einst & jetzt: cottbus

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CULTURCON medien COTTBUS EINST UND JETZT

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CULTURCON medien Redaktion: Andreas Oppermann Gestaltung: Kathrin Strahl, Berlin Druck: Print & Media, Dänschenburg, www.printundmedia-online.de ISBN 978-3-941092-63-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Berlin / Wildeshausen 2010 Alle Rechte vorbehalten.

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Page 1: Einst & Jetzt: Cottbus

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CULTURCON medien

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c o T T b u S

co

TT

bu

S

ISBN 978-3-941092-63-1

„Alles Alte, soweit es den Anspruch darauf verdient hat, sollen wir lieben; aber für das Neue sollen wir eigentlich leben.“ Das sagte Theodor Fontane. Ein Blick auf die historischen und aktuellen Bild-

paare in diesem Buch zeigt, wie viel Liebenswertes es in Cottbus gibt – und dass das Neue die Stadt lebenswert macht.

c o T T b u S

EINST uNd JETZT

Page 2: Einst & Jetzt: Cottbus

EINST uND JETZTCOTTBuS

Texte: Harriet Stürmer, mit Unterstützung von Steffen Krestin, Städtische Sammlungen Cottbus Fotos: Carla Fischer (7, 9, 11, 13, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 31, 33, 35, 37, 41, 43, 45, 47, 49, 65, 73, 75, 77, 85, 89, 91, 93); Heinz Köhler (Umschlag, 15, 39, 51, 53, 55, 57, 59, 61, 63, 67, 69, 71, 77, 79, 81, 83, 87); Ingrid Letsch (29)Historische Aufnahmen: Herwarth + Holz Planung und Architektur, Berlin (Umschlag, 18); DSK GmbH (14); Ingrid Letsch (72); BUGA Cottbus (80); FC Ener- gie Cottbus (82); Zimmermann und Partner Archi-tekten, Cottbus (84); Architekturbüro Hermann und Partner, Cottbus (88); Privatsammlung Stürmer (90); Archiv verschwundener Orte, Forst (92); Alle übrigen: Städtische Sammlungen Cottbus

Frank Mangelsdorf (Hg.)

Page 3: Einst & Jetzt: Cottbus

EINST uND JETZTCOTTBuS

Texte: Harriet Stürmer, mit Unterstützung von Steffen Krestin, Städtische Sammlungen Cottbus Fotos: Carla Fischer (7, 9, 11, 13, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 31, 33, 35, 37, 41, 43, 45, 47, 49, 65, 73, 75, 77, 85, 89, 91, 93); Heinz Köhler (Umschlag, 15, 39, 51, 53, 55, 57, 59, 61, 63, 67, 69, 71, 77, 79, 81, 83, 87); Ingrid Letsch (29)Historische Aufnahmen: Herwarth + Holz Planung und Architektur, Berlin (Umschlag, 18); DSK GmbH (14); Ingrid Letsch (72); BUGA Cottbus (80); FC Ener- gie Cottbus (82); Zimmermann und Partner Archi-tekten, Cottbus (84); Architekturbüro Hermann und Partner, Cottbus (88); Privatsammlung Stürmer (90); Archiv verschwundener Orte, Forst (92); Alle übrigen: Städtische Sammlungen Cottbus

Frank Mangelsdorf (Hg.)

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Reizvolles und Bemerkenswertes bietet der Ort dem aufmerksamen Gast. Und doch: Wer vor seinem ersten Besuch erfährt, dass Cottbus – auf Sorbisch Chóśebuz – „schöne Häuser“ bedeutet, hat vielleicht falsche Erwartungen an die zweitgrößte Stadt Bran-denburgs.Die mehr als 850 Jahre alte Tuchmacherstadt ist in ihrer Geschichte oft gebeutelt worden. Blitz und Feuer legten sie wiederholt in Schutt und Asche, der Dreißigjährige Krieg brachte Zerstörung und Elend, und auch im schlimmsten aller Kriege verlor die Stadt nach Bombardements und verlustreichen Kämpfen im April 1945 große Teile ihrer Bausubstanz. Die fol-genden entbehrungsreichen Jahre gruben sich tief in den brandenburgischen Sand. Das am Spreewald gelegene Cottbus wurde zum Zentrum der Energie- und Kohlewirtschaft, rings um die Stadt entstanden mächtige Tagebaue mit kilometerlangen Förder-brücken.Also keine schönen Häuser mehr in Cottbus? Und ob. Neben den mittelalterlichen Gebäuderesten befin-den sich in der größten Stadt der Niederlausitz nicht nur die obligatorischen Plattenbauten aus DDR-Zeiten, sondern auch Gründerzeitvillen und das ein-zige erhaltene Jugendstiltheater Deutschlands, die wiederum mit dem vorbildlich sanierten Altmarkt und seinen Giebelhäusern wetteifern. Verschiede-ne Kulturen hinterließen viele Spuren. Nicht zuletzt an der zweisprachigen Beschilderung von Orten und

