est f ein mit interreg-mitteln eide wissenschaftszentrum …

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Europa-Universität Viadrina Frankfurt(Oder) Zeitung der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Nr. 39 August 2003 [ UNI on ] FOTOS: HEIDE FEST [ Offene Tür] Ein gut besuchter „Tag der offenen Tür” und ein großes Sommerfest mit der Projektgruppe „siebenart” fanden am am 3. Juli statt. Seiten 22/23 [ EWZ eröffnet] Ein mit INTERREG-Mitteln finanziertes Europäisches Wissenschaftszentrum wurde am Collegium Polo- nicum eröffnet. Seite 3 [Wörterbuch] Ein deutsch-polnisches Rechts- und Wirtschafts- wörterbuch wurde an der Juristischen Fakultät erar- beitet und erschien jetzt im Warschauer C.-H.-Beck- Verlag. Seite 6 [ Frankfurt (Oder) feierte 750.] Die Stadt Frankfurt (Oder) feierte im Juli 2003 ihren 750. Geburts- tag und die Viadrina feierte mit. Buchveröffentlichungen, Konfe- renzen und öffentliche Veranstal- tungen waren dem Festjahr gewidmet. Beim großen Festum- zug am 13. Juli präsentierten Stu- dierende aus 68 Ländern mit ihren selbstgebastelten und das Heimat- land symbolisierenden Riesenhü- ten die neue Viadrina – so interna- tional wie die Europa-Universität, so kunterbunt war das Bild, das hier leider nur einfarbig erscheint. Siehe auch Rückseite! [ ELSA tagte] Ein internationales ELSA- Seminar befasste sich mit der europäischen Verfas- sung. Seite 5

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Page 1: EST F Ein mit INTERREG-Mitteln EIDE Wissenschaftszentrum …

E u r o p a - U n i v e r s i t ä t V i a d r i n a F r a n k f u r t ( O d e r )

Zeitung derEuropa-Universität ViadrinaFrankfurt (Oder)

Nr. 39August 2003

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TOS:

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FEST

[Offene Tür]Ein gut besuchter „Tag deroffenen Tür” und eingroßes Sommerfest mit derProjektgruppe „siebenart”fanden am am 3. Juli statt.

Seiten 22/23

[EWZ eröffnet]Ein mit INTERREG-Mittelnfinanziertes EuropäischesWissenschaftszentrumwurde am Collegium Polo-nicum eröffnet. Seite 3

[Wörterbuch]Ein deutsch-polnischesRechts- und Wirtschafts-wörterbuch wurde an derJuristischen Fakultät erar-beitet und erschien jetzt imWarschauer C.-H.-Beck-Verlag. Seite 6

[Frankfurt (Oder)feierte 750.]Die Stadt Frankfurt (Oder) feierteim Juli 2003 ihren 750. Geburts-tag und die Viadrina feierte mit.Buchveröffentlichungen, Konfe-renzen und öffentliche Veranstal-tungen waren dem Festjahrgewidmet. Beim großen Festum-zug am 13. Juli präsentierten Stu-dierende aus 68 Ländern mit ihrenselbstgebastelten und das Heimat-land symbolisierenden Riesenhü-ten die neue Viadrina – so interna-tional wie die Europa-Universität,so kunterbunt war das Bild, dashier leider nur einfarbig erscheint.

Siehe auch Rückseite!

[ELSA tagte]Ein internationales ELSA-Seminar befasste sich mitder europäischen Verfas-sung. Seite 5

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[UNIon] Uni-Forum2

„Gemeinsam in die EU – Aus Nachbarn wurden Partner” – praxisnahe Europatagung der NachbarregionenEinen Workshop zum Thema „Gemeinsam inder EU – aus Nachbarn werden Partner” ver-anstaltete die Brandenburger Landesregierungmit den Wojewodschaften Lubuskie undWestpommern am 12. und 13. März 2003 ander Europa-Universität Viadrina und am Colle-gium Polonicum in Słubice. Rund 150 Exper-ten aus Wirtschaft und Kommunalpolitik derbeiden Nachbarregionen nahmen an derzweitägigen Veranstaltung teil.Justizministerin Barbara Richstein hatte dieViadrina und ihre Nachbareinrichtung in Slu-bice für diese renommierte Tagung ausgesucht,deren deutsch-polnische Brückenfunktionexakt zum Thema passte. Auch die kommunaleZusammenarbeit der beiden NachbarstädteFrankfurt (Oder) und Słubice funktionierebereits gut, wie zum Beispiel die regelmäßigstattfindenden gemeinsamen Stadtverordne-tenversammlungen belegen, erläuterte Ober-bürgermeister Martin Patzelt. Er schilderte u.a.auch die derzeitige Schieflage auf dem Frank-furter und Slubicer Wohnungsmarkt: Währendauf der polnischen Seite ein extremer Woh-nungsmangel herrscht, wurde auf der deut-schen Seite mit dem Abriss ganzer Wohnquar-tiere wegen Leerstand bereits begonnen. Andie Justiz- und Europaministerin wandte er sichmit der Bitte, rechtliche Rahmenbedingungendafür zu schaffen, dass der Wohnraum auchgrenzüberschreitend vermittelt und bezogenwerden kann. Ministerin Richstein versprach,„eine kurzfristige Lösung” zu finden.

In parallel laufenden internen Arbeitsgruppendiskutierten dann die Vertreter der verschie-densten Einrichtungen und Organisationen derbenachbarten Kommunen und Landkreise mitsachverständigen Experten verschiedenste Poli-tikfelder auf dem Weg in die EuropäischeUnion. An dieser Veranstaltung am darauf fol-genden Tag nahmen neben Barbara Richsteinauch Brandenburgs Ministerpräsident MatthiasPlatzeck, die Marschälle und Wojewoden ausden benachbarten Wojewodschaften Lubuskieund Zachodnie Pomorskie (Westpommern)sowie EU-Vertreter teil. Allgemeiner Konsens war, dass in der grenz-überschreitenden Zusammenarbeit der drei teil-nehmenden Regionen in jüngster Zeit großeFortschritte erzielt wurden. Der Kovorsitzendedes Ausschusses für grenznahe Zusammenar-beit der Deutsch-Polnischen Regierungskom-mission und Wojewode von Westpommern,Stanislaw Wziatek, zeigte sich für das auf den7. Juni 2003 anberaumte Referendum, mitdem die Polen über einen EU-Beitritt abstim-men, optimistisch. Bedenklich stimme ihndagegen eine kürzlich durchgeführte Umfrageauf deutscher Seite, bei der nur 36 Prozent derBefragten für den EU-Beitritt Polens waren.„Um für den Beitritt zu werben und dessenImage zu verbessern, sind wir vor allem auf dieHilfe der Multiplikatoren und Sympathisantenim Grenzgebiet angewiesen”, sagte er. Auchan die Medien appellierte er: Diese sollen eine

Atmosphäre des Wohlwollens und der Freund-schaft aufbauen und den Willen zur deutsch-polnischen Partnerschaft auch mit ihrer eige-nen Anwesenheit auf den diversen grenzüber-schreitenden Veranstaltungen unterstreichen.Auf dieser Tagung war jedenfalls mit der Mär-kischen Oderzeitung, Radio Multikulti,Antenne Brandenburg, Deutschlandradio, rs2und den Nachrichtenagenturen adn/ddpumfangreiche Medienpräsenz gegeben.Besonders lobend hob Wziatek wie auch seinVorredner, der Marschall der WojewodschaftLubuskie, Andrzej Bochenski, die schon gutfunktionierende Zusammenarbeit in den sogenannten Twinning-Projekten hervor – dassind Verwaltungshilfen für die EU-Bewerber-länder im Rahmen des PHARE-Förderpro-gramms, also von der jeweils benachbartenEU-Region. Im Falle Ostbrandenburg/Westpo-len könne die Erfahrung bei der Umwandlungder DDR-Verwaltung nach der Wiedervereini-gung nun sinnvoll in die Transformation derpolnischen Verwaltung einfließen. „Der Erfolg des einen Regionalpartners bringtGewinn auch für den anderen“, brachte esMinisterpräsident Platzeck auf den Punkt. Diebeiden Regionen müssten sich nicht zuletztdeshalb vernetzen, weil sie mit den gleichen

Problemen, wie z.B.hoher Arbeitslosigkeitoder Kriminalität imGrenzgebiet kämpfen. Er legte den Fokusbeim Ausbau derZusammenarbeit aufvermehrte privateInvestitionen im wirt-schaftlichen Sektorsowie, bedingt durchden wachsendendeutsch-polnischen

Tourismus und die Zunahme des kommunalenAustauschs, die Schaffung einer gemeinsamenInfrastruktur, u.a. mittels Ausbau von Grenzü-bergängen. Bereits vorhandene Grenzüber-gänge werden ab 2004 durch Wegfall derGüterkontrollen für polnische Warenlieferun-gen „flüssiger“, zeigte sich Platzeck überzeugt.Bei allen Aktivitäten müsse man sich auf Prio-ritäten einigen, denn die Finanzlage auf beidenSeiten lasse leider keinen Rundumschlag zu. Vom Tagungsort Collegium Polonicum zeigtesich Platzeck begeistert: Dieses Haus strahledeutlich Zuversicht aus und stehe mit seinerexponierten Lage an der deutsch-polnischenGrenze für die Ideen eines neuen Europa, lobteder Politiker. Im Folgenden wurden der Sach-stand und die Handlungsempfehlungen dereinzelnen Arbeitsgruppentreffen des Vortages,deren intensive Beratungen bis in die Nachthinein gedauert hatten, von je einem Vertretervorgestellt. Die Ergebnisse der AG Infrastruktur und Wirt-schaft und die sich daraus ergebenden Maß-nahmen referierte Edward Fedko, Vizemar-schall der Wojewodschaft Lubuskie: Es wurde

geplant, gemeinsame Auftritte auf Börsen,Messen, Präsentationen besonders im Grenz-raum zu intensivieren. „Bürokratische Hürdenbehindern unsere Arbeit“, mussten alle AG-Vertreter aufgrund ihrer Praxiserfahrungenkonstatieren. Fedko hob wieder die positiveBedeutung von Twinning-Projekten hervor,durch die „kurze Dienstwege” entstünden. Über die Ergebnisse der AG Agrarwirtschaftund Umweltschutz äußerte sich Jan Rydzanicz,Vorsitzender im Wojewodschaftsamt Landwirt-schaft und Umweltschutz, Lubuskie: die Kon-takte zwischen den Branchenvertretern sollenvertieft werden, besonders zwischen den deut-schen und polnischen Landwirten soll mehrkooperiert werden. Es gäbe im Agrarbereichauf beiden Seiten einen hohen Arbeitslosenan-teil sowie auch versteckte Nichtbeschäftigung –um diese Probleme zu bekämpfen, müsse mansich zusammentun.In Umweltschutz und Raumordnung sei dieZusammenarbeit bereits gut, berichtet Rydza-nicz, und nannte als Beispiel die Bereiche Lärm-schutz oder Abfallwirtschaft. Auch der vorbeu-gende Hochwasserschutz verzeichne bereitseine positive Bilanz. Besonders am Herzen lagder Gruppe die weitere Kooperation auf demGebiet Naturschutz, da es auf beiden Seitender Oder landwirtschaftlich sehr wertvolleBestände gäbe, die es zu schützen gelte.

Staatssekretärin Margret Schlüter, Repräsen-tantin der AG Arbeitsmarkt und Qualifizie-rung, begrüßte besonders die Eigeninitiativevon Unternehmern in den Regionen. Das Plä-doyer ihrer Gruppe lautete: nicht so viele neueProjekte etablieren, sondern statt dessenbereits laufende Projekte fördern und sie publikmachen. Auch hier waren sich alle Mitwirken-den einig über die Wichtigkeit von grenzüber-schreitendem Erfahrungsaustausch im Rahmenvon Twinning-Projekten. Obwohl das Projektfür die Partnerregionen Westpommern undLubuskie jetzt auslaufe, müssen unbedingt dieregelmäßigen Treffen der Partnervertreter fort-gesetzt werden, forderte diese AG. Viel getan habe sich bereits im Bereich Schul-und Kulturaustausch. Margret Schlüter verwiesals Beispiel auf das Vorzeigeprojekt „Deutsch-Polnische Jugendfabrik“, in der die gemein-same Berufsausbildung Jugendlicher beiderLänder praktiziert werde und die Teilnehmerauch zweistaatliche Zertifikate erhalten. Auchdie deutsch-polnischen Schulprojekte erhieltenlobenswerte Erwähnung; hier soll die Stipendi-envergabe an polnische Schüler in der Zukunftvereinfacht werden, so Schlüter. Die grenz-überschreitende Vermittlung von Arbeitsplät-zen müsse durch Einrichtung von Beschäfti-gungspools mit deutschen und polnischen Arbeit-nehmern intensiviert werden, es müssten mehrPraktika für Jugendliche in den Nachbarländernangeboten, gemeinsame Existenzgründerbörsengeschaffen und Netzwerke in der Öffentlichkeitbekannt gemacht werden.

FORTSETZUNG AUF SEITE 24

Matthias Platzeck

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Uni-Forum 3[UNIon]

Am 16. April wurden in Athen die Verträgefür den EU-Beitritt mit zehn weiteren Kandi-daten besiegelt. Um dieses Ereignis symbo-lisch zu unterstützen, hatten die Berliner undBrandenburger Ortsverbände des Europa-Union e.V., der junge Europäische Bewe-gung Berlin-Brandenburg e.V. und die Euro-region Pro Europa Viadrina auf Initiative desbrandenburgischen Ministeriums der Justizund für Europaangelegenheiten zu einerBegegnung auf der Frankfurter Brücke auf-gerufen. An dem Zusammentreffen nahmenVertreter der deutschen und polnischenGewerkschaft, Uni-Mitarbeiter, Kommunal-und Regionalpol i t iker und die Eurokita„Knirpsenstadt“, in der deutsche und polni-sche Kinder gemeinsam betreut werden, teil.Euroregion und Europa-Union e.V. warenjeweils mit einem Infostand vertreten. Zeitgleich mit der feierlichen Unterzeich-nung der EU-Beitrittsverträge auf der Akro-polis trafen sich der Słubicer BürgermeisterRyszard Bodziacki und sein FrankfurterAmtskollege Martin Patzelt zum kollegialenHändedruck auf der Mitte der „Friedens-brücke zwischen Frankfurt und Slubice, diedas ‘alte Europa’ mit dem ‘neuen Europa’verbindet“, so Oberbürgermeister Patzelt in

seiner kurzen Begrüßungsrede. Beide Partnerreichten sich dann, einer alten Tradition fol-gend, Brot und Salz und hießen sich mit die-ser Geste im „europäischen Haus“ willkom-men.

Anschließend wurde mit Sekt angestoßenund ein Toast auf die weitere Zusammenar-beit der beiden Partnerstädte ausgespro-chen.

JANA SCHWEDLER

Am 16. Juni 2003 stellte sich das am Colle-gium Polonicum Słubice gemeinsam mit derEuropa-Universität Viadrina Frankfurt(Oder) installierte Europäische Wissen-schaftszentrum der Öffentlichkeit vor. Auf-gebaut wird das internationale Zentrum seit

Oktober vergangenen Jahres. Bis 2006 solles mit INTERREG-Mitteln finanziert wer-den.

Koordinator des auf rund vier Millionen Euroangelegten Projektes ist Dr. Krzysztof Woj-

ciechowski, Verwaltungsdirektor des Colle-gium Polonicum, der die Gäste zur Vorstel-lung der einzelnen Arbeitsbereiche herzlichbegrüßte. Bisher war die Tätigkeit konzentriert auf diegrenzüberschreitende Sprachvermittlung(Leitung Dr. Thomas Vogel), die Entwick-lung der Angebote des Deutsch-PolnischenBüros für Weiterbildung (Leitung: Dr. Chris-tian Bosselmann-Cyran) und den Aufbaueines deutsch-polnischen Medien- undInformationszentrums (Leitung Dr. Hans-Gerd Happel). Wissenschaftliche Aktivitäten im Rahmenvon Forschungskollegs kamen hinzu. Unterder Leitung von Jura-Professor Dr. StephanBreidenbach und Sprachwissenschaftspro-fessor Dr. Hartmut Schröder arbeiten jungeWissenschaftler zum Thema „InterkulturelleMediation in der Grenzregion“. Prof. Dr.Stephan Kudert, Lehrstuhl für allgemeineBetr iebswirtschafts lehre, insbesonderebetr iebswirtschaft l iche Steuerlehre undWirtschaftsprüfung, leitet ein Kolleg zumThema „Rechtliche und wirtschaftliche Rah-menbedingungen für Investitionen in derUkraine“. Prof. Dr. Werner Schiffauer, Pro-fessur für Vergleichende Kultur- und Sozial-antropologie, wird ein Forschungskolleg„Migration und transnationale Netzwerke“koordinieren.

ANNETTE BAUER

Symbolischer Willkommensgruß an der EU-Grenze

INTERREG: Europäisches Wissenschaftszentrum nahmam Collegium Polonicum in Słubice seine Arbeit auf

Auf dem Weg in die Mitte der Grenzbrücke zum Willkommensgruß. Auch Uni-Präsidentin GesineSchwan (2. Reihe, Mitte) begleitete Frankfurts Oberbürgermeister Martin Patzelt (Mitte).

In diesem Großraum im Collegium Polonicum, der zur öffentlichen Vorstellung des INTERREG-Projektes die zahlreichen Gäste beherbergte, arbeiten die Mitarbeiter des Europäischen Wissen-schaftszentrums.

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[UNIon] Studium4

„Bauen unter einem guten Stern – Wohnenunter einem guten Stern” – mit diesem Slo-gan wirbt der schwedische Baukonzern NCCmit Niederlassung in Fürstenwalde Kundenzum Hausbau. Zum „guten Stern“ wurdedas Unternehmen auch für drei Viadrina-Stu-denten der Wirtschaftswissenschaften –einerseits weil sie ihr theoretisches Wissen inder Praxis anwenden konnten und anderer-seits weil ihre Diplomarbeiten als beste von13 prämiert wurden. Am 11. März 2003überreichte Peter Jux, Pressesprecher desUnternehmens, bei einer Feierstunde in derFrankfurter Industrie- und Handelskammerdie Förderpreise: Karsten Jänsch erhielt fürseine Diplomarbeit „Strategische Wettbe-werbsvorteile durch Produktindividualisie-rung” 1500 Euro, Krzysztof Krawczyk fürseine Diplomarbeit „Wertorientierte Unter-nehmensführung in der Baubranche” 1000Euro und Christina Scheuer für ihre Diplom-arbeit „Konzentration versus Integration alsstrategisches Entscheidungsproblem in derBauindustrie” 750 Euro. IHK-Geschäftsführer Gundolf Schülke lobtediese Unternehmensinitiative als gutes Bei-spiel, das in der Region Schule machen sollte.Ein enges Miteinander von Wirtschaft undWissenschaft sei wichtig, um wirtschaftlichesVerständnis zu wecken. „Die Viadrina willnicht nur Lehrstätte sein, ihr liegt auch diewirtschaftliche Entwicklung der Region amHerzen”, betonte er. Gerade deswegen hatte

sich NCC vor eineinhalb Jahren an ProfessorDr. Wolfgang Dorow gewandt, der an derViadrina den Lehrstuhl für Al lgemeineBetriebswirtschaftslehre, insbesondere Unter-nehmensplanung, Organisation und Perso-nalwesen innehat. Heraus kam ein Projekt„Die Anwendung moderner Management-konzepte in Unternehmen der Bauindustrie”,das von Prof. Dorow und seinem wissen-schaftlichen Mitarbeiter, Thomas Otte, gelei-tet wurde und insgesamt 13 Diplomarbeiten

umfasste. Prof. Dorow: „Unsere Studentenentwickelten Gedanken, wie Unternehmender Bauindustrie ihre Wettbewerbsfähigkeitund damit ihr Überleben sichern können. Fürunsere Diplomanden war das ein großerAnreiz, sich wissenschaftlich mit der schwie-rigen Situation in der Baubranche im bran-denburgischen Umfeld auseinanderzusetzenund betriebswirtschaftl iche Lösungsvor-schläge zu erarbeiten, die auch in der PraxisBestand haben.” ANNETTE BAUER

Schwedischer Baukonzern prämierte Diplomarbeiten

Gundolf Schülke, Peter Jux, Krzysztof Krawczyk, Christina Scheuer, Karsten Jänsch undProf. Dr. Wolfgang Dorow (v.l.n.r.).

