entwicklungen in der schweizer...

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Technische Universität München TUM School of Management & swissCAR – University of Zurich Entwicklungen in der Schweizer Automobilindustrie Internationalisierung in Zeiten der Finanz- und Eurokrise Developments in the Swiss Automotive Industry Internationalisation in times of financial and Eurozone crisis Master’s thesis Lehrstuhl / Chair: Prof. Dr. Dr. Holger Patzelt Lehrstuhl für Entrepreneurship Arcisstr. 21 80333 München Eingereicht von / Submitted by: Frederic Meyer-Scharenberg Betreuer / Advisor: Msc. Rebecca Preller Praxisbetreuer / Advisor of Business Partner: Prof. Dr. Anja Schulze Abgabe am / Date of submission: 09.09.2015

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Technische Universität München

TUM School of Management

& swissCAR – University of Zurich

Entwicklungen in der Schweizer Automobilindustrie

Internationalisierung in Zeiten der Finanz- und Eurokrise

Developments in the Swiss Automotive Industry

Internationalisation in times of financial and Eurozone crisis

Master’s thesis

Lehrstuhl / Chair:

Prof. Dr. Dr. Holger Patzelt Lehrstuhl für Entrepreneurship Arcisstr. 21 80333 München

Eingereicht von / Submitted by:

Frederic Meyer-Scharenberg

Betreuer / Advisor: Msc. Rebecca Preller

Praxisbetreuer / Advisor of Business Partner:

Prof. Dr. Anja Schulze

Abgabe am / Date of submission:

09.09.2015

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II

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Vereinfachtes Modell der Internationalisierungsentscheidung ........................... 5  

Abbildung 2 Modell der Internationalisierungsentscheidung ................................................ 24  

Abbildung 3 Geographische Verteilung der Produktionsstandorte ........................................ 36  

Abbildung 4 Ausbau/Reduktion der Produktionskapazitäten nach Ländern ......................... 37  

Abbildung 5 Geographische Verteilung der F&E-Standorte ................................................. 38  

Abbildung 6 Ausbau/Reduktion der F&E-Kapazitäten nach Ländern ................................... 39  

Abbildung 7 Business Model Canvas mit ausgewählten Beispielen ..................................... 45  

Abbildung 8 Geschäftsmodell der Härtung AG ..................................................................... 46  

Abbildung 9 Geschäftsmodell der Werkzeug AG .................................................................. 46  

Abbildung 10 Geschäftsmodell der Drehteile AG .................................................................. 47  

Abbildung 11 Geschäftsmodell der Elektronik AG ................................................................ 48  

Abbildung 12 Geschäftsmodell der Dämmung AG ................................................................ 48  

Abbildung B-1 Wechselkursentwicklung JPY/USD zwischen 1960 und 2000 ..................... 71

Abbildung B-2 Wechselkursentwicklung CHF/EUR zwischen 2006 und 2015 ..................... 71  

Abbildung B-3 Kapitalbestand der Schweizerischen Direktinvestitionen im Ausland .......... 71  

Abbildung B-4 Weltweite PKW-Absätze nach Märkten ........................................................ 72  

Abbildung B-5 Weltweite PKW-Produktionszahlen nach Märkten ....................................... 72  

Abbildung B-6 Vergleich der Leistungsarten von Stichprobe und Vollerhebung .................. 73  

Abbildung B-7 Funktionen der Studienteilnehmer der swissCAR Studien 2008 und 2013 im

Unternehmen .......................................................................................................................... 73  

Abbildung B-8 Auftragseingänge in der deutschen Automobilindustrie ab 2006 .................. 74  

Abbildung B-9 Arbeitskosten im verarbeitenden Gewerbe der EU-Mitgliedsstaaten 2013.......

................................................................................................................................................ 74  

Abbildung B-10 Unternehmenssteuern ausgewählter europäischer Länder im Vergleich ..... 74  

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III

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1      Kategorisierungsmöglichkeiten von Internationalisierungszielen ....................... 10  

Tabelle 2   Internationalisierungsziele in der Produktion und F&E ...................................... 11  

Tabelle 3      Kategorisierung von Standortfaktoren der Produktion und F&E ........................ 20  

Tabelle 4      Eingrenzungsprozess bei der Auswahl der Stichprobe ....................................... 28  

Tabelle 5   Verwendete Fragen der swissCAR Studien 2008 und 2013 ............................... 29  

Tabelle 6   Darstellung einer Kreuztabelle ............................................................................ 31  

Tabelle 7   Kreuztabelle der Auslandsstandortverschiebungen zwischen 2008 und 2013 .... 33  

Tabelle 8   Veränderung der Auslandspräsenz zwischen 2008 und 2013 ............................. 35  

Tabelle 9   Entscheidungskriterien bei der Selektion der Interviewpartner .......................... 42  

Tabelle 10        Unternehmensziele der untersuchten Unternehmen ............................................ 50  

Tabelle 11   Einfluss externer Faktoren auf die untersuchten Unternehmen .......................... 51  

Tabelle 12   Unmittelbare Gegenmaßnahmen der untersuchten Unternehmen ...................... 52  

Tabelle 13   Standortvorteile/-nachteile der untersuchten Unternehmen ................................ 53  

Tabelle 14   Ressourcenausstattung der untersuchten Unternehmen ...................................... 54  

Tabelle 15   Internationalisierungsaktivitäten der untersuchten Unternehmen ....................... 56  

Tabelle C-1    Übersicht der wichtigsten F&E-Standortfaktoren............................................... 75

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IV

Abkürzungsverzeichnis

ADI Auslandsdirektinvestitionen

AG Aktiengesellschaft

AZL Automobilzulieferer

BRA Brasilien

CH Schweiz

CHF Schweizer Franken

CHN China

DE Deutschland

F&E Forschung und Entwicklung

HBP Home-based players

IE International expanders

IT Informationstechnologie

JIS Just-in-sequence

JIT Just-in-time

KMU Kleine und mittlere Unternehmen

NAFTA North American Free Trade Agreement

OEM Original Equipment Manufacturer

USA United States of America

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V

Zusammenfassung

Die veränderten makro- und mikroökonomischen Bedingungen seit Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008 stellten und stellen die Schweizer Automobilindustrie vor große und anhaltende Herausforderungen. Der Optimierung der globalen Wertschöpfungskette kommt dabei eine wachsende Bedeutung zu. Die vorliegende Studie untersucht, ob in der Schweizer Automo-bilindustrie eine Internationalisierung der Wertschöpfungstätigkeiten stattgefunden hat und welche Gründe hierfür entscheidend waren. Dazu werden zunächst die maßgeblichen Theorien zur Internationalisierung von Unternehmen diskutiert, deren Modelle erläutert und daraus schließlich ein Modell der Internationalisierungsentscheidung abgeleitet. Dieses berücksichtigt die Unternehmensziele und -ressourcen ebenso wie externe Faktoren und die Bedeutung von Standortvorteilen bzw. -nachteilen. Anhand einer Stichprobe von 33 Schweizer Automobilzulieferern wurde die Zunahme des Anteils der im Ausland wertschöpfenden Unternehmen untersucht. Es konnte eine statistisch signifikante Zunahme der Unternehmen mit Produktions- oder Forschungs- und Entwicklungsstätten im Ausland festgestellt werden, p = .020, 1-ß = .644, 𝜔   =   .776. Zur Beantwortung der Frage der Kausalität wurden zudem leitfadengestützte Interviews mit den Entscheidungsträgern von fünf Schweizer Automobilzulieferern geführt. Drei dieser Unternehmen waren nicht internationalisiert, eines hatte sich seit dem Jahr 2007 stark internationalisiert und ein weiteres war bereits global aufgestellt. Die nicht internationalisierten Unternehmen nannten tendenziell niedrigere Lohnkosten als Hauptargument für eine Internationalisierungsstrategie. Die stärksten Einwände gegen die Internationalisierung wurzelten indes einerseits in nicht-ökonomischen Zielen und Einstellungen, beispielsweise in dem Bestreben, die eigene Unabhängigkeit zu wahren, andererseits in der Abhängigkeit vom Know-how der bestehenden Mitarbeiter. Für die bereits internationalisierten Unternehmen waren Absatz- und Lohnkostenvorteile entscheidende Argumente für die Internationalisierung. Zudem wurde beobachtet, dass die internationalisierten Unternehmen klare Gewinn- und Wachstumsziele mit höchster Priorität verfolgten und auf umfangreiche finanzielle und personelle Ressourcen zur Umsetzung dieser Ziele zugreifen konnten. So wird im Ergebnis deutlich, dass die Zielsetzungen der Unternehmen, ob wachstumszentriert oder von nicht-ökonomischen Überlegungen getragen, die Einschätzung der Lohnkostensituation und der Absatzchancen sowie schließlich das Mitarbeiter-Know-how die wichtigsten Einflussgrößen für Internationalisierungsentscheidungen darstellen. Für zukünftige Studien bieten sich die Ausweitung der Fallzahlen, die Erweiterung des theoretischen Modells und die Konzeptionierung eines praxisnahen Internationalisierungsleitfadens an.

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VI

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................. II  

Tabellenverzeichnis .................................................................................................................. III  

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................ IV  

1   Einleitung ............................................................................................................................. 1  

1.1   Zielsetzung und Abgrenzung .......................................................................................... 1  

1.2   Stand der Forschung ........................................................................................................ 2  

1.3   Vorgehen ......................................................................................................................... 3  

2   Theoretische Grundlagen ..................................................................................................... 5  

2.1   Makro- und Mikroökonomische Einflussfaktoren auf die Internationalisierung ............ 6  

2.1.1   Wechselkursaufwertungen als Internationalisierungstreiber ................................... 6  

2.1.2   Absatzmarkt- und Produktionsverlagerung in der Automobilindustrie ................... 8  

2.2   Internationalisierungstheorie ........................................................................................... 9  

2.2.1   Definition und Abgrenzung des Internationalisierungsbegriffes ............................. 9  

2.2.2   Unternehmensziele und Internationalisierungsziele ................................................ 9  

2.2.3   Eklektisches Paradigma ......................................................................................... 12  

2.2.4   Stufentheorie .......................................................................................................... 14  

2.2.5   Netzwerktheorie ..................................................................................................... 15  

2.2.6   Ressourcentheorie .................................................................................................. 17  

2.2.7   Standorttheorie ....................................................................................................... 18  

2.3   Strategische Alternativen .............................................................................................. 21  

2.3.1   Differenzierungsstrategie ....................................................................................... 21  

2.3.2   Kostenstrategie ....................................................................................................... 21  

2.3.3   Fokusstrategie ........................................................................................................ 22  

3   Untersuchungsmodell zur Internationalisierung und Formulierung der Thesen ................ 23  

3.1   Modell der Internationalisierungsentscheidung ............................................................ 23  

3.2   Formulierung der Thesen für die quantitative Untersuchung ....................................... 25  

3.3   Fragestellung der qualitativen Untersuchung ................................................................ 26  

4   Quantitative Untersuchung ................................................................................................. 27  

4.1   Untersuchungsrahmen ................................................................................................... 27  

4.2   Erhebungsmethode und Datenaufbereitung .................................................................. 28  

4.3   Auswertungsmethode .................................................................................................... 30  

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4.4   Ergebnisse ..................................................................................................................... 33  

4.4.1   Deskriptiv-induktive Analysen .............................................................................. 33  

4.4.2   Deskriptive Analyse der Produktion ...................................................................... 36  

4.4.3   Deskriptive Analyse der Forschung und Entwicklung ........................................... 38  

4.5   Zusammenfassung ......................................................................................................... 39  

5   Qualitative Untersuchung ................................................................................................... 41  

5.1   Untersuchungsrahmen ................................................................................................... 41  

5.2   Erhebungsmethode ........................................................................................................ 42  

5.3   Beschreibung des Interviewleitfadens ........................................................................... 43  

5.4   Auswertungsmethode .................................................................................................... 43  

5.5   Beschreibung des Samples ............................................................................................ 44  

5.6   Ergebnisse ..................................................................................................................... 49  

5.6.1   Unternehmensziele ................................................................................................. 49  

5.6.2   Einfluss externer Faktoren ..................................................................................... 50  

5.6.3   Unmittelbare Gegenmaßnahmen ............................................................................ 51  

5.6.4   Standortvorteile/-nachteile ..................................................................................... 52  

5.6.5   Ressourcenausstattung der Unternehmen .............................................................. 54  

5.6.6   Internationalisierungsaktivitäten ............................................................................ 55  

5.6.7   Alternative Strategien ............................................................................................. 56  

5.6.8   Zusammenfassung .................................................................................................. 56  

6   Schlussfolgerungen und Ausblick ...................................................................................... 58  

6.1   Die wichtigsten Beweggründe hinter Internationalisierungsentscheidungen ............... 58  

6.2   Bedeutung für Forschung und Praxis ............................................................................ 58  

6.3   Reflektion und Verbesserungsmöglichkeiten ............................................................... 59  

Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 60  

Anhangsverzeichnis ................................................................................................................. 68  

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1 Einleitung

Die Zeit seit Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008 war geprägt von massiven

Herausforderungen an die Automobilhersteller und -zulieferer. Dem starken Absatzeinbruch

zu Beginn der Krise folgte eine rasche Erholung und starkes Wachstum im asiatischen und

südamerikanischen Raum. Wenige große Automobilhersteller orchestrieren heute ein globales

Netzwerk von Automobilzulieferern, in dem die Anforderungen an Qualität,

Entwicklungskompetenz, Kosteneffizienz und Internationalisierung stetig zunehmen.

Rund 300 Unternehmen in diesem Netzwerk erbringen Teile ihrer Wertschöpfung in

der Schweiz, einem noch immer stark industrialisierten Land in unmittelbarer Nähe der

wichtigsten Automobilcluster Europas. In Anbetracht der seit Beginn der Eurokrise

fortschreitenden Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber den Währungen der

wichtigsten Handelspartner stehen die Schweizer Unternehmen unter erhöhtem Druck. Die

Automobilindustrie ist hierbei in besonders hohem Maße betroffen, da sich ihre Kunden fast

ausschließlich im Ausland befinden. Der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen Schweiz

Genossenschaft, Dr. Pierin Vincenz, äußerte sich entsprechend drastisch zu der seit der

Aufhebung des Mindestkurses am 15.01.2015 bestehenden wirtschaftlichen Situation in der

Schweiz: ,,Ein starker Franken führt letztlich zu Deindustrialisierung und dem Verlust von

Zehntausenden von Arbeitsplätzen [...] Wenn wir uns für einen starken Franken entscheiden,

wird es den Werkplatz, wie wir ihn heute kennen, nicht mehr geben“ (Meyer, 12. Juli 2015).

Die aktuelle Situation hat somit weitreichende Implikationen sowohl für Unternehmen als

auch für den Industriestandort Schweiz.

1.1 Zielsetzung und Abgrenzung

Die veränderten Umweltbedingungen stellen sowohl Wissenschaftler als auch

Praktiker vor interessante Herausforderungen und eröffnen die Möglichkeit, die bestehende

Forschung im Bereich Internationalisierung zu vertiefen. Die vorliegende Arbeit konzentriert

sich auf einen Teilaspekt des strategischen Handlungsspektrums und hat sich zum Ziel

gesetzt, folgende Fragestellung zu beantworten: Findet in der Schweizer Automobilindustrie

eine Internationalisierung der Wertschöpfungstätigkeiten statt und wenn ja, welche Faktoren

tragen hierzu entscheidend bei? Untersuchungsgegenstand ist hierbei der Ausbau der

Produktions- sowie Forschungs- und Entwicklungskapazitäten im Ausland von 2008 bis Mitte

2015. Die Fragestellung wurde bewusst auf die Leistungserstellung eingegrenzt, da diese

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Form der Internationalisierung im Gegensatz zu internationalen Beschaffungsstrategien und

Absatzmarktverschiebungen den Kern des Geschäftsmodells betrifft.

1.2 Stand der Forschung

Das Thema Internationalisierung, als eine der strategisch wichtigsten

Unternehmensentscheidungen, ist Gegenstand zahlreicher Forschungsarbeiten. Im Laufe der

Zeit haben sich mehrere Theorien etabliert, auf denen diese Arbeit aufbaut. Diese beziehen

sich in der Regel nur auf einen Teilaspekt der Internationalisierung und beschäftigen sich mit

den Kausalitäten, dem Zeitpunkt, dem Ort und der Vorgehensweise der Internationalisierung.

Eine der bekanntesten Theorien ist hierbei die Internalisierungstheorie. Diese wurde

von Buckley und Casson (1976, 1985) entwickelt und basiert auf der

Transaktionskostentheorie (Coase, 1937; Williamson, 1975, 1981). Laut

Internalisierungstheorie internationalisieren Unternehmen nur dann, wenn die

Transaktionskosten am freien Markt höher sind als die Transaktionskosten im eigenen

Unternehmen. Unter Transaktionskosten werden dabei Informations-, Kommunikations- und

Koordinationskosten verstanden, die durch Arbeitsteilung entstehen.

Die Verhaltenstheorie ist ein weiteres Gebiet, welches Einfluss auf zahlreiche

Internationalisierungstheorien hatte. Das Prozessmodell von Johanson & Vahlne (1977) ist

eines der bekanntesten. Es beschreibt das Vorgehen von Unternehmen bei

Internationalisierungen als stufenweise Erhöhung des Ressourceneinsatzes aufgrund

zunehmender Marktkenntnisse beginnend mit unregelmäßigem Export und endend mit

Tochtergesellschaften im Ausland. Laut dieser Theorie beginnen Unternehmen ihre

Internationalisierung in Märkten, deren psychologische Distanz zum eigenen Markt gering ist.

Zu den bedeutendsten Forschungsrichtungen gehören zudem die Ressourcentheorie

und die Netzwerktheorie. Die Netzwerktheorie (Håkansson, 1987; Johanson & Mattson,

1988) beschäftigt sich mit der Bedeutung von Netzwerken für die Internationalisierung.

Unternehmen, die Zugang zu den wichtigen Netzwerken einer Industrie besitzen, können laut

dieser Theorie einfacher und schneller internationalisieren. Die Ressourcentheorie ergänzt

diese Sichtweise um weitere kritische, wettbewerbsrelevante Unternehmensressourcen

(Barney, 1991) und deren Übertragbarkeit auf Auslandsstandorte (Fayerweather, 1978, S.

256-257; Conner, 1991).

Die Standortansätze beschäftigen sich vor allem mit der Lokalität und den

Standortvorteilen (Weber, 1909, S. 16; Meyer-Lindemann, 1951, S. 29). Behrens (1971, S.

128) gliedert beispielsweise die Produktionsstandortfaktoren nach den

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Unternehmensfunktionen Beschaffung, Fertigung und Absatz. Unternehmen

internationalisieren demnach, wenn die Standortfaktoren im Ausland geeigneter sind als am

bestehenden Standort.

Das eklektische Paradigma von Dunning (1979) vereint Ansätze der Standorttheorie,

der Internalisierungstheorie und der Ressourcentheorie und stellt damit einen der wenigen

ganzheitlichen Ansätze dar. Dabei stellen die Übertragbarkeit von Ressourcen,

Transaktionskosten und Standortfaktoren die entscheidenden Kriterien dar.

Die bestehende Theorie sieht die Gründe für die Internationalisierung somit in der

Vermeidung von Transaktionskosten sowie der Ausnutzung von Kosten-, Ressourcen-,

Absatz-, und Wettbewerbsvorteilen. Zudem untersucht diese Ressourcen wie Marktwissen

oder Netzwerke, auf die Unternehmen bei der Internationalisierung angewiesen sind. Der

Beitrag, den die vorliegende Studie zu dieser umfassenden Forschungsrichtung leistet, besteht

in der Zusammenführung dieser Konzepte zu einem globalen Modell und in der Anwendung

und Validierung dieses Modells in der Praxis. Dabei stellt die Schweizer Automobilindustrie

aufgrund der nur selten in derart signifikantem Umfang ablaufenden Währungsaufwertungen

ein hochinteressantes Betrachtungsobjekt dar.

1.3 Vorgehen

Das Vorgehen zur Beantwortung der Forschungsfrage bestand darin, zunächst eine

umfangreiche Literaturrecherche durchzuführen und auf diese Weise alle wichtigen

Einflussfaktoren der Internationalisierungsentscheidung zu identifizieren. Da kein

zufriedenstellendes, ganzheitliches Modell in der Literatur gefunden werden konnte, wurde

ein eigenes Modell zur Internationalisierungsentscheidung abgeleitet. Anschließend kamen

sowohl quantitative als auch qualitative Methoden zum Einsatz. Die quantitative

Untersuchung diente zur Klärung der Frage, ob eine Zunahme der internationalen

Wertschöpfung durch Schweizer Automobilzulieferer stattgefunden hat. Die qualitative

Untersuchung basierte auf Experteninterviews mit Entscheidungsträgern von fünf

Automobilzulieferern (AZL). Die Erkenntnisse wurden anschließend in das Modell

eingeordnet. Der Aufbau der Arbeit spiegelt dieses Vorgehen wieder:

In Kapitel 2, ,,Theoretische Grundlagen”, wird auf die bestehende Literatur im Bereich

Internationalisierung eingegangen. Die Zielsetzung besteht darin herauszufinden, ob aus

theoretischer Sicht eine Internationalisierung für die Schweizer Automobilindustrie im

betrachteten Zeitraum zu erwarten ist und welche Einflussfaktoren dabei zu berücksichtigen

sind. Dabei wird anhand einer vereinfachten Form des speziell für diese Arbeit konzipierten

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Modells der Internationalisierungsentscheidung vorgegangen (siehe Abbildung 1). Dieses

setzt externe Einflussfaktoren, Unternehmensziele, Standortvorteile, Ressourcen und weitere

Strategien in Zusammenhang.

In Kapitel 3, ,,Untersuchungsmodell zur Internationalisierung und Formulierung der

Thesen”, wird das Modell anhand der wichtigsten Aspekte der bestehenden Theorie erweitert.

Anschließend werden die Thesen für die quantitative Untersuchung aufgestellt und die

Fragestellungen für die qualitative Untersuchung formuliert.