Plätzen zeigt sich: Hier pflegen seit Jahrhunderten neben den Deutschen auch die slawischen Sorben ihre Traditionen.Die in den letzten zwei Jahrzehnten auffällig aus- gebauten zahlreichen Parks und Gärten, allen voran der berühmte Branitzer Park, begleiteten den tief-greifenden Strukturwandel, den Cottbus genommen hat – von der Energiearbeiterstadt hin zum Dienst-leistungs- und Wissenschaftszentrum. Cottbus hat es einmal mehr verstanden, sich wieder neu zu er-finden. Die rund 6000 Studenten der Technischen Universität verleihen dem alten Cottbus ein junges Gesicht.Altgeblieben ist nur der Zungenbrecher, mit dem die Cottbuser immer noch gern ihre neuen Gäste auf die Probe stellen: „Der Cottbuser Postkutscher putzt den Cottbuser Postkutschkasten.“

Frank MangelsdorfChefredakteur der Märkischen Oderzeitung

Einführung

ISBN 978-3-941092-63-1

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de

Redaktion: Andreas Oppermann, MOZ-Redaktion GmbHGestaltung: Kathrin Strahl, BerlinDruck: Print & Media, Dänschenburg, www.printundmedia-online.de

Berlin / Wildeshausen 2011Alle Rechte vorbehalten.

Mit freundlicher Unterstützung von

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Reizvolles und Bemerkenswertes bietet der Ort dem aufmerksamen Gast. Und doch: Wer vor seinem ersten Besuch erfährt, dass Cottbus – auf Sorbisch Chóśebuz – „schöne Häuser“ bedeutet, hat vielleicht falsche Erwartungen an die zweitgrößte Stadt Bran-denburgs.Die mehr als 850 Jahre alte Tuchmacherstadt ist in ihrer Geschichte oft gebeutelt worden. Blitz und Feuer legten sie wiederholt in Schutt und Asche, der Dreißigjährige Krieg brachte Zerstörung und Elend, und auch im schlimmsten aller Kriege verlor die Stadt nach Bombardements und verlustreichen Kämpfen im April 1945 große Teile ihrer Bausubstanz. Die fol-genden entbehrungsreichen Jahre gruben sich tief in den brandenburgischen Sand. Das am Spreewald gelegene Cottbus wurde zum Zentrum der Energie- und Kohlewirtschaft, rings um die Stadt entstanden mächtige Tagebaue mit kilometerlangen Förder-brücken.Also keine schönen Häuser mehr in Cottbus? Und ob. Neben den mittelalterlichen Gebäuderesten befin-den sich in der größten Stadt der Niederlausitz nicht nur die obligatorischen Plattenbauten aus DDR-Zeiten, sondern auch Gründerzeitvillen und das ein-zige erhaltene Jugendstiltheater Deutschlands, die wiederum mit dem vorbildlich sanierten Altmarkt und seinen Giebelhäusern wetteifern. Verschiede-ne Kulturen hinterließen viele Spuren. Nicht zuletzt an der zweisprachigen Beschilderung von Orten und

Plätzen zeigt sich: Hier pflegen seit Jahrhunderten neben den Deutschen auch die slawischen Sorben ihre Traditionen.Die in den letzten zwei Jahrzehnten auffällig aus- gebauten zahlreichen Parks und Gärten, allen voran der berühmte Branitzer Park, begleiteten den tief-greifenden Strukturwandel, den Cottbus genommen hat – von der Energiearbeiterstadt hin zum Dienst-leistungs- und Wissenschaftszentrum. Cottbus hat es einmal mehr verstanden, sich wieder neu zu er-finden. Die rund 6000 Studenten der Technischen Universität verleihen dem alten Cottbus ein junges Gesicht.Altgeblieben ist nur der Zungenbrecher, mit dem die Cottbuser immer noch gern ihre neuen Gäste auf die Probe stellen: „Der Cottbuser Postkutscher putzt den Cottbuser Postkutschkasten.“