Das Hans-N.-Weiler-Stipendium, das die bei-den großen Wohnungsunternehmen vonFrankfurt (Oder) – Wohnungswirtschaft(Wowi) und Wohnbau – zu Ehren des erstenRektors der Europa-Universität Viadrina alljähr-lich ausschreiben, wurde am 14. Juli 2003 anzwei Viadrina-Studentinnen vergeben: Anja Domke hat sich im Rahmen ihres BWL-Studiums an der Viadrina mit dem Thema„Wohnen” befasst und schrieb ihre Diplomar-beit zum Thema „Kundenbindungsmanage-ment im Immobiliensektor – eine Überlebens-strategie für Wohnungsunternehmen”.Elisabeth Fritsch, Studentin der Kulturwissen-schaften, befasst sich vorrangig mit den The-men „Migration“ und „Integration” und beab-sichtigt, eine Bachelorarbeit über die gesell-schaftliche Integration von Zuwanderern zuschreiben. Hierbei sollen Aspekte der Stadtpla-nung und Stadtentwicklung vor dem Hinter-grund des alltäglichen Zusammenlebens ver-schiedener ethnischer Gruppen berücksichtigtwerden. Prof. Hans N. Weiler betonte bei derPreisvergabe, dass er diesen Preis als wichtigesBindeglied zwischen Stadt und Universität, zwi-schen Theorie und Praxis verstehe. A. BAUER

Herzlicher Glückwunsch von Roland Schürg an Elisabeth Fritsch (Mitte). Im Hintergrundv.l.n.r.: Anja Domke, Prof. Dr. Hans N. Weiler, Renate Keil und Präsidentin Gesine Schwan.

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Wohnungsunternehmen fördern Viadrina-Studismit Vergabe des Hans-N.-Weiler-Stipendiums

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Europa 5[UNIon]

Konventsmitglied berichtete über Verfassungsentwurf

Eine europäische Werteordnung entsteht

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Am 16. Juni war an der Europa-Universitätder SPD-Bundestagsabgeordnete Prof. Dr.Jürgen Meyer auf Einladung von ELSA – derinternationalen Vereinigung von Jura-Stu-denten – an der Viadrina zu Gast und stellteden wenige Tage zuvor in Brüssel verab-schiedeten Entwurf einer Europäischen Ver-fassung vor. Meyer hatte als Vertreter desDeutschen Bundestages an den 16-monati-gen Verhandlungen des 2. Konvents teilge-nommen.

Meyer, der auch schon beim 1. Konvent dabeiwar, bezeichnete den Entwurf der ersten Ver-fassung Europas während seines Vortrags als„einen kostbaren Fortschritt für Europa“ undsprach von der Verfassung als einer „europäi-schen Werteordnung“. Seit dem 28. Februar2002 hatten insgesamt 105 Konventsmitglie-der aus 28 Ländern in zum Teil sehr kontro-versen Beratungen eine einheitliche EU-Ver-fassung entworfen. Das einstimmige Ergebnissei darauf zurückzuführen, dass jeder Staaten-vertreter zu Konzessionen bereit gewesen sei.Mit dem nun vorgelegten Entwurf soll dieerweiterte Union auf eine neue Grundlagegestellt werden.

Meyer berichtete aus erster Quelle von denim Konvent geführten Debatten und Mei-nungsverschiedenheiten, bei denen es inerster Linie um institutionelle Zuständigkeitengegangen sei. Sehr geachtet worden sei beider Arbeit des Konvents auf die Herstellungvon Transparenz: dazu gehörten eine guteLesbarkeit der Verfassungstexte, damit dieBürger Europas den Inhalt ihrer Verfassungrezipieren können, und die Möglichkeit, alleKonventsdebatten öffentlich im Internet ver-

folgen zu können. Er stellte dann die Kernaus-sagen des 460 Artikel umfassenden Entwurfsvor. Der Vorschlag ziele besonders auf dieVereinfachung der Verträge, eine bessereAufgabenverteilung zwischen der Europäi-schen Union und den Mitgliedstaaten undeine Stärkung der Handlungsfähigkeit einerauf 25 Staaten wachsenden EU. Das Veto-recht solle in vielen Bereichen der EU-Politikden Mehrheitsentscheidungen weichen. InZukunft werde es neben dem Kommissions-präsidenten einen für zweieinhalb Jahregewählten Präsidenten des Rats der Staats-und Regierungschefs sowie einen EU-Außen-minister geben.

Wie geht es nun weiter mit dem Entwurf? ImJuli wurde er in Thessaloniki von den Staats-und Regierungschefs angenommen. EineRegierungskonferenz in Rom soll dann biszum Jahresende über den endgültigen Verfas-sungstext entscheiden. Die europäische Ver-fassung für die 15 bisherigen und zehn neuenMitgliedsstaaten soll noch rechtzeitig vor derEuropawahl im Juni 2004 unterzeichnet wer-den.

Zum Abschluss der Veranstaltung erhielt dieanwesende Uni-Präsidentin Gesine Schwanals Gastgeschenk den im NOMOS-Verlagerschienenen Kommentar von Prof. Meyer zureuropäischen Grundrechtecharta und einBuch von Viadrina-Gastdozent Dr. FranzCromme „Verfassungsvertrag der Europäi-schen Union“ – auch im NOMOS-Verlagerschienen – aus den Händen von Prof. Dr.Klaus Letzgus, Leiter des NOMOS-VerlagesBaden-Baden.

JANA SCHWEDLER

ELSAinternational

Vom 5. bis 8. Juni fand das von ELSAFrankfurt (Oder) veranstaltete Seminar„Eine Europäische Verfassung – was kannsie, was schafft sie für ein Europa von heuteund morgen?“ statt.Die Präsidentin von ELSA-Frankfurt (Oder),Siw Dörte Hemp-fing (22) bezeich-nete die Veranstal-tung als großenErfolg. „Wir habenes geschafft, jungeMenschen ausEuropa, aus großenund kleinen sowiezukünftigen Mit-gliedsstaaten der EUzusammenzubrin-gen und ihnen die Diskussion über dieEuropäische Verfassung näher zu bringen.So können sie sich nun aktiv daran beteili-gen und ihren Beitrag zur europäischen Eini-gung leisten. Frankfurt (Oder) und dieEuropa-Universität Viadrina haben sich alsoptimaler Ort für eine Veranstaltung dieserArt erwiesen“, so Hempfing wörtlich.Herzlich wurde Brandenburgs Justiz- undEuropaministerinBarbara Richsteinbegrüßt, die einenEinblick in die Pro-blempunkte einereuropäischen Ver-fassung gab.Viele der Referen-ten in den Work-shops, unter ande-rem Prof. Dr. HjalteRasmussen (Kopen-hagen) und Prof. Dr. Meinhard Hilf (Ham-burg), legten ihre kritischen Ansichten überdie Europäische Verfassung dar. Auch einGroßteil der Teilnehmer äußerte sich unzu-frieden mit dem aktuellen Verfassungsent-wurf, da er zu wenig für eine stärkere Inte-gration in der EU sowie für die Stärkung derRechte ihrer Bürger leiste. Dem widerspra-chen jedoch u.a. Elmar Brok, MdEP und Mit-glied im Konvent, sowie die Teilnehmer ausden kleineren Mitgliedsstaaten. „DieDebatte über die Verfassung wird auch am20. Juni nicht abgeschlossen sein. Wir wer-den daher weitere Veranstaltungen zumThema anbieten und die Diskussion aufeiner möglichst breiten Basis fortführen“,kündigte Hempfing zum Abschluss desSeminars an. Auch die Teilnehmer zeigtensich hoch zufrieden. So sagte der Hambur-ger Jurastudent Claus-Peter Knoll: „Ich habeunheimlich viel gelernt und war begeistertvon Seminar- und Rahmenprogramm. Hierwurde ein Stück europäische Einigunggeschaffen. Dafür danke ich dem sechsköp-figen Organisationsteam von ELSA-Frank-furt (Oder), das tolle Arbeit geleistet hat.“

FABIAN SCHEFFCZYK

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Professor Dr. Jürgen Meyer während seines interessanten Vortrags im neuen Hörsaalgebäude derViadrina.

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[UNIon] Aktuell6

5 Fragen an ProfessorHarald Weydt

Er beantwortete solche Fragen wie „Wasist ein gutes Gespräch?” in seinerAntrittsvorlesung, er befasst sich mit derRolle von Abtönungspartikeln in derdeutschen Sprache wie „ja, denn, doch,wohl” und er hielt nun im Juni seineAbschiedsvorlesung an der Viadrina zumThema „Deutsch Ost – Deutsch West?Über sprachliche und kulturelle Unter-schiede und Nicht-Unterschiede” – Prof.Dr. Harald Weydt von der Kulturwissen-schaftlichen Fakultät geht jetzt mit 65Jahren in den wohlverdienten Ruhestand.„Uni on” stellte Prof. Weydt fünf Fra-gen zu Vergangenem und Künftigem.

„Uni on”: Was ist das Beste an der Via-drina?

Die Studierenden mit ihren unterschiedli-chen sprachlichen, kulturellen und ethni-schen Hintergründen. Diese Vielfalt stelltallerdings eine Herausforderung für die Leh-renden dar und verlangt eine differenzierte

Lehre.

„Uni on”: SehenSie auch negativeEntwicklungen?Erstens: die Ver-nachlässigung desSprachenzentrums.Das droht unserKonzept undunsere Attraktivitätzu zerstören. Zwei-

tens: ein Anwachsen von neuen, unabgesi-cherten Studiengängen.

„Uni on”: Welches sollten die nächstenZiele der Viadrina sein?Kreative Konsolidierung und Optimierungunserer Kernstudien, einschließlich der Spra-chen.

„Uni on”: Ihre Vision von der Viadrina inzehn Jahren?Eine kleine, feine Universität, der anzu-gehören jeden mit Stolz erfüllen kann.

„Uni on”: Ihr schönstes Erlebnis in 10 Jah-ren Frankfurt (Oder)?Mit den Studierenden und meinen Mitdo-zenten das Zentrum Frankfurts einWochenende lang in ein ruhiges, grünesParadies verwandelt zu haben. (Anm. d. Red.: Studentenprojekt „paradies-seits” im Sommer 2002)

Es fragte ANNETTE BAUER

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Deutsch-Polnisches Wörterbuch erschienen

Für eine bessere Verständigung

Sie erarbeiteten das Wörterbuch: Prof.Bogusław Banaszak, Tina de Vries und MarcinKrzymuski.

Im Warschauer C.-H.-Beck-Verlag erschienjetzt ein deutsch-polnisches Rechts- und Wirt-schaftswörterbuch, das von Mitarbeitern derEuropa-Universität und der Universität Breslauverfasst wurde. Zum Nutzerkreis zählenRechts- und Wirtschaftswissenschaftler undalle in diesen Bereichen beruflich Tätigen. 40000 Stichworte aus der Rechts- und Wirt-schaftssprache, dem Bankwesen, den Finan-zen und dem Handel sind auf 534 Seitenerfasst. Das Wörterbuch zeichnet sich dadurchaus, dass es gesetzesbezogene Stichworte mitihren Rechtsquellen angibt, was ihren Kontexterläutert und eine richtige Anwendung derTermini erleichtert.Ein entsprechendes polnisch-deutsches Wör-terbuch ist bereits in Arbeit und soll Anfang2004 erscheinen. Das Wörterbuch (ISBN 83-7247-939-9) ist zum Preis von 129 Zloty zubeziehen bei der Buchhandlung des CollegiumPolonicum in Slubice sowie im Internet unter:www.pkw.com.pl oder www.paragraf.pl oderwww.beck.pl

Weitere Informationen:Europa-Universität Viadrina

Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insb.Staatsrecht und Verfassungsgeschichte

Tina de VriesTel.: 0335 / 5534 2425

E-Mail: [email protected]

„Viadrina Consulting Group e.V.” lud ein

Heiße Diskussion zum Thema„Reformbedarf in Deutschland?”Der Frage „Agenda 2010 – welche sozialpoli-tischen Reformen braucht Deutschland wirk-lich?“ wurde bei einer Podiumsdiskussion am16. Juni im Senatssaal der Universität nachge-gangen. Die studentische Unternehmensbera-tung „Viadrina Consulting Group e.V.“ hattezu diesem Thema die Experten Petra Meyervom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB),Professor Hermann Ribhegge, Inhaber desViadrina-Lehrstuhls für Wirtschafts- und Sozi-alpolitik, sowie den BundestagsabgeordnetenPeter Rzepka (CDU) aus Berl in und JörgVogelsänger (SPD) aus Erkner eingeladen.

Vor den rund 80 Gästen, unter denen sichnicht nur Studenten, sondern auch Bürger ausder Region befanden, herrschte bei den Dis-kutierenden Einigkeit darüber, dass sich in derSozial- und Arbeitsmarktpolitik dringendetwas ändern müsse. Professor Ribhegge plä-dierte dafür, es Sozialhilfeempfängern zugestatten, zur Stütze hinzuzuverdienen, ohnedass diese sofort gekürzt wird. Außerdemsolle der Demographiefaktor als sozialgerechte Variable der Rentenformel allgemein

akzeptiert werden. DGB-Vertreterin Meyerhingegen kritisierte die Bundesregierungscharf und monierte, es sei nicht nachvollzieh-bar, wie mit den derzeit diskutierten Mittelnneue Arbeitsplätze – insbesondere in „struk-turschwachen Regionen“ wie Brandenburg –entstehen sollten. Sie forderte eine verstärkteaktive Arbeitsmarktpolitik.

SPD-Politiker Vogelsänger wollte ihr dies zwarnicht zusagen. Zumindest würden die Förder-ausgaben aber nicht zurückgefahren, sagte er.Gerade in den neuen Bundesländern sei einedirekte Förderung weiterhin nötig. Ansonstenwaren sich die beiden Parteienvertreter unter-einander ungewöhnlich einig. NiedrigereLohnnebenkosten und ein flexiblerer Arbeits-markt seien die politischen Hauptziele, erläu-terten Rzepka und Vogelsänger. Allerdings, soCDU-Mann Rzepka, sei die „Agenda 2010”der Bundesregierung nur ein erster Schritt.Abgaben und Steuern müssten wesentlichstärker gesenkt werden, damit der Anreiz, siezu umgehen oder zu hinterziehen, reduziertwürde. PHILIPP HATTRUP

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Diskussion 7[UNIon]

Das MBA-Programm „Management for Cen-tral and Eastern Europe“ am Collegium Poloni-cum bildet seit inzwischen drei Jahren erfolg-reich künftige Osteuropa-Manager aus. Etwa60 junge Leute aus elf Ländern haben diesenhochkarätigen Aufbaustudiengang bisherabsolviert. Beim ersten Treffen aller drei Jahr-gänge war der ehemalige sächsische Minister-präsident, Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, als Fest-redner zu Gast.Im Mittelpunkt des festlichen Abends im Colle-gium Polonicum standen die Vorträge der ein-geladenen Persönlichkeiten sowie die ansch-ließenden Diskussionen. Obwohl das Rahm-enthema die Entwicklung des Managements imerweiterten Europa war, konzentrierten sich dieRedner und Diskussionsteilnehmer auf ein The-ma: die Bedeutung der interkulturellen Erfah-rung bei der Übertragung der erprobten Mana-gementkenntnisse von West nach Ost. Viadrina-Professor Wolfgang Dorow und E.Terenzoni, Professor an der Uni Torino undDirektor der italienischen Firma Earchimede,berichteten aus ihrem umfangreichen Praxiswis-sen und erläuterten, wie kulturelle Muster dieStruktur des gesamten Unternehmens beein-flussen. Prof. Gesine Schwan plädierte für dasgegenseitige Lernen durch die Partner aus Ostund West, wobei sie mehrmals betonte, wiewichtig das Schöpfen aus dem Erfahrungspo-tenzial der neuen Ostpartner sei.Prof. Kurt Biedenkopf konnte seine Erfahrungenaus dem innerdeutschen Aufbau Ost in Sachsenmit den Realitäten der neuen östlichen Beitritts-

länder konfrontieren. Er war der Meinung, dasses viel wichtiger sei, das Selbstwertgefühl unddie Eigenständigkeit der Akteure in Osteuropazu stärken, als ihnen vorgefertigte Konzepteüberzustülpen. Der partnerschaftlich gestaltete Lernprozess ver-laufe dadurch viel schneller und effektiver.Soziale und kulturelle Empathie – landläufig als„soft skills“ geltend, seien in Wirklichkeit die„harten Faktoren“, die den wirtschaftlichenErfolg eines Unternehmens unterstützen, so Bie-denkopf. Die jungen MBA-Studenten undAbsolventen werden als zukünftige Manager

für Osteuropa in ihrem Beruf gerade mit den„Cross-cultural differences” konfrontiert wer-den und müssen in der Lage sein, mit diesenumzugehen. Die MBA-Ausbildung am Collegi-um Polonicum bereite sie umfassend darauf vor,durch Fallstudien, Exkursionen und Seminarezur Interkulturalität, meinte Biedenkopf aner-kennend. Ein interessanter und gelungener Abend, derdank des Initiators und Moderators Dr. PeterKunz, MBA-Studiengangsleiter, keinen akade-mischen, sondern einen praktischen Charaktermit Zugewinn für alle Beteiligten hatte.J.