In Kapitel 4, ,,Quantitative Untersuchung”, wird anhand von Sekundärdaten aus den

Jahren 2008 und 2013 die Frage beantwortet, ob der Anteil der Schweizer

Automobilzulieferer, die im Ausland Teile ihrer Wertschöpfung erstellen, gestiegen ist. Dabei

wird nach kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Großunternehmen sowie

Produktion und Forschung und Entwicklung (F&E) unterschieden. Es kommen sowohl

deduktive als auch induktive statistische Verfahren zum Einsatz, um sowohl Aussagen über

die Zufallsstichproben als auch über die Grundgesamtheit treffen zu können.

In Kapitel 5, ,,Qualitative Untersuchung”, wird anhand von fünf leitfadengestützten

Interviews untersucht, welche Gründe für und welche gegen eine

Internationalisierungsstrategie sprechen. Dabei werden sowohl Unternehmen ohne

Auslandsstandorte als auch solche mit Auslandsstandorten einbezogen. Unter den

Unternehmen befanden sich abgesehen von einem ,,Global Player”, ausschließlich

mittelständische Unternehmen mit 30 bis 200 Mitarbeitern weltweit. Die Geschäftsmodelle

der untersuchten Unternehmen werden analysiert und anschließend die gewonnenen

Erkenntnisse in das zuvor entwickelte Internationalisierungsmodell eingeordnet.

In Kapitel 6, ,,Schlussfolgerungen und Ausblick”, werden die wichtigsten

Erkenntnisse der Studie zusammengefasst, weitere Forschungsansätze vorgeschlagen, die

Relevanz für Forschung und Praxis diskutiert und Verbesserungsmöglichkeiten reflektiert.

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2 Theoretische Grundlagen

Die in Bezug auf die vorliegende Fragestellung relevanten Theorien stammen primär

aus der Makroökonomischen Theorie, der Internationalisierungstheorie und der allgemeinen

Strategielehre. Um die komplexen Zusammenhänge und zahlreichen theoretischen

Partialmodelle einordnen zu können, wurde das in Abbildung 1 dargestellte Modell

konzipiert. Dieses stellt die Gewinnfunktion als Differenz zwischen Umsatz- und

Kostenfunktion (Hauke & Opitz, 2003, S. 22) ins Zentrum und setzt Elemente

unternehmerischer Zielsetzung (Meffert & Bolz, 1998), externe Einflussfaktoren (Porter,

1979) und Faktoren der Internationalisierungsentscheidung (Behrens, 1971; Dunning, 1979;

Barney, 1991; Johanson & Vahlne, 2011) in Relation.

Abbildung 1. Vereinfachtes Modell der Internationalisierungsentscheidung. Quelle: Eigene

Darstellung.

Davon ausgehend, dass Unternehmen finanzielle Gewinnziele verfolgen und Gewinne

sich aus den Umsätzen abzüglich aller entstandenen Kosten zusammensetzen, müssen

strategische Maßnahmen an einem dieser zwei Stellhebel angreifen. Externe Einflussfaktoren

oder interne Zielveränderungen können strategische Anpassungen erforderlich machen. Zur

Erhöhung des Produktes aus Absatzmenge mal Preis, aber auch zur Senkung der Kosten

bieten sich verschiedene Strategien an. Der Ausbau der Wertschöpfung im Ausland ist eine

Ext

erne

E

influ

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ktor

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Unternehmensziele

Gewinnziel

Preis

Umsatz

Kosten Menge

Internationalisierung

Standortvorteile Ressourcen

Vorgehen

Weitere Ziele

Weitere Strategien

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dieser strategischen Optionen. Um zu entscheiden, ob eine Internationalisierung das geeignete

Mittel ist, muss überprüft werden, ob Standortvorteile im Ausland gegenüber der Heimat

bestehen, kritische Ressourcen übertragbar sind und ausreichend Ressourcen zur Umsetzung

zur Verfügung stehen. Zudem müssen alternative Strategien in Erwägung gezogen werden. Ist

die Entscheidung zur Internationalisierung gefallen, kann die Vorgehensweise gewählt

werden.

2.1 Makro- und Mikroökonomische Einflussfaktoren auf die Internationalisierung

Zu den internen und externen Einflussfaktoren auf die Gewinne von Unternehmen

gehören sowohl branchenspezifische als auch makroökonomische Faktoren.

Makroökonomisch gesehen sind für die Schweizer Unternehmen im betrachteten Zeitraum

insbesondere die Wechselkursänderungen von Bedeutung, da Unternehmen bevorzugt unter

vorteilhaften Wechselkursbedingungen internationalisieren (Baily & Lawrence, 2004; Delios,

Beamish & Zhao, 2009).

Zu den mikroökonomischen, industriespezifischen Faktoren gehören laut Porter (1979,

1985/2008) die Wettbewerbsintensität, die Verhandlungsmacht der Kunden und Lieferanten,

der Markteintritt zusätzlicher Konkurrenten sowie substituierende Konkurrenzprodukte. Die

Verlagerung der Absatzmärkte und Produktionsstandorte der Automobilhersteller, welche

auch OEM (Original Equipment Manufacuterer) genannt werden, kann auf mehrere dieser

Elemente Einfluss haben. Aus diesem Grund wird die signifikant zunehmende

Internationalisierung der OEM als zweiter externer Faktor näher betrachtet.

2.1.1 Wechselkursaufwertungen als Internationalisierungstreiber.

Makroökonomisch betrachtet führt eine Währungsunterbewertung zu

Produktivitätszuwächsen und Exportsteigerungen und fördert Investitionen in den

Heimatmarkt. Eine Währungsüberbewertung hingegen stimuliert Auslandsdirektinvestitionen

(ADI), das heißt Vermögensanlagen durch Schweizer Investoren, die eine Einflussnahme auf

die Geschäftstätigkeit beinhalten und mindestens 10% des stimmberechtigten Kapitals

betreffen (Bhalla, 2012, S. 134, 216; Kojima, 1973, S. 12). Im vorliegenden Fall sind durch

die Aufwertung die Exportgüter der Schweiz für ausländische Unternehmen teurer geworden.

Aus diesem Grund müssen die Preise trotz gleichbleibender Kosten durch die Schweizer

Unternehmen gesenkt werden. Als Ausweg bietet sich daher die Erstellung der Leistungen im

Ausland an. Hierzu müssen Investitionen im Ausland getätigt werden.

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Als Betrachtungsobjekt zahlreicher Studien liefern insbesondere die

Währungskursentwicklungen in Japan (Yen/Dollar) und China (Yuan/Dollar) Erkenntnisse zu

diesem Zusammenhang. Ende der 70iger, Mitte der 80iger und Mitte der 90iger Jahre kam es

zu signifikanten Steigerungen der japanischen ADI in China und den USA (United Nations,

1993; Dicken, 1988, S. 645). Die Unternehmen versuchten hierdurch ihre Exporte vor der

Aufwertung des Yen zu schützen (Dunning & Lundan, 1997, S. 207). In den ersten beiden

Fällen war im direkten zeitlichen Zusammenhang der japanische Yen um 41% (1975-1978)

beziehungsweise um weitere 105% (1984-1987) gegenüber dem US Dollar aufgewertet

worden (siehe Abbildung B-1). Im dritten Fall (1993-1994) inzentivierte die Abwertung des

Yuan um ein Drittel gegenüber dem US Dollar und die zeitgleiche Aufwertung anderer

asiatischer Währungen japanische ADI in China.

Während auf die erste Aufwertung des Yen vor allem durch Preiserhöhungen,

Preisnachlässe durch Lieferanten sowie durch Reduzierung der Inhouse-Produktionskosten

reagiert wurde, standen bei der zweiten Aufwertung Internationalisierungsmaßnahmen wie

die Reduzierung der Exporte durch Produktionsverlagerung, die Absatzsteigerung auf dem

Heimatmarkt und die Steigerung der Importquote im Fokus (Ministry of International Trade

and Industry, 1986, S. 66).

Die Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro (2008-2015) beträgt fast

50% (siehe Abbildung B-2) und ist somit vergleichbar mit der des Yen zum Dollar in den

70iger Jahren. Die Schweiz befindet sich jedoch in einer anderen Ausgangssituation. Als

Land mit begrenzten Ressourcen folgte die Schweiz bereits seit Beginn des 21. Jahrhunderts

dem durch technologische Fortschritte und eine anziehende Weltkonjunktur begünstigten

Internationalisierungstrend. Im Zeitraum von 2008 bis 2013 nahm der Kapitalbestand

Schweizer Investoren im Ausland um ein Drittel zu und führte damit den in 2005 begonnenen

Trend fort (siehe Abbildung B-3). Es ist anzunehmen, dass die exportorientierte Schweizer

Automobilindustrie von diesen Veränderungen nicht ausgeschlossen war.

Die Aufwertung des Schweizer Franken sollte dennoch als Einflussfaktor nicht

vernachlässigt werden. Die Stärke des Schweizer Frankens im Vergleich zum Euro wurde von

über der Hälfte der Schweizer Unternehmen als wichtiger Grund für

Standortverlagerungsinitiativen genannt (Chatelain & Zehnder, 2013, S. 4), in der Schweizer

Automobilindustrie im Speziellen von einem Viertel der Unternehmen (Schulze et al., 2013,

S. 56).

Aus der makroökonomischen ADI-Theorie lässt sich zusammenfassend der Schluss

ziehen, dass die Aufwertung des Schweizer Franken mit hoher Wahrscheinlichkeit einen

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positiven Einfluss auf den bereits bestehenden Internationalisierungstrend der Schweizer

Unternehmen hatte und die Automobilindustrie ebenfalls diesem Trend gefolgt ist.

2.1.2 Absatzmarkt- und Produktionsverlagerung in der Automobilindustrie.

Als einen der aktuell wichtigsten Trends in der Automobilindustrie identifizieren Bratzel,

Retterath und Hauke (2015, S. 11) die Verschiebung der Absatzmärkte und die Veränderung

der Wertschöpfungsstrukturen. Die wachstumsstarken Märkte in Asien und Südamerika

stehen inzwischen für fast 40% der Umsätze (siehe Abbildung B-4) und zwei Drittel der

Produktionsleistung (siehe Abbildung B-5). Dabei ist das Wachstum vorwiegend auf die

Erschließung des chinesischen Marktes zurückzuführen. Die Triade-Märkte Europa und Japan

hingegen verzeichnen weder bei den Absätzen noch bei den Produktionszahlen Zuwächse.

Zugleich erhöhen die OEM auch ihre lokale Beschaffung. Aktuell werden im Durchschnitt 40

bis 50% der Wertschöpfung regional erbracht. Diese Quote soll mittelfristig auf bis zu 85%

gesteigert werden (Commerzbank, 2014, S. 15).

Die Fähigkeit, in allen wichtigen Produktionsregionen herstellen zu können, wird

zunehmend zur Voraussetzung, um bei der Auftragsvergabe überhaupt in Betracht gezogen zu

werden (Sturgeon, Van Biesebroeck & Gereffi, 2008, S. 306). Zulieferer, die den OEM und

deren direkten Zulieferern, den Tier-1, nicht folgen, laufen Gefahr, ihre Kunden an die

Konkurrenz zu verlieren und von den im Ausland neu entstandenen Wettbewerbern auch im

Heimatmarkt bedrängt zu werden oder in der kooperativen Entwicklung neuer Technologien

außen vor zu bleiben. Unternehmen, die eine starke Verhandlungsposition gegenüber ihren

Kunden besitzen oder Produkte liefern, die keine lokale Einbindung erfordern, sind allerdings

nicht zwangsläufig von dieser Entwicklung betroffen.

Die Betrachtung der externen Einflussfaktoren zeigt, dass sowohl die Aufwertung des

Schweizer Franken als auch die Internationalisierung der Produktions- und Absatzmärkte von

Seiten der OEM eine Internationalisierung der Wertschöpfungskette begünstigen. Bereits seit

Beginn des 21. Jahrhunderts befinden sich die Schweizer AZL in einem

gesamtwirtschaftlichen Umfeld steigender ADI. Die externen Einflussfaktoren sind allerdings

nur eine Komponente, die im Zusammenspiel mit weiteren Faktoren betrachtet werden muss.

Diese Faktoren sind Gegenstand zahlreicher Forschungsarbeiten im Bereich der

Internationalisierungstheorie. Einige der bekanntesten Theorien werden im Folgenden dazu

verwendet, die vorliegende Fragestellung zu beantworten und das zu Beginn vorgestellte

Internationalisierungsmodell weiter zu entwickeln.

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2.2 Internationalisierungstheorie

Die Errichtung von Auslandsstandorten gehört zu den gravierendsten und langfristigen

strategischen Entscheidungen von Unternehmen. Das Ziel strategischer Maßnahmen besteht

in der Anpassung an Umweltveränderungen und in der Verwertung sich ergebender Chancen

(Helfat et al., 2009). Als strategisch relevant werden dabei Maßnahmen angesehen, die ,,in

substantieller Weise die Zukunftsaussichten eines Unternehmens betreffen” (Agarwal &

Helfat, 2009, S. 281).

2.2.1 Definition und Abgrenzung des Internationalisierungsbegriffes.

Internationalisierung wird je nach Definition als Zustand oder Veränderungsprozess

verstanden. Sie beinhaltet Importe, Exporte oder ausschließlich Direktinvestitionen und

berücksichtigt in unterschiedlichem Maße die Umkehrbarkeit. Unter Internationalisierung

verstehen Kebschull und Welge (1989) ,,alle regelmäßigen Tätigkeiten auf einem oder

mehreren ausländischen Märkten” (S. 974). In der vorliegenden Arbeit wurden jedoch

Importe und Exporte nicht zur Internationalisierung gezählt, weshalb diese Definition

spezifiziert werden muss. Bode (2011) grenzt den Internationalisierungsbegriff ein als

,,grenzüberschreitende Erstellung und Verwer-tung von Leistungen in Form einer

geographisch verteilten Wertschöpfungskette” (S. 19). Im Fokus dieser Arbeit steht allerdings

insbesondere die Erstellung der Leistungen im Ausland und nicht die Verwertung auf den

Absatzmärkten. Des Weiteren wird der Begriff der Leistungserstellung auf die

Unternehmensfunktionen Produktion und F&E eingegrenzt. Daher muss auch diese Definition

weiter konkretisiert werden. Im Rahmen dieser Arbeit wird Internationalisierung somit als

langfristig ausgelegte Erstellung von Leistungen durch die Produktion oder die Forschung

und Entwicklung in einem oder mehreren ausländischen Märkten verstanden.

2.2.2 Unternehmensziele und Internationalisierungsziele. Um die Gründe für

oder gegen eine Internationalisierung zu verstehen, ist es wichtig, zunächst die Ziele zu

verstehen, die mit dieser Strategie erreicht werden sollen. Davon ausgehend, dass der

langfristige Erfolg des Unternehmens das Hauptziel darstellt, handelt es sich vorwiegend um

ökonomische Ziele, die eine Verbesserung von Beschaffung, Produktion oder Absatz

betreffen (siehe Tabelle 1). Dabei können entweder externe Auslöser wie Wirtschaftskrisen,

interne Auslöser wie die Entwicklung einer neuen Technologie oder persönliche

Beweggründe eine Anpassung der Zielsetzung erforderlich machen. Man spricht hierbei auch

von sogenannten Push- und Pull-Faktoren, die entweder Zwänge (Push) oder Chancen (Pull)

darstellen (Winkelmann, 1997, S. 109; Quinn, 1998, S. 447; Backes-Gellner & Huhn, 2000,

S. 184; Albaum, Strandskov & Duerr, 2001, S. 56-58).

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Zu den übergeordneten Unternehmenszielen gehören nach Meffert und Bolz (1998, S.

97-98) in der Regel die Maximierung des Gewinns bzw. die Minimierung der

Gewinnrückgänge, der Erhalt der Zahlungs- und Wettbewerbsfähigkeit, die Zufriedenheit der

Kunden und die Sicherung der Unabhängigkeit. Nicht-ökonomische Ziele können in diesem

Zusammenhang eine bedeutende Rolle spielen. Die Internationalisierung kann als Instrument

gesehen werden, mit dem viele dieser Ziele erreicht werden können. Dabei können jedoch

auch Zielkonflikte entstehen. Insbesondere die privaten Zielsetzungen der

Unternehmenseigentümer können bei kleinen Unternehmen das Zielsystem dominieren

(Fernández & Nieto 2002, S. 1). Die Risikoaversion, die Lebensphilosophie und die

Verbundenheit mit dem Standort und den Mitarbeitern stehen für manche Eigentümer im

Konflikt mit einer möglichen Internationalisierung (Bratzel et. al., 2015, S. 150-151).

Tabelle 1

Kategorisierungsmöglichkeiten von Internationalisierungszielen

Merkmal Kategorien

Wirtschaftlichkeit

Ökonomisch

Gewinnerzielung; Schwache

Inlandskonjunktur; Risiko; Wachstum

Nicht-ökonomisch

Image; Macht-/Einflussbestrebungen;

Persönliche Motive (z.B.

Standortverbundenheit, Risikoaversion)

Wettbewerbsdruck

Defensiv

Stabilisierung einer gefährdeten

Inlandsposition; Konkurrenz folgen

Offensiv

Monetarisierung von

Wettbewerbsvorteilen (z.B.

Technologie, Qualität, Know-how)

Betroffene

Unternehmensaktivität

ressourcenorientiert

Sicherung kostengünstiger

Rohstoffversorgung

produktionsorientiert

Faktorkostenvorteile

absatzorientiert

Absatzsteigerung;

Kundennähe/Lieferzeit

(JIT)

Anmerkung. JIT = Just in Time. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Macharzina (1989, S. 936-938).

Zudem kann die Internationalisierung verschiedene Unterziele verfolgen. Meffert &

Bolz (1998, S. 97-98) kategorisieren diese nach ihrer Ausrichtung auf Absatz, Kosten,

Beschaffung oder Wettbewerb (siehe Tabelle 2). Eine Befragung von 106 deutschen

Automobil-KMU Anfang 2014 ergab, dass insbesondere absatz- und kostenorientierte Motive

für viele Unternehmen von Bedeutung sind (Bratzel et al., 2015, S. 90).

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Insbesondere den absatzorientierten Zielen wird eine hohe Bedeutung für

Internationalisierungsentscheidungen zugeschrieben (Macharzina & Wolf, 2008, S. 936-949).

Auch in der Automobilindustrie stellen Absatzwachstum und Kundennähe die am häufigsten

genannten Internationalisierungsmotive dar. Kostenorientierte Ziele wie die Verringerung von

Lohn-, Rohstoff-, Energie-, Steuer- und Importkosten sind ebenfalls von hoher Bedeutung

(Tabelle 2). Der Zugang zu Ressourcen, Fähigkeiten und Wissen ist der dritte wichtige

Treiber für die Internationalisierung, dessen hohe Bedeutung in zahlreichen Studien bestätigt

wird (Nachum & Zaheer, 2005; Manning, Massini & Lewin, 2008; Lynn & Salzman, 2009;

Lewin, Massini & Peeters, 2009).

Tabelle 2

Internationalisierungsziele in der Produktion und F&E

Zielkategorien Produktion Ziele a F&E Ziele

b Ziele deutscher Automobil-KMU

(Antworthäufigkeit, n = 106) c

Absatz-

orientierte Ziele

· Marktzugang und -sicherung,

Hauptkunden folgen, JIT Lieferung

ermöglichen, Verringerung von

Lagerbeständen

· Wachstumschancen auf dem

Auslandsmarkt (70%) d

· Kundenwunsch/-druck (70%)

Kosten-

orientierte Ziele · Wertschöpfungskosten

· Nutzung von Kosten- und

Effizienzvorteilen (Löhne,

Grundstückspreise)

· Personalkosten (46%)

· niedrige Rohstoff- und

Energiekosten (33%)

· steuerliche Vorteile,

Subventionen, Local-content

Bestimmungen (27%)

Beschaffungs-

orientierte Ziele

· Zugang zu Rohstoffquellen

· Zugang zu Arbeitsmärkten

· Zugang zu Marktwissen und

Technologien

· Zugang zu Marktwissen für

Marktspezifische

Produktanpassungen

· Umsetzung globaler

Beschaffungsstrategien

· Zugang zu lokalem Talentpool,

Trainings- und

Innovationsstandorten

Wettbewerbs-

orientierte Ziele · Stärkung der Wettbewerbsposition

· Anpassung an die Erfordernisse

offener Innovationsmodelle

· Aussichten auf

Technologieführerschaft (33%)

Anmerkung. d Werte in Klammern stehen für Anteil der Studienteilnehmer, die diesem Faktor eine Bedeutung zumessen, Mehrfachantworten waren möglich. Quelle: a Meffert und Bolz (1998, S. 97-99); b Sachwald (2008); c Bratzel et al. (2015, S. 90-91).

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In der Vergangenheit wurden vor allem Produktionen verlagert, während die F&E

meist an einem zentralen Standort verblieb. Die Bedeutung der F&E als Verlagerungsobjekt

hat allerdings in den letzten Jahren stark zugenommen (Contractor, Kumar, Kundu &

Pedersen, 2010), nachdem von vielen Firmen die Bedeutung der räumlichen Nähe von

Produktion und F&E erkannt wurde (Defever, 2006), Fortschritte in der Informations- und

Kommunikationstechnik erzielt wurden und kollaborative Innovationsmodelle sich etablieren

konnten (Sachwald, 2008). Die wichtigsten Ziele bei der Verlagerung der F&E sind in Tabelle

2 aufgeführt. Für die F&E sind neben niedrigeren Faktorkosten insbesondere der Zugang zu

Marktwissen und qualifiziertem Personal entscheidend.

In Bezug auf die Fragestellung der vorliegenden Arbeit lässt sich aus der bisher

betrachteten Theorie schließen, dass ökonomische und nicht-ökonomische Ziele sowie

weitere interne und externe Faktoren die Internationalisierungsentscheidung beeinflussen. Die

Internationalisierungsziele sind stets als Unterziele zu betrachten, welche die Erreichung

übergeordneter Ziele wie Gewinnmaximierung, Wachstum oder Unabhängigkeit sicherstellen

sollen. Die Internationalisierung verfolgt vorwiegend absatz-, kosten- und

beschaffungsorientierte Ziele. Der Zugang zu kritischen Ressourcen wie Personal und Know-

how hingegen stellt zumindest für deutsche KMU keinen wichtigen Grund dar. Für die F&E

kann zusätzlich zu den geringeren Faktorkosten der Zugang zu qualifizierten Forschern und

Marktwissen ein wichtiges Ziel darstellen. Stehen die Einflussfaktoren, die übergeordneten

Ziele und die Internationalisierungsziele fest, gilt es herauszufinden, ob diese Ziele im

Ausland aufgrund günstigerer Rahmenbedingungen tatsächlich besser erreicht werden können

und ob ausreichend Ressourcen für eine Internationalisierung zur Verfügung stehen. Parallel

muss geprüft werden, ob alternative strategische Maßnahmen die Zielerreichung besser

gewährleisten.