Frank MangelsdorfChefredakteur der Märkischen Oderzeitung

Einführung

ISBN 978-3-941092-63-1

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de

Redaktion: Andreas Oppermann, MOZ-Redaktion GmbHGestaltung: Kathrin Strahl, BerlinDruck: Print & Media, Dänschenburg, www.printundmedia-online.de

Berlin / Wildeshausen 2011Alle Rechte vorbehalten.

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inhALT

6 _ um 1940 Schlossberg

8 _ um 1925 Amtsgericht

10 _ um 1960 Gerberhäuser

12 _ um 1925 Elektrizitätswerk

14 _ um 2000 Dieselkraftwerk

16 _ um 2000 Tuchmachervilla

18 _ um 2000 Alte Tuchfabrik 20 _ um 1945 Oberkirche 22 _ um 1930 Altmarkt 24 _ um 1937 Neues Rathaus 26 _ um 1910 Puschkinpromenade 28 _ um 1915 Teehäuschen 30 _ um 2003 Städtische Turnhalle 32 _ um 1905 Spremberger Tum 34 _ 1885 Juwelier Sack 36 _ um 1980 Spremberger Straße 38 _ 1980 Staatstheater 40 _ um 1975 Hauptpost 42 _ um 1980 Hotel Lausitz 44_ um 1980 Sternchen 46 _ um 1980 Stadtpromenade 48 _ um 2005 Blechenschule

vorworT

Als „Wiege“ der brandenburgisch-preußischen Industrie und als Stadt, in der seit mehr als 180 Jahren forstliche Lehre und Forschung stattfin-den, ist Eberswalde heute ein leistungsfähiger und innovativer Standort für Wirtschaft, Wis-senschaft und Kultur. Zu bedeutenden und zum Teil weltbekannten Aushängeschildern der Stadt zählen die Kirow-Ardelt-AG mit der Herstellung von Spezialkränen, die Hochschule für nachhal- tige Entwicklung oder das 2007 im Passivhaus-standard errichtete Landratsamt, das zudem eine der größten Sammlungen des in Eberswalde gebo-renen Künstlers Paul Wunderlich beherbergt. Be-kannt ist Eberswalde auch für seinen Goldschatz, der sich als Nachbildung im Museum in der Adler-Apotheke befindet sowie für den Zoo mit seinen rund 1 400 Tieren aus fünf Kontinenten.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Eberswalde vermutlich im Jahr 1254 seine erste offizielle Er-wähnung fand, die auf den Zusammenschluss von Ebersberg und Jacobsdorf an einer Furt der Fine bzw. Finow zurückgeht. Der 1605 fertiggestellte Finowkanal gilt heute als älteste künstliche Was-serstraße Deutschlands. Er war seit dem 17. Jahr-hundert ein zentraler Dreh- und Angelpunkt für zahlreiche industrielle Ansiedlungen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlangte Eberswalde sowohl als Wirtschaftsstandort als auch als Bade- und Luftkurort sowie als Waldstadt (wegen der

1830 gegründeten Forstakademie) zunehmende Berühmtheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg ent-wickelte sich Eberswalde sprunghaft zu einem bedeutenden Industrie-, Verkehrs- und Agrarzen-trum. Die 1970 zusammengeschlossene Doppelge-meinde Eberswalde-Finow erreichte 1989 mit etwa 55 000 Menschen die höchste Einwohnerzahl ihrer Geschichte. 1993 erfolgte zudem die Eingemein-dung der Dörfer Sommerfelde und Tornow sowie 2006 von Spechthausen in die heutige Kreisstadt Eberswalde. Seit 1990 avanciert die Stadt (dank eines leistungsfähigen Mittelstandes) zum viel-seitigsten der 15 regionalen Wachstumskerne des Landes Brandenburg – und sorgt so letztlich auch für wirtschaftliche Stabilität in der Region.

Entdecken Sie mit „Einst und Jetzt“ eine facetten-reiche Stadt, die beeindruckende Veränderungen erfahren hat und sich überaus erfolgreich im an-spruchsvollen Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne bewegt.