Dr. Gregor Brendel, Bereichsleiter „Internationa-ler Bereich, speziell Polen“ von der ECE-Pro-jektmanagement, schilderte in einem lebendigenVortrag über die „Erfolgsfaktoren von Shop-ping-Centern“ am 11. Juni 2003 im Rahmender Grundstudiumsvorlesung „Marketing“ vonProf. Dr. Andrea Gröppel-Klein die Faszination,die von Einkaufszentren ausgehen kann.Die ECE, eine Tochter des Otto-Konzerns, ist eu-ropäischer Marktführer bei der Realisation undFührung von Einkaufszentren. Elegante Innen-stadtgalerien wie die Altmarkt-Galerie in Dres-den und die Potsdamer-Platz-Arkaden in Berlinsowie die Promenaden im Leipziger Hauptbahn-hof zählen zu den bekanntesten Projekten derECE in den vergangenen zehn Jahren. Darüberhinaus ist die ECE auch im Ausland, z.B. in Po-len, Ungarn und der Türkei, tätig. Einen wesent-lichen Baustein für den Erfolg der ECE sieht Dr.Brendel darin, dass die ECE nicht nur Einkaufs-zentren baut, sondern diese auch eigenständigbetreibt. Wichtig sei auch, ein Konzept der le-bendigen Marktplätze durchzusetzen. Nicht imGegen- sondern im Miteinander zwischen Shop-ping-Center und Innenstadt liege die Zukunftdes Einzelhandels. Ein gut geführtes Shopping-

Center strahlt auch auf den innerstädtischen Ein-zelhandel aus. Die Person des Center-Managersspielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Der Center-Manager agiert wie ein „Bürgermeister“ einerKleinstadt. Er ist sowohl mit längerfristigen Ent-scheidungen wie auch mit der Umsetzung desTagesgeschäftes beschäftigt. Ein Center-Mana-ger hält engen Kontakt mit der Stadtverwaltungund hat auch am Abend noch gesellschaftlicheVerpflichtungen. In der sehr gründlichen Ausbil-dung zum Center-Manager sieht Dr. Brendel ei-nen wesentlichen Wettbewerbsvorteil der ECEbegründet.Wie interessant der Vortrag war, bewiesen dievielen Fragen, die es nach dem Vortrag nochgab. Viele Studierende nutzten die Gelegenheit,sich in anschließenden Gesprächsrunden mit Dr.Brendel über die mögliche Laufbahn eines Cen-ter-Managers zu unterhalten. Die eindeutigeMeinung aller war: Auch im Einzelhandel bietensich für Studierende des Faches Marketing über-aus attraktive und vielfältige Betätigungsfelder.Fünf ehemalige Studierende der Viadrina habendiese Chance bereits ergriffen und sind heute er-folgreiche Shopping-Center-Manager bei derECE. JÖRG JEROMIN

MBA-Alumni in der Diskussion mit Biedenkopf

Aus der Praxis berichtet: Center-Manager sind so etwas wie der „Bürgermeister einer Kleinstadt”

Ganz links der Festredner, Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, neben den anderen Podiumsgästen.

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Prof. Gröppel-Klein (r.) im Gespräch mit den Gäs-ten von ECE: Dr. Brendel und Dorota Beltrani,ehemalige Viadrina-Studentin.

J.Schwedler

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[UNIon] Uni-Forum8

Warum gerade den 11. Geburtstag feiern?Geschäftsführer Dr. Thomas Vogel nahm dieFrage vorweg und gab gleich die Antwort:„Weil wir anders sind als die anderen”. Ersprach von „Hofnarren”, die bis weit ins 17.Jahrhundert an den königlichen Höfen zuGange waren – gebildet, vielsprachig, aus ver-schiedenen Ländern, immer offen die Wahrheitsagend und mit indirektem, aber wesentlichemEinfluss auf die Politik. Er verglich das Spra-

chenzentrum mit einem Epizentrum, auch miteinem Mikrokosmos. In elf Jahren habe sichhier eine internationale Mannschaft etabliert,die eines zum Ziel hat: mehrsprachige Studis.Dr. Vogel blickte zurück auf 11 Aufbaujahre,auf internationale Projekte, Sommerschulen,auf die Gründung der viadrina sprachen gmbH,auf Exkursionen und zünftige Feiern. „Das Sprachenzentrum ist der internationalsteOrt der Universität, der Ort der interkulturellen

Kommunikation”, konstatierte der wissen-schaftliche Leiter des Zentrums, Prof. Dr. Hart-mut Schröder. Er untersuchte die Zahlensym-bolik und fand so einiges:

92 gegründet – 9+2 = 11heute 4.7. – 4+7 = 11

Raum 111 als Ort der Feier usw. usw. Man kann schon wit-zige Begründungen fin-den, wenn man den 10.Geburtstag in einer pro-blemreichen Zeit nichtfeiern wollte undkonnte …

2003 jedenfalls bietetdas Sprachenzentrum132 Kurse pro Semes-ter, nimmt 1700 zen-trale Sprachprüfungen ab und arbeitet zusam-men mit einem frisch gegründeten studenti-schen Beirat, der auch prompt mit einemSketch gratulierte. Es folgten zwei Festvorträge:Prof. Dr. Albert R. Raasch von der Universitätdes Saarlandes sprach zum Thema „Sprache –Universität – Öffentlichkeit” und Prof. Dr.Bernd Voß von der Technischen UniversitätDresden zum Thema „Das verkannte Genie? –Fremdsprachenlehrer im Hochschulbereich”.Abgerundet wurde die Geburtstagsfeier durcheine Fotoausstellung mit Bildern aus 11 JahrenSprachenzentrum und einem multikulturellenBuffet. A. BAUER

Experten im Gespräch: Prof. Dr. Albert Raasch von der Universität des Saarlandes, Dr. Thomas Vo-gel und Prof. Dr. Bernd Voß von der TU Dresden (v.l.n.r.) vor der Geburtstagsfeier.

Sprachenzentrum feierte „schrägen” Geburtstag

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Die Zeit um 1900 stellt nicht nur in Metropolenwie Paris, Petersburg und Berlin, sondern auch inder Regierungsbezirkshauptstadt Frankfurt(Oder) eine Zeit des Umbruchs dar. Agrarischeund industrielle Lebenswelten stoßen aufeinan-der, die politischen Kommunikationsformen ver-ändern sich und ein bislang ungekannter Bau-boom gibt den Städten ein neues Gesicht. EinSeminar von Prof. Dr. Gangolf Hübinger wid-mete sich diesen Facetten der Frankfurter Stadt-geschichte.

Ziel war es, durch eine gezielte Aufarbeitung vonQuellenmaterial Antworten auf kulturwissen-schaftliche Fragestellungen zur Frankfurter Stadt-geschichte zu finden. Auf dieser Grundlage wur-den Bild-Text-Kompositionen geschaffen, dieden Betrachter motivieren und befähigen solltendie Spuren der Vergangenheit zu lesen und neueEinblicke in die Vielschichtigkeit der Zeit zubekommen. Für die beteiligten Studenten war esbesonders reizvoll, dass ihre Seminararbeitennicht wie üblich in einer Schublade verschwan-den, sondern in Form einer Ausstellung im Stadt-archiv Frankfurt (Oder) und später in der „Gale-rie Bibliothek” der Viadrina einem breiterenPublikum zugänglich wurden. Somit wurde aucheine Brücke zwischen Universität und Stadtgeschlagen. SYLVA M. DÖRFER

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„Frankfurt (Oder) um 1900 – Facetten eines Umbruchs”

Prof. Dr. Gangolf Hübinger (l.) und Sylva M. Dörfer, eine der am Seminar teilnehmenden Studen-tinnen, betrachten die Ergebnisse ihrer Arbeit.

Prof. Schröder

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Diskussion 9[UNIon]

Alle reden von „Hartz“ und keiner weißGenaues – „Beschäftigung” steht darüberund Minijobs, ICH-AGs, Bildungsgut-scheine, Personalserviceagenturen, neueZumutbarkeitsregelungen stecken drin.

Eine lebhafte Diskussion mit Petra Meiervom DGB Berlin-Brandenburg, Petra Bussevom Arbeitsamt Frankfurt (Oder) und Prof.Dr. Hermann Ribhegge, Volkswirtschaftleran der Wirtschaftswissenschaft l ichenFakultät der Viadrina, führte Anfang Aprilviele Interessierte aus der Stadt in die Uni-versität. Unter der Moderation von DirkHöhner (kowa) legten die Podiumsteilneh-mer ihre Sicht auf die Entwicklung durchdie nach dem Leiter der ReformgruppeHartz benannten neuen Regelungen dar.

Petra Busse vom Arbeitsamt gab einigeFakten wieder, wie sich „Hartz” konkretim Arbeitsamtsbezirk auswirkt: 680 Bil-dungsgutscheine wurden ausgegeben, mitdenen sich Arbeitslose einen Bildungsträgerihrer Wahl suchen können und eine Ausbil-dung absolvieren, deren Zielabschluss mitdem Arbeitsamt vereinbart wurde. S ieinformierte über neue Zumutbarkeitsrege-lungen wie „verlangbarer Umzug”, keinBerufsschutz, neue Sperrzeitregelungenund mögliche Zuschüsse.Personalserv iceagenturen gebe es abMai/Juni 2003, so dass noch keine Erfah-rungen vorlägen. Minijobs sind seit AnfangApril möglich. 150 Anträge auf ICH-AGswurden positiv entschieden in fast allenBranchen. Die Gründer erhalten über dreiJahre Zuschüsse vom Arbeitsamt.

Prof. Hermann Ribhegge nannte seine Kri-tikpunkte: Hartz sollte mehr Effizienz in dieArbeitsvermittlung bringen und Defizite inder Bundesanstalt für Arbeit (BfA) reduzie-ren. Doch bringt das mehr Vollbeschäfti-gung? Die Vorste l lung, man kann dieArbeitslosigkeit senken und gleichzeitig dieAusgaben der BfA herunterfahren, gehtnicht auf. Hartz setzt extrem auf die Ver-mittlungsseite, wenig auf die Schaffungneuer Arbeitsplätze. Doch gerade in denneuen Bundesländern s ind fehlendeArbeitsplätze das Problem, nicht derenmangelnde Besetzung. Was neue Arbeits-plätze schafft, wäre ein stimuliertes Wirt-schaftswachstum. Auch Bildungsgutscheine schaffen keineAbhilfe und keine bessere Qualität derWeiterbildung und Umschulung. Hingegenist die Zusammenführung von Arbeitslo-senhilfe und Sozialhilfe richtig, aber dasWIE ist die Frage. Unmöglich können dieKommunen die Arbeitslosenhilfeempfängernun auch noch mit Hilfe zum Lebensunter-halt ausstatten. Allein in Frankfurt (Oder)

muss ein Drittel des städtischen Haushaltesbereits jetzt für die Sozialhilfe bereitgestelltwerden. Die Erfindung der „Minijobs” schafft zwarneue Beschäftigung – aber nur für Schüler,

Rentner, Studenten und Hausfrauen. JederArbeitgeber überlegt doch, ob er einenLangzeitarbeitslosen fest einstellt odernicht lieber drei Minijobs vergibt. Hinzukommt, dass die Einnahmen durch Minij-obs auch auf die Sozialhilfe angerechnetwerden, d.h., Arbeit wird zu 100 Prozentbestraft und somit regelrecht verhindert.

Petra Meier verwies darauf, dass noch garnicht alle Regelungen vorlägen, sondernnoch ein drittes und viertes Gesetz anstün-den. Auch sie kritisierte, dass Hartz eigent-lich nur die BfA effizienter machen sollteund gleich nebenher versuchte, Arbeits-marktpolitik zu regeln. Und das kann nichtfunktionieren. Die Personalserviceagentu-ren lösten nach ihrer Meinung die Leihar-beit ab, sollten eigentlich Menschen mitHemmnissen vermitteln, nehmen aber lie-ber gut vermittelbare Arbeitsuchende, umdamit Geld zu verdienen. Die Minijobberwerden die letzten Festangestellten u. a.im Einzelhandel verdrängen und es gäbe ineinigen Firmen schon Listen für Entlassun-gen und Listen mit Leuten, die dann als

Ersatz über die Serviceagenturen befristeteingestellt werden. Um wirklich Arbeitslosigkeit beseitigen zukönnen, müssten andere Politikfelder wieSteuerreformen und Wirtschafts- und

Strukturpolitk einbezogen werden. „Allesandere bringt uns herzl ich wenig!”, soMeier. War Hartz erst der Anfang vom Ende? –fragte sie. Tenor der Meinungen aus demPubl ikum war: Es wurde mit Hartz e inReformprozess aus dem Boden gestampftbehaftet mit einer Menge Gesetzeslücken.Dass daran Schicksale von Menschen hän-gen, scheint kaum zu interessieren. Auchgegen die steigende Jugendarbeitslosigkeitgibt es kein Konzept, Lehrstellen fehlen, imSommer laufen viele Arbeitsbeschaffungs-maßnahmen aus … Es ste l l te s ich dieFrage: Gibt es einen heißen Herbst?Prof. Ribhegge verneinte dies, dennArbeits lose se ien kein revolut ionäresPotenzial. Es werde eher Resignation undAbwanderung geben. Dennoch verteidigteer trotz aller aufgelisteten Mängel die Ver-suche der Regierung zur Arbeitsmarktre-form: Schließlich schafft das das Gefühl,dass Deutschland doch noch reformfähigist. Und Wirtschaftsaufschwung ist nunmal auch zum großen Teil Psychologie …

ANNETTE BAUER

Aktuelle Entwicklungen in der Beschäftigungspolitik in der Diskussion

Ein heißer Herbst nach „Hartz”? – oder Resignation?

Im Podium v.l.n.r.: Petra Meier, Dirk Höhner, Prof. Dr. Hermann Ribhegge, Petra Busse.

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[UNIon] Studis10

Von der Haftung des Steuerberaters bis zum T.A.X-Essay – DATEV-Förderpreis 2003 wurde vergebenDer „T.A.X. ESSAY” – ein Förderpreis, den derLehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschafts-lehre, insbesondere betriebswirtschaftlicheSteuerlehre und Wirtschaftsprüfung, von Prof.Dr. Stephan Kudert in Zusammenarbeit mitder DATEV e.G. vergibt, wurde in diesem Jahrbereits zum 5. Mal verliehen. Die dreiPreisträger erhielten am 13. Juni 2003 ihreAuszeichnungen für hervorragende Publika-tionen auf diesem Wissenschaftsgebiet.

Pawel Blusz, er studiert Jura an der Viadrinaund in Poznan und will einen polnischen undeinen deutschen Abschluss machen. Er schriebeine Seminararbeit – mit Abstand die beste,wie Prof. Kudert betonte – zum brisantenThema „Haftung des Steuerberaters”. Dabeiverknüpfte er juristische mit ökonomischenÜberlegungen. Ein interessantes Gebiet, wieer findet. Aus diesem Grund will er nach denJura-Abschlüssen noch ein wirtschaftswissen-schaftliches Aufbaustudium absolvieren.Anna Zabłocka, Absolventin der Kulturwissen-schaften und jetzt Studentin der Betriebswirt-schaftslehre an der Viadrina, schrieb ihreSeminararbeit zum Thema „Unabhängigkeitund Eigenverantwortlichkeit des Steuerbera-ters“. Steuerberatung sei ein sehr spannenderBereich, in dem sie sich eine berufliche Orien-tierung sehr gut vorstellen könnte, was beiden Kulturwissenschaften schließlich nicht derFall war.Die dritte Preisträgerin, Christine Schuler,konnte den Preis nicht persönlich entgegennehmen, da sie derzeit ein Auslandssemesteran der Universität Cordoba (Argentinien)

absolviert. Sie studierte InternationaleBetriebswirtschaftslehre an der Viadrina, warzuvor ein Semester an der Universität Man-chester und schrieb ihre Diplomarbeit in engli-scher Sprache zum Thema „Tax Competitionand European Integration: Theory and Empiri-cal Evidence“ am Lehrstuhl von Prof. Dr.

Wolfgang Peters. Er schrieb in seiner Beurtei-lung zur Preisvergabe, dass dies die besteDiplomarbeit sei, die er seit seiner Berufungan die Viadrina benotet habe: 1,0!Prof. Kudert ging in einer kurzen Anspracheauf die enge Kooperation mit DATEV Nürnbergein – einer Genossenschaft für Steuerberater,die international tätig ist, unter anderem Soft-ware für Steuerberater entwickelt, Seminareund Consulting für diese Berufsgruppe anbie-tet. Kudert stellte drei seiner neuen Bücher vor,die im DATEV-Verlag erschienen sind: „Daspolnische Bilanz- und Steuerrecht“, einDeutsch-Polnisch-/Polnisch-Deutsch-Fach-wörterbuch für Steuerberater” und „Erfolgs-orientiertes Kanzleimanagement in Polen“. Erdankte seinen Kollegen, die die Übersetzun-gen übernahmen, vor allem für die Arbeit amFachwörterbuch, da hier keine Eins-zu-Eins-Übersetzung möglich war, sondern Rege-lungsmechanismen übertragen werden muss-ten. Reinhold Ochs von DATEV, der zur Preis-vergabe aus Nürnberg angereist war, hobebenfalls die effiziente Zusammenarbeit mitder Viadrina hervor, lobte deren hoch qualifi-zierte Absolventen, die in seiner Firma bereitsPraktika absolvierten, und bot Pawel Błusz einsolches Praktikum für drei Monate an. Seitzwei Jahren sei DATEV auf dem europäischenMarkt aktiv, unter anderem in Tschechien,Österreich und Italien, denn viele DATEV-Mitglieder hätten inzwischen Mandanten imAusland und Bedarf an Unterstützung. DieKombination von Wissenschaft und Praxis seiäußerst wichtig beim Engagement vonDATEV in Europa. A. BAUER

Prof. Dr. Stephan Kudert mit den Preisträgern An-na Zabłocka und Pawel Błusz sowie ReinholdOchs von DATEV (v.l.n.r.) nach der Preisvergabe.

