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Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie : Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie Bd. 6: O-Ra Bearbeitet von Mittelstraß, Jürgen Mittelstraß, Jürgen 2., neubearbeitete und wesentlich erweiterte Auflage 2015. Buch. XX, 618 S. Gebunden ISBN 978 3 476 02105 2 Format (B x L): 19,5 x 33,8 cm Gewicht: 1485 g Weitere Fachgebiete > Philosophie, Wissenschaftstheorie, Informationswissenschaft > Philosophie: Allgemeines Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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  • Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie

    Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie : EnzyklopädiePhilosophie und Wissenschaftstheorie

    Bd. 6: O-Ra

    Bearbeitet vonMittelstraß, Jürgen Mittelstraß, Jürgen

    2., neubearbeitete und wesentlich erweiterte Auflage 2015. Buch. XX, 618 S. GebundenISBN 978 3 476 02105 2

    Format (B x L): 19,5 x 33,8 cmGewicht: 1485 g

    Weitere Fachgebiete > Philosophie, Wissenschaftstheorie, Informationswissenschaft >Philosophie: Allgemeines

    Zu Inhaltsverzeichnis

    schnell und portofrei erhältlich bei

    Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft.Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programmdurch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr

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    http://www.beck-shop.de/Mittelstrass-Hrsg-Enzyklopaedie-Philosophie-Wissenschaftstheorie/productview.aspx?product=786709&utm_source=pdf&utm_medium=clickthru_lp&utm_campaign=pdf_786709&campaign=pdf/786709http://www.beck-shop.de/Mittelstrass-Hrsg-Enzyklopaedie-Philosophie-Wissenschaftstheorie/productview.aspx?product=786709&utm_source=pdf&utm_medium=clickthru_lp&utm_campaign=pdf_786709&campaign=pdf/786709http://www.beck-shop.de/trefferliste.aspx?toc=8764http://www.beck-shop.de/trefferliste.aspx?toc=8764http://www.beck-shop.de/fachbuch/inhaltsverzeichnis/978-3-476-02105-2I.pdf

  • FoersterTextfeld978-3-476-02105-2 Mittelstraß, Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie© 2015 Verlag J.B. Metzler (www.metzlerverlag.de)

  • ENZYKLOP�DIEPHILOSOPHIE UND

    WISSENSCHAFTS-THEORIE

    Band 6: O –Ra

    2., neubearbeitete

    und wesentlich erg�nzte

    Auflage

    Unter st�ndiger Mitwirkung von Gottfried Gabriel,

    Matthias Gatzemeier, Carl F. Gethmann,

    Peter Janich, Friedrich Kambartel, Kuno Lorenz,

    Klaus Mainzer, Peter Schroeder-Heister, Christian Thiel,

    Reiner Wimmer, Gereon Wolters

    in Verbindung mit Martin Carrier

    herausgegeben von

    J�rgen Mittelstraß

    Verlag J. B. Metzler

    Stuttgart

  • Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografi-sche Daten sind im Internet �ber http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem, s�urefreiem undalterungsbest�ndigem Papier.

    Band 6:978-3-476-02105-2

    Gesamtwerk:978-3-476-02108-3

    Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheber-rechtlich gesch�tzt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung desVerlages unzul�ssig und strafbar. Das gilt insbesondere f�rVervielf�ltigungen, �bersetzungen, Mikroverfilmungen unddie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischenSystemen.

    � 2016 J. B. Metzler Verlag, Stuttgart

    [email protected]

    Einbandgestaltung: Willy LçffelhardtSatz: Dçrr + Schiller GmbH, StuttgartDruck und Bindung: Kçsel, Krugzellwww.koeselbuch.de

    Printed in Germany

  • O

    o (von lat. nego, ich verneine), in der traditionellen›Syllogistik Bezeichnung f�r den Satztyp der partikularverneinenden Urteile (›einige P sind nicht Q‹): PoQ.

    Oberbegriff (engl. superordinate concept), im logischenSprachgebrauch eine Bezeichnung f�r die Beziehung der�berordnung zwischen zwei (einstelligen) pr�dikativenAusdr�cken, etwa einem ›Pr�dikator ›P‹ und einemPr�dikator ›Q‹, die invariant (›invariant/Invarianz) istgegen eine Ersetzung dieser Ausdr�cke durch jeweilsinhaltsgleiche (›intensional/Intension). Es handelt sichalso um eine begriffliche �berordnung, weil schon aussprachlichen Gr�nden jeder Q-Gegenstand auch ein P-Gegenstand ist.Wird die �berordnung zwischen ›P‹ und ›Q‹ durch die›Pr�dikatorenregel ›x�Q) x�P‹ artikuliert, so setzt dieForderung ihrer Invarianz gegen�ber Inhaltsgleichheitdie Erf�llung folgender Bedingung voraus: (1) F�r eineganze Klasse von grunds�tzlich bereits exemplarisch be-stimmten (einstelligen) Pr�dikatoren, zu denen auch ›P‹und ›Q‹ gehçren, gibt es hinreichend viele, auf fakti-schem Sprachgebrauch, �bersetzungsregeln oder sogarexpliziter Vereinbarung beruhende, Pr�dikatorenregelnderart, daß die explizite ›Definition aller beteiligtenPr�dikatoren ›R‹, . . . in Gestalt der Doppelregel›x�R, AðxÞ‹ mit einer logisch zusammengesetzten›Aussageform ›A(x)‹, in der nur von ›R‹ verschiedene,aber exemplarisch bestimmte, Pr�dikatoren auftreten,relativ zum Bereich der Pr�dikatorenregeln zul�ssig(›zul�ssig/Zul�ssigkeit) ist und (2) auch die Pr�dikato-renregel ›x�Q) x�P‹ selbst in diesem Sinne zul�ssig ist.Der Bereich der Pr�dikatorenregeln gilt dann als eindurch ›Regulation erzeugtes Begriffsnetz; zu solchen Be-griffsnetzen z�hlen die ›Begriffspyramiden ebenso wieihr �berlieferter Vorl�ufer, die ›arbor porphyriana zurgraphischen Darstellung von begrifflichen �ber- undUnterordnungen.Man nennt die einem Begriffsnetz angehçrenden Pr�di-katoren Termini (›Terminus) einer ›Terminologie, wasin der Ausdrucksweise direkt an Aristoteles anschließt,der diejenigen Bestandteile einer im Modus der Behaup-tung auftretenden Aussage (�æ��Æ�Ø�), die das, was

    ausgesagt wird (�2 ŒÆ�Ū�æ�����) – heute: das ›Pr�-dikat/den Pr�dikatbegriff –, und das, wovon es ausgesagtwird (�2 ŒÆŁ ’ �£ ŒÆ�Ū�æs�ÆØ) – heute: das (begrifflichbestimmte) ›Subjekt –, betreffen, als ›Grenzziehungen‹(4æ�Ø, lat. termini), d. s. Unterscheidungsleistungen, be-zeichnet (an. pr. A1.24b16–17).Unter den angegebenen Bedingungen besagt dann dieRegel ›x�Q) x�P‹, daß jeder unter den ›Begriff |Q| , dasQ-Sein, subsumierte Gegenstand ein bereits begrifflichunter den Begriff |P| , das P-Sein, fallender Gegenstandist.Z. B. ist Farbigsein ein O. zu Rotsein (alle roten Gegen-st�nde sind nach der Definition von Farbigsein farbigeGegenst�nde) und Organismussein ein O. zu Mensch-sein (alle Menschen sind in biologischer TerminologieOrganismen), hingegen Unbewohntsein kein O. zu Erd-satellitsein, weil Unbewohntsein nicht zu den begriffli-chen ›Merkmalen einer Definition des Erdsatellitseinsgehçrt, auch wenn alle Erdsatelliten (bisher) faktischunbewohnt sind.Ist |P| ein O. zu |Q| und damit |Q| ein ›Unterbegriff zu|P| , so ist |P| allgemeiner als |Q| (›generell) und damitder gegen�ber |Q| ›weitere‹ (griech. sÇ��, lat. maior)Begriff; umgekehrt ist |Q| in diesem Fall spezieller als |P|(›speziell) und damit der gegen�ber |P| ›engere‹ (griech.hºÆ����, lat. minor) Begriff, also |P| untergeordnet(›Subordination). Darum heißt es im Sprachgebrauchder traditionellen Logik (›Logik, traditionelle), wie sieseit der Logik von Port-Royal (›Port-Royal, Schule von)mit der Wiedergabe von ››Inhalt‹ (eines Begriffs) durch›compr�hension‹ (lat. complexus) und von ››Umfang‹(eines Begriffs) durch ›�tendue‹ (lat. ambitus) in Gestaltder Entgegensetzung von Intension und Extension (›ex-tensional/Extension) Eingang in alle modernen westli-chen Sprachen gefunden hat, daß unter dem Begriffs-inhalt die Klasse aller Merkmale oder O.e eines Begriffsverstanden wird, unter dem Begriffsumfang hingegen dieKlasse aller Unterbegriffe eines Begriffs, gegebenenfallsunter Einschluß der ›Individualbegriffe (d. s. entwederdie nur charakterisierenden, also zur ›Kennzeichnunggeeigneten, oder aber die vollst�ndigen Begriffe [›Be-griff, vollst�ndiger] partikularer Gegenst�nde, die unter

    1 Oberbegriff

  • den fraglichen Begriff fallen). Ist daher |P| ein O. zu |Q| ,so ist der Begriffsinhalt von |P| enthalten im Begriffs-inhalt von |Q| und umgekehrt der Begriffsumfang von|Q| enthalten im Begriffsumfang von |P| (Reziprozit�tvon Inhalt und Umfang). Dabei stçrt allerdings dieregelm�ßig weder systematisch noch historisch hinrei-chend ber�cksichtigte Zweideutigkeit des Begriffs desUmfangs. Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob unterdem Umfang eines Begriffs (intensional) die Klasse sei-ner Unterbegriffe oder (extensional) die Klasse der Ge-genst�nde, die unter ihn fallen, verstanden wird. Ent-sprechend w�re die �berordnung eines Begriffs durcheinen O. eine begriffliche �berordnung oder eine gegen-st�ndliche.Urspr�nglich war ›O.‹ oder ›terminus maior‹ ein Ter-minus allein der ›Syllogistik und wurde bis zum Beginnder modernen formalen Logik vor allem in diesem Zu-sammenhang verwendet, z. B. bei I. Kant im Rahmen derBehandlung ›kategorischer Vernunftschl�sse‹ (Logik,§§ 62–74). ›O.‹ diente, grunds�tzlich auch unabh�ngigvon der Bedeutung begrifflicher �berordnung, zur Be-zeichnung eines der durch die drei Termini eines asser-torischen Syllogismus (›Syllogismus, assertorischer) –ein ›Schluß von zwei Aussagen der Form MrP bzw.SsM als ›Pr�missen auf eine Aussage der Form StP als›Konklusion (die schematischen Buchstaben r, s, tstehen f�r jeweils eine der vier Begriffsbeziehungen›alle‹ [›a], ›einige‹ [›i], ›kein‹ [›e] und ›einige nicht‹[›o]) – dargestellten Begriffs, und zwar des Pr�dikatbe-griffs (vom terminus maior sive primus, griech. 4æ���æ§���, dargestellt) |P| der Konklusion. Der O. |P|und der Unterbegriff |S| , der Subjektbegriff (vom termi-nus minor sive postremus, griech. h�åÆ��� 4æ��, darge-stellt) der Konklusion, bilden zusammen in Abgrenzungzum ›Mittelbegriff (griech. 4æ�� ����, lat. terminusmedius) |M| , der in der Konklusion nicht mehr vor-kommt, die ›Außenbegriffe (griech. TŒæÆ, lat. extre-mitates, d. i. sÇ�� TŒæ�� und hºÆ���� TŒæ��) einesassertorischen Syllogismus. Im �brigen sind unter densyllogistischen Aussagen nur solche der Form SaP undSiP diejenigen, bei denen der Pr�dikatbegriff, z. B. Sterb-lichsein in ›alle Menschen sind sterblich‹, ein O. ihresSubjektbegriffs ist, im Beispiel: Menschsein, im Sinneder (in diesem Falle nicht allein auf Definitionen beru-henden) begrifflichen �berordnung.

    Literatur: M. W. Drobisch, Neue Darstellung der Logik nachihren einfachsten Verh�ltnissen. Nebst einem logisch-mathema-tischen Anhange, Leipzig 1836, 60–69, mit Untertitel: Mit R�ck-sicht auf Mathematik und Naturwissenschaft, 21851, 89–102,31863 (repr. Hildesheim/Z�rich/New York 1998), 90–104, Ham-burg/Leipzig 51887, 93–107; G. Gabriel, O., Hist. Wb. Ph. VI(1984), 1021–1022; W. S. Jevons, Elementary Lessons in Logic.Deductive and Inductive. With Copious Questions and Examp-les and Vocabulary of Logical Terms, London 1870, London,New York 1965; W. Kneale/M. Kneale, The Development of

    Logic, Oxford 1962 (repr. Oxford 2008), 1991; T. Ziehen, Lehr-buch der Logik. Auf positivistischer Grundlage mit Ber�cksich-tigung der Geschichte der Logik, Bonn 1920 (repr. Berlin/NewYork 1974), 726–727. K. L.

