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1 Gliederung / Termine 1. Globaler Wasserkreislauf 2. Landschaftswasserhaushalt 3. Fließgewässer I 4. Abfluss in Ökozonen I 5. Abfluss in Ökozonen II 6. Fließgewässer II 7. Fließgewässer III, Stillgewässer 8. Stillgewässer, Gletscher 9. Quellen, Grundwasser 10. Meere 11. Meere Exkursion: 25.01.08 Klausur: 08.02.2008 Einführung in die Hydrogeographie 7. Fließgewässer III Fließgewässer - Qualität Betrachtungsebenen 1.) Chem. Gewässergüte = Physikochemische Betrachtung Wasserqualität 2.) Biol. Gewässergüte = Betrachtung von Lebensgemeinschaften 3.) Gewässerstrukturgüte = Betrachtung der Gewässerstruktur Einführung in die Hydrogeographie 7. Fließgewässer III Bewertung der biologischen Gewässergüte Trophie Biomasse und Umsatz autotropher Organismen Aufbau durch autotrophe Prozesse (Photosynthese) O 2 -Produktion Saprobie Biomasse und Umsatz heterotropher Organismen Abbau organischen Materials O 2 -Zehrung Steigerung der Saprobie = Adaption der Biozönosen (Selbstreinigung) Einführung in die Hydrogeographie 7. Fließgewässer III Bewertung der biologische Gewässergüte Thienemann´sches biozönotisches Grundgesetz: Je extremer die Lebensbedingungen werden, desto geringer ist die Artendiversität und umso höher die Individuendichte Zunahme Eutrophierung & Saprobiestufen = weniger Arten & höhere Dichte Einführung in die Hydrogeographie 7. Fließgewässer III

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Page 1: Einführung in die Hydrogeographie 7. Fließgewässer III Gliederung … · 2016-12-08 · Bodensee: ca. 10.000-12.000 J. Baikalsee: ca. 25 – 30 Mio. J. 10 Ökosystem See – topographische

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Gliederung / Termine

1. Globaler Wasserkreislauf2. Landschaftswasserhaushalt 3. Fließgewässer I4. Abfluss in Ökozonen I5. Abfluss in Ökozonen II6. Fließgewässer II7. Fließgewässer III, Stillgewässer8. Stillgewässer, Gletscher9. Quellen, Grundwasser10. Meere11. Meere

Exkursion: 25.01.08Klausur: 08.02.2008

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

Fließgewässer - Qualität

Betrachtungsebenen

1.) Chem. Gewässergüte = Physikochemische Betrachtung Wasserqualität

2.) Biol. Gewässergüte = Betrachtung von Lebensgemeinschaften

3.) Gewässerstrukturgüte = Betrachtung der Gewässerstruktur

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

Bewertung der biologischen Gewässergüte

TrophieBiomasse und Umsatz autotropher OrganismenAufbau durch autotrophe Prozesse (Photosynthese)O2-Produktion

SaprobieBiomasse und Umsatz heterotropher OrganismenAbbau organischen MaterialsO2-Zehrung

Steigerung der Saprobie = Adaption der Biozönosen (Selbstreinigung)

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

Bewertung der biologische Gewässergüte

Thienemann´sches biozönotisches Grundgesetz:

Je extremer die Lebensbedingungen werden, desto geringer ist die Artendiversität und umso höher die Individuendichte

Zunahme Eutrophierung & Saprobiestufen = weniger Arten & höhere Dichte

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

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Bewertung der biologischen Gewässergüte

Saprobiensystem der Indikatororganismen

Grad organischer Belastung = Vorkommen bestimmter Arten bzw. Biozönosen

Quelle: Kampf et al. (2002): WPU Biologie – Ökosysteme. S. 22.

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

Biologische Gewässergüte

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

Biologische Gewässergüte

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

Quelle: http://www.umweltbundesamt.de/wasser/themen/wrrl_ftyp.htm

Typen des Norddeutschen TieflandesTyp 14: Sandgeprägte Tieflandbäche Typ 15: Sand- und lehmgeprägte TieflandflüsseTyp 16: Kiesgeprägte Tieflandbäche Typ 17: Kiesgeprägte Tieflandflüsse Typ 18: Löss-lehmgeprägte TieflandbächeTyp 20: Sandgeprägte Ströme Typ 22: Marschengewässer Typ 23: Rückstau- bzw. brackwasserbeeinflusste Ostseezuflüsse

