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Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 2
Inhalt
– Präferenzrelation– Referenzpunktansatz– Referenzpunktmethode (Zusammenfassung)– Distanzfunktion– Design von PCR Primerpaaren– Vorwärtsprimer p– Rückwärtsprimer q– Primerwechselwirkung
!
!!!!!!
!
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 3
Präferenzrelation (1/12)
Definition
Eine (strikte) Präferenzrelation ist eine binäre Relation,die asymmetrisch und negativ transitiv ist.
Asymmetrie
Negative Transitivität
für deterministische undstochastische Situationen!
( )abba pp ¬!
( ) ( ) ( ) und cacbba ppp ¬!¬¬
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 4
Präferenzrelation (2/12)
Beispiel
Eine asymmetrische und transitive, aber nicht negativ transitive Relationist die komponentenweise Ordnung auf n mit Verschärfung in mind.einer Koordinate.
Komponentenweise Ordnung
Komponentenweise Ordnung mit Verschärfung
niyxyxy
yy
x
xx ii
nn
,,1:11
ist und Für LMM =!"!###
$
%
&&&
'
(
=###
$
%
&&&
'
(
=
jyxniyxyx jjii Index einen mindestensfür und , ,1 : <=!" Lp
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 5
Präferenzrelation (3/12)
≺ ist asymmetrisch, denn
x2x
2y
1x 1y
y
}{ Spitze mit Kegel ist yxy !
}{ Spitze ohne Kegel ist yxy p
( )xy
yxynixyxy
jyxniyxyx
jjj
ii
jjii
p
p
p
L
L
¬!
"
="
<="#
reinsbesonde d.h., , ,1 so Wäre
ein für und ,,1
Widerspruch<
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 6
Präferenzrelation (4/12)
≺ ist transitiv, denn
≺ ist nicht negativ transitiv, denn
yx
zxzyxnizyxzyyx
jjjjj
iii
p
pp L
!
<"<
=""!
also und , ,1 und
( ) ( ) zxzyyx
zyx
ppp aber und 43
51
32
¬¬
!!"
#$$%
&=!!
"
#$$%
&=!!
"
#$$%
&=
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 7
Präferenzrelation (5/12)
Veranschaulichung Transitivität
x
y
z
xzyzxy
von Kegel von Kegel von Kegel von Kegel von Kegel von Kegel
!"#$%
!
!
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 8
Präferenzrelation (6/12)
Veranschaulichung Fehlen negativer Transitivität
x3
4
1 2
y
3
5
z
Bereich des Fehlens einer≺ Relation
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 9
Präferenzrelation (7/12)
Eine asymmetrische und negativ transitive Relation ≺ ist transitiv, denn
( )( )
( ) bababccbca
cacbba
transitivnegativpp
pp
p
ppp
zu spruch Wider :Annahme
und
¬!
"#$
¬!
¬
!
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 10
Präferenzrelation (8/12)
DefinitionDie zu einer (strikten) Präferenzrelation ≺ gehörende Indifferenz-relation ~ ist definiert als das Fehlen von Präferenzen d.h.
Von der Intuition fast die Indifferenzrelation ein bewusstes Gleichwertigkeitsurteil und ein „sich nicht entscheiden können“ zusammen!
( ) ( )abbaba pp ¬¬! und :~
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 11
Präferenzrelation (9/12)
Zentrale Bedeutung der negativen Transitivität
Sichert Transitivität der Indifferenz
( ) ( )( ) ( )
( ) ( )a~c
acca
bccbabbacbba
!
¬¬
¬¬
¬¬!
und
und und ~ und ~
pp
pp
pp
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 12
Präferenzrelation (10/12)
Definition
Präferenz-Indifferenzrelation oder schwache Präferenzordnung
Alternative Formulierung
≺ ist transitiv!
bababa ~: oder p!"
( ) ( )( )( )abba
abbababapp
pppp
¬!
¬¬!
und und oder
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 13
Präferenzrelation (11/12)
Für eine strikte Präferenzrelation ≺ über einer Alternativenmenge A(abzählbar) gibt es reellwertige, ordnungserhaltende Funktionen,d.h. f: A " mit
Die „Schwierigkeit“ einer strikten Präferenzordung liegt in Funktionen, dieOrdnung ist dann die gewöhnliche Ordnung reeller Zahlen!
Die Indifferenz wird als Gleichheit dargestellt.
).()( bfafba !p
( ) ( )( ) ( )( ) ( ) ( )( )
( ) ( )bfafafbfbfaf
abbaba
=
¬¬
¬¬
d.h., und
d.h., und ist ~ pp
<<
<
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 14
Präferenzrelation (12/12)
Gleichheit reeller Zahlen ist transitiv f(a) = f(b) und f(b) = f(c) ⇒ f(a) = f(c) , d.h.Indifferenzrelation ist transitiv, sofern strikte Ordnung mit reellwertigenFunktionen darstellbar.