    Oberfl�chenstruktur (engl. surface structure), in dergenerativen ›Transformationsgrammatik Bezeichnungf�r diejenige abstrakte syntaktische Struktur eines Sat-zes, die seine Aussprache bzw. Schreibweise bestimmt,d. h. nur noch der phonematischen (›Phonem) odergraphematischen (›Graphem) Realisierung bedarf, umeinen gesprochenen oder geschriebenen Satz einer na-t�rlichen Sprache (›Sprache, nat�rliche) zu ergeben. Siewird mit Hilfe von Transformationsregeln aus einerebenso abstrakten Struktur einer ›Tiefengrammatik ge-wonnen, durch die die Bedeutung eines Satzes bestimmtist. Dabei ist strittig, ob die Tiefenstruktur selbst bereitsdie semantische Struktur (›Semantik, logische) einesSatzes (so die These der generativen Semantik) odereine sowohl von der O. als auch von der semantischenStruktur unabh�ngige syntaktische Struktur darstellt (sodie These der interpretativen Semantik).Die Unterscheidung zwischen Oberfl�chengrammatikund Tiefengrammatik wurde von L. Wittgenstein (vgl.Philos. Unters. I § 664) als eine Unterscheidung im›Sprachgebrauch eingef�hrt: der Teil des Gebrauchs,den man ›hçrt‹, versus den Teil, den man ›versteht‹.Sie ist durch N. Chomsky in die moderne ›Linguistikals eine Unterscheidung zweier Sprachstrukturebenen�bernommen worden, weil es offensichtlich bedeu-tungsgleiche S�tze verschiedener O. gibt (z. B. ›Paulschl�gt Peter‹ und ›Peter wird von Paul geschlagen‹)wie auch S�tze gleicher O. mit verschiedener Bedeutungdieser O. (z. B. ›Paul verspricht Peter zu kommen‹ und›Paul erlaubt Peter zu kommen‹). Die Unterscheidungverdankt sich dem Programm der Analytischen Philo-sophie (›Philosophie, analytische), die Mehrdeutigkei-ten der ›Gebrauchssprache durch ›Sprachanalyse zubeheben. Dabei ist die anf�nglich getroffene Unterschei-dung zwischen einer logischen Analyse (›Analyse, logi-sche) und einer grammatischen Analyse von S�tzen na-t�rlicher Sprachen, bestimmt durch die Hoffnung, mitder logischen Analyse eine universelle Struktur, die einerallgemeinen oder logischen ›Grammatik (›Grammatik,logische), aufzufinden, vom sp�ten Wittgenstein durchdie angegebene Unterscheidung zwischen Tiefengram-matik und Oberfl�chengrammatik ersetzt worden: auchdie Tiefengrammatik, durch den Zusammenhang vonHandlungen und Sprachhandlungen in ›Sprachspielenbestimmt, ist Ausdruck nur einer ›Lebensform untervielen. K. L.

    Obersatz (lat. propositio maior, engl. major premiss),Terminus der ›Syllogistik. ›O.‹ bezeichnet diejenige der

    Oberfl�chenstruktur 2

  • beiden in einem assertorischen Syllogismus (›Syllogis-mus, assertorischer) auftretenden Pr�missen, die den›Oberbegriff des Syllogismus, d. i. den Pr�dikatbegriffseiner ›Konklusion, enth�lt, im Unterschied zum ›Un-tersatz, in dem der ›Unterbegriff, d. i. der Subjektbegriffder Konklusion, vorkommt. Z. B. ist »alle Lebewesensind sterblich« der O. – von I. Kant auch als ›allgemeineRegel‹ bezeichnet (Logik, § 58) – im Syllogismus »alleLebewesen sind sterblich; alle Menschen sind Lebewe-sen; also alle Menschen sind sterblich«. Nachdem beiAristoteles noch kein durchgehender griechischer Ter-minus vorkommt und in der lateinischen Traditionverschiedene Definitionen von ›propositio maior‹ vor-geschlagen werden, setzt sich seit Chr. Wolff die hiergegebene weitgehend durch; Wolff hatte erkl�rt: »pro-positio major est praemissa, in qua terminus majorconstruitur cum termino medio« (Philosophia rationalissive Logica, 31790, § 340); auf ihn geht auch der deut-sche Terminus f�r ›propositio maior‹ zur�ck (Vern�nf-tige Gedanken von den Kr�ften des menschlichen Ver-standes und ihrem richtigen Gebrauche in Erkenntnisder Wahrheit [Deutsche Logik], Ges. Werke I/1, ed.H. W. Arndt, 165).

    Literatur: J. C. Beall/G. Restall, Logical Consequence, SEP 2005;M. Detlefsen/D. C. McCarty/J. B. Bacon, Logic from A to Z,London/New York 1999, 65; G. Gabriel, O., Hist. Wb. Ph. VI(1984), 1025–1026. K. L.

    Objekt (von lat. obiectum, das Entgegengeworfene), seitdem 18. Jh. im deutschen philosophischen Sprachge-brauch durch ››Gegenstand‹ ersetzt, logisch daher einuneigentlicher ›Pr�dikator, der zukommt, wann immeretwas Spezifisches zutreffend ausgesagt wird: Die termi-nologische Bestimmung mithilfe der ›Pr�dikatorenregel›x�P) x�Objekt‹ (›ist etwas ein P, so ist es auch ein O.‹)f�r beliebige Pr�dikatoren ›P‹ in eigenpr�dikativer Ver-wendung (›Eigenpr�dikator) ist in Kraft gesetzt. Damitwird der Bereich der O.e logisch als der Allbereich(›universe of discourse) ausgezeichnet: alles, wor�bersich reden l�ßt. In L. Wittgensteins Ausdrucksweise stelltder Terminus ›O.‹ einen ›formalen Begriff‹ dar (Tract.4.126), weil es undenkbar ist, daß etwas nicht unter ihnf�llt. Er folgert: »Jede Variable ist das Zeichen einesformalen Begriffs« (Tract. 4.1271), mithin »›x‹ das ei-gentliche Zeichen des Scheinbegriffes Gegenstand«(Tract. 4.1272), ganz so, wie es sp�ter W. V. O. Quinemit seinem ber�hmten Dictum wiederholen wird: »Tobe is to be the value of a variable« (From a Logical Pointof View, 1953, 15; ›Objektvariable). Daraus folgt zumeinen, was seit altersher mit der Rede von einem O. odereinem Seienden (›Seiende, das), einer ›entity‹/›Entit�t‹,einhergeht: Es ist eines, also eine ›Einheit gem�ß derscholastischen Formel ›ens et unum convertuntur‹. Zumanderen scheinen damit Gegenst�nde, die nicht in Ge-

    stalt von wohlbestimmten und damit weitgehend kon-textinvariant durch ›Nominatoren vertretbaren Einhei-ten auftreten, wie z. B. ›Substanzen, etwa Fl�ssigkeiten(Wasser, Suppe, . . .) oder Materialien (Holz, Gold, . . .),und ›Eigenschaften, etwa Farben (rot, blond, . . .) oderTugenden (tapfer, aufrichtig, . . .), vom O.status ausge-schlossen, weshalb zuweilen ›O.‹ auch gleichbedeutendbloß mit ››Ding‹ gebraucht wird.Diese scheinbare Einschr�nkung verschwindet, wenn aufdie Forderung nach ›Kontextinvarianz bei den zur Ein-setzung anstelle von ›x‹ zugelassenen Nominatoren ver-zichtet wird und neben ›Eigennamen und (bestimmten)›Kennzeichnungen insbes. Individuatoren (›Individua-tion), oder ›deiktische Kennzeichnungen‹ (›indexical),›iP‹ (gelesen: dies [durch den �ußerungskontext, in dem›iP‹ vorkommt, und unter Umst�nden noch dar�berhinaus durch zur Einheitenfestlegung hinzugef�gte, als›Z�hleinheitswçrter‹ fungierende Ausdr�cke bestimmte]P) zugelassen sind. Auch dann, wenn es sich bei ›P‹ in›iP‹ nicht um ein in der Regel auf Wçrter f�r Dinge oder›Ereignisse beschr�nktes ›Individuativum handelt, son-dern um ein ›Kontinuativum – gegebenenfalls unterHinzuf�gung eines Z�hleinheitswortes (›Wassertropfen‹,›Goldst�ck‹, . . .) – oder auch nur ein ›Kollektivum(›Herde‹, ›Gebirge‹, . . .), benennen die Individuatoren›iP‹, treten sie in einer von einer (nicht-sprachlichen)›Zeigehandlung begleiteten �ußerung auf, etwa einer›Aussage ›iPeQ‹ oder einer Anzeige ›dQiP‹, ein vonder Sprechsituation bestimmtes Partikulare (›Benen-nung), und zwar semantisch bestimmt im Falle einesIndividuativums ›P‹ und pragmatisch bestimmt, wennes sich bei ›P‹ um ein Kontinuativum handelt. Wovon inder �ußerung die Rede ist, ist ein ›partikulares P-O.(›Partikularia).Die in ›iP‹ anstelle von ›P‹ auftretenden Ausdr�cke,insbes. die Substanzwçrter (Stoffnamen) und eigenpr�-dikativ gebrauchten Eigenschaftswçrter (Adjektive, aberin substantivischer Verwendung), treten hier jedochprim�r nicht als Pr�dikatoren auf, sondern als sowohlmit signifikativer als auch mit kommunikativer Funk-tion ausgestattete ›Artikulatoren, d. s. ›Namen vonO.[bereich]en, die zu Beginn einer rekonstruierendenO.konstitution nur verfahrensbezogen (›Operation)und gerade nicht ergebnisbezogen vorliegen, n�mlichO.[bereich]e schematisierend (durch ›cP‹ symbolisiert;›Schema) und sie aktualisierend (durch ›dP‹ indiziert;›Aktualisierung).Weder Schemata noch Aktualisierungen sind je f�r sichoder zusammen etwas, auf das ein Artikulator als Namereferieren kçnnte (›Referenz); dazu bedarf es der Ver-gegenst�ndlichung oder Objektivierung, und zwar desSchemas cP zur Eigenschaft sP durch Identifikation allerAktualisierungen des Schemas cP zu einer Einheit(Formbildung) und der Aktualisierungen dP zur Sub-

    3 Objekt

  • stanz kP durch Summation aller Aktualisierungen desSchemas cP zu einer Gesamtheit (Stoffbildung; ›Teilund Ganzes), wobei die ›Form‹ sP den ›Stoff‹ kP inein aus beiden Anteilen bestehendes ›Individuum �ber-f�hrt, das ›maximale‹ partikulare O., ein besonderesGanzes: gP, ›das ganze P‹. Weil zum einen (Hand-lungs-)Schemata beim Umgehen mit O.en ›universal(›Universalia, ›Universalien) sind, sie nur anhand vonsymbolischen Zeichen f�r ein O.schema verstanden(engl. recognized) werden kçnnen – von C. S. Peirce(Coll. Papers 5.430) werden sie in traditioneller Weise›real‹ genannt (›Realismus (ontologisch)) –, und ande-rerseits (Handlungs-)Aktualisierungen beim Umgehenmit O.en ›singular (›Singularia) sind, sie nur in derRolle eines ›Index f�r eine O.aktualisierung vollzogen(engl. performed) werden kçnnen – bei Peirce (Coll.Papers 6.335) heißen sie ›existierend‹ –, sollte man einenvon einem Artikulator ›P‹ artikulierten, aber weder ob-jektivierten noch individuierten O.bereich P ebenso wiedas Schema cP und seine Aktualisierungen dP, die zu-sammen P ausmachen, besser ›Quasiobjekte‹ nennen.Die ›Individuation eines Quasiobjekts P kommt erstmithilfe von ›Zwischenschemata des Schemas cP zu-stande und f�hrt zu einer Untergliederung des Quasi-objekts in Partikularia iP, die aus den Zwischenschematadurch Formbildung – s(iP) – und Stoffbildung – k(iP)– gewonnen sind. Dabei treten sie auf als Instanzen einesP-Typs tP, d. h. eines Partikulare logisch zweiter Stufe,eines P-Partikulare ›im allgemeinen‹ (engl. generic ob-ject, im Unterschied zu den Instanzen als den individualobjects), bildungssprachlich auch: eines P als P, in dendas Schema cP durch die betreffende Untergliederungund anschließende Objektivierung �berf�hrt wird. Diemçglichen Typbildungen (›type and token) sind dasErgebnis grçberer oder feinerer Untergliederung einesQuasiobjekts. Die Partikularia sind als O.e ein mixtumcompositum aus Stoff und Form (so schon Alexandervon Aphrodisias in seinem Kommentar zur Aristoteli-schen »Metaphysik«, CAG I, p 545, 1.30 ff.; p 497, 1.4 ff.:���Ł��� d