2.2.3 Eklektisches Paradigma. Trotz zahlreicher Ansätze zur Erklärung der

Internationalisierung handelt es sich meist nur um Partialansätze (Kutschker & Schmid,

2008). Das eklektische Paradigma (Dunning, 1979, 1980, 1995) vereint Theorien zu

Standortfaktoren, der Übertragbarkeit von Wettbewerbsvorteilen ins Ausland und dem

Vorgehen bei Internationalisierungen. Die Theorie basiert auf der Internalisierungstheorie von

Buckley und Casson (1976, 1985), welche wiederum auf der Transaktionskostentheorie

basiert (Coase, 1937; Williamson, 1975, 1981). Bei Transaktionskosten handelt es sich um

Informations-, Kommunikations- und Koordinationskosten, die durch die Arbeitsteilung

zweier unabhängiger Unternehmen entstehen (Coase, 1960, S. 15). Die

Internalisierungstheorie besagt, dass Transaktionen in der eigenen Organisation durchgeführt

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werden, wenn die Transaktionskosten am freien Markt höher wären. Das eklektische

Paradigma erweitert diese Theorie um die Frage nach dem richtigen Standort und der

Übertragbarkeit von Kernkompetenzen bzw. Ressourcen ins Ausland. Dabei werden von

Dunning (1979) die drei im Folgenden näher erläuterten Faktoren herangezogen.

Eigentumsvorteile. Die Frage nach den Eigentumsvorteilen bezieht sich auf die

Übertragbarkeit der kritischen Ressourcen eines Unternehmens ins Ausland. Diese ist

ausschlaggebend für die Attraktivität eines Standortes. Zu den eigentumsspezifischen

Vorteilen zählen beispielsweise Patente und immaterielle Vermögenswerte wie

Produktinnovationen, Produktionsmanagement, Innovationskapazitäten, Humankapital und

Know-how sowie Skaleneffekte wie Verhandlungsmacht, gemeinsame Verwaltungsstrukturen

und Risikostreuung durch Multinationalität. Können Skaleneffekte im Ausland nicht genutzt

werden oder das bestehende Know-how nicht übertragen werden, verringern sich die

Standortvorteile im Ausland. Besitzt ein Unternehmen hingegen eigentumsspezifische

Vorteile, wird es den Wertschöpfungsschritt abhängig von seinen Internalisierungsvorteilen

lizensieren oder selbst erbringen.

Internalisierungsvorteile. Zu den Internalisierungsvorteilen gehört zum einen die

Vermeidung von Transaktionskosten wie Anbahnungskosten, Verhandlungskosten sowie

Kosten durch Rechtsstreitigkeiten, Qualitätsprobleme und die Kontrolle der Lieferkette, die

bei der Abstimmung mit unabhängigen Vertragspartnern entstehen. Zum anderen ergeben sich

Vorteile aus der vereinfachten Vermarktung und Nutzung von Transferpreisen und

Preisstrategien. Nicht selten werden Lizenznehmer im späteren Verlauf zu direkten

Konkurrenten (Dunning & Lundan, 1997, S. 207). Daher sind Lizensierungen bei

Automobilzulieferern nur selten das Mittel der Wahl, eine Internalisierung durch Joint

Ventures oder Tochterunternehmen wird vorgezogen (Kaufmann und Jentzsch, 2006, S. 75).

Standortvorteile. Existieren Standortvorteile im ausländischen Markt, wird das

Unternehmen die Wertschöpfung im Ausland erbringen, anstatt aus dem Heimatland zu

exportieren. Zu den Standortvorteilen gehören beispielsweise:

1. Wirtschaftliche Vorteile (Verfügbarkeit und Kosten von Ressourcen wie

Arbeit, Energie, Materialien und Komponenten, Transportkosten zum

Absatzmarkt)

2. Politische Vorteile (Steuern, Fördermittel, Vorschriften)

3. Soziale Faktoren (kulturelle Vielfalt, Offenheit)

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Auf mögliche Standortvorteile wird im Abschnitt ,,Standorttheorie” vertieft

eingegangen. Internalisierungsvorteile hingegen zielen vor allem auf die Frage nach dem

Vorgehen ab und werden daher nicht näher betrachtet.1 Das eklektische Paradigma vereint

zwei wichtige Komponenten – die Standortfrage und die Ressourcenfrage – miteinander.

Diese beeinflussen sich wechselseitig, weshalb die Standortfaktoren stets unter

Berücksichtigung der Möglichkeit der Transferierung von Kernkompetenzen auf den

Auslandsmarkt analysiert werden müssen. Worauf Dunning (1979) jedoch nicht eingeht, ist

die Frage, welche Ressourcen notwendig sind, um eine Internationalisierung umzusetzen,

wenn das Unternehmen sich für einen anderen Standort entschieden hat. Die im Folgenden

betrachteten Theorien beschäftigen sich mit dieser Fragestellung.

2.2.4 Stufentheorie. Das Uppsala Internationalisierungs-Modell (Johanson &

Wiedersheim-Paul, 1975; Johanson & Vahlne, 1977, 1990, 2009) als bekanntestes

Stufenmodell geht davon aus, dass das zunehmende Wissen über einen spezifischen Markt

oder ein Land und die gesammelten Erfahrungen zu einer höheren Bereitschaft führen,

weitere Ressourcen in dessen Erschließung zu investieren. Die Erfahrung wird hierbei als

wichtigste Ressource im Internationalisierungsprozess verstanden (Johanson & Wiederheim-

Paul 1975, S. 306; Johanson & Vahlne, 1977, S. 23, 30).

Bei der Internationalisierung werden zunächst Märkte mit sogenannter geringer

psychologischer Distanz erschlossen und anschließend stufenweise in solche mit höherer

psychologischer Distanz expandiert. Das Konzept der psychologischen Distanz bezieht sich

hierbei auf die für eine Internationalisierung relevanten Unterschiede zwischen dem

Heimatland und dem zu erschließenden Land und beinhaltet Variablen wie Sprache, Kultur,

politisches System, Geschäftspraxis, Industrialisierung und Bildungssystem (Johanson &

Vahlne, 1977). Länder mit geringerer psychologischer Distanz sind dem eigenen Land

ähnlicher und ermöglichen somit die bessere Übertragung des vorhandenen

Erfahrungswissens aus dem Heimatmarkt. Der signifikante Einfluss der psychologischen

Distanz auf die Standortentscheidung wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen.2 In

Anbetracht der fortschreitenden Globalisierung, Freihandelsabkommen, der Verbreitung des

Englischen als Geschäftssprache und neuer Informations- und Kommunikationstechnologien

ist jedoch von einer abnehmenden Bedeutung dieses Konzeptes auszugehen (Dunning, 1995).

1 Eine umfassende Übersicht über die für die Wahl der Internationalisierungsstrategien und Eigentumsstrukturen

relevanten Entscheidungskriterien liefern Kaufmann und Jentzsch (2006, S. 75). 2 Literaturübersicht zu psychologischer Distanz siehe Brewer (2007).

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Johanson und Vahlne (2009) selbst relativieren in späteren Veröffentlichungen die Bedeutung

der psychologischen Distanz und sehen stattdessen die Integration bzw. ,,Insidership” in

Netzwerken als wichtigste Ressource. Weitere Kritikpunkte an diesem Modell sind

1. die starke Vereinfachung eines komplexen Prozesses (Welch, 1982; Dichtl,

Köglmayer & Müller, 1984),

2. die Vernachlässigung von Akquisitionen (Forsgren, 1990),

3. das häufige Überspringen von Stufen in der Praxis (Hedlund &

Kverneland, 1985; Oviatt & McDougall, 1994; Crick, 1995, S. 4; Oviatt,

McDougall & Loper, 1995; Sharma & Blomstermo, 2003; Zahra, Matherne

& Carleton, 2003; Cavusgil & Knight, 2015), insbesondere durch KMU

(Hutchinson, Quinn, & Alexander, 2005, S. 159),

4. die Inflexibilität/Determiniertheit (Fina & Rugman, 1996) und

5. die Überbewertung psychologischer Distanz (Melin, 1992) insbesondere im

Verhältnis zu Marktpotentialen (Gripsrud, 1990; Brewer, 2007, S. 87).

Die Erklärungskraft des Uppsala-Modells nimmt zudem mit steigendem

Internationalisierungsgrad des Unternehmens und der Branche ab. Der Grund hierfür besteht

darin, dass Unternehmen ihr Erfahrungswissen aus früheren Verlagerungen anwenden können

und in stark internationalisierten Branchen das vorhandene Netzwerk effizienter genutzt

werden kann (Vahlne & Nordström, 1993). Bezüglich der vorliegenden Fragestellung liefert

das Uppsala-Modell folgende Erkenntnisse:

1. Die psychologische Distanz ausländischer Standorte war in der

Vergangenheit sehr wichtig, verliert aber zunehmend an Bedeutung bei der

Standortauswahl und -selektion.

2. Die Internationalisierungserfahrung/Marktkenntnisse und Netzwerke sind

wichtige Ressourcen bei der Internationalisierung.

3. In Branchen mit hohem Internationalisierungsgrad finden

Internationalisierungsprozesse beschleunigt und oftmals sprunghaft statt.

2.2.5 Netzwerktheorie. Die Netzwerktheorie von Johanson & Mattson (1988)

beschäftigt sich mit der Bedeutung der Position in Wertschöpfungsnetzwerken und dem

Streben nach gewissen Netzwerkpositionen durch Internationalisierung. Erweitert wird diese

Theorie unter anderem von Ellis (2000) mit der Erkenntnis, dass das Wissen über

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Internationalisierungschancen in Auslandsmärkten vorwiegend durch persönliche Kontakte

und nicht durch formale Marktrecherche akquiriert wird.

Die hohe Bedeutung der Beziehungen zwischen den Teilnehmern von

Wertschöpfungsketten wurde zunächst von Håkansson (1987) postuliert und anschließend

von Johanson und Mattson (1988) auf den Bereich der Internationalisierung erweitert. Im

Gegensatz zur Mikroökonomischen Theorie betrachtet die Netzwerktheorie Unternehmen

nicht als unabhängige Produktionseinheiten, sondern berücksichtigt deren individuelle

Netzwerkstrukturen (Johanson & Vahlne, 2011). Für Außenstehende oder ,,Outsider” sind

diese Netzwerke nicht zugänglich, weshalb ,,Insider” einen klaren strategischen Vorteil

besitzen. Das Wissen über die Netzwerkpartner eröffnet mit hoher Wahrscheinlichkeit

Geschäftsmöglichkeiten, die Außenstehenden verwehrt bleiben (Johanson & Vahlne, 2009).

Netzwerke helfen Unternehmern bereits bei der Identifizierung von

Internationalisierungsmöglichkeiten und führen oftmals zu strategischen Allianzen oder

Kooperationsstrategien (Oviatt & McDougall, 2003, S. 15). Laut Coviello und Munro (1995,

S. 57-59) bringen formelle und informelle Netzwerke insbesondere nachfolgende Vorteile für

die Internationalisierung mit sich:

1. Unterstützung bei der Marktselektion

2. Beschleunigung des Markteintritts

3. Verbesserung der Wettbewerbsposition im Ausland

4. Zugang zu lokalen Marktkenntnissen

5. Steigerung der Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit

6. Zugang zu bestehenden Vertriebskanälen

7. Verringerung der Markteintrittskosten, des Risikos und des Zeitbedarfs

Die Netzwerktheorie ist aktuell eine der wichtigsten Forschungsrichtungen im Bereich

Internationalisierung. Aufgrund der Komplexität moderner Kraftfahrzeuge hat sich ein

hochentwickeltes Netzwerk von Automobilzulieferern gebildet. Branchenverbänden,

Kooperationen und der Positionierung in diesem Verbund kommt damit eine wachsende

Bedeutung zu. Die Implikationen für die Standortentscheidung sind weitreichend, da

Netzwerke eine Internationalisierung stark vereinfachen und beschleunigen können. Ein gutes

Netzwerk allein ist allerdings bei weitem nicht ausreichend, um eine Internationalisierung

durchzuführen. Aus diesem Grund werden im Folgenden weitere kritische Ressourcen

identifiziert.

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2.2.6 Ressourcentheorie. Begrenzte Ressourcen stellen insbesondere für die KMU

eines der größten Hindernisse bei der Internationalisierung dar (Kaufmann, 1994). Dabei

lassen sich Ressourcen, die wichtig für die Umsetzung der Wertschöpfungsverlagerung sind,

von Ressourcen unterscheiden, die Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz am

angestrebten Zielmarkt verschaffen. Um diese beiden Konzepte auseinanderzuhalten, werden

die zur Umsetzung erforderlichen Ressourcen im weiteren Verlauf als ,,Mittel” bezeichnet.

Ressourcen und Ressourcenübertragbarkeit. International agierende Firmen sind

dazu im Stande, ihre Ressourcen in ausländischen Märkten effizienter einzusetzen als die

lokale Konkurrenz (Fayerweather, 1978, S. 256-257). Sie können dadurch trotz des

Heimvorteiles der Wettbewerber profitable Marktpositionen einnehmen (Conner, 1991).

Hierzu müssen die Ressourcen wertvoll, selten, nicht vollständig imitierbar und nicht

substituierbar sein (Barney, 1991). Abhängig von der Art der Ressourcen, die für die

Wettbewerbsstärke eines Unternehmens von Bedeutung sind, lassen sich zwei Arten von

Unternehmen unterscheiden, für die entweder Flexibilität oder Kosten entscheidend sind.

Für Unternehmen, deren Wettbewerbsstärke auf Differenzierungsmerkmalen wie

Flexibilität, Qualität, Lieferzeiten, Produktvarianten oder Arbeitskomplexität beruht, ist eine

Internationalisierung oftmals nicht zielführend (Bock, 2008). Der Grund hierfür liegt in den

deutlich steigenden Transaktionskosten zur Gewährleistung einer flexiblen Produktion im

Ausland (Buckley & Casson, 1998) und den hohen Kosten für die Sicherstellung der Prozess-

und Produktqualität (Dana, Hamilton & Powels, 2007; Michel & Rycx, 2012).

Unternehmen mit hohem Produktionsvolumen, standardisierten Produkten und hohem

Lohnkostenanteil, deren Wettbewerbsstärke auf Kostenvorteilen beruht, internationalisieren

aus diesem Grund weitaus häufiger (Ritter & Sternfels, 2004; Grossman & Rossi-Hansberg,

2008; Kinkel & Maloca, 2009).

Ressourcen und Mittel zur Umsetzung der Internationalisierung. In Bezug auf

kostengetriebene Internationalisierung sind vorwiegend die Mittel von Bedeutung, die zur

Bewerkstelligung des Verlagerungsprozesses benötigt werden, da Kunden und Konkurrenz

unverändert bleiben. Die KMU sind häufiger von unzureichender Mittelausstattung betroffen,

welches einen der Hauptgründe für die geringere Internationalisierung darstellt (Erramilli &

Souza, 1993, S. 29-30). Laut Bratzel et al. (2015, S. 90-91) werden von zwei Dritteln der

KMU-Manager in der deutschen Automobilindustrie fehlende personelle Mittel, mangelnde

Kenntnis des Marktumfeldes und zu hohe Marktrisiken und von einem Drittel eine unklare

Finanzierung als Hauptargumente gegen eine Verlagerung genannt.

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Sowohl Mittel als auch Ressourcen spielen eine entscheidende Rolle bei der

Internationalisierung. In Bezug auf die KMU unterscheidet Krotz (1998, S. 45-46) drei Arten

von Mitteln/Ressourcen: (1) Management und Führung, (2) Finanzen und (3) Technologie.

Zudem können der Aufbau der Organisation (Ahlert, Blut & Fröhling, 2007, S. 24-25),

unternehmerische Fähigkeiten, Arbeit/Personal (Fayerweather, 1978, S. 50), Marktkenntnis,

Risikobereitschaft und Netzwerke (Etemad, 2004) ebenfalls als wichtige Ressourcen

angesehen werden. Zusammenfassend lassen sich somit folgende Mittel/Ressourcen

unterscheiden:

1. Management und Führung (unternehmerische Fähigkeiten, Marktkenntnis,

Risikobereitschaft)3

2. Finanzen

3. Technologie

4. Organisation

5. Personal

6. Netzwerk

Besitzt ein Unternehmen ausreichend Mittel für eine Internationalisierung, stellt sich

die Frage, ob der Einsatz der vorhandenen Ressourcen an einem anderen Standort das

angestrebte Ziel erreicht.

2.2.7 Standorttheorie. Die Standortentscheidung ist eine der Hauptfragen in der

Automobilindustrie (Colovic & Mayrhofer, 2011), da es sich bei ihr um ein langfristiges, nur

schwer revidierbares (Goette, 1994, S. 1), sehr komplexes, heterogenes, branchenspezifisches,

sich änderndes Problem handelt (Bienert, 1996). Der Standort eines Unternehmens kann als

der Ort verstanden werden, an dem die Leistungserstellung stattfindet (Specht & Balderjahn,

2005, S. 140). Werden nur Teilleistungen an einem Standort erbracht, kann zwischen

Produktions-, F&E-, Administrations- und Vertriebsstandorten unterschieden werden

(Schmalen & Pechtl, 2013, S. 23). Die Standortstruktur eines Unternehmens verändert sich im

Zeitverlauf aufgrund interner und externer Einflussgrößen (Goette, 1994, S. 2).

Standortfaktoren sind Betrachtungsobjekt der Standortbestimmungslehre (Meyer-

Lindemann, 1951, S. 29). Dabei handelt es sich um ,,einen seiner Art nach scharf

abgegrenzten Vorteil, der für eine wirtschaftliche Tätigkeit dann eintritt, wenn sie sich an

3 Schulz, Borghoff und Kraus (2009) gehen vertieft auf unternehmerisches Verhalten und die Rolle des

Unternehmers bei der Internationalisierung ein.

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einem bestimmten Ort oder auch generell an Plätzen bestimmter Art vollzieht” (Weber, 1909,

S. 16). In Tabelle 3 werden die im Folgenden näher erläuterten produktions- und

forschungsspezifischen Standortfaktoren miteinander verglichen und eine Kategorisierung

vorgenommen. Für diese Studie nicht relevante Faktoren wurden nicht in den Vergleich

aufgenommen.

Produktionsstandorte. Behrens (1971, S. 128) gliedert die

Produktionsstandortfaktoren nach den Unternehmensfunktionen Beschaffung, Fertigung und

Absatz. Dabei fallen auch alle in die Produktion einfließenden Ressourcen wie Personal und

Energie unter die Kategorie Beschaffung. Mucchielli (1998) unterscheidet vier Determinanten

bei der Produktionsstandortwahl, die sich auf die Produktionsfaktoren, Steuern, Netzwerke

und den Markt beziehen. In Tabelle 3 sind die Faktoren beider Autoren zusammengeführt.

Die höchste Relevanz wird dabei in zahlreichen Studien den Lohnkosten zugeschrieben.

Insbesondere in Hochlohnländern sind die niedrigeren Lohnkosten im Ausland oftmals der

Hauptgrund für eine Internationalisierung (Dana, Hamilton & Pauwels, 2007; Kinkel &

Maloca, 2009; Davis & Naghavi, 2011). Flores und Aguilera (2007) ergänzen zudem, dass

Unternehmen politisch, rechtlich und kulturell ähnliche Länder bevorzugen und Cheng und

Kwan (2000, S. 396) stellen einen positiven Zusammenhang zwischen Direktinvestitionen

und guter Infrastruktur, gemessen an der Straßendichte, fest. Zu den Vorteilen einer lokalen

Produktion gehören auch Logistikvorteile, geringeres Inventar und geringere Währungsrisiken

(Bardhan, 2015, S. 71). Die Währungsrisiken werden dadurch reduziert, dass sowohl Kosten

als auch Umsätze in den gleichen Währungen anfallen. Diese Art der Absicherung gegen

Währungsrisiken wird auch ,,natural hedging” genannt.

Forschungs- und Entwicklungsstandorte. Es ist ebenfalls ein klarer Trend

zunehmend dezentraler F&E in Auslandsmärkten zu beobachten (Doh, Jones, Mudambi &

Teegen, 2005; Sachwald, 2008; Schmitz & Strambach, 2009, S. 1495; Contractor et al.,

2010). Für die F&E sind abgesehen von Lohnkosten und Steuern insbesondere die Qualität

der Forschungscluster, der Zugang zu Talenten und der Schutz des geistigen Eigentums von

Bedeutung (Colovic & Mayrhofer, 2011). Tabelle C-1 liefert eine umfassende Auflistung

möglicher Faktoren bei der F&E-Standortwahl. Die wichtigsten dieser Faktoren sind in

Tabelle 3 eingeordnet.

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Tabelle 3

Kategorisierung von Standortfaktoren der Produktion und F&E

Kategorisierung Produktion a F&E

b

Faktorkosten und -

verfügbarkeit

Arbeitsmarkt/Lohnkosten,

Grundstücke/Boden, Materialien,

Energiekosten, Verkehrsanbindung, Kapital

Qualität und Verfügbarkeit von Forschern,

Arbeitsmarktdynamik, Kostenfaktoren, Infrastruktur,

Skaleneffekte

Netzwerk

Beschaffungskontakte, beschaffungsfördernde

Einrichtungen, Anzahl lokaler und

ausländischer Firmen vor Ort (Wettbewerb,

Clusterbildung)

Qualität des Forschungsclusters, Firmennetzwerke

Steuern/ Förderung Steuern, Steuerbegünstigungen,

Handelsabkommen/Importzölle, Subventionen

Regionale Förderungspolitik,

Staatliche Unterstützungen,

Steuern

Rechtssicherheit Wirtschaftsordnung, Stabilität,

Rechtssicherheit, Förderungsprogramme Schutz der Rechte an geistigem Eigentum

Natürliche Ressourcen Gütertransformation (Klima, geologische

Bedingungen)

Marktattraktivität

Absatzpotential (Marktgröße, Kaufkraft,

Wettbewerb), Absatzkontakte

(Handelskammern, Vertriebspartner)

Lokales Marktvolumen, Infrastruktur

Anmerkung. Quelle: a Behrens, (1971), a Mucchielli (1998) und b Colovic & Mayrhofer (2011).