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Internationales 11[UNIon]

Ein „Baltischer Tag in Brandenburg” fand imRahmen der 23. Hansetage der Neuzeit am23. Mai an der Europa-Universität Viadrinastatt. Zum Thema „Die Erweiterung derEuropäischen Union und die baltischen Staa-ten” diskutierten Vertreter von 20 baltischenund 90 deutschen Unternehmen, die dieTagung zum wechselseitigen Kennenlernen,zur Analyse der Standortbedingungen und zurAnbahnung von Geschäftskontakten nutzten.Zwei Workshops und eine Kontaktbörse stan-den auf dem Programm dieser von der Frank-furter Handwerkskammer gemeinsam mit derArbeitsgemeinschaft der GrenzlandkammernARGE28 organisierten Tagung. „Für hiesigeUnternehmer sind die baltischen Staaten einhochinteressanter Markt und ein attraktivesFeld, um neue Wirtschaftskontakte zu knüp-fen”, betonte der Frankfurter Amtsleiter fürWirtschaftsförderung, Andreas Rein. Künftigsoll dieser „Baltische Tag” jährlich stattfinden,betonte Karl-Heinz Boßan, der die Tagungmoderierte. A. BAUER

Der Viadrina-Lehrstuhl Allgemeine Betriebs-wirtschaftslehre, insbesondere Industriebe-triebslehre, von Prof. Dr. Knut Richter und dieÖkonomische Fakultät der Staatlichen Univer-sität Sankt Petersburg führten in der Zeit vom29. Mai bis zum 5. Juni einen Workshop über„Aktuelle Fragen und Trends der Wirtschafts-wissenschaften“ in Frankfurt (Oder) mitUnterstützung der Volkswagenstiftung durch. Dieses Treffen von Wissenschaftlern aus Russ-land, Belarus, Ungarn, Deutschland und derSchweiz war zum einen der Realisierung desProjekts „Deutsch-russische Zusammenarbeitbei der Übersetzung, Bearbeitung und He-rausgabe des Werkes ‚Grundzüge derBetriebswirtschaftslehre’ von H. Schierenbeck“gewidmet. Zum anderen konnte auch Bilanzbezüglich weiterer Projekte des Lehrstuhls mitrussischen Universitäten zum Umweltmanage-ment (Volkswagenstiftung) und zur Betriebs-

wirtschaftslehre (Alexander-Herzen-Programmdes DAAD) gezogen werden. Nach der Eröffnung durch den Dekan derWirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Prof.Hans-Jürgen Wagener, befasste sich Prof.Henner Schierenbeck (Basel) mit der „Darstel-lung der Erfolgsquellen gemäß Marktzinsmo-dell der Investitionsrechnung im VollständigenFinanzplan“. Gleichzeitig nutzte er die Gele-genheit, auf der Grundlage dieses Themas mitden russischen Übersetzern und Herausgebernseines weit verbreiteten Lehrbuchs „Grund-züge der Betriebswirtschaftslehre”, den Pro-fessoren der St. Petersburger Staatlichen Uni-versität Ivan Boiko (Dekan), Sergej Valdajzevund Alexej Voronzowski, konkreter insGespräch zu kommen. Von der renommiertenMoskauer Universität „Höhere Wirtschafts-schule“ war Prof. Rustem Nureev angereistund referierte über das Thema „Machteigen-

tum im heutigen Russland als Pfadsabhängig-keitsproblem“. Neben vielen weiteren interes-santen Beiträgen ist besonders der Vortrag vonProf. Jaroslaw Sokolov aus St. Petersburg zum„Einfluss der deutschen buchhalterischenGedankenwelt auf die Entwicklung des Rech-nungswesens in Russland“ zu erwähnen. Weiteren Diskussionsstoff lieferten die Profes-soren Evgenij Djatel, Valeri Dubrovski undVladimir Bulanichev (Ekaterinburg), NadeshdaPachomova (St. Petersburg), Kuno Rechkem-mer aus Frankfurt (Oder), Olga Lomovzeva(Wolgograd), Anatolij Pavlov (Moskau), Mich-ail Kovalov (Minsk) und Imre Dobos (Buda-pest). Prof. Knut Richter berichtete über seineErfahrungen aus der deutsch-russischenZusammenarbeit in 35 Jahren Forschung undLehre an deutschen und russischen Universitä-ten. Die Präsidentin der Viadrina, Prof. GesineSchwan, begrüßte ebenfalls die Teilnehmerdes Workshops und hob die Bedeutung derProjekte des Lehrstuhls für die weitere Ausprä-gung des internationalen Profils der Viadrinahervor. Bei zwei Exkursionen zu den FirmenEKO-Stahl GmbH in Eisenhüttenstadt undDaimlerChrysler Ludwigsfelde GmbH konntendie Teilnehmer ganz praktische Fragen derBetriebswirtschaft mit den Managern dieserUnternehmen erörtern. Ein Teil der Beiträge wurde unter dem Titel„Proceedings des 2. deutsch-russischenWorkshops zum Thema: ‚Aktuelle Fragen undTrends der Wirtschaftswissenschaften’“ (Hrsg.K. Richter und B. Gobsch) parallel in Russischund Deutsch als Diskussionspapier Nr. 193 derEuropa-Universität Viadrina veröffentlicht.

K. R.

An der Podiumsdiskussion im Senatssaal beteiligten sich neben den skandinavischen Gästen auchVertreter der Handwerkskammer. Der Organisator des Tages: Karl-Heinz Boßan (2.v.r.).

Baltischer Tag vermittelte Firmenkontakte

„Wirtschaftswissenschaften international” im Fokus

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Eine intensive Diskussion bestimmte die Atmosphäre des internationalen Workshops.

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[UNIon] Tagungen12

Konferenz als Beitrag der Europa-Universität zu den23. Hansetagen der Neuzeit in Frankfurt (Oder)Die Europa-Universität Viadrina Frankfurt(Oder) veranstaltete am 22. und 23. Mai2003 anlässlich der 23. InternationalenHansetage der Neuzeit, deren Ausrichter indiesem Jahr Frankfurt (Oder) war, einumfangreiches internationales Rahmenpro-gramm am Collegium Polonicum, an demzahlreiche in- und ausländische Vertreterder Hansebünde teilnahmen. Die Konferenzbot parallel zum bunten Veranstaltungspro-gramm in Frankfurt und Slubice eine wis-senschaftliche Auseinandersetzung mit derHanse damals und heute sowie mit derheutigen Situation der Grenzgebiete. Aufder Eröffnungskonferenz „Crossing border-lines – protecting variety: European experi-ences and challenges“ hielt Jens Gabbe,Generalsekretär der ArbeitsgemeinschaftEuropäischer Grenzregionen (AGEG), denFestvortrag.

Nach der Begrüßung durch Viadrina-Präsi-dentin Prof. Dr. Gesine Schwan und durchdie Bürgermeister beider Städte sprach JensGabbe in se inem Festvortrag „Grenzenüberwinden – Vielfalt bewahren: Europäi-sche Erfahrungen und Herausforderungen“über Grenzen im Allgemeinen und Grenzre-gionen im Besonderen. Gabbe hatte selbst26 Jahre lang eine EUREGIO gemanagt undbezog seine langjährigen Erfahrungen in sei-nen Vortrag ein. Die Grenzregionen wie dieEuroregion Pro Europa Viadrina bezeichneter als „Brücke und Drehpunkt zwischen denNationalstaaten“; hier müsse die in dengroßen EU-Verträgen proklamierte Zusam-menarbeit mit dem Nachbarn verwirklichtwerden und hier kommen auch tagespoliti-sche Probleme zuerst zum Tragen. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit

solle möglichst alle Bereiche und Ebenen desLebens umfassen, so Gabbe. Er ist für „ver-tikale und horizontale Partnerschaften, diedann das Ganze verzahnen“. Für besondersbedeutsam hält er d ie Kooperat ion aufsoziokulturellem Gebiet; diese schaffe erstdie Basis für ein gemeinsames wirtschaftli-ches und infrastrukturelles Netzwerk undeine tragfähige Kooperation in der Bevölke-rung, erklärte er. Die Nachbarn sollen sichbegegnen, Sportfeste feiern, grenzüber-schreitende Kulturvereine betreiben oder inSprachtandems lernen, denn „gemeinsamErlebtes verbindet“. An dieser Stelle lobteGabbe die Zusammenarbeit von CollegiumPolonicum und Viadrina als Vorbild für dasgrenzüberschreitende Lernen.

Zusammenarbeitbedeutet nicht nur Harmonie

Gabbe wies auch auf die Probleme vonGrenzregionen hin: „GrenzüberschreitendeZusammenarbeit bedeutet nicht nur Harmo-nie“. Neben den noch immer nachwirken-den historischen Vorfällen, die in Grenzre-gionen besonders lange nachwirken, gäbees auch die Problematik unterschiedlicherStrukturen und Kompetenzen, z.B. in derGesetzgebung, unterschiedliche Bedingun-gen auf dem Arbeitsmarkt, in Lohnstrukturund Sozialwesen und teilweise, wie auch imdeutsch-polnischen Fall, ein steiles Sozialge-fälle. Nicht zuletzt treten zwischenstaatlicheKonflikte in der Grenzregion in geballterForm auf. Kooperation müsse aber trotzaller Gegensätze stattfinden, die Nachbarnmüssen und sollen auch miteinander kon-

kurr ieren, wie es ja auch auf nat ionalerEbene getan wird. Man solle zueinanderauch nicht zu höflich sein, um Konflikte zuvermeiden, sondern „Wahrheiten lieber aus-diskutieren“, ist seine Überzeugung.Die Grenzregionsprogramme PHARE undINTERREG, die Gabbe seinerzeit selbst mitentwickelte, können dabei finanziell för-dernd zur Seite stehen – das strategischeund ideelle Denken und Schaffen der Grenz-regionsbewohner können sie jedoch nichtersetzen.

Die Hanse –ein zeitgemäßes Netzwerk?

Im Anschluss an die Eröffnungskonferenztagte unter der Moderation von MichaelBouteiller als Vertreter der Hanse-Städteeine erste Arbeitsgruppe zum Thema „DieHanse – ein zeitgemäßes Netzwerk?“. Esdiskutierten Prof. Dr. Hermann Ribhegge,Fakultät für Wirtschaftswissenschaften derViadrina, und Dipl.-Ing. Petra Jähnke, Insti-tut für Regionalentwicklung und Struktur-planung Erkner.

Am zweiten Konferenztag wurden dieArbeitsgruppen-Tagungen fortgesetzt: dieArbeitsgruppe „Innovative Projekte beiknappen Kassen“ beinhaltete einen Work-shop und eine Ideenbörse zu Stadtmarke-ting, Tourismusentwicklung, Kultursponso-ring und wurde von den beiden Kulturma-nagern Prof. Dr. Harald Weydt (Fakultät fürKulturwissenschaften) und Christine Frie-drich (Projekt „Town and Grown“) mode-riert. Gleichzeitig tagte die Arbeitsgruppe„Grenzüberschreitende Zusammenarbeitvon Justiz, Polizei, Bundesgrenzschutz undZoll bei der Kriminalitätsbekämpfung“ vonProf. Dr. Gerhard Wolf (Fakultät Rechtswis-senschaft), der ein Rundtischgespräch mitdeutschen und polnischen Experten vonJustiz, Bundesgrenzschutz, Zoll und Polizeileitete. Eine weitere Arbeitsgruppe befasste sich ineiner Gesprächsrunde mit dem Thema„Frankfurt (Oder) als Hanse- und Handels-stadt in historischer Sicht“. Kulturwissen-schaftler der Viadrina beteiligten sich jeweilsmit einem Beitrag.Die Konferenz schloss mit einem Vortrag desOsteuropa-Histor ikers Prof. Dr. KarlSchlögel (Kulturwissenschaftliche Fakultät)zum Thema „Die Oder als europäischer(Grenz-)Fluss“.

Im Foyer des Collegium Polonicum gab eskonferenzbegleitend einen Verkaufsstandder Viadrina mit Publikationen der Referen-ten, Uni-Werbeartikeln, Info-Material sowieeinen Stand von „siebenart” – einer studen-tischen Projektgruppe, die das diesjährigeUni-Sommerfest organisierte.JANA SCHWEDLER

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Festredner Jens Gabbe, Slubices Bürgermeister Ryszard Bodziacki, Frankfurts OberbürgermeisterMartin Patzelt, Stadtpressesprecher Heinz-Dieter Walter und Uni-Präsidentin Gesine Schwanwährend der Tagung.

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Internationales 13[UNIon]

Die Ausstellung „Was die Wirklichkeit ver-langt...“ ist bereits die zweite Exposition, diein diesem Jahr das Team des Karl-Dedecius-Archivs im Hauptgebäude der Europa-Uni-versität präsentierte. Diesmal zu Ehren des80. Geburtstages der polnischen Nobel-preisträgerin für Literatur, Wisława Szymbor-ska. Sie gehört genauso wie ihr enger Freund– der deutsche Übersetzer Karl Dedecius –der Kriegsgeneration an und debütierte alsLyrikerin kurz nach Kriegsende. Ihr poeti-sches Schaffen umfasst 290 Gedichte.

Der Eröffnung der Ausstellung am 2. Juli2003 ging ein Vortrag von Dr. Beata Halickavoran. Die in Zielona Góra tätige Germanistinstellte Ergebnisse ihrer Untersuchung zurRezeption der Szymborska-Gedichte inDeutschland dar. Sie stellte fest, dass trotzgeringer Kenntnis der Lyrik der polnischenNobelpreisträgerin unter deutschen Lesern dieAuflagen ihrer Gedichtbände imponierendseien. Sie belaufen sich im gesamten Bundes-gebiet auf ca. 92 000 Exemplare. Halicka wiesdabei auf Spezifika der Poesie der KrakauerLyrikerin hin.

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass die Dichterinzum Eröffnungsvortrag und zur Ausstellungeingeladen war, aber leider absagte. In ihremAntwortbrief stand, sie würde schon seit ihrem30. Lebensjahr keinen Geburtstag mehr feiern.

Nun verbringe sie schöne Julitage tief auf demLande, wo sie „von keinem gefunden wird”. Soschützt die Dichterin ihre Privatsphäre, die nurihren Freunden und Bekannten vertraut ist.Im Anschluss an den Vortrag wurden dreiSzymborska-Gedichte von Dr. AgnieszkaSwierszcz, Mitarbeiterin des Dedecius-Archivs,auf Deutsch und Polnisch vorgelesen.

Die Ausstellung präsentierte deutsche undpolnische Editionen der Gedichte der Nobel-preisträgerin. Die meisten von ihnen sind miteiner Widmung an Karl Dedecius versehen.Die polnischen Gedichtbände haben ihmwahrscheinlich als Übersetzungsvorlagengedient. In der Exposition sind viele Bildcolla-gen (selbst gestaltete Postkarten an KarlDedecius) zu sehen, die Wisława Szymborskaan ihre Freunde zu schicken pflegte. Sie zei-gen nicht nur ihre künstlerische Neigung, son-dern auch ihren subtilen Sinn für Humor. MitFotos und Dokumenten wurden dem Besu-cher die Verleihung des Goethe- und desNobelpreises in den Jahren 1991 und 1996 andie Lyrikerin präsentiert. Pressestimmen zubeiden Ereignissen verdeutlichen das großeInteresse an der Schriftstellerin.

Im Herbst wird das Dedecius-Archiv eine wei-tere Exposition gestalten, dieses Mal russischeAutoren in der Übersetzung von Karl Dede-cius. PRZEMYSłAW CHOJNOWSKI

Zu Ehren des 80. Geburtstages von Wisława Szymborska

Vielbeachtete Ausstellung„Was die Wirklichkeit verlangt …”

Israels Botschafter

zu Gast

Am 2. Juli stattete der israelische BotschafterShimon Stein der Viadrina einen Besuch ab.Vor Jura-Studenten im Rahmen eines Völ-kerrecht-Seminars von Prof. Heintschel vonHeinegg hielt er einen Vortrag zu dendeutsch-israelischen Beziehungen. BeideStaaten nahmen 1965 bilaterale Beziehun-gen auf, deren Qualität sich bis heute sehrverbessert hat, so der promovierte Histori-ker, der sein Botschafteramt seit 2001innehat. Er hob besonders die Kooperationin Forschung und Wissenschaft als „Insel derdeutsch-israelischen Beziehungen“ sowie diezwischenmenschlichen Beziehungen zwi-schen beiden Staaten hervor. Allerdings seiund bleibe für Israel in außenpolitischer Hin-sicht weiterhin die USA das wichtigsteLand, räumte er ein. Der Botschafter besich-tigte nach der Eintragung in das Gästebuchin Begleitung von Bibliotheksdirektor Dr.Hans-Gerd Happel, Dr. Peter Krause undVizepräsident Prof. Dr. Ulrich Häde (Fotov.l.n.r.) die Universitätsbibliothek und ließsich in der Marienkirche über den Stand derRestaurierungsarbeiten der Marienfensterinformieren. J. S.

Während der Ausstellungseröffnung: Die Leiterin des Dedecius-Archivs, Margarete Hager (r.), begrüßt dieGäste vor dem Senatssaal der Universität.

Botschafter Shimon Stein (rechts) beimRundgang in der Unibibliothek.

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[UNIon] Diskussion14

Am 10. Juni fand im Senatssaal des Uni-Hauptgebäudes auf Einladung der Europa-Fellows der Europa-Universität Viadrinaein Streitgespräch über den Irak-Krieg undseine möglichen weltpolitischen Folgenstatt. Diese in englischer und deutscherSprache gehaltene Veranstaltung zog trotztropischer Temperaturen zahlreiche Gästean, die sich aktiv an dieser Diskussionbeteiligten. Die Präs ident in der Viadr ina, GesineSchwan, leitete das Gespräch und begrüßtezunächst die Podiumsgäste: Dr. Anne MarieLe Gloannec vom Centre Marc Bloch in Ber-lin, John Lister von der amerikanischen Bot-schaft in Berlin, Dietrich Alexander von derZeitung „Die Welt“ sowie Prof. Dr. WolffHeintschel von Heinegg vom Lehrstuhl fürÖffentliches Recht. Alle geladenen Gästezeichnen s ich durch ihre internat ionaleErfahrung aus, was sehr zur Belebung derDiskussion beitrug.Eine der Hauptfragen in diesem Streitge-

spräch, die einleitend von Gesine Schwan inden Raum gestellt wurde, war die, ob dieHandlungsweise der USA vor und währenddes kürzlich beendeten Krieges im Irak diepolitische Ordnung in der Welt verändertund was dies für Auswirkungen auf transna-tionale Beziehungen haben könnte.Dr. Le Gloannec bezeichnete diesen Kriegals die größte internationale Krise seit demZweiten Weltkrieg und war besorgt überden Alleingang der USA. Denn die Vereinig-ten Staaten sind offiziell bereit, auch ohneErmächtigung des Sicherheitsrates Präven-tivkriege zu führen und hätten, so DietrichAlexander, die Souveränität der UN voll-

kommen außer Kraft gesetzt . Prof. Dr.Heintschel von Heinegg meinte allerdings,dass auch schon während des Kalten Kriegesund danach humanitäre Katastrophen ohnevorherige Ermächtigung seitens der UN sehrerfolgreich abgewendet werden konnten.John Lister fügte hinzu, dass sich die USAvom Irak und dem Terrorismus bedroht fühl-ten und die Sicherheit in der Welt nichtmehr so gegeben war wie zuvor und darumdieser Krieg notwendig gewesen sei. GesineSchwan meinte jedoch daraufhin, einengewissen Zynismus in Präsident Bushs Aus-sage gefunden zu haben, dass im Irak keineMassenvernichtungswaffen gefunden wor-den seien und man somit nicht mehr voneiner Bedrohung seitens dieses Landes aus-gehen könne, dieses Land aber trotzdemangegriffen wurde. Letztlich war sich das Publikum mit Prof.Schwan und Dr. Le Gloannec einig, dass dasdemokratische Prinzip auch auf internatio-naler Ebene und gerade bei solchen kriti-

schen und die Weltpolitik bestimmendenProblemen fester Bestandteil bei Verhand-lungen sein sollte, um das Völkerrecht wei-terhin aufrecht zu erhalten. John Listerbetonte noch einmal, dass die USA versuchthätten, die Zustimmung für einen Militär-schlag nicht nur in Europa, sondern auch beiden Vereinten Nationen zu finden, und dasssie jedoch nach dem Scheitern dieser lang-wierigen Verhandlungen den militärischenWeg wählen mussten. Nun solle die Ent-wicklung nach dem Krieg in diesem Landund auch im Nahost-Konflikt beweisen, obdieser neue Weg der Präventivschläge legi-tim ist. RAYK JACOBI

Streitgespräch zur Irak-Krise mit lebhafter Diskussion

Auf der Suche nach dem Völkerrecht

Dietrich Alexander, Dr. Anne Marie Le Gloannec, Prof. Gesine Schwan, John Lister undProf. Dr. Wolff Heintschel von Heinegg (v.l.n.r.) im Podium.

