet die 5fessung der Reizschwelte ffir Licht und besonders diejenige ftir Farben in einem grossen zentralen Netzhautbezirk ist bei der klinischen Untersuehung gewissermassen vernaehlgssigt worden. Den- noeh gibt in ~ielen Fgllen diese Untersuehung wiehtige Aufschliisse.

~) Neue Sehproben: v. Graefe's Arch. f. 0ph~h. Bd. LXIV, 3, S. 573. 1906. v. Graefe~s Archiv fl~r Ophthalmolo~e. LXVI. 3. 33

5 0 4 W. Koster Gzn., E in Licht- und Farbensinnmesser,

Weft die Methode empfindlich ist, zeigt sie oft Ver~ndemngen an. wetche sonst iibersehen werden, and ermSglicht dadurch eine frtth- zeitige Diagnose und rechtzeitige Beh~ndlung. Bei einer Ablatio retinae kann man z. B. im Zweifel sein, ob das zweite Auge, bei roller Sehschirfe and normaler Refraktion~ an einer chronisehen Chorioretinitis erkrankt ist; wenn der Liehtsinn geringer a n d be- sonders wenn der Parbensinn bedeutend ver~%ndert ist ftir Grlin und Rot, weist dies auf das chronische Leiden bin; dabei kann der tbveale Farbensinn, mit kleinen Scheibchen nach der ~Volffberg- sehen Nethode im Tageslicht nntersucht, viSllig normal erseheinen, nnd ebenfalls die Farbengrenzen im Gesiehtsfelde. Der foveale Farbensinn im Photoptometer gemessen, kann aber sehon bedeutend geringer sein. Bei der Beurteilung yon ehronisehem Olaukom und yon Atrophie der Sehnerven nnd bei deren differentietler Diagnose ist es ~on gr~sster Wiehtigkeit, zu wissen, inwieweit der Liehtsinn gelitten hat, and ob der Farbensinn relativ noch viet stgrker gesehwgeht ist. Schlechter Lichtsinn bei verbgltnism~issig tater Sehschiirfe macht die Prognose beider Krankheiten dubia; schlechter Farbensinn bd wenig ver~in- dertem Lichtsinn spricht fiir Sehnervenatrophie. Indem bier q~aanti- tativ untersucht wird, ihtlen die Ver~inderungen viel frtiher auI: ]~esonders aueh bei der Feststelhng der retrobulb'iren Neuritis ist die quangtative l~fessung des fovealen Farbensinnes yon grosset Wiehtigkeit. 2[eh bin 0berzeugt, dass, wenn in der Xlinik regel- m~ssiger darauf bezagliche Messungen ausgefiihrt werden, tiber sehr verschiedene Krankheiten der Augen noeh interessante Et%hrungen gemaeht werden k6nnen. Ich bin selbst beschgNgt~ einige Da~en in dieser Rieh~nng zu sammeln.

Auch fiir die Neurotogie wgre vid!eieht; die regelm~ssige Unger- suehung dieser Funktionen bei versehiedenen Krankheiten yon Inter- esse. Ptir diejenigen Fille, in denen der Augenarzt zn Rate gezogen wird, gilt dies nicht so sehr; abet ftir jene~ in denen yore Nerven- arzt normale Sehschgrfe und Begrenznng des Oesichtsfeldes geNnden werden~ nebst normalem Angenspiegelbefund, kbnnten Ver~nderungen in der ]geizsehwelle fiir Lieht and Farben bestehen, ohne sieh darauf beziehende Besehwerde der Patienten. Eine Messung mit dem Photo- Chromoptometer ~} w~irde aueh bier wahrscheinlieh in versehiedenen Filten zur Diagnose, bzw. zur Fr~ihdiagnose, ft~hren k~nnen.

~) Der Licht- and Farbensimamesser ist zu beziehen dutch H. B r o u w e r . Nechaniku% Pdjks-Ziekenhuis, L e i d e n.