Weitere Faktoren. Um die Wirtschaftlichkeit einer Internationalisierung zu ermitteln,

sind die Kosten für die Errichtung und Anlaufphase am neuen Standort zu beachten. Bei dem

Spezialfall einer Verlagerung müssen zusätzlich die entstehenden Zusatzkosten und

Austrittsbarrieren am bisherigen Standort einberechnet werden. Unter Berücksichtigung von

Produktivitäts- und Qualitätseinbußen, Marktpotentialüberschätzungen und

Rechtsunsicherheit können die Einsparungen oftmals sehr viel geringer ausfallen, als durch

die reinen Faktorkostenunterschiede impliziert wird (Krystek & Zur, 2002, S. 336).

Zusammenfassung. Die in Tabelle 3 identifizierten Faktoren und ebenso die

Logistikkosten, die Währungsrisiken und die Verlagerungskosten stellen folglich die

entscheidenden Faktoren für einen Standortvergleich dar. Die Betrachtung der

Standorttheorien hat verdeutlicht, dass es sich um ein komplexes Entscheidungsproblem

handelt, welches die Berücksichtigung und Gewichtung zahlreicher Einflussfaktoren verlangt.

Der Standort Schweiz bietet für viele dieser Faktoren sehr gute Voraussetzungen. Geringe

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Unternehmens- und Einkommenssteuern, ein effizienter Arbeitsmarkt, gute

Verkehrsanbindungen, hohe Rechtssicherheit und bestehende Netzwerke bieten attraktive

Rahmenbedingungen für Unternehmen. Eine detaillierte Analyse der Standortfaktoren

Arbeitsrecht/-zeiten, Lohnkosten und Steuer in der Schweiz findet sich in Anhang D. Die

Internationalen Standorte hingegen bieten meist niedrigere Lohn- und Energiekosten,

staatliche Subventionen, Absatzpotential und Schutz vor Währungsrisiken.

2.3 Strategische Alternativen

Nachdem die möglichen externen Einflussfaktoren, Ziele, Standortfaktoren und

Ressourcen geklärt sind und eine umfassende Beurteilung der Vor- und Nachteile einer

Verlagerung möglich ist, stellt sich die Frage, ob gegebenenfalls andere Strategien besser

geeignet sein könnten. Nach Porter (1985/2008) zielen Unternehmensstrategien entweder auf

Kostenführerschaft, Differenzierung oder Fokussierung ab. Dabei besagt die Theorie, dass

Unternehmen nur einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil aufrechterhalten können, wenn sie

sich entweder auf Diversifizierung oder Kostenführerschaft konzentrieren. Hill (1988)

hingegen kritisiert diese Theorie und zeigt Rahmenbedingungen auf, unter denen

Unternehmen beide Strategien erfolgreich verfolgen können. Insbesondere in reifen

Industrien, in denen mehrere Kostenführer konkurrieren, kann dabei eine gemischte Strategie

von Vorteil sein.

2.3.1 Differenzierungsstrategie. Eine mögliche Differenzierungsstrategie stellt die

Entwicklung neuer Technologien dar. Das Ziel dabei ist es, produkt- oder prozessorientierte

Alleinstellungsmerkmale zu erzielen und eine bessere Verhandlungsposition gegenüber den

Kunden zu erreichen. Neue Technologien können ebenfalls Türen zu anderen Branchen

öffnen. Durch Entwicklungskooperationen mit Kunden können langfristige und profitable

Beziehungen aufgebaut werden. Sie sind ferner geeignet, dem Preisdruck entgegenzuwirken

(Bratzel et al., 2015, S. 176-178). Als weitere Diversifizierungsmaßnahmen lassen sich die

Erhöhung der Wertschöpfungstiefe, die Erweiterung des Produktportfolios, der Aufbau von

Entwicklungskompetenz und die Steigerung der Produktkomplexität nennen (Bratzel et al.,

2015, S. 173-178).

2.3.2 Kostenstrategie. Eine Kostenstrategie hingegen verfolgt das Ziel, niedrigere

Preise als die Konkurrenz anbieten zu können. Hierbei werden vor allem Skalen- und

Größeneffekte genutzt und auf Prozesseffizienz gesetzt. Die hergestellten Produkte besitzen

dabei keine Differenzierungsmerkmale gegenüber den Produkten der Wettbewerber. Nach

Wicharz (2015, S. 159-162) streben Kostenführer einen hohen relativen Marktanteil in ihrer

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Technologieklasse oder Produktgruppe an, um die Fixkosten auf höhere Stückzahlen zu

verteilen. Zudem konzentrieren sich diese Unternehmen auf ihre Kernfunktionen, lagern

konsequent ineffiziente Wertschöpfungstätigkeiten aus und arbeiten mit Lieferanten

zusammen, die ebenfalls Kostenführer in ihrem Bereich sind.

2.3.3 Fokusstrategie. Unter Fokusstrategie versteht Porter (1996, S. 36) die

Konzentration auf ausgewählte Segmente einer Branche. Durch räumliche Nähe,

Konzentration auf kleine Marktsegmente, Flexibilität, Prozesswissen, Fehlerlosigkeit und

enge Kundenbeziehungen können diese Unternehmen ihre Position gegenüber Wettbewerbern

verteidigen (Bartl et al., 2011). Nicht immer ist jedoch eine Fokussierung von Vorteil. Eine

Branchendiversifizierung kann beispielsweise branchenspezifische Risiken verringern und

ebenfalls die Verhandlungsposition stärken.

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3 Untersuchungsmodell zur Internationalisierung und Formulierung der Thesen

Im Folgenden wird der Versuch unternommen, die Vielfalt der Partialmodelle zur

Internationalisierung in das bereits zu Beginn vorgestellte Internationalisierungsmodell

einzuordnen und ein ganzheitliches Modell der Verlagerungsentscheidung zu entwickeln. Im

Anschluss werden die Thesen für die quantitative Untersuchung entwickelt und die

Fragestellungen der qualitativen Untersuchung diskutiert.

3.1 Modell der Internationalisierungsentscheidung

Die umfangreiche Recherche zur Internationalisierungstheorie konnte keine

ganzheitlichen Ansätze identifizieren, welche die Internationalisierungsentscheidung im

Zusammenspiel mit alternativen Strategien, externen Faktoren und den Unternehmenszielen

betrachten. Für die Beantwortung der vorliegenden Fragestellung ist es jedoch essentiell,

diese Faktoren gemeinsam zu betrachten. Das entwickelte Modell (siehe Abbildung 2) leistet

genau diesen Schritt und ist damit in der Lage, die Frage nach der Kausalität von

Internationalisierungen differenziert darzustellen. Die wichtigsten in der Literatur

identifizierten Ziele, Einflüsse, Standortvorteile, Ressourcen und Alternativstrategien wurden

als Beispiele in das Modell aufgenommen. Zudem wurden exemplarisch mögliche Effekte der

Internationalisierung ergänzt, welche die Mengen, Preise oder Kosten beeinflussen können.

Im Zentrum des Modells steht das Gewinnziel. Darunter wird im vorliegenden Fall der

Barwert der Gewinne aus Sicht eines rationalen, langfristigen Investors, ausgedrückt durch

den Unternehmenswert, verstanden. Der Unternehmenswert entspricht ,,dem in Geld

ausgedrückten Wert der Eigenkapitalrechte eines Unternehmens” (Voigt, J., Voigt, J. F. &

Voigt, R., 2015, S. 22). Entsprechend der weiteren Zielsetzungen der Eigentümer kann der

Unternehmensgewinn an Bedeutung verlieren. Der Gewinn kann über die Menge und Preise

der Leistungen und die Kosten der Leistungserstellung beeinflusst werden. Die externen

Einflussfaktoren können jeden dieser drei Faktoren betreffen. Auf diese Veränderungen

können Unternehmen mit verschiedenen Strategien reagieren. Durch eine

Internationalisierung können beispielsweise neue Absatzmärkte erschlossen werden oder

bestehende Kunden erhalten bleiben. Der Zugang zu neuen Ressourcen und Know-how kann

die Produktstärke und Markt-/Verhandlungsposition verbessern, geringere Lohnkosten oder

Steuern im Ausland können die Kosten senken. Um die Auswirkungen auf Mengen, Preise

und Kosten beurteilen zu können, müssen zuvor die Standortvorteile und die

Ressourcenausstattung betrachtet werden.

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Abbildung 2. Modell der Internationalisierungsentscheidung. Quelle: Eigene Darstellung

Aus der Literatur lassen sich zahlreiche Thesen ableiten, welche im Zusammenhang

mit der Fragestellung von Bedeutung sind. Die starke Währungsaufwertung hat unmittelbare

Auswirkungen auf den Preis. Der Internationalisierungsdruck in der Automobilbranche wirkt

sich insbesondere auf die Absatzmengen aus, da Kunden nach neuen Lieferanten Ausschau

halten, wenn die Lieferanten nicht bereit sind, ins Ausland zu folgen. Die Standortattraktivität

der Schweiz wird vorwiegend durch hohe Löhne belastet. Diese wären bei einem Vorkrisen-

Wechselkurs von 1.6 EUR/CHF zwar durchaus auf deutschem oder französischem Niveau.

Für die weltweiten Kunden zählen jedoch zum einen die Preise in Euro oder Dollar, zum

anderen die Preise der Konkurrenz in Osteuropa, Südamerika und Asien, welche oftmals mit

einem Zehntel der Lohnkosten kalkulieren können. In Verbindung mit dem hohen

Unternehmensziele

Gewinn

Preis

Erhöhung Produktstärke Bessere Marktposition

Lohnkosten

Umsätze

Kosten Menge

Neue Märkte Neue Kunden

Kundenbindung

Steuerbefreiung Steuersatz

Ressourcenzugang

Internationalisierung

Standortvorteile Faktorkosten/+verfügbarkeit2Netzwerk2Steuern/staatl.2Förderung2Rechtssicherheit2Natürliche2Ressourcen2Markta@rakAvität2Verlagerungskosten Währungsabsicherung Eigentumsvorteile

Ressourcen Management Personal Finanzen Netzwerk Organisation Technologie

Vorgehen Joint Venture Lizensierung Tochterunternehmen

Unabhängigkeit Wachstum Fortbestand Persönliche Interessen

Externe Faktoren

Wirtschaftskrisen Wechselkurse Wettbewerber Kunden Lieferanten

Diversifizierung Fokus Kostenführerschaft

Löhne Steuern Vorprodukte

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Vernetzungsgrad der Branche und dem allgemeinen Anstieg der Schweizer

Direktinvestitionen in das Ausland um ein Drittel bis 2013 (Abbildung B-3) stellen diese

externen Faktoren starke Indikatoren für eine zunehmende Internationalisierung der

Schweizer Automobilzulieferindustrie dar. Bevor auf die expliziten Gründe für

Internationalisierungen eingegangen wird, soll geklärt werden, ob die Internationalisierung

der Schweizer Automobilzulieferindustrie seit 2008 gestiegen ist.

3.2 Formulierung der Thesen für die quantitative Untersuchung

Zur Beantwortung dieser Frage wären im Idealfall Daten zu den Produktions- und

F&E-Kapazitäten aller Schweizer Automobilhersteller nach Ländern vorhanden. Eine derart

umfangreiche Vollerhebung war jedoch nicht aufzufinden. Die zur Verfügung stehenden

Sekundärdaten enthalten Angaben dazu, in welchen Ländern die Schweizer AZL in den

Jahren 2008 und 2013 über Produktions- oder F&E-Standorte verfügten. Der Umfang dieser

Aktivitäten ist hierbei nicht bekannt. Die vorhandenen Daten sind dennoch für die

Beantwortung der vorliegenden Fragestellung geeignet. Die Frage, die es dabei zu klären gilt,

lautet: Ist der Anteil jener Unternehmen gestiegen, die im Ausland Teile ihrer Wertschöpfung

im Bereich Produktion oder F&E erstellen? Aus dieser Frage lassen sich mehrere einseitig

gerichtete Thesen ableiten, welche mit Hilfe von statistischen Verfahren geprüft werden

können.

H1: Der Anteil der Schweizer Automobilzulieferer mit Produktions- oder F&E-

Standorten im Ausland hat zugenommen.

Ebenfalls von Interesse ist die Frage, ob bei den KMU trotz der in der Theorie

genannten Hindernisse durch geringe Ressourcenausstattung und private Ziele der Eigentümer

eine Zunahme der Internationalisierung festzustellen ist. Für die Großunternehmen stellt sich

auf der anderen Seite die Frage, ob die Internationalisierung bereits so weit vorangeschritten

ist, dass nur noch wenige Unternehmen erstmalig ins Ausland gehen.

H2: Der Anteil der großen Schweizer Automobilzulieferer (über 250 Mitarbeiter) mit

Produktions- oder F&E-Standorten im Ausland hat zugenommen.

H3: Der Anteil der kleinen und mittleren Schweizer Automobilzulieferer (bis 250

Mitarbeiter) mit Produktions- oder F&E-Standorten im Ausland hat zugenommen.

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Des Weiteren wurde in der Literatur ein Trend zu vermehrter F&E identifiziert. Es stellt sich

somit die Frage, ob der Internationalisierungsgrad sowohl in der Produktion als auch in der

F&E gestiegen ist.

H4: Der Anteil der Unternehmen mit Produktionsstandorten im Ausland hat

zugenommen.

H5: Der Anteil der Unternehmen mit F&E-Standorten im Ausland hat zugenommen.

Zusätzlich zu den induktiven statistischen Tests bietet sich auch eine deskriptive Analyse der

Daten an. Hierbei versprechen insbesondere die Angaben zu den in den Jahren 2013 bis 2018

geplanten Veränderungen in der Produktion und F&E nach Ländern einen Erkenntnisgewinn.

Zudem wird betrachtet, in welchen Ländern die Unternehmen ihre Wertschöpfung betreiben,

um nachvollziehen zu können, auf welche Länder die Internationalisierung gerichtet ist.

3.3 Fragestellung der qualitativen Untersuchung

Die zweite, vielleicht noch wichtigere Fragestellung bezieht sich auf die Gründe für

und gegen Internationalisierungsstrategien. Zusätzlich zu den externen Faktoren sollten auch

die anderen identifizierten Faktoren (Abbildung 2) auf ihre Relevanz für die

Internationalisierungsentscheidungen überprüft werden. Aufgrund der Vielschichtigkeit dieser

Fragestellung bietet sich hierzu die Durchführung von Experteninterviews mit den

Entscheidungsträgern der Unternehmen an. Mit den Interviews soll getestet werden, ob das

entwickelte Internationalisierungsmodell sich in der Praxis anwenden lässt und ob sich die

von den Interviewteilnehmern genannten Gründe vollständig in das aufgestellte Modell

einordnen lassen oder Erweiterungen erforderlich sind.

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4 Quantitative Untersuchung

In diesem Abschnitt werden zunächst der Untersuchungsrahmen und die gewählten

Stichproben vorgestellt. Anschließend wird darauf eingegangen, wie die Daten erhoben

wurden und mit welchen statistischen Verfahren diese ausgewertet wurden. Zuletzt werden

die Ergebnisse dargestellt und diskutiert.

4.1 Untersuchungsrahmen

Die Bedeutung der Schweizer Automobilindustrie wird in der öffentlichen

Wahrnehmung oftmals unterschätzt, da es sich ausschließlich um Zulieferer und sehr kleine

Fahrzeughersteller handelt. Dennoch beläuft sich die geschätzte Mitarbeiterzahl der Branche

auf 34.000 Beschäftigte (Schulze, Schmitt, Neumüller & Holzmann, 2008, S. 17), was einem

Viertel aller Beschäftigten in der französischen Automobilindustrie entspricht (Statista,

2015a). Insgesamt 315 Unternehmen können der Automobilindustrie im Frankenraum

zugeordnet werden. Hierzu zählen Fahrzeug- und Aufbautenhersteller,

Entwicklungsdienstleister und Teilezulieferer (Schulze et al., 2013, S. 39).

Die analysierten Daten wurden in den Jahren 2008 und 2013 durch das swiss Center

for Automotive Research (swissCAR) der Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich

erhoben und ausgewertet. Es handelt sich demnach um eine Sekundäranalyse bestehender

Daten. Die Grundgesamtheit, auf die sich die swissCAR Studien beziehen, ist die gesamte

Schweizer Automobilindustrie, eingeschlossen Liechtenstein mit 315 identifizierten

Unternehmen. Das angestrebte Ziel war eine Vollerhebung, welche mit einer Rücklaufquote

von 71% als erreicht angesehen werden kann (Schulze et al., 2013, S. 9).

In der vorliegenden Studie wurde aufgrund der spezifischen Fragestellung nur eine

Stichprobe mit einer enger definierten Grundgesamtheit betrachtet (siehe Tabelle 4). Etwa die

Hälfte der Studienteilnehmer beantwortete lediglich eine verkürzte Version des Fragebogens,

in der keine Fragen zu Standortverlagerungen enthalten waren, weshalb diese nicht

verwertbar waren. Zudem wurden fünf Importeure, fünf reine Fahrzeughersteller, 11

Spezialisten für Auf- und Umbauten und 10 reine Entwicklungsdienstleister von der

Betrachtung ausgeschlossen, um den Fokus auf klassische, produktionsorientierte

Automobilzulieferer zu schärfen. Weitere fünf Unternehmen wurden aufgrund ihrer geringen

Größe, sieben Unternehmen schließlich wegen nicht korrigierbarer Fehlangaben

ausgeschlossen. Somit verbleiben im Jahr 2013 insgesamt 65 Unternehmen, von denen 33

ebenfalls im Jahr 2008 zu einem Teil der Fragen Stellung genommen hatten.

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Aufgrund des Fokus auf eine bestimmte Unternehmensart wurde eine neue

Grundgesamtheit errechnet. Hierzu wurde das Verhältnis der Studienteilnehmer zur

identifizierten Grundgesamtheit ermittelt (34%) und dieses Verhältnis auf die kleinere

Grundgesamtheit angewandt. Die reduzierte Grundgesamtheit enthält demnach 210

produktionsorientierte, klassische Automobilzulieferer.

Die Stichprobe enthält 31% der neu definierten Grundgesamtheit, von denen sich etwa

die Hälfte mit den Teilnehmern aus dem Jahr 2008 überschneiden und so eine

Panelbetrachtung ermöglichen. Da die Teilnehmer nicht nach bestimmten Kriterien selektiert

wurden, handelt es sich hierbei um eine Zufallsstichprobe der neu definierten

Grundgesamtheit. Ein Vergleich der Stichprobe (n = 65) mit allen Studienteilnehmern

inklusive der Kurzfragebögen (n = 146) anhand der Leistungsarten zeigt, dass lediglich die

Materialzulieferer leicht überrepräsentiert sind (siehe Abbildung B-6). In Bezug auf die

Leistungsarten ist durch den Wegfall der Kurzversionen daher keine deutliche Veränderung

entstanden.

Tabelle 4

Eingrenzungsprozess bei der Auswahl der Stichprobe

Anzahl Unternehmen

Schweizer Automobilindustrie

Anzahl klassische

Automobilzulieferer

Identifizierte Grundgesamtheit Automobilindustrie 315 (100%) ~ 210 (100%) a

Studienteilnehmer Langversionen 107 (34%) 72 (34%)

Ausgewählte Stichprobe 2013 65 (31%)

Teilnehmer 2008 und 2013 33 (16%)

Anmerkung. a Es handelt sich hierbei um eine prozentuale Hochrechnung zur Schätzung der Grundgesamtheit aller klassischen Automobilzulieferer:  210   =   !"#

!"#  ×  72. Quelle: Eigene Darstellung.

4.2 Erhebungsmethode und Datenaufbereitung

Die Erhebung der Daten wurde in den Jahren 2008 und 2013 mittels des Online-

Umfragetools Unipark durchgeführt. Bei den Teilnehmern handelte es sich vorwiegend um

Geschäftsführer und Abteilungsleiter (siehe Abbildung B-7). Aus dem umfangreichen

Fragebogen mit fast 80 Fragen wurden die für die vorliegende Studie relevanten Fragen

ausgewählt (siehe Tabelle 5).

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Tabelle 5

Verwendete Fragen der swissCAR Studien 2008 und 2013

Nr. Frage Erhebungszeitpunkte

1 Erbringen Sie Produktions- und Entwicklungsleistung in den folgenden

Ländern?

2008/2013

2 In welchen Ländern planen oder erwarten Sie bis 2018 Veränderungen?

Ausbau der Produktionskapazitäten

2013

3 In welchen Ländern planen oder erwarten Sie bis 2018 Veränderungen?

Reduktion der Produktionskapazitäten

2013

4 In welchen Ländern planen oder erwarten Sie bis 2018 Veränderungen?

Ausbau der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten

2013

5 In welchen Ländern planen oder erwarten Sie bis 2018 Veränderungen?

Reduktion der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten

2013

6 Wie viele Beschäftigte hat Ihr Unternehmen insgesamt (weltweit)? (freier

Schätzwert)

2008/2013

Anmerkung. Quelle: Eigene Darstellung.

Die ausgewählten Fragen gewährleisten aufgrund der Konstanz der

Untersuchungsbedingungen, der eindeutigen Formulierungen und der Neutralität der

Studienersteller eine hohe Objektivität. Die Reliabilität ist lediglich bei den Schätzfragen

(Fragen 2 bis 5) nicht vollständig gewährleistet, da etwa ein Viertel der Studienteilnehmer

unterhalb der Projektleiterebene angesiedelt war und unter Umständen nicht genau über

geplante Auslandsvorhaben informiert war. Die Herausforderung bei der Auswertung und

Interpretation der vorliegenden Daten lag darin, dass es sich vorwiegend um nominalskalierte,

binäre Daten handelt und somit die Aussagekraft und Validität eingeschränkt ist. Die

Limitierungen der zur Verfügung stehenden Daten werden im Folgenden diskutiert.