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Europa-Treffen Am 7. und 8. Juli 2003 fand an der Via-drina das 4. Europa-Treffen statt, organi-siert vom Lehrstuhl für Vergleichende Mit-teleuropastudien und der Friedrich-Ebert-Stiftung. Bei den jährlich stattfindendenEuropa-Treffen diskutieren Vertreterinnenaus Politik, öffentlicher Verwaltung,Nichtregierungsorganisationen sowie derWissenschaft über die zivilgesellschaftli-chen Entwicklungen in Mitteleuropa,inbesondere in Polen, im Hinblick auf dieEU-Erweiterung. Das Thema diesmal lau-tete „Gender Mainstreaming in der politi-schen Praxis der Gleichstellungsbeauftrag-ten“, und über 60 Teilnehmerinnen ausDeutschland, Polen, der Slowakei, Tsche-chien, der Schweiz und den USA tausch-ten Erfahrungen aus ihrer täglichen Arbeitaus, informierten über die institutionellenSchwierigkeiten bei der Implementierungvon Gender Mainstreaming und diskutier-ten dessen Vor- und Nachteile in Bezugauf die bisherige Frauenförderungspolitik.Die rege Beteiligung an diesem Treffen,besonders aus Berlin und Brandenburgund den benachbarten polnischen Land-kreisen, zeigt, dass die Europa-Treffeneinen wichtigen Beitrag leisten zum Dialogund zur Interaktion zwischen Universitätund Region, und ermutigen dazu, ein 5.Europa-Treffen durchzuführen. U. RÄTHER

Vom 4. April bis zum 6. April fand an derViadrina und am Collegium Polonicum imRahmen einer Kooperation des Frankfur-ter Instituts für Transformationsstudien(F.I.T.), der Europa-Fellows und des DFG-Graduiertenkollegs „Europäische Integra-tion und gesellschaftlicher Strukturwan-del” der Uni Osnabrück ein Doktoranden-Workshop statt. In seinem Eröffnungsvor-trag über eine „Europarundfahrt mit Hin-dernissen“ führte der Leiter der Europäi-schen Akademie Berlin, Dr. Eckart D. Stra-tenschulte, in die drängenden Fragen dereuropäischen Erweiterung ein. In den fol-genden Tagen konnten Nachwuchswis-senschaftler, die sich aus kultur-, sozial-oder politikwissenschaftlicher Perspektivemit Fragen der europäischen Integrationbefassen, Zwischenergebnisse ihrer Arbeitzur Diskussion stellen. Dabei wurde in dreiPanels diskutiert: europäische Identitätund Außenpolitik, Lehren und Erfahrun-gen innerhalb der EU-15, sowie Mittel-und Osteuropa vor dem Beitritt. DieErgebnisse des Workshops sollen zuBeginn des Wintersemesters 2003/04 inder Serie FIT-Workshop-Dokumentatio-nen veröffentlicht werden. JULIAN PÄNKE

Kulturen undIdentitäten

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Kultur 15[UNIon]

Ende Juni fanden in Frankfurt die „WeißenNächte an der Oder“ statt – eine Würdigungdes Lehrstuhls für Osteuropakunde als Initia-tor und Organisator der Veranstaltung an dieStadt Sankt Petersburg zu ihrem 300jährigenJubiläum in diesem Jahr. Im Zentrum derzwei Tage stand ein wissenschaftlicherWorkshop mit Nachwuchswissenschaft-ler/innen aus Deutschland und dem europäi-schen Ausland, die sich auf eine in SanktPetersburg stattfindende Sommer-Akademievorbereiteten sowie ein öffentliches buntesBegleitprogramm.

Zwei Tage lang drehte sich alles um „Piter“,wie die Einwohner Sankt Petersburgs ihreStadt, die auch schon Petrograd und Lenin-grad hieß, liebevoll nennen. Prof. Karl Schlö-gel, Russland-Spezialist und Verfasser mehre-rer Bücher über die russische Hafenstadt, hieltden Eröffnungsvortrag über „Sankt Peters-burg als „europäischen Geschichts- undGedächtnisort“. Sein Vortrag befasste sich mitder wiederbelebten Präsenz dieser Stadt, diezuvor lange aus dem öffentlichen Bewusstseinverschwunden gewesen war und von vielennun wieder als „europäischste aller russischenStädte“ wahrgenommen wird.Weiter ging es mit einer öffentlichen Diskus-sion im Foyer des Hörsaal-Mensa-Gebäudesüber „Petersburg 2003 – Potjomkinsches Dorf

oder Wiederaufstieg einer europäischenMetropole?“, bei der neben Prof. Schlögelweitere deutsche Russlandexperten vertretenwaren: eine Mitarbeiterin des soziologischenInstituts in St. Petersburg, ein Regisseur undViadrina-Professorin Christa Ebert. IndividuelleErfahrungen und Hintergründe der Diskutan-ten waren wesentliches Element dieser sehrangeregten Diskussion. Anschließend spieltendie Viaphoniker Stücke russischer Komponistenund Ewa Schissler rezitierte aus dem „Rau-schen der Zeit” von Osip Mandelstam. Parallel

wurden neben dem Buffet danach im Foyerzwei Ausstellungen eröffnet: Ölbilder undAquarelle des in Frankfurt lebenden russischenMalers Naoum Cheer und eine Fotoschau, dieals studentisches Projekt mit Sankt Petersbur-ger Straßenkindern entstanden war. Zudempräsentierten sich die Hutten-Buchhandlung

und die Jüdische Gemeinde; auch die russi-sche Gaststätte „Stadtwappen“ war miteinem kulinarischen Stand dabei. Als dannnoch ein Violinensolo, vorgetragen vonSusanna Kirseneva, durch das Foyer erklang,war dieser Abend perfekt – und konnteeigentlich nur noch übertroffen werden vonder abschließenden Filmvorführung im Frei-luftkino am Oderufer, bei der die Zuschauermit Sokurovs „Russian Ark” eine Zeitreisedurch die Eremitage erlebten.

JANA SCHWEDLER

„Weiße Nächte an der Oder” – Feier zu Ehren der Stadt Sankt Petersburg

Podiumsdiskussion über die Stadt an der Newa mit Blick auf die Oder

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Studentenexkursion nach Krakau

Internationales Team besuchteKunst- und KulturmetropoleAm Abend des 28. Mai machten sich27 Studenten der Viadrina für ein ver-längertes Wochenende auf den Wegnach Krakau, um die Kunst- und Kul-turmetropole Polens näher kennen zulernen. Die Gruppe bot eine bunteMischung von Leuten aus allen Eckender Welt. So reisten unter anderemStudenten aus Argentinien, Italien,Finnland, Schweden, Frankreich, Polen,Deutschland und den USA mit. DieReise wurde von Alexandra Krauseorganisiert, die nicht nur ihr Auslands-semester in Krakau verbracht hat unddie Stadt demnach sehr gut kennt, son-dern auch Mitglied der studentischenOrganisation „Spotkanie“ ist, die sichfür den kulturellen Austausch zwischenPolen und Deutschland einsetzt. Finan-ziell wurde sie dabei durch den AStAunterstützt. Da Reisen natürlich beson-ders gut geeignet ist, um in Kontakt mitdem Nachbarland zu treten, war auch

das Programm in Krakau darauf ausge-richtet, den Horizont der Teilnehmer zuerweitern. Neben einer Stadtführungdurch die herrliche Krakauer Altstadt,einer Kneipentour im jüdischen Viertel,einem Konzertabend in der Philharmo-nie und der Besichtigung des nahegelegenen Salzbergwerkes Wieliczkastand auch ein Besuch im Konzentrati-onslager Auschwitz auf dem Pro-gramm.

Die Frankfurter wohnten bei Studentender Wirtschaftsakademie und bekamendort die sprichwörtliche polnische Gast-freundlichkeit zu spüren. Im Herbsthaben alle Teilnehmer aus Deutschlanddie Gelegenheit, sich für die entgegen-gebrachte Wärme und Höflichkeiterkenntlich zu zeigen und die KrakauerStudenten bei ihrem Gegenbesuchebenso freundlich aufzunehmen.

CHRISTIN WARNER

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[UNIon] Recht16

Einen Einblick in die beeindruckende Arbeitvon vier Jura-Studenten der Viadrina konnteman sich bei der öffentlichen Generalprobe desPhilip C. Jessup International Law Moot Courtam 12. Februar im Senatssaal verschaffen. Die-ser internationale Völkerrechts-Wettbewerb –benannt nach dem bekannten Völkerrechts-gelehrten Philip C. Jessup – wurde in diesemJahr zum 44. Mal ausgeschrieben. Er ist einerder renommiertesten und größten MootCourts weltweit. Insgesamt beteiligten sichTeams von mehr als 300 Universitäten ausetwa 50 Ländern.Die Studenten arbeiten in Teilnehmerteams aneinem fiktiven, aber an aktuellen Problemenausgerichteten Fall zu Fragen des Völkerrechtsund verteidigen dann in einer Scheingerichts-verhandlung mit ihren Plädoyers den Staat,den sie vertreten. Dabei verlaufen die Ver-handlungen entsprechend den Verfahrensre-geln des Internationalen Gerichtshofes in DenHaag. Nach nationalen Vorausscheidungennehmen deren Gewinner am internationalenAusscheid in Washington D.C. teil. Organi-siert und betreut wird der Moot Court von derInternational Law Students Association.Im diesjährigen Fall wurden Fragen der Staa-tenverantwortlichkeit für Kriegsverbrechen,Frauenhandel, Korruption sowie die Verant-wortl ichkeit von Regierungsmitgliedernbehandelt. Nunmehr zum achten Mal beteilig-ten sich auch Studenten der Europa-Univer-sität an diesem Wettbewerb. Wie in einerrichtigen Gerichtsverhandlung gab es auch imfiktiven Fall Kläger (applicants) und Beklagte(respondents). Im Viadrina-Team vertratenMichael Ziern und Dagmara Turczynska den

Staat „Cascadia“, deren Frauen während desBürgerkrieges von restonischen Bürgern ver-gewaltigt wurden. Als Beklagte verteidigtenAnja Gusch und Robert Frau die „RepublikReston“. Organisiert wurde der Moot Court

von dem 26-jährigen Jurastudenten AndréKarg, dessen Idee es auch war, als „Richter“des fiktiven internationalen Gerichtshofesneben Viadrina-Professor Dr. Wolff Heintschelvon Heinegg sechs weitere erfahrene Juristenaus Rechtsanwaltskanzleien zu gewinnen. Siealle unterstützten diese Veranstaltung mitihrem ehrenamtlichen Engagement.Für die Studenten der juristischen Fakultätbedeutete die Teilnahme am Moot Court einganzes Semester Arbeit: Sie musstenSchriftsätze ausarbeiten und sich auf einemündliche Verhandlung vorbereiten – beidesin englischer Sprache. Unterstützung erhieltensie dabei durch den Kanadier MatthewDouglas, der an der Viadrina MES studiert: Erlas die Schriftstücke Korrektur, feilte an denAkzenten der vier und erweiterte ihren Fach-wortschatz. Die Generalprobe bot allen Beteiligten einewichtige Möglichkeit, praktische Erfahrungenzu sammeln und den „Ernstfall“ zu proben. Prof. Dr. Wolff Heintschel von Heinegg hofft,den Moot Court auch in Zukunft weiter ander Viadrina zu etablieren und zur Traditionwerden zu lassen. PS: Bei der „German National Round 2003“,der deutschen Vorausscheidung in Jena,reichte es für die Viadrina-Studenten zwarnicht ganz für die Reise zum internationalenWettbewerb nach Washington, ein Erfolg wares trotzdem: Das Viadrina-Team erreichteunter den Teilnehmern von 13 deutschen Uni-versitäten einen vierten Platz – das besteErgebnis der Viadrina-Teams seit ihrer erstenTeilnahme im Jahre 1996.

JANA SCHWEDLER

Recht sprechen will gelernt sein – aus diesemGrund organisierte der Lehrstuhl für Öffentli-ches Recht von Prof. Alexander von Brünneckeinen zweitägigen Weiterbildungslehrgang fürbrandenburgische Schiedsleute an der Viadrina.Prof. Brünneck begrüßte die Teilnehmer imSenatssaal und stellte ihnen das Lehrkonzeptder Europa-Universität vor, wobei er beson-ders auf die deutsch-polnische Juristenausbil-dung und den zukünftigen postgradualenStudienschwerpunkt „Mediation“ einging.Die Leiterin der „Mediationsstelle Frankfurt(Oder)“, Ulla Gläßer, stel lte den Gästenanschließend ihre Einrichtung vor. Die Media-tionsstelle ist ein gemeinsames Projekt derStadt Frankfurt und der Europa-Universität,die qualifizierte Schulungen im Konfliktmana-gement anbietet und Mediatoren in der Kunstder Konfliktvermittlung ausbildet.Für die Schiedsleute stand im Rahmen ihrerWeiterbildung auch ein Besuch der Mediati-onsstelle auf dem Programm, bei dem sie mitden Mediatoren in Erfahrungsaustausch tre-ten konnten. JANA SCHWEDLER

Viadrina-Team beim Philip-Jessup-Moot-Court

Brandenburgische Schiedsleute bildeten sich weiter

Reges Interesse an Mediatorenarbeit der Viadrina

Auf der Generalprobe des 44. Philip C. Jessup In-ternational Law Moot Court im Senatssaal der Uni-versität ging es zu wie in einem richtigen Gerichts-saal.

Der Bezirksvorsitzende der brandenburgischen Schiedsleute, Karl-Heinz Bleibtreu (stehend), dank-te für die Einladung an die Viadrina und begrüßte die Teilnehmer des Lehrgangs. Rechts Prof.Alexander von Brünneck.

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Internationales 17[UNIon]

Trucker an der Grenze: Frankfurt(Oder) liegt an der SeidenstraßeAls Beitrag zur Europawoche 2003 vom 5.bis 11. Mai organisierten die Professur fürGeschichte Osteuropas und der MitOst e.V.die Podiumsdiskussion „Frankfurt (Oder)liegt an der Seidenstraße“ an der Europa-Universität, bei der wirtschaftliche, logisti-sche und kulturelle Aspekte des zusammen-wachsenden Europas im deutsch-polnischenGrenzgebiet thematisiert wurden.

Weil ihm die „Europa- und Brückenrhetorikfürchterlich auf die Nerven geht“, hattenProfessor Karl-Heinz Schlögel und sein Lehr-stuhl für Geschichte Osteuropas eine Veran-staltung organisiert, die Europa-Praktiker zuWort kommen ließ. Im Podium saßen Vertre-ter verschiedener Ebenen und Einrichtungen,die beruflich alle einen Praxisbezug zumThema „Grenzraum“ vorweisen können. DieModeration der Podiumsdiskussion hatte derebenfalls grenzerfahrene Redakteur derTageszeitung taz, Uwe Rada.

Derzeit passieren über das Frankfurter Tor –eines der größten Truckterminals in Konti-nentaleuropa – rund eine Million LKW jähr-lich die deutsch-polnische Grenze, das sindzwei Drittel der gesamten Warentransportevon Deutschland nach Polen und weiter ost-wärts. Frankfurt (Oder) liegt somit an der„Seidenstraße” für den Ost-West-Verkehr.Dieser Faktor beeinflusst Ökonomie, Infra-struktur, Logistik, Sprachen und Kultur imGrenzraum. Wie sieht es im Grenzgebiet inBezug darauf derzeit aus, und was ändertsich, wenn Polen im nächsten Jahr der EUbeigetreten ist? – dies waren die zentralenFragen der angeregten Podiumsdiskussion.Für den Verkehrsfachmann Karl-HeinzBoßan ist Frankfurt, aus logistischer Sicht,„Tor zum Westen“. In der EU-Erweiterungliegt für ihn die Zukunft der Grenzstadt:„Waren werden immer weiter in den Ostenund in zunehmendem Maße zurück transpor-tiert werden. Für unsere Region ist der Ver-kehrsausbau für die kommenden Waren-ströme deshalb die Zukunft. Wenn manordentliche Straßen hat, entwickelt sich auchdie Wirtschaft”, zeigte sich Boßan überzeugt.

Auch Silvia Gosemann vom Truck-Terminal„Frankfurter Tor” sieht ihre Arbeit – die Zoll-vorabfertigung von LKWs – nicht in Gefahr.Zwar werden im nächsten Jahr durch PolensEU-Beitritt die Zollbestimmungen wegfallen,doch gelte für eine Übergangsfrist „bis 2006,2007“ weiterhin eine hundertprozentige Per-sonenkontrolle, das heißt auch, jeder LKW-Fahrer muss anhalten. Der Frankfurter Zollhof, vor neun Jahrengebaut als Stauraum für die auf der Auto-bahn wartenden LKWs, ist der einzige seinerArt an der deutsch-polnischen Grenze. DieTrucker können dort einkaufen, parken,

duschen und schlafen. Das Gelände wirdrundum von einem Wachschutz gesichert.Alle Zollformalitäten werden geklärt und esgibt Übersetzer bzw. zweisprachige Mitarbei-ter. Viele Vorteile gegenüber dem Wartenauf der Autobahn bietet der Truck-Stop undist deshalb gut besucht: „In Hoch-Zeiten fer-tigen wir 240 LKWs in der Stunde ab“,berichtet Silvia Gosemann. Für Schlögel istder Zollhof mit seinen Kurzzeitgästen aus denverschiedensten Ländern „der europäischsteOrt, den es gibt“. Leider sei das von derStadt jahrelang weitestgehend ignoriert wor-den. Nur einmal, letztes Jahr Weihnachten,hatten Studenten der Uni den Fernfahrerneinen Weihnachtsgruß in Form von Glühweinund Keksen vorbeigebracht (Uni on berich-tete in der Nr. 38/39). Dabei könne man hierdie neuen ökonomischen Zusammenhängeam besten beobachten. „Hier ist keine Öko-nomie des Korridors entstanden“, monierteSchlögel und hält es für möglich, dass Frank-furt durch die Haltung ‘Wir haben es nichtnötig’ nach der EU-Osterweiterung „eventu-ell total ins Abseits gerät“.

Es sei aber auch viel Positives entstanden,wie zum Beispiel zahlreiche studentische Pro-jekte oder der deutsch-polnische Verein Slub-furt e.V., erinnert Karl-Heinz Boßan undsprach sich dafür aus, nicht immer nur nachFördermitteln zu schauen, sondern sich auchauf die eigenen Stärken zu besinnen, beste-hende Netzwerke zu pflegen und neue zuknüpfen, vor allem in der wirtschaftlichenKooperation mit Slubice.

Der Filmemacher Michael Chauvistré, vonder deutsch-holländisch-belgischen Grenzestammend, brachte zum Abschluss nocheinen Aspekt zur Sprache – wie wichtigSprachkenntnisse für eine gelungene inter-kulturelle Kommunikation und Kooperationseien: „Man kann sonst nur passiv beobach-ten, aber sich nicht miteinander verständi-gen.“Mit dieser Thematik beschäftigt sich u.a.auch sein im Anschluss an die Diskussiongezeigter Dokumentarfilm „Mit IKEA nachMoskau“ über ein deutsches Pärchen, daseine Filiale des schwedischen Möbelunter-nehmens in Moskau aufbaut.