Ramona Schönfelder Leiterin Museum in der Adler-Apotheke Eberswalde

50_ um 1985 Hauptbahnhof 52 _ um 1930 Spreewaldbahnhof 54 _ um 1985 Görlitzer Straße 56 _ um 1920 Carl-Thiem-Klinikum 58 _ 2003 Vattenfall-Hauptverwaltung 60_ um 1985 Brandenburgische Technische Universität

62 _ um 1975 Universitätsbibliothek 64_ um 1975 Dorfanger in Schmellwitz 66 _ um 2004 Kaisers Gaststätte 68 _ um 1985 Textilkombinat 70 _ um 1980 Große Spreewehrmühle 72 _ 1985 Ententeich in Neu-Schmellwitz 74 _ um 1975 Mittelganghäuser in Sandow 76_ um 1980 Schloss und Park Branitz 78 _ um 1985 Tierpark 80 _ um 1990 Spreeauenpark 82 _ um 1965 Stadion der Freundschaft 84 _ um 2000 Platten-Rückbau in Sachsendorf-Madlow 86_ um 1985 Gelsenkirchener Allee 88 _ um 1980 Hochschule Lausitz 90_ 1931 Fastnacht in Ströbitz

92_ 1915 Merzdorf

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6 _ um 1940 Schlossberg

8 _ um 1925 Amtsgericht

10 _ um 1960 Gerberhäuser

12 _ um 1925 Elektrizitätswerk

14 _ um 2000 Dieselkraftwerk

16 _ um 2000 Tuchmachervilla

18 _ um 2000 Alte Tuchfabrik 20 _ um 1945 Oberkirche 22 _ um 1930 Altmarkt 24 _ um 1937 Neues Rathaus 26 _ um 1910 Puschkinpromenade 28 _ um 1915 Teehäuschen 30 _ um 2003 Städtische Turnhalle 32 _ um 1905 Spremberger Tum 34 _ 1885 Juwelier Sack 36 _ um 1980 Spremberger Straße 38 _ 1980 Staatstheater 40 _ um 1975 Hauptpost 42 _ um 1980 Hotel Lausitz 44_ um 1980 Sternchen 46 _ um 1980 Stadtpromenade 48 _ um 2005 Blechenschule

vorworT

Als „Wiege“ der brandenburgisch-preußischen Industrie und als Stadt, in der seit mehr als 180 Jahren forstliche Lehre und Forschung stattfin-den, ist Eberswalde heute ein leistungsfähiger und innovativer Standort für Wirtschaft, Wis-senschaft und Kultur. Zu bedeutenden und zum Teil weltbekannten Aushängeschildern der Stadt zählen die Kirow-Ardelt-AG mit der Herstellung von Spezialkränen, die Hochschule für nachhal- tige Entwicklung oder das 2007 im Passivhaus-standard errichtete Landratsamt, das zudem eine der größten Sammlungen des in Eberswalde gebo-renen Künstlers Paul Wunderlich beherbergt. Be-kannt ist Eberswalde auch für seinen Goldschatz, der sich als Nachbildung im Museum in der Adler-Apotheke befindet sowie für den Zoo mit seinen rund 1 400 Tieren aus fünf Kontinenten.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Eberswalde vermutlich im Jahr 1254 seine erste offizielle Er-wähnung fand, die auf den Zusammenschluss von Ebersberg und Jacobsdorf an einer Furt der Fine bzw. Finow zurückgeht. Der 1605 fertiggestellte Finowkanal gilt heute als älteste künstliche Was-serstraße Deutschlands. Er war seit dem 17. Jahr-hundert ein zentraler Dreh- und Angelpunkt für zahlreiche industrielle Ansiedlungen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlangte Eberswalde sowohl als Wirtschaftsstandort als auch als Bade- und Luftkurort sowie als Waldstadt (wegen der

1830 gegründeten Forstakademie) zunehmende Berühmtheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg ent-wickelte sich Eberswalde sprunghaft zu einem bedeutenden Industrie-, Verkehrs- und Agrarzen-trum. Die 1970 zusammengeschlossene Doppelge-meinde Eberswalde-Finow erreichte 1989 mit etwa 55 000 Menschen die höchste Einwohnerzahl ihrer Geschichte. 1993 erfolgte zudem die Eingemein-dung der Dörfer Sommerfelde und Tornow sowie 2006 von Spechthausen in die heutige Kreisstadt Eberswalde. Seit 1990 avanciert die Stadt (dank eines leistungsfähigen Mittelstandes) zum viel-seitigsten der 15 regionalen Wachstumskerne des Landes Brandenburg – und sorgt so letztlich auch für wirtschaftliche Stabilität in der Region.

