eine methode zur bestimmung der aenderungen, welche in der gestalt des auges bei aenderung des...

7
Eine Methode zur Bestimmung der Aenderungen, welche in der Gestalt des Auges bei Aenderung des intraocularen Druckes auftreten. Yon Prof. Dr. W. Koster Gzn. in Leiden. Hierzu Tafel XII, Figur 1--5. In einer frfiheren Arbeit 1) habe ieh zwei Methoden besch~ieben, die dazu dienen kSnnen, ein Bild yon den Aenderungen zu geben, welehe in der Lage der Cornea und der Sklera anftreten~ wenn der intr~oculare Druck ge- ~Lndert wird. Die beiden Methoden bedienten sich der Messung yon einigen Hauptmaassen am Auge, d. h. der Durehmesser der Cornea, der gquatoriale Darchmesser in vertic~ler und horizontaler Riehtung des Bulbus und der optico-eorneale Durehmesser warden gemessen. Bei der ersten Methode wurden dazu feine Zirkel mit fiber der Achse fortl~ufenden Schenkeln benntzt und die Aenderung des Maasses vergrSssert abgelesen; bei der anderen wurde der Bulbus zwischen zwei feine Spitzen hingelegt, ~on denen die eine einenfesten Punkt bildete, w~thrend die andere auf einer beweglichen Wand eines mit gef~rbter Fliissigkeit gefttltten Gef~sses, welches sich in einer feinen RShre fortsetzte, an- gebracht war, derart, dass in. dem letzteren bei einer mini- 1) v. Graefe's Arch. f. Ophthalm. XLI. 2. 141. 1895. Ver- suche fiber die Elastieit~t der AugenkapseI und tiber alas Yerh~ltniss yon Volumszunahme und Formver~nderung des Auges zu der tIShe des intraocularen Druckes.

Upload: w-koster-gzn

Post on 14-Aug-2016

213 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Eine Methode zur Bestimmung der Aenderungen, welche in der Gestalt des Auges bei Aenderung

des intraocularen Druckes auftreten. Yon

Prof. Dr. W. K o s t e r Gzn. in Leiden.

Hierzu Tafel XII, Figur 1--5.

In einer frfiheren Arbeit 1) habe ieh zwei Methoden besch~ieben, die dazu dienen kSnnen, ein Bild yon den Aenderungen zu geben, welehe in der Lage der Cornea und der Sklera anftreten~ wenn der intr~oculare Druck ge- ~Lndert wird. Die beiden Methoden bedienten sich der Messung yon einigen Hauptmaassen am Auge, d. h. der Durehmesser der Cornea, der gquatoriale Darchmesser in vertic~ler und horizontaler Riehtung des Bulbus und der optico-eorneale Durehmesser warden gemessen. Bei der ersten Methode wurden dazu feine Zirkel mit fiber der Achse fortl~ufenden Schenkeln benntzt und die Aenderung des Maasses vergrSssert abgelesen; bei der anderen wurde der Bulbus zwischen zwei feine Spitzen hingelegt, ~on denen die eine einenfesten Punkt bildete, w~thrend die andere auf einer beweglichen Wand eines mit gef~rbter Fliissigkeit gefttltten Gef~sses, welches sich in einer feinen RShre fortsetzte, an- gebracht war, derart, dass in. dem letzteren bei einer mini-

1) v. G r a e f e ' s Arch. f. Ophthalm. XLI. 2. 141. 1895. Ver- suche fiber die Elastieit~t der AugenkapseI und tiber alas Yerh~ltniss yon Volumszunahme und Formver~nderung des Auges zu der tIShe des intraocularen Druckes.

534 W. Koster Gzn.

malen Verschiebung der Wand sine grosse Verschiebung der Fliissigkeitss~ule stattfh~d. Beide 5iethoden haben den Vortheil, dass die Aenderung der Lags der Augenwand vergrSssert wiedergegeben wird; es kann bei ihrer Anwen- dung aber nur sine sehr beschr~inkte Anzahl Messungen auf einmal ~orgenommen werden.