Frage 1: Anhand der binären Daten zu den Produktions- und F&E-Standorten nach

Ländern kann lediglich entnommen werden, ob in einem speziellen Land Wertschöpfung

betrieben wird oder nicht. Der Umfang der Kapazitäten in den einzelnen Ländern ist nicht

ersichtlich. Somit kann nur analysiert werden, ob Unternehmen in neue Länder expandieren

nicht aber, wie sich die Kapazitäten an bestehenden Standorten verändern. Hätten sich die

Kapazitäten aller Produktionsstätten in der Schweiz im betrachteten Zeitraum halbiert, dann

hätte dies keine Auswirkung auf die Daten. Es lässt sich jedoch bestimmen, welcher Anteil

der Unternehmen ausschließlich in der Schweiz präsent ist und welcher Anteil in den

unterschiedlichen Ländern produziert oder forscht.

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Fragen 2-5: Diese beschäftigen sich mit dem geplanten Ausbau oder der Reduktion

der Kapazitäten in den verschiedenen Ländern bis 2018. Auch hier fehlen Angaben zum

Umfang des Kapazitätsausbaus bzw. -abbaus. Bei einer minimalen Erhöhung der

Produktionskapazität in der Schweiz und einer signifikanten Erhöhung in China würde in

beiden Fällen ein Ausbau vorliegen. Die Daten können jedoch als Indikatoren dienen und

aufzeigen, in welchen Ländern eindeutige Ausbau- oder Reduktionstrends zu erwarten sind.

Frage 6: Es stehen keine Angaben zu den weltweit in der Automobilsparte der

verschiedenen Unternehmen tätigen Mitarbeitern zur Verfügung. Die Daten geben keinen

Aufschluss über den Automobilanteil des Gesamtunternehmens. Eine Einordnung der

Unternehmen in KMU und Großunternehmen ist jedoch auf Basis der weltweiten

Mitarbeiterzahlen möglich.

Bei der Datenaufbereitung wurden eindeutige Fehlangaben behoben, bei

Unstimmigkeiten auf öffentlich zugängliche Unternehmensinformationen zugegriffen und in

Einzelfällen Kontakt zu den Unternehmen aufgenommen, um die Angaben zu überprüfen.

Alle Änderungen wurden in den Daten dokumentiert, um eine spätere Nachvollziehbarkeit zu

gewährleisten. Bei sieben Unternehmen konnten die Fehlangaben nicht behoben werden, was

zu deren Ausschluss führte. Im Anschluss wurden die Daten für die statistischen

Auswertungen angepasst.

4.3 Auswertungsmethode

Aufgrund der binären Daten und der geringen Größe der untersuchten Stichprobe ist

es unwahrscheinlich, dass induktive statistische Verfahren zu signifikanten Ergebnissen

führen. Dennoch wird eine Kombination aus deskriptiven und induktiven statistischen

Verfahren verwendet, um möglichst sowohl Aussagen über die Stichprobe als auch über die

Grundgesamtheit treffen zu können. Für die Berechnung der Signifikanzen wurde das

Statistikprogramm SPSS verwendet (IBM SPSS Statistics for Windows 2013, Version 22.0).

Bei den für die Paneluntersuchung verwendeten Daten handelt es sich um binäre,

nicht-normalverteilte, verbundene Stichproben mit einer Fallzahl von 33, 19 oder 14. Ein

parametrischer T-Test verbundener Stichproben ist aufgrund fehlender Normalverteilung und

der Nominalskalierung der Variablen nicht geeignet, um die Signifikanz der Veränderungen

zu überprüfen. Ein Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben erfordert zwar keine

Normalverteilung, aber mindestens eine Ordinalskalierung mit wenigstens drei

Ausprägungen.

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Aus diesem Grund wurde ein McNemar-Test (McNemar, 1947) herangezogen und als

Teststatistik ein Binomialverfahren gewählt. Das Binomialverfahren wurde dabei aufgrund

der geringen Stichprobe einem Chi-quadrat Test mit Edwards-Korrektur (Edwards, 1948)

vorgezogen, welcher lediglich eine asymptotische Annäherung an den exakten Wert

vornimmt. In Tabelle 6 ist eine Kreuztabelle exemplarisch dargestellt, welche die

Funktionsweise des McNemar-Tests verdeutlichen soll. Dabei sind lediglich die Zellen B und

C von Bedeutung. Zelle B steht für die Anzahl an Unternehmen, die zum Zeitpunkt 1 einen

Auslandsstandort hatten und zum Zeitpunkt 2 keinen mehr besaßen. Das Gegenteil gilt für

Zelle C. Der McNemar-Test stellt die Nullhypothese auf, dass die Zellhäufigkeiten B und C in

der Grundgesamtheit gleich sind. In der vorliegenden Studie werden rechtsgerichtete

Hypothesen getestet. Diese testen, ob die Zellhäufigkeit in C höher ist als in B.

Tabelle 6

Darstellung einer Kreuztabelle

Anmerkung. Kreuztabelle zur Darstellung der Veränderungen in der Stichprobe; Die Werte B und C werden mittels Binomialverfahren auf Gleichheit getestet. Quelle: Eigene Darstellung.

Das Signifikanzniveau (α) wurde auf .05 festgelegt, um die Wahrscheinlichkeit eines

Fehlers erster Art, die Zurückweisung einer wahren Nullhypothese, hinreichend gering zu

halten. Ein Test kann statistisch signifikant sein, aber einen sehr geringen Effekt besitzen.

Daher wird die Veröffentlichung der Effektstärke bei signifikanten Ergebnissen empfohlen

(Wilkinson & Task Force on Statistical Inference, 1999, S. 598-601). Die Effektstärke

quantifiziert die Höhe des getesteten Unterschiedes und ist unabhängig von der

Stichprobengröße. Die Effektstärke 𝜔 lässt sich anhand der relativen Wahrscheinlichkeiten

der Felder B und C berechnen. Aus den Zahlen der Kreuztabelle wird 𝜒! berechnet und

daraus die Wurzel gezogen, um Cohens 𝜔 zu ermitteln:

𝜔   =  (𝑝!!,!  −  𝑝!!,!)!

𝑝!!,!

!!.!!

!,!  !  !,!

nein ja

nein A B

ja C D

Zeitpunkt/1

Zeitp

unkt/2

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Dabei bezeichnen 𝑘! und 𝑘! die Anzahl der Kategorien der Spalten- bzw.

Zeilenvariable, in diesem Fall jeweils 0/1. Die beobachtete Wahrscheinlichkeit 𝑝!!,! in Zelle i,

j wird mit der erwarteten Wahrscheinlichkeit  𝑝!!,! verglichen. In diesem Fall beträgt diese

.50, da eine Zunahme der Standorte (Feld C) und eine Abnahme der Standorte (Feld B) laut

Nullhypothese als gleich wahrscheinlich angesehen werden. Als Richtwerte für die

Beurteilung der Effektstärke empfehlen Cohen (1988) und Bortz (2005), Werte bis 0.1 als

geringe, bis 0.3 als mittlere und ab 0.5 als hohe Effektstärke anzusehen. Die Effektstärke

wurde mit dem Statistikprogramm G*Power (Version 3.1.9.2) berechnet. Dabei wurde ein

Chi-quadrat-goodness-of-fit Test für Kontingenztafeln mit einer Fehlerwahrscheinlichkeit α =

.05 durchgeführt (Bühner & Ziegler, 2009, S. 312-313; Faul, Erdfelder, Buchner & Lang,

2009).

Des Weiteren wurde für nicht-signifikante Ergebnisse die Teststärke ermittelt. Diese

gibt Auskunft über die Wahrscheinlichkeit, einen realen Effekt als statistisch signifikant zu

identifizieren bzw. die Wahrscheinlichkeit, dass die Nullhypothese zu Recht zurückgewiesen

wird. Durch die Berechnung der Teststärke kann somit ermittelt werden, ob deshalb kein

signifikantes Ergebnis erzielt wurde, weil die Hypothese tatsächlich nicht zutrifft oder

aufgrund der geringen statistischen Stärke des Tests, z.B. durch eine geringe

Stichprobengröße. Cohen (1988) empfiehlt dabei ein ß-1 von mindestens .50 für mittlere

Teststärken und mindestens .80 für hohe Teststärken.

Für die Daten zu den geplanten Ausbauten und Reduktionen von Standorten

(Abbildung 4, 6) und für die Daten zu den Auslandsstandorten nach Ländern (Abbildung 3, 5)

wurden 95%-Konfidenzintervalle berechnet. Brown, Cai & DasGupta (2001, S. 110)

empfehlen hierbei die Verwendung des Jeffrey-Intervalls, da dieses auch für kleine,

binomialverteilte Stichprobengrößen (n ≤ 40) geeignet ist.

Aufgrund der niedrigen Fallzahl der durchgeführten Tests sind die Schlussfolgerungen

in Bezug auf die Grundgesamtheit konservativ zu interpretieren. Zudem ist zu betonen, dass

die Ablehnung der Hypothese nicht bedeutet, dass die Werte in 2008 und 2013 gleich

geblieben sind, sondern lediglich, dass statistisch keine Veränderung nachgewiesen werden

kann. Auch wenn die Veränderungen der Stichprobe sich nicht auf die Gesamtpopulation

übertragen lassen, können die Veränderungen der Stichprobe somit einen Erkenntnisgewinn

bringen und von praktischem Nutzen sein.

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33

4.4 Ergebnisse

Im Folgenden werden die Ergebnisse der sowohl deskriptiven als auch induktiven

statistischen Auswertung dargestellt. Die für die Auswertung mittels McNemar-Test

relevanten Werte sowie Angaben zu Teststärke und Effektstärke finden sich in Tabelle 8.

Zunächst werden die gemischt deskriptiv-induktiven Analysen betrachtet und im Anschluss

die rein deskriptiven Analysen zu den Produktions- und F&E-Standorten in 2008 und 2013

nach Ländern sowie den im Jahr 2013 bis 2018 geplanten Ausbauten und Reduktionen nach

Ländern.

4.4.1 Deskriptiv-induktive Analysen. Die erste zu testende Hypothese bezieht sich

auf die Gesamtheit der Auslandsstandorte aller Unternehmen der Stichprobe:

H1: Der Anteil der Schweizer Automobilzulieferer mit Produktions- oder F&E-

Standorten im Ausland hat zugenommen.

Aus der Kreuztabelle des McNemar-Tests (Tabelle 7) lässt sich entnehmen, dass im Jahr 2008

insgesamt 15 (45%) Unternehmen der Stichprobe nicht im Ausland vertreten waren. Bis zum

Jahr 2013 war diese Anzahl auf acht (24%) gesunken. Diese Veränderung ist die Konsequenz

daraus, dass insgesamt acht Unternehmen (Feld C) einen Auslandsstandort eröffneten,

während sich nur ein Unternehmen aus dem Ausland zurückzog (Feld B).

Tabelle 7

Kreuztabelle der Auslandsstandortverschiebungen zwischen 2008 und 2013

Anmerkung. Feld A = 7; Feld B = 1; Feld C = 8; Feld D = 17. Lediglich die Felder B und C sind für die statistischen Berechnungen von Bedeutung.

Über drei Viertel aller Zulieferer der Stichprobe erbringen somit im Jahr 2013 Teile ihrer

Wertschöpfung im Ausland. Der Anteil der Unternehmen in der betrachteten Stichprobe, die

einen Produktions- oder einen F&E-Standort außerhalb der Schweiz besitzen, ist dabei um

nein ja Gesamt

nein 7 1 8

ja 8 17 25

Gesamt 15 18 33

Aus

land

ssta

ndor

t vo

rhan

den

2013

Auslandsstandort vorhanden 2008

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34

21% gestiegen (siehe Tabelle 8). Es haben somit in jedem Fall Veränderungen der

Internationalisierung stattgefunden. Um zu ermitteln, ob sich diese Beobachtung auf die

Grundgesamtheit der 210 Schweizer Automobilzulieferer übertragen lässt, wurde ein

McNemar-Test durchgeführt. Bei dem zuvor festgelegten Signifikanzniveau (α) von .05

konnte der durchgeführte rechtsseitige Signifikanztest die aufgestellte Hypothese H1 eindeutig

bestätigen, p = .020. Die Nullhypothese konnte somit verworfen werden. Es ist daher eine

statistisch signifikante Zunahme der Internationalisierung in der Gesamtpopulation

nachgewiesen. Dabei wurde eine mittlere Test- und Effektstärke erreicht (1-ß = .644;

𝜔   =   .776).

H2: Der Anteil der großen Schweizer Automobilzulieferer (über 250 Mitarbeiter) mit

Produktions- oder F&E-Standorten im Ausland hat zugenommen.

Bei den großen Unternehmen gaben im Jahr 2013 insgesamt 93% der

Studienteilnehmer an, einen Produktions- oder F&E-Standort im Ausland zu besitzen, eine

Zunahme um 14% gegenüber der Stichprobe im Jahr 2008. Drei der 14 Großunternehmen

wagten in diesem Zeitraum den Schritt ins Ausland, während ein Unternehmen die

Wertschöpfung im Ausland beendete. Trotz des bereits zuvor hohen

Internationalisierungsgrades der Großunternehmen fand demnach eine Internationalisierung in

der betrachteten Stichprobe statt. Für die Grundgesamtheit muss die aufgestellte Hypothese

H2 jedoch eindeutig verworfen werden, da keine ausreichende Signifikanz nachgewiesen

werden konnte, p = .313. Die geringe Teststärke relativiert dieses Ergebnis jedoch, 1-ß = .170.

Um bei der ermittelten Effektstärke (𝜔 =   .50) eine Teststärke von über .50 zu erreichen wäre

eine viermal so große Stichprobe von über 50 Großunternehmen notwendig.

H3: Der Anteil der kleinen und mittleren Schweizer Automobilzulieferer (bis 250

Mitarbeiter) mit Produktions- oder F&E-Standorten im Ausland hat zugenommen.

In der Stichprobe stieg der Anteil sehr deutlich um 26% auf 63% (siehe Tabelle 8).

Fünf der insgesamt 19 KMU betätigten sich in diesem Zeitraum erstmals im Ausland, keines

der Unternehmen zog sich aus dem Ausland zurück. Der errechnete Signifikanzwert, p = .032,

liegt im festgelegten Toleranzbereich. Somit lässt sich für die gesamte Population eine

Zunahme der im Ausland wertschöpfenden kleinen und mittleren Unternehmen als

wahrscheinlich ansehen. Die Effektstärke der Veränderung ist zudem als ausgesprochen hoch

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35

zu bewerten, 𝜔   =  1.00, und zudem wurde eine mittlere Teststärke erreicht, 1-ß = .607. Die

Beobachtung, dass ein derart hoher Anteil der KMU im betrachteten Zeitraum die

Wertschöpfung im Ausland erweitert hat, ist für die vorliegende Studie von hoher Bedeutung,

da eine Internationalisierung für diese Unternehmen mit weitaus höheren Risiken verbunden

ist. Es wird daher als zielführend angesehen, in der qualitativen Betrachtung einen besonderen

Fokus auf die Internationalisierung der KMU zu richten, ohne dabei jedoch Großunternehmen

zu vernachlässigen.

Tabelle 8

Veränderung der Auslandspräsenz zwischen 2008 und 2013

Hypothese Untersuchte Variable n B C M

(2008)

M

(2013) 1-ß p

H1 Anteil der Unternehmen mit Auslandsstandorten 33 1 8 0.55 0.76 .644* .020*

H2 Anteil der Unternehmen mit Auslandsstandorten

(> 250 Mitarbeiter) 14 1 3 0.79 0.93 .170 .313

H3 Anteil der Unternehmen mit Auslandsstandorten

(< 250 Mitarbeiter) 19 0 5 0.37 0.63 .607* .032*

H4 Anteil der Unternehmen mit

Produktionsstandorten im Ausland 33 2 8 0.58 0.76 .475 .055

H5 Anteil der Unternehmen mit F&E-Standorten im

Ausland 33 3 8 0.24 0.39 .326 .114

Anmerkung. n = Stichprobengröße; B = Anzahl der Unternehmen mit Auslandsstandort im Jahr 2008, aber ohne Auslandsstandort im Jahr 2013; C = Anzahl der Unternehmen ohne Auslandsstandort im Jahr 2008, aber mit Auslandsstandort im Jahr 2013; M = Mittelwert der Stichprobe; w = Effektstärke; 1-ß = Teststärke; p = einseitiger Signifikanzwert; 1-ß = Teststärke. Quelle: Eigene Darstellung.

H4: Der Anteil der Unternehmen mit Produktionsstandorten im Ausland hat

zugenommen.

Betrachtet man die Entwicklung der Produktionsstandorte getrennt, ergibt sich für die

Produktion ein Anstieg des Auslandsanteils von 58% auf 76% und somit eine Zunahme um

18%. Acht Unternehmen gaben an, eine Produktion im Ausland aufgebaut zu haben, während

zwei Unternehmen ihre Produktion im Ausland abbauten. H4 wird jedoch abgelehnt (p =

.055), da das Signifikanzniveau knapp überschritten ist. Somit kann eine Zunahme der

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36

Produktionsstandorte für die Gesamtpopulation nicht mit ausreichender Wahrscheinlichkeit

nachgewiesen werden, die Teststärke war jedoch auch in diesem Fall gering 1-ß = .475.

H5: Der Anteil der Unternehmen mit F&E-Standorten im Ausland hat zugenommen.

Für die F&E ist ein Anstieg von 24% auf 39% zu beobachten. Unternehmen mit F&E, aber

ohne Produktion im Ausland, sind im Jahr 2013 keine und im Jahr 2008 lediglich eines

vertreten. Dies bedeutet, dass fast die Hälfte aller Unternehmen mit Auslandsproduktion

parallel F&E im Ausland betreibt. Acht der 33 Unternehmen erbrachten erstmals F&E-

Leistungen im Ausland, drei Unternehmen zogen sich aus dem Ausland zurück. Die

Hypothese muss jedoch verworfen werden, was vorwiegend auf die geringe Teststärke

zurückzuführen ist, p = .114, 1-ß = .326. Um bei der ermittelten Effektstärke (𝜔 =   .45) eine

Teststärke von über .50 zu erreichen, wäre eine in etwa zweimal so große Stichprobe

erforderlich.

4.4.2 Deskriptive Analyse der Produktion. Bereits im Jahr 2008 war die

Wertschöpfung der Schweizer AZL international aufgestellt (siehe Abbildung 3). Ein Drittel

der Unternehmen verfügte über Produktionsstätten in Deutschland, Osteuropa und China, ca.

ein Viertel in Westeuropa (ohne DE) und im NAFTA-Raum (North American Free Trade

Agreement). In Brasilien und Asien (ohne CHN) waren 9% vertreten. Gleichzeitig

produzierten 88% der Unternehmen noch am Standort Schweiz.

Abbildung 3. Geographische Verteilung der Produktionsstandorte. n=33. Die Fehlerbalken

repräsentieren das 95%-Konfidenzintervall. Quelle: Eigene Darstellung.

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Schweiz

Deutsc

hland

Osteuro

pa

China

Westeu

ropa (

ohne

DE)

NAFTA

Asien (

ohne

CHN)

Brasilie

n

Südam

erika

(ohn

e BRA)

Andere

Länd

er Ante

il de

r Unt

erne

hmen

2008

2013

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37

Die Auswertung der im Jahr 2013 erhobenen Daten zu den Internationalisierungsplänen der

Unternehmen ergibt, dass die Schweizer AZL einen Ausbau der Produktion insbesondere in

China (42%), der Schweiz (31%), Osteuropa (28%) und im NAFTA-Raum (26%) planen

(siehe Abbildung 4).

Abbildung 4. Ausbau/Reduktion der Produktionskapazitäten nach Ländern. n = 65. Die

Fehlerbalken repräsentieren das 95%-Konfidenzintervall. Quelle: Eigene Darstellung.

Zugleich planen zahlreiche Unternehmen einen Produktionsabbau in Westeuropa. Hierbei

wird jedoch nicht der Umfang der geplanten Produktionskapazitäten im Verhältnis zu den

Gesamtkapazitäten berücksichtigt. Ein geringer Produktionsausbau wird somit einer

signifikanten oder sogar vollständigen Produktionsverlagerung gleichgesetzt. Es ist daher

möglich, dass es sich bei dem Produktionsausbau in der Schweiz um geringere

Zusatzkapazitäten handelt als im Ausland. Die Ergebnisse sollten daher nur als Indikatoren

betrachtet werden.

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

China

Schweiz

Osteuro

pa

NAFTA

Westeu

ropa (

ohne

DE)

Asien (

ohne

CHN)

Deutsc

hland

Brasilie

n

Südam

erika

(ohn

e BRA)

Andere

Länd

er

Ant

eil d

er U

nter

nehm

en

Ausbau Produktion

Reduktion Produktion

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38

4.4.3 Deskriptive Analyse der Forschung und Entwicklung. Über 80% der

Unternehmen forschen weiterhin in der Schweiz, mit zunehmender Tendenz (siehe Abbildung

5). Während in Deutschland, Osteuropa, China und Asien eine Zunahme der F&E stattfand,

wurden in Westeuropa (ohne DE) Standorte geschlossen.

Abbildung 5. Geographische Verteilung der F&E-Standorte. n = 33. Die Fehlerbalken

repräsentieren das 95%-Konfidenzintervall. Quelle: Eigene Darstellung.

Ausgesprochen positiv für den Standort Schweiz fallen ebenfalls die Ergebnisse zum

Ausbau der F&E im Ausland aus (Abbildung 6). Die AZL planen insbesondere den Ausbau in

der Schweiz (55%), China (24%) und Deutschland (17%). Die F&E folgt somit als

komplementäre Funktion der Produktion in den Wachstumsmarkt China. Unklar ist

allerdings, ob es sich hierbei um zentrale Innovationsfunktionen oder lediglich um unkritische

Bereiche der F&E handelt. Der Ausbau der F&E in Deutschland kann unter Umständen auf

die wachsende Bedeutung von Entwicklungskooperationen zurückgeführt werden, für die eine

Präsenz in den wichtigen Automobilclustern und die Nähe zu den Entscheidungsträger von

Vorteil sein kann. Eine Reduktion der F&E-Kapazitäten wird allgemein nur durch wenige

Unternehmen geplant, vorwiegend jedoch in Westeuropa.