JANA SCHWEDLER

Schach deutsch-polnisch

Anlässlich der 750-Jahr-Feier der StadtFrankfurt (Oder) führte die Europa-Uni-versität Viadrina am Nachmittag des 10.Juli auf der Brücke zwischen den Einkaufs-zentren Lenné-Passagen und Oderturmdas erste deutsch-polnische Generationen-Schachturnier durch. Spieler der Alters-gruppen zwischen 10 und 65 Jahren ausden Grenzstädten Słubice und Frankfurt(Oder) traten an 21 Brettern in mehrerenRunden gegeneinander an und spieltennach den Schnellschach-Regeln der inter-nationalen Schachföderation. Unter anderem waren Thomas Mücksch,der aktuelle Meister der Euroregion Viad-rina und Martin Bräutigam, der branden-burgische Landesmeister seiner Alter-sklasse, zugegen und freuten sich gemein-sam mit ihren Landsleuten und polnischenWettstreitern auf die Begrüßung durchden Beauftragten für Zusammenarbeitinnerhalb des Deutsch-Polnischen Schach-bundes, Prof. Dr. Hans-Jürgen Hochgräfe:„Der Deutsche Schachbund pflegt sehrgute Kontakte zur Schachföderation seinerNachbarn, was nicht nur Anlass regel-mäßiger Treffen der Vertreter beider Ver-einigungen, sondern auch für die Austra-gung von Jugendländerkämpfen in beidenLändern zur gemeinsamen Nachwuchsför-derung ist“, so seine einleitenden Worte.Dieses Turnier zog nicht nur eine Reihevon neugierigen Passanten an, sondernerlebte darüber hinaus auch eine beson-dere Premiere: Die spannungsreiche Stilleder Spiele wurde vom Kommentar desReferenten für Öffentlichkeitsarbeit desDeutschen Schachbundes, Norbert Heym-ann, begleitet. Die glücklichen Sieger ihrerAltersgruppen dieses Turniers waren andiesem Abend Martin Staven, JonasMüksch, Robert Rogala, Martin Brüdigam,Michael Weinsohn, Kristine Pews und KurtBehr, die alle von Dr. Werner Fitzner, demDisziplinchef beim Allgemeinen DeutschenHochschulsportverband, ausgezeichnetwurden. RAYK JACOBI

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[UNIon] Tagungen18

Schüler und Pädagogen aus den drei Bundes-ländern Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt trafen sich am 23. Juni zum 8. Forum„Produktives Lernen”, organisiert vom Berli-ner Institut für Produktives Lernen in Europa(IPLE), an der Europa-Universität, um überihre Erfahrungen mit dieser Form des Lernenszu berichten.

Im Anschluss an den Erfahrungsaustausch derProjektteilnehmer tagten Arbeitsgruppen. Aneinem abschließenden bildungspolitischenPodium nahmen neben Brandenburgs Bil-dungsminister Steffen Reiche, dem Staatsse-kretär für Bildung, Jugend und Sport aus Ber-lin, Thomas Härtel, und dem Staatssekretärdes Kultusministeriums von Sachsen-Anhalt,Winfried Willems, Mitglieder der Landesparla-mente und Vertreter der Fachöffentlichkeitteil. Begleitend zur Konferenz präsentiertenzahlreiche am Projekt beteiligte Schulen ihreArbeitsergebnisse und Planungen mit Info-ständen im Hörsaal-Mensa-Komplex.

„Produktives Lernen findet seit dem Schuljahr1996/97 an Haupt- und Sonderschulen inBerlin und seit dem laufenden Schuljahr anGesamtschulen in Brandenburg und Sekun-darschulen in Sachsen-Anhalt statt. Produkti-ves Lernen verbindet eine personen- und pra-xisbezogene Form von Allgemeinbildung im9. und 10. Schuljahr mit intensiver individuel-ler Berufsorientierung“, erläutert Prof. Dr.Jens Schneider, Leiter des IPLE, das Konzept

des Produktiven Lernens. Grund-gedanke dieser Bildungsform istalso die Beteiligung von Heran-wachsenden am gesellschaftli-chen Leben, insbesondere amBerufsleben. Die Jugendlichensind drei Monate lang an dreiTagen pro Woche in einer indivi-duell gewählten Praxis tätig: ineiner Tischlerei, in einem Gemü-segeschäft, bei einer Zeitung, ineinem Krankenhaus, bei AmnestyInternational, beim Fernsehenoder wo sonst etwas gesellschaft-lich Relevantes geschieht. DieSchüler lernen natürlich auch inder Schule – die Besonderheit istaber, dass sie sich ihren Lehrplannach Aufgaben und Themenselbst zusammenstellen können.„Diese Bildungsform erreicht vieleJugendliche, die sich im regulärenschulischen Bildungsangebotnicht ausreichend entwickelnkonnten. Im Produktiven Lernenkommen sie zu unerwartetenLeistungen und Abschlüssen. DieSchüler gehen dann zu einemhohen Prozentsatz in die Berufs-ausbildung und Berufstätigkeitüber”, erläutert Schneider den Erfolg desSchulversuchmodells, dass nicht nur bei denSchülern, sondern auch in der Fachwelt aufbreite Anerkennung trifft. JANA SCHWEDLER

Präsentation von Projekten und Arbeitsergebnissen imFoyer des neuen Hörsaalgebäudes.

Weitere Informationen im Internet:www.iple.de

In der Galerie:ChinesischeLackmalereiAnlässlich der 750-Jahr-Feier der StadtFrankfurt (Oder) präsentierte die Europa-Universität Viadrina ab 30. Juni 2003 mitUnterstützung des Deutsch-ChinesischenFreundschaftsvereins eine Ausstellungausdrucksstarker Bilder der chinesischenLackmalerei als Fenster zu einer vielseiti-gen, uralten Kultur. Die Bilder waren eineLeihgabe der Chinesischen Botschaft inder Bundesrepublik Deutschland. Zur Ver-nissage waren neben dem Organisator derExposition, Dr. Werner Fitzner, auch Ver-treter der Freundschaftsgesellschaft undviele Interessierte gekommen, die die far-benprächtigen, glänzenden Bilder aus-führlich betrachteten (Foto links).

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Personalien 19[UNIon]

[Ernannt] [Ernannt]Während seiner Jahresmitgliederversammlungwählte der Förderkreis der Europa-UniversitätViadrina Frankfurt (Oder), dem inzwischenüber 150 Mitglieder angehören, einen neuenVorstand. Ihm gehören neben den Mitglie-dern von Amts wegen – Viadrina-Präsidentin,Uni-Kanzler, dem AStA-Vorsitzenden, Frank-furts Oberbürgermeister und dem SłubicerBürgermeister – folgende Personen an:Rainer Barcikowski (EKO Stahl GmbH)Dr. Wolfgang Denda (FAKS)Heidrun Förster (MdL)Ursula Jung-Friedrich (Rechtsanwältin)Edgar Most (Deutsche Bank)Dr. Thomas Schneider (Sparkasse Frankfurt)Michael Zuberbier (Commerzbank).Vorstandsvorsitzender Ist OB Martin Patzelt,Dr. Wolfgang Denda sein Stellvertreter.Zum Ehrenmitglied des Vorstandes wurdedessen bisheriger Vorsitzender und Oberbür-germeister a.D. Wolfgang Pohl gewählt.Geschäftsführer des Förderkreises ist Dr. Jür-gen Grünberg, bei dem auch Mitgliedsanträgegestellt werden können.

[Gewählt]

Die Disputation im Promotionsverfahrenschlossen an der KulturwissenschaftlichenFakultät erfolgreich ab: Carsten Zorn, DeliaChristina Balaban, Isabelle Graw, SandraMüller und Olga Lewicka, bei denWirtschaftswissenschaft lern UlrichGabbert. Bei den Juristen absolvierten dasGraduierungsverfahren erfolgreich: Nikolasvon Strenge, Sabine Wrede, Bett inaGiesecke und Bernd Schumann.

Herzlichen Glückwunsch!

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Nach der Neukonsti-tuierung des Beiratsfür Raumordnung desDeutschen Bundesta-ges wurde Prof. Dr.Stefan Krätke von derWirtschaftswissen-schaftlichen Fakultäterneut als Mitgliedbestätigt. Er hat ander Viadrina eine Pro-fessur für Wirtschafts- und Sozialgeografieinne.

Drei weitere Juniorprofessoren haben an derEuropa-Universität Viadrina ihre Arbeit auf-genommen:Juniorprofessorin fürKulturmanagementan der Kulturwissen-schaftlichen Fakultätwurde Dr. AndreaHausmann. Die 31-Jährige absolvierte ihrStudium der Betriebs-wirtschaftslehre ander Heinrich-Heine-Universität Düssel-dorf. Dort arbeitete sie von 1998 bis 2001 alswissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhlfür Marketing und promovierte zum ThemaBesucherorientierung von Museen unter Ein-satz des Benchmarking. Die derzeitigen For-schungsthemen umfassen u.a. Kulturtouris-mus, Theater- und Orchestermanagement,Marketing für Welterbe-Stätten sowie Stadt-und Regionalmarketing.

An der Kulturwissen-schaftlichen Fakultätübernahm Dr. TimmBeichelt eine Junior-professur „Europa-Studien“. Der 35-Jährige hatte in Hei-delberg und Paris stu-diert und an der Uni-versität Heidelbergpromoviert. Seineaktuellen Forschungen befassen sich mit derEuropäischen Union, der Osterweiterung, derDemokratie in Osteuropa sowie mit Kulturund Politik.

Juniorprofessor fürPolen- und Ukraine-studien wurde Dr.Philipp Ther. Der 35-Jährige studierteNeuere Geschichte,OsteuropäischeGeschichte, Soziologieund Polit ikwissen-schaften an den Uni-versitäten Regensburgund München sowie OsteuropäischeGeschichte, Neuere Geschichte und Poli-tikwissenschaften an der Georgetown Uni-versity. 1997 promovierte er an der FreienUniversität Berlin und arbeitete bis 2002 alswissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrumfür Vergleichende Geschichte Europas an derFreien Universität Berlin.

Der 60. Geburtstag von Viadrina-Präsidentin GesineSchwan am 22. Mai 2003 wurde allein schon durch dievielen Gratulanten zu einem bunten Fest. Das Univer-sitätsorchester „Viaphoniker” spielte ein Geburtstags-ständchen. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpeblickte zurück auf seine Zeiten als brandenburgischerMinisterpräsident, in denen das „Experiment Viadrina”startete, das nicht zuletzt durch Frau Schwans Engage-ment so erfolgreich geworden sei. Er wie auch der jetzigeMinisterpräsident, Matthias Platzeck, würdigten Prof.Schwan als „echte Frankfurterin”. Platzeck sagte, sie ha-be so viel Optimismus, wie er ihn den zweieinhalb Millio-nen Brandenburgern wünsche. Auch Wirtschaftsmini-ster Junghanns kam als Gratulant. Frankfurts Oberbür-germeister Martin Patzelt überbrachte nicht nur herzli-che Glückwünsche, sondern den Dank der Stadt in allerVielfalt: Ein Quartett des brandenburgischen Staatsor-chesters spielte auf, das Frankfurter Seniorenthater„Spätlese” bot einen Sketch und polnische Kita-Knirpsebegeisterten mit traditionellen Tänzen. Die ViaDivas wir-belten übers Parkett und die rund 300 Geburtstagsgäste– Studenten, Mitarbeiter, Professoren, Förderkreismit-glieder und viele Frankfurter Bürger – verlebten mit ga-stronomischer Begleitung durch das Studentenwerk undvon der Brauerei gesponsertem Frankfurter Bier einenkurzweiligen Abend. A. BAUER

[Gratulanten standen Schlange zum 60. Geburtstag]

Hoher Besuch: Bundesverkehrsminister Stolpe (2.v.l.) und Ministerpräsident Platzeck (3.v.l.) kamenals Gratulanten. Prof. Dr. Hans-Jürgen Wagener (r.) überbrachte die Glückwünsche der Fakultäten.

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[UNIon] Internationales20

Wissenschaftler ausRotterdam zu Gast

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Diplomaten besuchten Viadrina

Der Club der Wirtschafts- und Handelsräte auf Informationsreise an der Viadrina: 16 hoch-rangige Diplomaten aus den deutschen Botschaften von Finnland, Estland, Südafrika, Indo-nesien, Guatemala, den Niederlanden, Israel, dem Sudan, Ungarn, Großbritannien, Norwe-gen, Mosambik, Spanien, Dänemark und Namibia besuchten während einer zweitägigenReise durch Brandenburg Frankfurt (Oder) und die Viadrina. Sie erhielten von Uni-Präsiden-tin Gesine Schwan einen umfassenden Überblick über die Geschichte, den aktuellen Stand,die zukünftige Entwicklung der Europa-Universität und das Leben am StudienstandortFrankfurt (Oder). Im Anschluss beantwortete Frau Schwan die Fragen der Botschaftsvertre-ter, z.B. zur Kooperation mit Partnerhochschulen im Ausland oder den Inhalten der Lehrver-anstaltungen. Außer der Viadrina besichtigte die Gruppe in Frankfurt das IHP und das BIC.Nach dem Unibesuch reisten die Diplomaten weiter zum Schloss Neuhardenberg und nah-men am dortigen Sommerfest teil. JANA SCHWEDLER

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Mo. bis Fr.: 10.00 - 14.00 Uhr

Tourist-Information, Karl-Marx-Str. 8Mo. bis Fr.: 10.00 - 18.00 Uhr;

Sa 10.00 - 13.00 Uhr www.uni-shirt.de

Das Südosteuropäische Medienzentrum inSofia/Bulgarien, Gemeinschaftsprojekt derEuropa-Universität Viadrina und der St.-Kli-ment-Ohridski-Universität in Sofia, verliehim Sommersemester 2003 seinen erstenAbsolventen die Masterurkunden derEuropa-Universität Viadrina sowie zugleichden Magistertitel der Sofioter Universität. Im virtuellen, internetbasierten, deutschspra-chigen Aufbaustudiengang „Medien undinterkulturelle Kommunikation“ fürJournalisten und Multiplikatoren im Medien-bereich studieren inzwischen 56 Studierendeaus 14 Ländern, die von 16 Dozentinnenund Dozenten aus verschiedenen Ländernbetreut werden. Die Studierenden erhalten in den Online-Kursen und den jeweils zweiwöchigen Prä-senzphasen in Sofia drei Semester lang einekompakte akademische Weiterbildung inden Studienfächern Kommunikations- undMedienwissenschaft sowie in den interdiszi-plinären Forschungsfeldern InterkulturelleKommunikation, Friedens- und Konfliktfor-

schung und Kulturwissenschaftliche Südost-europastudien.Neben der wissenschaftlichen Weiterbildungist eine länderübergreifende Zusammenar-beit der Studierenden ein weiteres Ziel diesesStudiengangs. Ausdruck dieser gut funktio-nierenden Zusammenarbeit ist die Entwick-lung des Subprojekts „Medien in Südosteu-ropa“ – im Internet unter:

(http://soemz.euv-frankfurt-o.de/media-see/).

An der ersten Publikation dieses Projekts„New Media in South East Europe“ waren15 Autoren aus der ganzen Region, darunterauch Studierende und Dozenten desSOEMZ, beteiligt. Das SOEMZ wird vom Auswärtigen Amt undder Gesellschaft für Technische Zusammen-arbeit (GTZ) aus Mitteln des Stabilitätspaktsgefördert. ORTRUN FRANCHY

Nähere Informationen:http://soemz.euv-frankfurt-o.de

Südosteuropäisches Medien-Zentrum besteht zwei Jahre

ANZEIGE

Am 10. und 11. Juni 2003 besuchten Prof.P.A.M. Mevis und Dr. Math Noortmann,Dekan für internationale Beziehungen an derErasmus-Universiät Rotterdam, im Rahmender bestehenden Sokrates-Vereinbarung mitder Juristischen Fakultät die Europa-Univer-sität Viadrina. Anlass des Besuches waren eineErweiterung und Intensivierung bestehenderKooperationskontakte bezüglich des Studen-ten- und Dozentenaustausches sowie mögli-cher gemeinsamer Projekte in Lehre und For-schung.

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Studis 21[UNIon]

Auf einen Impuls der Jugendinitiative STEP 21hin ist in Kooperation mit der Europa-Univer-sität, der „Märkischen Oderzeitung” und der„Gazeta Wyborcza” ein einmaliges Projektentstanden: Der von Jugendlichen gestalteteReiseführer „Best of Viadrina” beschreibt diedeutsch-polnische Grenzregion rings um dieSchwesterstädte an der Oder, Frankfurt undSłubice, aus einer ganz neuen Perspektive. Zielist es, den interkulturellen Austausch vorallem zwischen jungen Menschen in Deutsch-land und Polen zu fördern.Auf 122 Seiten und mit zahlreichen Farbfotosmacht „Best of Viadrina“ Lust, eine Region zuentdecken, die für viele – und vor allem fürviele junge Leute – heute noch ein weißerFleck auf der Landkarte ist. Beim Durchblätterndes attraktiv gestalteten Buches entpuppt sichdie grenzüberschreitende Region Viadrina hin-gegen als eine Gegend von großer Attraktivität– gerade auch für Jugendliche. Das Konzeptdes Reiseführers ist bewährt: Bereits für dieStädte Berlin, Hamburg und Bremen gibt eseinen „STEP 21 – Best of“-Reiseführer. Erst-malig liegt aber ein Guide aus dieser Reihe vor,der eine Grenzregion zum Inhalt hat. Ausgangspunkt für das Buch war der von STEP21 und der „Märkischen Oderzeitung“ imMärz 2002 ausgeschriebene Wettbewerb fürdeutsche und polnische Jugendliche mit demAufruf, ihre Lieblingsorte in der GrenzregionViadrina zu beschreiben. Rund 150 Jugendli-che haben daraufhin zur Feder gegriffen undmitgemacht. Unter den zahlreichen Einsendun-gen wurden von einer Jury die besten Beiträgeausgewählt und in dem nun vorliegenden Rei-seführer publiziert. 12 deutsche und 18 polni-sche Jugendliche schildern darin anschaulichihre Lieblingsorte, z. B. Jugendzentren, kultu-rell spannende und zugleich tolerante undweltoffene Treffpunkte, aber auch Landschaf-ten rings um Frankfurt und Słubice. Die Beschreibungen – allesamt in deutscher

und polnischer Sprache verfasst – machendeutlich, dass wir es hier keinesfalls mit einemverschlafenen Landstrich zu tun haben, son-dern mit einer lebendigen, quirligen Regionmitten in Europa. Dem Anliegen der Initiatorenentsprechend werden in dem Führer vor allemsolche Orte aufgeführt, in denen ein von Tole-ranz und Verständigung geprägtes Miteinan-der zwischen Jugendlichen aus Deutschlandund Polen bereits aktiv gelebt wird. Ein aus-führlicher Adressteil mit praktischen Hinweisenzu Unterkünften, kulturellen Angeboten undvielem mehr runden das Angebot ab.„Bei Best of Viadrina geht es um mehr als nurattraktive Freizeitmöglichkeiten und interes-sante Landschaften. Unterschiede in Menta-lität, Kultur und Alltagsgewohnheiten berei-chern unser Leben, wenn sie mit Offenheitund gegenseitigem Respekt verbunden sind. Inder Euroregion Viadrina wird dies täglich vor-gelebt“, erklärt Sonja Lahnstein, geschäfts-führende Gesellschafterin von STEP 21. Prominente Fürsprecher haben zur Unterstüt-zung des Projekts entscheidend beigetragen.Zu ihnen zählen Prof. Dr. Gesine Schwan, diePräsidentin der Europa-Universität Viadrina inFrankfurt (Oder), Dr. Krzysztof Wojciechowski,Direktor des Collegium Polonicum in Słubice,sowie der Boxer Axel Schulz, der ehemaligeWeltmeister im Sumo-Ringen, Jörg Brümmer,und der Kabarettist und Schauspieler SteffenMöller. Das Projekt wurde durch die ZEIT-Stif-tung ermöglicht. „Best of Viadrina“ wurdemaßgeblich von der verstorbenen PublizistinMarion Gräfin Dönhoff unterstützt.