  • �hnlich fatale Auswirkungen hat die h�ufig fehlendeUnterscheidung zwischen den verfahrensbezogenen uni-versalen Schematisierungen und singularen Aktualisie-rungen auf der einen Seite und den durch Objektivie-rung daraus hervorgehenden, zu ›Partikularia (›parti-kular) erster und zweiter logischer Stufe f�hrendenZusammenh�ngen von ›konkreter Instanz und ›ab-straktem Typ auf der anderen Seite, die meist ebenfalls,einer �quivokation der Termini ›Schema‹ und ›Aktua-lisierung‹ Vorschub leistend, mit der Gegen�berstellungvon ›Aktualisierung und ›Schema erfaßt werden. Dastrifft vor allem zu auf die insbes. bei J. Locke (An EssayConcerning Human Understanding 2, Chap. 1, §§ 2–4)thematisierte neuzeitliche Unterscheidung zwischen denobjects of sensation, d. s. die den Sinnen zug�nglichenDinge der Außenwelt, und den objects of reflection, d. s.die Operationen der Innenwelt (operations of our ownminds) in Bezug auf die Außenwelt, bed�rfen doch beideArten von O.en – hier muß vorausgesetzt werden, daßdie als Verfahren und nicht als Gegenst�nde auftreten-den Operationen objektiviert wurden – ihrerseits bereitsdes Zusammenspiels von Schematisierung und Aktua-lisierung, und dieser Sachverhalt steht im Hintergrundvon G. Berkeleys (A Treatise Concerning the Principlesof Human Knowledge, sect. 3 ff., 99 ff.) noch sehr ver-einfachend, weil schlicht den Unterschied zwischen bei-den O.arten aufhebend, ausgefallener Kritik an LockesZweiteilung. Erst I. Kant hat im Rahmen seiner dieBedingungen der Mçglichkeit von Erkenntnis ausloten-den �berlegungen die antike Einsicht in die Form-Stoff-Einheit jedes Partikulare als Gegenstand einer Erkennt-nis wiederhergestellt: »O. aber ist das, in dessen Begriffdas Mannigfaltige einer gegebenen Anschauung vereinigtist« (KrV B 137); denn: »Verstand und Sinnlichkeit kçn-nen (…) nur in Verbindung Gegenst�nde bestimmen«(KrV B 314). Ber�cksichtigt man weiter, daß die mitPr�dikationen vollzogenen Sprachhandlungen des Aus-sagens stets in einem Modus erfolgen, insbes. dem desBehauptens und dem des Aufforderns, so l�ßt sich auchdas traditionelle Lehrst�ck rekonstruieren, daß man beiden O.en zwischen den epistemischen (›Episteme), aufWissen und Nichtwissen bezogenen O.en und den ko-nativen (›conatus), auf Wollen und Nichtwollen bezo-genen O.en zu unterscheiden habe, wobei bei Thomasvon Aquin (S. th. I, 82,3) das epistemische O. den Primathat, werde es doch als ein erkanntes O. jeweils als Grundaufgerufen f�r das zugehçrige konative O., das als etwasGutes Erstrebte.In jedem Falle stehen O.e als konkrete oder abstrakteIndividuen unter Einschluß von deren beiden Bestim-mungsst�cken – d. s. ihre Eigenschaften, wenn sie alsteillose Einheiten gelten, und ihre durch Anteile an Sub-stanzen ausgezeichneten Teile, wenn sie als ein aus Tei-len zusammengesetztes Ganzes angesehen werden (›Teil

    und Ganzes) – sowohl den Aussagen �ber sie als auchden Anzeigen an ihnen gegen�ber, wie sie in Pr�dika-tionen und Ostensionen gemacht werden. O.e sind jenach (theoretischer) Betrachtungsweise, also der Art derAussagen �ber sie, und (praktischer) Umgangsweise,also der Art der Anzeigen an ihnen, sowohl einfach alsauch zusammengesetzt. Es gehçrt zum Problem der›Konstitution des ›Objektbereichs oder der Objektbe-reiche einer wissenschaftlichen Theorie, die ihr zugrun-deliegenden Artikulatoren einzuf�hren und als maßge-bend auszuzeichnen, z. B. ›z�hlen‹ im Falle der ›Arith-metik. Die ›Teilchenphysik wiederum unterzieht sichdieser Aufgabe im Falle der Physik. Erst wenn dies zueinem eigenst�ndigen Schritt beim Aufbau der betref-fenden Theorie gemacht wird, kann auch der Zusam-menhang von ›Konstruktion und ›Beschreibung, ins-bes. f�r die Aspekte ›Forschung und Darstellung (›Dar-stellung (semiotisch)), eines wissenschaftlichen Gebieteszureichend bestimmt werden.Werden in einer reflexiven Wendung beide, die ›Pr�di-kation und die ›Ostension, durch Objektivierung selbstzum Gegenstand einer Untersuchung gemacht – sieheißen dann das ›O.‹ oder auch das ›Thema‹ der Unter-suchung –, so l�ßt sich an ihnen, wie an allen Hand-lungen, neben dem Handlungsobjekt auch ein Hand-lungssubjekt (›Subjekt) unterscheiden, das logisch zwarebenfalls ein O. ist, aber das als dasjenige, das in einerPr�dikation oder Ostension etwas zum O. macht, selbstgerade kein Gegenstand, der Betrachtung n�mlich, ist,vielmehr sich in dem, was in der Pr�dikation �ber ein O.ausgesagt und was in der Ostension an einem O. ange-zeigt wird, ausdr�ckt (›Ausdruck). Daher spielt in derPhilosophie der Neuzeit seit R. Descartes, besondersaber in der Philosophie des Deutschen Idealismus(›Idealismus, deutscher, ›Reflexionsphilosophie), dieEntgegensetzung Subjekt – O. in diesem Sinne einezentrale Rolle. Im �brigen ist in diesem Zusammenhangdie wçrtlich auf die griechische Terminologie zur�ck-gehende und bis heute gelegentlich auftretende, aber nurin der Grammatik in der urspr�nglichen Bedeutungteilweise erhalten gebliebene, mittelalterliche Verwen-dung von ›Subjekt‹ und ›O.‹ genau umgekehrt worden.›Subjekt‹ steht n�mlich im Lateinischen f�r das Aristo-telische ;��Œ����, d. i. das Zugrundeliegende, die›Substanz (›Substrat, vgl. Met. Z2.1028b8 ff.), und da-her tats�chlich f�r das Subjekt eines ›Satzes, d. i. das,wor�ber etwas ausgesagt wird: �2 ŒÆŁE �£ ŒÆ�Ū�æs�ÆØ(an. pr. A1.24b17). Bei Thomas von Aquin allerdingsfindet sich ausnahmsweise daf�r bereits die Bezeichnung›materiales O.‹ (obiectum materialiter acceptum) im Un-terschied zu dem dann n�herhin als ›formales O.‹ (ob-iectum formaliter acceptum) bezeichneten urspr�ngli-chen O.. Mit ›O.‹ wiederum wird das AristotelischeP��ØŒ���� �bersetzt, d. i. das Entgegenliegende, also

    5 Objekt

  • das, was als Gegensatz zum Gesagten (ºª����) diesesmçglich macht, z. B. das Ungebildetsein eines Menschendann, wenn man von ihm Gebildetsein aussagt (vgl.Phys. A7.190b1 ff.), und daher schließlich die vom ›Pr�-dikat eines Satzes dargestellten (beabsichtigten) Aussa-geweisen der Substanz, die ŒÆ�Ū�æ���Æ (vgl. an.post. A22.83a1 ff., Met. Zl.1028a10–1028b7; ›Katego-rie). Bei J. Duns Scotus steht deshalb statt ›obiectum‹auch ›cogitatum‹. Unver�ndert findet sich diese alteBedeutung gegenw�rtig z. B. im englischen Sprachge-brauch, wenn der Gegenstand einer Rede ›the subjectof a talk‹ genannt wird, hingegen ›the object of a talk‹ dieals Aussage formulierbare Redeabsicht bedeutet. In derzeitgençssischen Kritik der Philosophie der Neuzeitspricht man sogar von einer Subjekt-Objekt-Spaltung(›Subjekt-Objekt-Problem), die es zu �berwinden gelte.Man meint damit, daß es nicht angehe, mit dieser ›Op-position zu beginnen, sondern daß diese – f�r bestimmteZwecke, die einer ›Handlungstheorie etwa – erst begriff-lich herzustellen und zu begr�nden sei.

    Literatur: R. Carnap, Der logische Aufbau der Welt, Berlin 1928,erw. mit Untertitel: Scheinprobleme in der Philosophie, Ham-burg 21961 [mit neuem Vorw.], ohne Anhang unter dem Titel:Der logische Aufbau der Welt, 31966, 41974, 1998 (engl. TheLogical Structure of the World. And Pseudoproblems in Philos-ophy, London, Berkeley Calif./Los Angeles 1967, Chicago Ill./LaSalle Ill. 2003, franz. La construction logique du monde, Paris2002); R. Eisler, O., in: R. M�ller-Freienfels (ed.), Eislers Hand-wçrterbuch der Philosophie, Berlin 21922, 440–447; C. Elder,Against Universal Mereological Composition, Dialectica 62(2008), 433–454; F. Gonseth, La logique en tant que physiquede l’objet quelconque, in: Actes du congr�s international dephilosophie scientifique. Sorbonne, Paris 1935 VI (Philosophiedes math�matiques), Paris 1936, 1–23; N. Goodman, The Struc-ture of Appearance, Cambridge Mass. 1951, Dordrecht/BostonMass. 31977; C. O. Hill, Word and Object in Husserl, Frege, andRussell. The Roots of Twentieth-Century Philosophy, AthensOhio 1991, 2001; R. Ingarden, Vom formalen Aufbau des in-dividuellen Gegenstandes, Stud. Philos. (Lemberg) 1 (1935),29–106; T. Kobusch, O., Hist. Wb. Ph. VI, 1026–1052; K. Koslik-ki, The Structure of Objects, Oxford etc. 2008, 2010; H. Laycock,Object, SEP 2002, rev. 2010; ders., Words without Objects.Semantics, Ontology, and Logic for Non-Singularity, Oxfordetc. 2006; T. J. McKay, Plural Predication, Oxford etc. 2006; A.Metzger, Der Gegenstand der Erkenntnis. Studien zur Ph�no-menologie des Gegenstandes (erster Teil), Jb. Philos. ph�nomen.Forsch. 7 (1925), 613–769; A. Mill�n-Puelles, Teorı́a del objetopuro, Madrid 1990 (engl. The Theory of the Pure Object,Heidelberg 1996); V. Oittinen, Gegenstand/O., EP I (22010),778–783; W. V. O. Quine, On What There Is, Rev. Met. 2(1948), 21–38, ferner in: ders., From a Logical Point of View.9 Logico-Philosophical Essays, Cambridge Mass. 1953, 21961,2003, 1–19 (dt. Was es gibt, in: ders., Von einem logischenStandpunkt. Neun logisch-philosophische Essays, Frankfurt/Berlin/Wien 1979, 9–25); ders., Word and Object, CambridgeMass. 1960, 2004 (dt. Wort und Gegenstand, Stuttgart 1980,2007); ders., Ontological Relativity and Other Essays, New York/London 1969, 2009 (dt. Ontologische Relativit�t und andereSchriften, Stuttgart 1975, Frankfurt 2003); A. Ros, O.konstitu-

    tion und elementare Sprachhandlungsbegriffe, Kçnigstein 1979;B. C. Smith, On the Origin of Objects, Cambridge Mass./Lon-don 1996, 1998; F. Sommers, Types and Ontology, Philos. Rev.72 (1963), 327–363; I. Stein, The Concept of Object as theFoundation of Physics, New York etc. 1996; P. F. Strawson,Individuals. An Essay in Descriptive Metaphysics, London1959, London/New York 2006 (dt. Einzelding und logischesSubjekt. Ein Beitrag zur deskriptiven Metaphysik, Stuttgart1972, 2003); A. L. Thomasson, Ordinary Objects, Oxford etc.2007, 2010; A. N. Whitehead, An Inquiry Concerning the Prin-ciples of Natural Knowledge, Cambridge 1919, Cambridge etc.2011. – O., Wb. ph. Begr. II (41929), 275–328. K. L.

    Objekt, transzendentales, auch: transzendentaler Ge-genstand, Grundbegriff der ›TranszendentalphilosophieI. Kants (›der hçchste Begriff‹, KrV A 290/B 346). NachKant setzt der Begriff der ›Erscheinung ein (›nichtempi-risches‹, KrV A 109) ›Objekt �berhaupt‹ (einen ›Gegen-stand �berhaupt‹) voraus (Erscheinungen muß »ein›transzendentaler Gegenstand zum Grunde liegen […],der sie als bloße Vorstellungen bestimmt«, KrV A 538/B566, vgl. KrV A 563/B 591). Dieses Objekt hat jedochselbst keine Realit�t (KrV A 679/B 707); es l�ßt sichweder in der sinnlichen ›Anschauung noch in der inden Naturwissenschaften organisierten ›Erfahrung kon-stituieren oder vorweisen (der Verstand bezieht die an-schaulichen Vorstellungen »auf ein Etwas, als den Ge-genstand der sinnlichen Anschauung: aber dieses Etwasist in so fern nur das t. O.. Dieses bedeutet aber ein Etwas= x, wovon wir gar nichts wissen«, KrV A 250).Im Begriffsfeld von ›Erscheinung‹, ››Phaenomenon‹,››Ding an sich‹ und ››Noumenon‹ stellt der Begriff dest.n O.s damit, wie der Begriff des Noumenon, einen››Grenzbegriff‹ (KrV A 255/B 310–311) dar. W�hrendin der Terminologie Kants dem Begriff der Erscheinungin empirischer Bedeutung der Begriff des Phaenomenonin transzendentaler Bedeutung zugeordnet ist (Erschei-nungen als ›bloße Vorstellungen‹ werden �ber anschau-liche und begriffliche Konstruktionen als Teile einergesetzm�ßig organisierten Erfahrung begriffen, KrV A248–249/B 305 ff.) und dem Begriff des Dinges an sich inempirischer Bedeutung der Begriff des Noumenon intranszendentaler Bedeutung zugeordnet ist (die in em-pirischer Bedeutung postulierten Korrelate der Erschei-nungen sind als Noumena ›im negativen Verstande‹bestimmt, KrV B 307), dient der Begriff des t.n O.sdazu, eine Vorstellung der Einheit des Mannigfaltigeneiner Anschauung �berhaupt zu bilden (das t. O. ist»kein Gegenstand der Erkenntnis an sich selbst, sondernnur die Vorstellung der Erscheinungen, unter dem Be-griffe eines Gegenstandes �berhaupt, der durch dasMannigfaltige derselben bestimmbar ist«, KrV A 251).Eine derartige Vorstellung ist der Entwurf eines Gegen-standes unter reinen (nicht schematisierten) ›Katego-rien. Er soll dazu beitragen, eine Deutung der Erschei-

    Objekt, transzendentales 6

  • nungen in (gegenstandsbezogenen und gegenstandskon-stituierenden) Erfahrungsurteilen zu leisten.