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Schweiz

Deutsc

hland

Westeu

ropa (

ohne

DE)

NAFTA

China

Osteuro

pa

Brasilie

n

Asien (

ohne

CHN)

Südam

erika

(ohn

e

Andere

Länd

er

Ant

eil d

er U

nter

nehm

en 2008

2013

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39

Abbildung 6. Ausbau/Reduktion der F&E-Kapazitäten nach Ländern. n = 65. Die

Fehlerbalken repräsentieren das 95%-Konfidenzintervall. Quelle: Eigene Darstellung.

4.5 Zusammenfassung

Es gilt, im Folgenden die gewonnenen Erkenntnisse in Bezug auf die Fragestellung

einzuordnen: Ist der Anteil jener Unternehmen gestiegen, die im Ausland Teile ihrer

Wertschöpfung im Bereich Produktion oder F&E erstellen?

Sowohl in Bezug auf die untersuchte Stichprobe als auch auf die Gesamtpopulation

aller Schweizer AZL ist diese Frage eindeutig positiv zu beantworten. Es wurde eine

statistisch signifikante Zunahme der Auslandsstandorte ermittelt. Eine getrennte

Untersuchung der KMU und Großunternehmen konnte lediglich für die KMU eine statistisch

signifikante Zunahme der Auslandsstandorte feststellen. Eine Zunahme der

Internationalisierung aller Schweizer Automobilzulieferer mit unter 250 Mitarbeitern hat

demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit stattgefunden. Für die Großunternehmen hingegen

konnte ein Anstieg nicht mit ausreichender Sicherheit festgestellt werden. Im Folgenden wird

in Kürze auf die wichtigsten Erkenntnisse der quantitativen Analyse eingegangen, dabei

zunächst auf die allgemeinen und anschließend auf die für die KMU und Großunternehmen

spezifischen Ergebnisse.

Drei Viertel aller Schweizer AZL produzieren im Ausland und in etwa die Hälfte

dieser Unternehmen forscht oder entwickelt ebenfalls im Ausland. Damit ist die Schweizer

Automobilindustrie sehr international aufgestellt. Seit 2008 ist der Anteil der

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Schweiz

China

Deutsc

hland

Asien (

ohne

CHN)

NAFTA

Westeu

ropa (

ohne

DE)

Osteuro

pa

Brasilie

n

Andere

Länd

er

Südam

erika

(ohn

e BRA)

Ant

eil d

er U

nter

nehm

en

Ausbau FuE

Reduktion FuE

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40

Auslandsstandorte in der betrachteten Stichprobe sowohl für die Produktion als auch für die

F&E stark angestiegen. Diese Beobachtung konnte ebenfalls mit einer ausreichenden

statistischen Signifikanz auf die Gesamtheit der geschätzten 210 klassischen,

produktionsorientierten Schweizer Automobilzulieferer übertragen werden.

Insgesamt zeichnet sich ein klarer Trend zu vermehrter Wertschöpfung in Asien,

Osteuropa und im NAFTA-Raum ab. In Westeuropa konnte sich lediglich Deutschland als

attraktiver Wertschöpfungsstandort behaupten und sowohl Produktion als auch F&E zu sich

ziehen. Die Schweizer Unternehmen folgen damit dem Internationalisierungstrend der

Automobilindustrie zu vermehrter absatznaher, globaler Produktion und F&E.

Für die KMU im Speziellen konnte ebenfalls für die Grundgesamtheit aller Schweizer

Automobilzulieferer eine signifikante Zunahme der Unternehmen mit Auslandsstandorten

ermittelt werden. Dies wirft die Frage auf, ob insbesondere die KMU im betrachteten

Zeitraum einem erhöhten Internationalisierungsdruck ausgesetzt waren und welche Gründe

die KMU trotz ihrer schlechteren Ressourcenausstattung und möglicher Zielkonflikte zur

Internationalisierung bewegt haben.

Für die Großunternehmen hingegen musste die aufgestellte Hypothese verworfen

werden. Dies ist jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die geringe Teststärke

zurückzuführen, da es sich hierbei um den Test mit der geringsten Fallzahl handelte.

Im Hinblick auf die Erkenntnisse der quantitativen Untersuchung erscheint es

sinnvoll, die Gründe für diese Diskrepanz mit Hilfe qualitativer Untersuchungen näher zu

beleuchten.

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41

5 Qualitative Untersuchung

Die qualitative Untersuchung verfolgt das Ziel, die Gründe zu identifizieren, aus

denen sich Unternehmen für oder gegen eine Internationalisierung entschließen. Hierzu wird

zunächst erläutert, anhand welcher Kriterien die Interviewpartner ausgewählt wurden sowie

auf Methodik und Fragebogengestaltung eingegangen. Anschließend werden die

Geschäftsmodelle der fünf untersuchten Unternehmen betrachtet und die Ergebnisse anhand

des zuvor aufgestellten theoretischen Modells (Abbildung 2) eingeordnet. Dabei wird die

These aufgestellt, dass Unternehmen internationalisieren, wenn

1. sie von den externen Einflussfaktoren betroffen sind,

2. im Ausland insgesamt bessere Standortfaktoren existieren,

3. ausreichend Mittel zur Verfügung stehen,

4. keine alternativen Strategien die Unternehmensziele besser erreichen und

5. keine nicht-ökonomischen Ziele mit der Internationalisierung in Konflikt

stehen.

5.1 Untersuchungsrahmen

Der Selektionsprozess der Interviewpartner zielte darauf ab, sowohl Argumente für

eine Internationalisierung als auch Argumente dagegen zu beleuchten und sowohl die

Perspektive der KMU als auch die der Großunternehmen zu berücksichtigen. Daher wurden

Kriterien definiert, um bezüglich ihrer Internationalisierungsstrategie möglichst

gegensätzliche Unternehmen zu identifizieren. Auf Basis dieser Kriterien wurden zwei

Gruppen von Unternehmen definiert. Auf der einen Seite stehen die sogenannten ,,Home-

based players” (HBP) in Anlehnung an Bratzel et al. (2015). Dabei handelt es sich um

Unternehmen, die einen Produktionsstandort in der Schweiz besitzen, keine Produktion oder

F&E im Ausland betreiben und dies im Jahr 2013 auch nicht geplant hatten zu verändern. Auf

der anderen Seite stehen die sogenannten ,,International expanders” (IE), deren

Gemeinsamkeit ist, dass sie zum Zeitpunkt der Erhebung keinen Produktions- oder F&E

Ausbau in der Schweiz, aber mindestens einen Ausbau im Ausland planten. Dabei ist es nicht

relevant, über wie viele Standorte diese Unternehmen im In- oder Ausland verfügen, sondern

der klare Internationalisierungsfokus.

Auf Basis dieser Kriterien wurden 13 HBP und 19 IE identifiziert. Diese wurden

anhand ihrer weltweiten Mitarbeiterzahlen weiter untergliedert, um zwischen

Großunternehmen und KMU zu differenzieren. Unter den HBP befanden sich elf, unter den

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42

IE acht Unternehmen mit unter 250 Mitarbeitern weltweit. Um zu vermeiden, dass die

Unternehmensgröße und damit verbundene Ressourcennachteile eine zu hohe Gewichtung

erhalten, wurden zunächst die größten KMU der HBP und die kleinsten KMU der IE

kontaktiert. Um die Perspektive der Großunternehmen einzubeziehen, wurde parallel ein

großer IE ausgewählt. Die zwei Großunternehmen in der Gruppe der HBP wurden nicht

berücksichtigt, da es sich um Tochterunternehmen weltweit tätiger Automobilzulieferer

handelt, die nicht mit anderen Ländergesellschaften konkurrieren. Insgesamt konnten fünf

Unternehmen für Experteninterviews gewonnen werden (siehe Tabelle 9). Unter den

Interviewpartnern befanden sich drei Geschäftsführer, ein Strategieleiter und ein

Entwicklungsleiter.

Tabelle 9

Entscheidungskriterien bei der Selektion der Interviewpartner

Gruppe Unternehmen Weltweit

Angestellte

Anzahl

Produktions-

standorte

CH

Ausbau

Produktions- und

F&E-Standorte

CH

Anzahl

Produktions- und

F&E-Standorte

(Ausland)

Ausbau

Produktions- und

F&E-Standorte

(Ausland)

Hom

e-ba

sed

play

ers Härtung AG 35

1 nicht

relevant 0 0 Werkzeug AG 20

Drehteile AG 50

Inte

rnat

iona

l

expa

nder

s Elektronik AG 200 nicht

relevant 0

nicht

relevant ≥1

Dämmung AG > 10.000

Anmerkung. Übersicht über die für die Selektion der Interviewpartner verwendeten Kriterien. Quelle: Eigene Darstellung.

5.2 Erhebungsmethode

Als Erhebungsmethode wurde ein teilstrukturiertes, offenes Interview nach Blumberg,

Cooper & Schindler (2008) gewählt. Diese Methode bietet entscheidende Vorteile gegenüber

einem unstrukturierten, informellen Interview. Durch den Interviewleitfaden wird

sichergestellt, dass bei allen Interviews die gleichen Schwerpunktthemen behandelt werden

und zugleich eine hohe Flexibilität erhalten bleibt, um der Komplexität der Fragestellung

gerecht zu werden (Patton, 1980; Rubin & Babbie, 2010). Die Interviews wurden in vier

Fällen persönlich und in einem Fall telefonisch geführt und dauerten zwischen 30 und 70

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43

Minuten. Während des Interviews wurden zum Teil Visualisierungen hinzugezogen. Hierbei

wurden die genannten strategischen Maßnahmen unter einen Zeitstrahl eingeordnet, um den

Interviewteilnehmer bei der Strukturierung der Antworten zu unterstützen.

5.3 Beschreibung des Interviewleitfadens

Es wurden zwei Interviewleitfäden konzipiert, einer in deutscher Sprache für die

KMU (siehe Anhang A-1) und einer in englischer Sprache für das Großunternehmen (siehe

Anhang A-2). Die Leitfäden wurden abgesehen von Intro und Verabschiedung in drei Teile

gegliedert.

Die ,,Agenda” diente dazu, die Interviewpartner erneut über den Zeitumfang und die

Verwendung der Aufzeichnungen aufzuklären und sie für die untersuchte Fragestellung zu

sensibilisieren. Im ,,Hauptteil” wurden zunächst Fragen zur allgemeinen Gesamtsituation des

Unternehmens zwischen 2007 und 2015 und zu den wichtigsten Charakteristika des

Geschäftsmodells gestellt. Das Ziel hierbei war es, die Hauptproblemstellungen des

Unternehmens zu identifizieren und das Geschäftsmodell besser zu verstehen. Im Anschluss

wurden Fragen zu auffälligen Veränderungen bei den Antworten des Unternehmens in den

swissCAR Studien gestellt. Hierzu wurde im Vorfeld zu jedem Unternehmen eine detaillierte

Analyse der Antworten in den beiden Studien durchgeführt. Als nächstes wurde, beginnend

im Jahr 2007, chronologisch bis 2015 abgefragt, welche Internationalisierungsaktivitäten zum

jeweiligen Zeitpunkt durchgeführt oder geplant und aus welchen Beweggründen welche

alternativen Strategien verfolgt wurden. Zuletzt wurde vertieft auf die aktuellen Pläne und

Herausforderungen und auf die Auswirkungen der erneuten Währungsaufwertung seit Januar

2015 eingegangen. Der für Großunternehmen ausgelegte Fragebogen wurde im Hauptteil

entsprechend angepasst, da sich viele Antworten bereits den Geschäftsberichten entnehmen

ließen. Der Bereich ,,Erfahrungen und Hintergrund” dient der Klassifizierung der Befragten

anhand der Funktion im Unternehmen und der Erfahrung in der Automobilbranche.

5.4 Auswertungsmethode

Die Interviews wurden zunächst mit dem Einverständnis der Teilnehmer aufgezeich-

net und im Nachgang transkribiert (siehe Anhang E). Dabei wurden die Interviewpartner und

Unternehmen anonymisiert. Das Forschungsziel bestand in einer inhaltlichen und nicht in

einer sprachwissenschaftlichen Analyse. Daher wurden die Transkripte bezüglich des Um-

gangssprachlichen und der Dialekte geglättet und Versprecher oder grammatikalische Fehler

behoben, ohne dabei die ursprüngliche Bedeutung zu verändern (Oliver, Serovich & Mason,

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44

2005, S. 1280). Auf eine wortwörtliche Transkription wurde nur bei direkt zitierten

Textstellen Wert gelegt. Zunächst wurden alle das Geschäftsmodell betreffenden Informatio-

nen über die Unternehmen anhand des Business Model Canvas nach Osterwalder & Pigneur

(2013) eingeordnet. Für das Großunternehmen wurden die Absatzzahlen und die Kosten-

struktur dem Geschäftsbericht entnommen.

Anschließend wurden die Interviews im Hinblick auf die in der Theorie identifizierten

Internationalisierungstreiber zusammengefasst. Dabei wurde ein deduktiv-induktives

Vorgehen bzw. eine qualitative Inhaltsanalyse gewählt (Mayring, 2000). Hierbei wurde im

ersten, deduktiven Schritt eine Einordnung der genannten Faktoren in das bestehende Modell

vorgenommen. In einem zweiten, induktiven Schritt wurden zusätzliche Erkenntnisse in das

Modell eingeordnet und dieses erweitert.

5.5 Beschreibung des Samples

Um das Ziel einer ganzheitlichen Darstellung der Geschäftsmodelle der untersuchten Unter-

nehmen zu erreichen, wurden die in den Interviews untersuchten Unternehmen in das

Geschäftsmodellschema von Osterwalder & Pigneur (2013) eingeordnet. Darin werden neun

Aspekte unterschieden. In Abbildung 7 sind Beispiele zu jeder der Kategorien eingetragen:

1. Unter Kundensegmenten werden die voneinander abgrenzbaren Kundengruppen

verstanden, die erreicht werden sollen.

2. Das Leistungskonzept beschreibt die Kombination der angebotenen Produkte und

Dienstleistungen, welche für den Kunden Probleme löst und Werte schafft.

3. Die Vertriebskanäle beinhalten das Marketing, die Kommunikation, die Distribution,

den Verkauf und das After-Sales-Geschäft.

4. Unter Kundenbeziehungen werden die Art und das Ziel der Beziehungen zu den

verschiedenen Kundensegmenten charakterisiert.

5. Das Ertragskonzept beschreibt die Einnahmequellen und die Preisstrategie des

Unternehmens.

6. Unter Hauptressourcen werden physische, finanzielle, intellektuelle und personelle

Ressourcen verstanden, die für die Wertschöpfung notwendig sind.

7. Unter Hauptaktivitäten fallen die Tätigkeiten, die für den Erfolg des Unternehmens

von höchster Bedeutung sind.

8. Unter Partnerschaften fallen Kooperationen mit Lieferanten, Wettbewerbern oder

unabhängigen Unternehmen.

9. Die Kostenstruktur beschreibt die wesentlichen anfallenden operativen Kosten.

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45

Abbildung 7. Business Model Canvas mit ausgewählten Beispielen. Quelle: Eigene

Darstellung in Anlehnung an Osterwalder & Pigneur (2013).

Bei der Härtung AG (Abbildung 8) handelt es sich um ein

Wärmebehandlungsunternehmen mit ca. 30 Mitarbeitern. Das Unternehmen stellt keine

eigenen Produkte her, sondern härtet kleine, leicht transportierbare Stahlteile für verschiedene

Industrien mit steigendem Automobilanteil. Gegenüber den Wettbewerbern zeichnet es sich

durch eine wesentlich höhere Qualität und Lebensdauer der gehärteten Bauteile und eine

starke Kundenbindung aus. Preislich kann es jedoch aufgrund des hohen Lohnkostenanteils

nicht mit den Wettbewerbernin Tschechien konkurrieren, weshalb es sich durch innovative

Härtungsverfahren zu diversifizieren versucht.

Die Werkzeug AG (Abbildung 9) ist Technologieführer im Bereich der

Spritzgusswerkzeuge mit ca. 50 Mitarbeitern. Das Unternehmen ist auf den Automobilbereich

fokussiert und besitzt einen hohen Bekanntheitsgrad. Mit einem Werkzeug können von den

Kunden ca. eine Million Teile produziert werden. Zuverlässigkeit und Qualität der Werkzeuge

sind daher essenziell für die Vermeidung von werkzeugbedingten Produktionsstillständen.

Partnerschaften

Hauptaktivitäten

Hauptressourcen

Leistungskonzept

Vertriebskanäle

Kostenstruktur

Kundenbeziehungen

Kundensegmente

Ertragskonzept

Strategische Allianzen

Joint Ventures

Kooperationen mit

Lieferanten

Motive:

Skaleneffekte

Risikoteilung

Ressourcenzugang

Produktion (Quantität/

Qualität)

Problemlösung/

Wissensmanagement

Maschinen, Gebäude,

Distributionsnetzwerk,

Patente, Kooperationen,

Daten, qualifiziertes

Personal, Kapitalzugang

Neuheit

Verbesserungen

Anpassung/

Individualisierung

Zuverlässigkeit

Design

Marke/Bekanntheit

Preis

Persönliche Assistenz

Persönlicher Kontakt

Kein Kontakt

Kooperationen

Marketing

Vertriebskanäle

Lieferung

After sales

Massenmarkt

Nischenmarkt

Segmentierung (ähnliche

Kunden)

Diversifizierung (stark

unterschiedliche

Kunden)

Produktverkauf Preissetzung (dynamisch/fix)

Leasing

Lizensierung

Kostengetrieben oder qualitätsgetrieben

Fixe/ Variable Kosten

Skaleneffekte/ Größenvorteile

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Abbildung 8. Geschäftsmodell der Härtung AG. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an

Osterwalder & Pigneur (2013).

Abbildung 9. Geschäftsmodell der Werkzeug AG. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung

an Osterwalder & Pigneur (2013).

Die Drehteile AG (Abbildung 10) stellt mit ca. 50 Mitarbeitern Präzisionsdrehteile für

die Flugzeugindustrie und Medizinbranche und seit 2010 in zunehmendem Maße auch für die

Automobilindustrie her. Das Unternehmen differenziert sich insbesondere über die Präzision

Partnerschaften

Hauptaktivitäten

Hauptressourcen

Leistungskonzept

Vertriebskanäle

Kostenstruktur

Kundenbeziehungen

Kundensegmente

Ertragskonzept

Partnerschaften

Hauptaktivitäten

Hauptressourcen

Leistungskonzept

Vertriebskanäle

Kostenstruktur

Kundenbeziehungen

Kundensegmente

Ertragskonzept

Maschinen

Qualifiziertes Personal

Maschinenbetrieb

Qualitätssicherung

Qualität

Zuverlässigkeit

Geringe Stückzahlen

Innovationen

(Stahlleichtbau)

Deutsche

Unternehmen

bevorzugen Härtung

in Tschechien in

Mindestqualität

Persönliche Kontakte

Hohe Kundentreue

Lohnkosten (zwei Drittel)

Hohe Energiekosten

Hohe Kosten für Brennstoffe

Kontaktaufbau für

Vermarktung über

Swissmem

Einfacher Transport

Fokus Automobil-

industrie (50%)

Schweiz (100%)

N/A

Produktionsdienstleistung

Know-how in

Entwicklungsfragen

Entwicklung

Konstruktion

Kleinserientests

Neueste Technologien

Leichtbau

Qualität

Zuverlässigkeit

Persönlich/Assistenz

Transportierbar

Vertriebspartner Korea

Kontakte zu Entwicklungs-

abteilungen

Fachveranstaltungen

Automobilindustrie

(98%)

Verkauf von Werkzeugen

Lizenzierung USA

Löhne (zwei Drittel)

Rohstoffe (10%)

Lizenzpartner USA

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und Komplexität der gefertigten Teile, welche durch eine hohe Wertschöpfungstiefe und das

spezifische Know-how der Mitarbeiter gewährleistet werden. Der Lohnkostenanteil liegt bei

etwa zwei Drittel der Gesamtkosten.

Die Elektronik AG (Abbildung 11) stellt elektronische Steuerelemente mit

wachsendem Fokus auf die Automobilindustrie her. Das Unternehmen ist Technologieführer,

produziert in Osteuropa und zukünftig in Mexiko. Die Entwicklungsabteilungen befinden sich

in der Schweiz, Deutschland, USA und Indien. Das Unternehmen ist seit 2007 von einem

kleinen Entwicklungsdienstleister zu einem internationalen Zulieferer aufgestiegen, welcher

sowohl eigene Produkte herstellt als auch reine Produktionsdienstleistungen erbringt. Der

entscheidende Wettbewerbsvorteil ist der Entwicklungsvorsprung des Unternehmens, durch

den Sicherheits- und Qualitätsvorschriften sowie Zeitvorgaben zuverlässiger erfüllt werden

können. In der Schweiz fallen für das Unternehmen fast ausschließlich Lohnkosten für

Entwicklung und Verwaltung an.

Abbildung 10. Geschäftsmodell der Drehteile AG. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung

an Osterwalder & Pigneur (2013).

Die Dämmung AG (Abbildung 12) ist ein öffentlich gehandelter Großkonzern mit

mehreren Tausend Mitarbeitern und ausschließlichem Fokus auf die Automobilindustrie. Das

Unternehmen zeichnet sich durch hohe Innovationskraft bei hoher Kosteneffizienz aus. Die

hergestellten Produkte sind zum Teil nur schwer transportierbar und erfordern somit eine

Partnerschaften

Hauptaktivitäten

Hauptressourcen

Leistungskonzept

Vertriebskanäle

Kostenstruktur

Kundenbeziehungen

Kundensegmente

Ertragskonzept

Know-how der

Mitarbeiter-

Maschinenpark

Entwicklung (Testserien)

Produktion (Großserie)

Präzision

Bauteilkomplexität

Flexibilität

Beantwortungszeiten

Lieferzeiten

N/A

Vertriebspartner im

Ausland (FR, USA,

NL, SE)

Automobilindustrie

(25%)

Flugzeugbau

Medizinalbranche

Verkauf von Präzisionsdrehteilen

Löhne (zwei Drittel)

Strategische

Lieferantenkooperati

on geplant

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regionale Produktion. Das Unternehmen hält an der zentralen F&E in der Schweiz fest,

verfügt aber in zunehmendem Maße über regionale F&E-Standorte, die vor allem

marktspezifische Anpassungen vornehmen.