Ökoregion unabhängige Typen Typ 11: Organisch geprägte Bäche Typ 12: Organisch geprägte Flüsse Typ 19: Kleine Niederungsfließgewässer in Fluss- und StromtälernTyp 21: Seeausflussgeprägte Fließgewässer

Typen der Alpen und des AlpenvorlandesTyp 1: Fließgewässer der Alpen Typ 2: Fließgewässer des Alpenvorlandes

Typ 3: Fließgewässer der Jungmoräne des Alpenvorlandes Typ 4: Große Flüsse des Alpenvorlandes

Typen des Mittelgebirges Typ 5: Grobmaterialreiche, silikatische Mittelgebirgsbäche Typ 5.1: Feinmaterialreiche, silikatische Mittelgebirgsbäche Typ 6: Feinmaterialreiche, karbonatische Mittelgebirgsbäche

Typ 7: Grobmaterialreiche, karbonatische Mittelgebirgsbäche Typ 9: Silikatische, fein- bis grobmaterialreiche Mittelgebirgsflüsse Typ 9.1: Karbonatische, fein- bis grobmaterialreiche Mittelgebirgsflüsse Typ 9.2: Große Flüsse des Mittelgebirges Typ 10: Kiesgeprägte Ströme

Biozönotisch bedeutsame Fließgewässertypen Deutschlands(T. Pottgiesser & M. Sommerhäuser) (Stand: November 2006)

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

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Gewässerstrukturgüte

Wasserhaushaltsgesetz § 1a:

„Die Gewässer sind als Bestandteil des Naturhaushaltes und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu sichern. Sie sind so zu bewirtschaften, dass sie dem Wohl der Allgemeinheit und im Einklang mit ihm auch dem Nutzen einzelner dienen und vermeidbare Beeinträchtigungen ihrer ökologischen Funktionen unterbleiben“.

Gewässerstrukturgüte

• Erfassung der strukturellen, ökomorphologischen Gewässergüte

• Bewertungsgrundlage für Gewässerentwicklung

• Formulierung Strukturgütezielen

• Effizienznachweis ausgeführter Rückbaumaßnahmen

• Voraussetzung: Definition von Referenzgewässern

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

Gewässerstrukturgüte

Spezifische Leitbilder - hpnG

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

Gewässerstrukturgüte

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

Gewässerstrukturgüte

• Schadparameter

•Querbauwerke, Verrohrung

•Uferverbau, Sohlenverbau

• Wertparameter

•Strömungs-, Substratdiversität

•Breiten-/Tiefenvarianz

•Laufkrümmung, Uferbewuchs

•Sohlen-, Laufstrukturen

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

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Gewässerstrukturgüte - Strukturgüteklassen

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

Einführung in die Hydrogeographie7. Fließgewässer III

Stehende Gewässer / Stillgewässer

Klassifizierung

• Seen (ausreichende Tiefe für Temperaturschichtung)

• Flachgewässer (Wasserkörper wird häufig umgeschichtet)

• Weiher (Flachwasserseen mit ständiger Wasserführung)

• Tümpel (flache, periodisch austrocknende Wasseransammlungen)

• Lachen, Laken, Pfützen (episodisch wasserführend)

• Teiche (künstlich geschaffene Flachgewässer)

• Sölle (durch eiszeitliches Toteis entstanden)

• Altarme, Altwasser (abgeschnürte Mäander)

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

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0,00011,7Flüsse

0,00113Wasserdampf in Atmosphäre

0,00450Wasser in Biomasse

0,007105Salzseen

0,009125Seen (Süßwasser)

0,01150Bodenfeuchte

0,517.000Grundwasser

1,8726.000Eiskappen, Gletscher

97,581.350.400Salzwasser der Ozeane

in Prozent %Menge in 103 km2Vorkommen

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Seen

Definition nach A. Forel (1901):

„allseitige geschlossene, in einer Vertiefung des Bodens befindliche, mit dem Meer nicht in direkter Kommunikation stehende stagnierende Wassermasse“

Voraussetzungen

• Vorhandensein einer geschlossenen Hohlform (Wanne) in Landoberfläche

• mindestens zeitweilige Füllung dieser Hohlform mit Wasser

im geologischem Sinne nur vorübergehende, kurzlebige Gebilde

• Seenalterung

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

50 km550 km695 m29.604AfrikaMalawisee

175 km320 km446 m31.329NordamerikaGroßer Bärensee

74 km650 km1637 m31.500AsienBaikalsee80 km650 km1417 m32.893AfrikaTanganjikasee

190 km494 km281 m57.757NordamerikaMichigansee160 km400 km229 m59.570NordamerikaHuronsee