    Literatur: H. E. Allison, Kant’s Concept of the TranscendentalObject, Kant-St. 59 (1968), 165–186; ders., Things in Themsel-ves, Noumena, and the Transcendental Object, Dialectica 32(1978), 41–76; ders., Kant’s Transcendental Idealism. An Inter-pretation and Defense, New Haven Conn./London 1983, rev.2004; C. A. Dalbosco, Ding an sich und Erscheinung. Perspek-tiven des transzendentalen Idealismus bei Kant, W�rzburg 2002;J. N. Findlay, Kant and the Transcendental Object. A Herme-neutic Study, Oxford 1981; W. Halbfass, O., t., Hist. Wb. Ph. VI(1984), 1053; R. Howell, Kant’s First-›Critique‹ Theory of theTranscendental Object, Dialectica 35 (1981), 85–125; G. Prauss,Erscheinung bei Kant. Ein Problem der »Kritik der reinen Ver-nunft«, Berlin 1971, 2011, bes. 81–101, 304 ff.; ders., Kant unddas Problem der Dinge an sich, Bonn 1974, 31989; H. Robinson,Two Perspectives on Kant’s Appearances and Things in Them-selves, J. Hist. Philos. 32 (1994), 411–441; Y. M. Senderowicz,The Coherence of Kant’s Transcendental Idealism, Dordrecht/New York 2005, bes. 158–176 (Chap. 9 Appearances, the Trans-cendental Object and the Noumenon); R. C. S. Walker, Kant,London/Henley/Boston Mass. 1978, 1999, 106–121. J. M.

    Objektaussage, Bezeichnung f�r eine zur ›Objektspra-che, dem Gegenstand einer theoretischen Untersuchungwie z. B. der Logik oder der Linguistik, gehçrende›Aussage, mit der �ber ›Gegenst�nde, die im Aussage-satz durch einen benennenden sprachlichen Ausdruck(›Nominator, ›Name) vertreten sind, etwas ausgesagtwird; die Untersuchung selbst bedient sich sprachlichdann einer ›Metasprache. Z. B. gehçrt die O. ›Europa istein Erdteil‹ zur untersten Objektsprache, deren Gegen-st�nde grunds�tzlich nicht-sprachlicher Art sind; hinge-gen sind etwa ››Europa‹ ist ein Eigenname‹ und ››Euro-pa‹ ist ein aus 6 Graphemen zusammengesetztes Wort‹zwei ›Metaaussagen (erster Stufe) der deutschen Gram-matik. In einer nat�rlichen Sprache (›Sprache, nat�rli-che) kçnnen, im Unterschied zu einer formalen Sprache(›Sprache, formale), bei der zur Vermeidung von ›Anti-nomien eine sorgf�ltige Trennung zwischen objekt-sprachlichen und metasprachlichen Ausdr�cken vorge-nommen wird, auch Aussagen �ber sprachliche Gegen-st�nde zugleich als O.n auftreten. Z. B. wird mit derAussage ›ich sage dir, er kommt nicht‹ �ber die vomNebensatz dargestellte Teilaussage ›er kommt nicht‹ et-was ausgesagt, und zwar, daß ihr als T�tigkeit des �u-ßerns, einer ›Sprachhandlung, der ›Pr�dikator ›[etwas]sagen‹ zukommt (›Performativum). Das hat zur Folge,daß mit dem Aussagen der ganzen Aussage neben demAussagen der Teilaussage nur noch gesagt wird, was,ohne es zu sagen, beim Aussagen der Teilaussage getanwird. Es wird der ›Modus, in dem das Aussagen ge-schieht, durch ›sagen‹ artikuliert (›Artikulator), undzwar so, daß ›sagen‹ in der Beschr�nkung auf seinepr�dikative Rolle als ›Metapr�dikator gegen�ber derTeil�ußerung ›er kommt nicht‹ auftritt, die ge�ußerte

    Teilaussage dabei jedoch nicht zu einem bloßen Zei-chentr�ger (›Syntax) degeneriert, vielmehr ihre aussa-gende Kraft beh�lt. Erst wenn beim Aussagen von ›ichsage dir, er kommt nicht‹ die Teilaussage ›er kommtnicht‹ nur benannt und nicht mitausgesagt wird, wie inder Formulierung ›ich sage dir: ›er kommt nicht‹‹, han-delt es sich bei der ganzen Aussage ausschließlich umeine Metaaussage.Auch umgekehrt kommen in einer nat�rlichen Spracheregelm�ßig O.n vor, die sich in logischer Analyse (›Ana-lyse, logische) unter Verwendung eines von R. Carnapeingef�hrten Terminus als bloße Pseudoobjekts�tzeidentifizieren lassen, weil in inhaltlicher Redeweise (›Re-deweise, inhaltliche) etwas �ber einen Gegenstand gesagtwird, was eigentlich in formaler Redeweise (›Redeweise,formale) als Aussage �ber einen sprachlichen Ausdruck,also eine Metaaussage oder auch ›Syntaxaussage‹ in derTerminologie Carnaps (›Syntax, logische), wiederzuge-ben w�re. Z. B. w�rde die ein ›Abstraktum wie etwasKonkretes behandelnde Aussage ›F�nf ist eine Zahl‹nach einer logischen Analyse verwandelt in die Metaaus-sage ››f�nf‹ ist ein Zahlwort‹. K. L.

    Objektbereich (engl. domain [of discourse]), auch:Gegenstandsbereich, in der formalen Logik (›Logik,formale) Bezeichnung f�r den Bereich derjenigen Ge-genst�nde, auf die sich die ›Quantoren beziehen, undder daher als in z�hlbare Einheiten (›Individuum) ge-gliedert zur Verf�gung stehen muß. In einer quanto-renlogisch zusammengesetzten Aussage, z. B. ›jede ge-rade Zahl ist die Summe zweier Primzahlen‹ (symboli-siert:

    ‘x

    2jx~y;z

    � ðyÞ; � ðzÞ

    x ¼ y þ z

    oder – mit ›x‹ als Variable f�r gerade Zahlen und ›y‹, ›z‹

    als Variable f�r Primzahlen – ‘x~y;z

    x ¼ y þ z), wird vom

    O. bei jedem Quantor durch Wiederholung (d. h. [Va-riablen-]Bindung) der in der nachfolgenden ›Aussage-form vorkommenden ›Objektvariablen, auf die sich dieQuantifizierung bezieht und deren ›Variabilit�tsbereichder O. ist, Gebrauch gemacht. Dabei kann f�r dieObjektvariable entweder ein bestimmter O. vereinbartsein (zweite Notation im Beispiel), oder es ist ihr derBereich aller Gegenst�nde, der Allbereich (engl. ›uni-verse of discourse), zugeordnet, so daß die Beschr�n-kung auf den gew�nschten O. durch eine beim Quantorangebrachte bedingende Aussageform oder auch nureinen Pr�dikator vorgenommen werden muß (ersteNotation im Beispiel mit den durch 2jx – oder ›gerade‹– und � ðyÞ – oder ›prim‹ – bedingten Quantoren).Ohne bedingte Quantoren, mit unbeschr�nktem O.

    7 Objektbereich

  • f�r die Objektvariablen, lautet daher die symbolischeNotation des Beispiels:

    ‘xð2jx! ~

    y;zð� ðyÞ � � ðzÞ � x ¼ y þ zÞÞ: K. L.

    objektiv/Objektivit�t, in der scholastischen Termino-logie seit J. Duns Scotus bis in das 17. und 18. Jh. (R.Descartes, B. de Spinoza, G. Berkeley) hinein Bezeich-nung f�r alles ›im Geiste‹ als Idee (›Idee (historisch))oder Vorstellung Existente (›objectum ut cogitatum‹und daher ›in mente‹). In einem diesem Sinne (dessenWiederaufnahme sp�ter A. Schopenhauer, C. Renou-vier, F. Mauthner u. a. empfahlen) nahezu entgegenge-setzten Sinne versteht die philosophische Terminologieseit A. G. Baumgarten unter O. eine Ereignissen, Aus-sagen oder Haltungen (Einstellungen) zuschreibbare Ei-genschaft, die vor allem ihre Unabh�ngigkeit von indi-viduellen Umst�nden, historischen Zuf�lligkeiten, betei-ligten Personen etc. ausdr�cken soll. O. kann daherh�ufig als �bereinstimmung mit der Sache unter Aus-schaltung aller ›Subjektivit�t‹, d. h. als Sachgem�ßheitoder Gegenstandsorientiertheit charakterisiert werden.So bezeichnet man eine ethische Theorie als ›o.‹, wennihr zufolge die Wahrheit einer ethischen Aussage vomUrheber, vom Ort und vom Zeitpunkt der �ußerungunabh�ngig ist, und in der Kunstbetrachtung nannteman lange Zeit Darstellungen ›o.‹, die den Gegenstand›zur Geltung kommen‹ ließen, statt sich ›ihn unterzu-ordnen‹. Im Bereich der Texte gilt das ›o.e Urteil‹ imSinne einer sachlichen und wertfreien Aussage traditio-nell als Musterbeispiel einer wissenschaftlichen Aussage,und die o.e (im Sinne von: neutrale, nicht-wertende)Einstellung bei der Behandlung von Problemen, derDurchf�hrung von Beobachtungen oder der �berpr�-fung von Aussagen als Kennzeichen einer wissenschaft-lichen Haltung, die im Falle ihrer Anwendung aufsoziale Probleme durch Unparteilichkeit zugleich ›Ge-rechtigkeit verb�rge. Subjektive Wertung gilt dagegenzumal im neueren Positivismus (›Positivismus (histo-risch)) als Hindernis f�r O.; der o.en Darstellung eines›Gegenstandes oder ›Sachverhalts wird eine ›ideologi-sche‹ als »eine nicht-o.e, von subjektiven Werturteilenbeeinflußte, den Gegenstand der Erkenntnis verh�l-lende, sie verkl�rende oder entstellende« Darstellunggegen�bergestellt (H. Kelsen, Reine Rechtslehre. Miteinem Anhang: Das Problem der Gerechtigkeit, Wien21960, 111).Ausgehend von der Forderung, daß o.e Existenz, Wahr-heit usw. von allen Subjekten prinzipiell mit gleichemErgebnis feststellbar sein m�ssen (›Intersubjektivit�t),hat sich die philosophische Tradition um die Auffin-dung von Merkmalen der O. bem�ht. W�hrend onto-logisch orientierte Autoren und Richtungen O. meist aufeine als o. existent angenommene Welt der Objekte

    beziehen, nennt I. Kant (als Begr�nder der ›kritizisti-schen‹ Richtungen der Philosophie, ›Kritizismus) alsKennzeichen der ›o.en G�ltigkeit‹ von Aussagen undBegriffen ihre allgemeine G�ltigkeit bzw. Anwendbarkeitsowie die Notwendigkeit in dem Sinne, daß eine Personnur durch Irrtum zu einem anderen als dem in einero.en Aussage festgehaltenen Ergebnis kommen kçnnte.›O.e Gr�nde‹ der ›Wahrheit einer Aussage sind f�r Kant»von der Natur und dem Interesse des Subjekts unab-h�ngige Gr�nde« (Immanuel Kants Logik. Ein Hand-buch zu Vorlesungen, ed. G. B. J�sche, Kçnigsberg 1800,A 106, Akad.-Ausg. IX, 70). Daß O. hier nicht dasselbeist wie ›Realit�t oder Wirklichkeit (›wirklich/Wirklich-keit), hat vor allem G. Frege betont. Zum O.en rechnetFrege Wirkliches wie den Himmelskçrper Sonne ebensowie die Erdachse oder den Massenmittelpunkt desSonnensystems oder wie eine Zahl, die er f�r o. erkl�rt,weil sie »genau dieselbe [ist] f�r jeden, der sich mit ihrbesch�ftigt« (Grundlagen, 72). Freilich ist O. zwar »eineUnabh�ngigkeit von unserm Empfinden, Anschauenund Vorstellen, von dem Entwerfen innerer Bilder ausden Erinnerungen fr�herer Empfindungen, aber nichteine Unabh�ngigkeit von der Vernunft« (a.a.O., 36),und so charakterisiert Frege als o. »das Gesetzm�ssige,Begriffliche, Beurtheilbare, was sich in Worten ausdr�k-ken l�sst« (a.a.O., 35). Er nimmt dabei Formulierungenvon K. R. Popper vorweg, wonach o.es Wissen (oder›Erkenntnis im o.en Sinne‹) aus »sprachlich formulier-ten Erwartungen [besteht], die der kritischen Diskussionausgesetzt werden« (O.e Erkenntnis, 1973, 21974, 80,31995, 41998, 66–67). Von den vorgenannten unterschei-det sich Poppers Position durch den Verzicht auf dieausdr�ckliche Behauptung der Existenz eines o. Nicht-wirklichen neben den Dingen und den (physischen oderpsychischen) Ereignissen der Wirklichkeit, wenngleichseine Beschreibung des o.en Wissens als »Erkenntnisohne erkennendes Subjekt« (»knowledge without a kno-wer […] knowledge without a knowing subject«, a.a.O.1973, 21974, 126, 31995, 41998, 112, bzw. ObjectiveKnowledge, 1972, 21979, 109) Zweifel lassen und einegenauere Analyse seiner Erkenntnistheorie die still-schweigende Unterstellung einer transzendenten (›trans-zendent/Transzendenz), auch Ideales einschließendenSph�re vermuten l�ßt.Einen anderen Aspekt des Verh�ltnisses von ›o.‹ und›subjektiv‹ zeigt die Rede von ›o.em Geist‹ (›Geist, ob-jektiver, ›Geist, subjektiver) als dem einer Gruppe, Ge-meinschaft oder einem Volk gemeinsamen �berindivi-duellen, das dennoch gegenw�rtig sein soll im Bewußt-sein der einzelnen Gruppen-, Gemeinschafts- oderVolksangehçrigen, deren ›subjektiver Geist‹ an das In-dividuum gebunden ist und gem�ß dessen Persçnlich-keit oder Eigenheit das o.e �berindividuelle auf seine jeeigene Art erfaßt oder ausdr�ckt.