Entdecken Sie mit „Einst und Jetzt“ eine facetten-reiche Stadt, die beeindruckende Veränderungen erfahren hat und sich überaus erfolgreich im an-spruchsvollen Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne bewegt.

Ramona Schönfelder Leiterin Museum in der Adler-Apotheke Eberswalde

50_ um 1985 Hauptbahnhof 52 _ um 1930 Spreewaldbahnhof 54 _ um 1985 Görlitzer Straße 56 _ um 1920 Carl-Thiem-Klinikum 58 _ 2003 Vattenfall-Hauptverwaltung 60_ um 1985 Brandenburgische Technische Universität

62 _ um 1975 Universitätsbibliothek 64_ um 1975 Dorfanger in Schmellwitz 66 _ um 2004 Kaisers Gaststätte 68 _ um 1985 Textilkombinat 70 _ um 1980 Große Spreewehrmühle 72 _ 1985 Ententeich in Neu-Schmellwitz 74 _ um 1975 Mittelganghäuser in Sandow 76_ um 1980 Schloss und Park Branitz 78 _ um 1985 Tierpark 80 _ um 1990 Spreeauenpark 82 _ um 1965 Stadion der Freundschaft 84 _ um 2000 Platten-Rückbau in Sachsendorf-Madlow 86_ um 1985 Gelsenkirchener Allee 88 _ um 1980 Hochschule Lausitz 90_ 1931 Fastnacht in Ströbitz

92_ 1915 Merzdorf

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Der 46 Meter hohe Schlossturm weist schon von Weitem den Weg zum Landgericht auf dem Schlossberg. Der Name deutet darauf hin, dass es sich um einen geschichtsträchtigen Ort handeln muss. Und in der Tat ist der Schlossberg die Wiege der Stadt. Dort haben Lusici (ein westslawischer Stamm, der zum Verband der Sorben/Wenden ge-hörte) eine seit dem 10. Jahrhundert nachweisbare mittelalterliche Befestigungsanlage errichtet. Im Schutze ihrer Burg legten die Wenden eine Vorburg-siedlung an, die sich im 11. und 12. Jahrhundert zu einer frühstädtischen Siedlung entwickelte. Von

der Existenz der Burg zeugt eine Urkunde von 1156 – die erste urkundliche Erwähnung der Stadt. Im Jahr 1301 wird das Schloss das erste Mal erwähnt – zu dieser Zeit herrschten die „Herren von Cottbus“, ein fränkisches Adelsgeschlecht, auf der Burg. Das Haupthaus und der Turm wurden 1857 durch ein Feuer beschädigt. In den 1870er Jahren wurde das Haupthaus abgerissen und an seiner Stelle das heu-tige Landgericht gebaut. Der um 1300 entstandene Turm wurde einige Jahre später in seinem oberen Teil wiederhergestellt. Im unteren Bereich sind noch heute die Mauern des alten Bergfrieds erhalten.

uM 1940 schLossBErg

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Der 46 Meter hohe Schlossturm weist schon von Weitem den Weg zum Landgericht auf dem Schlossberg. Der Name deutet darauf hin, dass es sich um einen geschichtsträchtigen Ort handeln muss. Und in der Tat ist der Schlossberg die Wiege der Stadt. Dort haben Lusici (ein westslawischer Stamm, der zum Verband der Sorben/Wenden ge-hörte) eine seit dem 10. Jahrhundert nachweisbare mittelalterliche Befestigungsanlage errichtet. Im Schutze ihrer Burg legten die Wenden eine Vorburg-siedlung an, die sich im 11. und 12. Jahrhundert zu einer frühstädtischen Siedlung entwickelte. Von

der Existenz der Burg zeugt eine Urkunde von 1156 – die erste urkundliche Erwähnung der Stadt. Im Jahr 1301 wird das Schloss das erste Mal erwähnt – zu dieser Zeit herrschten die „Herren von Cottbus“, ein fränkisches Adelsgeschlecht, auf der Burg. Das Haupthaus und der Turm wurden 1857 durch ein Feuer beschädigt. In den 1870er Jahren wurde das Haupthaus abgerissen und an seiner Stelle das heu-tige Landgericht gebaut. Der um 1300 entstandene Turm wurde einige Jahre später in seinem oberen Teil wiederhergestellt. Im unteren Bereich sind noch heute die Mauern des alten Bergfrieds erhalten.