Fiir verschiedene Zwecke ist es erwtinscht, die Aen- derung, welche sin ganzer Durchsc.h~fitt des Auges in allen seinen Punkten bei der Druck~inderung erf5hz% kennen zu lernen, and ich habe deshMb die folgende Methods mit Erfolg versucht.

Das zu untersuchende Ange wird ganz sorgf~ltig yon allen ~nhaftenden Fetzen des Binde- nnd 5{uskelgewebes gereinigt; dann wird die Sklera mit einem trockenen Tueh vorsichtig abgerieben mid dsr Nervus opticus bis anf einige Millimeter abgetragem Man zeiehnet dann mit einer gewShn- lichen StahHMer, welehe in ges~ttigte alkoholisehe Gentiana- violettlSsung eingetaueht wird~ eine mbgliehst feine LiMe tiber den Aequator des Anges und fiber den horizontaleu und den verticalen Meridian, in welchen Linien man die Lags des Limbus corneas rait einem Querstreifen anmerkt; welter kann man natiirlieh jeden Schnitt, den ma~ eben zu unter- suehen wtinscht, dutch eine LiMe angeben; iiberdies wird such die obere Seite des Auges mit einer besonderen :I~Iarke bezeiehnet. Das Auge wird dann mit einem Druekgef~ss, welches 0,9 °/o MaC1 LSsung enthNt~ in Verbindung ge- braeht, indem eine weite OlaskSrpereanNe (yon wenigstens 1,5 mm Durehmesser im Lumen) dureh sine geeignete Stelle der SkIera in das Auge gestoehen wird; nattirlieh muss man die Einstiehstelle naeh dem Bedarf des Versuehes w~thlen. W~hrend das Druekgef~ss den Druek auf eon- stanter HShe erh~ilt, wird der Bulbus in ein geeignetes Gefg.ss hineingelegt (ich benutze daf'm • aus gut geleimtem Papist gefaltene K~stehsn) derart7 dass der zu unter- suehende Schnitt horizontal gestellt ist; ein Gipsanfguss

Eine Methode zur Bestimmung der Aenderungen etc. 535

wird vorsichtig um den Augapfel herumgegossen~ bis die horizontale blaue Linie richtig untergetaucht ist; man muss dabei Acht geben, dass die Lage sich nicht ~tndert, was teicht passirt und nicht auffgllt, sobald die Linie yore Gips bedeckt ist. Ist naeh einer Viertelstunde die Masse er- starrt, so wird der Druck im Auge herabgesetzt, indem man den Trichter sehr niedrig stellt, und dann kann man das Auge vorsichtig aus dem Gips entfernen; man wird jetzt finden, dass die blauen Linien sich in dem Abguss abgedr~ickt haben. Beim Trocknen desselben lguft die Linie nun zwar won ein wenig aus, aber man kann immer den intensiveren Kern richtig unterscheiden. Am n~chsten Tage sdmeidet man mit einem gew~hnlichen starken Messer die ~Iasse bis nahe an die blane Linie ab und sehleift den Rest sorgf~ltig auf Glaspapier weg, wodurch man einen htibschen Flachenschnitt bekommt. Der d~nne Boden des Abgusses wird dann ebenfalls entfernt, so weit es n5thig ist; ich mache in tier Regel ein Loeb yon ca. 2 em Durch- messer; man kann dann mittelst eines sehr harten Blei- stiftes yon innen aus vorsiehtig den Durehschnitt auf einem Stack Carton abzeichnen und die Abgiisse, wetehe yon dem- selben Sehnitt bei einer anderen DruckhShe angefertigt worden sind, sofbrt dariiber zeichnen. Dieselben (4entiana- violettlinien reiehen fiir seehs bis aeht Abgiisse vollstgndig aus, und sollte man weitere brauchen, so kann man die- selben ein wenig liaehf~trben. Wenn mall die Sklera sorgfiltig gereinigt hat, wird man finden, dass der Gips sehr wenig an derselben haftet; die Oberfl~che ist natur- gemiss ein wenig i?ttig, nnd man braucht also kein Oel einzureiben, wie ich es anf~ngs gethan habe. Einige feinere Stiiekchen bteiben aber immer an der rauhen tt~l~ehe der Sklera anhaften; diese muss man vor dem zweiten Abguss vorsiehtig abreiben; man wird abet finden~ dass dureh diesen l~ehler die Methode nieht nennenswerth leidet.