    objektiv/Objektivit�t 8

  • Literatur: C. Blake, Can History Be Objective?, Mind NS 64(1955), 61–78; W. Broad/N. Wade, Betrayers of the Truth,New York 1982, Oxford etc. 1989 (dt. Betrug und T�uschungin der Wissenschaft, Basel/Boston Mass./Stuttgart 1984); E. V.Daniel, Objectivity, IESS VI (22008), 8–11; L. Daston/P. Galison,Objectivity, New York 2007, 2010 (dt. O., Frankfurt 2007); B. DeGiovanni, L’oggettivit nella scienza e nella filosofia, Turin 1961;M. Deutscher, Subjecting and Objecting. An Essay in Objectivi-ty, Oxford 1983; A. B. Dickerson, Kant on Representation andObjectivity, Cambridge etc. 2004; B. Ellis, Truth and Objectivity,Oxford/Cambridge Mass. 1990; G. Frege, Die Grundlagen derArithmetik. Eine logisch mathematische Untersuchung �ber denBegriff der Zahl, Breslau 1884, 1934 (repr. Hildesheim/Z�rich/New York 1990), Stuttgart 2011; S. Heßbr�ggen-Walter/Red.,O., EP II (22010), 1834–1838; H. Horstmann, O., in: H. J. Sand-k�hler (ed.), Europ�ische Enzyklop�die zu Philosophie undWissenschaften, Hamburg 1990, 592–594; R. Ingarden, Betrach-tungen zum Problem der O., Z. philos. Forsch. 21 (1967), 31–46,242–260; J. Manzana Martinez de Maranon, O. und Wahrheit.Versuch einer transzendentalen Begr�ndung der o.en Wahr-heitssetzung, Diss. M�nchen 1961; J. Mariani, Les limites desnotions d’objet et d’objectivit�, Paris 1937; F. Mauthner, o.(subjektiv), in: ders., Wçrterbuch der Philosophie. Neue Bei-tr�ge zu einer Kritik der Sprache, I–II, M�nchen/Leipzig 1910,II, 174–181, I–III, Leipzig 21923/1924, II, 441–451; A. Megill(ed.), Rethinking Objectivity, Durham/London 1994, 1997; A.Miller, Objectivity, REP VII (1998), 73–76; T. Nagel, The Viewfrom Nowhere, Oxford etc. 1986, 1989 (dt. Der Blick vonnirgendwo, Frankfurt 1992, 2012); M. Polanyi, Personal Know-ledge. Towards a Post-Critical Philosophy, London 1958, 3–17(Chap. 1), Chicago Ill. 2009, 2–17 (Chap. 1); K. R. Popper,Objective Knowledge. An Evolutionary Approach, Oxford1972, 21979, 1994 (dt. O.e Erkenntnis. Ein evolution�rer Ent-wurf, Hamburg 1973, 1998); A. Schaff, O., Hb. wiss. theoret.Begr. II (1980), 460–464; S. Strasser, Objectiviteit en objecti-visme, Nijmegen 1947; C. Travis, Objectivity and the Parochial,Oxford etc. 2011. C. T.

    Objektivismus, in der Erkenntnistheorie (im Gegensatzzu ›Subjektivismus, ›Psychologismus und ›Solipsis-mus) die Anerkennung der Objektivit�t (›objektiv/Ob-jektivit�t) von ›Wahrheiten, in der Ethik die Anerken-nung der Geltung von Werten (›Wert (moralisch)) bzw.Normen (›Norm (handlungstheoretisch, moralphiloso-phisch)) unabh�ngig von den einzelnen erkennendenund wertenden Subjekten, eventuell sogar vom Erken-nen und Werten �berhaupt. Der erkenntnistheoretischeO. differenziert sich entsprechend dem zugrundegeleg-ten Objektivit�tsbegriff, unterscheidet sich jedoch vonanderen Auffassungen deutlich genug, um z. B. f�r dendialektischen Materialismus (›Materialismus, dialekti-scher) als eine »weltanschauliche und methodologischeDenkhaltung« zu erscheinen, »der zufolge die wissen-schaftliche Forschung sich jeglicher kritischer Bewertun-gen, klassenm�ßiger Einsch�tzungen und parteilicherSchlußfolgerungen hinsichtlich des Gegenstandes derForschung enthalten m�sse«, womit »der pragmatischeAspekt der menschlichen Aussagen, Theorien usw.« ge-leugnet werde oder als willk�rliche, subjektive Zutat

    erscheine, die es zu eliminieren gelte (Ph. Wb. II[111975], 885). Auch der ›Diamat‹ unterscheidet freilichdiesen von ihm aus weltanschaulichen Gr�nden be-k�mpften Standpunkt von der Forderung nach Objekti-vit�t von Wissenschaft und Forschung. ›Ethischer O.‹wird als metaethischer Pr�dikator (›Metaethik) f�r in-haltlich sehr verschiedene Richtungen gebraucht. J. M.Baldwin verwendet ihn f�r Lehren, nach denen ›guteMoral‹ erst in der Realisierung eines bestimmten objek-tiven Zustands der Welt, nicht bloß einer bestimmtenHaltung oder Disposition des Handelnden besteht. J.Harrison dagegen ordnet dem O. alle ethischen Theo-rien unter, die die Wahrheit ethischer S�tze als unab-h�ngig von der sie �ußernden Person sowie von Ort undZeit der �ußerung behaupten. In diesem, ethischenLogizismus, ethischen Intuitionismus (›Intuitionismus(ethisch)), alle moral-sense-Theorien (›moral sense)und alle theologischen Ethiken umfassenden Sinne istder O. freilich nicht dem Subjektivismus kontradikto-risch (›kontradiktorisch/Kontradiktion) entgegenge-setzt (wohl aber mit jedem ›Relativismus unvertr�glich).– �ber diese philosophischen Verwendungsweisen hin-aus hat man den Ausdruck ›O.‹ gelegentlich auch aufandere Kulturbereiche zu �bertragen versucht, z. B. inder Literaturwissenschaft zur Bezeichnung einer Stil-richtung.

    Literatur: J. M. Baldwin, Social and Ethical Interpretations inMental Development. A Study in Social Psychology, New York/London 1897 (repr. London, Bristol 1995, 1998), 21899 (repr.New York 1973), 51913 (franz. Interpr�tation sociale et moraledes principes du d�veloppement mental. tude de psycho-socio-logie, Paris 1899; dt. Das soziale und sittliche Leben erkl�rtdurch die seelische Entwicklung, Leipzig 1900); R. J. Bernstein,Beyond Objectivism and Relativism. Science, Hermeneutics, andPraxis, Philadelphia Pa. 1983, 1996; K. Blaukopf, Die �sthetikBernard Bolzanos. Begriffskritik, O., ›echte‹ Spekulation undAns�tze zum Empirismus, Sankt Augustin 1996; J. Dewey, TheObjectivism-Subjectivism of Modern Philosophy, J. Philos. 38(1941), 533–542; E. Fuchs-Bottineau, Objectivisme, Enc. philos.universelle II/2 (1990), 1782; M. A. Gonz�lez Porta, Transzen-dentaler ›O.‹. Bruno Bauchs kritische Verarbeitung des Themasder Subjektivit�t und ihre Stellung innerhalb der Neukantiani-schen Bewegung, Frankfurt etc. 1990; J. Harrison, Ethical Ob-jectivism, Enc. Ph. III (1967), 71–75; B. Janßen, ›Kants wahreMeinung‹. Freges realistischer O. und seine Kritik am erkennt-nistheoretischen Idealismus, M�nster 1996; W. Kahnert, O..Gedanken �ber einen neuen Literaturstil [Nebst vier Erz�hlun-gen von K. Burger, A. Dreyer, E. Hemingway, W. Weyrauch],Berlin 1946 (Neue Erkenntnisse u. Bekenntnisse H. 1); H. K�nz-ler, Subjektivismus und O. in der Lehre vom absolut untaugli-chen Versuch, Diss. Z�rich 1947; S. Lorenz/W. Schrçder, O.,Hist. Wb. Ph. VI (1984), 1063–1064; B. W. McKinzie, Objecti-vity, Communication, and the Foundation of Understanding,Lanham Md. 1994; E. F. Paul/F. D. Miller Jr./J. Paul, Objecti-vism, Subjectivism, and Relativism in Ethics, Cambridge etc.2008; E. Puster, O., EP II (22010), 1829–1834; H. Schçndorf, O.,in: W. Brugger/H. Schçndorf (eds.), Philosophisches Wçrter-buch, Freiburg/M�nchen 2010, 337; S. Strasser, Objectiviteit en

    9 Objektivismus

  • objectivisme, Nijmegen/Utrecht 1947; L. Waldschmitt, BolzanosBegr�ndung des O. in der theoretischen und praktischen Philo-sophie, W�rzburg 1937. C. T.

    Objektkompetenz, Bezeichnung f�r eine die metho-disch aufgebauten Handlungskompetenzen des Umge-hens mit Gegenst�nden zusammenfassende handlungs-theoretische Verallgemeinerung des allein auf Wahrneh-mungshandlungen bezogenen knowledge by acquaintan-ce, wie es von B. Russell dem knowledge by descriptiongegen�bergestellt wird und im Deutschen der Entgegen-setzung von (sinnlicher, vom Erleben getragener) Kennt-nis und (begrifflicher, vom Denken getragener) Erkennt-nis, etwa bei M. Schlick, entspricht. Aber erst durch eineDistanzierung erf�hrt das methodisch aufgebaute Kçn-nen, wie es als operationales Wissen um etwas pr�sentiertwird, eine Stabilisierung zu einem sinnlich-symptomati-schen Wissen: Jemand weiß, was er/sie kann, und vermagdies grunds�tzlich jedem/jeder in einem Lehr- und Lern-prozeß (›Lehren und Lernen) weiterzugeben. Insbes. istdie Sprachebene nicht durchgehend die Metaebene ge-gen�ber der Ebene der Gegenst�nde. Daher sind auch›Objektsprache und ›Metasprache, außer unter kontrol-lierten Bedingungen, etwa bei formalen Sprachen(›Sprache, formale), nicht streng getrennt; vielmehrh�ngt es davon ab, ob Sprache gegenstandskonstituie-rend, zur O. gehçrig, oder gegenstandsbeschreibend, zur›Metakompetenz gehçrig, eingesetzt wird. Das spielt einewichtige Rolle bei der Unterscheidung zwischen Kon-struktiver und Analytischer Wissenschaftstheorie (›Wis-senschaftstheorie, analytische, ›Wissenschaftstheorie,konstruktive). Z. B. spielt in der konstruktiven Arithme-tik (›Arithmetik, konstruktive) der Term ›n|‹ unter Be-zug auf den ›Strichkalk�l

    ) jn) nj

    auch eine gegenstandskonstituierende Rolle, w�hrend derTerm ›n¢‹ in einem axiomatischen Aufbau der Arithmetik(›Peano-Axiome) nur gegenstandsbeschreibend einge-setzt wird. Im ersten Fall ist die Existenz des Nachfolgerseine Konsequenz der Regel ›n) nj‹, im zweiten Fallmuß sie durch ein Axiom ‘x~y y ¼ x¢ gesichert werden.Literatur: K. Lorenz, Dialogischer Konstruktivismus, Berlin/NewYork 2009, bes. 11–14, 85–87; B. Russell, The Problems ofPhilosophy, New York, London o. J. [1912], 72–92, Oxford/New York 2001, 25–32 (Chap. 5 Knowledge by Acquaintanceand Knowledge by Description); M. Schlick, Allgemeine Er-kenntnislehre, Berlin 1918, 21925, Neudr. in: ders., Gesamtausg.Abt. I/1, ed. H. J. Wendel/F. O. Engler, Wien/New York 2009,121–831. K. L.