15 m65.527AsienAralsee240 km337 km81 m69.484AfrikaVictoriasee260 km560 km405 m82.103NordamerikaOberer See

436 km1210 km1025 m371.793AsienKaspisches Meer

max. Breite

max. Länge

größte Tiefe

Größe in km²KontinentSee

Die größten Seen der Welt

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Seen

Entstehung von Seen

• natürlich entstanden

• künstlich angelegt

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

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Natürlich entstandene Seen

• Glazialseen

• Tektonische Seen

• Abdämmungsseen

• Karstseen

• Vulkanische Seen (Kratersee, Maare)

• Kraterseen durch Meteoriten

• Altwasserseen

• Thermokarstseen

1. Eintiefungshohlformen (endogen (konstruktiv) oder exogen (destruktiv))

2. Abdämmungshohlformen (endogen (konstruktiv) oder exogen (obstruktiv))

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Glazialseen• abtragende / aufstauende Wirkung von Gletschern / Schmelzwasser

• weltweit häufigster Seentyp (Große Seen, meisten deutschen Seen)

- Glaziale Erosionsseen (Seen Nordeuropas, Bodensee)

- Moränenseen (Grundmoränensee: ChiemseeEndmoränensee: Norddeutschland)

- Toteisseen/Sölle (Norddeutschland)

- Karseen (Alpen, Gebirge)

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Glazialer Erosionssee / Zungenbeckensee

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

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Tektonische Seen• Grabenbrüche, Risse

• Baikalsee, ostafrikanischer Grabenbruch

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Abdämmungsseen• entstehen durch Abschnürung von Meeresbuchten (Strandseen) oder

Bergstürze in Gebirgen

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Karst- / Erdfallseen• Subrosion (Lösung von Kalk/Salz im Untergrund

• Nachsacken der Erdobefläche, Entstehung Senke

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

• durch vulkanische Eruptionen o. Explosionen (Krater & Maare)

• durch nachträgliches Einstürzen über Ausbruchzentren (Calderen)

• meist kreisrund

• klein & tief

Vulkanische Seen

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

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Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Vulkanische Seen - Maare

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Meteoritenfallseen

Tütensee, Nähe Chiemsee

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Altwasser

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

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Seenmorphometrie

Mittlere Tiefe

Relative Tiefe

Uferentwicklung

Umgebungsfaktor

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

),( FlächeAVolumenVAVzmean ===

)(%)(62,88 .max. flächeSeespiegelAs

Aszzrel ==

AsUs

gKreisumfanUferlängeU

⋅⋅==

π2

)()(

2

2

mSeeflächemietflächeEinzugsgeb

Wasserhaushalt

Wasserzufuhr und WasserabgabeWasserzufuhr:

1. Niederschlag auf Seenoberfläche (N)2. Oberirdischer Zufluss (Zo)3. Unterirdischer Zufluss (Zu)

Wasserabgabe:

1. Verdunstung (V)2. Oberirdischer Abfluss (Ao)3. Unterirdischer Abfluss (Au)

Wasserhaushaltsgleichung:

N + Zo + Zu = V + Ao + Au

Wasserhaushalt

Verweilzeit

Seenalterung

Alter von Seen:Bodensee: ca. 10.000-12.000 J.Baikalsee: ca. 25 – 30 Mio. J.

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Ökosystem See – topographische u. biotische Gliederung

Epipelagial

Bathypelagial

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Ökosystem See – Litoral

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

BENTHON

NEKTON

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

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StoffkreisläufePelagial

Nahrungsnetze

Benthal

Destruenten

Ökosystem See – abiotische Umweltfaktoren

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Zirkulation• Klassifikation von Seen nach Anzahl der Vollzirkulationen im Jahr

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

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Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Nährstoffe• Klassifikation von Seen nach dem Nährstoffangebot

- Oligotrophe Seen

- Mesotrophe Seen

- Eutrophe Seen

- Hypertrophe Seen

Einführung in die Hydrogeographie7. Stehende Gewässer

Nährstoffe• Klassifikation von Seen nach dem Nährstoffangebot

- Dystrophe Seen (Braunwasserseen, Humusstoffe)

- Alkalitrophe Seen (hoher Kalkgehalt)

- Argillotrophe Seen (hoher Tongehalt)

- Siderotrophe Seen (hoher Eisengehalt)

- Acidotrophe Seen (extrem sauber, pH < 5,5)