uM 1940 schLossBErg

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Cottbus bekam im Jahr 1907 ein neues Amtsge-richt. Dafür wurde der Vorgängerbau am Fuß des Schlossbergs abgerissen. Gleichzeitig fanden auch auf dem Schlossberg Abrissarbeiten statt. Für den Neubau des Gerichtsgefängnisses direkt neben dem Amtsgericht verschwanden die letzten bau-lichen Überreste des Cottbuser Schlosses. Heute ist das ehemalige Gefängnis Haus 2 des Landge-richts. Zu DDR-Zeiten nutzte es die Stasi noch als Untersuchungshaftanstalt. Bei der Renovierung nach der Wende wurden die Stilelemente des Ge-

fängnisses bewusst beibehalten. So haben zum Beispiel die Türen zu den Büros noch immer eine mittlerweile verschlossene Metallklappe vor dem Guckloch. Manche Zimmer sind noch mit dem Me-tallverschluss der ehemaligen Essensdurchreiche versehen. Am Eingang erinnert heute eine Gedenk-tafel an die traurige Vergangenheit des Gebäudes zu DDR-Zeiten. „Zum Gedenken an die der politi-schen Willkür schutzlos ausgeliefert gewesenen Inhaftierten“ steht darauf geschrieben.

uM 1925 AMTsgErichT

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Cottbus bekam im Jahr 1907 ein neues Amtsge-richt. Dafür wurde der Vorgängerbau am Fuß des Schlossbergs abgerissen. Gleichzeitig fanden auch auf dem Schlossberg Abrissarbeiten statt. Für den Neubau des Gerichtsgefängnisses direkt neben dem Amtsgericht verschwanden die letzten bau-lichen Überreste des Cottbuser Schlosses. Heute ist das ehemalige Gefängnis Haus 2 des Landge-richts. Zu DDR-Zeiten nutzte es die Stasi noch als Untersuchungshaftanstalt. Bei der Renovierung nach der Wende wurden die Stilelemente des Ge-

fängnisses bewusst beibehalten. So haben zum Beispiel die Türen zu den Büros noch immer eine mittlerweile verschlossene Metallklappe vor dem Guckloch. Manche Zimmer sind noch mit dem Me-tallverschluss der ehemaligen Essensdurchreiche versehen. Am Eingang erinnert heute eine Gedenk-tafel an die traurige Vergangenheit des Gebäudes zu DDR-Zeiten. „Zum Gedenken an die der politi-schen Willkür schutzlos ausgeliefert gewesenen Inhaftierten“ steht darauf geschrieben.

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Page 12: Einst & Jetzt: Cottbus

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Die Gerberhäuser sind heute nicht nur die ältesten Häuser von Cottbus, sie gehören zweifelsfrei auch zu den schönsten. Die drei erhalten gebliebenen Ge-bäude der einstigen Gerbersiedlung mit Wohn- und Arbeitsgebäuden für Loh- und Weißgerber wurden zu verschiedenen Zeiten gebaut. Deshalb kann man an ihnen die geschichtliche Entwicklung des städ-tischen Gerberhandwerks gut nachvollziehen. Das kleinste der Gebäude wurde im Jahr 1727 gebaut und diente einer Gerberfamilie als Werkstatt und Wohnhaus. Das mittlere Haus, im Jahr 1760 erbaut,

ist bereits ein reines Wohnhaus – eine einfache Fachwerkkonstruktion im Stil der im Nordosten Deutschlands typischen mittelalterlichen Vertei-digungsbauten. Das dritte und jüngste Haus ist ein im Jahr 1860 errichteter Ziegelbau. Nach der Wen-de wurde das historische Dreierensemble auf der Mühleninsel hochwertig saniert. Weil hinter den Häusern direkt der Mühlengraben als Nebenarm der Spree entlang fließt, können die Bewohner auf ihren Terrassen einen uneingeschränkten Blick aufs Wasser genießen.