Ich habe mit dieser Methode bei ganz f}ischen Schweins-, v. Graefe's Archiv ft~r OphthalmoloNe. XLIX , 3. 35

536 W. Koster Gzn.

Kalbs- und 0ehsenaugen Versuehe angestellt; da aber die detailtirten 1Resultate, wie sie an diesen Thieraugen ge- wonnen wurden~ yon wesentlieh geringerer Bedeutung ftir die Yerhgltnisse beim gienschen sind, so werde ieh nut die allgemeinen Ergebnisse mittheilen, sparer hoffe ieh tiber Versuehe an Mensehenaugen beriehten zu kgnnen. Um die Brauehbarkeit der Methode beurtheilen zu kSnnen, ftige ieh einige Abbildungen bei, in nat[irlieher GrSsse, so wie sie bei einigen Versuehen erhalten wurden. Eine ausfiihr- liehere Besehreibung kann dabei entbehrt werden (Tar. XI . Fig, 1--5).

Im Allgemeinen konnte kein nennenswerther Unter- schied ,~erzeiehnet werden zwischen den Abgt~ssen yon dem Oehsenange mit einem intraoealaren Dmek yon 25 mm Hg, und yon L75 mm Hg, ebensowenig zwisehen 25 mm Hg nnd 10ram t tg; un te r l0 mm !gg geht der hintere Absehnitt des Auges ca. 0,5 mm naeh innen, wiihrend zwischen Lira- bus und Aequator die Sklera ca. 0,25 mm naeh aussen sieh bewegt~ wenn der Dru'ck bis beinahe auf Nnll herab- gesetzt wird; zuweilen wird diese Verlagerung der Sklera nach anssen au& am Aequator wahrgenommen. Die Form der Cornea wird beim O&senauge l~icht ge~ndert~ his der Druek unter 5 mm IEg gesnnken ist; dann wird am Lira- bus der Rand des SklerMringes schg, rfer siehtbar, und die ganze Cornea sinkt etwas tiefer, wghrend sein Radius nicht oder nnr ein weIfig grSsser wird; der Dnrehmesser der Basis eorneae wird etwas kleiner. Am Rande der Cornea findet bei alien drei Arten Angen beim gebergang yon ca. 5 mm I-Ig bis zu Null eine grosse Ver~nderung s~gt.t, wetche ein niheres Studium verdient.

Beim Kalbsauge waren ebenfalls die Abgilsse yon Augen mit 25 mm Hg nichg wesentlieh verschieden yon t75 mm Hg.

Beim Schweinsauge waren die Resultate beim Druek unter 25 mm Hg dieselben~ wie beim Oehsenauge; dariiber

Eine Methode zur Bestimmung der Aendernngen etc. 537

wurde eine Ausdehnung des hinteren Absehnittes nm 0,75 mm bei einem Druek yon 175 mm ttg verzeietmet. Ausnahmen bestehen bier abet; so blieb bei einem Auge diese Ausdehmmg aus, bei einem anderen war der Aequa- tot nicht unvergndert geblieben, sondern dessen Durch- messer hatte bei einem Druek yon 175 mm Jig in jeder Riehtung 1,5 mm zugenommen. Die Form der Cornea ~tn- derte sieh beim Sehweinsauge nieht mehr, wenn der Druck 10 mmtIg iiberstiegen hatte. Weiter wurde beim S&weins- auge ein Unterschied in dem Verhalten der Cornea beob- aehtet, wenn die Vorderkammer punktirt worden war: in dem F~lle war beim anfgehobenen intraoeularen Drueke die Form der Jiornhant nieht gegndert, nur war diesetbe verkleinert; dagegen war abet die Jiinterwand des Anges nm 1,25 mm naeh innen geriickt, vergliehen mit der Form bei 25 mm l~g, d, h. nngefghr 0,5 his 0,75 mm mehr, als bei bestehender Angenkammer nnd anfgehobenem intra- ocularem Druek.