„Best of Viadrina in 21 STEPS“ISBN: 3-00-011266-9

Schutzgebühr: 5 Euro (in Deutschland)

Infos bei STEP 21:040 / 37859618

E-Mail: [email protected]

„Best of Viadrina” präsentiert Studieren ohneAbitur?

Katja macht`sIn der Regelbraucht man, umein Studium an derViadrina oder auchjeder anderendeutschen Univer-sität aufzuneh-men, die Hoch-schulreife (Abitur).Doch es gehtunter bestimmtenVoraussetzungen auch ohne, wie im Fallvon Kulturwissenschaftsstudentin KatjaDittmer. Die waschechte Frankfurterin hatArzthelferin gelernt und anschließend zehnJahre lang in einer Frankfurter Praxis gear-beitet – dann packte sie der Wunsch, nochmal etwas Neues zu beginnen, etwaswomit sie ihre Interessen, Medizin- undStadtgeschichte, verbinden kann. Kurzent-schlossen ging sie zur Studienberatung ander Viadrina: „Dort erfuhr ich, dass dasStudium ohne Abitur möglich ist, wennman mindestens 23 Jahre alt ist und einemündliche Aufnahmeprüfung besteht. Wirvereinbarten einen Termin für das Aufnah-megespräch, in dem ich dann in den Sach-gebieten Geschichte, Sozialwissenschaftenund Literatur von den jeweiligen Lehr-stuhlinhabern auf Herz und Nieren geprüftwurde“. Nach bestandener Prüfungkonnte sie das Studium an der Viadrinabeginnen. Mittlerweile ist die 28-Jährigeim 7. Semester und belegt Seminare imSchwerpunkt „Identität und Fremdheit“,vor allem bei Prof. Knefelkamp im regio-nalgeschichtlichen Bereich und Prof. And-ree, Honorarprofessor für Wissenschafts-und Medizingeschichte an der Kulturwis-senschaftlichen Fakultät. Sie hat darüberhinaus schon an mehreren Uniprojektenmitgearbeitet, wovon hier nur einigeErwähnung finden sollen: die Mitarbeit aneiner Jubiläumsbroschüre für das KlinikumMarkendorf im von Prof. Knefelkampgeleiteten „Klinikumprojekt“; hier befragteKatja Zeitzeugen und leistete Archivarbeit,wobei ihr hierbei ihre berufliche Vorbil-dung nützlich war. Des Weiteren arbeitetesie mit am „historischen Stadtführer“. ImRahmen eines weiteren Projekts „Spazier-gangsforschung“, in dem Studentengeführte Spaziergänge durch Frankfurtund Słubice anbieten, führt Katja interes-sierte Einheimische und andere Besucherdurch das Frankfurter Viertel.Da ihr Lebenspartner seit einiger Zeit inBremen arbeitet, pendelt Katja einmalwöchentlich zwischen den beiden Städten.Am Wochenende arbeitet die Kuwi-Stu-dentin als Hauskrankenpflegerin in Bremenund finanziert so ihr Studium, das sie baldmit der Diplomarbeit beenden will. J. S.

Initiatoren, Autoren und Journalisten im Gespräch – Pressekonferenz von STEP 21 mit Sonja Lahn-stein (vorn im Podium 2.v.r.), daneben Gesine Schwan und Krzysztof Wojciechowski (v.r.n.l.).

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[UNIon] Aktion22

Hörsäle randvoll am „Tag der offenen Tür“

Nachdem Uni-Präsidentin Gesine Schwan die Studieninteressier-ten, die den Hörsaal komplett füllten, begrüßt hatte, gab esInformationen zu den Studiengängen der drei Fakultäten. ÜberAnforderungen und Ablauf eines Studiums informierten (Fotosoben v.l.n.r.): Prof. Dr. Wolff Heintschel von Heinegg zur Rechts-wissenschaft, Prof. Dr. Andrea Gröppel-Klein zu den Wirtschafts-wissenschaften und Prof. Dr. Karl Schlögel zu den Kulturwissen-schaften. Allgemeine Informationen zum Studienort, zu denBewerbungsmodalitäten, zum Numerus Clausus, zum Nachrück-verfahren gaben (Fotos unten v.l.n.r.): Beatrix Eckert, Leiterin desImmatrikulations- und Prüfungsamtes, Dezernent NorbertMorach und Studienberaterin Kerstin Richter. „Bachelor, Masteroder doch Diplom?” – die Referenten lieferten Entscheidungshil-fen. Barbara Texter vom Career-Center gab abschließend Infor-mationen zum Berufseinstieg nach dem Studium, was ja für dieWahl des Studiengangs durchaus relevant ist. A. BAUER

Prof. Dr. Sigurd Littbarski, Prof. Dr. Dariusz Aleksandrowicz, Dr.Carmen Thiele, Frank Poser, Prof. Dr. Karl Schlögel (v.l.n.r.).

Dr. Philipp Ther, Prof. Dr. Jan C. Joerden, Jörg Jacobs, PeterBesselmann und Prof. Dr. Heinz Dieter Kittsteiner (v.l.n.r.).

Barbara Texter, Frank Wehlmann, Dr. John Lambert, Dariusz La-pinski und Dr. Karsten Weber (v.l.n.r.). Ohne Foto J. Binnema.

Kurzvorträge

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Interessierte Zuhörer in den stets vollen Hörsälen und viele Fragen an den Ständen desgroßen Info-Marktes, der in diesem Jahr erstmalig im Foyer des Hörsaal-Mensa-Ge-bäudes am Europaplatz 1 stattfand und von früh bis spät äußerst rege besucht war.Auch das Studentenwerk und viele studentische Initiativen präsentierten sich dort.

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Aktion 23[UNIon]

„siebenart” präsentierte buntes Sommerfest

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Innovationspreis durch OB übergeben

Bei der Eröffnung des Sommerfestes übergab Frankfurts Oberbürgermeister Martin Patzelt (r.)gemeinsam mit Präsidentin Gesine Schwan (Mitte) den diesjährigen Innovationspreis für hervorra-gende wissenschaftliche Arbeiten von Studierenden. Erste Preisträgerin des mit 1 500 EURO dotier-ten Preises ist Andrea Blaneck (2.v.l.), die ihre Diplomarbeit an der Kulturwissenschaftlichen Fakultätzum Thema „Netzwerke und Kooperationen an der deutsch-polnischen Grenze. Untersuchungenzum wirtschaftlichen Milieu in grenznahen Gebieten am Beispiel von IuK-Unternehmen und regio-nalen Wirtschaftsfördereinrichtungen” schrieb. Der zweite Preis geht mit 500 EURO an KrzysztofKolanowski (l.) für seine Diplomarbeit an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät zum Thema„Wartezeitanalyse bei der Abfertigung am Grenzübergang Kukuryki-Koslowitschi (Polen-Belarus)”.Eine Anerkennung mit je 250 EURO erhalten Katrin Liebau und Georg Würffel für ihre Seminarar-beit zum Thema „Euroregion in Frankfurt (Oder)/Slubice ?”. A. BAUER

Das große Uni-Sommerfest als Geburtstagsgeschenk der Viadrina an die StadtFrankfurt (Oder) zu ihrem 750. Geburtstag organisierte die studentische Projekt-gruppe „siebenart”. Sie überreichte Oberbürgermeister Martin Patzelt eine Riesen-Geburtstagstorte (oben) , die er gemeinsam mit Präsidentin Gesine Schwan gleichan die Gäste verteilte. Der Renner des Abends waren wieder die Kuwi-Stars (rechts).

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[UNIon] Studis24

FORTSETZUNG VON SEITE 2„Gemeinsam in die EU”

Hans-Jürgen Hohnen vom Ministerium desInneren vertrat die AG Innere Sicherheit undJustiz. Er berichtete über die geplante Einrich-tung einer deutsch-polnischen Verbindungs-stelle bei der Polizei. Geplant sind Führungs-und Einsatzmittel mit Hilfe von Digitalfunk undgrenzüberschreitende Zeugenvernehmung mitVideokonferenz. Grenzüberschreitende Semi-nare und Schulungen sollen auch in diesemBereich weiter stattfinden. Besonders wichtigfür eine sinnvolle Verständigung sei, dieSprachkenntnisse zu verbessern.In der AG Medien hob Manfred Füger, stell-vertretender Regierungssprecher der Staats-kanzlei des Landes Brandenburg, einige bereitsgut laufende Kooperationsbeispiele hervor:Seit über zehn Jahren arbeitet der OstdeutscheRundfunk Brandenburg mit Radio Zachodzusammen, die Sendung „Kowalski trifftSchmidt“ ist eine deutsch-polnische Gemein-schaftsproduktion, der deutsch-polnischeJournalistenklub „Unter Stereotypen/Pod Ste-reotypami“ vergibt seit 1997 einen gemeinsa-men Journalistenpreis, es existiert ein gemein-samer Internetauftritt, usw. Deutsche undpolnische Journalisten in der Grenzregion tau-schen sich auf regelmäßigen Treffen aus undberichten häufig über Veranstaltungen und

Ereignisse der jeweiligen Nachbarregion.Auf der abschließenden Podiumsdiskussionwurde unter der Moderation der JournalistinMarzenna Guz-Vetter über Perspektiven fürdie Entwicklung der Grenzregion vor dem Hin-tergrund des Beitritts Polens zur EuropäischenUnion debattiert. Prof. Zygmunt Meyer, Mar-schall der Wojewodschaft Westpommern,sieht, wie auch sein Amtskollege, der Mar-schall der Wojewodschaft Lubuskie, AndrzejBochenski, „kaum eine Gefahr“ der Überflu-tung der deutsch-polnischen Grenzregiondurch Arbeitskräfte nach dem Beitritt Polens.„Vor allem junge, gut ausgebildete Leute ausPolen reisen schon jetzt durch ganz Europa,und sie werden in der Zukunft auch nicht ander Grenze `hängen bleiben`“, äußerte sich derVertreter der Grenzregion Pomerania optimi-stisch. Der polnische Staat müsse diesen Leu-ten die Bedingungen bieten, dass sie in ihremStaat arbeiten wollen, statt massenhaft derArbeit im Ausland nachzureisen, fordert er.Immer wieder tauchte auf der Tagung diebesorgte Frage auf, was denn nach dem Bei-tritt mit den speziellen Geldern aus Struktur-fonds für Euroregionen (Interreg und CBC-Phare) passieren würde, denn diese entfallen javermutlich ab der nächsten Förderphase, weilPolen dann schon EU-Mitglied ist. So wollteder Geschäftsführer der Euroregion „ProEuropa Viadrina“, Rüdiger Rietzel, zum Bei-

spiel wissen, was mit den mit Hilfe von Inter-reg-Mitteln realisierten deutsch-polnischenJugendprojekten passiert – im vergangenenJahr förderte die EU über 100 dieser Projekte.Ebenso sieht man die mit EU-Strukturfondsför-dermitteln finanzierten Twinning-Projekte inGefahr. Barbara Richstein, ebenfalls imPodium, versicherte, dass diese durch denWegfall nicht beendet seien; die Gelder wür-den nur anders verwaltet werden. Vor allemwerden die bereits mit Erfolg laufendendeutsch-polnischen Schulungen fortgesetzt,wie auch die binationalen Treffen im Rahmender Twinning-Projekte – waren sich die Anwe-senden, von denen viele selbst Teilnehmereiner solchen Partnerschaft sind, einig. Mehr-fach war die Forderung zu hören, die EU-Gel-der zielstrebiger und zielgerichtet zu verwen-den.Ministerin Richstein betonte abschließendnoch einmal die Wichtigkeit von Eigeninitiativeund Engagement: „Politiker können immer nurRahmenbedingungen schaffen und Hilfestel-lung leisten. Die Entscheidung zur Kooperationvon Organisationen und Unternehmen kön-nen wir nicht abnehmen, den Schritt wagenmuss jeder selbst.” Ganz wichtig sei auch, dassdie Kooperationswilligen ihre Forderungen andie Politiker herantragen. Dazu seien z. B.Tagungen wie diese ausgezeichnet geeignet.

JANA SCHWEDLER

Nicht nur um ein Bio-Essen in der Mensa hatsich die grüne Hochschulgruppe in diesemSemester bemüht, sondern auch um den Ein-zug des fairen Handels in den Cafeterien.Gemeinsam mit dem Verein „Puerto Alegree.V.", der den Frankfurter Weltladen im Mika-do betreibt, veranstaltete sie vom 2. bis 5. Junieine FAIR-TRADE-AKTIONSWOCHE an derUniversität. An einem Info- und Verkaufsstandwurde bei einer Tasse fair gehandelten KaffeesInformation und Aufklärung angeboten, sowieProdukte wie z. B. Schokoladenriegel undgetrocknete Früchte verkostet und verkauft.Auch in den Cafeterien des Hauptgebäudesund des Hörsaal-Mensa-Komplexes wurden indieser Woche fair gehandelte Produkte in dasSortiment aufgenommen. Katharina Krüth, diefür die grüne Hochschulgruppe im Studieren-denparlament sitzt, erklärt den Hintergrund derAktionswoche folgendermaßen: „Wir glauben,dass gerade an einer Universität über Weltpoli-tik, Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklungnicht nur diskutiert werden sollte, sondern dassman sie auch praktiziert. Fair gehandelte Pro-dukte einzuführen bzw. sie zu kaufen ist einWeg dorthin."Als die Vizepräsidentin Janine Nuyken, die dieAktionswoche unterstützte, den Stand besuch-te, bekam sie von Christina Katzer, Bildungsre-ferentin im Frankfurter Weltladen, einen Schalder Erlass-Jahr-Kampagne geschenkt. DieKampagne setzt sich seit Jahren für die Ent-schuldung von so genannten Entwicklungslän-dern ein, da die Schulden und deren Verzin-

sung eine wirkliche Entwicklung verhindern. Inden gemeinsamen Auswertungsgesprächennach der Aktionswoche zeigte sich das Studen-tenwerk offen und kooperativ. Es entschied,fair gehandelten Kaffee in den Cafeterien desHauptgebäudes und des Hörsaal-Mensa-Gebäudes bis zum Ende der Vorlesungszeit zutesten sowie einige fair gehandelte Produkte(Schokoladenriegel und getrocknete Früchte)ab Oktober zunächst für ein Semester ins Sorti-ment aufzunehmen. Eine Entscheidung über

das Angebot von fair gehandeltem Kaffee abOktober steht noch aus.„Wir sind außerordentlich zufrieden mit demVerlauf der Aktionswoche und der Kooperati-onsbereitschaft des Studentenwerkes", so Ka-tharina Krüth. „Wir hoffen jetzt sehr, dass inunserer Uni der Gedanke des fairen Handels sei-nen ständigen Platz findet. Das geht jedoch nurmit den Angehörigen dieser Uni, die hoffentlichoft zu diesen Produkten, die im Übrigen ja auchsehr lecker sind, greifen.” ALENA KARASCHINSKI

Grüne Studis bieten fairen Handel in den Cafeterien

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Andrang an den Ständen des Weltladens im Foyer des Hörsaalgebäudes.

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Kultur 25[UNIon]

Gut 5000 Besucher kamen am Wochenendedes 17./18. Mai auf den Ziegenwerder undbestaunten die von Studenten organisierteVerwandlung namens „fabula rasa”. Den Auftakt der Veranstaltung bildete dieEröffnung der Nordbrücke mit Trapezshow inschwindelnder Höhe und musikalischen Klän-gen des Musiktrios Wallahalla-Orchester.Danach verzauberten zahlreiche Künstler dieInsel mit ihrem bizarren Auftritt. Eine spekta-kuläre Bühnenshow mit einer bunten Mischungaus Witz, Kunst und Literatur bot einen schö-nen Abschluss des ersten Tages. Am Sonntagkonnte man dann den Tag in Ruhe beim Jazz-Brunchen mit Lesung unter freiem Himmelbeginnen und beim anschließenden Spazier-gang über die Insel allerhand entdecken. Denkrönenden Abschluss fand „fabula rasa” ineinem Ska-Konzert der Band Regatta 69 ausNorth Carolina, die trotz heftigen Regens zahl-reiche Tanzfrohe anlockte. Wir möchten uns ganz herzlich bei unserenSponsoren für die Unterstützung des Spektakelsbedanken. Die Studenten der Europa-Univer-sität Viadrina freuten sich sehr über die Hilfsbe-reitschaft der Frankfurter Unternehmen und derUniversität. KATHLEEN VOIGT

Eine Ausstellung „via fenestra“ wurde am 19.Juni 2003 in der St.-Marien-Kirche Frankfurt(Oder) eröffnet. Die Exposition war ein Bei-trag der Europa-Universität zu den Feierlich-keiten des 750-jährigen Bestehens der Stadtund wurde im Rahmen der landesweitenKampagne „Kulturland Brandenburg – Europa2003” gezeigt. Das Projekt wurde in engerKooperation der Viadrina-Wissenschaftlerund -Studenten mit dem Kulturbüro der StadtFrankfurt (Oder) realisiert.

Die Rückführung der mittelalterlichen Bleifens-ter der St.-Marien-Kirche aus Russland AnfangJuli 2002 an ihren ursprünglichen Ort in Frank-furt (Oder) ist zu einem Ereignis von nationalerund internationaler Bedeutung geworden. „ImVorfeld der vollständigen Restaurierung derBleifenster, die mindestens noch zwei Jahre inAnspruch nimmt, wird via Rauminstallation,Plastik, Projektion, Digitalfotografie, Raumani-mation, Video und Videoskulptur in der Aus-stellung das Fenster als architektonischesObjekt und vor allem als Kommunikationsme-dium thematisiert”, erläutert Dr. Jacek Barskivon der Viadrina, der das Projekt leitet.

„Gibt es eine universelle Fenstersymbolik?Gibt es sie in der künstlerischen Reflexion derGegenwart? Welche Strukturen werden hiervon Künstlern benutzt? Welche Begründun-gen werden angeführt? Welche visuellen Wel-ten werden hier angesprochen? Gibt es eineÄsthetik der Öffnung in den zeitgenössischenkünstlerischen Positionen? Gibt es eine Verbin-

dung zwischen der Motivation der mittelalter-lichen und den heutigen Inspirationen? – Im

Kontext dieser Fragen sind sechs internationaleKünstlerinnen und Künstler, Juliane Duda (Ber-lin), Susan Hefuna (Deutschland / Ägypten),Danuta Karsten (Polen / Deutschland), KarinVeldhues / Gottfried Schumacher (Deutsch-land) und Claude Wall (Stuttgart / Berlin /Mailand) gebeten worden, sich zu diesen The-men in den eigens für dieses Projekt ent-wickelten Produktionen zu äußern”, so Barskiweiter. Barski, wissenschaftlicher Mitarbeiterder Europa-Universität Viadrina, hielt im lau-fenden Sommersemester ein die Ausstellungbegleitendes gleichnamiges Kulturmanage-mentseminar mit über 40 Teilnehmern. DieStudentinnen und Studenten, das internatio-nale via-fenestra-Team, waren an allen organi-satorischen und inhaltlichen Aufgaben unmit-telbar beteiligt. Die Vertreterin des Teams,Alicja Stasiak, begrüßte die Gäste zur Eröff-nung und dankte für diese Gelegenheit, Kul-turmanagement zu praktizieren. Das seiwesentlich für ein erfolgreiches Studium.