Funktionen, die Präferenzrelationen darstellen, nennt manPräferenzfunktionen.
dies im nachhinein Erklärung fürentsprechenden Aufwand!
deterministischer undstochastischer Fallgleich behandelt!
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 15
Referenzpunktansatz (1/5)
Wie konstruiert man Präferenzfunktionen?Für deterministische Situationen gibt es den Referenzpunktansatz
Idee1. Als Referenzpunkt wird ein ideal guter oder utopischer Punkt gewählt2. Es wird eine Alternative gesucht, die dem Referenzpunkt am nächsten
liegt. → „beste Alternative“
Referenzpunkt
A
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 16
Referenzpunktansatz (2/5)
VorteilMan kann auch die komponentenweise Ordnung darstellen, wenn dieIndifferenzen speziell beachtet werden. Dazu Begriff der Dominanz oderPareto-Optimalität
Alternative a∊A ist Pareto-optimal, wenn es kein b∊A gibt mit a≺ b;
≺ komponentenweise Ordung. a heisst dominiert wenn es b∊A, b≠a gibt mita b
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 17
Referenzpunktansatz (3/5)
Pareto-optimal
dominiert
vier Pareto-optimale Punkte
= Paretorand
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 18
Referenzpunktansatz (4/5)
Im kontinuierlichen Fall
Paretorand
A
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 19
Referenzpunktansatz (5/5)
Beim Referenzpunktansatz kann eine dominierte Alternative gewähltwerden, wenn Referenzpunkt ungeschickt gewählt:
A = {a,b,c} aber Apareto = {b,c}
ca
b
Referenzpunkt
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 20
Referenzpunktmethode (Zusammenfassung) (1/1)
1. Für Alternativemenge A ⊆ n Bestimmung des Paretorands Apareto2. Wahl Referenzpunkt Ref ∊ n3. Bestimmung argmin a ∊ Apareto Dist(a,Ref)
Zu beachten
• a! Ref ∀ a ∊ Apareto• Dist kann Euklidischer Abstand o.a. sein.
Diese Distanz ist, bis auf das Vorzeichen, eine ordnungserhaltendeFunktion
( ) ( )
( ) ( )
( ) ( )bfaf
RefbDistRefaDist
RefbDistRefaDistba
!
""!
!
,,
,,p
= =>
<
<
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 21
Distanzfunktion (1/7)
Dist(a,Ref) kann Euklidischer Abstand, d.h.
Aber auch andere (Lipschitz-)Normen, vor allem die 1-Norm
Für n=2 sind Punkte gleichen Abstands Kreise für die Euklidsche Norm undRauten für die 1-Norm
( )
( ) ( )
!!!
"
#
$$$
%
&
=!!!
"
#
$$$
%
&
=
++=
'='=
''
nRef
Ref
Ref
n
RefRefRef
x
xx
x
xx
nRefnRef
xxxxxxDist
xxxx
,
1,1
22
2
,1,1
,
MM
L
mit
( ) nRefnRefRefRef xxxxxxxxDist ,1,1, !++!=!= L 1
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 22
Distanzfunktion (2/7)
Der Unterschied zwischen 2-Norm und 1-Norm in Bezug auf denReferenzpunkt ist nicht so sehr die „Kugel“, sondern die Robustheit derausgewählten Alternative.
Refx2,Refx
1K2
1,Refx
K1
{ }{ }1
1
11
22
=!=
=!=
Ref
Ref
xxxK
xxxK
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 23
Distanzfunktion (3/7)
Wird der Referenzpunkt verschoben, so dass er auch in neuer Lage dengesamten Paretorand dominiert, kann sich die beste Alternative im Sinneder ||…||2-Norm ändern.
Bei der ||…||1-Norm bleibt die beste Alternative bestehen!
Paretorand
Refx
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 24
Distanzfunktion (4/7)
Von der Raute kommt nur die südwestliche 45° Linie zum Tragen. Die besteAlternative ist für alle sinnvollen Referenzpunkte identisch.
Die Distanzwerte ändern sich, sofern sich der Referenzpunkt ändert, nichtaber die beste Alternative.
Warum also 1-Norm beim Referenzpunktansatz?
45°Linie
Refx
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 25
Distanzfunktion (5/7)
1. Nicht alle Kriterien sind monoton, z.B. Raumtemperatur(ideal 18°,…, 20°C) d.h. Paretorand sieht anders aus
1. Kriterium ist nicht monoton2. Kriterium ist monoton
Die Änderung des Referenzpunktes beschreibt tatsächlich eine andereAlternativenwahl
idealx1
Paretorand
Ref
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 26
Distanzfunktion (6/7)
2. Die Distanzfunktion kann mit Gewichten versetzen werden
Beispiel
2,21,1
,1
,2,221,11
,11
*3*2
***
RefRef
wRef
nRefnnRefRef
wRefRef
xxxx
xx
xxwxxwxxw
xxxx
!+!=
!