    Objektsprache (engl. object language), in theoretischenUntersuchungen �ber sprachliche Ausdr�cke, etwa in

    ›Sprachphilosophie und ›Logik, Bezeichnung f�r dieKlasse derjenigen sprachlichen Ausdr�cke, die unter-sucht, insbes. erw�hnt (›use and mention) werden, imUnterschied zur ›Metasprache als der Klasse derjenigensprachlichen Ausdr�cke, der sich die Untersuchungenselbst bedienen und der insbes. die Namen (›Nomina-tor) von Ausdr�cken der O., etwa derjenigen, die sichdurch Anf�gen von ›Anf�hrungszeichen bilden lassen,angehçren. Dabei kann eine O. ihrerseits bereits dieMetasprache relativ zu einer weiteren Sprachebenesein. Gelegentlich entstehen Zweideutigkeiten, wenn›O.‹ nicht als ›Sprache, die Objekt [einer Untersuchung]ist‹ verstanden wird, sondern als ›Sprache �ber [nicht-sprachliche] Objekte‹, also als die unterste O. in derHierarchie der Sprachebenen.Nat�rliche Sprachen (›Sprache, nat�rliche) sind im Un-terschied zu explizit eingef�hrten Wissenschaftsspra-chen oder auch formalen Sprachen (›Sprache, formale)durch das regelm�ßig sowohl in objektsprachlichen alsauch in metasprachlichen Kontexten mçgliche Auftretenderselben sprachlichen Ausdr�cke, also deren sprach-stufeninvariante Einf�hrbarkeit, ausgezeichnet, was inbesonderen F�llen unter Ausnutzung des dann grund-s�tzlich mçglichen Selbstbezugs (›Selbstbez�glichkeit) –unanstçßig etwa in der Aussage ››kurz‹ ist kurz‹ – zurBildung von Antinomien (›Antinomien, semantische)einl�dt, z. B. zur ›Grellingschen Antinomie: Wird der›Pr�dikator ›heterologisch‹ auf dem Bereich der Pr�di-katoren beliebiger logischer Stufe dadurch definiert, daßein Pr�dikator heterologisch sein soll, wenn er sich selbstnicht zukommt, so f�hrt die scheinbar unverd�chtigeUnterstellung, daß dann auch ›heterologisch‹ selbst ent-weder heterologisch oder nicht heterologisch zu sein hat,in beiden F�llen zu einem Widerspruch. Folglich ist›heterologisch‹, wird dieser Pr�dikator wie angegebendefiniert, auf sich selbst nicht anwendbar, ohne zu einemWiderspruch zu f�hren.Dar�ber hinaus enth�lt jede nat�rliche Sprache, soweitmit ›�ußerungen �ber den selbstverst�ndlichen An-spruch hinaus, verst�ndlich zu sein, weitere Anspr�cheverbunden sind oder als ›anspruchsvoll‹ aufgefaßt wer-den, Beurteilungspr�dikate, die Ausdr�cke daf�r dar-stellen, ob die Anspr�che f�r – gegebenenfalls in wel-chem Maße – eingelçst gehalten werden. Mit der �uße-rung von Aussagen im ›Modus der Behauptung etwawerden Wahrheitsanspr�che (›Wahrheit) erhoben, de-ren Einlçsung oder Uneinlçsbarkeit sich in entsprechen-den Beurteilungen niederschl�gt, deren sprachliche Dar-stellung durch den ›Metapr�dikator ›wahr‹ gegen�berder betreffenden ›Objektaussage sich weder in einembloß der O. noch einem bloß der Metasprache angehç-renden ›Urteil niederschlagen, vielmehr in sprachlichenEinheiten, die kraft der in ihnen zum Ausdruck gebrach-ten Stellungnahme einen reflexiven Status (›reflexiv/Re-

    Objektkompetenz 10

  • flexivit�t) einnehmen und damit der Reflexionsstufeeiner nat�rlichen Sprache angehçren. Auch ›Wissen-schaftssprachen zeichnen sich durch das Vorhandenseineiner Reflexionsstufe aus, nicht jedoch formale Spra-chen. Im �brigen erlauben sowohl Wissenschaftsspra-chen als auch nat�rliche Sprachen zwar im Kleinen dieUnterscheidung zwischen objektsprachlichem und me-tasprachlichem Gebrauch eines Ausdrucks, hingegenwegen des Vorkommens von Ausdr�cken, die bei ihrerVerwendung in Sprachhandlungen sowohl objekt-sprachlichen als auch metasprachlichen Status haben –z. B. ist bei der �ußerung von ›ich sage dir, er kommtnicht‹ der Teilausdruck ›er kommt nicht‹ sowohl eineAussage, �ber die gesprochen wird, als auch eine Aus-sage, die gemacht wird – keine Zuordnung grçßerersprachlicher Einheiten zu einer bestimmten Sprach-ebene in der Hierarchie von Metasprachen beliebigerStufe �ber der O. als der untersten Sprachstufe. Dieverbreitete Rede von einer nat�rlichen Sprache als ›ober-ster‹ Metasprache, prim�r unter Bezug auf Untersu-chungen �ber (endliche) Hierarchien formaler Spra-chen, l�dt daher zu Mißverst�nden ein, die man ver-meiden sollte. K. L.

    Objektstufe (engl. object level), in der Hierarchie derSprachebenen, speziell bei formalen Sprachen (›Spra-che, formale), Bezeichnung f�r die Stufe der ›Objekt-sprache und daher die Stufe aller Ausdr�cke der Ob-jektsprache. In Darstellungen der Logik treten Aus-dr�cke der Objektstufe meist gar nicht auf, weil stetsnur �ber solche Ausdr�cke geredet wird, diese daherdurch nicht n�her spezifizierte Namen, die der ›Meta-sprache angehçrenden ›Mitteilungszeichen, vertretensind. K. L.

    Objektvariable (engl. object variable), auch: Gegen-standsvariable, Bezeichnung f�r eine zur ›Objektspra-che gehçrende ›Variable; d. h., eine O. ist in ›Aussage-formen und ›Termen oder in Aussageformschemataund Termschemata ein Zeichen zur Markierung einerLeerstelle f�r solche ›Nominatoren, die Objekte deszur O.n gehçrigen ›Variabilit�tsbereichs, des ›Objekt-bereichs, benennen. Diese Objekte heißen auch die Wer-te der O.n. Eine O. ist daher kein Eigenname f�r denzu ihr gehçrigen Objektbereich. O.n sind erforderlich,um bei quantorenlogisch zusammengesetzten Aussagen(›Quantor) den Aufbau aus Aussageformen symbolischsichtbar machen zu kçnnen, z. B. ›alle Menschen sindsterblich‹ als ›Generalisierung der mit einer O.n f�r denBereich der Menschen gebildeten Aussageform ›x esterblich‹, symbolisiert: ›‘x x � S‹; die (f�r Einsetzun-gen) freie O. in ›x e sterblich‹ wird durch die Genera-lisierung gebunden, symbolisiert durch die Wiederho-lung der O.n beim Allquantor ›‘‹. Ist kein spezieller

    Objektbereich f�r die O. ›x‹ festgelegt, so muß die sichnur auf den Bereich der Menschen erstreckende Gene-ralisierung durch die zus�tzliche Bedingung ›x e M‹beim Quantor ausgedr�ckt werden: ‘x �M x � S. In lo-gisch zusammengesetzten Aussagen kommen keine O.nmehr frei vor, wohl aber kçnnen in logisch zusammen-gesetzten Aussageformen O.n sowohl frei als auch ge-bunden vorkommen. Z. B. kommen in ‘

    xx � S � y � M

    die Variable ›x‹ gebunden und ›y‹ frei vor; hingegenkommt ›x‹ in ‘

    xx � S � x � M sowohl frei als auch ge-

    bunden vor (›Vorkommen).Grunds�tzlich sind nat�rlich auch Ausdr�cke der Form›n e X‹ mit einer durch eine Pr�dikatorvariable ›X‹markierten Leerstelle f�r einen Bereich von Pr�dikatorenAussageformen, die sich quantorenlogisch zusammen-setzen lassen. Nur spricht man in diesem Falle nicht voneiner O.n, weil hier keine wiederum Objekte benennen-den Ausdr�cke einsetzbar sind, es sei denn, der ›Pr�di-kator ›P‹ in einer ›Elementaraussage ›n e P‹ wird ineinen Eigennamen seiner Extension (›extensional/Ex-tension), also der von ihm dargestellten Klasse (›Klasse(logisch)), umgedeutet und die ›Kopula ›�‹ entspre-chend dann in die zweistellige Elementbeziehung ›2‹,so daß statt ›n e P‹ die klassenlogische Elementaraussage›n ; P � 2‹, d. i. ›n 2 P‹ vorliegt. Bei dieser Umdeutungergeben sich Objektbereiche und entsprechend O. ver-schiedener Stufen, beginnend mit dem Individuenbe-reich bzw. ›Individuenvariablen auf der untersten Stufeund Klassen von Individuen, Klassen von Klassen etc.bzw. entsprechende Klassenvariablen auf den jeweilshçheren Stufen, die in Systemen der ›Mengenlehreoder ›Typentheorien zum Einsatz kommen. Im allge-meinen allerdings �bernimmt in formalen Systemen(›System, formales) jeweils eine durch einen Hilfskalk�l(›Kalk�l) definierte Klasse von O.n desselben Variabili-t�tsbereichs zugleich auch die Rolle des Objektbereichs,dessen Elemente sie ›autonym benennen. Man spricht ineinem solchen Fall statt von einer O. (engl. referentialvariable) von einer Substitutionsvariable (engl. substitu-tional variable), weil es kalk�ltheoretisch unerheblichist, ob die von der Variablen markierte Leerstelle f�rNominatoren oder f�r andere Ausdruckssorten (›Aus-druck (logisch)) freigehalten wird. Insbes. ist es f�r dieformale Logik (›Logik, formale) unerheblich, ob dieVariablen als O. oder als Substitutionsvariable aufgefaßtwerden. K. L.

    obligationes (lat., Verpflichtungen), Bezeichnung f�rdie Argumentationsregeln der mittelalterlichen Disputa-tion. Die o. werden in eigenen »Tractatus de obliga-tionibus« (auch: »Tractatus obligatoriae artis«, »Tracta-tus de obligatione«, »De arte exercitativa«, »De argu-mentis« etc.), in den ›«Sophismata« oder in den all-

    11 obligationes

  • gemeinen Logiktraktaten abgehandelt. Das Studium dero. beginnt in der 2. H�lfte des 13. Jhs.; es scheint einZusammenhang zwischen dem Aufkommen der o. unddem Studium der Sophismata im ›Terminismus (›lo-gica antiqua) zu bestehen. Die o. sind erst in letzter Zeitst�rker in das Blickfeld der Logikgeschichte getreten, dadie moderne formale Logik (›Logik, formale) seit G.Frege zun�chst fast ausschließlich auf die axiomatischeoder Kalk�lgestalt (›Kalk�l) der Logik konzentriert war.Das neue Interesse an Nicht-Standard-Aspekten der Lo-gik (z. B. ›Argumentationstheorie, ›Rhetorik, ›Topik)hat zu verst�rkter Erforschung des hochentwickeltenRegelsystems der mittelalterlichen ›disputatio – und da-mit der o. – als wesentlichen Bestandteiles der als Ana-lyse eines ›Zwiegespr�chs‹ (dialectica) verstandenen mit-telalterlichen Logik gef�hrt. Es besteht in der Forschungjedoch keine Einigkeit �ber die genaue Rolle und denZweck der o..Die im einzelnen h�ufig differierenden mittelalterlichenAuffassungen der o. schließen – in der (f�r die Anf�ngeder o. jedoch nicht best�tigten) Sichtweise sp�tmittel-alterlicher Autoren – an zwei durch A. M. T. S. Boethiusvermittelte Aristoteles-Stellen (Top. ¨4.159a15–24, an.pr. A13.32a18–20) an. Danach hat (1) der respondens(auch: defendens, Verteidiger; P��ŒæØ�����, der Ant-wortende) im Verlauf der disputatio so auf eine von ihmzun�chst nicht bestrittene (»nego«) oder bezweifelte(»dubito«) These (positum) A des (f�r den heutigenSprachgebrauch kontraintuitiv so genannten) opponens(dæø�§�, der Fragende) zu reagieren, daß etwaige Wi-derspr�che und Absurdit�ten, die sich aus A ergeben,vermieden werden. Umgekehrt ist es Aufgabe des oppo-nens, den respondens zur Annahme von A (»concedo A«,»admitto A«) zu bewegen und ihn sodann (2) nach demGrundsatz, daß aus einem mçglichen Satz A nichts›Unmçgliches‹ folgen kann, in Widerspr�che zu treiben.Die disputatio verl�uft so, daß der opponens eine (wahreoder auch falsche) These A aufstellt, z. B. mit der Be-merkung, diese These solle aufrechterhalten werden. Derrespondens kann eben diese Verpflichtung f�r die Ver-teidigung von A �bernehmen (se obligare, daher dieBezeichnung ›o.‹), eventuell nur f�r eine bestimmteZeit. Es geht dann damit weiter, daß der opponens demrespondens eine Reihe weiterer S�tze zur Annahme oderAblehnung vorlegt. Dabei hat der respondens es zu ver-meiden, vom opponens in Widerspruch zu A oder insonstige Widerspr�che getrieben zu werden. Die Wahr-heit oder Falschheit von A spielt keine Rolle; es kommtnur auf die formale Widerspruchsfreiheit an. Neben derBereitschaft, eine These A zu halten, werden vor allemdie Regeln, die in diesem Dialogspiel zu beachten sind,›o.‹ genannt. – Die o. stellen also Dialogregeln und somitkeine Fr�hform der deontischen Logik (›Logik, deonti-sche) dar.