Abbildung 11. Geschäftsmodell der Elektronik AG. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung

an Osterwalder & Pigneur (2013).

Abbildung 12. Geschäftsmodell der Dämmung AG. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung

an Osterwalder & Pigneur (2013).

Partnerschaften

Hauptaktivitäten

Hauptressourcen

Leistungskonzept

Vertriebskanäle

Kostenstruktur

Kundenbeziehungen

Kundensegmente

Ertragskonzept

Partnerschaften

Hauptaktivitäten

Hauptressourcen

Leistungskonzept

Vertriebskanäle

Kostenstruktur

Kundenbeziehungen

Kundensegmente

Ertragskonzept

N/A

Entwicklung von

Steuerelementen

Produktion

Entwicklungsvorsprung

Entwicklerteams

Know-how in der Produktion

Zuverlässigkeit

Qualität

Erfüllung von

Sicherheitsnormen

Tier 1 (im direkten

Fokus der OEM)

Produkte leicht

transportierbar

Zentraler Vertrieb aus

der Schweiz

Automobilindustrie

(85-90%)

Verkauf von Steuerelementen

Produktionsdienstleistungen

Produktion Mexiko:

15% Löhne

20% Overhead und Gewinn

65% Material

Joint Ventures

Entwicklungskooperatio

nen mit

Wettbewerbern

Entwicklung

Produktion

Produktions-know-

how

Entwicklung

Globales

Innovative Produkte

Weltweite Präsenz/

Lieferbereitschaft/

Lokalisierung

Niedrige Preise

Hohe Qualität

Direkter Zulieferer

fast aller OEM

Enge Zusammenarbeit

Regionale Produktion

JIT Lieferung

Schwer transportierbar

Automobilindustrie

(100%)

Europa (~40%)a

USA (~45%)a

Asien (~10%)a

Rest (~5%)a

Verkauf von Produkten mit Dämmeigenschaften

50% Materialien a

25% Löhne a

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49

5.6 Ergebnisse

Dieser Abschnitt diskutiert die Ergebnisse der fünf Interviews in Bezug auf die

Gründe für und gegen Internationalisierung. Hierbei werden die Ergebnisse in das

theoretische Modell eingeordnet und dabei die Sichtweisen der Home-based players und der

International expanders beleuchtet. Am Ende jedes Abschnitts befindet sich eine Tabelle,

welche die Kernergebnisse der fünf Interviews in die Struktur des theoretischen

Internationalisierungsmodells einordnet. Der Abschnitt endet mit einer Zusammenfassung der

wichtigsten Erkenntnisse der qualitativen Untersuchung.

5.6.1 Unternehmensziele. Die Analyse der Interviewergebnisse zeigt, dass

Wachstumsziele für die untersuchten Home-based players eine geringere Bedeutung besitzen

als für die International expanders. Bei der Härtung AG (Anhang E-1) besitzt das Ziel des

Unternehmensfortbestandes und der Unabhängigkeit höhere Priorität als das Wachstum. Ein

Teilhaber verließ beispielsweise das Unternehmen, weil von den weiteren Eigentümern bei

einer Verlagerung des Standortes in den Zulieferpark eines Tier-1-Zulieferers trotz des

Wachstumspotentials eine Abhängigkeit von dem Großkunden befürchtet wurde. Für die

Härtung AG stellt der Fortbestand am Standort Schweiz und die Möglichkeit, Schweizer

Personal zu beschäftigen, ein wichtiges Ziel dar. Das Unternehmen würde anstelle von

Grenzgängern ,,gerne Leute beschäftigen die auch hier wohnen” (Härtung AG, 09:26). Für die

Werkzeug AG (Anhang E-2) und die Drehteile AG (Anhang E-5) konnte ebenfalls keine

ausgeprägte Wachstumsstrategie identifiziert werden und die Unternehmensgröße nach

Mitarbeitern blieb im betrachteten Zeitraum konstant. Aus Sicht der Elektronik AG (Anhang

E-4) liegen die Gründe für die geringe Internationalisierung der HBP oftmals in persönlichen,

nicht-ökonomischen Zielsetzungen, insbesondere in der Verbundenheit mit dem Standort

Schweiz: ,,die Schweizer wollen dann doch lieber halten solange wie es irgendwie möglich

ist. Und selbst wenn es vielleicht der Firma Net Profit nicht gut tut“ (Elektronik AG, 22:05).

Besonders fällt die Tatsache auf, dass alle HBP eigentümergeführt sind. Aus Sicht der

bestehenden Literatur ist dies oftmals mit einer zunehmenden Relevanz persönlicher Ziele

verbunden (Bratzel et al., 2015; Fernández & Nieto, 2002). Persönliche Gründe, die gegen

eine Internationalisierung sprechen, wurden von den Interviewteilnehmern allerdings nicht

genannt.

Die IE hingegen befinden sich in den Händen von Investoren, deren Hauptziel die

Maximierung des Unternehmenswertes darstellt. Die Elektronik AG wurde von ausländischen

Investoren übernommen und die Dämmung AG (Anhang E-3) befindet sich zum Großteil in

Streubesitz und wird öffentlich gehandelt. Beide Unternehmen verfolgen eine offensive

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Internationalisierungsstrategie zur Monetarisierung ihrer Wettbewerbsvorteile. Die Elektronik

AG verfolgt dabei zum einen absatzorientierte Ziele durch die Erschließung des NAFTA-

Raums und zum anderen kostenorientierte Ziele durch die Verlagerung von Aktivitäten nach

Osteuropa und Indien. Die Dämmung AG hingegen ist bereits in allen wichtigen Märkten

vertreten und internationalisiert entsprechend den Vorgaben der Kunden. Tabelle 10 zeigt

eine Zusammenfassung der Ergebnisse.

Tabelle 10

Unternehmensziele der untersuchten Unternehmen

Unternehmensziele Härtung AG Werkzeug AG Drehteile AG Elektronik AG Dämmung AG

Unabhängigkeit x

Wachstum x x

Fortbestand x x x

Persönliche Ziele

Anmerkung. Quelle: Eigene Darstellung.

5.6.2 Einfluss externer Faktoren. Die HBP waren vor allem im Jahr 2009

stark von der Finanzkrise betroffen, meist mit einem Auftragsrückgang um ein Drittel, was in

etwa dem Auftragsrückgang in der deutschen Automobilzulieferindustrie entspricht (siehe

Abbildung B-8). Die Härtung AG musste aufgrund der Finanzkrise ihre Expansionspläne in

der französischsprachigen Schweiz verwerfen. Die Wirtschaftskrise lenkte den Fokus der

Unternehmen vor allem auf schnell umsetzbare Kostenoptimierungen und weg von

langfristigen Internationalisierungsvorhaben. Daran änderte auch die kontinuierliche

Aufwertung des Schweizer Franken bis Mitte 2011 nichts. Die schlagartige

Frankenaufwertung Anfang 2015 führte zu einem deutlichen Rückgang an Neuaufträgen. Bei

allen HBP mussten Auftragsangebote mit zuvor bereits geringen Margen abgelehnt werden.

Die Härtung AG war den Wechselkursen nicht direkt ausgesetzt, da die unmittelbaren Kunden

ausschließlich in der Schweiz ansässig sind. Die Auftragsrückgänge der höheren,

exportierenden Tier-Stufen betreffen allerdings alle nachfolgenden Unternehmen in der

Lieferkette.

Auch die IE waren von der Finanzkrise stark betroffen. Die Elektronik AG musste den

Unternehmensverkauf aufschieben, was einer Internationalisierung entgegenwirkte. Die

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Dämmung AG verlor zum Teil Großkunden, die insolvent gingen, und musste Eigenkapital an

den Finanzmärkten aufnehmen. Die Frankenstärke zwischen 2010 und 2011 wurde von der

Elektronik AG aufgrund der steigenden Lohnkosten als weitaus größeres Problem gesehen.

Für die Dämmung AG spielte die Frankenstärke aufgrund der weltweiten

Wertschöpfungsstruktur nur eine untergeordnete Rolle. Der Internationalisierungstrend der

Branche und die Dominanz der OEM hingegen wurden als wichtige Einflussfaktoren genannt.

Die Währungsaufwertung erzeugte somit für alle KMU einen starken

Internationalisierungsdruck. Lediglich für global aufgestellte Großunternehmen spielen die

Währungseffekte keine wichtige Rolle. Tabelle 11 zeigt eine Zusammenfassung der

Ergebnisse.

Tabelle 11

Einfluss externer Faktoren auf die untersuchten Unternehmen

Einfluss externer Faktoren Härtung AG Werkzeug AG Drehteile AG Elektronik AG Dämmung AG

Finanzkrise x x x x x

Frankenaufwertung bis 2011 x x x x

Frankenaufwertung seit Anfang

2015 x x x

Internationalisierungsdruck der

Branche (Wettbewerb/

Kunden/Lieferanten)

x

Anmerkung. Quelle: Eigene Darstellung.

5.6.3 Unmittelbare Gegenmaßnahmen. Als Maßnahme zur Abschwächung der

Wechselkurseffekte wurde von den HBP der Importanteil so weit wie möglich erhöht. Die

Härtung AG stellte zudem vermehrt Grenzgänger ein. Von den IE wurden keine

währungsbezogenen Maßnahmen genannt. Eine Absicherung gegen Währungsschwankungen

im Vorfeld durch Derivate oder Währungsklauseln in den Verträgen hatten die Unternehmen

nicht vorgenommen bzw. bei der Dämmung AG war diesbezüglich nichts bekannt.

In der ersten Phase der Währungsaufwertung wurden von den HBP als allgemeine

Maßnahmen zur Gewinnsicherung Entlassungen vorgenommen (Werkzeug AG) oder

Kurzarbeit eingeführt (Härtung AG). Im Jahr 2015 wurden indirekte Lohnkürzungen durch

Bezahlung in Euro mit schlechterem Wechselkurs durchgeführt (Härtung AG),

Materialkosten durch konsequentes Nachverhandeln gesenkt (Härtung AG), die

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Fremdwährungspreise bei Neuaufträgen erhöht (Härtung AG; Drehteile AG) und ineffiziente

Tätigkeiten an Lieferanten ausgelagert (Werkzeug AG). Bei der Drehteile AG wurden ca.

15% der Stellen gestrichen und die Durchlaufzeiten in der Produktion gesenkt.

Die IE hingegen mussten keine Stellen abbauen. Die Elektronik AG hatte bereits so

viele Tätigkeiten verlagert wie möglich und die Dämmung AG setzte auf Kurzarbeit und

Effizienzsteigerungen in der Produktion. Tabelle 12 zeigt eine Zusammenfassung der

Ergebnisse.

Tabelle 12

Unmittelbare Gegenmaßnahmen der untersuchten Unternehmen

Abschwächende

Gegenmaßnahmen Härtung AG Werkzeug AG Drehteile AG Elektronik AG Dämmung AG

Importsteigerung x x x N/A

Grenzgänger x N/A N/A

Direkte Maßnahmen zur

Gewinnsicherung

Lohnkürzungen/Kurzarbeit x x N/A N/A x

Senkung der Materialkosten Nachverhandlungen N/A N/A N/A

Preisanpassung x N/A x N/A N/A

Outsourcing x N/A

Anmerkung. Quelle: Eigene Darstellung.

5.6.4 Standortvorteile/-nachteile. Für die Härtung AG stehen als Argumente die

Lohnkostennachteile und hohe Energiepreise den Netzwerkvorteilen und der

Verschwiegenheit der Mitarbeiter bezüglich Technologien gegenüber. ,,Spätestens wenn ein

Mitarbeiter, der mit dieser Technologie vertraut ist die Firma verlässt” (Härtung AG, 43:07),

muss damit gerechnet werden, dass die nicht patentierbaren Technologien an Dritte gelangen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Härtung AG ist die Erhöhung der bereits gegenüber den

EU-Staaten nachteiligen Energiesteuern in der Schweiz, die durch die Änderung der

Großverbraucherbesteuerung bevorstehen. Für die Werkzeug AG überwiegen die Bedeutung

von Qualifikation und Know-how der Mitarbeiter gegenüber den Lohnkostennachteilen. Der

Erfolg des Unternehmens ,,lebt von der jahrzehntelangen Erfahrung” (Werkzeugbau AG,

38:20) der Mitarbeiter. Die Drehteile AG sieht als wichtigen Faktor die Qualifikation der

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Mitarbeiter. Im süddeutschen Raum, in Polen und in der Tschechischen Republik wären diese

am wahrscheinlichsten verfügbar. Eine vollständige Verlagerung wird aufgrund der hohen

Verlagerungskosten ausgeschlossen, aber ,,ein Produktionsaufbau, also von null, im Ausland

[...] ist an sich denkbar” (Drehteile AG, 14:06). Absatzvorteile spielen für die HBP aufgrund

der einfachen Transportierbarkeit der Produkte keine entscheidende Rolle.

Für die IE hingegen bieten die Standorte im Ausland klare Vorteile. Für die Elektronik

AG sind insbesondere geringere Lohnkosten von Bedeutung. Zudem wurde die Qualität und

das Know-how der Entwickler am deutschen Standort als sehr hoch bewertet. Der niedrige

Steuersatz in der Schweiz wurde als unwichtiger Faktor gesehen, da in Osteuropa

vergleichbare Steuersätze vorzufinden sind. Der Ausbau der Wertschöpfungsaktivitäten im

NAFTA-Raum sichert dem Unternehmen zusätzliche Absatzmärkte und zugleich attraktive

Faktorkosten durch die Produktion in Mexiko. Für die Dämmung AG spielen vorwiegend die

Absatzvorteile eine wichtige Rolle. Hierbei geben die Kunden die Regeln vor, denen sich das

Unternehmen unterordnet. Die OEM fordern dabei meist eine regionale Produktion. Als

Nebeneffekt wird dabei eine natürliche Absicherung gegen Währungsrisiken erreicht.

Für die HBP sind somit fast ausschließlich die Lohnkosten ein Standortnachteil in der

Schweiz. Im Ausland werden weder bessere Absatzchancen noch geeignetes Personal

erwartet. Das Know-how und die Loyalität der Mitarbeiter stellt bei allen untersuchten HBP

das entscheidende Kriterium gegen eine Internationalisierung dar. Für die IE hingegen stellen

die Lohnkosten und die Nähe zum Kunden die wichtigsten Gründe dar. Tabelle 13 zeigt eine

Zusammenfassung der Ergebnisse.

Tabelle 13

Standortvorteile/-nachteile der untersuchten Unternehmen

Standortvorteile/-nachteile Härtung AG Werkzeug AG Drehteile AG Elektronik AG Dämmung AG

Lohnkostennachteile x x x x N/A

Personalverfügbarkeit im

Ausland (x) x x

Natürliche Ressourcen N/A N/A N/A N/A N/A

Absatzvorteile im Ausland

(Marktattraktivität) x x x

Netzwerkvorteile Schweiz x N/A N/A N/A

Skaleneffekte Schweiz N/A N/A N/A zentrale

Innovation

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Standortvorteile/-nachteile Härtung AG Werkzeug AG Drehteile AG Elektronik AG Dämmung AG

Investitions-/Anlaufkosten N/A N/A x

Währungsabsicherung N/A N/A N/A N/A x

Steuern x N/A N/A N/A

Rechtssicherheit N/A N/A N/A N/A N/A

Anmerkung. Quelle: Eigene Darstellung.

5.6.5 Ressourcenausstattung der Unternehmen. Zur Umsetzung einer

Internationalisierung fehlen der Härtung AG Managementkapazitäten und Netzwerkkontakte

zu den OEM, um die entwickelte Technologie zu vermarkten. Die Werkzeug AG hingegen

verfügt über ein großes Netzwerk, einen hohen Bekanntheitsgrad und neue

Leichtbautechnologien. Für die Drehteile AG spricht aus Sicht der Ressourcenausstattung

nichts gegen eine Internationalisierung durch den Aufbau einer weiteren Produktion im

Ausland. Eine vollständige Verlagerung würde jedoch aus Sicht der Geschäftsführung die

finanziellen Möglichkeiten übersteigen.

Die IE hingegen verfügen über umfangreiche Ressourcen und befinden sich im

Zentrum des Netzwerkes. Die Elektronik AG kann seit ca. 2012 auf die

Internationalisierungserfahrung und umfangreiche finanzielle Sicherheiten der Eigentümer

zurückgreifen und verfügt über einen klaren Technologievorsprung gegenüber der

Konkurrenz. Die Ressourcenausstattung der Dämmung AG ist insbesondere durch den

Kapitalmarktzugang ausgesprochen gut. Tabelle 14 zeigt eine Zusammenfassung der

Ergebnisse.

Tabelle 14

Ressourcenausstattung der untersuchten Unternehmen

Ressourcen für

Internationalisierung Härtung AG Werkzeug AG Drehteile AG Elektronik AG Dämmung AG

Management N/A N/A x x

Finanzen N/A N/A N/A x x

Netzwerk x N/A x x

Organisation N/A N/A N/A N/A N/A

Technologie x x x x

Anmerkung. Quelle: Eigene Darstellung.

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5.6.6 Internationalisierungsaktivitäten. Die Härtung AG zog als einziger HBP

eine Verlagerung ins Ausland in Erwägung. Dabei handelte es sich jedoch um einen

Sonderfall, da eine direkte Anbindung an einen Tier-1-Kunden mit entsprechender

Abhängigkeit entstanden wäre. Auf der anderen Seite hätten hierdurch die Lohnkosten

gesenkt, die Diversifizierung durch die Anwendung der neuen Technologie erhöht und der

Absatz durch einen neuen Großkunden gesteigert werden können. Es handelte sich somit

vorwiegend um einen Zielkonflikt.

Für die Drehteile AG ist ein Neuaufbau einer Produktion in Süddeutschland,

Frankreich oder Osteuropa denkbar und zu prüfen, es bestehen jedoch keine konkreten Pläne.

Die Elektronik AG hatte zunächst die Produktion nach Osteuropa outgesourced. Noch

vor der Finanzkrise integrierte sie diesen Wertschöpfungsschritt wieder, ebenfalls in

Osteuropa. Bis 2011 wurden fertigungsnahe Tätigkeiten wie Betriebsmittelplanung oder

Produktionsplanung sukzessive dorthin verlagert, um Kosten zu sparen. Unter den neuen

Investoren wurde dieser Trend verstärkt und es folgten operativer Einkauf, Buchhaltung und

Informationstechnologie (IT). Ab 2014 wurden einfache Entwicklungstätigkeiten nach Indien

verlagert, ein Ingenieursbüro in Deutschland und ein Vertriebs- und technisches Büro in den

USA aufgekauft sowie eine Produktion in Mexiko geplant. Der Hauptgrund für die

Verlagerungen waren die niedrigeren Löhne und in Bezug auf den NAFTA-Raum der Zugang

zu Absatzmärkten. Da die neuen Eigentümer selbst nicht aus der Schweiz stammen, stehen

die Gewinnmaximierung und das Unternehmenswachstum durch eine optimale

Wertschöpfungsstruktur an erster Stelle. Die finanzielle Ressourcenausstattung ermöglicht es,

diese Standortvorteile zu nutzen.

Die Dämmung AG reduzierte nach der Krise die Produktionsstätten in Westeuropa,

insbesondere in Frankreich und Italien. In der Schweiz hingegen wurde auf einen hohen

Automatisierungsgrad der Produktion gesetzt und weiterhin die zentrale F&E durchgeführt. In

Südamerika und Asien wurden zahlreiche neue Produktionsstätten eröffnet. Haupttreiber

hierbei waren die Anforderungen der OEM, die eine regionale Produktion und JIT-

Belieferung forderten. Tabelle 15 zeigt eine Zusammenfassung der Ergebnisse.

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Tabelle 15

Internationalisierungsaktivitäten der untersuchten Unternehmen

Internationalisierung/

Wertschöpfungsausbau im

Ausland

Härtung AG Werkzeug AG Drehteile AG Elektronik AG Dämmung AG

Internationalisierungsaktivitäten

2008 - 2013 (x) x x

Internationalisierungsvorhaben

ab 2015 (x) x x

Anmerkung. Quelle: Eigene Darstellung.

5.6.7 Alternative Strategien. Ein genauerer Blick auf die von den HBP verfolgten

Strategien zeigt, dass diese sich auf eine Diversifizierung und Fokussierung konzentrieren.

Dabei versuchen sie durch Technologien im Leichtbau (Härtung AG; Werkzeug AG) oder

Steigerung der Produktkomplexität (Drehteile AG) höhere Preise durchzusetzen. Sie legen

entweder bereits einen starken Fokus auf die Automobilindustrie (Werkzeug AG, Härtung

AG) oder sind dabei, diesen auszubauen (Drehteile AG). Die IE verfolgen ebenfalls eine

Fokusstrategie und konzentrieren sich fast ausschließlich auf spezifische Segmente der

Automobilindustrie. Dabei sehen sich beide Unternehmen als Technologieführer.

5.6.8 Zusammenfassung. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die HBP

zwar stark von den externen Einflüssen betroffen sind, diese sich jedoch durch Maßnahmen

zur Effizienzsteigerung und durch Preisverhandlungen abschwächen lassen. Die

unzureichende Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal im Ausland wird als entscheidender

Standortnachteil gesehen. Den HBP fehlen zum Teil Managementkapazitäten für die Planung

der Internationalisierung und vermarktungsfähige Technologien. Die Entwicklung neuer

Technologien und komplexerer Produkte wird daher als bessere Option angesehen.