Nach der Vernissage lud der StudentenvereinTranskultura e. V. im Rahmen der Veranstal-tung „Sichtvermerke“ zu Kurzfilmvorführun-gen und Party in die Fußgängerzone derGroßen Scharrnstraße ein.Der Katalog zur Ausstellung mit zahlreichenaktuellen Fotos der Installationen und Textenwurde Ende Juli präsentiert. Die über 200 Sei-ten starke Publikation konnte mit freundlicherUnterstützung der Ostdeutschen Sparkas-senstiftung im Land Brandenburg und derSparkasse Oder-Spree gedruckt werden. B.

„fabula rasa” verzauberte Insel Ziegenwerder

Kulturmanagement praktisch: „via fenestra”

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Ausstellungseröffnung. Alicja Stasiak begrüßtedie Gäste.

Prof. Dr. Harald Weydt (Mitte, mit Basecap) mit seiner Stu-dentengruppe auf der verzauberten Oderinsel mit ihren Fa-belwesen.

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[UNIon] Publikationen26

Ein Mitte Juli im Rahmen des gemeinsamenStadtjubiläums erschienenes Buch „Słubice –Geschichte – Topographie – Entwicklung“erweitert und ergänzt den in diesem Jahrerschienenen Band der DenkmaltopographieFrankfurt (Oder). Es widmet sich einem Ort,dessen Entwicklung sich zwar stets im Wind-schatten der größeren und großen Politik voll-zog, diese aber gleichwohl in vielen Aspektenspiegelt. Słubice, die ehemalige Dammvor-stadt von Frankfurt (Oder), ist – wie vieleStädte entlang von Oder und Neiße – ein Ortmit deutscher Vergangenheit und polnischerGegenwart. Das Schicksalsjahr 1945 stehtauch hier als Wendepunkt für ein „vorher“und „nachher“, von dem eine Stadtbiogra-phie auszugehen hat. Damit sind aber nichtgleichzeitig starre Blickpunkte beschrieben.Vielmehr versteht sich der Band als ein Ange-bot an die heutigen und ehemaligen Bewoh-ner dieser Stadt und an ihre zahlreichen Besu-cher, über materiell existierende Strukturenund immateriell fixierte Erinnerungen undWahrnehmungen in einen Dialog zu treten,der Annäherung und Aneignung fördernkann. Die Europa-Universität und der Studien-

gang „European Cultural Heritage“ sehen indiesem Prozess eine nachhaltige Aufgabe desuniversitären Engagements für die Region.Wie die Mutterstadt blickt auch Słubice alsehemalige Dammvorstadt Frankfurts seit sei-ner ersten Erwähnung auf eine 750-jährige,facettenreiche Geschichte zurück, die auf viel-fältige Art mit der alten Odermetropole undder Region des Oderraumes verbunden ist.Die vorgestellte „Topographie Słubice“ fokus-siert nun erstmals den Blick auf die ehemaligeDammvorstadt selbst. Sie sucht vorhandeneStrukturen topographisch zu erfassen und imBlick auf die historische Stadtentwicklung bei-spielhaft zu analysieren. Damit soll eine Stadt-geschichte besonderer Art entstehen, die diebegrenzte nationale Kontinuität am Ortreflektiert und in einen binationalen Dialogüber Vergangenheit und Zukunft überführt.Die Recherche erstreckt sich auf das SłubicerStadtgebiet und auf die heute noch zumStadtkreis gehörenden ehemaligen Kämmerei-dörfer Frankfurts Drzecin [Trettin], Kunice[Kunitz], Kunowice [Kunersdorf], Lisów [Leis-sow], Nowe Biskupice [Neu-Bischofsee],Nowy Lubusz [Neulebus], Pladwidlo [Tirpitz],

Rybocice [Reipzig], Rosiejewo [Pulverkrug],Stare Biskupice [Alt-Bischofsee] und Swiecko[Schwetig] sowie die Ortschaft Golice[Gohlitz). Erstmals werden in einem Band ein großer Teilder verfügbaren historischen Fotos der Stadtund der Dörfer neben vergleichende Neuauf-nahmen gestellt. Eine gründliche Archivre-cherche ergänzt wichtige und bisher unpubli-zierte Details der Stadtgeschichte. Ein Karten-anhang und ein ausführl icher Literatur-überblick runden den Beitrag ab.

Die „Topographie Słubice” wird durch Mitar-beiter des Studiengangs „European CulturalHeritage“ am Collegium Polonicum bearbei-tet. Dabei wirkten mit: Sebastian Preiss, UtaHengelhaupt, Sylwia Groblica, Almut Willeund Dominik Oramus. Die fotografischenNeuaufnahmen stammen von Jürgen Müller,die Altaufnahmen aus dem Fotoarchiv desStadtarchivs Frankfurt (Oder) und aus den pri-vaten Fotoarchiven Reiß und Spuida. Es istüber den Buchhandel zum Preis von 25 Euroerhältlich.

U. HENGELHAUPT

Gleich zwei Publikationen zur FrankfurterStadtgeschichte sind im Festjahr 2003 unterBeteiligung des Lehrstuhls für MittelalterlicheGeschichte, Prof. Dr. Dr. Ulrich Knefelkamp,erschienen: „Frankfurt an der Oder 1253 - 2003“ ist alsGeburtstagsgeschenk für die Stadt Frankfurtpünktlich zu den Hansetagen im Mai erschie-nen. Beginnend mit einem Kapitel über die vor-städtische Siedlungszeit geben Historiker, Kul-turwissenschaftler und Soziologen in chronolo-gisch geordneten Beiträgen einen Überblicküber die 750-jährige Stadtgeschichte bis zumJahr 2003. Bisher hatte es noch keine vollstän-dige und in sich geschlossene Abhandlung dergeschichtlichen Entwicklung gegeben. NeueAspekte liefern auch einige Betrachtungen zu„Polen in Frankfurt (Oder) zur Zeit der DDR“oder der Beitrag über Frankfurt zur Zeit desNationalsozialismus, der mit Hilfe der Pres-seauswertung der zeitgenössischen „Frankfur-ter Oderzeitung“ entstand. „Die Chronik isteine gute Ergänzung zu dem, was wir bereitsan Stadtgeschichtlichem haben“, erläutert Mit-herausgeber Dr. Siegfried Griesa, Viadrina-Museumsdirektor a. D. Das Buch ist populär-wissenschaftlich geschrieben und richtet sichvor allem an das Laienpublikum und an dieFrankfurter Bürger sowie aufgrund der enthal-tenen neuen Forschungsergebnisse auch anFachleute. Ein zweiter Band soll im Oktober alsBegleitkatalog der Ausstellung zur Stadtge-schichte im Museum Viadrina erscheinen. Die Publikation ist für 15,00 Euro in denFrankfurter Buchhandlungen oder beim Ver-

lag für Wissenschaft und Forschung Berlin(ISBN: 3-89700-367-8) erhältlich.„Frankfurt Oder Słubice” ist ein Stadtführer,der in sieben Spaziergängen der Geschichtevon Frankfurt (Oder) und der ehemaligenDammvorstadt Słubice nachspürt. Entstandenist er an der Viadrina in einem studentischenProjekt des Lehrstuhls von Prof. Knefelkamp.Die Spaziergänge führen zunächst durchs Zen-trum, dann durch die Gubener und die Lebuser

Vorstadt. Ein Student führt die Leser in dieSchwesterstadt Słubice, im nächsten Kapitelwird Altberesinchen besucht. Der vorletzteSpaziergang geht in die Frankfurter Nuhnen-vorstadt. Mit einem Spaziergang entlang derGrenze endet dieser anschauliche und benut-zerfreundliche Stadtführer, der für 9,00 Euroin den Buchhandlungen und touristischen Ein-richtungen der Stadt gekauft werden kann(ISBN: 3-931278-06-9). J. SCHWEDLER

Rückblick: Słubice – die ehemalige Dammvorstadt

Viadrina-Publikationen zur Stadtgeschichte

Historischer Überblick und Stadtführer erschienen

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Dr. Siegfried Griesa, Verlagschef Torsten Hübler und Prof. Dr. Dr. Ulrich Knefelkamp präsentiertenpünktlich vor den Jubiläumsfeierlichkeiten das Buch zur Stadtgeschichte.

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Geschichte 27[UNIon]

Vom Karthäuserkloster (I) – hochberühmt durch seine Insassen

Wo sich das Frankfurter Stadion befindet,war einst das 1396 von den Bürgern derStadt gestiftete Karthäuserkloster. Über die-ses Kloster schrieb Professor Axungia, derFestredner bei der Eröffnung der Universität1506: „Von da (dem kleinen St.-Gertraud-Kirchlein) zur Linken etwa 300 Schritt weitliegt das Kloster der Karthäuser, hoch-berühmt durch seine Insassen. Nicht alleindie demütige Frömmigkeit der Mönche ziertes, auch die liebliche Lage gibt ihm ein soheiteres Gesicht, denn neben dem Kloster-gebäude bereiten sich Gärten mit frischemGrün, liegen tiefe Weinkeller und die fisch-reichen Lanken der Oder. Die Mönchezeichnen sich durch ihren untadelhaftenWandel, durch Keuschheit und durch Rein-heit aus.“ Die elf in Einzelzellen im Klosterlebenden, zur Einsamkeit und dem Still-schweigen verpflichteten Mönche be-schränkten ihr Sprechen auf einige Stundenin der Woche, sie verzichteten auf den Ge-nuss von Fleisch. Inmitten der ummauertenKlosteranlage befanden sich Gärten, in de-nen die Mönche arbeiteten. Anfänglich durf-ten Mönche nur Spaziergänge im Kloster-garten machen, später auch die Weinbergebesuchen, vorausgesetzt, dass keine Frauendarin waren.

Das Kloster besaß drei Weinberge. Der klei-ne Weinberg, den das Kloster 1412 von Ni-colaus Damen und dessen Ehefrau Elisabetherhielt, befand sich nahe dem Kloster. Dergroße Weinberg, 1446 von Gabriel Feist für500 Rheinische Gulden angekauft, lag amStadtgraben (westlich der heutigen HalbenStadt). Der dritte Weinberg befand sich beiBrieskow. Die Mönche widmeten sich mitbesonderer Sorgfalt ihren Weinbergen. Siebeschäftigten einen Weinmeister, die Be-wohner von Brieskow und Unterlindowmussten die Reben schneiden, dreimal jähr-lich die Weinberge hacken und bei derWeinlese helfen. Die Weinkelterei in den tie-fen geräumigen Weinkellern dürfte einer derbedeutendsten Wirtschaftszweige der Mön-che gewesen sein. Schon bald nach der Stif-tung des Klosters betrieben die Karthäuseroderabwärts einen umfangreichen Weinhan-del. Sie unterhielten auch eine Branntwein-brennerei, für deren großen Umfang sie je-doch bei der Klostervisitation 1534 gerügtwurden, sowie eine Bierbrauerei. Das reicheKloster besaß mit Madlitz, Döbberin, Nie-derjesar, Arensdorf, Unterlindow und denHeidedörfern Jacobsdorf, Briesen undBrieskow (damals Wrietzig genannt) sowieder Großen Heide umfangreichen Besitz inder Umgebung. Als im Juni 1534 das Klostervisitiert wurde, begann sich die Situation ander Universität zu verändern. 1531 war Konrad Wimpina, der langjährige

Dekan der theologischen Fakultät und Grün-dungsrektor der Universität, verstorben, dernoch auf dem Augsburger Reichstag 1530einer der Hauptgegner Martin Luthers ge-wesen war. Infolge Wimpinas Haltung zo-gen die Studenten statt Frankfurt die Uni-versität in Wittenberg, Hochburg desProtestantismus, vor. Nach seinem Tod be-kamen in Frankfurt die Befürworter der neu-en Lehre Auftrieb. Die Stimmung drängte zuLuther, und auch Kurfürst Joachim II., 1535auf den Thron gelangt, plante seine Univer-sität entsprechend umzugestalten. KurfürstJoachim erbat dafür den Rat von LuthersVertrautem Philipp Melanchthon. Luthers„Fachmann … für Schul- und Hochschulre-form“ (Mühlpfordt) schickte 1538 GeorgSabinus nach Frankfurt. Der mit Melanch-thons Tochter Anna verheiratete ProfessorSabinus sollte 1539 als Rektor die Erneue-rung der Viadrina durchführen. Die Umge-staltung und vor allem Gewinnung neuerLehrkräfte bedurfte erheblicher Mittel, dieder Kurfürst – mit Einverständnis der katholi-schen Kirche – über das reiche FrankfurterKarthäuserkloster erlangen wollte. Peter Golitz, der Prior des Klosters, jedochwidersetzte sich und verklagte gar den Kur-fürsten beim Reichskammergericht. Daraufsetzte der Kurfürst den Prior fest und ließihn erst nach einer Einigung, dem so ge-nannten Spandauer Vertrag von 1538, wie-der frei. Nach dem Vertrag verblieben denMönchen nur noch das Kloster mit den Gär-ten, der kleine Frankfurter Weinberg, dieDörfer Brieskow und Lindow sowie derfischreiche Brieskower See. Die anderen Be-sitzungen und Gerechtsame des Klostersgingen, wahrscheinlich spätestens im Juni1539, schon an die Universität.

Nach dem 1. November 1539, der Ein-führung der Reformation in der Mark Bran-denburg, konnte der Kurfürst ungehindert

über die Besitzungen des Klosters verfügenund überwies mit der Urkunde vom 3. April1540 alle Güter des Karthäuserklosters derUniversität. Die Universität erhielt das Klos-ter, die kostbare Klosterbibliothek, alle Dör-fer mit ihren Abgaben und Diensten, dieMühlenrechte, die Weinberge, übernahmausstehende Schulden u.v.a.m. Fortan solltesich die Universität von diesen Gütern, wozunoch 1551 die Güter des Stendaler Dom-stifts mit acht Dörfern kamen, selbst unter-halten. Während die Dörfer von Anfang anwichtig waren, scheint die Klosteranlageselbst zuerst nur von geringerer Bedeutungfür die Universität gewesen zu sein. Die ver-bleibenden Mönche hatten im Kloster le-benslanges Wohnrecht, sie durften jedochkeine Novizen aufnehmen.

Nach dem Tod des letzten Mönches GeorgPreuß im Frühjahr 1568 verfielen allmählichdie Gebäude. Bald darauf ließ der Theolo-gieprofessor und spätere General-Superin-tendent der Mark, Andreas Musculus, derhinter dem Kloster eine Pfeffermühle, in derNähe einen Weinberg und auf dem Wegenach Tzschetzschnow (Güldendorf) ein Win-zerhaus besaß – mit Genehmigung der Uni-versität – mehrere Tausend Steine von demKloster verkaufen und andere Steine zumBau seiner Häuser verwenden. Dazu heißtes, dass er „beim Niederreißen der Mauern… beinahe durch eine niederstürzendeWand erschlagen worden“ wäre.Noch zur Zeit des beginnenden 30-jährigenKrieges scheint aus dem Karthaus vor allemdas Obst für die Herren Professoren gekom-men zu sein. Nach dem Rechnungsbuch von1621 erhielt jeder im August zweimal einenTragkorb „von langstielig und anderenfrühen Obstbehren“, Ende September wur-den Winteräpfel, Birnen jeder Gattung unterdie Herren verteilt. Spillinge u. Haselnüssewurden in jenem Jahr nicht geerntet. Dasgeerntete Schilfrohr wurde zum Decken desneuen Gebäudes auf das Vorwerk Ja-cobsdorf gebracht und der geerntete Hop-fen verkauft. Während die Geldeinnahmenaus dem Karthaus in jenem Jahr ganze 6 Tl.12 Sg. ausmachten, betrugen die Einnahmenaus den Weinbergen fast 338 Taler. In die-ser Zeit war die sich im Karthaus befindlicheBrauerei so in Verfall geraten, dass sie selbstnicht mehr die Universitätsdörfer mit eige-nem Bier beliefern konnte und die Bewohnervon Jacobsdorf, Briesen, Arensdorf,Brieskow und Unterlindow sich mit Fürsten-walder Bier versorgten. Vergeblich suchtman – anders als beim Verkauf des geernte-ten Rotweins – im Rechnungsbuch eine Ein-nahme aus dem Verkauf von Bier. Doch essollte noch schlimmer kommen. Als zehnJahre später, 1631, der schwedische KönigGustav II. Adolf die Stadt belagerte und ein-nahm, wurde das Kloster niedergebrannt.

FORTSETZUNG FOLGT IN DER NÄCHSTEN AUSGABE.

VON STADTARCHIVAR

RALF-RÜDIGER TARGIEL

Blick vom Karthäuserkloster auf die Stadt mitder zweitürmigen Marienkirche. Nachschnittum 1598 der erstmalig 1562 erschienenenStadtansicht. Quelle: Stadtarchiv

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[UNIon] Geschichte28

[UNIon]-Herausgeber:Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)Präsidentin Prof. Dr. Gesine SchwanISSN 0948-2903

Redaktion, Layout:Referat Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitANNETTE BAUER

Mitarbeit: JANA SCHWEDLER

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Texterfassung: KATRIN NOACK

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Redaktionsschluss für diese Ausgabe:15. Juli 2003

Druck: Fürstenberger Druck und Verlag GmbHEisenhüttenstadt

Auflage: 6 000 Exemplare[UNIon] erscheint vierteljährlich und wird kostenlos abgegeben.

Die Redaktion behält sich vor, Beiträgeund Leserbriefe sinnwahrend zu kürzen.

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Die Uni beim Festumzug zum 750. Stadtgeburtstag

Angelehnt an die „sieben freien Künste”– Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik, Dialektik,Rhetorik und Grammatik – hatte die studentische Projektgruppe „siebenart” unter der Leitungvon Jaqueline Köster ihre Beiträge zum 750. Geburtstag der Stadt Frankfurt (Oder) gestaltet. InPerson der „ViaDivas” tanzten die anmutigen Künste auf dem Festwagen, der die alte Almamater Viadrina (1506 - 1811) präsentierte. Später traten sie in der Marienkirche auf, in der Fest-tafeln für Studenten und Professoren zum Speisen einluden. Auch das Collegium Polonicum ent-bot seinen herzlichen Gruß. Und viele Mitarbeiter beteiligten sich an anderen Bildern des Fest-zuges, wie z. B. rechts Dr. Thomas Vogel. Uni-Präsidentin Gesine Schwan und Uni-Kanzler PeterStahl (Foto oben) stießen in der Marienkirche auf den gelungenen Festtag an. A. BAUER

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