uM 1960 gErBErhäusEr

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Die Gerberhäuser sind heute nicht nur die ältesten Häuser von Cottbus, sie gehören zweifelsfrei auch zu den schönsten. Die drei erhalten gebliebenen Ge-bäude der einstigen Gerbersiedlung mit Wohn- und Arbeitsgebäuden für Loh- und Weißgerber wurden zu verschiedenen Zeiten gebaut. Deshalb kann man an ihnen die geschichtliche Entwicklung des städ-tischen Gerberhandwerks gut nachvollziehen. Das kleinste der Gebäude wurde im Jahr 1727 gebaut und diente einer Gerberfamilie als Werkstatt und Wohnhaus. Das mittlere Haus, im Jahr 1760 erbaut,

ist bereits ein reines Wohnhaus – eine einfache Fachwerkkonstruktion im Stil der im Nordosten Deutschlands typischen mittelalterlichen Vertei-digungsbauten. Das dritte und jüngste Haus ist ein im Jahr 1860 errichteter Ziegelbau. Nach der Wen-de wurde das historische Dreierensemble auf der Mühleninsel hochwertig saniert. Weil hinter den Häusern direkt der Mühlengraben als Nebenarm der Spree entlang fließt, können die Bewohner auf ihren Terrassen einen uneingeschränkten Blick aufs Wasser genießen.

uM 1960 gErBErhäusEr

Page 14: Einst & Jetzt: Cottbus

13uM 1925 ELEkTriziTäTswErk

Das Elektrizitätswerk kann getrost als Sehenswür-digkeit bezeichnet werden. Mittlerweile ist das im Stil der neugotischen Industriearchitektur mit Türmchen und Zinnen gebaute Haus über 100 Jah-re alt. Es steht unterhalb der einstigen Cottbuser Burganlage, dem heutigen Schlossberg, und nahe den historischen Gerberhäusern. An derselben Stelle befand sich auf der Mühleninsel einmal die Stadtmühle, deren endgültiges Ende nach ihrem sechsten Brand im Jahr 1882 besiegelt wurde. Die Insel war durch einen künstlich angelegten Graben entstanden und wird noch heute von jenem Müh-lengraben und von der Spree eingeschlossen. Die ungenutzte Wasserkraft der abgebrannten Stadt-mühle sollte zur Erzeugung elektrischer Energie genutzt werden. Und so wurde zwischen 1901 und 1903 das E-Werk gebaut. Lange Zeit diente es mit Wasserturbinen, Dampfmaschinen und Kessel-anlagen ausgestattet zur Stromversorgung der Straßenbahn, die 1903 ihre erste Probefahrt hatte. Nach der Wende wurde das stillgelegte E-Werk als Veranstaltungsort für Partys und Konzerte genutzt. Schließlich schob das Stadtparlament dem laut-starken Treiben am Spreeufer einen Riegel vor. Ein Anwohner hatte gegen den Lärm geklagt.

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13uM 1925 ELEkTriziTäTswErk

Das Elektrizitätswerk kann getrost als Sehenswür-digkeit bezeichnet werden. Mittlerweile ist das im Stil der neugotischen Industriearchitektur mit Türmchen und Zinnen gebaute Haus über 100 Jah-re alt. Es steht unterhalb der einstigen Cottbuser Burganlage, dem heutigen Schlossberg, und nahe den historischen Gerberhäusern. An derselben Stelle befand sich auf der Mühleninsel einmal die Stadtmühle, deren endgültiges Ende nach ihrem sechsten Brand im Jahr 1882 besiegelt wurde. Die Insel war durch einen künstlich angelegten Graben entstanden und wird noch heute von jenem Müh-lengraben und von der Spree eingeschlossen. Die ungenutzte Wasserkraft der abgebrannten Stadt-mühle sollte zur Erzeugung elektrischer Energie genutzt werden. Und so wurde zwischen 1901 und 1903 das E-Werk gebaut. Lange Zeit diente es mit Wasserturbinen, Dampfmaschinen und Kessel-anlagen ausgestattet zur Stromversorgung der Straßenbahn, die 1903 ihre erste Probefahrt hatte. Nach der Wende wurde das stillgelegte E-Werk als Veranstaltungsort für Partys und Konzerte genutzt. Schließlich schob das Stadtparlament dem laut-starken Treiben am Spreeufer einen Riegel vor. Ein Anwohner hatte gegen den Lärm geklagt.