Die IE hingegen waren bereits vor der Krise international aufgestellt, wodurch sie

nicht so stark von der Wechselkursaufwertung betroffen waren. Sie sind jedoch wesentlich

stärker dem Internationalisierungstrend der OEM ausgesetzt. Die Standortfaktoren im

Ausland bieten aus Sicht der IE klare Vorteile. Insbesondere die niedrigeren Lohnkosten und

der Zugang zu neuen Absatzmöglichkeiten stehen hierbei im Vordergrund. Ressourcen und

Mittel zur Internationalisierung stehen den IE ausreichend zur Verfügung, insbesondere durch

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57

die Verfügbarkeit finanzieller Mittel und das Know-how in Bezug auf die

Internationalisierung.

Somit lässt sich die zu Beginn der qualitativen Untersuchung aufgestellte These wie

folgt beantworten: Die untersuchten Schweizer IE internationalisieren, da

1. sich die Wirkung der externen Einflussfaktoren nur bedingt abschwächen

lässt,

2. Lohnkosten- und Absatzvorteile im Ausland genutzt werden können,

3. personelle und finanzielle Mittel zur Verfügung stehen und technologische

Wettbewerbsvorteile bestehen,

4. alternative Strategien allein die Wachstumsziele nicht erreichen können

und

5. nicht-ökonomische Zielsetzungen im Vergleich zu Gewinn- und

Wachstumszielen keine Rolle spielen.

Die untersuchten Schweizer HBP hingegen internationalisieren nicht, da

1. sich die Wirkung der externen Einflussfaktoren durch Importe,

Preiserhöhungen und Kostensenkungen abschwächen lässt,

2. die Standortfaktoren im Ausland abgesehen vom Lohnniveau nachteilig

sind,

3. die Managementkapazitäten und die technologischen Wettbewerbsvorteile

fehlen,

4. mit Diversifizierungsstrategien wie Technologieführerschaft und

Komplexitätssteigerung die Ziele besser erreicht werden können und

5. nicht-ökonomische Zielsetzungen wie Unabhängigkeit und

Standortverbundenheit den Gewinn- und Wachstumsfokus abschwächen.

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6 Schlussfolgerungen und Ausblick

Findet in der Schweizer Automobilindustrie eine Internationalisierung der

Wertschöpfungstätigkeiten statt und wenn ja, welche Faktoren sind hierbei entscheidend? Die

umfassende Untersuchung dieser Fragestellung kommt zu dem Ergebnis, dass eine Zunahme

der Internationalisierung in der Schweizer AZL zwischen den Jahren 2008 und 2013 mit

hoher Wahrscheinlichkeit stattgefunden hat und hierbei insbesondere die KMU

internationalisierten. Der Trend geht deutlich in Richtung China, Osteuropa, aber auch

Deutschland und NAFTA-Raum, während Westeuropa an Bedeutung verliert. Nur noch ein

Viertel der Unternehmen erbringt die Wertschöpfung ausschließlich am Standort Schweiz.

6.1 Die wichtigsten Beweggründe hinter Internationalisierungsentscheidungen

Die Schweizer Automobilzulieferer internationalisieren, wenn die Gewinn- und

Wachstumsziele eine dominante Stellung besitzen, deutliche Standortvorteile im Ausland

bestehen, die kritischen Ressourcen des Unternehmens ins Ausland übertragbar sind und

finanzielle sowie personelle Mittel zur Verfügung stehen. Der Hauptgrund für

Internationalisierer sind die Lohnkosten- und Absatzvorteile im Ausland. Die wichtigsten

Gründe gegen die Internationalisierung hingegen sind die Abhängigkeit vom Know-how der

Mitarbeiter und das Fehlen einer klaren Wachstumsstrategie. Die meist geschäftsführenden

Eigentümer sind zu sehr mit der Bewältigung des Tagesgeschäftes und den unmittelbaren

Auswirkungen der Währungsaufwertung beschäftigt, um eine strukturierte Planung möglicher

Internationalisierungsstrategien vorzunehmen. Priorität für die Unternehmen haben die

weitere Diversifizierung durch neue Technologien und Know-how und die Sicherung des

Unternehmensfortbestandes am Standort Schweiz.

6.2 Bedeutung für Forschung und Praxis

Für die Forschung im Bereich Internationalisierung konnte zum einen durch die

Konzeptionierung und Anwendung des entwickelten, ganzheitlichen Modells der

Internationalisierungsentscheidung ein wichtiger Schritt in Richtung einer globalen

Betrachtung der Internationalisierung geleistet werden. Zum anderen wurde die bestehende

Internationalisierungstheorie erstmals auf die Schweizer Automobilindustrie angewandt und

dabei ein Zeitraum betrachtet, in dem aus wissenschaftlicher Perspektive hochinteressante

makro- und mikroökonomische Veränderungen stattgefunden haben. Das erarbeitete Modell

kann als Grundlage für zukünftige Untersuchungen von Internationalisierungsentscheidungen

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59

dienen und bei der Konzeptionierung von quantitativen und qualitativen Untersuchungen

einen wichtigen Beitrag leisten.

Für die Praxis kann das entwickelte Modell Entscheidungsträger dabei unterstützen,

das Thema Internationalisierung strukturiert und sachlich anzugehen und im größeren Kontext

zu betrachten. Für Praktiker ist insbesondere der Einblick in die Geschäftsmodelle und

strategischen Überlegungen der fünf befragten Unternehmen von hohem Wert. Die Studie soll

den Entscheidungsträgern als Anstoß dienen, die eigenen Beweggründe und strategischen

Entscheidungen sachlich zu reflektieren.

Die vorliegende Studie eröffnet zahlreiche Forschungsmöglichkeiten und

Anknüpfungspunkte. Von hohem Interesse wäre eine explizite Untersuchung von

Wertschöpfungsverlagerungen als Spezialfall der Internationalisierung. Die zunehmende

Internationalisierung wirft die Frage nach dem Umfang und der Art der verlagerten

Aktivitäten auf. Hierzu wäre eine Erhebung von Daten zu den Kapazitätsanteilen in den

verschiedenen Ländern sinnvoll. Einen weiteren Anknüpfungspunkt bietet die Erweiterung

des Internationalisierungsmodelles um das konkrete Vorgehen bei der Umsetzung der

Internationalisierung. Hier wäre insbesondere ein Leitfaden speziell für KMU interessant, um

diese bei der Internationalisierung zu unterstützen.

6.3 Reflektion und Verbesserungsmöglichkeiten

In der Retroperspektive ergeben sich einige Verbesserungsmöglichkeiten für

zukünftige Untersuchungen. In erster Linie wäre eine höhere Anzahl an Interviews von

Vorteil für die Generalisierbarkeit der Ergebnisse gewesen. Aufgrund der schwierigen

wirtschaftlichen Situation war die Verfügbarkeit der Interviewpartner jedoch stark

eingeschränkt. Es war somit nicht möglich, die Sichtweise von Unternehmen zu untersuchen,

die während des betrachteten Zeitraums erstmals im Ausland aktiv wurden.

Für die statistische Auswertung wären eine höhere Stichprobengröße und Angaben

über die Kapazitätsumfänge vorteilhaft gewesen, um signifikantere Ergebnisse zu erhalten

und spezifischere Thesen testen zu können. Da in der Schweizer Automobilindustrie jedoch

erst seit wenigen Jahren wissenschaftliche Automobilmarktstudien durchgeführt werden,

standen derart detaillierte Informationen noch nicht zur Verfügung.

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Anhangsverzeichnis

Anhang A: Interviewleitfäden .................................................................................................. 69  

A-1: Interviewleitfaden für KMU in deutscher Sprache ........................................................ 69  

A-2: Interviewleitfaden Großunternehmen in englischer Sprache ......................................... 70  

Anhang C: Abbildungen ........................................................................................................... 71  

Abbildung B-1 Wechselkursentwicklung JPY/USD zwischen 1960 und 2000 ..................... 71  

Abbildung B-3 Kapitalbestand der Schweizerischen Direktinvestitionen im Ausland ......... 71  

Abbildung B-4 Weltweite PKW-Absätze nach Märkten ....................................................... 72  

Abbildung B-5 Weltweite PKW-Produktionszahlen nach Märkten ...................................... 72  

Abbildung B-6 Vergleich der Leistungsarten von Stichprobe und Vollerhebung ................. 73  

Abbildung B-7 Funktionen der Studienteilnehmer der swissCAR Studien 2008 und 2013 im

Unternehmen ........................................................................................................................ 73  

Abbildung B-8 Auftragseingänge in der deutschen Automobilindustrie ab 2006 ................. 74  

Abbildung B-9 Arbeitskosten im verarbeitenden Gewerbe der EU-Mitgliedsstaaten 2013 .. 74  

Abbildung B-10 Unternehmenssteuern ausgewählter europäischer Länder im Vergleich .... 74  

Anhang C: Tabellen ................................................................................................................. 75  

Tabelle C-1   Übersicht der wichtigsten F&E-Standortfaktoren .......................................... 75  

Anhang D: Ausgewählte Standortfaktoren Schweiz ................................................................ 76  

Anhang E: Interviewtranskripte ........................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.  

Anhang E-1: Interview Härtung AG ............................... Fehler! Textmarke nicht definiert.  

Anhang E-2: Interview Werkzeug AG ............................ Fehler! Textmarke nicht definiert.  

Anhang E-3: Interview Dämmung AG ........................... Fehler! Textmarke nicht definiert.  

Anhang E-4: Interview Elektronik AG ........................... Fehler! Textmarke nicht definiert.  

Anhang E-5: Interview Drehteile AG ............................. Fehler! Textmarke nicht definiert.  

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Anhang A: Interviewleitfäden

A-1: Interviewleitfaden für KMU in deutscher Sprache

Intro Vorstellung und Einleitung: Hallo und vielen Dank für Ihre Bereitschaft zur Mitwirkung an meiner wissenschaftlichen Arbeit.

Das Interview wird ca. 40 Minuten dauern. Ich möchte Ihnen kurz vorstellen, was ich heute mit Ihnen besprechen will. Ich werde das Interview per Tonband aufzeichnen. Dies dient rein dem Zweck einer wissenschaftlichen Auswertung.Selbstverständlich werden alle Ihre Aussagen anonym ausgewertet, d.h. weder Sie noch Ihr Unternehmen sind im Nachgang identifizierbar.Vorstellung der verwendeten Modelle und des ZeitstrahlvorgehensHaben Sie noch Fragen, bevor wir mit dem Interview starten?

Nr. Sub.-Nr. Fragen

1 Allgemeine Fragen zur Gesamtsituation des Unternehmens und zum Geschäftsmodell (falls nicht im Detail bekannt)

a

Welche Produkte/Services verkaufen Sie in der Automobilindustrie? Wie ist Ihr Produkt in die Lieferkette einzuordnen? (Personalintensität, Reifegrad, Technologische Komplexität der Herstellung, Standardisierung, Transportierbarkeit, erforderliche Kundennähe, Serviceanteil)

b Was waren im allgemeinen die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen zwischen 2007 und 2015?

2 Fragen zu auffälligen Veränderungen zwischen den Antworten der Swiss CAR Studie 2008 und 2013

a Standorte Produktion, FuEb Import/Exportc Absatzmärkted Einstellung zur Notwendigkeit der Globalisierung

3 Abfrage der Fragen entlang des Zeitstrahls zu jedem Jahr begonnen mit dem Jahr 2007

aWelche Internationalen Aktivitäten sind zum jeweiligen Zeitpunkt bereits geschehen? (Wertschöpfungsverlagerung (Fertigung, Montage, Beschaffung, Service, Konstruktion, FuE, Administration), Import, Export)

b Welche Internationalen Aktivitäten waren zum jeweiligen Zeitpunkt geplant? Haben sie daran gedacht den Standort/Wertschöpfungsteile zu verlegen?

c Was sind die Gründe für die internationalen Aktivitäten? (Kunden, Wettbewerb, Wachstumschancen, Umweltbedingungen (Finanzkrise, Wechselkurse), Ressourcen)

d Was sind die Gründe für eine Begrenzung der internationalen Aktivitäten (Produkt, Know-How, Ressourcen, Management)

eWelche alternativen/zusätzlichen Strategien wurden gewählt? (Branchendiversifizierung/Technologie/Wertschöpfungstiefe & Produktportfolio, Kostenführerschaft oder Diversifizierung)

fWas sind die wichtigsten Erkenntnisse bezüglich dem Thema Internationalisierung? Was sind die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Internationalisierung? (Netzwerk, Management, Produkt, Kooperationen)

4 Vertiefte Fragen zur aktuellen Situation und zukünftigen Internationalisierungsstrategie

a

Wie sieht die Wettbewerbssituation aktuell aus? (Wettbewerbsvorteil vs Wettbewerbsvorteile der Konkurrenz / Was macht Sie unersetzbar für den Kunden? (z.B. Produkttechnologien, Prozesstechnologien, Kundenkontakte, Standortvorteile, Finanzierungsvorteile, Service, Verhandlungsposition durch Branchendiversifizierung, Wertschöpfungstiefe/Kostentransparenz, Entwicklungspartnerschaft))

b Welche Internationalen Aktivitäten sind geplant?Welche Trends stellen für Ihr Unternehmen die größte Herausforderung dar (Leichtbau/neue Technologien, BRIC, Preisdruck, Mengendruck, Standortvor-/nachteile)

c Welchen Einfluss hat die Aufhebung des Mindestkurses?

d Unter welchen Umständen wäre eine verstärkte Internationalisierung in der Zukunft notwendig?

Nr. Sub.-Nr. FragenJetzt möchte ich Sie bitten mir noch ein paar Hintergrundfragen zu beantworten. Natürlich ebenfalls streng vertraulich. Diese dienen nur der wissenschaftlichen Klassifizierung

1 Position?2 Wie lange sind sie in der Automobilindustrie bereits tätig?

Verabschiedung Ich bedanke mich persönlich und im Namen von Frau Prof. Schulze für das sehr aufschlussreiche Gespräch.

Agenda

Hauptteil

Erfahrung und Hintergrund

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A-2: Interviewleitfaden Großunternehmen in englischer Sprache

Intro Presentation and Introduction: Hello and thank you for your willingness to participate in my scientific work.

The interview will take about 40 minutes. I would like to shortly summarize what I will discuss with you today.I am going to record the interview by tape. This is purely for the purpose of scientific analysis.Of course, all your statements are evaluated anonymously. Neither you nor your company will be identifiable.Presentation of the models used and the timeline approachDo you have any questions before we start the interview ?

Nr. Sub.-Nr. Questions

1 Strategic timeline from pre-crisis to June 2015

a1 What was the status and progress of the international activities? (locations, transfer and degree of localisation of value creation, Internationalisation of R&D, change of target markets)

a2 Which value creation activities were moved from Switzerland to other countries?b Which were the main reasons/driving forces behind the international activities?c How did the crises influence strategy? (Financial, Euro, Ukraine, Swiss Franc)d Which were the major barriers in the internationalisation process?

e Which additional business strategies were pursued? (vertical/horizontal integration, pricing, cooperations, technology leadership)

2 General Questionsa What are the most important lessons learned regarding internationalisation? b Which part of the value creation takes place in Switzerland?c Which part of the value creation will stay in Switzerland?d What influence does politics have? (immigration policy, educational system, subsidies)

Nr. Sub.-Nr. QuestionsNow I would like to ask you to answer a few background questions. Of course, also strictly confidential.These are only serving the scientific classification

1 Position?2 How long have you been working in the automotive industry?

Closing Statement I thank you personally and on behalf of Prof. Schulze for the very insightful conversation.

Main part

Agenda

Experience and Background

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Anhang B: Abbildungen

Abbildung B-1. Wechselkursentwicklung JPY/USD zwischen 1960 und 2000. Quelle:

fxtop.com (2015).

Abbildung B-2. Wechselkursentwicklung CHF/EUR zwischen 2006 und 2015. Quelle:

Tradingeconomics.com (2015).

Abbildung B-3. Kapitalbestand der Schweizerischen Direktinvestitionen im Ausland. Quelle:

Schweizer Nationalbank (2014).

1969

1972 1975

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1987

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1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000

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Abbildung B-4. Weltweite PKW-Absätze nach Märkten. Quelle: Organisation Internationale

des Constructeurs d’Automobiles [OICA] (2015a).

Abbildung B-5. Weltweite PKW-Produktionszahlen nach Märkten. Quelle: OICA (2015b).

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2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

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2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

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Mio

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Asien-Ozeanien

EU 27 Staaten

NAFTA

Restliche Märkte

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Abbildung B-6. Vergleich der Leistungsarten von Stichprobe und Vollerhebung. Die Daten

wurden im Rahmen der swissCAR Studie 2013 erhoben. Quelle: Eigene Darstellung.

Abbildung B-7. Funktionen der Studienteilnehmer der swissCAR Studien 2008 und 2013 im

Unternehmen. Insgesamt 65 Teilnehmer. Quelle: Eigene Darstellung.

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Abbildung B-8. Auftragseingänge in der deutschen Automobilindustrie ab 2006. Insgesamter

Auftragseingang  in  der  Herstellung  von  Kraftwagen  und  Kraftwagenteilen  in  jeweiligen  

Preisen.  Kalender- und saisonbereinigt. Quelle: Deutsche Bundesbank (2015).

Abbildung B-9. Arbeitskosten im verarbeitenden Gewerbe der EU-Mitgliedsstaaten 2013.

Quelle: Statista (2015b).

Abbildung B-10. Unternehmenssteuern ausgewählter europäischer Länder im Vergleich.

Quelle: KPMG (2015b).

60%

70%

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2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

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Anhang C: Tabellen

Tabelle C-1

Übersicht der wichtigsten F&E-Standortfaktoren

Kategorie Faktoren Kategorie Faktoren

Pers

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Qualität der Forschungsarbeit

Verfügbarkeit von Forschern

Internationalität der Wissenschaftler

Infr

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Internationale Zugänglichkeit

Infrastruktur

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Existenz von Kompetenzzentren

Reputation der Forschungszentren

Technologische Spezialisierung des Landes

Internationale Reputation

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&E

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Innovatives Umfeld

Leichtigkeit der Gründung von Spin-offs und neuen

Unternehmen

Lebensqualität

Lebensbedingungen

Dynamik des Arbeitsmarktes

Offenheit für FDI

Unternehmergeist

Schutz der Rechte an geistigem Eigentum

Reg

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Firmennetzwerke

Geographische Nähe zu Akteuren

Image der Region

Kooperation zwischen Firmen und Universitäten

Präsenz von Wissenschaftsteams in der Nähe

Regionale Förderungspolitik

Qualität der regionalen Institutionen

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Rolle der Regierung bei der Forschungsfinanzierung

Finanzierung von Forschungszentren

Finanzsystem

Steuern

Öffentliche Gelder für F&E

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Attraktivität des Marktes

Wachstumspotential des Marktes

Anpassungsbedarf an lokalen Markt

K

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F&E Kosten

Anmerkung. Quelle: Colovic und Mayrhofer (2011).

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Anhang D: Ausgewählte Standortfaktoren Schweiz

Abgesehen von der Wechselkursproblematik ist die Wettbewerbsfähigkeit der

Schweiz außerordentlich hoch. Bereits zum sechsten Mal in Folge führt die Schweiz die

Rangliste des Global Competitiveness Report (Schwab & Sala-i-Martín, 2014, S. 12) an.

Zudem hat die geringe Größe des heimischen Absatzmarktes viele Unternehmen bereits

frühzeitig zur Internationalisierung bewegt. Im Jahr 2013 waren 77% der Mitarbeiter

international tätiger Schweizer Unternehmen im Ausland angestellt (SNB, 2013).

Lohnkosten. Der offenkundigste Standortnachteil der Schweiz ist das Lohnniveau.

Die Löhne im verarbeitenden Gewerbe lagen 2012 bei 50 Euro pro Stunde (Bundesamt für

Statistik, 2012). Im Vergleich mit europäischen Löhnen im Jahr 2013 lag die Schweiz damit

40% über dem deutschen Niveau, um das sechsfache über dem ungarischen Niveau und fast

das 17-fache über dem bulgarischen Niveau (siehe Abbildung B-9). Im Maschinen- und

Fahrzeugbau stiegen die Löhne zwischen 2010 und 2014 um durchschnittlich 1% pro Jahr

(Bundesamt für Statistik, 2015a) bei nur leichten Deflationstendenzen (Bundesamt für

Statistik, 2015b). Es kam somit trotz der hohen Aufwertung des Schweizer Franken nicht zu

einer Anpassung des Lohnniveaus.

Arbeitsrecht/-zeiten. Das Schweizer Arbeitsrecht zeichnet sich durch hohe

Rechtssicherheit und den ebenfalls hohen Stellenwert der Vertrags- und Kündigungsfreiheit

aus. Die Kündigungsfreiheit ermöglicht auch Massenentlassungen und berücksichtigt die

Dauer der Betriebszugehörigkeit lediglich durch geringfügig verlängerte Kündigungsfristen

(Geiser & Müller, 2007). Aufgrund der hohen Arbeitsmarktflexibilität und der effektiven

Nutzung von Talenten verfügt die Schweiz über einen der weltweit effizientesten

Arbeitsmärkte (Schwab, 2014, S. 14).

Steuer. Die Unternehmens- und Einkommenssteuerbelastung in der Schweiz

unterscheidet sich je nach Kanton. Die Unternehmenssteuer liegt somit zwischen 11.5% und

24.4%, die Einkommenssteuer zwischen 22.9% und 44.8% (Uebelhart, 2015). Die kantonalen

Unterschiede führen dazu, dass der Unternehmenssteuersatz in vielen Berechnungen

überschätzt wird. Die Berechnungen der OECD (2015) ergeben beispielsweise einen

Steuersatz von 21.15%, die der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG (2015a) jedoch einen

von 17.9%. Bei Ländervergleichen ist jedoch stets zu beachten, dass zahlreiche

Ausnahmeregelungen existieren und der minimale Steuersatz oftmals weit unter dem

Durchschnitt liegt. In Deutschland kann beispielsweise der Steuersatz aufgrund lokaler

Unterschiede zwischen 22.8% und 33% schwanken (KPMG 2015b). Im Vergleich mit den

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europäischen Nachbarstaaten zeigt sich, dass die Schweiz unter den Ländern mit den

geringsten Unternehmenssteuern vertreten ist (siehe Abbildung B-10). Die Osteuropäischen

Staaten können jedoch mit zum Teil geringeren Steuersätzen aufwarten und zusätzlich

Subventionen und Steuererleichterungen anbieten.