!++!+!=
!"!
L
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 27
Distanzfunktion (7/7)
Beispiel
Raute wird gestaucht
2,21,1
,1
*3*2 RefRef
wRef
xxxx
xx
!+!=
!
Refx
34
2
34
2
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 28
Design von PCR Primerpaaren* (1/3)
PCR = polymerase chain reaction
ZielBestimmung eines Abschnitts „eines“ DNA Moleküls bzw. eines in geringerKonzentration vorliegenden DNA Moleküls.
Vorgehen– Abschnitt wird festgelegt+ Abschnitt wird vervielfacht (→ Konzentrationserhöhung)– Abschnitt wird analysiert (erst aufgrund Konzentrationserhöhung möglich)
DNA Molekül
interessierender Abschnittz.B. 1400bp lang
Exon eines Gens
Teil eines Exons
Teil eines Introns, d.h„nicht kodierenden Bereichs“
*Quelle: T. Kämpke, „The reference point method in primer design“, in: PCR Primer Design, Humana Press, Totowa, NJ, 2007.
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 30
Design von PCR Primerpaaren (2/3)
DNA Stränge gerichtetPrimer immer paarweise, jeder Primer ist einsträngig
Größenverhältnisse Primerlänge z.B. 19Fenster z.B. 39interessierenderBereiche z.B. 1400
Primer heißen Primer, weil sie „prime“ (der Anfang) für einen naturnahenKopierprozess sind.
3`5`
5`3`
5` 3`… …3` 5`
Vorwärtsfenster Rückwärtsfenster
Vorwärtsprimer Rückwärtsprimer
Interessierender Bereich
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 31
Design von PCR Primerpaaren (3/3)
Fortsetzen wird durch ein Enzym, die Tac Polymerase, ermöglicht. Vielechemische Tricks und Edukte notwendig, Temperaturzyklen.
Kandidaten für Primerpaare durch Abschnitte in Fenster erzeugt.12 Kriterien für gute Primerpaare (p,q)
fünf für jeden Primerzwei für das Zusammenwirken
3` 5` | Ein String A T T C G G A C C
5` T A A G C C T G G
| Primer
(Länge 6)Primer Fortsetzung
(„Kopien“)
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 32
Vorwärtsprimer p (1/1)
G G A T T G A T A A T G T A A T A G G
Länge |p| 19GC(p) [in%] 32Tm(p) [in°C] 50sa(p) 12sea(p) 0
Tm(p):kritische Temperatur Tm(p) = 2 *
sa self anrealsea self end anreal
2# G(p) + 2# C(p)
+1# T(p) + 1# A(p)
sollen verhindern, dass sichPrimer an sich selbstanlagern („primer dimer“)
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 33
Rückwärtsprimer q (1/1)
C A T T A T G G G T G G T A T G T T G G
Länge |q| 20GC(q) [in%] 45Tm(q) [in°C] 58sa(q) 20sea(q) 4
sea(q):5`- C A T T … … G G - 3`3`- G G … … A C - 5`
wird im end anreal nicht gezählt, da schon „am Anfang“ erfasst.
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 34
Primerwechselwirkung (1/4)
pa (p,q) 16pea(p,q) 4
pea(p,q)
p: 5` - G G A … G G - 3`q: 3` - G G … A C - 5`
" 4
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 35
Primerwechselwirkung (2/4)
Bewertung jedes Paares (p,q) im 12 mittels Vektoren
|p| lvorw|q| lrückGC(p) GCvorwGC(q) GCrückTm(p) TmvorwTm(q) Tmrück
x(p,q) = x = sa(p) Ref = 0sa(q) 0sea(p) 0sea(q) 0pa(p,q) 0pea(p,q) 0
Die ersten sechsKoordinaten werden manuellvergeben;
Tmvorw = Tmrück
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 36
Primerwechselwirkung (3/4)
Nicht alle Einzelkriterien sind monoton z.B. gilt bei Primerlänge nicht:„je länger desto besser“ oder „je kürzer desto besser“
Anstelle von Euklidscher Distanz
!=
"=12
1*),(
iiii RefxwRefxDist Mit
2.0
1.0
2.0
1.0
1
1
5.0
12
11
109
87
65
43
21
=
=
==
==
==
==
==
w
w
ww
ww
ww
ww
ww
Bestimme argnin(p,q) Dist(x(p,q),Ref)
Entscheidungstheorie | Teil 2Seite 37
Primerwechselwirkung (4/4)
Verfahren wird durch Zusatzkriterien beschleunigt, z.B.
Keine Garantie auf Ergebnisqualität:
⇒ PCR Primerdesign:eine der häufigsten Anwendungen von Entscheidungstheorie Verfahren,wahrscheinlich die häufigste.
Viele Varianten– Mulitiplex PCR (mehr als 2 Primerpaare)– Biochipdesign
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