    Die einzelnen Komponenten des Dialogs, z. B. das posi-tum, haben Einteilungen (species) mit je wieder eigeneno.. So kann etwa das positum einen epistemischen Ope-rator (z. B. ›glaube, daß …‹, ›weiß, daß …‹) enthaltenoder sein Geltungsanspruch kann zeitlich begrenzt sein,was den Autoren Anlaß zu Analysen temporal- oderepistemisch-logischer Sachverhalte bietet; oder das posi-tum ist ein Sophisma etc.. Auch Dialoghandlungen wieAnnahme (»concedo«), Ablehnung (»nego«) und Be-zweifeln (»dubito«) unterliegen genauen Regeln. F�rein positum A gibt z. B. W. Burley drei Hauptobligatio-nes an: (1) Zul�ssig sind Folgerungen aus A und (a)einer oder mehreren bereits zugegebenen Propositionenoder (b) aus dem Gegenteil von einer oder mehreren zuRecht verneinten Propositionen. (2) Unzul�ssig sindPropositionen, die unvertr�glich sind mit (a) dem posi-tum A oder (b) bereits zugegebenen Propositionen oder(c) dem Gegenteil von zu Recht verneinten Propositio-nen. (3) Propositionen, die weder unter (1) noch unter(2) fallen (impertinens), sind respektive des jeweiligenWissensstandes zuzulassen, abzulehnen oder zu bezwei-feln. – Beginnend mit R. Kilvington (†1361) scheint imVerst�ndnis der o. als eines Regelsystems der disputatiodie Logik irrealer Konditionals�tze (›Konditionalsatz,irrealer) in den Vordergrund zu treten.Mit dem Ausgang des Mittelalters wird die Disputations-methode, die auf Widerspr�che beim respondens zielt,mehr und mehr durch eine im Mittelalter vor allem inphilosophischen und theologischen Schriften verwende-te ›argumentierende‹ Methode ersetzt. Diese erstrebt dieWiderlegung einer These A durch eine Argumentationmit der Konklusion :A. Die ›argumentierende‹ Metho-de spielt bis mindestens etwa 1800 eine bedeutende Rollein Universit�tsdisputationen und Logikkompendien. Inanderer Form und mit anderer Zielsetzung tritt dasopponens-respondens-Modell in der dialogischen Logik(›Logik, dialogische) als Proponent-Opponent-Spiel zurDefinition logischer Partikel (›Partikel, logische) auf.

    Literatur: M. Anglicus, De obligationibus/�ber die Verpflich-tungen [lat./dt.], Hamburg 1993; E. J. Ashworth, O. Treatises. ACatalogue of Manuscripts, Editions and Studies, Bull. de philos.m�di�vale 36 (1994), 118–147; R. Brinkley, Richard Brinkley’sO.. A Late Fourteenth Century Treatise on the Logic of Disputa-tion, ed. P. V. Spade/G. A. Wilson, M�nster 1995; H. G. Gelber,It Could Have Been Otherwise. Contingency and Necessity inDominican Theology at Oxford, 1300–1350, Leiden 2004; R.Green, An Introduction to the Logical Treatise »De obligationi-bus«. With Critical Texts of William of Sherwood (?) and WalterBurley, I–II, Diss. Kathol. Univ. Louvain 1963; John of Holland,Four Tracts on Logic (Suppositiones, Fallacie, O., Insolubilia),ed. E. P. Bos, Nimwegen 1985; John of Wesel, Three Questionsby John of Wesel on O. and Insolubilia, ed. P. V. Spade (1996),download: http://philpapers.org/rec/SPATQB; H. Keffer, DeObligationibus. Rekonstruktion einer sp�tmittelalterlichen Dis-putationstheorie, Leiden/Boston Mass./Kçln 2001; R. Kilving-ton, The Sophismata of Richard Kilvington. Introduction,

    obligationes 12

  • Translation, and Commentary, ed. N. Kretzmann/B. E. Kretz-mann, Cambridge etc. 1990; P. King, Mediaeval Thought-Ex-periments. The Metamethodology of Mediaeval Science, in: T.Horowitz/G. J. Massey (eds.), Thought Experiments in Scienceand Philosophy, Savage Md. 1991, 43–64; N. Kretzmann/E.Stump (eds.), The Anonymous ›De arte obligatoria‹ in MertonCollege MS. 306, in: E. P. Bos, Mediaeval Semantics and Meta-physics. Studies Dedicated to L. M. de Rijk [. . .], Nimwegen1985, 239–280; Paulus von Venedig, Logica Magna II/8 (Trac-tatus de Obligationibus) [lat./engl.], �bers. E. J. Ashworth, Ox-ford etc. 1988; L. M. de Rijk, Some Thirteenth Century Tracts onthe Game of Obligation, Vivarium 12 (1974), 94–123, 13 (1975),22–54, 14 (1976), 26–49; H. Schepers, Obligatio, Ars obligatoriaII, Hist. Wb. Ph. VI (1984), 1068–1072; P. V. Spade, RogerSwyneshed’s O.. Edition and Comments, Arch. hist. doctr. litt.moyen-�ge 44 (1977), 243–285 (repr. in: ders., Lies, Languageand Logic in the Late Middle Ages [s. u.], Chap. XVI); ders.,Richard Lavenham’s O., Riv. crit. stor. filos. 33 (1978), 224–241;ders., Robert Fland’s ›O.‹. An Edition, Med. Stud. 42 (1980),41–60; ders., Three Theories of ›O.‹: Burley, Kilvington andSwyneshed on Counterfactual Reasoning, Hist. and Philos. Log-ic 3 (1982), 1–32; ders., Lies, Language and Logic in the LateMiddle Ages, London 1988; ders./E. Stump, Walter Burley andthe ›O.‹ Attributed to William of Sherwood, Hist. and Philos.Logic 4 (1983), 9–26; ders./M. Yrjçnsuuri, Medieval Theories of›O.‹, SEP 2003, rev. 2008; E. Stump, William of Sherwood’sTreatise on Obligations, Historiographia Linguistica 7 (1980),249–264; dies., Dialectic and Its Place in the Development ofMedieval Logic, Ithaca N. Y./London 1989; dies./P. V. Spade,Obligations, in: N. Kretzmann/A. Kenny/J. Pinborg (eds.), TheCambridge History of Later Medieval Philosophy. From theRediscovery of Aristotle to the Disintegration of Scholasticism1100–1600, Cambridge etc. 1982, 2000, 315–341; S. L. Uckel-man, Interactive Logic in the Middle Ages, Logic and LogicalPhilos. 21 (2012), 439–471; M. Yrjçnsuuri, O.. 14th CenturyLogic of Disputational Duties, Helsinki 1994; ders., Disputa-tions, Obligations and Logical Coherence, Theoria 66 (2000),205–223; ders. (ed.), Medieval Formal Logic. Obligations, In-solubles and Consequences, Dordrecht 2001. G. W.

    obscuritas (dt. Dunkelheit), in der Philosophie vorallem ein Begriff der ›Erkenntnistheorie, in der zwischendunklen und klaren Ideen (›Idee (historisch)) sowiedunkler und klarer Erkenntnis unterschieden wird, wo-bei die klare Erkenntnis ihrerseits in deutliche und ver-worrene unterteilt wird (›klar und deutlich). Die ge-naueste Bestimmung geht auf G. W. Leibniz (Meditatio-nes de Cognitione, Veritate et Ideis [1684], Philos.Schr. IV, 422–426, hier 422–423) zur�ck, der als Krite-rium f�r eine klare Erkenntnis die Wiedererkennbarkeitangibt, so daß etwa die dunkle Erkenntnis eines Gegen-standes eine solche ist, die nicht ausreicht, diesen Gegen-stand wiederzuerkennen. Damit ist die o. erkenntnis-theoretisch negativ als ein Mangel bestimmt, der dannauch f�r die sprachliche Artikulation von Erkenntnissenentsprechend gilt. Daneben gibt es seit der Antike in denBereichen des Rhetorischen, �sthetischen und Herme-neutischen (vom Orakel �ber das R�tsel bis zur hermeti-schen Dichtung) auch ein positives Verst�ndnis der o..

    In der Gegenwart ist T. W. Adorno mit der These vom›R�tselcharakter‹ des Kunstwerks (�sthetische Theorie,Ges. Schriften VII, Frankfurt 1970, 182–193) hervorge-treten.

    Literatur: H. Adler, Die Pr�gnanz des Dunklen. Gnoseologie,�sthetik, Geschichtsphilosophie bei Johann Gottfried Herder,Hamburg 1990; J. Barnouw, The Cognitive Value of Confusionand Obscurity in the German Enlightenment. Leibniz, Baum-garten, and Herder, Stud. 18th Cent. Culture 24 (1995), 29–50; R.Brandt/J. Frçhlich/K. O. Seidel, O., Hist. Wb. Rhetorik VI(2003), 358–383; L. Dolezalov�/J. Rider/A. Zironi (eds.), Ob-scurity in Medieval Texts, Krems 2013; M. Fuhrmann, O.. DasProblem der Dunkelheit in der rhetorischen und literar�stheti-schen Theorie der Antike, in: W. Iser (ed.), Immanente �sthetik.�sthetische Reflexion. Lyrik als Paradigma der Moderne. Kollo-quium Kçln 1964. Vorlagen und Verhandlungen, M�nchen1966, 1991, 47–72; W. Magass, Claritas versus o.. SemiotischeBemerkungen zum Wechsel der Zeicheninventare in den Con-fessiones des Augustin (Conf. XIII, XV, 18), Bonn 1980; P.Mehtonen, Obscure Language, Unclear Literature. Theory andPractice from Quintilian to the Enlightenment, Helsinki 2003;ders. (ed.), Illuminating Darkness. Approaches to Obscurity andNothingness in Literature, Helsinki 2007; J. Press, The Cheq-uer’d Shade. Reflections on Obscurity in Poetry, London/NewYork 1958, 1963; F. Russell, Three Studies in Twentieth CenturyObscurity, Aldington/Kent 1954, New York 1966; B. Tucker,Reading Riddles. Rhetorics of Obscurity from Romanticism toFreud, Lewisburg Pa., Lanham Md. 2011; A. White, The Uses ofObscurity. The Fiction of Early Modernism, London/BostonMass./Henley 1981. G. G.

    Obversion (von lat. obvertere, umdrehen), Bezeichnungf�r einen unmittelbaren, d.h. aus nur einer Pr�misseerfolgenden, Schluß (engl. immediate inference) in der›Syllogistik. Die O. eines Satzes des syllogistischen Typs›a, ›e, ›i oder ›o erh�lt man, indem man das Pr�dikat (Q)des urspr�nglichen Satzes negiert ( �Q), seine Qualit�t (be-jahend bzw. verneinend) jeweils umkehrt und sein Subjekt(P) sowie seine Quantit�t (universell bzw. partikular) bei-beh�lt. Der durch O. gebildete Satz ist dem urspr�nglichenlogisch �quivalent. Z.B. ist ›kein Mensch ist nicht-sterb-lich‹ (M e �S) die O. von ›alle Menschen sind sterblich‹(M a S). Insgesamt ergeben sich folgende logische�quivalenzen: (1) P a Q sa P e �Q, (2) P i Q sa P o �Q,(3) P e Q sa P a �Q, (4) P o Q sa P i �Q. Der Terminus›O.‹ tritt wohl erstmals bei A. Bain (Logic, London1870, I [Deduction], 109–113) auf und b�rgert sichrasch in der britischen Logik ein. – Aristoteles hattenur Schl�sse der Form M a �S � M e ��S ðsa M e SÞ zu-gelassen (de int. 10.20a20 ff.), Schl�sse der FormM e S � M a �S (und damit die ›�quivalenz der O.) hin-gegen abgelehnt (an. pr. A46.51b36–52a14). Er bef�rch-tete, daß negierte Pr�dikate �P (z. B. nicht-gerecht), dieals solche in einem bloß privativen, kontradiktorischen(›kontradiktorisch/Kontradiktion) Verh�ltnis zu P ste-hen, im Sprachgebrauch einen eigenen ›positiven‹ Sinnerhielten (z. B. ungerecht) und in eine zu P kontr�re,

    13 Obversion

  • aber nicht kontradiktorische Beziehung r�ckten. Diesw�rde eine �quivalenz der entsprechenden S�tze un-mçglich machen.

    Literatur: W. S. Jevons, Elementary Lessons in Logic. Deductiveand Inductive [. . .], London 1870, London, New York 1965, bes.81–87 (Lesson X Conversion of Propositions, and ImmediateInference); A. Menne, O., Hist. Wb. Ph. VI (1984), 1089–1090. –Konversion 1, Hist. Wb. Ph. IV (1976), 1082. G. W.