Es wurde mir dutch diese Untersuchungen klar, dass behn Rinde die Dicke der Cornea und der Sklera mehr Einfluss ausiiben, als das Alter der Individuen: denn bei Kalbs- und Oehsenaugen war kein Untersehied zu finden; dagegen hatte bei der diinneren Sehweinssklera der hohe Druek einen deutlichen Einflnss; es waren besonders indi- viduelle Untersehiede zu verzeichnen. Dies alles zeigt zur Geniige, dass es nutzlose Arbeit ist, diesen Gegenstand beim Thiere untersuehen zu wollen, da wir ans den ge- wonnenen Resultaten hie a.nf die Vorggnge am menseh- lichen Auge sehliessen diirfen. Das Material fiir lJnter- snehungen beim Nenschen ist aber an kleinen Kliniken sehwierig herbei zu schaffen; ich habe dgher diese 3/Iethode hier mitgetheilt in der Jioffnung, class sie bei ~'orkommen- tier Gelegenheit Verwendung finden werde. Die mechani- sehen Verhiiltnisse der normalen nnd der kranken menseh- lichen Sklera mtissen ngher bekannt sein, wenn wir die

35*

538 W. Koster Gzn., Eine Methode z. Bestimm~mg d. Aenderungen etc.

Ersche inungen , welche die A e n d e r u n g e n des intraoculare~

Druckes hervorrufen, richtig beurtheilen wollen.

E r k l ~ r u n g d e r A b b i t d u n g e n a u f T a f e ] X I I ,

F i g . 1 - - 5 .

F i g. 1. Oc.hsenauge. Die Abgiisse des horizonta/len Meridians bei einem Druck yon 25 und yon 10 mm Hg tibereinander ab- gezeichnet Die beiden Linien decken einander fast fiber- all. a u n d b Grenzen der Cornea.

F i g. 2. Ochsenal~ge. Die Abgfisse des verticalen Ivler/dians bei einem Drucl; yon 45 und yon 175 mm Hg iibereinander abge- zeicbnet. Die Linien decken sieh: nur ist bei c nnd bei d ein Sti~ckehen aus dera Gips ausgefallen; ebenfalls ist die Cornea bei 175 mm Hg ein wenig tmeben, ~ls Folge einer leichten Besch~digung des Abgusses. a und b Grenzen der Cornea.

F i g. 3. Ochsenange. Die Abgi~sse des verticalen :~/Ieridians bei einem Druek yon Nnll und yon 25 mm Hg sind fiberein- under abgezeichnet, a und b Grenzen der Cornea bei 25 m Hg, a' nnd b' Grenzen der Cornea bei Null ram Hg.

F i g . 4. Kalbsauge. Die Abgi~sse des verticalen Meridians bei einem Druck yon 25 und yen 175 mm Hg sind iibereinander ab- gezeichnet; die Linien decken sich nahezu vollkommen. a trod b Grenzen der Cornea.

F i g. 5. Schweinsauge. Die Abgiisse des verticalen Meridians bei einem Druck yon Null und v-on ~25 ram Hg sind iiberein- under abgezeichnet, a u n d b Grenzen der Corne~ bei 25 mm Hg, a' und b' Grenzen der Cornea bei Null Hg.

(Horizontal und vertical sind gereehnet worden bei einem Stande des Kopfes, wobei dessen L~ingenaehse un- gef~hr einen Winkel yon 45 Q mit der Lothlinie bildet.)

/

+,

/ k

'i - ,\

'i

/

. . . . 77.5 7~, ri,t j3." /

,~/"<~' b %L ' °

l \

)_-<z. \ / i

F i~.3.

i /

[ I

257nm~,

; \ ," L@ I

/