    Ockham (Occam), Wilhelm von, *Ockham (GrafschaftSurrey) um 1280/1285, †M�nchen zwischen 1347 und1349, engl. Philosoph und Theologe des Franziskaner-ordens. Studium in Oxford, zwischen 1317 und 1319Beginn der Sentenzenvorlesung ebendort (sein ›Senten-zenkommentar, der als O.s philosophisches Hauptwerkgilt, liegt in einer eigenen Ausarbeitung, einer ›ordina-tio‹, f�r Buch I und �berarbeiteten Nachschriften [›re-portationes‹], f�r Buch II–IV vor). O.s Magisterpromo-tion findet nicht mehr statt, da er 1323 in Avignon beiJohannes XXII. wegen 56 Irrt�mern ›contra veram etsanam doctrinam‹ angeklagt wird und – nach Erçffnungdes H�resieprozesses – 1324 nach Avignon reist. Trotzder beiden negativen Gutachten der vom Papst einge-setzten Kommission – 29 Irrt�mer werden genannt undzu widerlegen versucht – wird das Verfahren nicht miteiner formellen Verurteilung abgeschlossen. O. bleibt›inceptor‹ (d. i. eine Art designierter Magister), woraufsein Beiname ›venerabilis inceptor‹ zur�ckgeht. W�h-rend seines Prozesses in Avignon verbindet sich O. im sogenannten ›Armutsstreit‹ mit dem franziskanischen Ge-neralminister Michael von Cesena, der gegen JohannesXXII. auf dem Ideal der vçlligen Entsagung von allemBesitz besteht. Mit Cesena 1328 Flucht nach Pisa, vondort mit Ludwig dem Bayern nach M�nchen. Inzwi-schen exkommuniziert, Kampf mit Ludwig gegen Jo-hannes XXII. (Opus XC Dierum [ca. 1332–1334], undTeil I–II von: Dialogus inter magistrum et discipulum,Teil II [De dogmatibus Johannis XXII.]). Nach demTode von Johannes XXII. (4.12.1334) erneuert und ver-tieft O. nach einer abwartenden Pause seine Angriffegegen die von ihm monierten Irrlehren und unberech-tigten Machtanspr�che nun Benedikts XII. (ContraBenedictum 1337, Compendium errorum Papae 1337/1338) und entwickelt in grunds�tzlicher Weise eine So-zialphilosophie: An princeps pro suo succursu, scilicetguerrae, possit recipere bona ecclesiarum, etiam invitopapa (1338/1339), Octo quaestiones de potestate Papae(ca. 1340), Breviloquium de principatu tyrannico superdivina et humana (1342), Teil III von: Dialogus (ca.1341–1346). In seinen letzten Lebensjahren und nachdem Tode Benedikts XII. (25.4.1342) schreibt O. wiederzwei Logiktraktate (Tractatus logicae minor, Elementa-rium logicae), faßt aber auch seine Vorw�rfe gegen dieAvignonesische Kirche (nun unter Clemens VI.) in »De

    imperatorum et pontificum potestate« (1347, dem To-desjahr Ludwigs des Bayern) noch einmal zusammen.Außer den beiden sp�ten Logiktraktaten sind seineSchriften zur theoretischen Philosophie vor 1328 ver-faßt. Die Aristoteles-Kommentare (Expositio aurea etadmodum utilis super artem veterem [mit der Einlei-tung: Expositionis in libros artis logicae prooemium etExpositio in librum Porphyrii de praedicabilibus], Ex-positio super libros Physicorum) und Quaestionen(Quodlibeta septem, Quaestiones in libros Physicorum)h�ngen mit seiner Lehrt�tigkeit, mçglicherweise nichtnur in Oxford, sondern (vielleicht in Magisterfunktion)auch an einem Ordensstudium, zusammen. Die »Sum-mulae in libros Physicorum« (falls authentisch) und die»Summa logicae« stehen am Ende von O.s akademischerZeit, wobei die Logikschrift wohl w�hrend seines Auf-enthaltes in Avignon geschrieben worden ist.O.s theoretische Philosophie (›Philosophie, theoretische)l�ßt sich von zwei Prinzipien her verstehen: dem Omni-potenzprinzip und dem �konomieprinzip. Das Omni-potenzprinzip formuliert die Grund�berzeugung, daßGott in seinem Wirken vçllig frei und allm�chtig istund keiner denkbaren Notwendigkeit außer der Nicht-Widerspr�chlichkeit seines Tuns und Wollens unter-liegt. Letzteres ergibt sich lediglich daraus, daß dasmenschliche Denken der Freiheit und ›Allmacht Gottes�berhaupt als Denken von etwas (Bestimmtem) dieeigene Widerspruchsfreiheit sowie die seines Gegenstan-des zur Bedingung hat (»Quidlibet est divinae potentiaeattribuendum quod non includit manifestam contradic-tionem«, Quodlibeta septem VI, 6, Opera theol. IX,604). F�r theoretisches Wissen ergibt sich daraus, daßweder Existenz noch Eigenschaften irgendwelcher Dingeoder Geschehnisse als notwendig erkannt werden kçn-nen: Die Omnipotenz Gottes, gem�ß der die Welt auchanders h�tte geschaffen werden kçnnen, als sie geschaf-fen worden ist, f�hrt so zur Kontingenz (›kontingent/Kontingenz) der Welt und damit zur grunds�tzlichenAblehnung einer Welterkenntnis durch notwendigeGr�nde.Diesen Zusammenhang von gçttlicher Omnipotenz undKontingenz der Welt verdeutlicht O. durch weitere Un-terscheidungen: ›Was Gott mittelbar �ber Zweitursa-chen [die von ihm geschaffenen und erhaltenen Wir-kungszusammenh�nge der Welt] verursachen kann, daskann er auch unmittelbar herbeif�hren oder erhalten‹(Quodlibeta, a.a.O., 604–605). Diese bereits von J. DunsScotus vertretene These von der Unmittelbarkeit Gotteszur Welt verst�rkt O. durch eine Radikalisierung: JedesEinzelding (oder Ereignis) kann unabh�ngig von derExistenz irgendeines anderen Dinges – auch wenn diesesandere Ding die Ursache seiner Existenz sein sollte –durch Gottes Macht f�r sich selbst in seiner Existenzerhalten werden, wenn es sich nur �berhaupt um selb-

    Ockham 14

  • st�ndig existierende Dinge, ›res absolutae‹, handelt, d. h.nicht um solche Gegenst�nde, deren Identit�t bereitsdurch ihre Relation zu anderen Gegenst�nden definiertist (Quodlibeta, a.a.O., 605, vgl. II Sent. qu. 19 F). Mitdieser These wird auch eine ›sekund�re‹ Notwendigkeitf�r Existenz und Erkenntnis der Dinge und Ereignisseder Welt ausgeschlossen: im Prinzip kçnnte alles, was alsreal im Sinne einer ›res absoluta‹ verstehbar ist, jederzeitauch anders sein, als es ist. Dies gilt nicht nur f�r diegeschaffene Welt und die in ihr herrschenden Gesetz-m�ßigkeiten insgesamt, sondern auch f�r jedes einzelne(reale) Ding und Ereignis, das jedes f�r sich selbst un-mittelbar zu Gott und damit auch nicht ›sekund�r‹ oderrelativ zu den Gesetzm�ßigkeiten der Welt notwendigist. Komplement�r zu diesem radikalen Verst�ndnis derKontingenz aller Dinge und Ereignisse entwickelt O. einVerst�ndnis der gçttlichen Omnipotenz mit Hilfe dertraditionellen Unterscheidung zwischen ›potestas (bzw.potentia) absoluta‹ und ›potestas (bzw. potentia) ordi-nata‹: Nicht alles, was �berhaupt (›potentia absoluta‹)getan oder gewollt werden kçnnte, tut oder will Gottauch tats�chlich (›potentia ordinata‹). Aber auch nach-dem Gott die faktische Welt-(und Heils-)Ordnung ge-setzt hat, ist sein Wollen und Wirken dadurch nichtgebunden. Er kçnnte jederzeit kraft ›potentia absoluta‹eine andere (widerspruchsfreie) Ordnung setzen. Nicht-theologisch rekonstruiert wird damit die Faktizit�t derWelt (und ihrer Geschichte) behauptet: Es gibt keinekausalen oder teleologischen Notwendigkeiten, die dieExistenz des Bestehenden erkl�ren; dieses Bestehende istvielmehr allein darum so, wie es ist, weil es eben so(geworden) ist, wie es ist. Es gibt keine ihm vorange-henden oder �bergeordneten Gr�nde, aus denen dieNotwendigkeit seiner Existenz deduziert werden kçnnte.Die als notwendig erkannten Gesetzm�ßigkeiten habensich mit dem Bestehenden ergeben. Die Ordnung desBestehenden ist ihm nicht als unterschieden �bergeord-net, sondern ein (konstitutiver) Bestandteil des Be-stehenden selbst.Ganz gleich, ob das entscheidende Motiv f�r diesesVerst�ndnis von der Faktizit�t der Welt (a) in einerGlaubens�berzeugung von der Einzigartigkeit Gottesund seiner Andersartigkeit gegen�ber der Welt, (b) ineiner kritischen Haltung gegen�ber allen auferlegtenund durch deren (dem autorisierten Lehrer einsichti-gen) Notwendigkeit legitimierten Ordnungen, (c) ineiner Skepsis gegen�ber allen einseitigen Verallgemeine-rungen und damit verbundenen Reden �ber selbster-zeugte (Hinter- oder Meta-)Welten oder (d) einfach inder ›Liebe zum Einzelnen‹ (wie L. Wittgenstein in �hn-lichem Zusammenhang sagt) beruht, es lassen sich alleMotive in O.s Schriften finden. O. arbeitet auch dieFolgen f�r die verschiedenen Argumentationsbereicheheraus: f�r das Verh�ltnis von Glauben und Wissen

    und damit auch von Theologie und Philosophie, f�rdie Legitimation von ›Institutionen, insbes. der kirch-lichen und weltlichen Herrschaft, aber auch der Rechts-ordnungen etwa f�r das Eigentum und damit auch f�rdie Institutionen – und allgemein die Autorit�tskritik(›Autorit�t), f�r die Mçglichkeiten und Grenzen einerMetaphysik und f�r die Logik und Sprachkritik. Jeden-falls l�ßt sich – trotz des abrupten Themenwechsels derO.schen Schriften nach 1328 – in seinen Werken eineEinheit sehen, die durch diese Grund�berzeugung vonder Faktizit�t der Welt auf ihren ›theoretischen‹ Begriffgebracht werden kann.Gegen�ber dieser Bedeutung des Omnipotenzprinzipsim außertheologischen Verst�ndnis als Faktizit�t derWelt l�ßt sich das zweite Prinzip der O.schen Philo-sophie, das �konomieprinzip (›Ockham’s razor [›O.sRasiermesser‹]), als nachgeordnet verstehen. Denn dieForderung, ohne Zwang keine Vielheiten anzunehmenoder zu konstruieren, ist eine Umformulierung derO.schen Ablehnung eines Reichs selbsterzeugter und(vermeintlich) notwendiger und deswegen autoritativerIdeen f�r das Verst�ndnis der Welt. Diese ›Weltverdop-pelung‹ w�rde Gott in einem Netz von Menschen ge-kn�pfter Notwendigkeiten einfangen und damit seineFreiheit und Allmacht verkennen. Ferner w�rde selbst-ernannte Autorit�t immunisiert, unkritische Verallge-meinerung stabilisiert und das Einzelne nicht mehr er-kennbar. Das �konomieprinzip ergibt sich damit als dermethodisch gewendete Aspekt der O.schen Grund�ber-zeugung von gçttlicher Omnipotenz und weltlicherKontingenz und Faktizit�t. Es tritt in zwei Formulierun-gen auf: »Pluralitas non est ponenda sine necessitate«(z. B. – nach J. Miethke [1969], 238 – II Sent. qu. 14–15D, qu. 17 Q, qu. 18 E, F, qu. 22 D, qu. 24 Q; IV Sent.qu. 3 N, qu. 8–9 O; I Sent. dist. 27 qu. 2 K; Quaestionesin libros Physicorum qu. 11 [Ms. Paris BN lat. 17481,fol. 2vb]; qu. 6 Ms. Wien Dom. 153, qu. 37, 38, 55[ed. F. Corvino]), »frustra fit per plura, quod potest fieriper pauciora« (z. B. – wiederum nach Miethke, a.a.O. –II Sent. qu. 12 Q, qu. 14–15 O, qu. 24 K; I Sent. dist. 17qu. 3 A, dist. 26 qu. 1 N, qu. 2 H; Summulae in librosPhysicorum I 18, IV 1; Tractatus de successivis II; Sum-ma logicae I, 12; Quodlibeta septem III, 6; De sacramen-to altaris qu. 3, III Dialogus I ii, 19, II iii, 19). Die h�ufigzitierte Formulierung »entia non sunt multiplicandasine necessitate« (bzw. ›praeter necessitatem‹) findetsich bei O. nicht.O. wendet das �konomieprinzip vor allem in seinerSprach- und damit auch Metaphysikkritik an, insofernsprachkritisch irrige Konstruktionen irgendwelcher Au-torit�ten aufgedeckt werden. So zeigt O., daß einigegrundlegende Unterscheidungen der Metaphysik –etwa die zwischen ›essentia und ›existentia oder diezwischen den verschiedenen ›Kategorien – lediglich un-

    15 Ockham

  • terschiedliche Darstellungsweisen von Gegenst�nden,nicht aber darum auch schon Unterschiede zwischenrealen Gegenst�nden oder reale Unterschiede an diesenGegenst�nden repr�sentieren. Schon bei der Bestim-mung des Gegenstandes der ›Metaphysik macht O. aufden Unterschied zwischen sprachlicher Darstellung unddargestellter Realit�t aufmerksam. ›Obiectum‹, d. h. un-mittelbarer Gegenstand der Metaphysik, ist – wie beijeder anderen Wissenschaft auch – jede Aussage, die inder Metaphysik bzw. in der jeweiligen Wissenschaft be-wiesen werden kann; ›subiectum‹ der Metaphysik sinddie (verschiedenen) Sub